Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
LI Liechtenstein, Liechtenstein, Liechtenstein, Liechtenstein, Liechtenstein, (esper.) Lihtenstejno
eXterne Wortlisten, (esper.) eksteruloj vortlistoj
XNBPN_ - Liechtensteiner Namenbuch - Personennamen

XNBPN_
historischerverein.li
Liechtensteiner Namenbuch
Personennamen

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Liechtensteiner Namenbuch

ONLINE - ONLINE mit Geodaten

Den Anstoss zur Gründung des Projekts «Liechtensteiner Namenbuch» gab im September 1980 das Referat «Die Schaffung eines Liechtensteiner Namenbuches. Ein landeskundliches und sprachwissenschaftliches Desiderat», das Hans Stricker, damals Redaktor am Dicziunari Rumantsch Grischun in Chur, anlässlich der Jahrestagung des Alemannischen Instituts der Universität Freiburg i. Br. in Vaduz gehalten hatte.
...


Erstellt: 2021-01

(E?)(L?) https://historischerverein.li/dateien/PNB%20Band%201.pdf

Band 1: Einführung, Quellen, Register


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Band 2: Vornamen, Rufnamen (Strukturübersicht), Kollektivnamen


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Band 3: Familiennamen A - K


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Band 4: Familiennamen L - Z


XNBPN1
Liechtensteiner Namenbuch
Personennamen 1

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Hans Stricker / Toni Banzer / Herbert Hilbe

LIECHTENSTEINER NAMENBUCH

Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein

Band 1

Einführung, Quellen, Register

Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein

Vaduz 2008
...
B. Abkürzungen und Zeichen

1. Allgemeine, werkspezifische und sprachwissenschaftliche Abkürzungen

a- alta.
a. O. am angeführten / angegebenen Ort (auf Stellenangaben in Texten bezogen)
Abl. Ableitung
Abl(at). Ablativ
abstr. abstrakt
adj. Adjektiv, adjektivisch
adv. adverbial
afrz. altfranzösisch
ahd. althochdeutsch
ait. altitalienisch
Akk. Akkusativ
akkad. akkadisch
alem. alemannisch
allg. allgemein
altengl. altenglisch
alteurop. alteuropäisch
afrz. altfranzösisch
altit. altitalienisch
altkymr. altkymrisch
altnord. altnordisch
altpers. altpersisch
altprovenz. altprovenzalisch
altsächs. altsächsisch
altschwed. altschwedisch
anl. anlautend
Anm. Anmerkung
aobdt. altoberdeutsch
aoeng. altoberengadinisch
aram. aramäisch
Art. Artikel
artr. alträtoromanisch
assyr. assyrisch
Aufl. Auflage
Ausg. Ausgabe
ausl. auslautend
bair. bairisch
baiuw. bajuwarisch
Bearb. Bearbeiter
bearb. bearbeitet
Bed. Bedeutung
bergell. bergellisch
bergschwd. bergschweizerdeutsch
bes. besonders
bet. betont
bret. bretonisch
bzw. beziehungsweise
cf. confer, vergleiche
Cop. Kopie
d. h. das heisst
dän. dänisch
Dat. Dativ
deprez. depreziativ, abschätzig
ders. derselbe
Dim. Diminutiv, Verkleinerungsform
dim. diminutivisch, verkleinernd
dol.lad. dolomitenladinisch
dt. deutsch
eigtl. eigentlich (von Bedeutungen;
Gegensatz zu figurativ)
engad. engadinisch
engl. englisch
erg. ergänzt
erw. erweitert
etym. etymologisch, die sprachliche
Herkunft betreffend
evtl. eventuell
f. feminin, weiblich
FamN Familienname
fem. feminin, weiblich
fig. figurativ, übertragen (von Bedeutungen; Gegensatz zu eigentlich)
FlN Flurname(n)
fol. folio
fränk. fränkisch (germ.-dt.)
franz(ös). französisch
frprov. frankoprovenzalisch
frühnhd. frühneuhochdeutsch
frz. französisch
gäl. gälisch
gall. gallisch
gaunerspr. gaunersprachlich
Gen. Genitiv
germ. germanisch
got. gotisch
gr. griechisch
gr.-lat. griechisch-lateinisch
griech. griechisch
hebr. hebräisch
hg. herausgegeben
hist. historisch
hl. heilig
HLFL Historisches Lexikon für das Fürstentum Liechtenstein
hochdt. hochdeutsch
hrsg. herausgegeben
Hs. Handschrift
HVFL Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein
i. e. S. im engeren Sinn
ibid. ibidem, ebendort
id. idem, dasselbe
idg. indogermanisch, indoeuropäisch
inl. inlautend
interj. Interjektion, Rufwort
intervok. intervokalisch (von zwischen zwei Vokalen stehendem Laut)
intr(ans). intransitiv (von Verben)
it. italienisch
Jg. Jahrgang
Jh(s). Jahrhundert(s)
jmd. jemand
JzB Jahrzeitbuch
kelt. keltisch
KF Kurzform
klat. klassisch-lateinisch
koll. kollektiv, Kollektivform
konkr. konkret
kons. konsonantisch
kroat. kroatisch
kymr. kymrisch
l. c. loco citato, am angeführten Ort
langob. langobardisch
lat. lateinisch
Lehnw. Lehnwort
lett. lettisch
liecht. liechtensteinisch
Lit. Literatur
loc. cit. loco citato, am angeführten Ort
lomb. lombardisch
m. maskulin, männlich
mask. maskulin, männlich
Mat. Material
Mda. Mundart
mda. mundartlich
mfrz. mittelfranzösisch
mhd. mittelhochdeutsch
mlat. mittellateinisch
mnd. mittelniederdeutsch
mundartl. mundartlich
N Nota, Anmerkung
n. neutral, sächlich
nd. niederdeutsch
nhd. neuhochdeutsch
niederdt. niederdeutsch
niederländ. niederländisch
Nom. ag. Nomen agentis
Nom. Nominativ
normann. normannisch
norweg. norwegisch
oberdt. oberdeutsch
oberit. oberitalienisch, norditalienisch
oberländ. oberländisch, Mundart des Liechtensteiner Oberlandes
oeng. oberengadinisch
oit. oberitalienisch
ON Ortsname
ONB Ortsnamenbuch
op. cit. opus citatum, zitiertes Werk
Orig. Original
part. perf. Partizip Perfekt
Part. Praes. Partizip Praesens
pejor. pejorativ, verschlechternd
Pl. Plural, Mehrzahl
PN Personenname(n)
poln. polnisch
Präp. Präposition
präp. präpositional
rätolat. rätolateinisch
Red. Redaktion, Redaktor
Reg. Register
rheinhess. rheinhessisch
rom. (räto)romanisch
rtr. rätoromanisch
rumän. rumänisch
RuN Rufname(n), Übernamen
russ. russisch
s. a. sine anno, ohne Jahr
s. v. sub verbo, unter dem Wort
S. Seite
s. siehe
schwäb. schwäbisch
schwd. schweizerdeutsch
schwed. schwedisch
scil. scilicet, nämlich, das heisst
sek. sekundär
sf. Substantiv feminin
Sg. Singular, Einzahl
SiN Sippschaftsname
slaw. slawisch
slowen. slowenisch
sm. Substantiv maskulin
sn. Substantiv neutral
sog. sogenannt
span. spanisch
spätlat. spätlateinisch
spätmhd. spätmittelhochdeutsch
spez. speziell, im besonderen
spor. sporadisch, zerstreut vorkommend
St. Sankt
sth. stimmhaft
stl. stimmlos
subst. Substantiv, substantivisch
surselv. surselvisch
sutselv. sutselvisch
syntakt. syntaktisch
talmda. talmundartlich (in Liechtenstein: nicht-walserisch)
TaufN Taufname(n)
tessin. tessinisch, oberitalienische lombardische Mundart des Tessin
tirol. tirolisch
topon. toponymisch, als Ortsname
toskan. toskanisch
tr(ans). transitiv (von Verben)
tschech. tschechisch
türk. türkisch
ÜN Übernamen
unbet. unbetont
unetym. unetymologisch
ungar. ungarisch
unterländ. unterländisch, Mundart des Liechtensteiner Unterlandes
urgerm. urgermanisch
urk. urkundlich
urslaw. urslawisch
urspr. ursprünglich
v. Verb, Tätigkeitswort
Verz. Verzeichnis
vgl. vergleiche
vlat. vulgärlateinisch, volkslateinisch
vlbg. vorarlbergisch
vorarlb. vorarlbergisch
VN Vorname
vok. vokalisch
volksetym. volksetymologisch
vordt. vordeutsch
vorgerm. vorgermanisch
vorrom. vorromanisch
vorröm. vorrömisch
vs. versus, gegenüber
walliserdt. walliserdeutsch
wals. walserisch
walserdt. walserdeutsch
walsdt. walserdeutsch
werdenb. werdenbergisch
westgerm. westgermanisch
Z Zeile
zit. zitiert
zlad. zentralladinisch (Dolomiten)
...
A. Glossar der sprachwissenschaftlichen Fachausdrücke

Im folgenden Glossar werden die im Werk verwendeten sprachwissenschaftlichen und sprachhistorischen Begriffe erläutert. Dabei wird darauf geachtet, die Erklärungen nach Möglichkeit so zu formulieren, dass sie auch einem nicht fachkundigen Publikum verständlich sein können.

Es wurde dazu hauptsächlich folgende Literatur verwendet:

Ablativ (lat. ABLATUS, zum Infinitiv AUFERRE 'wegtragen'): Indogermanischer, in der lateinischen Deklination erhaltener (die Trennung ausdrückender) Fall; Casus obliquus.

Ablaut: Systematischer Wechsel bestimmter Vokale in etymologisch verwandten Wörtern, z. B. zur formalen Kennzeichnung der Unterscheidung von Tempus- und Numerus bei starken Verben: singen - sang - gesungen; in unseren ON z. B. das Verhältnis von Stig m. und Steig m. (vgl. Stig Gamprin).

Ableitung: Wortbildungstyp (Wortbildung) mittels Beifügung an den Wortstamm oder durch Lautveränderung. Die Affixe sind entweder an den Stamm vorn angefügt (Präfixe; vgl. dt. unfein, Entlehnung) oder sie werden an den Stamm angehängt (Suffixe; z. B. in dt. Änderung, langsam; rtr. campatsch, oft zweifach: bottellina). Als Ableitung werden sowohl der Prozess als auch das Resultat dieser Wortbildungsart bezeichnet. Auch in der Namenbildung sehr wichtige Kategorie.

Ablenkung: Beeinflussung eines etymologisch undurchsichtigen Wortes oder Namens durch das Vorbild eines ähnlich klingenden vertrauten Wortes. Vgl. etwa im Volksmund verbreitetes Indentität (- Identität; unter dem ablenkenden Einfluss von Wörtern auf In-), oder Imfulenza 'Grippe' (mit offensichtlicher Anspielung an mda. ful 'träge, schläfrig', evtl. auch an Fulenzer 'Kanapee').

Abstraktum (lat. ABSTRACTUS 'weggezogen, verallgemeinert'): Substantiv, mit dem etwas Nichtgegenständliches bezeichnet wird (Gegensatz: Konkretum). Z. B. Eigenschaften (Fleiss), Zustände (Ruhe), Vorgänge (Bewegung), Gefühlsregungen (Liebe), Konzepte (Romantik) usw. Siehe auch unten Adjektivabstraktum.

Adjektiv (lat. ADJECTIVUM, Übersetzung von gr. epitheton 'das Hinzugefügte'): Eigenschaftswort. Wortart, die das zugehörige Substantiv hinsichtlich bestimmter Eigenschaften spezifiziert. Siehe auch Lokaladjektiv, Materialadjektiv.

Adjektivableitung: Ableitung von einem Adjektiv (Höhe von hoch), verbunden mit Wechsel der Wortart.

Adjektivabstraktum: Von einem Adjektiv abgeleitetes Wort (z. B. hochÐHöhe, tiefÐTiefe, breitÐBreite). In unseren ON etwa bei Wanghöhi Triesen, Teufibach Triesenberg, Breita Eschen. Siehe auch Ableitung und Abstraktum.

Adverb (lat. ADVERBUM 'zum Verb gehörig'): Umstandswort; nicht flektierbare Wortart, die der semantischen (bedeutungsbezogenen) Modifizierung von Verben, Adjektiven, Adverbialen und Sätzen dient. Es lassen sich unterscheiden: temporale (jetzt, seither), lokale (hierher, innen, oben, unten), modale (gern), kausale (folglich), Grad-, Massangaben ausdrückende (sehr, ziemlich) Adverbien. In Zusammenhang mit der Ortsnamenbildung stehen natürlich die Lokaladverbien im Zentrum: etwa in den rtr. adverbialen Umschreibungen d'suot 'unten, unterhalb gelegen' oder d'avant 'vorder, vorn gelegen' (in Gortelsort1 Triesen, - artr. Ýcüörn d' suot 'unteres Horn'; bzw. in Pradafant Vaduz, - artr. pra(u) d'avant).

Adverbialfügung: Satzglied, das einen lokalen, temporalen, modalen oder kausalen Umstand angibt. Eine lokale Umschreibung dieser Art ist selber zum ON geworden; vgl. Uber Ajäna Triesenberg.

Affix (lat. AFFIGERE 'anheften'): Beifügung an den Wortstamm; vgl. Präfix und Suffix.

Affrikate (lat. AFFRICARE 'anreiben'): Nicht-nasaler ( oraler) Verschlusslaut, bei dessen Artikulation der Verschluss der ersten Phase nur so weit gelöst wird, dass sich bei der zweiten Phase eine Reibung ergibt (also ts (gegenüber t), pf (gegenüber p), kch (gegenüber k). Agglutination (lat. AGGLUTINARE 'anleimen'): Verschmelzung, Verbindung des Artikels oder der Präposition mit dem Substantiv. Z. B. im ON Zoschg Vaduz (- t Sust 'die Suste'); wird hier häufig genannt namentlich in Zusammenhang mit dem (hauptsächlich in Werdenberg, Liechtenstein, im Walgau und am Walensee erscheinenden) Verhalten der deutschen Ortspräpositionen in und an vor romanischen ON: man vergleiche bei uns etwa in Aviols Balzers, Amisescha und Imperzaa Triesenberg, Iraggell Vaduz, Efiplanka Schaan, Wisanels Mauren. Das Phänomen ist aus der Konfrontation der in den beiden beteiligten Sprachen unterschiedlichen Intonationsstrukturen anlässlich der historischen Zweisprachigkeit des Raumes im Hochmittelalter ( Akzentrückzug, Akzentstruktur, Intonation) hervorgegangen.

Akkusativ (lat. ACCUSARE 'anklagen'): Der 4. Fall, "Wen-Fall", in der Deklination der Nomina ( Nomen). Vgl. auch Casus obliquus.

Akzent (lat. ACCENTUS, aus AD-CANTATUS 'der Dazugesungene'): Betonte Stelle ( Vokal, Silbe) im mehrsilbigen Wort. Üblich sind auch die Bezeichnungen Hauptton, Nebenton (wofür auch: Gegenton; siehe dazu gegentonig), Schwachton (für die unbetonte Stelle). Siehe auch Intonation.

Akzentrückzug: Verschiebung der Tonstelle im Wort auf eine vorangehende Silbe. In unserem Zusammenhang ist zu verweisen auf die (bis zum 12. Jh. wirksame) germanische Tendenz, den Akzent bei vordeutschen Wörtern und Namen auf die erste Silbe zurückzuziehen (BRIGÁNTIUM > Brége[n]z, CONSTÁNTIA > ChÇoschte[n]z); vgl. auch RuggÇell FL vs. RÇunkels Triesen. Das Phänomen der ahd. Akzentverschiebung ist in unserem verhältnismässig spät germanisierten Raum nicht mehr voll zur Durchführung gekommen; als Spätfolge (also in ursächlichem Zusammenhang) entstand in Teilen Unterrätiens die hybride Klasse der romanischen ON mit agglutinierter deutscher Präposition (siehe Agglutination).

Akzentstruktur: Die Art, wie ein Wort oder Name (oder grössere Einheiten) betont werden. Man unterscheidet Haupt- und Nebenakzente sowie tonschwache, unbetonte Stellen. Siehe Akzent, Intonation.

Akzentverlagerung: Verschiebung der Tonstelle in einem mehrsilbigen Wort auf eine andere Silbe ( Akzent, Akzentrückzug). Ein neuerdings eingetretener Fall ist der ON Spanç]a Vaduz, das jünger SpÇania betont wird.

Akzentwechsel: Siehe Akzent, Akzentverlagerung.

alemannisch: Oberdeutsche Mundart, sie wird aufgeteilt in schwäbisch, hochalemannisch (deutsche Schweiz, südliches Elsass und Südhang des Schwarzwalds), niederalemannisch (nördliches Elsass, Raum Basel, teilweise Baden) und Höchstalemannisch (bei uns durch die Triesenberger Walsermundart vertreten). Die Talmundarten gehören zum Hochalemannischen mit niederalemannischen Elementen.

Alpenmundart: Mundart, die im Alpenraum gesprochen wird.

altengadinisch: Historische Variante des Bündnerromanischen, wie sie im Engadin gesprochen und geschrieben wurde. Die Anfänge der engadinischen Schriftsprache gehen ins 16. Jh. zurück.

Alternanz (lat. ALTERNARE 'abwechseln'): Der regelmässige Lautwechsel bei etymologisch zusammengehörigen Wörtern auf synchroner Ebene (siehe Synchronie).

althochdeutsch: Durch die Zweite Lautverschiebung aus dem Germanischen ausgegliederte erste belegte Stufe des Deutschen. Zeitlich von Beginn der schriftlichen Überlieferung im 8. Jh. bis 1050.

alträtoromanisch: a) Ältere Sprachstufe des Bündnerromanischen bzw. Rätoromanischen: das 16./17. Jh. (sofern mit Bezug auf das Entstehen eines rätoromanischen Schrifttums in Graubünden). - b) Bei erweiterter Sicht auf die im Frühmittelalter viel grössere Verbreitung der rätoromanischen ("churwälschen") Sprache über den ganzen Raum des historischen Churrätien (zwischen Bodensee und Alpenkamm): die entsprechende, fast nur über Geländenamen (und Reliktwörter) bezeugte Frühform der Sprache.

altromanisch: In unserem Zusammenhang identisch mit alträtoromanisch. Sonst auch auf die Frühformen anderer romanischer (neolateinischer) Sprachen zu beziehen.

analogisch (gr. analogia 'richtiges Verhältnis, Ähnlichkeit'): Gleichartig, ähnlich, entsprechend.

anekdotisch: In der Art einer Anekdote überliefert, nämlich in knapper Form, oft witzig pointiert, von merkwürdigen oder als "typisch" empfundenen Begebenheiten. Anekdotische Begebenheiten können bei ON und PN (Rufnamen) zu Namenbildungen Anlass geben.

Anlautkürzung: Kürzung eines Wort- oder Namenkörpers im Anlautbereich, also am Wortanfang, z. B. wenn aus einem ursprünglichen ON Salums Gamprin eine Kurzform (ein Rumpfname) Lums entsteht, oder wenn der Vorname Notkerus zu Cheris wird; oder auch Brennta Triesenberg (- *Verbrennta).

Anlautschwächung: Lautliche Reduktion eines Wort- oder Namenkörpers im Anlautbereich, also am Wortanfang; so vielfach bei romanischen ON in deutschem Mund; vgl. Matiola Balzers (- rtr. muntiola), Gapetsch Schaan (rtr. campatsch).

Anlautsilbe: Erste Silbe eines Wortes oder Namens.

Anlautverhärtung: Übergang eines "weichen" Konsonanten am Wortanfang in einen "harten" (etwa p aus b, k aus g, t aus d); z. B. mhd. b¯ure 'Bauer' > mda. Pur, oder der ON Pleiss Balzers - rtr. bleis.

Anlautwechsel: Austausch eines Wortanfangs durch einen andern. Erscheint etwa im Vergleich des ON Magrüel Triesen mit dessen altromanischer Ursprungsform nugarüöl 'Nussbäumchen'.

Aphärese (gr. aphairesis 'Lautschwund'): Vorgang und Ergebnis des Wegfalls von anlautenden Vokalen, Konsonanten oder Silben, z. B. dt. Otter aus Natter, raus aus heraus.

Apokope: Auslassung der Endsilbe, des Auslauts oder des letzten Buchstabens in einem Wort (mhd. wonunge > nhd. Wohnung).

Appellativ (lat. APPELLATIO 'Benennung'): Sachwort, Gattungswort. Appellativa bezeichnen eine ganze Gattung gleichgearteter Dinge oder Lebewesen und zugleich jedes einzelne Wesen oder Ding dieser Gattung (Tisch, Baum, Pferd, usw.). Die Gesamtheit der Appellativa einer Sprache wird Appellativwortschatz genannt. Die Kategorie "Wort" (nomen appellativum) wird herkömmlich als Gegensatz zur Kategorie "Name" (nomen proprium) aufgefasst: sie bilden ein zweigliedriges Begriffspaar ( Dichotomie), das sich gegenseitig ergänzt und auf einander bezogen ist.

Apposition (lat. APPONERE 'hinlegen', APPOSITIO 'Zusatz'): Beisatz; substantivisches Attribut, das im Kasus mit seinem Bezugswort meist übereinstimmt. In unseren Namen (ON oder PN) siehe etwa ÄMarkt Liechtenstein Vaduz (Markt als Apposition), oder Bascha Welti Mauren (wo in der Verbindung von Vor- und Familienname der Nachname historisch als Apposition zu werten ist).

appositionell: Als beigefügtes substantivisches Attribut.

Artikel (lat. ARTICULUS 'Gelenk'): Begleiter des Substantivs, der dieses in bestimmter Weise kennzeichnet. Man unterscheidet den bestimmten und den unbestimmten Artikel (der Mann, die Frau, das Kind; ein Mann, eine Frau, ein Kind).

Artikulation (lat. ARTICULARE 'deutlich aussprechen'): Der Vorgang des Redens; physiologische Bewegungen beim Modifizieren des Luftstroms während der Produktion von Sprachlauten unter Verwendung der Sprechwerkzeuge (Atemapparat, Kehlkopf, Nasenhöhle, Mundhöhle mit Zunge, Lippen, Zäpfchen, Zähnen).

Artikulationssystem: Gesamtheit der Vorgänge, die die Sprachlaute erzeugen.

artikulatorisch: Bezogen auf die Aussprache, auf die zur Bildung von Sprachlauten willentlich gesteuerten und koordinierten Bewegungen der Sprechwerkzeuge.

Aspirierung (lat. ASPIRARE 'Luft aushauchen'): Behauchung eines Verschlusslautes (etwa bei ph , th , kh ).

Assimilation (lat. ASSIMILATIO 'Gleichstellung'): Angleichung eines Lautes an einen benachbarten Laut (teilweise oder ganz; Vorgang und Ergebnis) in bezug auf ein oder mehrere Merkmale. Im ON Böpme Planken hat sich (aus dem wals. Diminutiv *Bödme) das d an das m assimiliert (> -Úpm-).

asyndetische Verbindung (gr. a- als Negation und syndein 'zusammenfügen'): Verbindung von sprachlichen Ausdrücken (Wörtern, Syntagmen, Sätzen) ohne Präposition; so etwa in artr. camp rin anstatt camp d' rin (woraus der ON Gamprin FL).

Attribut (lat. ATTRIBUERE 'zuteilen, zuweisen'): Aus dem Blickwinkel des Satzbaus nicht notwendige Anreicherung eines Satzglieds, besonders eines Satzgliedkerns; Gliedteil, Beifügung, nähere Bestimmung. Vgl. Apposition.

Augmentativbildung (lat. AUGMENTARE 'vermehren'): Ableitung von Substantiven mittels bestimmter Suffixe, die eine Vergrösserung des ursprünglich bezeichneten Gegenstandes anzeigen; vgl. den ON-Typ Gaschlo Schaan, Gaschlun Eschen, der auf artr. castellun 'grosses Schloss' (zu castiel m. 'Schloss', mittels des lat. Suffixes -ONE) gehört (analog auch Schalun Vaduz); entsprechend etwa auch it. naso vs. nasone 'grosse Nase'.

Auslaut, sekundärer -: Nicht ursprünglicher Auslaut (Schlusslaut) eines Wortes. Der ON Prad Balzers ist aus artr. prada koll./f. 'Wiesland' hervorgegangen; durch den Abfall von -a ist das -d des Namens sekundär in Auslautstellung geraten. Umgekehrt: Bartledura Schaan (falls zu artr. *bottel dur) hat zur Zeit des Sprachwechsels das heutige auslautende -a sekundär erhalten.

auslautend: Am Silben- oder Wortende stehend.

Auslautverhärtung: Übergang eines "weichen" Konsonanten am Wortende zu einem "harten" (etwa -g > -k, -b > -p).

Bedeutungsübertragung: Durch Vergleich entstandener Übergang einer Bezeichnung in eine andere Kategorie; etwa das Entstehen eines Flurnamens Brosttuech (Schaan, Planken) anscheinend durch Vergleich der Parzellenform mit der Form des Kleidungsstücks.

Bergmundart: Mundart im Berggebiet, in den Alpen (Genaueres hängt vom Sachzusammenhang ab).

Bestimmungsteil: Siehe Bestimmungswort; nur besteht hier der hinzugefügte Teil aus mehr als einem Wort. Im ON Sepp Fegers Höres (Triesen) ist PN Sepp Feger Bestimmungsteil zu Höres. Bestimmungswort: Teil eines zusammengesetzten Wortes ( Kompositum), der das Grundwort näher bestimmt. Im Kompositum Heuwiese f. wird das Grundwort Wiese durch das Bestimmungswort Heu näher bestimmt.

Betonung: Siehe Akzent.

Bilabial (lat. LABIUM 'Lippe'): Nach dem Artikulationsorgan und -ort (Unter- und Oberlippe) bezeichneter Sprachlaut (etwa b, p, m).

blasphemisch: Gotteslästerlich. Etwa im volkstümlichen Ausruf Härgoless!: dieser soll den lästerlichen Gebrauch des Namens Gottes ("Herrgott...!") verhüllen. Vgl. auch Euphemismus.

Brechung: Bildung eines Zwielautes oder Diphthongs aus einem einfachen Vokal in bestimmter Umgebung: etwa mhd. -¯u- > /-u¼-/ im ON ÄSchluach (Triesenberg); oder /i/ vor /r + Kons./ > /i¼/ im ON Bierka (Mauren, Schellenberg).

Casus obliquus (lat. OBLIQUUS 'schräg'): Eigentlich "schräger Fall"; Bezeichnung für jeden grammatischen Fall, der vom Verb abhängig ist (im Unterschied zum Casus rectus); also Genitiv, Dativ, Akkusativ, Ablativ und Vokativ.

Casus rectus (lat. RECTUS 'gerade'): Eigentlich "gerader Fall"; Bezeichnung für den Nominativ im Unterschied zur Gesamtheit der obliquen Fälle ( Casus obliquus). Die Unterscheidung zeigt sich etwa im Nebeneinander von lat. CÚLMEN (C. rectus) > rtr. cuolm (S) 'Berg' und lat. CÚLMINE (C. obliquus) > rtr. cuolmen (Eb) 'Bergübergang'.

Dativ (lat. DARE 'geben'): Der 3. Fall ("WemFall"); vgl. auch Casus obliquus.

Deglutination (lat. GLUTINARE 'leimen'; Gegensatz zu Agglutination): (Falsche) Abtrennung eines Wortanlautes. Wegfall anlautender Vokale, Konsonanten oder Silben. Allenfalls im ON-Typus Rappastein (- *ge[n] Rappastein aus einem umgedeuteten *Grappastein, sofern zu rtr. crap).

Deklination (lat. DECLINARE 'abbiegen'): Flexionsweise von Substantiv, Artikel, Adjektiv, Numerale und Pronomen, die hinsichtlich Kasus, Genus und Numerus dekliniert werden.

Denominativum: Ableitung von einem Substantiv ( Nomen), z. B. steinern, märchenhaft, asphaltieren, bereifen, Menschheit.

Dental (lat. DENTES 'Zähne'): Konsonant, der an den oberen Schneidezähnen mit der Unterlippe oder der Zungenspitze, bzw. mit der Zunge zwischen den Zähnen gebildet wird.

depreziativ (lat. DEPRETIARE 'verringern, herabwürdigen'): Abschätzig, herabmindernd, geringschätzig. Siehe auch Pejorativ. Das rtr. Suffix -atsch hat vergröbernde, insofern herabmindernde Funktion: artr. campatsch m. 'grosses, nicht schönes Feld' ist im ON-Typ Gapetsch Schaan erhalten.

Desonorisierung (lat. SONARE 'klingen'): Auch Entsonorisierung. Überführung eines stimmhaften in einen stimmlosen Laut. Begriffliches Gegenstück zu Sonorisierung. Etwa wenn im Rätoromanischen stimmhaftes /-dz/ beim Übergang ins Alemannische (und namentlich im sekundären Auslaut) zu stimmlosem /-ds/ wird: Vgl. etwa im ON Pralawisch Balzers.

Deverbalbildung: Wort der nominalen Klasse ( Substantiv, Adjektiv), das aus einem Verb abgeleitet wurde; z. B. essbar - essen, Vernehmung - vernehmen, zappelig - zappeln. Zum Verb alem. tschuderen 'stark und geräuschvoll fliessen' entstand die Ableitung Tschuder m. 'Sturzbach, Springquell', wozu ON wie Demmeratschoder Triesen.

Diachronie (gr. dia 'durch' und chronos 'Zeit'): Die historische Sprachwissenschaft, die sich mit der Entwicklung einer Sprache über längere Zeit befasst. Diachronie bezieht sich auf Veränderung eines Sprachzustandes in einem bestimmten Zeitintervall; dies im begrifflichen Gegensatz zur Synchronie, die sich auf das Verhältnis zwischen Einzelelementen auf der Achse der Gleichzeitigkeit bezieht.

Dichotomie (gr. dichotomÇ]a 'Zweiteilung'): Zweigliedriges komplementäres (d. h. sich gegenseitig ergänzendes und aufeinander bezogenes) Begriffspaar (wie Wortform und Wortinhalt, Name und Wort).

Diminutiv (lat. DIMINUERE 'abnehmen'): Verkleinerungsform; Ableitung (etwa durch alem. -li, dt. -chen; rtr. -ina, -etta), wodurch eine reduzierte, verkleinerte Form des im Stamm bezeichneten Objekts gekennzeichnet wird.

Diminutivsuffix: Morphologisches Element (siehe Morphologie), das zur Bildung von Verkleinerungsformen an Substantiven angehängt wird.

Diphthong (gr. dÇ]phthongos 'zweifach tönend'): Auch: Zwielaut. Vokalsequenz (au, ei, äu, ie, uo, usw.) mit gleitendem Übergang zwischen zwei artikulatorisch und akustisch unterschiedlichen, aber zeitlich nicht abgrenzbaren Vokalstellungen. Es wird zwischen fallenden (Çei, Çau) und steigenden (ÄÇa, ®Ço) Diphthongen unterschieden.

Diphthongierung: Lautveränderung, bei welcher einfache (lange) Vokale zu Diphthongen werden. Die im 12. Jh. von Kärnten ausgehende sog. Neuhochdeutsche Diphthongierung wandelt mhd. ¯], ¯u, iu (= ü) zu ei, au, eu um: mhd. m¯]n niuwez h¯us > nhd. mein neues Haus. Das Gegenstück ist die Monophthongierung.

Dissimilation (lat. DISSIMILIS 'unähnlich'): Der Assimilation entgegengesetzter Prozess, wo benachbarte phonetisch ähnliche Laute einander im Hinblick auf grössere Deutlichkeit unähnlicher gemacht werden. Findet sich häufig bei Liquiden; vgl. mhd. mörter > nhd. Mörtel ( Liquiddissimilation). In ON treffen wir etwa die Fälle: Falknis Triesen (- artr. falclas 'Sicheln'), Parsüla Triesenberg (- artr. prasüra 'Neurodung') ÄChorholz Triesenberg (- Cholholz).

Distanzform: Form eines Personennamens, die eine emotionale Distanz zum Benannten ausdrückt; z. B. mda. P¯etsch für Peter; Häns für Hans; älter Böler für Paul, Üeler für Ueli; vgl. in ON: Böler Eschen (- *des Bölers Gut), Ölersegg Balzers (- *Üeler).

Doppelableitung: Ableitung eines Wortstammes durch zwei nacheinander folgende Suffixe; so etwa artr. *bottellina f. 'Hügelchen' zur Grundform rtr. bot m. 'Hügel' mittels der beiden lat. Suffixe -ELLU und -INU (> ON ÄBatlin Mauren, woraus der FamN Batliner und der heutige FlN Batlinerfeld). Vgl. auch den ON Gapluem Triesen (- CAMPU + -á ELLU + -¯ONE).

Dual (lat. DUALIS 'zwei enthaltend'): Teilkategorie des Numerus zur Bezeichnung von paarweise auftretenden Elementen im Unterschied zu Einzelelementen ( Singular) und mehr als zwei Elementen ( Plural). Dt. jeder war älter dualisch ('beide von zweien'), was heute mit jedweder bezeichnet wird. Vgl. den ON Jederfeld Gamprin.

Eindeutschung: Übernahme einer Wort- oder Namenform ins Deutsche. Alle vordeutschen Namen unseres Raumes sind über einen formalen Anpassungsprozess in die alemannischdeutsche Volkssprache integriert worden.

Einwohnername: Bezeichnung der Bewohner eines Gebietes (etwa Bärger 'Triesenberger'; Vadozner 'Vaduzer'; oder, scherzhaft vom Oberland her, Tschügger 'Unterländer').

Ellipse (gr. elleipsis 'Mangel'): Auslassung, Ersparung von Redeteilen, die aufgrund von Satzbauregeln oder lexikalischen Eigenschaften eigentlich notwendig sind und nun im Wortlaut und dem Sinn nach aus dem unmittelbaren sprachlichen Zusammenhang heraus rekonstruiert werden (der Ausdruck gilt für den Vorgang und für dessen Ergebnis). So auch in Namenformen mit fehlendem bzw. abgefallenem Grundwort (etwa: ON Michel Öhri Gamprin für *des Michel Öhris Gut).

elliptisch: Mittels einer Ellipse gebildet.

Emphase, emphatisch (gr. Çemphasis 'Nachdruck'): Nachdrückliche Betonung; die Aussage durch sprachliche Mittel verstärkend. Etwa im ON Sauloch Balzers (für: 'steiles, unzugängliches Loch').

Endsilbenvokal: Vokal der letzten Silbe eines Wortes oder Namens.

Entnasalierung: Verlust alter Nasalierung in der Aussprache (eines Vokals; etwa mda. oberländ. /dst¯m/ 'Stein', also ohne nasale Färbung, aus älterem /dstëm/).

entpalatalisiert: Veränderte Artikulation eines ursprünglich im vorderen Gaumen ( Palatal) gebildeten Lautes (etwa wenn der rtr. palatale Laut /Ýc/ mit der Verdeutschung zu /k/ wird). So etwa der ON-Typ Poschka Triesen, Boschga Maienfeld (usw.), aus rtr. bostga koll. 'Gesträuch' (/bÇ¡dscÝ ½/); oder Arg Triesen (- */Çark½/ - artr. /ÇarcÝ ½/), Finne Balzers (- rtr. vigna /vÇ]ãn½/), Valüna Triesen (- artr. valüglia /valîuº½/), Fanola Schaan (-artr. vignola /viãnÇol½/).

Entrundung: Prozess und Ergebnis des Wegfalls der Lippenrundung bei ursprünglich gerundeten (Vorderzungen-) Vokalen (etwa: ü > i; ö > e).

Entsonorisierung: Auch Desonorisierung. Begriffliches Gegenstück zu Sonorisierung.

Entvelarisierung: Nach vorn verlagerte Artikulation eines ursprünglich im hinteren Gaumen mit dem Gaumensegel (Velum) gebildeten Lautes (etwa /n/ - /¾/). Vgl. den ON Gapluem Triesen (- artr. camp lung 'langes Feld').

Epenthese (gr. epÇenthesis 'Einfügung'): Lauteinschaltung ohne etymologischen Grund; Einfügung von Vokalen oder Konsonanten als Gleitlaute zwischen Konsonanten im In- oder Auslaut. Z. B. das d in alem. Solder m. 'erhöhter Platz vor der Haustüre' (- mhd. solre); oder dt. hoffentlich.

Epithese (gr. epÇ]thesis 'Anfügung'): Anfügung eines etymologisch nicht begründeten Lautes an ein Wort (vgl. mhd. nieman > nhd. niemand; frz. (vin) sec > dt. Sekt). Vgl. hiezu etwa die ON ÄLobert Schellenberg (- Lober 'Ort, wo Laub gesammelt wird') und Gschind Triesenberg (- artr. *curtitschin, zu cuort 'Hof').

Erbwort: Wort, das in allen Vorstufen einer Sprache bereits vorhanden war (etwa: dt. Vater, Mutter); dabei ist die Unterscheidung von Erbwort und Lehnwort von der zeitlichen Erstreckung der Beobachtung und vom etymologischen Forschungsstand abhängig. Frühe Entlehnungen des Germanischen aus dem Keltischen können vom nhd. Standpunkt aus als Erbwörter angesehen werden (z. B. Reich n.).

Erstsilbenbetonung: Akzent des Wortes auf der ersten Silbe; typisch für die deutsche Sprache; hierzulande namentlich im Vergleich zu den von ihr aufgenommenen vordeutsch-romanischen Relikten in Wortschatz und Namenwelt. Vgl. oben Akzentrückzug.

Etymologie (gr. etymos 'wahr' und logos 'Wort'): Lehre von Herkunft, Grundbedeutung, formaler und inhaltlicher Entwicklung der Wörter (und Namen) einer Sprache sowie ihrer Verwandtschaft mit Wörtern gleichen Ursprungs in anderen Sprachen; im Einzelfall die Zurückführung eines Wortes (oder Namens) auf ein (mit Hilfe von Lautgesetzen rekonstruiertes) Etymon.

etymologisch: Die Herkunft eines Wortes (oder Lexems) betreffend.

Etymon: Grundbedeutung bzw. ursprüngliche Form eines Wortes. Vgl. Etymologie.

Euphemismus (gr. euphemÇ]a 'andächtiges Schweigen'): Durch gesellschaftliche, ideologische oder religiöse Konventionen entstandene Formen beschönigender, "verhüllender" Ausdrucksweise, z. B. dahingehen, einschlafen, heimgehen u. a. für 'sterben'. Häufig im Zusammenhang mit der Verharmlosung blasphemischer Ausdrücke: Gugger m. für 'Teufel'; Sackzement, Sack und Bändel usw. als Kraftausdruck.

Explosivlaut: Sprenglaut. Laut, der durch das plötzliche (explosionsartige, nach aussen gerichtete) Lösen eines Totalverschlusses realisiert wird (etwa p, t, k).

Faktitiv (lat. FACTIO 'Tun, Handeln'): Verb, das ein Bewirken von Zuständen ausdrückt, z. B. bleichen 'bleich machen', befreien 'frei machen'.

Fernassimilation: Artikulatorische Angleichung ( Assimilation) von Lauten, die im Wort nicht direkt aufeinanderfolgen. Hierher ON Elelee Balzers (wenn aus urspr. Elawena: /-lÐw/ > /-lÐl-/).

figurativ: Bildlich (vom Wortsinn). Gegensatz zu: eigentlich.

flektivisch: Auf die Flexion, die Wortbeugung, bezogen.

Flexion (lat. FLEXUM 'Gebogenes'): Bestimmende Eigenschaft der sog. flektierenden Sprachen (wozu der indogermanische Sprachstamm gehört), wo die Lexeme der "grossen" Wortklassen der Substantive, Verben und Adjektive sowie Pronomina und Numeralia je nach ihrer Funktion im Satz unterschiedlicher morphologischer Abwandlung in bezug auf Deklination ( Genus, Kasus, Numerus) oder Konjugation (Person, Numerus, Tempus, Modus), unterworfen sind. Die Abwandlung erfolgt durch Verändern des Stamms ( Ablaut) und/oder durch Affixe.

Flexionsmorphem: Morphem, das die grammatischen Beziehungen im Satz ausdrückt (etwa Pluralmorphem -n in: KatzeÐKatzen, oder Verbalendung in: singenÐsingst).

Fortis (lat. FORTIS 'stark'): Starker Konsonant, der mit hoher Intensität gesprochen wird; das Gegenstück ist die Lenis. Vgl. etwa in den Paaren p-b, t-d, k-g.

Fortisanlaut: Erster Laut eines Wortes oder einer Silbe, der eine Fortis ist.

Fortisierung: Verhärtung einer ursprünglichen Lenis (b > p, d > t, g > k). Vgl. mhd. b¯ure 'Bauer' > mda. Pur.

Fortisokklusiv: Starker Verschlusslaut; Okklusiv, der als Fortis gesprochen wird.

frankoprovenzalisch: Sprachbezeichnung für das Idiom, das im galloromanischen Sprachraum neben den beiden grossen Blöcken des Nordfranzösischen im Norden und des Provenzalischen oder Okzitanischen im Süden gesprochen wird. Die frankoprovenzalischen Dialekte umfass(t)en den Raum der welschen Schweiz (ohne den Nordjura) sowie die angrenzenden Gebiete Ostfrankreichs sowie, in Italien, Aostatal und Randgebiete von Piemont.

Fremdsuffix: Suffix aus einer andern Sprache. Hierher der walserische dim. ON Alpelti (falls über ein *Alpetli aus romanisch alpetta).

Frikativ (lat. FRICARE 'reiben'): Reibelaut. Nach der Artikulationsart bezeichneter Sprachlaut, der mit Luft gebildet wird und bei dem es in der Mundhöhle mindestens eine Enge gibt, an der die ausströmende Luft eine Reibung erzeugt (etwa die Laute f, s, ch).

Fugenelement: Zwischen den beiden Teilen einer Wortzusammensetzung eingefügtes verbindendes (mittlerweile funktionsloses) Element (vgl. Wochenende, Hilfsmittel, Dreijahresvertrag, Kindesbeine, Kindskopf, laienhaft, hoffnungslos).

gallisch: Auf dem europäischen Festland in der Antike weit verbreitete Variante des Keltischen.

galloromanisch: Zweig der romanischen oder neolateinischen Sprachen, der hauptsächlich auf dem Boden Frankreichs gesprochen wird. Zum Galloromanischen werden das Nordfranzösische, das Okzitanische oder Provenzalische (im Süden) und das Frankoprovenzalische (im Osten) gezählt; typologisch näher steht der Gruppe auch das Katalanische Nordostspaniens.

Gegensatzbildung: In unserem Fall Bildung eines Namens als begrifflicher Gegensatz zu einem vorher bestehenden, etwa der junge ON Churza Stei Triesenberg zum örtlich benachbarten, alt bezeugten Lenga Stei.

gegentonig: Begriff in Zusammenhang mit der Betonungsstruktur eines mehrsilbigen Wortes: Es werden dort Haupttonstelle ( Hauptton) und Neben- (oder Gegen-)tonstelle (vgl. Nebenton) sowie schwachtonige bzw. unbetonte Silben unterschieden ( Akzent). Der Ortsname Gebhardskrüzle (Schaan) hat die Betonungsstruktur GegentonÐSchwachtonÐHaupttonÐSchwachton.

Genitiv (lat. GENETIVUS 'die Herkunft bezeichnend): Der 2. Fall ("Wes-Fall"). Vgl. Casus obliquus.

Genitivmorphem: Endung, die beim Wort den Genitiv anzeigt (etwa Mann-Mannes). Im Namen Dieplatza Ruggell ist eine alte Genitivform (hier möglicherweise in hybrider Deklinationsform) erstarrt erhalten (vgl. zum ON Dieplatza hier auch unter Kontamination).

Genus (lat. GENUS 'Art, Klasse'): Das grammatische Geschlecht: Maskulinum, Femininum, Neutrum.

Genuswechsel: Wechsel des grammatischen Geschlechts bei einem Wort.

Gemination (lat. GEMINATIO 'Verdopplung'): Vorgang und Ergebnis der Verdopplung von Konsonanten. Ein (zweigipfliger) Doppelkonsonant wird Geminate genannt.

germanisch: Sprachzweig des Indogermanischen, der sich von den übrigen idg. Sprachen durch die Erste Lautverschiebung sowie durch die Festsetzung des freien idg. Akzents auf die Stammsilbe unterscheidet.

Graphie (gr. graphein 'schreiben'): Schreibung. Die besondere Art, einen Text oder ein Textstück zu schreiben oder zu drucken. Die Schriftcharakteristika eines Textes.

Grundwort: Teil einer Wortzusammensetzung ( Kompositum), welcher (als Kernelement) durch das Bestimmungswort näher bestimmt wird. Im Kompositum Heuwiese f. wird das Grundwort Wiese durch das Bestimmungswort Heu näher bestimmt. Das Genus des Grundworts ist zugleich Genus des Kompositums.

halbappellativisch: Von einem Ausdruck, der in der Verwendung zwischen Sachwort ( Appellativ) und Name steht. Vgl. hier ON Langwiliga Weg Vaduz.

haplologisch (gr. haploos 'einfach' und logos 'Wort'): Phonetische Reduktion von zwei aufeinanderfolgenden Lautsequenzen innerhalb eines Wortes, etwa nhd. Zauberin f. (für eigentliches Zauber-er-in). Bei uns z. B. der ON Kretzera Mauren (- *Kretzer-era).

Hauptton: Begriff in Zusammenhang mit der Betonungsstruktur eines mehrsilbigen Wortes. Es werden dort Haupttonstelle und Neben- (oder Gegen-)tonstelle sowie zusätzlich schwachtonige bzw. unbetonte Silben unterschieden ( Akzent). Der ON Gebhardskrüzle (Schaan) hat die Betonungsstruktur GegentonÐSchwachtonÐHaupttonÐSchwachton.

Hebung: Lautveränderung im Vokalbereich, die sich aus einer Veränderung des Artikulationsortes durch höhere Zungenlage ergibt (etwa e > i, ä > e, o > u).

Hiatus (lat. HIATUS 'Kluft'): Das Zusammentreffen zweier Vokale zwischen zwei Wörtern ("wollte er") oder zwischen zwei Silben (Zoologie).

Hiatusdiphthongierung: Lautveränderung, bei der der erste von zwei im Hiatus aufeinandertreffenden Vokalen diphthongiert ( Diphthongierung) wird (etwa älter hochalem./wals. schni(j)en > talmundartl. schnejen). Vgl. auch den ON ÄBreierwingert Mauren (/prÇnļr/ - */prç]ļr/ - /prÇ]or/).

hiatustilgend: Den Hiatus aufhebende Wirkung eines unorganisch zwischen die Vokale eingeschobenen Konsonanten. Vgl. ON ÄWeiger Mauren (- mhd. wiger, Nebenform zu w¯]er 'Weiher').

hochdeutsch: a) Als Gegensatz zur Bezeichnung niederdeutsch ein sprachgeographischer Begriff (der Süden des deutschen Sprachraumes). - b) Daneben auch volkstümlich als Gegensatz zu Dialekt.

Hochsprache: Allgemeinverbindliche, genormte Sprachform einer Sprachgemeinschaft; steht über Dialekten, Umgangssprache, Sonder- und Gruppensprachen. Auch Standardsprache genannt.

Hochzungenvokal: Vokal, bei dessen Artikulation die Zunge eine erhöhte Position im Mundraum einnimmt (i, ü, u).

homophon (gr. homos 'gleich' und phon¯e 'Stimme, Laut'): Gleichlautend, jedoch unterschiedlich in Orthographie und Bedeutung (mehrÐMeer, LehreÐLeere).

homorgane Laute (gr. homos 'gleich' und organos 'Werkzeug'): Sprachlaute, die am gleichen (oder fast gleichen) Artikulationsort gebildet werden, z. B. die Bilabiale b, p, m; oder die Dentale d, t, n.

hybride Form (gr.-lat. HYBRIDA 'Mischling'): Zusammengesetztes oder abgeleitetes Wort (bzw. Name), dessen Einzelelemente aus verschiedenen Sprachen stammen; bei uns etwa der ON Tröxle, wo einem ursprünglich romanischen Namen *Trox eine deutsche Verkleinerungsendung (-le) angehängt wird. Entsprechend bei ÄBängsle Ruggell. Hybrid wäre auch Eieracker Triesen (falls Eier- aus artr. *air 'Acker', Acker also übersetzt), oder ÄPradwesa Balzers (Wesa als Übersetzung von rtr. prada!).

hyperkorrekt (gr. hyper 'über, übermässig'): Durch falschen Analogieschluss, durch übertriebene Anpassung an eine als vorbildlich angesehene sprachliche Norm (phonetisch oder grammatisch jedoch falsch) gebildete Form (z. B. dt. anderst anstelle von anders, oder bei falschen Verhochdeutschungen in älteren Namenschreibungen: Vgl. dazu etwa ON SarÇeis Triesenberg, älter Serris (!); in einer Schreibung *SÇeriser Grat (oder ähnlich) ist (wohl von fremden Kartographen) das -i- als Tonvokal missverstanden ("SerÇ]ser") und hyperkorrekt zu -ei- diphthongiert, also "verhochdeutscht" worden.

Implosiv (lat. PLAUDERE, PLODERE 'klatschen'): Laut, der durch das nach innen gerichtete Lösen eines Totalverschlusses realisiert wird (etwa Úp, ût in den Verbindungen Úpm, ûtn). Vgl. ON Hopmasbünt Balzer.

indogermanisch: Sprachstamm mit ca. 140 Einzelsprachen im eurasischen Raum. Klammerform der vollständigen Bezeichnung Indo-[irano-armeno-graeco-latino-slavo-balto-romano-celto]-Germanisch. Wird auch als "indoeuropäisch" bezeichnet.

infinite Verbform: Nicht konjugierte Form des Verbs (im Deutschen der Infinitiv und das Partizip).

Infinitiv (lat. INFINITUS 'unbegrenzt'): Die Grundform des Verbs.

Intensivbildung: Mittels bestimmter Ableitungsmittel gebildete Ausdrücke zur Bezeichnung der Intensivierung des im Grundverb ausgedrückten Vorgangs (raufen vs. rupfen, wanken vs. schwanken).

Interferenz: (lat. INTERFERRE 'dazwischentragen'): Vorgang und Ergebnis jeglicher Form von Kontakt zwischen verschiedenen Sprachen.

Interjektion: (lat. INTERIECTIO 'Dazwischenwerfen'): Wortart; Gruppe von Wörtern, die zum Ausdruck von Empfdingungen, Flüchen und Verwünschungen sowie zur Kontaktaufnahme dienen (Au! Verflixt! Hallo!).

intervokalisch: Stellung eines (konsonantischen) Lautes zwischen zwei Vokalen (etwa des -r- in dt. Ehre). Intonation (lat. INTONARE 'stimmen'): Diejenigen Merkmale einer sprachlichen Äusserung, die nicht an einen Einzellaut gebunden sind, also grössere Sprecheinheiten umfassen (nicht nur Silben und Wörter, sondern auch Satzglieder und Sätze), weshalb sie auch suprasegmentale Merkmale genannt werden. Es spielen hier drei Aspekte ineinander: a) Akzent (Betonung, durch Druckanstieg auf einer Silbe), b) Tonhöhenverlauf, c) Pausengliederung. Der Untersuchung der Intonation kommt in unserem historisch zweisprachigen Raum in Zusammenhang mit der romanisch-deutschen Sprachberührung ( Interferenz) hohe Bedeutung zu; es sei verwiesen auf die Themenbereiche Hochdeutsche Lautverschiebung und germanische Erstbetonung sowie an den damit zusammenhängenden Problemkomplex der Agglutination deutscher Ortspräpositionen an romanische Flurnamen.

intonative Schwächung: Abschwächung der Betonungsintensität einer Silbe (durch Verschiebung der Tonstelle ( Akzent). Vgl. etwa ON Lunkafeders Ruggell (zu rtr. runcal veder 'alte Reute', mit intonativer Schwächung der zweiten Silbe).

intransitiv (lat. TRANSITIO 'Hinübergehen, Übergang', TRANSIRE 'hinübergehen'): Von absoluten Verben (ohne Objekte; wie regnen, schneien); insgesamt von Verben, die nicht transitiv sind.

Italianismus: Aus dem Italienischen in eine andere Sprache gelangter Ausdruck (z. B. im Deutschen: Pizza, Spaghetti).

Kasus (lat. CASUS 'Fall'): Grammatische Kategorie deklinierbarer Wörter ( Deklination). Im Deutschen sind von urspr. acht Fällen (im Indogermanischen) nur doch Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ geblieben (wobei der Formenzusammenfall weitergeht). Vgl. auch Casus rectus und Casus obliquus.

Kausativum (lat. CAUSA 'Grund'): Semantisch begründete Klasse von Verben bzw. Verbphrasen, die den Vorgang des Verursachens oder Veranlassens bezeichnen; etwa tränken 'trinken machen', senken 'sinken machen', fällen 'fallen machen', säugen 'saugen machen', legen 'liegen machen'. Der ON Spenni Triesenberg enthält mhd. spennen 'spannen, dehnen' (Kausativum zu spannen 'dehnen, straff anziehen').

keltisch: Der westlichste Ast des indogermanischen Sprachstammes (siehe auch gallisch).

Klammerform: Ursprünglich überlange Wortzusammensetzung, die zur Erleichterung ihrer Benützung durch Abwurf eines oder mehrerer Innenglieder entlastet worden ist. Vgl. ON Ochsenkopf Schaan (aus *Ochsenalpkopf, vgl. ÄOchsenalp Nenzing).

Klosterlatein: Mittelalterliches, in den Klöstern gepflegtes Latein.

Kollektivum (lat. COLLIGERE 'sammeln'): Ableitungsform zur Bildung von Ausdrücken zur Bezeichnung einer Vielheit als Einheit; Ableitungsmittel sind oft Affixe wie ge-, -schaft, -tum. Z. B. Gebirge, Bürgerschaft, Bürgertum. Unter semantischem Aspekt gehören auch Vieh, Ungeziefer, Regierung zu den Kollektiva. Vgl. in ON: Erler Eschen ('Ort mit vielen Erlen'), ÄLober Eschen ('Ort, wo Laub gesammelt wird').

Kollektivsuffix: Nachsilbe, die, an ein Wort angefügt, ein Substantiv in der Einzahl bildet, mit dem eine Mehrzahl gleichartiger Lebewesen oder Dinge bezeichnet wird (etwa dt. -er, ahd. -ahi); siehe Kollektivum.

Komparativ: (lat. COMPARARE 'vergleichen'): Erste Steigerungsstufe des Adjektivs (z. B. schön/schöner/am schönsten).

Komposition (lat. COMPOSITUS 'zusammengesetzt'): Ein Teilbereich der Wortbildung; im Deutschen das am häufigsten verwendete Verfahren, neue Wörter zu bilden (etwa Haus-tür, Dorf-platz); vgl. daneben auch Ableitung und Präfixbildung. Auch in der Namenbildung sehr wichtige Kategorie.

Kompositionsfuge: Nahtstelle in Zusammensetzungen, wo zwischen den beiden Teilen oft ein verbindendes (und mittlerweile funktionsloses) Element eingefügt wird (vgl. etwa in dt. Rinds-filet).

Kompositum: Als Ergebnis des Wortbildungsvorganges der Komposition aus mindestens zwei Wörtern oder Lexemen gebildete Verbindung (Schul-haus, Haus-tür). Bei zusammengesetzten Namen spricht man von Namenkomposita.

Konjugation (lat. CONIUGATIO 'Verbindung'): Abwandlung, Flexion. Beugung der Verben durch Elemente, die (in sprachspezifischer Weise) Person, Numerus, Tempus, Modus anzeigen (singen; singe, singst, sang, sänge, gesungen usw.). Sie erfolgt durch Verändern des Stamms ( Ablaut) und/oder durch Affixe.

Konjunktion (lat. CONIUNGERE 'verbinden'): Nicht flektierbare Wortart, deren Vertreter syntaktische Verbindungen zwischen Wörtern, Wortgruppe oder Sätzen herstellen und zugleich semantische Beziehungen zwischen diesen Elementen kennzeichnen. Vgl. dt. und, oder, sowie, sondern, aber, weil usw.

Konkretum (lat. CONCRETUS 'körperlich'): Substantiv, mit dem etwas Gegenständliches bezeichnet wird (Gegensatz: Abstraktum); die Konkreta werden untergliedert in Eigennamen, Gattungsnamen, Stoffnamen und Sammelnamen ( Kollektivum).

Konsonant (lat. CONSONARE 'mitklingen'): Mitlaut. Laut, bei dessen Artikulation (im Unterschied zum Vokal) ein teilweiser oder vollständiger Verschluss im Mundraum gebildet wird.

Kontamination (lat. CONTAMINARE 'in Berührung bringen'): Vorgang und Ergebnis der Kreuzung bzw. Verschmelzung zweier Wörter oder Formen. So vielleicht im ON Dieplatza Ruggell (Mischung der starken und der schwachen Genitivform: Diepolds × Diepolden > Diepoldsen > /tÇ]¼pl¼ts¼/?!).

Kontext (lat. CONTEXERE 'eng verknüpfen'): Sprachlicher oder aussersprachlicher Zusammenhang, in dem eine Äusserung vorkommt; hier namentlich für den eine urkundliche Namenform umgebenden Textzusammenhang.

Kontraktion (lat. CONTRACTIO 'das Zusammenziehen'): Jede Form von sprachlicher Verkürzung. Der ON Fierggersbünt Ruggell enthält mhd. ferker m., dieses als Kontraktion aus mhd. vertiger 'Spediteur, "Abfertiger"'.

Konversion (lat. CONVERSIO 'Umkehrung'): Affixlose ( Affix) Überführung eines Wortes in eine andere Wortart. Siehe Wortbildung.

Kurzvokal: Siehe Quantität.

Labial (lat. LABIUM 'Lippe'): Lippenlaut; nach dem Artikulationsorgan bezeichneter Sprachlaut. Es wird unterschieden zwischen Bilabialen (wo beide Lippen beteiligt sind, z. B. p, b) und Labiodentalen (wo Unterlippe und obere Schneidezähne sich berühren, z. B. f).

Labialisierung: Herstellung labialer Aussprache: Z. B. ist das auslautende velare /-¾/ in rtr. camp lung (woraus Gapluem Triesen) wohl als Assimilation zum -m- von Gamp- zu /-m/ geworden. Siehe auch Rundung.

Langue: In der Sprachtheorie das Sprachsystem; abstraktes System von Zeichen und Regeln; die konkrete Realisierung von Langue nennt man Parole.

Latinisierung: Dem Lateinischen angepasstes Wort einer anderen Sprache. Z. B. ALLODIUM zum germ. Rechtswort Allod n. (dieses zusammengesetzt aus al 'voll, ganz' und fränk. *¯od 'freies Vermögen').

Latinismus: Entlehnung aus dem Lateinischen; dem Lateinischen eigentümlicher Ausdruck oder syntaktisch-stilistische Eigenart der lateinischen Sprache, die in eine nicht-lateinische Sprache übernommen wird.

Lautgesetz: Zentraler Begriff der historischen Lautlehre der Junggrammatiker (19. Jh.) für phonologische (lautliche) Veränderungen, dem die Annahme zugrundeliegt, dass in einer bestimmten Sprache bei Vorliegen gleicher Bedingungen sich bestimmte Laute ausnahmslos in gleicher Weise verändern.

lautgesetzlich: Einem Lautgesetz folgend. In abgeschwächtem Sinn kann statt von Gesetzen eher von Tendenzen gesprochen werden.

lautmalend: Bildung neuer Worte durch Nachahmung von Naturlauten; vgl. dt. Kuckuck, quieken, mda. Pflutsch.

lautphysiologisch (gr. physiologÇ]a 'Naturkunde'): Mit Bezug auf die Organe, welche die Laute produzieren.

Lautverschiebung: Systematischer Lautwandel in der Geschichte einer Sprache, der Artikulationsveränderungen innerhalb von Gruppen artikulatorisch verwandter Konsonanten betrifft. Sie bezieht sich zunächst (als Erste Lautverschiebung) auf die bei der Ausdifferenzierung des Germanischen aus dem Indogermanischen erfolgten Veränderungen im Konsonantensystem. Die Zweite Lautverschiebung gliedert das Althochdeutsche aus den übrigen germanischen Dialekten aus.

Lautwandel: Veränderungen im Lautsystem einer Sprache unter historischem Aspekt ( Diachronie), im Unterschied zu dem in der Sprachgegenwart ( Synchronie) lebendigen Lautwechsel.

Lehnappellativ: Lehnwort, mit Betonung des Umstandes, dass das allenfalls nachher auch zum Namen gewordene Lexem bereits als Sachwort ( Appellativ) entlehnt worden war. Vgl. etwa rtr. bargia, 'Schopf, Stadel', das als Barge f. auch in Deutschbünden weiterlebt.

Lehnübersetzung: Vorgang und Ergebnis einer genauen Glied-für-Glied-Übersetzung eines fremdsprachlichen Ausdrucks in die eigene Sprache: Dampfmaschine - engl. stream engine; Montag - lat. DIES LUNAE 'Tag des Mondes'.

Lehnwort: Im engeren Sinn im Unterschied zum Fremdwort solche Entlehnungen aus einer fremden Sprache, die in Lautung (Aussprache und Betonung [ Akzent]), in Schreibung und Flexion vollständig in die entlehnende Sprache integriert sind (z. B. Fenster - lat. FENESTRA; Bluse - frz. blouse; Streik - engl. strike) und denen daher ihre fremde Herkunft nicht mehr anzusehen ist. Siehe hier auch unter Reliktwort.

Lemma (lat. LEMMA 'Überschrift' aus gr. lemma 'alles, was man nimmt'): In der Lexikographie einleitender, obligatorischer Bestandteil eines Wörterbuchartikels, (meist graphisch hervorgehobener) Repräsentant des Lexems (als des zu Erklärenden), zu welchem in einem Wörterbuch Sprach- und Sachinformationen geboten werden. Das Lemma entspricht formal der gewählten Grundform (in vorliegendem Werk im Materialteil die Namenformen, im Lexikonteil die Basiswörter).

Lemmatisierung: Festlegung auf eine in der Darstellung verwendete Grundform; Verfahren der Lexikographie zur Gewinnung von Lemmata. Dabei werden die jeweils ein Lexem schaffenden Wort- oder Namenformen in eine repräsentative Grundform überführt (bei uns die Wahl der Schreibform des Namens.

Lenis (lat. LENIS 'schwach'): Schwacher Konsonant, der mit tiefer Intensität gesprochen wird; das Gegenstück ist die Fortis. Vgl. etwa in den Paaren p-b, t-d, k-g.

Lenisierung: Konsonantischer Lautwandel durch Schwächung des Atemdrucks und der Muskelspannung. Durch Lenisierung werden etwa stimmlose Fortis-Laute zu stimmhaften Lenis-Lauten.

Lexem (gr. lexis 'Wort'): Basiseinheit des Lexikons (Wortschatzes) einer Sprache. Das Lexem repräsentiert auf der abstrakten Ebene der Sprache (der Langue) diejenigen Wortformen, die auf der Ebene der konkreten Rede (der Parole) zusammen ein Wort bilden. So bilden z. B. die Wortformen gebe, gibst, gibt, geben, gab, gabst, gaben, gäbe usw. zusammen ein Wort, das auf der Ebene der Langue als Lexem geben repräsentiert ist.

Lexikographie (gr. lexikographos 'ein Wörterbuch schreibend'): Vorgang, Methode und Ergebnis der Anfertigung von Wörterbüchern.

lexikalisch: Den Wortschatz betreffend.

Liquid (lat. LIQUIDUS 'flüssig, fliessend'): Bezeichnung für die Laute l und r (aufgrund des fliessenden Charakters ihrer Artikulation); sie werden auch Fliesslaute genannt.

Liquiddissimilation: Übergang eines Liquidlauts (r, l) unter dem Einfluss des jeweils einen in den jeweils anderen. In ON: Parsüla Triesenberg (- artr. prasüra 'Neurodung') ÄChorholz Triesenberg (- Cholholz). Siehe auch Dissimilation.

Liquidmetathese: Lautumstellung ( Metathese) in einem Wort oder Namen, an der als Auslöser bzw. den Vorgang erleichterndes Element ein Liquidlaut beteiligt ist. Vgl. etwa ON Rizlina Triesenberg (- *Arzlina); anderwärts auch etwa bei nachtonigem -berg (> -brig): der Innerschweizer Name Iberg > Ibrig; weiter: Schollberg Wartau lokal als Schollbrig.

Liquidtausch: Instabilität im Liquidenbereich, etwa bei Fremdnamen. Z. B. in ON Gamslafina Balzers (aus rtr. camps rovina 'Schlipfböden') oder Feilgass Eschen (- *rafaila - *rovaira, Abl. zu artr. rova 'Rüfe').

Liquidwechsel: Siehe bei Liquidtausch.

Lokaladjektiv (lat. LOCUS 'Ort'): Adjektiv, das die Lage des spezifizierten Substantivs näher umschreibt (etwa äussere[r], innere[r], obere[r], untere[r], usw.). Naturgemäss in Lokalnamen häufig; vgl. Aussernendeln Eschen, Obersäss Triesen, Underdarf Ruggell. Siehe auch Adjektiv.

Lokaladverb: Siehe Adverb.

Lokativbildung: Aus dem indogermanischen Ortsfall ( Kasus zur Umschreibung von Ortsangaben, vgl. lat. DOMU 'zu Hause') bezogene Bezeichnung. Sie gilt z. B. dem Phänomen, dass der ON Pedergross Balzers urkundlich auch erscheint in einer Neuinterpretation "bei der Gross" (wo rom. Peder- also als dt. bei der aufgefasst erscheint), was als Lokativbildung mit einem fiktiven Namen *Gross bezeichnet wird.



Materialadjektiv: Adjektiv, das angibt, wie das spezifizierte Substantiv beschaffen ist (steinen, ehern, espen). Siehe auch Adjektiv.

mediopalatal: (lat. MEDIUM 'Mitte' und PALATUM 'Gaumen'): Nach ihrer Artikulationsstelle im mittleren harten Gaumen bezeichnete Gruppe von (im Deutschen fehlenden) Lauten wie rtr. stimmloses /Ýc/ und stimmhaftes /Ýg/.

Metapher (gr. metapherein 'anderswohin tragen'): Sprachliche Bilder, die auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen bzw. Begriffen beruhen, d. h. aufgrund gleicher oder ähnlicher Bedeutungsmerkmale findet eine Beziehungsübertragung statt (z. B. der Himmel weint für 'es regnet'). Metaphern sind eine Quelle für Wortneubildungen, wobei die "übertragene" Bedeutung entweder zusätzlich zu der ursprünglichen Bedeutung tritt (Fingerhut 'Nähwerkzeug' und 'Pflanze') oder die alte Bedeutung teilweise oder ganz verdrängt (vgl. Kopf, das als ursprüngliche Bezeichnung für 'gewölbte Schale' auf 'menschliches Haupt' übertragen wurde; die alte Bedeutung findet sich noch in Pfeifenkopf).

Metathese (gr. metathesis 'Umstellung'): Lautwandel, der in der Umstellung eines Lautes oder Vertauschung von Lauten innerhalb von Wörtern besteht. Häufig auch bei Entlehnung ( Lehnwort) und in der Kindersprache. Die Vertauschung kann innerhalb einer Silbe stattfinden; vgl. rtr. pradella zu pardella im Namen Bardella Schaan; frz. fromage 'Käse' - lat. FORMATICUM. Sie kann auch von einer Silbe in eine andere erfolgen (span. palabra > lat. PARABOLA; it. dial. frabbic`a 'herstellen' - lat. FABRICARE). Besonders häufig sind die Liquiden betroffen ( Liquidmetathese).

Metonymie (gr. met-onomazein 'umbenennen'): Ersetzung des eigentlich gemeinten Wortes durch ein anderes, das in einer geistigen oder sachlichen Beziehung zu ihm steht: So etwa der ON Hundsrogga Eschen für einen Hügel (dessen Gestalt einem Hunderücken verglichen wurde).

metronymisch: Ein Metronym oder Muttername ist ein Name, der angibt, wie die Mutter des Namensträgers mit Vornamen heisst. Zu griech. m?t?r, analog zu patronymisch gebildet.

mittelbündnerisch: Die rätoromanischen Dialekte des Raumes von Domat/Ems und Trin über Domleschg, Heinzenberg und Schams ins Albulatal (Tiefenkastel) bis nach Filisur und Bergün sowie ins Oberhalbstein (Savognin).

mittelhochdeutsch: Die dem Althochdeutschen folgende hochdeutsche Sprachstufe: Ihre zeitliche Erstreckung wird unterschiedlich angegeben und orientiert sich zum Teil an der literarischen Überlieferung: Die Periode beginnt um 1050, ihr Ende wird mit 1350 bis 1500 angesetzt. Dem Mittelhochdeutschen folgt das Frühneuhochdeutsche.

mittellateinisch: Die Sprache des im europäischen Mittelalter (als Bildungs- und Kirchensprache) geschriebenenen und gesprochenen Latein. Vgl. auch Klosterlatein.

Modus: Die drei grammatischen Kategorien des Verbs: Indikativ (Wirklichkeitsform), Konjunktiv (Möglichkeitsform), Imperativ (Befehlsform).

Monophthong (gr. monÇophthongos 'einfach tönend'): Einfacher Vokal im Gegensatz zum Diphthong.

Monophthongierung: Entwicklung eines Diphthongs zu einem Monophthong. Sie ergibt sich durch gegenseitige Assimilation der Diphthongteile. In Mittelbünden ist der Typ artr. ÝcÇa®ra zu ÝcÇora monophthongiert. Davon zeugt wohl der Name Koraspitz Triesen.

Morphem (gr. morphçe 'Form, Gestalt' + -em 'distinktive Einheit'): Kleinstes bedeutungstragendes Element der Sprache, welches als phonologisch-semantisches Basiselement nicht mehr in kleinere Elemente zerlegt werden kann (z. B. Buch, drei, es, lang).

Morphologie: Oberbegriff für Flexion und Wortbildung in der Sprachwissenschaft.

morphosyntaktisch: Auf Morphologie und Syntax bezogen.

Movierung, movierte Bildung (lat. MOVERE 'bewegen'): Morphologische Ableitung weiblicher Personen- und Tierbezeichnungen von den männlichen. Sie hat im Deutschen eine historisch gewachsene starke Position. Movierte Formen sind besonders im Bereich der Berufsund Funktionsbezeichnungen sehr produktiv. Als Regelfall nimmt man an, dass das Maskulinum unmarkiert ist und die Basis für die Ableitung darstellt, z. B. Gärtner, -in; einzige Ausnahmen sind: Hexer, Witwer und einige Tiernamen, z. B. Mäuserich, Enterich. Unter den ON vgl. Jödi Planken, Fukseri Schaan, Sattleri Schaan.

Muta cum Liquida: Traditionelle Bezeichnung der Verbindung von Verschlusslauten ( Okklusiv) und Liquiden (r, l). Hierher etwa die Lautfolge -TR- in lat. PETRA 'Stein'.

Nachton: Die einer betonten Stelle folgende unbetonte Stelle. Siehe Akzent.

nachvokalisch: Positionsbeschreibung in einem Wort oder einer Silbe: nach einem Vokal stehend.

Namenkompositum: Siehe Kompositum.

Namenkürzung: Vorgang einer teilweisen lautlichen Verkürzung eines Namen. Siehe auch Rumpfname.

Namenstamm: Stamm (siehe Wortstamm) eines Namens (der mit Affixen erweitert sein kann).

Namenwanderung: Verlagerung des ursprünglichen Geltungsbereichs eines Ortsnamens auf einen anderen. Vgl. etwa Augstenberg Schaan.

Nasal (lat. NASUS 'Nase'): Sprachlaut, bei dem das Gaumensegel (Velum) gesenkt ist, so dass der Atemstrom Mund- und Nasenhöhle als Resonanzräume einbezieht. Das Deutsche hat drei Nasale: m, n, ¾; im Romanischen kommt noch ãn dazu.

Nasalierung: Wenn Nasalität herbeigeführt, in die Aussprache eines Vokals nasale Färbung eingebracht wird.

Nasalität: Eigenschaft von Lauten, die mit abgesenktem weichem Gaumen erzeugt werden, so dass die Luft durch die Nasenhöhle entweicht - vollständig bei Nasalen (m, n), teilweise bei nasalierten Lauten (ão).

Nasalschwund: Ausfall eines Nasals. Etwa in schwd. Hüele 'Hühnchen' (- Hüenle); aber auch in Ruggell FL aus rtr. runcaglia.

Nebenton: Siehe Akzent.

Nexus (lat. NEXUS m. 'Verbindung, Verschlingung'): Hier verwendet für die Verbindung von zwei Konsonanten (etwa: lat. -CT-, CL-, PL-, usw.).

Nomen (lat. NOMEN 'Name'): Im engeren Sinn: Synonym für Substantiv. Im weiteren Sinn: Zusammenfassende Bezeichnung für nominale Wortarten, darunter einige Substantiv und Adjektiv, andere alle deklinierbaren Wortarten (also Substantiv, Adjektiv, Pronomen und Numerale) verstehen.

Nomen actionis (lat. ACTIO 'Handlung'): Bezeichnung für meist von Verben abgeleitete Substantive, die sich auf Handlungen beziehen (Griff, Tat, Sucht). Ihre Bildung erfolgt durch Ableitung, wobei etwa das Suffix -ung im Deutschen sehr produktiv ist. Vgl. auch Verbalsubstantiv.

Nomen agentis (lat. AGENS 'handelnd, der Handelnde'): Semantisch bestimmte Subklasse der (meist aus Verben abgeleiteten) Substantive, die den Träger eines Geschehens bezeichnen, z. B. Flüchtling, Hörer, Pendler, Prüfer.

Nomen instrumentalis (lat. INSTRUMENTUM 'Werkzeug'): Von der Wortbedeutung her bestimmte Untergruppe der (meist aus Verben abgeleiteten) Substantive, die das Mittel eines Geschehens bezeichnen, z. B. Bremse, Gehör, Leuchter, Wagenheber.

Nominalabstraktum: Siehe Abstraktum.

Nominalbildung: Bildung eines Nomens aus einer anderen Wortart.

Nominalverbindung: Verbindung von zwei Nomina (meist zwei Substantive oder Substantiv + Adjektiv).

Nominativ (lat. NOMINARE 'nennen'): Kasus der indogermanischen Sprachen zur Bezeichnung des Subjektes eines Satzes. Vgl. auch Casus rectus.

Numerus (lat NUMERUS 'Zahl'): Kategorie des Nomens zur Kennzeichnung von Quantitätsverhältnissen. Siehe auch Singular, Plural, Dual. Vgl. Deklination, Konjugation.

Numeruswechsel: Wechsel vom Singular zum Plural oder umgekehrt.

oberdeutsch: Geographische Bezeichnung der südlichen deutschen Mundarten. Zu ihnen werden gezählt: Das Alemannische, Schwäbische, Bairische, Südfränkische und Ostfränkische.

Obliquusform: Siehe Casus obliquus.

offene Silbe: Silbe, die auf einen Vokal endet; etwa die Silbe Wa- in Wagen.

okkasionelle Bildung (lat. OCCASIO 'Gelegenheit'): (In der Wortbildung) spontan aus einem momentanen Bedarf und nicht nach produktiven Wortbildungsregeln geschaffener Ausdruck, Gelegenheitsbildung.

Okklusiv (lat. OCCLUSUS 'verschlossen'): Verschlusslaut (also Konsonant; auch als Plosiv, Muta bezeichnet). Dazu gehören: als stimmhafte b, d, g; als stimmlose p, t, k.

Onomastik (gr. onoma 'Name'): Namenkunde.

Oral (lat. OS, Gen. ORIS 'Mund'): Nach dem Bildungsort (Mundraum) bezeichneter Sprachlaut, bei dessen Produktion der Nasenraum durch das Gaumensegel vom Mundraum abgeschlossen ist. Mit Ausnahme der Nasale sind im Deutschen alle Konsonanten und Vokale Orale.

organisch: Durch lautgesetzliche Vorgänge entstanden.

Ortsnamenkunde: Teildisziplin der Namenkunde, die sich mit der Erforschung, der Entstehung, Geschichte, geographischen Verbreitung, Bedeutung und Systematik von Ortsnamen ( Toponymen) beschäftigt.

Ortsnamen-s: In vielen vordeutschen Ortsnamen Graubündens und Unterrätiens erhaltenes altes Flexionsmorphem des Casus rectus der im Alträtoromanischen noch erhaltenen Zweikasusflexion; z. B. artr. duÝcs (alter Nominativ, - lat. DUCTUS 'Bach') gegenüber duÝc als Casus obliquus (- lat. DUCTU(M); vgl. den Namen ON Dux Schaan.

Ortsnamensuffix: Gelegentliche unorganische Weiterverbreitung des vorhin dargestellten Ortsnamen-s. So im Fall des Dorfnamens Klosters GR, aber auch bei uns etwa im ON Aviols Balzers.

Ortspräposition: Die im sprachlichen Gebrauch den Ortsnamen in der Regel begleitende passende Präposition: (hier ist) Eschen; (man geht) nach Vaduz; (man ist) in Schaan; (man kommt) von Planken. Vgl. auch Agglutination.

Palatal (lat. PALATUM 'Gaumen'): Nach der Artikulationsstelle bezeichneter Sprachlaut.

Palatalisierung: Veränderung des Artikulationsortes von Konsonanten und Vokalen in Richtung auf den harten Gaumen hin; betrifft bei den Konsonanten meist Velare und Dentale. Z. B. wird lat. CENTUM 'hundert' (ursprünglich als /kentum/ gesprochen) zu it. cento (mit /dc-/) palatalisiert. Im vokalischen Bereich ist zu erinnern etwa an alem. Gräs 'Gras' - Gras, wo das ausl. -s palatalisierende Wirkung auf das a ausübte.

Palatalität: Das Vorhandensein einer palatalen Aussprache; wenn Palatalisierung eingetreten ist.

Parole: In der Sprachtheorie als Gegenstück zu Langue die konkrete Realisierung von Sprache; die Sprachverwendung, das Sprechen, die Rede.

pars pro toto (lat. für 'der Teil für das Ganze'): Spezielle Form der Metonymie, in welcher die Bezeichnung eines Teils des Ganzen für das Ganze verwendet wird, etwa eigener Herd für eigener Haushalt, pro Kopf für je Einwohner.

Partikel (lat. PARTICULA 'Teilchen'): Sammelbezeichnung für nicht-flektierende Wörter bzw. Wortarten (namentlich Adverb, Präposition, Konjunktion).

Partizip (lat. PARTICEPS 'teilhabend'): Infinite Verbform ( Verb). Im Deutschen sind es die beiden Stufen Partizip Präsens (lesend) und Partizip Perfekt (gelesen).

Passivwortschatz: Teil des Wortschatzes, den ein Sprachteilnehmer zwar versteht, aber nicht aktiv benützt.



Pejorativ (lat. PEIOR 'schlechter'): Verschlechternd, herabmindernd. Wörter haben eine pejorative Bedeutung, wenn sie abqualifizierende Bedeutungskomponenten enthalten bzw. abwertende Assoziationen nahelegen. Hierher gehören etwa die romanischen ON auf das Suffix -atsch (lat. -ACEU). Vgl. depreziativ.

Pejorativsuffix: Suffix, welches zur Bildung eines Pejorativs gebildet wird; etwa -isch in kindisch (vs. kindlich) oder -ling (Feigling, Schwächling).

Pleonasmus: Siehe Tautologie.

Plural (lat. PLURALIS 'mehrere betreffend'): Mehrzahl. Siehe auch Numerus.

Pluraletantum (lat. TANTUM 'nur'): Substantiv, das nur im Plural vorkommt, etwa die Alpen, die Ferien, Weihnachten usw.

Pluralmorphem: Endung eines Plurals, etwa -en in Frauen, -er in Kinder usw.; rtr. -s in rtr. camps 'Felder'.

Präfix (lat. PRAEFIGERE 'vorn anheften'): Beifügung vorne an den Wortstamm (z. B. Gerütt n. zum Verb mda. rütten 'roden', im ON Grütt Gamprin). Siehe auch Affix.

Präposition (lat. PRAEPONERE 'voranstellen'): Nicht flektierende Wortart, auch Verhältniswort genannt. Präpositionen werden immer in Verbindung mit (meist vor) einem anderen Wort genannt (deshalb der Name); hierher gehören z. B.: an, auf, bei, in, über, unter. In unseren romanischen Namen erscheinen etwa rtr. da, suot, tanter. Fehlt die Präposition in nominalen Verbindungen (Typ rtr. esch casa 'Haustür'; oder camp Rin > Gamprin FL), spricht man von asyndetischer Verbindung.

Pronomen (lat. PRO 'für' und NOMEN): Wortart; Begleiter oder Stellvertreter des Substantivs: die meisten von ihnen sind deklinierbar und haben verschiedene Kasus-, Numerus-, Genus- und (teils) Personalformen (z. B. dieser, jene, mein, er, ihn, man, manch, solch, wer?, was?).

Pseudosuffix: Nur vermeintliches, nicht wirkliches Suffix. Beim ON Wachlabrunna Schellenberg wird das Element -la zu unrecht als Suffix aufgefasst; Wachla- beruht auf Wach(t)lehen-; in nachtoniger Stellung ist Lehen > Leh(n) > /-l½/ reduziert worden.

Qualität: Sammelbezeichnung für alle akustisch-artikulatorischen Eigenschaften von Lauten, speziell von Vokalen, die sich nicht auf die Quantität beziehen, sondern auf Öffnungsgrad (offener, geschlossener Vokal), Artikulationsort, Rundung u. a.

Quantität: Die Dauer der Artikulation eines Lautes, sie unterscheidet kurze von langen Vokalen und einfache von doppelten Konsonanten.

rätisch: Vom Volk der Räter, das in vorchristlicher Zeit im Ostalpenraum (mit Einschluss Graubündens und des Alpenrheintals) siedelte, und dessen sprachlich-ethnologische Zugehörigkeit bis heute nicht hat geklärt werden können. - Der Name der Räter hat in der (jungen) Sprachbezeichnung Rätoromanisch (älter: Churwelsch) in gleicher Weise Niederschlag gefunden wie der Name der Gallier im Begriff Galloromanisch (d. i.: Französisch, Okzitanisch, Frankoprovenzalisch) oder wie derjenige der Daker nördlich des Balkan in der Sprachbezeichnung Dakoromanisch (d. i.: Rumänisch) (usw.).

Reduktion (lat. REDUCTIO 'Zurückführung'): Abschwächung von Vokalen ( Apokope, Synkope) oder Konsonanten ( Auslautverhärtung).

regrediert: Zurückentwickelt.

Regressionsform: Form, die eine Rückentwicklung vollzogen hat.

Reliktwort: Aus einer untergegangenen Sprache ( Substrat) stammender, in der jüngeren Sprache eines Gebietes aber erhaltener Ausdruck. Das Rätoromanische wie auch das Frankoprovenzalische des Wallis (und daher auch das Walserdeutsche) kennen vorrömische Reliktwörter, die teils auch in ON eingegangen sind (vgl. Pleiss Balzers; Balma Triesenberg). Das Alemannische Churrätiens wiederum hat in Namen und teils bis heute auch in der Umgangssprache eine nicht geringe Zahl rätoromanischer Reliktwörter bewahrt; z. B. rtr. truoi 'Viehweglein' (mda. Trüia), vorröm./rtr. draus 'Alpenerle' (mda. Tros), rtr. marenda 'Nachmittagsimbiss' (mda. Mrend, Brend), usw. Siehe auch Lehnwort.

Restitution (lat. RESTITUTIO 'Wiederherstellung): Wiederherstellung eines älteren sprachlichen Zustandes.

Rhotazismus (gr. rho = Name des gr. Buchstabens r): Im weiteren Sinn jeglicher Wandel von Konsonanten zu r. Im engeren Sinn der spontane Wandel von urgerm. z zu westgerm. r im Inlaut (dies zeigt sich in der Gegenüberstellung verwandter englischer und deutscher Wörter; etwa freezeÐfrieren, looseÐ(ver)lieren (mhd. noch verliesen), Relikte dieses Wandels sind heute noch im Deutschen erkennbar (etwa in bair. gfriesen 'gefrieren').

Rodungsname: Orts- oder Flurname, der aufgrund seiner Bedeutung auf alemannische (Rütti, Schwendi) bzw. romanische (Ruggell, Gafadura) Rodungstätigkeit hinweist.

Romania: Verbreitungsraum der romanischen Sprachen und Kulturen.

romanisch: Bezeichnung für die Sprachen, die sich diachron (siehe Diachronie) direkt aus dem Lateinischen entwickelt haben; sie gehören zur italischen Gruppe der indogermanischen Sprachen.

Romanisierung: Übernahme des Lateins als Verkehrs- und Umgangssprache durch die von den Römern unterworfenen Völker und darauffolgender Prozess der Ausgliederung der romanischen Sprachräume. Die Romanisierung des Alpenraumes begann mit der Eroberung des Gebietes durch römische Heere im Jahre 15 v. Chr. und wurde durch die Christianisierung der ersten nachchristlichen Jahrhunderte wesentlich gefördert.

Rückbildung: Ableitung eines Nomens aus einem Verb (z. B. Kauf - kaufen).

Rückentlehnung: Lehnwort, das aus der Sprache, wohin es entlehnt wurde, wieder "rückentlehnt" wird. Etwa bergschwd. Fügler (aus lat. FOCULARIS), das über den rtr. Typ föclÇer 'Feuerstelle, Herd' (so engad.) ins bergschwd. Fîugler gelangt und von dort aus ins surselv. fÇecler m. 'Hirtenhütte mit Feuerstätte' rückentlehnt wird.

Rumpfform: Siehe Rumpfname.

Rumpfname: (Vordeutsche) Namen, die mit der Verdeutschung ihre unbetonte Anlautsilbe haben fallen lassen; etwa: ON Fina Schaan und Triesen (älter *Rovina - artr. rovina 'Rüfe'), Scherris Triesen (älter Mascheras - artr. masch[i]eras 'Gemäuer'), Lums Gamprin (älter Salums - artr. sulom 'Boden'). Die Erscheinung steht in Zusammenhang mit der alem. Tendenz zur Erstsilbenbetonung (vgl. Akzentrückzug).

Rundung: Vokalischer Lautwandel, bei dem ursprünglich ungerundete Vokale durch den assimilatorischen Einfluss labialer Konsonanten gerundet werden (mhd. leffel > nhd. Löffel). Kröppel Schaan geht über einen Typ Krüppel auf rtr. crip[pel] zurück; dabei ist /ü/ aus /i/ gerundet.

Schwachton: Siehe Akzent.

Schwundstufe: Letzter Grad einer in Abstufungen reduzierten Artikulation.

sekundärer Auslaut: Siehe Auslaut.

Semantik (gr. sema 'Zeichen'): Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit der Analyse und Beschreibung der sog. "wörtlichen" Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken beschäftigt.

Semasiologie: Teildisziplin der Semantik, die sich mit der Bedeutung einzelner sprachlicher Ausdrücke, den Bedeutungsbeziehungen zwischen sprachlichen Ausdrücken (Wortfeld) sowie mit den Problemen des Bedeutungswandels beschäftigt.

Senkung: Lautveränderung im Vokalbereich, die aus einer Veränderung des Artikulationsortes durch niedrigere Zungenlage resultiert. Bei uns ist hier vor allem die in den Talmundarten durchgeführte Senkung von mhd. Kurzvokalen zu erwähnen: Z. B. mhd. wis 'Wiese' > mda. wps; mhd. brugg 'Brücke' > brsk; mhd. büchel 'Anhöhe' > bîsh¼l.

Simplex (lat. SIMPLEX 'einfach'): Wort, welches weder zusammengesetzt noch abgeleitet ist, und welches als Ausgangsbasis für Neubildungen verwendet werden kann.

Singular (lat. SINGULARIS 'einzeln'): Einzahl. Siehe Numerus.

Sonorisierung (lat. SONARE 'klingen'): Konsonantischer Lautwandel; Vorgang und Ergebnis des Auftretens von Schwingungen der Stimmlippen bei der Artikulation eines Lauts. Vgl. auch Desonorisierung.

Sprachwechsel: Übergang einer Sprachgemeinschaft bzw. eines Individuums von einer Sprache zu einer anderen.

Sprosslaut: Aus Gründen der einfacheren Aussprache eingeschobener Laut, der nicht etymologisch begründet ist. Vgl. ON Guschgfiel Balzers mit nicht ursprünglichem -g-.

Stammsilbe: Die den Wortstamm bildende Silbe, im Unterschied etwa zu einem Affix.

stimmhaft: Stimmhaft sind Laute mit einem hörbaren Resultat von Schwingungen der Stimmbänder. Vgl. auch Sonorisierung.

stimmlos: Stimmlos sind Laute, die ohne hörbare Schwingungen der Stimmbänder produziert werden. Vgl. auch Desonorisierung.

Substantiv (lat. SUBSTANTIVUS 'für sich selbst Bestand habend'): Nomen. Wortart, deren Elemente benennende Funktion für Begriffsklassen und Gegenstände haben.

Substantivierung: Bildung eines Substantivs aus einer anderen Wortart.

Substrat (lat. SUBSTRATUM 'das Untergestreute'; SUB 'unter' + STRATUM 'Schicht'): Im Rahmen von Sprachkontakt bzw. Sprachmischung sowohl die bodenständige (ursprüngliche) Sprache eines unterlegenen Volkes, die von der Sprache der Eroberer überlagert wird, als auch ihr Einfluss auf die dominierende Sprache der Eroberer. In unserem Raum sind das Rätische und das Keltische Substratsprachen in bezug auf das jüngere Rätoromanische, und alle drei zusammen in bezug auf die jüngste Sprachschicht, das Alemannische.

Suffigierung: Anfügen eines Suffixes zur Bildung von Flexionsformen.

Suffix (lat. SUFFIXUM 'Angeheftetes'): Affix, das an den Stamm angefügt wird. Suffixe treten in der Flexion auf, z. B. sagst, führte, oder in der Wortbildung, z. B. Munterkeit, gelblich, tragbar.

Suffixverbindung: Bildung von Wörtern bzw. Wortformen durch Anfügung einer Nachsilbe ( Suffix) an ein freies Morphem oder an den Wortstamm ( Flexion).

suprasegmental (lat. SUPRA 'über (hinaus)' und SEGMENTUM 'Abschnitt'): Siehe Intonation.

Synchronie (gr. syn 'mit' und chronos 'Zeit'): Achse der Gleichzeitigkeit innerhalb der Auffassung und Untersuchung von Sprache als geschlossenem Zeichensystem. Gegenbegriff: Diachronie. Synchronie bezieht sich auf einen zeitlich fixierten Zustand, Diachronie dagegen auf Veränderung eines Sprachzustandes in bestimmtem Zeitintervall.

Synkope (gr. synkoptein 'zusammenschlagen'): Verlust eines Lautes oder Buchstabens innerhalb eines Wortes (etwa mhd. hengest > nhd. Hengst). Fälle eingetretener Synkope sind etwa die ON Gaschlo Schaan, Gaschlun Eschen (- */k½dst'lÇun/ - artr. castellun), Gschind Triesenberg (- /kurtdsin/ - aus artr. curtitschin).

synonym (gr. syn 'mit' und onyma 'Name'): Gleichbedeutend (z. B. Schimmel und weisses Pferd).

Syntagma (gr. syntagma 'Zusammengestelltes'): Wortgruppe, Wortverbindung. Verkettung von Elementen, Einheiten auf der Ebene zwischen Wort und Satz, Teilsätze oder Wortfolgen, die einem einzelnen Wort grammatisch gleichwertig sind und über kein eigenes Subjekt und Prädikat verfügen, die eine syntaktische Einheit bilden. Z. B. dt. Wohnzimmer, kaputtmachen; artr. camp d'biescha 'Schafweide'.

syntaktisch: Die Syntax, den Satzbau betreffend.

Syntax (gr. syntaxis 'Zusammenordnung'): Lehre vom Bau des Satzes.

Talmundarten: Hier konkret für alle Mundarten Liechtensteins, mit Ausnahme derjenigen der Gemeinde Triesenberg.

Tautologie (gr. tauto logos 'gleiche Aussage'): Überfülle des sprachlichen Ausdrucks durch Häufung mehrerer bedeutungsähnlicher oder -gleicher Elemente in einer syntaktischen Konstruktion; z. B. ein weisser Schimmel; bei uns gewissermassen in Krachaloch Balzers.

Teilagglutination: Agglutination nur eines Teils einer Präposition bzw. eines Artikels an ein (ON-)Wort. Vgl. die historische Form Flual beim ON Lowal Balzers (uf Laual > Flaual).

Teilübersetzung: Übersetzung nur eines Teils eines Kompositums aus einer anderen Sprache. Vgl. in ON den Fall Ülltobel Malans, der, urspr. aus artr. valüglia 'Tälchen', über ein *Val Üglia zu Ülltobel teilweise übersetzt worden ist (nämlich val- zu -tobel). Wird auch Teilübertragung genannt.

Tempus (lat. TEMPUS 'Zeit'): Grammatische Kategorie des Verbs, die die zeitliche Relation zwischen dem Sprechakt und dem durch die Aussage bezeichneten Sachverhalt kennzeichnet.

Tonsilbe: Silbe eines Wortes, die den Hauptton trägt. Siehe Akzent.

Tonstelle: Die betonte Stelle in einem mehrsilbigen Wort.

Tonvokal: Vokal, der den Hauptton trägt. Siehe Akzent.

Toponomastik (gr. topoi 'Orte'): Die Ortsnamenkunde.

Toponym (gr. topoi 'Orte'): Sammelbezeichnung für Landschafts-, Siedlungs-, Gewässer- und Flurnamen.

toponymisch: Mit Bezug auf ein Toponym bzw. die Toponymie. Ein Wort in toponymischer Verwendung: als Landschafts-, Siedlungs-, Gewässer- oder Flurname gebraucht.

transitiv (lat. TRANSITIO 'Hinübergehen, Übergang'): Verben, die ein obligatorisches oder fakultatives direktes ( Akkusativ-)Objekt haben, das in der Passivform in die Position des Subjekts rückt. Weiter bilden transitive Verben in der Regel kein "haben"-Passiv.

Triphthong: (gr. tri- 'drei', nach Diphthong gebildet): Verbindung von drei aufeinander folgenden, artikulatorisch untrennbaren Vokalen, die zu derselben Silbe gehören; vgl. it. miei 'meine', buoi 'Ochsen'.

Übersetzungsname: Ein Name der Substratsprache ( Substrat), der in der Zeit der Zweisprachigkeit auch in die jüngere Sprache übersetzt wurde, wonach beide nebeneinander (oft sekundär räumlich differenziert) überlebt haben. Vgl. bei uns die ON Grossa Stein vs. Pedergross Balzers, ÄLangacker vs. Garlanga Mauren.

Umdeutung: Umdeutung eines Namens bzw. eines Namenteils, der nicht mehr erkannt wird, in einen anderen. So kann etwa in unseren Rossboda-ON eine Umdeutung von mda. Tros n. 'Alpenerle' nach Ross n. 'Pferd' vorliegen.

Umlaut: Angleichung des Vokals der Haupttonsilbe ( Hauptton) an den Vokal der folgenden (unbetonten) Silbe. Im Deutschen sind es die Umlaute ä, ö und ü.

unaspiriert: Nicht behaucht. Siehe Aspirierung.

unetymologisch: Etymologisch, wortgeschichtlich unbegründet.

unorganisch: Nicht durch lautgesetzliche Vorgänge entstanden.

Unterrätien: Innerhalb des frühmittelalterlichen Kirchenstaates Rätien (Churrätien) der Raum nördlich der Landquart. Geistiges Zentrum war das im 8. Jh. gegründete Kloster Pfäfers. Zu Unterrätien gehörten die Bündner Herrschaft, das St. Galler Oberland, Liechtenstein und Südvorarlberg.

Velar (lat. VELUM 'Segel'): Nach der Artikulationsstelle bezeichneter Sprachlaut, Konsonant, der mit dem hinteren Teil der Zunge am weichen Palatum (Velum) erzeugt wird. Hierher gehören g, k, ¾.

Velarisierung: Übergang zu velarer Artikulation eines ursprünglich nicht velaren Lautes. Bei uns häufig bei [n] oder [ãn] > [¾] mit dem Sprachwechsel (vgl. ON Finga Triesen - rtr. viãna).

Verb (lat. VERBUM 'Wort'): Tätigkeitswort (bauen, bleiben, gehen, haben, regnen, sein, wollen, usw.); Wortart, mit der das Prädikat (die Achse, das strukturelle Zentrum) des Satzes gebildet wird. Die Veränderung der Form ( Flexion) beim Verb heisst Konjugation (gehe, gehst, gingen, usw.)

Verbalabstraktum: Abstraktbildung von einem Verb; z. B. Flucht von fliehen. Siehe Abstraktum.

Verballhornung: Wort oder Name, die so entstellt wurden, dass die ursprüngliche Etymologie (fast) nicht mehr sichtbar ist. Vgl. etwa den ON Prodarsch Ruggell.

Verbalstamm: Der Wortstamm eines Verbums, an welchen die Konjugationsendungen angehängt werden; etwa schrei- von schreien, stampf- von stampfen.

Verbalstubstantiv: Aus einem Verb gebildetes Nomen (etwa Bruch aus brechen). Vgl. auch Nomen actionis.

verderbt: Eine zerstörte Stelle bzw. eine verunstaltete Form in einer Handschrift.

Verdeutschung: Sprachlicher Übergang (bei uns: vom Alträtoromanischen) zum Deutschen. Die Verdeutschung oder Germanisierung unseres Raumes spielte sich im Hochmittelalter (bis etwa zum 14. Jh.) ab.

Verdumpfung: Vokalischer Lautwandel; Prozess bei der Volkalbildung, durch den z. B. unbetonte Vokale zum neutralen /¼/ hin abgeschwächt werden. Auch die Entwicklung von a gegen o hin im Alemannischen unseres Raumes wird so genannt; vgl. ON Obetweid Balzers (mhd. ¯a > mda. /¯¡/).

Verhochdeutschung: Umsetzung eines mundartlichen Wortes in (oft nur vermeintliche) hochsprachliche Form ( Hochsprache); häufig bei urkundlichen Schreibformen (etwa Freithof für Friedhof).

Verschlusslaut: Nach artikulatorischen Gesichtspunkten benannte Klasse von Sprachlauten, die durch kurzen vollständigen Verschluss des oral-nasalen Ansatzrohres erzeugt werden. Identisch mit Okklusiv.

Verschreibung: Offensichtliche Falschschreibung eines Namens oder eines Wortes.

Vokal (lat. VOCALIS 'klangvoll'): Auch Selbstlaut genannt. Stimmlaut, bei dessen Verwirklichung der ausströmenden Luft kein Hemmnis (kein Verschluss und keine Reibung) entgegensteht. Zu unterscheiden sind orale und nasale Vokale. Nach der Artikulationsstelle wird grob unterschieden zwischen vorderen (palatalen), mittleren und hinteren (velaren) Vokalen, nach dem Öffnungsgrad unterscheidet man geschlossene (Hochzungen-), mittlere und offene (Tiefzungen-)Vokale. Siehe auch die Auflistung der Laute im Abschnitt Transkriptionssystem.

Volksetymologie: Vorgang der Wortbildung, der auf einer inhaltlichen Umdeutung und formalen Umformung eines unbekannten (Fremd-)Wortes nach dem Vorbild eines ähnlich klingenden vertrauten Wortes mit ähnlicher Bedeutung beruht. In der Namenkunde: Volkstümliche Deutung eines Namens, welche den Namen auf ein ähnliches, jedoch nicht verwandtes Wort zurückführt. Vgl. etwa beim ON ÄSpitzagud Balzers (- artr. piz agud 'spitze Spitze'), das offenbar sek. mit dt. Spitz und dt. Gut in Verbindung gebracht wurde.

vordeutsch: Wort, das einer Sprache zuzuordnen ist, die vor der Verdeutschung gesprochen wurde. In unserem Fall hauptsächlich alträtoromanisch. Vgl. auch Substrat.

vorrömisch: Wort, das einer Sprache zuzuordnen ist, die vor der Romanisierung gesprochen wurde. In unserem Fall keltisch und rätisch. Vgl. auch Substrat.

Vorsilbe: Siehe Präfix.

Vorton: Schwachtonige Silbe (Nebenakzent), die dem Hauptton vorangeht. Siehe Akzent.

Vulgärlatein: Der Begriff Vulgärlatein entsteht in der romanischen Philologie des 19. Jhs. und gründet auf der ciceronischen Bezeichnung VULGARIS SERMO ('Volkssprache'). Unter Vulgärlatein versteht man unterschiedliche Varianten, nämlich sowohl das Sprechlatein der klassischen Epoche als auch die in nachklassischer Zeit häufiger werdenden Belege (Wandinschriften). In den einzelnen Provinzen hat das Vulgärlatein aufgrund von Sozialstruktur und Substrateinflüssen spezielle Ausprägungen erfahren. In den romanischen Sprachen, die sich vorwiegend vom Vulgärlatein ableiten, gibt es auch die Notwendigkeit, nicht belegte Formen zu rekonstruieren; so kann für ital. potere, span. poder, frz. pouvoir 'können' nur ein vulgärlat. *POTERE den Ausgangspunkt bilden, nicht aber das klat. POSSE. walserisch: Mundart der im 12. Jahrhundert aus dem Oberwallis ausgewanderten Walliser. Als

walserisch werden vor allem gemeinsame Merkmale aller dieser Mundarten bezeichnet, etwa die Palatalisierung von germ. s > ds in der Umgebung von Hochzungenvokalen (i, ü, ö).

Walserwort: Nur oder vorwiegend in Walserorten belegtes bzw. verwendetes Appellativ.

westgermanisch: Abgrenzende zusammenfassende Bezeichnung für die germanischen Sprachen Deutsch, Englisch, Friesisch und Niederländisch, sowie Bezeichnung für ihre (hypothetische) gemeinsame Vorstufe (etwa bis zum 5. Jh.). Als besonderes sprachliches Kennzeichen gilt die sog. westgerm. Konsonantengemination ( Gemination) durch folgende j, w, r, l, m und n, vgl. germ. akra > ahd. accher > nhd. Acker).

Wortart: Aufgrund der unterschiedlichen Funktion im Satz und der damit eng verknüpften Formmerkmale, Anordnung und Beziehungen zueinander können verschiedene Gruppen oder Klassen von Wörtern unterschieden werden, die sich auch semantisch voneinander abgrenzen lassen und die man Wortarten nennt. Hierher gehören: Verb, Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Artikel, Partikeln ( Adverb, Präposition, Konjunktion), Interjektion.

Wortbildung: Zweig der Sprachwissenschaft, in dem die Muster rekonstruiert und beschrieben werden, nach denen die Wörter einer Sprache intern strukturiert sind und neue Wörter gebildet werden. Hierher gehören Komposition, Ableitung und Kürzung ( Namenkürzung). Vgl. neben diesem Vorgang aufgrund befolgter Muster auch die okkasionelle Bildung.

Wortstamm: Das allen Wörtern einer Wortfamilie zugrundeliegende Morphem, das Träger der lexikalischen Grundbedeutung ist. Den Wörtern lesen, Leser, unlesbar liegt das Basismorphem les- zugrunde.

Zugehörigkeitsbildung: Ableitung, die die Zugehörigkeit zu etwas ausdrückt: Hirt zu Herde; die Ableitung erfolgt im Deutschen meist durch das Suffix -er (Schaaner 'zu Schaan gehörig').

Zweikasusflexion: Das System der fünf Kasus ( Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Ablativ) ist in spätlateinischer Zeit infolge diverser lautlicher Entwicklungen schrittweise verarmt und schliesslich ganz zusammengebrochen (die syntaktische Funktion der Endungen wurde dabei durch Präpositionen übernommen). Gleichzeitig reduzierte sich auch die Zahl der (ursprünglich fünf) verschiedenen Deklinationstypen. Es bildete sich ein System von zwei verbleibenden Kasusformen: im Casus rectus lebte formal der alte Nominativ weiter, im Casus obliquus waren die übrigen Fälle verschmolzen. Im Mittelalter besassen nicht nur das Altfranzösische und das Altprovenzalische noch ein Zweikasussystem, sondern auch das Alträtoromanische, wo namentlich die mask. Formen auf -s nicht nur Plurale, sondern auch den Casus rectus im Singular darstellen können. Zum (teils unorganischen) Weiterleben dieses -s vgl. hier auch unter Ortsnamen-s.

Zweitsilbenbetonung: Siehe auch Akzent.

Zwischentonvokal: Siehe auch Akzent.

B. Glossar zur Urkundensprache

1. Lateinisches Glossar

Als Urkundensprache des Mittelalters war zunächst das Lateinische unbestritten. Im Liechtensteinischen Urkundenbuch (LUB) lässt sich schön verfolgen, wie sich im Laufe des 14. Jahrhunderts dann die deutsche Sprache nach und nach in den Dokumenten durchzusetzen begann.

Ein noch längeres Nachleben führte die lateinische Sprache in den von den örtlichen Pfarrherren geführten Kirchenbüchern. Hier finden wir lateinische Ausdrücke in den Einträgen bis weit in die Neuzeit herein. Meist waren es feststehende Wendungen, welche diesen Notizen einen Hauch von Gelehrsamkeit verliehen und diese solchermassen dem Auge des Laien zu verbergen trachteten.

Um den des Lateins nicht kundigen Leser dieses Namenbuches solche Klippen leichter umschiffen zu lassen, werden in der hier folgenden Auflistung die fraglichen Ausdrücke ins Deutsche übersetzt.

abbatissa Äbtissin
abiurare abschwören (siehe haeresis)
ac und
accatholicus unkatholisch, andersgläubig
accipere empfangen (accepimus = wir empfingen)
actum (agere) behandelt, niedergeschrieben
advocatus der Herbeigerufene, Sachverständige, Rechtskundige
aetate im Alter von
ajebat (aus)sagte (ut mater ajebat = wie die
Mutter angab)aiunt (aus)sagen (ut aiunt = gemäss ihrer Aussage)
alienigena fremder Herkunft
aliud anderes
alius anderer (ab alio latere = auf der anderen Seite)
alter, -a andere(r) (parte ex altera = vom anderen Teil)
alumnari aufziehen, abrichten (ad alumnatum
pontificium um das Bischofsamt zu versehen?)
ambo beide (ambo ex Muren = beide aus Mauren; ambo vagi = beide [sind] Fahrende)
ancilla Magd
anniversarium Geburtstag, Jahrtag
annus Jahr (vir 90 annorum = ein Mann von 90 Jahren)
ante vor, zuvor
arbiter Schiedsrichter (pro arbitris electi = als Schiedsrichter gewählt)
archi- Erz- (in Titeln wie: archigramathaeus Erzkanzler, archithesaurarius = Erzschatzkämmerer)
argentum Silber
armiger waffentragend; Waffenträger, Schildknappe
artificiosus kunstreich, kunstfertig
arx, arcis Burg (hoffkieffer in arce Vaduzensi = Hofküfer in der Burg in Vaduz; miles in arce Vaduz = Soldat im Schloss Vaduz)
assistente, assistentibus in Anwesenheit von
assistentia Gegenwart, Beisein
assumptus (assumere) aufgenommen, zur Hand genommen, herangezogen, sich angeeignet
atque und, sowie
aulicus fürstlich, zum Hof gehörig, Hofavolare = wegfliegen, auffahren (ad coelos avolare = sterben)
baccalaureus junger Geistlicher
baptismus Taufe (baptismum suscepit = die Taufe empfing; per baptismum = durch die Taufe)
baptizare (auch baptisare) taufen (baptizatus est = ist getauft worden)
beatus, -a glücklich, selig (beata virgo = selige Jungfrau)
benedicere segnen (benedixit = segnete)
benedictio Segen
caelestis (coelestis) himmlisch (ad regna caelestia ob¨yt = in das Himmelreich ging ein; ad coelestia regna migrare = sterben)
caelum, caelus Himmel (ad caelos ob¨yt = in den Himmel ist eingegangen). Siehe auch coelum.
caesarius kaiserlich (officialis caesarius = kaiserlicher Beamter)
canonice nach kanonischem Recht
canonicus, -i Geistlicher
capellanus Kaplan
capitularis Mitglied einer geistlichen Versammlung, eines Ordens, in welcher die Regeln und Statuten verlesen und die Angelegenheiten beraten werden (Capitularis ad S. Lucium = zum Kapitel von St.Luzi gehörig)
carnifex Metzger
celebrare feiern
cessio Abtretung, Übergabe (per liberam cessionem = durch freie Abtretung)
chorus angelicus der Engelchor (choris angelicis est associata = ist zu den Engelchören eingegangen, d. h. gestorben)
chyrurgus Wundarzt (artificiosi Domini Joannis Georgii Gebhardi Schaedler Chirurgi = des kunstreichen Herrn J. G. G. Schädler, Chirurg)
circiter ungefähr
civis (civem) Bürger
civitas Gemeinde
claustralis klösterlich; Angehörige(r) eines Klosters
clavarius Schlüsselbewahrer, Schatzmeister
coadiutor Gehilfe, Pfarrhelfer
coelestis himmlisch. Siehe auch caelestis.
coelum, coelus Himmel(reich) (ad coelos
avolare in die Himmel auffahren). Siehe auch caelum.
colonellus Oberst
comater Gevatterin, Gotte, Patin
comitatus (verschrieben auch cominatus) Grafschaft
comitissa Gräfin
commorans (commorari) verweilen (et hic per
plures annos commorans und hier während mehrerer Jahre ansässig)
competens (competere) mitwirkend (testibus
competentibus unter Mitwirkung der Zeugen)
confirmare bestärken
confirmati sunt sind gefirmt worden
coniugatus verheiratet
coniuncti sunt getraut worden sind
coniux, -iugis Gatte, Gemahl; Gattin, Gemahlin
constituti (constituere) eingesetzt (cuius patrini constituti sunt = dessen Taufpaten eingesetzt wurden [wie folgt])
consul Magistratsperson
conthoralis Bettgenosse, -in (siehe torale)
contra gegen
contrahere (contraxi) eingehen (contraxit matrimonium = ging die Ehe ein)
conversus konvertiert (zum andern Glauben übergetreten) (Judaeus conversus, [zum Christentum] bekehrter Jude)
cooperator katholischer Hilfsgeistlicher, Vikar
copulare trauen, zusammengeben (copulati
sunt wurden getraut), kopulieren (dedi licentia[m] copulandi = ich gab zusammen, traute (wörtlich: gab die Erlaubnis zu kopulieren)
coquus Koch
cuidam (quidam) einem gewissen (dedi sepulturam cuidam vago viro = ich erteilte die Bestattung einem gewissen Fahrenden)
cuius (quis) wessen, deren (cuius assistentes fuerunt = bei welchen anwesend waren; cuius vicaria fuit eius ancilla = deren Stellvertreterin ihre Magd war)
cuiusdam (quidam) eines gewissen (jnfans cuiusdam Joannis Klarer = das Kind eines gewissen J. K.)
cum mit
cuncti alle, sämtliche (cunctis dilectus = von allen geliebt)
dare (dedi) geben (dedi sepulturam = ich beerdigte)
datum Datum (zu Endt beschribnen Dato = auf untenstehenden Zeitpunkt; an heüt dato = am heutigen Tag)
debitus Schuldigkeit (naturae debitum redidit = er starb, gab der Natur die Schuldigkeit zurück)
decanus Dekan
decessit (decedere) ist gestorben, abgetreten
deflorata entjungfert
defunctus, -a verstorben; der (die) Verstorbene
degente (degere) zubringend, verweilend, sich aufhaltend (per plures annos hic loci degentes tollerati, mehrere Jahre an diesem Ort verweilend geduldet)
denuntiare ankündigen
dictus, -a genannte(r), besagte(r)
dies Tag (priori die = am Tag zuvor)
dignari geruhen (dignaremur = wir hätten geruht)
dilectus lieb, wert, teuer (dilectus nobis in Christo = der uns in Christo Teure)
dio(e)cesis Bistum
discedere (discessi) sich entfernen, abgehen (e vita temporali discessit = er schied aus dem zeitlichen Leben ab)
discretus ungewöhnlich, herausragend (discreta matrona = ungewöhnliche Frau)
doctus gelehrt (doctissimus = hochgelehrt)
domesticatrix Haushälterin (domesticatrix domus paroch[ialis] = Pfarrhaushälterin)
domicella Fräulein
domicilium Wohnsitz
Dominus der Herr, Gott (in Domino copulati
sunt im Herrn wurden getraut)
domina (edle) Frau
domus Haus (ab alio latere domui = auf der anderen Seite des Hauses)
ducatus Herzogtum
eadem (mask. idem) dieselbe (ad eandem ecclesiam = zur selben Kirche)
ecclesia cathedralis Curiensis die Churer Kathedrale (coniuncti sunt in Ecclesia cathedrali curiensi)
eius sein(e), ihr(e) (uxor eius = seine Gattin)
eiusdem (mask. idem), desselben, derselben (eiusdem loci desselben Ortes)
ele(e)mosina Barmherzigkeit, Almosen (quae
ex eleemosinis vivebat die von Almosen lebte)
elevare heben (elevare ex baptismo = aus der Taufe heben). Siehe auch levare.
eodem ebenso, im weiteren (eodem klagt Hanß Starckh)
eorum ihre, deren (filia eorum = ihre Tochter)
erit (esse) wird sein
est (esse) ist
et und
ex aus
exspirare aushauchen, sterben
externus, -a auswärtig
faber Handwerker
facio (facere) ich mache
far, farris Einkorn, Spelt (eine alte Getreideart) (reliquit medium quartale farris plebano = er hinterliess dem Pfarrer ein halbes Viertel Einkorn)
ferrarius zum Eisen gehörig (faber ferrarius = Schmied)
festum Fest, Festtag (festum nuptiale = Hochzeitsfest)
fides Glaube (ad fidem catholicam conversus = zum katholischen Glauben bekehrt)
filia Tochter, filius = Sohn, filiola = Töchterchen
frater (pl. fratres) Bruder, geistlicher Bruder
fuit, fuerunt (esse) war, waren
Galli Franzosen, Welsche
gemelli Zwillinge
generosus, -a grosszügig (generosissimus = überaus grosszügig)
gratia Gnade (gratia Dei = Gnade Gottes)
gratiosus, -a gefällig, gnädig
habuit (habere) hatte
haeresis Lehre, Irrlehre (abiurata haeresi = der Irrlehre abgeschworen habend)
haereticus Ketzer
hebdomas, -ada Woche (puella 10 hebdomadarum = ein Mädchen von 10 Wochen)
hic hier
hiis diesen (hiis testibus = mit diesen Zeugen)
hinc von hier, von da; von jetzt an; daher
honestus, -a ehrbar
honorabilis ehrbar
hora Stunde (hora circiter prima = etwa um ein Uhr)
horreum Scheune
hospitissa Wirtin einer klösterlichen Herberge (hospitissa in Benderen)
ibidem ebendort, ebenso
id dieses
ignotus unbekannt (pater ignotus = Vaterschaft unbekannt)
illegitimus unehelich (filium illegitimum = unehelichen Sohn)
illustris berühmt (illustrissima domina = die sehr berühmte Frau)
immediatus unmittelbar
impertivi (impertire) mitteilen, zukommen lassen (bendictionem nuptialem impertivi = ich spendete den hochzeitlichen Segen)
impositus (imponere) auferlegt, zuerkannt (impositus est nomen Basily filio = dem Sohn wurde der Name B. gegeben)
incertus unsicher (pater incertus = Vater-[schaft] ungewiss)
incola Bewohner, Anwohner (Jncola in Monte Drißen, Anwohner am Triesnerberg)
indignus unwürdig
infans Kind (infantulus = Kindlein)
infra unterhalb (infra Languarum = unter der Landquart)
ingressus est (ingredi) antreten (iter ingredi = den Weg antreten)
initium Anfang, Beginn
inquilinus Hintersäss, Mieter
investire einsetzen
isti (iste) diese da
italus italienisch, Italiener (peregrinus italus = ein italienischer Hintersässe)
item ebenso
iter Weg (iter ad patriam ingressus est = er trat den Weg ins Vaterland an, d. h. er ist verstorben)
Judaeus Jude
juncti die Verbundenen (nomina matrimonialiter junctorum = die Namen der ehelich Verbundenen)
iuratus, -a vereidigt; Geschworene(r)
laborator Arbeiter (laborator in montibus = Bergarbeiter)
laicus, -i Laie, Person nicht geistlichen Standes
latus, -a (ferre) getragen
legatum Vermächtnis, Legat (pia legata = fromme Vergabungen)
legitime gesetzlich, nach Gesetz, gehörig, rechtmässig
legitimus rechtmässig (von Personen)
levare heben (aus der Taufe), levantes = die Paten. Siehe auch elevare.
liber Buch (huius libri initium facio = ich mache den Anfang dieses Buches)
licentia Erlaubnis (licentia copulandi = Eheerlaubnis)
lictor Henker
litterae Brief (per suas patentes litteras = durch seinen vorliegenden Brief)
litteratus, -a gelehrt, schriftkundig
locus Ort (parochus loci = Ortspfarrer)
locum tenens Leutnant (wörtlich: Statthalter)
ludimagister Schulmeister
ludimorator Schulmeister
lux, lucis Licht; neues Leben, Rettung, Heil
magister Meister
mandare senden (terrae mandare = der Erde übergeben, beerdigen)
mane früh, in der Frühe
marca, -ae Gold- oder Silbermark
martyrus Märtyrer (capella s. Sebastiani martyri in Nendlen)
mater Mutter
matrimonialiter ehelich (matrimonialiter denuntiare = die Verehelichung ankündigen)
matrimonium Ehe (in matrimonio [con]iunxi = ich habe ehelich verbunden; [matrimonii] vinculo ligati sunt = sind mit dem ehelichen Band verbunden; matrimonium fecerunt / celebrarunt = es haben geheiratet)
matrona (ehrbare, würdige) Frau
me presente in meiner Anwesenheit
mea meine (meae parochiae = meiner Pfarrei)
medicus Arzt, Heilkundiger
medius halb (medium quartale farris = ein halbes Viertel Dinkel)
membrum Glied, Mitglied
mendicans (mendicare) bettelnd
mercator Händler (mercator vagus = Hausierer)
meritus verdient (meritissimus = hochverdient)
migrare wandern
miles, militis Soldat, Ritter (miles de Shellinberch = Ritter von Schellenberg; miles in arce Vaduz = Soldat im Schloss Vaduz)
modernus gegenwärtig, neu, aktuell (modernus vicarius Eschensis = der neue Vikar in Eschen)
molitor Müller
monasterium Kloster
mors, mortis Tod
mortua (mortuus) est gestorben ist
motus (movere) bewogen (nos pastorali officio moti, [haben] wir, durch unser Hirtenamt bewogen)
mulier Gattin, Ehefrau
multi viele (per multos annos = während vieler Jahre)
multum viel
munitus versehen (mit) (munitus omnibus sacramentis = mit allen Sakramenten versehen)
murator Maurer
natus, -a geborene(r)
nec non und sicher auch
neo neu (neo conversus, -a = neu konvertiert,
neo parochus neuer Pfarrer)
nescitur ist unbekannt (wird nicht gewusst) (pater nescitur = Vater unbekannt)
nobilis nobel, edel
nobis uns (Dativ)
nomen Name (nomen / nomina parentum = Name(n) der Eltern; nomine = namens; nomina mortuorum = die Namen der Verstorbenen)
non nicht (non uxoratus = nicht verheiratet, unbeweibt)
noster, nostra unser(e)
notus, -a bekannt, notorisch
novus, -a neu (novissimus = ganz neu)
nuptiae Hochzeit (nuptias celebrarunt = es feierten Hochzeit)
nuptialis Heirats-, hochzeitlich
obdormivit (obdormire) es entschlief
obiit (obire) es starb (oft geschrieben als obijt, obyt)
obierunt (obire) es starben
obitus Tod, Ableben (per obitum = wegen, infolge des Todes)
oblatus, -a (offerre) dargebracht, übergeben (z. B. als Kind dem Kloster dargebracht)
officialis Beamter (officialis caesarius = kaiserlicher Beamter)
officium Amt (pastorale officium = Hirtenamt)
olim einstmals, vormals
oppidanus Städter, Stadtbewohner
oriundus, -a gebürtig, herstammend
pagus Gau (ex pago XY, aus dem Gau XY)
parentes Eltern (Gen. parentium oder parentum)
parochia Pfarrei
parochianus, -a Pfarreiangehörige(r)
parochus Pfarrer
pars, partis Teil, Anteil
patens (patere) offen daliegen, vor Augen liegen (per suas patentes litteras = durch seinen vorliegenden Brief)
pater Geistlicher, Pater; leiblicher Vater (pater
teste matri erit Vater wird sein nach dem Zeugnis der Mutter [der folgende], scil. bei einem unehelichen Kind)
patria Vaterland (iter ad patriam ingressus est = er ist verstorben, hat den Weg ins [ewige] Vaterland angetreten)
patrini Taufpaten (nomen patrinorum = Name der Paten; patrinis assistentibus = in Anwesenheit der Paten)
pauper, -a arm
pauperculus, -a ärmlich, armselig
perdoctus, -a hochgelehrt
peregrinus, -a fremd, ausländisch; Fremder, Hintersässe, Nichtbürger
perigna (vereinzelt) wohl Kürzel bzw. verlesen für peregrina
perillustris hochberühmt
persolvi (persolvere) ich habe bezahlt
pistor Müller, Bäcker
pius fromm (pia legata = fromme Vergabungen)
plebanus Leutpriester
plures mehrere (per plures annos = für mehrere Jahre)
pontificium Bischofsamt, -würde
possessor Besitzer (novissimi possessoris = des neuesten Besitzers)
possidere besitzen
postquam nachdem, seitdem
praefatus oben genannt (ad praefatam ecclesiam = an der oben genannten Kirche)
praefectus Vorgesetzter, Statthalter, Vorsteher (domina praefecta = Frau des Statthalters, usw.)
praegnata geschwängert, schwanger
praenobilis sehr vornehm
praesentibus in Anwesenheit von (praesentibus his = im Beisein dieser [Personen, Zeugen, usw.])
prandium Spätfrühstück, Vormittagsimbiss
primissarius Primiziant, neugewählter katholischer Geistlicher (R[everendus] D[ominus] Ferdinandus Wechinger primissarius in Trisen)
prior ersterer, vorderer (von zweien) (priori
die am Vortag, am Tag zuvor)
prius früher
pro für, anstelle von, so gut wie, nach Beschaffenheit, gemäss
pro annis für die Jahre
proles, -is Sprössling, Kind, Nachkomme (cum
sua prole mit ihrem Kind)
promittere geloben
pro tempore zurzeit
professus Mönch, der das Gelübde abgelegt hat
prope bei, in der Nähe von
provisus, -a (providere) vorgesorgt, versorgt (mulier peregrina Theresia Arnoltin provisa in Nendlen = fremde Frau T. A., in Nendeln versorgt / untergekommen [?])
provisor Stellvertreter, Gehilfe, Assistent
pudica schamhaft (pudica virgo = züchtige, schamhafte Jungfrau)
puella Mädchen, Tochter
puer Knabe (puerulus = Knäblein)
quaestor Gläubiger, Kirchengutsverwalter
quare daher, deshalb, weshalb
quartalis Viertel als Hohlmass, auch als Flächenmass
quas (qui, quae, quod) welche (fem. Pl. Akk.)
quasi gleichsam, beinahe
quidam (cuiusdam) ein gewisser
quondam einmal, zu gewisser Zeit
rector Eigentümer einer Eigenkirche; Verwalter der Kirchengüter (ipsius ecclesie rector = Verwalter derselben Kirche)
redidit (reddere) gab zurück
regimen (regiminis) Regiment
regnum, pl. regna Reich (caelesta regna = Himmelreich)
relinquere hinterlassen
remittere (remissi) nachlassen
renatus, -a wiedergeboren
residens ansässig
restitutus (restituere) zurückgegeben
reverendus verehrt, verehrenswürdig
sacellanus Kaplan
sacellum Kapelle
sacramentum Sakrament (in matrimoni sacramento confirmavi = im heiligen Ehebund habe ich bestärkt)
sacramentaliter mit den Sakramenten versehen
saltem wenigstens
sciatum (scitum) Gesetz, Beschluss
scriba Schreiber
scrinarius Schreiner
senex Greis
sepelivi (sepelire) ich begrub, beerdigte
sepultura Begräbnis (dedi sepulturam = ich bestattete)
sepultus (sepelire) beerdigt, begraben
sequentes die folgenden
servus Knecht
sextarius Hohlmass (Ster), Feld-, Bodenmass; auch ein Amt: Mitglied einer Sechserbehörde (?) (Magistro Jacobo Erni Sextario Capituli infra Languarum)
solamen, -minis Grund, Boden
solutus frei, ungebunden, selbständig; zügellos
sponsor Bürge, Taufzeuge
sponsi Brautleute
strenuus rüstig, entschlossen, unternehmend, wacker, brav
subditus unterwürfig, ehrerbietig, demütig
subitus plötzlich, unverhofft
sublata (sufferre) erduldet (subita morte sublata est = sie erlitt einen jähen Tod)
subsequentes die folgenden
sunt (esse) sind
superi die Oberen, Überirdischen (ad superos obiit = ist gestorben)
suscipere (suscepi) auf sich nehmen, sich unterziehen (baptismum suscepit = unterzog sich der Taufe)
sutor Flickschuster
temporalis zeitlich
terra Erde, Land (terrae mandatus = der Erde übergeben, beerdigt)
terrenum Erde, das Irdische (terrena reliquit = das Irdische hat hinter sich gelassen)
testantibus (testari) indem dies bezeugen
testatur (testari) es bezeugt
testis (pl. testes) Zeuge (testes fuerunt = Zeugen waren; teste matre = nach dem Zeugnis der Mutter; hiis testibus = mit diesen Zeugen)
thesaurarius Schatzkämmerer
tibi dir
tolerati (tolerare) geduldet
tonsor Scherer, Barbier (artificiosus Dominus Joan Georg Ölkuech tonsor Beneduranus, der kunstfertige Herr J. G. Ö., Barbier in Bendern)
torale Matratze (siehe auch conthoralis)
triennium Zeitraum von drei Jahren (per triennium = während dreier Jahre)
ultimus letzter
urbs, urbe Stadt (ex urbe = aus der Stadt)
ut wie
uterque beide
uxor Gattin; oft auch vxor geschrieben (vxor eius = seine Ehefrau)
uxoratus, -a verehelicht, beweibt
vagabundus, -a Fahrende(r)
vacans, vacantis offenstehend, leer seiend, vakant (vacante ecclesia parochiali in Eschen = da die Pfarrkirche in Eschen bzw. die Pfarrstelle unbesetzt ist)
vagus, -a Fahrende(r), adj. fahrend, umherschweifend
vel oder (auch)
venator Jäger
vero in der Tat, in Wirklichkeit, allerdings
vicarius, -a Stellvertreter, -in; Vikar
vicem (vices) Wechsel, Abwechslung, Wechselseitigkeit
vidua, viduus Witwe, Witwer
vigilans wachsam (vigilantissimus = überaus wachsam)
vir Mann
virgo, virgine Jungfrau, cum virgine = mit der Jungfrau
virtuosus, -a tugendhaft
vivebat (vivere) lebte
vocatus genannt, geheissen
vulgo volkstümlich, beim Volk, in der Volkssprache
zelosus eifrig (zelosissimus = überaus eifrig)


2. Deutsches Glossar

Jedem Leser älterer handschriftlicher Texte muss auffallen, dass er sich bei solcher Beschäftigung von den heutigen Vorstellungen von einer festen, geregelten Orthographie verabschieden muss. Jeder einzelne Schreiber handhabt seine eigenen Schreib«regeln» ziemlich frei; es herrscht allenthalben der Eindruck grosser Beliebigkeit, beinahe Regellosigkeit.

Das gilt insbesondere auch im Bereich der Gross- und Kleinschreibung. Generell überwiegt in den ältesten Texten bekanntlich die allgemeine Kleinschreibung, auch bei Substantiven (das widerspiegelt sich auch unten im Glossar). Vom 16./17. Jh. an kommt die Grossschreibung der Substantive auf, dann aber gehen Gross- und Kleinschreibung vielfach regellos durcheinander: oft greift die Grossschreibung unmotiviert um sich, verhält sich jedenfalls keineswegs nach unserem Verständnis. Die im Glossar verwendete Rechtschreibung folgt grundsätzlich den Textverhältnissen, wird von uns also nicht normalisiert.

Auf folgende graphische Besonderheiten soll hier noch hingewiesen werden:

[-aw-] für /-au-/ «Adam Ritter Maria Gawen [Gauen] Sohn», «in Bäderlungs Aw [Au]»
[ew] für /öü/ Hew boden [Heuboden]
u/v die beiden Zeichen werden durcheinander gebraucht:
Vli Ulrich;
lat. vxor uxor;
vnd und;
vnda unda [unten];
vrssula Ursula
anniuersarium anniversarium; vngeuahr = ungevahr [ungefähr]
Ableiben n. Hinschied, Tod (tödtliches ableiben)
Abraittung f. Abrechnung
Abstälze f. Vorsprung im Gelände
Òabtissin f. Äbtissin (1346 im Dativ abtischennun)
adprobirt anerkannt, geprüft
Aidschwerer m. Geschworener
alldasig hiesig, örtlich
Alter n. (seines alters 30 Jar = 30 Jahre alt)
Ambtspruch m. amtlicher Schiedsspruch, Urteil
anberüren angehen, anbetreffen
anderthalb zur anderen Seite (einhalb Ð anderthalb)
Anhalten n. Bitten (uff anhallten = auf Bitten von jmdm.)
aniezo jetzt, nunmehr
Anloben n. Geloben, Gelöbnis (nach aydtlichem anloben)
Ansprach f. Forderung, Anspruch
Anstöss m. pl. Nachbargrundstücke, Anstösser
antreffend(e) betreffend
anzeigen zur Anzeige bringen
auferladen aufgetragen, aufgebürdet
aufgehen entstehen, erwachsen (von Kosten: wegen köstig, so be¨y dem kloggengiessen aufgangen ist)
Ausgezogne m. Abgeordnete, Ausschuss
ausstendig ausstehend, fällig (von einer Schuldigkeit)
Ausweis(ung) m. (f.) Nachweis
bait f. Aufschub; rechtl.: Stundung, Frist (auf
bait geben auf Borg, ohne sofortige Barzahlung; zu mhd. beiten 'zögern, warten')
Barbierer m. Barbier
bas f. Base (vnser liebi bas = unsere liebe Base)
beg¯an begehen (vnd sol man jr jarzit beg¯an)
bemelt genannt, erwähnt
benantlich mit Namen, namentlich
bereden besprechen (ist doch sunderlich berett = es ist insbesondere auch besprochen worden)
berghalb bergseitig, gegen den Berg zu (berghalb Ð rheinhalb)
berürend(e) betreffend
beschechen geschehen (ist ain rechnig beschechen = wurde Abrechnung gemacht)
beschicken kommen lassen, vorladen (vnd Hanss Elsässer so wegen dess Heidendturmes beschickht worden ...)
bett n. Beet, (Weinberg-)Parzelle (Jacob brendli bduwt das achtend bett ... bebaut die achte Parzelle; Wingert betli = Weinbergparzelle)
bevelch m. (f.) Befehl, Geheiss
bohm öhl n. Baumöl (Olivenöl)
bomgarten m. Baumgarten, Bongert
böstle n. kleiner Posten, Warenposten
briht m. Bericht
buwen bauen, anbauen, bewirtschaften
Cantzler m. (zu Chur) Bischöflicher Kanzler
Chaphlan m. Kaplan
Chorher m. Chorherr, Geistlicher
consorten m. pl. Mithaften, Teilhaber; Schicksalsgenossen (auch: vnd seine mit Konsorten)
conuentbruder m. Konventsbruder, Mitbruder im Kloster
Cooperatur f. Wohnhaus des Hilfsgeistlichen (Kooperators)
dach vnd gemach (formelhaft für) Haus
darwider dagegen (die gemaind aber sey darwider gewesen)
daselbsten am gleichen Ort, ebendort, daselbst
deponiren Aussage machen (Maria Doblerin iurata deponiert ... = die vereidigte M. D. sagt aus)
dermahl zurzeit, derzeit
dochterman m. (Tochtermann) Tochtermann, Schwiegersohn
dozemaul dazumal
dugentrich tugendreich
dürnli n. Türmlein
du wilont dieweilen, da
Egerten f. vgl. FLNB I/5, 138 (s. v. Egerte).
Eheconsortin f. Ehefrau
Ehewörtin f. Ehefrau
eidlich unter Eid (gibt a¨ydtlich bericht ...)
Einfang m. eingezäunte Wiese
eingelangt eingegangen (auff eingelangte klag = auf eine eingegangene Klage hin)
einhalb zur einen Seite (einhalb Ð anderthalb)
Eisen khue f. (rechtssprachl.) Kuh, die zu halten der Besitzer verpflichtet ist und auf der eine feste Abgabe ruht. Siehe auch ¨ysengelt.
elich ehelich, rechtmässig
enbüten entbieten
endtzwischen zwischen
entschlafen verstorben
erber ehrbar
erblehen n. vererbbares Lehengut (guot, das er
ze erblehen hat Gut, das er zu Erblehen hat)
erfinden befinden, feststellen (demnach ist erfunden worden = so ist festgestellt worden)
erkaufen kaufen, erwerben
erkiest erkoren, erwählt, gewählt
erlegen bezahlen, begleichen (den zechenden erlegt)
ernambset genannt, benannt, erwähnt
erzellen erzählen, berichten
ewenklich ewiglich, auf ewig
Fahrnis f. Fahrhabe, beweglicher Besitz
Faißt heüguth n. Fettheugut
fewer n. Feuer
frumess f. Frühmess
Früe Messer Frühmesspriester, Priester, der von der Stiftung zu einer Messe, die er am frühen Morgen täglich zu lesen hat, lebt
fueg m. (f.) Befugnis (weder fueg noch macht = weder Befugnis noch Macht)
fuoder n. Fuder (1 fuoder Kalckh)
fuor f. Fuhre, Ladung
fuorlohn m. Fuhrlohn, Transportentlöhnung
fürgesetzt vorgesetzt
fürsprech, firsprech m. Fürsprech, Rechtsvertreter, Anwalt
geben gegeben (Mer Geben ein spen für Anna
Plengi weiter gegeben eine Spende für A. P.)
gedachter vorerwähnter, obgenannter
gegen Richtungsangabe (mit Dativobjekt), gegem Rein = gegen den Rhein hin; gegen dem
Berg gegen die Bergseite hin. Siehe auch unter gem.
gelich(en) gleich
gelon (lon) gelassen, hinterlassen
gelte f. Zuber, Stande (Gefäss für Flüssigkeiten)
gem gegen dem (gem perg = gegen den Berg hin)
gemach n. Gebäude, Haus, Stockwerk, Kammer, Stube (dach vnd gmach = Haus [formelhaft])
gemein gewöhnlich, üblich, allgemein (das gemeine Jarzeit = das übliche Jahrzeitopfer)
genedig gnädig
gerait gerechnet, abgerechnet, Rechnung abgelegt
gerichtsman m. Mitglied des Gerichts
gesatzt gesetzt, eingesetzt (in ein Amt)
geschworner m. Richter, Amtsmann
geschwüstergich koll. pl. (älter: geswistergiten) Geschwister
gestifft gestiftet
gewalthaber m. Verwalter (als vollmechtige
gewalthabere als bevollmächtigte Verwalter)
gmain allgemein, öffentlich, gemeinschaftlich; mittelmässig, gering
gotzhus n. Gotteshaus
haus häblich als Hausbesitzer wohnhaft
haut hat [das -au- ist nicht als Diphthong zu lesen], auch het
Herth m. Hirte (faloscher Herth = Hirte der Alp Valorsch, Schaan)
Heüner n. pl. Hühner
hew boden m. Heuboden, Wiesland
hew wax m. Heuwuchs, Wiesboden
hoffkieffer m. Hofküfer (Küfer auf dem Schloss)
hoffraite f. Hof, Hofraum
hoüwmonet m. Heumonat, Juli
hcubgÒuter n. pl. Hubgüter, Lehengüter mit bestimmtem hofrechtlichem Charakter
husfrow f. Gattin, Ehefrau
infang m. Einfang, eingezäuntes Stück Kulturland
innen inne (hat innen = hat inne, besitzt)
Insiegel n. Siegel
Jarzeit f. (n.) jährlich wiederkehrender Gedenktag, namentlich die kirchliche Jahresfeier zum Andenken Verstorbener, sowie hier das dabei zu leistende Opfer (gemeine jarzeit = das allgemeine Jahrzeitopfer)
jetzund(er) jetzt, nunmehr
jngehebt inne gehabt
junkherr m. Junker
kilcher m. Ortsgeistlicher, Geistlicher an der Pfarrkirche (... und Rcudolff ir sun, kilcher ze Eschen)
kirchen einzug m. Kirchensteuer
kirchen pfleger m. Mitglied der Vorsteherschaft der Kirchgemeinde
Kilchspil n. Kirchgemeinde, Territorium der Gemeinde
Khindsvogt m. Kindsbeistand
klagen Klage führen (über etwas gegen jemanden) (Melch Eberle clagt sich wider Adam Rig von Trißen Eines schlaghandels ...)
Kloggen f. pl. Glocken (Kloggengiessen = Glockengiessen)
korfrow f. Chorfrau, geistliche Schwester
köstig m. Unkosten
krefteklich kräftig, gültig
Khromer m. Krämer
Kundschaft f. Zeugnis, Beweis
laibaigen unfrei, abhängig, leibeigen (Vnnserm underthan vnnd Laibaignen mann, Vicenzen Thdunttel zdu Schan)
laim gruob f. Lehmgrube
lamberzehenden m. Lämmerzehnten
Land n. das flache, ebene Land, der Talgrund (im Gegensatz zum Berg) (dem Land nach = in Talrichtung?!)
lassen hinterlassen (het gelassen = hat hinterlassen)
legieren vererben, vermachen
lerjungen m. Lehrling
leutpriester m. Volkspriester, lat. plebanus (in Eschen, dort zur Unterscheidung von den Praemonstratensern von St.Luzi, deren übriggebliebener Konvent seit der Reformation in Bendern sass)
ledigen standts ledigen Standes
lehenguot n. zu Lehen empfangenes Gut
Lehen Leüthe pl. Lehensleute
Lenberzehenden m. Lämmerzehnten
lichen (gelichen) ausleihen, leihen
ligendes liegendes Gut, Liegenschaft (alles ligendes und Fahrnis)
lon lassen, hinterlassen
macher lohn m. Lohn für die Herstellung
Mad n. magere Mähwiese, urspr. auf Gemeindeland
Mager he¨w wax m. Magerwiese
Mammadt (massmad) n. Mannsmahd (Flächenmass) (ab zwe¨y Mammadt Riedtmadt vff Banx)
Martrer m. Märtyrer
massen (was massen was also, was dergestalt) (vgl. auch Id. 4, 438)
Mithafften pl. Teilhaber an einer Verpflichtung
Nachbaur m. Dorfgenosse (Nachbaur de Sateins)
nachbenant nachfolgend genannt
nacher nach (nacher Benderen = nach Bendern)
nachgesetzt [im Text] unten folgend
Nachrichter m. Scharfrichter
nebenzcu daneben, auf der Seite
nimbt (nembt) nennt (so man nimbt die ayer äckher)
Nimmervoll m. trunksüchtige Person (... obiit [es starb] Catharina Brendlini pauper vidua [arme Witwe] nota [bekannte] Nimmerföllin)
obgedaht «obgedacht», oben erwähnt
obnen oben, droben
öhem m. Oheim
Öhn¨y m. Grossvater, «Ehni»
par gelt n. Bargeld
pawen bauen, bebauen
Pettschafft n. Siegel
Pfaff m. Pfarrer
Pfantlosa, Pfandlösi f. Loskauf eines Pfandes (pro pfantlosa. lib.X = für den Loskauf zehn Pfund)
Pfleger (Phleger) m. Aufseher, Verwalter
Posten m. Rechnungsposten, Summe, Betrag; Warenposten
Pritschen m. (Stück) Riedland (vgl. FLNB I/5, 81).
Pünt f. Bünt, eingezäunte Heimwiese
Raitung f. Rechnung, Abrechnung
Rat m. Regierung (des Rats zu Veldtkirch = Mitglied der Stadtregierung von Feldkirch)
Rauch khorn siehe ruch
Rebman m. Rebbauer
rechtgesetzt rechtmässig (in sein Amt) eingesetzt
recomendieren empfehlen
Refusion f. Zurückweisung
Restanz f. Rückstand, Rest von einer rückständigen, nicht bezahlten Summe
Revers m. Rückverpflichtung, Rückvermerk
Riedmad n. feuchte, magere Mähwiese
Rosario m. Rosenkranz (dem hayligen Rosario)
ruch (von Ackerfrüchten) «rauhe», wie etwa Fesen, Hafer, im Gegensatz zu den «glatten», wie Kernen, Bohnen
Sache f. (Streit-)Sache (in sachen = im Streitfall)
samentlichen sämtlich, ohne Ausnahme
Scharpfrichter m. Scharfrichter
Schellm m. Schelm, Spitzbube (... Richt sich Claß Förer auf, vnd sage der Hanß Georg habe die Khue verkhaufft wie ain anderer schellm ...)
schidlüte pl. Schiedsrichter
schiffman m. Schiffer, Fährmann
schlaghandel m. Schlägerei (Melch Eberle clagt sich wider Adam Rig von Trißen Eines schlaghandels ...)
Schmalz n. Butter
schnitzen steuern, besteuern (Gretta Marderin, Sambt Jhren Kündern schnitzt Petter Wagner)
schöffel m. Scheffel (ein Hohlmass)
Schuldsache f. Rechtshandel um Schulden
Schupflehen n. Handlehen, d. h. nicht erbliches, nur auf gewisse Zeit vergebenes Lehen (schupflehenweiss nach der Art eines solchen Lehens)
schwebend hängig (von Rechtshändeln: in schwebender streitigkhait)
Schweher m. Schwager, Schwäher
Schwiger f. Schwiegermutter (Mer sein schwiger agatha Hertterin)
selig verstorben (Simon Frickhen seligen Khind)
sitzen wohnen, Wohnsitz haben (gesessen ze Trisen)
solich solch
sollen (wie lat. debere) schulden, schuldig sein
som m. Saum (Ladung eines Saumtiers), Masseinheit (1 Viertel som khorn = ein Viertel Saum Korn)
sonderlich besonders, insbesondere
span m. Streit, besonders Rechtshandel
spanzettel m. Streitschrift
Spen f. Spende, Gabe, Almosen (spenn brott = Brotgabe an die Armen)
sprechen sprechen, Recht sprechen (Inn sachen Entzwischen ... contra Melch Winzürlj Ist gesprochen worden ...)
Spruch m. Schiedsspruch, Urteil
Spruchbrief m. schriftlich ausgefertigte (schieds-)richterliche Entscheidung; schriftlicher Vertrag
Stanndt m. Stand, Zivilstand (im ledigen
stanndt unverheiratet, im Ledigenstand)
Stieffkhündt n. Stiefkind, Stieftochter
Strewe Maad n. Streuemähwiese
stüethlin n. Stute (wegen des stüethlinß und 2 stieren Vdo Krantzen alpgelt)
Substitut m. Ersatzmann
Syndicus m. bevollmächigter Rechtsvertreter, Rat (der zeit stat s¨yndicus zue Veldtkirch)
taferner m. Tavernenwirt, Wirt eines der obrigkeitlichen Ordnung unterstehenden Gasthauses
tischgelt n. Kostgeld
Tochtermann m. (dochterman) Schwiegersohn, Ehemann der Tochter
Trager m. (Lehens)Träger
Tragerlohn m. Lohn des Lastträgers
Troster m. Helfer, spez. Bürge, Fürsprech (... vnd ich gena¯nter troster Jacob ma¨yer) tugentsam = tugendhaft
Vnderpfandt n. Pfand, Sicherheit
vnsauber nicht einwandfrei, krank, mangelhaft, bresthaft (wegen aines vnsaubern Ross) untz (vntz) = bis
vntzher bisher
unverschaiden untrennbar, ohne Unterschied, insgesamt
Vrbari n. Urbarbuch, Verzeichnis der Einkünfte, Zins-, Renten-, Grundbuch
urfed f. Urfehde, Verzicht auf Fehde, Einstellung der Fehde; der dabei geschworene Eid
vacieren offenstehen, nicht besetzt sein (etwa: eine Pfarrei)
ver[r]ait verrechnet, aufgerechnet (und sind verait alle alte zinß)
verarestieren mit Beschlag belegen, beschlagnahmen (dz er zeüg dem Heinrich Eble ein Stier verarestiert hab = dass er, der Zeuge, dem H. E. einen Stier beschlagnahmt habe)
verehren (jmdm. etw.) vermachen, schenken
vergich (verjehen) (ich) bezeuge
vergleichen, sich ~ sich einigen
verhoffen hoffen, erhoffen
verhörtag m. Gerichtstag
verjehen bezeugen, kundtun
verlassen hinterlassen (verlassenen Wittiben Anna Krantzlin vndt Ieren vier Kinder; verlassenes capitall)
verlihen (verleichen) verleihen, zu Lehen geben
vermög mittels, kraft, durch, dank (präp.) (vermög kauffbieff = kraft des Kaufbriefes)
verordnen vermachen (verordnet dem ha¨yligen Rosario Capital zwanzig fünff gulden)
verordnet abgeordnet (verordneter Kirchen Pfleger)
verzeren aufbrauchen
vest fest, ehrenfest (den frummen vnd vesten C. R., Burger vnd des Rats zu Veldtkirch)
Viertel m. Bruchzahl, Massbezeichnung (des Raumes, der Zeit), Massbezeichnung (Hohlmass, Landmass), usw. (2 Viertel Waisen [Weizen])
Vierling m. der vierte Teil eines Massganzen (ein Viertelhundert; der vierte Teil eines Pfundes; eine Viertelelle; ein Viertel Juchart)
Vigili f. Vigil, Gottesdienst am Vorabend eines Festes; Totenamt vorgedachten = vorgenannten
Wagen Weg m. Fahrweg
Wagenfart f. Wagenladung, Verpflichtung der Herrschaftsleute, die Naturalien der Herrschaft auf Wagen derselben zuzuführen.
Waibel m. Weibel
waiss (waisen) m. Weizen
was gestalten in welcher Weise (?, vgl. Id. 11, 353f.) (vgl. Band 2 s. v. Johannes 1654: ... demnach ... ist erfÇunden ... worden, waß gestalten Hanß Schechlin gewesten Mesner zÇu Benderen, ... zwa¨y Khinder der Pfarrkirchen ... eine SÇuma gelts ... schculdig waren ...)
Wax n., m. Wachs, Kerzenwachs
Wechsel m. Abtretung, Besitzerwechsel (an das mad, das mit dem Hantili vnd Sentina jn wechsel gat)
weib, älter wip f. Ehefrau (An Andress Thöniss weibs gut)
weilen derweil, während; da, weil (weilen er
nit gezinset weil er nicht gezinst hat)
Weingartmeister m. Rebmeister, Wingertmeister
werch m., n. Werg (korn, hanf und werch)
wider gegen
wip f. Ehefrau (Weib)
wilont (wylent, jünger weilandt früher, damals, damalig
wirt m. Ehemann (vnd Haincz Noll ir wirt = und H. N. ihr Ehemann)
wirtin f. (eliche wirtin) Ehefrau, Hausfrau (Ccuntzen kellers sÒaligen wirtinn = Kunz Kellers selige Gattin)
witfraw f. Witfrau, Witwe
wittib f. Witwe
wolbeschaiden bescheiden
wolgedacht in gutem Andenken stehend,
wohlwollend schon erwähnt ¨ysengelt n. (?) eine bestimmte (feste?!) Abgabe (... und gehörent Josen Rainolt gen Veltkirch järlichs zins und ist genant ¨ysengelt). Siehe auch Eisen khue.
Zaigung f. Grenzabsteckung (?)
Zedel m. Zettel, Stück Papier, Schein
Zeug m., n. Stoff, Gewebtes (... wie das er dem Herrn Antoni Kirchma¨yer ZeÇug zÇue einem Kleid heraÇusgegeben ...)
zinßweiß zinsweise, d. h. gegen Entrichtung von Zins
zugrecht n. das Recht, anstelle des Käufers gegen Erstattung des Kaufpreises einzutreten; Appellationsrecht
Zwölfbotten m. pl. Apostel (des heilligen
Zwolffpotten, Sannt Tomas, altar Altar des hl. Apostels St. Thomas)


...
Wörter

1. Vorrömisch, indogermanisch, griechisch, keltisch, germanisch etc.

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2. Lateinisch

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3. Rätoromanisch, alträtoromanisch

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4. Deutsch (alt-, mittel-, neuhochdeutsch, alemannisch)

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5. Andere neuere Sprachen, einschliesslich ältere Sprachphasen

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C. Grammatisches, Wortbildung

1. Grammatische, sprachwissenschaftliche und -historische Begriffe, Sprachbezeichnungen

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2. Suffixe, Namenendungen

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D. Sachbegriffe

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E. Orte und Personen

1. Orte, Regionen, Sprachräume

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2. Personen

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