Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
DE Deutschland, Alemania, Allemagne, Germania, Germany, (esper.) Germanujo
eXterne Wortlisten, (esper.) eksteruloj vortlistoj
XADE_j - Adelung - Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
J
(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Adelung#0
Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
- J
- Ja
- Jách
- Jáchhandel
- Jáchern
- Jacht
- Jachzorn
- Jackal
- Jacke
- Jackhals
- Jacob
- Jacobiner
- Jacobit
- Jacobs-Apfel
- Jacobs-Birn
- Jacobs-Blume
- Jacobs-Bruder
- Jacobs-Fische
- Jacobs-Kraut
- Jacobs-Lauch
- Jacobs-Múschel
- Jacobs-Narcisse
- Jacobs-Stab
- Jacobs-Straße
- Jacobs-Wiese
- Jacobszwiebel
- Jagd
- Jagdamt
- Jagdbar
- Jagdbarkeit
- Jagdbauer
- Jagdbediente
- Jagdbrücke
- Jagddienst
- Jagdflinte
- Jagdflur
- Jagdfolge
- Jagdfrohne
- Jagdfröhner
- Jagdgehäge
- Jagdgêld
- Jagdgerêcht
- Jagdgerêchtigkeit
- Jagdgeschrey
- Jagdgränze
- Jagdhandwêrk
- Jagdhaus
- Jagdhief
- Jagdhorn
- Jagdhund
- Jagdjunker
- Jagdkanzelley
- Jagdlehen
- Jagdleute
- Jagdlust
- Jagdnêtz
- Jagdorden
- Jagdordnung
- Jagdpferd
- Jagdpforte
- Jagdposten
- Jagdrath
- Jagdrêcht
- Jagd-Regal
- Jagdsáche
- Jagdsäule
- Jagdschiff
- Jagdschirm
- Jagdschlitten
- Jagdschlóß
- Jagdstein
- Jagdstock
- Jagdstrick
- Jagdstück
- Jagdtag
- Jagdtásche
- Jagdtuch
- Jagduhr
- Jagdwagen
- Jagdwêsen
- Jagdzeug
- Jagdzink
- Jagdzug
- Jagen
- Jagen
- Jäger
- Jägerbursch
- Jägerey
- Jägergarn
- Jägerhaus
- Jägerhorn
- Jägerisch
- Jägerjunge
- Jägerkunst
- Jägermeister
- Jägerrêcht
- Jägersprache
- Jägerstock
- Jagertásche
- Jägerzeug
- Jageteufel
- Jähe
- Jähe
- Jahen
- Jahêrr
- Jähling
- Jahn
- Jahr
- Jahrarbeit
- Jahrarbeiter
- Jahrbuch
- Jahren
- Jähren
- Jähren
- Jahrfêld
- Jahrfêst
- Jahrgang
- Jahrgang
- Jahrgêbung
- Jahrgedächtniß
- Jahrgêld
- Jahrgericht
- Jahrgesêll
- Jahrgewächs
- Jahrhundert
- Jährig
- Jahrkleid
- Jahrknêcht
- Jahrkönig
- Jährlich
- Jährling
- Jahrlohn
- Jahrmarkt
- Jahrpacht
- Jahrrêchnung
- Jahrschneider
- Jahrschúß
- Jahrsfall
- Jahrstag
- Jahrszeit
- Jahrtausend
- Jahrte
- Jahruhr
- Jahrweide
- Jahrwóche
- Jahrwuchs
- Jahrzahl
- Jahrzeit
- Jahrzirkel
- Jähzorn
- Jähzornig
- Jakal
- Jalape
- Jalke
- Jalousie
- Jammer
- Jammergesang
- Jammergeschrey
- Jämmerlich
- Jammern
- Jammerthal
- Jammervoll
- Janitschar
- Jänner
- Jännerschein
- Januar
- Jschen
- Jäse
- Jasmin
- Jáßpiß
- Jáspiß-Achat
- Jásp-Onyx
- Jäten
- Jauch
- Jauche
- Jauchert
- Jauchzen
- Jauchzer
- Jauner
- Jawort
- 1. Je!
- 2. Je!
- 3. Je
- Jedénnoch
- Jeder
- Jederhand
- Jedermann
- Jederzeit
- Jedesmahl
- Jedesmahlig
- Jedóch
- Jedwêder
- Jêglicher
- Jêlle
- Jemahls
- Jemand
- Jener
- Jenner
- Jenseit
- Jenseitig
- J?sche
- Jesen
- Jêsmin
- Jêssen
- Jesuit
- Jesus
- Jêz
- Jêtzig
- Jétzt
- Jetztmahlig
- Jeuch
- Jeweilig
- Jischen
- Jischt
- Joachim
- Jobst
- Jóch
- Jochándel
- Jóchbein
- Jóchen
- Jóchfísch
- Jóchgeyer
- Jóchpfahl
- Jóchrêbe
- Jóchträger
- Jóchwiede
- Jodocus
- Jodúte
- Johánna
- Johánnes
- Johánnis-Apfel
- Johánnis-Bêêre
- Johánnis-Blume
- Johánnis-Blut
- Johannis-Brot
- Johánnis-Fêst
- Johánnis-Feuer
- Johánnis-Gróschen
- Johánnis-Gürtel
- Johánnis-Händchen
- Johánnis-Holz
- Johánnis-Käfer
- Johánnis-Kraut
- Johánnis-Öhl
- Johánnis-Pfirsche
- Johánnis-Pflanze
- Johánnis-Schießen
- Johánnis-Sêgen
- Johánnis-Tag
- Johánnis-Topf
- Johánnis-Traube
- Johánnis-Trunk
- Johánnis-Wêdel
- Johánnis-Weide
- Johánnis-Weihe
- Johánnis-Wurm
- Johanniter-Meister
- Johanniter-Orden
- Johanniter-Ritter
- John
- Jökel
- Jökelgut
- Jölle
- Jonas-Kürbiß
- Jonathan
- Jonquílle
- Jope
- Josêphs-Stab
- Jost
- J?stcher
- Journal
- Jubel
- Jubelbraut
- Jubelfêst
- Jubelfreude
- Jubelgesang
- Jubelgeschrey
- Jubelhochzeit
- Jubelier
- Jubeljahr
- Jubellied
- Jubelpriester
- Jubelvoll
- Jubiläum
- Jubiliren
- Júch!
- Júchart
- Jucht
- Juchten
- Júchtmaß
- Juchzen
- Jück
- Jucken
- Jucks
- Judas-Baum
- Judas-Kúß
- Judas-Ohr
- Judas-Schweiß
- Jude
- Juden
- Judendocke
- Judendorn
- Judeneid
- Judenfisch
- Judengasse
- Judengenóß
- Judengróschen
- Judenhut
- Judenkirsche
- Judenkopf
- Judenleim
- Judennadel
- Judennuß
- Judenp?ch
- Judenpilz
- Judenschaft
- Judenschule
- Judenschule
- Judenschutz
- Judenspieß
- Judenstadt
- Judenstein
- Judensteuer
- Judenthum
- Judenzins
- Judenzopf
- Jüdisch
- Jugelbêêre
- Jugend
- Jugendfêhler
- Jugendfeuer
- Jugendlich
- Juks
- Julêpp
- Juliana
- Julius
- Jumarre
- Jung
- Junge
- Jungemagd
- Jungen
- Jungenarbeit
- Jungenhaft
- Jungenjahr
- Jungenpossen
- Jungensteiger
- Jünger
- Jüngerschaft
- Jungfer
- Jungferbiene
- Jungferêrde
- Jungferhopfen
- Jüngferlich
- Jungfernapfel
- Jungfernbirn
- Jungfernbraten
- Jungfernfieber
- Jungfernhaar
- Jungfernhäutchen
- Jungfernhonig
- Jungfernkäfer
- Jungfernkamm
- Jungfernkind
- Jungfernknêcht
- Jungfernkrankheit
- Jungfernmilch
- Jungfernnadel
- Jungfernnêlke
- Jungfernöhl
- Júngfernpergam?nt
- Jungfernquêcksilber
- Júngfernschlóß
- Jungfernschule
- Jungfernschwarm
- Jungfernschwêfel
- Jungfernstand
- Jungfernsucht
- Jungferntobak
- Júngfern-Vitriol
- Jungfernwachs
- Jungfernwaid
- Jungfernwein
- Jungferschaft
- Jungfrau
- Jungfraulich
- Jungfrauschaft
- Junggesell
- Junggesêllenschaft
- Junggesêllenstand
- Jüngling
- Jünglingsalter
- Jünglingsjahre
- Jungmeister
- Jüngst
- Jungthier
- Junius
- 1. Der Junker
- 2. Der Junker
- Junkerbirn
- Junkerndorf
- Jupe
- Jupiter
- Jupiters-Bart
- Jupiters-Blume
- Jürgen
- Juridisch
- Juríst
- Jurístisch
- Just
- Jüst
- Justiren
- Justiz
- Jutta
- Juwele
- Juwelier
Erstellt: 2021-01
A
Adelung, Johann Christoph
Hochdeutsches Wörterbuch
Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart,
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten,
besonders aber der Oberdeutschen [Adelung]
(E?)(L?) http://www.bastisoft.de/misc/adelung/
Zu den Daten
Hier finden Sie den vollständigen Text des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von Johann Christoph Adelung. Er entspricht der Ausgabe von 1811, die vom Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eingescannt und mit einem Texterkennungsprogramm in Textform überführt wurde. Text und Bilder hat die sogenannte Digitale Bibliothek auf Ihrem Web-Server verfügbar gemacht, jedoch nicht als fortlaufenden Text. Das ist die Lücke, die diese Datei füllen soll.
Wichtige Hinweise zu dieser Version:
- Es sind eventuell bei der Konvertierung Fehler passiert.
- Eine Unzulänglichkeit des Originals wurde übernommen, wirkt sich aber schlimmer aus, nämlich daß nichtlateinischer Text nicht zu lesen ist (und hier keine Bilder vorhanden sind).
- Die Beiträge des D. W. Soltau fehlen.
- Anzahl der Stichworte ist etwa 56.200.
- Zeilenumbrüche sind im Unix-Format.
- Zeichensatz ist ISO-8859-1 (Latin 1).
- Das Digitalisierungszentrum garantiert nicht die hundertprozentige Korrektheit der Schrifterkennung. De facto sind dabei und bei der Verschlagwortung allerhand Fehler passiert; insbesondere ist die Datenbank mit Einträgen vom Typ "Der Tieger, oder Tiger" nicht zurechtgekommen und macht daraus zwei Artikel, sind Ziffern bei mehreren Einträgen zu einem Stichwort des öfteren auf die vorige Zeile und damit ans Ende eines ganz anderen Artikels gerutscht. Wo sie mir aufgefallen sind, habe ich die Fehler korrigiert.
Der Text unterliegt keinem urheberrechtlichen Schutz, da dieser nach deutschem Recht nur Werken gewährt wird, deren Urheber noch lebt oder höchstens seit 70 Jahren tot ist.
Sebastian Koppehel
Erstellt: 2010-02
B
C
D
E
F
G
H
I
J
Ja (W3) [Adelung]
Ja,
ein bejahendes Nebenwort. 1. Eigentlich, wo es geradezu versichert,
daß eine Sache ist, gewesen ist, oder seyn wird. Man gebraucht
dasselbe, 1) nach einer vorher gegangenen Frage. Haben sie ihn
gesehen? Antw. Ja. - Werden sie kommen? Antw. Ja. Etwas mit ja!
beantworten. Willst du es thun? Sage ja oder nein. Wo es auch zuweilen
als ein Hauptwort gebraucht wird. Er antwortete mit einem lauten Ja.
Ein Frauenzimmer gibt ihr Ja von sich, wenn sie einer Mannsperson die
Ehe verspricht. ( S. Jawort) Ach ja! und ey ja gehören in den meisten
Fällen in die gezierte Sprache des gemeinen Lebens. Ja freylich, ja
wohl, verstärken die Bejahung, so wie ja doch ein mit Verdruß oder im
Unwillen ausgesprochenes Ja ausdrucket. 2) Nach einer vorher
gegangenen Bitte Ja, es soll geschehen. Ja, ich will es thun. Zu einer
Sache, zu einer Bitte ja sagen. Sagen sie immer ja! bewilligen sie es
immer. Ingleichen als ein Hauptwort. Sein Ja ist mir genug. ( S.
Jawort,) 3) Aber auch außer diesen Fällen dienet zur directen
Bejahung, es mag nun ein anderer dazu Anlaß geben, wenn z. B. seine
Rede einen Zweifel enthält. Ich glaube nicht, daß man vor Liebe krank
werden könne. Ja wohl kann man vor Liebe krank werden. Oder auch eine
Versicherung. Ja, ja, sie mag ein gut Gemüth haben, Gell. Ingleichen,
ohne vorher gegangene Veranlassung eines andern. Herr, ja, ich glaube,
daß u. s. f. Joh. 11, 27. Ja komm Herr Jesu, Offenb. 22, 20. Besonders
bey der Wiederhohlung eines Satzes oder Wortes um des Nachdrucks
willen. Das Schwert, ja das Schwert ist geschärft, Ezech. 21, 9. Denn
der Tag ist nahe, ja des Herrn Tag ist nahe, Kap. 30, 3. Ich will mich
mit dir verloben, ja im Glauben will ich mich mit dir verloben, Hof.
2, 20. Ingleichen vor bedingenden Partikeln. Ja, wenn ich unvorsichtig
wäre Da freylich schnitte mich die Schere, Gell. 2. Figürlich, wo die
Bejahung von verschiedenen Nebenbegriffen begleitet wird, und oft
sogar verschwindet. 1) Oft begleitet es die Zeitwörter in solchen
Sätzen, welche eine Einwendung, einen Zweifel, einen Bewegungsgrund u.
s. f. enthalten. Es ist ja nicht schwer. Das ist ja nichts Böses. Er
ist ja die Leutseligkeit und Menschenliebe selbst, Gell. Der heutige
Tag ist ja nicht notwendig ihr Brauttag, ebend. Einer Freundinn kann
man ja wohl eine kleine Schwachheit vergeben, ebend. Sie wissen es ja.
Aber warum bin ich so unruhig? Ich liebe ihn ja nicht. Wenn das ist,
so haben sie ja nichts zu befürchten. Ingleichen eine zweifelhafte
Vermuthung. Sollte ihm ja noch etwas fehlen. Wie auch eine Hoffnung.
Oh mich der Herr tödten wollte, so will ich doch auf ihn hoffen. Er
wird ja mein Heil seyn, Hiob. 13, 15. f. Besonders wenn sich ein
Unwille mit einschleicht. Ich bin ja kein Kind mehr. Ihr höret es ja,
daß ich mich nicht zwingen lasse, Gell. Es ist ja schon gut. 2)
Zuweilen begleitet es eine Verwunderung, besonders in der
vertraulichen Sprechart. Ich habe sie ja so lange nicht gesehen. Sie
haben sich ja außerordentlich geputzet. Ach, das ist ja ganz was
vortreffliches. Wo ist meine Braut? - Ja ich weiß nicht, welche sie
meinen, Gell. 3) Ingleichen, eine vertrauliche und angelegentliche
Bitte, wie auch ein Verboth. Sage es ja niemanden. Verliere es ja
nicht. Aber ja nicht auf das Fest. Fragen sie mich ja nicht. Kommen
sie ja bey Zeiten. Schicken sie es ja heute fort. Komm ja, sonst
stirbt die Frau Schwägerinn, Gell. 4) Eben so oft macht es eine
Steigerung, eine Gradation. Ich habe es bey ihm gesehen, ja was noch
mehr ist, er hat mir selbst gesagt. Jedermann hält ihn für unschuldig,
ja selbst seine Feinde geben ihm das Zeugniß. Er schmähete ihn, ja, er
hob sogar die Hand wider ihn auf. Das Lat. immo, das Gothische jai,
das Engl. yea, werden auf eben diese Art gebraucht. Es scheinet fast,
daß ja in dieser Bedeutung nicht die gegenwärtige Partikel, sondern
vielmehr das alte Fränkische und Alemannische ioh ist, welches so oft
bey dem Ottfried vorkommt, und unser heutiges auch ist. S Auch. 5) Oft
wird es zu einer Art eines Bindewortes, etwas, welches dem redenden
unvermuthet einfällt, in Ermangelung einer andern Partikel, zu
begleiten. Ja, was wollte ich doch sagen? Ja, das habe ich doch wohl
schon erzählet. Ja, nun fällt es mir ein. 6) Ein wahres Bindewort ist
es, wenn es Vordersätze verstärket, welche eine Bedingung enthalten,
wo alsdann in dem Nachsatze so folgt. Es stehet entweder nach einer
bedingenden Partikel. Wenn er ja nicht bleiben will, so mag er gehen.
Wenn ich ja einen Fehler begehen sollte, so erinnere mich. Oder auch
allein, mit veränderter Wortfügung. Entbehret Damis ja gewisse Freuden
des Geschmackes, so entbehret er sie, weil er sie nicht bedarf. Gell.
Gefiel ihm Daphne ja zuweilen bey dem Spiel, ebend. Es scheinet in
dieser Bedeutung aus je entstanden zu seyn, welches unter andern auch
aus dem Oberdeutschen erhellet, wo es in diesem Falle wirklich je
lautet. Und mußte ihm der Edelmann, wenn er je ledig seyn wollte, das
Schloß abtreten. Bluntschli, ein Schweizer. Auch im Hochdeutschen kann
man es, wenn es von einer Zeit gebraucht wird, mit je vertauschen.
Wenn ich ihn ja, oder je, wiedersehen sollte. S. Je.
Anm. Schon bey
dem Ulphilas ja, bey dem Ottfried io, ja, in den gemeinen Mundarten,
jo, ju, in Österreich und Baiern in zwei Sylben ia, im Isländ. jä, ja,
im Schwed. ja, jo, im Angels. gea, ia, gyse, im Engl. yes und yea, im
Wallis. is, im Bretagnischen hia, im Griech. - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
Dorisch - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Hebr. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Nicobarischen aa, und
selbst auf der Cocos-Insel in der Südsee yio, yiouwo. Es gehöret zu
dem alten Zeitworte jahon, jehon, sagen, ( S. Beicht,) Lat. ajo, und
mit denselben, Wachters Muthmaßung zu Folge, zu dem Hebr. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, fuit. Bey dem Kero ist giu
schon, Lat. jam, Franz. deja, und ioh sondern, auch welches aber
zunächst zu auch zu gehören scheinet, so wie Ottfried ioh, und,
welches gleichfalls mit dem Griech - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image -, und, überein kommt. Übrigens gebrauchen statt des
directe bejahenden ja die Holländer und Engländer well, die Tiroler
und Kärnther wol und die obern Steyermärker leicht net.
Jach (W3) [Adelung]
* Jach,
adv. welches für jähe noch im Oberdeutschen üblich ist, im
Hochdeutschen aber nicht mehr gebraucht wird. Wer aber allzu jach ist,
wird mangeln, Sprich. 21, 5, allzu hitzig, voreilig. Bey dem Opitz und
andern Oberdeutschen gach. Ist einer gar zu gach (hitzig) so kommt er
ganz nicht ein, Opitz. Daher der Jachzorn, der Jähzorn. S. Jähe und
Jähzorn.
Jachhandel (W3) [Adelung]
Der Jachhandel,
der Wachholder, S. Wachholder.
Jachern (W3) [Adelung]
+ Jachern,
verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur in den
gemeinen Sprecharten, besonders Niedersachsens, üblich ist, mit einem
Geschreye umher laufen und lärmen, besonders von den Kindern und
andern auf eine ausgelassene Art lustigen Personen. Im Nieders.
jachern, jagten, jachtern, juchtern. Es ist ein Frequentativum,
entweder von jagen, oder auch von dem noch im Nieders. üblichen
jachen, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
schreyen, welches wiederum das Intensivum von dem veralteten jahen,
gihan, sagen ist. Beyde Begriffe fließen in diesem Worte zusammen. S.
Jauchzen und Schäkern.
Jachzorn (W3) [Adelung]
Der Jachzorn,
S. Jähzorn.
Jackal (W3) [Adelung]
Der Jackal,
eine Art morgenländischer Füchse, S. Schakal.
Jacke (W3) [Adelung]
Die Jacke,
plur. die -n, Diminut. das Jäckchen, Oberd. Jäcklein, ein altes Wort,
welches ehedem ein jedes langes Überkleid so wohl des männlichen als
weiblichen Geschlechtes bedeutete, aber zu verschiedenen Zeiten von
verschiedenen Arten von Kleidungsstücken gebraucht worden. Sehr häufig
kommt es in den mittlern Zeiten und in den verwandten Sprachen von
einem Panzerkleide, einem Waffenrocke vor; daher noch bey den Jägern
ein von Leinwand und Fischbein gemachter Harnisch, welchen man ehedem
bey Saujagden den Hunden anlegte, damit sie nicht so leicht beschädigt
werden möchten, unter dem Nahmen der Jacke oder des Panzers bekannt
ist. Jetzt ist dieses Wort in der anständigen Schreibart veraltet,
indem es nur noch in der niedrigen Sprechart, besonders auf dem Lande
üblich ist, und daselbst theils ein kurzes Weiberkleid, welches
kleiner als ein Wammes oder Kamisol ist, theils einen Kittel der
Mannsleute bedeutet. Daher auch die R. A. einem etwas in die Jacke
werfen, für, ihm ein Geschenk mit etwas machen, im verächtlichen
Verstande, ihm die Jacke voll lügen, voll schlagen u. s. f. in die
Sprache des niedrigen Umganges gehören. Nur das Dimin. Jäckchen ist
noch in der anständigen Sprechart von einem kurzen, nach dem Leibe und
zur häuslichen Bequemlichkeit gemachten Kleidungsstücke so wohl der
Kinder als erwachsener Personen üblich, welches den Oberleib und die
Arme bedecket, und auch ein Leibchen genannt wird.
Anm. Im Nieders.
Jak, Jakke, im Engl. Jack, und im Diminut. Jacket, im Franz. Jaque und
im Dimin. Jaquette, im Ital. Giacco, im Span. Jaco, im Schwed. Jacka,
im Dän. Jakke. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image
- , eine Decke, das Franz. Casaque, Ital. Casaco ( S. Casakin) und das
Niederdeutsche Hoik, ein Mantel, kommen genau damit überein. S. auch
Jope. Schon bey dem Vegetius ist Jacca eine Art einer Pferdedecke, Schabracke.
Jackhals (W3) [Adelung]
Der Jackhals,
eine Art morgenländischer Füchse, S. Schakal.
Jacob (W3) [Adelung]
Jacob,
ein aus dem Hebräischen herstammender Taufnahme des männlichen
Geschlechtes, welcher einen Unterdrückter bedeuten soll, und im
gemeinen Leben ein Jäkel, und in Niederdeutschland in Jaaks übergeht,
wo das letztere auch einen seltsamen mundartlichen Menschen bedeutet,
entweder weil der Apostel Jacobus von den Mahlern auf eine seltsame
Art mit allerley Seemuscheln geputzt vorgestellet wird, oder auch von
dem seltsamen Aufzuge der ehemahligen Pilgrimme zu diesem heil. Jacob
zu Compostell. Von den beyden unter dem Nahmen Jacobi des Größern und
Jacobi des Kleinern bekannten Aposteln, wird bey einigen Sternkundigen
auch das Gestirn der Zwillinge Jacob der Gröbere und das Gestirn der
Jungfrau Jacob der Kleinere genannt.
Jacobiner (W3) [Adelung]
Der Jacobiner,
des -s, plur. ut nom. sing. aus dem mittlern Lat. Jacobinus. 1) Eine
ehemahlige Engländische Münze, welche vermuthlich von dem Könige
Jacob, unter welchem sie etwa ausgemünzet worden, ihren Nahmen hat,
und welche, nach dem Frisch, 7 Fl. 8 3/4 Kreuzer, oder 4 Thlr. 18 Gr.
gilt. 2) In Paris führen die Dominicaner oder Predigermönche von der
Gasse, worin ihr Kloster liegt, den Nahmen der Jacobiner, da denn
Französische Schriftsteller in weiterer Bedeutung alle Dominicaner mit
diesem Nahmen belegen, welcher von unwissenden Übersetzern auch wohl
im Deutschen beybehalten wird. Im mittlern Lateine heißen sie um eben
dieser Ursache willen mehrmahls Jacobitae. In den neuesten Zeiten
wurden in Frankreich die strengen Demokraten Jacobiner genannt, weil
sie ihre Zusammenkünfte in dem ehemahligen Dominicaner-Kloster zu
Paris zu halten pflegten.
Jacobit (W3) [Adelung]
Der Jacobit,
des -en, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. Jacobita. 1) Ein
Pilgrimm, welcher nach dem Grabe des heil. Jacob zu Compostell
wallfahrtet; ein Jacobs-Bruder. 2) Eine Art irrgläubiger Christen in
Ägypten und dem gelobten Lande, welche ihren Nahmen von einem gewissen
Jacob haben, der ein Schüler des Patriarchen Severi zu Antiochien war.
3) In England werden die Anhänger des Königes Jacob II. und seines
vorgegebenen Nachkommen, des Prätendenten, Jacobiten genannt.
Jacobs-Apfel (W3) [Adelung]
Der Jacobs-Apfel,
des -s, plur. die -Äpfel, ein Nahme der gröbern Art Erdäpfel, welche
in der Mitte des Septembers zur Reife kommen, und unter andern auch im
Vogtlande häufig gebauet werden.
Jacobs-Birn (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Birn,
plur. die -en, eine Art Birnen, welche um Jacobi reif werden.
Jacobs-Blume (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Blume,
plur. die -n, eine Art der Kreuzpflanze, mit gestrahlten Kronen,
welche auf den Europäischen feuchten Wiesen wächset; Senecio Jacobaea
L. Krötenkraut, Ja- cobskraut, Aschkraut. Vielleicht weil sie gegen
das Fest des heiligen Jacobi im Julius blühet.
Jacobs-Bruder (W3) [Adelung]
Der Jacobs-Bruder,
des -s, plur. die -Brüder, in der Römischen Kirche, ein Pilgrimm,
welcher nach dem Grabe des heil. Jacob zu Compostell wallfahrtet. Und
wegen den ehemahligen schlechten Sitten dieser Pilgrimme, in einigen
Gegenden auch ein liederlicher Mensch.
Jacobs-Fische (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Fische,
sing. inus. in Obersachsen, ein Nahme desjenigen bestimmten Geschenkes
an Gründlingen, Schmerlen und andern kleinen Fischen, welches die
Fischerinnungen am Tage Jacobi gewissen obrigkeitlichen Personen
machen müssen.
Jacobs-Kraut (W3) [Adelung]
Das Jacobs-Kraut,
des -es, plur. inus. 1) Der Nahme eines Afrikanischen
Staudengewächses; Othonna L. 2) Ein Nahme der Jacobs-Blume, S. dieses
Wort.
Jacobs-Lauch (W3) [Adelung]
Der Jacobs-Lauch,
des -es, plur. inus. an einigen Orten, der Nahme des Hohllauches, weil
er am Jacobi, d. i. im Julio, aus der Erde genommen wird. Die
Jacobs-Zwiebel, dessen Zwiebel.
Jacobs-Muschel (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Muschel,
plur. die -n, eine zweyschalige Muschel mit einem scharnierförmigen
Schlosse, Musculus Pecten L. welche wegen ihrer in die Länge gehende
Streifen oder Strahlen auch Kammmuschel, Strahlmuschel genannt wird.
Sie hat den Nahmen von den Muscheln dieser Art, mit welchen der
Apostel Jacobus von den Mahlern der ältern Zeiten, wegen seiner
Seereisen abgebildet wurde, daher auch die Jacobs-Brüder in der
katholischen Kirche eine solche Muschel auf ihren Hut zu befestigen
pflegen.
Jacobs-Narcisse (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Narcisse,
plur. die -n, in den Gärten, eine Art ausländischer Narcissen mit
purpurfarbenen einfachen Blumen, welche in der Gestalt den weißen
Lilien gleichen.
Jacobs-Stab (W3) [Adelung]
Der Jacobs-Stab,
des -es, plur. die -Stäbe. 1) In der Römischen Kirche, ein Wanderstab,
dergleichen die Jacobs-Brüder zu tragen pflegen, welcher lang ist, und
oben zwey Knöpfe hat, welche in Gestalt eines Degengefäßes von
einander stehen. 2) Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit, ein
mathematisches und astronomisches Werkzeug, die Höhen zu messen. Es
ist noch bey den Schiffern üblich, welche die Höhe der Sonne und der
Sterne damit zu nehmen pflegen. Es bestehet aus einem langen Stabe,
worauf ein kürzerer, der ihn nach rechten Winkeln durchschneidet,
beweglich ist. 3) Bey einigen, besonders Oberdeutschen
Schriftstellern, wird auch der Gürtel des Orion in der Astronomie, so
wie bey andern das Gestirn des Schwanes, der Jacobs-Stab genannt.
Jacobs-Straße (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Straße,
plur. die -n, bey einigen die Milchstraße am Himmel, S. Milchstraße.
Jacobs-Wiese (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Wiese,
plur. die -n, in der Landwirthschaft einiger Gegenden, ein Nahme der
einhauigen oder einmähdigen Wiesen, weil sie um das Fest Jacobi
gehauen werden.
Jacobs-Zwiebel (W3) [Adelung]
Die Jacobs-Zwiebel,
plur. die -n, S. Jacobs-Lauch.
Jagd (W3) [Adelung]
Die Jagd,
plur. die -en, von dem Zeitworte jagen. 1. Die Handlung des Jagens
oder Verfolgens; ohne Plural, außer zuweilen von mehrern Handlungen
dieser Art. 1) In der weitesten Bedeutung, wo es außer dem zusammen
gesetzten Nachjagd nur noch in der R. A. üblich ist, Jagd auf etwas
machen, es verfolgen. Im Niederdeutschen sagt man dieses von allen
Arten des Verfolgens. Jagd auf Diebe, auf Räuber machen. Der Hund
macht Jagd auf den Hasen. Im Hochdeutschen ist es von einem Schiffe am
üblichsten, wenn dasselbe oder dessen Befehlshaber ein anderes Schiff
verfolget. Der Kaper machte Jagd auf das Schiff. Franz. donner la
chasse. Figürlich, besonders im Niedersächsischen, Lärmen, Zank,
Streit. Was habt ihr da für eine Jagd? Das war eine Jagd! Und nach
einer noch weitern Figur, auch lärmende, schwärmende Personen; ein
Heer. Da kommt die ganze Jagd her. Eine Jagd Kinder haben, eine Menge.
2) In engerer Bedeutung, das Verfolgen und Tödten wilder Thiere,
besonders so fern solches vermittelst der Hunde geschiehet. (a)
Eigentlich. Auf die Jagd gehen, reiten, fahren. Auf der Jagd seyn. Von
der Jagd kommen. Eine Jagd halten, besser, anstellen. Von der Jagd
leben. Sich mit der Jagd belustigen. Die Bärenjagd, Hasenjagd,
Wolfsjagd u. s. f. Die Parforce-Jagd, wo ein Thier zu Tode gehetzet
wird; schon im Theuerdanke das Fortz-Gejeyd. Die Jäger gebrauchen
statt dieses Wortes auch häufig den Infinitiv des Zeitwortes jagen.
Ein Jagen anstellen. (b) Figürlich. (aa) Die Kunst, wilde Thiere
regelmäßig zu verfolgen und zu tödten; die Jagdkunst, und noch
häufiger die Jägerey. Sich auf die Jagd legen, sich der Jagd widmen.
Die Jagd verstehen. (bb) Das Recht, wilde Thiere in einem gewissen
Bezirke u verfolgen und zu tödten; die Jagdgerechtigkeit, das
Jagdrecht, der Wildbann. Die Jagd haben, besitzen. Jemanden mit der
Jagd belehnen. Die Jagd verpachten, verkaufen, verschenken. Die hohe
Jagd, das Recht Hirsche, Auerhähne u. s. f. zu jagen. Die Mitteljagd,
das Recht auf Rehe und wilde Schweine zu jagen, welche in andern
Gegenden mit zur hohen Jagd gerechnet werden. Die niedere Jagd, wozu
alles übrige Wildbret gehöret. In engerer Bedeutung ist unter dem
Worte Jagd, wenn es in Lehenbriefen ohne allen Beysatz stehet, die
niedere Jagd zu verstehen. 2. Was gejaget wird; gleichfalls ohne
Plural. In dieser Bedeutung pflegen nur die Jäger das Wildbret mit dem
Worte Jagd collective zu belegen. Was hat es, oder was gibt es für
Jagd auf diesem Revier? Antw. hohe Jagd, niedere Jagd, Feldjagd,
Wasserjagd. 3. Wo gejaget wird, der Jagdbezirk; gleichfalls am
häufigsten bey den Jägern. Die Jagden verpachten. 4. Eine Art schneller Schiffe, S. Jacht.
Anm. Im Oberdeutschen das Jaid, das
Gejaid, das Gejaider, bey dem Opitz das Gejägt, im Nieders. Dän. und
Schwed. Jagt. Die Hochdeutschen sprechen das a in diesem Worte
gedehnt, die Niederdeutschen aber geschärft, daher die folgenden
weichen Consonanten auch bey ihnen in die ähnlichen härtern übergehen, Jacht; und zwar nach derselben Analogie, nach welcher aus schlagen,
Schlacht, aus tragen, Tracht, aus mögen, Macht u. s. f. werden. An den
Höfen hat man eine Menge Personen und Sachen, welche sich auf die Jagd
beziehen, und hier nicht angeführet werden dürfen, weil sie sich von
selbst verstehen.
Jagdamt (W3) [Adelung]
Das Jagdamt,
des -es, plur. die -ämter. 1) Ein Amt, d. i. Bedienung, bey dem
Jagdwesen eines Herren. 2) Ein Collegium mehrerer Personen, welches in
Sachen, die zur Jagd gehören, erkennet und richtet.
Jagdbar (W3) [Adelung]
Jagdbar,
-er, -ste, adj. et adv. was gejaget werden kann, doch nur in engerer
Bedeutung, was mit Nutzen, oder den Regeln der Jägerey zu Folge
gejaget werden kann. In diesem Verstande ist ein jagdbarer Hirsch bey
den Jägern, ein Hirsch, welcher wenigstens zehen Enden auf dem Kopfe
hat, der sieben völlige Jahre alt ist, da er seine ordentliche Höhe
und Gestalt hat.
Jagdbarkeit (W3) [Adelung]
Die Jagdbarkeit,
plur. inus. 1) Die Eigenschaft eines Thieres, da es jagdbar ist. 2)
Bey einigen auch die Jagdgerechtigkeit.
Jagdbauer (W3) [Adelung]
Der Jagdbauer,
des -s, plur. die -n, ein Bauer, welcher bey einer angestellten Jagd
zur Frohne allerley Dienste leisten muß; ein Jagdfröhner, die
Jagdleute.
Jagdbediente (W3) [Adelung]
Der Jagdbediente,
des -n, plur. die -n, ein herrschaftlicher Bedienter in Jagdsachen,
von dem Oberhof- oder Landjägermeister an bis zu dem Jagdlackeyen.
Jagdbrücke (W3) [Adelung]
Die Jagdbrücke,
plur. die -n, eine mit einer hohen Säule versehene Brücke über einen
Graben, damit man sie auf der Jagd von weitem erkennen könne.
Jagddienst (W3) [Adelung]
Der Jagddienst,
des -es, plur. die -e. 1) S. Jagdfrohne. 2) Eine Bedienung bey dem
Jagdwesen, besonders eine solche Bedienung geringerer Art.
Jagdflinte (W3) [Adelung]
Die Jagdflinte,
plur. die -n, eine leichte Flinte, so wie man sie zur Jagd gebraucht;
zum Unterschiede von schwerern Arten.
Jagdflur (W3) [Adelung]
Die Jagdflur,
plur. die -en, eine Flur, d. i. ein Bezirk Feldes, so fern auf
demselben gejaget wird oder gejaget werden kann, ein Revier.
Jagdfolge (W3) [Adelung]
Die Jagdfolge,
plur. inus. 1) Die Verbindlichkeit, dem Grund- oder Landesherren bey
einer Jagd zu folgen, d. i. ihm dabey Dienste zu leisten; ingleichen
das Recht, diese Dienste von seinen Unterthanen zu fordern. 2) Das
Recht, ein angeschossenes oder flüchtiges Wild in eines andern Gehäge
aufzusuchen und sich zuzueignen.
Jagdfrohne (W3) [Adelung]
Die Jagdfrohne,
plur. die -n, Frohnen, oder Frohndienste, so fern sie dem Grundherren
bey einer Jagd geleistet werden müssen; Jagddienste.
Jagdfröhner (W3) [Adelung]
Der Jagdfröhner,
des -s, plur. ut nom. sing. der zu solchen Jagdfrohnen verbunden ist;
der Jagdbauer.
Jagdgehäge (W3) [Adelung]
Das Jagdgehäge,
des -s, plur. ut nom. sing. eine nach ihren Gränzen bezeichnete
Gegend, worin jemanden die Jagdgerechtigkeit zustehet.
Jagdgeld (W3) [Adelung]
Das Jagdgeld,
des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, dasjenige Geld,
womit an einigen Orten die Jagdfrohnen abgekaufet werden.
Jagdgerecht (W3) [Adelung]
Jagdgerecht,
-er, -este, adj. et adv. in Jagdsachen erfahren, besonders bey den
Jägern. S. Gerecht.
Jagdgerechtigkeit (W3) [Adelung]
Die Jagdgerechtigkeit,
plur. inus. die Gerechtigkeit, oder das Recht, die Jagd an einem Orte
auszuüben zu dürfen; das Jagdrecht, an einigen Orten die Jagdbarkeit,
zuweilen auch nur die Jagd schlechthin. S. Wildbann.
Jagdgeschrey (W3) [Adelung]
Das Jagdgeschrey,
des -es, plur. die -e, das auf der Jagd in besondern Fällen übliche
Geschrey der Jäger, wenn z. B. die Jagd angeschrien wird, oder wenn
ein Hirsch, eine Sau angeschrien wird; das Waldgeschrey.
Jagdgränze (W3) [Adelung]
Die Jagdgränze,
plur. die -n, die Gränzen einer Gegend, in Ansehung der Jagd und der
Jagdgerechtigkeit.
Jagdhandwerk (W3) [Adelung]
Das Jagdhandwerk,
des -es, plur. die -e, ein Handwerk, welches zum Behuf einer Jagd vor
andern nöthig ist. Daher der Jagdhandwerker, der solches ausübet; z.
B. Jagdsattler, Jagdschmid, Jagdschneider, Jagdriemer, Jagdwagner.
Jagdhaus (W3) [Adelung]
Das Jagdhaus,
des -es, plur. die -häuser, ein zur Bequemlichkeit der Jagd bestimmtes
Haus.
Jagdhief (W3) [Adelung]
Der Jagdhief,
des -es, plur. die -e, ein Hief oder Stoß in das Jagdhorn, so fern
derselbe bey der Jagd gebraucht wird. S. Hief.
Jagdhorn (W3) [Adelung]
Das Jagdhorn,
des -es, plur. die -hörner, ein jedes blasendes Instrument von Messing
oder Horn, so fern dasselbe bey der Jagd gebraucht wird, und wohin das
Parforce-Horn, das Waldhorn, das Flügelhorn, das Rüdenhorn, das
Hiefhorn und der Jagdzink gehören. In engerer Bedeutung wird das
Flügelhorn, als das kleinste unter den messingenen Jagdhörnern, mit
diesem Nahmen belegt.
Jagdhund (W3) [Adelung]
Der Jagdhund,
des -es, plur. die -hunde, in der weitesten Bedeutung, ein jeder Hund,
so fern derselbe zur Jagd abgerichtet ist. In engerm Verstande führen
diese Nahmen nur die Hirschhunde, Windspiele und anderer Hetzhunde,
mit welchen das Wild in freyer Lust verfolget wird, und welche im
Franz. Chiens courans heißen. Im Schwabensp. Jaghund.
Jagdjunker (W3) [Adelung]
Der Jagdjunker,
des -s, plur. ut nom. sing. ein jagdgerechter Junker oder junger
Edelmann, welcher einen Herrn bey der Jagd bedienet. Er stehet
zwischen einem Jagd-Cavalier und Jagd-Pagen in der Mitte. Zuweilen
wird auch der erstere nur Jagdjunker genannt.
Jagdkanzelley (W3) [Adelung]
Die Jagdkanzelley,
plur. die -en, an einigen Orten, eine Kanzelley, welche die Aussicht
über die Jagden hat, und die Streitigkeiten in Jagdsachen entscheidet.
Jagdlehen (W3) [Adelung]
Das Jagdlehen,
des -s, plur. ut nom. sing. das Jagdrecht, so fern es einem andern zu
Lehen gegeben wird.
Jagdleute (W3) [Adelung]
Die Jagdleute,
sing. inus. alle zu einer Jagd nöthige und bestimmte Leute. In engerer
Bedeutung, die zur Hülfe bey einer Jagd bestellten Landleute; die
Jagdbauern.
Jagdlust (W3) [Adelung]
Die Jagdlust,
plur. inus. die Jagd, als eine Lust betrachtet.
Jagdnetz (W3) [Adelung]
Das Jagdnetz,
des -es, plur. die -e, ein jedes Netz, so fern es zur Jagd gebraucht
wird, wohin die Hirschnetze, Saunetze, Spiegelnetze, Wolfsnetze u. s.
f. gehören, und welche auch Garne genannt werden.
Jagdorden (W3) [Adelung]
Der Jagdorden,
des -s, plur. ut nom. sing. ein zur Ehre der Jägerey gestifteter
Ritterorden, dergleichen der Hubertus-Orden in Sachsen, und der von
Herzog Friedrich Carl von Würtemberg 1702 gestiftete Jagdorden ist.
Jagdordnung (W3) [Adelung]
Die Jagdordnung,
plur. die -en, eine obrigkeitliche Verordnung in Jagdsachsen.
Jagdpferd (W3) [Adelung]
Das Jagdpferd,
des -es, plur. die -e, ein zur Jagd bestimmtes, und besonders, ein zur
Parforce-Jagd abgerichtetes Pferd.
Jagdpforte (W3) [Adelung]
Die Jagdpforte,
plur. die -n, auf dem Lande einiger Gegenden Pforten oder Thüren in
den Einfriedigungen der Felder welche zur Jagdzeit geöffnet werden; in
Schleswig Jagdflacken.
Jagdposten (W3) [Adelung]
Der Jagdposten,
des -s, plur. ut nom. sing. bey den Jägern, ein Zeichen, welches
vermittelst eines Stoßes in das Horn bey einer Jagd für Menschen und
Hunde gegeben wird. S. Posten.
Jagdrath (W3) [Adelung]
Der Jagdrath,
des -es, plur. die -räthe, ein fürstlicher Rath in Jagdsachsen.
Jagdrecht (W3) [Adelung]
Das Jagdrecht,
des -es, plur. die -e. 1) Die Jagdgerechtigkeit, ohne Plural, S.
dieses Wort. 2) An einigen Orten, derjenige Theil von einem gejagten
Wilde, welcher dem Grundherren gegeben werden muß. S. Jägerrecht.
Jagd-Regal (W3) [Adelung]
Das Jagd-Regal,
des -es, plur. inus. die Jagdgerechtigkeit, als ein Regal betrachtet.
Jagdsache (W3) [Adelung]
Die Jagdsache,
plur. die -n, eine jede Sache, welche die Jagd oder das Jagdrecht
betrifft.
Jagdsäule (W3) [Adelung]
Die Jagdsäule,
plur. die -n, eine Säule, so fern sie die Gränze eines Jagdgehäges
bezeichnet; die Hägesäule.
Jagdschirm (W3) [Adelung]
Der Jagdschirm,
des -es, plur. die -e, ein Schirm, welcher bey einer Jagd zum Behuf
einer Jagd bereitet wird; der Leibschirm, wenn er für die Herrschaft
bestimmt ist.
Jagdschlitten (W3) [Adelung]
Der Jagdschlitten,
des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten, eine Benennung eines
Rennschlittens, S. dieses Wort.
Jagdschloß (W3) [Adelung]
Das Jagdschloß,
des -sses, plur. die -schlösser, ein für die Jagdlust bestimmtes
fürstliches Schloß.
Jagdstein (W3) [Adelung]
Der Jagdstein,
des -es, plur. die -e, ein Stein, so fern er die Gränze eines
Jagdgehäges bestimmet.
Jagdstock (W3) [Adelung]
Der Jagdstock,
des -es, plur. die -stöcke, ein Stecken mit einer kleinen Gabel, so
ferner bey dem Auszuge zu einem Feist- oder Saujagen von den zur
Jägerey gehörigen Personen zur Zierde in der Hand getragen wird.
Jagdstrick (W3) [Adelung]
* Der Jagdstrick,
des -es, plur. die -e, ein Seil, jemanden damit zu fangen, eine
Schlinge; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, welches nur Hiob
19, 6 vorkommt.
Jagdstück (W3) [Adelung]
Das Jagdstück,
des -es, plur. die -e. 1) Ein Stück, d. i. Gemählde, welches eine
Jagd, oder einen Theil derselben vorstellet. 2) Auf den Schiffen
werden die Kanonen, welche auf dem Vordertheile stehen, die Bugstücke,
auch Jagdstücke genannt, weil sie besonders alsdann gebraucht werden,
wenn ein Schiff auf das andere Jagd macht.
Jagdtag (W3) [Adelung]
Der Jagdtag,
des -es, plur. die -e. 1) Ein zur Jagd bestimmter Tag. 2) Ein Tag, an
welchem die Unterthanen zur Jagd fröhnen müssen. Des Jahres zwölf
Jagdtage haben, so viel Tage zur Jagd fröhnen müssen. Im Gegensatze
eines Bautages, Handtages, Spanntages, Fußtages und so ferner.
Jagdtasche (W3) [Adelung]
Die Jagdtasche,
plur. die -n, eine große Tasche, welche an einem Riemen über der
Schulter getragen wird, das gefangene oder geschossene Wildbret darin
nach Hause zu tragen; die Weidetasche, Jägertasche.
Jagdtuch (W3) [Adelung]
Das Jagdtuch,
des -es, plur. die -tücher, Tücher von starker Leinwand, womit ein
Stück Waldes bey einer Jagd umstellet wird, und welche am häufigsten
Tücher schlechthin genannt werden.
Jagduhr (W3) [Adelung]
Die Jagduhr,
plur. die -en, eine kleine niedrige Taschenuhr, so wie sie seyn muß,
wenn sie bey einer Jagd ohne Unbequemlichkeit getragen werden soll.
Jagdwagen (W3) [Adelung]
Der Jagdwagen,
des -s, plur. die -wagen, ein offener Wagen, auf welchem ein Herr zur
Jagd fähret; mit einem Französischen Nahmen die Jagd-Chaise.
Jagdwesen (W3) [Adelung]
Das Jagdwesen,
des -s, plur. car. die Jagd und alles was dazu gehöret.
Jagdzeug (W3) [Adelung]
Das Jagdzeug,
des -es, plur. inus. ein Collectivum, alle zu einer Jagd nöthigen
Geräthschaften zu bezeichnen.
Jagdzink (W3) [Adelung]
Der Jagdzink,
des -en, plur. die -en, oder der Jagdzinken, des -s, plur. ut nom.
sing. ein Zink oder Zinken von Bein oder Horn, welcher bey der Jagd
gebraucht wird. Siehe Zink.
Jagdzug (W3) [Adelung]
Der Jagdzug,
des -es, plur. die -züge, ein Gespann von vier flüchtigen Pferden,
welche an langen Strängen ziehen, und welche der Kutscher von dem
Sattelpferde regieret; vornehmlich zum Behuf der Jagd.
Jagen (W3) [Adelung]
Jagen,
verb. reg. (also du jagst, er jagt, Imperf. ich jagte; nicht jägst,
jägt, jug,) welches auf doppelte Art gebraucht wird. I. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, schnell laufen; im gemeinen Leben.
Das Pferd ist in vollem Galoppe vorbey gejagt. Figürlich, doch nur im
gemeinen Leben, eilen. Im Lesen, Singen, Arbeiten, Essen u. s. f.
jagen d. i. sehr eilen. Im Reiten oder Fahren jagen. Vorbey jagen, zu
Pferde oder mit einem Wagen. Ingleichen active, ein Pferd zu Tode
jagen, es todt reiten. II. Als ein Activum oder vielmehr Factitivum,
laufen machen, eilen machen, von lebendigen Geschöpfen. 1) Überhaupt,
eilen machen, fliehen machen. Die Hunde aus dem Zimmer jagen. Die
Fliegen von dem Essen, die Hühner aus dem Garten jagen. Sich im Garten
herum jagen. Der Wind jagt die Wolken herauf. Ingleichen fliehend
machen, in die Flucht treiben. Dein Feind in die Flucht jagen. Euer
fünf sollen hundert jagen, 3 Mos. 26, 8. Ehedem auch für verfolgen. Du
jagest meine Seele, daß du sie wegnehmest, 1 Sam. 24, 12. Die mich
jagen, legen sich nicht schlafen, Hiob. 39, 17. Ferner, mit
gewaltsamer Eile aus dem Besitze eines Dinges treiben. Jemanden von
Haus und Hof jagen. Einen Dienst- bothen aus seinem Dienste jagen, ihn
von sich jagen. Wie auch in mehr figürlichem Verstande. Einen Soldaten
durch die Spießruthen jagen. Jemanden ein Messer in den Leib, einen
Degen durch den Leib jagen, ihn damit schnell in den Leib, durch den
Leib stechen. Sein Vermögen durch die Gurgel jagen, es verschwelgen,
verprassen. 2) In engerer Bedeutung, ein Thier verfolgen, mit
Einschließung des Fangens oder Erlegens. Esau ging auf das Feld, daß
er ein Wildpret jagte, 1 Mos. 27, 5. Bären, Hasen, wilde Schweine,
Hirsche jagen, besonders wenn man sich dazu der Hunde bedienet.
Ingleichen absolute. Was haben sie heute gejaget? auf der Jagd
erhalten. Auf Hirsche, auf Wölfe, auf Hasen jagen. Das Hauptwort die
Jagung ist nur in den Zusammensetzungen üblich.
Anm. Bey dem Ottfried
und Notker als ein Activum iagon, im Nieders. jagen, im Schwed. jaga,
im Dän. jage. Das Neutrum gahen, eilen, findet sich bey dem Stryker,
und in dem alten Gedichte auf den heil. Anno ist jaginta, das
Mittelwort, schnell, eilfertig. Es stammet zunächst von jach her, ( S.
Jähe,) und ist das Intensivum und Factitivum von gehen. Das i scheinet
nicht zum Stamme zu gehören, weil das verwandte Griech. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und Latein. agere solches nicht
haben. Die Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - im
Kreise bewegen, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
Bewegung, Erschütterung, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
, hinaus führen, und vielleicht auch - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image -, leben und das Leben, scheinen gleichfalls dahin zu
gehören; wenigstens ist der Begriff einer mehr oder weniger
verstärkten Bewegung in allen der herrschende. S. auch Ächten. Die
Niedersachsen pflegen, wenn sie Hochdeutsch reden wollen, dieses Wort
sehr irrig nach dem Muster der Zeitwörter schlagen, tragen, gern
irregulär abzuwandeln. Womit du dem Betrug hinfort den Weg verlegst,
Und fremden Unterschleif aus deinem Sunde jägst, Amthor. Boreas jug
umsonst der Wolken starke Dünste, ebend.
Jagen (W3) [Adelung]
Das Jagen,
des -s, plur. ut nom. sing. der Infinitiv des vorigen Zeitwortes, in
Gestalt eines Hauptwortes. 1) Die Handlung des Jagens; ohne Plural.
Bey den Jägern wird es auch häufig in engerer Bedeutung für Jagd
gebraucht, wo es auch im Plural üblich ist. Ein Jagen anstellen. Ein
Hauptjagen, Bestätigungsjagen, Wolfsjagen, Fuchsjagen, Kampfjagen u.
s. f. Da denn auch die Falken- oder Reiherbeitze, die
Auerhahnenbürsche, das Schnepfenschießen, das Hahnenfangen u. s. f.
dahin gerechnet werden. In engerer Bedeutung wird das Ausschießen oder
Abjagen des im Zeuge stehenden Wildbretes ein Jagen genannt. Eben
daselbst führet diesen Nahmen auch, 2) ein mit dem Zeuge eingestellter
Platz in einem Walde, worrin das Wild zusammen getrieben wird; das
Hinterjagen, die Suche, die große Kammer.
Jäger (W3) [Adelung]
Der Jäger,
des -s, plur. ut nom. sing. 1) Von dem Neutro jagen in dessen
weitesten Bedeutung, wird in dem Häringsfange ein schnell segelndes
kleines Schiff; welches den Häringsbüsen nachsegelt, ihnen die Häringe
abnimmt, und solche zum Verkaufe führet, der Jäger oder Häringsjäger
genannt, welchen Nahmen auch wohl dessen Befehlshaber oder der
Schiffer auf demselben bekommt. 2) Von der engern Bedeutung des Activi
jagen, derjenige, welcher die Jagd verstehet, besonders wenn er sie
gehörig erlernet hat, und aus derselben sein einziges Geschäft macht,
ein Weidemann; dessen Gattinn, die Jägerinn. In engerer Bedeutung
werden nur diejenigen, welche zur hohen Jagd bestellet sind, und
dieselbe gehörig erlernet haben, Jäger genannt, zum Unterschiede von
den Parforce-Jägern oder Piquers, theils auch von den Falkenieren,
Federschützen und Hühnerfängern, obgleich diese im gemeinen Leben auch
Jäger genannt zu werden pflegen. S. Feldjäger, Reisejäger, Feldjäger.
Jägerbursch (W3) [Adelung]
Der Jägerbursch,
des -en, plur. die -en, bey den Jägern, ein Lehrling der Jägerey im
dritten Behängen, d. i. im dritten Jahre seiner Lehre. Im ersten wird
er ein Jägerjunge, Hundsjunge oder in der anständigen Sprechart ein
Lehrling, im zweyten aber ein Lehrbursche genannt.
Jägerey (W3) [Adelung]
Die Jägerey,
plur. die -en. 1) Die Kunst oder Wissenschaft, welche den Jäger macht,
ohne Plural; das Weidewerk, im Theuerdanke die Weidmannschaft. Die
Jägerey verstehen, erlernen. Sich der Jägerey befleißigen. 2) Ein
Haufe mehrerer Jäger, alle Jäger und Jagdbediente eines Landes, alle
bey einer Jagd befindliche Jäger und Jagdbediente; der Weidehaufen.
Jägergarn (W3) [Adelung]
Das Jägergarn,
des -es, plur. die -e, ein Garn oder Netz, so fern dasselbe zur Jagd
gebraucht wird; das Jagdnetz.
Jägerhaus (W3) [Adelung]
Das Jägerhaus,
des -es, plur. die -häuser, das Wohnhaus eines Jägers und seiner
Leute; welches, wenn es von einem beträchtlichen Umfange ist, und
mehrere Gebäude in sich begreift, auch wohl ein Jägerhof genannt wird.
Jägerhorn (W3) [Adelung]
Das Jägerhorn,
des -es, plur. die -hörner, S. Jagdhorn.
Jägerisch (W3) [Adelung]
Jägerisch,
adj. et adv. der Jägerey gemäß, nach den Regeln der Jägerey; in der
niedrigen Sprechart. Jägerlich, welches Frisch dafür anpreiset, ist
nicht üblich.
Jägerjunge (W3) [Adelung]
Der Jägerjunge,
des -en, plur. die -n, S. Jägerbursch.
Jägerkunst (W3) [Adelung]
Die Jägerkunst,
plur. die -künste. 1) Die Kunst oder Wissenschaft eines Jägers, ohne
Plural; wofür doch Jägerey üblicher ist. 2) Abergläubige Kunststücke
der Jäger, z. B. Kugeln abzuweisen, sich fest zu machen, Segen
sprechen u. s. f.
Jägermeister (W3) [Adelung]
Der Jägermeister,
des -s, plur. ut nom. sing. ein vornehmer Jagdbedienter, welcher dem
ganzen Jagdwesen eines gewissen Bezirkes vorgesetzet ist. An kleinen
Höfen ist er das Haupt/der ganzen Jägerey; an größern aber gibt es
noch Oberhofjägermeister, Oberlandjägermeister, Oberjägermeister u. s.
f.
Jägerrecht (W3) [Adelung]
Das Jägerrecht,
des -es, plur. die -e, was einem Jäger gebühret, in Ansehen dessen
recht und billig ist, in einigen einzelnen Fällen. 1) Das Schießgeld,
oder dasjenige Geld, welches dem Jäger für ein erlegtes Wild gebühret.
2) Derjenige Theil eines gefälleten Hirsches, Thieres oder Rehes,
welcher dem Jäger als ein Accidenz überlassen wird, welches
gemeiniglich der Kopf, Hals und das Geräusch ist. Auch der Antheil des
Leithundes von einem gefälleten Wilde führet zuweilen den Nahmen des
Jägerrechtes. 3) Die Strafe, welche auf einen Fehler wider die
Kunstsprache der Jäger gesetzet ist, und sonst auch das Weidemesser
genannt wird. Das Jägerrecht verdienen. Das Jägerrecht empfangen.
Jägerstock (W3) [Adelung]
Der Jägerstock,
des -es, plur. die -stöcke, ein starker mit eisernen Spitzen
beschlagener Stock, welcher noch zuweilen in einer ritterlichen
Leibesübung zur Vertheidigung gebraucht wird; daher diese Übung selbst
auch der Jägerstock heißt. Vielleicht, weil die Jäger ehedem einen
solchen Stock trugen. S. Jagdstock.
Jägertasche (W3) [Adelung]
Die Jägertasche,
plur. die -n, S. Jagdtasche.
Jägerzeug (W3) [Adelung]
Das Jägerzeug,
des -es, plur. die -e, eine Benennung der Hornsessel des Hirschfängers
mit seinem Gurt bey den Jägern, welche das einfache Jägerzeug genannt
werden, so wie die Hornfessel und das Wehrgehänge das Kreuzzeug
heißen.
Jageteufel (W3) [Adelung]
Der Jageteufel,
des -s, plur. inus. der Nahme einer Pflanze, S. Johannis-Kraut.
Jähe (W3) [Adelung]
Jähe,
-r, -ste, adj. et adv. schnell, der Bewegung nach, und schnell
machend, dem Orte nach. 1. Schnell, der Bewegung nach. 1) * Von der
körperlichen Bewegung, wo es im Oberdeutschen noch üblich ist. Jähe
laufen, nicht so jähe! nicht so schnell. Wie ist dir so gach? der
Burggr. von Riedenburg, warum eilest du so? Es wart im gach ze flucht,
eben ders. Alsdann ist ihm zu fliehen nach, Theuerd. Im Hochdeutschen
wird es in dieser Bedeutung nicht mehr gebraucht. 2) Plötzlich,
unvermuthet, was in der Geschwindigkeit entstehet oder geschiehet. Ein
jäher Zufall, ein Jäher Schrecken, ein jäher Tod. Sie sollen verzehret
werden vom Fieber und jähem Tode, 5 Mos. 32, 24. Einen jähen Entschluß
fassen. Eine jähe Liebe, welche schnell entstehet. Vermochte der Nahme
Romeo nicht, die jähe Flamme zu löschen? Weiße. Hier wo der Hoffnung Blüthen Ein jäher Frost erstickt, ebend. Der Wollust jäher Brand
verschwendet des Lebens Kräfte, Hall. Im Oberdeutschen ist die Taufe
oder Gachtaufe die Nothtaufe. 3) Besonders, dem Gemüthe nach hitzig,
schnell vom Gemüthe, ingleichen voreilig, unbedachtsam. Die Anschläge
eines Endelichen bringen Überfluß, wer aber allzu jach ist, wird
mangeln, Sprichw. 21, 5. Ein jaher Wäscher wird zu Schanden, Sir. 9,
25. Ein weiser Mann schweiget, bis er seine Zeit erstehet, aber ein
jäher Narr der Zeit nicht erharren, Sir. 20, 7. Er ist ein wenig jähe,
hitzig, zum Zorne geneigt. ( S. Jähzorn,) 2. Dem Orte nach, diejenige
Beschaffenheit der Fläche eines Dinges zu bezeichnen, da sie sich der
Perpendicular-Linie nähert; sehr abschüssig. Ein jäher Berg, ein jäher
Fels, dessen Abhang sich der senkrechten Linie nähert. Eine jähe
Treppe. Die Böschung des Walles ist zu jähe. Der jähe Fall der Donau
verursacht ihren schnellen Fluß. In den Monseeischen Glossen ist gahin
durch abrupta erkläret. In dieser Bedeutung gebraucht man es in der
edlen und anständigen Schreibart für das im gemeinen Leben übliche
steil, im Oberd. stickel, stigel. Im Oberdeutschen ist für jähe auch
stotzig, stotzachtig, gähstotzig und im Bergbaue auch prallig üblich.
S. Abhängig und Abschüssig.
Anm. Im Oberdeutschen gäh, und in der
Adverbial-Form gach, im Nieders. gau, gai, gaje ( S. Gaudieb,) im
Angels. geoc. Im Engl. ist gay, im Franz. gay, im Ital. gaio, munter,
lustig. Das j gehöret vornehmlich der Hochdeutschen Mundart zu. Bey
dem Ottfried findet sich auch das Zeitwort gahen, und bey den
Schwäbischen Dichtern gachen, für eilen. Es ist mit Gehen, Jagen, und
allen Zeitwörtern, welche eine Bewegung bedeuten, genau verwandt. S.
auch Jähling.
Jähe (W3) [Adelung]
Die Jähe,
plur. die -n, die Beschaffenheit eines Dinges, da es jähe ist. 1) *
Einer Bewegung, ohne Plural; eine im Hochdeutschen ungebräuchliche
Bedeutung, in welcher dieses Wort im Oberdeutschen auch die Gach
lautet. Der Knecht lief mit aller Gach, Theuerd. Der tewr helt eilt
darvon mit Jach, ebend. Thiu Gahi, Ottfr. den Augenblick. 2) Die
Eigenschaft eines Dinges, da es schnell entstehet oder geschiehet;
gleichfalls ohne Plural. Die Jähe des Todes, eines Entschlusses. Im
Hochdeutschen kommt es nur selten vor. 3) Die Eigenschaft des
Gemüthes, da es schnell und ohne vorher gegangene Überlegung eine
Veränderung annimmt; ohne Plural, und am häufigsten im Oberdeutschen.
Die Jähe des Gemüthes, die Hitze, Neigung zum schnellen Zorne. Im
Oberdeutschen auch die Gähigkeit, Gähmüthigkeit. 4) Ein jäher, d. i.
steiler Abhang. Bey dem Ottfried Gahi. Die Jähe eines Berges, des
Ufers u. s. f. Im Oberd. gleichfalls die Gähigkeit.
Jahen (W3) [Adelung]
Jahen,
sprechen, reden, bekennen, S. Ja und Bejahen.
Jaherr (W3) [Adelung]
Der Jaherr,
des -en, plur. die -en, im verächtlichen Verstande, eine Person,
welche zu allem Ja saget, alles verspricht, bewilliget und einräumet,
welche aus Schwäche nicht das Herz hat, andern zu widersprechen, oder
ihnen etwas abzuschlagen. Im Nieders. Jabroer, ein Jabruder, in andern
Gegenden ein Gnapper, von gnappen, mit dem Kopfe nicken.
Jähling (W3) [Adelung]
Jähling,
adj. et adv. im gemeinen Leben für jähe, so fern es plötzlich,
unvermuthet bedeutet. Ein jählinger Schrecken. Es brach einer jählinge
Hitze in seinem Gesichte aus. Die See thaut langsam auf, die jähling
zugefroren, Rost. Als ein Nebenwort auch mit dem angehängten s.
Jählings reich werden. Er starb jählings. Wo es auch für steil
gebraucht wird. Der Berg geht jählings in die Höhe. Im Oberdeutschen
gähling, in dem Buche der Natur 1483 gechlingen, bey dem Leo Jud
gachlich; aus welchem lich die Endsylbe -ling entstanden ist. S.
-Ling.
Jahn (W3) [Adelung]
Der Jahn,
des -es, plur. die -e, ein nur im gemeinen Leben einiger Gegenden
übliches Wort. 1) In der Landwirthschaft ist ein Jahn der leere Raum,
welchen ein Gras- oder Getreidemäher im Mähen hinter sich lässet, und
welcher gemeiniglich die Gestalt einer geraden langen aber schmalen
Fläche hat. Der Jahn halten, in dieser geraden Fläche bleiben. In
drey, vier Jahren mähen. Das Getreide liegt noch auf dem Jahn, ist
noch nicht in Garben gebunden. In Niedersachsen heißt es der Swad,
Schwath, von Swade, einer Sense, im Osnabr. der Gien. 2) Im Weinbaue,
wo man einen großen Weinberg nicht in Einem Jahre düngen kann, wird
derselbe in Ansehung der Düngung in gewisse Jahne getheilet, da denn
alle Jahre einer derselben gedünget wird. Den Weinberg jahrweise
düngen, nach Jahren. 3) Im Forstwesen, wo dieses Wort auch John
lautet, wird das niedergehauene und in einer Reihe auf einander
gelegte Buschholz ein Jahn, und an andern Orten ein Kamm, eine Zahl
genannt; daher die verpflichteten Holzhauer dieser Art Jahnhauer,
Johnhauer heißen. In allen diesen Fällen scheinet es aus Gang
verderbet zu seyn, welches auf ähnliche Art gebraucht wird. S. Gang
III. Etwas ähnliches scheinet das mittlere Lat. Janum in einer
Longobardischen Urkunde vom Jahre 774 bey dem du Fresne zu bedeuten,
der aber dieses Wort nicht zu erklären weiß: Nec non ecclesia S.
Mercurii quae posita est in Jano nostro, et de ipso Jano circa ipsam
ecclesiam largiti sumus terram modiorum 500. Wo es ein Gebieth,
Bezirk, zu bezeichnen scheinet.
Jahr (W3) [Adelung]
Das Jahr,
des -es, plur. die -e, welches seinem Ursprunge nach die Zeit von
einer Ernte zur andern bedeutet, so wie man in der Dichtkunst noch
jetzt die Jahre nach Ernten zu berechnen pfleget. Jetzt bezeichnet es,
1. Eigentlich, diejenige Zeit, in welcher die Sonne ihren scheinbaren
Lauf durch die ganze Ekliptik vollendet, welche gemeiniglich auf zwölf
Monathe oder 365 Tage bestimmt wird. Ein bürgerliches Jahr, welches
die jetzt genannte Zahl von Tagen hat; im Gegensatze des
astronomischen, welches noch einen Anhang von Stunden und Minuten hat,
welche alle vier Jahre in dem bürgerlichen Jahre eingeschaltet werden,
daher denn das vierte bürgerliche Jahr ein Schaltjahr, die übrigen
drey aber gemeine Jahre genannt werden. S. auch Sonnenjahr und
Mondenjahr. Der Punct in der Ekliptik, wo man diese Zeit anfängt, ist
willkürlich. In der christlichen Zeitrechnung nimmt man den ersten
Jänner für den Anfang des Jahres an. Es geschahe voriges Jahr, im
vorigen Jahre, im Oberd. ferden, S. dieses Wort. das Jahr ist bald
vorbey, ist bald verflossen. Das Jahr ist um. Zu Ende des Jahres. Ein
Jahr zurück legen. Ein Jahr um das andere. Es ist schon spät im Jahre.
Das neue Jahr, das erst angefangene Jahr, oder welches man in kurzen
anfangen wird, im Gegensatze des alten, S. Neujahr. Der Wechsel des
Jahres oder Jahreswechsel, diejenige Zeit, wo sich ein Jahr endiget
und sich ein neues anfängt. Das ganze Jahr hindurch. Jahr aus Jahr
ein, im gemeinen Leben, so wohl, alle Jahre, als auch das ganze Jahr
hindurch, in der anständigen Schreibart Jahr für Jahr. Von Jahr zu
Jahr, von einem Jahre zum andern, fon Jare zi Jare, bey dem Ottfried.
Es sind schon einige Jahre her. Über drey Jahre. Nach sechs Jahren.
Vor hundert Jahren. Das heilige Jahr, in der Römischen Kirche, in
welcher das große Jubiläum eröffnet wird, S. Jubeljahr. Im Jahre 1775,
nähmlich nach Christi Geburt, siehe Jahrzahl. Besonders der Witterung
und Fruchtbarkeit. Ein nasses, trocknes, fruchtbares, warmes,
schlechtes Jahr. Ein Mißjahr. Ein gutes Kornjahr, Weinjahr, Obstjahr.
Oft dienet jede Begebenheit zum Puncte, von welchem man das Jahr, d.
i. eine Zeit von zwölf Monathen, zu rechnen anfängt. Es ist nun gerade
ein halbes Jahr, daß ich ihn nicht gesehen habe. es wird bald ein Jahr
seyn, daß er gestorben ist. Es sind schon zwey Jahre her, daß er hier
war. Übers Jahr, von jetzt an in einem Jahre kommt er wieder. Es gehet
in das vierte Jahr, daß wir einander kennen. In Jahres Frist,
innerhalb eines Jahres. Vor dem Jahre, im vorigen Jahre, oder vor
einem Jahre. Sie ist erst sechzehn Jahre alt. Das dreyßigste Jahr
seines Alters zurück legen. Jahr und Tag, in dem Sächsischen Rechte,
eine Zeit von einem Jahre, sechs Wochen und drey Tagen, anderwärts
aber von einem Jahre und vier Wochen; im mittlern Lat. Annus et Dies,
in dem Französischen Rechte An et Jour. 2. In engerer und zum Theil
figürlicher Bedeutung. 1) Die Jahre bey jemanden stehen, bey ihm in
der Lehre seyn, und die gewöhnlichen Lehrjahre bey ihm aushalten, von
den Lehrlingen der Kaufleute, Künstler und Handwerker. 2) Von den
Jahren des Alters, besonders des menschlichen Alters. Er gehet in das
zwanzigste Jahr. Wo das Hauptwort oft verschwiegen wird. Er ist noch
nicht dreyßig. Weil er schon nahe an vierzig ist, Gell. Ich würde
ihnen nicht zur Ehre rathen, da ich weiß, daß sie in die sechzig sind,
ebend. Besonders im Plural ohne Zahl. In seinen besten Jahren seyn, in
dem besten, brauchbarsten, muntersten Alter. Für einen Mann von meinen
Jahren würde sich das nicht schicken, von meinen Alter. Bey ihren
hohen Jahren. Seine Neigungen können sich in reifern Jahren ändern. Es
wird mit den Jahren schon anders werden. In meinen jüngern Jahren, als
ich noch jünger war. Er ist schon ein Mann von Jahren oder bey Jahren,
von einem ziemlichen Alter. Mit meinen Jahren lässet es sich wohl noch
halten, Gell. Ist dieß der Gehorsam, den sie meinen Jahren schuldig
sind? ebend. Meiner Jahre wegen könnte ich in der Kleidung noch sehr
jung thun, ebend. Ich fühle meine Jahre. Sein Rücken krümmet sich
unter der Last der Jahre. Laß die Jahre reden, Hiob 32, 7, ältere,
bejahrte Personen. In noch engerer Bedeutung, die Zeit der Mündigkeit. Zu seinen Jahren kommen, mündig werden. Vor seinen Jahren sterben, in
der Kindheit. 3) Das Merkmahl der Jahre in dem Holze, der Ring in dem
Holze des Stammes, welchen ein Baum jährlich anzusetzen pfleget, daher
man aus deren Zahl das Alter desselben ungefähr bestimmen kann. Enge,
weite Jahre haben, wenn diese Ringe enge oder weit von einander
abstehen. Auf der Mitternachtsseite stehen die Jahre eines Baumes
näher an einander, als auf der Mittagsseite. S. Jahrwuchs, Jahrzirkel.
4) Von der Zeit überhaupt; doch nur im Plural. Gott, deine Jahre
währen für und für, Ps. 102, 25. In Betrachtung seiner lange Jahre
geleisteten Dienste. Vielleicht gibt es sich mit den Jahren. - Ich
hab' in langen Jahren, Was wahr ist, selbst geprüft, was falsch ist,
selbst erfahren, Schleg.
Anm. Nach Zahlwörtern dieses Wort im Singular
zu setzen, sie ist erst sechzehn Jahr alt, Gell. für Jahre, ist wohl
im gemeinen Leben üblich, klingt aber in der anständigen Sprechart
unangenehm. Dieses Wort lautet schon bey dem Kero Jar, im Isidor Jaar,
im Nieders. Jar, im Engl. Year, bey dem Ulphilas Jer, im Angels. Ger,
Gear. Rudbeck und Wachter leiten es von dem Schwed. yra, im Kreise
herum drehen, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ab,
andere aber von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image
- , Frühling. Allein die erste Ableitung ist für die Einfalt der
ersten Spracherfinder zu künstlich, und die letzte zu unerweislich.
Richtiger leitet man es von dem alten Ar, Schwed. Ur, die Ernte, ab,
welches auch im Schwed. das Jahr bedeutet, so wie das Isländ. Aar und
Dän. Aar. Das voran gesetzte Jod ist der müßige Laut, welcher, so wie
das S mehrern Deutschen Wörtern vorgesetzet wird; S. J. Die
Gewohnheit, die Zeit nach Ernten zu berechnen, ist bey allen Völkern
sehr alt, und noch nicht ganz abgestorben. S. Ernte und Herbst. das
mittlere Lat. Aera bedeutete so wohl ein Jahr, als auch eine
Jahrrechnung.
Jahrarbeit (W3) [Adelung]
Die Jahrarbeit,
plur. die -en, eine Arbeit, welche jahrweise verdungen, oder bezahlet
wird. In engerer Bedeutung, bey einigen Handwerkern, die Arbeit,
welche ein Gesell, der das Meisterrecht erlangen will, das Probejahr
über bey einem Meister verrichten muß. In Jahrarbeit stehen.
Jahrarbeiter (W3) [Adelung]
Der Jahrarbeiter,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Arbeiter, welcher sich auf ein Jahr
zur Arbeit verbunden hat. Bey einigen Handwerkern, ein Gesell, welcher
in Jahrarbeit stehet, oder in dem Probejahre arbeitet; ein Jahrgesell.
Jahrbuch (W3) [Adelung]
Das Jahrbuch,
des -es, plur. die -bücher, ein Buch, worin die Begebenheiten, wie sie
nach der Folge der Jahre geschehen sind, erzählet werden; nach dem
Griech. eine Chronik, nach dem Lat. im Plural Annalen.
Jahren (W3) [Adelung]
Jahren, oder Jähren,
verb. reg. recipr. welches nur im gemeinen Leben üblich ist. Es jahret
oder jähret sich heute, daß er gestorben ist, es ist heute ein Jahr.
Es wird sich bald jähren, es wird bald ein Jahr werden. In andern
Bedeutungen ist es in bejahrt und verjähren üblich, S. diese Wörter.
Jähren (W3) [Adelung]
Jähren,
S. Gähren.
Jahrfeld (W3) [Adelung]
Das Jahrfeld,
des -es, plur. die -er, in der Landwirthschaft, ein Feld, welches alle
Jahre bestellet wird, ohne es brach liegen zu lassen, ein Gartenfeld;
im Gegensatze eines Artfeldes.
Jahrfest (W3) [Adelung]
Das Jahrfest,
des -es, plur. die -e, ein jährliches Fest, welches alle Jahre
gefeyert wird. Richt. 21, 19. Sir. 47, 12.
Jahrgang (W3) [Adelung]
Der Jahrgang,
des -es, plur. die -gänge. 1) * Das Jahr, besonders in Ansehung der
Witterung und Fruchtbarkeit; doch nur im Oberdeutschen. Es erfolgte
auf die Kälte ein sehr gesegneter Jahrgang, Bluntschli. 1559 war ein
warmer und früher Jahrgang, ebend. 2) * Eine Reihe von Jahren, so fern
sie von einem gewissen merkwürdigen Puncte an gezählet wird, die
Jahrzahl; eine im Hochdeutschen gleichfalls ungewöhnliche Bedeutung.
3) Bey den Predigern in der evangelischen Kirche, die in einem Jahre
gehaltenen sämmtlichen Pre- digten. Und in engerer und gewöhnlicherer
Bedeutung, eine Lehrart in dem öffentlichen Vortrage, nach welcher
eine gewisse Materie aus der Heilsordnung oder Sittenlehre in einem
Jahre nach Anleitung der gewöhnlichen Texte abgehandelt wird.
Jahrgebung (W3) [Adelung]
Die Jahrgebung,
plur. die -en, ein noch in den Rechten hin und wieder übliches Wort,
diejenige Handlung zu bezeichnen, da ein unmündiger von der Obrigkeit
für mündig erkläret, und ihm die ihm noch fehlenden Jahre von
derselben gleichsam gegeben werden; Venia aetatis.
Jahrgedächtniß (W3) [Adelung]
Das Jahrgedächtniß,
des -sses, plur. die -sse, das feyerliche Gedächtniß oder Erinnerung
einer wichtigen Sache, so ferne dasselbe alle Jahre begangen wird.
Jahrgeld (W3) [Adelung]
Das Jahrgeld,
des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, Geld, welches alle Jahre
bezahlet wird, besonders so fern es von einem Höhern aus Gnaden
gegeben wird; die Pension.
Jahrgericht (W3) [Adelung]
Das Jahrgericht,
des -es, plur. die -e, ein jährliches Gericht, welches des Jahres Ein
Mahl gehalten wird. Besonders sind die Feld- und Rügegerichte in
einigen Gegenden unter diesem Nahmen bekannt. S. Feldgericht.
Jahrgesell (W3) [Adelung]
Der Jahrgesell,
des -en, plur. die -en, bey den Handwerkern, 1) ein Gesell, welcher
sich jahrweise bey einem Meister verdinget; im Gegensatze eines
Wochengesellen. 2) Ein Gesell, welcher zur Erlangung des
Meisterrechtes in Jahrarbeit stehet, S. Jahrarbeiter.
Jahrgewächs (W3) [Adelung]
Das Jahrgewächs,
des -es, plur. die -e, dasjenige, was alle Jahre an Feld- und
Gartenfrüchten wächset; im gemeinen Leben auch der Jahrwachs,
Jahrwuchs.
Jahrhundert (W3) [Adelung]
Das Jahrhundert,
des -es, plur. die -e, eine Zeit von hundert Jahren. Besonders in der
Jahrzahl. Das gegenwärtige Jahrhundert, die Zeit von 1800 bis 1900, in
welcher wir jetzt leben. Eine seltene Art der Zusammensetzung, welche
vermuthlich von der ehemahligen Art die Jahre nach Christi Geburt zu
schreiben, ihren Ursprung hat, da man mit Weglassung des Tausend nur
die Zahl der Hunderte bezeichnete, welches die mindere Zahl genannt
wurde; im Jahre fünf hundert und zehen, für tausend fünf hundert und
zehen. S. Jahrtausend. Im Tatian und dem alten Gedichte auf den heil.
Anno kommt für Saeculum in dieser Bedeutung noch Vuerolt, Welt, vor.
Jährig (W3) [Adelung]
Jährig,
adj. et adv. 1) Ein Jahr alt, Ein Jahr an Dauer habend. Ein jähriges
Kind. Ein jähriges Kalb, ein jähriges Lamm, ( S. Jährling) Jährige
Zinsen, welche ein Jahr gestanden haben, von einem Jahre her
abgetragen werden. So auch in den Zusammensetzungen einjährig,
zweyjährig, hundertjährig u. s. f. minderjährig, volljährig,
großjährig, vierteljährig, halbjährig u. s. f. 29 Es ist nun jährig,
daß er gestorben ist, es ist nun ein Jahr her. Es wird bald jährig
werden. 3) In vorjährig und dießjährig bedeutet es, was im vorigen, in
diesem Jahre ist oder geschehen ist. In engerer Bedeutung ist jährig
in Franken so viel als ferdig, d. i. vorjährig. 4) Was ein Jahr
währet, oder auf ein Jahr gilt; doch nur in einigen Zusammensetzungen.
Ein hundertjähriger Kalender. Ein dreyjähriger Waffenstillstand,
besser, auf drey Jahre. 5) Was alle Jahre Ein Mahl kommt oder
geschiehet; auch nur in einigen Zusammensetzungen, indem im einfachen
dafür jährlich üblich ist. Ein hundertjähriges Fest.
Jahrkleid (W3) [Adelung]
Das Jahrkleid,
des -es, plur. die -er, ein Kleid, welches man Kindern zum feyerlichen
Geschenke zu geben pfleget, wenn sie ein Jahr alt sind; in welchem
Verstande im gemeinen Leben auch Jahrkäppchen, Jahrschuhe, Jahrkuchen
u. s. f. üblich sind.
Jahrknecht (W3) [Adelung]
Der Jahrknecht,
des -es, plur. die -e, ein Knecht, welcher sich auf ein Jahr, oder
jahrweise vermiethet. In dem Salz- werke zu Halle werden die Träger,
welche die Sohle in die Kothen tragen, Jahrknechte genannt.
Jahrkönig (W3) [Adelung]
Der Jahrkönig,
des -es, plur. die -e, bey den Schützengesellschaften, ein König,
dessen Würde ein ganzes Jahr dauert zum Unterschiede von dem
Wochenkönige.
Jährlich (W3) [Adelung]
Jährlich,
adj. et adv. 1) Was alle Jahre Ein Mahl ist oder geschiehet. Jährlich
bezahlen, alle Jahre Ein Mahl. Die Bäume müssen jährlich beschnitten werden. Jährlich zur Ader lassen. Ein jährliches Fest, ein jährlicher Gedächtnißtag. 2) Was mehrere Jahre hinter einander, das Jahr über ist
oder geschiehet. Die jährliche Witterung beobachten. Tausend Thaler
jährlicher Einkommen haben, oder jährlich tausend Thaler u. s. f. Der
jährliche Gehalt, Unterhalt u. s. f. Bey dem Tatian gijaro, im Schwed.
arlig.
Jährling (W3) [Adelung]
Der Jährling,
des -es, plur. die -e, in der Landwirthschaft, ein Thier, welches ein
Jahr alt ist. Besonders ein Lamm, welches ein Jahr alt ist, und wenn
es ein Bocklamm ist, ein Jährlingsbock, wenn es aber geschnitten ist,
ein Jährlingshammel genannt wird. ein einjähriges Kalb oder Füllen
heißt im Angels. Anwinter, gleichsam Einwinter, und im Nieders.
zusammen gezogen Enter, so wie ein zweyjähriges Twenter.
Jahrlohn (W3) [Adelung]
Der Jahrlohn,
des -es, plur. von mehrern Summen, die -löhne, der jährliche Lohn, der
Lohn, welchen man jemanden für seine das Jahr über geleisteten Dienste
bezahlet.
Jahrmarkt (W3) [Adelung]
Der Jahrmarkt,
des -es, plur. die -märkte, ein öffentlicher Markt, d. i. befreyeter
Kauf und Verkauf der Waaren, welcher des Jahres Ein oder etliche Mahl
gehalten wird; zum Unterschiede von den Wochenmärkten. Auch der Ort,
wo dieser Markt zu dieser Zeit gehalten wird. Auf den Jahrmarkt gehen.
Im gemeinen Leben auch das Geschenk, welches man einem andern um diese
Zeit macht. Jemanden einen Jahrmarkt kaufen, mitbringen. S. Messe.
Jahrpacht (W3) [Adelung]
Der Jahrpacht,
des -es, plur. die -pächte, eine Pacht auf gewisse Jahre, eine
Zeitpacht; zum Unterschiede von dem Erbpachte.
Jahrrechnung (W3) [Adelung]
Die Jahrrechnung,
plur. die -en, die Art und Weise die Jahre zu berechnen, welche ein
Stück der Zeitrechnung ist.
Jahrschneider (W3) [Adelung]
Der Jahrschneider,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Schneidergesell, welcher noch ein Jahr
als Gesell an einem Orte arbeiten muß, ehe er Meister werden kann. S.
Jahrarbeiter.
Jahrschuß (W3) [Adelung]
Der Jahrschuß,
des -sses, plur. die -schüsse, S. Jahrwuchs 3.
Jahrsfall (W3) [Adelung]
Der Jahrsfall,
des -es, plur. inus. in einigen Gegenden 1) Ein Recht, nach welchem
die Gemeinschaft der Güter unter Eheleuten nach Verlauf eines Jahres
eingeführet wird. 2) Das Recht, von der durch die Vollziehung der Ehe
eingeführten Gemeinschaft der Güter innerhalb des ersten Jahres wieder
abzugehen.
Jahrstag (W3) [Adelung]
Der Jahrstag,
des -es, plur. die -e, ein feyerlicher Tag, welcher alle Jahre zu
einer bestimmten Zeit Ein Mahl gefeyert wird, dergleichen der
Geburtstag, Nahmenstag, Neujahrstag u. s. f. ist. Seinen Jahrstag
begehen, seinen Geburtstag, 1 Mos. 40, 20. Matth. 14, 6.
Jahrszeit (W3) [Adelung]
Die Jahrszeit,
plur. die -en, derjenige Theil eines Jahres, in welchem die Sonne
einen der vier Quadranten des Thierkreises durchläuft. Die vier
Jahrszeiten, der Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In einer
unbequemen Jahrszeit reifen. S. Jahrzeit.
Jahrtausend (W3) [Adelung]
Das Jahrtausend,
des -es, plur. die -e, eine Zeit von tausend Jahren; ein nach dem
Muster von Jahrhundert gebildetes Wort.
Jahrte (W3) [Adelung]
Die Jahrte,
plur. die -n, S. Gerte.
Jahruhr (W3) [Adelung]
Die Jahruhr,
plur. die -en, eine Uhr, welche das Jahr über nur ein Mahl aufgezogen
werden darf.
Jahrweide (W3) [Adelung]
Die Jahrweide,
plur. die -n, in einigen Gegenden, eine gemeinschaftliche Weide,
welche mehrern zusammen zustehet; die Gemeintrift, Koppelhuth.
Jahrwoche (W3) [Adelung]
Die Jahrwoche,
plur. die -n, ein nur in der biblischen Zeitrechnung bekanntes Wort,
wo die in dem Propheten Daniel vorkommenden siebenzig Wochen von den
Auslegern Jahrwochen genannt werden, weil jede derselben sieben Jahre
halten soll.
Jahrwuchs (W3) [Adelung]
Der Jahrwuchs,
des -es, plur. die -wüchse. 1) Ohne Plural, ( S. Jahrgewächs,) 2) Der
Jahrwuchs eines Baumes, die Ringe in dem Holze, deren dasselbe alle
Jahre Einen ansetzet; der Jahrzirkel, auch nur das Jahr schlechthin.
3) Auch der junge Trieb, welchen ein Gewächs in einem Jahre der Länge
nach macht; der Jahrschuß, der Loden.
Jahrzahl (W3) [Adelung]
Die Jahrzahl,
plur. die -en, die Zahl der Jahre von einem gewissen merkwürdigen
Zeitpuncte an. Die christliche Jahrzahl, die Zahl der seit Christi
Geburt verflossenen Jahre. Die Jüdische Jahrzahl, die Zahl der Jahre
von der Erschaffung der Welt an. Die Türkische Jahrzahl oder die
Hegira, welche die Jahre von der Flucht Mahomeds aus Mecca an zählet.
Mein Alter gehet mit der Jahrzahl, mit der Zahl der Zehner und Einer,
oder mit der kleinen Zahl des Jahrhundertes.
Jahrzeit (W3) [Adelung]
* Die Jahrzeit,
plur. die -en, eine feyerliche Zeit, welche des Jahres Ein oder
mehrere Mahle gefeyert wird; ein im Hochdeutschen veraltetes Wort,
welches in der Deutschen Bibel mehrmahls von den jährlichen Festen
vorkommt. Es. 1, 14; Kap. 29, 1. Gal. 4, 10. Sir. 33, 8. Bar. 1, 14.
Jahrzirkel (W3) [Adelung]
Der Jahrzirkel,
des -s, plur. ut nom. sing. S. Jahrwuchs.
Jähzorn (W3) [Adelung]
Der Jähzorn,
des -es, plur. inus. ein jäher, d. i. schnell entstehender Zorn. Zum
Jähzorne geneigt. Der verwünschte Jähzorn! Ingleichen die Fertigkeit,
schnell in Zorn zu gerathen. Im Nieders. Hastigkeit, Hasting. Im
Oberd. Gachzorn, Gächmüthigkeit. Im Hochdeutschen auch Jachzorn. S.
Jähe.
Jähzornig (W3) [Adelung]
Jähzornig,
-er, -ste, adj. et adv. Jähzorn besitzend, ingleichen in demselben
gegründet. Ein jähzorniger Mensch. Im Oberd. gachzornig, gachmüthig,
gächstützig, im Nieders. hastig, kortköppisch, kurzköpfig,
kitzelköpfig.
Jakal (W3) [Adelung]
Der Jakal,
eine Art morgenländischer Füchse, S. Schakal.
Jalape (W3) [Adelung]
Die Jalape,
plur. inus. die Wurzel einer in dem südlichen Amerika einheimische
Pflanze, welche noch ungewiß ist; indem der Ritter Linne anfänglich
eine Art der Wunderblume, Mirabilis Jalapa, und hernach eine Art der
Winde, Convolvulus Jalapa dafür angab. Nach dem Gleditsch ist es die
Wurzel der langblümigen Wunderblume, Mirabilis logiflora.
Jalke (W3) [Adelung]
Die Jalke,
plur. die -n, eine Art Schiffe, S. Holke.
Jalousie (W3) [Adelung]
Die Jalousie,
plur. die -n, (sprich Schalusie, und im Plural viersylbig,) aus dem
Franz. Jalousie. 1) Die Eifersucht, im gemeinen Leben. 2) Ein Gitter
von schmalen hölzernen horizontalen Bretchen vor einem Fenster, daß
man dadurch auf die Gasse stehen kann, ohne von andern gesehen zu
werden. Im Franz. heißt ein solches Gitter Persienne.
Jammer (W3) [Adelung]
Der Jammer,
des -s, plur. inus. 1) Ein hoher Grad des Klagens, des lauten
Wehklagens. Man höret ein Geschrey zu Babel und einen großen Jammer in
der Chaldäer Land, Jerem. 51, 54. So werdet ihr meine graue Haare mit
Jammer in die Grube bringen, 1 Mos. 44, 29. Einen Jammer anfangen,
einen großen Jammer führen. 2) Die Ursache dieses Jammers, der höchste
Grad des Elends, der Noth. Vor Jammer vergehen. In seinem Jammer
vergehen. Der Jammer ist nicht auszusprechen. Ich mag den Jam- mer
nicht sehen. Das ist doch Jammer und Schade, im gemeinen Leben, das
ist sehr zu bedauern, wofür man auch mit Auslassung des und, das ist
doch Jammer Schade, sagt. In engerer Bedeutung wird die Epilepsie oder
fallende Sucht im gemeinen Leben häufig der Jammer genannt. Den Jammer
haben. Im Jammer liegen. 3) Die Wirkung desselben bey andern, ein
hoher Grad des Mitleidens. Es ist ein Jammer anzusehen. Etwas mit
Jammer ansehen. Der Jammer kommt ihm in das Herz.
Anm. Bey dem
Ottfried Jamor, wo es so wohl den Schmerz, als auch das Elend
bedeutet, bey dem Notker Amerlichi, im Dän. Jammer, im Schwed.
Jaemmer, im Isländ. Ymr, im Angels. Geomor. ( S. Jammern,) Ein anderes
nur in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort ist Jammer, eine
große Menge, ein Jammer Leute, ein Jammer Wagen; wo es aus Gewimmel
zusammen gezogen zu seyn scheinet.
Jammergesang (W3) [Adelung]
Der Jammergesang,
des -es, plur. die -sänge, ein kläglicher, jämmerlicher Gesang. 3
Macc. 5, 7. Kap. 5, 22.
Jammergeschrey (W3) [Adelung]
Das Jammergeschrey,
des -es, plur. die -e, ein jämmerliches, von dem Jammer erpreßtes
Geschrey. Ein Jammergeschrey erheben. Es. 15, 5. Jer. 48, 5.
Jämmerlich (W3) [Adelung]
Jämmerlich,
-er, -ste, adj. et adv. dem Jammer gleich, ähnlich, in demselben
gegründet, in den beyden ersten Bedeutungen des Hauptwortes.
Jämmerlich aussehen. Ein jämmerliches Ende nehmen. Er ist sehr
jämmerlich gestorben. Jemanden auf die jämmerliche Art ermorde. Bey
dem Ottfried iamarlicho.
Jammern (W3) [Adelung]
Jammern,
verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1) Die
Empfindung des höchsten Grades der Schmerzen, des Elendes durch laute
Klagen an den Tag legen. Winseln und jammern. Bald hör' ich lautes
Händeringen und ein jammerndes Gewimmer. Jammernd irr' ich an der
Silberquelle, Wiel. 2) Zum höchsten Grade des Mitleides bewegen, mit
der ersten Endung der Sache, und der vierten der Person. Du jammerst
mich. Sein Unglück hat mich sehr gejammert. Besonders unpersönlich mit
der vierten Endung der Person. Es jammert mich, daß er so elend
umgekommen ist. Mich jammert herzlich, daß mein Volk so verderbe ist,
Jer. 8, 21. Ingleichen mit der zweyten Endung. Meine Seele jammerte
der Armen, Hiob. 30, 25. Ihn jammerte des Volks, Matth. 9, 36. Dich
jammert des Kürbis - und mich sollte nicht jammern Ninive solcher
großen Stadt, Ion. 4, 10, 11. Wo es im ersten Falle für dauern stehet,
in welcher Bedeutung es im gemeinen Leben auch häufig gebraucht wird.
Es jammert mich, daß ich es wegwerfen muß.
Anm. Bey dem Notker
iameron, im Angels. geomrian. Daß das j nicht wesentlich zum Stamme
gehöre, erhellet aus dem ameron, jammern, bey dem Notker, und dem
Isländ. ymra. Es ist, so wie wimmern und das Latein. gemere, ohne
Zweifel eine Nachahmung des durch Seufzen und Wehklagen hervor
gebrachten Lautes.
Jammerthal (W3) [Adelung]
Das Jammerthal,
des -es, plur. inus. ein nur noch in der biblischen Schreibart
übliches Wort, die Erde und den Aufenthalt auf derselben zu
bezeichnen. Ps. 84, 6, 7.
Jammervoll (W3) [Adelung]
Jammervoll,
adj. et adv. voll Jammers, d. i. so wohl der ängstlichen Klage, als
auch des höchsten Grades des Elendes. Ein jammervoller Gatte. Ein
jammervolles Leben. Vier jammervolle Nächte.
Janitschar (W3) [Adelung]
Der Janitschar,
des -en, plur. die -en, ein aus dem Türkischen Genitzeri oder
Gengitzeri verderbtes Wort, die Türkischen in beständigem Solde
stehenden Soldaten zu Fuße zu bezeichnen. Daher die
Janitscharen-Musik, die bey ihnen übliche Feldmusik.
Jänner (W3) [Adelung]
Der Jänner,
des -s, plur. ut nom. sing. der Nahme des Januars in einer Deutschen
Gestalt, welcher gemeiniglich, aber nicht so richtig, Jenner
geschrieben wird, S. Januar.
Jännerschein (W3) [Adelung]
Der Jännerschein,
des -es, plur. die -e, in der Kalenderwissenschaft, der Neumond im
Jänner oder Januar, S. Schein.
Januar (W3) [Adelung]
Der Januar,
des -es, plur. inus. der Römische Nahme des ersten Monathes im Jahre,
welcher von Carl dem Großen, nach dem Raban Maurus und Eginhard,
Wintarmanoth, Wintermonath, genannt wurde, welchen Nahmen er auch noch
führet. Indessen ist auch der aus dem Latein. verkürzte Nahme Jenner,
oder richtiger Jänner, üblich. In Lünigs Corp. Jur. Feud. Th. 3. S.
107 kommt ein Lasemond vor, welchen man gleichfalls für den Januar
hält. Im Schwed. heißt er Torsmanod.
Jäschen (W3) [Adelung]
Jäschen, Jäscht,
S. Gäschen, Gäscht.
Jäse (W3) [Adelung]
Die Jäse,
plur. die -n, oder der Jäsen, des -s, plur. ut nom. sing. in der Mark
Brandenburg, der Nahme eines eßbaren Flußfisches, welcher auch Gäse,
Giese, ingleichen Bratfisch genannt wird. S. Alant.
Jasmin (W3) [Adelung]
Der Jasmin,
des -es, plur. inus. ein Staudengewächs, welches weiße oder gelbe wohl
riechende Blüthen träget, und aus Ostindien zu uns gekommen ist;
Jasminum L. Ital. Gelfi minor, Franz. Jasmin, nach welchem Muster
einige auch den Deutschen Nahmen Schesmin aussprechen. Der Wälsche
oder wilde Jasmin ist dem Geschlechte nach ein anderes Gewächs,
welches in Italien einheimisch ist; Philadelphus coronarius L.
Jaspiß (W3) [Adelung]
Der Jaspiß,
des -sses, plur. inus. außer von mehrern Arten, die -sse, ein
glasartiger, feiner, undurchsichtiger Felsenstein, welcher eine gute
Politur annimmt, und daher unter die Halbedelsteine gerechnet wird, ob
er gleich oft große und lange Gebirge ausmacht. Man findet ihn von
verschiedenen Farbe, da er denn, wenn er fleckig ist, zuweilen auch
Pantherstein genannt wird. Der Nahme ist morgenländisch, Hebr. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, Persisch Jascp, Griech. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Die Dichter haben aus Unkunde
von diesem Steine oft einen sehr seltsamen Gebrauch gemacht. Z. B.
Gryphius: Dieser Blumen Jaspis kann Sarder und Smaragd abstechen.
Jaspiß-Achat (W3) [Adelung]
Der Jaspiß-Achat,
des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein mit Achat
vermengter Jaspiß, daher er durchsichtige Stellen hat.
Jasp-Onyx (W3) [Adelung]
Der Jasp-Onyx,
des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein mit Onyx
vermengter Jaspiß.
Jäten (W3) [Adelung]
Jäten,
S. Gäten.
Jauch (W3) [Adelung]
Jauch,
ein Narr, S. 1. Gauch.
Jauche (W3) [Adelung]
Die Jauche,
S. Gauche.
Jauchert (W3) [Adelung]
Das Jauchert,
des -es, plur. die -e, ein Wort, welches im Oberdeutschen am
üblichsten ist, wo es auch Jauch, Juch, Jauchart und Juchart lautet,
obgleich in andern Gegenden ein Jauch oder Jeuch von einem Jauchart
noch verschieden ist. Es ist ein Feldmaß, welches ungefähr mit unsern
Morgen überein kommt, aber nicht an allen Orten gleich ist, und bald
von Äckern allein, bald auch von Wiesen, Weinbergen, Holzungen u. s.
f. gebraucht wird. Am Rheinstrome hält ein Juchart 300 Rheinl.
Quadrat-Ruthen; in Basel aber 140 Baseler Quadrat-Ruthen, jede von 16
Fuß. In Ober-Elsaß hat ein Jeuch oder Mannwerk 180 Quadrat-Ruthen,
jede von 15 Fuß; anderthalb Jeuch aber machen daselbst ein Juchart
oder ein Thauen. Zu Mümpelgard hält das Juchart 300 Quadrat-Ruthen,
jede von 10 Schuh; im Durlachischen aber, wo Acker, Juchart- und
Morgen ohne Unterschied gebraucht werden, 116 Quadrat-Ruthen. Ein
Juchart Reben oder Weinberge hält in Zürch 320 Quadrat-Ruthen; in
Bern, an Ackern und Wiesen 31250 Berner Quadrat-Fuß, ein Waldjuchart
aber 45 000; und in Baiern an Waldungen 400 Quadrat-Ruthen, die Ruthe
zu 10 Fuß und den Fuß zu 12 Zoll. An einigen Orten ist es männlichen
Geschlechtes, der Juchart. Es scheinet zunächst aus dem Lat. Jugerum
entlehnet zu seyn, welches eben dieselbe Bedeutung hat, aber mit Jeuch
von Joch abstammet, und eigentlich so viel Acker bedeutet, als ein
Mann mit einem Joch Ochsen des Tages über ackern kann. Juchart, ein
Morgen, was ein Zug des Tages eeren mag, Pictor. Jugerum, secundum
quod communiter accipitur, est spatium terrae, quod unum aratrum
potest arare in die, Balbus im Catholico. S. Morgen, Pflug, Haken u.
s. f. welche auf ähnliche Art gebraucht werden. Das Nieders. und Holl.
steinische Juk oder Juck, welches hin und wieder gleichfalls als ein
Feldmaß für Morgen gebraucht wird, ist auch nichts anders als das
Nieders. Juk, ein Joch, S. Joch.
Jauchzen (W3) [Adelung]
Jauchzen,
verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, seine Freude durch ein
lautes Freudengeschrey an den Tag legen, und in weiterer Bedeutung,
den höchsten Grad der Freude empfinden und äußern. Da nun Josua hörete
des Volkes Geschrey, daß sie jauchzeten, 2 Mos. 32, 17. Da jauchzete
alles Volk und sprach, Glück zu dem Könige, 1 Sam. 10, 24. Die Völker
freuen sich und jauchzen, daß du die Leute recht richtest, Ps. 67, 5.
In der höhern Schreibart auch mit der dritten Person des persönlichen
Gegenstandes. Jauchzet dem Herrn alle Welt, Ps. 98, 4. Dir jauchzte
das von dir geschützte Vaterland, Cron. Ingleichen mit der zweyten
Endung der Sache. Jauchze dann des Siegs in deinem Herzen, Weiße. Anm.
Dieses Zeitwort, welches in unsern alten Denkmählern nicht vorkommt,
ist ein Iterativum oder Intensivum von dem im Hochdeutschen
unbekannten jauchzen, welches noch in den niedrigen Sprecharten
juchzen lautet, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
und mit demselben von dem Zwischenworte juch, im Oberd. jauch, Griech.
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, Latein. io, dem natürlichen
Ausbruche der lauten ausgelassenen Freude, abstammet. Mit dem ey oder
hey verlängert lautet dieses Zwischenwort auch hey! wovon man in
Nieders. sagt, sein Vermögen verjuchheyen, mit Freuden durchbringen,
daher ein solcher Verschwender auch ein Juchheyer genannt wird. So wie
unser jauchzen von dem Oberd. jauch! herstammet, so hat man von juch!
in den niedrigen Sprecharten juchzen, welches daselbst aber nur von
der ausgelassenen, mit Schreyen begleiteten Freude des großen Haufens,
besonders betrunkener Leute, üblich ist, dagegen jauchzen auch in der
edlen, besonders dichterischen Schreibart gebraucht wird. Das Griech.
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kommt damit selbst in der
Form überein.
Jauchzer (W3) [Adelung]
Der Jauchzer,
des -s, plur. ut nom. sing. der Ausruf juch! als ein Ausbruch der
wilden Freude betrachtet. Laß die freyen Jauchzer klingen. Im gemeinen
Leben Juchzer.
Jauner (W3) [Adelung]
Der Jauner,
S. Gauner.
Jawort (W3) [Adelung]
Das Jawort,
des -es, plur. die -e, das Zwischenwort ja, als ein Wort, als ein
Ausdruck betrachtet, doch nur so fern es eine Einwilligung in das
Verlangen eines andern bedeutet. Am häufigsten gebraucht man es von
der feyerlichen Einwilligung zur Ehe gegen den anwerbenden Theil, und
da dieses von dem männlichen Geschlechte geschiehet, so ist es auch
eigentlich das weibliche, welches das Jawort gibt. Das Jawort, sein
Jawort von sich geben, sich erklären, daß man eine Person heirathen
wolle. Er hat das Jawort von ihr schon erhalten. Um das Jawort
anhalten. In weiterer aber ungewöhnlicher Bedeutung für Bestimmung
kommt es bey dem Canitz vor: Darum hätt' ich diesen Klagen Bald mein
Jawort zugesellt, Can. Im Nieders. hat man auch das Neywort, das
Neinwort, für eine abschlägige Antwort.
Je! (W3) [Adelung]
1. Je!
in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, der verkürzte
Nahme Jesus, so fern er in Ausrufungen gebraucht wird. Herr Je! o Je!
Schwindel, Übelkeit und heftiges Seitenstechen erlaubten ihr noch kaum
ein klägliches, ach Herr Je! Rost. Die ähnlichen Herr Jemi! Herr
Jemini! O Jemini! scheinen ähnliche Verbrechungen dieses Nahmens zu
seyn.
Je! (W3) [Adelung]
2. Je!
das im gemeinen Leben veränderte Zwischenwort ey! welches oft auch nur
ie und i lautet. Da das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr
und sprachen: Je wer kann denn selig werden! Matth. 19, 25. S. Ey und
je bey dem Vocale I.
Je (W3) [Adelung]
3. Je,
eine Partikel, welche überhaupt eine Allgemeinheit bedeutet, so wohl
der Zeit, als der Sache. I. Der Zeit. 1) So wohl eine beständige,
ununterbrochene Fortdauer zu bezeichnen, als auch für immer, zu allen
vorkommenden Zeiten und Gelegenheiten; bey dem Notker und Ottfried
ieo, bey den Schwäbischen Dichtern ie, im Schwed. a, ae, ee und e, bey
dem Ulphilas aio, im Angels. a, aa, im Isländ. ei, im Wallis. en, im
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, S. Ewig. Er
(Gott) ist ieo dasselbe, Notker, zu allen Zeiten derselbe. Rehte
froide lobte ich ie, Reinmar der Alte. Ih leiste ie swas si mir gebot,
ebend. Es ist je einer reicher als der andere, immer. Es betriege je
iener den andern, immer. Wo man es zur Verstärkung der Bedeutung auch
wohl zu wiederhohlen pflegte; je und je, zu allen Zeiten, Schwed. ae
ok ae. Wie ich je und je nicht wohl beredt gewesen, 2 Mos. 4, 10. Denn
sie verließen je und je den Herren, Richt. 2, 13. Ich habe dich je und
je geliebt, Jer. 31, 3. Bey dem Notker bedeutet ieo unde ieo auch
figürlich und intensive etiam atque etiam, und in Schwaben ist je und
je, oder ie und ie, von Zeit zu Zeit, bisweilen. Je zuweilen, je zu
Zeiten, je bisweilen, für zuweilen, bisweilen, zu Zeiten, kommen auch
noch zuweilen im gemeinen Leben der Hochdeutschen vor. In dieser
ganzen Bedeutung ist es im Hochdeutschen für sich allein veraltet, wo
man es in derselben nur noch in der R. A. von je her kennet, d. i. von
allen Zeiten, oder doch von einer sehr langen Zeit her, von Anfange
an. Er hat von je her nichts getaugt. Das ist von je her seine
Lieblingsmeinung gewesen. Alle große Leute sind von je her für
Wahnsinnige ausgeschrien worden. Auch der Gebrauch dieses Wörtchens,
da es eine austheilende oder distributive Eigenschaft hat, scheinet
ein Überbleibsel dieser Bedeutung zu seyn. Sie gingen je zwey und
zwey, es gingen immer zwey zusammen. Sie gingen je vier, je acht. Von
den allen soll je ein Paar zu dir hinein gehen, 1 Mos. 6, 20. Aus
allerley reinem Vieh nimm du dir je sieben und sieben, Kap. 7, 2.
Wofür man auch mit Auslassung des je sagt, sie gingen zwey und zwey.
2) Für jemahls, zu irgend einer vergangenen oder zukünftigen Zeit, im
Gegensatze des ie; bey den Schwäbischen Dichtern ie, im Oberdeutschen
ie. Wer hat solches je gesehen und je gehöret? Es. 66, 8. Habt ihr
auch je Mangel gehabt? Luc. 22, 35. Was hat er denn gethan? - Mehr als
ich je gedacht, Gell. War je ein Wunsch, den mein Auge verrieth, den
du nicht erfülletest? Geßn. Ich schäme mich auch nicht, je anders
gedacht zu haben. Die Auf- richtigkeit ist die letzte Tugend, von der
wir uns je trennen sollten. Nach andern verneinenden Wörtern, als
klein, niemand, ist es überflüssig und widrig; z. B. nie ist das je
erhöret worden. II. Der Sache, für jeder, wo es im eigentlichen
Verstande doch nur noch in den Zusammensetzungen jeder, jeglichen,
jedweder, jemand, u. s. f. üblich ist. Indessen scheinet noch ein
gedoppelter Gebrauch dieses Wörtchens davon abzustammen. 1) Da es eine
austheilende oder proportionale Bedeutung in Ansehung ganzer Sätze
hat, in Verbindung mit dem nachdem. Sie kann lachen und weinen, je
nachdem es ihr einfällt, d. i. jedes nachdem u. s. f. Es ist
gleichgültig, ob dieses oder das geschiehet, je nachdem die Umstände
es erfordern. Ich habe der werlte ir reht getan Ie nach der masse als
es mir stuont, Reinmar der Alte. 2) Vor zwey auf einander folgenden
Comparativen, wo es eine Vertheilung eines gleichen Maßes oder
Verhältnisses über beyde bezeichnet, und jedem derselben vorgesetzet
wird. Es wird je länger je schlimmer, d. i. nach dem Maße, wie die
Zeit wächset, nach eben demselben Maße nimmt auch der schlimme Zustand
an innerer Stärke zu. Daß du je länger je mehr thust, Offenb. 2, 19.
Je mehr ihrer wird, je mehr sie kündigen, Hof. 4, 7. Je höher du bist,
je mehr dich demüthige, Sir. 3, 20. Je länger hier je später dort. Je
größer Schelm, je besser Glück. Je mehr man tröstete, je mehr Dorinde
schrie, Gell. Je länger je lieber, ein Nahme des Bittersüß oder
Nachschattens, Solanum dulcamara L. wegen des angenehmen Geruches der
Blüthen. Ingleichen der Specklilie, Lonicera Periclimenum L. Dort
lockt der Je länger je lieber Die Freunde des Laube zum Scherz, Bernh.
Das letzte je kann seine Stelle auch von dem desto vertreten lassen,
welches besonders alsdann üblich ist, wenn jeder Comparativ sein
eigenes Zeitwort hat, da denn das zum Zeitworte gehörige Pronomen
hinter dasselbe tritt. Je mehr ich ihr von der Liebe vorsage, desto
unempfindlicher wird sie, Gell. Je mehr wir die Unzulänglichkeit
unserer Kräfte fühlen, desto mehr wird unsre Demuth wachsen, ebend.
Ingleichen mit einer Inversion, so daß der zweyte Satz der erste wird.
Ein Kunstwerk ist desto schöner, je vollkommner es ist; das heißt: je
mehr es Theile hat, und je mehr alle diese Theile zum Zwecke
beytragen, Sulz. Nur dürfen diese je nicht von ihren Comparativen
getrennet werden, noch ein Vorwort vor oder nach sich haben, welches
allemahl einen unangenehmen Mißklang verursacht. Das Genie ist desto
größer, je in einer größern Kunst es glücklich ist, Litteratur-Br.
für: je größer die Kunst ist, in welcher es glücklich ist. Ein System
ist desto schöner, aus je einer größern Anzahl von Sätzen es bestehet,
Sulz. für: je größer die Anzahl von Sätzen ist, aus welchen es
bestehet. S. Desto.
Anm. Diese Partikel ist durch Vorsetzung des
müßigen Jod aus schon oben angeführten ee, e, gebildet. Im
Oberdeutschen lautet sie ie. Als eine versichernde Partikel, wo sie
für ja stehet, und auch aus demselben verderbt zu seyn scheinet, ist
sie im Hochdeutschen veraltet. Das ist je auch eitel, Pred. 4, 16, 18.
So ist je besser zwey denn eins, V. 9. So ich aber durch Gottes Finger
die Teufel austreibe, so kommt je das Reich Gottes zu euch, Luc. 11,
20. Das Gesetz ist je heilig, Röm. 7, 12. S. Ja 2, 6.
Jedennoch (W3) [Adelung]
Jedennoch,
ein Bindewort, welches das mit dem je ohne Noth und Nutzen verlängerte
Bindewort dennoch ist, und besonders in dem langweiligen Kanzleystyle
statt desselben gebraucht wird. S. Dennoch und Jedoch.
Jeder (W3) [Adelung]
Jeder,
ein uneigentliches persönliches Pronomen, welches einen Satz auf alle
Individua eines aus mehrern einzelnen Dingen bestehenden Ganzen
bestimmet. Das es nun das Subject vermöge seiner Bedeutung schon auf
alle mögliche Art bestimmet, so leidet es den bestimmten Artikel
nicht, wohl aber den unbestimmten ein, in welche, letztern Falle es
zugleich eine Veränderung in der Declination leidet. Es wird auf
folgender Art decliniret, es mag übrigens conjunctive oder absolute
stehen:
Nom. Jeder, jede, jedes
Gen. Jedes, jeder, jedes.
Dat. Jedem, jeder, jedem.
Acc. Jeden, jede, jedes.
Mit dem unbestimmten Artikel ein aber:
Ein jeder, eine jede, ein jedes.
Eines jeden, einer jeden, eines jeden.
Einem jeden, einer jeden, einem jeden.
Einen jeden, eine jede, ein jede, ein jedes.
Es stehet sowohl absolute, als conjunctive, d. i. es kann so wohl sein
Hauptwort bey sich haben, als auch sich auf dasselbe beziehen. Jedes
Land hat seinen Gebrauch, und jedes Jahrhundert seine Sitten. Jeder
Tag vermehret seine Liebe und seine Ungeduld. Jede kleine Miene zeuget
von seinem guten Herzen. Die Alten bildeten sich ein, jedes nach
Regeln gebauete Wesen, welches denkt, sey ein Theil der allgemeinen
Weltseele. Einem jeden Narren gefällt seine Kappe. Auf jeder Seite
stand ein Bild. Wo es im Oberdeutschen und der höhern Schreibart der
Hochdeutschen auch zuweilen für all gebraucht wird. Jede Freude ist
dahin. Jede Versammlung, jedes Getöse, jedes Schreyen des Volks
verliert sich in ihrer Gegenwart, Abt. Zuweilen auch, obgleich sie
sich unter jeden andern Umständen geglaubt haben. Denn anstatt des
Plurals bedienet man sich lieber des absoluti jeder mit dem Vorworte
von, oder in der höhern Schreibart mit der zweyten Endung. Jeder von
unsern Freunden, oder jeder unserer Freunde. Mein Herz hat bey jedem
ihrer Worte blutige Thränen geweinet. Sie lebet in jedem meiner
Gedanken. Eigentlich ist der Plural nur in Verbindung mit dem alle
erlaubt, jede mag übrigens conjunctiv oder absolut seyn. Alle und
jede, Gen. aller und jeder, Dat allen und jeden, Acc. alle und jede;
d. i. alle ohne Ausnahme und jedes Individuum derselben ins besondere.
Das Absolutum ist in der Declination dem Conjunctivo gleich. Jeder
merkt auf meine Handlungen. Ein jeder thut immer gern etwas andres,
als er thun sollte. Sich nach eines jeden Gemüthsart, oder nach jedes
Gemüthsart richten. Gib einem jeden oder jedem etwas. Im gemeinen
Leben wird das Neutrum jedes auch häufig für jedermann, jede Person
gebraucht. Da lobte jedes dieß Gesichte, Weiße. Es ist gleichgültig,
ob man den unbestimmten Artikel ein Es ist gleichgültig, ob man den
unbestimmten Artikel ein diesem Fürworte beygefüget oder nicht; aber
eben darum, weil es gleichgültig ist, lässet man denselben in der
edlen und höhern Schreibart lieber weg, weil er die Rede nur
schleppend und weitschweifig macht, es wäre denn, daß man um des
Wohlklanges willen einen Satz mit der Sylbe anfangen müßte, welche den
Tion nicht hat, da denn ein jeder für jeder guter Dienste leistet.
Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Fürwort auch um eine Sylbe länger,
jederer, jedere, jederes, Gen. jederes, je- derer, jederes, Dat.
jederem oder jederm, jederer, jederem u. s. f. Wer doch gewesen sey,
jedes Haupt und Leitesmann Nach jeders Sagen selbst, Opitz. Es ist
nicht unwahrscheinlich, daß dieses Wort, wie Frisch vermuthet, aus
jedweder zusammen gezogen ist. Allein die letzte Hälfte kann auch das
Fürwort der seyn, welches mit dem je dem Zeichen der Allgemeinheit,
verbunden worden. Im Engl. ist dafür every one, im Franz. chacun, und
im Schwed. eweli en, üblich, wo das erste und letzte das Fürwort wer
und welch zu seyn scheinen, wie im Dänischen hver, enhver, ein jeder.
Im Pohlnischen ist jeden, jedna, jedno, einer, eine, eines. S.
Jedweder und Jeglich.
Jederhand (W3) [Adelung]
Jederhand und Jederley,
zwey nur im Oberdeutschen übliche unabänderliche Beywörter, für von
jeder Art. Jederhand Menschen, Menschen von jeder Art. Gold und
Freundschaft sind gleich köstlich; jederley von dieser Waar Sucht man
mühsam, findt man sparsam, hat man immer mit Gefahr, Logau. Wo das
letztere in weiterer Bedeutung für jedes stehet. Siehe Hand und -Ley.
Jedermann (W3) [Adelung]
Jedermann,
ein persönliches Fürwort, welches aus jeder und Mann, in der weitesten
Bedeutung für Person, Mensch, zusammen gezogen ist, nur allein im
Singular üblich ist, kein Hauptwort nach sich leidet, weil es dasselbe
schon bey sich führet, und alsdann gebraucht wird, wenn jeder in der
allgemeinsten Bedeutung so viel als alle Personen, alle Menschen
bedeutet. Es nimmt in der zweyten Endung ein s an, bleibt aber in den
übrigen unverändert. Gestohlen Brot schmeckt jedermann wohl, Sprichw.
20, 17. Offenbare dein Herz jedermann, Sir. 8, 22. Ihr müsset von
jedermann gehasset werden, Matth. 10, 22. Jedermann gibt zum ersten
guten Wein, Joh. 2, 10. Der Glaube ist nicht jedermanns Ding, 2 Thess.
3, 2. Das ist nicht jedermanns Kauf. Für jedermann arbeiten.
Jedermanns Freund seyn. Im gemeinen Leben, besonders im Oberdeutschen
auch mit dem müßigen Artikel ein. Ein jedermann verstarrt, Opitz. Anm.
Im Oberdeutschen auch iedermann, jedermänniglich, allermänniglich,
männiglich, im Nieders. ider, een, allmann, manlik, mallik, malk,
malx, welche letztern aus männiglich verderbt sind, im Dän. hvermand.
Jederzeit (W3) [Adelung]
Jederzeit,
ein Nebenwort der Zeit, für zu jeder Zeit, d. i. zu aller Zeit, aus
welcher R. A. es auch zusammen gesetzet ist. Er ist jederzeit mein
Freund gewesen. Die Menschen sind jederzeit unbeständig. Ich habe ihn
jederzeit aufrichtig befunden.
Jedesmahl (W3) [Adelung]
Jedesmahl,
ein aus jedes Mahl, zu jedem Mahle, zusammen gezogenes Nebenwort. Hier
ist die Vorschrift, wie du dich jedesmahl zu verhalten hast. Nimm
jedesmahl vier Loth. Ich habe ihn sehr viel Mahl gesehen, aber
jedesmahl mißvergnügt. ehedem sagte man dafür zu aller Fahrt.
Jedesmahlig (W3) [Adelung]
Jedesmahlig,
adj. was jedesmahl ist oder geschiehet, i jedem der einzelnen Fälle
gegründet ist. Die Prüfung der jedesmahligen Beschaffenheit seiner
Zuhörer, welche man in jedem einzelnen Falle vor sich hat. So wie es
die jedesmahligen besondern Umstände zulassen. Die jedesmahligen
Könige von Frankreich, welche in jedem einzelnen Falle daselbst
regieret haben. Im Oberdeutschen jeweilig.
Jedoch (W3) [Adelung]
Jedoch,
ein Bindewort, welches das mit der Partikel je verlängerte Bindewort
doch ist, und vornehmlich in folgenden Fällen gebraucht wird. 1) Eine
Einschränkung zu begleiten, für des- sen ungeachtet. Es schmeckt
bitter; jedoch es ist nichts Böses. Ich erlaube es dir, jedoch unter
der Bedingung. Ich erwarte dich, jedoch daß du deinen Freund
mitbringest. Er kränkte mich zwar, jedoch nicht so sehr, daß u. s. f.
2) Eine Compensation. Die Gewitter richten freylich vielen Schaden an;
jedoch sind sie zur Fruchtbarkeit unentbehrlich. Du hättest es
bekommen, wo nicht mit Gewalt, jedoch mit Güte. 3) Eine angefangene
Rede abzubrechen. Es wäre viel davon zu sagen; jedoch, ich will
schweigen. 4) Einen Gegensatz. Weit heftiger als der Trieb zum
gesellschaftlichen Leben ist jedoch der Trieb zur Einsamkeit.
Anm. Bey
dem Willeram iedoh, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen
jethoh, bey dem Ho. negk yedoch, bey den Schwäbischen Dichtern doh,
iedoh, im Oberdeutschen und Nieders. idoch, idog. Da das je in diesem
Worte den Ton nicht hat, so scheinet es hier für ja zu stehen und aus
ja doch zusammen gezogen zu seyn.
Jedweder (W3) [Adelung]
Jedweder,
ein altes persönliches Pronomen, welcher mit jeder gleichbedeutend
ist, und auch so wie dieses gebraucht und decliniret wird. Gib einem
jedweden Manne zwey Groschen oder jedwedem Manne. Man kann nicht einem
jedweden geben. Das ist nicht für jedweden. Wie eine liebliche
Aussicht jedweden anlacht, Herd. Da dieses Pronomen nichts mehr sagt,
als jeder, und doch um eine Sylbe länger ist, so kommt es in der edlen
und höhern Schreibart seltener vor.
Anm. Bey dem Ottfried, der es auch
für jeder von beyden gebraucht, jagiuueder, bey dem Notker
ieouuederer, bey dem Stryker jetweder, in der Parän. Tirol jetwdr, im
Schwabenspiegel ietuueder, bey dem Jeroschin ygwedir. Es bedeutet
eigentlich jeden von beyden, und in weiterer Bedeutung jeden von
allen. ( S. Weder,) Im Oberdeutschen hat es so wie jeder noch eine
Sylbe mehr, jedwederer, jedwedere, jedwederes, Genit. jedwederers u.
s. f.
Jeglicher (W3) [Adelung]
Jeglicher,
ein persönliches Pronomen, welches mit jedweder und jeder so wohl in
der Bedeutung, als auch in der Declination und dem Gebrauche überein
kommt, aber so wie jedweder mehr im Oberdeutschen und gemeinen Leben
der Hochdeutschen, als in der edlern Schreibart der letztern vorkommt.
Ein jeglicher für sich, Gott für uns alle. Für jegliche Person einen
Stuhl. Jegliches Thier hält zu seines Gleichen. In der Deutschen Bibel
kommt es sehr häufig vor.
Anm. In dem Isidor eo hihuueluhher, und bey
dem Kero eocouueliher, woraus erhellet, daß dieses Wort aus je oder
jeg, dem Zeichen der Allgemeinheit, im Angels. aeg, und welcher
zusammen gezogen ist, ( S. 3. Je,) ob es gleich gar bald mancherley
Veränderungen erlitten hat. Bey dem Ottfried lautet es giuuelih,
iogelihir und iagilih, bey dem Notker schon ieglicher, ieuuel und
iegelih, im Tatian jogiuuelih, allerogiuuelih, in dem alten Gedichte
auf den heil. Anno iuuelich, in dem alten Lege Ludovici et Carolin von
840 iouvelih, bey dem Willeram iegelih, im Schwabenspiegel jeglik, bey
dem Stryker igeleich, bey der Winsbeckinn jegeslich, im Theuerdanke
ein yetlicher, zu Anfange des 16ten Jahrhundertes am Nieder-Rheine
ytlich, im Angels. aeghwyle, in dem älteren Nieders. jowelker,
jouwelken, jewelik, islik, in dem heutigen erlik, idtlik, igelik,
jegelik, elk, elkeen, im Schwed. ehwilken, eweli en. S. Welch.
Jelle (W3) [Adelung]
Die Jelle,
ein Jahrzeug, S. 2. Gölle.
Jemahls (W3) [Adelung]
Jemahls,
ein Nebenwort der Zeit, welches aus je, dem Zeichen der Allgemeinheit,
und Mahl zusammen gesetzet ist, zu irgend einer Zeit, im Gegensatze
des niemahls. Zu welchem Engel hat er jemahls gesagt u. s. f. Ebr. 1,
5. Niemand hat Gott jemahls gesehen, 2 Joh. 4, 12. Haben sie wohl
jemahls etwas davon gehöret? Er ist wieder so gesund, als er jemahls
gewesen ist. Wenn ich mich jemahls wieder zur Liebe entschließe, so
haben sie das erste Recht auf mein Herz, Gell. Ich würde des Hasses
der ganzen Welt werth seyn, wenn ich jemahls aufhören könne, sie zu
lieben, ebend. Jemahl, für jemahls, kommt seltener vor, obgleich
andere mit Mahl zusammen gesetzte Nebenwörter das s entbehren könnten.
( S. Mahl,) Jemahlen für jemahls ist Oberdeutsch, wo dieses Wort auch
imahls lautet. Im Nieders. kommt dafür jewerfe, jewarf, jewerle vor,
von Werb, ein Mahl; so wie für niemahls unwerfe, unwerle und newerle.
Jemand (W3) [Adelung]
Jemand,
ein persönliches Pronomen, welches nur im Singular üblich ist, und
eine unbestimmte Person bezeichnet, d. i. eine Person, von welcher man
nichts weiter bestimmen kann, oder will, als daß es eine Person ist,
ein Mensch; im Gegensatze des niemand. Wo ist jemand, der da lebet und
den Tod nicht sähe? Ps. 89, 49. Womit jemand sündiger, damit wird er
auch geplagt, Weish. 11, 17. So jemand mein Wort hält, Joh. 8, 52. Ist
jemand da? Es ist jemand da, der uns sprechen will. Seine Frau oder
sonst jemand. Wenn es jemand von ihnen hören sollte. Jemand von unsern
Freunden. Es ist eigentlich ein absolutes Fürwort, welches kein
Hauptwort nach sich leidet, weil es dasselbe schon bey sich führet.
Nur in der vertraulichen Sprechart pfleget man ihm gern ein Hauptwort
ungewissen Geschlechtes nachzusetzen. Es ist jemand Fremdes da, ein
Fremder. Ich sahe jemand Vornehmes kommen. Wenn es jemand Fremdes ist,
so sagen sie, ich bin nicht zu Hause, Weiße. Ich habe es jemand
Unbekannten gegeben. Nur in der zweyten Endung ist dieses nicht
üblich.
Anm. Dieses Pronomen, welches im Oberd. imand lautet, ist aus
je und Mann zusammen gesetzet, und daher auch lange jeman geschrieben
worden. Bey dem Kero comann, bey dem Ottfried iaman, im Isidor
eomanne, bey dem Willeram jeman, Tatian imen, bey dem Hornegk yeman;
da man es denn auch wie Mann zu declinieren pflegte. Comannen, bey dem
Kero in der vierten Endung, jemans in der zweyten im Schwabenspiegel,
iamanne und jemanne in der dritten be., dem Ottfried und den
Schwäbischen Dichtern. Wart iemanne ein wib so lieb als si mir ist,
Reinmar der Alte. So auch niemanne in der dritten Endung, bey einem
andern Schwäbischen Dichter. Als man nachmahls das d euphonicum an
dieses Wort hängte, so ward man auch in der Declination irre. Die
zweyte Endung jemands oder jemandes fand keinen Anstoß; nur in der
zweyten und dritten Endung machten einige mit Gottscheden jemanden,
andere wollten gar jemandem und im Accusativ jemanden haben; noch
andere ließen es unverändert jemand. Das letzte hat die meisten
Stimmen und außerdem auch die Analogie von jedermann für sich, welches
außer der zweyten Endung gleichfalls nicht verändert wird. Mit dem
angehängten t findet sich schon bey dem Hornegk ympt für jemand. Im
Nieders. lautet dieses Fürwort jummende, jums und jüms. Indessen sind
dafür in dieser Mundart auch die unbestimmten ein und wer üblich. Ich
höre wen kommen. Es ist einer da. Ich höre, daß sich wer, denselben
anzustechen, In einer Schrift erkühnt, Abel im übersetzten Boileau.
Siehe Mann.
Jener (W3) [Adelung]
Jener, jene, jenes,
pronom. demonstrat. relat. welches in der Declination mit dem Pronomie
dieser überein kommt, sich auf eine entfernte Sache beziehet, und
dieselbe so genau bestimmet, als wenn man gleichsam mit Fingern darauf
wiese. Es ist so wohl conjunctiv als absolut, d. i. es kann ein
Hauptwort bey sich haben, oder nicht. Es bestimmet aber, 1. Überhaupt,
eine entfernte Sache, sie sey nun dem Orte, oder der Zeit, oder auch
nur der Vorstellungsart nach entfernt. Auf jener Seite des Berges.
Besonders in den Redensarten, in jener Welt, in jenem Leben, von dem
zukünftigen Zustande nach diesem Leben; an jenem Tage, an dem
künftigen Gerichtstage. Auch pflegt man dieses Pronomen häufig
absolute zu gebrauchen, wenn man eine Person nicht näher bestimmen
will oder kann. Wie jener sagte. Jener machte es auch so. 2. In
engerer Bedeutung mit Beziehung auf etwas vorher gehendes oder
nachfolgendes. 1) Auf etwas vorher gehendes, oder auf ein vorher
genanntes Subject. Jener Götzen aber sind Silber und Gold, Ps. 115, 4,
der der vorher genannten Heiden. Dem nicht täglich Noth wäre, wie
jenen Hohenpriestern, Ebr. 7, 27, welche im vorigen genannt werden.
Daß wir uns nicht gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet
hat, 1 Cor. 10, 6. Besonders in Verbindung mit dem Vorworte dieser, da
sich denn dieser auf die nächste Sache, jener aber auf die entferntere
beziehet. Man muß dieses thun, aber jenes nicht lassen. Dieses Kleid
ist schöner als jenes. Die Spartanen liebten die Beschwerlichkeiten,
die Sybariten die Weichlichkeit; weder diese noch jene kannten andere
Arten von Vergnügungen. In der Stelle beym Gellert: Du bist
verständiger als deine Schwester, wenn jene gleich schöner ist, sollte
wohl billig diese stehen. 2) Auf etwas nachfolgendes, für derjenige,
wo es doch den Gegenstand noch nachdrücklicher bestimmt, als dieses
Pronomen, und das Relativum der oder welcher nach sich hat. Was wollte
jener Mensch, mit dem du sprachst? Sie sah die Welt in jener Nacht, In
der ich dich zur Welt gebracht, Gell. Sie fühlt es, wie sehr ihr jene
Würde mangelt, welche nur die Unschuld ertheilen kann. Ich neige mich
mit Ehrfurcht gegen jenes Wesen, dessen Güte unendlich ist. Sollte
jedes von jenen Insecten, jenen Milben, jenen Gewürmen, welche ohne
Zahl in dem kleinsten Raume wimmeln, eine geistige Seele haben? Wo,
besonders in der höhern Schreibart, der Nachsatz auch ausgelassen
werden kann. Jene Stille der Leidenschaften, jene Gewißheit der besten
Erwartungen, jene übergröße und fröhliche Empfänglichkeit, seliger zu
werden, ach sie ist vielleicht unwiederbringlich verloren! Hermes, d.
i. welche ich vorher besaß. Übrigens gilt von diesem Pronomine, was
schon bey dieser angemerket worden.
Anm. Daß das j in diesem Worte
nicht zum Stamme gehöret, erhellet aus dem ener bey dem Notker, in
enero werlte. Auch bey den Schwäbischen Dichtern lautet es noch ener
für jener; und bey dem Tschudi ens für jenes. Indessen hat schon
Ottfried gener, und Ieroschin gyn, gynre. Andere Oberdeutsche
Schriftsteller gebrauchen es für das persönliche Fürwort er und noch
andere für das Demonstrativum derjenige, S. das letztere. Im Nieders.
ist jenne und jenig jemand und einiges. Eben Daselbst hat man auch das
Pronomen gunnen, welches aber nur von einem Orte gebraucht wird, und
das Nebenwort genne, jenne, dort. Übrigens ist für jener in einigen
Oberdeutschen Gegenden auch das verlängerte jeniger, jenige, jeniges
üblich, welches wir nur in dem zusammen gesetzten derjenige kennen. S.
dasselbe. Das unabänderliche Beywort jenerley, von jener Art, ist so
wie dieserley gleichfalls nur im Oberdeutschen üblich.
Jenner (W3) [Adelung]
Der Jenner,
S. Jänner.
Jenseit (W3) [Adelung]
Jenseit, oder Jenseits,
ein Nebenwort des Ortes, welches aus auf jener Seite zusammen gezogen
ist, und daher auch die zweyte Endung erfordert. Da nahm ich euren
Vater Abraham jen- seit des Wassers, Joh. 24, 3. Er brachte die Syrer
heraus jenseit des Wassers, 1 Sam. 10, 16. Und da sie ihn fanden
jenseit des Meeres, Joh. 6, 25. Jenseit des Rheines, jenseits der
Berge. Unerbittliche Gerichte drohen ihnen jenseit des Grabes. Im
Oberdeutschen wird es gemeiniglich mit der dritten Endung verbunden,
welches auch in der Deutschen Bibel mehrmals geschiehet. Die jenseit
dem Jordan liegt, 1 Mos. 50, 10, 11. Jenseits dem Wasser, 2 Sam. 10,
16. Von jenseits dem Meer, 2 Chron. 20, 2. Welches aber im
Hochdeutschen ein Fehler ist.
Anm. In jenseits, welches im gemeinen
Leben am üblichsten ist, ist das angehängte s das Zeichen des
Nebenwortes. In der edlern und höhern Schreibart ziehet man die Form
jenseit vor, außer wenn es absolute stehet, sie blieben jenseits, wo
es das s dem Anscheine nach nicht entbehren kann. S. auch Diesseits.
Im Nieders. lautet es gunstet, gunstets, im Holländ. ginswaerts,
ginderwaerts. Notker gebraucht dafür anderhalb, auf der andern Halbe,
und noch jetzt ist dafür im Oberd. genhalb, enhalb, enthalb und aftert
üblich.
Jenseitig (W3) [Adelung]
Jenseitig,
das Beywort von dem vorigen Nebenworte, was auf jener Seite ist oder
geschiehet. Die jenseitige Insel. In der adverbischen Form wird es so
wenig gebraucht, als andere unmittelbar aus Nebenwörtern gemachte
Beywörter.
Jesche (W3) [Adelung]
* Die Jesche,
plur. die -n, in einigen Oberdeutschen Gegenden, die Geiß, oder das
Weibchen des Steinbockes, S. Gubst.
Jesen (W3) [Adelung]
Der Jesen,
des -s, plur. inus. Ein Fisch, S. Jäse, Alose und Alant.
Jesmin (W3) [Adelung]
Der Jesmin,
S. Jasmin.
Jessen (W3) [Adelung]
Der Jessen,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Fisch, S. Alose.
Jesuit (W3) [Adelung]
Der Jesuit,
des -en, plur. die -en, der Nahme eines bekannten nunmehr aufgehobenen
Ordens in der Römischen Kirche, nach dem Lat. Jesuita. Daher der
Jesuiter-Orden, das Jesuiter-Kloster, das Jesuiter-Collegium, die
Jesuiter-Schule u. s. f. Das Jesuiter-Pulver, die gevülverte
Fieberrinde, Cinchona L. welche in kalten Fiebern sehr wirksam ist,
und deren Vertrieb ehedem in den Händen der Jesuiten war. Der
Jesuiten-Rausch, ein mäßiger Rausch, ein Rausch bis zur wohl
geordneten Fröhlichkeit, weil die Jesuiten einen solchen Rausch in
ihrer Sittenlehre für unsündlich erkläret haben.
Jesus (W3) [Adelung]
Jesus,
der bekannte eigenthümliche Amtsnahme des Erlösers, welcher aus dem
Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - entlehnet ist, und
einen Heiland bedeutet. Im gemeinen Leben wird er sehr gemißbraucht,
und alsdann oft in Herr Je! o Je! Herr Jemini! und o Jemini!
verstümmelt.
Jez (W3) [Adelung]
* Das Jez,
des -es, plur. die -e, ein in einigen Gegenden Oberdeutschlandes, z.
B. in Augsburg, übliches Maß flüssiger Dinge, welches 2 Muids, oder 12
Besons, oder 46 Maß hält. Acht Jeze machen daselbst ein Fuder.
Jetzig (W3) [Adelung]
Jetzig,
ein Beywort, welches von dem folgendes Nebenworte jetzt gebildet ist,
was jetzt ist oder geschiehet. Die jetzige Gelegenheit. Auf die
jetzige Art. Der jetzige Kaiser, welcher jetzt oder gegenwärtig
regieret. Die jetzige Welt. Bey jetziger Zeit, zu jetziger Zeit, im
gemeinen Leben nur jetziger Zeit. In der Adverbial-Form ist es wie
andere Beywörter dieser Art, ungewöhnlich. Im Oberdeutschen und bey
vielen Hochdeutschen lautet es nur itzig. S. das folgende.
Jetzt (W3) [Adelung]
Jetzt,
ein Nebenwort der Zeit, die gegenwärtige Zeit zu bezeichnen. 1) Im
schärfsten Verstande, diesen Augenblick, oder doch, vor oder nach
einer sehr kurzen Zeit. Jetzt komme ich. Wo es oft durch Nebenwörter
gleich und eben verstärkt und genauer bestimmt wird. Eben jetzt
erhalte ich einen Brief. Er ist eben jetzt erst weggegangen. Gleich
jetzt ging er weg. Oft auch andere Neben- und Vorwörter vor sich
leidet. Bis jetzt. Von jetzt an. Für jetzt gehöret es mir, d. i. was
die jetzige oder gegenwärtige Zeit betrifft. Für jetzt habe ich genug.
2) In weiterer Bedeutung, mit Beziehung auf etwas vorher gegangenes,
für nunmehr, gegenwärtig. Jetzt glaube ich dir. Jetzt sollst du sehen,
daß du Unrecht hast. Jetzt schämet er sich. Jetzt ist es Zeit. Wenn es
verdoppelt wird, so vertritt es die Stelle des bald-bald, oder Lat.
nunc-nunc. Das Schwerdt frisset jetzt diesen, jetzt jenen, 2 Sam. 11,
25. Sie stritten sich noch lange Zeit Jetzt um die Sach, jetzt um den
Nahmen, Gell. In welchem Falle doch jetzo und jetztund ungewöhnlich
sind. 3) In noch weiterer Bedeutung, die gegenwärtige Zeit, in welcher
man lebt, oder welche man als gegenwärtig in Gedanken hat, zu
bezeichnen. Es ist jetzt die Mode so. Das jetzt laufende Jahr. Anm.
Diese Partikel ist von je her verändert worden, und noch jetzt sind in
Hochdeutschen jetzo, itzo, jetzund, itzund, jetzunder und itzunder
gangbar; obgleich jetzt bey den meisten und besten Schriftstellern den
Vorzug hat. In jetzo ist das o die müßige Alemannische Endung, welche
sich auch in dero, ihro u. s. f. für der und ihr eingeschlichen hat.
Ottfried gebraucht dafür mithont, die Schwäbischen Dichter jet; die
Oberdeutsche Mundart de 15ten und 16ten Jahrhundertes hat iezund,
yetzo, yeczund, yetzunder, yecz, Stryker jetzund, die Niedersächsische
jetto. Im Engl. ist yet, im Angels. get, geta, und im Böhm. gesste,
noch. Was die verlängerte Form jetzund betrifft, so ist sie unstreitig
aus je oder dem bey dem Kero und im Tatian befindlichen giu, schon,
Lat. jam, ( S. Schon,) und Stund, zusammen gesetzt, welches ehedem
nicht nur Zeit überhaupt, sondern auch ein Mahl, bedeutete, S. Stund;
so wie noch jetzt die Niedersachsen upstund und upstunds sagen. Jetzt
und jetzo scheinen aus diesem jetz und bloß zusammen gezogen zu seyn.
Jetzmahlig (W3) [Adelung]
* Jetzmahlig,
adj. welches nur im Oberdeutschen für jetzig üblich ist, wo man auch
wohl jetzmahls für jetzt sagt.
Jeuch (W3) [Adelung]
* Das Jeuch,
des -es, plur. die -e, ein Oberdeutsches Feldmaß, S. Jauchert und
Joch.
Jeweilig (W3) [Adelung]
* Jeweilig,
adj. welches im Oberdeutschen für jedesmahlig gebraucht wird, S.
dasselbe.
Jischen (W3) [Adelung]
Jischen, Jischt,
S. Gäschen und Gäscht.
Jobst (W3) [Adelung]
Jobst,
S. Jodocus.
Joch (W3) [Adelung]
Das Joch,
des -es, plur. die Jöcher, in der edlen Schreibart, die Joche, ein
altes Wort, welches der wahrscheinlichsten Abstammung nach mehrere mit
einander verbundene Theile bedeutet, besonders so fern sie bestimmt
sind, etwas zu tragen, oder zu ziehen, aber nur noch in einigen
einzelnen Fällen üblich ist. 1. * Mehrere an einander gereihete Berge,
ein Gebirge, besonders dessen oberster und höchster Theil, wie das
Lat. Jugum; in welcher Bedeutung es doch nur noch im Oberdeutschen
üblich ist, und in derselben auch von hoch abstammen kann. 2. Ein
horizontaler, zum Tragen bestimmter Balken, wird besonders wenn er auf
Pfählen ruhet, sehr häufig ein Joch, in andern Fällen aber auch ein
Holm genannt. So heißen im Bergbaue Jöcher, diejenigen Stücke Holz,
aus welchen die Geviere bestehen, welche zur Festigkeit des Schachtes
dienen. Die Jöcher in einander fällen, die Hölzer mit einander
verbinden. Eben daselbst führen diesen Nahmen auch die Hölzer, welche
nach der Länge des Schachtes auf die Tragestämpel gelegt werden, die
Kasten zu unterstützen. Im Böhm. Goch. An den hölzernen Brücken ist
das Gerüst, welches aus einem Querbalken, der auf seinen Pfeilern
ruhet, bestehet, ein Joch oder Brückenjoch. Ingleichen die Weite
zwischen zwey solchen Jochen. Eine Brücke von sechs Jochen, welche
fünf solche in gewisser Weite von einander stehende Joche hat. 3.
Besonders ein hölzernes Geschirr, vermittelst dessen die Ochsen das
Ziehen verrichten. 1) Eigentlich. Das Halsjoch, welches im engsten
Verstande nur schlechthin das Joch genannt wird, die Gestalt eines
länglichen Viereckes hat, und vor den Ochsen an dem Halse getragen
wird; wo denn bald jeder Ochse sein eigenes Joch hat, bald beyde nur
ein einziges desto längeres haben; zum Unterschiede von dem Kopfjoche,
welches vor dem Kopfe befestiget wird. Den Ochsen das Joch anlegen.
Sie in das Joch spannen. 2) Figürlich. Der Stand der Bedrückung
besonders der Dienstbarkeit; ohne Plural. Ein Volk unter das Joch
bringen, es unterjochen, sich unterwürfig, dienstbar machen. Unter dem
Joch seyn, leben, in harter Unterwürfigkeit. Das Türkische Joch. Das
Joch abwerfen, abschütteln. In gelinderm Verstande, wird es in der
Deutschen Bibel eine Mahl der Abhängigkeit von einem Höhern gebraucht.
3) Ein Joch Ochsen, zwey durch das Joch mit einander verbundene
Ochsen, und in weiterer Bedeutung, ein Paar Ochsen; wo es wie mehrere
Wörter dieser Art, welche eine Zahl, ein Maß, ein Gewicht bedeuten, im
Plural unverändert bleibet. Fünf Joch Ochsen, Luc. 14, 19. Zwölf Joch
Ochsen, 1. Kön. 19, 19, Tausend Joch Rinder, Hiob 42, 12. 4) So viel
Acker als ein Paar Ochsen in einem Tage pflügen können, wo es ein,
besonders im Oberdeutschen übliches Feldmaß ist, und im Plural
gleichfalls unverändert bleibet, wenn es ein Zahlwort vor sich hat. So
misset man im Österreichischen die Äcker nach Jochen, die Wiesen nach
Tagewerken, und die Weingärten nach Pfunden. Ein Joch hält daselbst
1600 Quadrat-Klaster oder 416 2/3 Rheinische Quadrat-Ruthen. In andern
Gegenden lautet es in dieser Bedeutung Jeuch, Juch, Jauchert, im
Nieders. Juck, Jück, im Latein Jugerum, im mittlern Lateine Juctus,
Jugatum, Jugia, Jugum u. s. f. im Franz. Joug. S. Jauchert und Morgen.
Anm. In der dritten Hauptbedeutung bey dem Kero Johhe, Johche, bey dem
Notker Joh, im Nieders. Jok und Juk, bey dem Ulphilas Juk und Gajuk,
im Angels. Juc, Jeoc, Geoc, im Engl. Yoke und Yoak, im Lat. Jugum, im
Ital. Giogo, im Franz. Joug, im Böhm. Gho, im Pers. Juk, im Wallis.
Jwk, im Finnländ. Juco. Andere Sprachen kennen keinen Gaumenlaut in
diesem Worte, wie das Schwed. Ok und Dän. Aag. Die gemeinste Meinung
ist, daß dieses Wort von einem Zeitworte herstamme, welches verbinden
bedeutet habe, wovon noch im Latein. jungere in der Form eines
Frequentativi üblich ist, so wie das ähnliche Griech - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - oder - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
abstammet. Das Latein. jungere kommt mit unserm einigen, so wohl der
Form, als der Bedeutung nach überein; es würde also einen und ein das
Stammwort von allen seyn. In dem Lettischen Jungas, das Joch, ist auch
noch der Naselaut befindlich. Indessen verdienet doch das in den
niedrigen Mundarten noch übliche Hock und Hucke, der Rücken, mit der
Betrachtung gezogen zu werden. S. diese Wörter.
Jochandel (W3) [Adelung]
Der Jochandel,
S. Wachholder.
Jochbein (W3) [Adelung]
Das Jochbein,
des -es, plur. die -e, in der Zergliederungskunst, ein Bein an dem
Vordertheile des Kopfes, unter dem Auge, an dem untern Theile des
Schlafes; Os jugale.
Jochen (W3) [Adelung]
Jochen,
verb. reg. act. Von dem Hauptworte Joch, welches aber nur in den
Zusammensetzungen anjochen, abjochen; unterjochen üblich ist, S.
dieselben.
Jochfisch (W3) [Adelung]
Der Jochfisch,
des -es, plur. die -e, S. Hammerfisch.
Jochgeyer (W3) [Adelung]
Der Jochgeyer,
des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, ein Nahme einer
starken rötlichen Geherart, welche sich nur in den Gebirgen aufhält,
und den Gemsen nachstellet. Vielleicht von Joch, der Rücke eins
Gebirges.
Jochpfahl (W3) [Adelung]
Der Jochpfahl,
des -es, plur. die -pfähle, die mit einem Joche oder obern Querholze
befestigten Pfähle, besonders an den Brücken, Schleusen u. s. f.
Jochrebe (W3) [Adelung]
Die Jochrebe,
plur. die -e, im Weinbaue, Weinreben, welche auf Äckern an Jochen, die
aus Stangen gebildet werden, wachsen; dergleichen besonders in Italien
üblich sind.
Jochträger (W3) [Adelung]
Der Jochträger,
des -s, plur. ut nom. sing. im Brückenbaue, die starken Querstücke,
welche die Jochpfähle oben mit einander verbinden, und auch nur
schlechthin Joche oder Jöcher, sonst aber auch Holme und Hulben
genannt werden.
Jochwiede (W3) [Adelung]
Die Jochwiede,
plur. die -n, in der Landwirthschaft, wo man mit Ochsen fähret, eine
Wiede, welche um das Joch geleget, und an der Wagendeichsel befestiget
wird.
Jodocus (W3) [Adelung]
Jodocus,
ein männliches Taufnahme, welcher nur noch in einigen Gegenden üblich
ist, und im gemeinen Leben in Jodel, Jödel und Jobst zusammen gezogen
wird, obgleich das letztere mit Jost vielmehr aus dem Nahmen Justus
entstanden ist.
Jodute (W3) [Adelung]
Jodute,
ein im Hochdeutschen völlig veraltetes und nur noch im
Niedersächsischen übliches Wort, welches so viel als Zeter und
Zetergeschrey bedeutet, S. diese Wörter, ingleichen Wachters,
Frischens und Halthausens Wörterbücher, wie auch das Bremisch-Nieders.
Wörterbuch und Ihres Glossar. v. Jadut.
Johanna (W3) [Adelung]
Johanna,
ein weiblicher Taufnahme, welcher von dem folgenden männlichen
Johannes gebildet ist, und im gemeinen Leben in Jutta, Jutte, und
Jitte verkürzet wird, obgleich andere diesen verkürzten Nahmen durch
Judith erklären. Bald nach der Mitte des 16ten Jahrhundertes schrieb
H. Tilesius ein Buch, von der Päpstinn Johanna, und nannte es von fraw
Jutten, welche Bapst gewesen, welches 1565 zu Eisleben gedruckt wurde.
Johannes (W3) [Adelung]
Johannes,
verkürzt Johann, ein männlicher Taufnahme, welcher durch das
Christhentum eingeführet worden, und aus dem Hebräischen entlehnet
ist, wo er buldreich holdselig bedeutet, von - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image -, er ist gnädig gewesen. Auch das Fest des S.
Johannes wird im gemeinen Leben im Genitivo Johannis genannt, wo den
festum oder dies darunter verstanden wird. ( S. Johannis-Tag,) Da man
diesen Nahmen von je her, theils aus manchen abergläubischen Ursachen,
für sehr glücklich hielt, so ist er auch zu allen Zeiten von Vornehmen
und Geringen sehr häufig gebraucht, aber zugleich auch auf
verschiedene seltsame Arten verstümmelt worden. Eine der vornehmsten
ist Hans, mit den Diminutiven Hanchen, Hänschen, Hänsel, Henny, im
Nieders. Hanke, Hanken, Hänschen, Jan, Jahn, im Engl. John, im Franz.
Jean. Im Wendischen lautet er Antsche, im Dimin. Antschek und im
Slavon. Janko. S. auch Hans.
Johannis-Apfel (W3) [Adelung]
Der Johannis-Apfel,
des -s, plur. die -Äpfel, eine Art frühzeitiger Äpfel, welche schon um
Johannis reif werden; Pyrus Malus pumila L. der Paradiesapfel,
Staudenapfel, Heckenapfel, Zwergapfel. Der Baum, welcher sie trägt,
ist in einigen Gegenden auch unter dem Nahmen des Johannis-Holzes
bekannt.
Johannis-Blume (W3) [Adelung]
Die Johannis-Blume,
plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der großen Maßlieben,
Chrysanthemum Leucanthemum L. weil sie um Johannis blühet.
Johannis-Blut (W3) [Adelung]
Das Johannis-Blut,
des -es, plur. car. Ein Nahme der Pohlnischen Schildläuse, eines
purpurrothen Insectes, welches sich um den Johannis-Tag an den Wurzeln
des Knauels, Scleranthus L. des Standkrautes, Arenaria serpllifolia L.
und am häufigsten an den Wurzeln des großblümigen Hornkrautes,
Cerastium grandiflorum L. findet, und im Färben die Stelle der
Cochenille vertritt; wilde Cochenille, Deutsche Cochenille,
Scharlachkörner, Pohlnischer Kermes. Der große Haufe mißbraucht dieses
Insect zu allerley Aberglauben.
Johannis-Brot (W3) [Adelung]
Das Johannis-Brot,
des -es, plur. inus. Die Hülsenfrucht des Johannisbrot-Baumes, welcher
in den wärmen Ländern wächset, und eine purgirende Kraft hat;
Ceratonia L. Engl. Carob, Johnsbread, Franz. Ceroubier, Carouge.
Einige Alten haben das hohe Alter des Evangelisten Johannes der Frucht
dieses Baumes zugeschrieben.
Johannis-Fest (W3) [Adelung]
Das Johannis-Fest,
des -es, plur. die -e, S. Johannis-Tag.
Johannis-Feuer (W3) [Adelung]
Das Johannis-Feuer,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Feuer, welches der große Haufe aus
einem alten Aberglauben in der Nacht des Johannis-Tages anzuzünden,
und darüber zu springen pfleget, und welches von dem Nothfeuer noch
sehr verschieden ist; im Österreich. Sonnenwendefeuer, weil sie zur
Zeit der Sonnenwende angezündet werden.
Johannis-Groschen (W3) [Adelung]
Der Johannis-Groschen,
des -s, plur. ut nom. sing. eine Art alter Groschen, welche mit dem
Bilde Johannis des Täufers ehedem in Schlesien geschlagen wurden.
Johannis-Gürtel (W3) [Adelung]
Der Johannis-Gürtel,
des -s, plur. ut nom. sing. 1) In einigen Gegenden ein Nahme des
Beyfußes, S. Johannis-Kraut. 2) An andern des Bärlappes, weil er von
dem großen Haufen am Johannis-Tage gleichfalls zum Aberglauben
gemißbraucht wird.
Johannis-Händchen (W3) [Adelung]
Das Johannis-Händchen,
des -s, plur. ut nom. sing. die mit jungen Blättersprossen bedeckte
Wurzel so wohl des weiblichen Farnkrautes, Polypodium femina L. als
auch des dornigen Farnkrautes, Polipodium aculeatum L. welche man am
Johannis-Tage zu graben, ihr durch Beschneiden die Gestalt einer
kleinen Hand zu geben, und zu mancherley Aberglauben zu mißbrauchen
pflegt.
Johannis-Holz (W3) [Adelung]
Das Johannis-Holz,
des -es, plur. inus. S. Johannis-Apfel.
Johannis-Käfer (W3) [Adelung]
Der Johannis-Käfer,
des -s, plur. ut nom. sing. eine Art kleiner Käfer, welche sich um den
Johannis-Tag sehen lässet; Scarabaeus solstitialis L. Auch das
Johannis-Würmchen ist unter diesem Nahmen bekannt, S. dasselbe.
Johannis-Öhl (W3) [Adelung]
Das Johannis-Öhl,
des -es, plur. inus. S. Johannis-Kraut 1.
Johannis-Pfirsche (W3) [Adelung]
Die Johannis-Pfirsche,
plur. die -n, eine Art früher Pfirschen, welche schon am Johannis reif
werden. S. auch Amarelle 2.
Johannis-Pflanze (W3) [Adelung]
Die Johannis-Pflanze,
plur. die -n, S. Johannis-Kraut.
Johannis-Schießen (W3) [Adelung]
Das Johannis-Schießen,
des -s, plur. ut nom. sing. ein feyerliches Schießen nach der Scheibe,
oder nach einem Vogel, so fern es um Johannis gehalten wird.
Johannis-Segen (W3) [Adelung]
Der Johannis-Segen,
des -s, plur. ut nom. sing. in der Römischen Kirche, ein Segen, worin
der Priester den Neuverehelichten ehedem die Liebe des Evangelisten
Johannis anwünschte. Ingleichen Wein, welcher am Johannis-Tage in der
Kirche geweihet wird, wider das Giftgut seyn soll, und auch der
Johannis-Trunk genannt wird, so wie die Weihe dieses Weines die
Johannis-Weihe heißt. Auch ein Abschiedstrunk wird auf dem Lande
einiger Gegenden noch jetzt Johannis-Segen genannt, weil man sich
ehedem dabey die Liebe des seiner Zärtlichkeit wegen bekannten
Evangelisten dieses Nahmens anzuwünschen pflegte.
Johannis-Tag (W3) [Adelung]
Der Johannis-Tag,
des -es, plur. die -e, der Tag, an welchem in der christlichen Kirche
das Andenken Johannis des Täufers gefeyert wird, und welcher auf den
24sten Junii fällt; das Johannis-Fest, im gemeinen Leben nur
schlechthin Johannis, oder Johanni.
Johannis-Topf (W3) [Adelung]
Der Johannis-Topf,
des -es, plur. die -Töpfe, eine Lustbarkeit der Kinder an einigen
Orten, da sie in der Johannis Nacht einen mit Blumen angefüllten Topf
mit Lichtern zu bestecken und sich dabey zu vergnügen pflegen.
Johannis-Traube (W3) [Adelung]
Die Johannis-Traube,
plur. die -n, Diminut. das Johannis-Träubchen, S. Johannis-Beere.
Johannis-Trunk (W3) [Adelung]
Der Johannis-Trunk,
des -es, plur. die -Trünke, S. Johannis-Segen.
Johannis-Wedel (W3) [Adelung]
Der Johannis-Wedel,
des -es, plur. ut nom. sing. eine Art der Spierpflanze, welche einen
starken angenehmen Geruch hat, daher die Landsleute ihre Fußböden an
feyerlichen Tagen damit zu bestreuen pflegen; Spiraea Ulmaria L. Sie
blühet um den Johannis-Tag, und wird im gemeinen Leben auch verderbt
Johannis-Wendel, sonst aber auch Geißbart genannt.
Johannis-Weide (W3) [Adelung]
Die Johannis-Weide,
plur. die -n, eine Weide oder Wiese, welche erst nach dem
Johannis-Tage mit dem Viehe behüthet werden darf; zum Unterschiede von
der Walpurgis- und Pfingstweide.
Johannis-Weihe (W3) [Adelung]
Die Johannis-Weihe,
plur. die -n, S. Johannis-Segen.
Johannis-Wurm (W3) [Adelung]
Der Johannis-Wurm,
des -es, plur. die Würmer, Dim. das Johannis-Würmchen, des -es, plur.
ut nom. sing. eine Art Käfer, welche sich um Johannis im Grase und in
den Gebüschen sehen lässet, gemeiniglich eine grünliche Goldfarbe hat,
und bey der Nacht leuchtet; Cantharis Noctiluca L. der Johannis-Käfer,
an einigen Orten Nachtmücke, Lichtmücke, Lichtwurm, Gleimchen,
Johannis-Gleimchen, von gleimen, glimmen, im Österreichischen
Sonnewendskäferle. Das Weibchen ist ein wahrer Wurm, welcher nur in
dem Gebüsche kriecht, aber auch leuchtet.
Johanniter-Meister (W3) [Adelung]
Der Johanniter-Meister,
des -s, plur. ut nom. sing. ein hoher Beamter des Johanniter-Ordens,
welcher dessen Güter in Deutschland, Böhmen und Ungarn verwaltet, ein
geistlicher Reichsfürst ist, und unmittelbar unter dem Hochmeister zu
Malta stehet.
Johanniter-Orden (W3) [Adelung]
Der Johanniter-Orden,
des -s, plur. inus. ein geistlicher Ritterorden, welcher seinen Nahmen
vermutlich von Johannes dem Täufer hat, ehedem der Hospitalier-Orden
genannt wurde, jetzt aber unter dem Nahmen des Malteser Ordens am
bekanntesten ist.
Johanniter-Ritter (W3) [Adelung]
Der Johanniter-Ritter,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Ritter des Johanniter-Ordens;
Malteser-Ritter.
John (W3) [Adelung]
Der John, Johnhauer,
S. Jahn.
Jökel (W3) [Adelung]
Der Jökel,
des -s, plur. ut nom. sing. ein nur im Bergbaue und der Mineralogie
übliches Wort, wo die Zapfen, in welchen der gediegene Vitriol
zuweilen wächset, Jökel, und der in solchen Zapfen gewachsene Vitriol
Jökelgut genannt wird. Der Nahme stammet aus der Nieders. her und
bedeutet einen Zacken; daher ein Eiszapfen daselbst auch ein Ishekel,
im Dithmars. Isjäkel, im Engl. Icicle genannt wird.
Jökelgut (W3) [Adelung]
Das Jökelgut,
des -es, plur. inus. S. das vorige.
Jölle (W3) [Adelung]
Die Jölle,
S. Gölle
Jonas-Kürbis (W3) [Adelung]
Der Jonas-Kürbis,
S. Flaschenkürbis.
Jonathan (W3) [Adelung]
Jonathan,
der eigenthümliche Nahme des ältesten Sohnes Sauls, der wegen seiner
zärtlichen Freundschaft gegen den David bekannt ist, daher sein Nahme
noch jetzt der Nahme eines treuen Freundes ist. Noch unbekannt und
ungepriesen Lebt hier und dort ein Jonathan, Gell.
Jope (W3) [Adelung]
Die Jope,
plur. die -n, Diminut. das Jöpchen, nur noch in den niedrigen
Sprecharten, besonders Niedersachsens, dasjenige Stück der der
Weiberkleidung zu bezeichnen, welches man in den Städten ein Corset
nennet; ein Wammes. Auch ein kurzes nach dem Leibe gemachtes Oberkleid
Mannspersonen, eine Jacke, ist im Oberdeutschen hin und wieder unter
dem Nahmen der Jope oder Jupe bekannt.
Anm. Dieses alte Wort ist fast
in allen Europäischen Sprachen befindlich, und wurde ehedem von mehr
Einer Art der Kleidungsstücke gebraucht. Im Deutschen lautete es
ehedem und zum Theil noch Jepe, Gibe, Gippe, Jüppe, bey den
Schwäbischen Dichtern Joppe, im mittlern Lat. Jupa, Gipo, Chopa,
Jappa, Jubeus, Jiopula, Yopula, Jupellum im Engl. Gippo, Jub, Jumb, im
Franz. Jupe, Jupon, im Ital. Giubba, Giubbone, Gabbano, im Span.
Jupone, Mit vorgesetztem Zischlaute lautet es in einigen Gegenden
Schoppe, Schaube, und im Latein. Supparum. S. Schaube.
Josephs-Stab (W3) [Adelung]
Der Josephs-Stab,
des -es, plur. die Stäbe, bey den Gärtnern, ein Nahme der ganz weißen
gefüllten gewöhnlichen Narzissen.
Jöst (W3) [Adelung]
Jöst,
ein männlicher Taufnahme, welcher aus Jodocus verkürzet ist, und im
gemeinen Leben auch Jobst lautet.
Jötscher (W3) [Adelung]
Der Jötscher,
des -s, plur. ut nom. sing. eine Nieder-Rheinische Münze, S. Gößchen.
Journal (W3) [Adelung]
Das Journal,
(spricht Schurnal,) des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Journal. 1)
Ein Buch, in welches man die Vorfälle jedes Tages verzeichnet; ein
Tagebuch. 2) Eine Schrift, welche zur gewissen kurz auf einander
folgenden Zeiten erscheinet; eine Zeitschrift, und nachdem die
Zeitschriften sind, eine Tageschrift, Wochenschrift, Monathsschrift.
Daher das Journalisticum, welch ein Ungeheuer von einem Worte!
Jubel (W3) [Adelung]
Der Jubel,
des -s, plur. ut nom. sing. das Freudengeschrey. Die lauten Jubel
schallen von den Bergen wieder. Aus dem Lat. Jubilus. S. Jubilieren.
Jubelbraut (W3) [Adelung]
Die Jubelbraut, der Jubelbrätigam,
S. Jubelhochzeit.
Jubelfest (W3) [Adelung]
Das Jubelfest,
des -es, plur. die -e, ein jedes Fest, welches mit vorzüglichen
Freudenbezeigungen begangen wird. In engerer und gewöhnlicher
Bedeutung, ein Fest, womit ein Jubiläum, d. i. eine Zeit von hundert,
von funfzig, und zuweilen auch nur von fünf und zwanzig Jahren
begangen wird; Lat. Jubilaeum. S. Jubeljahr.
Jubelfreude (W3) [Adelung]
Die Jubelfreude,
plur. inus. die Freude an einem Jubelfeste. In weiterer Bedeutung eine
jene große Freude, so fern sie durch laute Töne ausbricht.
Jubelgesang (W3) [Adelung]
Der Jubelgesang,
des -es, plur. die -gesänge, ein Gesang, so fern er der Ausdruck einer
lebhaften Freude ist. Durch Jubelgesang Preis' ihn mein Dank, Weiße.
Jubelgeschrey (W3) [Adelung]
Das Jubelgeschrey,
des -es, plur. die -e, der laute Ausbruch der Freude, besonders bey
einer feyerlichen Gelegenheit.
Jubelhochzeit (W3) [Adelung]
Die Jubelhochzeit,
plur. die -en, das feyerliche Andenken seiner vor funfzig Jahren
begangenen Hochzeit, welche von Eheleuten, welche funfzig Jahre mit
einander im Ehestande gelebet haben, zuweilen sehr feyerlich begangen
wird, da denn der Ehegatte der Jubelbräutigam, dessen Gattin aber
Jubelbraut genannt wird.
Jubelier (W3) [Adelung]
Der Jubelier,
S. Juwelier.
Jubeljahr (W3) [Adelung]
Das Jubeljahr,
des -es, plur. die -e, 1) Bey den ehemaligen Juden war allemahl das
50ste Jahr ein - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - oder
Jubeljahr, da den die Felder ruhen mußten, die Leibeigenen ihre
Freyheit bekamen, und die veräußerten Güter wieder an ihre Herren
fielen. Man leitet es in dieser Bedeutung entweder von - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - her, und erkläret durch annum
reductionis, oder von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
ein Widder, weil es durch den Schall der Widderhörner verkündiget
wurde, daher es auch in der Deutschen Bibel das Halljahr genannt wird.
2) In der Römischen Kirche fing Bonifacius VIII. 1300 an, das erste
Jahr eines neues Jahrhundertes für ein Jubeljahr oder Jubiläum zu
erklären, und allen, welche in demselben gewisse Kirche besuchen
würden, einen großen Ablaß zu ertheilen, daher es auch das Ablaßjahr
genannt wurde. Clemens VI. erklärete 1350 jedes funfzigstes, sein
Nachfolger Urban VI. 1389 jedes drey und dreysigtes, und endlich
Sixtus IV. 1475 jedes fünf und zwanzigstes Jahr für ein Jubeljahr,
welche Einrichtung auch noch Statt findet. 3) In weiterer Bedeutung
wird das hunderste Jahr, und in manchen Fällen auch das funfzigste
Jahr von einer merkwürdigen Begebenheit an, ein Jubeljahr oder
Jubiläum genannt, und unter diesem Nahmen mehrmahls gefeyert. Das
Jubeljahr eines Ehepaares, oder dessen Jubiläum, das funfzigste Jahr
dessen Ehestandes.
Jubellied (W3) [Adelung]
Das Jubellied,
des -es, plur. die -er, ein Lied auf ein Jubelfest. In weiterer
Bedeutung, ein jedes Lied, se fern es die Empfindungen einer lebhaften
und feyerlichen Freude entwickelt.
Jubelpriester (W3) [Adelung]
Der Jubelpriester,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Priester, welcher das funfzigste Jahr
seiner Priesterweihe feyert, besonders in der Römischen Kirche. Daher
die Jubelmesse, die feyerliche Messe, welche er an diesem Tage lieset.
Jubelvoll (W3) [Adelung]
Jubelvoll,
adj. et adv. voll der lebhaftesten feyerlichsten Freude. Wenn unter
hohen jubelvollen Zungen Ein süßer Ton auch mir gerieth, Raml.
Jubiläum (W3) [Adelung]
Das Jubiläum,
des -läi, plur. die -läa, das mittlere Lat. Jubilaeum. S. Jubelfest
und Jubeljahr.
Jubilieren (W3) [Adelung]
Jubilieren,
verb. reg. aus dem Lat. jubilare, welches in doppelter Gestalt üblich
ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, seine Freude durch
ein lautes Freudengeschrey, und in weiterer Bedeutung, durch frohe
Worte an den Tag legen, jauchzen; bey dem Notker uuunnisingon,
hugesingon, Wonne, Lust, singen, ingleichen niumeien. Über etwas
jubilieren. 2. Als ein Activum, wo es doch nur in einigen Gegenden,
und besonders im Österreichischen üblich ist, einen Bedienten Alters
wegen seiner Dienste mit Beybehaltung der halben Besoldung entlassen;
vermutlich, so fern solches gemeiniglich nach geleisteten
funfzigjährigen Diensten geschiehet. Ein jubilirter Steuereinnehmer,
Hofbedienter u. s. f. Im mittlern Lateine ist Jubilaeus ein alter
hundertjähriger Mann, und Jubilarius eine Person, welche funfzig Jahre
in einem gewissen Zustande zugebracht hat.
Anm. Als ein Activum
stammet es von Jubiläum, als ein Neutrum aber von Jubel her, welches,
dem Festus zu Folge, bey den Römern der laute Ausbruch der
ausschweisenden Freude war, so wie es im Deutschen juch! ist.
Juch! (W3) [Adelung]
+ Juch!
ein Laut, durch welchen der große Haufe seine ausgelassene Freude an
den Tag zu legen, und demselben zuweilen noch ein hey! beyzufügen
pfleget, juch hey! Sprichw. Auf ein juch! folgen gemeiniglich zwey
Ach! Daher Juchheyen, seine ausgelassene Freude durch diese Töne an
den Tag legen. S. Jauchzen und Juchzen.
Juchart (W3) [Adelung]
Juchart,
S. Jauchert.
Jucht (W3) [Adelung]
Die Jucht,
plur. die -en, auf den Hammerwerken, ein Maß, wornach die Kohlen und
gemengten Steine gemessen werden, und welches gemeiniglich vier Tröge
gemengter Steine und fünf Schorfässer Kohlen hält. Es ist aus Gicht
verderbt, welches bey den hohen Öfen in eben dieser Bedeutung üblich
ist. S. 2. Gicht. Daher der Juchtboden, der Gihtboden, oder die
Juchtbühne; das Juchtmaß oder Gichtmaß, ein hölzerner Maßstab, neun
Querhände hoch, die Höhe der Kohlen und Eisensteine in dem Ofen damit
zu messen.
Juchten (W3) [Adelung]
Der Juchten,
des -s, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, ut nom.
sing. eine Art Rindsleders, welches auf der einen Seite roth und
glänzend ist und einen sehr starken Geruch hat. Es wird in Rußland
bereitet, woher auch der Nahme stammet, nach welchem es aber
eigentlich Juften lauten sollte, wie die Niedersachsen auch wirklich
sprechen.
Juchtmaß (W3) [Adelung]
Das Juchtmaß,
des -es, plur. die -e, S. Jucht.
Juchzen (W3) [Adelung]
Juchzen,
verb. reg. neutr. welches nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist,
juch! schreyen, wofür in den anständigern jauchzen gebraucht wird. S.
dasselbe.
Jück (W3) [Adelung]
Das Jück,
des -es, plur. die -e, ein Niedersächsisches Feldmaß, S. Joch und
Jauchert.
Jucken (W3) [Adelung]
Jucken,
verb. reg. welches auf doppelte Art gebraucht wird. 1. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, den ersten und leichtesten Grad des
Schmerzens verursachen, welches von salzigen Feuchtigkeiten
geschiehet, wenn sie die Nervenfäserchen unter der Haut reizen; eine
Empfindung, welche das Mittel zwischen einer angenehmen und
schmerzhaften Empfindung ist. Es wird als ein unpersönliches Zeitwort
und zwar am häufigsten mit der vierten Endung der Person gebraucht.
Die Haut, der Fuß, der Finger juckt mich, ich habe diese Empfindung an
der Haut, an dem Fuße, an dem Finger. Nun juckt mich das Schienbein
abscheulich, Gell. Auch ohne Person. Die Wunde juckt, verursacht diese
Empfindung. Sie kratzt sich so lange ihre Haut noch juckt. Figürlich,
doch nur im gemeinen Leben. Der Buckel juckt ihn, sagt man von
jemanden, der gleichsam nach Schlägen ringet; die Ohren jucken ihn,
wenn jemand eine unruhige Begierde nach Neuigkeiten blicken lässet.
Oft wird es auch mit der dritten Endung der Person gebraucht. Nach dem
ihnen die Ohren jucken, 2 Timoth. 4, 3. Daher das Jucken, des -s,
plur. car. diese Empfindung selbst, und in engerer Bedeutung,
besonders in Niedersachsen; die Krätze. 2. Als ein Activum, eine
juckende Stelle reiben oder kratzen, doch nur im gemeinen Leben. Wenn
sich das Kind oft in der Nase juckt, so hat es Würmer. Ich will dich
jucken. Sprichw. Jucken und Borgen thut nur kurze Zeit wohl.
Anm. Im
Nieders. jöcken, im Holländ. jeuken, im Engl. to yuck, im gemeinen
Leben der Hochdeutschen auch jücken. Es gehören zu dem Geschlechte des
Wortes Eck, und dem veralteten ecken, stecken, brennen, wovon es
vermittelst des vorgesetzten j gebildet worden. S. Ecke und Ekel. Um
deßwillen ist auch die vierte Endung der Person bey dem Neutro
richtiger als die dritte, weil jucken eigentlich ein thätiges Zeitwort
ist, welches als solches die vierte Endung erfordert.
Dar (W3) [Adelung]
Dar Jucks,
S. Juks.
Judas-Baum (W3) [Adelung]
Der Judas-Baum,
des -es, plur. die -Bäume, ein Baum, welcher in den wärmern Gegenden
Europens und Asiens einheimlisch ist, und von welchem man glaubt, daß
sich Judas an einem derselben erhänget habe; Cercis L.
Judas-Kuß (W3) [Adelung]
Der Judas-Kuß,
des -sses, plur. die -Küsse, ein verrätherischer Kuß, deßgleichen der
war, mit welchem Judas seinen Lehrer verrieth.
Judas-Ohr (W3) [Adelung]
Das Judas-Ohr,
des -es, plur. die -en, ein Nahme des Hohlunderschwammes, welcher hohl
und runzelig ist, und daher einige Ähnlichkeit mit einem Ohre hat;
Peziza Auricula L. Judas-Schwamm, Mauseöhrlein, Ohrenschwamm.
Judas-Schweiß (W3) [Adelung]
Der Judas-Schweiß,
des -es, plur. inus. ein von einem hohen Grade der Angst ausgepreßter
Schweiß, dergleichen Judas bey erwachtem Gewissen haben mußte.
Jude (W3) [Adelung]
Der Jude,
des -n, plur. die -n, Fämin. die Jüdinn, plur. die -en. 1) Eigentlich,
die Glieder des ehemahligen Jüdischen Reiches, im Gegensatze der
Israeliten; von dem Stamme Juda, dem vornehmsten desselben. In
weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung werden alle Glieder des
ehemahligen Israelitischen Volks, und die Bekenner der Religion
derselben, Juden, und auf eine bestimmtere Art, die ältern Juden
genannt, zum Unterschiede von den heutigen und neuern Juden, welche
ein Überrest der erstern sind, und am häufigsten auch nur Juden
schlechthin genannt werden. Ein Jude werden, sich zur Jüdischen
Religion bekennen. 2) Figürlich, und im verächtlichen Verstande, ein
karger Wucherer, besonders in den Zusammensetzungen Geldjude, Kornjude
u. s. f.
Anm. Ehedem der Jüde, welche Form noch in der Deutschen Bibel
vorkommt, in dem Isidor Judea, in der Fränkischen Mundart des 9ten
Jahrh. Guotman, Judo. Das e am Ende ist das euphonicum, ohne welches
das d wie ein t lauten würde.
Juden (W3) [Adelung]
Juden, Jüdeln,
verb. reg. neutr. mit dem Hülfswort haben, auf Jüdische Art wuchern,
einen übermäßigen unerlaubten Gewinn zu bekommen suchen. Er judet
(judelt) ärger als ein Jude.
Judendocke (W3) [Adelung]
Die Judendocke,
plur. die -n, Diminut. das Judendöckchen, Oberd. Judendöcklein, S.
Judenkirsche.
Judendorn (W3) [Adelung]
Der Judendorn,
des -es, plur. die -en, ein Nahme einer Art des Wegedornes, welcher
auch Christdorn genannt wird, S. dieses Wort.
Judeneid (W3) [Adelung]
Der Judeneid,
des -es, plur. die -e, ein besonders nach den Gebräuchen der Jüdischen
Religion eingerichteter Eid, welchen ein Jude in den nöthigen Fällen
abschwören muß.
Judenfisch (W3) [Adelung]
Der Judenfisch,
des -es, plur. die -e, ein Nahme der Hammerfisches, wegen der
Ähnlichkeit seines Kopfes mit dem ehemahligen Kopfschmucke der Juden.
S. Hammerfisch.
Judengasse (W3) [Adelung]
Die Judengasse,
plur. die -n, eine Gasse, welche von Juden bewohnet wird. S.
Judenstadt.
Judengenoß (W3) [Adelung]
Der Judengenoß,
des -sses, plur. die -ssen, Fämin. die Judengenossin, plur. die -en,
bey den ältern Juden und in der Deutschen Bibel, eine Person, welche
die Jüdische Religion angenommen hatte; nach dem Griech. ein Proselyt.
Judengroschen (W3) [Adelung]
Der Judengroschen,
des -s, plur. ut nom. sing. ein Nahme derjenigen ältern Sächsischen
Groschen, welche im 15ten und 16ten Jahrh. gepräget wurden, und den im
Sächsichen Wapen befindlichen Judenkopf mit einem damahls üblichen
spitzigen Hute zum Gepräge haben; daher sie auch Judenhüte und
Judenköpfe genannt werden. S. auch Spitzgroschen.
Judenhut (W3) [Adelung]
Der Judenhut,
des -es, plur. die -hütte, der Hut eines Juden, besonders die ehedem
bey ihnen übliche spitzige Art von Hüten. S. das vorige. Figürlich
führet diesen Nahmen auch das gemeine Springkraut, Impatiens Noli me
tangere L. weil die reifen Kapseln desselben einiger Maßen den
ehemahligen Judenhüten gleichen. Auch die Judenkirsche wird an einigen
Orten so genannt, S. dieses Wort.
Judenkopf (W3) [Adelung]
Der Judenkopf,
des -es, plur. die -köpfe, S. Juden-Groschen.
Judenleim (W3) [Adelung]
Der Judenleim,
des -es, plur. inus. S. Judenpech.
Judennadel (W3) [Adelung]
Die Judennadel,
plur. die -n, S. Judenstein.
Judennuß (W3) [Adelung]
Die Judennuß,
plur. die -nüsse, Diminut. das Judennüßchen, Oberd. Judennüßlein, ein
Nahme, welchen an einigen Orten die Klappernüsse, oder Pimpernüsse
führen, S. Pimpernuß.
Judenpech (W3) [Adelung]
Das Judenpech,
des -es, plur. car. ein schwarzes, trocknes, glänzendes Erdpech,
welches auf dem Wasser schwimmet, im Feuer unangenehm riecht, und am
häufigsten in dem Lande der ehemahligen Juden am todten Meere gefunden
wird; Asphaltum, Judenleim, Steinpech.
Judenpilz (W3) [Adelung]
Der Judenpilz,
des -es, plur. die -e, eine Art fahler Pilze mit dünnen Stielen, deren
Hüte den ehemahligen spitzigen Hüten der Juden gleichen.
Judenschaft (W3) [Adelung]
Die Judenschaft,
plur. die -en, die sämtlichen Juden eines Ortes oder einer Provinz.
Judenschule (W3) [Adelung]
Die Judenschule,
plur. die -n, der gottesdienstliche Versammlungsort der heutigen
Juden; mit einem Griech. Ausdrucke die Synagoge. Ingleichen eine
Schule, worin die Kinder der Juden unterrichtet werden.
Judenschutz (W3) [Adelung]
Der Judenschutz,
des -es, plur. car. der Schutz, welchen die Obrigkeit den Juden
angedeihen lässet.
Judenspieß (W3) [Adelung]
Der Judenspieß,
des -es, plur. die -e, ein nur in der gemeinen R. A. übliches Wort,
mit dem Judespieße laufen, einem Jüdischen Wucher, einem unerlaubten
Gewinne nachgehen. Vielleicht, weil die Juden einmahl zu ihrer
Sicherheit einen Spieß tragen durften.
Judenstadt (W3) [Adelung]
Die Judenstadt,
plur. die -städte, derjenige Theil einer Stadt, welcher den Juden zu
bewohnen angewiesen ist, oder doch ehedem angewiesen war; im mittleren
Lat. Judaearia, Juderia, Judaica, Juzataria, Judaismus.
Judenstein (W3) [Adelung]
Der Judenstein,
des -es, plur. die -e, länglich runde Steine in Gestalt der Oliven,
mit einem Stiele, welche eigentlich versteinerte Stacheln der Seeigel
sind; Lapides Judaici. Die langen dünnen versteinerten Stacheln,
welche den Nadeln gleichen, werden Seenadeln genannt. Sie haben den
Nahmen daher, weil man sie zuerst in Palästina gefunden hat, von da
sie als eine große Seltenheit von den Reisenden mit nach Europa
gebracht wurden.
Judensteuer (W3) [Adelung]
Die Judensteuer,
plur. die -n, diejenige Steuer, welchen die Juden den christlichen
Obrigkeiten für den Schutz, welchen sie von ihnen genießen, entrichten
müssen.
Judenthum (W3) [Adelung]
Das Judenthum,
des -es, plur. inus. die Jüdische Religion; ein Wort, welches anfängt
zu veralten.
Judenzins (W3) [Adelung]
Der Judenzins,
des -s, plur. inus. derjenige Zins, welcher den Juden von verborgtem
Gelde zu nehmen erlaubt, und an den meisten Orten durch die Gesetze
bestimmt ist.
Judenzopf (W3) [Adelung]
Der Judenzopf,
des -es, plur. die -zöpfe, S. Weichselzo Ps.
Jüdisch (W3) [Adelung]
Jüdisch,
adj. et adv. 1) Den Juden gehörig, in ihrer Religion und Sitten
gegründet. Das Jüdische Land, das Land der ehemahligen Juden,
Palästina. Der Jüdische Glaube, die Jüdische Religion. Das Jüdische
Volk. Das Jüdische Gesetz. Jüdische Fabeln. Jüdisch Deutsch, die
verderbte Hebräische und mit Deutsch vermischte Sprache der heutigen
Juden. Aber Jüdisch für Hebräisch wie 2 Kön. 28, 26, ein Jüdischer
Mann, Apostelg. 10, 28, für ein Jude, und ein Jüdisches Weib,
Apostelg. 16, 1, für eine Jüdin, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich;
so wie ein Jüdischer Gelehrter für ein gelehrter Jude zweydeutig ist.
2) Nach Art der Juden, besonders auf eine unerlaubte Art
gewinnsüchtig, im verächtlichen Verstande, und in dieser Neigung
gegründet. Ein Jüdischer Wucher, Gewinn. Jüdische Zinsen nehmen. Nein,
als Interesse nehm' ichs nicht. Denken sie, das ich so Jüdisch bin?
Gell. In welcher Bedeutung es auch die Comparation leidet.
Jugelbeere (W3) [Adelung]
Die Jugelbeere,
plur. die -n, S. Heidelbeere.
Jugend (W3) [Adelung]
Die Jugend,
plur. car. das Abstractum des Beywortes jung, der Zustand, da man jung
ist. 1. Eigentlich, im Gegensatze des Alters. 1) Überhaupt, der
Zustand eines Dinges, nach welchem erst eine kurze Zeit seit dessen
Entstehen verflossen ist, wo es doch nur in einigen einzelnen Fällen
gebraucht wird. Die Jugend des Bieres, des Weines. 2) Am häufigsten
und gewöhnlichsten, von der kurzen, seit der Geburt eines lebendigen
Geschöpfes verflossenen Dauer. Die Jugend eines Kindes. Es ist noch
die bloße Jugend bey ihm. Man muß es seiner Jugend zu Gute halten. Von
Jugend an, von Jugend auf. Die Jugend ist überhaupt dem Alter entgegen
gesetzet. In engerer Bedeutung stehet sie dem männlichen Alter
entgegen, und begreift die Lebenszeit von dem ersten bis 25sten oder
30sten Jahre. In der engsten Bedeutung, wo sie auch noch von der
Kindheit unterschieden wird, macht sie das so genannte Jünglingsalter
aus. 2. Figürlich, junge Personen beyderley Geschlechtes, Kinder und
Jünglinge. Die unerzogene Jugend. Die leichtsinnige Jugend. Der Jugend
ein gutes Exempel geben.
Anm. Schon im Isidor Jugundhi, bey dem
Ottfried und Notker Jugend. Aus dem Nieders. Jögd, Holländ. Jeugd,
Angels. Geoguthe, Jogoth und Juguth, und Engl. Youth, erhellet, das
dieses Wort anfänglich mit der Endung der Abstractorum -de, Jungde
geheißen, woraus durch eine nicht ungewöhnliche Versetzung der Sylben
nochmahls Jugend geworden, so wie aus Tögde unser heutiges Tugend
entstanden ist. Mit andern Ableitungssylben kommen bey dem Ottfried
auch Jungi, und im Nieders. Junkheit, für Jugend vor. Im alt Franz.
kommt für Jeunesse gleichfalls Jouent vor.
Jugendfehler (W3) [Adelung]
Der Jugendfehler,
des -s, plur. ut nom. sing. Fehler der Unbedachtsamkeit, des
Leichtsinnes, dergleichen man gemeiniglich in der Jugend zu begehen
pflegt.
Jugendfeuer (W3) [Adelung]
Das Jugendfeuer,
des -s, plur. inus. der hohe Grad der Lebhaftigkeit, welchen die
menschlichen Leidenschaften in der Jugend haben; die Jugendhitze.
Jugendlich (W3) [Adelung]
Jugendlich,
-er, -ste, adj. et adv. 1) Was in der Jugend ist oder geschiehet, in
der Jugend gegründet ist; ohne Comparation. Gellerts jugendliche
Gedichte, welche er in seiner Jugend verfestiget hat. Die jugendliche
Schönheit. Er siehet noch sehr jugendlich aus. Der jugendlichen
Gesundheit Rosenfarbe glühete auf seinen Wangen, Geßn. Der jugendliche
Leichtsinn. Die jugendliche Hitze. 2) Für jung, in der höhern
Schreibart. Das jugendliche Grün des Waldes. Jugendliche Blumen. Schon
bey dem Ottfried jugundlih, im Nieders. jöglik.
Juks (W3) [Adelung]
+ Der Juks, oder Jux,
des -es, plur. inus. ein nur in den niedrigen Sprecharten, besonders
Niedersachsens, übliches Hauptwort. 1) Schmutz. Juks an den Händen, an
den Kleidern haben. Daher die Zeitwörter bejuksen, zujuksen, besudeln,
zuschmutzen. 2) Ein kleiner, unerlaubter Gewinn bey einem Geschäfte.
Juks machen; sich einen solchen Gewinn machen; juksen. In dem
Bremisch-Nieders. Wörterb. wird es in dieser Bedeutung von gaukeln
abgeleitet. Im mittl. Lat. ist Jux eine Abgabe. Quoddam Jux vocatum
Lou Jeyx, videlicet vnum sextarium auenae-XIII denarios et 1 gallinam
renduales, heißt es in einer Urkunde von 1461 bey dem du Fresne, wo es
aber aus Jus verderbt zu seyn scheinet. 3) in einigen alten Urkunden
werden auch die Bergkuxe Jukse genannt. 4) In einigen Gegenden
Thüringens und Nieder-Sachsens ist Juks so viel als Spaß, lustiger
Scherz; in welcher Bedeutung es ohne Zweifel aus dem Lat. jocus
verderbt ist.
Julepp (W3) [Adelung]
Der Julepp,
des -es, plur. doch nur von mehreren Arten, die -e, ein ursprünglich
Arabisches Wort, ein aus gebrannten Wassern und einem Syrup zusammen
gesetztes Arzneymittel zu bezeichnen, welches vornehmlich zur Kühlung
und Erquickung eines Kranken verordnet wird; ein Kühltrank. Arab.
Giuleb, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Lat.
Julepus, Julapium, Ital. Giuleppe, Franz. und Engl. Julep.
Juliana (W3) [Adelung]
Juliana,
ein aus dem Lateinischen entlehnter weiblicher Taufnahme, welcher im
gemeinen Leben Jule, Jul, und im Diminut. Julchen lautet.
Julius (W3) [Adelung]
Der Julius,
des Julii, plur. car. der siebente Monath im Jahre, welcher seinen
Nahmen von dem Julius Cäsar hat, da er vorher bey den Römern
Quinctilis hieß, im Deutschen aber Heumonarh genannt wird, S. dieses
Wort.
Jumarre (W3) [Adelung]
Die Jumarre,
plur. die -n, aus dem Ital. Gimeri, und dieß vielleicht aus dem Arab.
Hhamar, Hebr. Chamor, ein Esel, der Nahme einer Art Bastardthiere in
Piemont, welche von einem Hengste und einer Kuh, oder von einem Ochsen
und einer Stutte, oder auch von einem Esel und einer Kuh gezeuget
werden. Sie gleichen den Mauleseln, nur daß sie kürzere Ohren, ein
rundes Maul und einen nicht so spitzigen Rücken haben. Spallanzani hat
ihr Daseyn in seinen physicalischen Abhandlungen gegen den Hrn. von
Haller unläugbar bewiesen.
Jung (W3) [Adelung]
Jung,
jünger, jüngste, adj. et adv. ein relatives Wort, welches dem alt
entgegen gesetzt ist, und überhaupt denjenigen Umstand bezeichnet, da
erst wenige Zeit seit dem Entstehen eines Dinges verflossen ist. 1.
Eigentlich. 1) In der weitesten Bedeutung, wo es doch nur in einigen
einzelnen Fällen üblich ist. Junges Bier, junger Wein, im Gegensatze
eines alten, der Wein ist noch zu jung. Junge Milch, von einem noch
nicht lange milchend gewordenen Geschöpfe; zum Unterschiede von dem
frischen Milch, und im Gegensatze der alten. In andern Fällen sind
dafür frisch und neu üblich. 2) In engerer und gewöhnlicherer
Bedeutung. (a) Von Gewächsen und ihren Theilen. Lasset uns Kränze
tragen von jungen Rosen, ehe sie welk werden, Weish. 2, 8. Ein junger
Baum. Junges Holz. Junger Salat. Junge Pflanzen. Seht der Wiese junges
Grün, Raml. Von Früchten ist es weniger üblich. (b) Noch häufiger von
Thieren und Menschen, seit deren Geburt erst wenig Zeit verstrichen
ist; wo die relative Bedeutung zum Theil von dem folgenden Hauptworte
bestimmt wird. Ein junger Mann, der als Mann betrachtet noch jung ist,
ob er gleich in Vergleichung mit einem Kinde alt ist. Ein junges Kind,
auch als Kind betrachtet noch jung. So auch, eine junge Frau, eine
junge Witwe, ein junges Mädchen. Es ist noch sehr jung. Zu diesem Amte
bist du zu jung. Seine jüngere Schwester, ihr jüngster Bruder. Junge
Leute. Ein junges Blut, ein junger Mensch, im gemeinen Leben. Die
junge Mannschaft. Die junge Herrschaft, junge Personen vornehmen
Standes. Ein junger Herr, ein junger Prinz, die junge Gräfinn. Ein
junger von Adel, ein junger Edelmann, außer welchem Falle es wohl
nicht leicht als ein Hauptwort in diesem Verstande gebraucht wird. In
meinen jüngern Jahren, da ich noch jünger war. Seine jüngern Jahren in
Kriegsdiensten zubringen. Sein junges Leben verlieren. Er ist der
jüngste nicht mehr, er ist so jung nicht mehr. Die Jungen und die
Alten, junge und alte Personen, im gemeinen Leben jung und alt, S. Alt
Anm. 1. Die junge Magd, in Weißen die Hausmagd, im Gegensatze der
Küchenmagd und Köchinn; nicht Jungemagd, welches grammatisch unrichtig
ist, S. die Sprachlehre. Ingleichen von Thieren, ein Thier von seiner
Geburt an zu bezeichnen, bis zu dem Zeitpuncte, da es seinen völligen
Wachsthum erreicht hat. Ein junger Hund, eine junge Katze, ein junges
Thier. Junge Vögel, ein junges Pferd, eine junge Gans. Junge Hühner u.
s. f. Wo auch das Neutrum als ein Hauptwort gebraucht wird; ein
Junges, ein junges Thier, das Junge, das junge Thier, die Jungen.
Junge werfen, d. i. gebären, von allen vierfüßigen Thieren. Etwas
Junges, oder ein Junges haben oder bekommen, sagt man auch im gemeinen
Leben auch von Weibern, wenn sie geboren haben. Junge ausbrüten, von
Vögeln. Die Katze trägt ein Junges in dem Maule. Jedes Thier nähret
seine Jungen. 2. Figürlich. 1) Jung werden, wird für geboren werden,
von allen Thieren, und im gemeinen Leben auch von Menschen gebraucht.
Du bist an einem Montage jung geworden. 2) Ein jüngeres Datum auf
einem Brief setzen, ein späteres, im Gegensatze eines älteren. 3) Die
junge Gans, in den Küchen Obersachsens, das Gekröse einer Gans mit den
Flügeln, Füßen u. s. f. ( S. Gänsegekröse,) 4) Das letzte unter
mehrern, nur in einigen Fällen. Dero jüngstes Schreiben. Besonders in
den Ausdrücken, der jüngste Tag, der letzte Tag der gegenwärtigen
Welt, das jüngste Gericht, der große Gerichtstag am Ende der Welt,
nach dem Lat. Novissimus Dies, bey dem Notker jungesti tag, jungiste
ding, bey dem Ottfried ther Endidag. Kero gebraucht jungasti in
mehrern Fällen für letzte.
Anm. Schon von des Kero Zeiten an jung, im
Nieders. gleichfalls jung, im Angels. geong, im Engl. young, im
Schwed. und Isländ. ohne j, ung, ungr. Bey dem Ulphilas ist jugg
(sprich jung,) so wohl neu, als jung, und juhiza jünger. Im Pers. ist
Gevon ein Jüngling. Bey den ältern Römern war junis jung, wovon
nochmahls nur die zweyte Staffel junior übrig blieb. Indessen kommt
junis im spätern Lat. wieder für juvenis vor.
Junge (W3) [Adelung]
Der Junge,
des -n, plur. die -n, das vorige Beywort als ein Hauptwort gebraucht,
wo es wider die Art solcher Hauptwörter auch mit dem Artikel der
Einheit, ein Junge, und nicht ein Junger lautet. 1. Überhaupt, eine
junge Person männlichen Geschlechtes, welche das Jünglingsalter noch
nicht erreicht hat, so wie Mädchen eine solche Person weiblichen
Geschlechtes bezeichnet; wo es doch nur in der niedrigen und
vertraulicher Sprechart üblich ist, und oft einen verächtlichen
Nebenbegriff hat, daher in der anständiger Sprechart Knabe dafür
gebraucht wird. Ein kleiner Junge, ein guter Junge, in der
vertraulichen Sprechart, ein guter junger Mensch, wenn er gleich schon
ein Jüngling oder Mann ist. Ein Bauerjunge, Hirtenjunge, Gänsejunge,
Schuljunge u. s. f. wofür man in der anständigen Sprechart ein
Bauernknabe, Hirtenknabe, Gänseknabe, Schulknabe sagt. 2. Besonders.
1) Ein Lehrling, bey den Handwerkern, Künstlern und Kaufleuten, wo
sich denn dieses Wort nicht so wohl auf das Alter, als vielmehr auf
die Lehrjahre beziehet, indem ein solcher Mensch im gemeinen Leben so
lange ein Junge heißt, bis seine Lehrjahre vorüber sind, und er los
gesprochen worden. In den anständigern Sprecharten ein Lehrling. Einen
Jungen aufdingen, los sprechen u. s. f. Ein Schneiderjunge,
Schusterjunge u. s. f. Einige Künstler und Handwerker pflegen ihre
Lehrlinge in der anständigen Sprechart Bursche zu nennen. 2) Ein
Knabe, so fern er zur Aufwartung bestimmt ist, und seiner Jugend wegen
noch nicht ein Bedienter genannt werden kann; gleichfalls nur im
gemeinen Leben und mit Verachtung. Einen Jungen annehmen. Sich einen
Jungen halten. Im Tatian ist Jungo ein Jüngling. Im Nieders. hat man
auch das Diminut. Jünsken, Jüngelken, für Knäbchen.
Jungemagd (W3) [Adelung]
Die Jungemagd,
richtiger die junge Magd, S. in Jung 1.
Jungen (W3) [Adelung]
Jungen,
verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, Junge werfen oder
bekommen, im gemeinen Leben, und nur von dem weiblichen Geschlechte
vierfüßger Thiere. Die Hündin wird bald jungen. Die Sau hat schon
gejunget. Stosch erinnert ganz richtig, daß es nur von solchen Thieren
gebraucht werde, welche mehrere Jungen auf Ein Mahl gebären, ob man
gleich auch hier anständigere Ausdrücke hat. ( S. Werfen,) Ehedem
wurde dieses Wort auch active für verjüngen gebraucht, wovon bey den
Schwäbischen Dichtern Beyspiele vorkommen.
Jungenarbeit (W3) [Adelung]
Die Jungenarbeit,
plur. die -en, bey den Handwerkern und im gemeinen Leben, Arbeit,
welche die Lehrlinge verrichten.
Jungenhaft (W3) [Adelung]
Jungenhaft,
-er, -este, adj. et adv. in der niedrigen Sprechart, einem
ungesitteten Knaben von dem geringsten Stande ähnlich und gemäß.
Jungenjahr (W3) [Adelung]
Das Jungenjahr,
des -es, plur. die -e, die Jahre des Knabenalters, in der niedrigen
Sprechart. Bey den Handwer- kern führen die Lehrjahre oder
Lehrlingsjahre gleichfalls diesen Nahmen.
Jungenpossen (W3) [Adelung]
Die Jungenpossen,
sing. inus. in der niedrigen und harten Sprechart, Knabenpossen,
Possen, wie unerzogene Knaben sie zu treiben pflegen.
Jungensteiger (W3) [Adelung]
Der Jungensteiger,
des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, ein Steiger, welcher die
Aufsicht über die Scheide- und Wäschknaben fuhret.
Jünger (W3) [Adelung]
Der Jünger,
des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Jüngerinn, plur. die -en, eine
jüngere Person im Gegensatze einen ältern. 1) in der biblischen
Schreibart, ein Schüler, ein Lehrling im Gegensatze seines Meisters
oder Lehrers. Die Jünger Johannis, Christi u. s. f. in weiterer
Bedeutung werden in der heil. Schrift auch diejenigen eines Jünger
genannt, welche dessen Lehre zum Erkenntniß- und Bestimmungsgrunde
ihrer Einsichten und Handlungen annehmen. Zu Joppe war eine Jüngerinn
mit Nahmen Tabea, Apostelg. 9, 36. 2) Bey einigen Handwerkern ist der
Jünger ein Mittelding zwischen einem Jungen und Gesellen, indem
ersterer, ehe er Gesell werden kann, sich erst zum Jünger erklären
lassen muß. S. auch 1. Junker. Bey dem Ottfried in der ersten
Bedeutung schon Junger, Jungero. Es kann entweder der Comparativ von
jung seyn, oder auch vermittelst der männlichen Endung - er aus diesem
Beyworte gebildet seyn, welches um des weiblichen Geschlechtes auf -
inn willen, wahrscheinlicher ist, als welches dergleichen Wörter in
andern Fällen nicht annehmen.
Jüngerschaft (W3) [Adelung]
Die Jüngerschaft,
plur. inus. der Stand, die Würde eines Jüngers. Der himmlischen
Jüngerschaft unwerth, Klopst.
Jungfer (W3) [Adelung]
Die Jungfer,
plur. die -n, Diminut. das Jüngferchen, ein aus Jungfrau zusammen
gezogenes Wort, welches im gemeinen Leben statt dessen üblich ist. 1.
Eigentlich, wo es auch in der gewöhnlichen und vertraulichen
Schreibart in allen Bedeutungen dieses Wortes gebraucht wird. Eine
alte Jungfer. Sie ist noch eine reine Jungfer. Ingleichen als ein
Ehrentitel, wo man es lieber gebraucht als das vollständigere
Jungfrau. Jungfer Schwarzinn. Ihre Jungfer Tochter, Jungfer Schwester.
Man gibt es in diesem Verstande als ein Ehrentitel unverheirateten
Personen weiblichen Geschlechtes, welche man nicht schlechthin bey
ihrem Nahmen nennen will und darf, und auch nicht für vornehm genug
hält, sie mit dem Franz. Mamsell oder Mademoiselle anzureden,
dergleichen besonders Töchter gemeiner Bürger, und andere ihres
Standes sind. Wenn es als ein Ehrenwort im Plural stehen sollte,
gebrauchen es einige irrig im Singular. Wie befinden sich ihre Jungfer
Töchter? Besser, ihre Jungfern Töchter. Ich will mich diesen
Nachmittag mit ihren Jungfern Töchter recht vergnügen, Gell. So auch
Hausjungfer, Kammerjungfer, eine unverheiratete Bediente weiblichen
Geschlechtes von besserm Stande eine Magd. S. Jungfrau, wo die
Bedeutungen näher aus einander gesetzet werden. 2. Figürlich,
besonders in denjenigen Fällen, wo das vollständige Jungfrau nicht
gewöhnlich ist. 1) Die Jungfer, oder die verfluchte Jungfer, der Nahme
eines Insectes, Libellula grandis L. ( S. Heupferd,) Den daselbst
angeführten Nahmen dieses Insectes kann man noch folgende beyfügen. In
einigen Gegenden wird es wegen seiner großen Augen Augenschießer
genannt; im Osnabrück. heißt es Kohsteert, Kuhschwanz, ingleichen
Roßstreet, Roßschwanz; an anderen Orten Grasmetze. 2) Die nackte
Jungfer, in einigen Gegenden ein Nahme der Herbstblume oder Zeitlose,
Colchicum L. 3) Jungfer im Grünen, eine Art des Schwarzkümmels,
welcher aus Damas- cus zu uns gekommen, und in den Gärten gebauet
wird; Nigella Damascena L. Damascenischer Schwarzkümmel. 4) Eine
Handramme, besonders so wie sie die Straßenpflas=terer führen, ist im
gemeinen Leben nur unter dem Nahmen der Jungfer bekannt; vermutlich
nach dem Franz. Demoiselle. 5) In den Hammerwerken, ein großer
eiserner Löffel mit einem hölzernen Stiele, in welchem die Platten
geglühet werden. 6) Auf den Schiffen sind die Jungfern runde Blöcke
wie Rollen, welche an der Ruhe befestiget sind, die Wände dadurch
anzuspannen. 7) In den Gefängnissen ist die Jungfer ein Klotz, an
welchen die Gefangenen geschmiedet werden, und demselben im Arme mit
sich tragen müssen, wenn sie sich bewegen wollen. 8) Im
Niedersächsischen führet eine Wärmflasche den nahmen der Jungfer. 9)
Im gemeinen Leben sagt man von einem jeden neuen und noch nicht
gebrauchten Dinge oft im Scherze, es sey noch eine Jungfer. In einigen
der folgenden Zusammensetzungen bedeutet das Wort Jungfer theils die
Erstlinge einer gewissen Art, theils auch das reineste und beste
seiner Art.
Anm. Im Nieders. Jungfer, im Dän. Jomfrue. Auch im
Hochdeutschen wird Jungfer gemeiniglich Jumfer gesprochen. S.
Jungfrau.
Jungferbiene (W3) [Adelung]
Die Jungferbiene,
plur. die -n, in der Bienenzucht, der erste Bienenschwarm von einem
Stocke einem Sommer. In engerer Bedeutung, ein Schwarm, der von diesem
ersten Schwarme noch in eben demselben Sommer ausziehet, welches
zuweilen geschiehet, wenn der erste sehr frühe geschwärmet hat. S.
Jungfernhonig und Jungferschwarm.
Jungfererde (W3) [Adelung]
Die Jungfererde,
plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, bey den Scheidekünstlern,
die elementarische reine Erde, welche von allen fremden Beymischungen
frey ist.
Jüngferlich (W3) [Adelung]
Jüngferlich,
-er, -ste, adj. et adv. welches aus jungfräulich zusammen gezogen ist,
einer Jungfer im Betragen ähnlich. Sehr jüngferlich thun. Jüngferlich
essen, jüngferlich trinken, wenig, wie eine Jungfer.
Jungfernapfel (W3) [Adelung]
Der Jungfernapfel,
des -s, plur. die -äpfel, eine Art schöner Äpfel von quittengelbem
Fleische.
Jungfernbirn (W3) [Adelung]
Die Jungfernbirn,
plur. die -en, eine Art schöner, länglicher und großer Birnen, mit
gelb- und rother glatter Schale, deren starkes Fleisch wie Muskus
riecht; Franz. Poire de Demoiselle.
Jungferbraten (W3) [Adelung]
Der Jungferbraten,
des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, z. B. in Österreich,
der Lendenbraten von einem Schweine, Hirsche und Hasen, welcher von
einem Hirsche bey den Jägern das Jägerstück genannt wird. S.
Lendenbraten.
Jungferfieber (W3) [Adelung]
Das Jungferfieber,
S. Jungferkrankheit.
Jungfernhaar (W3) [Adelung]
Das Jungfernhaar,
des -es, plur. inus. in einigen Gegenden ein Nahme des Taubkornes,
oder der Mäusegerste, S. diese Wörter.
Jungferhäutchen (W3) [Adelung]
Das Jungferhäutchen,
des -s, plur. ut nom. sing. eine Haut, mit welcher die Mündung der
Mutter bey dem weiblichen Geschlechte verschlossen seyn soll, und
deren unverletzte Anwesenheit von vielen für ein Zeichen der
Jungfrauschaft gehalten wird; Hymen, das Jungfernschloß.
Jungfernhonig (W3) [Adelung]
Das Jungfernhonig,
des -es, plur. inus. Honig, welches von Jungfernbienen in der engern
Bedeutung gesammelt worden. ( S. Jungfernwachs,) Bey andern wird der
weißeste und beste Honig, welcher sich in dem obern Theile eines jeden
Stockes befindet, Jungfernhonig genannt, besonders so fern und ohne
vorher gegangene Seimung von sich selbst aus den Scheiden tröpfelt.
Jungfernkäfer (W3) [Adelung]
Der Jungfernkäfer,
S. Frauenkäfer.
Jungfernkamm (W3) [Adelung]
Der Jungfernkamm,
des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des Nadelkerbels,
Aphanes arvensis L. S. Nadelkerbel.
Jungfernkind (W3) [Adelung]
Das Jungfernkind,
des -es, plur. die -er, ein Kind, von welchem eine unverheirathete
Weibesperson entbunden wird; in der härten Sprechart ein Hurkind.
Jungfernknecht (W3) [Adelung]
Der Jungfernknecht,
des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, ein dem weiblichen
Geschlecht auf eine knechtliche Art ergebener Mensch, ein
übertriebener Verehrer des weiblichen Geschlechtes.
Jungfernkrankheit (W3) [Adelung]
Die Jungfernkrankheit,
plur. inus. eine Krankheit unverheiratheter Personen weiblichen
Geschlechtes, welches aus einer Verstopfung der Samengefäße herrühret,
sich durch eine blasse Farbe, besonders im Gesichte, verräth, und auch
die Jungfernsucht, Bleichsucht und das Jungfernfieber genannt wird.
Jungfernmilch (W3) [Adelung]
Die Jungfernmilch,
plur. car. 1) Milch, welche unbefleckte Jungfern zuweilen in ihren
Brüsten haben. 2) Figürlich, ein milchartiger flüssiger Körper,
welcher als ein Schminkwasser gebraucht wird.
Jungfernnadel (W3) [Adelung]
Die Jungfernnadel,
plur. die -n, bey den Nadlern, die kleinste Art Stecknadel, welche nur
fünf Linien lang sind, und am häufigsten zu Kopfzeugen gebraucht, und
daher auch Haubennadeln genannt werden.
Jungfernnelke (W3) [Adelung]
Die Jungfernnelke,
plur. die -n, eine Art Nelken; Dianthus virgineus L.
Jungfernöhl (W3) [Adelung]
Das Jungfernöhl,
des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e,
das beste und klärste Baumöhl, welches von dem ersten Drucke der
Presse aus den Öhlbeeren erhalten wird.
Jungfernquecksilber (W3) [Adelung]
Das Jungfernquecksilber,
des -s, plur. inus. Quecksilber, welches in seiner flüssigen Gestalt
gefunden wird, gediegenes Quecksilber, zum Unterschiede von
demjenigen, welches die Kunst aus dem Quecksilbererze bereitet; bey
den Bergleuten Jungfernquick.
Jungfernschloß (W3) [Adelung]
Das Jungfernschloß,
des -sses, plur. die -schlösser, siehe Jungfernhäutchen.
Jungferschule (W3) [Adelung]
Die Jungferschule,
plur. die -n, eine Schule für junge Personen weiblicher Geschlechtes
von gutem Stande; die Mädchenschule, wenn sie für junge Personen
geringen Standes ist.
Jungfernschwarm (W3) [Adelung]
Der Jungfernschwarm,
des -es, plur. die -schwärme, ein aus Jungfernbienen bestehender
Schwarm, S. dieses Wort.
Jungfernschwefel (W3) [Adelung]
Der Jungfernschwefel,
des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. gediegener
Schwefel, welcher schon völlig zubereitet gefunden wird, ohne daß ihn
erst die Kunst aus den Schwefelerzen bereiten dürfte.
Jungfernstand (W3) [Adelung]
Der Jungfernstand,
des -es, plur. inus. der Stand einer Person als Jungfer. Im
Jungfernstande leben, unverheirathet bleiben.
Jungfernsucht (W3) [Adelung]
Die Jungfernsucht,
plur. inus. S. Jungfernkrankheit.
Jungferntobak (W3) [Adelung]
Der Jungferntobak,
des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e,
eine Art in Peru befindlichen Tobakes mit gestielten herzförmigen
Blättern, welche einen glatten Rand haben; Nicotiana panicunata L. Er
ist gelinder und milder als alle übrige Arten des Tobakes.
Jungfern-Vitriol (W3) [Adelung]
Der Jungfern-Vitriol,
des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e,
gediegener natürlicher Vitriol, zum Unterschiede von dem gesottenen.
Jungfernwachs (W3) [Adelung]
Das Jungfernwachs,
des -es, plur. inus. zartes, weißes Wachs, welches aus den Scheiden
der Jungferbienen bereitet wird.
Jungfernwaid (W3) [Adelung]
Der Jungfernwaid,
des -es, plur. inus. bey den Waidbauern, der Waid von der ersten
Frühlingsernte, zum Unterschiede von demjenigen, welcher in der
zweyten und dritten Ernte erhalten wird.
Jungfernwein (W3) [Adelung]
Der Jungfernwein,
des -es, plur. inus. eine Art des Epheues, welche im Winter das Laub
verlieret, und eine Mittelart zwischen dem Ephen und Weine ist; Hedera
quinqefolia L. Er wächset in Canada.
Jungferschaft (W3) [Adelung]
Die Jungferschaft,
S. Jungfrauschaft.
Jungfrau (W3) [Adelung]
Die Jungfrau,
plur. die -en, zusammen gezogen Jungfer, ein aus jung und Frau, eine
Person weiblichen Geschlechtes, zusammen gesetztes Wort.
1. * In der weitersten Bedeutung, eine junge Person weiblichen Geschlechtes, sie
sey verheirathet oder nicht; eine im Hochdeutschen veraltete
Bedeutung. In Hans Rosenplüts Fastnachtsspielen aus dem 15ten
Jahrhunderte, kommt es noch von einer jungen Ehefrau vor, wofür man
jetzt junge Frau sagt. Es wird was junge Frau und Jungfrau leicht
erkannt, Denn dieses Wort ist ganz und jenes ist getrannt, Logau.
2. In engerer Bedeutung, eine freie noch unverheirathete Person
weiblichen Geschlechtes, deren Keuschheit zugleich vor der Welt noch
unverletzt ist; zum Unterschiede von einer Leibeigenen. So kommen im
Schwabenspiegel Kap. 54, Junkfrowe und Junkherr, Junker, in dieser
Bedeutung vor. In einem 1501 zu Rom gedruckten Deutsch.-Italiän.
Vocabulario heißt Vergene Maget, und Donzella Jungfrau. In dieser
Bedeutung war es zu gleich ein Ehrenwort der vornehmsten Personen
dieser Art, bis nachmahls die fürstlichen Jungfrauen den Titel
Fräulein bekamen, welcher zu unsern Zeiten bis zu den niedern Adel
herab gesunken ist. Der Fürsten Töchter haben gehießen Jungfrauen, so
man jetzund Fraulin nennt, heißt es noch in Münsters Cosmographie. In
der Deutschen Bibel kommt es in dieser Bedeutung noch mehrmals vor.
Heut zu Tage ist es als ein Ehrenwort noch von den geringsten
bürgerlicher Personen dieser Art üblich, dagegen vornehmere das Franz.
Mademoiselle oder im gemeinen Leben Mamsel lieber hören. Jungfrau
gebraucht man alsdann in der feyerlichen, das verkürzte Jungfer aber
in der vertraulichen Sprechart und im gemeinen Leben. Siehe Jungfer.
3. In der engsten und gewöhnlichster Bedeutung, eine Person weiblichen
Geschlechtes, welche noch von keiner Person männlichen Geschlechtes
fleischlich erkannt worden, ohne Rücksicht auf das Alter oder den
Stand; im Gegensatze so wohl einer Frau, als auch einer geschwächten
Person, oder eine Hure; wo es in der höhern und feyerlichen Schreibart
Jungfrau, in der vertraulichen und gewöhnlichen aber Jungfer lautet.
1) Eigentlich. Sie ist noch eine reine Jungfrau oder Jungfer. Als Jungfrau sterben. Eine alte siebenzigjährige Jungfrau. Der
Hohepriester soll keine Witwe, noch Verstoßene, noch Geschwächte, noch
Hure, sondern eine Jungfrau seines Volkes zum Weibe nehmen, 3. Mos.
21, 13, 14. Die Jungfrau Maria oder die heilige Jungfrau, die Mutter
Christi, bey welcher die verkürzte Form Jungfer so wenig üblich ist,
als bey andern Heiligen dieser Art. 2) Figürlich. (a) Eine Person
männlichen Geschlechtes, welcher noch keiner Person andern
Geschlechtes beygewohnet hat; wofür doch Junggesell üblicher ist.
Diese sinds, die mit Weibern nicht besteckt sind, denn sie sind
Jungfrauen, Offenb. 14, 4. (b) Eine Stadt, welche noch nie von einem
Feinde bezwungen worden; in der vertraulichen Schreibart Jungfer. (c)
In noch weiterer Bedeutung, ein jedes noch ungebrauchtes noch
unverletztes Ding; eine alte Bedeutung, in welcher auch Magd ehe- dem
üblich war. Nach dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem
Schilter V. 1854 stand auf Rolands Helm geschrieben: Alle werlt wafen
Thie mouzen mih maget lazen. (d) Das schlechte Gestirn im Thierkreise,
welches schon bey den Alten diesen Nahmen führete. In andern
figürlichen Bedeutungen ist das verkürzte Jungfer üblicher. S.
dasselbe.
Anm. Bey dem Willeram Junkfrouuo, bey den Schwäbischen
Dichtern Juncfrowe, im Nieders. Jumfer, im Schwed. von einem adeligen
Fräulein Jungfru.
Jungfräulich (W3) [Adelung]
Jungfräulich,
adj. et adv. 1) Einer Jungfrau gehörig, in ihrem Stande gegründet. Der
jungfräuliche Franz. Die jungfräuliche Ehre. Jungfräuliche
Reinlichkeit. 2) Einer Jungfrau in dem äußern Betragen ähnlich; in
welcher Bedeutung doch das verkürzte jungferlich üblicher ist, welches
alsdann in der vertraulicher Sprechart jümferlich lautet, S. dasselbe.
Jungfrauschaft (W3) [Adelung]
Die Jungfrauschaft,
plur. inus. in der vertraulichen Sprechart zusammen gezogen die
Jungferschaft, die Eigenschaft einer Person weiblichen Geschlechtes,
nach welcher sie noch keiner männlichen Person beygewohnet hat. So
wohl eigentlich. Die Jungfrauschaft unverletzt erhalten, verlieren.
Die Jungfrauschaft mit in das Grab nehmen. Die Jungfrauschaft von
einer Person bekommen, sagt man von einer Mannsperson, wenn sie einer
weiblichen zum ersten Mahle beywohnet, wo von mehrern solchen Fällen
auch der Plural gebraucht wird. Als auch figürlich, der unverletzte
Zustand eines Dinges, die Eigenschaft desselben, nach welcher es noch
nicht gebraucht worden; doch nur im gemeinen Leben, wo man von einem
Dinge, welches man zum ersten Mahle gebraucht, sagt, daß man ihm die
Jungferschaft nehme. Im Nieders. Jumferschup. Ottfried brauchte dafür
Thiarnaduam, von Dirne, andere in spätern Zeiten aber Magdthum.
Junggesell (W3) [Adelung]
Der Junggesell,
des -en, plur. die -en, ein aus jung und Gesell zusammen gesetztes
Wort. 1) Bey den Handwerkern ist der Junggesell so viel als der
jüngere Gesell, derjenige Gesell, welcher unter den übrigen die
kürzeste Zeit als Gesell an einem Orte ist, im Gegensatze des
Altgesellen; dessen Amt daher auch das Jüngste genannt wird.
2) In weiterer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine Mannsperson, welche noch
unverheirathet ist, ohne Unterschied des Alters oder Standes. Als Junggesell sterben. Ein alter Junggesell, ( S. Hagestolz,) In der
engsten Bedeutung ist der Junggesell eine Mannsperson, welche noch
keiner weiblichen beygewohnet hat, so wie Jungfrau eine solche
weibliche Person bedeutet. Ein reiner Junggesell.
Junggesellenschaft (W3) [Adelung]
Die Junggesellenschaft,
plur. inus. die Eigenschaft eines Junggesellen in der zweyten
Bedeutung dieses Wortes.
Junggesellenstand (W3) [Adelung]
Der Junggesellenstand,
des -es, plur. inus. der Stand eines Junggesellen. Im
Junggesellenstande leben.
Jüngling (W3) [Adelung]
Der Jüngling,
des -es, plur. die -e, eine junge Person männlichen Geschlechtes. 1. *
Eigentlich, sie mag verheirathet seyn oder nicht, so wie Jungfrau
ehedem eine solche Person weiblichen Geschlechtes bedeutete. In dieser
jetzt veralteten Bedeutung kommt es noch einige Mahl in der Deutschen
Bibel vor. Ausgenommen was die Jünglinge verzehret haben, 1. Mos. 14,
24; wofür Michaelis die Knechte setzet. Und standte hin Jünglinge aus
den Kindern Israel u. s. f. 2 Mos. 24, 5; Diener, Michael. Ios. 6, 23
heißen die Kundschafter, welche bey der Nahab gewesen waren,
Jünglinge. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine junge
Person männlichen Geschlechtes von dem Ende des Knabenalters an bis zu
dem männli- chen Alter. 1) Eigentlich. Ein schöner muntrer Jüngling.
Ein Jüngling werden, die Kinderjahre verlassen. Er ist kein Jüngling
mehr, ist schon bey Jahren. 2) Figürlich, dem Verstande, der Erfahrung
nach. In der ersten Jugend seinen Verstand anbauen, und die
Fortsetzung im Alter unterlassen, macht 60 und 80 Jahre Jünglinge,
Gell.
Anm. Bey dem Ulphilas Juggalaud, im Tatian Jungo, ein Junge, im
Schwabenspiegel Jüngeling. Ehedem sagte man auch im weiblichen
Geschlechte Jünglinginn, welches aber veraltet ist, daher man dafür
nunmehr ein junges Frauenzimmer sagen muß.
Jünglingsalter (W3) [Adelung]
Das Jünglingsalter,
des -s, plur. inus. das jenige Alter, in welchem man ein Jüngling ist.
Jünglingsjahre (W3) [Adelung]
Die Jünglingsjahre,
sing. inus. die Jahre des Jünglingsalters, diejenigen Jahre, in
welchem man ein Jüngling ist.
Jungsmeister (W3) [Adelung]
Der Jungsmeister,
des -s, plur. ut nom. sing. bey den Handwerkern, der jüngste unter den
Meistern einer Innung und an einem Orte, in Ansehung des gewonnenen
Meisterrechtes; im Gegensatze des Altmeisters.
Jüngst (W3) [Adelung]
Jüngst,
ein Nebenwort der Zeit, für neulich, vor kurzen. Ihr jüngst erlassenes
Schreiben. Besonders in der höhern Schreibart. Jüngst hab' ich, als
das Morgenroth kam, den ganzen Ort mit Kränzen geschmückt, Geßn. Er
schlug das Raubthier jüngst, das der beschneite Riphäus auf mich
ausgespien, Raml.
Anm. Es ist die dritte Staffel von jung, als ein
Nebenwort gebraucht. Bey dem Kero az iungist, im Isidor azs iungist,
für am Ende, endlich; bey den Schwäbischen Dichtern in der heutigen
Bedeutung iungest. Do ich iungest von ir schiet, Rudoph von Rotenburg.
Die Rede die er iungest sprach zuo mir, Reinmar der Alte. Jüngstens
und Jimgsthin für Jüngst sind unnötige Verlängerungen.
Jungthier (W3) [Adelung]
Das Jungthier,
des -es, die -e, bey den Jägern, ein Junges des Roth- und
Dammwildbretes weiblichen Geschlechtes, ehe es noch ein Schmalthier
genannt werden kann.
Junius (W3) [Adelung]
Der Junius,
des Junii, plur. car. der Röhmische Nahme des sechsten Monathes im
Jahre, welcher von Carl dem Großen den Nahmen Bracmanoth, Brachmonath,
erhalten hat, welchen er auch noch zuweilen führet, S. dieses Wort.
Junker (W3) [Adelung]
1. Der Junker,
des -s, plur. ut nom. sing. bey den Bäckern einiger Gegenden, z. B. in
Hamburg, ein Nahme des jüngsten Bäckerknechtes, welcher das
Holzhacken, und andere geringere Arbeiten verrichtet, und in Leipzig
der Keine genannt wird. In großen Backhäusern hat man ihrer wohl zwey,
da denn der eine der Ober- und der andere der Unterjunker, genannt
wird. Es ist in dieser Bedeutung vermutlich aus Junger oder Jünger
entstanden, S. das letztere.
Junker (W3) [Adelung]
2. Der Junker,
des -n, plur. die -n, ein aus junger Herr zusammen gezogenes Wort. 1)
Ehedem ein Ehrentitel der Prinzen und Söhne des Herrenstandes oder
hohen Adels, ingleichen der jüngern Brüder regierender Herren, welche
erstern im mittlern Lateine Juniores, Domocelli und Heriles genannt
wurden; eine sehr alte Benennung, welche noch unter den Tartarischen
Völkern üblich ist, wo der Sohn eines regiernden Herren noch jetzt
Chonkar genannt wird. In den Gesetzen der Westgothen Junk Haera, und
im Schwed. Ungherrar, Ungarar. Beyspiele aus Deutschen Urkunden führet
Schilter an. Im Schwabenspiegel bedeutet Junkher in weiterer Bedeutung
einen freyen Jüngling, im Gegensatze eines leibeigenen. 2) Heut zu
Tage wird es nur noch von einem Jungen von niedern Adel, und auch hier
noch im gemeinen Leben gebraucht, da in der anständigern Sprechart
Herr von - üblicher ist. S. Stückjunker, Fahnjunker, Hofjunker,
Kammerjunker, Jagdjunker u. s. f. wo es noch als ein Titel gebraucht
wird. 3) In weiterer Bedeutung verstehet man unter dem Nahmen eines
Junkern auch wohl einen schon erwachsenen Edelmann, obgleich mit
einiger Verachtung. Ein Landjunker, ein Landedelmann, ein Stadtjunker,
ein Stadtedelmann. Ehedem war es auch in dieser Bedeutung rümlicher,
daher man die Domherren auch wohl Gottesjunkern nannte. Salzjunkern
sind noch in einigen Städten adelige Besitzer der Salzpfannen; und in
denjenigen Städten, wo der Stadtrath von Adel war, wurden dergleichen
Rathspersonen häufig Junkern genannt. 4) Figürlich wird das in Marburg
gebrauete Bier, vermutlich wegen seiner Güte, daselbst Junker genannt.
Im Tockadille wird man Junker, wenn man im Spiele müßig zugehen muß.
Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter noch
Junkherre, im Nieders. und Dän. gleichfalls Junker. Aus der
Zusammensetzung dieses Wortes erhellet, das die Abänderung des Junkern
und im Plural die Junkern, derjenigen vorzuziehen ist, wo man den
Genitiv Junkers und den Plural Junker macht. Das Zeitwort junkeriren,
Schwed. junkerea, seine Tage in Wohlleben und Müßiggang zubringen, ist
nur in den niedrigen Sprecharten gangbar.
Junkerbirn (W3) [Adelung]
Die Junkerbirn,
plur. die -en, eine Art mittelmäßig großer runder Birnen, mit einem
saftigen bisamartigen Fleische; die große Zwiebelbirn, der
Sommerkönig, die Cyper-Birn, Franz. l'Amire roux, le gros Oignet,
Poire Chypre.
Junkerndorf (W3) [Adelung]
Das Junkerndorf,
des -es, die -dörfer, in einigen Gegenden, z. B. in Thüringen, ein
adeliges Gerichtsdorf; im Gegensatze eines Amtdorfes.
Jupe (W3) [Adelung]
Die Jupe,
S. Jope.
Jupiter (W3) [Adelung]
Jupiter,
in der Götterlehre der Römer, der Nahme des vornehmlichsten und
obersten Gottes, welcher einen helfenden Vater bedeutet. Der - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - der Griechen. In der Astronomie
ist der Jupiter ein Planet, welcher nächst der Saturn am weitesten von
der Sonne entfernt ist, und die Erde ungefähr 10 000 Mahl an Größe
übertrifft.
Jupiters-Bart (W3) [Adelung]
Der Jupiters-Bart,
des -es, plur. inus. eine Art der Wollblume, welche in Italien,
Spanien und dem Morgenlande wächset, schöne silberweiße glänzende
Blätter hat, und daher von andern der Silberbusch genannt wird;
Anthyllis Barba Jovis L.
Jupiters-Blume (W3) [Adelung]
Die Jupiters-Blume,
plur. die -n, eine Art des Radens, welche in der Schweiz einheimlich
ist; Agrostema Flos. Jovis L.
Jürgen (W3) [Adelung]
Jürgen,
Genit. -s, der verkürzte männliche Taufnahme Georg, S. dieses Wort.
Juridisch (W3) [Adelung]
Juridisch,
S. Juristisch.
Jurist (W3) [Adelung]
Der Jurist,
des -en, plur. die -en, aus dem mittlern Lat. Jurista, der die
Rechtsgelehrsamkeit verstehet und ausübet; ingleichen, der sich ihr
widmet, und sie erlernet.
Juristisch (W3) [Adelung]
Juristisch,
adj. et adv. vor dem vorigen Hauptworte, zur Rechtsgelehrsamkeit
gehörig, in derselben gegründet. Im Oberdeutschen ist von juridicus
dafür das bessere juridisch üblich; indem juristisch doch nur
eigentlich einem Juristen ähnlich und gemäß bedeutet.
Just (W3) [Adelung]
+ Just,
ein Nebenwort, welches nur im gemeinen Leben, besonders
Niedersachsens, üblich ist. 1) Genau, eben, gerecht, der Sache und dem
Raume nach. Es ist just voll. Es ist just recht. Der Stöpsel passet
just hinein. Das will just so viel sagen, gerade so viel. 2) Von der
Zeit, eben jetzt, gerade. Er ist just von dem Wagen gestiegen.
Anm. Im
Nieders. just, jüst, im Engl. just, im Schwed. just, im Holländ.
juyst. Ohne Zweifel von dem Franz. juste, obgleich in dem
Bremisch-Niedersächs. Wörterbüche nicht ohne Wahrscheinlichkeit
gemuthmaßet wird, daß es von dem veralteten giu, eben, jetzt, wovon in
dem Tatian giu'st für giu ist, jetzt ist, vorkommt, abstamme. S.
Schon.
Jüst (W3) [Adelung]
Jüst,
S. Güst.
Justiren (W3) [Adelung]
Justiren,
verb. reg. act. aus dem Franz. juster, daher es auch schüstieren
gesprochen werden sollte, im gemeinen Leben, einem Dinge genau
dieselbe Größe, dieselbe Gestalt, und dasselbe Gewicht geben, welche
es haben soll. So werden in den Münzen die ausgestückelten Stücke zu
den Münzen justiret, (besser ausgeglichen,) wenn sie nach dem
Richtpfennige ausgewäget werden. An einigen Orten wird auch das Eichen
des Maßes und Gewichtes justiren genannt.
Justiz (W3) [Adelung]
Die Justiz,
plur. inus. aus dem Lat. Justitia, so wohl die Handhabung des Rechtes,
als auch die dazu verordneten Personen, ingleichen der Ort, wo die
peinlichen Urtheile vollzogen werden. Daher die Justiz-Pflege, die
Handhabung des Rechtes, die Rechtspflege, der Justiz-Rath, des -es,
plur. die -Räthe, ein fürstlicher Rath, welcher für die Handhabung des
Rechtes und der Gerechtigkeit sorget, welches in den meisten Provinzen
eine Pflicht der Hofräthe ist. Zu Wien befindet sich eine
kaiserlich-königliche oberste Justiz-Stelle, welche außer dem
Präsidenten verschieden Hofräthe als Beysitzer hat.
Jutta (W3) [Adelung]
Jutta,
S. Johanna.
Juwele (W3) [Adelung]
Die Juwele,
plur. die -n, ein geschliffener Edelstein, und in weiterer Bedeutung
ehedem auch alles, was man jetzt unter dem Nahmen des Geschmiedes zu
verstehen pflegt. Mit Juwelen geschmückt. Am häufigsten verstehet man
unter diesem Ausdrucke wohl Brillianten.
Anm. Im Nieders. ehedem
Ovele, Holländ. Juweel, im Engl. Jewell, im Schwed. Juwel. Wachter
leitet es von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
; allein es ist wohl ausgemacht, das es von dem Franz. Joyau, ehedem
Joyaul, Span. Joyel abstammet, welches wiederum aus dem mittlern Lat.
Jocale verderbt ist, welches Salmasius nicht von dem Lat. Jocus,
Joculus, Jocula, ein Ding, woraus ein anderer Vergnügen schöpfet,
sondern von dem Arab. Johar, ein Edelstein, ableitet. Einige
gebrauchen dieses Wort im sächlichen Geschlechte, das Juwel, allein
das weibliche ist wenigstens üblicher.
Juwelier (W3) [Adelung]
Der Juwelier,
(nicht Juwelierer,) des -s, plur. ut nom. sing. der mit Juwelen oder
Edelsteine handelt; im Franz. Jouailler, ehedem Joyaulier, im mittlern
Latein. Jocalarius.
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z