Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
DE Deutschland, Alemania, Allemagne, Germania, Germany, (esper.) Germanujo
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XADE_e - Adelung - Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
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Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
- E
- Êbbanker
- Êbbe
- Êben
- Ebenbaum
- Êbenbild
- Êbenbürtig
- Êbendrähtig
- Êbene
- Êbenen
- Êbenfalls
- Êbenholz
- benmaß
- Êbenmäßig
- Êbensohlig
- Êbenteuer
- Êbentischler
- 1. Der Êber
- 2. Der Êber
- 3. Der Êber
- 4. Der Êber
- Êbersche
- Êbergêld
- Êberhard
- Êberhirsch
- Êberraute
- Êberschwein
- Êberwurz
- Êccho
- chinit
- Êcht
- Êchtheit
- chtmaß
- Êckband
- Êcke
- Eckel
- Êckenzierde
- Êckfeile
- Êckforst
- Êckhaus
- Êckig
- ckkáchel
- cklóche
- Êckpfeiler
- Êcksäule
- Êckschaft
- Êckschuh
- Êcksêmmel
- Êcksparren
- Êckstämpel
- Êckständer
- Êckstein
- Êckthor
- Êckzahn
- Êckzierde
- Êdel
- edler
- edelste
- Êdeldame
- Êdelfrau
- Êdelgestein
- Êdelhof
- Êdelknabe
- Êdelknêcht
- Êdelmann
- Êdelmännisch
- Êdelmarder
- Êdelmarder
- Êdelmuth
- Êdelmüthig
- Êdelstein
- Êdeltanne
- Edíct
- Êffern
- flóch
- Êfter
- Ege
- Egebalken
- Egeblock
- Egehaken
- Êgel
- Êgelkraut
- Egen
- Egert
- Egeschiene
- Egeschlitten
- Egezinken
- Egle
- Egoíst
- Eh
- Ehe
- eher
- Ehe
- Eheberêdung
- Ehebêtt
- Ehebr?chen
- Ehebr?cher
- Ehebr?cherey
- Ehebr?cherinn
- Ehebr?cherisch
- Ehebruch
- Ehebr?chig
- Ehedêm
- Ehedêssen
- Ehefrau
- Ehegarten
- Ehegatte
- Ehegattinn
- Ehegêld
- Ehegemahl
- Ehegenóß
- Ehegericht
- Ehegêstern
- Ehegürtel
- Ehehaft
- Ehehalt
- Ehehêrr
- Ehekrüppel
- Eheleiblich
- Eheleute
- Ehelich
- Ehelichen
- Eheliebste
- Ehelos
- Ehelosigkeit
- Ehemahlig
- Ehemahls
- Ehemann
- Ehender
- Eheordnung
- Ehepaar
- Ehe-Pacten
- Eher
- Ehern
- Ehesáche
- Eheschatz
- Ehescheidung
- Ehesêgen
- Ehestand
- Eheste
- Ehestens
- Ehesteuer
- Ehestiftung
- Eheteufel
- Eheverlöbniß
- Ehevogt
- Eheweib
- Ehezarter
- Ehr
- Ehrbar
- Ehrbarkeit
- Ehrbarlich
- Ehrbegierde
- Ehrbegierig
- Ehrdurst
- 1. Die Ehre
- 2. Die Ehre
- Ehreifer
- Ehren
- Ehrenamt
- Ehrenbahn
- Ehrenbêtt
- Ehrenbezeigung
- Ehrenbild
- Ehrenbogen
- Ehrenbothe
- Ehrenbrauen
- Ehrenbürger
- Ehrendame
- Ehrendieb
- Ehrendienst
- Ehrenerklärung
- Ehrenfall
- Ehrenfêst
- Ehrengedächtniß
- Ehrengericht
- Ehrengeschênk
- Ehrenhold
- Ehrenkleid
- Ehrenkrone
- Ehrenleute
- Ehrenlinie
- Ehrenlohn
- Ehrenlüge
- Ehrenmahl
- Ehrenmann
- Ehren-Marschall
- Ehrenmitglied
- Ehrennahme
- Ehrenpfênnig
- Ehrenpforte
- Ehrenpreis
- Ehrenräuber
- Ehrenrêcht
- Ehrenrêde
- Ehrenreich
- Ehrenreihe
- Ehrenrêttung
- Ehrenrichter
- Ehrenrock
- Ehrenrührig
- Ehrensáche
- Ehrensäule
- Ehrenschänder
- Ehrenschatz
- Ehrenschúß
- Ehrenspiegel
- Ehrenstaffel
- Ehrenstand
- Ehrenstêlle
- Ehrenstrafe
- Ehrenstück
- Ehrenstufe
- Ehrentafel
- Ehrentag
- Ehrentanz
- Ehrentitel
- Ehrentrunk
- Ehrenvêst
- Ehrenvoll
- Ehrenwein
- Ehrenwêrth
- Ehrenwort
- Ehrenzeichen
- Ehrerbiethig
- Ehrerbiethigkeit
- Ehrerbiethung
- Ehrfurcht
- Ehrgefühl
- Ehrgeitz
- Ehrgeitzig
- Ehrgierig
- Ehrhaft
- Ehrlich
- Ehrlichkeit
- Ehrliebe
- Ehrliebend
- Ehrlos
- Ehrlosigkeit
- Ehrsam
- Ehrschatz
- Ehrsucht
- Ehrsüchtig
- Ehrtrieb
- Ehrvergêssen
- Ehrwürde
- Ehrwürdig
- Êhs
- Ei
- Eibe
- Eibisch
- Eibischbaum
- Eibischkraut
- Eibischwurz
- Eich
- Eichapfel
- Eichbaum
- 1. Die Eiche
- 2. Die Eiche
- Eichel
- Eicheldaus
- Eichelgarten
- Eichelhafer
- Eichelhäher
- Eichelkamp
- Eichêlle
- Eichelmast
- Eichelmast
- Eichelschwein
- Eichen
- Eichen
- Eichenkraut
- Eichenlunge
- Eichenmistel
- Eichenrose
- Eichenschwamm
- Eichenwurm
- Eicher
- Eichfarn
- Eichgebühr
- Eichgrund
- Eichhase
- Eichhêrr
- Eichholz
- Eichhorn
- Eichicht
- Eichmaß
- Eichmast
- Eichner
- Eichpfahl
- Eichpilz
- Eichschälchen
- Eichschwamm
- Eichstab
- Eichstadt
- Eichtraube
- Eichwald
- Eid
- Eidam
- Eidbrúch
- Eidbr?chig
- Eidbruder
- Eidêchse
- Eider
- Eiderdunen
- Eidergans
- Eidesformel
- Eidgenóß
- Eidhaft
- Eidlich
- Eidschóß
- Eidschwur
- Eifer
- Eifer
- Eiferer
- Eifergeist
- Eifergesêtz
- Eiferig
- 1. Eifern
- Eifern
- Eiferopfer
- Eifersucht
- Eifersüchtig
- Eigen
- Eigenbehörig
- Eigends
- Eigendünkel
- Eigenen
- Eigener
- Eigengericht
- Eigenhändig
- Eigenheit
- Eigenhörig
- Eigenliebe
- Eigenlob
- Eigenlöhner
- Eigenmächtig
- Eigennutz
- Eigennützig
- Eigennützigkeit
- Eigenráche
- Eigenruhm
- Eigens
- Eigenschaft
- Eigenschaftswort
- Eigensinn
- Eigensinnig
- Eigenthätig
- Eigenthum
- Eigenthümer
- Eigenthühmlich
- Eigenthümlichkeit
- Eigenthumshêrr
- Eigenthumsrêcht
- Eigentlich
- Eigenwille
- Eigenwillig
- Eigenwilligkeit
- Eignen
- Eigner
- Eiland
- Eile
- Eilen
- Eilend
- Eilf
- Eilfeck
- Eilfêrtig
- Eilfêrtigkeit
- Eilffach
- Eilfjährig
- Eilfmahl
- Eilfte
- Eilftel
- Eilftens
- Eilfterley
- Eilfthalb
- Eilig
- Eimer
- Eimerig
- Eimerkunst
- 1. Ein
- 2. Ein
- Einackern
- Einánder
- Einankern
- Einantworten
- Einartig
- Einschern
- Einathemen
- Einätzen
- Einäugig
- Einballen
- Einbalsamiren
- Einband
- Einbansen
- Einbau
- Einbauen
- Einbêcken
- Einbêêre
- Einbêêren
- Einbehalten
- Einbeißen
- Einbeitzen
- Einbekênnen
- Einbekommen
- Einberichten
- Einbêtteln
- Einbeugen
- Einbiegen
- Einbilden
- Einbildung
- Einbildungskraft
- Einbinden
- Einbindenadel
- Einblasen
- Einblatt
- Einbläuen
- Einblinden
- Einbökeln
- Einbohren
- Einbohrig
- Einbr?chen
- Einbrênnen
- Einbringen
- Einbrocken
- Einbrúch
- Einbrühen
- Einbündeln
- Einbuße
- Einbüßen
- Eincassiren
- Eindächtig
- Eindammen
- Eindämpfen
- Eindêcken
- Eindeichen
- Eindenken
- Eindeutig
- Eindicken
- Eindingen
- Eindorren
- Eindrängen
- Eindrêhen
- Eindrillen
- Eindringen
- Eindruck
- Eindrücken
- Eindrucken
- Eindupfen
- Einêbenen
- Einegen
- Einen
- Einer
- Einer
- Einerley
- Einêrnten
- Einfách
- Einfachheit
- Einfädeln
- Einfahren
- Einfahrer
- Einfahrt
- Einfall
- Einfallen
- Einfalt
- Einfälteln
- Einfältig
- Einfältig
- Eínfalzen
- Einfangen
- Einfärbig
- Einfassen
- Einfassung
- Einfêhmen
- Einfeilen
- Einfeuchten
- Einfeuern
- Einfinden
- Einfitzen
- Einflêchten
- Einfleischen
- Einflicken
- Einfliegen
- Einfließen
- Einflößen
- Einflúß
- Einfolglich
- Einfordern
- Einförmig
- Einförmigkeit
- Einfrêssen
- Eínfreyen
- Einfrieden
- Einfrieren
- Einfügen
- Einfuhre
- Einführen
- Einfüllen
- Eingang
- Eingebäude
- Eingêben
- Eingebinde
- 1. Eingeboren
- 2. Eingeboren
- Eingedênk
- Eingefleischt
- Eingehen
- Eingenommenheit
- Eingerichte
- Eingeschênk
- Eingeschneitel
- Eingeschränktheit
- Eingesêssen
- Eingeständniß
- Eingestehen
- Eingeweide
- Eingewohnen
- Eingezogen
- Eingezogenheit
- Eingießen
- Eingraben
- Eingreifen
- Eingreifig
- Eingriff
- Eingúß
- Einhaben
- Einhäften
- Einhägen
- Einhäkeln
- Einhaken
- Einhällig
- Einhälligkeit
- Einhalt
- Einhalten
- Einhandeln
- Einhändig
- Einhändigen
- Einhängen
- Einhängig
- Einhäsen
- Einhauchen
- Einhauen
- Einhauig
- Einhêben
- Einhêften
- Einheilen
- Einheimisch
- Einheirathen
- Einheit
- Einheitzen
- Einhêlfen
- Einhêllig
- Einhêmmen
- Einhênken
- Einhêr
- Einhêrbsten
- Einhêtzen
- Einheuern
- Einheurathen
- Einhohlen
- Einhorn
- Einhösen
- Einhufig
- Einhüllen
- Einjagen
- Einjährig
- Einig
- Einigen
- Einigerley
- Einigkeit
- Einigung
- Einkalken
- Einkauen
- Einkauf
- Einkaufen
- Einkäufer
- Einkêhle
- Einkêhlen
- Einkehr
- Einkehren
- Einkeilen
- Einkêllern
- Einkêrben
- Einkindschaft
- Einkitten
- Einklagen
- Einklang
- Einkleiben
- Einkleiden
- Einkleidung
- Einkleistern
- Einklêmmen
- Einklinken
- Einklopfen
- Einknêbeln
- Einknicken
- Einknüpfen
- Einkóchen
- Einkommen
- Einkömmling
- Einkoppeln
- Einkörben
- Einkorn
- Einkramen
- Einkreisen
- Einkriechen
- Einkünfte
- Einkütten
- Einladen
- Einladung
- Einlage
- Einlager
- Einländer
- Einländisch
- Einlangen
- Einláß
- Einlassen
- Einlauf
- Einlaufen
- Einlaugen
- Einlaut
- Einläuten
- Einlêgen
- Einlêger
- Einleiben
- Einleimen
- Einleiten
- Einleitung
- Einlênken
- Einlêsen
- Einleuchten
- Einlieben
- Einliefern
- Einliegen
- Einlóchen
- Einlogiren
- Einlösen
- Einlöthen
- Einmáchen
- Einmähdig
- Einmahl
- Einmahlig
- Einmahnen
- Einmännisch
- Einmarken
- Einmarschiren
- Einmaß
- Einmauern
- Einmeischen
- Einmeißeln
- Einmêngen
- Einmêssen
- Einmiethen
- Einmíschen
- Einmünzen
- Einmuth
- Einmuthen
- Einmüthig
- Einmüthigkeit
- Einnähen
- Einnahme
- Einnêhmen
- Einnêhmer
- Einnêhmung
- Einnêtzen
- Einniethen
- Einnisten
- Einnisten
- Einnöthigen
- Einöde
- Einöhlen
- Einpacken
- Einpappen
- Einparthiren
- Einpassen
- Einpassiren
- Einpfählen
- Einpfarren
- Einpflanzen
- Einpflastern
- Einpflöcken
- Einpflügen
- Einpfropfen
- Einpfützen
- Einpíchen
- Einplaudern
- Einplumpen
- Einprägen
- Einprêdigen
- Einprêssen
- Einprügeln
- Einpudern
- Einpumpen
- Einquartiren
- Einquêllen
- Einquêrlen
- Einrammeln
- Einrammen
- Einrathen
- Einräumen
- Einrêchnen
- Einrêde
- Einrêden
- Einrêffen
- Einreiben
- Einreichen
- Einreihen
- 1. Einreißen
- 2. Einreißen
- Einreiten
- Einrênken
- Einrênnen
- Einrichten
- Einriegeln
- Einritt
- Einritzen
- Einrosten
- Einrucken
- Einrühren
- Eins
- Einsaat
- Einsacken
- Einsäen
- Einsagen
- Einsägen
- Einsalben
- Einsalzen
- Einsam
- Einsamig
- Einsamkeit
- Einsammeln
- Einsatz
- Einsäuern
- Einsaugen
- Einsäumen
- Einsäuseln
- Einschaffen
- Einschalig
- Einschalten
- Einschärfen
- Einscharren
- Einschattig
- Einschênken
- Einschêrig
- Einscheuern
- Einschichtig
- Einschicken
- Einschieben
- Einschiebsel
- Einschießen
- Einschiffen
- Einschildern
- Einschirren
- Einschlachten
- Einschlafen
- Einschläfen
- Einschläferig
- Einschläfern
- Einschlag
- Einschlagen
- Einschläger
- Einschleichen
- Einschleifen
- Einschlêppen
- Einschließen
- Einschlucken
- Einschlummern
- Einschlürfen
- Einschlúß
- Einschmeicheln
- Einschmeißen
- Einschmêlzen
- Einschmieden
- Einschmieren
- Einschmutzen
- Einschnallen
- Einschneide
- Einschneiden
- Einschneidig
- Einschnitt
- Einschnupfen
- Einschnüren
- Einschöpfen
- Einschränken
- Einschrauben
- Einschrêcken
- Einschreiben
- Einschroten
- Einschrumpfen
- Einschub
- Einschürig
- Einschustern
- Einschütten
- 1. Einschwärzen
- 2. Einschwärzen
- Einschwatzen
- Einsêgnen
- Einsehen
- Einseifen
- Einseitig
- Einsênden
- Einsênken
- Einser
- Einsêtzen
- Einsicht
- Einsichtig
- Einsichtsvoll
- Einsiedeley
- Einsieden
- Einsiedler
- Einsiedlerey
- Einsiedlerisch
- Einsiegeln
- Einsingen
- Einsinken
- Einsitzen
- Einsitzig
- Einsmahls
- Einstmahls
- Einsöhlig
- Einspänen
- Einspannen
- Einspänner
- Einspännig
- Einspêrren
- Einspinnen
- Einspr?chen
- Einsprêngen
- Einspringen
- Einspritzen
- Einsprúch
- Einsprüßelig
- Einst
- Einstäben
- Einstallen
- Einstammen
- Einstämmig
- Einstampfen
- Einstand
- Einstänkern
- Einst?chen
- Einstêcken
- Einstehen
- Einstêhlen
- Einsteigen
- Einstêllen
- Einsten
- Einstens
- Einsticken
- Einstimmen
- Einstimmig
- Einstmahls
- Einstopfen
- Einstoßen
- Einstreichen
- Einstreuen
- Einstr?ch
- Einstücken
- Einstürmen
- Einsturz
- Einstürzen
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- Einsümpfen
- Einsylbig
- Eintägig
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- Eintauchen
- Eintauschen
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- Einteigen
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- Eintheilig
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- Einthüren
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- 1. Die Eintracht
- 2. Die Eintracht
- Einträchtig
- 1. Der Eintrag
- 2. Der Eintrag
- Eintragen
- Einträglich
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- Eínträufeln
- Eintrêffen
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- Eintrichtern
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- Einung
- Einverleiben
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- Einvieren
- Einwachsen
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- Einwalken
- Einwand
- Einwandern
- Einwärts
- Einwassern
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- Einwêhen
- Einweichen
- Einweihen
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- Einwênden
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- Einwêrfen
- Einwickeln
- 1. Einwiegen
- 2. Einwiegen
- Einwilligen
- Einwindeln
- Einwintern
- Einwirken
- Einwittern
- Einwohner
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- Einwünschen
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- Einzählen
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- Einzapfen
- Einzäunen
- Einzéhren
- Einzeichnen
- Einzeln
- Einziehen
- Einzig
- Einzögling
- Einzug
- Einzwängen
- Einzwingen
- Eis
- Eis-Achat
- Eisalabaster
- Eisänte
- Eisapfel
- Eisbad
- Eisbahn
- Eisbank
- Eisbär
- Eisbaum
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- Eisbein
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- Eisbier
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- Eisbock
- Eisbr?cher
- Eisbrúch
- Eisdách
- Eisen
- Eisen
- Eisenader
- Eisenarzeney
- Eisenbart
- Eisenbaum
- Eisenbeerbaum
- Eisenbeitze
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- Eisenblumen
- Eisenblüthe
- Eisenbrand
- Eisenbr?ch
- Eisenbrúch
- Eisendraht
- Eisendruse
- Eisenêrde
- Eisenêrz
- Eisenfarbe
- Eisenfeil
- Eisenfleck
- Eisenflúß
- Eisenfrêsser
- Eisenfunke
- Eisengang
- Eisengans
- Eisengart
- Eisengehalt
- Eisengießer
- Eisenglanz
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- Eisengrube
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- Eisenhammer
- Eisenhandel
- Eisenhändler
- Eisenhart
- Eisenhart
- Eisenhart
- Eisenhieke
- Eisenholz
- Eisenhütchen
- Eisenhütte
- Eisenkalk
- Eisenkies
- Eisenkitt
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- Eisenrahmig
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- Eisfísch
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- Eiterflúß
- Eiterfraß
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- Ekloge
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- Emigránt
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- Êmmerling
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- Empfangen
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- Empfêhlen
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- Empfindeley
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- Empfindlich
- Empfindlichkeit
- Empfindniß
- Empfindsam
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- Empfindungslos
- Empor
- Empören
- Empörer
- Emporkirche
- Emporscheune
- Êmsig
- Êmsigkeit
- Êmsiglich
- En
- Êndabsicht
- Ênde
- Êndelhocke
- Êndelich
- Ênden
- Ênderling
- Êndigen
- Êndigung
- Endivie
- Êndlich
- Êndlichkeit
- Êndlos
- Êndreim
- Êndschaft
- Êndsylbe
- Êndung
- Êndursache
- Êndurtheil
- Êndzwêck
- Êngbäuchig
- Êngbrüstig
- Ênge
- Ênge
- Êngel
- Êngelblume
- Êngelbrot
- ?ngelf?sch
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- Êngelland
- Êngelot
- Êngelrein
- ?ngelróche
- Êngelsat
- Êngelspeise
- ?ngelsuß
- Êngelthaler
- Êngeltrank
- Êngelwurz
- Êngen
- Êngerling
- Êngern
- Êngland
- Êngländer
- Êngländern
- 1. Ênglisch
- 2. Ênglisch
- Êngster
- Enhinter
- Ênke
- Ênke
- 1. Der Ênkel
- 2. Der Ênkel
- Ênkel
- Ênkerzunft
- Ent
- Entadeln
- Entädern
- Entarten
- Entäußern
- Entbêhren
- Èntbêhrlich
- Entbiethen
- Entbinden
- Entblättern
- Entblêcken
- Entblöden
- Entblößen
- Entblühen
- Entbr?chen
- Entbrênnen
- Entbürden
- Entdêcken
- Entdêcker
- Ênte
- Entehren
- Enteilen
- Entêrben
- Êntern
- Entfahren
- Entfallen
- Entfalten
- Entfärben
- Entfernen
- Entfernung
- Entfêsseln
- Entflammen
- Entfliegen
- Entfliehen
- Entfließen
- Entfrêmden
- Entführen
- Entgêgen
- Entgehen
- Entgeistern
- Entgêld
- Entgêlten
- Entglimmen
- Entgöttern
- Enthaaren
- Enthalt
- Enthalten
- Enthaltsam
- Enthaltung
- Enthärten
- Enthaupten
- Enthêben
- Entheiligen
- Enthüllen
- Enthusiást
- Entian
- Entjóchen
- Entjungfern
- Entkêrkern
- Entkleiden
- Entknüpfen
- Entkommen
- Entkörpern
- Entkräften
- Entküssen
- Entladen
- Entlang
- Entlarven
- Entlassen
- Entlasten
- Entlauben
- Entlaufen
- Entlêdigen
- Entleeren
- Entlêgen
- Entlêgen
- Entléhnen
- Entleiben
- Entleihén
- Entlocken
- Entmannen
- Entmasten
- Entnêbeln
- Entnêhmen
- Entnêrven
- Entohnigen
- Entpurpern
- Entrasen
- Entrathen
- Enträthseln
- Entreißen
- Entreiten
- Entrichten
- Entriegeln
- Entrinnen
- Entrollen
- Entrücken
- Entrunzeln
- Entrüsten
- Entsagen
- Entsatz
- Entscêptern
- Entschädigen
- Entscheiden
- Entschlafen
- Entschlagen
- Entschleichen
- Entschleyern
- Entschließen
- Entschlossenheit
- Entschlummern
- Entschlüpfen
- Entschlúß
- Entschmeicheln
- Entschuldigen
- Entschütten
- Entschwêllen
- Entschwinden
- Entschwingen
- Entseelen
- Entsehen
- Entsêtzen
- Entsêtzlich
- Entsiegeln
- Entsinken
- Entsinnen
- Entspinnen
- Entsprêchen
- Entsprießen
- Entspringen
- Entstammen
- Entstêcken
- Entstehen
- Entsteigen
- Entstêllen
- Entstürzen
- Entsündigen
- Entthronen
- Entübrigen
- Entvölkern
- Entwachsen
- Entwaffnen
- Entwässern
- Entwêder
- Entwêhren
- Entweichen
- Entweihen
- Entwênden
- Entwêrden
- Entwêrfen
- Entwickeln
- Entwinden
- Entwinken
- Êntw?schen
- Entwohnen
- Entwöhnen
- Entwölken
- Entwurf
- Entwurzeln
- Entziehen
- Entziffern
- Entzücken
- Entzündbar
- Entzünden
- Entzündlich
- Entzwey
- Entzweyen
- Entzwischen
- -Ênzen
- Énzian
- Ephemere
- Ephemeriden
- Epheu
- Epheuharz
- Epigrámm
- Epikur
- Epilepsie
- Episch
- Episode
- Epistel
- Epóche
- Epopee
- Eppich
- 1. Der Êr
- 2. Er
- 3. Êr
- 4. -Er
- 5. Êr-
- Erachten
- Erarbeiten
- Erarmen
- Eräugnen
- Êrbacker
- Êrbadel
- Erbällen
- Erbällen
- Êrbamt
- Erbarmen
- Erbarmer
- Erbärmlich
- Erbarmung
- Erbauen
- Erbaulich
- Êrbausträge
- Êrbart
- Êrbbannerhêrr
- Êrbbau
- Êrbbeamte
- Êrbbegräbniß
- Êrbbereiten
- Erbbeschloßt
- Êrbbestand
- Êrbbrotspênder
- Êrbbuch
- Êrb-Cappellan
- Êrbdeich
- Êrbdrêscher
- Êrbdrost
- Êrbe
- Êrbe
- Erbêben
- Êrbeigen
- Êrbeinigung
- Erbeißen
- Erbêllen
- Êrben
- Êrberschleicher
- Erbêthen
- Erbêtteln
- Erbeuten
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- Êrbgenóß
- Êrbgerêchtigkeit
- Êrbgericht
- Êrbgerichtsbarkeit
- Êrbgerichtshêrr
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- Êrbgewinn
- Erbgraf
- Êrbgrind
- Êrbgrund
- Êrbgulden
- Êrbgut
- Êrbhäuer
- Êrbhêrr
- Êrbhofamt
- Êrbhofmeister
- Êrbhuldigung
- Erbjagd
- Erbiegen
- Erbiethen
- Erbiethig
- Êrbinn
- Erbitten
- Erbittern
- Erbittlich
- Êrbkämmerer
- Êrbkammerthürhüther
- Êrbkauf
- Êrbkönig
- Êrbkoth
- Êrbkoth
- Êrbkothsáß
- Êrbkrêtzschmar
- Erbkrug
- Êrbk?chenmeister
- Êrbkur
- Êrbland
- Êrbelandesamt
- Er-blassen
- Êrb-lasser
- Êrbléhen
- Êrbléhenware
- Erbleichen
- Êrbleute
- Êrblich
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- Erblinden
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- Êrblosung
- Êrbmangel
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- Êrbmarschall
- Êrbmeier
- Êrbmünzmeister
- Êrbnêhmer
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- Erboßen
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- Êrbpannerherr
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- Er-brêchen
- Êrbrêcht
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- Êrbritter
- Êrbsáß
- Êrbschacht
- Êrbschaden
- Êrbschaft
- Êrbschatzmeister
- Êrbschênke
- Êrbschênke
- Êrbschicht
- Êrbschirm
- Êrbschleicher
- Êrbschlosser
- Êrbschlüssel
- Êrbschmiede
- Êrbschnur
- Êrbschóß
- Êrbschuld
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- Êrbstäbelmeister
- Êrbstadt
- Êrbstallmeister
- Êrbstand
- Êrbstollen
- Êrbstück
- Êrbstufe
- Êrbsünde
- Êrbteich
- Êrbteufe
- Êrbtheil
- Êrbtheilung
- Êrbthürhüther
- Êrbtiefste
- Êrbtochter
- Êrbtrift
- Êrbtrúchséß
- Erbügen
- Erbuhlen
- Êrbunterthan
- Êrbverbrüdern
- Êrbvergleich
- Êrbvermächtniß
- Êrbverpachter
- Êrbvertrag
- Êrbvogt
- Êrbvolk
- Êrbvorschneider
- Êrbwürdig
- Êrbzeidler
- Êrbzeugmeister
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- Êrbzoll
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- Êrdapfel
- Êrdart
- Êrdartischocke
- Erdball
- Êrdbalsam
- Êrdbau
- Êrdbêben
- Êrdbeerapfel
- Êrdbeerbaum
- Êrdbeere
- Êrdbeerklee
- Êrdbeerspinat
- Êrdbeschreibung
- Êrdbiene
- Êrdbirn
- Êrdblume
- Êrdboden
- Êrdboden
- Êrdbogen
- Êrdbohrer
- Êrdbrand
- Êrdbrot
- Êrdbulle
- Êrdbürger
- Êrddohne
- Êrde
- Êrdeichel
- Êrdeichhorn
- Êrdeidêchse
- Êrden
- Êrdênge
- Êrdengêld
- Êrdêngerling
- Êrdenhaft
- Er-dênken
- Er-dênklich
- Êrdenkloß
- Êrdepheu
- Erderschütterung
- Êrdeule
- Êrdfahl
- Êrdfall
- Êrdfarbe
- Êrbfarbig
- Êrdfáß
- Êrdfeige
- Êrdfêrne
- Êrdfeuer
- Êrdflche
- Êrdflachs
- Êrdfliege
- Erdfloh
- Êrdfl?tz
- Êrdfurche
- Êrdgalle
- Êrdgans
- Êrdgeflügel
- Êrdgeschmack
- Êrdgewächs
- Êrdgrille
- Êrdgrund
- Êrdgürtel
- Êrdgut
- Êrdhaft
- Êrdhaltig
- Êrdharz
- Êrdhaue
- Êrdhaufen
- Êrdhopfen
- Êrdhühnchen
- Êrdhummel
- Êrdicht
- Er-dichten
- Er-dichtung
- Êrdig
- Êrdkäfer
- Êrdkastanie
- Êrdkiefer
- Êrdkloß
- Êrdkohle
- Êrdkörper
- Êrdkraut
- Êrdkrêbs
- Êrdkreis
- Êrdkrokod?ll
- Êrdkrone
- Êrdkröte
- Êrdkugel
- Êrdkunde
- Êrdlage
- Êrdlinie
- Êrdmandel
- Êrdmännchen
- Êrdmast
- Êrdmaus
- Êrdmêhl
- Êrdmêßkunst
- Êrdmewe
- Êrdmistel
- Êrdmoos
- Êrdmorchel
- Êrdmörser
- Êrdnähe
- Êrdnêbel
- Êrdnúß
- Êrdochse
- Êrdöhl
- Êrdpêch
- Êrdpfau
- Êrdpfriem
- Êrdpin
- Êrdpol
- Êrdratze
- Êrdrauch
- Êrdräumer
- Êrdreich
- Er-dreisten
- Êrdrose
- Er-drosseln
- Êrdrübe
- Er-drücken
- Êrd-rücken
- Êrdsack
- Êrdsaft
- Êrdsand
- Êrdsäure
- Êrdschabe
- Êrdschaber
- Êrdschau
- Êrdschicht
- Êrdschildkröte
- Êrdschlange
- Êrdschmid
- Êrdschnake
- Êrdschnêcke
- Êrdscholle
- Êrdschwalbe
- Êrdschwamm
- Êrdschwêfel
- Êrdschwein
- Êrdspêrling
- Êrdspiegel
- Êrdspinne
- Êrdspinnenkraut
- Êrdspitze
- Êrdstoß
- Êrdstr?ch
- Êrdtalg
- Êrdtoffel
- Er-dulden
- Er-dummen
- Êrdwasser
- Êrdweide
- Êrdwêrk
- Êrdwinde
- Êrdwurf
- Êrdzeislein
- Êrdzirkel
- Êrdzunge
- Ereifern
- Ereignen
- Ereigniß
- Ereilen
- Eremit
- Erêrben
- Erfahren
- Erfahren
- Erfahrenheit
- Erfahrung
- Erfallen
- Erfêchten
- Erfindbar
- Erfinden
- Erfinder
- Erfinderisch
- Erfindsam
- Erfindung
- Erf?schen
- Erflehen
- Erfodern
- Erfolg
- Erfolgen
- Erforderlich
- Erfordern
- Erforderniß
- Erforschen
- Erfragen
- Erfrêchen
- Erfreuen
- Erfreulich
- Erfreyen
- Erfrieren
- Erfr?schen
- Erfüllen
- Ergänzen
- Ergattern
- Ergätzen
- Ergêben
- Ergêben
- Ergêbenheit
- Ergehen
- Ergeitzen
- Ergêtzen
- Ergêtzlich
- Ergêtzlichkeit
- Ergiebig
- Ergießen
- Erglänzen
- Ergötzen
- Ergraben
- Ergrauen
- Ergreifen
- Ergrimmen
- Ergrößern
- Ergrübeln
- Ergründen
- Erhaben
- Erhaben
- Erhabenheit
- Erhalten
- Erhalter
- Erhandeln
- Erhängen
- Erharren
- Erharten
- Erhärten
- Erháschen
- Erhêben
- Erhêblich
- Erhêblichkeit
- Erheirathen
- Erheischen
- Erheitern
- Erheitzen
- Erhêllen
- Erhênken
- Erhêrben
- Erheucheln
- Erheurathen
- Erhitzen
- Erhoben
- Erhöhen
- Erhohlen
- Erhören
- Erhörlich
- Erhungern
- Erjagen
- Erinnern
- Erinnerlich
- Erinnerung
- Erkalten
- Erkälten
- Erkämpfen
- Erkargen
- Erkaufen
- Erkêcken
- Erkênnen
- Erkênntlich
- Erkênntlichkeit
- Erkênntniß
- Erker
- Erkiesen
- Erklärbar
- Erklären
- Erklärung
- Erklêcken
- Erklêcklich
- Erklêttern
- Erklimmen
- Erklingen
- Erklopfen
- Erklügeln
- Erkoren
- Erkranken
- Erkriechen
- Erkriegen
- 2. Erkriegen
- Erkrummen
- Erkühlen
- Erkühnen
- Erkunden
- Erkundigen
- Erkünsteln
- Erlaben
- Erlahmen
- Erlangen
- Erlängen
- Erlängern
- Erláß
- Erlassen
- Erláßjahr
- Erláßlich
- Erlauben
- Erlaubniß
- Erlaubt
- Erlaucht
- Erlauern
- Erlaufen
- Erlauschen
- Erläutern
- Êrle
- Erlêben
- Erlêdigen
- Erlêgen
- Erleichtern
- Erleiden
- Erleidlich
- Êrlen
- Êrlenfink
- Erlêrnen
- Erlêsen
- Erleuchten
- Erliegen
- Erlogen
- Erlöschen
- Erlösen
- Erlöser
- Erlügen
- Erlustigen
- Ermächtigen
- Ermahnen
- Ermangeln
- Ermannen
- Ermäßigen
- Ermatten
- Êrmel
- Ermêlden
- Ermêssen
- Ermorden
- Ermüden
- Ermuntern
- -Ern
- Ernähren
- Ernährer
- Êrnde
- Ernênnen
- Erneuen
- Erniedern
- Erniedrigen
- Êrnst
- Êrnst
- Êrnstfeuer
- Êrnsthaft
- Êrnsthaftigkeit
- Êrnstlich
- Êrnte
- Êrntedienst
- Êrnte-Ferien
- Êrntefrohne
- Êrntekranz
- Êrntemonath
- Êrnten
- Êrntenseuche
- Êrntewagen
- Ernüchtern
- Erobern
- Eroberer
- Eroberung
- Eröffnen
- Erörtern
- Êrpel
- Erpflügen
- Erpicht
- Erprêssen
- Erproben
- Erquicken
- Errathbar
- Errathen
- Errêchten
- Errêgen
- Erreichbar
- Erreichen
- Erreiten
- Erreitzen
- Errênnen
- Errêtten
- Errêtter
- Errichten
- Erringen
- Erröthen
- Errufen
- Errungenschaft
- Ersagen
- Ersättigen
- Ersatz
- Ersaufen
- Ersäufen
- Erschaben
- Erscháchern
- Erschaffen
- Erschallen
- Erschällen
- Erscheinen
- Erscheinung
- Erschießen
- Erschiffen
- Erschinden
- Erschlaffen
- Erschlagen
- Erschleichen
- Erschmeicheln
- Erschnappen
- Erschöpfen
- Erschrêcken
- Erschrêcklích
- Erschrêckniß
- Erschreiben
- Erschreiten
- Erschreyen
- Erschrockenheit
- Erschroten
- Erschürfen
- Erschütten
- Erschüttern
- Erschwáchen
- Erschwêren
- Erschwinden
- Erschwinden
- Erschwingen
- Ersehen
- Ersêssen
- Ersêtzen
- Ersêtzlich
- Erseufzen
- Ersichtlich
- Ersiegen
- Ersingen
- Ersinken
- Ersinnen
- Ersinnlich
- Ersitzen
- Ersorgen
- Ersparen
- Erspielen
- Erspinnen
- Ersprießen
- Ersprießlich
- Erst
- Erstarken
- Erstarren
- Erstatten
- Erstaunen
- Erstaunlich
- Êrste
- Erst?chen
- Erstêcken
- Erstehen
- Ersteigen
- Êrstens
- Erstêrben
- Êrstgeboren
- Erstgeburt
- Ersticken
- Erstinken
- Êrstlich
- Êrstling
- Erstrêben
- Erstrêcken
- Erstreiten
- Erstummen
- Erstürmen
- Ersuchen
- Ertanzen
- Ertappen
- Ertauschen
- Ertheilen
- Ertödten
- Ertönen
- Ertrag
- Ertragen
- Erträglich
- Ertränken
- Erträumen
- Ertrêten
- Ertrinken
- Ertrotzen
- Erübrigen
- Êrve
- Erwáchen
- Erwàchsen
- Erwägen
- Erwählen
- Erwähnen
- Erwarmen
- Erwärmen
- Erwarten
- Erwêcken
- Erwêcklich
- Erwêhren
- Erweichen
- Erweinen
- Erweis
- Erweisen
- Erweislich
- Erweitern
- Erwêrb
- Erwêrben
- Erwêrfen
- Erwiedern
- 1. Erwinden
- 2. Erwinden
- 3. Erwinden
- Erw?schen
- Erworgen
- Erwúchern
- Erwünschen
- Erwürgen
- 1. Das Êrz
- 2. Êrz-
- Êrzader
- Erzählen
- Êrzamt
- Êrzart
- Êrzauge
- Êrzausschläger
- Êrzbanneramt
- Êrzb?schof
- Êrzbisthum
- Êrzblume
- Êrzbrúch
- Êrzdieb
- Êrzdruse
- Erzeigen
- Êrzen
- Êrzen
- Êrzêngel
- Êrzêngelwurz
- Erzeugen
- Erzeugniß
- Êrzfáß
- Êrzgang
- Êrzgebirge
- Êrzgraf
- Êrzgrube
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- Êrzhaltend
- 1. Das Êrzhaus
- 2. Das Êrzhaus
- Êrzhêrzog
- Êrzhirt
- Êrzhöhle
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- Erzielen
- Erzittern
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- Êrzschatzmeister
- Êrzschênke
- Êrzschicht
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- Êrzstufe
- Êrzteufe
- Êrztheiler
- Êrztrog
- Erztropfen
- Êrztrúchseß
- Êrztruhe
- Erzürnen
- Êrzvater
- Êrzwage
- Êrzwand
- Êrzwêrk
- Erzwingen
- Êrzwürde
- Ês
- ?sch
- 1. Die ?sche
- 2. Die ?sche
- ?sche
- ?schel
- Êschen
- ?schenbaum
- ?schern
- Escherwurz
- ?schlauch
- Êschrose
- ?schweihe
- ?schwurz
- 1. Der Êsel
- 2. Der Êsel
- Êseley
- Êselfüllen
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- Êselsbrücke
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- Êselshaupt
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- Êselshuf
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- Êselslattich
- Êselsmilch
- Êselsohr
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- Êselswicken
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- Êspars?tte
- Êspe
- Êß
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- Êsse
- Êssegêld
- Êssen
- Êssen
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- Êsser
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- Êssigbraten
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- Êßspieß
- Êßstange
- Êßwaare
- Êßzeit
- Êßzimmer
- Êstrich
- -Êt
- Êtlich
- Êtter
- Êtwa
- Êtwann
- Êtwas
- Êtzen
- Eu
- Euch
- 1. Euer
- 2. Euer
- Euere
- Eure
- Euerer
- Eurer
- Euerthalben
- Euertwegen
- Euertwillen
- Eule
- Eulenflucht
- Eure
- Eurer
- Eurethalben
- Euretwegen
- Euretwillen
- Eurige
- Europa
- Euter
- Evangelisch
- Evangel?st
- Evangelium
- Ever
- Ewig
- Ewigkeit
- Ewiglich
- Excêll?nz
- Ex?mpel
- Exêmplar
- Exêmplarisch
- Experim?nt
- Extráct
- Extrapost
- 1. -Ey
- 2. Ey
- 3. Das Ey
- Eyerbrot
- Eyerdotter
- Eyerfladen
- Eyergêlb
- Eyergêrste
- Eyerhagel
- Eyerkäse
- Eyerkirsche
- Eyerklar
- Eyerkrbs
- Eyerkuchen
- Eyerlinie
- Eyerlingsbaum
- Eyeröhl
- Eyerpflaume
- Eyerpflaume
- Eyerplatz
- Eyerrühr
- Eyerschale
- Eyersohle
- Eyerstock
- Eyersuppe
- Eyförmig
- Eyland
- Eyrund
- Eyweiß
Erstellt: 2021-01
A
Adelung, Johann Christoph
Hochdeutsches Wörterbuch
Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart,
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten,
besonders aber der Oberdeutschen [Adelung]
(E?)(L?) http://www.bastisoft.de/misc/adelung/
Zu den Daten
Hier finden Sie den vollständigen Text des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von Johann Christoph Adelung. Er entspricht der Ausgabe von 1811, die vom Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eingescannt und mit einem Texterkennungsprogramm in Textform überführt wurde. Text und Bilder hat die sogenannte Digitale Bibliothek auf Ihrem Web-Server verfügbar gemacht, jedoch nicht als fortlaufenden Text. Das ist die Lücke, die diese Datei füllen soll.
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Der Text unterliegt keinem urheberrechtlichen Schutz, da dieser nach deutschem Recht nur Werken gewährt wird, deren Urheber noch lebt oder höchstens seit 70 Jahren tot ist.
Sebastian Koppehel
Erstellt: 2010-02
B
C
D
E
E (W3) [Adelung]
E, der fünfte Buchstab des Deutschen Alphabetes und der zweyte unter
den Vocalen oder Hülfslauten.1. Dieser Buchstab hat im Hochdeutschen
einen doppelten Laut, indem er theils wie das e der Lateiner in meus,
heri, bene, merito u. s. f. theils aber auch wie a lautet.Das erste e,
welches auch aus das hohe e genannt wird, und, wenn es den Ton hat,
dem e ferme der Franzosen gleicht, wird am häufigsten gebraucht; ob
sich gleich alle die Fälle, in welchen es vorkommt, nicht leicht unter
gewisse bestimmte Regeln bringen lassen. Vor dem h ist es in den
meisten Fällen hoch, und hat zugleich den Ton; wie in gehen, sehen,
stehen, mehr, u. s. f. Indessen gibt es auch Fälle, wo es wie ä
lautet, wie in fehlen, hehlen, Hehler, stehlen, Mehl, nehmen, sehnen
u. s. f. In zehren, wehen, drehen und andern mehr, wird es selbst im
Hochdeutschen oft hoch, am häufigsten aber tief ausgesprochen.Das
tiefe e, das e ouvert der Franzosen, lautet wie ä, und findet sich in
der ersten Sylbe vieler zweysylbigen Wörter, dergleichen leben, geben,
Hebel, ledig, reden, Segel, Kegel Elend, lesen, Wesen, bethen, treten,
selig u. s. f. sind. In allen diesen Fällen ist es zugleich gedehnt
und hat den Ton. Geschärft aber ist es in Berg, Werk, Zwerg, Essig,
Kessel, lecken, Zweck, strecken u. s. f.Das verdoppelte e oder ee,
oder das Zeichen des gedehnten e, ist in den meisten Fällen hoch, See,
Klee, Meer, Heer, Beere, leer, Seele, das Beet, Allee, die Beete. Denn
Scheere, scheeren, scheel, Meet, sind bloße Neuerungen, für Schere,
scheren, schel, Meth.Da der Übergang von einem Selbstlaute zu dem
andern in allen Sprachen etwas gewöhnliches ist, so darf man sich auch
nicht wundern, wenn verschiedene Deutsche Mundarten statt des
Hochdeutschen e andere Töne hören lassen. So sprechen die rauhern
Oberdeutschen Mundarten, linka Seitha für linke Seite, Wunda für
Wunde; die Schlesier Fahl für Fell, Nalken für Nelken, ihrlich für
ehrlich, Siele für Seele, gihe für gehe; die Pfälzer Ältisten für
Ältesten, spätisten für spätesten, wehrtister für werthester; einige
Niedersachsen Bieke, in Zwey Sylben, für Beke, Bach, Tiewe für Tewe,
Hündinn, Jesel für Esel u. s. f. Selbst die Hochdeutsche Mundart ist
davon nicht frey; denn daher rühret unter andern auch die
Verwandtschaft der Vocale so wohl in vielen abgeleiteten Wörtern, als
auch in der Conjugation der irregulären Zeitwörter. So kommt von Berg
Gebirg, und von Werk wirken; so gehet das e in a über, in kennen, ich
kannte, gekannt, brennen, brannte, gebrannt, genesen, genas; in ie,
befehlen, du befiehlst, schwer, schwierig; in i, bergen, du birgst,
geben, du gibst, brechen, du brichst, brich, ich esse, du issest; in
o, ich pflege, gepflogen, brechen, gebrochen, schelten, gescholten,
zuweilen, obgleich seltener, auch in u, stehen, ich stund, für ich
stand, werden, ich wurde.2. Der Gebrauch dieses Buchstaben ist von
einem sehr weiten Umfange. Ohne hier dasjenige zu wiederhohlen, was in
der Sprachlehre und Orthographie davon gesagt worden, sollen nur ein
Paar Stücke davon bemerket werden.1) Am häufigsten dienet dieser Vocal
zur Flexion der Wörter am Ende, welche der Regel nach allein durch ihn
geschiehet. Erdienet zur Declination, der Mann, des Mannes, dem Manne,
die Männer; der Trieb, des Triebes, dem Triebe, die Triebe. Zur
Comparation, süß, sußer, der süßeste; hoch, höher, am höchsten. Zur
Conjugation, ich tödte, du tödtest, er tödtet, ich tödtete, getödtet,
tödten. In allen diesen Fällen ist er kurz, und gemeiniglich auch von
dem Tone verlassen. Ja er wird in vielen Fällen gar weggelassen, wie
hernach wird gesagt werden.2) Dienet dieser Buchstab auch zur Bildung
neuer Wörter. So werden aus Adverbien vermittelst des angehängten e
Hauptwörter, das Abstractum derselben auszudrucken; gut, Güte, lieb,
Liebe, stark, Stärke, groß, Größe, mild, Milde, dürr, Dürre u. s. f.
Alle solche Substantive sind weiblichen Geschlechtes.3) Eine der
vornehmsten Verrichtungen dieses Vocales ist die Beförderung des
Wohlklanges. Dieses e euphonicum verdienet hier ein wenig
umständlicher entwickelt zu werden.Die Hochdeutsche Mundart beobachtet
die Mittelstraße zwischen der allzu großen Weichlichkeit der
Niedersächsischen, und der rauhen Härte der Oberdeutschen Mundart. Die
letztere zu mildern, hat sie unter andern auch den weichen Consonanten
b, d, g, s, dem gelinden ß, und dem w, welche am Ende nicht anders als
hart ausgesprochen werden können, ihre erste gelinde Aussprache wieder
gegeben, und dieses konnte nicht anders als durch Anhängung eines e
geschehen. In Bild, Sieb, Raub, lang, des, Haß lauten die letzten
Consonanten wie t, p, k, ß und ss. Allein in tausend andern Wörtern,
wo die Hochdeutsche Mundart weichere Mitlaute hören lassen will und
muß, ist das e unentbehrlich. Dahin gehören Bube, Knabe, Schwabe,
Gewölbe, Gewerbe, Glaube, Rabe, Gnade, Friede, behende, spröde, blöde,
Schade, geschwinde, Heide, Habe, Stube, gerade, herbe, Gebäude,
Gewinde, Gemählde, Ende, enge, geringe, träge, das Beschläge, das
Auge, Gebirge, Gedränge, böse, lose, leise, weise, Franzose, Matrose,
Hase, Accise, Gekröse, Getöse, Preuße, Löwe; ingleichen die
Imperativi, welche sich auf einen von diesen Mitlauten endigen, liebe,
büße, begnüge, borge, sage, klage u. s. f. Alle diese Wörter lautet im
Oberdeutschen hart Bub, Knab, Schwab, blöd, Rab, Heid, bös, weis, Has
u. s. f. In andern Wörtern aber, wo die Hochdeutsche Mundart die
Oberdeutsche Aussprache behalten hat, würde es ein Fehler seyn, sie
durch ein angehängtes e weicher zu machen. Man spricht und schreibt
also bald, Geduld, Schuld, lang, (außer wenn es das Nebenwort der Zeit
lange ist,) jung, gib, lis u. s. f.Dieser Regel folgen auch einige
andere Wörter, welche sich auf einen Hauch- oder Lippenbuchstab
endigen, denen im Hochdeutschen gleichfalls ein e angehänget wird,
vermuthlich, um die harte Einsylbigkeit dadurch zu heben. Dergleichen
Wörter sind, z. B. Affe, Laffe, Gedanke, Funke, Schnepfe, Franke,
Türke, Sache, Stampfe, Drache u. s. f. dagegen Glück, Geschick, dick,
Graf, Gespräch und andere dieser Milderung nicht bedürfen.Auch gehören
hierher die Gentilia, welche sich nicht auf ein r endigen, und
dergleichen außer den oben gedachten sind, der Däne der Schwede, der
Pohle, der Russe, der Norwege, der Böhme, der Hesse, u. s. f. welche
dieses e nur um des Wohl-
lautes willen annehmen, dagegen die, so sich auf ein r endigen, wie
Baier, Perser, Indier, Pommer, Märker u. s. f. es nicht
bedürfen.Hieraus erhellet zugleich, wie unrecht diejenigen daran sind,
welche manchen Wörtern, die nicht unter diese Fälle gerechnet werden
können, ein unnützes e anhängen, und späte, ofte, dünne, Narre,
schöne, ihme, indeme, Poete, Prophete, Fürste u. s. f. sprechen und
schreiben. Eben so merklich ist der Übelklang bey den auf solche Art
ohne gehörige Ursache verlängerten Neutris, Glück, Geschick, Geschenk,
Geschlecht, Geblüt, Gemüth, Gesetz, Netz, Gedicht, Gerücht, Gewicht,
Geräusch, Gewächs u. s. f. Nur einige einsylbige Nebenwörter vertragen
dieses e, wenn sie am Ende einer Periode zu stehen kommen, um den
Mißklang zu vermeiden, den ein einsylbiges Wort in diesem Falle
verursachen würde, Mehr ist von diesem e in der Orthographie gesagt
worden.3. Weil das e, nicht das e euphonicum, sondern dasjenige,
welches die Wörter am Ende beugen hilft, die Rede oft schleppend
macht, so kann und muß es oft weggelassen werden. Diese Weglassung
ist,1) Nothwendig. (a) Im Dative der Hauptwörter, wenn sie ohne
Artikel stehen, S. 1 Der, S. 1454. (b) In einigen Superlativen. Der
beßte oder beste für besseste, der liebste für liebeste, der dümmste,
frömmste, gröbste, höchste, nächste, schwächste, jüngste, längste, u.
s. f. Besonders diejenigen, welche sich im Positive auf ig, lich, ach,
bar, sam, em, en und er endigen. (c) In den Mittelwörtern der
vergangenen Zeit auf et, ein Geliebter, Betrübter für Betrübeter,
verstimmte Saiten, ein geübter Redner u. s. f. Nur nicht, wenn schon
ein anderes t vorher gehet; ein gerichtetes Haus, nicht gerichttes,
ein verpflichteter Diener. (d) In einigen Zeiten mancher Verborum. Ich
liebte, lobte, für liebete, lobete. (e) In den Endungen elen, eren der
Zeitwörter, wo am besten das zweyte, von härtern Mundartern aber das
erste e verbissen wird. Mauern (mauren) dauern, (dauren), lauern,
(lauren) für maueren, daueren, laueren; mangeln, (manglen) segeln,
(seglen) für mangelen, segelen.2) Bloß erlaubt ist sie, besonders in
der vertraulichen Sprache des Umganges und in der Poesie, in allen
Fällen, wo der Wohlklang nicht darunter leidet, das ist, wo durch die
Zusammenziehung nicht zu viele und zu harte Mitlauter zusammen kommen.
So wird das e des Genitivs und Dativs, auch wenn ein Artikel vorhanden
ist, in den Adjectiven auf ein kurzes en, in den Mittelwörtern der
vergangenen Zeit auf en, in den Infinitiven mancher Zeitwörter, in den
Comparativen und Superlativen u. s. f. sehr oft verschlungen. Die
kühle Luft am Abend, die Stärke des Thiers, sein eignes Vermögen; geh,
steh, beßre Menschen, das völlste Faß.
Ebbanker (W3) [Adelung]
Der Ebbanker, des -s, plur. ut nom. sing. in der Seefahrt, ein Anker,
welcher der Ebbe oder fallenden Fluth widerstehet, im Gegensatze des
Fluthankers, welcher sich der steigenden Fluth widersetzet. Beyde
Anker zusammen genommen werden Teyanker oder Gabelanker genannt.
Ebbe (W3) [Adelung]
Die Ebbe, plur. inus. der Abfluß des Meerwassers nach der Fluth. Ebbe
und Fluth, das periodische Steigen und Fallen des Wassers in dem
Weltmeere. Es ist Ebbe. Die Ebbe tritt ein.
Anm. Dieses Wort lautet im
Angels. Ebba, Ebbe, im Engl. Ebb, Ebbing, im Franz. Ebe, im mittlern
Lateine Ebba, im Dän. und Nieders. gleichfalls Ebbe. Es scheinet von
dem veralteten Verbo aben, hinab gehen, abnehmen, herzustammen. S. Ab
und Abend. Die Niedersachsen und Dänen haben auch dasVerbum ebben, und
die Engländer to ebb, nach der Fluth ablaufen, als ein Neutrum. Das
Meer fängt an zu ebben.
Eben (W3) [Adelung]
Eben, ein Wort in doppelter Gestalt üblich ist.I. Als ein Bey- und
Nebenwort, und da bedeutet es, 1. eigentlich, gleich, was keine hervor
stehende Erhöhungen oder Ungleichheiten hat, am häufigsten von der
Oberfläche des Erdbodens. Ein ebenes Feld, welches keine Berge, Hügel,
oder Thäler hat. Ein ebener Weg. Der Weg ist sehr eben. Etwas eben
machen. 2. In figürlicher Bedeutung, 1) * hübsch, fein, von der
Gesichtsbildung. Wer Jüngling ebener Gestalt, Wer Jungfrau ist, ja
jung und alt, Opitz Ps. 148. Diese Bedeutung ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich. S. Uneben. 2) Genau, eigensinnig, im gemeinen Leben
einiger Gegenden. Er ist ein ebener Mann, ein Mann, der alles sehr
genau haben will. Er ist in seinen Sachen sehr eben.II. Als ein bloßes
Nebenwort, oder Adverbium.1. * Gleich, aequalis, gemäß; welche
Bedeutung aber im Hochdeutschen veraltet ist. Als es der Natur der
Dinger eben kommt, Buch der Natur, Augsb. 1483. Es gilt alles eben
viel, Opitz.2. Genau, accurat, im gemeinen Leben. Eben voll, ganz
voll. Ich kann es so eben nicht wissen. Jemanden gar eben ansehen.
Merke eben darauf, was ich dir zeigen will, Ezech. 40, 4. Da sah ich
eine Magd sitzen - und sahe eben auf ihn, Luk. 22, 56.3. Besonders
wird es in diesem Verstande gebraucht, ein Wort und den dadurch
ausgedruckten Begriff sehr genau zu bestimmen, da es denn zu allerley
Redetheilen gesetzet werden kann, 1) Zu Nebenwörtern und Bindewörtern.
Es geschiehet dir eben recht. Du thust eben als wenn du mich fragtest.
Eben damahls, genau zu derselbigen Zeit. Eben jetzt habe ich ihn
gesehen. Eben daselbst. Ich wollte eben gern ein Wort mit ihm allein
reden, Gell. Eben, weil sie fühlt, daß ihr Herz überwunden ist, so
wendet sie auch noch die letzte Bemühung an u. s. f. ebend. Eben
deßwegen singt und bethet sie alle Stunden, weil, sie alle Stunden
reicher werden will, ebend. Es ist eben heute ein Jahr, da sie ihr
Vermögen verloren, ebend. Besonders stehet es gern bey der Partikel
so, die Ähnlichkeit noch genauer zu bestimmen. Ich bin eben so alt als
du. Er ist eben so groß als ich. Eben so reich als Crösus. Eben so,
auf eben dieselbe Art. Er ist eben so glücklich als vorher. Ich
verlange den Reichthum eben so wenig, als die Armuth, Gell. 2) Zu
Pronominen. Eben dich meine ich. Besonders zu den anzeigenden der,
die, das, derselbe, dieselbe, dasselbe. Ich sahe ihn noch an eben
demselben Tage. Er ist noch an eben dem Orte, wo er gestern war. Eben
derselbe Mensch, welchen wir gesehen haben. Im gemeinen Leben setzet
man die Präposition gern zwischen eben und das Pronomen, welches aber
in der edlen Schreibart nur selten eine gute Wirkung thut. Ich sahe
ihn noch eben an demselben Tage. Eben mit dem Maß, da ihr mit messet,
Luc. 6, 38. Noch weniger ist es zu rathen, das Nebenwort in dieser
Bedeutung zu verschweigen. Es ist derselbe Mensch, welchen wir gestern
gesehen haben. Oder noch das und einzuflicken, welches hier völlig
unnütz ist: hat es vor diesem Menschen gegeben, so kann es auch wohl
eben und dieselben Fehler gegeben haben. Die gemeinen Sprecharten
gebrauchen für eben derselbe gern der nehmliche, der nehmlichste, der
gleiche, welche Ausdrücke aber einem Hochdeutschen Ohre anstößig sind.
3) Zu Nenn- und Zeitwörtern. Es ist mir eben eins, in gemeinen Leben,
es ist mir gleich viel. Das mußte ich eben
nicht, das war eigentlich die Sache, welche ich nicht wußte. Das
läugnet er eben. Das ist eben, was ich sage. Dieses ist eben mein
Wunsch, Gell. Sie sagte, sie wäre unruhig, und das war eben schlimm,
ebend. Eben der Leute wegen will er nur Abends kommen, Weiße. Du
hättest sie eben sollen ruhig machen, Gell. Eben durch die Gutheit
macht man nur mehr Bettler, ebend. Man weiß, daß nicht eben die besten
Schriften am häufigsten abgehen.4. Auch eine Zeit sehr genau zu
bestimmen, in welcher etwas geschehen ist. Da das Thor eben
zugeschlossen war. Wir haben eben deiner gedacht, eben jetzt. Du warst
eben weggegangen, den Augenblick zuvor. So eben erhalte ich einen
Brief, im gemeinen Leben. Eben da ich trinke. Wir wollten eben gehen
und sie rufen, Weiße, eben jetzt, oder zu eben derselben Zeit. Dahin
gehören auch die Oberdeutschen Ausdrücke, eben gedachter, eben
bemeldeter u. s. f. für jetzt gedachter.5. Zuweilen hat diese Partikel
eine bloß einschränkende Kraft, zumahl wenn sie einer Verneinung
beygefüget wird, deren Härte sie oft bloß mildert; welcher Gebrauch
der vertraulichen Sprech- und Schreibart vorzüglich eigen ist, und der
Bedeutung des Wortes zwar nahe kommt. Das wäre mir nun eben nicht
recht, wenn mir so einer wieder Querfeld ein käme, Weiße. Ich will
mich eben nicht groß damit machen, Gell. Das will ich eben nicht
sagen. Die Frage geschahe eben aus keinem Mißtrauen. Das dächte ich
eben nicht, Gell. Die Hand, die könnet ihr mir küssen, Dieß wird mich
eben nicht verdrießen, Gell.
Anm. Eben, in Oberschwaben eban, im
Nieders. even und effen, kommt fast in allen obigen Bedeutung schon
bey den Alten vor. Für gleich gebraucht Kero eban, ebanlih. Bey dem
Ottfried bedeutet ebeno genau, eban gleich als, ebanon vergleichen;
dem Isidor ist eban so, und Notker gebraucht diese Partikel auch für
ja. Ze mannis ebin christanin minno, zu des Menschen ja Christen
Liebe; anderer veralteten Bedeutungen zu geschweigen. Das alte Goth.
ibn, das Angels. efn, efen, em, das Schwed. efwen, jafn, jefn, aem,
das Wallis. eun, das Engl. even, das Dän. effen und jävn, kommen mit
dem Deutschen genau überein. Selbst das Griech. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image -, und die Latein. imitor, imago, gehören, dem Ihre zu
Folge, zu dieser Verwandtschaft, wohin man denn auch unser Deutsches
ahmen rechnen müßte; S. Nachahmen.
Ebenbaum (W3) [Adelung]
Der Ebenbaum, des -es, plur. die -bäume, S. Ebenholz.
Ebenbild (W3) [Adelung]
Das Ebenbild, des -es, plur. die -er. 1) Ein Bild, welches der
abgebildeten Sache gleich ist. Und da er einen Altar sahe, der zu
Damasco war, sandte der König Ahas desselben Altars Ebenbild und
Gleichniß zum Priester Uria, 2 Kön. 16, 10. In dieser Bedeutung ist es
im Hochdeutschen veraltet, wo man es nur noch in engerer Bedeutung von
einer Person gebraucht, die einer andern sehr ähnlich oder gleich ist.
Er ist das völlige Ebenbild seines Vaters. Du bist der Demuth
Ebenbild, die in der Stille wohnt, Weiße. In eben diesem Verstande
wird Christus in dem neuen Testamente mehrmahls das Ebenbild Gottes,
oder seines Vaters genannt, Col. 1, 15. Ebr. 1, 3. 2 Cor. 11, 4. 2)
Diejenigen Eigenschaften, worin eine Person oder Sache der andern
ähnlich ist; in welcher Bedeutung es nur in der Theologie üblich ist,
wo das Ebenbild Gottes in den vollkommenen sittlichen Eigenschaften
der ersten Menschen gesetzet wird; so unbequem dieser Ausdruck auch
ist, vornehmlich weil er eine sehr genaue und vollkommene Ähnlichkeit
bezeichnet, die kein endliches Wesen mit einem unendlichen haben kann.
3) Ein Muster, Beyspiel, Vor-bild, welche Bedeutung gleichfalls unter
die veralteten gehöret. Daß sie gleich seyn sollten dem Ebenbilde
seines Sohnes, Röm. 8, 29. Und wenn die gelehrten und schrifft weisen
Den leyen bose ebenpild vortragen, heißt es in dem ungedruckten
Vaßnachtspil des Türken, aus dem 15ten Jahrhunderte. In eben derselben
Bedeutung kommt dieses Wort auch in einer alten Übersetzung der
goldenen Bulle aus dem 15ten Jahrhunderte vor.
Anm. In der ersten
Bedeutung ist der Plural selten, in der zweyten kommt er gar nicht
vor. S. Bild.
Ebenbürtig (W3) [Adelung]
Ebenbürtig, adj. et adv. von gleicher Geburt, d. i. von gleichem
Stande. Ebenbürtige Kinder, welche von Ältern gleiches Standes
erzeuget worden, deren Ältern von einerley Heerschilde sind. So auch
die Ebenbürtigkeit.
Ebendrähtig (W3) [Adelung]
Ebendrähtig, adj. et adv. keine unebene Stellen, in den Fäden keine
Knoten habend, von einem Gewebe. Ebendrähtige Leinwand. S. Draht 1.
Ebene (W3) [Adelung]
Die Ebene, plur. die -n, eine ebene Fläche, welche keine
Ungleichheiten hat; doch nur in engerer Bedeutung, ein ebener Theil
auf der Oberfläche des Erdbodens. In der Mark Brandenburg gibt es
viele unfruchtbare Ebenen. Die Städte auf der Ebene, 5 Mos. 3, 10. Auf
der Ebene wohnen, Jer. 21, 13.
Anm. In dieser Bedeutung kommt Epani
schon in den Monseeischen Glossen vor. Bey den ältern Schriftstellern
findet sich Ebini und Ebinu auch als ein Abstractum, für die
Billigkeit des Gemüthes.
Ebenen (W3) [Adelung]
Ebenen, verb. reg. act. eben, gleich machen, besonders von der
Oberfläche des Erdbodens. Einen Garten, einen Platz ebenen. Plötzlich
aber ebnen sich Alle Wasserwogen, Gleim. Daher die Ebenung.
Anm. Das
Nieders. evenen, verevenen, das Holl. effenen, Engl. to even, und Dän.
jävnen haben gleiche Bedeutung. Bey dem Notker lautet dieses Zeitwort
ebenon, aber Ottfried gebraucht es auch für vergleichen. In
Niedersachsen war es ehedem auch als ein Neutrum üblich, für gelegen,
bequem seyn; es ebenet mir nicht.
Ebenfalls (W3) [Adelung]
Ebenfalls, adv. gleichfalls, in eben demselben Falle befindlich. Dein
Bruder wird mich besuchen, und ich hoffe deine Schwester wird
ebenfalls kommen. Sie heißt ebenfalls wie du, Julchen, Gell. Im
Oberdeutschen ist dafür auch ebener Maßen üblich. S. Fall und
Ebenmäßig.
Ebenholz (W3) [Adelung]
Das Ebenholz, des -es, plur. car. 1) Eigentlich, das schwarze, feine
und überaus harte Holz eines Baumes, der in Afrika, besonders auf den Inseln "St. Helena" und Mauritius, sehr häufig wächset, und zu feinen
Tischlerarbeiten gebraucht wird. Der Baum, welcher dieses Holz gibt,
wird der Ebenbaum genannt. In Luthers Deutscher Bibel heißt das Holz
mit dem vorgesetzten Hauchlaute Hebenholz. Die Schiffe Hiram, die Gold
aus Ophir führeten, brachten sehr viel Hebenholz und Edelgesteine, 1
Kön. 10, 11. Es kam nicht mehr solch Hebenholz, ward auch nicht
gesehen, bis auf den heutigen Tag, V. 12. 2) Um der Härte willen, hat
man in den neuern Zeiten auch das Holz verschiedener anderer
ausländischen Bäume mit diesem Nahmen benannt. Das Amerikanische
Ebenholz, ist ein hartes Holz von einer schönen grünlich braunen
Farbe, welches von einem Strauche in dein südlichen Amerika kommt, der
bey dem Linne Aspalathus Ebenus heißt. Das Kretische Ebenholz wächst
auf der Insel Kreta, Ebenus Cretica, L. Im Handel und Wandel ist noch ein anderes rothes Ebenholz bekannt, welches
auch Granadillenholz genannt wird. S. auch Eibenbaum.
Anm. Das wahre Ebenholz heißt im Latein. Ebenus, im Ital. Ebano, im Pers. Ebanus. Es
hat seinen Nahmen vermuthlich von dem Hebr. - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image -, ein Stein, weil es den Steinen an Härte fast
gleich kommt.
Ebenmaß (W3) [Adelung]
Das Ebenmaß, des -es, plur. inus. in der Baukunst, die Ähnlichkeit
der Seiten bey einem unähnlichen Mittel; mit Griechischen Wörtern, die
Symmetrie, oder Evrythmie. Das Ebenmaß beobachten.
Anm. Brockes
gebrauchte dieses Wort im weiblichen Geschlechte, die Ebenmaße, S.
Maß. Im Nieders. bedeutet Ebenmate auch das Gleichgewicht.
Ebenmäßig (W3) [Adelung]
Ebenmäßig, adj. et adv. welches im Oberdeutschen am bekanntesten ist,
für gleich, ähnlich. Eine ebenmäßige Frist, die eben so lang ist.
Ingleichen als ein Nebenwort für ebenfalls.
Anm. In diesem Sinne kommt
ebenmaze schon bey dem Notker vor, und bey dem Willeram ist ebenmazzen
so viel als vergleichen. Das Nieders. ebenmate bedeutet mittelmäßig.
Ebensöhlig (W3) [Adelung]
Ebensöhlig, adj. et adv. wagerecht, horizontal, im Bergbaue. S.
Sohle.
Ebenteuer (W3) [Adelung]
Das Ebenteuer, S. Abenteuer.
Ebentischler (W3) [Adelung]
Der Ebentischler, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben
einiger Gegenden, ein Kunsttischler, der künstliche Arbeiten aus
Ebenholz und andern seltenen Hölzern verfertiget.
Eber (W3) [Adelung]
1. Der Eber, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben einiger
Gegenden, so viel als ein Näber oder Bohrer, S. Näber.
Eber (W3) [Adelung]
2. Der Eber, des -s, plur. ut nom. sing. ein Fahrzeug auf der
Niederelbe, mit einem flachen Boden, und nur Einem Segel, zuweilen
auch ein jedes Both. Im Nieders. lautet dieses Wort Ever.
Eber (W3) [Adelung]
3. Der Eber, des -s, plur. ut nom. sing. eine Niedersächsische Benennung
des Storches, S. Storch.
Eber (W3) [Adelung]
4. Der Eber, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Das männliche Geschlecht der
Schweine, so wohl der wilden, als auch der zahmen. Ein wilder Eber.
Ein zahmer Eber. 2) Figürlich, eine veraltete Art des groben
Geschützes, welches eine außerordentliche Viertelskarthaune war, 12
Pfund Eisen schoß und 23 Centner wog. Ehedem war es sehr gewöhnlich,
die verschiedenen Arten des groben Geschützes nach gewissen Thieren zu
benennen.
Anm. Eber lautet im Nieders. Ever im Osnabrückischen Aubär,
Obär, bey dem Notker Eber, bey dem Stryker Eberswein. Das Latein. Aper
ist genau damit verwandt, obgleich solches nur von wilden Schweinen
üblich ist, von denen Eber auch im Deutschen am häufigsten gebraucht
wird. Die zahmen Eber werden in vielen Gegenden nur Beer, Bier,
Beerschwein, im Oberdeutschen Bar, Par genannt, mit welchem Worte
nicht nur das alte Longobard. Pair, das Engl. Boar, das
Angelsächsische Bar, Bare, sondern auch das Latein. Verres, das Ital.
Verro, das Franz. Verrat, das Span. Berraco, das mittlere Latein.
Bevralis porcus, und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - überein kommen. Frisch leitet dieses Wort von dem alten bären,
schlagen, her; allein bey dem Worte Bär ist schon angezeiget worden,
daß ehedem mehrere größere Thiere mit diesem Nahmen beleget worden.
Das e in Eber scheinet der alte Artikel a, ein, zu seyn, der in
mehrern Fällen mit dem Hauptworte zusammen geflossen ist, S. A und
Ein. Übrigens heißt ein zahmer Eber auch im Nieders. ein Kämpe, in
Preußen Kujjel, in Thüringen und andern Provinzen ein Hacksch,
Hätschel, in Baiern eine Rennsau, anandern Orten ein Stammschwein, im
Dänischen Orne, im Schwed. Fargalt, von fara, coire, u. s. f.
Eberäsche (W3) [Adelung]
Die Eberäsche, plur. die -n. 1) Im gemeinen Leben, eine Benennung des
Sperberbaumes, oder des Vogelbeerbaumes, dessen rothe sauere Beeren
eine angenehme Speise vieler Vögel sind; Sorbus aucuparia, L. 2) In
manchen Gegenden wird auch die Zitterpappel, Populus tremula, L.
Eberäsche genannt.
Anm. Den Nahmen Äsche hat dieser Baum vermuthlich
wegen seiner Ähnlichkeit mit der eigentlich so genannten Äsche. Der
Vorsatz Eber ist vermuthlich aus aber oder after verderbt, eine
schlechtere Art des Äschenbaumes zu bezeichnen, im Gegensatze des
eigentlichsten Sperberbaumes oder Speyerlings, Sorbus domestica, L.
welcher in einigen Gegenden auch Adeläscht genannt wird, im wärmern
Europa wächst, und eßbare Beeren trägt. Übrigens wird der Nahme
Aberäsche und Eberäsche in den gemeinen Mundarten häufig in Abrasch,
Everesche, Eibischbaum, Eibraschbaum, Ehrischbaum, Ebritzbaum, Aressel
u. s. f. verderbt. S. auch Arlesbeere. In den gemeinen Mundarten Ober-
und Niedersachsens heißt er Quitzenbaum, Quitschenbaum, die Beeren
aber Quitsen, Quitser.
Ebergeld (W3) [Adelung]
Das Ebergeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, dasjenige
Geld, welches die Bauern dem Gutsbesitzer geben, wenn er einen Eber
für die Gemeinde hält; an einigen Orten das Obley, aus dem
Lateinischen.
Eberhard (W3) [Adelung]
Eberhard, ein Mannsnahme, welcher von dem Worte Eber, aper,
vermittelst der Endsylbe hard gebildet worden; S. Hard. Im gemeinen
Leben wird dieser Nahme wieder in Ebert, und in Niedersachsen in
Everd, Epke, Aapke, zusammen gezogen, wohin auch die Nahmen Ebbo, Abo,
Hepo, Heppo, Eppo u. s. f. aus den Mittlern Zeiten gehören.
Eberhirsch (W3) [Adelung]
Der Eberhirsch, des -es, plur. die -e, bey den neuern Schriftstellern
des Naturreiches, eine Art Schweine auf den Moluckischen Inseln,
welche die Größe eines Hirsches, aber die ganze Gestalt eines
Schweines haben, nur daß sie die Erde nicht umwühlen; Schweinhirsch,
Babirussa, in dem Lande selbst Babi-Roesa, d. i. Schweinhirsch.
Eberraute (W3) [Adelung]
Die Eberraute, plur. inus. S. Aberraute und Stabwurz.
Eberschwein (W3) [Adelung]
Das Eberschwein, des -es, plur. die -e. 1) Ein Eber, d. i. ein
Schwein männlichen Geschlechtes. 2) Unter den Landleuten zuweilen auch
ein fleischiges Gewächs an dem Kälbersacke kalbender Kühe, welche die
Größe einer starken Wälschen Nuß hat.
Eberwurz (W3) [Adelung]
Die Eberwurz, plur. inus. 1) Ein Nahme der Aberraute oder Stabwurz,
S. diese Wörter. 2) Eine Pflanze, welche auf den Deutschen und
Italiänischen Bergen wächset, und eine scharfe, bittere, gewürzhafte
Wurzel hat; Carlina acaulis, L. Kreuzdistel.
Eccho (W3) [Adelung]
Das Eccho, (sprich Echcho,) plur. ut nom. sing. der von festen
Körpern zurück prallende Schall, wenn er deutlich empfunden wird, der
Wiederschall, in der höhern Schreibart der Wiederhall; aus dem Griech.
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Im Oberdeutschen ist
dieses Wort weiblichen, zuweilen aber auch männlichen Geschlechtes.
Unser Gesagt tönt dann weit umher, und das Eccho singet uns nach,
Geßn. Opitz gebraucht es gleichfalls im weiblichen, Walser, ein
Schweizer, aber im männlichen Geschlechte. Im Hochdeutschen ist das
ungewisse Geschlecht am üblichsten.
Echinit (W3) [Adelung]
Der Echinit, des -en, plur. die -en, eine versteinerte vielschalige
Muschel, welche in Gestalt halber oder ganzer Kugeln gefunden wird,
daher der große Haufe sie auch Knopfstein, Schlangenstein,
Krötenstein, Igelstein, zu nennen pflegt. Die unversteinerte Muschel
wird Echinus, Seeigel, oder Seeapfel genannt.
Echt (W3) [Adelung]
Echt, -er, -este, adj. et adv. 1) Eigentlich, den Gesetzen gemäß,
rechtmäßig; in welcher Bedeutung doch dieses Wort wenig mehr gebraucht
wird. Echte Kinder, eheliche Kinder, welche aus einer rechtmäßigen Ehe
herstammen. 2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, seiner
Bestimmung gemäß, unverfälscht, rein. Echter Wein. Echte Waaren.
Echtes Silber. Echte Perlen, Tressen u. s. f. im Gegensatze der
nachgemachten, oder falschen. Ingleichen beständig, dauerhaft, von
Farben. Echte Farben, welche nicht verschießen. Die Farbe ist
echt.
Anm. Echt, Nieders. echt, Dän. ägte, egte, Schwed. ekta, ist von
Ehe, welches ehedem ein jedes Gesetz bedeutete, und wird daher sehr
unbillig von einigen mit ä, ächt geschrieben. In einigen
Niedersächsischen Gegenden, und im Schwed. heißt Echt, Echta, noch
jetzt die Ehe. Die Alten hatten noch ein anderes Wort von gleichem
Klange, Echt, welches bey dem Kero und andern Schriftstellern
Vermögen, Meublen, Eigenthum bedeutete, und noch in einigen
Niedersächsischen Gegenden üblich ist, aber wohl vielmehr zu eigen,
und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, haben, als zu Ehe,
Gesetz, gehöret. S. auch Eichen, das Verbum.
Echtheit (W3) [Adelung]
Die Echtheit, plur. car. die Eigenschaft, der Zustand, da eine Sache
echt ist; nicht Echtigkeit, wie man bey einigen findet.
Echtmaß (W3) [Adelung]
Das Echtmaß, des -es, plur. die -e, S. Eichmaß.
Eckband (W3) [Adelung]
Das Eckband, des -es, plur. die -bänder, ein Band, welches um die
Ecke eines Körpers geleget wird. So führen diesen Nahmen die eisernen
Bänder, mit welchen die Ecken eines Kastens oder Koffers beschlagen
werden. Die untersten Eckbänder werden auch Eckschuhe genannt.
Ecke (W3) [Adelung]
Die Ecke, plur. die -n, Diminut. das Eckchen, des -s, plur. ut nom.
sing. die scharfe Fläche, welche aus dem Zusammenstoßen der äußersten
Puncte zweyer Linien gebildet wird. 1. Eigentlich, da dieses Wort so
wohl von der äußern scharfen Fläche, als auch von dem innern Winkel
gebraucht wird. 1) Von der äußern scharfen Fläche. Eine Figur von drey
Ecken. Die Ecke des Hauses. Und lauret an allen Ecken, d. i. der
Häuser, Sprichw. 7, 12. Die Ecke eines Waldes. In etwas weiterer
Bedeutung wurden auch Vorgebirge, Landzungen u. s. f. ehedem Ecken
genannt. Von der Ecke an dem Salzmeer, das ist, von der Zungen die
gegen Mittagwärts gehet, Jos. 15, 2. Daher rühren noch viele
eigenthümliche Nahmen, z. B. Saneck, eigentlich ein Vorgebirge an dem
Sanflusse, Mureck u. s. f. 2) Von dem innern Winkel; doch nur in
einigen Fällen des gemeinen Lebens. Sich in eine Ecke verstecken. Der
Stock stehet in der Ecke. Die Ecken des Auges, des Mundes. Ingleichen,
ein jeder kleiner verborgener Ort, ein Ort, wo man sich verbirgt. Ich
habe ihn in allen Ecken gesucht. 2. Figürlich. 1) Das äußerste Ende
einer Sache. In diesem Verstande werden die vier Enden oder Gegenden
der Welt, so wohl in der Deutschen Bibel, als im gemeinen Leben,
häufig die vier Ecken genannt. Ich sahe vier Engel stehen auf den vier
Ecken der Erde, Offenb. 7, 1. Vermuthlich gehöret hierher auch die im
gemeinen Leben übliche R. A. bunt über Eck gehen, d. i. verwirrt
zugehen, welche mehrmahls bey dem Opitz vorkommt; z. B. Sollt alles
nach der Zeit bunt über Ecke gehen. 2) Ein kurzer Raum, eine kurze
Weite, im gemeinen Leben. Es ist nur eine kleine Ecke bis dahin. Darf
ich nicht ein Eckchen mitgehen? 3) Ecken, Eckchen heißen in manchen Gegenden zwey an einander gebackene Brote oder Semmeln; S. Ecksemmel.
An andern ist es dasjenige Stück, welches zuerst von einen Brote
abgeschnitten wird.
Anm. 1. Ecke lautet in der heutigen Bedeutung bey
dem Stryker Ekke, und im Niedersächsischen Egge. Die erste Bedeutung
dieses Wortes ist scharf, spitzig. Daher ist zwiekkiu bey dem Notker
so viel als zweyschneidig, und egge Wapen, egge Tüg, bedeuteten ehedem
in Niedersachsen schneidende Waffen, schneidende Werkzeuge. In dieser
Bedeutung gehöret es zu einem sehr zahlreichen Geschlechte von
Wörtern, welches sich durch alle ältern und neuern Sprachen
ausgebreitet hat. Dergleichen sind das Dän. Eg, und Schwed. Aegy, die
Schneide, das Engl. Edge, das Angels. Ecge, die Schärfe, ecged,
scharf, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, die
Spitze, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich wetze, das
Latein. acies, acus, acidus, acuo, selbst das Latein. ignis, das Wend.
oign, Feuer, und das Ungar. egek, ich brenne, entweder von der
spitzigen Gestalt der Flammen des Feuers, oder auch von der durch das
Brennen verursachten Empfindung, und tausend andere. S. Art, Achel,
Hacke u. s. f. Im Nieders. bedeutet Egge auch den äußersten Rand an
der Leinwand und dem Tuche, die Salleiste; Oker ist in eben dieser
Mundart der scharfe Winkel des Dache mit dem Boden, und Huuk der
Winkel, ingleichen das Zäpfchen in dem Halse. S. auch Ort, Horn,
Kante, welche viele Bedeutungen mit Ecke gemein haben.
Anm. 2. Dieses
Wort ist im Oberdeutschen ungewissen Geschlechtes, das Eck, des -es,
plur. die -e, welches Geschlecht auch von einigen Hochdeutschen
beybehalten worden. Das Eck der Erden, Cron. Wenn dieses Wort eine mit
Ecken versehene Figur bedeutet, in den Zusammensetzungen, Dreyeck,
Viereck, Sechseck u. s. f. da ist es auch im Hochdeutschen ohne
Ausnahme ein Neutrum.
Eckel (W3) [Adelung]
Eckel, S. Ekel.
Eckenzierde (W3) [Adelung]
Die Eckenzierde, S. Eckzierde.
Eckfeile (W3) [Adelung]
Die Eckfeile, plur. die -n, eine Feile mit Ecken, im Gegensatze der
runden Feilen.
Eckforst (W3) [Adelung]
Der Eckforst, des -es, plur. die -förste, in der Baukunst, die von
dem Hauptforste nach den vier Ecken des Hauses abhangenden Ecken an
einem Holländische Dache; richtiger die Eckfirste.
Eckhaus (W3) [Adelung]
Das Eckhaus, des -es, plur. die -häuser, ein Haus, welches an der
Ecke einer Gasse stehet, oder welches an einem Platze stehet, wo zwey
Gassen einander begegnen; im Niedersächsischen ein Ordhuus.
Eckig (W3) [Adelung]
Eckig, -er, -ste, adj. et adv. Ecken habend, besonders auswärts
gehende Winkel habend. Ein eckiges Glas. Eine eckige Feile. So auch in
den Zusammensetzungen dreyeckig, viereckig u. s. f. Im Nieders.
kantig. Die figürliche Bedeutung, in welcher Logau sagt: Runcus ist
recht eckigt (eckig) grob, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.
Eckkachel (W3) [Adelung]
Die Eckkachel, plur. die -n, nach einem Winkel gebogene Kacheln,
welche die Ecken des Ofens bilden.
Eckloche (W3) [Adelung]
Die Eckloche, plur. die -n, in dem Forstwesen, eine Loche, oder ein
Lochbaum, der an der Ecke einer Grenze, oder, wo dieselbe von geraden
Linie abweichet, gemarket wird. Siehe Lochbaum.
Eckpfeiler (W3) [Adelung]
Der Eckpfeiler, des -s, plur. ut nom. sing. ein Pfeiler an der Ecke
eines Gebäudes.
Ecksäule (W3) [Adelung]
Die Ecksäule, plur. die -n. 1) Eine Säule an der eines Gebäudes, es
mag nun ein Ständer, oder eine in höherm Verstande so genannte Säule
seyn; S. Eckständer. 2) Eine Benennung das Griech. Prisma
auszudrucken, welche J. C. Sturm im Jahr 1670 zuerst versucht hat. S.
Prisma.
Eckschaft (W3) [Adelung]
Der Eckschaft, des -es, plur. die -schäfte, in der Baukunst, ein
Stück Mauer, welches von dem äußersten Fenster bis an die Ecke eines
Hauses gehet; Franz. Jambe d'encognure.
Eckschuh (W3) [Adelung]
Der Eckschuh, des -es, plur. die -e, S. Eckband.
Ecksparren (W3) [Adelung]
Der Ecksparren, des -s, plur. ut nom. sing. ein Sparren an der Ecke
des Daches, der nächste Sparren an dem Giebel.
Eckstämpel (W3) [Adelung]
Der Eckstämpel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Buchbindern, ein
Stämpel, die Ecken der Bücher damit zu zieren.
Eckständer (W3) [Adelung]
Der Eckständer, des -s, plur. ut nom. si. in der Zimmermannskunst,
ein Ständer an der Ecke eines Gebäudes; eine Ecksäule.
Eckstein (W3) [Adelung]
Der Eckstein, des -es, plur. die -e, ein jeder Stein, welcher
bestimmt ist, an einer Ecke zu liegen. 1) An einem Gebäude, ein Stein,
der so wohl in dessen Grinde an einer Ecke gelegt wird, als auch die
äußern Ecken mit ausmachen hilft, wozu gemeiniglich die größten und
besten Steine gewählet werden. Wer hat der Erden einen Eckstein
gelegt? Hiob 38, 6. Auf ähnliche Art wird Christus in mehrern Fällen
ein Eckstein genannt. 2) Ein Stein, welcher von außer an der Ecke
eines Gebäudes gesetzt wird, damit dieselbe von den Vorüberfahrenden
nicht beschädiget werde. 3) Ein Grenzstein, welcher in die Ecke einer
Markung gesetzet wird, wo die Grenze von der geraden Linie abweicht;
ein Hauptstein, Ortstein.
Anm. Das Wort Ekkestain kommt in der ersten
Bedeutung in dem Fragmente eines alten Gedichtes auf Carln den Großen
bey dem Schilter zuerst vor. Notker gebraucht dafür Haubetstein,
Vuinkelstein, Ortstein. Ps. 117, 22, heißt es bey ihm: Der stein den
zimberonde ferchuren, der uuard ze houbete des uuincheles - Daz chit,
ze houbet steine. Der houbet stein, daz ist der uuinchelstein, der
beide wendezesamene fuoget. Im Angels. heißt ein solcher Stein
Hyrnstan, von Hyrn, Horn, Ecke, im Nieders. aber Endelstein, Ortstein.
Eckthor (W3) [Adelung]
Das Eckthor, des -es, plur. die -e, ein nur in der Deutschen Bibel
übliches Wort, ein Thor der Stadt Jerusalem zu bezeichnen, welches
sich an der Ecke gegen Mitternacht befand: 2 Kön. 14, 13; 2 Chron. 25,
23; Kap. 26, 9; Jer. 31, 18 u. s. f.
Eckzahn (W3) [Adelung]
Der Eckzahn, des -es, plur. die -zähne, bey den Pferden, die letzten
Zähne, welche gleich auf die Haken folgen, und im vierten Jahre
abgeworfen werden.
Eckzierde (W3) [Adelung]
Die Eckzierde, plur. die -n, in der Baukunst, Zierathen, mit welchen
die Ecken der Thüren und Fenster verzieret werden.
Edel (W3) [Adelung]
Edel, edler, edelste, adj. et adv. welches von den ältesten Zeiten an
in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht worden.1. * Die erste und
älteste Bedeutung, wenigstens von welcher man in Schriften Nachricht
hat, ist verwandt, von dem alten nordischen Worte Ätt, Geschlecht, S.
Atte. Daß diese Bedeutung, in welcher auch Edel und Adel als
Hauptwörter für Geschlecht üblich waren, die älteste ist, hat Ihre v.
Adel sehr weitläufig und überzeugend erwiesen. Bey dem Isidor heißt es
Kap. 5, Chechundemes auh nu des edhili endi odhili, nun wollen wir
auch sein Geschlecht und Vaterland zeigen. Und bey dem Ottfried B. 4,
Kap. 15: Thar sihit er thuz edili, joh sines selbes bilidi, da stehet
er seine Verwandtschaft und sein eigenes Bild. In einer alten
geschriebenen Übersetzung der Bibel bey dem Frisch heißt es 2 Kön. 15:
Asaria liegt begraben bey seinen Meren oder Edelen, d. i. bey seinen
Vätern oder Vorfahren. Da nun in den ältesten Zeiten nur allein
dieFreygebornen ein Geschlecht und eine Familie hatten, so kam es, daß
das Wort edel nachmahls,2. Auch einen jeden Freyen, oder Freygebornen
bedeutete. Ihre hat auch diese Bedeutung aus alten Schwedischen
Stellen sehr gelehrt bewiesen, und zugleich bemerket, daß edel in
diesem Verstande mit dem Franz. Gentilhomme und Engl. Gentleman sehr
genau überein komme, welche gleichfalls von dem Lat. Gens, Geschlecht,
abstammen.3. Allein man machte doch auch schon sehr frühe einen
Unterschied unter den Freyen, und nannte nur diejenigen edel, welche
sich unter ihnen durch besondere Verdienste hervor thaten. In diesem
Verstande war edel sehr lange ein vorzüglicher Ehrentitel der Glieder
des hohes Adels, die Fürsten selbst nicht ausgenommen, welche sich
sehr häufig edle Herren, edle Fürsten, edle Grafen, zu schreiben
pflegten. Noch 1331 nannte der Graf von Hohenlohe die Pfalzgrafen am
Rheine die edila hochwerdigen Herren, S. C. L. Scheidts Nachrichten
von dem hohen und niedern Adel. Noch jetzt ist die Würde eines Edelen
des Reichs oder Edelen Herren eine Würde, welche einen Freyherren
bedeutet, und von dem Kaiser ertheilet wird, obgleich diejenigen,
welche solche erhalten, sie oft so wenig kennen, daß sie sich über den
Titel eines Freyherren noch ein eigenes Diplom geben lassen. Die Edlen
zu Venedig.4. Ob man nun gleich schon ältere Beyspiele findet, daß
Personen des niedern Adels gleichfalls edel genannt worden, so ward
doch dieser Titel zu Anfange des 15ten Jahrhundertes, da der hohe Adel
andere Titel anzunehmen anfing, ihnen besonders eigen, und von ihnen
werden die Wörter Edelmann, Edelfrau u. s. f. nur noch allein
gebraucht; obgleich das Wort edel selbst in dieser Bedeutung
ungewöhnlich geworden, seitdem adelig mehrern Beyfall gefunden. Doch
werden noch die Glieder der Reichsritterschaft von dem Kaiser Edle,
die Directores und Ausschüsse aber Wohlgeborne und Edle genannt. Auch
der Magistrat der Reichsstadt Nürnberg bekommt vermöge einer besondern
Vergünstigung von dem Jahre 1697 von dem Kaiser den Titel Edel,
dagegen andere nur Ehrsam von ihm genannt werden. Denn das Wort edel
blieb auch nicht lange ein Ehrentitel des niedern Adels, sondern ward
gar bald5. Auch dem bürgerlichen Stande eigen, unter welchem
diejenigen, die sich durch Gelehrsamkeit und Verdienste von andern
unterschieden, edel und Edele genannt wurden. Und in diesem Verstande
sind noch jetzt die Wörter edel, wohledel, hochedel, edelgeboren,
wohledelgeboren und hochedelgeboren üblich, die man Personen
bürgerlichen Standes nach Maßgebung ihrer Würde ertheilet. S. diese
Wörter. Das einfache edel hat dabey von seiner alten Würde so viel
verloren, daß man es heut zu Tage sogar geringen Bürgern und kleinen
Krämern beyleget, obgleich auch diese wohledel und hochedel genannt
seyn wollen.6. Am häufigsten wird dieses Wort in figürlichem Verstande
gebraucht, und da bedeutet es, 1) * rechtmäßig, echt, von welcher
veralteten Bedeutung Frisch v. Adel einige Beyspiele angeführet hat.
2) Vorzüglich, das Beste in seiner Art, in welchem Verstande schon
Isidor adhal gebraucht. Die Edlen des Volkes, in der bibl. und höhern
Schreibart, die vornehmsten, die würdigsten Personen in einem Staate,
nicht allein dem Stande, sondern auch der Tugend, der Denkungsart
nach. Die Edelsten in Israel sind auf deiner Höhe erschlagen, 1 Sam.
1, 19. Der Himmel, der sich nur die Rache vorbehält, Wählt sich zum
Werkzeug nie die Edelsten der Welt, Weiße. Nach einer noch weitern
Figur werden im gemeinen Leben auch leblose Körper edel genannt, wenn
sie sich durch vorzügliche Eigenschaften von andern Dingen, so wohl
ihrer, als fremder
Art unterscheiden. Nimm die besten Specereyen, die edelsten Myrrhen, 2
Mos. 30, 27. Ein edler Gang, ein edles Gebirge, edles Erz, werden im
Bergbaue ein reichhaltiger Gang, ein reichhaltiges Gebirge, ein
reichhaltiges Erz genannt. Edle Metalle, welche im Feuer unverändert
bleiben, wie Gold und Silber, zum Unterschiede von den unedlen. Die
ältern Kräuterkenner setzen vielen Nahmen der Pflanzen das edel vor,
um sie von unkräftigern oder gemeinern ihrer Art zu unterscheiden;
edel Gamanderlein, edel Leberkraut u. s. f. und bey den Jägern wird
ein völlig ausgewachsener Hirsch ein edler Hirsch genannt. Indessen
ist doch diese ganze Figur beynahe veraltet, außer daß sie in dem
höhern Style noch von Personen gebraucht wird. 3) Kostbar, köstlich,
schätzbar. Er wird sein Füllen an den. Weinstock binden und seiner
Eselinn Sohn an den edlen Reden, 1 Mos. 49, 11. Da sind edle Früchte
vom Himmel, - da sind edle Früchte von der Sonnen u. s. f. 5 Mos. 33,
13. Es ist eine edle Sache um den Hausfrieden. Auch diese Bedeutung
fängt an seltener zu werden, vermuthlich weil sie von den Dichtern der
ältern und neuern Zeiten zu sehr gemißbrauchet worden. 4) Was sich von
dem Gewöhnlichen und Gemeinen auf eine vorzügliche Art unterscheidet,
und dessen höchsten Grab man erhaben nennet. Edle Gesinnungen. Edel
denken. Edel handeln. Wie edel gesinnt ist ihre Seele! Gell. Eine edle
Kühnheit. Deine Seele ist werbt, einen edlern Stolz zu haben. Er hat
viel Edles in seinen Mienen. Welch edler Anstand herrscht in seinen
jungen Mienen! Weiße. Die edle Schreibart, die eine genaue Auswahl der
Wörter und Gedanken beobachtet, im Gegensatze der gemeinen und
niedrigen. Das Edle in den schönen Künsten, was sich über die gemeinen
Bilder und Vorstellungen erhebt. Ein Mahler kann auch gemeine Sachen
edel behandeln.
Anm. Edel und Adel sind genau verwandt, und bloß der
Mundart nach verschieden. Edel wurde ehedem auch als ein Hauptwort für
Adel gebraucht, und das Beywort edel lautete vor diesem mehrmahls
adel, wofür jetzt in den eigentlichern Bedeutungen von dem Vorzuge des
Standes adelig üblicher ist. Die drey e, welche in der Verlängerung
des Wortes dem Gehöre unangenehm fallen, machen, daß man gern eines
derselben wegwirft. Im Positive und Comparative widerfähret solches
dem zweyten, der edle, die Edlen, edler, für edele, Edelen, edeler; im
Superlative aber darf es nicht weggeworfen werden, edelster, die
Edelsten.
Edeldame (W3) [Adelung]
Die Edeldame, plur. die -n, eine adelige Dame, für das niedrigere
Edelfrau.
Edelfrau (W3) [Adelung]
Die Edelfrau, plur. die -en, eine adelige Frau, in der gemeinen
Schreibart. S. Edelmann.
Edelgestein (W3) [Adelung]
Der Edelgestein, S. Edelstein.
Edelhof (W3) [Adelung]
Der Edelhof, des -es, plur. die -höfe, in den gemeinen Sprecharten,
ein adeliger Hof, der Hof, d. i. das Wohnhaus eines Edelmannes,
besonders auf dem Lande.
Edelknabe (W3) [Adelung]
Der Edelknabe, des -n, plur. die -n, an einigen Höfen, ein junger von
Adel, der Höhern aufzuwarten verbunden ist; mit einem Französischen
Ausdrucke ein Page. Die letzte Hälfte dieses Wortes hat hier noch die
alte Bedeutung, nach welcher Knabe oder Knappe einen Famulum
bedeutete; denn von adeligen Knaben überhaupt ist dieses Wort nicht
gebräuchlich.
Edelknecht (W3) [Adelung]
* Der Edelknecht, des -es, plur. die -e, eine veraltete Benennung der
ehemahligen Schildträger oder Gehülfen der alten Ritter, welche auch
Knapen, Knechte, Armigeri, Clientes, Famuli u. s. f. genannt wurden,
von adeliger Geburt waren, und, wenn sie sich wohl verhielten, endlich
zu Rittern geschlagenwurden; die Lehrlinge oder Gesellen der
ritterlichen Übungen und Würde. Dieses veraltete Wort ist erst in den
neuern Zeiten von den reichsritterschaftlichen Kanzelleyen wieder
aufgewärmet worden, welche sich in den Unterschriften gegen den Kaiser
des Ausdruckes: Ew. Kaiserliche Majestät allerunterthänigste
Edelknechte zu bedienen pflegen; obgleich schon Moser und Scheidt
wider diesen seltsamen, den unmittelbaren Reichsadel entehrenden
Ausdruck mit Recht geeifert haben.
Edelmann (W3) [Adelung]
Der Edelmann, des -es, plur. die Edelleute, eine Person männlichen
Geschlechtes aus dem niedern Adel. Ehedem bedeutete edel Mann und
Edelmann eine Person des hohen Adels, wie Scheidt in seinen
Nachrichten von dem hohen und niedern Adel S. 13 f. mit vielen
Beyspielen erweiset. S. auch Edel. Nachmahls ward dieser Ausdruck nur
dem niedern Adel eigen; aber auch hier hat er viel von seiner
ehemahligen Würde verloren, weil man in ehrerbiethigen Ausdrücken
einen Adeligen wohl nicht gern einen Edelmann nennen wird. Schon in
einer Urkunde Kaiser Ludwigs IV. von 1331 in Hunds Baierischem Stammb.
Th. r. S. 368 werden Personen des niedern Adels Edelleute genannt.
Statt des ungewöhnlichen Fäminini Edelmänninn ist Edelfrau üblich.
Edelmännisch (W3) [Adelung]
Edelmännisch, adj. et adv. welches nur im gemeinen Leben für adelig
üblich ist. Versprechen ist edelmännisch, Weiße.
Edelmarder (W3) [Adelung]
Der Edelmarder, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben einiger
Gegenden, eine Benennung der Baummarder, weil ihre Bälge höher
geschätzt werden, als die Bälge der Steinmarder.
Edelmuth (W3) [Adelung]
Der Edelmuth, des -es, plur. car. eine edle, über das Gewöhnliche
erhabene Gemüthsstellung oder Gesinnung, von welcher die Großmuth eine
Unterart ist. Wie tief bist du von deinem Edelmuth gefallen! Raml. S.
Muth.
Edelmüthig (W3) [Adelung]
Edelmüthig, -er, -ste, adj. et adv. ein edles Gemüth habend, ein
edles Gemüth verrathend. Ein edelmüthiger Freund. Eine edelmüthige
Handlung. Das ist sehr edelmüthig.
Edelstein (W3) [Adelung]
Der Edelstein, des -es, plur. die -e, ein edler, sehr kostbarer
Stein; mit welchem Nahmen man die härtesten, schweresten und
durchsichtigsten unter den glasartigen Steinen zu belegen pfleget,
welche auch wohl echte Edelsteine heißen, zum Unterschiede von den
unechten oder falschen, worunter man theils allerley gefärbte Quarze
und Bergkrystalle, theils künstliche Zusammensetzungen, welche den
Edelsteinen gleichen, zu rechnen pfleget. Daher der Edelsteinhandel,
Edelsteinschneider oder Jubelirer u. s. f.
Anm. Seit den Zeiten
Winsbecks und des Schwabenspiegels ist für Edelstein in einigen
gemeinen Mundarten auch Edelgestein üblich, welches Wort unter andern
oft in der Deutschen Bibel vorkommt. Indessen sind die vorn mit Ge
verlängerten Hauptwörter der Regel nach Collectiva und ungewissen
Geschlechtes. Das Edelgestein müßte also eigentlich mehrere Edelsteine
bedeuten, ob es gleich in diesem Verstande nicht gebraucht wird. Doch
sagen auch die Niedersachsen eddele Gesteinte für Edelstein. In dem
alten Gedichte auf den heil. Anno kommt Goltstein für Edelstein vor.
Edeltanne (W3) [Adelung]
Die Edeltanne, plur. die -n, S. Fichte.
Edict (W3) [Adelung]
Das Edict, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Latein. Edictum,
ein öffentlicher und allgemeiner Befehl eines Landesherren, eine
Verordnung, Mandat u. s. f.
Effern (W3) [Adelung]
* Effern, S. Äfern, und 2 Eifern.
Efloch (W3) [Adelung]
Das Efloch, des -es, plur. die löcher, im gemeinen Leben, die zwey
Einschnitte auf der Decke der Violinen, welche einem geschriebenen
Lat. f ähnlich sehen.
Efter (W3) [Adelung]
Der Efter, S. der After.
Ege (W3) [Adelung]
Die Ege, plur. die -n, ein mit vielen Zinken oder Zähnen versehenes
Werkzeug der Ackerleute, den gepflügten Acker damit zu ebenen, die
Schollen zu zerbrechen, und den Acker von dem ausgepflügten Unkraute
zu befreyen.
Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Egge, im Dithmars.
Eide, im Angels. Egtha, in einigen Oberdeutschen Gegenden Egde, im
Schwabensp. Eged, in dem Ebersheimischen Salbuche bey dem Schilter
Egide, und im Latein. Occa. Es scheinet, daß mit dieser Benennung auf
die scharfen Zähne dieses Werkzeuges gesehen worden, und alsdann würde
es zu dem Geschlechte des Wortes Ecke gehören. Sonst könnte auch das
Schwed. aka und Isländ. aka, fahren, im Imperf. ek, womit auch das
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich fahre, und
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Wagen, überein
kommen, eine gute Abstammung an die Hand geben. Im Dän. ist Eege eine
Speiche.
Egebalken (W3) [Adelung]
Der Egebalken, des -s, plur. ut nom. sing. die langen starken Hölzer
in einer Ege, worin die Zähne befestiget sind.
Egeblock (W3) [Adelung]
Der Egeblock, des -es, plur. die -blöcke, ein starker Block, welchen
man auf die Ege leget, den Nachdruck zu befördern.
Egehaken (W3) [Adelung]
Der Egehaken, des -s, plur. ut nom. sing. ein Stecken mit einem
Haken, die Ege damit von Zeit zu Zeit zu lüften, damit sie den Samen
nicht zusammen schleife, oder auch sie von dem Unkraute zu befreyen.
Egel (W3) [Adelung]
Der Egel, des -s, plur. ut nom. sing. ein länglicher Wurm, der sich
im Wasser aufhält, und Menschen und Thieren das Blut aussauget. S.
Blutegel. Vermuthlich ist der gelblich graue Wurm, der die
Gallengefäße der Leber in den Schafen, dem Rindviehe und den Eseln
bewohnet, mit dem Wasser in den Magen dieser Thiere kommt, und
gleichfalls Egel genannt wird, Fasciola hepatica, L. nur eine
Abänderung dieses Blutegels.
Anm. In den Monseeischen Glossen lautet
dieses Wort Egal, im Nieders. Ile, Eile, in andern gemeinen Mundarten
Igel, in der Deutschen Bibel Sprichw. 30, 15 Eigel, wo es nach dem
Muster der Oberdeutschen zugleich weiblichen Geschlechtes ist. Frisch
glaubt, daß mit diesem Worte auf die lange schlüpfrige Gestalt dieses
Wurmes gesehen worden, und daß dasselbe mit Aal einerley Bedeutung und
Abstammung habe.
Egelkraut (W3) [Adelung]
Das Egelkraut, des -es, plur. inus. eine Benennung des
Pfennigkrautes, oder Wiesengeldes, Lysimachia Nummularia, L. weil es
für eine gute Arzeney wider die Egeln der Schafe gehalten wird.
Egen (W3) [Adelung]
Egen, verb. reg. act. mit der Ege bearbeiten, oder überfahren. Einen
gepflügeten, einen besäeten Acker egen. Daher der Eger, derjenige,
welcher eget.
Egert (W3) [Adelung]
* Das Egert, oder Eggert, des -es, plur. die -e, oder -en, in einigen
Provinzen, z. B. in Franken, eine ungebauete, magere, mit Wachholder
und anderm Gebüsche bewachsene Gegend, dergleichen man in Obersachsen
Lehden nennet. Wüste Äcker und Egerten aufreißen, sie pflügen, um sie
urbar zu machen. Die Abstammung ist ungewiß; die letzte Sylbe könnte
aus Gereut zusammen gezogen seyn, wenn nicht dieses Wort in manchen
Gegenden ausdrücklich Ehegarten lautete. Lässige Hausväter, welche
ihre Felder ungebauet und in Ehegarten liegen lassen, in einer
Baierischen Schrift.
Egeschiene (W3) [Adelung]
Die Egeschiene, plur. die -n, dünne hölzerne Scheinen, vermittelst
welcher die Egebalken mit einander verbunden werden.
Egeschlitten (W3) [Adelung]
Der Egeschlitten, des -s, plur. ut nom. sing. eine hölzerne Schleife,
die Egen damit auf das Feld und wieder nach Hause. zu führen.
Egezinken (W3) [Adelung]
Der Egezinken, des -s, plur. ut nom. sing. die hölzernen oder
eisernen Zinken oder Zähne in einer Ege.
Egle (W3) [Adelung]
* Der Egle, des -n, plur. die -n, ein Nahme des Börses in einigen
Oberdeutschen Gegenden. S. Börs. Um Zürch heißt der Börs im zweyten
Jahre, um Costnitz aber nach dem dritten Jahre ein Egle, oder
Renkernegle. Diejenigen Börse, welche im Zürchersee in der Tiefe
gefangen werden, heißen Triechteregle, und sind von Farbe weißer als
diejenigen, welche sich am Ufer aufhalten, und Landegle, Rohregle,
Kräbegle heißen. Der Nahme rühret von den scharfen und spitzigen
Floßen auf dem Rücken her, S. Ecke, Achel, Stichling.
Egoist (W3) [Adelung]
Der Egoist, des -en, plur. die -en, aus dem Lateinischen, ein Mensch,
welcher aus ungeordneter Eigenliebe in allen Dingen nur sich und seine
Vortheile sucht. Daher egoistisch, in dieser Gemüthsart gegründet.
Eh (W3) [Adelung]
Eh, S. das folgende.
Ehe (W3) [Adelung]
Ehe, eher, ein Umstandswort der Zeit, welches im Positive eh, ehe,
und zuweilen auch eher, im Comparative eher, und im Superlative aufs
eheste, am ehesten, lautet. Es wird,1. Eigentlich, von einer Zeit oder
Begebenheit gebraucht, welche vor einer andern vorher gehet.1) Im
Positive. Ich sahe ihn, ehe ich ihn noch hörte. Er kam zu mir, ehe ich
ihn darum gebethen hatte. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorra
verderbte, war sie wasserreich, 1 Mos. 13, 10. Ich will hin und ihn
sehen, ehe ich sterbe, Kap. 45, 48. Er kam, ehe man es sich versah.
Ich merkte es, ehe du noch anfingest zu reden. Das denn oder als dem
ehe noch beyzufügen ist unnöthig, ja unrichtig, weil solches
eigentlich für den folgenden Comparativ gehöret; obgleich solches so
wohl im gemeinen Leben, als in der Deutschen Bibel häufig geschiehet.
Ehe als man sichs versiehet. Ehe als er kam. Ehe denn der Bothe kam, 2
Kön. 6, 32. Ehe denn ein König regierete, 1 Chron. 1, 43. Ehe denn die
Sonne kommt, Hiob 8, 16. Ehe denn ich hingehe, Kap. 10, 21; und an
andern Orten mehr. Er für ehe ist nur im gemeinen Leben üblich, doch
pflegen es auch die Dichter zu gebrauchen, besonders wenn ein Vocal
folget. Im folgenden werden einige Beyspiele vorkommen. Im
Oberdeutschen macht man mit diesem ehe viele Zusammensetzungen,
ungeachtet es in denselben eine bloß verstärkende Bedeutung hat. Dahin
gehören, ehemöglichst, so sehr, oder so bald als möglich, ehebaldigst,
so bald als möglich ist, ehenächstens, nächstens, ehevor, zuvor,
ehegefälligst u. s. f.2) Im Comparative. Wer eher kommt, mahlt eher,
nehmlich als der andere. Je eher je lieber. Je eher je besser. Ein
Paar Tage eher oder später kommen bey einer so wichtigen Sache in
keine Betrachtung, Weiße. Warum bist du nicht eher gekommen? Besonders
mit dem Wörtchen als. Er hat mir eher geschrieben als du. Ich hörete
ihn eher, als ich ihn sahe. Er kam eher, als alle andere. Welches auch
wohl ausgelassen wird. Lottchen will nichts eher sagen, bis Herr Damis
wieder kommt, Gell. Ehedem war dieser Comparativ auch als ein Adjectiv
üblich. Thi ererun ziti, die vorigen Zeiten, Ottfried. Ererun lustani,
die vorigen Vergnügungen, Notker. Unser Frauen Tag der ehern oder
erren, in den Urkunden der mittlern Zeiten, das Fest der Himmelfahrt
Mariä, zum Unterschiede unserer Frauen Tages der letztern, wodurch das
Fest der Geburt Mariä angedeutet wurde. Doch in dieser Gestalt ist es
im Hochdeutschen längst veraltet.3) Im Superlative, in welcher Staffel
es zuweilen noch als ein Adjectiv vorkommt. Auf das eheste, mit dem
ehesten, auf das geschwindeste, mir der ersten Gelegenheit. Am
ehesten. Ich fühle dieses Unglück am ehesten, eher als irgend jemand.
Mit ehester Gelegenheit. Ehester Tagen, so bald als möglich. Doch ist
dafür der andere Superlativ erste beynahe üblicher. Denn dieses Wort
hat einen doppelten Superlativ, eheste und erste, wovon der letzte aus
eheste zusammen gezogen, oder auch unmittelbar von dem alten Positive
ar, er abgeleitet ist. Ehest wird, wie jetzt gedacht worden, bloß von
der Zeit, erst aber so wohl von der Zeit, als dem Orte und der Ordnung
gebraucht. S. dieses letzte an seinem Orte besonders.2. In etwas
weiterer Bedeutung wird ehe und eher in der Sprache des täglichen
Umganges auch absolute von einer bereits verflossenen Zeit gebraucht,
für ehedem, vormahls. Da must ich uuerben bas den e, König Wenzel.
Besonders mit einem schwachen Nebenbegriffe der Wiederhohlung. Er hat
wohl ehe einen Reichsthaler an die Armen gegeben. Ich weiß wohl eher,
daß sie mir eine finstere Miene gemacht haben, es ist nicht das erste
Mahl, daß sie mir eine finstere Miene machen. Ich habe es wohl eher
gesehen, daß du hast gehen wollen, Gell.3. Figürlich, für lieber,
vielmehr, in welchem Verstande oft ehe, noch besser aber eher gebraucht wird. Wir wollen ehe sterben, denn etwas wider unser
väterlich Gesetz handeln, 2 Macc. 7, 2. Die Zöllner und Hurer mögen
wohl eher in das Himmelreich kommen, denn ihr, Matth. 21, 31. Die Besatzung wollte eher Hungers sterben, als die Stadt aufgeben.
Ingleichen mit Verdoppelung des ehe oder eher. Ehe sie den kleinen
Fischbeinrock fahren ließe, ehe bestätigte sie die Unschuld dieser
Sitten mit dem Tode, Gell. Ehe er dich zu Frau bekommen soll, ehe will
ich selbst ins Consistorium gehen, ebend. Ehe sie sich in ihrer
Andacht stören läßt, eher läßt sie Herrn Simon wieder fortreisen,
ebend. Eh ich mich von euch rühmen höre, Eh wollt ich noch gescholten
seyn, Hall. Der Superlativ ist in dieser Bedeutung nicht üblich.
Anm.
Dieses Wort lautet im Nieders. eer, im Engl. ere, im Isländ. aer, im
Angels. aere, im Holländ. eer, und gehöret vermuthlich zu dem Goth.
Air, im Schwed. Ar, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe
Image -, frühe, der Anfang, S. Jahr. Es ist, wenigstens im
Alemannischen, von den ältesten Zeiten an in einer doppelten Gestalt
üblich gewesen; indem es wohl eh, bey dem Willeram e, im Compar. eher,
und im Superl. ehest, als auch er, ar, im Compar. erer, erre, erero,
und im Superl. erist, herist, errist, zusammen gezogen erst, lautete.
Daher kommt es vermuthlich, daß ehe und eher noch jetzt sehr oft
verwechselt, und eher häufig für den Positiv ehe gebraucht wird.
Ehedem war es auch eine Präposition, welche vor bedeutete, in welcher
Gestalt es aber veraltet ist. Ehender für ehe, eher, in allen
Bedeutungen dieses Wortes, ist Oberdeutsch. In einigen Alemannischen
Mundarten ist für ehe auch eb üblich. S. auch Erst, Vor und Ehre.
Ehe (W3) [Adelung]
Die Ehe, plur. die -n. 1) Die gesetzmäßige Verbindung zweyer Personen
beyderley Geschlechtes, Kinder mit einander zu zeugen und zu erziehen;
ohne Plural. Der Stand der Ehe. In den Stand der Ehe treten, sich in
denselben begeben. Eine sehr zufriedene Ehe mit einander führen. Die
Ehe brechen, diese Verbindung durch fleischliche Vermischung mit einer
andern Person übertreten; S. Ehebrechen. Eine Person zur Ehe nehmen,
von Personen beyderley Geschlechtes, eine alte aber doch noch überall
übliche Wortfügung, aus welcher beynahe erhellen möchte, daß Ehe auch
eine auf solche Art verbundene Person bedeutet habe. Eine Person zur
Ehe haben, auf solche Art mit ihr verbunden seyn. In der Ehe, außer
der Ehe leben, verheirathet, unverheirathet seyn. Zur zweyten Ehe
schreiten. Kinder von der ersten, von der zweyten Ehe. 2) Diese
Verbindung als einConcretum betrachtet. Eine Ehe stiften. Es sind in
diesem Jahre nicht viel Ehen geschlossen worden.
Anm. Ehe in der
heutigen Bedeutung kommt bey dem Notker am ersten vor, wo es E, bey
dem Winsbeck und in dem alten Fragmente auf Carls des Großen Feldzug
gleichfalls E lautet. Bey den Niedersachsen heißt die Ehe wider ihre
Gewohnheit mit einem starken Hauchlaute die Echt, ehedem aber nur E,
Ee, Eh, im Dän. Ägteskab, im Schwed. E. S. Echt. Es scheinet, daß
dieses Wort ehedem eine jede Verbindung, oder einen jeden
eingeschränkten Zustand, und die Sache, wodurch jemand verpflichtet
oder eingeschränket wird, bedeutet habe. So bedeutet Eo bey dem
Ottfried, Euua bey dem Kero und Isidor, ein Gesetz, weil doch die
ersten Gesetze in einer freywilligen Verbindung und Einschränkung
bestanden, bey andern aber den Eid, eidliche Bürgschaft, Huldigung.
Das alte Testament, das neue Testament, wurden noch sehr lange die
alte und neue Ee genannt, so ferne damit auf den Bund gesehen wird,
den Gott mit seinen Anbethern errichtet hat. Alle diese Bedeutungen
sind veraltet, und das Wort ist nur noch in der oben gedachten
eingeschränkten Bedeutung üblich geblieben. Daß es aber mit dem
Umstandsworte der Zeit ehe und dem Lat. aevum verwandt seyn sollte,
wie Wachter will, wird sich ohne unnatürlichen Zwang nicht leicht
beweisen lassen. Die nordischen Mundarten haben noch ein anderes Wort,
die Ehe zu bezeichnen; dieses ist das Nieders. Hillik, das Angels.
Hileihi, das Holländ. Houwelyk, Huuwelyk, das Schwed. Hjonolag, daher
das Nieders. hilligen, hilliken, heirathen. Im dem
Bremisch-Niedersächsischen Wörterbuche wird dieses Wort von hold,
Holländ. houw, getreu, abgeleitet; nach Ihre aber stammet das Schwed.
von Hjon, eine Person, ein Ehegatte, und Lag, Gesellschaft,
Verbindung, ab. Im Dän. heißt die Ehe Kuld, im Engl. aber Wedlock. Eh
war ehedem auch ein Beywort, welches für echt gebraucht wurde, und
noch im Oberdeutschen kommt Ehtafern zuweilen für eine rechtmäßige
Taverne oder Schenke vor.
Eheberedung (W3) [Adelung]
Die Eheberedung, plur. die -en, der Vertrag, welchen zwey Eheleute
vor der Hochzeit wegen ihres Eigenthumes und dessen Anwendung mit
einander machen, und die Schrift, welche solchen enthält; die
Ehe-Pacten, die Ehestiftung.
Ehebett (W3) [Adelung]
Das Ehebett, des -es, plur. inus. das Bett zweyer Eheleute. Das
Ehebett beschreiten. Am häufigsten in figürlicher Bedeutung, die Ehe,
in Absicht auf die Treue, die Ehegatten einander schuldig sind. Die
Ehe soll ehrlich gehalten werden, und das Ehebett unbefleckt, Ebr. 13,
4.
Ehebrechen (W3) [Adelung]
Ehebrechen, verb. reg. neutr. welches nur im Infinitive üblich ist.
Du sollst nicht ehebrechen. Stehlen und Ehebrechen hat überhand
genommen, Hos. 4, 2. In den übrigen Arten und Zeiten wird die
vollständige Redensart, die Ehe brechen, gebraucht. S. Ehe 1. Zwar
heißt es noch Jerem. 23, 14: wie sie ehebrechen, aber im Hochdeutschen
ist solches ungewöhnlich. S. Ehebruch.
Ehebrecher (W3) [Adelung]
Der Ehebrecher, des -s, plur. ut nom. sing. Fäminin. die
Ehebrecherinn, plur. die -en, eine Person, welche die Ehe bricht, in
der engsten Bedeutung des Wortes Ehebruch. Der Ehebrecher soll des Todes sterben, 3 Mos. 20, 10. Ehedem bedeutete dieses Wort einen jeden
Übertreter eines Gesetzes, ingleichen einen Bundbrüchigen.
Ehebrecherey (W3) [Adelung]
* Die Ehebrecherey, plur. die -en, ein im Hochdeutschen
ungewöhnliches Wort für Ehebruch, welches nur in der Deutschen Bibel
vorkommt: Jer. 13, 27; Ezech. 23, 27, 43; Hos. 2, 2.
Ehebrecherinn (W3) [Adelung]
Die Ehebrecherinn, S. Ehebrecher.
Ehebrecherisch (W3) [Adelung]
Ehebrecherisch, adj. et adv. zum Ehebruche gehörig, dem Ehebruche
ergeben. Das ehebrecherische Weib, die Ehebrecherinn, Hos. 3, 1. Die
ehebrecherische Art, Matth. 12, 39.
Ehebruch (W3) [Adelung]
Der Ehebruch, des -es, plur. die -brüche. 1) Die Verletzung der
ehelichen Treue durch fleischliche Vermischung mit andern
verheiratheten oder unverheiratheten Personen; ohne Plural. Ehebruch
begehen. Ehebruch treiben, in der biblischen Schreibart. Sich des
Ehebruches schuldig machen. Im Ehebruche ergriffen werden. 2) Dieses
Verbrechen im Concreto betrachtet, einzelne Fälle, da sich Personen
des Ehebruches schuldig gemacht. Es sind jetzt viele Ehebrüche vor
Gerichte anhängig.
Anm. Eigentlich bedeutet dieses Wort die Verletzung
einer jeden Verbindlichkeit. Für Ehebruch in der heutigen Bedeutung
gebrauchten Ottfried und Notker Huor, Vberhuor, Legir huor, ( S.
Hure,) der Schwabenspiegel Überhure, und noch Besold Oberhurerey, der
Verfaser von Boxhorns Glossen Vbarligida, ein alter Schriftsteller bey
dem Pez Merhuar, die Niedersachsen Averspel, Bysprung, Bytritt, die
Holländer Overspel, die Schweden Forlegnysse, und Mathesius in der
Berg-Postille Eheketzerey. Ehebrechen aber heißt bey dem Tatian
forlegen, im Schwed. förligga, und ein Ehebrecher bey dem Notker
Uberhuorar, Nieders. Averspeller.
Ehebrüchig (W3) [Adelung]
Ehebrüchig, adj. et adv. einen Ehebruch begehend. Ehebrüchig werden.
Ingleichen, in einem Ehebruche gegründet.
Ehedem (W3) [Adelung]
Ehedem, ein Umstandswort der Zeit, welches eine vergangene Zeit
anzeiget, für vor diesem, vor dieser Zeit. Ich habe ihn ehedem
gesehen. Ehedem waren die Leute nicht so böse als jetzt.
Anm. Ehe hat
in dieser Zusammensetzung noch die alte Gestalt einer Präposition, da
es sehr häufig für vor gebraucht wurde; S. auch Ehegestern, Ehemahls.
Er dera sunnun sedalkange, vor Untergang der Sonne, Kero. Er tage, vor
Tage, Mons. Gloss. Wanta her er mir uuas, weil er vor mir war, Tatian.
Ehedem bedeutet also gerade so viel als vor diesem. Im Oberdeutschen
ist für dieses Wort ehedessen, ehevor, hiebevor, im Nieders. aber
wanne, oldings u. s. f. üblich. S. Ehe, das Umstandswort.
Ehedessen (W3) [Adelung]
Ehedessen, S. Ehedem.
Ehefrau (W3) [Adelung]
Die Ehefrau, plur. die -en, eine Person weiblichen Geschlechtes,
welche mit einem Manne im Ehestande lebt; in der anständigern
Sprechart, und wenn man solchen Personen Achtung schuldig ist, eine
Ehegattinn; in den niedrigen Sprecharten, oder wenn man ohne Achtung
von Personen spricht, ein Eheweib. Ist aber die Rede von vornehmen
Personen, denen man Ehrfurcht schuldig ist, eine Gemahlinn. S.
Ehegattinn.
Ehegarten (W3) [Adelung]
* Der Ehegarten, S. Egert.
Ehegatte (W3) [Adelung]
Der Ehegatte, des -n, plur. die -n, eine Person männlichen oder
weiblichen Geschlechtes, welche mit einer andern ehelich verbunden
ist; ein Gatte, in Beziehung auf diese Person. Er ist mein Ehegatte,
in den gemeinern Sprecharten, er ist mein Mann. Die arme Frau, hat
ihren Ehegatten verloren. Ein Ehegatte ist dem andern Liebe und Treue
schuldig. Der arme Mann hat seinen Ehegatten verloren. S. Gatte. Von
höhern Personen, denen man Ehrerbiethung schuldig ist, braucht man das
Wort Gemahl. S. das folgende. In der Jülichischen Polizeyordnung kommt
für Ehegatte auch Ehegesell, in der Straßburgischen Polizeyordnung
aber von beyden Geschlechtern Ehegemächt, Ehegemal vor.
Ehegattinn (W3) [Adelung]
Die Ehegattinn, plur. die -en, eine Person weiblichen Geschlechtes,
die mit einem Manne ehelich verbunden ist, in der vorigen Beziehung;
eine Gattinn, in den gemeinern Sprecharten eine Ehefrau, und noch
niedriger ein Eheweib. Ehegatte und Ehegattinn beziehen sich, so wie
die einfachen Gatte undGattinn, alle Mahl auf die andere verbundene
Person. Die übrigen jetzt gedachten Wörter aber können auch außer
dieser Beziehung gebraucht werden. Z. B. man sagt wohl, es sind in
diesem Jahre hier zehen Ehemänner und zwölf Ehefrauen oder Eheweiber
gestorben; aber nicht, zehen Ehegatten und zwölf Ehegattinnen.
Ehegemahl (W3) [Adelung]
Das Ehegemahl, des -es, plur. die -e, wie Ehegatte, von beyden
Geschlechtern; in welcher Bedeutung es aber veraltet ist. Doch
gebraucht man es noch zuweilen, aber mit Bezeichnung der Geschlechter,
von vornehmen Personen, der Ehegemahl von dem männlichen, und die
Ehegemahlinn von dem weiblichen; obgleich auch hier die kürzern Gemahl
und Gemahlinn üblicher sind.
Ehegenoß (W3) [Adelung]
Der Ehegenoß, des -ssen, plur. die -ssen, in der anständigern
Schreibart, Personen, die mit einander ehelich verbunden sind, von
beyden Geschlechtern. Zuweilen wird Ehegenoß nur allein von dem
männlichen, Ehegenossin aber von dem weiblichen gebraucht. Auch dieses
Wort ist, so wie Ehegatte, und Ehegattinn, nur in Beziehung auf die
andere verbundene Person üblich. S. Ehegattinn.
Ehegericht (W3) [Adelung]
Das Ehegericht, des -es, plur. die -e, ein zur Entscheidung der in
Ehesachen vorfallenden Händel niedergesetztes Gericht, dergleichen
Gerichte sich an verschiedenen Orten befinden; an andern aber sind sie
mit den Consistoriis, den geistlichen und weltlichen Gerichten
verbunden.
Ehegestern (W3) [Adelung]
Ehegestern, ein Umstandswort der Zeit, denjenigen Tag zu bezeichnen,
der unmittelbar vor dem gestrigen hergehet, vorgestern. Ich sprach ihn
ehegestern. Daher ehegesterig, zusammen gezogen ehegestrig, adj. Der
ehegestrige Schmaus.
Anm. Dieses Wort lautet in den Monseeischen
Glossen ergestre, im Nieders. eergistern. Ehe ist hier gleichfalls die
alte Präposition, welche so viel als vor bedeutet; S. Ehedem.
Ehegürtel (W3) [Adelung]
Der Ehegürtel, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden ein
Nahme des eßbaren Schwammes, welcher unter dem Nahmen Champignon am
bekanntesten ist, S. dieses Wort.
Ehehaft (W3) [Adelung]
Die Ehehaft, plur. die -en, ein zum Theil veraltetes Wort, welches
nur noch in einigen Gegenden üblich ist. 1) In Oberdeutschland,
besonders in Baiern und der Schweiz, bedeutet es noch so viel als
Eigenthum, Allodium, im Gegensatze des Lehens, und solche Güter,
welche eine Person oder Gemeine eigenthümlich besitzet. In dieser
Bedeutung kommt es von dem alten Worte Echt, Eigenthum, Besitz, her;
S. Echt, Anmerk. ingleichen Eigen und Eigenschaft. 2) So fern aber
dieses Wort unmittelbar von dem Hauptworte Ehe, Recht, Gesetz,
Verbindlichkeit, abstammet, war ehehaft ein Bey- und Nebenwort,
welches unter andern auch rechtmäßig, gesetzmäßig bedeutet. Daher
kommt in dem Schwaben- und Sachsenspiegel so oft ehehafte Noth von
einer rechtmäßigen, rechtskräftigen Verhinderung vor, besonders von
einer solchen, die den Beklagten von der persönlichen Erscheinung vor
Gerichte befreyete; im Nieders. noch jetzt echte Noth, und im
Friesischen Noodschining. In diesem Verstande wird noch jetzt in dem
Sächsischen Rechte Ehehaft, noch öfter aber der Plural Ehehaften, als
ein Hauptwort, von einer rechtmäßigen, in den Gesetzen gebilligten
Hinderniß gebraucht. Ehehaften. haben. 3) Bey den kaiserlichen
Landgerichten in Schwaben find die Ehehaften, oder, wie sie dort
lauten, die Ehehäftinnen, diejenigen Fälle, in welchen diese Gerichte
auch ungeachtet aller Exemtions-Privilegien sprechen wollen.
Ehehalt (W3) [Adelung]
Der Ehehalt, des -n, plur. die -en, ein Dienstbothe, er sey nun
männlichen oder weiblichen Geschlechtes. Am häufigsten wird dieses
Wort in Obersachsen und Oberdeutschland im Plural gebraucht, das
Befinde auszudrucken.
Anm. Halt, Hold ist ein altes Wort, einen
Menschen zu bezeichnen, der einem andern zu gewissen Diensten
verbunden, aber von einem Leibeigenen noch verschieden ist. In diesem
Verstande kommen Alde im Gothischen und Longobardischen und Aldio,
Aldius im mittlern Lateine häufig vor. Das letztere erkläret eine alte
Glosse bey dem Lindenbrog, durch libertum cum impositione operarum
factum, S. Grundholde, Holde. Nur die Bedeutung des Wortes Ehe ist in
dieser Zusammensetzung dunkel. Vermuthlich bedeutet es hier so viel
als das alte echt, d. i. eigen, eigenthümlich. Ein Ehehalt würde
alsdann einen eigenthümlichen Unterthan, einen Leibeigenen bedeuten.
Im Schwabenspiegel ist Ehalt ein Knecht. Nach einer andern Bedeutung
des Wortes Ehe, nach welcher es Verbindung, Verbindlichkeit überhaupt
ausdruckte, kommt Ehalti bey dem Notker für Religion vor, welche Raban
Maurus durch Ehaftida gibt. In Boxhorns Glossen ist ehaltic
rechtmäßig, gesetzmäßig.
Eheherr (W3) [Adelung]
Der Eheherr, des -en, plur. die -en, der Ehegatte, wenn dessen mit
Ehrerbiethung gedacht werden soll. S. Ehegatte.
Ehekrüppel (W3) [Adelung]
Der Ehekrüppel, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Scherze, ein
alter, gebrechlicher, zum Ehestande untauglicher Mann.
Eheleiblich (W3) [Adelung]
Eheleiblich, adj. et adv. aus rechtmäßiger Ehe geboren; ein Ausdruck,
der nur in dem feyerlichen Gerichts- und Kanzelstyl üblich ist. Des N.
N. eheleiblicher ältester Sohn.
Eheleute (W3) [Adelung]
Die Eheleute, sing. car. zwey Personen, welche mit einander ehelich
verbunden sind; doch in Rücksicht auf geringere Personen, von denen
man ohne Achtung spricht. In anständigerer Bedeutung ist dafür Ehepaar
üblich.
Ehelich (W3) [Adelung]
Ehelich, adj. et adv. welches von Ehe in der heutigen Bedeutung
abstammet. Der eheliche Stand, der Ehestand. Eheliche Kinder, welche
aus rechtmäßiger Ehe geboren sind. Ehelich werden, in dem feyerlichen
Kanzelstyl, sich verheirathen. Es ist nicht gut ehelich werden, Matth.
19, 10. Aber für verheirathet, wie 1 Cor. 7, 10. den Ehelichen
gebiethe ich, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich.
Anm. Ehedem war
dieses Wort in der weitern Bedeutung für rechtmäßig sehr häufig. Elich
besammet ist daz Concilium ze Basel, heißt es doch in einer Urkunde
Kaisers Sigismund von 1432. In einem alten Deutsch-Latein. Vocabulario
von 1477 wird legitimatio durch elychunge, und legitimare durch ehlich
machen übersetzt. Elich weib, für rechtmäßige Gattinn, kommt schon in
der Paraen. Tyrolis vor. Daß adel und edel ehedem so wie ehelich,
rechtmäßig bedeutet habe, ist schon bey Edel angemerket worden. S.
auch Frischens Wörterb. v. Ehe.
Ehelichen (W3) [Adelung]
Ehelichen, verb. reg. act. zur Ehe nehmen, heirathen, in dem
feyerlichen Gerichts- und Kanzelstyl, und mit der vierten Endung der
Sache. Das Frauenzimmer hat keine Neigung ihn zu ehelichen. Wenn sie
anders noch Willens sind, meine Tochter zu ehelichen, Gell. Wenn
jemand ein Weib nimmt und ehelichet sie, 5 Mos. 24, 1.
Anm. Im Nieders.
lautet dieses Zeitwort echten, ingleichen hilligen, im Schwed. ächta.
S. auch Verehelichen. Ehelichen für legitimiren, für rechtmäßig
erklären, kommt noch in Hamelmanns Oldenb. Chron. vor.
Eheliebste (W3) [Adelung]
Der Eheliebste, des -n, plur. die -n, Fämin. die Eheliebste, plur.
die -n, ein Eheliebster, eine Eheliebste, der Ehemann, die Ehefrau, in
der anständigern Sprechart des gemeinen Lebens, oder aus Höflichkeit
von geringern Personen. S. Liebster, in Lieb.
Ehelos (W3) [Adelung]
Ehelos, adj. et adv. ohne Ehe, unverheirathet. Der ehelose Stand. Ein
eheloses Leben führen, unverheirathet bleiben. Er hat Lust ehelos zu
bleiben. Nieders. echtlos.
Ehelosigkeit (W3) [Adelung]
Die Ehelosigkeit, plur. car. der ehelose Stand, das ehelose Leben.
Ehemahlig (W3) [Adelung]
Ehemahlig, adj. von dem folgenden Nebenworte, was ehemahls gewesen
oder geschehen ist. Von allen deinen ehemahligen Versprechen ist
keines erfüllet worden. Unsere ehemahligen Freunde.
Ehemahls (W3) [Adelung]
Ehemahls, adv. von dem Nebenworte ehe und Mahl, vor dieser Zeit,
ehedem, vormahls. Ehemahls waren wir gute Freunde. Ehe hat auch hier
noch die alte Gestalt einer Präposition. S. Ehedem.
Ehemann (W3) [Adelung]
Der Ehemann, des -es, plur. die -männer, eine verheirathete
Mannsperson, so wohl in Beziehung auf dessen Ehefrau, als auch
überhaupt und außer diesem Verhältnisse betrachtet. Ein Weib, die
einen Ehemann hat, 5 Mos. 22, 22. Sechs Ehemänner, d. i. verheirathete
Mannspersonen. In beyden Fällen wird dieses Wort heut zu Tage nur von
geringen Personen gebraucht. S. Ehegatte und Eheherr.
Anm. Ehman kommt
in diesem Verstande schon in dem Schwabenspiegel vor. In ältern Zeiten
findet sich dafür Commen, Virt, Wirth, Kunne, Hauswirth, Ehevogt,
Egewirth, u. s. f.
Ehender (W3) [Adelung]
Ehender, S. Ehe das Umstandswort.
Eheordnung (W3) [Adelung]
Die Eheordnung, plur. die -en, an einigen Orten, eine obrigkeitliche
Verordnung in Ehesachen.
Ehepaar (W3) [Adelung]
Das Ehepaar, des -es, plur. die -e, ein Paar mit einander
verheiratheter Personen. Ein glückliches Ehepaar.
Ehe-Pacten (W3) [Adelung]
Die Ehe-Pacten, sing. inus. von dem Lat. Pacta, der Vertrag zweyer
künftiger Eheleute wegen ihres Eigenthumes, und die Schrift, worin
dieser Vertrag enthalten ist; die Eheberedung, Ehestiftung, der
Heirathsbrief, u. s. f. In Nieders. Hilkesberedung, von Hillig, oder
Hilke, die Ehe.
Eher (W3) [Adelung]
Eher, S. Ehe, das Umstandswort.
Ehern (W3) [Adelung]
Ehern, adj. von Erz, d. i. von Metall überhaupt, oder auch von
mehrern mit einander vermischten unedeln Metallen. 1. Eigentlich, für
metallen. Ehern Gitter, 2. Mos. 27, 4. Eherne Ringe, ebend. Eherne
Knäufe,. 10. Das eherne Handfaß, Kap. 30, 18. Die eherne Schlange, 4.
Mos. 21, 8, 9. Das eherne Meer, 2 Kön. 25, 14. u. s. f. Doch in dieser
eigentlichen Bedeutung kommt es heut zu Tage fast gar nicht mehr vor,
S. Erz. Man gebraucht es, 2. nur noch figürlich, in der höhern
Schreibart. 1) Die eherne Zeit, das eherne Jahrhundert, das dritte
schlechtere Alter der Welt zwischen dem silbernen und eisernen. 2)
Hart, fest. Er hat eine eherne Stirne, er ist unverschämt, kann nicht
mehr erröthen. Denn ich weiß, daß du hart bist- und deine Stirn ist
ehern, Es. 48, 4. Ehern wird der Himmel seyn, er wird keinen Regen
geben, 5. Mos. 28, 23. Denn ich will heut zur festen Stadt - zur
ehernen Mauer machen, Jer. 1, 18. 3) Der eherne Donner, in der höhern
Schreibart, der Donner des metallenen Geschützes. Wenn im Streite Der
eherne Donner von den Bergen, ihm zur Seite Die Feldherrn
niederschlug, Raml.
Anm. Bey dem Isidor und Notker lautet dieses Wort
erin, im Angels. aber aren. Es stammet von dem alten Ar, Er, Erz, her,
welches den harten Zischlaut am Ende nicht in allen Mundarten gehabt
hat. S. Erz und Eisen. Von dem Worte
Erz findet sich bey dem Opitz auch das Beywort ertzen, und bey dem
Lohenstein ertzten, welche bare in Hochdeutschen nicht üblich sind.
Ehesache (W3) [Adelung]
Die Ehesache, plur. die -n, eine jede Sache, welche die Ehe betrifft;
besonders in engerer Bedeutung, eine Sache, welche für das Ehegericht
gehöret, ein Rechtsstreit, der die Ehe betrifft.
Ehescheidung (W3) [Adelung]
Die Ehescheidung, plur. die -en, die Trennung oder Aufhebung einer
Ehe, so fern selbige von der Obrigkeit geschiehet. Auf die
Ehescheidung klagen.
Ehesegen (W3) [Adelung]
Der Ehesegen, des -s, plur. inus. 1) Kinder, welche aus einer
rechtmäßigen Ehe erzeuget werden, und in der heil. Schrift mehrmahls
ein Segen Gottes heißen. 2) Die Segens-Formel bey der Copulation. Der
Ehesegen wurde gesprochen.
Ehestand (W3) [Adelung]
Der Ehestand, des -es, plur. inus. der Stand der Ehe, der eheliche
Stand, d. i. derjenige Stand, in welchem sich zwey Personen beyderley
Geschlechtes verbinden, bey einander zu wohnen und Kinder zu zeugen
und zu erziehen; S. Stand. Im Nieders. Echtschop.
Eheste (W3) [Adelung]
Eheste, S. Ehe, das Umstandswort.
Ehestens (W3) [Adelung]
Ehestens, ein Umstandswort der Zeit, welches von dem Superlative des
Wortes ehe gebildet ist, auf das eheste, in sehr kurzer Zeit. Ich
hoffe, ihn ehestens zu sprechen. Ich werde ehestens zu ihm gehen.
Ehesteuer (W3) [Adelung]
Die Ehesteuer, plur. die -n, in einigen, besonders Oberdeutschen
Gegenden, das Heirathsgut, S. dieses Wort.
Ehestiftung (W3) [Adelung]
Die Ehestiftung, plur. die -en. 1) Die Stiftung, d. i. Veranlassung
und Vermittelung einer Ehe; ohne Plural. Daher der Ehestifter, die
Ehestifterinn, Personen, welche eine Ehe zwischen zwey Personen
stiften. 2) Der Betrag zwischen zwey verlobten Personen in Ansehung
ihres Eigenthumes in und nach der Ehe, und die Schrift, die denselben
enthält; die Eheberedung, Ehe-Pacten, u. s. f. Die Ehestiftung
schreiben, Lob. 7. 16, 23.
Eheteufel (W3) [Adelung]
Der Eheteufel, des -s, plur. ut nom. sing. in der harten Schreibart,
eine Person, welche zwischen Eheleuten Uneinigkeiten stiftet, eine
Benennung, wozu vermuthlich der Eheteufel Asmodi im Buche Anlaß
gegeben. Einen Eheteufel abgeben.
Eheverlöbniß (W3) [Adelung]
Das Eheverlöbniß, des -sses, plur. die -sse, S. Verlöbniß.
Ehevogt (W3) [Adelung]
Der Ehevogt, des -es, plur. die -vögte, in einigen, besonders
Oberdeutschen Gegenden, eine Person, welche dazu gesetzt ist, über die
Gerechtsamen einer Ehefrau zu wachen; in Obersachsen ein Curator.
Eheweib (W3) [Adelung]
Das Eheweib, des -es, plur. die -er, in den niedrigen Sprecharten,
oder von geringen Personen, eine verheirathete Person weiblichen
Geschlechtes, so wohl in Rücksicht auf ihren Mann, als auch überhaupt;
eine Ehefrau. S. Ehegattinn.
Ehezarter (W3) [Adelung]
* Der Ehezarter, oder Ehezärter, des -s, plur. ut nom. sing. eine
noch in einigen Niedersächsischen Gegenden übliche Benennung
derjenigen Urkunde, welche die Ehestiftung enthält. S. Zarter.
Ehr (W3) [Adelung]
Ehr, Genit. und Dat. Ehrn, Plur. Ehrn, ein größten Theils veralteter
Titel, welcher heut zu Tage nur noch in einigen Kanzelleyen
verschiedenen, besonders geistlichen Personen von Höhern gegeben wird,
und weniger als Herr bedeuten soll. Ehr Johann-Pfarrer zu - Aber nicht
allein geistliche, sondern auch weltliche Personen mittlern Standes
bekommen zuweilen diesen Titel. So hieß es noch 1772 in einem
Anschlage der Universität zu Halle: Von Königlicher
Friedrichs-Universität allhier wird auf des Auctionator Ehrn Joh. Ge.
Veists Ansuchen u. s. f.
Anm. Ehedem war dieser Titel auch von
vornehmen, so wohl geistlichen als weltlichen Personen üblich, und
wurde oft mit dem Worte Herr verbunden. Folgende Beyspiele führet
Frisch an. Der erbar Herr Er Jost, Domherr, u. s. f. in Tenzels Both.
Chron. S. 306. Unser gnädiger Herr, Er Caspar, Bischof zu Meißen, in
Schöttchens Wurz. Chron. S. 25. Er Albrecht von Lindenau Ritter,
ebend. S. 26. Wir, Er Busse von Querfort, in Thuring. S. Auch im
Niedersächsischen ist dieses Wort üblich, wie unter andern auch aus
einer 1529 gedruckten Schrift erhellet, welche die Ausschrift hat:
Grund und Orsake, worup Marquardus Schuldorp hesst syner Syster
Dochter thor Ehe genamen, beweret dorch Ehrn Nicolaum Amsdorp- und
Ehrn Martinum Luther. Der Ursprung und die eigentliche Bedeutung
dieses Wortes ist noch nicht ausgemacht; doch scheinet es aller
Wahrscheinlichkeit nach mit Herr und Herus aus Einer Quelle
herzustammen, zumahl da in Lateinischen Urkunden Dominus für beyde
gebraucht wird. Denn Frischens Meinung, Ehr bedeutete einen Mann, zu
welchem man seines Standes wegen Er gesagt habe, ist mehr ein witziger
Einfall, als eine gründliche Ableitung. S. Er 1. 2. Im
Niedersächsischen hat man außer diesem Worte Ehr, welches daselbst, so
wie im Hochdeutschen, nur noch ein Titel der Kanzelleyen ist, noch das
Wort Heer, welches von Herr so wohl in der Aussprache, als in dem
Gebrauche eben so genau unterschieden wird, wie im Latein. Herus und
Dominus. Das Befinde auf dem Lande nennt daselbst seinen Haus- und
Brotherren Heer, vornehmere Personen aber Herr. S. Ehre und Er.
Ehrbar (W3) [Adelung]
Ehrbar, -er, -ste, adj. et adv. 1) Ehre verdienend, werth geehret zu
werden; S. Bar 5. 2) (b). In diesem Verstande ist es heut zu Tage
vorzüglich als ein Titel üblich, der aber seit seinem Ursprunge
mancherley Schicksale erfahren hat. Anfänglich und noch bis in das
vierzehente Jahrhundert war es ein Titel, den selbst Könige und
Fürsten zu führen sich nicht schämten. Scheidt hat in seinen
Nachrichten von dem hohen und niedern Adel S. 149 verschiedene
Urkunden angeführet, in welchen Fürsten ehrbare Fürsten genannt
werden. Im vierzehenten und funfzehenten Jahrhunderte ward dieser
Titel auch dem niedern Adel zu Theile, der sich gestrenge, fest und
ehrbar nennen ließ, aber im sechzehenten Jahrhunderte dieses ehrbar,
vermuthlich, weil es nunmehr schon Bürgerlichen gegeben wurde, mir dem
ehrenfest vertauschte, bis er im siebzehenten Jahrhundert anfing, die
Geburt in seinen Titeln auszudrucken. Heut zu Tage ist dieses Wort von
seiner ehemahligen Würde so tief herab gesunken, daß man es auch
geringen Handarbeiten und Tagelöhnern beyleget, da es denn weiter
nichts bedeutet, als den Ruf eines ehrlichen Mannes habend. Etwas mehr
hat dieses Wort von seiner alten Würde in den Titeln der Reichsstädte
behalten, welche nicht nur von andern ehrbar genannt werden, sondern
sich auch diesen Titel
sel bst beylegen. Weil aber dieses Wort oft abgekürzet geschrieben
wurde, die Erb. freyen Reichsstädte, so sind daraus, nach des Hrn. von
Mosers Bemerkung, von Unwissenden mehrmahls Erbstädte gemacht worden.
Joseph von Arimathia ein ehrbarer Rathsherr, Marc. 15, 43. 2) Der
Ehre, d. i. dem äußern Wohlstande, dem Begriffe von Ehre gemäß, S. Bar
3. Ehrbare Handlungen. Sie hält mit der größten Demuth an den ehrbaren
Sitten ihrer Vorfahren, Gell. Was wahrhaftig ist, was erbar, was
gerecht, Phil. 4, 8. Ingleichen, den äußern Wohlstand beobachtend, von
Personen. Ein ehrbarer Mensch. Eine ehrbare Frau. Andächtige und
ehrbare Weiber, Apostelg. 13, 30. Die Diener sollen ehrbar seyn, nicht
zweyzüngig, 1 Tim. 3, 8.
Anm. Schon Stryker gebraucht erber für
honestus. Im Dän. lautet dieses Wort ärbar, und im Schwed. arbar. in
der Deutschen Bibel wird es erbar geschrieben, und in vielen gemeinen
Mundarten wird es noch jetzt mit einem kurzen e ausgesprochen.
Ehrbarkeit (W3) [Adelung]
Die Ehrbarkeit, plur. inus. die ehrbare Beschaffenheit einer Sache,
in der zweyten Bedeutung des Wortes ehrbar. Noch mehr aber, der äußere
Wohlstand selbst, die Übereinstimmung einer Handlung oder eines
Betragens mit den Begriffen von Ehre. Sich der Ehrbarkeit befleißigen,
Röm. 12, 17. In aller Ehrbarkeit sein Leben führen, 1 Tim. 2, 12Anm.
Im Oberdeutschen wird dieses Wort auch von ehrbaren Personen, d. i.
den Vornehmsten einer Stadt, gebraucht. Darumb ist euch erberkait Hold
vnnder der ganntzen landtschaft, Theuerd. Kap. 95. Die Ober- und
Ehrbarkeit, d. i. die Obrigkeit und Vornehmsten der Stadt, Bluntschli.
Ehrbarlich (W3) [Adelung]
Ehrbarlich, -er, -ste, adj. et adv. welches im Hochdeutschen veraltet
ist, und nur noch in der Deutschen Bibel in der zweyten Bedeutung des
Wortes ehrbar vorkommt. Lasset uns ehrbarlich wandeln, als am Tage,
nicht in Treffen und Saufen, Röm. 13, 13. Auf daß ihr ehrbarlich
wandelt, Thess. 4, 12.
Ehrbegierde (W3) [Adelung]
Die Ehrbegierde, plur. car. die Begierde oder das lebhafte thätige
Verlangen nach Ehre, d. i. so wohl nach äußern Vorzügen, als auch nach
dem innern Urtheile anderer von unsern Vollkommenheiten. er hat viel
Ehrbegierde. Das läßt seine Ehrbegierde nicht zu.
Anm. Ehrliebe,
Ehrtrieb, Ehrbegierde, Ehrdurst, Ehrgeitz und Ehrfurcht, sind bloß in
der innern Stärke des thätigen Verlangens nach Ehre, und der darin
gegründeten Sittlichkeit desselben unterschieden. Ehrliebe und
Ehrtrieb drucken weniger Thätigkeit aus, und werden jederzeit in gutem
Verstande gebraucht. Ehrbegierde, bezeichnet ein lebhafteres, mehr
thätiges Verlangen, und kann so wohl in gutem als bösem Verstande
gebraucht werden, nachdem die Mittel sind, die man zu Befriedigung
dieses Verlangens wählet. Ehrdurst und Ehrgeitz, welche aus einem
höhern Grade dieser Begierde bestehen, werden häufiger in
nachtheiligem als gutem Verstande gebraucht; Ehrfurcht aber, der
höchste Grad des Ehrgeitzes, ist keiner guten Auslegung fähig. S.
diese Wörter.
Ehrbegierig (W3) [Adelung]
Ehrbegierig, adj. et adv. Ehrbegierde habend. Ein ehrbegieriger
Mensch. er ist sehr ehrbegierig. Eregerend bey der Winskeckinn. S.
Ehrgierig.
Ehrdurst (W3) [Adelung]
Der Ehrdurst, plur. car. S. Ehrbegierde.
Ehre (W3) [Adelung]
1. Die Ehre, plur. die -n, in einigen Gegenden, der Ahorn. S. dieses
Wort.
Ehre (W3) [Adelung]
2. Die Ehre, plur. die -n. In der weitesten Bedeutung, das vortheilhafte
Urtheil anderer von dem Guten, welches wir anuns haben, und die
thätige Erweisung dieses Urtheiles. Allein in dem gemeinen
Sprachgebrauche findet dieser Begriff oft nur unter verschiedenen
Einschränkungen und mit mancherley Nebenbegriffen Statt. Ehre bedeutet
daselbst.1. Vorzug im Äußern; ohne Plural. 1) Vorzug in Ansehung der
Ordnung, welches die erste und ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes
zu seyn scheinet. Man muß dem Frauenzimmer die Ehre lassen, d. i.
voran zu gehen, eine Handlung zuerst zu verrichten u. s. f. Ich werde
nicht voran gehen, diese Ehre gebühret ihnen. Ehre dem Ehre gebühret,
im gemeinem Leben. Habe du die Ehre vor mir, und stimme mir, 2 Mos. 8,
9. 2) Ein jeder Vorzug, so fern er von andern thätig erkannt wird. Ich
halte es für die größte Ehre, in ihrer Gesellschaft zu seyn. Ich
schätze es mir für eine Ehre. Ich habe die Ehre, ihnen zu sagen u. s.
f. Diese Ehre kommt ihm nicht zu. Er macht mir Ehre. Ich hoffe Ehre
damit einzulegen, d. i. zu erwerben, S. Einlegen. Wenn ich sie in
meinem Hause haben dürfte, ich wollte Ehre an ihr erziehen, ich wollte
sie so erziehen, daß ich Ehre davon haben würde, Gell. Die Ehre
Gottes, dessen unendlicher Vorzug vor allen Geschöpfen. Gott die Ehre
geben, dieses Vorzug erkennen, und demselben gemäß handeln, Gottes
Ordnung die höchste Richtschnur seines Willens seyn lassen. Gebt
unserm Gott allein die Ehre, 5 Mos. 32, 5. Allein die Ausdrücke, der
Gott der Ehren, der König der Ehren, d. i. der Gott, der König, dem
unendliche Ehre gebühret, sind außer der biblischen Schreibart
ungewöhnlich. 3) Äußeres Ansehen. Gott gibt dem Menschen Ehre. Er lebt
hier in großer Ehre. Wieder zu Ehren kommen. Er hat ein Vermögen,
wovon er mit Ehren leben kann. Die Ausdrücke, zu Ehren setzen, zu
Ehren machen, Ehre, Ansehen ertheilen, sind biblisch und im
Hochdeutschen ungewöhnlich.2. Diesen Vorzug, dieses Ansehen
verursachend. 1) Würde, ein obrigkeitliches Amt, dessen Besitz Ehre
und Ansehen gewähret, eine Ehrenstelle; in welcher Bedeutung auch
zuweilen der Plural gebraucht wird. Der König hat ihn zu großen Ehren
erhoben. Zu großen Ehren kommen. Denk an den Tod, wenn Ruhm und Ehren,
Wenn deine Schätze sich vermehren, Opitz. Doch diese Bedeutung fängt
an im Hochdeutschen zu veralten. 2) Hochachtung, Hochschätzung, und
deren thätige Erweisung. Eine Person, eine Sache in Ehren halten, im
gemeinen Leben. Ich habe es ihm Zu Ehren gethan, aus Achtung gegen
ihn, und diese Achtung zu beweisen. Einem alle Ehre anthun, einem
viele Ehre erweisen. Einem göttliche Ehre erweisen. Einem die letzte
Ehre erweisen, ihn zu Grabe begleiten. Ich konnte es ihm Ehren halber
nicht abschlagen, ich mußte Ehren halber mit gehen, im gemeinem Leben.
Ihr Wort in Ehren, in der Höflichkeit des großen Haufens, einen
Widerspruch zu begleiten, unbeschadet der Achtung, die ich ihren
Worten schuldig bin. Besonders, 3) allgemeine Hochschätzung, welche
auf dem allgemeinen Zeugnisse anderer beruhet, daß wir vorzügliche
Güte, Eigenschaften und Geschicklichkeiten besitzen, da denn Ehre ein
höhern Gras des guten Nahmens ist. In großer Ehre stehen oder leben.
Nach Ehre trachten. Er hält auf Ehre, er schätzet die allgemeine
Hochachtung anderer hoch, und sucht sie zu erhalten. Gleich wird sichs
offenbaren, Wer unter euch den Kranz mit Ehren trägt, Gell. so daß er
sich dadurch allgemeine Hochachtung erwirbt, oder selbige wenigstens
nicht vermindert oder verlieret. 4) Guter Nahme, oder das Zeugniß
anderer, daß wir die in der bürgerlichen Gesellschaft eingeführten
Obliegenheiten erfüllen; ein geringerer
Grad der vorigen Ehre. Ehre verloren, alles verloren. Jemanden seine
Ehre abschneiden, im gemeinen Leben; daher das niedrige ein
Ehrenabschneider. Seine Ehre retten, vertheidigen. Bey Ehren bleiben,
seinen guten Nahmen erhalten. Der Vater, der kein Mittel sah, Bey
Ehren in der Stadt zu bleiben, Gell. Wer will bey Ehren erhalten, der
sein Amt selbst unehret? Sir. 10, 32. Um Ehre und Reputation kommen.
Es betrifft deine Ehre. Bey meiner Ehre, eine im gemeinen Leben
üblicher Betheurung. 5) Reinigkeit der Sitten, sittlicher Wohlstand.
Ein jeder wisse sein Faß zu behalten in Heiligung und Ehren, 1 Thess.
4, 4. Ein Kuß in Ehren, im gemeinen Leben. Wir waren lustig, aber in
allen Ehren, auch im gemeinen Leben. Mit Ehren zu melden, eine im
gemeinen Leben übliche Formel, solche Ausdrücke zu begleiten, welche
den angenommenen gesellschaftlichen Wohlstand beleidigen würden. S.
Ehrbar. 2. In engerer Bedeutung, jungfräuliche Unschuld. Einer Person
ihre Ehre rauben. Sie hat ihre Ehre verloren.3. Die Wirkung dieses
Vorzuges, vortheilhaften Urtheiles; welche Bedeutung hoch mit einigen
der vorigen zusammen fließet. 1) Äußerung dieses Urtheiles durch
Worte. Eines in alen Ehren gedenken, mit rühmlicher Erwähnung. 2)
Wort, Ausdrücke, welche ein scheinbares Merkmal der Hochachtung sind,
aber nicht so gemeinet werden; in welcher Bedeutung Ehrenwort,
Ehrenbrief, im gemeinen Leben für Compliment, Complimentbrief üblich
sind. 3) Wohlthaten, so fern sie als ein Merkmahl der Achtung
anzusehen sind: Einem alle Ehre und Liebe erweisen. Im
Niedersächsischen ist diese Bedeutung von einem noch weitern Umfange,
indem ehrenthätig, und Ehrenthätigkeit daselbst gutthätig,
Gutthätigkeit, freygebig bedeuten; welchen Verstand auch ehrgebig,
Ehrgebigkeit bey dem Pictorius haben. S. auch Ehrschatz, Ehrung, und
Verehren. dahin gehöret auch Col. 2, 23: dadurch, daß sie des Leibes
nicht verschonen, und dem Fleisch nicht seine Ehre thun zu seiner
Nothdurft, d. i. ihm nicht die gebührende Pflege erweisen.4.
Empfindung des Werthe der Ehre, und des guten Nahmens, in der im
gemeinen Leben üblicher Redensart: er hat Ehre im Leibe.5. Eine Person
oder Sache, die andern Ehre macht. Er ist die Ehre unserer Zeiten. das
Weib ist des Mannes Ehre. Er ist seines Hauses Ehre. Dahin gehöret
auch die sonst ganz ungewöhnliche Bedeutung, welche dieses Wort einige
Mahl in der Deutschen Bibel hat, wo es für Zunge stehet, dem edelste
Werkzeuge des menschlichen Körpers. Wache auf, meine Ehre, wache auf
Psalter und Harfe, Pf. 57, 9; nach Michaelis Übersetzung: Wache auf,
mein besserer Theil, Cither und Harfe, wach auf! - Darum freuet sich
mein Herz, und meine Ehre ist fröhlich, Pf. 16, 9; Michaelis: Darum
freuet sich mein Herz, und der edlere Theil von mir jauchzet. - Auf
daß dir lob singe meine Ehre, Pf. 0,; Michaelis: Damit mein besserer
Theil dir Liebe singe. So auch Pf. 108, 2.
Anm. 1. In vielen zum Theil
oben angeführten Arten des Ausdruckes ist dieses Wort im Genitive und
Dative des Singulars noch in der alten Oberdeutschen Declination der
Ehren für der Ehre üblich. Doch findet diese Declination am häufigsten
ohne Artikel, seltener mit demselben Statt. Es hat dieses das Wort
Ehre mit Erde, Hölle, Gnade, Grube, Wiege, Frau, Seele und vielen
andern gemein, welche in manchen andern Redensarten auch im
Hochdeutschen immer noch in der alten Oberdeutschen Form abgeändert
werden. Wenn dieses Wort nichtEhrenstellen oder Ehrenbezeigungen
ausdruckt, so ist es eigentlich keines Plurals fähig. Allein, es wird
doch außer diesen Bedeutungen so wohl in gemeinen Leben, als bei
manchen Dichtern häufig in der mehrern Zahl gebraucht. Eines in allen
Ehren gedenken. Läßt seinen Ehren ihren Lauf, Opitz Pf. 66, 1; wo es
Luther gibt: lobsinget zu Ehren seinem Nahmen. In der edlern
Schreibart wird man sich dieses Plurals gern enthalten. Ehre finden,
einem Ehre thun, und andere biblische Ausdrücke mehr sind im
Hochdeutschen ungewöhnlich.
Anm. 2. Ehre, Nieders. Eere, lautet in den
meisten heutigen Bedeutungen schon bey dem Kero Heri. Era, bey dem
Ottfried Era und Ero, im Angels. Are, im Schwed. Aera, im Dän. Äre, im
Longob. Ari. Wachter leitet es sehr gezwungen von ähren, colere, das
Land bauen, Ihre aber von dem alten ar, her, hoch, her. Allein es
stammet wohl zunächst von dem Umstandsworte der Zeit und des Ortes Er,
eher, ab, wie sich aus der großen Übereinstimmung beyder Wörter bey
dem Kero und Ottfried leicht zeigen läßt. Ar, her, hoch, aber, um ehe,
eher, sind vielleicht näher verwandt, als Ihre glaubte. S. Hehr.
Ehreifer (W3) [Adelung]
Der Ehreifer, des -s, plur. car. ein gutes Oberdeutsches, im
Hochdeutschen aber wenig bekanntes Wort, das Thätige Bestreben
auszudrucken, seine Ehre, d. i. die allgemeine Hochschätzung, zu
erhalten und zu verteidigen, worauf man auch diese Hochachtung gründen
mag. Das Franz. Point d'honneur wird im Deutschen auf ähnliche Art
gebraucht.
Ehren (W3) [Adelung]
Ehren, verb. reg. act. Ehre erweisen, in verschieden Bedeutungen des
Hauptwortes. 1) Eine Person andern vorziehen; in welcher Bedeutung
doch dieses Wort wenig mehr gebraucht wird. Jemanden ehren. 2) Äußeres
Ansehen, Würden, Ehrenstellen ertheilen; eine gleichfalls wenig mehr
übliche Bedeutung. Denn ich will dich doch ehren, und was du mir
sagest, das will ich thun, 4. Mos. 22, 1. 3) Hochschätzen, und diese
Hochschätzung thätig erweisen; in welcher Bedeutung es noch am meisten
gebraucht wird. Er wird von jedermann geehrt. Ehre Vater und Mutter.
Die Alten soll man ehren. In engerer Bedeutung wird dieses Wort so
wohl in der Deutschen Bibel, als bey den Dichtern der vorigen Zeiten
häufig für verehren gebraucht, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen
veraltet ist. Den Gott aber, der deinen Odem und alle deine Wege in
seiner Hand hat, hast du nicht geehret, Dan. 5, 23. Sie verachtet dein
Geboth und ehren deine Götter nicht, Kap. 7, 12, 18. Und haben geehret
und gedienet dem Geschöpf mehr denn dem Schöpfer, Röm. 1, 25. Mein
König lebe wohl, ich ehre deinen Willen, Hofmansw. Dahin gehören auch
die Mittelwörter geehrt, und zu ehrender, noch mehr aber die
Zusammensetzungen hochgeehrt, hochzuehrender, welche sehr häufig in
den Überschriften im Innern der Briefe gebraucht werden, und bey
welchen nur dieses zu merken ist, daß das Mittelwort der vergangenen
Zeit, geehrt und hochgeehrt, alle Mahl mehr ausdruckt, als das
Mittelwort der gegenwärtigen, hochzuehrend. Dieses bezeichnet nur
jemanden, der geehret werden soll, oder Ehre verdienet; jenes aber
einen, der wirklich Ehre genießet. 4) loben, rühmen, jemandes Vorzüge
durch Worte erheben; eine gleichfalls veraltete, und mir noch in der
Deutschen Bibel übliche Bedeutung. Ich will den Nahmen Gottes loben,
und will ihn hoch ehren mit Dank, Pf. 69, 31. 5) Seine, Achtung gegen
jemanden durch Geschenke an den Tag legen. ein ebenfalls veralteter
Gebrauch. Ehre den Herrn von deinem Gut, Sprichw. 3, 9. Logau und
andere Oberdeutsche gebrauchen daher Ehrung noch für Ver-
ehrung, d. i. ein Geschenk. 6) Gott ehre mir den Thrax. Günth. Gott
her mir den vorm Petersthore, Mich eine im gemeinen Leben übliche
Formel, den Vorzug an den Tag zu legen, den man einer Person oder
Sache von andern ähnlichen gibt.
Anm. Schon bey dem Kero und Ottfried
lautet dieses Wort eren, in dem heutigen Oberschwaben ära, im Angels.
arian, im Schwed. ara. Das Hauptwort die Ehrung ist im Hochdeutschen
nicht üblich.
Ehrenamt (W3) [Adelung]
Das Ehrenamt, des -es, plur. die -ämter, ein Amt, dessen Besitz mit
Ehre, d. i. mit Vorzügen vor ander, mit äußerm Ansehen verbunden ist.
Ein Ehrenamt erhalten. Ein Ehrenamt verwalten, bekleiden u. s. f. S.
Ehrenstelle.
Ehrenbahn (W3) [Adelung]
Die Ehrenbahn, pur. die -en, bey den Dichtern der vorigen Zeiten,
eine Laufbahn, d. i. Lebensar, in welcher man Ehre erwirbt.
Ehrenbett (W3) [Adelung]
Das Ehrenbett, des -es, plur. die -e, ein Bett, welches einer Tochter
außer dem Ehebette zum Staate mitgegeben wird.
Ehrenbezeugung (W3) [Adelung]
Die Ehrenbezeugung, plur. die -en. 1) Die Erweisung seiner
Hochachtung durch äußere Merkmahle; ohne Plural. 2) Diese äußern
Merkmahle selbst. Jemanden mit vielen Ehrenbezeigungen empfangen.
Ehrenbild (W3) [Adelung]
Das Ehrenbild, des -es, plur. die -er, S. Ehrenstück.
Ehrenbogen (W3) [Adelung]
Der Ehrenbogen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Ehrenpforte.
Ehrenbothe (W3) [Adelung]
* Der Ehrenbothe, des -n, plur. die -n, eine im Hochdeutschen
ungewöhnliche, im Oberdeutschen aber noch hin und wieder übliche
Benennung eines Gesandten, eines Bothens höherer Art; ehedem ein
Scheinbothe, S. Bothe.
Ehrenbrauen (W3) [Adelung]
Das Ehrenbrauen, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten, ein
Brauen, welches einem Bürger, der das Braurecht hat, außer der Ordnung
bey einer feyerlichen Gelegenheit, z. B. bey der Hochzeit seiner
Tochter; verstattet wird. S. Ehrentag.
Ehrenbürger (W3) [Adelung]
Der Ehrenbürger, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten eine
Person, welche aus Achtung gegen ihre Verdienste von einer Stadt mit
dem Bürgerrechte beehret wird.
Ehrendame (W3) [Adelung]
Die Ehrendame, plur. die -n, ein Nahme, welcher an einigen Höfen der
oberste Hofdame gegeben wird; franz. Dame d'honneur.
Ehrendieb (W3) [Adelung]
Der Ehrendieb, des -es, plur. die -e, in den niedrigen Sprecharten,
eine Person, welche uns vorsetzlich unserer Ehre, d. i. unsers guten
Nahmens, beraubet. Ehrenabschneider, Ehrenräuber, sind so niedrige
Ausdrücke. S. Ehrenschänder.
Ehrendienst (W3) [Adelung]
Der Ehrendienst, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben ein Dienst,
welchen man jemanden zu Bezeigung seiner Achtung erweiset; besonders
in der Redensart: einem den letzten Ehrendiensten erweisen, mit zur
Leiche gehen.
Ehrenerklärung (W3) [Adelung]
Die Ehrenerklärung, plur. die -en, in den Rechten, eine feyerliche
Erklärung, daß man jemanden, dessen Ehre oder guten Nahmen man
angegriffen, für eine ehrliche Person erkenne. Einem eine
Ehrenerklärung thun.
Ehrenfall (W3) [Adelung]
Der Ehrenfall, des -es, plur. die -fälle, eine vorfallende feyerliche
Gelegenheit, und die Obliegenheit, welche selbige erfordert. Besonders
in den Lehensrechten, ein feyerlicher Fall, bey welchem die
Lehensleute den Glanz des Hofes ihres Lehensherren vermehren müssen.
Ehrenfest (W3) [Adelung]
Ehrenfest, S. Ehrenvest.
Ehrengedächtniß (W3) [Adelung]
Das Ehrengedächtniß, des -sses, plur. die -sse, ein Gedächtniß, d. i.
Denkmahl, welches jemanden zu Ehren errichtet oder verfertiget wird;
ein großen Theils veraltetes Wort, welches nur noch zuweilen von
Lobschriften, Leichenpredigten und andernMitteln, das rühmliche
Andenken eines Verstorbenen zu erhalten, gebraucht wird.
Ehrengericht (W3) [Adelung]
Das Ehrengericht, des -es, plur. die -e, an einigen, besonders
Oberdeutschen Orten, ein Gericht, von welchem die Streithändel
adeliger Personen untersucht und entschieden werden. das Schlesische
Ritter- und Ehrengericht, welches sein eigenes Ehrenrecht und seinen
Ehrenrichter hat. S. Ehrentafel.
Ehrengeschenk (W3) [Adelung]
Das Ehrengeschenk, des -es, plur. die -e, an einigen Orten, besonders
in Reichsstädten, dasjenige Geschenk, welches durchreisenden
fürstlichen Personen von dem Magistrate zu Bezeigung seiner
Ehrerbiethung gemacht wird. S. Ehrenwein.
Ehrenhold (W3) [Adelung]
Der Ehrenhold, des -es, plur. die -e, S. Herold.
Ehrenkleid (W3) [Adelung]
Das Ehrenkleid, des -es, plur. die -er, im gemeinen Leben, ein Kleid,
welches man nur bey feyerlichen Gelegenheiten anleget; ein Feyerkleid,
im gemeinen Leben ein Ehrenrock. Sein Ehrenkleid anlegen.
Ehrenkrone (W3) [Adelung]
Die Ehrenkrone, plur. die -n, bey den Dichtern der vorigen Zeiten,
die Krone, der Kranz, als eine Belohnung vorzüglicher Tugenden und
Verdienste, besonders so fern diese Belohnung nach diesem Leben zu
Theile wird; noch einer aus der biblischen Schreibart entlehnet Figur,
1 Petr. 5, 4.
Ehrenleute (W3) [Adelung]
Die Ehrenleute, sing. ins. S. Ehrenmann.
Ehrenlinie (W3) [Adelung]
Die Ehrenlinie, plur. die -n, in der Chiromantie, eine Linie unter
dem Goldfinger, welche das künftige äußere Ansehen und de Ehrenstellen
einer Person verkündigen soll.
Ehrenlohn (W3) [Adelung]
Der Ehrenlohn, des -es, plur. car. bey den Dichtern der vorigen
Zeiten, die rühmliche Belohnung vorzüglicher Verdienste und Tugenden.
Ehrenlüge (W3) [Adelung]
Die Ehrenlüge, plur. die -n. 1) Eine Lüge, welche man zur Erhaltung
seines guten Nahmens für nothwendig erachtet; eine Art der Nothlügen.
2) Eine Lüge, die man aus Gefälligkeit, aus Achtung gegen eine andere
Person saget.
Ehrenmahl (W3) [Adelung]
Das Ehrenmahl, des -es, plur. die -e, und -mähler, ein Denkmahl,
welches jemanden zu Ehren errichtet wird. Der Plural Ehrenmähler ist
in der gewöhnlichen, Ehrenmahle aber in der höhern Schreibart am
üblichsten. S. Mahl.
Ehrenmann (W3) [Adelung]
Der Ehrenmann, des -es, plur. die -männer, im Oberdeutschen, ein
geehrter, angesehener Mann, ein Mann, der nicht nur auf Ehre hält,
sondern auch wirklich geehret wird; in welchem Verstande Erman schon
in dem Schwabenspiegel vorkommt. Im Hochdeutschen wird dieses Wort nur
im Scherze gebraucht. Seht, seht auf unsern Ehrenmann, Den wir so
schön begraben, Haged. in dem Leichengedichte auf Hrn. Jost. Im
Oberdeutschen werden angesehene Personen auch im Ernste Ehrenleute
genannt.
Ehren-Marschall (W3) [Adelung]
Der Ehren-Marschall, des -s, plur. die -schälle, S. Ehrentafel.
Ehrenmitglied (W3) [Adelung]
Das Ehrenmitglied, des -es, plur. die -er, eine Person, welche ihres
vorzüglichen Standes, oder anderer Vordienste wegen zu einem Mitgliede
einer Akademie oder andern gelehrten Gesellschaft erwählet wird, und
zu keinen Arbeiten verbunden ist; zum Unterschiede von den
ordentlichen Mitglieder.
Ehrennahme (W3) [Adelung]
Der Ehrennahme, des -n, plur. die -n, ein Nahme, welcher jemandes
Ehre oder Würde bezeichnet, für das halb Lateinische Ehrentitel.
Ingleichen ein Nahme, der jemanden gegeben wird, um seine Achtung für
dessen Verdienste an den tag zu legen.
Ehrenpfennig (W3) [Adelung]
Der Ehrenpfennig, des -es, plur. die -e. 1) Eine Münze, welche
jemanden zu Ehren gepräget worden, oder welche ihm als ein Denkmal der
Achtung gegeben wird; eine Gnadenpfennig, Gedächtnißmünze u. s. f. 2)
Im gemeinen Leben, Gold, welches man beyleget, um sich dessen in
Fällen, die der Wohl-
stand nothwendig macht, zu bedienen, im Gegensatze des Noth- und
Zehrpfenniges, ohne Plural. S. Pfennig.
Ehrenpforte (W3) [Adelung]
Die Ehrenpforte, plur. die -n, eine prächtige Bogenstellung in
Gestalt eines Stadtthores, zum Durchzuge großer Herren; ein
Ehrenbogen, Triumphbogen, arcus triumphalis, weil die Römer sie
besonders bey einem Siegesgepränge aufzuführen pflegten.
Ehrenpreis (W3) [Adelung]
Der Ehrenpreis, des -es, plur. car. eine Pflanze; Veronica Linn.
besonders diejenige Art dieses Geschlechtes, welche ihm Veronica officinalis heißt, in den Europäischen Wäldern wild wachset, und den
Deutschen Nahmen ohne Zweifel wegen ihrer besondern Heilkräfte
erhalten hat. Dänisch Ärenprüs.
Ehrenräuber (W3) [Adelung]
Der Ehrenräuber, des -s, plur. ut nom. sing. Siehe Ehrendieb.
Ehrenrecht (W3) [Adelung]
Das Ehrenrecht, des -es, plur. inus. der Inbegriff der Rechte und
Gesetze, nach welchem die Ehrensachen des Adels abgethan werden. S.
Ehrengericht.
Ehrenrede (W3) [Adelung]
Die Ehrenrede, plur. die -n, eine Rede, welche bey einer feyerlichen
Gelegenheit jemanden zu Ehren gehalten wird: z. B. eine
Glückwunschrede, Leichenrede u. s. f.
Ehrenreich (W3) [Adelung]
Ehrenreich, adj. et adv. reich an Ehre und Tugend; ein größten Theils
veraltetes Wort, welches nur noch zuweilen in den weiblichen Titeln,
besonders von dem Kanzelstyle, gebraucht wird. Die Her- und
Tugendreiche Jungfrau oder Frau u. s. f. Der Nahme des Gallischen
Königes Orgetorix bey dem Cäsar soll nach einigen so viel als
ehrenreich bedeutet haben.
Ehrenreihe (W3) [Adelung]
Die Ehrenreihe, plur. die -n, in der Wappenkunst, die Reihe Felder
unmittelbar über dem Mittelschilde, S. Ehrenstelle.
Ehrenrettung (W3) [Adelung]
Die Ehrenrettung, plur. die -en, die Rettung, d. i. Vertheidigung
seiner oder eines andern Ehre, d. i. guten Nahmens, und die Schrift,
die selbige enthält.
Ehrenrichter (W3) [Adelung]
Der Ehrenrichter, des -s, plur. ut nom. sing. S. Ehrengericht.
Ehrenrock (W3) [Adelung]
Der Ehrenrock, des -es, plur. die -röcke, S. Ehrenkleid.
Ehrenrührig (W3) [Adelung]
Ehrenrührig, -er, -ste, adj. et adv. in den niedrigen Sprecharten
ehrenrührisch, was jemandes Ehre oder dessen guten Nahmen angreifet.
Ehrenrührige Worte. Eine ehrenrührige Schrift. Das war sehr
ehrenrührig.
Ehrensache (W3) [Adelung]
Die Ehrensache, plur. die -n, eine Sache, d. i. ein Rechtsstreit, der
jemandes Ehre betrifft. Ingleichen, eine Sache, die um des Wohlstandes
willen unternommen wird.
Ehrensäule (W3) [Adelung]
Die Ehrensäule, plur. die -n, eigentlich, eine hohe Säule auf einem
niedrigen Stuhle, welche die Griechen und Römer denen zu Ehren
errichteten, welche zur Erhaltung des Friedens beförderlich gewesen
waren.
Ehrenschänder (W3) [Adelung]
Der Ehrenschänder, des -s, plur. ut nom. sing. der jemandes Ehre, d.
i. guten Nahmen schändet, in der harten Schreibart. Das Bey- und
Nebenwort ehrenschänderisch ist nur in der niedrigen Sprechart üblich.
Ehrenschatz (W3) [Adelung]
Der Ehrenschatz, S. Ehrschatz.
Ehrenschuß (W3) [Adelung]
Der Ehrenschuß, des -sses, plur. die -schüsse, ein Schuß, der
jemanden zu Ehren geschiehet.
Ehrenspiegel (W3) [Adelung]
Der Ehrenspiegel, des -s, plur. ut nom. sing. eine in der guten
Schreibart veraltete figürliche Bedeutung der Schilderung der Tugenden
und Verdienste einer oder mehrerer Personen. Ehrenspiegel des Hauses
Österreich, ist der Titel einer von Fugger geschriebenen Geschichte
der Regenten dieses Hauses.
Ehrenstaffel (W3) [Adelung]
Die Ehrenstaffel, plur. die -n, S. Ehrenstufe.
Ehrenstand (W3) [Adelung]
Der Ehrenstand, des -s, plur. inus. ein mit Ehre und Achtung anderer
verbundener Stand.
Ehrenstelle (W3) [Adelung]
Die Ehrenstelle, plur. die -n. 1) Eine Stelle, d. i. ein Amt, welches
mit Ehre und Würde verbunden ist; ein Ehrenamt. 2) In der Wapenkunst,
die Stelle nahe über den Mittelschilde, in der Ehrenreihe.
Ehrenstrafe (W3) [Adelung]
Die Ehrenstrafe, plur. die -n, in den Rechten, eine Strafe, welche
den Verlust der Ehre mit sich führet, welche ehrlos macht.
Ehrenstück (W3) [Adelung]
Das Ehrenstück, des -es, plur. die -e, in der Wapenkunst, diejenige
Stücke eines Wapens, welche demselben zu besonderer Ehre des Besitzers
einverleibet worden, und von welchen die Lehrer der Kunst verschiedene
zum Theil seltsame Regeln geben; ein Ehrenbild. S. Heroldsfigur.
Ehrenstufe (W3) [Adelung]
Die Ehrenstufe, plur. die -n, eine Stufe der Ehre, der Würde, des
äußern Ansehens; im Oberdeutschen eine Ehrenstaffel. Die höchste
Ehrenstufe besteigen, zu der höchsten Ehre gelangen.
Ehrentafel (W3) [Adelung]
Die Ehrentafel, plur. die -n, in einigen Gegenden, z. B. in der
Ober-Lausitz, ein Ehrengericht, d. i. ein Gericht, vor welchem die
Ehrensachen der Ritterschaft abgethan werden, und in welchem eine
Ehren-Marschall den Vorsitz hat. in der Nieder-Lausitz wird es auch
die Rittertafel genannt. S. Tafel.
Ehrentag (W3) [Adelung]
Der Ehrentag, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, ein
feyerlicher Tag, an welchem jemanden besondere Erre erwiesen wird;
besonders der Hochzeittag. Seinen hochzeitlichen Ehrentag begehen.
Ehrentanz (W3) [Adelung]
Der Ehrentanz, des -es, plur. die -tänze, im gemeinen Leben, ein Tanz
bloß um des Wohlstands willen, oder aus Achtung gegen eine andere
Person. Einen Ehrentanz mit der Braut thun. Ein Ehrentänzchen machen.
Ehrentitel (W3) [Adelung]
Der Ehrentitel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Titel, welcher
demjenigen, der ihn führet, eine vorzügliche Ehre ertheilet.
Ehrentrunk (W3) [Adelung]
Der Ehrentrunk, des -s, plur. die -trünke, im gemeinen Leben, ein
Trunk, welchen man um des Wohlstandes willen, aus Achtung gegen einen
andern thut. Bey den Handwerkern auch dasjenige Bier, welches einem
wandernden Gesellen gereichet wird.
Ehrenvest (W3) [Adelung]
Ehrenvest, adj. et adv. ein veraltetes Wort, welches nur noch in
einigen Gegenden in den Titel angesehener weltlichen Personen üblich
ist, das lat. Amplissimus auszudrucken. Zu Anfange des sechzehnten
Jahrhunderts ward dieses Wort ein Titel des niedern Adels. In
verschiedenen Kanzelleyen gibt man noch Doctoren diesen Titel. Der
alte Nahme Areovistus soll so viel als ehrenvest bedeuten. S. Fest und
Vest.
Ehrenvoll (W3) [Adelung]
Ehrenvoll, -er, -este, adj. et adv. 1) Viele Ehre habend oder
genießend. Ein ehrenvoller Stand. 2) Viele Ehre bringend. Ein
ehrenvoller Tod.
Ehrenwein (W3) [Adelung]
Der Ehrenwein, des -es, plur. inus. ein Geschenk von Wein, welches
fürstlicher Personen bey ihrer Durchreise durch die Reichsstädte von
den Magistrate überreichet ward. S. Ehrengeschenk.
Ehrenwerth (W3) [Adelung]
Ehrenwerth, -er, -este, adj. et adv. werth geehrt zu werden. Ein
ehrenwerther Mann.
Ehrenwort (W3) [Adelung]
Das Ehrenwort, des -es, plur. die -e. 1) Im gemeinen Leben, Worte,
die um des Wohlstandes willen gesprochen werden, seine Achtung gegen
jemanden dadurch an den Tag zu legen. In engerer Bedeutung,
dergleichen Worte, die nur zum Scheine gesprochen werden, ein
Compliment; z. B. wenn man jemanden zum Essen einladet, und es doch
ungern sehen würde, wenn er die Einladung annehmen sollte. Ein
Ehrenwort ist darum kein Ernstwort. Ehrenwort bindet nicht. 2) Ein
Versprechen bey seiner Ehre; ohne Plural. Jemanden sein Ehren-
wort geben. Jemanden auf sein Ehrenwort in Freyheit setzen.
Ehrenzeichen (W3) [Adelung]
Das Ehrenzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. ein jedes Zeichen
verdienter Ehre, ein Zeichen, welches dem Besitzer Ehre und Ansehen
ertheilet. Dergleichen Ehrenzeichen sind Wapen, Orden, Titel u. s. f.
Ehrerbiethig (W3) [Adelung]
Ehrerbiethig, -er, -ste, adj. et adv. seine Verehrung eines andern
äußerlich an den Tag legend und darin gegründet. Ein ehrerbiethiger
Mensch. Eine ehrerbiethige Furcht vor Gott haben. Jemanden sehr
ehrerbiethig grüßen. Das verlängerte Oberdeutsche ehrerbiethiglich ist
im Hochdeutschen veraltet.
Ehrerbiethigkeit (W3) [Adelung]
Die Ehrerbiethigkeit, plur. car. die Neigung ehrerbiethig zu seyn,
und die thätige Erweisung dieser Neigung. Ehrerbiethigkeit gegen
jemanden haben. S. das folgende.
Ehrerbiethung (W3) [Adelung]
Die Ehrerbiethung, plur. car. die Sorgfalt, jemanden auf alle
mögliche Art zu verehren, d. i. seine Hochachtung gegen ihn an den Tag
zu legen. S. Erböthig. Ehrerbiethung gegen jemanden haben. Einander
mit Ehrerbiethung zuvor kommen, Röm. 12, 10. S. Ehrfurcht.
Anm. Dieses
Wort ist das Verbale von dem ungewöhnlichen Zeitworte ehrerbiethen,
Ehre erweisen. Den Endsylben nach findet zwischen Ehrerbiethung und
Ehrerbiethigkeit allerdings ein Unterschied in der Bedeutung Satt, S.
Keit; allein im gemeinem Leben werden sie häufig für einander
gebraucht. In der edlern Schreibart fängt Ehrerbiethigkeit an zu
veralten. Notker gebraucht dafür Erafti.
Ehrfurcht (W3) [Adelung]
Die Ehrfurcht, plur. car. die aus der lebhaften Erkenntniß der Größe
oder Vorzüge eines andern herrührende Furcht, oder Sorgfalt, alles
dasjenige zu vermeiden, was seiner Überlegenheit über uns entgegen
ist. In weiterer Bedeutung auch, ein hoher Grad der Hochachtung, der
Ehrerbiethigkeit. Ehrfurcht gegen jemanden haben. Erhabenen
Verdiensten, gekrönten Häuptern ist jedermann Ehrfurcht schuldig.
Ehrgefühl (W3) [Adelung]
Das Ehrgefühl, des -es, plur. car. das Gefühl seiner Vorzüge und der
darin gegründeten Ehre, nebst der damit verbundenen Bemühung,
letztere, weder selbst zu verletzen, noch von andern verletzen zu
lassen; mit einem Französischen Ausdrucke, die Ambition, wofür andere
nicht so schicklich Ehrtrieb gebraucht haben.
Ehrgeitz (W3) [Adelung]
Der Ehrgeitz, des -es, plur. car. der Geitz, d. i. die unerlaubte
heftige Begierde nach Ehre, die Begierde mehr Ehre zu erlangen, als
man verdienet. Viel Ehrgeitz besitzen. Der Ehrgeitz beherrscht seine
ganze Seele. S. Geitz, ingleichen Ehrbegierde.
Ehrgeitzig (W3) [Adelung]
Ehrgeitzig, -er, -ste, adj. et adv. Ehrgeitz habend, verrathend,
darin gegründet. Ein ehrgeitziger Mensch. Ein Ehrgeitziger. Er hat
nichts als ehrgeitzige Absichten. Das Hauptwort, die Ehrgeitzigkeit,
welches Weish. 14, 18, vorkommt, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.
Ehrgierig (W3) [Adelung]
Ehrgierig, -er, -ste, adj. et adv. wie das vorige, eine unmäßige
Begierde nach Ehre habend oder verrathend. Ein ehrgieriger Mensch. S.
Gierig.
Ehrhaft (W3) [Adelung]
* Ehrhaft, -er, -este, adj. et adv. welches im Hochdeutschen veraltet
ist, und nur noch zuweilen in einigen Oberdeutschen Gegenden vorkommt,
für geehrt, ehrwürdig, der Ehre, dem Wohlstande und guten Nahmen
gemäß. Kero gebraucht eerhaft für fromm, erhafter ist Got, fromm,
heilig ist Gott; Notker erhaft für rühmlich. Bey eben demselben ist
Erhafti, Ehrerbiethigkeit, Ehrfurcht.
Ehrlich (W3) [Adelung]
Ehrlich, -er, -ste, adj. et adv. der Ehre gemäß, doch nach dem
verschiedenen Gebrauche dieses Hauptwortes auch mit verschiedenen
Nebenbegriffen und Einschränkungen.1. Äußeres Ansehen, äußere Vorzüge,
vornehm. Rathsherren und ehrliche Leute, 4 Mos. 16, 2. Hauptleute über
funfzig und ehrliche Leute, Ps. 3, 3. Ein ehrlicher Mann und am
königlichen Hofe wohl gehalten, Esth. 6, 1. Daß nicht etwa ein
ehrlicher denn du von ihm geladen sey, Luc. 14, 8. Die ehrliche Pracht
des Königreiches, Ps. 145, 12. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung,
wenigstens in der edlern Schreibart, veraltet. Allein im gemeinem
Leben wird ehrlich noch oft für ansehnlich, in der figürlichen
Bedeutung dieses Wortes, gebraucht. Meine Blüthe brachte ehrliche und
reiche Frucht, Sir. 24, 24. Ein ehrliches, beträchtliches,
ansehnliches, Heirathsgut. Das hat mich ein Ehrliches gekostet. Ja es
scheinet, daß dieses Wort, wenigstens in einigen Gegenden für gut
gebraucht worden; denn in den alten Niedersächsischen Urkunden findet
man mehrmahls des de erliker für desto besser.2. Der öffentlichen
Achtung, dem guten Nahmen gemäß; obgleich wiederum mit mancherley
Einschränkungen. 1) In Ansehung der durch die äußere Ordnung
eingeführten Begriffe von Ehre und Schande. Er ist ehrlichen
Herkommens, er ist von ehrlichen Ältern geboren. Ein ehrliches
Begräbniß. Ein ehrlicher Ort. Eine ehrliche Hantierung. Sich ehrlich
nähern. S. Unehrlich. 2) Der äußern Gerechtigkeit, den Pflichten der
bürgerlichen Gesellschaft gemäß. Ein ehrlicher Mann, der diese
Pflichten erfüllet. Der ehrliche Nahme, der allgemeine Ruf, daß man
solche erfülle. Ich schwöre es als ein ehrlicher Mann. Besonders so
fern die Haltung der Treue und des Glaubens, und die Beobachtung der
natürlichen Billigkeit eine dieser Pflichten ist. Ein ehrlicher Mann
hält sein Wort. Ehrlich währet am längsten. Eine Sache ehrlich
bezahlen. Ich habe es ja mit ehrlichen Leuten zu thun. Ehrlich und
redlich mit jemanden umgehen. Ich habe ihm ehrlich gedienet. 3) Seit
der Verfeinerung und mit derselben erfolgten Verschlimmerung der
Sitten bedeutet der Ausdruck, ein guter ehrlicher Mann, oft nur einen
Mann, der weiter nichts als diese bürgerliche Tugend besitzet,
übrigens aber Mangel an derjenigen Klugheit leidet, welche die feine
Lebensart eingeführet hat, und die mit der bürgerlichen Ehrlichkeit
freylich nicht alle Mahl bestehen kann. In der engsten Bedeutung ist
ein ehrlicher Mann oft so viel als ein geduldiger Hahnrey.3.
Besonders, dem äußern Wohlstande, der Reinigkeit der Sitten gemäß, im
gemeinem Leben. Die Ehe soll ehrlich gehalten werden, Ebr. 13, 4.
Lasset alles ehrlich und ordentlich zugehen, 1 Cor. 14, 40. Ein
ehrliches Mädchen, das nicht wider die äußere Ehrbarkeit handelt. Sie
ist ehrlich, handelt nicht wider die guten Sitten.4. Rühmlich,
löblich, was Ehre oder Ruhm verdienet. Menigklich nam groß frewd ab
der erlichen rat, Theuerd. Kap. 82. Tilgte die alten ehrlichen
(löblichen) Gesetze ab, 2 Macc. 4, 11. Ehrlich (löblich) regieren, in
einem 1514 gedruckten Deutschen Livius. Und ist ihm ehrlich
(rühmlich), daß er Untugend überhören kann, Sprichw. 19, 11. Doch
diese Bedeutung ist im Hochdeutschen veraltet.
Anm. Schon bey dem
Ottfried und Willeram bedeutet erlicho, eerlich, anständig, decorus,
honestus, ingleichen ehrerbiethig, reverenter. Das Schwed. arlich und
Dän. ärlig kommen mit dem Deutschen in der Bedeutung überein.
Ehrlichkeit (W3) [Adelung]
Die Ehrlichkeit, plur. car. der Zustand, da eine Sache oder Person
ehrlich ist, in allen den Bedeutungen, in welchen noch das Beywort
ehrlich üblich ist. er hält viel auf Ehrlichkeit, auf die Neigung, die
natürliche Billigkeit zu beobachten, und da-
durch den Nahmen eines ehrlichen Mannes zu behaupten. Er ist die
Ehrlichkeit selbst.
Ehrliebe (W3) [Adelung]
Die Ehrliebe, plur. car. die thätige Liebe zur Ehre, d. i. zu der
öffentlichen Hochachtung anderer, die Bemühung sich durch seine
Handlungen Ehre zu erwerben. Viel Ehrliebe besitzen. Das leidet seine
Ehrliebe nicht. Dieses Wort wird jederzeit in einem guten Verstande
gebraucht, und druckt ein rechtmäßiges Bestreben nach Ehre aus, so
fern sich solche auf Verdienste und auf den Beyfall rechtschaffener
Leute gründet. S. Ehrbegierde.
Ehrliebend (W3) [Adelung]
Ehrliebend, -er, -ste, adj. et adv. welches aus der R. A. Ehre
liebend, zusammen gezogen ist, Ehrliebe habend, besitzend. Ein
ehrliebendes Gemüth.
Ehrlos (W3) [Adelung]
Ehrlos, -er, -ste, adj. et adv. der Ehre, d. i. des guten Nahmens im
hohen Grade beraubt, den Verlust des guten Nahmens im hohen Grade nach
sich ziehend. Ein ehrloser Mensch. Ein ehrloses Leben führen. Eine
ehrlose That. Da der Verlust des guten Nahmens das größte Übel in der
bürgerlichen Gesellschaft ist, so gehören ehrlos und Ehrlosigkeit auch
unter die harten Ausdrücke, welche mit Behutsamkeit angewendet werden
müssen. Isidors Übersetzer gebraucht aerloso für gottlos.
Ehrlosigkeit (W3) [Adelung]
Die Ehrlosigkeit, plur. inus. die ehrlose Beschaffenheit, der ehrlose
Zustand. Bey dem Kero ist Erlosida Gottlosigkeit, S. das vorige.
Ehrsam (W3) [Adelung]
Ehrsam, -er, -ste, adj. et adv. der Ehre, der öffentlichen Achtung
gemäß, löblich, ingleichen wirklich geehrt; ein in dem gemeinen
Sprachgebrauche veraltetes Wort, welches nur noch in den Titeln
zuweilen vorkommt, So pflegen der Kaiser, die churfürstlichen und
fürstlichen Gesandten nicht nur den Schweizer-Cantons, sondern auch
den meisten Magistraten der freyen Reichsstädte den Titel ehrsam zu
gebe. Auch die Magistrate landsässiger Städte, und die zünftigen
Handwerker bekommen diesen Titel von ihres Gleichen, und solchen, die
dem Stande nach wenig über sie erhaben sind. Ein ehrsames Handwerk.
Ein ehrsames Publicum, ein geehrtes.
Anm. Wenn man bloß auf die
Endsylbe siehet, so würden ehrsam, ehrbar und ehrlich wenig von
einander unterschieden seyn. Der vornehmste Unterschied beruht auf der
Bedeutung des Wortes Ehre. Indessen hat auch bey einerley Bedeutung
dieses Wortes der Gebrauch dennoch einen Unterschied unter ehrsam und
ehrbar eingeführet; wenigstens glaubt man, daß ein ehrsames Handwerk
mehr sagen solle als ein ehrbares, obgleich Frisch das Gegentheil
behauptet.
Ehrschatz (W3) [Adelung]
Der Ehrschatz, des -es, plur. inus. ein nur noch in dem Lehensrechte
übliches Wort, diejenige Abgabe zu bezeichnen, welche man dem
Landesherren bey der Veränderung des Besitzers eines Lehens entrichten
muß; S. Lehnsware. Daher ehrschätzig, adj. et adv. den Ehrschatz zu
entrichten verbunden. Ehrschätzige Güter, welche so oft sie ihren
Besitzer verändern, dem Lehensherren den Ehrschatz entrichten.
Verehrschatzen, verb. reg. act. den Ehrschatz entrichten von einem
Gute bezahlen.
Ehrsucht (W3) [Adelung]
Die Ehrsucht, plur. car. die Sucht, d. i. ungeordnete heftige
Begierde nach Ehre oder äußern Vorzügen, der höchste Grad des
Ehrgeitzes; ein Wort, welches jederzeit in einem nachtheiligen
Verstande gebraucht wird, S. Sucht. Seine Ehrfurcht gehet über alles.
Von der Ehrfurcht besessen seyn.
Ehrsüchtig (W3) [Adelung]
Ehrsüchtig, -er, -ste, adj. et adv. Ehrsucht habend, verrathend,
darin gegründet. Ein ehrsüchtiger Mensch. Ein Ehrsüchtiger.
Ehrsüchtige Absichten.
Ehrtrieb (W3) [Adelung]
Der Ehrtrieb, des -es, plur. inus. S. Ehrgefühl und Ehrbegierde.
Ehrvergessen (W3) [Adelung]
Ehrvergessen, -er, -ste, adj. et adv. welches aus der R. A. seine
Ehre vergessen, aus den Augen setzen, zusammen gezogen ist. Ein
ehrvergessener Mensch, der um die Erhaltung seiner Ehre oder seines
guten Nahmens unbekümmert ist. Es ist das Mittelwort der vergangenen
Zeit des Verbi vergessen; das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit
ehrvergessend, wird in eben dieser Bedeutung auch zuweilen gebraucht.
Ehrwürde (W3) [Adelung]
Ehrwürde, ein veraltetes Hauptwort, welches nur noch als ein
Abstractum in den Titeln geistlicher Personen gebraucht wird. Ew.
Ehrwürden. Im gemeinem Leben bekamen diesen Titel bey den
Evangelischen vor kurzen nur noch die Landprediger, dagegen die untern
Prediger in den Städten Wohlehrwürden, die obern Hochwohlehrwürden und
Hochehrwürden, Doctores und vornehmere Geistliche Hochwürden genannt
wurden. S. das folgende.
Ehrwürdig (W3) [Adelung]
Ehrwürdig, -er, -ste, adj. et adv. der Ehre, d. i. des Vorzuges, der
öffentlichen Achtung würdig. Ein ehrwürdiger Greis. Ein überaus
ehrwürdiger Mann. Besonders in den Titeln geistlicher Personen, da das
einfache ehrwürdig gemeiniglich noch den Candidaten des Predigtamtes,
wirklichen Predigern aber die zusammen gesetzten wohlehrwürdig,
hochwohlehrwürdig und hochehrwürdig gegeben werden; S. diese Wörter,
ingleichen das vorige.
Anm. Bey dem Kero ist Eruunirdi Ehrfurcht und
eeruuirdig, anständig, honestus. Isidor gebraucht aeruuurdigh für
rühmlich. Ehedem scheuete man sich nicht, auch gekrönte Häupter
ehrwürdig zu nennen, und in Königshovens Chronik heißt noch König
Sigismund der geborne ehrwürdige Fürst und Herr.
Ehs (W3) [Adelung]
* Ehs, oder ehse, adj. et adv. welches nur bey den Bäckern üblich
ist, wo es eßbar bedeutet. Das Brot ist ehse, wenn es wegen des guten
Mehles eßbar ist, im Gegensatze des unehse, welches von verdorbenem
schlechten Mehle herrühret. Ohne Zweifel stammet dieses Wort von essen
her, welches in mehrern Mundarten ein gedehntes e hat. In
Oberdeutschland ist äßig für eßbar üblich. S. Essen.
Ei (W3) [Adelung]
Ei, ein Doppellaut, welcher so ausgesprochen werden muß, daß man in
dessen ersten Hälfte ein deutliches e höret. Bein, mein, dein, Leib,
bleiben. Die Oberdeutsche Aussprache weicht hiervon sehr ab, indem die
rauhern Mundarten derselben statt des ei ein ai, und wohl gar ein oi
und oa hören lassen, Bain, main, Stain, Laid, koi für kein, Boan,
Stoan, für Bein, Stein, ( S. Ai und Oi,) die gezierten Mundarten aber
dem ei ein ee unterschieben, Seel für Seil, Kleed für Kleid, Steen für
Stein, Eche für Eiche, nee für nein, Eenigkeet für Einigkeit, mehnen
für meinen, wehnen für weinen; welchen Fehler nicht allein manche
gemeine Meißner, sondern auch die Schlesier, Pfälzer u. s. f. an sich
haben, wozu sie vermuthlich durch die Niedersächsische Mundart
verleitet worden, welche statt des Hochdeutschen ei in vielen Fällen
ein gedehntes e hören lässet. Die Oberpfälzer sprechen dieses e gar
wie ein gedehntes a aus, naa für nein, Stahn, Bahn, für Stein, Bein u.
s. f. In dem Worte eilf und dessen Ableitungen, lassen die meisten,
auch Obersächsischen Mundarten, nach dem Vorgange der Niedersachsen
nur ein kurzes e hören, als wenn es elf, elfte u. s. f. geschrieben
wäre.Diese Verschiedenheit der Aussprache hat oft ein Wort unter
verschiedenen Gestalten auch in die Deutschen Schreibarten
eingeführet. Dergleichen sind besonders lehnen und leihen, lehnen und
leinen, fehlen und feilen und andere mehr; S. diese Wörter.
In Deist, Atheist und andern fremden Wörtern, welches e und i deutlich
als zwey besondere Laute, nicht aber als ein Doppellaut
ausgesprochen.Manche Verba verwandeln ihr ei des Infinitives in der
Conjugation in ein langes i oder ie, ich rieb, gerieben; treiben, ich
trieb, getrieben; bleiben, ich blieb, geblieben; schreiben, ich
schrieb, geschrieben u. s. f.
Eibe (W3) [Adelung]
Die Eibe, plur. die -n, oder der Eibenbaum, des -es, plur. die
-bäume, der alte Deutsche Nahme desjenigen immer grünen Baumes,
welcher unter dem Nahmen des Taxus am bekanntesten ist, Taxus, L.
rothe fleischige Beeren mit einem harten Samenkorne trägt, und in den
Lustgärten zu Pyramiden und Hecken gezogen wird. In dem südlichen
Deutschlande wächset er wild.
Anm. In den Ober- und Niederdeutschen
gemeinen Mundarten lautet dieser Nahme Ibe, Ive, Ife, Ifenbaum,
Eifenbaum, Eyenbaum u. s. f. im Angels. Iv, im Engl. Yew, Yew-tree, im
Dän. Ibenholt, im Franz. I'lf, im mittlern Latein. Jvus, Euves. Andere
Mundarten haben statt des b und f ein d, wie das Schwed. Ide, das
Wallis. Eiddew, das Irländ. Eidean, das Cornwallis. Iddio. Frisch
bemerket, daß der Nahme dieses Baumes von den Schriftstellern
mehrmahls mit den Nahmen anderer Bäume und Gewächse verwechselt
worden, S. Ulme. Eibisch und Epheu, welches letztere im
Angelsächsischen gleichfalls Iv heißt. Ja man hat Spuren, daß die
Tanne ehedem von einigen Eibe genannt worden, welches desto weniger zu
verwundern, da nicht nur der Latein. Nahme Abies diesem Worte sehr
nahe kommt, sondern auch beyde Bäume in der äußern Gestalt viele
Ähnlichkeit mit einander haben. Est autem id genus arboris aptum
spiculis et arcubalistis, heißt es von dem Eibenbaume in dem Lib.
Miracul. S. Martini Abbat. Vertrauensis bey dem du Fresne. Vermuthlich
hat dieser Gebrauch Anlaß gegeben, daß ehedem die Armbrüste häufig
Eiben, die Armbrustschützen aber Eibenschützen genannt worden. Die
Arbalestes d'Yf kommen schon in einer Französ. Urkunde von 1338 bey
dem Carpentier vor.
Eibischbaum (W3) [Adelung]
Der Eibischbaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Gegenden, eine
Benennung der Sorbus aucuparia. L. oder Eberäsche ( S. dieses Wort,)
deren Beeren auch wohl Eibischbeeren genannt werden.
[Adelung]
Eich (W3) [Adelung]
Die Eich, S. 2 Eiche
Eichapfel (W3) [Adelung]
Der Eichapfel, des -s, plur. die -äpfel, derjenige runde Auswuchs an
den Blättern der Eichbäume, welche unter dem Nahmen der Galläpfel am
bekanntesten ist, S. dieses Wort. Nieder. Eekappel.
Eichbaum (W3) [Adelung]
Der Eichbaum, des -es, plur. die -bäume, S. 1 Eiche.
Eiche (W3) [Adelung]
1. Die Eiche, plur. die -n, oder der Eichbaum, des -es, plur. die
-bäume. 1) Ein Baum, welcher eine ansehnliche Höhe und Dicke, und ein
gelbliches oder bräunliches har-tes dauerhaftes Holz hat. er wächst in
den Wäldern des südlichen Europa, viele, zum Theil noch nicht genug
bekannte Arten, aber auch in Nordamerika; Quercus, L. S. Steineiche,
Früheiche, Sommereiche, Wintereiche, Loheiche, Rotheiche, Raseneiche,
Hageiche, Stecheiche, u. s. f. durch welche Nahmen oft mehr zufällige
Abänderungen als wahre Unterarten angedeutet werden. Ein Mann, wie ein
Eichbaum, im gemeinen Leben, ein großer starker Mann. 2) In einigen
Niedersächsischen Gegenden, besonders um Bremen, eine Art langer
platter Flußschiffe, welche einen eichenen Boden haben, zum
Unterschiede von den Bukken, oder Büchen, welches ähnliche Schiffe mit
einem büchenen Boden sind. Nieders. Eeke. Ein solcher Kahn heißt schon
im mittlern Lateine Acon, im Holländ. Aeke, und im Schwed. Eka.
Anm.
Der Nahme dieses Baumes ist alt, und lautet im Nieders. Eeke, im
Angels. Ac, Aec, im Schwed. Ek, im Engl. Oak, im Holländ. Eike, im
Dän. Eeg. Einige leiten ihn von dem Griech. - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - Speise, her, weil dessen Früchte in den ersten
Zeiten der Einfalt auch zur Speise für Menschen gedienet; Wachter von
dem alten ogan, fürchten, verehren, weil er von den ältesten Zeiten an
ein Hülfsmittel der gottesdienstlichen Verehrung gewesen, anderer
Ableitungen zu geschweigen. Allein da dieser Baum wegen der Stärke
seines Holzes im Latein. auch Robur genannt worden, so stehet es
dahin, ob der Deutsche Nahme nicht eine ähnliche Bedeutung hat. Eich
wird in den Monseeischen Glossen durch rubor erkläret, welches
vermuthlich ein Schreib- oder Druckfehler für robur ist. Eben daselbst
ist Eih terebinthus, hartira eih oder quercus. Bey den alten Galliern
hieß der Eichbaum, dem Ammian Marcellin V. 30 zu Folge, Basil. S.
Eichel.
Eiche (W3) [Adelung]
2. Die Eiche, plur. die -n. 1) Das Abstractum des Verbi eichen, die
Handlung des Eichens zu bezeichnen; ohne Plural. Die Eiche vornehmen.
Im Nieders. die Wroge. 2) Ein gewisses vorgeschriebenes Maß oder
Gewicht eines Ortes oder Landes, und dasjenige Maß oder Gewicht,
welches den übrigen zum Muster und zur Vorschrift dienet, S. Eichmaß.
Die alte, die neue oder verbesserte Eiche. Ein Mark Nürnberger
Silbergewicht jetziger Eiche, thut in Hamburg 15 Loth 12 Pfennige.
Vier Bier- oder Methfuder sollen fünf Weinfuder an der Eich machen, in
einer Verordnung Kaiser Friedrichs III. In den Mühlen ist die Eiche
die vorgeschriebene Höhe des Wassers in dem Mühlgraben, S. Eichpfahl
und Eichen, das Verbum. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort nur Eich.
Eichel (W3) [Adelung]
Die "Eichel", plur. die -n,
1) Die längliche runde Frucht des Eichbaumes, welche vornehmlich zur Mastung der Schweine gebraucht wird. Die Schweine in die Eicheln schlagen, oder treiben. S. "Dachseichel" und "Harzeichel".
2) Figürlich, die Gestalt einer Eichel habend. Besonders wird so wohl in der Anatomie, als im gemeinem Leben, der äußerste Theil des männlichen Gliedes die Eichel genannt.
Anm. Die "Eichel", im Österreichischen "Dechel", ist vermittelst der Ableitungssylbe "-el" von dem Worte "Eiche" gebildet. Daß diese Form schon alt ist, erhellet aus dem Griech. "???", "Eichel", welches bereits bey dem Homer vorkommt, aber, dem Plato zu Folge, von nördlichern Völkern entlehnet ist. Ihre leitet unser Hochdeutsches "Eichel" von dem Schwed. "Ekallon" her, welches aus "Allon", "Frucht", zusammen gesetzt ist, und eigentlich "Eichfrucht" bedeutet; eine Ableitung, welche bey dem hohen Alter des Deutschen Wortes nicht Stich hält. Im Dän. heißt die "Eichel" nur schlechthin "Ollen" und "Olden", von dem alten "ala", "nähren" "alere", womit das Griech. "???" verwandt zu seyn scheinet.
Die gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes haben, so wie die nördlichen Sprachen, noch ein anderes Wort, die Frucht des Eichbaumes zu bezeichnen, welches "Ecker", Nieders. "Ekker", Dän. "Äggern", Angels. "Accaeren", "Accorn", "Aecern", Engl. "Acorn", Isl. "Akern", Griech. "???", lautet, aber so wie das Goth. "Akran" ursprünglich eine jede Frucht bedeutet. Die Frucht des Buchbaumes heißt im Österreichischen "Ackeram", an andern Orten "Buchecker", S. "Buscheichel". In einigen eigenthümlichen Nahmen, z. B. "Eichelstein", soll "Eichel" aus dem Latein. "Aquila" verderbt seyn. Schilter kennet noch ein anderes Wort "eichel", welches "ganz" bedeutet haben soll. Doch er führet zu dessen Beweise nur die Oberdeutschen Ausdrücke, "eichel" "ganz", "eichel" "weis", d. i. "völlig ganz" an, welche aber auch Figuren von "Eichel", "glans", seyn können, weil an der glatten runden Eichel die geringste Verstümmelung sichtbar ist.
Eicheldaus (W3) [Adelung]
Das "Eicheldaus", des -es, plur. die Eicheldäuser, in der Deutschen Karte, das "Daus" aus der mit Eicheln bezeichneten Farbe. Nieders. "Eckerndaus".
Eichelgarten (W3) [Adelung]
Der Eichelgarten, des -s, plur. die -gärten, S. Eichelkamp.
Eichelhafer (W3) [Adelung]
Der Eichelhafer, des -s, plur. car. in der Landwirthschaft, eine Art
glatten schwarzen Hafers, welche sehr dickhülsig ist, und besonders in
bergigen und waldigen Gegenden gebauet wird; ohne Zweifel wegen der
Ähnlichkeit mit den Eicheln in Ansehung der Glätte. Der rauhe schwarze
Hafer ist eine Abart dieses Eichelhafers.
Eichelhäher (W3) [Adelung]
Der Eichelhäher, des -s, plur. ut nom. sing. S. Nußhäher.
Eichelkamp (W3) [Adelung]
Der Eichelkamp, des -es, plur. die -kämpe, in einigen, besonders
Niedersächsischen Gegenden, ein mit Eicheln besäetes Feld: im
Oberdeutschen ein Eichelgarten.
Eichelle (W3) [Adelung]
Die Eichelle, plur. die -n, eine von der Obrigkeit aufbehaltene Elle,
nach welcher die Ellen der Einwohner eines Ortes geeichet werden; in
Danzig die Musterelle, an andern Orten der Eichstab. S. Eichen, das
Verbum.
Eichelmast (W3) [Adelung]
Die Eichelmast, plur. car. die Mast von Eicheln, d. i. Eicheln, so
fern sie zur Mastung der Schweine dienen; die Eichmast, im
Oberdeutschen das Eckerrich. Schweine in die Eichelmast oder Eichmast
treiben.
Eichelschwein (W3) [Adelung]
Das Eichelschwein, des -es, plur. die -e, Schweine, welche in die
Eichelmast getrieben werden.
Eichen (W3) [Adelung]
Eichen, adj. et adv. aus Eichholz verfertiget. Eichene Bretter,
eichene Pfähle u. s. f. Ingleichen, von der Eiche genommen. Eichenes
Holz.
Eichen (W3) [Adelung]
Eichen, verb. reg. act. eigentlich, vergleichen, gleich machen; doch
nur in engerer Bedeutung, dem Maße und Gewichte seine gehörige und
bestimmte Größe und Schwere geben. Scheffel, Fässer, Ellen, Wagen u.
s. f. eichen. Dieses Eichen geschiehet von gewissen von der Obrigkeit
dazu bestellten Personen, ( S. Eicher,) welche das Maß oder Gewicht
mit einem von der Obrigkeit dazu verordneten Maße oder Gewichte ( S.
Eichmaß,) vergleichen, es demselben gleich machen, und endlich ein
Zeichen der Richtigkeit darauf drücken. Ein Fischergarn eichen,
vermittelst des Strickspanes, damit die Maschen nicht zu klein seyn,
um der jungen Brut zu schonen. Die Schiffe eichen, ihren kubischen
Inhalt bestimmen.
Anm. Eichen, im Oberdeutschen eichen, Im Nieders.
iken, kommt entweder von Ehe, echt, Gesetz, rechtmäßig, oder welches
noch wahrscheinlicher ist, von einem alten eich, übereinstimmig,
gemäß, her, welches mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - und dem Latein. aequus überein stimmt, und in dem Worte
gleich zum Grunde lieget; zumahl da im Nieders. auch liken und geliken
für iken oder eichen üblich ist. S. Gleich. Es ist daher kein
begreiflicher Grund vorhanden, warum dieses Wort auch im
Hochdeutschen nach Oberdeutscher Art aichen geschrieben werden sollte.
Übrigens hat die Handlung, welche durch dieses Verbum ausgedruckt
wird, in verschiedenen Gegenden verschiedene andere Nahmen. Im
mittlern Latein. heißt sie adrechurare, alialare, allegalare, von lex,
legis, adjoustare, adjustitiare, coaequare, gaugiare, eschantillare,
u. s. f. im Oberdeutschen ächten, fächten, finnen, justiren,
cimentiren, haimen, im Niedersächsischen wrogen, kämpen, von Gewichten
auch im Hochdeutschen abziehen. S. 2 Eiche, Eichmaß und Ohmen.
Eichenkraut (W3) [Adelung]
Das Eichenkraut, des -es, plur. inus. S. Vergiß mein nicht.
Eichenlunge (W3) [Adelung]
Die Eichenlunge, plur. inus. S. Steinflechte.
Eichenmistel (W3) [Adelung]
Die Eichenmistel, plur. inus. eine Art Mistel, welche von den übrigen
bekannten Mistelarten, welche auf den Bäumen einheimisch sind, in
weiter nichts verschieden ist, als daß diese auf den Eichbäumen
wächset; Viscum album, L. S. Mistel, ingleichen Alpranken 2.
Eichenrose (W3) [Adelung]
Die Eichenrose, plur. die -n, zusammen geformte Auswüchse der
Eichenblätter, welche in ihrem frischen Zustande den Rosen ähnlich
sehen und zur Wohnung eines Gall-Insectes dienen. Sie haben mit den
Weidenrosen einerley Ursprung; S. dieses Wort, ingleichen Eichenwurm.
Eichenschwamm (W3) [Adelung]
Der Eichenschwamm, S. Eichschwamm.
Eichenwurm (W3) [Adelung]
Der Eichenwurm, des -es, plur. die -würmer, dasjenige Gall-Insect,
welchem die Eichenrose zur Wohnung dienet; Cynips Quercus folii, L. S.
Gall-Insect.
Eicher (W3) [Adelung]
Der Eicher, oder Eichner, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine von der
Obrigkeit gesetzte Person, welche das Maß und Gewicht an einem Orte zu
eichen gesetzt ist; der Eichmeister, im Nieders. Iker, Wroger, im
Oberdeutschen Sinner, Fächter. S. Eichen, das Zeitwort, ingleichen
Eichherr. 2) In einigen Oberdeutschen Gegenden auch so viel als das
Eichmaß, S. dieses Wort.
Eichfarn (W3) [Adelung]
Der Eichfarn, des -es, plur. car. derjenige Steinfarn, welcher um die
Eichbäume wächset, und in der Arzeney dem gewöhnlichen Steinfarn
vorgezogen wird, ob er gleich sonst von demselben nicht verschieden
ist; S. Steinfarn.
Eichgebühr (W3) [Adelung]
Die Eichgebühr, plur. die -en, die Gebühr, oder dasjenige Geld,
welches der Eicher für das Eichen der Maße und Gewichte bekommt.
Eichgrund (W3) [Adelung]
Der Eichgrund, des -es, plur. die -gründe, ein Grund, d. i. ein Thal,
eine niedrige Gegend, welche mit Eichen bewachsen ist: 1 Sam. 17, 2,
19; Kap. 21, 9.
Eichhase (W3) [Adelung]
Der Eichhase, des -n, plur. die -n, in dem Oberdeutschen Gegenden,
ein oft sehr großer Klumpen zusammen gewachsener Schwämme, weil sie
gern an den Wurzeln der Eichbäume wachsen, und bräunlich grau, wie ein
Hase sind.
Eichherr (W3) [Adelung]
Der Eichherr, des -en, plur. die -en, an einigen Orten, diejenigen
Rathsherren, welche das Eichen verrichten, und das Maß und Gewicht in
ihrer Aussicht haben.
Eichholz (W3) [Adelung]
Das Eichholz, des -es, plur. die -hölzer, ein Gehölz, welches größten
Theils aus Eichen bestehet.
Eichicht (W3) [Adelung]
Das Eichicht, des -es, plur. die -e, eine mit Eichbäumen dick
bewachsene Stelle in einem Walde; ingleichen ein Eichwald. S. -icht.
Eichmaß (W3) [Adelung]
Das Eichmaß, des -es, plur. die -e, ein von der Obrigkeit verordnetes
und aufbehaltenes Maß, nach welchen die Maße der Einwohner eines Ortes
geeicht werden; S. Eichen, das Zeitwort. Ein solches Maß heißt in den
Actis des Klosters Mur Fronomen, von frohn, öffentlich, und Ohme, Ahm,
ein jedes Maß; im Hannöverischen das Probemaß, in Danzig das Richtmaß,
und wenn es ein Scheffel ist der Richtscheffel, wenn es eine Elle ist,
die Musterelle, Eichelle, im Oberd. das Echtmaß, Probemaß, in Zürich
das Muttermaß oder Urmaß, bey dem Alberus der Eicher.
Eichmast (W3) [Adelung]
Die Eichmast, S. Eichelmast.
Eichner (W3) [Adelung]
Der Eichner, S. Eicher.
Eichpfahl (W3) [Adelung]
Der Eichpfahl, des -es, plur. die -pfähle, bey den Wassermühlen, ein
langer eichener Pfahl, welcher die Eiche oder verordnete Höhe des
Wassers zeiget, und zugleich das Maß gibt, wie hoch der Fachbaum
geleget werden muß; der Mahlpfahl, Sicherpfahl, im Oberdeutschen
Haimstock, von haimen, eichen. Es wird, wenn er gehörig eingeschlagen
ist, von der Obrigkeit besichtiget und gerichtet. S. 2 Eiche und
Eichen, das Zeitwort.
Eichpilz (W3) [Adelung]
Der Eichpilz, des -es, plur. die -e, S. Eichschwamm.
Eichschälchen (W3) [Adelung]
Das Eichschälchen, des -s, plur. ut nom. sing. bey Probirern,
Schälchen an der Probirwage, vermittelst deren die Silberkörner
geeicht oder abgezogen werden.
Eichschwamm (W3) [Adelung]
Der Eichschwamm, des -s, plur. die -schwämme. 1) Eine Art
Blätterschwamm, dessen Blätter unter einander laufen; Agaricus
quercinus, L. Er ist eßbar, wächset an den Wurzeln der Eichbäume, und
wird auch Eichschwamm genannt. 2) Eine Art des Feuerschwammes, welche
gleichfalls häufig an den Eichbäume wächset, und auch Eichpilz,
ingleichen Hasenöhrlein genannt wird; Boletus igniarius, L. S.
Eichtraube.
Eichstab (W3) [Adelung]
Der Eichstab, des -s, plur. die -stäbe, ein Stab, welcher das
gesetzliche Maß eines Ortes zeiget, und nach welchem andere Maße
geeichet werden. S. Eichelle und Eichen, das Zeitwort.
Eichstadt (W3) [Adelung]
Die Eichstadt, plur. die -städte, diejenige Stadt einer Provinz, in
welcher die in der Provinz gangbare Maße verfertiget aber doch
geeichet werden müssen.
Eichtraube (W3) [Adelung]
Die Eichtraube, plur. die -n, eine Menge kleiner Schwämme, welche in
Gestalt einer Traube an einander hangen, im Frühlinge an den Wurzeln
der Eichbäume gefunden werden, und von außen roth, inwendig oder weiß
und milchig aussehen, S. Eichschwamm 2, und Eichhase.
Eichwald (W3) [Adelung]
Der Eichwald, des -es, plur. die. -wälder, ein Wald von Eichen, ein
mit Eichbäumen bewachsener Wald.
Eid (W3) [Adelung]
Der Eid, des -es, plur. die -e. 1) Die feyerliche Betheuerung, bey
welcher man Gott zum Zeugen und zum Rächer der Wahrheit anrufet.
Jemanden einen Eid auflegen, ihm den Eid zuerkennen. Einen Eid
ablegen, schwören. Mit einem Eide betheuern. Sich zu einem Eide
erbiethen. Den Eid halten, ihn brechen. Er will es zu keinem Eide
kommen lassen. Sich mit einem Eide rechtfertigen, reinigen, S.
Reinigungseid. Einem den Eid abnehmen, ihn denselben ablegen lassen.
An Eides Statt. Der Eid der Treue, womit man sich jemanden zur Treue
und zum Gehorsam verbindet. Ein leiblicher, ein körperlicher Eid, ein
feyerlicher Eid, welchen man in eigener Person ableget, ( S.
Körperlich,) der ehedem ein zierlicher Eid genannt wurde. Ein
gelehrter oder gestabter Eid, ehedem, ein Eid, wobey dem Schwörenden
die Eidesformel vorgesagt wird. Der Eid vor Gefährde, in den Rechten,
der Eid, daß man den Gegner nicht übervortheile, Juramentum calumniae,
S. Gefährde. Ein falscher Eid, S. Meineid. Die biblischen Ausdrücke,
einen Eid machen, aufrichten, thun, einen Eid darauf geben u. s. f.
sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. 2) Die Formel des Eides, die
Worte, welche diese Betheuerung ausmachen. Der Juden-Eid. Einem den
Eid vorsagen. Dasjenige, wozu man sich durch einen Eid verbindlich
gemacht. Seinen Eid und seine Pflicht in Acht nehmen.
Anm. Dieses Wort
lautet in der heutigen Bedeutung schon bey dem Kero, Ottfried, Notker
und Tatian Eid, bey dem Stryker Ait, im Oberdeutschen noch jetzt Aid,
Ayd, im Niedersächs. Holländ. und Dän. Eed, im Angels. Ath. im Engl.
Oath, bey den Ulphilas Aiths, im Schwed. Ed, im mittlern Lateine Atha.
Das hohe Alter und die wenige Veränderung, welche dieses Wort erlitten
machen dessen Ableitung ungewiß. Wachter leitet es sehr
unwahrscheinlich von Eh, Gesetz, Religion, her. Schon im Hebr. ist -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - das Zeugniß, und - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - ein Zeugniß ablegen. S.
Eichschwur.
Eidam (W3) [Adelung]
Der Eidam, des -es, plur. die -e, ein Oberdeutsches Wort, welches im
Hochdeutschen zu veralten anfängt, den Ehemann der Tochter, einen
Schwiegersohn zu bezeichnen. Er ist mein Eidam. In der Deutschen Bibel
kommt dieses Wort mehrmahls vor.
Anm. In den Monseeischen Glossen
lautet dieses Wort Eidum, in Österreichischen Urkunden des vierzehnten
Jahrhundertes mehrmahls Ayde, Aide, bey dem Apherdian Ehethum. Frisch
vermuthet, daß es von Ehe, echt, rechtmäßig, abstamme. Füglicher würde
es sich zu At, Geschlecht, Familie, rechnen lassen, zumahl da es in
einigen gemeinen Mundarten, z. B. in Meißen, Eidmann lautet. S. Atta
und Edel.
Eidbruch (W3) [Adelung]
Der Eidbruch, des -es, plur. inusit. der Bruch seines Eides, die
Verletzung desjenigen, wozu man sich durch einen Eid verbindlich
gemacht hat. Sich einen Eidbruches schuldig machen, meineidig werden.
Eidbrüchig (W3) [Adelung]
Eidbrüchig, adj. et adv. den Eid brechend. Eidbrüchig werden. Ein
eidbrüchiger Mensch. S. Meineidig. Daher die Eidbrüchigkeit.
Eidbruder (W3) [Adelung]
Der Eidbruder, des -s, plur. die -brüder, in einige Gegenden, ein
Nahme, mit welchem die Marksteinsetzer sich unter einander zu benennen
pflegen, weil sie durch einerley Eid mit einander verbunden sind.
Eidechse (W3) [Adelung]
Die Eidechse, plur. die -n. 1) Ein beydlebiges Thier mit vier Füßen,
einer glatten Haut, und langen Schwanze. Es ist ein unschädliches
Thier, ob es an dem Kopfe, der Schnauze, der gespaltenen Zunge und dem
gespaltenen Schwanze den Schlan-
gen gleicht; Lacerta, L. S. Erdeidechse und Wassereidechse. In den
entfernten Welttheilen gibt es eine große Menge Abänderungen von
diesem Thiere. Die neuern Schriftsteller begreifen unter diesem Nahmen
auch das Krokodill, den Chamäleon, Salamander, Iguana, Stincus u. s.
f. 2) Der Nahme eines neuen Gestirnes zwischen dem Schwane, dem
Cepheus und der Kassiopea.
Anm. In den Monseeischen Glossen heißt
dieses Thier Edehsa und Egidehsa, in einer handschriftlichen
Übersetzung der Bibel 3 Mos. 11, bey dem Frisch, Eydels, Edyß, bey dem
Dasipodius Eglaß, Egdes, bey dem Pictorius Heidechs, Heidochs, im
Angels. Athexe, im Osnabrückischen Everdyssel, Everdysse, Egedasse,
Adesse, Jeewke, im Holländ. Haghedisse, Aketisse, Aerdisse, Echdisse,
im Schwed. Ödla, im Isländ. Ethla. Alle diese Nahmen können ihre
Übereinstimmung mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - nicht verlängern, und es ist wahrscheinlich, daß das alte Ait,
Gift, Feuer, das Stammwort derselben ist, weil dieses Thier von dem
großen Haufen zu allen Zeiten für giftig und schädlich gehalten
worden, einige ausländischen Arten es auch wirklich sind. Die
Schreibart Eidechse ist der Hochdeutschen Mundart gemäßer, als die mit
einem r, Eidexe. In einigen Gegenden ist dieses Wort männlichen
Geschlechtes. So oft ein Eidechs die Stauden durchschlüpft, Gieseke.
Eider (W3) [Adelung]
Der Eider, des -s, plur. ut nom. sing. S. Eidergans.
Eiderdunen (W3) [Adelung]
Die Eiderdunen, sing. inus. die zarten Federn von dem Bauche des
Eidervogels, welche unter allen Flaumfedern die größte Elastizität
haben; in den gemeinen Mundarten Etterdunen, Otterdunen, Fiderdunen,
Sterndunen. S. das folgende. Die letzte Hälfte dieses Wortes ist das
Nieders. Dunen, Flaumfedern, welches in dem Munde der Hochdeutschen
oft in Daunen verwandelt wird. S. Dehnen und Flaumfeder. Im Franz.
heißen diese Federn Aigledon, im Engl. Down.
Eidergans (W3) [Adelung]
Die Eidergans, plur. die -gänse, oder der Eidervogel, des -s, plur.
die -vögel, ein Vogel, der zu den Gänsen gerechnet wird, sich auf den
kalten Klippen des beeiseten Islandes und Grönlandes aufhält, und der
Lüsternheit der Reichen die weichen Flaumfedern liefert, die unter dem
Nahmen der Eiderdunen bekannt sind, mit welchen er sein Rest
ausfüttert; Anas mollissima, L. Diese Vogel wird auch der Eider, im
Norwegischen Edder, Ädder, Ärfugl, im Dänischen Ederfugl genannt.
Eidesformel (W3) [Adelung]
Die Eidesformel, plur. die -n, die Formel des Eides, ein feyerlicher
Eid, so fern derselbe aus Worten bestehet. Jemanden die Eidesformel
vorlesen.
Eidgenoß (W3) [Adelung]
Der Eidgenoß, des -ssen, plur. die -ssen, der Genoß eines Eides, oder
eidlich beschwornen Bundes. Besonders pflegen sich die
Schweizer-Cantons und deren Bürger Eidgenossen zu nennen, wil sie
vermittelst eines Eides mit einander verbunden sind. Daher die
Eidgenossenschaft, plur. inus. so wohl die eidliche Verbindung der
Schweizer-Cantons als auch die auf solche Art verbundenen Cantons
selbst, die Schweiz; eidgenossisch, adj. et adv. Theil an dieser
Verbindung habend. Die eidgenossische Republik. Die eidgenossischen
Lande. Ingleichen, dieser Verbindung gemäß, den Eidgenossen eigen u.
s. f. Das eidgenossische Recht, die gütliche Entscheidung der
Streitigkeiten unter den verbündeten Schweizer-Cantons, welche durch
Schiedsrichter nach der Billigkeit geschiehet.
Eidhaft (W3) [Adelung]
* Eidhaft, adj. et adv. welches in der guten Schreib- und Sprechart
veraltet ist, und nur noch bey den Handwerkern vorkommt, für vereidet.
Eidhafte oder eidhaftige Meister, geschworne Meister.
Eidlich (W3) [Adelung]
Eidlich, adj. et adv. in Gestalt eines Eides, oder vermittelst eines
Eides. Etwas eidlich betheuern, versprechen, ange-loben. Eine eidliche
Versicherung. Ein eidlicher Vertrag. Eidliche Verzicht leisten.
Eidschoß (W3) [Adelung]
Der Eidschoß, des -sses, plur. die -sse, an einigen Orten, eine
Vermögensteuer, welche nach der eigenen eidlichen Angabe seines
Vermögens entrichtet wird.
Eidschwur (W3) [Adelung]
Der Eidschwur, des -es, plur. die -schwüre. 1) Die feyerliche
Ablegung des Eides; ohne Plural. Sich zu einem Eidschwure erbiethen,
verstehen. Etwas mit einem Eidschwure betheuern. 2) Zuweilen auch ein
Schwur, d. i. bloße Betheuerung, im gemeinen Leben. Etwas mit
schrecklichen Eidschwüren bekräftigen. S. Schwur.
Anm. Eidswertiu kommt
schon bey dem Kero für Eidschwur vor. Im Angels. lautet dieses Wort
Athswara, im Isländ. Eidsöre, im Schwed. Edsöre. Tatian gebraucht
dafür Eidbusti, ein Wort, dessen letzte Hälfte noch unbekannt ist.
Eifer (W3) [Adelung]
* Eifer, adj. et adv. welches überhaupt heißend, scharf, bedeutet;
aber nur noch in den Schmelzhütten und in der Niedersächsischen
Mundart gebraucht wird. In den erstern wird es für salzig gebraucht,
und besonders von der Asche gesagt, wenn sie zu kalkig und salzig ist.
Das süße Wasser auf eferer Asche nimmt derselben Schärfe und Efrigkeit
an sich und wird desto efere und schärfer Lauge, Matthes. Im Nieders.
bedeutet efer beißend, und efern, inefern, fressen, um sich fressen,
besonders von dem Eiter in den Wunden. Notker gebraucht eiuer für
bitter, und eiuer ding für eine bittere Sache.
Eifer (W3) [Adelung]
Der Eifer, des -s, plur. car. 1. * Eigentlich, die beißende bittere
Beschaffenheit eines Körpers; welche Bedeutung aber längst veraltet
ist, S. das vorige. 2. Figürlich, von verschiedenen mit Unruhe
verbundenen Gemüthsbewegungen. 1) Heftiger Unwille, Zorn; welche
Bedeutung nur noch im gemeinen Leben Statt findet, in der guten
Schreibart aber veraltet ist. Daß ich nicht in meinem Eifer die Kinder
Israel vertilgte, 4 Mos. 25, 11. dann wird sein Zorn und Eifer rauchen
über einen solchen Mann, 5 Mos. 29, 20. Und hat ihn zum Eifer gereizt
durch Fremde, 5 Mos. 32, 16. Er kam in einen außerordentlichen Eifer.
2) In engerer Bedeutung, thätiger Unwille über das Böse, oder über
etwas, welches man für böse hält; in welcher Bedeutung es auch noch in
der edlen Schreibart gebraucht wird. Ein heiliger Eifer, wenn derselbe
wegen der Übertretung des göttlichen Gesetzes an den Tag geleget wird.
Der Eifer für die Wahrheit, oder um die Wahrheit. Ein unbesonnener
Eifer, oder Eifer mit Unverstand. 3) Heftiger Unwille über gekränkte
Gerechtsamen, besonders über die gekränkten Gerechtsamen der Ehre und
Liebe, Eifersucht; in welchem Verstande es doch nur im Oberdeutschen
üblich ist. 4) * Neid; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete
Bedeutung. Den Albern tödte der Eifer, Hiob 5, 2; wo es in Michaelis
Übersetzung dafür heißt der Neid. 5) Eine lebhafte und mit Unruhe
verbundene Bemühung. Eine Sache mit vielem Eifer betreiben. Es ist
weder Ernst noch Eifer da. Sein Eifer ist gar sehr erkaltet. Er dienet
mir mit einem außerordentlichen Eifer. 6) im Oberdeutschen wird es
noch in engerer Bedeutung, besonders für Nacheiferung gebraucht;
jemanden zum Eifer reizen, zur Nacheiferung, welche Bedeutung aber im
Hochdeutschen ungewöhnlich ist.
Anm. In der Bedeutung des Zornes lautet
dieses Wort schon bey dem Notker Eiuero. Das Nieders. und Dän. Iver,
und das Schwed. Ifwer, werden so wohl von dem Zorne, als auch von
einer heftigen Bemühung gebraucht. Im Isländ. ist aefr brennend,
hitzig, aefast aufsieden, yfast zürnen, und yfr zornig.
Eiferer (W3) [Adelung]
Der Eiferer, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher eifert,
welcher Eifer von sich blicken lässet; doch nur in der Be-
deutung des Eiferns um oder für eine gerechte, oder für gerecht
gehaltene Sache. Bist du der Eiferer für mich: 4. Mos. 11, 29. Und
sind alle Eiferer über dem Gesetz, Apostelg. 21, 20. Ein Eiferer für
die Deutsche Sprache, für die Ehre Gottes u. s. f. Doch halt - ihr
kennt der Eifrer Weise, Haged.
Eifergeist (W3) [Adelung]
Der Eifergeist, des -es, plur. car. ein ungewöhnliches Wort, welches
nur in der Deutschen Bibel für Eifersucht vorkommt. Vom Eifergeist
entzündet werden, 4 Mos. 5, 14, 30.
Eifergesetz (W3) [Adelung]
Das Eifergesetz, des -s, plur. die -e, ein gleichfalls nur in der
Deutschen Bibel befindliches Wort, dasjenige Gesetz zu bezeichnen,
welches den Juden des alten Testamentes in Ansehung der Eifersucht
zwischen zwey Eheleuten gegeben wurde.
Eiferig (W3) [Adelung]
Eiferig, zusammen gezogen, eifrig -er, -ste, adj. et adv. Eifer
habend, Eifer verrathend, in den meisten figürlichen Bedeutungen des
Wortes Eifer. 1) Zornig, im gemeinen Leben. Jemanden eifrig machen.
Der Herr dein Gott ist ein eifriger Gott, 2 Mos. 20, 5; Kap. 34, 14.
Denn des Eifrigen (des eifrigen Gottes) Ohr höret alles, Weish. 1, 10.
Vermuthlich wird in diesen Stellen auf die Niedersächsische Bedeutung
des Wortes eifern gesehen, wo es besonders bedeutet, eine Beleidigung
durch den Weg Rechtens zu rächen suchen. 2) Zornig über gekränkte
Gerechtsame, eifersüchtig, in einigen Oberdeutschen Gegenden. 3)
Neidisch, auch nur in einigen Oberdeutschen Mundarten. 4) Mit
lebhafter, unruhiger Bemühung. Ein eifriges Gebeth. Eifrig bitten.
Eine eiferige Liebe. Er arbeitet sehr eiferig. Sie stritten sehr
eifrig mit einander. Eiferig auf etwas seyn, im gemeinen Leben.
Anm. Im
Nieders. und Dän. ivrig, im Isländ. yfr.
Eifern (W3) [Adelung]
1. Eifern, verb. reg. welches in doppelter Gattung vorkommt. 1. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Eifer an den Tag legen, Eifer
blicken lassen, in allen Bedeutungen des Hauptwortes Eifer. 1) Zürnen,
seinen Zorn thätig erweisen; welche größten Theils veraltete Bedeutung
nur noch zuweilen gebraucht wird. Eifere nicht über die Gottlosen,
Sprichw. 24, 10. Ich habe sehr geeifert über Jerusalem, Zachar. 1, 14.
Er hat immer mit mir geeifert, daß ich stets über den Büchern gelegen
habe, Weiße. S. auch Ereifern. 2) Seinen Unwillen über das Böse an den
Tag legen, jemandes Vorrechte mit ernstlichen Unwillen über ihre
Kränkung vertheidigen. Ich habe geeifert um den Herrn, Kön. 19, 10.
Denn ich eifere mich schier zu Tode um dein Haus, Pf. 69, 10. Daß er
für seinen, Gott geeifert, 4 Mos. 25, 13. Mit Unverstand eifern. Für
das Gute eifern. 3) Heftigen Unwillen über gekränkte Gerechtsame,
besonders über gekränkte Gerechtsame der Liebe blicken lassen, eine
Person wegen ungetreuer Liebe in Verdacht haben, und diesen Verdacht
mit Unwillen merklich machen. Um sein Weib eifern, 4 Mos. 5, 14. Der
Grimm des Mannes eifert und schonet nicht zur Zeit der Rache, Sprichw.
6, 34. Eifere nicht über dein frommes Weib, Sir. 9, 1. Doch diese
Bedeutung ist nur noch im Oberdeutschen üblich, wo man mit einer
Person eifern sagt; im Hochdeutschen ist dafür eifersüchtig seyn,
üblich. 4) Neid blicken lassen; ein im Hochdeutschen gleichfalls
ungewöhnlicher Gebrauch, Mit einem Freunde soll man nicht eifern, im
Oberdeutschen. 5) Lebhafte Bemühung in einer Sache an den Tag legen.
Mit zärtlicher Sorgfalt eiferte sie, wer mehr den frommen Alten
erfreuen könnte, Geßn. S. Beeifern. 2. Als ein Activum, welche Gattung
doch nur im Oberdeutschen üblich ist, in der letzten Bedeutung des
vorigen Neutris. Etwas eifern, mit Eifer betreiben; im Hochdeutschen
Beeifern.
Anm. Das Nieders. evern, fressen, beißen, hat noch die erste
eigentliche Bedeutung dieses Wortes beybehalten, S. Eifer,das Beywort.
Vermuthlich ist Hrn. Ihre diese Bedeutung unbekannt gewesen, sonst
würde er nacheifern nicht von efwen, eben, gleich, ähnlich,
hergeleitet haben. S. Nacheifern.
Eifern (W3) [Adelung]
2. * Eifern, verb. reg. act. wiederholen, von neuen rege machen; ein im
Hochdeutschen völlig veraltetes Wort. Wer Sünde zudecket, der macht
Freundschaft, wer aber die Sache eifert, der macht Fürsten uneins,
Sprichw. 17, 9. Das soll nymmer fürgenommen oder geefert werden, heißt
es in einer Österreichischen Urkunde von 1440; d. i. dessen soll nie
wieder gedacht werden. Von dem veralteten Nebenworte aber, wiederum,
eigentlich äffern. S. Aber, das Nebenwort, und Äfern.
Eiferopfer (W3) [Adelung]
Das Eiferopfer, des -s, plur. ut nom. sing. in der Kirchengebräuchen
der ehemahligen Juden, ein Opfer, welches ein eifersüchtiger Ehegatte
bringen mußte, und auch das Rügeopfer hieß; 4 Mos. 5, 15; 18, 25.
Eifersucht (W3) [Adelung]
Die Eifersucht, plur. car. der Eifer, wenn derselbe in eine Sucht
ausartet, S. Sucht; doch nur in einigen Bedeutungen des Hauptwortes
Eifer. 1) Eine gemilderte Benennung des Neides, Mißvergnügen über die
Vorzüge eines andern, und Bestreben, dieselben gleichfalls zu
erlangen. Er ließ viele Eifersucht über das Glück seines Freundes
blicken. 2) Zorn über die wahre oder eingebildete Untreue einer
geliebten Person. Voller Eifersucht seyn. Im Oberdeutschen der Eifer.
Eifersüchtig (W3) [Adelung]
Eifersüchtig, -er, -ste, adj. et adv. Eifersucht habend, Eifersucht
verrathend, in beyden Bedeutungen des Hauptwortes. 1) Über das Glück
anderer eifersüchtig seyn. 2) Eifersüchtig werden. Jemanden
eifersüchtig machen. Ein eifersüchtiger Ehegatte. Ein eifersüchtiger.
Eigen (W3) [Adelung]
Eigen, adj. et adv. welches überhaupt den Besitz einer Sache, mit
Ausschließung jeden andern Besitzers andeutet.1. Eigentlich. 1) Von
Theilen unseres Körpers, ingleichen, von allem, was von einem Wesen
herkommt, und von demselben gewirket wird; in welchen Fällen das Wort
eigen oft den Possessivis mein, dein, sein u. s. f. zur desto genauern
Bestimmung und um desto mehrern Nachdruckes willen beygefüget wird.
Ich habe es mit eigenen Hand geschrieben, S. Eigenhändig. Dein eigener
Mund verräth dich. Er kann es nicht läugnen, seine eigenen Worte
verrathen ihn. Ich tue es aus eigenem Triebe, ohne Bewegungsgründe
außer mir. Es war ja dein eigener Wille. Eigenes Lob, welches man sich
selbst beyleget, stinkt, im gemeinen Leben. Es betrifft deine eigenen
Angelegenheiten, deine eigene Ehre, deinen eigenen Nutzen u. s. f.
Jeder Tag hat seine eigene Plage. Eigene Wechsel, worin man sich über
eine Schuld nach Wechselrecht verschreibt, die man auf sich selbst
anstellet. Sein eigenes Haar tragen, im Gegensatze des fremden oder
falschen. S. auch Eigenlob, Eigenliebe, Eigennutz u. s. f. In der
adverbischen Form ist eigen in dieser Bedeutung nicht üblich. 2) Was
man mit Ausschließung anderer zu seinem Nutzen anwenden kann, von
Dingen außer uns. Dein eigenes Haus haben. Eigener Herd ist Goldes
werth, Sprichw. Er besitzet nichts Eigenes. Ich habe es von meinen
Eigenen gegeben. Ein freyes eigenes Gut, ein Allodium. Eigene Leute,
in den mittlern Zeiten und noch jetzt in einigen Gegenden, Leibeigene,
die dem Eigenthumsherren mit Leib und Gut gehören, S. Eigenbehörig.
Min eigen lute lasse ich fri, Winsbeck Str. 75. Es ist mein eigen, es
gehöret mir allein eigenthümlich zu. Das Land zu eigen haben, 4. Mos.
32, 22. Einem etwas zu eigen geben, oder machen, ihm das Recht des
Eigenthumes darüber übertragen; welche Wortfügung mit Wörtchen zu
doch,
in der guten Schreibart wenig mehr gebraucht wird. Sie einem ganz zu
eigen geben, figürlich, sich seinem Dienste widmen. Der ich wil fur
eigen leben, Heinr. von Sax. Ich bin nicht mein eigen, oder ich bin
nicht mein eigener Herr, ich hänge nicht von mir allein ab. Wär ich
auch frey, wär sich mein Herz so eigen, Als. u. s. f. Schleg. S.
Eigenthum.Ehedem wurde Eigen auch als Hauptwort gebraucht, eigene oder
eigenthümliche Güter, besonders Landgüter zu bezeichnen, in welchem
Sinne schon bey dem Kero Eikan, bey dem Ottfried Eigan, und bey dem
Notker Eigen vorkommt. Si machent breitu eigen smal, sie (Spiel und
Üppigkeit) machen große Güter klein, Winsbeck Str. 42. Baide ir Erbe
und ir aigen Vnd darzu alle ir varende habe, Stryker Kap. 13. Im
Oberdeutschen wird Aigen noch jetzt für eigenthümliche Landgüter,
Dörfer und Marktflecken gebraucht; ja auch in den Hochdeutschen
Kanzelleyen ist der Ausdruck Erb und Eigen nicht unbekannt. S. Erbe.2.
In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Von denjenigen, was seinen
Grund in dem Wesen eines Dinges hat, S. Eigenschaft. Eigene Wörter,
eigene Bedeutungen der Wörter; wofür doch eigentlich üblicher ist, S.
dieses Wort. Die Bewegung ist den Thieren eigen. Verstand ist den
Geistern eigen. In weiterer Bedeutung, auch von zufälligen
Beschaffenheiten, besonders solchen, welche häufig, oder auf eine
herrschende Art bey einem Dinge angetroffen werden. Die
Unbeständigkeit ist dem Glücke eigen. Krankheit ist dem Alter eigen.
Diese Gewohnheit ist dir allein eigen. Er sprach es mit dem ihm
eigenen Stolze. Sich etwas eigen machen, es sich ganz eigen machen, es
sich angewöhnen, es gleichsam mit seinem Wesen verbinden. 2) Besonder,
für eine Sache besonders bestimmt; nur als ein Beywort. Das ist alles
geschrieben in einem eigenen Buche, 1 Macc. 16, 24. Jemanden ein
eigenes Haus, ein eigenes Zimmer einräumen. Jemanden einen eigenen
Bothen schicken. S. Eigens. 3) Genau, accurat; größten Theils nur als
ein Adverbium. ich weiß es sehr eigen. Ich habe es eigen behalten. Ich
verstehe es so eigen nicht. Wenn die Jugend eigen wüßte, Was das Alter
haben müßte,Sparte sie die meisten Lüfte, Logau. Zuweilen auch als ein
Adjectiv. Das waren die eigenen Worte, das waren genau dieselben
Worte. In beyden Fällen findet diese Bedeutung nur im gemeinem Leben
Statt. Im Oberdeutschen wird es auch für das Demonstrativum derselbe,
dieselbe, dasselbe gebraucht. Noch den eigenen Abend, demselben Abend.
Im Nieders. egen und enken. 4) Genau, accurat im Äußern; auch nur im
gemeinem Leben. Er ist sehr eigen, er will alles sehr accurat haben,
man kann ihm nichts zu Danke machen. 5) Sonderbar, seltsam,
wunderlich. gleichfalls nur im gemeinen Leben. Er ist ein eigener
Mann, eine gemilderte Benennung eines wunderlichen Mannes, eines
Sonderlinges. Es ist doch eigen, oder es ist doch was eigenes, daß ich
ihn niemahls antreffen kann.
Anm. Dieses Wort lautet so wohl in der
eigentlichen, als ersten figürlichen Bedeutung bey dem Kero eigan,
oigan, eikan, bey dem Ottfried eigan, bey dem Willeram eigen, bey dem
Ulphilas aigin und aihn, im Angels. agen, im Nieders., Dän. und
Schwed. egen, im Engl. own, im Griech. - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - Es hän-get mit dem alten Zeitworte eigan, haben Griech -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, sehr genau zusammen; S.
Eigenen. Ihre leitet auch das alte nordische Wort Od, im Isländ. Audr,
im Angels. Aeth, Ath, Besitz, Eigenthum, aus dieser Quelle. S. auch
Echt und Ehe, welche in einigen Bedeutungen gleichfalls zu diesem
Worte gehören. In verschiedenen Zusammensetzungen ist eigen auch in
ein zusammen gezogen worden. Ehedem war Eige auch für Eigener,
Eigenthümer üblich; wenigstens hat es noch in dem Worte Biereige diese
Bedeutung.
Eigenbehörig (W3) [Adelung]
Eigenbehörig, Eigenhörig, adj. et adv. welches nur in einigen
Niederdeutschen Gegenden, besonders im Osnabrückischen, für leibeigen
üblich ist. Ein eigenbehöriger Unterthan, ein Eigenbehöriger. S.
Leibeigen und Hofhörig.
Eigends (W3) [Adelung]
Eigends, S. Eigens.
Eigendünkel (W3) [Adelung]
Der Eigendünkel, des -s, plur. inus. der Dünkel, d. i. die
ungegründete hohe Meinung, welche man von sich und seinen gurten
Eigenschaften hat. Voller Eigendünkel seyn. Er besitzt einen
außerordentlichen Eigendünkel. S. Dünkel, welches ehedem auch in
weiterer Bedeutung eine jede Meinung, ein jedes Vorurtheil bedeutete.
Eigenen (W3) [Adelung]
Eigenen, zusammen gezogen eignen, verb. reg. welches theils als ein
Activum, theils aber auch als ein Neutrum üblich ist. 1) Als ein
Activum, eigen machen, eigenthümlich übergeben, widmen. Wie das Fett
am Opfer Gott geeignet war, Sir. 47, 2. Der Herr von Schönaich eignet
sein Herz mit aufrichtigster Neigung so seltener Tugend, Gryph. Diese
Bedeutung ist im Hochdeutschen selten geworden, seitdem in einigen
Fällen zueigenen dafür üblicher geworden. Ehedem sagte man auch
vereigenen für veräußern. 2) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
haben, doch nur noch zuweilen als ein Impersonale, theils von
demjenigen, was man mit Recht fordern kann, was einem gebühret, das
eigener mir; theils von demjenigen, was man andern zu leisten schuldig
ist, mit der dritten Endung der Person. Beyde Bedeutungen sind im
Hochdeutschen veraltet, doch heißt es in der letzten noch zuweilen in
den Kanzelleyen: Wie es einem treuen Diener eignet und gebühret. Sie
wußten nicht, was ihnen eignete und gebührete, Opitz.
Anm. Schon
Ottfried sagt, sih eiginen, für sich zueigenen. Das Schwed. egna und
Dän. egne bedeuten so wohl zueignen, als gebühren, sich geziemen.
Eignen ist das Intensivum von einem im Hochdeutschen längst veralteten
Zeitworte, welches haben bedeutete, und bey dem Ulphilas aigan, bey
dem Kero und Ottfried eigan, bey dem Isidor eigun, bey dem Notker
heigen, im Angels. agan, im Schwed. aega, im Isländ. eiga, im Dän.
eye, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - lautet.
Dieses Zeitwort ist noch jetzt im Nieders. üblich, wo es für
berechtiget seyn, zu fordern haben, verdienen, so wohl persönlich als
unpersönlich gebraucht wird. Ich eige oder mit eiget, competit mihi.
Das Kind eiget Schläge, es verdienet Schläge. S. Eigen, das Beywort.
Eigener (W3) [Adelung]
Der Eigener, zusammen gezogen Eigner, des -s, plur. ut nom. sing.
Fämin. die Eignerinn, plur. die -en, der eigenthümlicher Besitzer, der
Eigenthümer. Die Arglist und die Stärke, Bisher von Raube satt und
Eigner fremder Werke, Dusch; wo es aber die ganz ungewöhnliche
Bedeutung eines unrechtmäßigen, eines gewaltthätigen Besitzers, eines
Usurpateurs, zu haben scheinet. Das Schwed. Ägare bedeutet gleichfalls
einen Eigenthümer.
Eigengericht (W3) [Adelung]
Das Eigengericht, des -es, plur. die -e, in einigen, besonders
Nieder-Rheinischen Gegenden, das Grundgericht, Hufengericht, die
untere Gerichtsbarkeit, so fern sich selbige über die Eigen, d. i.
Grundstück und deren Besitzer erstreckt. S. Grundgericht.
Eigenhändig (W3) [Adelung]
Eigenhändig, adj. et adv. was mit eigener Hand geschiehet, oder
geschehen ist. Einem etwas eigenhändig übergeben. Ein eigenhändiges
Schreiben, welches man selbst mit eigener Hand geschrieben hat. Etwas
eigenhändig schreiben. Die eigenhändigen Schreiben großer Herren sind
nicht allein von den Kanzelleyschreiben, sondern auch von den
Handschreiben unterschieden, S. das letztere. Im Niedersächsische ist
für eigenhändig händig und handig üblich.
Eigenheit (W3) [Adelung]
Die Eigenheit, plur. die -en. 1) Bey einigen, besonders mystischen
Schriftstellern, die ungeordnete Liebe zu sich selbst, nebst dem
Eigennutzen, Eigenwillen u. s. f. ohne Plural. 2) Was einem Dinge vor
andern eigen ist. Die Eigenheiten einer Person, ihre besondern
Meinungen, Gewohnheiten, u. s. f. Die Eigenheiten einer Sprache, ihre
Idiotismi. Das sind Eigenheiten des Alters, das ist dem Alter
vorzüglich eigen.
Eigenhörig (W3) [Adelung]
Eigenhörig, S. Eichenbehörig.
Eigenliebe (W3) [Adelung]
Die Eigenliebe, plur. car. die Liebe zu sich selbst; so wohl, 1) in
gutem Verstande, da die Eigenliebe in dem natürlichen Triebe glücklich
zu seyn bestehet, welcher der Grund des ganzen physischen und
moralischen Lebens ist. In diesem Verstande ist das Wort nur bey
einigen üblich, dagegen andere diesen Trieb mit mehrerm Rechte die
Selbstliebe nennen, S. dieses Wort. Man gebraucht daher das Wort
Eigenliebe, so wohl im gemeinem Leben als in der Büchersprache, am
häufigsten, 2) von der ungeordneten Selbstliebe, welche das
vernünftige Ziel überschreitet, und nur sich für das letzte Ziel
seiner Bemühungen hält. In engerer und der gemeinsten Bedeutung ist
die Eigenliebe das unregelmäßige Vergnügen, welches man aus vermeinten
Vollkommenheiten empfindet, und der Trieb selbige zu befördern. Ein
Mensch hat viele Eigenliebe, wenn er sich gern loben höret, sich auf
eine eitele Art putzet, auf eine übertriebene Art für seine
Bequemlichkeit sorget u. s. f. Die Bey- und Nebenwörter eigenliebig
und eigenliebisch sind nur in den niedrigen Sprecharten üblich.
Eigenlob (W3) [Adelung]
Das Eigenlob, des -es, plur. car. ein Lob, welches man sich selbst
beyleget; das Selbstlob. Eigenlob stinkt, im gemeinen Leben.
Eigenlöhner (W3) [Adelung]
Der Eigenlöhner, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, derjenige,
welcher eine Zeche allein, auf eigene Kosten bauet, und auch ein
Einspänniger genannt wird. S. auch Kießziemer.
Eigenmächtig (W3) [Adelung]
Eigenmächtig, adj. et adv. aus eigener Macht, doch nur in engerer,
nachtheiliger Bedeutung, aus unbefugter eigener Macht. Etwas
eigenmächtig thun. Im Oberdeutschen eigenthätig, im Nieders.
sulfweldig.
Eigennutz (W3) [Adelung]
Der Eigennutz, des -es, plur. car. 1. Der eigene Nutzen, besonders in
engerer nachtheiliger Bedeutung, der Nutzen, welchen man mit
Ausschließung und auf Kosten des Nutzen anderer hat. Seinen Eigennutz
suchen. Noch mehr und häufiger aber, 2. die Neigung seinen eigenen
Nutzen zu befördern. 1) So wohl in weiterer und unschuldiger
Bedeutung, da dieses Wort mit der Eigenliebe im guten Verstande
beynahe von einerley Bedeutung ist, und in dem Triebe bestehet, seinen
eigenen Nutzen zu befördern. Allein in diesem Verstande wird das Wort
nur zuweilen von den Philosophen gebraucht. Am häufigsten nimmt man
es, 2) in engerer und nachtheiliger Bedeutung, von dem Triebe, seinen
eigenen Nutzen mit Anschlie-ßung und zum Nachtheile des Nutzens
anderer zu befördern; welche Neigung der erste Grad desjenigen Lasters
ist; welches durch eine übertrieben Liebe zu zeitlichen Gütern
erzeuget wird. Er thut alles aus Eigennutz. Das lässet schon sein
Eigennutz nicht zu. Er lobt mich nur aus Eigennutz, um wieder gelobt
zu werden. S. das folgende.
Eigennützig (W3) [Adelung]
Eigennützig, -er, -ste, adj. et adv. Eigennutz habend, Eigennutz,
darin gegründet, in der letzten Bedeutung des vorigen Hauptwortes. Ein
eigennütziger Mensch. Er ist überaus eigennützig. Eine eigennützige
Liebe, eine eigennützige Freundschaft. Nutz hat in diesem und dem
vorigen Worte die allgemeine Bedeutung alles dessen, was unsern
Zustand vollkommener macht; in engerem Verstande, für zeitliches
Vermögen, ist eigennützig, bemühet, sein zeitliches Vermögen, mit
Ausschließung des Nutzens anderer zu vergrößern. Statt dieses
Beywortes ist im gemeinen Leben auch interessirt, im Niedersächsischen
aber naganern und Naganernhet, nagreepsk, nataansk, üblich, von taan,
tehen, ziehen.
Eigennützigkeit (W3) [Adelung]
Die Eigennützigkeit, plur. car. der Eigennutz als eine Fertigkeit,
als ein Zustand der Seele betrachtet; dagegen Eigennutz nur von
einzelnen Äußerungen derselben gebraucht wird.
Eigenrache (W3) [Adelung]
Die Eigenrache, plur. car. bey einigen so viel als Selbstrache,
eigene Rache, die man selbst an dem Beleidiger ausübet.
Eigenruhm (W3) [Adelung]
Der Eigenruhm, des -es, plur. car. der Ruhm, den man sich selbst
beyleget, Eigenlob.
Eigens (W3) [Adelung]
Eigens, adv. welches nur im gemeinen Leben in der zweyten figürl.
Bedeutung des Wortes eigen üblich ist. Mit einem eigens, besonders,
ausdrücklich in dieser Absicht, abgeschickten Bothen. Eigends für
eigens hat keinen scheinbaren Grund.
Eigenschaft (W3) [Adelung]
Die Eigenschaft, plur. die -en, das Hauptwort von dem Beyworte eigen,
welches vermittelst des Endsylbe schaft gebildet worden, welche sowohl
einen Zustand, als auch das Concretum, die Sache selbst bedeutet.1. *
Der Zustand des eigenthümlichen Besitzes; ohne Plural. 1) Von Dingen
außer uns, in welcher Bedeutung dieses Wort ehedem für Eigenthum
gebraucht wurde, wie aus Schilters Glossar. v. Eigen erhellet. In
leidentlichem Verstande war es ehedem auch für Leibeigenschaft üblich,
oder den Zustand, da man mit Leib und Gut ein Eigenthum eines andern
ist. Doch in beden Fällen ist es im Hochdeutschen veraltet. 2)
Figürlich, (a) * Die eigenthümliche Beschaffenheit eines Dinges, der
ganze Umfang aller der Dinge, die in dessen Wesen gegründet sind, und
dasselbe von allen andern Dingen unterscheiden. Ein jedes Ding hat
seine besonderes Eigenschaft. Die Art und Eigenschaft der Sprache.
Diese Bedeutung kommt nur noch im Oberdeutschen vor. (b) * In weiterer
Bedeutung, auch der Umfang zufälliger Umstände an einem Dinge, wenn
sie nur demselben mehrmahls oder größten Theils eigen sind, die
Beschaffenheit. Ptolemais, welche wegen der Eigenschaft des Orts
Rosenfrüchtig genannt wird, 3 Macc. 7, 17. Im Hochdeutschen ist auch
diese Bedeutung veraltet.2. Etwas, welches man eigenthümlich besitzet;
mit dem Plural. 1) * Von Dingen außer uns, in welchem Verstande
eigenthümlich liegende Güter, Allodial-Güter, im Oberdeutschen noch
jetzt Eigenschaften genannt werden. den Hochdeutschen ist auch diese
Bedeutung fremd. 2) Was einem Dinge eigenthümlich zukommt. (a) Was in
dem Wesen einer Sache gegründet ist, und dieselbe beständig von allen
andern unterscheidet. Das Sehen ist eine Eigenschaft der Thiere. Die
Allmacht ist eine Eigenschaft Gottes, oder eine göttliche Eigenschaft.
(b) In weiterer Bedeutung wird dieses Wort auch von zufälligen
Umständen gebraucht, wenn sie sich nur die meiste Zeit an einem
Dinge befinden. Ein Mensch vor vortrefflichen Eigenschaften. Gute
Bildung, ein gesunder Leib, Herzhaftigkeit u. s. f. sind Eigenschaften
eines Soldaten.
Anm. Eigenschaft, Schwed. Egenskap, ist vermuthlich
nach dem Muster des Lat. proprietas gebildet.
Eigenschaftswort (W3) [Adelung]
Das Eigenschaftswort, des -es, plur. die -wörter, S. Adjectiv.
Eigensinn (W3) [Adelung]
Der Eigensinn, des -es, plur. car. der eigene Sinn, d. i. die
ungeordnete Neigung, seiner Meinung auch bey erkannter Unrichtigkeit
derselben zu folgen. Einen entsetzlichen Eigensinn haben. Eines
Eigensinn brechen. Seinem Eigensinne folgen. Rede ihr doch zu, daß sie
ihren Eigensinn fahren läßt, Gell. Im gemeinen Leben auch ein
eigensinniger Mensch. Er ist ein rechter Eigensinn. Im Nieders. Upsat,
von der Redensart, seinen Kopf aufsetzen, Koppigheit, Koppskheit. S.
Eigenwille.
Eigensinnig (W3) [Adelung]
Eigensinnig, -er, -ste, adj. et adv. Eigensinn habend, Eigensinnig
verrathend, darin gegründet. Ein eigensinniges Kind. Ein eigensinniger
Mensch. Er ist außerordentlich eigensinnig. Das Hauptwort die
Eigensinnigkeit, für Eigensinn, ist in der guten Schreibart nicht
üblich. Du weißt, wie eigensinnig wir auf den Adel sind, wie
eigensinnig wir dessen Vorrechte zu behaupten suchen.
Eigenthätig (W3) [Adelung]
Eigenthätig, adj. et adv. S. Eigenmächtig.
Eigenthum (W3) [Adelung]
Das Eigenthum, des -es, plur. inus. ein Hauptwort von dem Beyworte
eigen, welches vermittelst der Endsylbe thum gebildet worden, welche
hier sowohl ein Recht, als auch das Concretum, oder die Sache selbst
bedeutet.1. Das Recht. 1) In der engsten und schärfsten Bedeutung, das
Recht, eine Sache auf beständig mit Ausschließung aller anderen zu
gebrauchen, zum Unterschiede von dem Rechte des gegenwärtigen
Besitzers. Als das menschliche Geschlecht anfing, sich in
Gesellschaften zu bilden, wurde auch das Eigenthum unter demselben
eingeführet. Das Eigenthum an etwas haben. Indessen leidet diese
engste Bedeutung in manchen Fällen noch verschiedene Einschränkungen.
Z. B. an einem Lehen haben zwey Personen das Eigenthum, der
Lehensherr, dem das oberste Eigenthum oder Obereigenthum, dominium
directum, und der Vasall, dem das nutzbare Eigenthum oder
Untereigenthum, dominium utile, zukommt; keiner von beyden kann mit
dem Lehen eigenmächtig verfahren. 2) In weiterer Bedeutung, das Recht,
eine Sache gegenwärtig mit Ausschließung aller anderen zu gebrauchen,
oder auch nur in seiner Gewalt zu haben, das Recht des gegenwärtigen
Besitzes. In diesem Verstande heißen Unterpfänder, und andere Dinge,
welche man nur auf gewisse Zeit in seiner Gewalt hat, oft ein
Eigenthum dessen, der sie besitzet. 3) In der weitesten Bedeutung, das
Recht eine Sache zu seinen Bedürfnissen zu gebrauchen; in welchem sehr
uneigentlichen Verstande zuweilen eines Eigenthumes über die Luft, des
Wassers, des Meeres u. s. f. gedacht wird. In allen drey Fällen wird
dieses Wort wenig mehr gebraucht, indem der Ausdruck das Recht des
Eigenthumes, oder das Eigenthumsrecht, üblicher ist; vermuthlich um
die Zweydeutigkeit mit der folgenden Bedeutung zu vermeiden.2. Eine
Sache, welche man vermöge des Eigenthumes oder des Rechts des
Eigenthumes besitzet, in allen drey vorigen Bedeutungen, besonders in
der ersten eigentlichen. Sein väterliches Eigenthum. Etwas zum
Eigenthume bekommen. Ein Eigenthum besitzen. Gottes Eigenthum seyn, 2
Mos. 19, 5. Aber, ein Volk des Eigenthumes, oder zum Eigenthum, für
ein eigenthümliches Volk, sind morgenländische Arten des
Ausdruckes.
Anm. Nieders. Dän. und Schwed. Egendom. Im Holstein. soll
dieses Wort auch männlichen Geschlechtes seyn. Obgleich in der zweyten
Bedeutung der Plural gar wohl Statt finden könnte, so ist er doch
nicht üblich; vielleicht, um nicht eine Zweydeutigkeit mit dem
folgenden Worte zu veranlassen.
Eigenthümer (W3) [Adelung]
Der Eigenthümer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die
Eigenthümerinn, plur. die -en, der oder die eine Sache als ein
Eigenthum besitzet. Der Eigenthümer des Hauses, des Gutes, der Äcker
u. s. f. S. Eigenthumsherr.
Eigenthümlich (W3) [Adelung]
Eigenthümlich, adj. et adv. in Gestalt eines Eigenthumes. 1)
Eigentlich, in beyden Bedeutungen des Hauptwortes. Etwas erb- und
eigenthümlich besitzen, als ein Eigenthum, oder nach dem Rechte des
Eigenthumes. Einem etwas eigenthümlich übergeben. Er hat nichts
Eigenthümliches. Dieses Haus, dieses Gut gehöret mir eigenthümlich. 2)
Für eigen, in der ersten figürlichen Bedeutung dieses Wortes.
Eigenthümliche Nahmen, die einem Dinge allein zukommen, nomina
propria, bey dem Notker Selbnami. Das ist ihm nun einmahl
eigenthümlich, es ist seine Art so. Er sprach es mit dem ihm
eigenthümlichen Stolze.
Anm. Im Nieders. egendömlik, egelik.
Eigenthümlichkeit (W3) [Adelung]
Die Eigenthümlichkeit, plur. die -en. 1) Der Zustand, da einem Dinge
etwas eigenthümlich oder eigen ist; ohne Plural. Die Eigenthümlichkeit
eines Nahmens, da er nur Einem Dinge allein zukommt. 2) Was einem
Dinge vor andern eigen ist; besser die Eigenheit. Die
Eigenthümlichkeiten der Niederdeutschen Mundart.
Eigenthumsherr (W3) [Adelung]
Der Eigenthumsherr, des -en, plur. die -en, der Eigenthümer, wenn man
dessen mit Achtung gedenket; besonders wenn er das Obereigenthum,
Dominium directum, über eine Sache hat.
Eigenthumsrecht (W3) [Adelung]
Das Eigenthumsrecht, des -es, plur. die -e. 1) Das Recht des
Eigenthumes; ohne Plural. S. Eigenthum 1. Das Eigenthumsrecht an etwas
haben. 2) Die darin gegründeten besondern Gerechtsame und Befugnisse.
Eigentlich (W3) [Adelung]
Eigentlich, adj. et adv. welches vermittelst der Endsylbe lich von
dem Beyworte eigen gebildet worden. 1) * Eigenthümlich, in Gestalt
eines Eigenthumes. Genigen si der guoten dan Der ich vil eigenliche bin, Heinrich von Sax. Doch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen
längst veraltet. 2) Einer Sache allein eigen, oder derselben doch vor
vielen andern zukommend. Die eigentliche Bedeutung eines Wortes,
welche ihren Grund in einem wesentlichen Umstande der dadurch
bezeichneten Sache hat; im Gegensatze der weitern und verblümten oder
figürlichen, welche wegen einer wahren oder eingebildeten Ähnlichkeit
auf andere Gegenstände übertragen worden. Z. B. Brechen ahmet den
Schall nach, der durch das Zerbrechen verursachet wird, und in so fern
ist dieses seine eigentliche Bedeutung. Wird es aber von Umständen
gebraucht, die mit keinem solchen Schalle verbunden sind, so stehet es
in der figürlichen, uneigentlichen, oder biblischen Bedeutung.
Eigentliche Wörter, welche in dieser ihrer ersten und eigentlichen
Bedeutung gebraucht werden. 3) Genau, der Sache völlig gemäß.
Eigentlich (der Wahrheit nach, oder meinem Vorsatze nach,) werde ich
heute nicht spazieren gehen. Eigentlich hättest du dieses nicht thun
sollen, dem Rechte nach. Ich kann es so eigentlich (mit Gewißheit, so
genau, so umständlich,) nicht sagen. Ich habe es so eigentlich (so
genau,) nicht gehöret. Eigentlich zu reden, die Wahrheit zu sagen, so
zu reden, wie die Sache es erfordert. Das ist des
Verfassers eigentliche (wahre,) Meinung. Eigentlich (sehr genau,)
besehen, im gemeinen Leben. Das eigentliche Griechenland, derjenige
Theil Griechenlandes, welchem dieser Nahme der schärfsten Wahrheit
nach zukommt, welcher ursprünglich nur allein mit diesem Nahmen
beleget worden. Der eigentliche (der wahre,) Zinnober kommt aus der
Erde. S. Uneigentlich.
Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort noch
eigenlich, aigenlich. Das t vor dem l ist das t euphonicum, welches
die Hochdeutsche Mundart nothwendig macht. S. T.
Eigenwille (W3) [Adelung]
Der Eigenwille, des -ns, plur. car. der eigene Wille und die
ungeordnete Neigung, demselben mit Ausschließung des Willens anderer
zu folgen; ein gemilderter Ausdruck des Eigensinnes. Vielen
Eigenwillen haben. Das lässet sein Eigenwille nicht zu.
Eigenwillig (W3) [Adelung]
Eigenwillig, -er, -ste, adj. et adv. Eigenwillen habend, Eigenwillen
verrathend, darin gegründet. Ein eigenwilliges Kind. Ein eigenwilliger
Sohn, 5 Mos. 21, 18, 20.
Anm. Im Angels. anvilla, im Nieders. ewille,
im Holländ. eighenwillig, eenwillig, im Schwed. egenwillig. Eigenwille
für Monarchie, und eigenwillig für monarchisch, welches einige
aufbringen wollen, sind unbequem, und haben daher auch wenig Beyfall
gefunden; vermuthlich, weil eigen in den meisten Zusammensetzungen
einen nachtheiligen Nebenbegriff hat.
Eigenwilligkeit (W3) [Adelung]
Die Eigenwilligkeit, plur. inus. der Eigenwille als ein Zustand, eine
Fertigkeit betrachtet; dagegen Eigenwille mehr auf die Äußerungen in
einzelnen Fällen gehet.
Eignen (W3) [Adelung]
Eignen, Eigner, S. Eigenen, Eigener.
Eile (W3) [Adelung]
Die Eile, plur. car. der Zustand, in welchem man eilet. In großer
Eile. Ich habe es in der Eile geschrieben. Ich ging in aller Eile zu
ihm. Die Sache ist in der Eile verfertiget. Mit Eile gehen, Marc. 6,
25, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Es hat keine Eile, oder es hat
ja solche Eile nicht, die Sache erfordert keine solche Eile.
Anm. Kero
gebraucht statt dieses Hauptwortes das Verbale Ilunga, Ottfried aber
schon Ila und Ilu. Im Dänischen heißt dieses Wort Iil und bey einigen
Niedersachsen Il. In andern Nieders. Gegenden ist dafür Hast und Spood
üblich, welches letztere mit dem Engl. Speed, und dem Griech. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - einerley ist. S. das folgende.
Härtere Mundarten verbeißen in dem Worte Eile das letzte e, Eil,
welches doch in der Hochdeutschen nothwendig ist.
Eilen (W3) [Adelung]
Eilen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1)
Eigentlich, zu Erreichung einer Absicht mit Geschwindigkeit ge-hen
oder reisen. Abraham eilete in die Hütte, 1 Mos. 18, 6. Loth eilete
aus Sodom, Kap. 19, 15, 22. Jemanden zu Hülfe eilen. Man muß eilen. Er
eilet nach der Stadt. Laß uns langsam gehen, wir haben nicht nöthig zu
eilen. Sie eileten alle herbey. So bald er mich sahe, eilte er davon.
2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, auch bey andern Handlungen
Geschwindigkeit anwenden, sie in kurzer Zeit zu Stande zu bringen
suchen. Mit etwas eilen. Gott eilet mit den Frommen aus dem bösen
Leben, Weish. 4, 14. Man siehet es der Arbeit an, daß er damit geeilet
hat. Er eilet mit der Heirath. Eile mit Weile, im gemeinen Leben. Er
eilte sie zu kaufen, Rost. 3) Oft auch nur ein Verlangen äußern, eine
Absicht ohne Aufschub zu erreichen. Nach Hause eilen.
Anm. Das Verbale,
die Eilung, ist bey diesem einfachen Zeitworte so wenig üblich, als
das Mittelwort der vergangenen Zeit geeilet, als ein Beywort
betrachtet. Sich eilen, für eilen, ist nur einigen gemeinen Mundarten
eigen. Bey dem Ottfried und Willeram lautet dieses Wort ilen, im
Schwed. ila. Ihre hält das noch im Schwed. übliche Il, die Fußsohle,
für das Stammwort, S. Weile. Allein, es stehet noch dahin, ob eilen
nicht vielmehr eine Nachahmung des keichenden Lautes eines Eilenden
ist; denn in den Monseeischen Glossen wird ilan ausdrücklich durch
anhelare übersetzt. S. Eilend und Endelig. Die Niedersachsen
gebrauchen dieses Zeitwort nur selten, und ersetzen es durch hasten,
Schwed. hasta, Engl. haste, Franz. hater, durch spuden, bey dem Notker
kespuotan, sih spuon, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - Eile, Fleiß, durch beistern u. s. f. In den gemeinen Hoch- und
Oberdeutschen Mundarten sind in der Bedeutung des Eilens auch
fortmachen, sich fördern, sich schirgen, sich schicken, zauen u. s. f.
üblich.
Eilend (W3) [Adelung]
Eilend, das Participium der gegenwärtigen Zeit des vorigen Verbi,
welches im Oberdeutschen als ein Nebenwort für hurtig, geschwinde,
üblich ist, aber im Hochdeutschen wenig gebraucht wird. Und eilend
ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand, 1 Mos. 24, 18. Desto
eilender, Phil. 2, 18, und in vielen andern Stellen mehr. Das von
diesem Mittelworte gebildete Nebenwort eilends ist im Hochdeutschen
eben so selten, im Oberdeutschen aber desto gewöhnlicher. Im
Hochdeutschen ist dafür eilig und eilfertig üblich.
Anm. Bey dem Kero
lautet dieses Nebenwort illantihho. In einigen gemeinen Mundarten hat
es eine sonderbare Bedeutung, indem man daselbst von den Zähnen saget,
sie werden eilend, wenn sie stumpf werden; in Schlesien eylich.
Entweder erhält diese Bedeutung noch den ursprünglichen Sinn des
Verbi, da es eine Nachahmung eines gewissen Schalles ist, oder sie
gehöret auch zu dem noch in Schweden üblichen Zeitworte ila, zaudern,
wofür die Deutschen weilen und verweilen brauchen. S. diese Wörter.
Eilf (W3) [Adelung]
Eilf, eine Grundzahl, welche die nächste Zahl nach zehen ist, und in
allen Fällen unverändert bleibet, sie mag den Artikel oder das Vorwort
vor sich, und das Hauptwort nach sich haben, oder nicht. Die eilf
Männer, Frauen, Häuser u. s. f. Ich komme um eilf Uhr. Es waren ihrer
eilf. Nur alsdann, wenn es ohne Hauptwort stehet, und ein Wort vorher
gehet, welches die dritte oder sechste Endung erfordert, nimmt es nach
dem Beyspiele anderer Grundzahlen am Ende ein en an. Er kam noch vor
eilfen, d. i. vor eilf Uhr. Und sie gingen wieder vom Grabe und
verkündigten das alles den Eilfen, Luc. 24, 9. Da trat Petrus auf mir
den Eilfen, Apostelg. 2, 14. Einige hängen in diesem Falle auch den
übrigen Endungen ein e an. Da die Eilfe zu Tische saßen, Marc. 16, 14.
Und standen die
Eilfe versammelt, Luc. 24, 33; wozu aber nicht der geringste Grund
vorhanden ist.
Anm. Dieses Wort lautet in dem Salischen Gesetze anilaf,
bey dem Kero einilif, bey dem Tatian in der dritten Endung then
einlivin, bey dem Ottfried einlif. Die Sächsische und die verwandten
Mundarten haben statt des Doppellautes ein a, ä oder e, wie das
Angels. aendlefen, endleof, endlyfa, das Gothische andlefen, das
Schwed. ellofwa, das Isländ. ellefu, das Nieders. elf, olf, das Holl.
elf, das Engl. eleven, das Dän. elleve. Die Hochdeutschen haben in
diesem Worte und dessen Ableitungen und Zusammensetzungen von den
Oberdeutschen die Schreibart, von den Niederdeutschen aber die
Aussprache behalten, indem sie es, wenigstens im gemeinen Leben, elf,
elfte, u. s. f. aussprechen. Es ist wohl sehr wahrscheinlich, daß
dieses Wort aus ein und dem alten leiben, Angels. lyfan, übrig
bleiben, ( S. Bleiben,) Engl. to leave, übrig lassen, zusammen
gesetzet ist, und eigentlich eins über zehen, so wie zwölf zwey über
zehen, bedeutet. Im Wendischen heißt diese Zahl enaist, d. i.
einzehen.
Eilfeck (W3) [Adelung]
Das Eilfeck, des -es, plur. die -e, in der Geometrie, eine Figur,
welche von eilf Seiten eingeschlossen ist, und daher eilf Ecken hat;
Hendecagonum, Vndecangulum.
Eilfertig (W3) [Adelung]
Eilfertig, -er, -ste, adj. et adv. Eile an den Tag legend, so wohl in
der eigentlichen als figürlichen Bedeutung des Zeitwortes eilen. Er
that sehr eilfertig. Er ist in allen seinen Sachen sehr eilfertig.
Eilfertig arbeiten. Eine eilfertige Arbeit, die in der Eile
verfertiget worden. Eine eilfertige Flucht, S. Fertig.
Eilfertigkeit (W3) [Adelung]
Die Eilfertigkeit, plur. car. der Zustand, da man eilfertig ist. Er
arbeitet mit allzu vieler Eilfertigkeit. Ich kann deine Eilfertigkeit
unmöglich loben.
Eilffach (W3) [Adelung]
Eilffach, adj. et adv. ein vermehrendes Zahlwort, eilf Mahl genommen.
Lege es eilffach.
Eilfjährig (W3) [Adelung]
Eilfjährig, adj. et adv. eilf Jahr alt. Ein eilfjähriges Kind.
Eilfmahl (W3) [Adelung]
Eilfmahl, richtiger getrennt, eilf Mahl, adv. zu eilf verschiedenen
Mahlen. Eilf Mahl des Jahres. S. Mahl.
Eilfte (W3) [Adelung]
Die Eilfte, adj. welches die Ordnungszahl von eilf ist. Der eilfte
Tag. Zum eilften Mahle. Wir schreiben heute den eilften, den eilften
Tag dieses Monathes.
Anm. Diese Ordnungszahl lautet bey dem Stryker
ainleft, im Angelsächsischen endlyft, endlefta, im Holländischen und
Niedersächsischen elfte.
Eilftel (W3) [Adelung]
Das Eilftel, des -s, plur. ut nom. sing. der eilfte Theil eines
Ganzen. Ein Eilftel eines Centners.
Eilftens (W3) [Adelung]
Eilftens, adv. zum eilften.
Eilfterley (W3) [Adelung]
Eilfterley, adj. indecl. et adv. von eilf verschiedenen Arten und
Beschaffenheiten. Eilfterley Sachen.
Eilfthalb (W3) [Adelung]
Eilfthalb, adj. indecl. zehen und halb. Eilfthalb Ellen. Eilfthalb
Jahre.
Eilig (W3) [Adelung]
Eilig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Eile habend, Eile verrathend. Er
thut sehr eilig. Er ging sehr eilig fort. Ein eiliger Gang. Doch kommt
es in Gestalt eines Adjectives im Hochdeutschen seltener vor. Eiligst,
in der größten Eile. 2) Eile erfordernd; nur als ein Adverbium. Die
Sache muß wohl eilig seyn. S. auch Endelig.
Anm. Bey dem Willeram
iligo. Die Niedersachsen gebrauchen dafür hastig, spodig, hilde,
draht, gra, gray, gau, bey dem Ottfried gow, S. Gäh.
Ein (W3) [Adelung]
1. Ein, ein Beywort, welches seiner Natur nach keines Plurals fähig ist,
und dessen Declination zuförderst bemerket werden muß. Wenn es das
Hauptwort nach sich, aber weder den bestimmten Artikel, noch ein
Pronomen vor sich hat, gehet es folgender Gestalt:
Nom. Ein Mann, eine Frau, ein Haus.
Gen. Eines Mannes, einer Frau, eines Hauses.
Dat. Einem Manne, einer Frau, einem Hause.
Accus. Einem Mann, eine Frau,. ein Haus
Stehet aber der bestimmte Artikel voran, so wird es auf folgende Art
abgeändert, es mag ein Hauptwort nach sich haben oder nicht:
Nom. Der eine, die eine, das eine.
Gen. Des einen, der einen, des einen.
Dat. Dem einen, der einen,, dem einen.
Accus. Den einen, die eine,. das eine.
.Ist statt des bestimmten Artikels ein Pronomen vorhanden, so wird es
noch auf eine andere Art decliniret, wovon bey dem Zahlworte etwas
angemerket werden soll. Hat ein endlich weder einen Artikel vor, noch
ein Hauptwort nach sich, in welchem Falle andere Beywörter
adverbialiter gebraucht werden, der Wald ist groß; so wird es nach der
dritten Art der Beywörter abgeändert: Nom. Einer, eine, eines oder
eins.Gen. Eines, einer, eines.Dat. Einem, einer, einem.Accus. Einen,
eine, eines oder eins.
Diese Arten der Abänderung finden Statt, es mag dieses Wort ein
eigentliches Zahlwort, oder ein Artikel, oder auch ein Pronomen seyn.
Denn es ist in der Deutschen Sprache unter mehr als Einer Gestalt
üblich.I. Ohne alle weitere Rücksicht, als auf die Zahl, da es dem
Mehrern entgegen gesetzet wird, und ein Zahlwort in der eigentlichsten
Bedeutung ist. Es hat in dieser Gestalt einen scharfen Ton, und wird,
um es von den folgenden Beywörtern zu unterscheiden, gern mit einem
großen Buchstaben geschrieben. Ein Gott, Ein Glaube, Eine Taufe,
Ephes. 4, 5, 6. Es ist auch nicht Ein Mann geblieben. Mit Einem Worte.
Der eine, oder der Eine ist nicht mehr vorhanden. Einer wird ihrer
tausend jagen, 5 Mos. 32, 20. Da ist keiner, der Gutes thue, auch
nicht Einer, Ps. 14, 4. Es ist nicht Einer davon gekommen. Ihrer zwey
jagen Einen. Das ganze Land gehöret Einem. Alle Menschen reden von der
Ehre, und unter hunderten weiß kaum Einer, worin sie bestehet. Der
letzte ohne Einen. Aus zweyen Eines, oder Eins machen. Eins bitte ich
vom Herren, Ps. 27, 4.Um des größern Nachdruckes willen, oder wenn
eine Verwechselung mit dem unbestimmten Artikel ein zu befürchten ist,
werden diesem Zahlworte oft noch die Wörter nur, einig, einzig,
beygefügt. Es ist nur Ein Kind gestorben. Es ist nur ein einiger, oder
ein einziger Mann entkommen. In den beyden letzten Fällen übernehmen
die Wörter einig und einzig den Ausdruck der Zahl, ein wird zum bloßen
Artikel, und kann alsdann auch den großen Buchstaben entbehren.Wenn
das Geschlecht oder die Art bestimmt wird, zu welcher das Eine Ding
gehöret, so wird selbige entweder vermittelst des Genitives, oder auch
vermittelst der Präpositionen von, aus, unter ausgedruckt. Einer von
den Dieben. Einer unter euch. Einer von beyden. Einer aus der
Gesellschaft. Einer meiner Freunde. Im Oberdeutschen ist es
gewöhnlich, das Zahlwort alsdann hinter den Genitiv zu setzen. Ob wir
mochten vellen seiner gesellen einen, Theuerd. Rüfft darauf zu im
seiner Diener ein, ebend. Kap. 70. Der was there ratgeve eine, in dem
alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter. Und nahm seiner
Ribben eine, 1 Mos. 2, 21. Der Obersten einer, Matth. 9, 18. Als ich
bey meiner guten Freunde einem im Durchreisen einsprach, Opitz. Welche
den Hochdeutschen unangenehme Schönheit auch von einigen neuern
Dichtern nachgeahmet worden. O könnt ich, Seline, dir doch, der
Stunden Eine belohnen! Zachar. Hat das Hauptwort ein Pronomen
possessivum bey sich, so wird ein zwischen beyde gesetzt, und alsdann
auf folgende Art decliniret.Nom. Mein einer Acker, meine eine Magd,
mein eines Pferd.Gen. Meines einen Ackers, meiner einen Magd, meines
einen Pferdes.Dat. Meinem einen Acker, meiner einen Magd, meinem einen
Pferde.Acc. Meinen einen Acker, meine eine Magd, mein eines Pferd.Für
einer meiner Äcker, oder einer von meinen Äckern. Das Pferd zertrat
mein eines Bein, Geßn. Doch diese ganze Wortfügung ist nur den
gemeinen Sprecharten eigen. Die alten Oberdeutschen setzten das
Zahlwort voran. Ein sin stifsun, Schwäb. Dichter. Ein min wange, Herm.
von der Vogelweide.Oft hat dieses Zahlwort noch einige Nebenbegriffe,
welche dessen Bedeutung mehr oder weniger einschränken. Diese sind:1)
Der Begriff, daß ein Ding das einzige in seiner Art sey. Es ist nur
Ein Gott. Zu der Zeit wird der Herr nur Einer seyn, und sein Nahme nur
Einer, Zach. 14, 9. 2) Der Begriff der Verknüpfung der Zeit und dem
Raume nach. Und sie werden seyn Ein Fleisch, 1 Mos. 2, 24. Ein Herz
und Eine Seele. S. Eins, welches in dieser Bedeutung am üblichsten
ist. Es gehet in Einem fort, im gemeinen Leben, wenn die Theile eines
Ganzen, oder mehrerer als ein Ganzes betrachteter Dinge,
ununterbrochen auf einander folgen. Es regnet, es blitzet in Einem
fort. 3) Der Identität des Individui, welchen Begriff man zuweilen
auch durch ein und eben derselbe auszudrucken pfleget. Schon seit zwey
Monathen sind wir in Einem Hause, Less. Sie sind mit meiner Frau von
Einer Größe, Gell. Eben auf Einen Tag wurden sie alle beschnitten, 1
Mos. 17, 26. Es träumete ihnen beyden in Einer Nacht, Kap. 40, 5. Sie
haben alle Einen Vater, Mal. 2, 10. Sieben Ähren auf Einem Halme. Wir
schlafen in Einem Bette. Ingleichen der Identität der Art oder des
Geschlechtes, für einerley. Sie haben Eine Krankheit.Wenn man aber
ohne Hauptwort, und ohne Beziehung auf ein Hauptwort zählet, gebraucht
man das Neutrum eins, welches alsdann keiner Veränderung fähig ist.
Eins, zwey, drey, u. s. f. Hundert und eins. Ein Mahl eins ist eins.
Es schlägt eins. Die Niedersachsen gebrauchen dafür das Neutrum ein,
welches auch die Hochdeutschen in den zusammen gesetzten Grundzahlen
nachahmen. Ein und zwanzig, ein und dreyßig. In einem 1501 zu Rom
gedruckten Deutsch-Ital. Vocabulario heißt es aber auch: ains und
zwenzig, ains und dreißig u. s. f. Dieses Neutrum kann auch als ein
Hauptwort gebraucht werden, die Zahlfigur der Einheit auszudrucken,
die Eins, eine Eins, welches Hauptwort alsdann in allen Endungen
unverändert bleibt.II. In Rücksicht auf die übrigen zugleich
vorhandenen Dinge eben derselben Art, da es dem Beyworte ander
entgegen gesetzet, und in den meisten Fällen auch mit demselben
verbunden wird. Es zeiget alsdann weiter nichts an, als daß aus zwey
oder mehrern Dingen Einer Art eines ausgehoben und von demselben etwas
gesagt wird, wodurch es sich von den übrigen unterscheidet. Der eine
Garten ist groß, der andere klein. Der eine thut dieß, der ander das.
Einer will, der andere will nicht. In dem einen Augenblicke behauptet
er dieß, in dem andern etwas andres. Einer betriegt den andern. Einer
lebt, der andere stirbt. Es hatte jemand zwey Söhne, der eine war
munter, der andere faul und träge. S. Ander, wo auch die adverbischen
und zum Theil figürlichen R. A. bemerket worden, die mit beyden
Beywörtern gemacht werden.In manchen Fällen, nehmlich im Dative und
Accusative, kann die R. A. einer dem andern, einer den andern u. s. f.
in Ein Wort zusammen gezogen werden; S. Einander.Ein ist in dieser
Bedeutung ein wahres Beywort, und hat den scharfen Ton, so wie das
Zahlwort. Es findet auch Statt, wenn mehr als zwey Dinge angeführet
werden. Es waren drey Personen zugegen; die eine war ein Soldat, die
ander ein Geistlicher, die dritte ein Edelmann. Da die Zahlwörter hier
keine Ordnung, sondern bloß die Individua ohne alle Ordnung bestimmen
sollen, so ist es unbillig, wenn einige Sprachlehrer das ein in diesem
Falle für eine Ordnungszahl ausgeben. Da es hier nicht leicht mit dem
Artikel ein zu verwechseln ist, so ist auch der große Buchstab hier
unnöthig.Die Hochdeutschen kennen das ein in dieser Bedeutung nur im
Singular; allein im Oberdeutschen ist es auch im Plural üblich, so wie
das Französ. les uns, für einige, im Gegensatze der an-
der n. Die einen reden gut, die andern reden schlecht von ihm. Der
einen Wesen ward vom Irdischen befreyet, Hall. welches auch Zachariä
an einem Orte nachgeahmet hat: Die einen waffneten geschärfte
Bilderscheren, Die andern wollten sich mit großen Nadeln wehren.
Andere Oberdeutsche haben in dieser Bedeutung das den Hochdeutschen
ganz unbekannte einte, so wohl im Singular, als im Plur. Dar sinen
willen ob er wil Tuont ich eint und anders niht, Heinr. von Veldig.
Die einten - die andern, Walser. An einten Orten mehr, am andern
minder, Bluntschli. S. Entweder.III. In den beyden vorigen Fällen
dienete ein zur genauern Bestimmung des Individui; aber in vielen
andern wird es auch gebraucht, wenn das Individuum nicht genau
bezeichnet, sondern nur überhaupt das Geschlecht, oder die Art, zu
welcher es gehöret, angezeiget werden soll. In dieser Bedeutung wird
es in den Sprachlehren der unbestimmte Artikel genannt, in welcher
Gestalt es denn, besonders wenn es sein Hauptwort bey sich hat, des
Tones beraubt ist, und sehr kurz und geschwinde ausgesprochen wird. Es
war einmahl ein Mann, will weiter nichts sagen, als daß das Ding, von
welchem etwas erzählet werden soll, zu den menschlichen Geschöpfen
männlichen Geschlechtes gehöret habe. An einem Morgen geschahe es, u.
s. f. Eine Menge Menschen. Ein Haus von Stein. Eine Krone von Gold.
Was ist das für ein Mann? Ingleichen, ohne Hauptwort. Wer gibt mir ein
Buch? - Da ist eines. Sahest du nicht einen Vogel? - Ich sahe einen.
Wenn du keinen hast, will ich dir einen geben. Ich habe ein Haus
gekauft. - Was für eines? Nehmen sie meine Schwachheit nicht übel,
wenn es eine ist, Gell. Ist das ein Thaler? - Ja es ist einer.In einer
noch weitern Bedeutung bekommen auch Individua diesen Artikel, wenn
sie mehr ihrer Beschaffenheit und ihren Eigenschaften, als ihrer
individuellen Art nach bezeichnet werden sollen. Das ist ein schönes
Haus. Das war ein feiner Kunstgriff. Er hat einen sehr bosen Vater.
Das ist ganz ein anderer Mann. Welch eine Luft! Welch ein Mensch!
Welch einen guten Fang hast du gethan!Besonders mit solch. Ein solcher
Vorwurf ist unverträglich. Das hätte ich nicht gedacht, daß er ein
solcher Bösewicht seyn würde. In den gemeinen Sprecharten ist für ein
solcher, eine solche u. s. f. solch einer, so einer üblich, welches
aber in der reinen Hochdeutschen Schreibart eine schlechte Figur
macht. So einen Freund, wie der war, bekomme ich nicht wieder. Ich
traue ihm so eine Heldenthat nicht zu. So ein Vorwurf, Less. Dächten
sie, daß ich zu so einer Boßheit geschickt wäre? Gell. Hingegen
gebraucht man im Oberdeutschen ein solches oft, wo nicht die
Beschaffenheit einer Sache, sondern bloß ein vorher genanntes
Individuum angedeutet werden soll, welches Hochdeutschen Ohren eben so
anstößig ist. Es ist auch ein solches mein einiges Verlangen.Von
dieser Eigenschaft des Wörtchens ein, die Beschaffenheit auszudrucken,
rühret auch der Gebrauch her, daß man es manchen eigenthümlichen
Nahmen vorsetzet, wenn dadurch nicht so wohl die Person selbst, als
deren hervor stechende Eigenschaft bezeichnet werden soll. Ein
Demosthenes selbst würde ihn nicht überzeugen können, d. i. ein Redner
wie Demosthenes. Die Demüthigung des Ottomannischen Reiches war einer
Katharina vorbehalten, einer Kaiserinn von so erhabenen Eigenschaften,
als Katharina besitzet. Ein David schlägt einen Goliath. Die größten
Kenner des menschlichen Herzens, ein Socrates, ein Plato, ein Seneca
haben es gesagt.Dahin gehöret auch der im Oberdeutschen und im
gemeinen Leben übliche Gebrauch, ganzen Collegiis statt des bestimmten
Artikels den unbestimmten vorzusetzen, besonders wenn zugleich eine
rühmliche Beschaffenheit derselben ausgedruckt werden soll. Das
gehöret für eine hohe Obrigkeit. Ein hochedler Rath hat verordnet u.
s. f. Ein hochwürdiges Consistorium. Eine löbliche Universität. Ja
auch wohl von einzelnen Personen in dem feyerlichen Kanzelstyle. Ein
heiliger David spricht u. s. f.Ferner ist daraus die im gemeinen Leben
üblicher Gewohnheit zu erklären, wo ein, wenn es den Zahlwörtern
vorgesetzet wird, so viel als ungefähr bedeutet. Wir wollen noch ein
acht Tage warten; wo acht Tage durch diesen Artikel zu einer Gattung
wird, und dadurch, die genaue Bestimmung der Zeit, die es ursprünglich
hatte, verlieret. Es kommt auf ein zehen Thaler nicht an. Er muß nun
wohl ein neunzehen bis zwanzig Jahr alt seyn. Wärest du doch ein zwey
Stunden eher gekommen. Zuweilen wird das Zahlwort hinter das Hauptwort
gesetzet, und diesem die Sylbe er angehänget. Ein Tager vier, ungefähr
vier Tage. Ein Ellener drey. Ein Meilener acht. Wo die Sylbe er das
verkürzte oder zu seyn scheinet, weil man auch statt dessen saget,
eine Meile oder acht, eine Elle oder drey. Doch diese ganze Form
gehöret, wie schon gedacht worden, in die gemeinen Sprecharten.Wenn
der unbestimmte Artikel eine Präposition vor sich hat, welche die
dritte Endung erfordert, so kann der Artikel oft an die Präposition,
zuweilen aber auch an das Beywort angehänget werden. In der
vertraulichen Sprechart lässet sich dieses so oft anbringen, als der
Wohlklang es erlaubet; ja es gibt Fälle, wo diese Zusammenziehung auch
in der ernsthaften und höhern Schreibart nothwendig wird, wenn die
Rede nicht schleppend und langweilig werden soll. Das dienet zum
Beweise, für: zu einem Beweise. Er steckt in großer Noth, für: in
einer großen Noth. Sich zum Lehrer aufwerfen. Die Grammatik zur
Wissenschaft machen. In andern Fällen gewinnet die Kürze, wenn dieser
Artikel völlig weggelassen wird, welches besonders bey solchen
Hauptwörtern geschehen kann, welche nicht allein Individua bezeichnen
sondern auch schon an und für sich ein Geschlecht oder eine Gattung
ausdrucken. Da ich noch Jungfer war. Gell. Sie ist schon Frau. In
Gedanken ist sie schon gnädige Frau. Ja bey solchen Wörtern, welche
schon ursprünglich etwas Allgemeines, oder eine ganze Gattung
bedeuten, würde es ein Fehler seyn, ihnen vermittelst des unbestimmten
Artikels erst eine Eigenschaft ertheilen zu wollen, die sie schon an
und für sich haben, und die sie nicht anders verlieren können, als bis
sie durch den bestimmten Artikel der zu Individuis gemacht werden. Gib
mir Brot, d. i. dasjenige Nahrungsmittel, welches man Brot nennet.
Hast du Geld? Ich habe Wein. Es wird Winter. Fleiß anwenden. Wird aber
ein Beywort beygefüget, die nähere Beschaffenheit dieser Dinge zu
bezeichnen, so kann auch der Artikel Statt finden, oft aber auch
wegbleiben. Das ist schones Brot, oder ein schönes Brot. Wir haben
einen harten Winter. Das ist ein guter alter Wein, oder das ist guter
alter Wein.Die Oberdeutschen pflegen auch diesen Hauptwörtern den
unbestimmten Artikel vorzusetzen, sprechen ihn aber alsdann überaus
kurz, vor einem Consonannten fast wie a oder ä, vor einem Vocale aber
wie an, än, oder n aus. Sie haben noch ä Wein. Hast du noch ä Bier.
Das ist ä Geld. Ich habe an Essig, oder ich habe n Essig. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß manche Wörter auf diese Art vorn mit einem A oder
N vermehret worden, die diese Buchstaben ursprünglich nicht gehabt,
wenn sie
nehmlich von andern Mundarten angenommen werden, welche diesen
verkürzten Artikel für einen wesentlichen Theil des Hauptwortes
gehalten. So bedeuten Bohrer verkürzet Bor, Bahr, Äber und Näber in
verschiedenen Mundarten einen Bohrer. Asch, ein Gefäß, lautet in
andern Mundarten Nasch, Ast, Nast, Atter, Natter, Narb, Arb u. s. f.
S. A, Ameis und N.Bey dem bestimmten Artikel Der ist bereits
angezeiget worden, worin derselbe hauptsächlich von dem unbestimmten
Artikel ein unterschieden ist, welches man mit demjenigen, was hier
bemerket worden, vergleichen muß.IV. Wenn dieser Artikel ohne
Hauptwort stehet, sich auch auf kein kurz vorher gegangenes Hauptwort
beziehet, sondern überhaupt zur Bezeichnung einer gewissen
unbestimmten Person gebraucht wird, so nimmt er die Gestalt eines
Pronomens an, und stehet alsdann für jemand, oder man, besonders in
den Casibus obliquis, wo man nicht gebraucht werden kann. Allein
dieses ganze Pronomen ist nur den gemeinen Mundarten, vornehmlich der
Niedersachsen eigen, obgleich die Franzosen ihr on, die Engländer ihr
one, und die Schweden ihr en auf eben dieselbe Art gebrauchen. Ich
weiß wohl, daß man glaubt, daß einer gerne thu, Das was er gerne sagt,
Logau. Was einer nicht gelernet hat, das verstehet er auch nicht. Es'
möchte einer sagen. Unter eines Bothmäßigkeit stehen. Unter einem
stehen. Es stoßen einen tausend Leute dieser Art auf. Ich weiß schon
wie sie sind, sie wollen einem stets Muth einsprechen, Gell. Wie viel
Sorgen und Noth macht einem nicht die Welt! ebend. Ach, die Haussorgen
nehmen einen so sehr mit, ebend. Zuweilen stehet auch das Neutrum
eines oder eins für eine Person oder jemand. Sobald sich eins im Hause
klaget, so verbiethe ich ihm das Essen, Gell.Dahin gehöret auch das im
gemeinen Leben so übliche unser einer, d. i. jemand von meinem oder
von unserm Stande, oder wohl gar ich selbst, wir selbst. Ging der Herr
wie unser einer? Weiße. Wenn das unser einer auch hätte, ebend. Meinen
sie denn nicht, daß unser einer auch sein Abenteuer hat? Aber gleich
wohl ist unser einer auch kein Katzenkopf, Less. Und unser einer macht
dabey gar schlechte Sprünge, Rost. Das einer behält hier sein
männliches Geschlecht, wenn gleich die Person, die es gebraucht, und
von sich verstanden wissen will, weiblichen Geschlechtes ist. Sonst
ist auch das Neutrum für alle Geschlechter üblich. Der unser eins nie
angeblickt, Weiße. Es gibt Sprachlehrer, welche dieses Fürwort
vertheidigen; allein es würde dessen ungeachtet ein Flecken in der
edlen Schreibart der Hochdeutschen seyn, wenn gleich die vertrauliche
Sprechart es duldet, in welche auch die oben angeführten Beyspiele
gehören. Im Oberdeutschen gebraucht man auch den Plural eine, für
einzige, den aber die Hochdeutschen gleichfalls nicht kennen.
Anm. 1.
Das Zahlwort Ein ist denjenigen entgegen gesetzet, was mehr ist als
eins, das Beywort dem ander, der Artikel und das Fürwort aber dem
kein. Der Artikel ist eigentlich eine figürliche Bedeutung des
Zahlwortes, wodurch Ein Individuum aus der Menge heraus gehoben, und
zum Repräsentanten der ganzen Gattung gemacht wird. Beyde grenzen
daher so nahe an einander, daß es Ausdrücke gibt, wo man ungewiß
bleibt, ob das ein zu dem Zahlworte oder zu dem Artikel gehöret.
Anm.
2. Man wird wenig Mühe haben, den Artikel, besonders aber das Zahlwort
ein in allen Europäischen Mundarten wieder zu finden. Bey dem Ulphilas
lautet es ains, aina, ain,bey dem Kero ein, einaz, im Angels. an,
aenc, im Engl. one, im Holländ. Dän. und Nieders. een, im Schwed. en,
im Isl. eirn, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, einige, im Latein. unus, im
Franz. un und on. Dem Hebr. Echat kommt das Indische und Persische ik
und vielleicht auch das Wendische edek näher. Im Pohln. heißt ein
jeden, in Neu Guinea und den Inseln der Südsee aber Tacü, Taci, Tika,
Kaou. S. auch Kein und Allein.
Ein (W3) [Adelung]
2. Ein, eine im Hochdeutschen außer der Zusammensetzung veraltete
Partikel, welche nur noch in einigen besondern Redensarten üblich ist.
Sie ist die Präposition in nach einer rauhern Oberdeutschen
Aussprache. Man gebraucht sie noch in einigen Ausdrücken, wo
eigentlich in mit dem Accusative stehen sollte, in welchem Falle das
ein hinter das Hauptwort gesetzet wird. Jahr aus, Jahr ein, das ganze
Jahr hindurch. Der Hase lief Berg ein, lief in das Gebirge. Feld ein
rennen. Einem quer Feld ein kommen. Den Pilgram, welchen du siehst
außer Weges wallen, Und irrig gehn Wald ein, Opitz. Kein Tag wird
Abend ein nicht eilen ohne Schrecken, ebend. Laß mein Schreyen kräftig
seyn, Daß es bringe Himmel ein, ebend. Ps. 102. Du hättest mich, o
Feind, gefället, Und stießest heftig zu mir ein, ebend. Ps. 118.
Welche Arten des Ausdruckes doch im Hochdeutschen ungewöhnlich sind.Am
häufigsten ist diese Partikel noch in vielen Zusammensetzungen üblich,
theils für in, wie in Einung für Innung, Eingeweide, eingeboren, in
einem Lande geboren, einländisch, einheimisch, Einwohner; theils für
hinein, oder für in, wenn es eine Bewegung in einen Ort hinein
ausdrucket, darein, herein, hinein u. s. f. besonders mit vielen
Zeitwörtern, in welchen diese Bedeutung zum Grunde lieget, wenn sie
gleich in besondern Fällen besondere Nebenbedeutungen bekommen. S. In,
und die folgenden Zusammensetzungen.Man muß die mit diesem Neben- oder
Vorworte zusammen gesetzten Wörter nicht mit denjenigen verwechseln,
in welchen ein das Zahlwort ist, wohin unter andern einäugig Einbeer,
Einblatt, Einfalt, einfältig, einmüthig, einsylbig u. s. f. gehören.
Einackern (W3) [Adelung]
Einackern, verb. reg. act. hinein ackern, oder pflügen, in der
Landwirthschaft. Den Mist einackern, ihn unterackern. Daher die
Einackerung. S. Ackern und 2 Ein.
Einander (W3) [Adelung]
Einander, adv. oder pronom. indecl. welches aus der R. A. einer den
andern, einer dem andern u. s. f. zusammen gezogen ist, und von dem
gegenseitigen Verhältnisse nicht nur zweyer, sondern auch mehrerer
Dinge gegen sich gebraucht wird. 1) Eigentlich. Wir begegneten
einander, d. i. einer von uns beyden begegnete dem andern. Sie hindern
einander. Einander lieben, betriegen u. s. f. Wir sind einander von
Kindheit an gut gewesen, Weiße. Man kann einander in allen Ehren
lieben, Gell. Ingleichen mit Vorwörtern; welche aber nicht mit diesem
Worte zusammen gezogen werden müssen. Wir wohnen, wir stoßen an
einander. An einander hängen, binden. Im gemeinen Leben auch von einer
zusammen hängenden Zeitdauer. Es regnete drey Tage an einander. Auf
einander folgen, liegen, sitzen, stehen u. s. f. Aus einander gehen,
laufen, bringen, treiben. Wir wollen sehen, wie wir mit ihr aus
einander kommen, Gell. Alles durch einander werfen. Hier lieget alles
verwirren durcheinander. Es regnet und schneyet durch einander. Sie
sind für ein-
ander geboren. Man muß es gegen einander halten. Hinter einander
gehen. In einander wickeln, fügen. Was habt ihr denn mit einander vor?
Mit einander zanken. Nach einander gehen, kommen. Sie gingen nach
einander fort. Neben einander wohnen, stehen. Von einander reißen,
trennen. Über einander werfen. Alles unter einander mischen. Sie sind
alle wider einander. 2) Figürlich, für insgesamt, in Gesellschaft des
Vorwortes mit; doch nur im gemeinen Leben. Alles Fleisch mit einander
wird sehen, Es. 40, 5. Tannen, Buchen und Buchsbaum mit einander, Kap.
41, 19. Laß sich versammeln, und kommen mit einander herzu die Helden
der Heiden, Es. 45, 20.
Anm. Bey dem Notker lautet dieses Wort noch
getheilt, einero andere; allein schon in den Monseeischen Glossen
heißt es im Dative einandremo, und im Oberdeutschen, besonders in der
Schweiz, wird es noch heut zu Tage decliniret. Bey einanderen wohnen,
Bluntschli. Die Niedersachsen gebrauchen dafür malkander, von malk,
ein jeder, jemand. Einander hat den Ton gewöhnlich auf der mittelsten
Sylbe; wenn aber ein Vorwort vorhanden ist, so wirft es den Hauptton
auf dieses, und die Sylbe an behält nur einen schwachen Nebenton. S. 1
Ein II.
Einankern (W3) [Adelung]
* Einankern, verb. reg. act. die Anker einwerfen; ein im
Hochdeutschen ungewöhnliches Zeitwort. Streicht Segel, ankert ein,
Opitz.
Einantworten (W3) [Adelung]
Einantworten, verb. reg. act. welches nur im gemeinen Leben üblich
ist, für überliefern, einhändigen. Einem etwas einantworten. Daher die
Einantwortung. S. Antworten
Anm. und Überantworten.
Einartig (W3) [Adelung]
Einartig, adj. et adv. von einerley Art, eine und eben dieselbe Art
habend. Je schärfer die Sinne der Thiere sind, desto kleiner ist ihr
Kreis, desto einartiger ist ihr Kunstwerk, Herd.
Einäschern (W3) [Adelung]
Einäschern, verb. reg. act.
1) Zu Asche brennen, in welchem
eigentlichen Verstande dieses Wort bey den Scheidekünstlern der
vorigen Zeiten üblich war, und auch für calciniren oder verkalken
gebraucht wurde. Heut zu Tage gebraucht man es nur im gemeinen Leben,
für die R. A. in die Asche legen, d. i. anzünden und verbrennen. Die
feindlichen Husaren haben das ganze Dorf eingeäschert. S. Asche und
Äschern.
2) Mit Asche beitzen oder kochen. Das Garn einäschern, in der
Hauswirthschaft. Häute einäschern, oder äschern, bey den Gärbern, sie
mit Kalk und Asche beitzen. So auch die Einäscherung.
3) An der "Aschermittwoche" mit Asche bestreuen, in der katholischen Kirche. S. 2 "Ein".
Einathemen (W3) [Adelung]
Einathemen, zusammen gezogen einathmen, verb. reg. act. mit dem
Athmen oder in Gestalt des Athems hinein ziehen. Wir athemen mit der
Luft allerley schädliche Dünste ein. Daher die Einathemung.
Einätzen (W3) [Adelung]
Einätzen, verb. reg. act. hinein ätzen, durch Ätzmittel hinein
bringen. Buchstaben mit Scheidewasser einätzen. Daher die Einätzung.
Einäugig (W3) [Adelung]
Einäugig, adj. et adv. Ein Auge habend. Ein armer einäugiger Mensch.
Ein Einäugiger.
Einballen (W3) [Adelung]
Einballen, verb. reg. act. in einen Ballen bringen. Waaren einballen.
Mit einer ausländischen Endung auch wohl einballiren. Daher die
Einballung und Einballirung.
Einbalsamiren (W3) [Adelung]
Einbalsamiren, verb. reg. act. mit Balsam oder wohl riechenden Harzen
inwendig ausfüllen, oder auch damit von außen umgeben; balsamiren.
Eine Leiche einbalsamiren. So auch die Einbalsamirung.
Einband (W3) [Adelung]
Der Einband, des -es, plur. die -bände. 1) Die Handlung des
Einbindens eines Buches; ohne Plural. Ich habezwölf Groschen für den
Einband bezahlet. 2) Der Band eines Buches selbst, und dessen Art und
Weise; besser der Band. S. Einbinden.
Einbansen (W3) [Adelung]
Einbansen, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, in die Bansen
bringen. Das Getreide einbansen. S. Bansen.
Einbau (W3) [Adelung]
Der Einbau, des -es, plur. die -bäue, ein Bau an dem Ufer eines
Flusses, die Verminderung und Anspülung des erstern zu verhüthen; das
Eingebäude. Vermuthlich weil es in den Fluß hinein gebauet wird.
Einbauen (W3) [Adelung]
Einbauen, verb. reg. 1) Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, von den
Bienen, sich in dem Innern einer Sache anbauen. Die Bienen haben hier
eingebauet. Figürlich sagt Günther ein Mahl: Hier scheint die
Wissenschaft auf ewig einzubaun. 2) Activum. Ein Gut in das Hauptgut
einbauen, es nicht selbst bewohnen, sondern es als ein Nebengut von
dem Hauptgute aus bauen.
Einbecken (W3) [Adelung]
Einbecken, verb. reg. act. bey den Kupferschmieden, den Draht
unterschlagen. Daher die Einbeckung. S. Beckhammer und Bicken.
Einbeere (W3) [Adelung]
Die Einbeere, plur. inus. eine Pflanze, welche eine einzelne
schwarzbraune runde vierfächerige Beere trägt, und in den Europäischen
Hainen wird wächset; Paris, L. Sie wird auch Wolfsbeere und Sauauge
genannt.
Einbeeren (W3) [Adelung]
Einbeeren, verb. reg. act. bey den Jägern und Vogelstellern, die
Vogelbeeren in die Schneißen hängen, absolute.
Einbehalten (W3) [Adelung]
Einbehalten, verb. irreg. act. ( S. Behalten,) für das bessere inne
behalten, nicht ausliefern. Jemanden seinen Lohn einbehalten. So auch
die Einbehaltung.
Einbeißen (W3) [Adelung]
Einbeißen, verb. irreg. neutr. ( S. Beißen,) mit dem Hülfsworte
haben, hinein beißen, im gemeinen Leben; ingleichen figürlich, beißend
eindringen, von Schlägen u. s. f.
Einbeitzen (W3) [Adelung]
Einbeitzen, verb. reg. act. einbeißen machen. Fleisch einbeitzen, es
in Essig legen, damit es von demselben gebeitzet werde. Buchstaben
einbeitzen, durch Scheidewasser u. s. f. einfressen lassen.
Einbekennen (W3) [Adelung]
Einbekennen, verb. irreg. act. ( S. Kennen,) welches nur im
Oberdeutschen und im gemeinen Leben üblich ist, für bekennen,
eingestehen.
Einbekommen (W3) [Adelung]
Einbekommen, verb. irreg. neutr. ( S. Kommen,) mit dem Hülfsworte
haben, welches nur in den niedrigen Sprecharten vorkommt, bekommen und
hinein ziehen. Der Feind hat die Stadt, die Festung nicht einbekommen.
Einberichten (W3) [Adelung]
Einberichten, verb. reg. act. an einen Ort berichten, Bericht
erstatten. Die Amtleute haben einberichtet, daß u. s. f. So auch die
Einberichtung.
Einbetteln (W3) [Adelung]
Einbetteln, verb. reg. act. 1) Bettelnd einsammeln. Almosen
einbetteln. Hier kann er einen Brocken Weisheit auskramen, den er sich
erst gestern einbettelte, Less. 2) Sich einbetteln, figürlich, sich
durch vieles Bitten Eingang verschaffen, einschmeicheln. Er hat sich
bey mir eingebettelt. Sich in ein Amt einbetteln.
Einbeugen (W3) [Adelung]
Einbeugen, verb. reg. act. einwärts beugen, hinein beugen, in der
edlern Schreibart. Die Knie einbeugen. So auch die Einbeugung, so wohl
von der Handlung des Einbeugens, als auch von der eingebeugten Sache
und der dadurch verursachten Krümme. S. Beugen und das folgende.
Einbiegen (W3) [Adelung]
Einbiegen, verb. irreg. act. ( S. Biegen,) wie das vorige, im
gemeinen Leben, einwärts biegen, hinein biegen. Einen Ast einbiegen.
S. Biegen.
Einbilden (W3) [Adelung]
Einbilden, verb. reg. act. 1. * Eigentlich, das Bild einer Sache
einer andern einverleiben; in welcher im Hochdeutschen völlig
ungewöhnlichen Bedeutung es noch bey dem Opitz heißt: Ich fand
in ihr dich so gebildet ein, für abgebildet. 2. Figürlich, als ein
Reciprocum, sich einbilden, sich in Gedanken ein Bild, eine
Vorstellung von einer Sache machen. 1) Überhaupt. Ich konnte es mir
leicht einbilden, daß es so kommen würde. Ich kann mir unmöglich
einbilden, daß er dieser Boßheit fähig seyn sollte. Das konnte ich mir
einbilden, daß sie mir widersprechen werden, Gell. Ehedem war auch das
einfache bilden in diesem Verstande üblich. Ey wenn ich bilde mir ir
zuht So wirt mein muot u. s. f. König Wenzel. 2) In engerer Bedeutung,
mit verschiedenen Nebenbegriffen und Einschränkungen. (a) * Sich
Hoffnung auf etwas machen; ein im Hochdeutschen ungewöhnlicher
Gebrauch. Ich bilde steif mir Gottes Beystand ein, Opitz. (b) Sich
eine ungegründete Vorstellung, einen falschen Begriff machen. Bilde
dir doch das nicht ein. Er bildet sich ein, alle Leute wären so wie
er. Sich etwas steif und fest einbilden, im gemeinen Leben. Auch
active, einem etwas einbilden, ihn bewegen, eine ungegründete Sache
für wahr zu halten, kommt zuweilen vor. Eine eingebildete Hoffnung,
eine ungegründete Hoffnung. (c) Sich eine ungegründete Vorstellung von
seinen eigenen Vollkommenheiten machen. Er bildet sich viel ein. Er
bildet sich nichts geringes ein. Darauf darfst du dir nichts
einbilden, du hast nicht Ursache stolz darauf zu seyn. Was bildest du
dir ein? Wozu verleitet dich dein Stolz? Ein eingebildeter Mensch, der
sich viel einbildet, ein stolzer Mensch; in den niedrigen Sprecharten
ein einbildischer oder einbilderischer Mensch.
Einbildung (W3) [Adelung]
Die Einbildung, plur. die -en. 1. Der Zustand, da man sich etwas
einbildet, oder Vorstellungen in sich erwecket; ohne Plural. 2. Das
Vermögen der Seele, sinnliche Vorstellungen hervor zu bringen; wofür
doch das zusammen gesetzte, die Einbildungskraft, üblicher ist. Am
häufigsten, 3. die Vorstellung selbst, doch nur mit einigen
Nebenbegriffen. 1) Eine falsche, eine ungegründete Vorstellung. Die
Sache ist ungegründet, es ist eine bloße Einbildung. 2) Eine
ungegründete Vorstellung, die man von sich und seinen Vollkommenheiten
hat. Er hat eine große Einbildung von sich. Er ist voller Einbildung.
Einbildungskraft (W3) [Adelung]
Die Einbildungskraft, plur. die -kräfte, das Vermögen der Seele, sich
ein Bild, oder eine sinnliche Vorstellung von einer abwesenden Sache
zu machen. Eine starke Einbildungskraft, welche sich das Abwesende
klar und deutlich vorstellen kann.
Einbinden (W3) [Adelung]
Einbinden, verb. irreg. act. S. Binden. 1. Eigentlich einen Körper in
einen andern hinein binden. Junge Bäume in Stroh einbinden. Waaren in
Papier einbinden. Sich den Kopf einbinden. Einen Haarbeutel einbinden,
ihn an den Hinterhaaren befestigen. Die Segel einbinden, sie zusammen
rollen und an die Rahe befestigen. Die Garne einbinden, bey den
Jägern, sie an Reife oder Stäbe anheften. 2. In engerer und
figürlicher Bedeutung. 1) Mit einem Bande versehen, von Büchern. Ein
Buch einbinden. Ein Buch in Leder, in Pergament, in Pappe einbinden.
2) Dem Pathen bey der Taufe ein Geschenk an Gelde geben, weil es bey
geringern Leuten ehedem in das Tuch des Kindes gebunden wurde. Sie
haben viel, wenig eingebunden. Daher das Einbindegeld, im gemeinen
Leben, das Pathengeschenk. 3) Sorgfältig empfehlen, genau anbefehlen,
einschärfen, im gemeinen Leben. Ich habe es ihm sorgfältig, scharf,
eingebunden.
Einbindenadel (W3) [Adelung]
Die Einbindenadel, plur. die -n, bey den Schustern, eine Nadel, die
ledernen Absätze damit aufzunähen.
Einblasen (W3) [Adelung]
Einblasen, verb. irreg. act. S. Blasen. 1) Blasend in etwas hinein
bringen. So blies Gott dem Adam einen lebendigenAthem ein, 1 Mos. 2,
7. Figürlich, im gemeinen Leben, heimlich vorsagen. Der Redner konnte
nicht fort, man mußte es ihm einblasen. Nach einer noch weitern Figur,
heimlich von etwas überreden. Wer hat dir das eingeblasen? 2) Durch
Blasen einwerfen. Ein Haus von Kartenblättern einblasen. So auch die
Einblasung.
Einblatt (W3) [Adelung]
Das Einblatt, des -es, plur. car. ein Nahme verschiedener Pflanzen,
welche nur ein einziges Blatt haben. 1) Einer Pflanze, welche an den
feuchten Orten Europas wild wächset; Parnassia, L. Parnassus-Gras. 2)
Einer Art der Mayblumen, deren Blätter zwey bis drey an der Zahl
einzeln aus der Erde hervor kommen; Convallaria bifolia, L. kleine
Mayblume, Monophyllon, Matth. 3) Der Natterzunge, oder Schlangenzunge,
Ophioglossum, L. welche auch nur ein einziges spitziges Blatt hat, und
auf schattigen Wiesen wächset.
Einbläuen (W3) [Adelung]
Einbläuen, verb. reg. act. durch Bläuen oder Schlagen hinein bringen;
doch nur figürlich und im gemeinen Leben. Einem etwas einbläuen, ihn
durch Schläge zur Erlernung einer Sache nöthigen. Daher die
Einbläuung. S. Bläuen.
Einblinden (W3) [Adelung]
Einblinden, verb. reg. act. in der Baukunst, mit einer Blende oder
Blinde umgeben. Eingeblindete Säulen, frey stehende Säulen, hinter
welchen die Wand ausgehöhlet wird, damit sie darin als in einer Blende
stehen; Franz. Colonnes nichees. So auch die Einblindung.
Einbökeln (W3) [Adelung]
Einbökeln, verb. reg. act. in den Bökel legen, mit Bökel begießen und
darin verwahren, einsalzen. Fleisch einbökeln. Nieders. inpekeln. S.
Bökel.
Einbohrig (W3) [Adelung]
Einbohrig, adj. et adv. von dem Zahlworte ein und bohren. Einbohrige
Röhren, in den Wasserleitungen, welche nur Ein Mahl gebohret worden,
und deren Öffnung 1 3/4 Zoll im Durchmesser hält; zum Unterschiede von
zwey- drey- und vierbohrigen.
Einbrechen (W3) [Adelung]
Einbrechen, verb. irreg. ( S. Brechen,) welches in doppelter Gattung
üblich ist. I. Als ein Activum, niederbrechen, zerbrechen, und
einreißen. Ein Haus einbrechen. So auch die Einbrechung. II. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn. 1) Brechen und herein fallen, nach
innen zu brechen. Das Eis brach ein. In der Landwirthschaft brechen
Gerste und Hafer ein, wenn die Ähren vor allzu großer Reife von selbst
abbrechen. 2) Mit Zerbrechung der Hindernisse in etwas hinein dringen.
Es sind Diebe eingebrochen, in das Haus. Figürlich, mit Überwindung
der Hindernisse hinein dringen. So bricht die Reiterey in den Feind
ein, wenn sie dessen Glieder trennet und aus einander sprenget. Nach
einer noch weitern Figur, plötzlich annahen. Die Gerichte Gottes
brechen ein. Die einbrechenden Gerichte Gottes. Ja für kommen
überhaupt, doch nur in einigen Redensarten. Die Nacht bricht ein. Die
Kälte bricht ein. S. Anbrechen, Brechen und Einbruch.
Einbrennen (W3) [Adelung]
Einbrennen, verb. reg. act. S. Brennen. 1) Brennend eindrücken, mit
einem glühenden Eisen eindrücken. Ein Zeichen einbrennen. 2) In einen
brennenden oder heißen Körper legen, oder mit einem heißen Körper
vermischen. In den Blechhämmern werden die Bleche eingebrennet oder
eingebrannt, wenn sie in das flüssige Zinn gelegt werden, um sie zu
verzinnen. In der Landwirthschaft brennet man das Futter ein, oder man
brennet den Schweinen ein, wenn man das für sie bestimmte Futter mit
heißem Wasser brühet. Eben so wird auch die Wäsche eingebrannt. S.
Einbrühen. Und in den Küchen brennet man Mehl ein, wenn man dasselbe
mit zerlassener
Butter über dem Feuer vermischet und hernach an die Speisen thut. 3)
Vermittelst eines brennenden Körpers durchdringen; So brennen die
Weinküfer die Weinfässer ein, wenn sie ein mit Schwefel und Gewürzen
bestrichenes Stückchen Leinwand in denselben verbrennen lassen. So
auch die Einbrennung.
Einbrocken (W3) [Adelung]
Einbrocken, verb. reg. act. brockenweise hinein werfen. Brot
einbrocken, in die Milch oder in einen andern flüssigen Körper. Hast
du es eingebrocket, so mußt du es auch ausessen, in der niedrigen
Sprechart hast du etwas versehen, so mußt du auch dafür büßen. Was hab
ich eingebrockt? sagt Gryphius sehr ernsthaft zu Gott.
Einbruch (W3) [Adelung]
Der Einbruch, des -es, plur. die -brüche, die Handlung des
Einbrechens. 1) Als ein Abstractum, ohne Plural, in allen Bedeutungen
des Neutrius einbrechen. Der Einbruch des Eisens. Der Einbruch des
Diebes. Der Einbruch des Feindes. Vor Einbruch der Nacht. 2) Als ein
Concretum, oder von einzelnen Fällen, da jemand einbricht; vornehmlich
von dem Einbrechen der Diebe. Es sind in der vorigen Nacht
verschiedene Einbrüche geschehen.
Einbrühen (W3) [Adelung]
Einbrühen, verb. reg. act. mit Brühe, d. i. siedendem Wasser,
durchdringen. Wäsche einbrühen. Das Futter für das Vieh einbrühen; an
einigen Orten einbrennen.
Einbündeln (W3) [Adelung]
Einbündeln, verb. reg. act. S. Einwindeln.
Einbuße (W3) [Adelung]
Die Einbuße, plur. die -n, der Verlust an zeitlichem Vermögen, ohne
Plural, und dasjenige, was man einbüßet oder verlieret. Er hat viele
Einbuße erlitten. Ich habe wenig Einbuße dabey. S. das folgende.
Einbüßen (W3) [Adelung]
Einbüßen, verb. reg. act. Verlust an zeitlichem Vermögen leiden. Ich
habe bey dieser Sache viel, wenig eingebüßet. Wir haben hundert Thaler
eingebüßet. In weiterer Bedeutung überhaupt für Schaden leiden,
verlieren. Seinen ehelichen Nahmen einbüßen. Das Leben einbüßen. Die
Feinde haben in dieser Schlacht viel eingebüßt, viele Leute
verloren.
Anm. Büßen bedeutet in dieser Zusammensetzung entweder, wie
Frisch will, bessern, verbessern, und einbüßen durch Bessern aufgehen
lassen, oder auch nur überhaupt bezahlen, Strafe in dem Gerichte
erlegen. S. Buße und Büßen.
Eincassiren (W3) [Adelung]
Eincassiren, verb. reg. act. im gemeinen Leben, eine Geldsumme, die
man zu fordern hat, zur Casse schaffen. Eine Geldposteincassiren,
Schulden eincassiren. So auch die Eincassirung. S. Cassiren.
Eindächtig (W3) [Adelung]
* Eindächtig, adj. et adv. welches im Hochdeutschen völlig veraltet
ist, und nur noch 1 Thess. 2, 9, für eingedenk vorkommt. Ihr seyd wohl
eindächtig unserer Arbeit. S. Eingedenk und Eindenken.
Eindammen (W3) [Adelung]
Eindammen, verb. reg. act. mit in den Damm oder Deich befestigen,
Holz, Buschwerk eindammen. Daher die Eindammung.
Eindämpfen (W3) [Adelung]
Eindämpfen, verb. reg. act. welches nur bey den Vogelstellern üblich
ist. Einen Vogel eindämpfen, ihn in das Dunkele einsperren. Daher die
Eindämpfung. S. 1 Dämpfen.
Eindecken (W3) [Adelung]
Eindecken, verb. reg. act. Ein Dach eindecken, die Ziegel ordentlich
mit Kalk verbinden, welches auch einkalken genannt wird; zum
Unterschiede von dem bloßen einhängen.
Eindeichen (W3) [Adelung]
Eindeichen, verb. reg. act. in den Marschländern, mit einem Deiche
oder Damme einschließen. Ein Stück Landes eindeichen. Eingedeichtes
Land. Daher die Eindeichung.
Eindenken (W3) [Adelung]
* Eindenken, adj. et adv. eingedenk; welches eben so ungewöhnlich ist
als eindächtig. Und wirft allda eindenken, daß dein Bruder etwas wider
dich habe, Matth. 5, 23. S. Eingedenk.
Eindeutig (W3) [Adelung]
Eindeutig, adj. et adv. nur Eine Bedeutung habend; zum Unterschiede
von dem vieldeutig. So auch die Eindeutigkeit.
Eindicken (W3) [Adelung]
Eindicken, verb. reg. act. in der Chymie, einen flüssigen Körper bis
zu einer gewissen Dicke abrauchen lassen. So auch die Eindickung.
Eindingen (W3) [Adelung]
Eindingen, verb. irreg. act. ( S. Dingen,) bey dem Unterhandeln mit
einen Vergleich einschließen, im gemeinen Leben. Das habe ich mit
eingedungen. Von Ding, ein Vertrag, und dingen, einen Vergleich
machen. Daher die Eindingung.
Eindorren (W3) [Adelung]
Eindorren, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
dorren und kleiner werden, dürre werden und einen kleinern Raum
einnehmen, eintrocknen. Der Käse ist sehr eingedorret.
Eindrängen (W3) [Adelung]
Eindrängen, verb. reg. act. welches als ein Reciprocum am üblichsten
ist. Sich eindrängen, durch Drängen in einen Ort zu kommen suchen. Er
drängt sich überall ein. Auch figürlich, durch unerlaubte Mittel in
einen Ort oder zu einer Würde gelangen. Er würde nicht Rathsherr
geworden seyn, wenn er sich nicht eingedränget hätte. So auch die
Eindrängung. S. Eindringen, ingleichen Eintränken.
Eindrehen (W3) [Adelung]
Eindrehen, verb. reg. act. in etwas hinein drehen. Eine Wieke in die
Wunde eindrehen. So auch die Eindrehung.
Eindrillen (W3) [Adelung]
Eindrillen, verb. reg. act. Ein Loch eindrillen, vermittelst des
Drillbohrers einbohren, bey verschiedenen Metallarbeitern. So auch die
Eindrillung. S. Drillen.
Eindringen (W3) [Adelung]
Eindringen, ver. irreg. ( S. Dringen,) welches in doppelter Gattung
üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, und in einen
Ort dringen, in figürlicher Bedeutung. Die Feinde sind eingedrungen,
in die Stadt, in die Glieder u. s. f. Der Feind drang auf uns ein.
Unfälle des Lebens, welche auf uns eindringen, Sonnenf. Das Wasser,
die Fluth dringt ein, dringt herein. II Als ein Activum, wie
eindrängen; gleichfalls nur als ein Reciprocum. Sich eindringen. Er
weiß sich überall einzudringen.
Eindruck (W3) [Adelung]
Der Eindruck, des -es, plur. die -drücke. 1. Die Handlung des
Eindruckens; ohne Plural. Der Eindruck einer Kupferplatte in ein Buch.
S. Eindrucken. 2. Die durch Eindrücken gemachte Vertiefung in einem
Körper, die von dem Eindrücken zurück bleibende Spur. 1) Eigentlich.
Man sie-
het den Eindruck noch auf dem Wachse. Noch mehr aber, 2) figürlich,
die Wirkung einer Sache auf das menschliche Gemüth. Der Tod eines
Freundes hat vielen Eindruck auf ihn gemacht. Seine Worte haben einen
tiefen Eindruck. Alle Vorstellungen machten bey ihm keinen Eindruck,
blieben ohne Eindruck.
Eindrücken (W3) [Adelung]
Eindrücken, verb. reg. act. 1) Hinein drücken. Butter eindrücken, in
das Faß. Etwas fest eindrücken. Dein Bild hat sich tief in mein Herz
eingedrückt. Du drückst den Tod tief ihren Schädeln ein, Kleist. Das
drückt sich dem Gedächtnisse besser ein. 2) Einwärts drücken, und
dadurch zerbrechen. Ein Ey eindrücken. Einem Vogel den Kopf
eindrücken. So auch die Eindrückung.
Eindrucken (W3) [Adelung]
Eindrucken, verb. reg. act. 1) Wie das vorige im Oberdeutschen und in
der höhern Schreibart der Hochdeutschen. 2) Eingedruckte Kupferstiche,
die nicht auf besondern Blättern befindlich, sondern in die Materie
des Buches mit eingedrucket sind. 3) Farben eindrucken, sie durch
Drucken in den Kattun bringen; zum Unterschiede von dem Einschildern.
S. Drucken.
Eindupfen (W3) [Adelung]
Eindupfen, S. Eintüpfen.
Einebenen (W3) [Adelung]
Einebenen, verb. reg. act. völlig eben machen. Hügel, Halden
einebenen. So auch die Einebenung.
Einegen (W3) [Adelung]
Einegen, verb. reg. act. vermittelst der Ege in die Erde bringen. Den
Samen einegen, in der Landwirthschaft.
Einen (W3) [Adelung]
Einen, verb. reg. act. Einung, S. Vereinen, Vereinigung.
Einer (W3) [Adelung]
Einer, das Zahlwort ein, wenn es ohne Hauptwort und ohne Artikel
stehet, S. 1 Ein.
Einer (W3) [Adelung]
Der Einer, des -s, plur. ut nom. sing. in der Rechenkunst, eine
Ziffer oder Zahlfigur, welche so viel Einheiten bedeutet, als ihre
Figur anzeiget; im Gegensatze der Zehner Hunderter u. s. f. Folglich
gehöret jede einzelne Zahlfigur, und in zusammen gesetzten Zahlen
diejenige, welche die erste Stelle zur rechten Hand einnimmt, unter
die Einer. In 489 ist die 9 ein Einer, die 8 ein Zehner, und die 4 ein
Hunderter, weil die erste bloße Einheiten, die zweyte so viele zehen,
und die dritte so viele hundert Einheiten andeuten, als ihre Zahlfigur
verlangt. S. - Er.
Einerley (W3) [Adelung]
Einerley, adj. indecl. et adv. welches aus dem weiblichen Genitiv
einer und dem Worte ley, oder lich, gleich, zusammen gesetzet ist. 1)
Eines und eben dasselbe Individuum; welche Bedeutung nur noch zuweilen
vorkommt. Es hatte aber alle Welt einerley Zungen und Sprache. 1 Mos.
11, 1. Habt einerley Sinn unter einander, Römer 12, 16. Daß ihr
einerley gesinnet seyd, Kap. 14, 5. Er bleibt nicht auf einerley Rede.
Sie sind von einerley Religion, von einerley Alter. 2) Von einer und
eben derselben Art; wenigstens in einigen Betrachtungen, so daß man
ein Ding für das andere setzen kann, und alles wie vorhin bleibt. Wenn
man eine Sache mit einem bleyernen, oder mit einem eisernen Pfunde
abwieget, so sind beyde Gewichte in dieser Betrachtung einerley, ob
sie gleich der Materie nach verschieden sind. Einerley Speise,
einerley Trank genießen. Sie haben beyde einerley Vorhaben. Er sagt
immer einerley. In Welchem Falle dieses Wort auch als ein
unabänderliches Hauptwort gebraucht werden kann. Wem schmeckt ein ewig
Einerley? Und Bäche rauschen hier ein ewiges Einerley, Zachar. Er ist
allezeit einerley, er ist sich immer gleich gesinnet. Es ist ihm alles
einerley, man mag ihm höflich oder grob begegnen.
Anm. Das Hauptwort
die Einerleyheit, welches einige neuere Philosophen für Identität
einführen wollen, hat außer einigen Compendien sein Glück zur Zeit
noch nicht gemach. Für einerleyist im Nieders. in der zweyten
Bedeutung een-doont, ein Thun, als ein Nebenwort üblich.
Einernten (W3) [Adelung]
Einernten, verb. reg. 1) Neutrum, mit haben, die Feldfrüchte in die
Scheuern bringen. Wir haben noch nicht eingeerntet. 2) Activum, mit
dem Accusative der Sache. Die Feldfrüchte einernten, zur Erntezeit in
die Scheuern bringen. Ingleichen figürlich. Lob einernten, in reichem
Maße erhalten. In der Geschichte treten die Menschen auf, nicht um
Schmeicheley einzuernten, sondern um gerichtet zu werden, Sonnenf.
Daher die Einerntung.
Einfach (W3) [Adelung]
Einfach, adj. et adv. nur Ein Mahl genommen, im Gegensatze dessen,
was doppelt, dreyfach u. s. f. ist. 1. Eigentlich. Der Zeug liegt
einfach, nicht doppelt. Eine einfache Mauer. Ein einfacher Ducaten,
eine Münze, welche nur Einen Ducaten gilt, im Gegensatze eines
Doppel-Ducatens. Einfachen Sold bekommen. 2. In weiterer und
figürlicher Bedeutung. 1) Woran ein oder mehrere Theile sich nur Ein
Mahl befinden. Ein einfacher Adler, in der Wapenkunst, der nur Einen
Kopf hat, im Gegensatze des doppelten. Eine einfache Flinte, die nur
Einen Lauf hat. 2) Was von geringere Stärke und Güte ist, als ein
anderes seiner Art. Einfaches Bier, einfacher Taffet, einfacher Zeug,
im Gegensatze des doppelten Bieres u. s. f. 3) Ungefüllt, von Blumen.
Einfache Narzissen, einfache Nelken u. s. f. 4) In der Rechenkunst
heißt eine einfache Zahl oft auch so viel als eine solche ungerade
Zahl, welche sich durch keine andere als durch sich selbst und durch 1
vollkommen ausmessen lässet, dergleichen Zahlen 1, 3, 5, 7, 11, 13 u.
s. f. sind. 5) Noch häufiger aber ist einfach dem zusammen gesetzten
entgegen gesetzet. Da ist eine einfache Zahl, welche nur aus einer
einzigen Ziffer bestehet, im Gegensatze der zusammen gesetzten, welche
deren mehr haben. Eine einfache Bewegung, welche von einer einzigen
Kraft herrühret, die nach einer und eben derselben Richtung wirkt. Ein
einfaches Wort, welches nicht aus zwey andern zusammen gesetzt ist.
Ingleichen in weiterer Bedeutung, was nicht aus überflüssigen oder
sehr künstlich zusammen gesetzten Theilen bestehet. Eine einfache
Maschine, welche nicht mehr Theile hat, als zur Bewegung unentbehrlich
sind. In einem Trauerspiele muß die Handlung einfach seyn, im
Gegensatze des Verwickelten, wo sie mit so vielen Zwischenhandlungen
vermischt ist, daß dadurch der Lauf der Haupthandlung verwirret wird.
6) In der engsten Bedeutung heißt einfach, was gar keine Theile hat.
In diesem Verstande heißt ein jeder Geist ein einfaches Wesen.
Anm.
Einfach heißt im Nieders. enkeld, in den gemeinen Mundarten so wohl
Ober- als Niederdeutschlandes einfächtig, bey ältern Alemannischen
Schriftstellern ainvehen, im Schwed. enkel. S. Fach.
Einfachheit (W3) [Adelung]
Die Einfachheit, plur. car. der Zustand, da etwas einfach ist, in
allen vorigen Bedeutungen. Die Einfachheit eines Zeuges, der Lebensart
u. s. f.
Einfädeln (W3) [Adelung]
Einfädeln, verb. reg. act. den Faden durch das Ohr der Nähenadel
ziehen. Eine Nadel einfädeln. Figürlich, doch nur in der Sprache des
täglichen Umganges, eine Sache einfädeln, sie mit Verschlagenheit
veranstalten. Wenn sie mit der Frau Schwägerinn reden, und etwas
heimlich einfädeln sollen: so haben sie diese Sorge nicht, Gell. Er
weiß es alle Mahl so einzufädeln, daß er niemahls dabey zu kurz
kommt.
Anm. Dieses Zeitwort ist das Diminutivum von dem ungewöhnlichen
einfädenen. Dafür Faden so wohl im Oberdeutschen als Niedersächsischen
auch Fadem, Faem, üblich ist, so lautet dieses Wort in der erstern
Mundart auch einfädemen, und in der letztern infaemen, infämen.
Einfahren (W3) [Adelung]
Einfahren, verb. irreg. ( S. Fahren,) welches in doppelter Gattung
üblich ist.I. Als ein Activum. 1) Vermittelst eines Fuhrwerkes hinein
schaffen. Das Getreide einfahren, es in der Ernte von Felde in die
Scheuern fahren, in welchem Falle einfahren, auch absolute gebraucht
wird. Wir werden heute einfahren, nehmlich das Getreide. In den
meisten andern Fällen ist einführen üblicher. 2) Zum Fahren abrichten,
geschickt machen, im gemeinen Leben. Ein Paar wohl eingefahrene
Kutschpferde. 3) Darnieder fahren. Die Fuhrleute haben den Zaun
eingefahren. Mit dem Wagen eine Bude einfahren.II. Als ein Neutrum,
mit dem Hülfsworte seyn. 1) Im Bergbaue, für einsteigen. Einfahren, d.
i. in ein Grubengebäude steigen. S. Fahren. 2) Vermittelst eines
Fuhrwerkes in einen Ort kommen; wofür doch hinein fahren üblicher ist.
3) Figürlich, von andern schnellen Bewegungen in einen Ort; doch auch
hier nur in einigen wenigen Fällen, weil in den meisten hinein fahren
gewöhnlicher ist. In den Hafen einfahren.
Einfahrer (W3) [Adelung]
Der Einfahrer, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Bergbaue, ein
Bergbeamter, der eine oder mehrere Gruben in seiner Aufsicht hat, weil
er in selbige einfahren muß. Der Einfahrer eines ganzen Refieres wird
Obereinfahrer genannt.
Einfahrt (W3) [Adelung]
Die Einfahrt, plur. die -en. 1) Die Handlung des Einfahrens, so fern
das Zeitwort ein Neutrum ist; ohne Plural, außer wenn im Concreto
einzelne Fälle angedeutet werden sollen. Die Einfahrt eines
Bergmannes. Die Einfahrt in den Hafen. 2) Der Ort, wo man einfähret,
oder hinein fähret. Die Einfahrt des Hafens, des Hofes. Die Einfahrt
an einem Hause, der Thorweg. Schon Notker gebraucht Infart, für
Eingang, von der Handlung des Eingehens.
Einfall (W3) [Adelung]
Der Einfall, des -es, plur. die -fälle. 1. Der Zustand, da eine Sache
einfällt, ohne Plural. 1) So fern einfallen für hinein fallen stehet.
(a) Eigentlich. Der Einfall der Klinke. Daher die Einfallschnalle, an
den Repetiruhren, welche mit der Spitze auf dem Arme der Auslösung
ruhet, und den Rechen unbeweglich erhält, wenn das Schlagwerk sich
nicht bewegt. (b) Figürlich, die plötzliche Annäherung, so wohl
lebendiger als lebloser Dinge. Der Einfall des Feindes in das Land. In
welchem Falle auch von wiederhohlten Handlungen dieser Art der Plural
üblich ist. Die Türken haben ehedem sehr häufige Einfälle in Ungarn
gethan. Ein feindseliger Einfall. Der Einfall der Vögel auf den
Vogelherd. Der Einfall des Lichtes in ein Zimmer. Daher der
Einfallswinkel, der Winkel, den der einfallende Strahl mit dem Spiegel
macht, in welchem er gebrochen wird. 2) So fern einfallen so viel als
einwärts fallen bedeutet. Der Einfall eines Gebäudes, des Hauses, der
Mauer u. s. f. Das Haus drohet alle Augenblicke den Einfall.2. Was
einfällt. 1) In einigen Niedersächsischen Gegenden bedeutet Einfall so
viel als Aussaat, d. i. dasjenige Getreide, welches in einen Acker
gesäet wird. Ein Stück Land von drey Himten Einfall. 2) Ein
unerwarteter Gedanke, der mit dem vorher gehenden keinen deutlichen
Zusammenhang hat. Ein artiger, ein kluger, ein scherzhafter, ein
sinnreicher, ein seltsamer, ein thörichter Einfall u. s. f. Er hat oft
wunderliche Einfälle. Hier hast du doch Ein Mahl einen klugen Einfall
gehabt. Wie kommen sie heute auf diesen Einfall? Er hat Einfälle wie
ein altes Haus, eine niedrige Anspielung auf eine der vorigen
Bedeutungen dieses Wortes.
Einfallen (W3) [Adelung]
Einfallen, verb. irreg. neutr. ( S. Fallen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert.1. Hinein fallen, in etwas fallen. 1) Eigentlich, in
eine dazu bestimmte Öffnung fallen, von verschiedenen Werkzeugen. Die
Klinke fällt nicht gut ein, nehmlich in die bestimmte Öffnung. 2)
Figürlich, plötzlich, unvermuthet gegenwärtig werden, in verschiedenen
besondern Fällen. (a) Von der unvermutheten Einrückung eines
feindlichen Kriegsheeres in ein fremdes Gebieth. Die Türken sind
ehedem sehr oft in Ungarn eingefallen. (b) Bey den Vogelstellern
fallen die Vögel ein, wenn sie sich auf den Vogelherd setzen, und bey
den Jägern fällt das Federwildbret ein, wenn es Abends an denjenigen
Ort flieget, wo es die Nacht zubringen will. (c) In der Musik, von
einer Stimme, wenn sie sich plötzlich neben einer andern Stimme hören
lässet. Bey dieser Stelle muß der Baß, müssen die Waldhörner
einfallen. Zuweilen, besonders bey den Dichtern, findet sich dieses
Zeitwort auch statt der Redensart, einem in die Rede fallen. Mein
Herr, fiel ihm der Vater ein, Gell. Mein Herr, was will er mit der
Liebe? Fiel ihm Elmire hitzig ein, ebend. (d) Von dem Lichte und den
Lichtstrahlen. Das einfallende Licht, welches aus einem erleuchteten
Orte in einen unerleuchteten geleitet wird. Der Ort in einem Spiegel,
wo der Lichtstrahl einfällt. (e) Von verschiedenen Arten der Witterung
u. s. f. Es ist diese Nacht eine strenge Kälte eingefallen. Es fällt
Frost, Regenwetter, schlechtes Wetter ein. Wenn Mißwachs einfällt. Es
fällt diesen Abend eine Mondfinsterniß ein. (f) Von Gedanken, wenn sie
ohne deutliches Bewußtseyn und ohne Zusammenhang mit dem vorigen, in
uns entstehen; mit der dritten Endung der Person. Er redet, was ihm
einfällt. Wenn wir allein sind, fällt uns allerley ein. Es ist mir ein
Mittel eingefallen. Es wird mir schon noch einfallen, ich werde mich
schon darauf noch besinnen. Was fällt dir ein? Wer konnte sich
einfallen lassen, daß u. s. f. Im Oberdeutschen wird die dritte Endung
zuweilen durch das Vorwort in ersetzet. Da fiele im in seinen syn
Mocht ich den Held bringen dahin, Theuerd. Kap. 29. Das fällt mir
stets in den Gedanken ein, Opitz Ps. 29. Welche Wortfügung aber im
Hochdeutschen ungewöhnlich ist.2. Einwärts fallen. 1) Zusammen fallen,
von Gebäuden und gegrabenen Öffnungen. Das Haus ist eingefallen. Das
Dach, die Mauer, die Wand, der Keller fällt ein. Der Brunnen, die
Grube will einfallen. 2) Figürlich. Tiefe eingefallene Augen haben,
welche tief in dem Kopfe liegen. Sein Gesicht ist ganz eingefallen.
Eingefallene Backen.
Anm. Wenn dieses Zeitwort für hinein fallen
stehet, so ist das Participium der gegenwärtigen Zeit in einigen
Bedeutungen, das Participium der vergangenen Zeit aber nie üblich. Im
Nieders. lautet dieses Zeitwort infallen, im Schwed. infalla, im Dän.
infalda.
Einfalt (W3) [Adelung]
Die Einfalt, plur. car. 1. * Die einfache Beschaffenheit eines
Körpers, im Gegensatze des Doppelten, Dreyfachen u. s. f. in welcher
eigentlichen Bedeutung aber dieses Wort völlig veraltet ist. S. Falte
und Einfältig. 2. Figürlich. 1) In den Werken der Kunst und des Witzes
ist die Einfalt dem Gekünstelten entgegen gesetzet, und bestehet in
der Eigenschaft einer Vorstellung, da sie gerade eben dieselben und
nicht mehr Empfindungen erreget, als der Urheber hat erregen wollen.
In den Gemählden des Raphael herrscht Würde und edle Einfalt. Die edle
Einfalt der Schreibart, wenn die Sache mit wenig Worten und in
gewöhnlichen, aber doch edlen Ausdrücken vorgetragen wird, im
Gegensatze des Gekünstelten, Schwulstes, u. s. f. 2) In der Sitten-
lehre, da die Einfalt ein Prädicat der menschlichen Seele ist, und
ihren Sitz bald in dem Verstande, bald aber im Willen, oft auch,
obgleich nicht alle Mahl, in beyden zugleich hat. (a) In Ansehung des
Verstandes, bezeichnet sie einen Mangel desselben, es mag nun derselbe
aus einem natürlichen Unvermögen, oder aus Unwissenheit und
Ungeschicklichkeit herrühren. In beyden Fällen bringt dieses Prädicat
demjenigen, von welchem es gesagt wird, wenig Ehre. Er hat es aus
Einfalt gethan. Der Mensch besitzt eine unglaubliche Einfalt. Er ist
die Einfalt selbst. Zuweilen bezeichnet es auch ein bloßes Nichtwissen
in einzelnen Fällen. Sie gingen in ihrer Einfalt und wußten nichts um
die Sache, 1 Sam. 15, 11. (b) In Ansehung des Willens ist die Einfalt
so viel als Gleichförmigkeit des Verhaltens, d. i. die Fertigkeit, in
allen Fällen nach einerley einfachen Grundsätzen zu handeln. Ehedem
wurde die Einfalt auch der Arglist entgegen gesetzet, und war alsdann
mit Redlichkeit einerley. Sie bestehet alsdann in der Abneigung, seine
Einsichten zum Schaden anderer anzuwenden; es mag nun diese Abneigung
auf einen natürlichen Mangel an Einsichten oder auf Entschließung
gegründet seyn. In diesem Verstande ist es im Hochdeutschen veraltet,
obgleich Einfältigkeit in diesem Sinne in der Deutschen Bibel noch
sehr oft vorkommt. In Einfältigkeit wandeln, 2 Cor. 1, 12. Reichlich
in aller Einfältigkeit geben, Kap. 7, 12. Reich seyn mit aller
Einfältigkeit, Kap. 9, 11. Die Einfältigkeit des Herzens, Ephes. 6, 5.
S. Einfältig.
Einfälteln (W3) [Adelung]
Einfälteln, verb. reg. act. in Fältchen oder kleine Falten legen.
Manschetten einfälteln. Das Zeitwort einfalten, in Falten legen, von
welchem dieses das Diminutivum ist, kommt auch noch zuweilen vor.
Daher die Einfältelung und Einfaltung.
Einfältig (W3) [Adelung]
Einfältig, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich, einfach, welche
Bedeutung aber wenig mehr gebraucht wird. Doch höret man noch zuweilen
im gemeinen Leben einfältig, im Gegensatze des zwiefältig, dreyfältig
u. s. f. 2. Figürlich, Einfalt besitzend, Einfalt verrathend. 1) Im
Gegensatze des Gekünstelten. Die einfältige ungeschminkte Natur
nachahmen. Eine einfältige Lehrart. Allein um die Verwechselung mit
der folgenden Bedeutung zu vermeiden, thut man besser, wenn man sich
dieses Gebrauches völlig enthält, und dafür lieber einfach gebraucht.
2) So fern die Einfalt ihren Sitz in der menschlichen Seele hat. (a)
Mangel am Verstande, an Erkenntniß, an Einsichten habend oder
verrathend. Ein einfältiger Mensch. Ein einfältiger Tropf, im gemeinen
Leben; in den niedrigen Sprecharten ein Einfaltspinsel. Er ist so
einfältig nicht, als er aussiehet. Wir sind arme einfältige,
(unwissende,) Leute. Die Einfältigen klug machen, Ps. 119, 130. Ein
Lehrer der Einfältigen, Röm. 2, 20. Eine einfältige Kleidung, eine
einfältige Tracht, welche Mangel des Verstandes und Geschmackes bey
dem verräth, der sie trägt. Das ist eine alberne, einfältige
Entschuldigung. (b) * Mangel der Falschheit, Arglist habend und
verrathend, redlich, aus gutem Herzen kommend. Die Einfältigen
behüthet der Herr, Ps. 116, 6. Habe ich doch das gethan mit
einfältigem Herzen und unschuldigen Händen, 1 Mos. 20, 5, 6. Und
preisen Gott - über eurer einfältigen Steuer an sie und alle, welche
willig und mit gutem Herzen gegeben wird, 2. Cor. 9, 13. Im
Hochdeutschen ist diese Bedeutung veraltet, außer daß sie noch
zuweilen in der biblischen Schreibart vorkommt.
Anm. In der ersten
eigentlichen Bedeutung, für einfach, lautete dieses Wort im Nieders.
ehedem eenvolt, und im Schwabenspiegel Tit. 37, ainvalt. Schon
Ulphilas gebraucht ainfalth und Ottfried einfalt für redlich,
aufrichtig. Bey dem letztern heißtes B. 2, Kap. 7, von dem Nathanael:
In thir haben ich mir funtan thegan einfaltan, in dir habe ich einen
Diener ohne Falsch gefunden. In eben diesem Verstande gebraucht Kero
einfaltlicho und Willeram einualtig. Für dumm, unwissend, kommt
einfolto gleichfalls bey dem Ottfried vor. Alle diese Wörter sind nach
dem Muster des Lat. simplex, simplicitas, und des Griech - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - gebildet. Daher Wachters
Vermuthung, der ein in dieser Zusammensetzung für un hält, keinen
Beyfall verdienet. Das Schwed. enfaldig, Anfels. anfeald, Isländ.
einfalldur, Dän. eenfaldig, kommen mit dem Deutschen überein.
Einfältiglich, für einfältig, und Einfältigkeit für Einfalt, sind im
Hochdeutschen veraltet. S. Einfalt.
Einfalzen (W3) [Adelung]
Einfalzen, verb. reg. act. mit einem Falze versehen. Die Dauben
einfalzen, bey den Böttchern.
Einfangen (W3) [Adelung]
Einfangen, verb. irreg. S. Fangen. Es ist, 1. ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte haben, bey den Jägern für einbeißen, wenn ein Raubthier in
das andere, oder ein Hund in ein Thier gebissen hat. S. Fang. 2. Ein
Activum. 1) Für einfüllen, einschaufeln, im gemeinen Leben. Daher die
Einfangeschaufel in den Schmelzhütten, eine Schaufel, womit der
gepochte und gereinigte Zinnstein eingefangen, d. i. von dem Herde in
den Trog gethan wird. 2) Fangen und einsperren. Ein Raubthier
einfangen, es lebendig in einen verschlossenen Ort bringen. Rebhühner,
Feldhühner einfangen, sie fangen und in eine verschlossene Kammer
bringen. In noch weiterer Bedeutung wird in einigen Gegenden ein
Garten mit einer Mauer, ein Ort mit einem Zaune eingefangen, d. i.
umgeben. S. Befangen. So auch die Einfangung in den Bedeutungen des
Activi.
Anm. In den alten Baierischen Gesetzen wird Infanc für
Eingriff, gewaltthätige Bemächtigung gebraucht: Si in eum contra legem
manus iniecerit, quod Infanc dicunt, Tit. 3, Kap. 1.
Einfärbig (W3) [Adelung]
Einfärbig, adj. et adv. nur eine einzige Farbe habend, im Gegensatze
des bunt. Ein einfärbiger Zeug. In dem alten Gedichte auf Kaiser Carl
den Großen bey dem Schilter ainvare, bey dem Hornegk ainvehen.
Einfassen (W3) [Adelung]
Einfassen, verb. reg. act. 1) In einen verschlossenen Raum bringen.
Getreide einfassen, es in Säcke schütten. Bier einfassen, es auf
Fässer füllen; wofür doch das einfache fassen üblicher ist. Einen
Bienenschwarm einfassen, oder fassen, ihn in den Korb oder Stock
bringen. 2) Mit einem Rande umgeben, oder mit einer Sache als mit
einem Rande einschließen. Einen Garten mit einer Mauer einfassen.
Beete mit Buchsbaum, ein Bild mit einem Rahmen, die Fenster und Thüren
mit Schnitzwerk einfassen. Etwas mit einem Bande, mit einem Saume
einfassen. Einen Stein in Gold einfassen; wofür doch das einfache
fassen üblicher ist. Er verdienet in Gold eingefasset zu werden.
Einfassung (W3) [Adelung]
Die Einfassung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Einfassens, ohne
Plural. 2) Dasjenige, womit eine Sache eingefasset oder am Rande
umgeben wird. Die Einfassung eines Beetes, einer Thür, eines Fensters,
einer Tapete u. s. f.
Einfehmen (W3) [Adelung]
Einfehmen, verb. reg. act. im Forstwesen, in die Mast treiben.
Schweine einfehmen, sie mit Bewilligung des Eigenthümers eines Waldes
in die Buch- oder Eichelmast treiben. Daher die Einfehmung. S. Fehm.
Einfeilen (W3) [Adelung]
Einfeilen, verb. reg. act. hinein feilen, vermittelst des Feilens in
der Tiefe bilden. Buchstaben in ein Stück Eisen einfeilen. Eine Kerbe
einfeilen.
Einfeuchten (W3) [Adelung]
Einfeuchten, verb. reg. act. zu einem gewissen Gebrauche feucht
machen, befeuchten. Papier einfeuchten, bey den Buchdruckern.
Die Wäsche einfeuchten, bey den Wäscherinnen. Daher die Einfeuchtung.
Einfeuern (W3) [Adelung]
Einfeuern, verb. reg. act. stark einheitzen. Den Brauofen einfeuern,
bey den Bierbrauern, bey welchen das Ofenloch daher die Einfeuerung
heißt. S. auch Feuern.
Einfinden (W3) [Adelung]
Einfinden, verb. irreg. act. ( S. Finden,) welches nur als ein
Reciprocum üblich ist. Sich einfinden, gegenwärtig werden, doch nur in
einigen Fällen. Es hat sich noch niemand von den Gästen eingefunden.
Sich zu rechter Zeit einfinden. Ich werde mich mit der Zahlung schon
einfinden. Kaum hatte mit den Morgenstunden Sein erster Schlaf sich
eingefunden, Haged. Daher die Einfindung. S. Finden. Das Schwed.
infinna sig, und Dän. indfinde sig, werden auf dieselbe Art gebraucht.
Einfitzen (W3) [Adelung]
Einfitzen, verb. reg. act. welches nur bey den Nadlern üblich ist.
Das Öhr in eine Nähenadel einfitzen, d. i. einfeilen. S. Fitzfeile.
Daher die Einfitzung.
Einflechten (W3) [Adelung]
Einflechten, verb. irreg. act. S. Flechten. 1) Zusammen flechten, im
Gegensatze des Ausflechtens. Die Haare zierlich einflechten.
Eingeflochtenes Haar. 2) In Flechten mit einverleiben. Perlen, Bänder
mit einflechten, in die Haare. Eben der Gott, der die ganze Welt
regieret, hat auch unser Glück, wie er ihren Grund legte, in ihren
Zusammenhang mit eingeflochten, Kästn. Er flicht sich überall ein,
oder er flicht sich überall mit ein, er menget sich in alles. So auch
die Einflechtung.
Einfleischen (W3) [Adelung]
Einfleischen, verb. reg. act. von welchem nur das Participium
eingefleischt, mit Fleische bekleidet, in figürlicher Bedeutung üblich
ist. Ein eingefleischter Teufel, ein Teufel in menschlicher Gestalt,
ein Teufel der Boßheit nach; außer welcher Redensart dieses Wort nicht
mehr vorkommt. Isidor gebraucht Infleiscnissa von der Menschwerdung
Christi, nach dem Muster des barbarisch Latein. Incarnatio.
Einflicken (W3) [Adelung]
Einflicken, verb. reg. act. nur in den niedrigen Sprecharten, in
einigen figürlichen Ausdrücken. Etwas einflicken, einschalten. Er
flickt sich überall ein, schmeichelt sich ein, verschafft sich Zugang.
Sich bey einem einflicken.
Einfliegen (W3) [Adelung]
Einfliegen, verb. irreg. neutr. ( S. Fliegen,) mit dem Hülfsworte
seyn, hinein fliegen, doch nur in der Redensart ein- und ausfliegen.
Einfließen (W3) [Adelung]
Einfließen, verb. irreg. neutr. ( S. Fließen,) mit dem Hülfsworte
seyn, hinein fließen. 1) Eigentlich, in welchem Verstande doch dieses
Wort wenig gebraucht wird. Ströme, welche in das Meer einfließen,
besser fließen. 2) Figürlich. Etwas in eine Schrift oder Rede mit
einfließen lassen, es in derselben berühren, dessen Erwähnung thun.
Ursachen, welche in eine Begebenheit und Handlung einfließen, in und
auf dieselbe wirken. Der Ehrgeitz fließt oft in unsere rühmlichsten
Handlungen ein, und verunstaltet sie, Sonnenf.
Einflößen (W3) [Adelung]
Einflößen, verb. reg. act. einfließen machen. Einem Kinde Milch,
einem Kranken Wein einflößen. Figürlich. Einem die Wissenschaften
einflößen, ihn in denselben unterrichten. Jemanden ein lebhaftes
Verlangen nach etwas einflößen, es nach und nach in ihm entstehen
lassen. Daher die Einflößung.
Einfluß (W3) [Adelung]
Der Einfluß, des -sses, plur. die -flüsse. 1) Das Einfließen, in der
ersten eigentlichen Bedeutung; ohne Plural. Der Einfluß eines Stromes
in das Weltmeer. Ingleichen der Ort, wo ein flüssiger Körper in einen
Raum fließet, der doch häufiger der Ausfluß genannt wird. 2)
Figürlich, die Wirkung einer Sache in und auf eine andere. Sein
Unglück hat keinen Einfluß in seine Gesinnungen. Die Verbesserung der
Schu-len hat einen großen Einfluß in das Glück der Staaten. Die
Einflüsse der Planeten auf die Erde. Die Einflüsse der göttlichen
Gnade. Er hat viel Einfluß bey Hofe, er gilt viel daselbst.
Einfolglich (W3) [Adelung]
Einfolglich, S. Folglich.
Einfordern (W3) [Adelung]
Einfordern, verb. reg. act. herein fordern; doch nur von ausstehenden
Geldsummen. Seine Schulden einfordern, einmahnen, eintreiben. Geld
einfordern. Die Zinsen einfordern. Daher die Einforderung.
Einförmig (W3) [Adelung]
Einförmig, -er, -ste, adj. et adv. einerley Form habend, sich den
Sinn auf einerley Art darstellend; im Gegensatze des mannigfaltig.
Eine gar zu einförmige Rede, welche immer einerley Gang, einerley
Wendung hat. Eine einförmige Landschaft. Eine einförmige Musik. Das
sieht gar zu einförmig aus. S. Form.
Einförmigkeit (W3) [Adelung]
Die Einförmigkeit, plur. die -en. 1) Der Zustand da eine Sache
einförmig ist, der Mangel der Verschiedenheit, der Abänderung; ohne
Plural. 2) Einförmige Dinge selbst.
Einfressen (W3) [Adelung]
Einfressen, verb. irreg. act. ( S. Fressen,) fressend eindringen. Die
Maden haben sich in den Käse eingefressen. Ingleichen von leblosen
beißenden Dingen. Buchstaben von dem Scheidewasser einfressen lassen,
sie einbeitzen, einätzen. Staub einfressen, für einathmen, gehöret in
die niedrigen Sprecharten, so wohl als der Ausdruck, vielen Verdruß,
bittere Vorwürfe einfressen, d. i. erdulden, müssen.
Einfreyen (W3) [Adelung]
Einfreyen, verb. reg. act. welches im gemeinen Leben als ein
Reciprocum am üblichsten ist, durch Heirath in eine Gesellschaft, in
eine Zunft gelangen. Er hat sich in das Bäckerhandwerk eingefreyet.
Einfrieden (W3) [Adelung]
Einfrieden, verb. reg. act. welches nur noch hin und wieder im
gemeinen Leben üblich ist, zur Sicherheit einschließen. Ein Stück
Feld, einen Garten mit einer Mauer, mit einem Zaune einfrieden. Daher
die Einfriedung. S. Friede und Befriedigen 1.
Einfrieren (W3) [Adelung]
Einfrieren, verb. irreg. neutr. ( S. Frieren,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, von dem Froste oder gefrornen Körpern umschlossen
werden. Die Schiffe sind in den Häfen eingefroren. Oft frieren die
Wasserräder an den Mühlen ein.
Einfügen (W3) [Adelung]
Einfügen, verb. reg. act. hinein fügen, genau in eine Fuge bringen.
Daher die Einfügung.
Einfuhre (W3) [Adelung]
Die Einfuhre, plur. inus. das Einführen einer Sache in einen Ort, in
der eigentlichen Bedeutung des Verbi. Die Einfuhre des Getreides, in
die Scheuer. Die Einfuhre fremder Waaren, in ein Land. Die Waaren
müssen bey der Einfuhre verzollet werden.
Einführen (W3) [Adelung]
Einführen, verb. reg. act. in einen Ort führen, hinein führen. 1.
Eigentlich, vermittelst eines Fuhrwerkes. Getreide einführen, es in
der Ernte von dem Felde in die Scheuer führen. Waaren einführen, sie
in ein Land führen. 2. Figürlich. 1) Durch Zeigung des Weges,
Erleichterung der Mittel u. s. f. in einen Ort bringen. Einen Dieb
einführen, in das Gefängniß führen. Seinen Freund in eine Gesellschaft
einführen, ihn mit in die Gesellschaft nehmen, und derselben
darstellen. Einen neuen Prediger, einen neuen Beamten einführen, ihm
sein Amt übergeben und ihn seinen Untergebenen darstellen. Einen
Gesellen einführen, bey den Handwerkern, ihn einem Meister darstellen
und zur Arbeit empfehlen; ihm einbringen. Einen Verstorbenen, einen
Abwesenden redend einführen, ihn gleichsam redend darstellen. 2)
Gangbar machen, in den Gebrauch bringen. Neue Wörter, ungewöhnliche
Sitten einführen. Er führet immer etwas Neues ein. Eingeführte Rechte,
Gewohnheiten. So auch die Einführung.
Einfüllen (W3) [Adelung]
Einfüllen, verb. reg. act. hinein füllen. Wasser einfüllen, in ein
Gefäß. Daher die Einfüllung.
Eingang (W3) [Adelung]
Der Eingang, des -es, plur. die -gänge, von dem Verbo eingehen.1. Die
Handlung, da man in einen Orte hinein gehet; ohne Plural. 1)
Eigentlich, das Eingehen vermittelst der Füße. Der Eingang in ein
Haus. Gott behüthe deinen Eingang und deinen Ausgang. Ich stutzte
sogleich bey dem Eingange, als ich hinein trat. Jemanden den Eingang
verbiethen, ihm den Eingang verstatten. Die Eingangsfährte, bey den
Jägern, die Fährte, welche der Hirsch bey seinem Eingange in das Holz
macht. 2) Figürlich. (a) Bey den Handwerkern wird die vierteljährige
Zusammenkunft zuweilen auch der Eingang genannt, mit welchem Nahmen
auch wohl die Collecte beleget wird, die sie alsdann zusammen bringen,
und welche auch das Eingangsgeld, das Quartalgeld heißt. (b) Der
Zustand, da eine Sache in einen Ort oder in ein Land eingeführet wird.
Der Eingang der Waaren, ihre Einfuhre in ein Land. Manche Waaren
werden nur bey dem Eingange verzollet. Nach einer noch weitern Figur
ist Eingang auch diejenige Abgabe, welche von eingehenden Waaren
entrichtet wird, und welche zuweilen auch das Eingangsgeld genannt
wird. (c) In moralischer Bedeutung, Wirkung einer Vorstellung auf den
Willen. Er findet mit seinen Gründen wenig Eingang.2. Der Ort, durch
welchen man in einen Ort hinein gehet; mit dem Plural. 1) Eigentlich.
Der Eingang eines Hauses, eines Hafens, einer Höhle u. s. f. An dem
Eingange stehen bleiben. Alle Eingänge mit Truppen besetzen. Der
Garten hat einen schönen Eingang. 2) Figürlich, eine Zubereitung zu
einer folgenden Handlung. Der Eingang einer Musik, oder zu einer
Musik, das Präludium, wodurch die Zuhörer zur Aufmerksamkeit gereitzet
werden sollen. Der Eingang eines Tractates, die in Worten abgefaßte
Vorbereitung zu demselben. Der Eingang einer Komödie, der Prologus.
Besonders in der Redekunst, derjenige Theil der Rede, welcher die
Vorbereitung der Zuhörer zu der folgenden Rede enthält. In noch
weiterer Bedeutung wird Eingang im Oberdeutschen von einem jeden
Anfange, besonders von dem Anfange einer Schrift gebraucht, in welchem
Falle in eben dieser Mundart auch das Nebenwort Eingangs üblich ist.
Da wir nun die Eingangs erwähnte Gnade mit allem Danke erkennen.
Anm.
Inganc und Inkange finden sich schon bey den Kero, und Ingang bey dem
Ottfried. S. Eingehen.
Eingebäude (W3) [Adelung]
Das Eingebäude, des -s, plur. ut nom. sing. S. Einbau.
Eingeben (W3) [Adelung]
Eingeben, verb. irreg. act. S. Gehen. 1) Zum Hinunterschlucken in den
Mund geben. Einem Kranken Arzeney eingeben. Jemanden Gift eingeben. 2)
In den Sinn geben, Vorstellungen und Begierden bey jemanden hervor
bringen; obgleich wiederum mit verschiedenen Einschränkungen und
Nebenbegriffen. Das hat dir Gott eingegeben. Alle Schrift von Gott
eingegeben, 2 Tim. 3, 16. Gelobet sey - Gott, der solches hat dem
Könige eingegeben, Esra. 7, 27. Satan gab dem David ein, daß er das
Volk zählen ließ, 1 Chron. 22, 1. Das gibt ihm der Ehrgeitz ein. Einem
eingeben was er reden soll, ihm solches an die Hand geben, vorsagen,
lehren. 3) Eine Schrift bey dem Rathe eingeben, sie hinein geben,
überreichen. Es ist etwas wider dich eingegeben worden. Ein Memorial,
eine Bittschrift, eine Klage eingeben. 4) Zum Gebrauche einräumen. Das
Land - das euch Mose - eingegeben hat zu besitzen, Jos. 1, 15. Einem
ein Haus, ein Zimmer, einen Garten, ein Bett eingeben. Hier geb' ich
ihm zwey Stübchen ein, Gell. So auch die Eingebung, von der Handlung
des Eingebens, in allen obigen Bedeutungen. Statt der Eingebung in der
zweyten Bedeutung gebraucht Kero das Hauptwort Anaplasanne, als eine
buchstäbliche Übersetzung des Lat. Inspiratio.
Eingebinde (W3) [Adelung]
Das Eingebinde, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben,
dasjenige Geld, welches einem Kinde bey seiner Taufe von den Pathen
eingebunden wird; das Pathengeschenk. S. Einbinden.
Eingeboren (W3) [Adelung]
1. Eingeboren, adj. von dem Zahlworte ein und dem Mittelworte geboren,
wird eigentlich von einem Kinde gebraucht, welches das einzige seiner
Ältern ist. Ich und min eingeborner sun, Winsbeck. Im Hochdeutschen
gebraucht man es nur noch in der biblischen Schreibart, von der
zweyten Person des göttlichen Wesens, welche der eingeborne Sohn
seines Vaters, oder der eingeborne Sohn Gottes genannt wird, das
Latein. Unigenitus auszudrucken, in welchem Verstande einboron und
einborne schon bey dem Ottfried und Notker vorkommt.
Eingeboren (W3) [Adelung]
2. Eingeboren, adj. et adv. von dem Vorworte ein oder in, und dem
Mittelworte geboren, in einem Lande oder einem Orte geboren. Ein
eingeborner Unterthan, oder ein Eingeborner, ein Einwohner, der in dem
Lande oder in dem Orte geboren ist; im Gegensatze derjenigen, die sich
aus einem andern Lande daselbst niedergelassen haben.
Eingedenk (W3) [Adelung]
Eingedenk, adv. welches den Genitiv der Sache erfordert, im Andenken,
im Gedächtnisse behaltend; am häufigsten mit dem Verbo seyn. Einer
Sache eingedenk seyn, sie im Andenken behalten, im Gegensatze des
Vergessens. Sey meiner eingedenk. Seiner Zusage eingedenk seyn. Im
Oberdeutschen gebraucht man es auch mit dem Verbo werden, einer Sache
eingedenk werden, sich derselben erinnern. Eines eingedenk leben, für
seyn, kommt nur noch zuweilen im Hochdeutschen vor.
Anm. Eingedenk
fängt an im Hochdeutschen zu veralten. Die Sprachlehrer nennen es
gemeiniglich ein unabänderliches Adjectiv, welches nur in der ersten
und vierten Endung gebraucht wird. Warum nicht lieber geradezu ein
Adverbium, da es doch nicht mit Substantiven, wohl aber mit Verbis
verbunden wird? Die Niedersachsen gebrauchen statt dessen indächtig
und gedächtig, Opitz indenk, und Luther in der Deutschen Bibel
eindenken und eindächtig; S. die beyden letzten Wörter.
Eingefleischt (W3) [Adelung]
Eingefleischt, adj. S. Einfleischen.
Eingehen (W3) [Adelung]
Eingehen, verb. irreg. neutr. ( S. Gehen,) welches das Hülfswort seyn
erfordert. 1. Hinein gehen. 1) Eigentlich, vermittelst der Füße, in
welchem Verstande es im Oberdeutschen noch häufig ist. Daher die
biblischen Ausdrücke, zu jemanden eingehen, zum Thore eingehen, zur
rechten Thür eingehen, durch die enge Pforte zum Leben eingehen u. s.
f. Da Jesus einging zu Kapernaum, Matth. 8, 5. Darum sind sie unter
die Schatten meines Daches eingegangen, 1 Mos. 19, 8. Da Noah zu der
Arche einging. Im Hochdeutschen ist diese Art zu reden veraltet, und
man gebraucht dafür entweder hinein gehen, oder das einfache gehen mit
dem Vorworte in, oder auch andere Zeitwörter. Doch sagt man noch im
gemeinen Leben, bey jemanden aus- und eingehen, zu seinen Bekannten
gehören, sein Haus fleißig besuchen. 2) Figürlich. (a) Hinein
gebracht, hinein gethan werden, in einigen Fällen. Eingehende Waaren,
die in ein Land hinein gebracht werden, im Gegensatze der ausgehenden.
Der Degen gehet schwer aus und ein, schwer aus der Scheide und in
dieselbe. Was zum Munde eingehet, verunreiniget den Menschen nicht. Es
sind noch keine Briefe, keine Nachrichten eingegangen; angekommen. Es
gehet bey ihm zu einem Ohre ein, (besser hinein,) zu dem andern wieder
her-
aus. (b) Nach einer noch weitern Figur, begriffen werden, in der
vertraulichen Sprechart. Die Sprachen gehen ihm hart ein, gehen ihm
schwer in den Kopf, werden ihm schwer zu erlernen. Dieser Punct ging
ihm sehr schwer ein, er war schwer dazu zu bewegen. Geht es gleich
sauer ein, Opitz. Ingleichen, (c) bewilligen, seinen Willen zu etwas
geben. Wir gingen die Wette ein, wir ließen uns die Wette gefallen.
Das gehe ich niemahls ein. Aber ich werde den Vorschlag nicht
eingehen. (d) In die Casse geliefert werden, von ausstehenden
Geldsummen; eine Unterart der ersten figürlichen Bedeutung. Es gehet
gar kein Geld ein, nehmlich in die Casse. Es gehet nichts ein. Die
Schulden wollen nicht eingehen. So bald die Gefälle eingehen werden.
S. Einkommen. (e) In etwas eingehen, in dem Kanzel- und Kathederstyl,
es untersuchen, sich dabey aufhalten. Ohne in die Hauptsache
einzugehen.2. Einwärts gehen, in verschiedenen figürlichen
Bedeutungen. 1) Ein eingehender Winkel, angle rentrant, der von der
Peripherie nach dem Mittelpuncte zu gehet, aber doch lieber ein
einwärts gehender genannt wird. 2) Sich zusammen ziehen, im gemeinen
Leben. Das Tuch gehet ein, wenn es naß wird. Es ist um eine halbe Elle
eingegangen. S. Einkriechen. 3) Nach und nach einfallen, von Gebäuden.
Das Haus gehet ganz ein. Er läßt die Mauer ganz eingehen. Nach einer
noch weitern Figur, nach und nach aufhören, im gemeinen Leben. Ich
will den Garten eingehen lassen. Seine Handlung gehet ganz ein. Es
sind viele Bäume in der letzten Kälte eingegangen; wofür doch ausgehen
üblicher ist. Seine Wirthschaft gehet ganz ein. Der Seidenbau ist in dieser Gegend längst eingegangen. Aber: Dein Gedächtniß bleibt, o
Gott, Und gehet ewiglich nicht ein, wie Opitz Ps. 135, singt, ist für
die edle Schreibart zu niedrig. Ingleichen, für einstellen,
unterlassen. Sie läßt drey bis vier Stunden von ihrer Andacht
eingehen. Wir wollen die Bethstunde dieß Mahl eingehen lassen.
Anm. Das
Verbale die Eingehung ist, wie bey den meisten Neutris, ungewöhnlich.
Statt dessen ist Eingang üblich, doch nur so fern eingehen für hinein
gehen gebraucht wird. Schon Kero gebraucht inkan und Ottfried ingan
für hinein gehen.
Eingenommenheit (W3) [Adelung]
Die Eingenommenheit, plur. inus. von eingenommen, dem Participio des
Verbi einnehmen, der Zustand, da man für oder wider etwas eingenommen
ist, Neigung für oder Abneigung gegen dasselbe empfindet. Die
Eingenommenheit gegen einen Schriftsteller, für sich selbst.
Vorurtheil und Eingenommenheit. Franz. Prevention.
Eingerichte (W3) [Adelung]
Das Eingerichte, des -s, plur. ut nom. sing. an den Schlössern, S.
Besatzung 2. und Einrichten.
Eingeschenk (W3) [Adelung]
Das Eingeschenk, des -es, plur. die -e, bey den Handwerkern, die
Bewillkommung fremder ankommender Gesellen, im Gegensatze des
Ausgeschenkes. S. Einschenken.
Eingeschneitel (W3) [Adelung]
Das Eingeschneitel, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben
einiger Gegenden, was einer Wittwe nach ihres Mannes Tode an
Lebensmitteln ausgesetzt wird. Auch wohl ein jedes Vermächtniß an
Lebensmitteln.
Eingeschränktheit (W3) [Adelung]
Die Eingeschränktheit, plur. inus. von dem Verbo einschränken, der
Zustand, da etwas eingeschränkt ist. Die Eingeschränktheit des
Verstandes.
Eingesessen (W3) [Adelung]
Eingesessen, adj. et adv. welches eigentlich das Mittelwort des
ungewöhnlichen Verbi einsitzen ist, und nur in einigen Gegenden für
einen Einwohner gebraucht wird; im Gegensatze der Ausleute,
Ausgesessenen, oder Ausländer. Nieders. Insate. S. Sitzen.
Eingeständniß (W3) [Adelung]
Das Eingeständniß, des -sses, plur. die -sse, eine Oberdeutsche
Verlängerung des Wortes Geständniß, dessen Nachdruck durch das Vorwort
ein nur verstärket werden soll. S. das folgende.
Eingestehen (W3) [Adelung]
Eingestehen, verb. irreg. act. ( S. Stehen,) gestehen, bekennen. Der
Dieb hat noch nichts eingestanden. Ingleichen für einräumen,
zugestehen, zugeben. Einem nicht die geringste Klugheit eingestehen,
nicht gestehen, daß er sie besitze. Gesetzt, aber nicht eingestanden,
daß u. s. f.
Eingewohnen (W3) [Adelung]
Eingewohnen, verb. reg. neutr. mit seyn, eines Ortes, einer Wohnung
gewohnt werden; nur im gemeinen Leben. Ich bin hier noch nicht
eingewohnt.
Eingezogen (W3) [Adelung]
Eingezogen, und Eingezogenheit, S. in Einziehen.
Eingießen (W3) [Adelung]
Eingießen, verb. irreg. act. S. Gießen. 1) Hinein gießen. Einem
Pferde einen Trank eingießen. Ingleichen figürlich. Der ihm die Seele
eingegossen hat, Weish. 15, 11. 2) Mit einem geschmelzten flüssigen
Körper in etwas befestigen. Eiserne Klammern in den Stein eingießen.
So auch die Eingießung. S. Einguß.
Eingraben (W3) [Adelung]
Eingraben, verb. irreg. act.
1) Durch Graben hinein bringen. Einen todten Körper eingraben, d. i. in die Erde graben. Pfosten eingraben, in einem gegrabenen Loche befestigen. Figürlich, für verschanzen. Die Belagerer haben sich bis an den Hals eingegraben.
2) Mit dem Grabstichel vertiefen. Eine Schrift in Stein, in "Marmor" eingraben.
3) Einen Acker eingraben, ihn mit einem Graben einfrieden. Daher die Eingrabung in allen Bedeutungen.
Eingreifen (W3) [Adelung]
Eingreifen, verb. irreg. neutr. ( S. Greifen,) welches das Hülfswort
haben erfordert, in etwas greifen, hinein greifen; doch nur in
weiterer und figürlicher Bedeutung. Die Zähne der Kammräder greifen
gut ein, d. i. in das Getriebe, wenn sie demselben den gehörigen Grad
der Bewegung mittheilen. Die Zähne des Rades sind zu kurz, sie können
nicht eingreifen. Bey den Jägern greift der Hirsch ein, wenn er seine
Fährte sehr deutlich in den Erboden eindrückt. Im Oberdeutschen
bedeutet, in eine Sache eingreifen, auch, sich derselben bemächtigen,
und einem eingreifen, seine Vorrechte kränken, welche Arten des
Ausdrucks aber im Hochdeutschen ungewöhnlich sind, wo man statt deren
sagt Eingriff thun. S. Eingriff und Vorgreifen.
Eingreifig (W3) [Adelung]
Eingreifig, adj. et adv. welches nur im Forstwesen üblich ist, wo ein
eingreifiger oder greifiger Baum, ein junger Baum ist, den man mit
Einer Hand umgreifen oder umspannen kann, im Gegensatze eines
klafterigen.
Eingriff (W3) [Adelung]
Der Eingriff, des -es, plur. die -e, das Eingreifen, auch wenn diese
Handlung als ein Concretum betrachtet wird. Der Eingriff des Kammrades
in das Getriebe. Besonders figürlich, der unerlaubte Gebrauch einer
fremden Sache; am häufigsten aber die Kränkung eines fremden Rechtes.
Ein Eingriff in ein fremdes Amt. Eingriff in jemandes Rechte thun.
Dieser Eingriff in seine Gerechtsame wird nicht ungeahndet bleiben.
Gewaltthätige Eingriffe. Die Oberdeutschen Ausdrücke, in fremdes
Vermögen Eingriff thun, sich desselben bemächtigen, in jemandes Habe
und Gut Eingriff thun u. s. f. sind im Hochdeutschen wenig üblich. S.
Eingreifen. Opitz gebraucht Ps. 73 das Wort Eingreif in einer
besondern Verbindung: - Sie vollziehn den Lebenslauf Ohn allen
Eingreif der Gefahr, In Luft und Freuden ganz und gar, Sind stark und
mästen sich recht auf; wo es vermuthlich für Angriff, Anfall stehet.
Einguß (W3) [Adelung]
Der Einguß, des -sses, plur. die -güsse, von dem Verbo eingießen. 1)
Die Handlung des Eingießens in beyden Bedeutungen des Verbi; ohne
Plural, außer wenn diese Handlung als ein Concretum betrachtet wird.
Der Einguß eines Trankes. 2) Dasjenige, was eingegossen wird. So
pfleget man einen Trank, den man einem Pferde, oder einem andern
Thiere als eine Arzeney eingießet, einen Einguß zu nennen. 3)
Dasjenige, in welches ein anderer Körper gegossen wird. So sind in den
Münzen und Schmelzhütten die Eingüsse oder Ingüsse Eisen mit Rinnen,
worein die Silberzaine gegossen werden. An den Gieß-Instrumenten der
Schriftgießer, an den Forme der Metallarbeiter u. s. f. ist der Einguß
derjenige Ort, durch welchen das flüssige Metall in die Formen hinein
gegossen wird. In einigen Gegenden wird auch eine Bettzüge, worein die
Federn gethan werden, ein Einguß oder Inguß genannt; Oberdeutsch ein
Indelt, Nieders. ein Inlid.
Einhaben (W3) [Adelung]
Einhaben, S. Inhaben.
Einhäften (W3) [Adelung]
Einhäften, verb. reg. act. 1) Hinein häften. In einem Buche ein Blatt
Pergament einhäften. 2) Zusammen häften. Ein Buch einhäften, oder
häften. Wenn du sieben Locken meines Hauptes flechtetest, - und
heftetest sie mit einem Nagel ein, Richt. 16. 13. So auch die
Einhäftung.
Einhägen (W3) [Adelung]
Einhägen, verb. reg. act. mit einem Hage oder Gehäge einschließen.
Einen Acker, eine Wiese einhägen, sie mit einem Zaune oder Gehäge
umgeben. Daher die Einhägung.
Einhäkeln (W3) [Adelung]
Einhäkeln, verb. reg. act. welches das Diminut. des folgenden ist.
Den Haft einhäkeln, den kleinen Haken des Haftes in das Öhr thun. Sich
einhäkeln, eigentlich von den Vögeln und Katzen, die Klauen in etwas
schlagen. Daher die Einhäkelung.
Einhaken (W3) [Adelung]
Einhaken, verb. reg. act. den Haken in etwas schlagen. Eine von den
Schaufeln des Ankers muß alle Mahl in den Grund einhaken. So auch die
Einhakung.
Einhällig (W3) [Adelung]
Einhällig, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Eigentlich, einerley Hall, d.
i. Ton oder Laut, habend; in welcher Bedeutung dieses Wort aber nicht
üblich ist. 2) Figürlich, einmüthig, so fern sich die Einmüthigkeit
durch die Sprache an den Tag leget, oder doch so vorgestellet wird;
einstimmig. Sie waren alle einhällig der Meinung. Da sie nun solches
einhellig mit einander thaten, 2. Macc. 13, 12. Er wurde mit
einhälliger Stimme erwählet. Eine einhällige Meinung. Sich einhällig
widersetzen.
Anm. Wachter hält einhällig für ein neues Wort, allein es
scheinet doch so neu nicht zu seyn, da schon in Boxhorns Glossen
enthellan, als das Gegentheil von einhällig, für uneins seyn vorkommt,
und in den Monseeischen Glossen ist gihel einstimmig. S. Hall.
Einhälliglich ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Das Schwedische
enhallig hat mit dem Deutschen einerley Bedeutung.
Einhälligkeit (W3) [Adelung]
Die Einhälligkeit, plur. car. die Übereinstimmung der Gesinnung, so
fern sie sich durch die Rede äußert. Er wurde mit großer Einhälligkeit
erwählet.
Einhalt (W3) [Adelung]
Der Einhalt, des -es, plur. car. 1) Die Handlung, da man einen Körper
in seiner Bewegung aufhält; am häufigsten in figürlicher Bedeutung,
und mit dem Verbo thun. Jemanden Einhalt thun, ihn an der Fortsetzung
einer Handlung hindern. Der Dieberey, der Schwelgerey, dem Duelliren
Einhalt thun, diese Laster hindern, verbiethen. Im Oberdeutschen ist
dieses Wort von einem weitern Umfange der Bedeutung, denn da
geschiehet Einhalt der Strafe, wenn man selbige aufhören lässet; man
thut seinen Begierden Einhalt, wenn man sie mäßiget und unterdrücket,
u. s. f. welche Arten des Ausdruckes im Hochdeutschen seltener sind.
Nieders. Inhalt. S. Einhalten, das Activum. 2) Einige Niedersachsen,
wenn sie Hochdeutsch schreiben wollen, gebrauchen Einhalt oft für
Inhalt, d. i. was in einem andern Dinge enthalten ist, werden aber
dadurch seinen Hochdeutschen Ohren ein Ärgerniß, weil ein wohl die
Präposition in ausdruckt, wenn sie die vierte, nicht aber, wenn sie
die dritte Endung erfordert.
Einhalten (W3) [Adelung]
Einhalten, verb. irreg. ( S. Halten,) welches in doppelter Gattung
üblich ist. I. Als ein Activum, einen Körper in seiner Bewegung
aufhalten; welcher Gebrauch doch mehr Oberdeutsch als Hochdeutsch ist.
Jemanden im Laufe einhalten. Jemanden auf seiner Reise einhalten.
Seine Begierden, die Laster anderer einhalten. Im Hochdeutschen
gebraucht man dafür die R. A. Einhalt thun, in der vorigen gedachten
Einschränkung. So auch die Einhaltung. II. Als ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte haben. 1) Stille halten; eine Zeit lang aufhören, eine
Handlung zu verrichten. Im Lesen einhalten, im Lesen absetzen, von
Zeit zu Zeit aufhören. Halt ein! fahre nicht fort. Mit der Arbeit, mit
dem Schlägen, mit den Schießen u. s. f. einhalten. Mit der Bezahlung
einhalten, solche aufschieben. Aber in dieser letztern R. A. ist, 2)
mit der Bezahlung einhalten, in manchen Gegenden oft auch das Gegen-
theil, nehmlich sich mit der Bezahlung zur gehörigen Zeit
einfinden.
Anm. In den gemeinen Mundarten ist in der Bedeutung des
Neutrius, für einhalten, innehalten sehr gewöhnlich, S. Inne.
Einhandeln (W3) [Adelung]
Einhandeln, verb. reg. act. 1) Vermittelst eines Handels zu seinem
Eigenthume machen. Waaren einhandeln. Was hast du Gutes eingehandelt?
S. Erhandeln. 2) Sich arm handeln, über der Handlung verarmen, in den
gemeinen Sprecharten. Er hat längst eingehandelt. Haus und Hof
einhandeln, bey der Handlung zusetzen. 3) Etwas mit einhandeln, durch
Handeln noch mit in einen Kauf einschließen. Daher die Einhandlung in
der ersten Bedeutung.
Einhändig (W3) [Adelung]
Einhändig, adj. et adv. von dem Zahlworte ein, nur Eine Hand habend.
Ein einhändiger Mensch.
Einhändigen (W3) [Adelung]
Einhändigen, verb. reg. act. in jemandes Hände geben, jemanden
übergeben. Einem etwas einhändigen. Daher die Einhändigung. Von dem
Worte handen, übergeben, welches noch in dem alten Gedichte auf Carls
des Großen Feldzug bey dem Schilter vorkommt. S. Hand und Behändigen.
Einhängen (W3) [Adelung]
Einhängen, verb. reg. act. hinein hängen. Eine Thür, ein Fenster
einhängen, in die für sie bestimmte Öffnung, oder auch in die Angeln.
Eine Glocke einhängen, in den Glockenstuhl. Die Hemmkette einhängen,
sie in das Rad hängen; S. Einhemmen. Die Ohrgehänge einhängen, in das
Ohr. Das Dach einhängen, die Ziegel ohne Kalk auf das Dach hängen, zum
Unterschiede von dem Eindecken. S. Einhenken. So auch die Einhängung.
Einhängig (W3) [Adelung]
Einhängig, adj. et adv. von dem Zahlworte ein, nur auf Einer Seite
abhängig, in der Baukunst. Ein einhängiges Dach, welches nur auf Einer
Seite abhängig ist, und daher auch ein Pultdach heißt, im Gegensatze
der zweyhängigen Dächer.
Einhäsen (W3) [Adelung]
Einhäsen, S. Einhösen.
Einhauchen (W3) [Adelung]
Einhauchen, verb. reg. act. mit dem Hauche, oder in Gestalt des
Hauches in etwas bringen. So auch die Einhauchung.
Einhauen (W3) [Adelung]
Einhauen, verb. irreg. act. S. Hauen. 1) Durch Hauen hinein bringen.
Ein Kreuz einhauen, in einen Baum. Ingleichen, vermittelst des Meißels
u. s. f. Sein Zeichen einhauen, in metallene Arbeiten, bey
verschiedenen Handwerkern. 2) Durch Hauen öffnen. Ein Thor, eine Thür
einhauen. 3) In etwas hauen, mit Säbelhieben eindringen, in der
Kriegskunst. Die Reiterey hieb ein, in den Feind. Die Reiterey wollte
in das Fußvolk einhauen. In welcher Bedeutung dieses Verbum die
Gestalt eine Neutrius hat. 4) Zerhauen, um es in Salz zu legen, auf
welche Art die Fleischer Fleisch einzuhauen pflegen, im Gegensatze des
Aushauens, wenn es zum Verkauf zerhauen wird. Daher die im gemeinen
Leben übliche figürliche Redensarten: jemanden einhauen, jemanden bey
seinem Herren einhauen, oder vollständiger, jemanden ins Salz
einhauen, ihn verleumden, bey einem andern verdächtig machen. S. die
R. A. jemanden zur Bank hauen, in Bank 3. So auch die Einhauung.
Einhauig (W3) [Adelung]
Einhauig, adj. et adv. von dem Zahlworte, was nur Ein Mahl gehauen
werden kann, in der Landwirthschaft. Einhauige Wiesen, welche nur Ein
Mahl des Jahres gemähet werden können, im Gegensatze der zwey- und
dreyhauigen. S. auch Einschürig.
Einheben (W3) [Adelung]
Einheben, verb. irreg. act. ( S. Heben,) hinein heben. Eine Thür, ein
Fenster einheben, in die Angeln. Eine Form einheben, bey den
Buchdruckern, sie in ihr Lager heben, um sie unter die Presse zu
bringen. Daher die Einhebung.
Einheften (W3) [Adelung]
Einheften, S. Einhäften.
Einheilen (W3) [Adelung]
Einheilen, verb. reg. act. machen, daß etwas mit einer Wunde
verwachse. Eine Kugel mit einheilen, sie in der Wunde lassen,und die
letztere zuheilen. Jemanden magische Zettel in die Haut einheilen.
Daher die Einheilung.
Einheimisch (W3) [Adelung]
Einheimisch, adj. et adv. von der Präposition ein, welche hier für in
stehet, in einem Lande oder Orte, daheim, d. i. in demselben erzeuget
oder erwachsen, im Gegensatze des Fremden oder Ausländischen.
Einheimische Waaren, einheimische Gewächse, welche in dem Lande
gemacht oder gebauet worden. Die einheimischen Fleischer, die
Fleischer aus der Stadt, im Gegensatze der Landfleischer oder fremden
Fleischer. Die Einheimischen, die Einwohner und Schutzverwandten eines
Ortes oder Landes. Er ist hier einheimisch. In manchen Fällen bekommt
die Bedeutung dieses Wortes allerley Einschränkungen. So werden z. B.
in Sachsen unter die einheimischen Bettler auch diejenigen gerechnet,
welche sich in den letzten zwey Jahren an einem Orte genähret haben.
Ein einheimischer Krieg, ein innerlicher oder bürgerlicher Krieg, ein
Krieg der Einwohner eines Landes wider einander.
Anm. Einheimisch, in
Niedersachsen inheims, hemelik, im Oberdeutschen heimisch, ist von
Heim, w. s. Inheimon kommt bey dem Ottfried für Heimath vor. Im
Oberdeutschen ist statt dessen auch hieländisch üblich.
Einheirathen (W3) [Adelung]
Einheirathen, verb. reg. recipr. Sich in eine Familie einheirathen,
durch Heirath in selbige gelangen.
Einheit (W3) [Adelung]
Die Einheit, plur. die -en, von dem Zahlworte ein, das Lat. unitas
auszudrucken. 1. Die Eigenschaft, da ein Ding Eins ist; ohne Plural,
außer zuweilen von mehrern Arten. 1) Die Eigenschaft, da ein Ding das
einzige seiner Art ist, in welchem Verstande zuweilen die Einheit
Gottes vorkommt. Die Einheit des Verstandes einer Schrift, nach
welcher nur ein einziger Verstand der wahre ist. 2) Die Eigenschaft,
da ein Ding unter gewissen Umständen einerley oder unverändert bleibt.
Die Einheit des Ortes, in der Schauspielkunst, wenn der Ort durch alle
Auftritte unverändert bleibt. 3) Die Eigenschaft, da mehrere Dinge so
genau mit einander verbunden sind, daß sie nur ein und eben dasselbe
Wesen ausmachen; in welchem Sinne die Einheit Gottes, die genaue
Vereinigung dreyer Personen in Einem Wesen ausdruckt, welche Isidor
durch Einnissa, Notker durch Einhafti, und ein Angelsachse durch
Annysse gibt. S. Einigkeit. 4) Die Zusammenstimmung mehrerer Dinge auf
Einen Endzweck. Die Einheit der Handlung, in der Schauspielkunst, wenn
nur Eine Handlung in derselben vorkommt, auf welche sich alle übrige
als Nebenhandlungen beziehen. Die Einheit in der Ode, wenn nur ein
Hauptaffect in derselben herrschet. So auch die Einheit eines
Gemähldes u. s. f. Schönheit ist Einheit im Mannigfaltigen. 5) Die
Eigenschaft, da ein Ding untheilbar ist. Die Einheit der Monaden. 2.
Ein Ding selbst, welches Eins ist, so fern es Eins ist; mit dem
Plural. 1) in der Rechenkunst, ein Ding, aus dessen mehrmahligen
Setzung eine Zahl entstehet, so fern sie daraus entstehet. So besteht
die Zahl sechs aus sechs Einheiten. 2) In weiterer Bedeutung werden
auch diejenigen Zahlen, welche kleiner als Zehner sind, oder die
Einer, Einheiten genannt. 3) Ein untheilbares Ding, in der
Methaphysik. So nannte Leibnitz die Monaden Einheiten der Natur.
Einheitzen (W3) [Adelung]
Einheitzen, verb. reg. act. Feuer in den Ofen machen, absolute. Die
Magd hat noch nicht eingeheitzet. Statt der Oberdeutschen Ausdrücke,
den Ofen, ein Zimmer einheitzen, gebraucht man im Hochdeutschen das
einfache Zeitwort heitzen. So auch die Einheitzung.
Einhelfen (W3) [Adelung]
Einhelfen, verb. irreg. act. ( S. Helfen,) hinein helfen, doch nur
figürlich, eines Gedächtnisse zu Hülfe kommen. Einem
Redner, einem Schauspieler einhelfen. Daher die Einhelfung.
Einhellig (W3) [Adelung]
Einhellig, S. Einhällig.
Einhemmen (W3) [Adelung]
Einhemmen, verb. reg. act. die Hemmkette in das Rad hängen, um dessen
Umlauf zu verhindern. Wir werden einhemmen müssen. Das Rad einhemmen.
Daher die Einhemmung.
Einhenken (W3) [Adelung]
Einhenken, verb. reg. act. welches das Frequentativum von einhängen
ist, und im gemeinen Leben so wie dieses gebraucht wird. Die Thür, das
Fenster einhenken. Eine Glocke einhenken. Die Ohrgehänge einhenken. S.
Henken. So auch die Einhenkung.
Einher (W3) [Adelung]
Einher, adv. loci, für herein, oder von einem andern Orte her,
welches aber in dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen wenig
mehr vorkommt. 1) * Eigentlich, in welcher Bedeutung es völlig
veraltet ist. 2) Figürlich, wo der Begriff der Bewegung in einen Ort
hinein verschwindet, und einher so wie daher in der höhern Schreibart
verschiedenen Wörtern zugesellet wird, welche eine Bewegung bedeuten.
In dem Bunde des Herren einher gehen, 5 Mos. 29, 12. Herr, da du von
Seir auszogest, und einher gingest vom Felde Edom, Richt. 5, 4. Und
der Philister ging auch einher und machte sich zu David, 1 Sam. 17,
41. Auf der Bahn der Tugend einher gehen. Majestätisch einher treten,
einher ziehen. Wo einher alle Mahl der Ausdruck eines feyerlichen
Ganges ist.
Einherbsten (W3) [Adelung]
Einherbsten, verb. reg. act. welches in einigen, besonders
Oberdeutschen Gegenden, für einernten gebraucht wird, weil Herbst
zuweilen auch die Ernte bedeutet. Das Getreide einherbsten. Um Matthäi
hatte man eingeherbstet, Bluntschli. Den Wein einherbsten, oder nur
schlechthin einherbsten, die Weinlese halten. So auch die
Einherbstung.
Einhetzen (W3) [Adelung]
Einhetzen, verb. reg. act. durch Hetzen, oder zum Hetzen geschickt
machen, von Hunden; zuhetzen. Einen Hund einhetzen. Ein eingehetzter
Hund. Die Jäger gebrauchen diesen Ausdruck auch von den Jagdhunden,
nicht nur von den Leit-Schweiß- und Bürschhunden, welche gearbeitet
werden, so wie die Hühnerhunde nur abgerichtet werden. So auch die
Einhetzung.
Einheurathen (W3) [Adelung]
Einheurathen, S. Einheirathen.
Einhohlen (W3) [Adelung]
Einhohlen, verb. reg. act. 1) Herein hohlen, in einigen Fällen. Einen
vornehmen Herren einhohlen, ihm entgegen gehen, und ihn feyerlich in
die Stadt führen. 2) In einen nähern Ort hohlen. Die Stimmen
einhohlen. Nachricht von etwas einhohlen, einziehen. 3) In der
Geschwindigkeit zuvor kommen. Den fliehenden Feind einhohlen. Wenn du
nur ein wenig eilest, kannst du sie noch einhohlen. Ein Schiff
einhohlen. Ingleichen figürlich. Jemanden im Schreiben, im Lernen
einhohlen, ihm gleich kommen. 4) Im Forstwesen heißt einen Wald
einhohlen, zuweilen so viel, als ihn ausmessen. So auch die
Einhohlung.
Einhorn (W3) [Adelung]
Das Einhorn, des -es, plur. die -hörner, von dem Zahlworte ein. 1.
Ein Thier, welches nur ein einziges Horn hat. 1) Ein vierfüßiges
Thier, welches nur ein einziges langes spitziges Horn vor der Stirn
haben soll, und von welchem die ältern und neuern Schriftsteller
allerley Erdichtungen erzählet haben. Gemeiniglich gibt man ihm die
Gestalt eines Pferdes; wenigstens wird es in den Wapen noch auf diese
Art abgebildet. Der einhurn in megede schose Git dur kuische sinen
lib, Dem wild ich mich wol genose, u. s. f. Burkart von Hohenfels.
Meinest du, das Einhorn werde dir dienen, und werde bleiben an deiner
Krippen? Kannst du ihm dein Joch anknüpfen, die Furchen zu machen, daß
es hinter dir broche in Gründen? u. s. f. Hiob 39, 9, f. Da sich
dieses Thier, welches die Alten unter dem Nahmen des Einhornes unter
so mancherley und oft fürchterlichen Gestalten beschrieben haben, in
den neuern Zeiten nirgends finden wollen, so haben einige eine Art
wilder Indianischer Waldesel, andere eine Art großer zweyhörniger
Arabischer Ziegen, und noch andere das Rhinoceros oder Nasehorn für
das Einhorn der heil. Schrift gehalten. Wenigstens ist das Nasehorn
von ältern Schriftstellern mehrmahls mit dem Nahmen eines Einhornes
beleget worden. In den Monseeischen Glossen wird Einhurn ausdrücklich
durch Rhinoceros erkläret. Dalechamp zählet in seinen Anmerkungen über
den Plinius sieben Arten vierfüßiger Einhörner, an welchen aber Kenner
des Thierreiches noch manches auszusetzen haben. 2) Der Narwall, eine
Art großer Fische in den nordischen Gewässern, der einen langen hervor
ragenden gewundenen Zahn an der linken Seite der obern Kinnlade hat,
Monodon, L. wird von einigen gleichfalls Einhorn oder Einhornfisch
genannt. Er ist 16 bis 22 Fuß, sein Zahn oder Horn aber 9 bis 10 Fuß
lang, und läuft vorn spitzig zu. 2. Das Horn dieses Thieres, besonders
des Fisches, dessen Zahn von Unwissenden unter den Alten und Neuern
für das Horn eines vierfüßigen Thieres gehalten worden, und die
meisten Fabeln von dem Einhorne veranlasset hat. Wenigstens sind die
meisten so genannten Einhörner, die man in der Erde gefunden hat,
nichts als die jetzt gedachten Zähne des Narwalls. 3. Figürlich, eine
Art langer Kanonen von kleinem Caliber, welche sehr weit tragen, und
von einem Russischen Officier, Nahmens Schuwalow, erfunden worden, und
daher auch Schuwalowsche Einhörner heißen.
Einhösen (W3) [Adelung]
Einhösen, verb. reg. act. welches nur bey den Jägern üblich ist.
Einen Hasen einhösen, zwischen der Röhre und der Hose ein Loch in den
Balg machen, und den andern Lauf dadurch stecken, und ihn daran zu
tragen, oder aufzuhängen. S. Hose. Daher die Einhösung. Gemeiniglich
wird dieses Wort einhäsen geschrieben und gesprochen.
Einhufig (W3) [Adelung]
Einhufig, adj. et adv. von dem Zahlworte ein, nur. Einen Huf habend.
Einhufige Thiere, welche einen ganzen ungespaltenen Huf haben, wie das
Pferd, der Zebra und der Esel; zum Unterschiede von den zwey- drey-
und mehrhufigen.
Einhüllen (W3) [Adelung]
Einhüllen, verb. reg. act. in etwas verhüllen, mit einer Hülle
umgeben. Sich in einen Mantel einhüllen. Den Kopf, das Gesicht
einhüllen. Figürlich, in der höhern Schreibart. Sein verfallenes
Gesicht war in kranke Schwermuth und finstern Verdruß eingehüllt.
Einjagen (W3) [Adelung]
Einjagen, verb. reg. act. 1) In etwas jagen, hinein jagen; doch nur
in einigen figürlichen Ausdrücken, mit der dritten Endung der Person.
Einem eine Furcht, einen Schrecken einjagen, sie ihm plötzlich
verursachen. 2) Einen Hund einjagen, bey den Jägern, ihn zum Jagen
geschickt machen, ihn abrichten.
Einjährig (W3) [Adelung]
Einjährig, adj. et adv. von dem Zahlworte ein, nur Ein Jahr alt. Ein
einjähriges Kind. Ein einjähriges Füllen.
Einig (W3) [Adelung]
Einig, adj. et adv. welches vermittelst der Endsylbe ig, von dem
Neutro des Beywortes ein gebildet worden, und nach dessen
verschiedenem Gebrauche auch verschiedene Bedeutungen hat.
I. So fern ein das Zahlwort ist, bedeutet einig etwas, welches nur das
Eine seiner Art ist, obgleich wiederum mit mancherley Einschränkungen
und Nebenbegriffen.1. Eigentlich, was entweder in dem schärfsten
Verstande, oder doch unter gewissen Umständen, nur Ein Mahl vorhanden
ist; da es denn am häufigsten als ein Adjectiv gebraucht wird, aber im
Hochdeutschen veraltet ist, indem einzig dafür eingeführet worden.
Indessen kommt es noch häufig in der Deutschen Bibel vor, wird auch in
der Theologie noch von Gott in diesem Verstande gebraucht. Es ist nur
ein einiger Gott. Du bist der einige Fremdling hier, 1 Mos. 19, 9.
Bist du denn der einige Fremdling in Jerusalem? Luc. 24, 18. Wie durch
des einigen Sünders einige Sünde u. s. f. Röm. 5, 16. Unsere einige
Freude, unser einiger Trost in unserm Alter, Tob. 10, 5. Er (Gott) ist
einig, wer will ihm antworten? Hiob 23, 13. Ingleichen als ein
Umstandswort, für allein, eine Sache mit Ausschließung aller andern
anzudeuten, oder mit Ausschließung aller andern Dinge von ihr zu
behaupten. Denn mein Vorsatz einig der gewesen, mich selber in der
Einsamkeit aufzumuntern, Opitz. Das ist einig und allein die Ursache.
S. Einzig, welches in dieser ganzen Bedeutung im Hochdeutschen
üblicher ist. Noch ungewöhnlicher ist es, das einig in diesem
Verstande als ein Adjectiv zu gebrauchen. Niemand ist gut, denn der
einige Gott, denn Gott allein, Marc. 10, 18. Der einige Paulus, für
Paulus allein.2. Figürlich. 1) Bey den neuern Philosophen heißt ein
einiges Wesen, ein solches, in welchem alle Eigenschaften, welche man
in demselben denket, zu gemeinschaftlichen darin gegründeten Folgen
vereiniget sind. S. auch Dreyeinig. 2) Einerley Meinung, einerley
Willen habend; am häufigsten als ein Adverbium. Ich bin darin mit ihm
einig, d. i. ich habe darin einerley Meinung mit ihm. Die
Schriftsteller sind hierin nicht einig, d. i. sie sind verschiedener
Meinung. Sie wurden einig, den Feind in der Nacht anzugreifen, sie
vereinigten sich. Wer mit sich selbst nicht einig ist, der ist mit
jedermann uneinig. In der Lehre nicht einig seyn. In einigen Fällen
auch mit der zweyten Endung des Hauptwortes. Des Handels, des Preises
einig werden. In engerer Bedeutung ist einig, dem zwieträchtig
entgegen gesetzet, und da wird man einig, wenn man vorher in
Feindschaft gelebet oder sich gezanket hat. Einig werden, sich
aussöhnen. Sie leben sehr einig mit einander. In welchem Verstande es
auch zuweilen als ein Adjectiv gebraucht wird. Ein Paar sehr einige
Eheleute. Einige Amtsgenossen. S. Eins.II. So fern ein ein Pronomen
ist, und jemand bedeutet, wird einig gleichfals als ein unbestimmtes
Pronomen gebraucht, mehrere Dinge Einer Art sehr unbestimmt
anzudeuten. Es wird alsdann ohne Artikel und so wohl mit als ohne
Hauptwort gebraucht. 1. Eigentlich, mehrere Dinge Einer Art zu
bezeichnen, deren Anzahl so unbestimmt ist, daß nicht einmahl der
Begriff der Vielheit oder Wenigkeit ausgedruckt werden soll. Ich habe
ihn einige Mahl gesehen. Es sind noch einige Äpfel da. In einigen
Stücken hast du vollkommen Recht. Er sagte mir einige Worte, die ich
aber nicht recht verstand. Er sprach nur einige wenige Worte. Es
wollen einige behaupten, daß u. s. f. Oft auch in Beziehung auf
andere, in welchem Falle im Singular ein gebraucht wird. Einige sagen
dieß, andere jenes. An einigen Orten mehr, an andern weniger. Einige
lieben, andere hassen ihn. Die Verbindung mit dem voran gehenden
Genitive des Hauptwortes, der Freunde, der Häuser einige, für einige
Freunde, einige Häuser, ist veraltet, und nur noch zuweilen im
Oberdeutschen üblich.Nur mit den Relativen kommt sie noch zuweilen
vor. Sind Käufer da? - Ja, es sind deren einige da, oder, es sind
ihrer einige da. Richtiger hat es den Genitiv des Hauptwortes nach
sich, wenn dasselbe mit einem Pronomine possessivo verbunden ist.
Einige meiner Freunde haben ihn gesehen. Einige deiner Verwandten.
Einige der Unserigen. Daß dieser Genitiv auch mit andern Pronominen
gebraucht werden könne, ist von einigen bestritten worden. Indessen
höret man doch oft: einige dieser Unglücklichen; es waren ihrer sechs,
einige derselben waren krank. Es scheinet nicht, daß diese Fälle
tadelhaft wären. Wenn aber gar kein Pronomen vorhanden ist, so ist es
der Hochdeutschen Mundart freylich gemäßer, statt des Oberdeutschen
Genitives, die Vorwörter von, unter und aus zu gebrauchen. Einige von
den Gefangenen, für einige der Gefangenen; einige unter den Soldaten,
einige aus der Mitte u. s. f. S. Ein, welches in diesem Falle mit
einig einerley Wortfügung hat, ingleichen Etlich, welches in der
Sprache des täglichen Umganges für einig üblich ist. Eigentlich ist
einig in diesem Verstande nur im Plural gebräuchlich, Allein, wenn das
Hauptwort ein Collectivum ist, welches nur im Singular am
gewöhnlichsten ist, so findet auch der Singular Statt. Es ist noch
einiges Getreide vorhanden. Er hatte einiges Geld bey sich. Man
gebraucht es im gemeinen Leben zwar auch noch in andern Fällen. Ich
glaube nicht, daß er einigen Bekannten hier habe. Noch über einigen
Baum, Offenb. 7, 1. Allein alsdann ist es entweder das Zahlwort, oder
es hat auch die folgende Bedeutung. Denn, es wird dieses Wort auch, 2.
Im Singular gebraucht, eine unbestimmte Mehrheit zu bezeichnen. Ich
leide einigen Schaden dabey. Er hat bey dieser Sache einiges Glück
gehabt. Du wirst nie einiges Glück haben. Einiger Maßen. Er sucht
seine Einkünfte auf einige Art zu vermehren. Einige Zeit darauf.
Besonders mit verneinenden Wörtern, in deren Gesellschaft es die
Verneinung verstärkt. Ohne einigen Schaden. Wir wurden ohne einige
Ursache geschmähet. Kein Handwerksmann - einiges Handwerks, Offenb.
22, 8. Ohne einig Schwert oder Siangen, Bel. V. 25.
Anm. Dieses Wort
lautet in beyden Hauptbedeutungen bey dem Kero einig, bey dem
Übersetzer Isidors einic, einich, bey dem Ottfried einig, und mit dem
Hauchlaute heinig, bey dem Notker unga, bey dem Ulphilas einaha, im
Schwed. enig, enke, im Angels. aenig, anig, aenlic, anlic, im Latein.
unicus. Die eigentliche Bedeutung der Endsylbe ig ist in diesem Worte
noch dunkel. Statt des Pronominis gebrauchte man ehedem auch nur das
Pronomen ein, und setzte alsdann nicht nur den Hauchlaut, sondern oft
auch noch de voran, hein, dehein, und mit der Endsylbe ig, heinig,
theheinig, bey dem Ottfried ni heiniga sacha. Thegein vrsach, ulla
occasio, in dem Gesetze Ludwigs und Lothars um das Jahr 840. Daher
kommt es, das chain so oft für ullus als für nullus gefunden wird; zu
chainer wer, zu einiger Wehr, Stryker. S. Kein.
Einigen (W3) [Adelung]
Einigen, S. Vereinigen.
Einigerley (W3) [Adelung]
* Einigerley, adj. indecl. welches im Hochdeutschen veraltet ist. Wo
einer den andern schuldiget um einigerley Unrecht, um irgend einiges
Unrecht, es sey von welcher Art es wolle, 2 Mos. 22, 9. Am Werft, oder
am Eintracht, oder an einigerley Ding, 3. Mos. 13, 49. Und machet euch
Bilder einigerley Gleichniß, 5 Mos. 4, 23, 25.
Einigkeit (W3) [Adelung]
Die Einigkeit, plur. car. von dem Adjective einig, doch nur in
einigen Bedeutungen desselben. 1. Die Eigenschaft eines Dinges, nach
welcher es nur Ein Mahl vorhanden ist, oder nach
welcher es das einzige seiner Art ist; in welchem Verstande zuweilen
die Einigkeit Gottes gebraucht wird, obgleich diese Bedeutung
ungewöhnlich ist. 2. Die Vereinigung aller Eigenschaften in einem
Dinge zu gemeinschaftlichen darin gegründeten Folgen. 1) In der
schärfsten Bedeutung, in welcher durch die Einigkeit Gottes, die
Vereinigung der drey Personen zu einem einzigen göttlichen Wesen
angedeutet wird; in welchem Verstande schon bey dem Notker Drisgheit
in Einigheit vorkommt. 2) In weiterer Bedeutung, die Übereinstimmung
der Meinungen und besonders des Willens. In großer Einigkeit leben. In
brüderlicher Einigkeit leben. Es herrschet eine große Einigkeit unter
ihnen. Friede und Einigkeit stiften. S. Einig.
Einigung (W3) [Adelung]
Die Einigung, S. Vereinigung.
Einkalken (W3) [Adelung]
Einkalken, verb. reg. act. 1) Ein Dach einkalken, die Ziegel auf
demselben mit Kalk verbinden; wie eindecken. 2) Die Felle einkalken,
bey den Weißgärbern, sie auf der Fleischseite mit Kalk bestreichen,
damit man sie abharren könne; welches auch schwöden genannt wird.
Einkauen (W3) [Adelung]
Einkauen, verb. reg. act. eigentlich, gekauete Speisen in den Mund
streichen, auf welche Art es noch im Oberdeutschen üblich ist. Im
Hochdeutschen gebraucht man es nur figürlich, in den niedrigen
Sprecharten, für sehr deutlich machen. Einem etwas einkauen. Im
Oberdeutschen einkäuen.
Einkauf (W3) [Adelung]
Der Einkauf, des -es, plur. inus. die Handlung des Einkaufens. Den
Einkauf der Lebensmittel besorgen. Sich gut auf den Einkauf verstehen.
Einkaufen (W3) [Adelung]
Einkaufen, verb. reg. act. 1) Kaufen, um es nach Hause zu schaffen.
Eßwaaren auf dem Markte einkaufen. Waaren einkaufen. Vorrath auf den
Winter einkaufen. 2) Vermittelst eines Kaufes, oder vermittelst des
Geldes einer Gesellschaft einverleiben. Jemanden in das Armenhaus, in
ein Hospital einkaufen. Sich in eine Zunft einkaufen. Daher die
Einkaufung in der zweyten Bedeutung.
Einkäufer (W3) [Adelung]
Der Einkäufer, des -s, plur. ut nom. sing. die Einkäuferinn, plur.
die -en, der oder die einkauft. Besonders in großen Haushaltungen,
Personen, welche den Einkauf der Lebensmittel besorgen.
Einkehle (W3) [Adelung]
Die Einkehle, plur. die -n, eine Kehle oder ein Winkel auf dem Dache.
Daher der Einkehlstein, des -es, plur. die -e, Dachziegel oder
Schiefer, welche für dergleichen Kehlen besonders zubereitet werden.
Bey den Fischern ist die Einkehle die Öffnung an den Garnfäden, welche
die Gestalt eines Trichters hat. S. Kehle.
Einkehlen (W3) [Adelung]
Einkehlen, verb. reg. act. mit einer Kehle oder Rinne versehen. Eine
Säule einkehlen, welches in einer andern Beziehung auch auskehlen
genannt wird. Ein Dach einkehlen. Daher die Einkehlung.
Einkehr (W3) [Adelung]
Die Einkehr, plur. die -en. 1) Die Einkehrung, die Handlung des
Einkehrens, ohne Plural. Seine Einkehr in einem Gasthofe nehmen,
daselbst einkehren. Wer darf es wagen, Dem Glück und was ihm folgt,
die Einkehr abzuschlagen? Haged. Das Wirthshaus hat viele Einkehr, es
kehren viele Leute daselbst ein. 2) Ein Wirthshaus, ein Gasthaus, wo
man einkehret, nur im gemeinen Leben. 3) In der Mystik ist die Einkehr
des Gemüthes, die Abziehung desselben von allen äußern Gegenständen.
Einkehren (W3) [Adelung]
Einkehren, verb. reg. neutr. welches mit dem Hülfsworte seyn
verbunden wird, unterweges in ein Haus treten, sich kurze Zeit
daselbst aufzuhalten. Bey einem guten Freunde einkehren.In einen
Gasthof einkehren. Wir sind nirgends eingekehret. Die biblische
Wortfügung, zum Hause einkehren, zu einem einkehren, 1 Mos. 19, 2, 3;
Jos. 2, 1; Luc. 19, 5, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Im
Oberdeutschen wird dieses Wort häufig für besuchen gebraucht. Kehren
sie doch bey mir ein, besuchen sie mich doch. Daher die Einkehrung.
Einkeilen (W3) [Adelung]
Einkeilen, verb. reg. act. mit Keilen in etwas befestigen, bey
verschiedenen Handarbeitern. Einen Stiel in der Axt einkeilen. Einen
Mühlstein einkeilen. Figürlich, bey den Tischlern, einen Gesellen
einkeilen, ihn vermittelst eines Schmauses bey einem Meister in Arbeit
bringen. Daher die Einkeilung.
Einkellern (W3) [Adelung]
Einkellern, verb. reg. act. in den Keller schaffen, im gemeinen
Leben. Den Wein einkellern.
Einkindschaft (W3) [Adelung]
Die Einkindschaft, plur. die -en, ein im Hochdeutschen veraltetes,
aber im Oberdeutschen noch völlig übliches Wort, diejenige Anordnung
zu bezeichnen, durch welche Kinder verschiedener Ehen in der Erbschaft
einander gleich gemacht werden; dergleichen Kinder zuweilen auch wohl
Einkinder heißen.
Einkitten (W3) [Adelung]
Einkitten, verb. reg. act. mit Kitt in etwas befestigen. Eine
Messerklinge einkitten, in das Häft. Einen Anwurf in eine Mauer
einkitten. So auch die Einkittung.
Einklagen (W3) [Adelung]
Einklagen, verb. reg. act. ausstehende Geldsummen durch gerichtliche
Klage zu erhalten suchen. Eine Schuld einklagen. Eingeklagte Schulden.
Einklang (W3) [Adelung]
Der Einklang, des -es, plur. inus. in der Tonkunst, einerley Klang,
ein gleichförmiger Klang, im Gegensatze der Terzen, Quinten u. s. f.
Unisonus. Wenn z. B. zwey Saiten gleich dick, gleich lang und gleich
stark gespannet sind, so gibt die eine den Einklang von der andern an
d. i. sie geben einerley Ton.
Einkleiben (W3) [Adelung]
Einkleiben, oder einkleben, verb. reg. act. vermittelst eines Klebers
in etwas befestigen. Ein Blatt Papier in ein Buch einkleiben,
einkleben.
Einkleiden (W3) [Adelung]
Einkleiden, verb. reg. act. 1) Einen Mönch, noch häufiger aber, eine
Nonne einkleiden, sie durch feyerliche Anlegung der Ordenskleider in
einen Klosterorden aufnehmen. 2) Einen Geistlichen einkleiden,
bedeutet in der Römischen Kirche, ihn vermittelst der feyerlichen
Anlegung seiner geistlichen Kleidung in den Besitz der Kirchenlehen
setzen; im mittlern Lateine advestire und investire. S. des du Fresne
Glossar. v. Investire. 3) Eine Sache gut einzukleiden wissen, sie auf
eine geschickte Art vorzutragen wissen. Er wußte seine Entschuldigung
so gut einzukleiden, daß ihn jedermann für unschuldig hielt.
Einkleidung (W3) [Adelung]
Die Einkleidung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Einkleidens, in
allen drey Bedeutungen des Verbi; ohne Plural, außer wenn im Concreto
einzelne Fälle angedeutet werden sollen. 2) Dasjenige, womit etwas
eingekleidet wird, in der dritten Bedeutung des Verbi, der Vortrag.
Gemeine Gedanken, welche nur durch die Einkleidung das Ansehen der
Neuheit bekommen.
Einkleistern (W3) [Adelung]
Einkleistern, verb. reg. act. mit Kleister in etwas befestigen. Daher
die Einkleisterung.
Einklemmen (W3) [Adelung]
Einklemmen, verb. reg. act. in oder zwischen etwas klemmen. Jemandes
Finger einklemmen, zwischen der Thür. Daher die Einklemmung.
Einklinken (W3) [Adelung]
Einklinken, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, die Klinke in
den für sie bestimmten Haken fallen lassen. Die Thür klinket nicht
recht ein. Klinke doch ein.
Einklopfen (W3) [Adelung]
Einklopfen, verb. reg. act. durch Klopfen hinein treiben. Einen
Pflock, einen Zapfen einklopfen. Die Weisheit läßt sich nicht
einklopfen. Daher die Einklopfung.
Einknebeln (W3) [Adelung]
Einknebeln, verb. reg. act. den Knebel in die für ihn bestimmte
Öffnung thun. Ingleichen, vermittelst eines Knebels in etwas
befestigen. Den Hund einknebeln, ihn vermittelst des in dem Halsbande
befindlichen Knebels an die Kette legen. Daher die Einknebelung.
Einknicken (W3) [Adelung]
Einknicken, verb. reg. act. einen Knick in etwas machen. Eyerschalen,
einen Strohhalm, ein Reis von einem Baume einknicken. Daher die
Einknickung. S. Knicken. Das Niedersächsische inknikken bedeutet über
dieses auch in Falten biegen.
Einknüpfen (W3) [Adelung]
Einknüpfen, verb. reg. act. vermittelst eines Knotens in etwas
befestigen. Ein Band, einen Strick einknüpfen. Geld einknüpfen, es in
das Schnupftuch knüpfen. Daher die im gemeinen Leben übliche
figürliche Redensart, einem etwas einknüpfen, es ihm einbinden,
einschärfen, ernstlich anbefehlen. Daher die Einknüpfung.
Einkochen (W3) [Adelung]
Einkochen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1) Als
ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, durch Kochen vermindert,
verdicket werden. Die Brühe ist sehr eingekocht. Den vierten Theil,
die Hälfte einkochen lassen. 2) Als ein Activum, einkochen machen,
einkochen lassen. Einen Trank bis zur Honigdicke einkochen. Daher die
Einkochung in der letzten Bedeutung.
Einkommen (W3) [Adelung]
Einkommen, verb. irreg. neutr. ( S. Kommen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, in einen Ort kommen, hinein kommen. 1. Eigentlich. Und
die Sonne war aufgegangen, da Loth gen Zoar einkam, 1 Mos. 19, 23. Die
Einwohner des Landes, da du einkömmst, 2 Mos. 34, 12. Die Städte da
wir einkommen sollen, 5 Mos. 1, 22. Im Hochdeutschen ist diese
Bedeutung veraltet, weil man statt derselben lieber das einfache
kommen mit einem Vorworte gebraucht. Doch sagt man noch: hier kann
niemand aus- oder einkommen, für hinein kommen. 2. Figürlich. 1) In
dem Bergbaue sind die Örter eingekommen, wenn die gegen einander
getriebenen Örter zusammen kommen. 2) Mit einem Geschäfte vor einen
Höhern kommen. Mit einer Bittschrift, mit einer Klage einkommen. Bey
dem Rathe, bey dem Gerichte einkommen, mit einer Bittschrift, oder mit
einer Klage. Schriftlich einkommen. Wider jemanden einkommen.
Ungewöhnlich ist es im Hochdeutschen, wenn Opitz Ps. 119, 29, zu Gott
sagt: Mit Flehen kam ich herzlich bey dir ein. 3) In die Casse kommen,
von Geldsummen und andern Nutzungen. So viel kommt jetzt von den
Bergwerken ein. Es ist noch kein Geld eingekommen. Es kommt jetzt
nichts ein. In dieser Bedeutung ist auch der Infinitiv in Gestalt
eines Hauptwortes für Einkünfte üblich. Das Einkommen vom Lande, 3
Mos. 23, 39. Ein ehrliches Einkommen haben. Er hat von seinem Gute
tausend Thaler Einkommens. Von seinem Einkommen leben. 4) In die
Gedanken kommen, einfallen. Was kommt ihm ein? was fällt ihm ein?
Gesetzt es sollte ihnen über lang oder kurz einkommen, ihr diese Sache
vorzuhalten, Gell. Das laß dir nur nicht einkommen, Less. 5) In die
Wochen kommen, im gemeinen Leben. Sie wird bald einkommen. Sie ist mit
einem Sohne eingekommen.
Einkömmling (W3) [Adelung]
Der Einkömmling, des -es, plur. die -e. 1) An einigen Orten, ein aus
einem fremden Gerichte oder Orte gekommener Einwohner; ein Ankömmling,
Einlieger. 2) An andern Orten werden die unangesessenen Einwohner auf
den Dörfern, die Häuslinge, Einkömmlinge genannt. 3) Der
Einkömmlingsschein, in den Kalendern, der eingeschaltete Mondschein.
Einkoppeln (W3) [Adelung]
Einkoppeln, verb. reg. act. in der Landwirthschaft einiger Gegenden,
ein Stück Feld durch Befriedigung zu einer Koppel machen, es
einfrieden oder einfriedigen. Daher die Einkoppelung. S. Koppel.
Einkörben (W3) [Adelung]
Einkörben, verb. reg. act. in den Korb fassen oder bringen, im
gemeinen Leben. Einen Bienenschwarm einkörben.
Einkorn (W3) [Adelung]
Das Einkorn, des -es, plur. inus. eine Art des Dinkels oder der
Spelte, welche statt zweyer neben einander befindlicher Körner deren
eins über dem andern träget, und auch wilder Dinkel, St. Peterskorn
genannt wird.
Einkramen (W3) [Adelung]
Einkramen, verb. reg. act. 1) Den Kram, d. i. die ausgelegten Waaren,
einlegen; im Gegensatze des Auskramens. 2) Aufhören mit Kramwaaren zu
handeln, darüber zu Grunde gehen. 3) Im Oberdeutschen wird dieses Wort
auch für einkaufen gebraucht. So auch die Einkramung.
Einkreisen (W3) [Adelung]
Einkreisen, verb. reg. act. welches nur bey den Jägern üblich ist.
Ein Wild einkreisen, das Gebüsch, in welchem sich ein Wild verborgen
hat, umgehen. So auch die Einkreisung. S. Kreisen.
Einkriechen (W3) [Adelung]
Einkriechen, verb. irreg. neutr. ( S. Kriechen,) welches das
Hülfswort seyn erfordert. 1) Hinein kriechen, doch nur in einigen
wenigen Fällen. Er mußte einkriechen, in das Gefängniß wandern, im
gemeinen Leben. Aus- und einkriechen. 2) Verkürzet werden, einlaufen.
Leder kriechet ein, wenn es naß wird. Das Tuch ist in der Farbe gar
sehr eingekrochen.
Einkünfte (W3) [Adelung]
Die Einkünfte, sing. inus. dasjenige, was einkommt, der Ertrag, die
Nutzung. Viele Einkünfte haben. Von seinen Einkünften leben. Seine
Einkünfte wollen nicht viel sagen. Die Einkünfte, des Landesherren,
die der Landesherr hat oder genießet. Die Einkünfte eines Landes,
eines Gutes u. s. f. von dem Lande, von dem Gute. Im Nieders. Upkome,
Upkumst, Upkumft, Inkumst, im Schwed. Afkomst, Inkomst, sonst auch das
Einkommen. S. Einkommen.
Einkütten (W3) [Adelung]
Einkütten, S. Einkitten.
Einladen (W3) [Adelung]
Einladen, verb. irreg. act. S. Laden. 1) Von laden, onerare, als eine
Last in einen Ort bringen. Waaren einladen, in das Schiff. Waaren ein-
und ausladen. 2) Von laden, invitare, in einen Ort laden, d. i.
höflich rufen. Gäste einladen. Jemanden zu einem Gastmahle, zu einem
Besuche, zu dem Abendessen einladen. Zu einer Hochzeit eingeladen
werden. In dieser ganzen zweyten Bedeutung ist es im Oberdeutschen und
der anständigen Schreibart der Hochdeutschen am üblichsten. In dem
täglichen Umgange der letztern sind statt desselben bitten und
invitiren gewöhnlicher. Inladen kommt in dieser Bedeutung schon bey
dem Notker vor. Der Einlader ist im Oberdeutschen so viel als ein "Hochzeitbitter". Figürlich, Bewegungsgründe zum Genusse darbiethen,
reitzen. Die Freundschaft zu welcher wir von der Natur eingeladen
werden, Gell. Die einladenden Schatten, Klopst.
Einladung (W3) [Adelung]
Die Einladung, plur. die -en, die Handlung des Einladens, in beyden
Bedeutungen, besonders in der zweyten. Eine höfliche Einladung. Ich
komme auf deine Einladung. Daher das Einladungsschreiben, worin man
jemanden einladet.
Einlage (W3) [Adelung]
Die Einlage, plur. die -n, von dem Verbo einlegen. 1. Die Handlung
des Einlegens oder Hineinlegens; in welchem Verstande die Kramer und
kramenden Handwerker das Einlegen ihrer Waaren gegen Abend zuweilen
die Einlage nennen. In den übrigen Fällen ist Einlegung üblicher. 2.
Was eingeleget wird, oder eingeleget worden. 1) Was hinein geleget
wird. (a) Die Einlage eines Briefes, eines Packetes, was in einen
Brief, in ein Packet mit hinein geleget wird; im gemeinen Leben, nach
dem Vorgange der Niedersachsen, die Inlage. (b) Derjenige
Theil eines zusammen gelegten Stückes Waare, welcher in dem Innern zu
liegen kommt, führet gleichfalls den Nahmen der Einlage, im Gegensatze
des Umschlages. (c) Geld, welches zu einem Gebrauche ein- oder
zusammen geleget wird. Die Einlage in die Lotterie. 2) Was einwärts
geleget wird, in welchem Verstande in den Marschländern, die Einlage
ein Deich ist, der um einen Bruch einwärts gegen das Land gezogen
wird, im Gegensatze der Auslage, welche sich nach dem Wasser zu
erstrecket. 3. Das Recht, Bier oder Wein einzulegen, und die Abgabe,
welche dafür an die Obrigkeit entrichtet wird, in einigen Gegenden.
Einlager (W3) [Adelung]
Das Einlager, des -s, plur. inus. das Lager, d. i. der Aufenthalt in
oder an einem Orte. Besonders verstand man in den mittlern Zeiten
unter dem Einlager diejenige Art des Arrestes oder der Geißelschaft,
nach welcher der Schuldner, in Ermangelung der Bezahlung, in einer von
dem Gläubiger ihm angewiesenen öffentlichen Herberge erscheinen, und
nicht von dannen gehen mußte, bis er seinen Gläubiger befriediget
hatte. Dieser Gebrauch, welcher noch in Schleßwig und andern
Niedersächsischen Gegenden anstatt des Wechselrechtes üblich ist, hieß
auch der Eintritt, das Leistungsrecht, und im mittlern Lateine,
Intrada, Obstagium, Jacentia. Das Einlager halten. Sich zu dem
Einlager verbindlich machen. S. J. P. Cassels Bremensia Th. 2, S. 19
f. J. F. Hansens Staatsbeschreibung des Herzogthumes Schleßwig, S. 298
f.
Einländer (W3) [Adelung]
Der Einländer, S. Inländer.
Einländisch (W3) [Adelung]
Einländisch, adj. et adv. was innerhalb eines Landes geschiehet, oder
in demselben entsprossen ist, in Beziehung auf dieses Land; im
Gegensatze des ausländisch. Einländische Waaren, Producte. Ein
einländischer Krieg, ein innerlicher, bürgerlicher Krieg.
Anm. Ein
stehet hier unläugbar für in, so fern diese Präposition die dritte
Endung erfordert. Billig sollte daher dieses Wort nach dem Beyspiele
der Niedersachsen inländisch lauten. Statt desselben ist im
Oberdeutschen und Niedersächsischen auch hierländisch und
binnenländisch üblich. In der letztern Mundart ist Inland und Ingeland
ein innerhalb eines Gebiethes oder Bezirkes gelegenes Stück Landes, im
Gegensatze des Auslandes oder Usgelandes.
Einlangen (W3) [Adelung]
Einlangen, verb. reg. welches in doppelter Gattung angetroffen wird.
1) Als ein Activum, für einreichen, hinein langen, hinein geben, im
gemeinen Leben. Eine Schrift, eine Klage einlangen, sie bey der
Obrigkeit eingeben. 2) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, in
einen Ort gelangen, eintreffen, auch nur im gemeinen Leben. Er ist
noch nicht eingelangt, besser angelangt. Es sind Beschwerden, Klagen
eingelangt, eingegangen. So auch die Einlangung, in beyden
Bedeutungen.
Einlaß (W3) [Adelung]
Der Einlaß, des -sses, plur. die -lässe. 1) Die Handlung des
Einlassens, in einigen Fällen; ohne Plural. Bis zehn Uhr ist Einlaß,
so lange wird man noch in die Stadt gelassen. Daher das Einlaßgeld,
welches man nach geschlossenen Thoren für den Einlaß bezahlet. 2) Ein
kleines Nebenthor in den Städten, Fußgänger einzulassen, damit das
große Thor nicht geöffnet werden darf.
Einlassen (W3) [Adelung]
Einlassen, verb. irreg. act. S. Lassen. 1) Hinein fließen lassen. In
diesem Verstande wird die Sohle in den Salzwerken eingelassen, wenn
man sie aus der Siedepfanne in die Wärmpfanne fließen lässet. 2)
Herein gehen lassen, nach Öffnung der Thür oder Wegräumung der
Hindernisse den Eingang verstatten. Jemanden einlassen, in das Zimmer,
in das Haus, in die Stadt. Man will uns nicht einlassen, man verwehret
uns denEingang. Die Truppen näherten sich der Stadt, allein man ließ
sie nicht ein. 3) Versenken, bey verschiedenen Arbeitern. Klammern in
Stein einlassen und mit Bley vergießen. Eine Schraube einlassen, ihren
Kopf so tief in das Holz oder Metall versenken, daß er mit dem
letztern eine ebene Fläche macht. Ein eingelassener Kopf, tete perdue,
der auf solche Art eingesenkte Kopf eines Nagels; einer Schraube u. s.
f. 4) Sich mit jemanden in ein Gespräch, in eine Unterredung, in einen
Handel einlassen, ein Gespräch u. s. f. mit ihm anfangen und
fortsetzen. Sich in eine Schlacht, in einen Proceß einlassen. Ich mag
mich in diese Sache nicht einlassen. Ich lasse mich mit ihm nicht ein,
habe nichts mit ihm zu schaffen. Sich auf eine Klage einlassen, in den
Rechten, sich darüber erklären, darauf antworten. Laß dich darauf
nicht ein, bewillige solches nicht, gib dich damit nicht ab. Auf
solche Fragen lasse ich mich nicht ein, ich beantworte sie nicht. So
auch die Einlassung.
Einlauf (W3) [Adelung]
Der Einlauf, des -es, plur. inus. das Einlaufen. Der Einlauf eines
Schiffes in den Hafen. Einem Schiffe den Einlauf verwehren.
Einlaufen (W3) [Adelung]
Einlaufen, verb. irreg. neutr. ( S. Laufen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert. 1. Hinein laufen; doch nur in einigen Fällen. 1) Eine
Kugel einlaufen lassen, sie in den Flintenlauf rinnen lassen. 2) Mit
dem Schiffe in den Hafen einlaufen, in den Hafen segeln. Das Schiff
will einlaufen. 3) Im gemeinen Leben läuft ein Hengst ein, wenn man
ihn frey unter den Stuten herum gehen lässet, und er sie bespringen
kann wenn er will; welche Art des Beschälens dem Beschälen aus der
Hand entgegen gesetzet ist. 4) Für eingehen, anlangen. Es sind eben
nicht die besten Nachrichten eingelaufen. Es lief eine Menge Klagen
wider ihn ein. Die eingelaufenen Briefe melden, daß u. s. f. 2.
Zusammen laufen, einkriechen, verkürzet werden. Das Tuch läuft ein,
wenn es naß wird. Bey den Buchdruckern läuft eine Schrift, eine
Materie ein, wenn sie weniger Raum einnimmt, als bey der ersten
Auflage, oder als in der Handschrift; im Gegensatze des Auslaufens.
Einlaugen (W3) [Adelung]
Einlaugen, verb. reg. act. in die Lauge legen, mit Lauge beitzen.
Garn, Wäsche, Leinwand einlaugen. Daher die Einlaugung.
Einlaut (W3) [Adelung]
Einlaut, -er, -este, adj. et adv. welches nur an einigen Orten
figürlich für einförmig üblich ist. Der Hof lebet sehr stille und
einlaut.
Einläuten (W3) [Adelung]
Einläuten, verb. reg. act. den Anfang einer Sache durch Läuten
verkündigen. Ein Fest einläuten. Die Messe einläuten. Im gemeinen
Leben bedeutet einläuten, absolute, oft auch zur Kirche läuten. Man
hat schon eingeläutet. Daher die Einläutung.
Einlegen (W3) [Adelung]
Einlegen, verb. reg. act. 1. Hinein legen, in einen Ort legen. 1)
Eigentlich. Holz einlegen, in den Ofen. Feuer einlegen, in ein
Gebäude. Geld einlegen, in das Becken, in die Büchse, in die Lotterie
u. s. f. Daher das Einlegegeld, dasjenige Geld, welches die Innungen
in manchen Fällen dem gemeinen Wesen entrichten; z. B. die Fleischer
für die Fleischbänke. Stockfisch, Häringe einlegen, sie in Wasser
legen. In dem Bergbaue heißen diejenigen Register, welche der
Schichtmeister zu gewissen Zeiten in das Bergamt einleget, die
Einlegeregister.2) Figürlich. (a) Zum künftigen Gebrauche in einen
Ort, oder in eine andere Materie legen. Bier, Wein einlegen, es in den
Keller legen und aufbehalten. Wälsche Nüsse, Rüben u. s. f. in Sand
einlegen. Gurken einlegen, in Essig legen. Fleisch einlegen, es in
Salz oder Essig legen. Waaren bey jemanden einlegen, sie zur
Verwahrung bey ihm niederlegen. (b) Zur Fortpflanzung in die Erde
legen, in welchem Verstande das Einlegen eine Art der Baumvermehrung
ist, S. Ablegen, Senken. Ein Reis einlegen. Reben einlegen. Daher der
Einleger, ein eingelegter Rebe. (c) Eingelegte Arbeit, eine künstliche
Arbeit, da allerley Figuren in Elfenbein, Holz, Metall, Steine u. s.
f. ausgeschnitten, in die Vertiefungen einer andern Materie gelegt,
und in derselben befestiget werden. In Holz, in Stein, in Eisen, in
Stahl einlegen, ausgeschnittene Stücke einer andern Materie darin
befestigen. Mit Elfenbein, Bernstein, Gold, Silber, "Marmor" einlegen, die einzulegenden Stücke aus diesen Materien bereiten. Eingelegte Arbeit verfertigen. (d) Soldaten zur Besetzung einlegen, in eine
Stadt. Es sind sechs Mann Wache bey ihm eingeleget worden. Sich bey
jemanden einlegen, eigenmächtig bey ihm das Quartier nehmen. (e) Im
Bergbaue leget man sich an einem Gebirge ein, wenn man daselbst
anfängt zu schürfen. (f) Bey den Jägern leget sich der Leithund in das
Hängeseil ein, wenn er dasselbe straff anziehet. (g) Ein gutes Wort
für jemanden einlegen, zu seinem Besten reden. Legen sie eine Fürbitte
für mich ein. (h) Lob, Ehre, Schande mit etwas einlegen, erwerben.
Damit wirst du nicht viel Ehre einlegen.2. Zusammen legen, einwärts
legen. Ein Messer einlegen, ein Einschlagemesser zusammen legen. Daher
ein Einlegemesser, ein Einlegelöffel, die auf solche Art eingeleget
werden können. Ein Stück Waare einlegen, es zusammen legen. Die Kramer
legen ihre Waaren ein, wenn sie solche zusammen legen, wegräumen, und
ihre Bude oder ihren Laden zumachen; im Gegensatze des Auslegens. Er
hat schon eingelegt, d. i. seinen Laden, seine Bude zugemacht. Daher
einlegen oft so viel ist als zu Grunde gehen, in Verfall der Nahrung
gerathen.So auch die Einlegung, plur. inus. in allen obigen
Bedeutungen.
Einleger (W3) [Adelung]
Der Einleger, des -s, plur. ut nom. sing. S. Einlegen 1. 2).
Einleiben (W3) [Adelung]
* Einleiben, verb. reg. act. ein veraltetes Wort, für einverleiben,
welches noch Ephes. 3, 6, vorkommt: Die Heiden sind mit eingeleibet
und Mitgenossen der Verheitzung in Christo. S. Einverleiben.
Einleimen (W3) [Adelung]
Einleimen, verb. reg. act. vermittelst eines Leimes in etwas
befestigen. Einen Zapfen einleimen. Daher die Einleimung.
Einleiten (W3) [Adelung]
Einleiten, verb. reg. act. in einen Ort leiten, oder begleiten,
einführen. Und ward - herrlich empfangen und eingeleitet mit Fackeln
und großem Triumph, 2 Macc. 4, 22; welche Bedeutung doch im
Hochdeutschen veraltet ist, wo man dieses Wort nur figürlich
gebraucht. Er wußte die Sache so einzuleiten, daß er seine Absicht
völlig erreichte, so vorzubereiten und zu lenken. Ich habe es schon so
eingeleitet, daß es dir nicht fehl schlagen kann. Schwedisch inleda.
Einleitung (W3) [Adelung]
Die Einleitung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Einleitens, in der
letzten Bedeutung des Verbi, denn in der ersten eigentlichen ist es
gleichfalls veraltet; ohne Plural. 2) Die Anleitung zu einer Sache,
der Unterricht, und die Schrift, welche solchen enthält; in welchem
Verstande dieses Wort auf den Titeln vieler Bücher vorkommt.
Einleitung in die Rechtsgelehrsamkeit, in die Naturkunde, in die
Bergwerkswissenschaft u. s. f. 3) Die Vorbereitung zu einem
nachfolgenden Vortrage, und da ist die Einleitung bey Schriften,
Abhandlungen u. s. f. das, was bey einer Rede der Eingang ist.
Einlenken (W3) [Adelung]
Einlenken, verb. reg. Es ist, 1) ein Activum, durch Lenken in die
gehörige Lage bringen. Ein verrenktes Glied wieder einlenken. 2) Ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, durch Lenken in einen Raum, in
einen Ort gelangen. So lenkt der Fuhrmann mit dem Wagen ein, wenn er
die Pferde wieder in den Weg lenket, aus welchem sie geschritten
waren. Daher die figürliche R. A. wieder einlenken, von einer
Ausschweifung im Reden wieder auf die Hauptsache kommen; ingleichen,
von einersittlichen Ausschweifung wieder zur Tugend zurück kehren. So
auch die Einlenkung in beyden Gattungen.
Einlesen (W3) [Adelung]
Einlesen, verb. irreg. act. ( S. Lesen,) bey den Webern, die Fäden
bey dem Aufzuge in Ordnung bringen. Daher das Einlesebretchen, ein
längliches Bret der Kattunweber mit zwanzig Löchern, wodurch die Fäden
auf den Scherrahmen geleitet werden. S. Lesen. Im Oberdeutschen
bedeutet einlesen auch so viel als einsammeln. Früchte, Obst, Wein
einlesen.
Einleuchten (W3) [Adelung]
Einleuchten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, mit seinem
Lichte in einen Ort bringen; doch nur in figürlicher Bedeutung, für
klar und deutlich werden, in welchem Verstande dieses Wort neuern
Ursprunges ist. Wenn dir meine Gründe nicht einleuchten. Ein
einleuchtender Beweis. Das ist sehr einleuchtend. Das natürlichste
leuchtet uns immer am spätesten ein, Less.
Einlieben (W3) [Adelung]
Einlieben, verb. reg. recipr. welches im Hochdeutschen ganz
ungewöhnlich ist, und nur bey dem Opitz für beliebt machen vorkommt.
Sollte nicht diese edle Stadt würdig seyn, daß die besten Gemüther
sich bey derselben einzulieben und ihre Gunst zu erwerben möglichen
Fleiß und Sorge trügen?
Einliefern (W3) [Adelung]
Einliefern, verb. reg. act. in einen Ort liefern, im gemeinen Leben.
Geld, Getreide einliefern. Man hat die Briefe, die Waaren noch nicht
eingeliefert. Daher die Einlieferung.
Einliegen (W3) [Adelung]
Einliegen, verb. irreg. neutr. ( S. Liegen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, aber nur in einigen gemeinen Mundarten üblich ist, zur
Miethe wohnen. Bey einem einliegen. Daher der Einlieger, des -s, plur.
ut nom. sing. in Niedersachsen, ein Einwohner, der kein eigenes Haus
hat, der nur bey andern zur Miethe wohnet; ein Häusler, Beysaß, Inste,
Insaß. Im Bergbaue wird auch der Hüttenwächter ein Einleger genannt.
Einlochen (W3) [Adelung]
Einlochen, verb. reg. act. bey den Zimmerleuten, ein Loch in etwas
machen; größten Theils absolute. Daher die Einlochung.
Einlogiren (W3) [Adelung]
Einlogiren, (sprich einloschiren,) verb. reg. act. von dem Nebenworte
ein und dem Franz. loger, im gemeinen Leben. Sich bey jemanden
einlogiren, sein Logis bey ihm nehmen. Einen Freund bey jemanden
einlogiren, ihn zu ihm in das Logis bringen. So auch die Einlogirung.
S. Logiren.
Einlösen (W3) [Adelung]
Einlösen, verb. reg. act. los machen und in seine Verwahrung bringen,
doch nur von Pfandstücken. Ein Pfand einlösen, durch Erlegung des
Pfandschillinges es wieder in seine Gewalt bringen. Ein verpfändetes
Gut einlösen. Daher die Einlösung.
Einlöthen (W3) [Adelung]
Einlöthen, verb. reg. act. vermittelst eines Lothes, d. i. leicht
flüssigen Metalles, in etwas befestigen. Einen abgebrochenen Fuß
wieder einlöthen. Daher die Einlöthung.
Einmachen (W3) [Adelung]
Einmachen, verb. reg. act. hinein machen; größten Theils nur in
einigen besondern Fällen. 1) In ein Packer einmachen, in ein Packet
zusammen bringen. Handschuhe in ein Papier einmachen, einwickeln. Ein
Buch einmachen, bey den Buchbindern, es in der Pergamentdecke
befestigen. Einen Haarbeutel einmachen, einbinden. 2) In einen andern
Körper legen und aufbewahren. Früchte einmachen, sie in gesottenen
Zucker oder Honig legen; candiren. Eingemachte Früchte, eingemachtes
Obst, eingemachter Ingber u. s. f. In weiterer Bedeutung wird dieses
Wort im Oberdeutschen auch für einsalzen und einbökeln gebraucht.
Fleisch, Fische einmachen. Fleisch einmachen ist auch in den
Hochdeutschen Küchen, es in einer kräftigen Brühe dämpfen lassen. 3)
Den Teig einmachen, ihn mit Wasser kneten. Kalk einmachen, ihn vom
Wasser durchdringen lassen. So auch die Einmachung.
Einmähdig (W3) [Adelung]
Einmähdig, adj. et adv. in der Landwirthschaft, was nur Ein Mahl
gemähet werden kann, einhauig. Einmähdige Wiesen, im Gegensatze der
zwey- und dreymähdigen.
Einmahl (W3) [Adelung]
Einmahl, ein Umstandswort der Zeit, welches mit dem Hauptworte Mahl
und dem Worte ein zusammen gesetzet ist, und dessen verschiedene
Bedeutungen von dem verschiedenen Gebrauche des letztern herrühren.I.
So fern ein das Zahl- und Beywort ist, hat einmahl (richtiger
getrennt, Ein Mahl) den Ton auf der ersten Sylbe. Es ist alsdann,1.
Dem mehr als Ein Mahl entgegen gesetzet. Ich habe ihn in meinem Leben
nur Ein Mahl gesehen. Wir haben es mehr als Ein Mahl gehöret. Das ist
zu viel auf Ein Mahl. Ein Mahl eins ist eins. Das Ein Mahl eins, ein
Täfelchen, welches alle Producte enthält, welche heraus kommen, wenn
man die Einer nach der Reihe mit einander multipliciret; Abacus
Pythagoricus, von dessen Erfinder, dem Pythagoras. Ist das mein
Freund, dem ich mehr als Ein Mahl mein Haus und mein Vermögen
angebothen habe? Gell. Ein Glas auf ein Mahl austrinken. Im gemeinen
Leben wird auf Ein Mahl oft für zu Einer Zeit gebraucht. Also fielen
diese sieben auf Ein Mahl, 2 Sam. 21, 9. Er schlug acht hundert auf
Ein Mahl, Kap. 23, 8. Ingleichen für plötzlich, schnell. Auf Ein Mahl
kam ein Blitz. Alles war still; auf Ein Mahl entstand ein Lärmen. In
welchem Falle die Niedersachsen mit Ein Mahl und mit Eins sagen. Ein
Mahl für alle Mahl, oder Ein für alle Mahl, ist eine gleichfalls in
der Sprache des täglichen Umganges übliche Formel, den Nachdruck einer
Versicherung, eines Verbothes, eines Befehles zu vermehren. Ich sage
es dir Ein Mahl für alle Mahl. Ich befehle, verbiethe es dir Ein Mahl
für alle Mahl. In dieser ganzen Bedeutung wird es richtiger getrennt,
als zusammen gezogen geschrieben, weil hier weiter nichts als die
gewöhnliche Verbindung eines Adjectivi mit seinem Substantivo ist,
auch keine hervor stehende Figur die Zusammenziehung erfordert. S.
Mahl, ingleichen in der Orthographie die Lehre von der
Zusammensetzung. Es erhellet dieses unter andern auch daraus, weil
beyde Wörter zuweilen ordentlich decliniret werden können und müssen.
Daß er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben zu Einem Mahle,
Röm. 6, 10. Und ward mit Einem Mahl erweicht, Gell. Wo um des größern
Nachdruckes willen oft noch das einzig eingeschaltet wird. Ich habe
ihn nur ein einziges Mahl gesehen. Da Ein hier das bestimmte Zahlwort
ist, so schreibt man es auch gern mit einem großen Buchstaben, S.
Ein.2. Nach einer besondern Figur wird dieses Umstandswort zuweilen
gebraucht, bloß den Nachdruck eines Satzes zu verstärken, doch mit
einem Nebenbegriffe, der sich besser empfinden als beschreiben lässet.
Es ist nun Einmahl geschehen. Was Einmahl geschehen ist, läßt sich
nicht ändern. Er liebt sie, das ist Einmahl gewiß. Wenn man Einmahl in
Gesellschaft ist, so kann man nicht zu aufgeweckt seyn. Da du es
Einmahl hast, so kannst du es behalten. Weil ich doch Einmahl auf dem
Wege bin, so will ich ihn besuchen. Es ist nun Einmahl nicht anders.
Er ist nun Einmahl mein Freund nicht. Zuweilen verräth dieser Ausdruck
einen gebietherischen Stolz. In dem Lustspiele Doris, oder die
zärtliche Schäferinn, sagt Tiren: Ich schenk' ihn aber dir; und
Einmahl lieb' ich dich. Doris antwortet darauf: Und Einmahl lieb' ich
dich? Tiren, darf ich wohl fragen, Was willst du eigentlich mit diesen
Worten sagen? Du dünkst dich, wie mir scheint, gewiß nichts schlechts
zu seyn. Und Einmahl lieb' ich dich! Was bildst du dir denn ein? Da
hier eine wahre Figur Statt findet, so ist die Zusammenziehung hier
eher zu billigen. Auch das große E läßt sich hier vertheidigen, wäre
es auch nur, dieses Nebenwort dem Tone und der Bedeutung noch von dem
folgenden zu unterscheiden.So wie das Beywort Ein oft in Rücksicht auf
die andern gebraucht wird, so beziehet sich auch Ein Mahl zuweilen auf
das andere Mahl; wo denn wieder keine Zusammenziehung Statt findet. So
wenig als in dem andern Mahl. Ein Mahl reden sie so verliebt, daß man
erschrickt, und das andere Mahl so gleichgültig, als wenn sie mich zum
ersten Mahle sähen, Gell. Ein Mahl ist er glücklich, das andere Mahl
ist er unglücklich. Ein Mahl über das andere, d. i. mehrmahls schnell
hinter einander. Ich besinne mich, ihn Ein oder das andere Mahl
gesehen zu haben, einige Mahle.II. So fern aber ein der unbestimmte
Artikel ist, hat das Umstandswort einmahl den Ton auf der letzten
Sylbe. Es bezeichnet alsdann eine unbestimmte Zeit, sie mag nun
vergangen, zukünftig oder gegenwärtig seyn. 1. Eine vergangene
unbestimmte Zeit. Es war einmahl ein Mann, der gewöhnliche Anfang der
Feen-Mährchen. Er sagte einmahl zu mir, er hätte dich nie gekannt. Ich
habe ihn wohl einmahl gesehen, aber ich weiß nicht wenn. Du hast
einmahl was gehöret, und weißt nicht mehr was. Sollte wohl einmahl
eine Zeit gewesen seyn, da die Menschen vollkommen tugendhaft gelebt
haben? 2. Eine künftige unbestimmte Zeit. Er wird mich schon einmahl
bezahlen. Ich hoffe ihn einmahl wieder zu sehen. Ich will schon
einmahl kommen. Wenn du es einmahl lernen wirst. Was wird ihr Herz
empfinden, wenn es sich einmahl von ihm trennen soll? Gell. S. Einst,
Dereinst, Dermahleinst, welche auf ähnliche Art gebraucht werden. 3.
Eine gegenwärtige, aber doch unbestimmte Zeit. 1) Den Nachdruck des
endlich zu verstärken, oder dieses Wort zu ersetzen. Kommst du endlich
einmahl? Damit ich endlich einmahl schließe. Läßt du dich auch einmahl
hören? 2) Oft, besonders in der vertraulichen Sprechart, wird es gern
den Imperativen zugesellet, und verstärket alsdann den Nachdruck
derselben. Hören sie einmahl, was die Leute dazu sagen. Kommen sie
doch einmahl her. Stelle dir einmahl vor. Laß einmahl sehen, ob ich
mir von deiner Lehrbegierde viel zu versprechen habe. 4. Figürlich
begleitet dieses Nebenwort gerne die verneinenden Wörter, und druckt
alsdann das tantum abest der Lateiner aus. Wie sollte ich es
verstanden haben? ich habe es nicht einmahl gehöret. Ich kenne ihn
noch jetzt nicht einmahl recht genau. Und hatte nicht einmahl sauer
dazu gesehen, 1 Sam. 3, 13. Ach, ich mag nicht einmahl sagen, was er
sagt. Weiße. Dieß alles sagst du mir und wirst nicht einmahl roth?
Gell. wo aber der Ton irrig auf dem ein lieget.
Anm. Das Zahlwort Ein
Mahl heißt bey dem Ottfried einaz, bey spätern Schriftstellern ein
Fahrt, ein Stund u. s. f. S. Mahl und Eins. Für das unbestimmte
Umstandswort der künftigen Zeit gebraucht Kero eonasdre, ein Alter, d.
i. eine unbestimmte Zeit.
Einmahlig (W3) [Adelung]
Einmahlig, adj. von dem Zahlworte Ein Mahl, was nur Ein Mahl
geschiehet, im gemeinen Leben.
Einmahnen (W3) [Adelung]
Einmahnen, verb. reg. act. durch Mahnen eintreiben, in seine Gewalt
zu bekommen suchen; besonders von geborgten Sachen.
Schulden einmahnen. Wenn einer seinem Nächsten etwas borget, der solls
- nicht einmahnen, 5 Mos. 15, 2. Von einem Fremden magst du es
einmahnen, V. 3. Daher die Einmahnung.
Einmännisch (W3) [Adelung]
Einmännisch, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein und Mann, auf Einen
Mann, d. i. auf Eine Person, im gemeinen Leben, im Gegensatze des
zweymännisch. Ein einmännisches Bett, in Obersachsen, worin nur eine
Person schlafen kann; in andern Gegenden ein einschläferiges,
einspänniges Bett. Ein einmännischer Kübel, in dem Bergbaue, ein
Kübel, der von einer einzigen Person aus der Grube gefördert werden
kann. Ein einmännischer Tuchmacher, ein Tuchmacher von der Art derer,
da nur Einer an einem Stücke wirket. S. Zweymännisch.
Einmarken (W3) [Adelung]
Einmarken, verb. reg. act. welches nur in einigen gemeinen Mundarten,
besonders Oberdeutschlandes, für einkaufen üblich ist. Daher die
Einmarkung. S. Marken.
Einmarschiren (W3) [Adelung]
Einmarschiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, hinein
marschiren. Die Truppen sind noch nicht einmarschiret, in die Stadt.
Daher der Einmarsch, des -es, plur. die -märsche. S. Marschiren.
Einmaß (W3) [Adelung]
Das Einmaß, des -es, plur. inus. in der Landwirthschaft, der Abgang
an aufgeschüttetem Getreide, welcher durch Eintrocknung, mehrmahliges
Messen u. s. f. verursacht wird. Einmaß ist der allgemeine Ausdruck;
Bodenriß, Fruchtschrumpf, Mäusefraß u. s. f. bezeichnen besondere
Arten desselben. S. Einmessen.
Einmauern (W3) [Adelung]
Einmauern, verb. reg. act. 1) Mit Stein und Kalk in einer Mauer
befestigen. Einen Stein mit einmauern. Eine eingemauerte Aufschrift.
2) Mit einer Mauer umgeben, mit einer Mauer umschließen, vermauern.
Einen Schatz einmauern. Einen Verbrecher einmauern, auch figürlich,
ihn auf Lebenszeit zu einer engen Gefangenschaft verurtheilen. Daher
die Einmauerung.
Einmeischen (W3) [Adelung]
Einmeischen, verb. reg. act. bey den Bierbrauern. Malz einmeischen,
siedendes Wasser auf dasselbe gießen, die Kraft aus demselben heraus
zu ziehen. S. Meisch. Daher die Einmeischung.
Einmeißeln (W3) [Adelung]
Einmeißeln, verb. reg. act. mit dem Meißel hinein bringen. Ein Loch
einmeißeln, in einen Stein. Daher die Einmeißelung.
Einmengen (W3) [Adelung]
Einmengen, verb. reg. act. hinein mengen. Futter für das Vieh
einmengen, es mit Wasser vermengen. Auch figürlich. Er will sich in
alles einmengen. So auch die Einmengung.
Einmessen (W3) [Adelung]
Einmessen, verb. irreg. act. S. Messen. 1) Hinein messen, messen und
in ein Behältniß schütten. Getreide, Erbsen u. s. f. einmessen, es
messen und in Fässer, Säcke u. s. f. thun. Den Wein, das Bier
einmessen, in ein Geschirr. 2) Im Messen vermindert werden oder bey
wiederhohltem Messen weniger befunden werden als zuvor; als ein
Reciprocum. Das Korn hat sich sehr eingemessen. S. Einmaß. Daher die
Einmessung in der ersten Bedeutung.
Einmiethen (W3) [Adelung]
Einmiethen, verb. reg. act. in eine Miethe bringen, zur Miethe in
einen Ort, in eine Wohnung bringen. Er hat seinen Freund bey mir
eingemiethet, er hat ein Logis für ihn bey mir gemiethet. Sich bey
jemanden einmiethen. Sich in einen Wald einmiethen, sich vermittelst
einer Abgabe, welche an einigen Orten auch die Einmiethe genannt wird,
die Erlaubniß erkaufen, Brennholz aus demselben hohlen zu dürfen.
Daher die Einmiethung.
Einmischen (W3) [Adelung]
Einmischen, verb. reg. act. hinein mischen, doch mehr in figürlichem
als eigentlichem Verstande. Verse mit in eine Rede ein-mischen. Er
mischt allerley Mährchen mit ein. Er mischt sich überall mit ein. In
die Sache mag ich mich nicht mit einmischen. Mußtest du dich eben mit
in unser Gespräch einmischen. So auch die Einmischung. S. Mischen.
Einmünzen (W3) [Adelung]
Einmünzen, verb. reg. act. in Münze verwandeln. Gold, Silber
einmünzen. Ingleichen, in neue Münze verwandeln. Abgesetzte Geldsorten
einmünzen. Daher die Einmünzung.
Einmuth (W3) [Adelung]
Die Einmuth, plur. car. die Übereinstimmung des Gemüthes. Sie gingen
mit großer Einmuth zu Werke.
Einmuthen (W3) [Adelung]
Einmuthen, verb. reg. act. welches nur noch im gemeinen Leben üblich
ist, um die Aufnahme in eine Zunft oder Gesellschaft bitten. Sich bey
einer Zunft, bey einer Innung, bey einem Gewerke einmuthen, bey den
Handwerkern. Daher die Einmuthung. Die Einmuthung thun, verrichten. S.
Muthen.
Einmüthig (W3) [Adelung]
Einmüthig, -er, -ste, adj. et adv. von dem Zahlworte ein, Einmuth
habend, Einmuth verrathend, dem Gemüthe nach einstimmig. Einmüthige
Eheleute, Einmüthige Bürger. Am häufigsten als ein Nebenwort. Sie
leben sehr einmüthig mit einander. Eine Sache einmüthig beschließen.
Das Oberdeutsche einmüthiglich, welches noch so oft in der Deutschen
Bibel vorkommt, ist im Hochdeutschen veraltet. Da huben sie ihre
Stimme auf einmüthiglich, Apostg. 4, 24.
Anm. Dieses einmuatlicho kommt
schon bey dem Kero vor, allein er gebraucht es für schlechthin,
simpliciter. In der heutigen Bedeutung lautet in einer Thüringischen
Urkunde von 1355 eynmudeclichen. Einmuate, einmuotigo, ainmutich,
finden sich schon bey dem Ottfried, Notker, und Stryker.
Einmüthigkeit (W3) [Adelung]
Die Einmüthigkeit, plur. car. die Einmuth, Übereinstimmung des
Gemüthes, als ein Zustand oder eine Fertigkeit betrachtet. Es
herrschet eine außerordentliche Einmüthigkeit unter ihnen. Die Sache
wurde mit großer Einmüthigkeit beschlossen und ausgeführet.
Einnähen (W3) [Adelung]
Einnähen, verb. reg. act. 1) Hinein nähen, mit Nadel und Zwirn in
etwas befestigen. Einen Ärmel einnähen, in den Rumpf des Hemdes, in
das Kleid. Geld einnähen, in die Kleider. Eine Kindermörderinn
einnähen, in einen Sack. 2) Figuren in etwas nähen, welches auch
ausnähen genannt wird. Blumen, Laubwerk einnähen. Eingenähete Arbeit.
3) Enger nähen. Das Kleid ist zu weit, man muß es einnähen. So auch
die Einnähung.
Einnahme (W3) [Adelung]
Die Einnahme, plur. die -n, von dem Verbo einnehmen. 1. Die Handlung
des Einnehmens; ohne Plural. 1) Von der Besitznehmung eines Ortes oder
Landes. Die Einnahme einer Stadt, eines Schlosses, eines Landes. Die
Einnahme dieses Ortes hat vieles Blut gekostet. 2) Von der Einnehmung
des Geldes, der Früchte u. s. f. Wer hat die Einnahme? wer nimmt das
Geld in Verwahrung? 2. Was eingenommen wird, in der 5ten Bedeutung des
Verbi, Geld und andere bewegliche Güter, welche man einnimmt,
Einkünfte. Viele, wenige Einnahmen haben. Er hat gute Einnahme. Haben
sie heute gute Einnahme gehabt? Die Ausgabe übersteiget die Einnahme.
Seine Einnahme vermehren. Ingleichen die Rechnung, welche man über die
Einnahme führet. Etwas mit in die Einnahme bringen. 3. Der Ort, wo
Geld eingenommen wird, im gemeinen Leben. Daher die Geleitseinnahme,
Steuereinnahme, Accis-Einnahme u. s. f.
Einnehmen (W3) [Adelung]
Einnehmen, verb. irreg. act. ( S. Nehmen,) hinein nehmen; doch in
verschiedenen besondern Fällen und mit allerley Nebenbegriffen. 1. Von
außen herein nehmen. Die Segel einnehmen, einziehen. Die Wäsche
einnehmen, sie herein nehmen. 2. In sich nehmen. 1) Eigentlich. (a)
Arzeneyen einnehmen, Pulver, Pillen, Tropfen einnehmen. Er nimmt nicht
gern ein, nehm-
lich Arzeney. Gift einnehmen. (b) Das Mittagmahl einnehmen, die
Mahlzeit einnehmen, sagt man von dem Speisen vornehmer Personen. Das
Frühstück bey jemanden einnehmen. (c) Einen Gestank, einen üblen
Geruch einnehmen, ihn einziehen. 2) Figürlich. (a) Stachelreden,
bittere Vorwürfe, harte Beschuldigungen einnehmen, sie geduldig
anhören. (b) Genau hören. Eine Sache genau einnehmen. Er hat wohl
etwas gehöret, aber er hat es nicht recht eingenommen. Im
Oberdeutschen sagt man auch, einen Bericht, eine Klage, einen Vortrag
einnehmen, für anhören. S. Nehmen. 3. In sein Haus, in seine Wohnung
nehmen. Es will ihn niemand einnehmen, in sein Haus, entweder als
einen Gast, oder zur Miethe. Einen Gast einnehmen. Jemanden zur Miethe
einnehmen. Nimmst du einen Fremden zu dir ein, so wird er dir Unruhe
machen, Sir. 11, 35. Ingleichen, Besatzung einnehmen, in die Stadt.
Die Stadt weigerte sich, die Truppen, die Besatzung einzunehmen.
Ballast, neue Vorräthe einnehmen, in das Schiff schaffen. 4. In Besitz
nehmen. 1) Eigentlich. (a) Eine Stadt, ein Land einnehmen, es durch
die Waffen in seine Gewalt bringen. Eine Stadt mit stürmender Hand
einnehmen, sie mit Sturm erobern. Einen Hügel, einen Wald, einen
Posten einnehmen. (b) Einen Platz, einen Raum einnehmen. Eines andern
Stelle einnehmen, sich an seine Stelle setzen: ingleichen figürlich,
sein Amt, seine Würde bekommen, oder doch auf kurze Zeit verwalten. 2)
Figürlich. (a) Mit dem Nebenbegriffe der Ausfüllung. Sein Gefolge nahm
das ganze Haus ein. Der Schrank nimmt das ganze Zimmer ein. Das
Regiment nahm den ganzen Mark mit seinem Gepäcke ein. Der Wein, das
Bier nimmt den Kopf ein, macht trunken oder doch dumm. (b) Die Kräfte
der Seele bestimmen. Sich von jemanden einnehmen lassen, sich von ihm
überreden lassen. Eine einnehmende Beredsamkeit, die uns ganz dahin
reißt. Jemanden mit etwas einnehmen. Er ist ganz von Vorurtheilen
eingenommen. Besonders von Leidenschaften. Ich lasse mich weder von
Freude, noch von Betrübniß einnehmen, Gell. So oft ich ihn im Geist
betrachte, Nimmt ein gewisser Trieb, ein süßer Trieb mich ein, ebend.
Welch freudig Schrecken nimmt mich ein! ebend. (c) In engerer
Bedeutung, sich jemandes Wohlwollen, Neigung und Liebe verschaffen.
Sie ist ganz eingenommen von ihm. Er hat ihn ganz eingenommen. Für
jemanden eingenommen seyn. Jemanden mit seiner Gestalt, mit seiner
Höflichkeit, mit seiner Schmeicheley einnehmen. Er nimmt jedermann
ein. Eine einnehmende Gesichtsbildung. Man mag gleich stumm und
hirnlos seyn, Man seh' nur schön, so nimmt man ein, Gell. 5. In
Empfang nehmen, besonders Geld, und andere bewegliche Güter, die ein
Mittel unserer Nothdurft und Bequemlichkeit sind; in Empfang und
Verwahrung nehmen. Die herrschaftlichen Bedienten nehmen jetzt wenig
ein. Er wendete vor, er müßte Renten einnehmen, 2 Macc. 3, 8. Die den
Zinsgroschen einnehmen, Matth. 17, 24. Zoll, Geleit, Accise einnehmen.
In engerer Bedeutung, Geld für Waaren lösen, Ich habe heute noch
nichts eingenommen. Man nimmt jetzt wenig ein. Ingleichen, Einkünfte,
Einkommen haben. Er nimmt das Jahr über viel ein. S. Einnahme.
Einnehmer (W3) [Adelung]
Der Einnehmer, des -s, plur. ut nom. sing. der da einnimmt; doch nur
in der fünften Bedeutung des Zeitwortes, der dazu gesetzt ist, die
Einkünfte eines andern in Empfang undVerwahrung zu nehmen, in welchem
Verstande die Einnehmer eine Art öffentlicher Bedienten sind;
Einnehmerinn, plur. die -en, dessen Ehegattinn. Ein Geleitseinnehmer,
Zolleinnehmer, Accis-Einnehmer, Steuereinnehmer, Obereinnehmer u. s.
f.
Einnehmung (W3) [Adelung]
Die Einnehmung, plur. inus. die Verrichtung des Einnehmens, in den
meisten Bedeutungen des Verbi, die ausgenommen, wo Einnahme üblicher
ist.
Einnetzen (W3) [Adelung]
Einnetzen, verb. reg. act. durch und durch benetzen. Die Wäsche
einnetzen, wenn sie geplättet werden soll; wofür auch einsprengen
üblich ist. Im Oberdeutschen sagt man auch Stockfische, Häringe u. s.
f. einnetzen, wo die Hochdeutschen einwässern, auswässern u. s. f.
sagen. So auch die Einnetzung.
Einniethen (W3) [Adelung]
Einniethen, verb. reg. act. vermittelst eines Niethes in etwas
befestigen. Daher die Einniethung.
Einnisten (W3) [Adelung]
Einnisten, und dessen Diminut. einnisteln, verb. reg. act.
eigentlich, sein Nest in einen Ort machen; als ein Reciprocum. Die
Schwalben haben sich hier eingenistet. Ingleichen, im gemeinen Leben,
figürlich seine Wohnung heimlich, und gleichsam verstohlner Weise an
einem Ort nehmen, sich heimlich an einem Orte fest setzen. Er hat sich
bey mir eingenistet, oder eingenistelt. Nieders. innesten.
Einnöthigen (W3) [Adelung]
Einnöthigen, verb. reg. act. in sich zu nehmen nöthigen. Man muß ihm
die Arzeney jedes Mahl einnöthigen, durch vieles Bitten einzunehmen
bewegen. Jemanden Speise und Trank einnöthigen. Daher die
Einnöthigung.
Einöde (W3) [Adelung]
Die Einöde, plur. die -n, eine wüste unbewohnte Gegend. In der Einöde
wohnen. Er fand ihn in der Wüsten, in der dürren Einöde, 5 Mos. 32,
10. Da sollen die Städte wüste und die Höhen zur Einöde werden, Ezech.
6, 6. Da in dem bevölkerten Deutschlande die Einöden etwas Seltenes
sind, so gebraucht man im Hochdeutschen dieses Wort am häufigsten
figürlich von wüsten, verfallenen, verwilderten Örtern. Das Haus ist
eine wahre Einöde.
Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried Einoti, bey
dem Notker Einote. Es scheinet sehr natürlich zu seyn, dieses Wort von
öde herzuleiten, zumahl da für Einöde ehedem auch das einfache
Hauptwort Öde üblich war, wie aus dem Gothischen Authids, dem Isländ.
Eide, Audn, dem Schwed. Öde, und dem Holländ. Oode erhellet. Freylich
bleibt alsdann die Bedeutung des Wortes ein noch ein wenig dunkel.
Frisch und andere halten daher die letzte Hälfte dieses Wortes für die
bloße Endung der Abstractorum, und glauben, daß aus Einete, durch
Unwissenheit der Herkunft, Einöde gemacht worden. Einöde würde also
eigentlich die Einsamkeit bedeuten, oder den Zustand da man allein und
von andern Menschen abgesondert ist. Allein diese Bedeutung streitet
doch wider den Gebrauch, da Einöde jederzeit von einer wüsten,
unbewohnten Gegend vorkommt. S. Öde.
Einöhlen (W3) [Adelung]
Einöhlen, verb. reg. act. inwendig mit Öhl benetzen, oder von Öhl
durchdringen lassen. Ein Schloß einöhlen, Leder einöhlen. Daher die
Einöhlung.
Einpacken (W3) [Adelung]
Einpacken, verb. reg. act. in einen Pack bringen. Waaren, Briefe,
Kleider u. s. f. einpacken. Wir haben schon eingepackt. In weiterer
Bedeutung, packt der Kramer ein, wenn er die zur Schau ausgelegten
Waaren wieder an ihren Ort legt. Einpacken, figürlich, für schweigen
müssen, gehöret in die niedrigen Sprecharten. Daher die Einpackung.
Einpappen (W3) [Adelung]
Einpappen, verb. reg. act. mit Pappe, d. i. Kleister in etwas
befestigen. So auch die Einpappung.
Einparthiren (W3) [Adelung]
Einparthiren, verb. reg. act. hinein parthiren, in den niedrigen
Sprecharten. Verbothene Waaren einparthiren, heimlich in ein Land,
oder in einen Ort bringen; im Oberdeutschen einpaschen, einschwärzen.
Daher die Einparthirung, S. Parthiren.
Einpassen (W3) [Adelung]
Einpassen, verb. reg. welches nur im gemeinen Leben üblich ist. Es
ist, 1) ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, genau in eine Öffnung
passen. 2) Ein Activum, einpassen machen. Einen Fuß einpassen, in
einen Schämel. Daher die Einpassung, in der letzten Gattung. S.
Passen.
Einpassiren (W3) [Adelung]
Einpassiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, hinein
passiren, im gemeinen Leben. Es sind heute viele Fremde einpassiret,
in die Stadt, in das Thor. Acht geben was aus- und einpassiret, zum
Thore.
Einpfählen (W3) [Adelung]
Einpfählen, verb. reg. act. mit Pfählen einschließen. Einen Garten,
einen Weinberg einpfählen. Daher die Einpfählung.
Einpfarren (W3) [Adelung]
Einpfarren, verb. reg. act. zu einer Pfarre schlagen; im Gegensatze
des auspfarren. Dieses Dorf ist nach Nischwitz eingepfarret, gehöret
zu der Pfarre Nischwitz. Eingepfarrte Dörfer, die zu einer Pfarre
gehören. Eingepfarrte Einwohner, die Eingepfarrten, die sämmtlichen zu
einer Pfarre gehörigen Personen, die Kirchgenossen, Pfarrkinder,
Pfarrgenossen.
Einpflanzen (W3) [Adelung]
Einpflanzen, verb. reg. act. hinein pflanzen. 1) Eigentlich, in die
Erde pflanzen. Bäume, Gewächse einpflanzen. Daher die Einpflanzung. 2)
Figürlich, eingepflanzt, angeboren, oder doch in dem Gemüthe tief
eingewurzelt, nach einer ziemlich unschicklichen Figur. Ein
eingepflanzter Haß. Die Sünde ist den Menschen von Natur
eingepflanzet.
Einpflöcken (W3) [Adelung]
Einpflöcken, verb. reg. act. mit Pflöcken in etwas befestigen. Daher
die Einpflöckung.
Einpflügen (W3) [Adelung]
Einpflügen, verb. reg. act. 1) Mit dem Pfluge in oder unter die Erde
bringen. Den Mist, den Dünger, den Märgel einpflügen. Stroh statt des
Düngers einpflügen. 2) Mit dem Pfluge einreißen. Die Raine einpflügen,
sie umpflügen und zu Acker machen. So auch die Einpflügung.
Einpfropfen (W3) [Adelung]
Einpfropfen, verb. reg. act. 1) In die Rinde eines Baumes pfropfen.
Einen Zweig, ein Reis einpfropfen. Röm. 11, 23, 24. 2) Fest
einstopfen. So auch die Einpfropfung.
Einpfützen (W3) [Adelung]
Einpfützen, verb. reg. act. welches nur im Bergbaue üblich ist.
Wasser einpfützen, es mit dem Pfützeimer einschöpfen. So auch die
Einpfützung. S. Pfütze.
Einpichen (W3) [Adelung]
Einpichen, verb. reg. act. mit Pech in etwas befestigen. Daher die
Einpichung.
Einplaudern (W3) [Adelung]
Einplaudern, verb. reg. act. im gemeinen Leben. 1) Jemanden etwas
einplaudern, ihn durch Plaudern davon überreden. 2) Jemanden
einplaudern, ihn in den Schlaf plaudern.
Einplumpen (W3) [Adelung]
Einplumpen, verb. reg. act. S. Einpumpen.
Einprägen (W3) [Adelung]
Einprägen, verb. reg. act. hinein prägen, als ein Gepräge eindrücken;
doch am häufigsten figürlich, tief in das Gemüth drücken. Sein Bild
ist meinem Herzen tief eingepräget. Einem etwas einprägen, es ihm
nachdrücklich anempfehlen, einschärfen. Präge diese Lehren deinem
Herzen ein. Und präg er ihnen ja das Christenthum wohl ein, Gell. So
auch die Einprägung.
Einpredigen (W3) [Adelung]
Einpredigen, verb. reg. act. mit vielen und nachdrücklichen Worten in
das Gemlich bringen, von etwas überreden. Ich habe es ihm nicht
einpredigen können.
Einpressen (W3) [Adelung]
Einpressen, verb. reg. act. in die Presse legen oder bringen. Tücher
einpressen. Ein Buch einpressen. So auch die Einpressung.
Einprügeln (W3) [Adelung]
Einprügeln, verb. reg. act. durch Prügeln in etwas bringen. Einem die
Wissenschaften einprügeln.
Einpudern (W3) [Adelung]
Einpudern, verb. reg. act. durchaus pudern, im gemeinen Leben. Die
Haare einpudern.
Einpumpen (W3) [Adelung]
Einpumpen, verb. reg. act. vermittelst der Pumpe hinein bringen; im
gemeinen Leben auch einplumpen. Wasser einpumpen, in ein Gefäß.
Einquartiren (W3) [Adelung]
Einquartiren, verb. reg. act. in das Quartier legen; am häufigsten
von Soldaten. Die Truppen auf das Land einquartiren. Soldaten in die
Bürgerhäuser einquartiren. Sie sind bey mir einquartiret. Sich bey
jemanden einquartiren, das Quartier bey ihm nehmen. Daher die
Einquartirung, welches oft auch für einquartirte Soldaten gebraucht
wird.
Einquellen (W3) [Adelung]
Einquellen, verb. reg. act. in einen flüssigen Körper legen und
aufquellen machen. Erbsen, Samen einquellen. Die Gerste einquellen. S.
Quellen.
Einquerlen (W3) [Adelung]
Einquerlen, verb. reg. act. durch Querlen in etwas bringen. Das Mehl
zur Suppe einquerlen, in den Küchen.
Einrammeln (W3) [Adelung]
Einrammeln, verb. reg. act. welches das Iterativum des folgenden ist,
mit der Ramme einschlagen. Pfähle einrammeln. Daher die Einrammelung.
Einrammen (W3) [Adelung]
Einrammen, verb. reg. act. wie das vorige. Einen Pfahl einrammen. So
auch die Einrammung.
Einrathen (W3) [Adelung]
Einrathen, verb. irreg. act. ( S. Rathen,) durch guten Rath zu etwas
zu bewegen suchen. Einem etwas einrathen. Er lässet sich nicht
einrathen. Ich habe es auf sein Einrathen, oder auf seine Einrathung,
gethan. In dem Österreichischen Geschäfts-Style bedeutet einrathen ein
Gutachten durch Gründe unterstützen.
Einräumen (W3) [Adelung]
Einräumen, verb. reg. act. 1. Hinein räumen, in den gehörigen Raum
bringen. Waaren einräumen, sie in ihre bestimmten Plätze räumen.
Hausrath, Meublen einräumen, in die Zimmer räumen. 2. Einen Raum
eingeben, einen Raum überlassen. 1) Eigentlich. Jemanden seinen Platz,
die vornehmste Stelle einräumen. Jemanden ein Zimmer in einem Hause;
ein Haus einräumen, ihn in dasselbe aufnehmen, ihm ein Zimmer, ein
Haus auf einige Zeit überlassen. 2) Figürlich. (a) Einen Satz, einen
Ausspruch zugeben, für wahr annehmen. Ich räume diesen Satz ein. Ich
will es einräumen, daß u. s. f. Ich räume dir dieses nicht ein, d. i.
nehme solches von dir nicht als wahr an. (b) Ingleichen, Freyheit,
Nachsicht verstatten. Er räumet seinen Kindern gar zu vieles ein. Das
muß man dem Gesinde nicht einräumen. Man muß dem Teufel nichts
einräumen. So auch die Einräumung. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort
einraumen, in welcher Gestalt es auch einige Mahl in der Deutschen
Bibel vorkommt.
Einrechnen (W3) [Adelung]
Einrechnen, verb. reg. act. mit in eine Rechnung bringen. Und soll
sein Tagelohn der ganzen Zeit mit einrechnen, 3 Mos. 25, 50, 53. Die
Zehrungskosten sind mit eingerechnet. Dieß nicht mit eingerechnet.
Einrede (W3) [Adelung]
Die Einrede, plur. die -n, der Widerspruch. Er kann keine Einrede
ertragen. Ohne alle Einrede, ohne allen Widerspruch. In engerer
Bedeutung zuweilen, der gerichtliche Widerspruch wider
die Heirath verlobter Personen; der Einspruch. Einrede thun.
Ingleichen eine Exception.
Einreden (W3) [Adelung]
Einreden, verb. reg. welches in gedoppelter Gestalt vorkommt. 1. Als
ein Activum, durch Reden zu etwas bewegen, im gemeinen Leben, mit der
vierten Endung der Sache. Einem etwas einreden, ihn bereden, dasselbe
zu glauben. Jemanden Muth einreden, ein Herz einreden, einsprechen,
ihm durch Worte Muth zu machen suchen. Er wollte mir diese Münze für
ein Werk des Alterthums einreden, er wollte mich bereden, sie für ein
Werk des Alterthums zu halten. Ich kann es ihm nicht einreden, daß
sein so genannter Freund ein Betrieger ist. Das will ich ihm schon
einreden. Einreden druckt eben denselben Begriff aus als bereden, nur
mit einem andern Nebenbegriffe. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
haben. 1) In die Rede fallen, Rede mir nicht ein. Wo doch darein reden
üblicher ist. 2) Widersprechen. Man darf ihm nicht einreden. Er lässet
sich nicht gern einreden. Ingleichen, glimpflich tadeln, ermahnen. Du
hast mir nichts einzureden, du bist nicht berechtiget mich zu
ermahnen. Er läßt sich nicht einreden, gibt keinen Ermahnungen
Gehör.Daher die Einredung, in der thätigen Gattung. Den Begriff des
Neutrius druckt Einrede aus.
Einreffen (W3) [Adelung]
Einreffen, verb. reg. act. in der Schifffahrt. Die Segel einreffen,
sie einziehen und zusammen rollen. S. Reffen.
Einreiben (W3) [Adelung]
Einreiben, verb. irreg. act. ( S. Reiben,) hinein reiben. 1) Durch
Reiben machen, daß etwas eindringe. Eine Salbe einreiben, in die Haut.
Du willst den Schmutz ausreiben und reibst ihn nur tiefer ein. 2)
Brot, Zwieback einreiben, in die Schüssel, in die Milch u. s. f.
reiben. So auch die Einreibung.
Einreichen (W3) [Adelung]
Einreichen, verb. reg. act. hinein reichen. 1) Für hinein geben. Eine
Bittschrift bey dem Rathe, bey der Kammer einreichen, überreichen. 2)
Figürlich reichet das Pferd ein, wenn es im Gehen die Vorderfüße mit
den Hinterfüßen erreichet und verletzet. So auch die Einreichung.
Einreihen (W3) [Adelung]
Einreihen, verb. reg. act. bey den Nähterinnen, in Reihen, d. i.
kleine Falten legen, und hernach mit einem Faden fassen. Daher die
Einreihung.
Einreißen (W3) [Adelung]
1. Einreißen, verb. irreg. ( S. Reißen,) welches in doppelter Gattung
üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, einen Riß
einwärts bekommen, im Gegensatze des Ausreißens. Der Zeug reißet ein.
Ingleichen nach innen zu reißen, d. i. gespalten werden. So reißet das
Holz zuweilen ein, wenn es gespalten wird, d. i. die Spalte gehet zu
tief nach innen zu. S. Ausreißen. 2. Als ein Activum. 1) Einen Riß in
etwas machen. Ein Stück Zeuges, die Leinwand einreißen. 2)
Niederreißen, von Gebäuden, Mauern u. s. f. Ein Haus, ein Gebäude,
eine Mauer, einen Zaun einreißen. Götzenaltäre einreißen. Das Dach
einreißen. So auch die Einreißung, in der thätigen Gattung.
Einreißen (W3) [Adelung]
2. Einreißen, verb. irreg. neutr. welches wie das vorige conjugiret
wird, und das Hülfswort seyn erfordert, Beyfall gewinnen, in Gebrauch
kommen, sich ausbreiten, von Dingen, welche als ein Übel angesehen
werden. Bey der jetzigen Jahrszeit reißen allerley ansteckende
Krankheiten ein. Es sind verschiedene böse Gewohnheiten bey euch
eingerissen. Bey diesen Umständen müssen die Laster und Untugenden
immer weiter einreißen. Damit das Übel nicht weiter einreiße.
Anm. Der
biblische Ausdruck, Apostg. 4, 17: auf daß es (das Wunder) nicht
weiter einreiße unter das Volk, d. i. bekannter werde, sich ausbreite,
ist im Hochdeutschen ungewöhnlich, ob er gleich der eigentlichen
Bedeutung dieses Wortes völlig gemäß ist.Denn es ist alle
Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß reißen in dieser Zusammensetzung ein
von reißen, rumpere und rumpi, ganz verschiedenes Zeitwort ist,
welches allem Ansehen nach zu reisen und reiten gehöret, und eine
schnelle Bewegung in einen Ort ausdruckt, in welcher Bedeutung auch
ausreißen für entfliehen gebraucht wird. S. Reisen und Reißen 2.
Einreißen lautet in dieser Bedeutung im Niedersächsischen inriten, und
im Schwed. inrita.
Einreiten (W3) [Adelung]
Einreiten, verb. irreg. S. Reiten. Es ist, 1) ein Neutrum, welches
das Hülfswort seyn erfordert, hinein reiten, in einen Ort reiten, in
welcher Bedeutung es doch wenig mehr vorkommt. Ehedem gebrauchte man
es theils von einem feyerlichen Einzuge zu Pferde, in eine Stadt, in
einen Ort einreiten; theils aber auch von dem Einreiten zum Einlager,
oder von der persönlichen Stellung zur Versicherung einer Schuld, in
welchem Verstande es noch in einigen Niedersächsischen Gegenden üblich
ist, wo auch das Einlager selbst nicht selten der Einritt genannt
wird. 2) Ein Activum, einwärts reiten, im Reiten einstoßen, öffnen.
Eine Thür einreiten. Einen Zaun einreiten, ihn niederreiten.
Einrenken (W3) [Adelung]
Einrenken, verb. reg. act. durch Renken in seine gehörige Lage
bringen, im Gegensatze des Ausrenkens. Ein ausgerenktes oder
verrenktes Glied wieder einrenken, es wieder in sein Gelenk bringen.
So auch die Einrenkung.
Einrennen (W3) [Adelung]
Einrennen, verb. reg. act. im Rennen einstoßen. Eine Thür einrennen.
Einrichten (W3) [Adelung]
Einrichten, verb. reg. act. 1. In einen Raum richten. So wird bey den
Jägern das Wild und besonders das Hirschwildbret eingerichtet, wenn es
mit dem hohen Zeuge umgeben und eingeschlossen wird; S. Einstellen,
welches eben diese Verrichtung andeutet. 2. In die gehörige Richtung
bringen. 1) Eigentlich. Ein Glied einrichten, ein verrenktes Glied
wieder in seine gehörige Lage bringen, S. Einrenken. 2) Figürlich, in
die gehörige Richtung bringen, mehrere zu einem Endzwecke nöthige
Dinge in eine gewisse Ordnung richten. Die Schlachtordnung einrichten.
Sein Hauswesen einrichten. Er ist vortrefflich eingerichtet, sein
Hauswesen ist im guten Stande, besonders in Rücksicht auf die
Bequemlichkeit, und das zur Bequemlichkeit nöthige Geräth. Ich
bedauere, daß ich sie nicht bey mir behalten kann, denn ich bin noch
nicht eingerichtet, d. i. meine Haushaltung ist noch nicht in dem
gehörigen Stande. Daher heißt, eine Tochter, einen Sohn einrichten, in
einigen Gegenden oft so viel als ausstatten, sie mit dem nöthigen
Hausgeräthe von sich lassen. Alle seine Sachen nach den Vorschriften
der Vernunft einrichten. Die Zuhörer waren sehr unwissend, er mußte
daher seinen Vortrag darnach einrichten. Richte deine Reise so ein,
daß du morgen wieder da bist. Ich will es schon so einrichten, daß
nichts übrig bleiben soll. Gemischte Brüche einrichten, heißt in der
Rechenkunst, sie in unechte reine Brüche verwandeln. Daher die
Einrichtung, so wohl von der Handlung des Einrichtens, als auch in
einigen Fällen von dem, was eingerichtet wird. Die Einrichtung eines
Gliedes, einer Haushaltung, eines Geschäftes u. s. f. Auch was zu
einer Haushaltung an Geräth, Kleidern u. s. f. ingleichen zu einer
Kunst oder zu einem Handwerke an Werkzeugen u. s. f. erfordert wird,
heißt in der Sprache des täglichen Umganges die Einrichtung. An den
Schlössern sind die Einrichtungen oder das Eingerichte diejenigen
Stücke Eisen, welche in die Figuren des Schlüsselbartes passen, S.
Besatzung. In einem Schranke werden die Fächer von Bretern die
Einrichtung genannt.
Einriegeln (W3) [Adelung]
Einriegeln, verb. reg. act. 1) Den Riegel in seine gehörige Öffnung
schieben. 2) Vermittelst eines Riegels einschließen. Jemanden
einriegeln. Ich hatte mich eingeriegelt, die Thüre hinter mir
verriegelt. So auch die Einriegelung.
Einritt (W3) [Adelung]
Der Einritt, des -es, plur. inus. das Einreiten, so wohl von dem
feyerlichen Einzuge zu Pferde, den Einritt halten; als auch von dem
Einreiten in das Einlager. In beyden Bedeutungen kommt es im
Hochdeutschen wenig mehr vor. S. Einreiten und Einlager.
Einritzen (W3) [Adelung]
Einritzen, verb. reg. act. 1) Einen Riß in etwas machen. Einen Stamm
zum Pfropfen einritzen. 2) Vermittelst des Ritzens hinein bringen.
Seinen Nahmen in Glas einritzen. So auch die Einritzung.
Einrosten (W3) [Adelung]
Einrosten, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
durch den Rost in etwas befestiget werden. Der Nagel ist ganz
eingerostet. Daher die Einrostung.
Einrucken (W3) [Adelung]
Einrucken, oder Einrücken, verb. reg. welches in gedoppelter Gattung
üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, hinein
rücken. 1) Langsam in einen Ort ziehen, besonders von Soldaten. In ein
Land, in eine Stadt einrücken. Die Truppen sind gestern in das Lager
eingerücket. 2) In eines Stelle treten. Nach Caji Tode ist Titius
eingerücket, d. i. er hat Caji Stelle, Bedienung u. s. f. bekommen.
Gemeiniglich hat es hier den Begriff der Ordnung bey sich, d. i. es
setzet voraus, daß Titius bereits die Anwartschaft auf Caji Stelle
hatte. 2. Als ein Activum. 1) Hinein rücken, doch nur figürlich. Eine
Stelle in einen Brief einrücken, sie demselben einverleiben. Rücke das
noch mit ein. 2) Einwärts rücken, doch nur von geschriebenen oder
gedruckten Zeilen. Eine Zeile einrücken. So auch die Einrückung in
beyden Gattungen. S. Rucken und Rücken.
Einrühren (W3) [Adelung]
Einrühren, verb. reg. act. 1) Hinein rühren. Mehl einrühren, in die
Brühe, in die Butter u. s. f. 2) Unter einander rühren. Ein Pulver mit
Rosenwasser einrühren. Eyer einrühren. Eingerührte Eyer, oder ein
Eingerührtes.
Eins (W3) [Adelung]
Eins, das zusammen gezogene ungewisse Geschlecht des Zahlwortes Ein,
welches in dreyfacher Gestalt üblich ist.I. Als ein Hauptwort, die
Zahlfigur auszudrucken, eine Eins; S. 1. Ein I.II. Als ein Beywort,
ein Ding, eine Person zu bezeichnen, so wohl, wenn Ein das Zahlwort
ist, als auch wenn es dem ander entgegen stehet, als endlich auch,
wenn es das unbestimmte Pronomen ist. Eins ist Noth, d. i. ein Ding,
eine Sache. Ich und der Vater sind Eins, eines und eben desselben
Wesens, Joh. 10, 30. Eins um das andere singen, sprechen u. s. f.
einer um den andern, eine um die andere. Ihn sehen und ihn lieben war
Eins, geschahe zu einer und eben derselben Zeit. Am Ende kommt alles
auf Eins hinaus. Besonders für einerley, in der vertraulichen
Sprechart. Es ist mir alles Eins. Bey mir ist beydes Eins zu lieben
und zu schweigen, Gell. S. 1 Ein, wo diese verschiedenen Bedeutungen
genauer aus einander gesetzt worden.III. Als ein Umstandswort. 1.
Eines Sinnes, Eines Willens, von einerley Meinung und Neigung. 1)
Einerley Meinung habend. Darin bin ich mit dir eins, darin bin ich
deiner Meinung. In dieser Sache sind wir eins. 2) Einerley Willen
habend. Wir wollen heute schon noch eins werden, wir wollen uns schon
noch vergleichen. Des Handels eins werden. Sie wurden eins, den Feind
in der Nacht anzugreifen. Ich ward mit ihr eins um funfzehn
Silberlinge, Hos. 3, 3. Hiobs Freunde wurden eins, daß sie kämen, ihn
zu klagen, Hiob. 2, 11. Besonders, 3) nach einem vorher
gegangenenStreite, einig. Auch Brüder sind selten eins. Das Herze war
nicht eines mit dem Munde, Opitz. Mögen auch zween mit einander
wandeln, sie seyn den eins unter einander? Amos 3, 3. Wenn Brüder eins
sind, und die Nachbarn sich lieb haben, Sir. 25, 2. Bey dem Worte
einig ist schon angemerket worden, daß der Unterschied, welchen einige
zwischen diesen beyden Wörtern angegeben haben, ohne wahren Grund und
bloß willkührlich ist. Der einzige Unterschied bestehet darin, daß
eins in dieser ganzen Figur niedriger ist als einig, und nur in den
vertraulichen Sprecharten gebraucht wird, es mag nun von der
Übereinstimmung der Meinungen oder des Willens und der Gemüther
gebraucht werden. 2. * Für Ein Mahl, welcher ganze Gebrauch doch
niedrig, und besonders den Niedersachsen eigen ist. 1) Eigentlich.
Gehe noch eins hin und buhle um das buhlerische Weib, Hos. 3, 1. Sie
ist noch eins so schön als du. Du wirst noch eins so viel Boßheit von
ihm empfangen, als du ihm Gutes gethan hast, Sir. 12, 6. Deß lebet er
noch eins so lange, Kap. 26, 11. Ich konnte gegen dich noch eins so
zärtlich seyn, Rost. Mit eins, auf Ein Mahl, plötzlich. Auch 2) von
einer unbestimmten Zeit. Ich war eins in Wien. S. Einst. 3) Ingleichen
bey einer Verneinung. Er kann nicht eins gehen, geschweige tanzen. Wie
auch, 4) für nur. Hat nicht, womit er eins den heißen Hunger pflege,
Dusch. Doch in allen diesen Fällen ist es im Hochdeutschen
ungewöhnlich. 3. * Für ein wenig, etwas, auch nur in den niedrigen
Sprecharten, besonders im Niedersächsischen. Es ist hier das ungewisse
Geschlecht des unbestimmten Fürwortes ein, und eigentlich ein Pronomen
indeclinabile. Wir wollen eins trinken, eins spielen. Ich schwatze
eins mit, es mag seyn von was es will, Less.
Einsaat (W3) [Adelung]
Die Einsaat, plur. car. in der Landwirthschaft, dasjenige Getreide,
welches in den Acker gesäet wird, und auch Einfall, noch häufiger aber
Aussaat genannt wird.
Einsacken (W3) [Adelung]
Einsacken, verb. reg. act. in den Sack füllen, in Säcke thun.
Getreide einsacken. Figürlich, in die Tasche stecken, in den niedrigen
Sprecharten. Er hat es schon eingesackt. Im Oberdeutschen hat man in
dieser letzten Bedeutung auch das Diminut. einsäckeln, von Säckel,
Beutel. Bey dem Opitz bedeutet, sich einsacken, sich mit Kleidern zu
sehr verhüllen. Denn er übersetzt das Nec bis cincta Diana placet, nec
nuda Cythere, des Ausonius, durch: Diana sackt sich ein, und Venus
geht zu bloß. So auch die Einsackung.
Einsäen (W3) [Adelung]
Einsäen, verb. reg. act. hinein säen. S. Einsaat. In engerer
Bedeutung verstehet man an einigen Orten, z. B. in dem Churkreise,
unter dem Einsäen des Gesindes, dasjenige Land, welches der Landmann
dem Gesinde zur Aussaat und zum Gebrauche überlassen muß.
Einsagen (W3) [Adelung]
Einsagen, verb. reg. act. vorsagen, im gemeinen Leben. Einem etwas
einsagen, ihm im Reden, oder Hersagen einhelfen. Daher die Einsagung.
Im Oberdeutschen bedeutet dieses Zeitwort auch einschärfen, im
Niedersächsischen auch widersprechen, einreden. Daher ist in den
Niedersächsischen Rechten die Einsage so viel als Einrede, Gegenrede,
Exceptio. So fern das Gegentheil nicht rechtmäßige Einsage hätte, in
den Hamburg. Stadtrechten.
Einsägen (W3) [Adelung]
Einsägen, verb. reg. act. mit der Säge einen Schnitt in etwas machen.
Ein Bret, ein Stück Holz einsägen. Daher die Einsägung.
Einsalben (W3) [Adelung]
Einsalben, verb. reg. act. mit wohl riechenden Salben bestreichen
oder ausfüllen; am häufigsten im Oberdeutschen. Eine Leiche einsalben,
im Hochdeutschen sie einbalsamiren. So auch die Einsalbung.
Einsalzen (W3) [Adelung]
Einsalzen, verb. irreg. act. ( S. Salzen,) zur Abhaltung der Fäulniß
in Salz legen, oder mit Salz bestreuen. Fleisch, Fische einsalzen.
Eingesalzenes Fleisch. Daher die Einsalzung.
Einsam (W3) [Adelung]
Einsam, -er, -ste, adj. et adv. allein, von Dingen seiner Art
entfernt. 1. Eigentlich. Einsame Thiere, welche sich nicht paarweise,
noch in Haufen, sondern von andern ihrer Art abgesondert, aufhalten.
Ich bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dache, Ps. 102, 8. Ganz einsam
hinter dem kleinen Lustwäldchen liegt ein altes Gebäude. In engerer
Bedeutung, von der menschlichen Gesellschaft abgesondert. Ein einsamer
Mensch. Er lebt sehr einsam. Ein einsames Leben führen. Einsam und
verwaist um seine Freunde weinen. Die biblischen Ausdrücke, einsam
lassen, einsam sitzen, Es. 49, 21; Esr. 9, 4, sind im Hochdeutschen
ungewöhnlich. 2. Figürlich. 1) Der Menschen und der menschlichen
Gesellschaft beraubt, von Örtern. Ein einsamer Ort. Eine einsame
Stadt, welche wenig Einwohner hat, oder in welcher wenig
Geschäftigkeit, wenig Lebhaftigkeit verspüret wird. Es ist hier sehr
einsam. Die Stadt muß einsam werden, Es. 27, 10. Einsame, stille
Wälder. 2) Von der Zeit, eine Abwesenheit des Geräusches der
menschlichen Gesellschaft zu bezeichnen. Siehe die Nacht müsse einsam
seyn, und kein Jauchzen darinnen seyn, Hiob 15, 34. Besonders bey den
neuern Dichtern. Einsame Nächte. Die einsame Stunde der Mitternacht.
3) Was in der Einsamkeit empfunden wird; auch nur bey den neuern
Dichtern. Ein einsames stilles Vergnügen. 4) Unverheirathet, im
Oberdeutschen. Sie lebt einsam, ist einsam. 5) Kinderlos, ohne Kinder,
doch nur in Luthers Deutscher Bibel. Er hat beleidiget die Einsame,
die nicht gebieret, Hiob 23, 21. Die Einsame hat mehr Kinder u. s. f.
Es. 54, 1.
Anm. 1. Außer diesen Arten des Gebrauches kommt einsam in
der Deutschen Bibel noch in zwey den Hochdeutschen ganz fremden
Bedeutungen vor. (a) Für einzeln. Von Mitternacht kommt ein Rauch, und
ist kein Einsamer in seinen Gezeiten, Es. 15, 31; d. i. von
Mitternacht kommt ein großes Heer, welches nicht einzeln, sondern in
ganzen Haufen einher ziehet (b) Für einzig. Errette meine Seele von
Schwert, meine Einsame von den Hunden, Ps. 22, 21; wo es bey Herrn
Michaelis heißt: Errette mein Leben vom Schwert, und dieß mein:
Einziges von den Jägern.
Anm. 2. Im Schwed. lautet dieses Wort einsam,
im Dän. eensam. Im Isländ. bedeutet einsamal allein, solum. Bey den
ältesten Oberdeutschen Schriftstellern kommt dieses Wort nicht vor,
sondern sie bedienen sich statt dessen des einfachen ein, oder auch,
wie Ottfried, des einluzze. Doch übersetzt Notker unitatem ecclesiae
durch Einsamina. Es ist noch ungewiß, ob die Endsylbe die gewöhnliche
Ableitungssylbe sam ist, ( S. Sam,) oder ob sie von dem alten samman,
versammeln, herstammet, wie Wächter und Ihre behaupten. Beynahe sollte
man auf die Gedanken gerathen, daß sam in dieser Zusammensetzung noch
eine dritte Bedeutung habe, und schon für sich genommen einsam
bedeute, so daß das Zahlwort ein eine bloße Verstärkung ist. Denn in
den Slavonischen Mundarten sind sam, samy, somotne und osamety; so
viel als einsam. Dieß führet uns aufdas Goth. sama, samo, das Isländ.
same, samr, das Schwed. samme, Engl. same, und Pohln. sam, selbst,
eben derselbe, auf das Goth. sams, eins, einzig, ein, so fern dieses
letztere der Artikel ist, auf das Schwed. som, und Isländ. sem,
welcher, wie auch auf das Schwed. somme, somlige, das Angels. sum, das
Engl. some, das Alemann. sum, sumilih, bey dem Ulphilas sums, einige,
und endlich auch auf das Latein. semel, Ein Mahl.
Einsamig (W3) [Adelung]
Einsamig, adj. et adv. von Samen und dem Zahlworte Ein, nur Einen
Samen tragend, in der Botanik. Einsamige Beeren, welche nur Ein
Samenkorn enthalten.
Einsamkeit (W3) [Adelung]
Die Einsamkeit, plur. die -en. 1) Der Zustand, da ein Ding oder eine
Person einsam ist, in allen Bedeutungen dieses Wortes; ohne Plural.
Die Einsamkeit lieben. Sein Leben in der Einsamkeit zubringen. Der
Einsamkeit überdrüssig seyn. 2) Ein Ort, wo man einsam ist, ein
einsamer Ort. Sich in die Einsamkeit begeben. Hier in dieser
fürchterlichen Einsamkeit will ich mein trauriges Leben verweinen. In
welcher Bedeutung im Falle der Noth auch der Plural gebraucht werden
könnte.
Einsammeln (W3) [Adelung]
Einsammeln, verb. reg. act. sammeln, um es in einen Ort zu bringen.
Früchte einsammeln, Wein einsammeln, im Oberdeutschen und der höhern
Schreibart der Hochdeutschen, für einernten, den Wein lesen. Sechs
Jahre sollt du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln, 2 Mos.
23, 10. Die Steuern, Abgaben einsammeln. Schulden einsammeln,
eincassiren. Zwar der kühne Sänger Sammelt Lorbern ein, Less. Daher
die Einsammelung, welches Wort im Oberdeutschen, so wie 2 Mos. 23, 16,
und in andern Stellen auch von der Ernte oder Weinlese gebraucht wird.
Einsatz (W3) [Adelung]
Der Einsatz, des -es, plur. die -sätze, von dem Verbo einsetzen. 1)
Die Handlung des Einsetzens, in einigen wenigern Bedeutungen; ohne
Plural. Den Einsatz thun, Geld einsetzen, in eine Lotterie u. s. f.
Ehedem bedeutete dieses Wort auch so viel als die Einsetzung in ein
Amt, in ein Lehen, die Investitur. An dem Hofgerichte zu Rothweil
werden diejenigen obrigkeitlichen Personen, welche man vermittelst
eines Schirmbriefes ersuchet, einen Gläubiger in des Schuldners Güter
einzusetzen, Einsatzherren genannt. 2) Was eingesetzet wird, in
verschiedenen Fällen. So ist der Einsatz dasjenige Geld, welches in
eine Lotterie, oder in eine andere gemeinschaftliche Casse gesetzet
wird, die Einlage. Ducaten im Einsatze wägen, sie nicht Stück für
Stück, sondern in ganzen ein- oder zusammen gesetzten Haufen wägen.
Einen Einsatz von Schachteln, mehrere in einander gesetzte Schachteln.
So auch ein Einsatz von Bechern, Schüsseln, Gewichten u. s. f. mehrere
Dinge dieser Art, welche in einander gesetzt werden können, und
alsdann Einsatzschachteln, Einsatzgewichte, Einsatzbecher,
Einsatzschüsseln heißen. Im Oberdeutschen pflegt man ein bewegliches
Pfand zuweilen auch einem Einsatz zu nennen. 3) Der Ort, in welchen
etwas gesetzet wird. In diesem Verstande werden besonders kleine
Teiche, Fische darin eine Zeit lang aufzubehalten, Fischhälter,
Einsätze oder Einsatzteiche genannt.
Einsäuern (W3) [Adelung]
Einsäuern, ver. reg. act. mit Sauerteige vermischen, in der
Hauswirthschaft. Den Teig einsäuern. Im Oberdeutschen bedeutet dieses
Wort auch nach dem Muster des einsalzen, im Essig legen, denn da
säuert man auch die Gurken ein. Daher die Einsäuerung.
Einsaugen (W3) [Adelung]
Einsaugen, verb. irreg. act. ( S. Saugen,) hinein saugen, in sich
saugen. Von einer kranken Mutter sauget ein Kind viel Böses mit ein.
Am häufigsten figürlich. Die Laster
mit der Muttermilch einsaugen. Er hat die Liebe zu seinem Vaterlande,
so wie Hannibal den Haß wider Rom mit der Milch eingesogen. Ingleichen
sich eigen machen, von Irrthümern, Vorurtheilen angestecket werden. Er
hat in diesem Umgange die gröbsten Irrthümer eingesogen. Eingesogene
Vorurtheile.
Einsäumen (W3) [Adelung]
Einsäumen, verb. reg. act. mit einem Saume einschließen, säumen, bey
den Nähterinnen; im Oberdeutschen einsaumen. Daher die Einsäumung.
Einsäuseln (W3) [Adelung]
Einsäuseln, verb. reg. act. in den Schlaf säuseln, d. i. durch eine
säuselnde Art des Singens einschläfern; Nieders. insusken. Ein Kind
einsäuseln. Das Verbum einsausen, von welchem dieses das Diminut. ist,
ist in diesem Verstande in einigen Gegenden gleichfalls üblich.
Einschaffen (W3) [Adelung]
* Einschaffen, verb. reg. act. welches nur im Oberdeutschen für
einkaufen üblich ist. Lebensmittel, Eßwaaren einschaffen. Daher die
Einschaffung. S. Schaffen.
Einschalig (W3) [Adelung]
Einschalig, adj. et adv. mit einer einzigen Schale versehen.
Einschalige Muscheln, deren Schale nur aus einem einzigen Stücke
bestehet, zum Unterschiede von den zwey- und mehrschaligen.
Einschalten (W3) [Adelung]
Einschalten, verb. reg. act. in die Reihe oder Ordnung anderer Dinge
bringen; vornehmlich nur von der Zeit und von geschriebenen Sätzen.
Alle vier Jahre wird ein Tag eingeschaltet. S. Schaltjahr. Eine Stelle
in eine Schrift, in einen Brief einschalten. Daher die Einschaltung.
Einschärfen (W3) [Adelung]
Einschärfen, verb. reg. act. in das Gedächtnis schärfen, scharf
anbefehlen, einprägen; mit der dritten Endung der Person und der
vierten der Sache. Ich habe es ihm sehr nachdrücklich eingeschärfet.
Die Lehren der Tugend müssen den Kindern täglich eingeschärfet werden.
So auch die Einschärfung.
Einscharren (W3) [Adelung]
Einscharren, verb. reg. act. in einen andern Körper scharren. Das
Feuer einscharren, in die Asche. Einen todten Körper einscharren, in
die Erde, verächtlich für begraben. Geld einscharren, es in seinen
Beutel streichen, im gemeinen Leben. Daher die Einscharrung.
Einschattig (W3) [Adelung]
Einschattig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein, den Schatten nur auf
Eine Seite werfend. In der Erdbeschreibung heißen diejenigen Völker
einschattige, heteroscii, welche das ganze Jahr hindurch ihren
Schatten im Mittage auf eine und eben dieselbe Seite werfen, welches
zwischen den Wende- und Polarzirkeln geschiehet.
Einschenken (W3) [Adelung]
Einschenken, verb. reg. act. hinein schenken, eingießen. Wein, Bier
einschenken, in das Glas oder den Becher schenken. Kaffeh, Bier einschenken, in die Tasse. Es ist schon eingeschenkt. Figürlich auch,
ein Glas Bier, ein Glas Wein, eine Tasse Thee einschenken. Einem einschenken, ein Glas, eine Tasse u. s. f. für ihn voll schenken.
Klaren Wein einschenken, figürlich, im gemeinen Leben, die Wahrheit
sagen. Bey den Handwerkern ist einschenken so viel, als einen
angekommenen Gesellen mit einem Trunke bewirthen, im Gegensatze des
Ausschenkens; daher diese Bewirthung auch das Eingeschenk genannt
wird. Er muß vor ihm einschenken, da muß er einschenken, oder er muß
einschenken, d. i. weichen, er ist mit ihm nicht zu vergleichen, ist
eine im gemeinen Leben übliche Figur, vielleicht weil der Geringere
dem Höhern und Überlegenern einschenken mußte. Daher die Einschenkung.
S. Einschürig.
Einscherig (W3) [Adelung]
Einscherig, adj. et adv. S. Einschürig.
Einscheuern (W3) [Adelung]
Einscheuern, verb. reg. act. in die Scheuern bringen, in der
Landwirthschaft. Die Frucht einscheuern.
Einschichtig (W3) [Adelung]
Einschichtig, adj. et adv. von dem Zahlworte ein, nur aus Einer
Schicht bestehend. Ein einschichtiges Zeidelgut, in Oberdeutsch-land,
figürlich, ein unmittelbares Zeidelgut, - welches andere unter sich
hat.
Einschicken (W3) [Adelung]
Einschicken, verb. reg. act. abschicken, um einem andern übergeben zu
werden, an jemanden schicken. Man hat mir die Briefe, die Waaren, noch
nicht eingeschickt. Eine Klage, eine Bittschrift einschicken.
Einschieben (W3) [Adelung]
Einschieben, verb. irreg. act. S. Schieben. 1) Hinein schieben. Eine
Leiste einschieben, in den für sie bestimmten Grad. Daher die
Einschiebeleiste, welche auf solche Art eingeschoben wird. Geld
einschieben, es in die Tasche stecken. Das Brot einschieben, es in den
Ofen schieben, S. Einschießen. 2) Zwischen andere Dinge schieben, in
die Reihe andrer Dinge bringen. Einen Tag einschieben, S. Einschalten.
Eingeschobene Speisen, Zwischenspeisen, welche zwischen andere
eingeschoben werden. Eine eingeschobene Stelle, eine Parenthesis. Am
häufigsten, wenn solches heimlich und mit Verletzung der Ordnung
geschiehet. Einen Officier bey dem Regimente einschieben, ihn wider
die Ordnung bey demselben befördern. Besonders wenn ein falsches,
unechtes Ding anstatt eines echten eingeschoben wird. Ein falsches
Testament einschieben. Die Stelle ist nicht echt, sie ist
eingeschoben. Ein eingeschobener Knabe. S. Unterschieben und Einschub.
So auch die Einschiebung.
Einschiebsel (W3) [Adelung]
Das Einschiebsel, des -s, plur. ut nom. sing. etwas das eingeschoben
wird, in der zweyten Bedeutung des Zeitwortes, es sey nun eine Leiste,
oder ein Gericht, oder eine Stelle in einer Schrift u. s. f. Einige
haben auch die Epenthesis, eine grammatische Figur, weil sie etwas in
die Mitte eines Wortes einschiebet, ein Einschiebsel nennen wollen,
ohne zu bedenken, daß dieser Ausdruck für die anständige Sprechart zu
niedrig ist.
Einschießen (W3) [Adelung]
Einschießen, verb. irreg. act. S. Schießen. 1) Hinein schießen, d. i.
schieben, in welchem Verstande die Bäcker das Brot einschießen, wenn
sie den zu Broten geformten Teig auf der Brotschiebe in den Ofen
schieben. 2) Mit unter andere Dinge schießen, d. i. werfen. So werden
oft schlechte Münzsorten unter die guten mit eingeschossen, wenn das
Geld wurfweise gezählet wird. 3) Mit einem Feuergewehre einwärts
schießen, danieder schießen. Die Häuser mit Kanonen einschießen. Eine
Mauer, einen Thurm einschießen. Die Thür einschießen. 4) Zum Schießen
geschickt machen. Ein Pferd einschießen, es auf den Schuß abrichten,
es den Schuß ertragen lehren. Sich einschießen, sich auf einem
Schießgewehre üben. Ein Gewehr einschießen, es durch mehrmahliges
Schießen versuchen. Eine wohl eingeschossene Büchse. Auch im
Kegelspiele sagt man, sich auf einer Kegelbahn einschießen, durch
mehrmahliges Kegelschieben die Schwächen und Vortheile derselben
kennen lernen. Vermuthlich rühret von diesem Gebrauche auch die im
gemeinen Leben übliche figürliche R. A. her, sich bey jemanden
einschießen, sich bey ihm einschmeicheln, dessen Gunst und Vertrauen
erwerben.
Einschiffen (W3) [Adelung]
Einschiffen, verb. reg. 1) Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, mit dem
Schiffe in einen Ort fahren. In den Hafen einschiffen. Am häufigsten,
2) als ein Activum, in das Schiff bringen; Nieders. inscheppen, Franz.
embarquer. Waaren, Truppen einschiffen, sie zu Schiffe bringen. Er hat
sich zu Hamburg eingeschifft, auf das Schiff begeben. Die Güter sind
schon eingeschiffet worden. Daher die Einschiffung.
Einschildern (W3) [Adelung]
Einschildern, verb. reg. act. von schildern, mahlen. Farben
einschildern, bey den Kattundruckern, auf den Kattun mahlen; zum
Unterschiede von dem Eindrucken.
Einschlachten (W3) [Adelung]
Einschlachten, verb. reg. act. zum Gebrauch seines Hauswesens
schlachten. Gänse, Schweine einschlachten. Wir haben bereits
eingeschlachtet, so vieles Vieh geschlachtet, als wir das Jahr über
gebrauchen. Daher die Einschlachtung.
Einschlafen (W3) [Adelung]
Einschlafen, verb. irreg. neutr. ( S. Schlafen,) welches das
Hülfsworte seyn erfordert, in den Schlaf kommen, anfangen zu schlafen.
1. eigentlich. Das Kind will nicht einschlafen. Der Kranke ist eben
jetzt eingeschlafen. Über einer Arbeit, über einem Buche einschlafen.
2. Figürlich. 1) Von Gliedern sagt man im gemeinen Leben, sie schlafen
ein, wenn sie durch eine Art eines vorüber gehenden Krampfes auf kurze
Zeit taub oder fühllos werden. Der Fuß, die Hand ist mir eingeschlafen.
2) Eines sanften Todes sterben; wofür doch in der edlen Schreibart entschlafen üblicher ist.
3) Nach und nach aufhören, im
Abgang kommen. Sein Fleiß schläft bald ein. Die Sache ist ganz
eingeschlafen, sie wird nicht mehr betrieben. Der Leinwandhandel
schläft bey uns nicht ganz ein.
Anm. Die Oberdeutschen gebrauchen
dieses Wort mit dem Hülfsworte haben, und da haben sie nicht nur das
einfache schlafen, sondern auch das zusammen gesetzte ausschlafen für
sich. Allein im Hochdeutschen bekommt einschlafen, so wie entschlafen,
jederzeit das Hülfswort seyn.
Einschläfen (W3) [Adelung]
Einschläfen, S. Einschläfern.
Einschläferig (W3) [Adelung]
Einschläferig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein, worin nur Eine
Person schlafen kann, im gemeinen Leben. Ein einschläferiges Bett. Das
Bett ist nur einschläferig. S. Einmännisch.
Einschläfern (W3) [Adelung]
Einschläfern, verb. reg. act. in den Schlaf bringen. 1) Eigentlich.
Jemanden einschläfern. Ein Kind einschläfern. Die Liebe ist schlauer
als die Freundschaft, ihr süßes Pfeifchen schläfert wohl einen Argus
ein, Weiße. 2) Figürlich, nachlässig, sicher machen. Man suchte ihn
mit einer falschen Hoffnung einzuschläfern. Laß dich durch keine süßen
Verheißungen einschläfern. Der Feldherr ließ sich durch die verstellte
Unthätigkeit seines Feindes endlich einschläfern. So auch die
Einschläferung.
Anm. Das thätige einschläfen, von welchem dieses das
Iterativum ist, und welches regulär abgewandelt wird, kommt bey dem
Opitz vor: So wie dein edler Muth Doch nie nicht eingeschläft. Und an
einem andern Orte: Ein süßer Wein Der uns erquickt und schläft die
Sinnen ein.
Einschlag (W3) [Adelung]
Der Einschlag, des -es, plur. die -schläge, von dem folgenden Verbo
einschlagen. 1) Die Handlung des Einschlagens, so fern dieses Wort ein
Activum ist; doch nur in einigen wenigen Fällen. So wird das
Einschlagen des Eintragens bey den Webern zuweilen der Einschlag
genannt, welchen Nahmen aber noch häufiger die eingeschlagenen Fäden
selbst bekommen, S. die folgende Bedeutung. Der ehemahlige Streit
unter den Tuch- und Zeugmachern wegen des so genannten
Rechts-Einschlages und Links-Einschlages ist bekannt. Das Schlagen in
die Hand zur Bestätigung eines Vergleiches oder Vertrages heißt im
gemeinen Leben zuweilen auch noch der Einschlag. 2. Was eingeschlagen
wird, gleichfalls nur in einigen bereits eingeführten Bedeutungen des
Zeitwortes. 1) bey den Webern sind es diejenigen Fäden, welche in den
Aufzug geschlagen werden, um dasGewebe hervor zu bringen, und auch der
Eintrag, der Einschuß, im Oberdeutschen das Wäfel, Nieders. Inslag
heißen. 2) Ein Brief oder andere bewegliche Sache, welche in einen
Brief oder ein Packet mit eingeschlagen wird, ist gleichfalls unter
dem Nahmen des Einschlages bekannt. Einem etwas durch Einschlag
überschicken, es bey einem andern einschlagen. 3) Derjenige Theil
eines Kleides oder Stückes Zeug, welcher eingeschlagen wird, bey den
Nähterinnen und Schneidern. 4) Arzeneymittel, welche um den Huf des
Pferdes geschlagen, d. i. gebunden werden, Umschläge: Einen Einschlag
machen. Dem Pferde einen Einschlag geben. 5) Dasjenige, was in das
Faß, oder auch in den Wein geschlagen, d. i. gethan oder gehänget
wird, dessen Kraft, Geschmack und Farbe zu verbessern. Ein Einschlag
von Schwefel. Einen Einschlag machen. dem Weine einen Einschlag geben.
Der Wein hat einen starken Einschlag. 6) Was der Hirsch von dem
Erdboden mit seinen Schalen auffasset und mit fort nimmt, wird von den
Jägern gleichfalls der Einschlag genannt. 7) Im gemeinen Leben,
besonders Oberdeutschlandes, wird Einschlag oft für Anschlag,
Rathschlag gebraucht, obgleich das Verbum einschlagen in dieser
Bedeutung nicht üblich ist. Einem allerley Einschläge geben. Auf
wessen Einschlag hast du dieses gethan? Ein kluger Einschlag. Die
Niedersachsen gebrauchen ihr Inslag auf eben diese Art. 3. Dasjenige,
worein etwas geschlagen wird, auch nur in einigen Fällen. So wird
dasjenige, worein ein anderer Körper gewickelt wird zuweilen ein
Einschlag, noch häufiger aber ein Umschlag genannt. In dem Bergbaue
heißen diejenigen Gruben in den Seifenwerken, worin sich der Zinnstein
unter der Dammerde gesammelt hat, Einschläge.
Einschlagen (W3) [Adelung]
Einschlagen, verb. irreg. ( S. Schlagen,) welches in gedoppelter
Gattung üblich ist.I. Als ein Activum. 1. Hinein schlagen, mit
Schlägen hinein treiben. 1) Eigentlich. Einen Pfahl einschlagen, in
die Erde. Einen Nagel einschlagen, in die Wand. Einen Keil
einschlagen, in das Holz. Den Eintrag einschlagen, bey den Webern;
daher der Eintrag gemeiniglich auch der Einschlag genannt wird. Tugend
und Wissenschaft lassen sich nicht einschlagen, durch Schläge
einprägen. Eyer einschlagen, sie mit einem Schlage öffnen, und in den
Tiegel oder in Butter laufen lassen, in den Küchen. Eingeschlagene
Eyer. 2) In weiterer und figürlicher Bedeutung gebraucht man dieses
Wort im gemeinen Leben in vielen besondern Fällen, wo eine Sache in
die andere gethan wird, wenn solches gleich nicht mit einem Schlage
verbunden ist. (a) Für einfüllen, einschütten; Nieders. inslaen.
Getreide einschlagen, es vermittelst der Schaufel in den Scheffel,
oder in Säcke füllen. Salz einschlagen, es in Körbe schlagen oder
stellen. Holz einschlagen, es in Klafter setzen. Schwefel, Muskatnüsse
einschlagen, sie in den Wein, oder in das Faß thun; und nach einer
noch weitern Figur, den Wein einschlagen, ihm einen Einschlag geben.
(b) Einwickeln, locker einpacken, mit einem andern Körper umgeben.
Waaren einschlagen, sie in Papier u. s. f. schlagen oder wickeln,
ihnen einen Umschlag geben. Zuweilen bedeutet dieser Ausdruck auch so
viel als sie in Fässer, in Ballen u. s. f. packen. Etwas in eine
Decke, in eine Serviette, in ein Tuch einschlagen, es locker
einwickeln. Einen Brief einschlagen, ihn in einen andern Brief, in
einem Packet legen, ihn einschließen. Ich habe den Brief bey deinem
Bruder mit eingeschlagen, in den Brief an deinen Bruder. Bäume
einschlagen, sie wenn sie ausgehoben worden, an den Wurzeln mit Erde
bedecken, oder auf kurze Zeit in Kübel setzen. Rüben in den Sand
einschlagen, sie mit Sande bedecken. Einem Pferde den Fuß einschlagen,
einen Umschlag
darum machen, heilende Mittel um denselben legen, besonders um den
Huf, S. Einschlag 2. (c) Jagdhunde bey dem Landmanne einschlagen, sie
dem Landmanne zu ernähren geben. Schweine einschlagen, sie in die Mast
treiben, sie einfehmen. 2. Einwärts schlagen, mit einem Schlage
einbrechen. Die Fenster, die Thüren einschlagen. Ein Faß, den Boden
eines Fasses einschlagen. Eine Wand, einen Ofen einschlagen. Sich den
Kopf an der Mauer einschlagen. Jemanden die Zähne einschlagen. Einem
Hasen das Genick einschlagen. Ingleichen, schnell einwärts bewegen.
Mit eingeschlagenen Armen da stehen. 3. Zusammen schlagen, einwärts
biegen und befestige, bey den Nähterinnen und Schneidern. Die Leinwand
einschlagen, sie umlegen und zusammen nähen. Ingleichen, in Falten
legen und dadurch enger machen. Ein Kleid, einen Rock einschlagen. 4.
Einen Weg einschlagen, denselben wählen und betreten. Den rechten Weg,
die rechte Straße einschlagen. Den Weg der Güte einschlagen, die Güte
versuchen. Den Weg der Tugend, des Lasters einschlagen.II. Als ein
Neutrum, und zwar wiederum auf gedoppelte Art.1. Mit dem Hülfsworte
haben. 1) In die Hand schlagen, bey Vergleichen und Verträgen; ein
Überbleibsel der alten Redlichkeit, in welchem Verstande dieses Wort
zuweilen noch im gemeinen Leben absolute gebraucht wird. Schlag ein.
Ich habe schon eingeschlagen. Im Oberdeutschen sagt man indessen auch
active, einen Vergleich einschlagen, zu dessen Verkräftigung in die
Hand des andern schlagen. 2) In einen Ort schlagen, von dem Blitze,
wenn derselbe in einen Ort bringet, oder daselbst zündet. Der Blitz,
der Donner, das Gewitter schlägt ein. Der Blitz hat in freyem Felde
eingeschlagen. Ingleichen unpersönlich, es schlägt ein, es hat
eingeschlagen. Man gebraucht dieses Zeitwort, so wie das einfache
schlagen, mit dem Vorworte in, nur von leblosen Dingen; Menschen und
andere lebendige Geschöpfe werden von dem Blitze erschlagen, oder
gerühret, getroffen u. s. f. 3) In die Erde graben, den Anfang mit
Graben machen. So schlägt der Jäger nach einem Dachse ein, wenn er
denselben ausgraben will. Der Bergmann schlägt ein, wenn er einen
Schurf aufwirft, oder anfängt nach Erz zu graben. Man muß hier
einschlagen. 4) Hier schlage: sehr viele verdächtige Umstände mit ein,
d. i. sie kommen hier zusammen. diese Materie schlägt in die
Hoheitsrechte ein, betrifft die Hoheitsrechte, gehöret zu den
Hoheitsrechten. Alle diese Beleidigungen schlagen sehr tief in die
Grundverfassung des Reiches ein.2. Mit dem Hülfsworte seyn. 1)
Einwärts schlagen, eine Bewegung von außen nach innen zu bezeichnen.
Bey den Mahlern schlägt die Farbe ein, wenn sie in den Grund dringet,
und daher matt wird. Die Blattern, das Friesel, die Krätze schlagen
ein, wenn die schädliche Materie, anstatt ihren Ausgang nach außen zu
nehmen, nach den innern Theilen bringet. 2) Der Absicht gemäß
ausfallen. Alle seine Kinder sind vortrefflich eingeschlagen. In
engerer Bedeutung ohne Nebenwort, für gut einschlagen. Die Sache
wollte mir nicht einschlagen. Das Getreide, der Wein ist dieses Jahr
nicht eingeschlagen. Endlich schlug ihm das Spiel ein, und er
gewann.Die Einschlagung ist nur in den Bedeutungen des Activi üblich,
der Infinitiv aber kann in allen Fällen als ein Hauptwort gebraucht
werden. S. auch Einschlag.
Einschläger (W3) [Adelung]
Der Einschläger, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher
einschläget, in einigen Bedeutungen des Verbi. So wird derjenige
Bergmann, welcher nach Erzen einschläget oder schürfet,ein Einschläger
genannt. Auch derjenige beeidigte Arbeiter, welcher das zum Bergbaue
nöthiges Holz einschläget, oder in Klafter setzet, führet den Nahmen
eines Einschlägers oder Holzeinschlägers. In Niedersachsen sind die
Einschläger Arbeitsleute, welche Getreide oder andere Waaren mit
Schaufeln in die Gefäße füllen, Torf in die Schiffe laden u. s. f.
Einschleichen (W3) [Adelung]
Einschleichen, verb. irreg. neutr. ( S. Schleichen,) welches das
Hülfswort seyn erfordert, hinein schleichen, in einen Ort schleichen.
Die Katze ist unbemerkt eingeschlichen. Auch figürlich, heimlich,
unbemerkt unter andere Dinge gerathen. Es sind viele Druckfehler mit
eingeschlichen. Da etliche falsche Brüder - neben eingeschlichen
waren, zu verkundschaften unsere Freyheit, Gal. 2, 4. Denn es sind
etliche Menschen neben eingeschlichen, Br. Jud. V. 4. Am häufigsten
wird dieses Wort, so wohl in der eigentlichen als figürlicher
Bedeutung in Gestalt eines Reciproci gebraucht, sich einschleichen. Es
hat sich eine Katze eingeschlichen, in das Zimmer. Es schlich sich ein
Dieb ein, in das Haus. Es haben sich allerley Mißbräuche, Laster, böse
Gewohnheiten bey uns, unter uns, eingeschlichen. Das Laster schleicht
sich oft unter dem Nahmen der Tugend ein. Sich bey jemanden
einschleichen, sich durch Schmeicheley oder andere verdächtige Mittel
in dessen Gunst setzen.
Einschleifen (W3) [Adelung]
Einschleifen, verb. reg. act. 1) Von Schleife, traha, auf der
Schleife einführen, oder hinein führen; besonders, von der heimlichen
Einfuhre verbothener Waaren. Verbothene Waaren einschleifen. 2) Von
Schleife, Schlinge, wie es scheinet. Bey den Schlössern wird der Stulp
eines Schlosses eingeschleifet, wenn es vermittelst einiger
Einschnitte, welche den Schwalbenschwänzen der Tischler gleichen, in
den Umschweif des Schlosses gefüget wird. So auch die Einschleifung.
Einschleppen (W3) [Adelung]
Einschleppen, verb. reg. act. hinein schleppen, in einigen Fällen.
Verbothene Waaren einschleppen, in das Land, in eine Stadt. Ein Schiff
einschleppen, es vermittelst Taues in den Hafen ziehen. Im
Oberdeutschen sagt man auch, sich in einen Ort einschleppen, für
einschleichen. Daher die Einschleppung.
Einschließen (W3) [Adelung]
Einschließen, verb. irreg. ( S. Schließen,) welches in gedoppelter
Gattung üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben,
genau in die bestimmte Öffnung treffen. Das Schloß schließt nicht
recht ein. Das Schloß will nicht einschließen. II. Als ein Activum. 1.
Einschließen machen, in der Bedeutung des vorigen Neutrums. Hast du
das Schloß gehörig eingeschlossen? 2. vermittelst eines Schlosses
einsperren, verbergen, verwahren, verschließen. Das Brot, die Eßwaaren
einschließen. Sein Geld einschließen. Jemanden einschließen, das
Zimmer, worin er sich befindet, verschließen; ingleichen ihn in
Fesseln schließen. Jemanden eingeschlossen halten. Sich einschließen,
sich mit jemanden einschließen. 3. In weiterer Bedeutung, einsperren.
Einen Vogel in einen Käfig einschließen. Ingleichen einlegen, von
Briefen, Packeten u. s. f. Einen Brief mit einschließen. Ich habe die
Rechnung, das Packet mit eingeschlossen. 4. Figürlich. 1) Umgeben. Der
Zaun, die Mauer schließt den Garten ein. Der Himmel schließt Gott
nicht ein. Gott ist in keinen Raum eingeschlossen. Einen Garten, einen
Weinberg mit einer Mauer, mit einem Zaune einschließen, einen Zaun,
eine Mauer um dieselben aufführen. Eine Stadt mit Mauern, mit einem
Walle einschließen. Eine Stelle in einer Schrift einschließen, sie mit
Klammern oder halben Zirkellinien, welche daher Einschließungszeichen
genannt werden, von den übrigen Theilen der Schrift absondern und
unterscheiden. In engerer Bedeutung, eine Stadt, eine Festung
einschließen,
sie mit Truppen umgeben, und nichts hinein lassen, sie berennen,
blockiren. Ein feindliches Corps einschließen, eingeschlossen halten,
es auf diese Art mit Truppen umgeben. 2) Mit in etwas begreifen, eine
Sache auf andere Gegenstände ausdehnen. Deutschland wurde mit in den
Frieden eingeschlossen. Der Kaiser verlangte mit in das Bündniß
eingeschlossen zu werden. Jemanden in sein Gebeth einschließen, für
ihn bethen. Ich will ihn alle Tage in mein Gebeth einschließen, Gell.
So auch die Einschließung, in allen Bedeutungen des Activi. S. auch
Einschluß.
Anm. Insliazen kommt zwar schon bey dem Ottfried vor; allein
es stehet daselbst für entschließen, aufschließen. Indessen findet
sich in den heutigen Bedeutungen einsliezzen und ainsliuzzen schon in
dem Schwabenspiegel.
Einschlucken (W3) [Adelung]
Einschlucken, verb. reg. act. hinein schlucken, verschlucken. Pillen
einschlucken. der Fisch hat die Angel eingeschluckt. Vielen Staub
einschlucken müssen. Figürlich, doch nur im gemeinen Leben, geduldig,
obgleich mit Widerwillen ertragen. Vielen Verdruß, manche
Anzüglichkeiten einschlucken müssen.
Einschlummern (W3) [Adelung]
Einschlummern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn
erfordert, in den Schlummer gerathen, anfangen zu schlummern; in der
edlern Schreibart entschlummern. er ist eingeschlummert. Im
Oberdeutschen nafzen, entnafzen, entnaften, entnucken, im Niders.
indusken, indrömken. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist
einschlummern auch thätig üblich, in den Schlummer bringen,
einschläfern.
Einschlürfen (W3) [Adelung]
Einschlürfen, verb. reg. act. in sich hinein schlürfen. Eine Brühe,
einen Trank einschlürfen.
Einschluß (W3) [Adelung]
Der Einschluß, des -sses, plur. die -schlüsse, von dem Verbo
einschließen. 1) Das Einschließen; ohne Plural. Das Heer bestand mit
Einschluß der Officiers aus 10 000 Mann 2) Dasjenige, was
eingeschlossen wird, doch nur in einigen Bedeutungen. Der Einschluß
eines Briefes, dasjenige, was in einem Briefe eingeschlossen, oder
demselben beygeschlossen ist. Aus dem Einschlusse ist zu ersehen u. s.
f. aus dem eingeschlossenen Briefe, der beygeschlossenen Rechnung u.
s. f. Auch eine mit Klammern eingeschlossene Stelle einer Schrift,
eine Parenthese, wird zuweilen einen Einschluß genannt.
Einschmeicheln (W3) [Adelung]
Einschmeicheln, verb. reg. act. welches nur als ein Reciprocum
gebraucht wird. Sich bey jemanden einschmeicheln, sich durch
Schmeicheley in dessen Gunst setzen. er weiß sich überall
einzuschmeicheln. Daher die Einschmeichelung.
Einschmeißen (W3) [Adelung]
Einschmeißen, verb. irreg. act. ( S. Schmeißen,) durch Schmeißen
zerbrechen, einwerfen, in den gemeinen Sprecharten. Die Thür, den Ofen
einschmeißen. Jemanden die Fenster einschmeißen. Daher die
Einschmeißung. S. Schmeißen.
Einschmelzen (W3) [Adelung]
Einschmelzen, verb. irreg. et reg. act. ( S. Schmelzen,) schmelzen
und dadurch zerstören. Geld einschmelzen, es schmelzen, wodurch es
aufhöret Geld zu seyn. Zu den neuen Species-Thalern ist vieles
Silbergeschirr eingeschmolzen oder eingeschmelzet worden. Daher die
Einschmelzung.
Einschmieden (W3) [Adelung]
Einschmieden, verb. reg. act. mit zusammen genietheten Fesseln zum
künftigen Festungsbaue belegen, zum Unterschiede von dem Ausschmieden.
Einen Dieb zum Festungsbaue einschmieden.
Einschmieren (W3) [Adelung]
Einschmieren, verb. reg. act. 1) Hinein schmieren, oder streichen.
Einem Kinde den Brey einschmieren. Figürlich, in den niedrigen
Sprecharten, einem etwas einschmieren, es ihm sehr deutlich machen. 2)
Beschmieren und den Schmer eindringen lassen, im gemeinen Leben. Den
Kopf mit Salbe einschmieren. Das Leder einschmieren. Die Wäsche
einschmieren, sie mit Seife bestreichen. Ingleichen, überall mit Fett
be-streichen. die Schlösser, Haspen, Angeln, Schrauben einschmieren.
So auch die Einschmierung.
Einschmutzen (W3) [Adelung]
Einschmutzen, verb. reg. act. durch und durch schmutzig machen. Die
Wäsche, die Kleider einschmutzen.
Einschnallen (W3) [Adelung]
Einschnallen, verb. reg. act. die Zunge der Schnalle auf die gehörige
Art befestigen. Die Schuhe einschnallen. Ingleichen, vermittelst einer
Schnalle in einen andern Körper befestigen. So auch die Einschnallung.
Einschneide (W3) [Adelung]
Die Einschneide, plur. die -n, bey den Drechslern, ein etwas flaches
hohles Eisen mit einer umgelegten Spitze in Gestalt eines Hakens,
Einschnitte in das Holz zu machen, und die Vertiefungen zu hohlen
Sachen auszudrehen.
Einschneiden (W3) [Adelung]
Einschneiden, verb. irreg. act. S. Schneiden. 1) Einen Schnitt in
etwas machen. Eine Schachte einschneiden. In weiterer Bedeutung
gebraucht man dieses Wort als ein Neutrum von Stricken, Bändern u. s.
f. wenn sie einen tiefen Eindruck in die Haut machen. Der Faden
schneidet ein, verletzt die Haut. 2) Vermittelst eines Schnittes in
einen andern Körper bringen. Buchstaben einschneiden, in das Glas.
Seinen Nahmen einschneiden, ihn in Holz, in einen Baum schneiden. Den
Boden einschneiden, bey den Faßbindern, ihn zurichten, und in dem
Fasse befestigen. Die Sohlen einschneiden, bey den Schustern, sie nach
vorher gegangenem Schritte annähen. Schießscharten einschneiden, den
Wall mit Schießscharten versehen. 3) Zerschneiden und in einen andern
Körper thun. Brot einschneiden, in die Suppe. Den Kohl, die Rüben
einschneiden, sie zerschneiden und in den Topf werfen. Kalten Braten
einschneiden, ihn zerschneiden und in eine Brühe thun. 4) Abschneiden
und einführen. Das Getreide einschneiden. Wenn ihr euer Land erntet
sollt ihrs nicht gar auf dem Feld einschneiden, 3 Mos. 23, 22. 5) Die
Leinwand schneidet sich ein, wenn sie durch den Ausschnitt, d. i.
Verkauf im Einzelnen, an dem Ellenmaße verlieret. So auch die
Einschneidung. S. auch Einschnitt.
Einschneidig (W3) [Adelung]
Einschneidig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein, nur Eine Schneide
habend, im Gegensatze des zweyschneidig.
Einschnitt (W3) [Adelung]
Der Einschnitt, des -es, plur. die -e, 1) Der Schnitt in einen
Körper, so wohl eigentlich, als auch figürlich. Einen Einschnitt
machen. Der Einschnitt an einer Schachtel, an einem Schlüssel. Die
Einschnitte an den Blumen und Blättern, an den Raupen u. s. f. von
einer Ähnlichkeit mit einem gemachten Schnitte. 2) Der Ort, wo der
Körper eingeschnitten ist. So werden in dem Bergbaue die
eingeschnittenen Enden der Jöcher und Kappen, welche aufeinander
geleget werden, einschnitte genannt. 3) was eingeschnitten wird,
eingeschnittene Früchte. Der Einschnitt des letzten Jahres, die im
letzten Jahre eingeernteten Feldfrüchte. 4) In der Dichtkunst ist der
Einschnitt oft so viel als Cäsur. In der Musik hingegen werden die
unvollkommenen Cadenzen, welche von Zeit zu Zeit im Laufe der Melodie
angebracht werden, Einschnitte genannt.
Einschnupfen (W3) [Adelung]
Einschnupfen, verb. reg. act. hinein schnupfen, in die Nase ziehen.
Daher die Einschnupfung.
Einschnüren (W3) [Adelung]
Einschnüren, verb. reg. act. vermittelst einer Schnur in etwas
befestigen. Ein Packet Waaren einschnüren. Ein Frauenzimmer
einschnüren, die Schnürbrust um den Leib zuschnüren. Sich einschnüren,
sich selbst die Schnürbrust anlegen, und selbige zuschnüren. Im
Oberdeutschen schnüret man auch Perlen, Korallen u. s. f. ein, wenn
man sie aufreihet, oder auf eine Schnur ziehet. So auch die
Einschnürung.
Einschöpfen (W3) [Adelung]
Einschöpfen, verb. reg. act. hinein schöpfen, schöpfen und in ein
Gefäß gießen. Wasser einschöpfen, in ein Faß, einen Kübel u. s. f.
Daher die Einschöpfung.
Einschränken (W3) [Adelung]
Einschränken, verb. reg. act. mit Schranken umgeben, in Schranken
einschließen. 1) Eigentlich; in welcher Bedeutung dieses Wort noch
zuweilen im Oberdeutschen vorkommt, wo ein Platz, ein Feld
eingeschränkt wird, wenn man es mit Schranken umgibt. In eben dieser
Mundart wird eine Parenthese eingeschränkt, wenn man sie zum
Unterschiede von der übrigen Rede mit Häkchen einschließet. So haben
ihn des Satans Schergen Mit schweren Fesseln eingeschränkt, Gryph. Im
Hochdeutschen gebraucht man dieses Wort in der edlen und anständigen
Schreibart, 2) nur figürlich, dem Umfange, dem Wirkungskreise Grenzen,
oder Ziel und Maß setzen. Eines Freyheit einschränken, ihr Gesetze
vorschreiben, ihr Grenzen setzen. Er wird sehr eingeschränkt gehalten,
sehr eingezogen, unter scharfer Aufsicht. Man muß seine Begierden,
seine Wünsche, seinen Ehrgeiz einzuschränken wissen, zu mäßigen. Gott
hat die Dauer unsers Lebens auf wenig Jahre eingeschränkt. Wer seine
Begierden auf das bloße Nothwendige einschränket, wird sich keinem
stürmischen Meere anvertrauen. Der Befehl wurde nochmahls bloß auf die
Einheimischen eingeschränkt, nur die Einheimischen wurden angewiesen,
demselben zu gehorchen. Sich auf eine einzige Wissenschaft
einschränken, sich ihr allein widmen. Eine eingeschränkte Gewalt,
welche ihre vorgeschriebenen Grenzen hat. Eine eingeschränkte
Aussicht, welche sich nicht weit erstrecket. Eingeschränkte Geister
(kleine Geister,) bewundern alles. Ein eingeschränktes
(mittelmäßiges,) Glück. Das traurige, eingeschränkte (gezwungene,)
Wesen, welches man mit der Liebe annimmt. So auch die Einschränkung,
welches Wort oft auch für Bedingung gebraucht wird. Ich erlaubte es
dir, aber mit der Einschränkung u. s. f. Ingleichen die
Eingeschränktheit, der Zustand, da etwas eingeschränkt ist.
Einschrauben (W3) [Adelung]
Einschrauben, verb. reg. et irreg. act. S. Schrauben. 1) Hinein
schrauben, durch Schrauben hinein bringen. Den Knopf, den Zapfen, den
Fuß einschrauben. 2) Vermittelst einer Schraube befestigen. Ein Stück
Eisen, ein Stück Holz einschrauben, in den Schraubestock. Einem
Missethäter in der Tortur die Daumen einschrauben. So auch die
Einschraubung.
Einschrecken (W3) [Adelung]
Einschrecken, verb. reg. act. vermittelst eines Schreckes hinein
bringen; ein im Oberdeutschen sehr bekanntes Wort. Jemanden eine
Arzeney einschrecken, ihn durch schreckhafte Vorstellungen bewegen,
sie einzunehmen. Bey den Jägern werden die Vögel eingeschreckt, wenn
man sie erschreckt, und dadurch zwinget, in den Vogelherd zu gehen.
Auf ähnliche Art wird das Wild eingeschreckt, d. i. in das Garn
getrieben. So auch die Einschreckung.
Einschreiben (W3) [Adelung]
Einschreiben, verb. irreg. act. ( S. Schreiben,) in ein Buch, in ein
Verzeichniß, in eine Rechnung schreiben. Es ist schon eingeschrieben,
in das Rechnungsbuch. Sich einschreiben, sich oder seinen Nahmen in
ein Stammbuch u. s. f. schreiben. Sich einschreiben lassen, sich in
ein Verzeichniß u. s. f. eintragen lassen. Daher das Einschreibegeld,
oder die Einschreibegebühr, welches für das Einschreiben einer Person
oder Sache entrichtet wird; die Einschreibung u. s. f. Im
Oberdeutschen wird dieses Wort auch für anschreiben im figürlichen
Verstande gebraucht. Wohl oder übel bey jemanden angeschrieben seyn,
in einem guten oder üblen Begriffe bey demselben stehen.
Einschroten (W3) [Adelung]
Einschroten, verb. reg. act. in den Keller schroten. Ein Faß Wein
einschroten. S. Schroten.
Einschrumpfen (W3) [Adelung]
Einschrumpfen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn
erfordert, Runzeln bekommen und kleiner werden; in den gemei-nen
Mundarten einschrumpeln. Das Obst, die Citronen sind eingeschrumpft.
er ist ganz eingeschrumpft, er ist runzelig und dürre geworden. Auch
für einkriechen. Das Tuch im Wasser einschrumpfen lassen, es krimpen,
oder krimpen lassen.
Einschub (W3) [Adelung]
Der Einschub, des -es, plur. car. ein nur zuweilen im gemeinen Leben
übliches Wort, von dem Verbo einschieben. Der Einschub eines
Officiers, die Beförderung desselben wider die hergebrachte Ordnung.
Einschürig (W3) [Adelung]
Einschürig, oder einscherig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein, was
des Jahres nur Ein Mahl geschoren wird, im gemeinen Leben. Einschürige
Schafe, im Gegensatze der zweyschürigen. Einschürige Wolle, die Wolle
von solche Schafen. In einigen Gegenden, z. B. in Thüringen, nennt man
die einhauen oder einmähdigen Wiesen auch einschürige.
Einschustern (W3) [Adelung]
* Einschustern, verb. reg. neutr. mit haben, welches nur in den
gemeinen Mundarten üblich ist. 1) Schaden an seinem Vermögen leiden,
zusetzen, zubüßen. Er schustert jährlich ein, er setzt von seinem
Vermögen zu. Ich habe bey dieser Sache hundert Thaler eingeschustert,
zugesetzet, verloren. 2) In völligen Verfall seiner Nahrung kommen. Er
hat eingeschustert. Dieß muß auch jede thun, und nicht zu herrlich
seyn, Sonst schustert sie gewiß mit ihrem Junker ein, Günth. Anm.
Frisch leitet dieses Wort von dem längst veralteten Schuste, Franz.
Jouste, einer Art der Thurniere, her, weil die Thurniere viele Kosten
und oft Schaden verursachten. Allein diese Ableitung ist sehr weit
gesucht. Am besten thut man daher, wenn man bey der nächsten Ableitung
von dem Worte Schuster stehen bleibt. Einschustern, Niedersächsisch
inschostern, bedeutet eigentlich, durch ungeschickte Übung des
Schusterhandwerkes, und besonders durch ungeschicktes Zuschneiden,
Schaden leiden oder verarmen; von welchem besondern Falle dieses Wort
nochmahls, durch eine sehr gewöhnliche Figur, eine allgemeinere
Bedeutung bekommen hat. Schustern bedeutet in den gemeinen Mundarten
nicht allein Schuhe machen, sondern überhaupt etwas verfertigen. S.
dieses Wort.
Einschütten (W3) [Adelung]
Einschütten, verb. reg. act. hinein schütten. Einem Pferde einen
Trank einschütten, eingießen. Mehl einschütten, in ein Faß. Daher die
Einschüttung. Das Nieders. einschütten, Vieh einschütten, es pfänden,
in den Pfandstall treiben, gehöret nicht zu diesem Worte, sondern
kommt von Schott, ein beschützter, fester Ort, her.
Einschwärzen (W3) [Adelung]
1. Einschwärzen, verb. reg. act. durchaus schwarz machen. So schwärzen
die Kupferdrucker die Kupferplatte ein, wenn sie die Farbe auftragen.
Figürlich, durchaus schmutzig machen, einschmutzen. Die Wäsche
einschwärzen. Daher die Einschwärzung.
Einschwärzen (W3) [Adelung]
2. Einschwärzen, verb. reg. act. hinein schwärzen, d. i. heimlich in ein
Land, in einen Ort bringen, von verbothenen oder accisbaren Waaren, im
Oberdeutschen. Waaren, Güter, Kaffeh einschwärzen. So auch die
Einschwärzung. S. Schwärzen.
Einschwatzen (W3) [Adelung]
Einschwatzen, verb. reg. act. 1) Durch Schwatzen bewegen, eine Sache
zu glauben, oder zu verlangen, im gemeinen Leben. Wer hat dir das
eingeschwatzt? Einem allerley Mährchen einschwatzen. 2) Sich bey
jemanden einschwatzen, sich durch seine Schwatzhaftigkeit in jemandes
Gunst setzen. er weiß sich überall einzuschwatzen, durch Schwatzen den
Zutritt zu verschaffen. So auch die Einschwatzung.
Einsegnen (W3) [Adelung]
Einsegnen, verb. reg. act. mit dem Segen zu einer bevor stehenden
Veränderung versehen. Einen Strebenden einsegnen, ih der göttlichen
Gnade feyerlich empfehlen. Ein Paar Verlobte einsegnen, sie copuliren,
ihnen den priesterlichen Segen zu ihrem
Ehestande ertheilen. Eine Sechswöchnerinn einsegnen, ihr den Segen
ihrem ersten Kirchgange nach gehaltenen sechs Wochen ertheilen. Kinder
einsegnen, ihnen den Segen zur Erneuerung ihres Taufbundes ertheilen,
welches man gemeiniglich confirmiren, in der Römischen Kirche aber
firmeln nennet. Brot und Wein einsegnen, im Abendmahle, es
consecriren. So auch die Einsegnung.
Einsehen (W3) [Adelung]
Einsehen, verb. irreg. act. ( S. Sehen,) hinein sehen. 1. Eigentlich,
in welcher Bedeutung dieses Wort zuweilen im gemeinen Leben als ein
Neutrum gebraucht wird. Man kann ihm überall einsehen, d. i. in sein
Zimmer sehen. Bey dem Hersagen einsehen, in das Buch sehen. Am
häufigsten und richtigsten gebraucht man es, 2. figürlich. 1) Sich den
Zusammenhang einer Sache deutlich vorstellen. Jetzt sehe ich es ein,
wie die Sache zugegangen ist. Alle besondere Absichten der
Rathschlüsse Gottes einsehen wollen ist unsinnige Begehrlichkeit,
Gell. Ein Einsehen kriegen oder bekommen, ist in dieser Bedeutung
niedrig. S. Einsicht. 2) Diese deutliche Vorstellung des
Zusammenhanges einer Sache wirksam machen, doch nur in engerer
Bedeutung, für Bestrafen, ahnden; in welchem Verstande aber nur der
Infinitiv als ein Hauptwort mit dem Zeitworte haben üblich ist. Ein
Einsehen haben, eine Sache ahnden, bestrafen, den Fortgang einer bösen
Sache durch Ahnden hindern; wofür man in Oberdeutschland auch darein
sehen sagt. Ein Einsehen thun, für haben, ist eben so ungewöhnlich,
als der Gebrauch, Weish. 19, 14: Es wird noch ein anderes Einsehen
über sie kommen, daß sie die Fremden so unfreundlich hielten, für
Strafe, Ahndung.
Einseifen (W3) [Adelung]
Einseifen, verb. reg. act. zu einem gewissen Gebrauche mit Seife
bestreichen, durchaus seifen. Den Bart einseifen. Die Wäsche
einseifen.
Einseitig (W3) [Adelung]
Einseitig, adj. et adv. von dem Zeitworte ein, nur Eine Seite habend.
Ein einseitiges Dach, welches nur auf Einer Seite abhängig ist, und
gewöhnlicher ein einhängiges genannt wird. Am häufigsten figürlich,
was wider die Regel nur von Einer Seite, oder Rücksicht auf die Eine
Partey geschiehet. Ein einseitiger Contract, bey welchem sich nur der
Eine Theil verbindlich macht, etwas zu leisten; im Gegensatze des
zweyseitigen. Eine Sache einseitig behandeln, ohne Zuziehung des
andern Theiles. Ein einseitiger Geschmack, welcher nur eine oder die
anderer Art der Schönheit empfindet. So auch die Einseitigkeit in der
figürlichen Bedeutung, in welcher das Adjectiv auch die Comparation
leidet.
Einsenden (W3) [Adelung]
Einsenden, verb. irreg. act. ( S. Senden,) in jemandes Hände senden;
im gemeinen Leben einschicken. Man hat uns den Bericht noch nicht
eingesandt. Gelder, Briefe, Waaren einsenden. So auch die Einsendung.
Einsenken (W3) [Adelung]
Einsenken, verb. reg. act. hinein senken, doch nur in einigen bereits
hergebrachten Fällen. Eine Leiche einsenken, in die Gruft. Einen Stein
einsenken, in den Grund. Ein Stück Metall, den Kopf von einer Schraube
u. s. f. einsenken, ihn in eine Vertiefung bringen, so daß er der
übrigen Fläche gleich kommt, versenken. S. Einlassen. Zweige, Reben,
Pflanzen einsenken, sie zur Fortpflanzung in die Erde senken; wofür
doch absenken üblicher ist. So auch die Einsenkung.
Einser (W3) [Adelung]
Der Einser, des -s, plur. ut nom. sing. in der Rechenkunst, diejenige
Ziffer, welche nur eine einzige Einheit andeutet; die Eins.
Einsetzen (W3) [Adelung]
Einsetzen, verb. reg. act. hinein setzen. 1. Eigentlich, in einen Ort
oder Raum setzen. Sich einsetzen, sich in den Wagen, oder in das
Schiff setzen. Einen Missethäter einsetzen, ihn in das Gefängnis
setzen. Ich habe allhie nichts gethan, daß sie micheingesetzt haben, 1
Mos. 40, 15. Einen Vogel einsetzen, ihn in den Käfig einsperren. Eine
Scheibe einsetzen, in das Fenster. sich falsche Zähne einsetzen
lassen. Waaren bey jemanden einsetzen, sie ihm in Verwahrung geben.
Bley, Silber, Kupfer einsetzen, es in den Schmelztiegel thun, und in
das Feuer setzen. Eine Bombe einsetzen, in den Mörser. Eisen
einsetzen, es mit geraspeltem Horn und Salz glühen und dann ablöschen,
wodurch es eine stahlartige Rinde bekommt. Das Leder einsetzen, bey
den Lohgärbern, es in die Grube setzen, damit es gar werde; zum
Unterschiede von dem Einstäben. Brot einsetzen, bey den Bäckern, es in
den Ofen schieben, es einschießen. Geld einsetzen, in die Lotterie,
oder in das Spiel. Bäume, Blumen, Zwiebeln einsetzen, sie in die Erde
setzen, in die Erde pflanzen. Ein Stück einsetzen, es in das Tuch, in
das Holz u. s. f. setzen und daselbst befestigen. Edelsteine
einsetzen, in Gold, Silber u. s. f. Gänse, Kapaunen einsetzen, sie zum
Mästen einsperren. Die Klauen einsetzen, sie in das Fleisch setzen
oder schlagen, von Raubvögeln und Raubthieren. Das Einsetzeisen, bey
den Goldschmieden, ein Amboß mit Löchern an den beyden Enden, allerley
kleine Stämpel hinein zu setzen, oder zu stecken. 2. Figürlich. 1) Als
ein Unterpfand anvertrauen. Jemanden ein Pfand, oder etwas zum Pfande
einsetzen. Ich will dir diesen Ring so lange einsetzen, zum Pfande
geben. 2) In den Besitz einer Sache setzen. Jemanden zum Könige, zum
Hohenpriester u. s. f. einsetzen; in welcher Verbindung dieses Wort
doch wenig mehr vorkommt. Jemanden in ein Amt einsetzen. Der
abgesetzte Bürgermeister wurde wieder eingesetzt. Die Gläubiger in die
Güter des Schuldners einsetzen. Jemanden wieder in sein Eigenthum
einsetzen. jemanden in eines andern Stelle einsetzen. 3) Anordnen,
bestimmen, doch nur in einigen Fällen. Jemanden zum Erben einsetzen,
ihn förmlich zu seinem Erben ernennen. Christus setzte vor seinem Tode
das heil. Abendmahl ein. Die Worte der Einsetzung, die
Einsetzungsworte, diejenigen Worte, mit welchen dieses geschahe. Einen
Feyertag einsetzen. So auch die Einsetzung, in allen obigen
Bedeutungen. S. Einsatz.
Einsicht (W3) [Adelung]
Die Einsicht, plur. die -en. 1) Das Hineinsehen in eine Sache, ohne
Plural; doch mehr in der figürlichen als eigentlichen Bedeutung, die
deutliche Vorstellung des Zusammenhanges einer Sache, und das
Vermögen, sich denselben deutlich vorzustellen. Seine Einsicht
erstreckt sich nicht so weit. Glaube nicht, daß diese Sache seiner
Einsicht entgehen werde. Ein Mann voll dieser Einsicht, ein
einsichtsvoller Mann. Zuweilen wird es auch für Ahndung, Bestrafung
für das Einsehen gebraucht, doch mehr im Oberdeutschen als im
Hochdeutschen. 2) Die durch mehrmahlige deutliche Vorstellung des
Zusammenhanges der Dinge erlangte Erkenntniß, in welcher Bedeutung
dieses Wort auch im Plural gebraucht wird. Er hat wenig Einsicht in
diese Sache. Ein Mann von vielen Einsichten. Er sucht nichts so
ängstlich, als sich seinen Einsichten Bewunderung zu verschaffen. So
weit erstrecken sich deine Einsichten nicht.
Einsichtig (W3) [Adelung]
Einsichtig, adj. et adv. Einsicht oder Einsichten habend, im gemeinen
Leben. Ein sehr einsichtiger Mann, der viele Einsichten hat, oder auch
eine Sache bald einzusehen vermag.
Einsichtsvoll (W3) [Adelung]
Einsichtsvoll, adj. et adv. voller Einsicht, S. Einsicht.
Einsiedeley (W3) [Adelung]
Die Einsiedeley, plur. die -en, die einsame Wohnung eines
Einsiedlers. figürlich, einsames Leben, Einsamkeit. Misanthropie und
Einsiedeley schränken den Genuß des moralischen Lebens gar sehr ein.
S. Einsiedlerey.
Einsieden (W3) [Adelung]
Einsieden, verb. irreg. ( S. Sieden,) welches theils als ein Neutrum
gebraucht wird, mit dem Hülfsworte seyn, durch langes Sieden
vermindert werden, einkochen, die Brühe siedet ein, ist eingesotten,
einsieden lassen; theils als ein Activum, einsieden lassen, eine Brühe
bis zur Honigdicke einsieden. In der letzen Gattung könnte auch das
Hauptwort die Einsiedung gebraucht werden.
Einsiedler (W3) [Adelung]
Der Einsiedler, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zahlworte Ein,
der allein, von andern seiner Art abgesondert, wohnet. In Baiern
werden die großen Bauern oder Vollbauern Einsiedler, und ihre Höfe
Einöden genannt, weil sie gemeiniglich weit von den Dörfern entlegen
sind. 1) In engerer Bedeutung, der aus Andacht oder natürlicher
Neigung zur Einsamkeit, allein an einem wüsten Orte lebet, dergleichen
Einsiedler sich noch zuweilen in der Römischen Kirche finden;
Anachoreta, Eremita, und in den gemeinen Mundarten, besonders
Oberdeutschlandes, ein Waldbruder, weil sie sich vornehmlich in den
Wäldern aufzuhalten pflegen. Er lebt wie ein Einsiedler. S. Eremit. 2)
Eine Art Brachvögel, welche einsam lebet, und besonders in der Schweiz
angetroffen wird, S. Bergeremit. 3) Eine Art Krebse, welche den
Taschenkrebsen ähnlich siehet, lange und schmale Scheren, einen
breiten Schild, und einen weichen, durchsichtigen, ganz nackten
Hintertheil hat, den er in ledige Schneckenschalen verbirgt, und
solche überall mit sich herum führet. Weil er nun auf diese Art in
einer fremden Wohnung einsam lebet, so hat man ihm die Nahmen der
Einsiedler und Soldat gegeben. Indessen wird er auch Cuman und Cumaner
genannt.
Anm. Kero nennet einen Einsiedler bald Einchoraner,
vermuthlich nach dem griech. Anachoreta, bald Vualdlihher, einer der
in Wäldern lebet, ein Waldbruder. Allein bey dem Notker kommt schon
das Wort Einsideli vor. Ein ist das Zahlwort, welches hier noch so
viel als allein bedeutet. Die zweyte Hälfte dieses Wortes ist von dem
alten Worte Siedel, ein Sitz, eine Wohnung; S. dieses Wort. Das
Hauptwort die Einsiedel, eine einsame Wohnung, ist nur noch in einigen
eigenthümlichen Nahmen üblich.
Einsiedlerey (W3) [Adelung]
Die Einsiedlerey, plur. die -en. 1) Die Wohnung eines Einsiedlers,
oder mehreren Einsiedler. die Einsiedlerey zu Camaldoli in Toscana. 2)
In den Gärten, eine durch die Kunst nachgeahmte Wohnung eines
Einsiedlers; eine Eremitage. S. auch Einsiedeley, welches Wort
richtiger und besser ist als dieses.
Einsiedlerisch (W3) [Adelung]
Einsiedlerisch, adj. et adv. nach Art eines Einsiedlers, einsam. Ein
einsiedlerisches Leben führen. Sey mir gegrüßet einsames Thal,
einsiedlerisch will ich in deinen Schatten ruhen, Geßn. Einige neuere
Dichter haben dieses Wort bis zum Ekel gemißbraucht, ohne zu bedenken,
daß die Bey- und Nebenwörter auf sich in der höhern Schreibart nur
selten eine erträgliche Figur machen.
Einsiegeln (W3) [Adelung]
Einsiegeln, verb. reg. act. vermittelst eines Siegels in einen Brief,
in ein Packet verschließen. Einen Brief einsiegeln. Ich habe es mit
eingesiegelt, in das Packet gelegt, und dasselbe versiegelt. So auch
die Einsiegelung.
Einsingen (W3) [Adelung]
Einsingen, verb. irreg. act. ( S. Singen,) in den Schlaf singen. Ein
Kind einsingen.
Einsinken (W3) [Adelung]
Einsinken, verb. irreg. neutr. ( S. Sinken,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, einwärts sinken. In den letztern Erdbeben sind viele
Häuser eingesunken. Der Keller ist ganz eingesunken. Die Erde sank
ein.
Einsitzen (W3) [Adelung]
Einsitzen, verb. irreg. neutr. ( S. Sitzen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert. 1) Sich hinein setzen, im gemeinen Leben. Wollen sie
nicht einsitzen? sich nicht in das Schiff, in denWagen setzen? Er ist
schon eingesessen. In dieser Bedeutung ist es vorzüglich den
Oberdeutschen bekannt. Bey einigen Handwerkern, besonders solchen, die
ihre Arbeit sitzend verrichten, ist einsitzen figürlich so viel, als
sich zur Arbeit vermiethen. 2) In einem Orte sitzen, oder wohnen; in
welchem Verstande nur das Mittelwort ein Eingesessener, zuweilen für
Einwohner gebraucht wird, im Gegensatze der Ausgesessenen, oder
Auswärtigen. Im Oberdeutschen bedeutet ein eingesessenes Übel, ein
eingewurzeltes Übel.
Einsitzig (W3) [Adelung]
Einsitzig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein, nur Einen Sitz habend.
Ein einsitziger Wagen, wo in dem Hauptsitze nur Eine Person sitzen
kann.
Einsmahls (W3) [Adelung]
Einsmahls, Einstmahls, adv. temp. welches im gemeinen Leben für
einst, einstens, von einer künftigen ungewissen Zeit üblich, und aus
Eines Mahles zusammen gezogen ist.
Einsöhlig (W3) [Adelung]
Einsöhlig, adj. et adv. nur Eine Sohle habend. Einsöhlige Schuhe, im
Gegensatze der zweysöhligen.
Einspänen (W3) [Adelung]
Einspänen, verb. reg. act. ist nur bey den Tuchscherern üblich,
welche das Tuch einspänen, wenn sie zwischen dessen Lagen dünne Breter
oder Späne legen, ehe sie es in die Presse bringen. Daher die
Einspänung.
Einspannen (W3) [Adelung]
Einspannen, verb. reg. act. 1) Hinein spannen, spannend in etwas
befestigen. Zeug, Leinwand einspannen, in den Rahmen. Die Pferde, die
Ochsen einspannen, sie in das Geschirr, vor den Wagen spannen, sie
anspannen. Die Pferde sind noch nicht eingespannet. 2) Figürlich,
einen Fluß oder Mühlenbach einspannen, ihn mit einem Damme, Fluthbette
u. s. f. einfassen, um ihn dadurch zu spannen, d. i. so hoch
aufzuschwellen, als man will. So auch die Einspannung.
Einspänner (W3) [Adelung]
Der Einspänner, des -s, plur. ut nom. sing. von dem vorigen
Zeitworte, ein Büchsenspanner; welche Bedeutung doch veraltet ist, und
wenig mehr vorkommt. An einigen Niedersächsischen Orten sind die
Einspänner Auflader, welche die Waaren, Fässer u. s. f. auf die Wagen
spannen oder befestigen. An andern Orten ist es ein Wagen oder Pflug,
welcher nur mit Einem Pferde bespannet ist. In einer Stelle aus
Renners Chronik, welche in dem Bremisch-Nieders. Wörterbuche Th. 4, S.
935 angeführet wird, ist Einspanner ohne Zweifel das folgende
Einspänniger in der zweyten Bedeutung.
Einspännig (W3) [Adelung]
Einspännig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein. 1) Eigentlich, nur
mit Einem Pferde bespannet. Einspännig fahren. Ein einspänniges
Fuhrwerk. Ein einspänniger Wagen. 2) Figürlich, einzeln, von Personen,
doch nur in einigen wenigen Fällen. Ein einspänniges Bett, worin nur
Eine Person schlafen kann, welches in Obersachsen ein einmännisches,
an ander Orten aber ein einschläferiges genannt wird. Im Bergbaue wird
derjenige, welcher eine Zeche allein bauet, ein Eigenlöhner, auch ein
Einspänniger genannt. In einigen Städten, z. B. in Nürnberg, in Erfurt
u. s. f. sind es obrigkeitliche Diener, welche gemeiniglich beritten
sind, und einzeln in allerley Verrichtungen gebraucht werden, reitende
Bothen, einzelne Reiter; im Schwed. Enspaennare.
Anm. In der zweyten
Bedeutung stammet spännig von Span oder Gespan, ein Mitarbeiter,
Nebengesell ab. Ein Einspänniger bedeutet also nicht, wie Gottsched
will, jemanden, der die Verbrecher in das Gefängniß spannet, zu
welcher Verrichtung die Einspänniger vielleicht nirgends gebraucht
werden, weil sie von besserer Art sind, als die Schärgen, Häscher,
Stadtknechte u. s. f.
Einsperren (W3) [Adelung]
Einsperren, verb. reg. act. hinein sperren. 1) Vermittelst eines
Schlosses einschließen, in welcher Bedeutung es im Oberdeutschen sehr
üblich ist. Den Schlüssel einsperren. Sich einsperren.
Sein Geld, die Speisen einsperren. Jemanden einsperren. 2) In weiterer
Bedeutung. Eine Stadt einsperren, besser, sie einschließen, alle
Zugänge zu derselben mit Truppen besetzen. 3) Figürlich wird das
Mittelwort der vergangenen Zeit im gemeinen Leben oft für eingezogen,
eingeschränkt, gebraucht. Er lebt sehr eingesperrt. Seine Kinder
eingesperrt halten. So auch die Einsperrung. Insperran kommt schon bey
dem Ottfried vor.
Einspinnen (W3) [Adelung]
Einspinnen, verb. irreg. act. S. Spinnen. 1) Mit in ein Gespinnst
bringen. Haare mit einspinnen, in den Flachs. 2) Mit einem Gespinnste
umgeben. Sich einspinnen, wie die Seidenwürmer und andere Arten von Insecten zu thun pflegen. So auch die Einspinnung.
Einsprechen (W3) [Adelung]
Einsprechen, verb. irreg. ( S. Sprechen,) welches in doppelter
Gestalt gebraucht wird. I. Als ein Activum, durch Worte in eines der
Gemüthe hervor bringen, gleichsam hinein sprechen; doch nur mit den
Hauptwörtern Herz, Muth und Trost. Jemanden ein Herz einsprechen, ihn
durch Zureden herzhaft zu machen suchen. Ich sprach ihm Trost ein,
tröstete ihn. Suche ihr Muth einzusprechen, Weiße. Sie wollen mir
stets einen Muth einsprechen, Gell. II. Als ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte haben. I. Widersprechen, mit der dritten Endung der Person,
im Oberdeutschen, jemanden einsprechen; besonders, gerichtlich
widersprechen, wofür doch im Hochdeutschen Einspruch thun üblicher
ist. In einigen Gegenden kommt auch das Hauptwort der Einsprecher vor,
von demjenigen, welcher Einspruch thut. 2. Bey jemanden einsprechen,
ihn auf kurze Zeit besuchen. Sprechen sie doch einmahl bey mir ein.
Von allen Schäfern, die ich kenne, Spricht wohl Damöt am meisten ein,
Bernh.
Anm. Es scheinet, daß Opitz dieses Zeitwort für versprechen
gebraucht habe: Drum sprachen sie ihm auch mit wahren Worten ein, Als
Gottes treuem Knecht, ihm künftig treu zu seyn. welcher Gebrauch doch
im Hochdeutschen ganz fremd ist.
Einsprengen (W3) [Adelung]
Einsprengen, verb. reg. act. 1) Zu einem gewissen Gebrauche
besprengen. Das Fleisch mit Salz einsprengen. Die Wäsche einsprengen,
sie wenn sie geplättet werden soll, vorher mit Wasser besprengen. 2)
Hinein sprengen. So heißt eine Erd- oder Erzart im Bergbaue
einsprengt, wenn sie in Gestalt kleiner Puncte oder Flecken mit einem
andern Gesteine oder Erze vermischt ist, zum Unterschiede von
denjenigen Mineralien, womit ein Gestein durchsetzet ist. So auch die
Einsprengung.
Einspringen (W3) [Adelung]
Einspringen, verb. irreg. S. Springen. Es ist, 1) ein Neutrum,
welches das Hülfswort seyn erfordert, hinein springen, doch nur in
einigen figürlichen Ausdrücken. Das Schloß, die Feder will nicht
einspringen, in die bestimmte Öffnung. 2) Ein Activum, einwärts
springen, springend zerbrechen, im gemeinen Leben. Eine Treppe, eine
Thür einspringen.
Einspritzen (W3) [Adelung]
Einspritzen, verb. reg. act. hinein spritzen. Balsam einspritzen, in
eine Wunde. Rosenwasser einspritzen, in den Hals.
Einspruch (W3) [Adelung]
Der Einspruch, des -es, plur. die -sprüche, der gerichtliche
Widerspruch wider die Vollziehung einer Handlung, besonders wider die
Verheirathung verlobter Personen. Einspruch thun. Die Copulation
konnte nicht vor sich gehen, weil ihnen ein Einspruch geschahe. Indem
das Haus verkauft werden sollte, that einer der Verwandten Einspruch.
S. Einsprechen II.
Einsprüßelig (W3) [Adelung]
Einsprüßelig, adj. et adv. nur Einen Sprüßel habend, bey den Jägern.
Einsprüßelige Hirsche, welche entweder gar keine, oder neben den
Augensprossen nur noch die Eissprüßel haben.
Einst (W3) [Adelung]
Einst, adv. welches einmahl gebraucht wird. 1. So fern dieses, oder
vielmehr das Ein in dessen Zusammensetzung, ein Zahlwort ist, für Ein
Mahl. Schon Notker gebraucht in diesem Verstande einest. Man sol in
furtedigen ainost, anderost, dristunt, man soll ihn vorladen. Ein
Mahl, zum andern Mahle und zum dritten Mahle, im Schwabensp. Wer dich
des iares einest siht, der von Gliers. Der Jupiter volpringt seinen
Lauf in zwölf jaren einest, Buch der Natur, Ausg. 1483. Ich habe einst
geschworen bey meiner Heiligkeit, Ps. 89, 36; einmahl habe ich bey
meiner Gottheit geschworen, Michaelis. Im Hochdeutschen ist es in
dieser Bedeutung veraltet, nicht aber im Oberdeutschen. S. Eins,
welches in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes auf
eben dieselbe Art gebraucht wird. 2. So fern das ein der unbestimmte
Artikel ist, für einmahl, als ein Nebenwort einer unbestimmten Zeit.
So wohl, 1) einer vergangenen, in der höhern Schreibart der
Hochdeutschen. Auch sie empfand einst die Liebe. Als ich dich einst
weinen sahe. Das liebe kleine Bäumchen hier, Das einst gepflanzet ward
mit mir, Weiße. Als auch, 2) von einer unbestimmten künftigen Zeit,
auch nur in der höhern Schreibart der Hochdeutschen. Wenn werd' ich
dich einst wiedersehen? Erde mein mütterliches Land, die du mich in
kühlenden Schoße einst zu den Schlafenden Gottes begräbst, Klopst. S.
Dereinst und Dermahleinst, welche gleichfalls von einer unbestimmten
künftigen Zeit gebraucht werden.
Anm. Von beyden Arten der Zeit ist
einst und auch in den gemeinen Mundarten so wohl Ober- als auch
Niederdeutschlandes üblich. In Oberschwaben lautet es noch einzen,
welches Wort schon bey den alten Alemannischen Schriftstellern
vorkommt. Einist, für künftig einmahl, findet sich bey dem Notker.
Ihre glaubt, daß einst oder eins aus dem alten Sin, vices, Mahl,
zusammen gesetzet sey. Allein es scheinet doch wohl, daß eins das
bloße Neutrum des Zahlwortes ist, welches hier adverbisch stehet.
Einst kann durch eine härtere Oberdeutsche Aussprache aus eins
entstanden seyn. Einsten und einstens scheinen bloße müßige
Alemannische Verlängerungen zu seyn, ob sie gleich in der höhern
Schreibart der Hochdeutschen auch nicht selten sind. Untereinstens
kommt im Oberdeutschen häufig für inzwischen, indessen vor.
Einstäben (W3) [Adelung]
Einstäben, verb. reg. act. welches nur bey den Lohgärbern üblich ist.
Das Leder einstäben, es warm gar machen, im Gegensatze des Einsetzens.
Daher die Einstäbung.
Einstallen (W3) [Adelung]
Einstallen, verb. reg. act. in den Stall führen oder ziehen, im
gemeinen Leben. Ein Pferd einstallen.
Einstämmen (W3) [Adelung]
Einstämmen, verb. reg. act. hinein stämmen. Bey den Schlössern sind
eingestämmte Verniethungen, wenn in einem Stücke Eisen ein nicht
tiefes Loch gebohret, dieses unten weiter als oben gemacht, und ein
Nieth mit einem Kopfe darein verniethet wird. Im Forstwesen stämmet
man einen Baum ein, wenn man ihn so stämmet oder fället, daß er in
einen andern Baum fällt, und an dessen Zweigen hangen bleibet.
Einstämmig (W3) [Adelung]
Einstämmig, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein, nur Einen Stamm
haben, oder aus einem ganzen Stamme bestehend. Einstämmiges Holz,
einstämmige Balken, einstämmige Pfähle, deren nur Einer aus einem
Stamme geschnitten wird, im Gegensatze der zwey- drey- und
vierstämmigen; Nieders. eenbömeln, von Boom, Baum.
Einstampfen (W3) [Adelung]
Einstampfen, verb. reg. act. hinein stampfen. Kraut, Mehl
einstampfen, in das Faß. So auch die Einstampfung.
Einstand (W3) [Adelung]
Der Einstand, des -es, plur. inus. die Handlung des Einstehens; doch
nur noch in einigen wenigen Fällen, in welchen selbst das Verbum
ungewöhnlich geworden ist. 1) Der Antritt eines Amtes oder Dienstes,
in einigen Gegenden. Daher das Einstandsgeld, welches man bey dem
Antritte eines Amtes erleget. 2) Der Eintritt in die Rechte eines
Käufers, und das Recht in den von einem andern geschlossenen Kauf
einzutreten, welches auch das Einstandsrecht, die
Einstandsgerechtigkeit, der Abtrieb, das Näherrecht, der Vorkauf
genannt wird; Jus retractus. S. Einstehen.
Einstänkern (W3) [Adelung]
Einstänkern, verb. reg. act. mit Gestank durchdringen, in den
gemeinen Sprecharten. Ein Buch, ein Zimmer einstänkern.
Einstechen (W3) [Adelung]
Einstechen, verb. irreg. act. ( S. Stechen,) in etwas stechen, im
gemeinen Leben. Löcher einstechen, in das Papier. Bey den Schustern
ist einstechen, die Brandsohle mit dem Oberleder zusammen nähen. Im
Kartenspiele sticht man mit einer Farbe ein, wenn man mit derselben
sticht, und das Gestochene zu sich nimmt. Daher der Einstechohrt bey
den Schustern.
Einstecken (W3) [Adelung]
Einstecken, verb. reg. act. hinein stecken. Den Degen, das Messer
einstecken, in die Scheide. Einen Stock einstecken, in die Erde. Einen
Verbrecher, einen Dieb einstecken, ihn in das Gefängniß stecken. Dann
mußten sie vertragen, Daß man sie eingesteckt, dann daß man sie
geschlagen, Opitz. Ingleichen in die Tasche stecken. Geld einstecken.
Daher die Im gemeinen Leben übliche Figur: Schläge, Schimpfreden,
bittere Vorwürfe einstecken, sie geduldig ertragen.
Einstehen (W3) [Adelung]
Einstehen, verb. irreg. neutr. ( S. Stehen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, hinein stehen, d. i. Eintreten, doch nur In einigen
Fällen. 1) Ein Amt, einen Dienst antreten, in einigen Gegenden
Oberdeutschlandes. Der Amtmann ist noch nicht eingestanden. Besonders
von dem Gesinde. Der Knecht, Die Magd wird bald einstehen. In eine
Kost einstehen, eintreten. In die Miethe einstehen, sie beziehen. S.
Einstand. 2) In einen Kauf, in einen Handel mit einstehen, mit Theil
daran nehmen; wofür doch im Hochdeutschen anstehen üblicher ist. 3)
Die Gewähr leisten, Bürge werden; vermuthlich als eine Anspielung auf
das in Niedersachsen noch übliche Einlager. Ich kann dafür nicht
einstehen, nicht gut seyn. Ich stehe für Alles ein. Niedersächsisch
instaan. 4) In einen Kauf einstehen, in des Käufers Rechte treten,
kommt wenig vor, obgleich das Hauptwort Einstand in dieser Bedeutung
noch üblich ist, S. dieses Wort.
Einstehlen (W3) [Adelung]
Einstehlen, verb. reg. act. Welches nur als ein Reciprocum Gebraucht
wird. Sich einstehlen, sich heimlich einschleichen. Sich in ein Amt
einstehlen. Eine Beredsamkeit, welche sich Auf eine unwiderrufliche
Art in die Seelen einstiehlt.
Einsteigen (W3) [Adelung]
Einsteigen, verb. irreg. neutr. ( S. Steigen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, hinein steigen. Die Passagiere sind schon
eingestiegen, in den Wagen, in das Schiff. Die Diebe wollten zum
Fenster einsteigen.
Einstellen (W3) [Adelung]
Einstellen, verb. reg. act. 1. Mit dem Stellzeuge umgeben. So wird
bey den Jägern ein Wild eingestellet, wenn es mit Netzen oder Garnen
umgeben und eingeschlossen wird. Einige gebrauchen dieses Zeitwort nur
von den Sauen, dagegen sie von dem Rothwildbrete lieber einrichten
sagen. 2. Hinein stellen, in einen Raum stellen. 1) Eigentlich. Waaren
einstellen, Waaren, die man nicht verkauft hat, in jemandes Verwahrung
geben, sie einsetzen. Ein Pferd einstellen, in den Stall ziehen.
Hühner, Gänse, Enten u. s. f. einstellen, sie einsperren, um sie zu
mästen. 2) Figürlich, unterlassen. Die Kleiderpracht, denAufwand
einstellen. man hat den Festungsbau wieder eingestellet. Es kam ein
Befehl, die Arbeit einzustellen. Eine Reise einstellen. Das Schreiben
einstellen. O stellt das Zanken ein! O Phyllis stelle doch die leeren
Seufzer ein, Rost. Im Oberdeutschen gebraucht man dieses Wort fast in
allen Fällen, wo ein Unterlassen angedeutet werden soll; allein im
Hochdeutschen hat es seine Grenzen, die nicht wohl durch Regeln
bezeichnet werden können. 3. Sich einstellen, gegenwärtig werden.
Stellen sie sich zu rechter Zeit ein, zu dem Gastmahle, zu dem
Schmause. Weil sie es so befohlen haben, so stelle ich mich ein. Sich
vor Gerichte, vor dem Richter einstellen, auf dessen Befehl
erscheinen. Die Schmerzen stellen sich wieder bey mir ein. Die
Grillen, die Sorgen, die Zweifel wollen sich wieder einstellen.So auch
die Einstellung, ausgenommen in der letzten dritten Bedeutung. Im
Oberdeutschen wird dieses Wort auch in einigen Fällen für einsetzen
gebraucht, weil man da jemanden auch zum Erben, und in ein Amt
einstellet.
Einsten (W3) [Adelung]
Einsten, Einstens, S. Einst.
Einsticken (W3) [Adelung]
Einsticken, verb. reg. act. hinein sticken. Blumen einsticken, in
einen Zeug, zum Unterschiede von dem Aufsticken.
Einstimmen (W3) [Adelung]
Einstimmen, verb. reg. neutr. mit haben. 1) Seine Stimme zugleich mit
der Stimme anderer hören lassen. Ich stimme in das Jubelgeschrey
dieser glücklichen Völker mit ein. 2) Seine Stimme mit zu etwas geben.
Es wollte niemand mit einstimmen. Er war der einzige, der nicht mit
einstimmte, als man dich verstoßen wollte. 3) Figürlich, mit andern
einerley Meinung haben und äußern, einstimmig seyn. So auch die
Eistimmung.
Einstimmig (W3) [Adelung]
Einstimmig, adj. et adv. 1) Nur Eine Stimme habend, oder nur aus
Einer Stimme bestehend. Eine einstimmige Arie, welche mit einer
einzigen Stimme gesungen wird. 2) Figürlich, gleichsam nur eine Stimme
habend. er wurde von allen einstimmig gewählet. Alle Schriftsteller
sin darin einstimmig, kommen darin mit einander überein. In dieser
figürlichen Bedeutung kommt einstimme und einstimmu schon bey dem
Ottfried vor. Daher die Einstimmigkeit.
Einstmahls (W3) [Adelung]
Einstmahls, adv. S. Einsmahls.
Einstopfen (W3) [Adelung]
Einstopfen, verb. reg. act. hinein stopfen. Die Federn einstopfen in
den Einguß. Den Tobak einstopfen, in die Pfeife. So auch die
Einstopfung.
Einstoßen (W3) [Adelung]
Einstoßen, verb. irreg. act. S. Stoßen. 1) Hinein stoßen. Einen Pfahl
einstoßen, in die Erde. Sich einen Splitter einstoßen, in die Hand, in
die Finger. Das Pulver einstoßen, es in einen Raum fest stoßen. Die
Farbe einstoßen, in den Blaufarbenwerken, sie in Fässern packen. Die
Butter einstoßen, sie fest in ein Faß drücken. Das Leder einstoßen,
bey den Gärbern, es in Kufen einpacken. 2) Einwärts stoßen, mit Stoßen
zerbrechen. Die Thür, das Fenster einstoßen. Ein Faß einstoßen. Einem
Fasse den Boden Einstoßen. Die Mauer mit Sturmböcken einstoßen. So
auch die Einstoßung.
Einstreichen (W3) [Adelung]
Einstreichen, verb. irreg. act. S. Streichen. 1) Hinein streichen.
Einem Kinde den Brey einstreichen, in den Mund. Ich will dir es
einstreichen, eine niedrige Figur, ich will es dir gedenken, es dir zu
seiner Zeit wieder vergelten. Geld einstreichen, im gemeinen Leben, es
in den Beutel, in die Tasche streichen. Er hat heute viel Geld
eingestrichen, eingenommen. 2) Einschnitte mit der Frile machen, bey
den Schlössern. Einschnitte einstreichen, d. i. einfeilen. S.
Einstrich. So auch die Einstreichung.
Einstreuen (W3) [Adelung]
Einstreuen, verb. reg. act. hinein streuen. Ein Pulver einstreuen in
die Wunde. Den Pferden einstreuen, ihnen Stroh in den Stall streuen.
Stroh, Blätter u. s. f. einstreuen, in den Mist. Figürlich, eingeben,
im nachtheiligen Verstande, und am häufigsten im Oberdeutschen. Wer
hat dir das eingestreuet? wer hat dir das eingegeben, in den Kopf
gesetzet? Das hat dir der Teufel eingestreuet. Daher kommen in der
Oberdeutschen Kanzelleysprache Einstreuungen so oft als ein
gemilderter und anständigerer Ausdruck für das grobe und harte Lügen
vor. Betrachtungen mit einstreuen, hin und wieder anbringen.
Einstrich (W3) [Adelung]
Der Einstrich, des -es, plur. die -e, was eingestrichen wird; in
einigen wenigen Fällen. Bey den Schlössern werden die Einschnitte in
den Riegeln der Schlösser, worein ein Stift fällt, die verschiedenen
Figuren in dem Barte der Schlüssel u. s. f. Einstiche genannt. S. auch
Reif, Vorstrich, und Mittelbruch. In dem Bergbaue sind die Einstiche
die Querhölzer über dem Schachte, an welche die Seiten angeschlagen
werden. Mit Einstichen fangen, solche Querhölzer einlegen.
Einstücken (W3) [Adelung]
Einstücken, verb. reg. act. hinein stücken, stückweise einsetzen,
vornehmlich bey den Schneidern und Nähterinnen. Ein Stück Zeuges
einstücken, im Gegensatze des Aufstückens. So auch die Einstückung.
Einstürmen (W3) [Adelung]
Einstürmen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, hinein
stürmen, doch nur figürlich. Auf jemanden einstürmen, mit Ungestümm
auf ihn eindringen. Sie stürmeten einmüthiglich zu ihm ein, flitzen
ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn, Apostelg. 7, 56.
Einsturz (W3) [Adelung]
Der Einsturz, des -es, plur. inus. das Einstürzen oder plötzliche
Einfallen. Der Einsturz eines Hauses, eines Berges, eines Daches. Das
Haus drohet alle Augenblicke den Einsturz.
Einstürzen (W3) [Adelung]
Einstürzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, plötzlich
einfallen. Bey dem letztern Erdbeben stürzten Kirchen und Palläste
ein. Der Thurm ist mit einem fürchterlichen Krachen eingestürzet. Wenn
die Erde unter dir einstürzen wird. Als ein Activum, eine Mauer, ein
Haus einstürzen, kommt es nur selten vor, obgleich diese Bedeutung der
Analogie völlig gemäß ist. So auch die Einstürzung.
Einstutzen (W3) [Adelung]
Einstutzen, verb. reg. act. stutzen und dadurch niedriger machen,
besonders bey den Gärtnern. Einen Baum einstutzen. S. Stutzen.
Einstweilen (W3) [Adelung]
Einstweilen, ein nur in den gemeinen Mundarten, besonders
Oberdeutschlandes, übliches Umstandswort der Zeit, für indessen,
inzwischen, auf kurze Zeit. Ich werde gleich wieder kommen, gehe
einstweilen in mein Zimmer.
Einsümpfen (W3) [Adelung]
Einsümpfen, verb. reg. act. welches nur bey den Ziegelstreichern
üblich ist. Die zu Ziegeln bestimmte Erde einsümpfen, sie in dem
Sumpfe mit Wasser begießen und dadurch einweichen. So auch die
Einsümpfung. S. Sumpf.
Einsylbig (W3) [Adelung]
Einsylbig, adj. et adv. nur aus einer einzigen Sylbe bestehend. Ein
einsylbiges Wort.
Eintägig (W3) [Adelung]
Eintägig, adj. et adv. nur Einen Tag, während, nur Einen Tag alt. Ein
eintägiges Insect, welches nur Einen Tag leben, und von einigen
Schriftstellern sehr ungeschickt die Eintagsfliege genannt wird;
Ephemera, L. S. Haft und Uferaas. Ein eintägiges Kind, welches erst
Einen Tag alt ist.
Eintauchen (W3) [Adelung]
Eintauchen, verb. reg. act. hinein tauchen. Das Brot eintauchen, in
die Brühe; im gemeinen Leben eintunken. Der ists, dem ich den Bissen
eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein u. s. f. Joh. 13,
26. Die Feder eintauchen, in die Tinte. Das Tuch eintauchen, in die
Farbe. Daher die Eintauchung.
Eintauschen (W3) [Adelung]
Eintauschen, verb. reg. act. durch Tausch in seine Gewalt bringen.
Ein Haus gegen einen Garten eintauschen. Ein Pferd eintauschen. Was
hast du Gutes eingetauschet? So auch die Eintauschung.
Einteichen (W3) [Adelung]
Einteichen, S. Eindeichen.
Einteigen (W3) [Adelung]
Einteigen, verb. reg. act. zu Teig machen, in Teig verwandeln;
ingleichen, den Teig mit dem Sauerteig durcharbeiten, bey den Bäckern.
Das Mehl einteigen. Ich eß' ein selig Brot, mit Schweiß zwar
eingeteiget, Logau.
Eintheilen (W3) [Adelung]
Eintheilen, verb. reg. act. ein Ganzes in feine Theile zerlegen, und
in noch weiterer Bedeutung, die Theile einer Sache bestimmen. Die
Felder eintheilen, die Theile, welche sie haben sollen, bestimmen. Man
muß das Geld eintheilen, einer jeden Ausgabe den nöthigen und
möglichen Theil des Geldes bestimmen. Einen Zirkel eintheilen, in
feine Grade. Eine Rede, eine Predigt eintheilen, sie in gewisse Theile
ordnen. Seine Zeit sehr ordentlich eintheilen, einem jeden Geschäfte
den nöthigen Theil der Zeit bestimmen. Den Tag eintheilen, in zwölf
Stunden. Die Kräuter, die Thiere eintheilen, die Geschlechter, die
Gattungen und Arten derselben bestimmen. So auch die Eintheilung.
Anm.
Außer demjenigen, was schon bey dem Worte abtheilen von der Bedeutung
des Wortes eintheilen angeführet worden, ist noch zu bemerken, daß
dieses Zeitwort nur absolute gebraucht wird, d. i. ohne Benennung der
Theile und ihrer Zahl, es mag nun die Theilung wirklich, oder nur in
Gedanken geschehen. wird dieser ausdrücklich gedacht, so gebraucht
man, wie in tausend andern Fällen, das einfache Zeitwort mit dem
Vorworte in. So wird der Zirkel in 360 Grade, eine Predigt in drey
Theile, der Tag in zwölf Stunden u. s. f. getheilet. S. Theilen und
Vertheilen.
Eintheilig (W3) [Adelung]
Eintheilig, adj. et adv. nur aus einem Theile bestehend. So auch die
Eintheiligkeit.
Einthun (W3) [Adelung]
Einthun, verb. irreg. act. ( S. Thun,) hinein thun, doch nur in den
gemeinen Sprecharten und in einigen besondern Fällen. 1) Für
einsperren, einschließen. Das Vieh einthun, es in den Stall sperren.
Einen Dieb einthun, in das Gefängniß stecken. Ach meine Jungfraun sind
gefänglich eingethan, Opitz. Den Schenkeln schlug man Fessel an, Er
ward in Eisen eingethan, ebend. 2) Für einlegen. Waaren, Früchte,
Getreide einthun, im Oberdeutschen, es an dem gehörigen Orte
verwahren. Wein, Bier einthun, es zum Gebrauche in den Keller
schaffen, einlegen. 3) Einhändigen, übergeben, in den niedrigen
Sprecharten. Ein Mensch, der über Land zog, rufte seinen Knechten, und
that ihnen seine Güter ein, Math. 25, 14. Die Lande einzunehmen, die
ihm der König eingethan hatte, 1 Macc. 11, 63. 4) Wechselbriefe
einthun, in einigen Gegenden, für einhandeln, erhandeln.
Einthüren (W3) [Adelung]
Einthüren, verb. reg. act. welches nur bey den Windmüllern üblich
ist. Die Flügel einthüren, oder auch nur absolute, einthüren,
Schindelthüren in die Flügel befestigen, damit der Wind sie desto
stärker fasse. Daher die Einthürung.
Eintönig (W3) [Adelung]
Eintönig, adj. et adv. nur einen Ton habend, in einem und eben
demselben Tone. Nur der güldne Hammerling sitzt im Haselgebüsche Auf
dem schwankenden Ast, und singt den ruhigen Hainen Stets eintönig sein
Lied, Zachar. Figürlich, auf eine fehlerhafte Art einerley Klang, und
in weiterer Bedeutung, einerley Form habend; mit einem Griechischen
Worte monotonisch. Eine eintönige Periode, wo die Worte zu sehr
einerley Länge und Sylbenmaß haben. Im Umgange sehr eintönig seyn. So
auch die Eintönigkeit, die Monotonie.
Eintrag (W3) [Adelung]
1. Der Eintrag, des -es, plur. car. Nachtheil, Kränkung; mit dem
Zeitworte thun. Das wird dir keinen Eintrag thun, dir und deinen
Gerechtsamen nicht nachtheilig seyn. Meine besuche werden deiner Liebe
wenig Eintrag thun. Das thut meiner Freyheit, meinen Gerechtsamen
vielen Eintrag.
Anm. Da dieses Hauptwort weder mit dem folgenden Verbo
eingetragen, noch mit dem einfachen tragen einige begreifliche
Verwandtschaft hat, so stammet es ohne Zweifel aus einer andern Quelle
her. Im Schwedischen bedeutet Indrang iccommodum, von tranga, drängen.
Es kann seyn, daß Eintrag eine ähnliche Abstammung hat; denn die
Gegenwart und Abwesenheit des n vor manchen Buchstaben rühret oft bloß
von den Mundarten her. Im Niedersächsischen bedeutet Indrang nicht nur
Zudringlichkeit, Widersetzung, Widerspruch, sondern Afdrang wird
selbst auch für Eintrag, Abbruch, Schaden, Nachtheil, und, so wie das
Hochdeutsche, nur mit dem Verbo thun gebraucht. S. Beeinträchtigen.
Eintrag (W3) [Adelung]
2. Der Eintrag, des -es, plur. inus. was eingetragen wird, doch nur bey
den Webern, diejenigen Fäden, welche in den Aufzug eingetragen werden,
und mit demselben eigentlich das Gewebe ausmachen; der Einschlag, im
Oberdeutschen das Wäfel. In einigen gemeinen, besonders Oberdeutschen
Mundarten, lautet dieses Wort Eintracht, welches denn auch nicht
unrichtig ist, weil von tragen so wohl Trag als Tracht gemacht wird.
Wenn an einem Kleid eines Aussatzes Mahl seyn wird - am Werft oder am
Eintracht; 3 Mos. 13, 47, f.
Eintragen (W3) [Adelung]
Eintragen, verb. irreg. act. ( S. Tragen,) hinein tragen. 1.
Eigentlich, in einigen wenigen Fällen. Wasser eintragen. das zur
Haushaltung nöthige Wasser in das Haus tragen. Die Bienen tragen ein,
wenn sie Honig und Wachs in ihre Zellen tragen. Daher der
Eintragelöffel oder Eintragekolben, in den Glashütten, eine Schaufel
mit einem langen Stiele, die zum Glase erforderlichen Materialien
damit in den Ofen zu tragen. Sie trugens (das Geräth) gezählet aus und
ein, Chron. 10, 28. Des sechsten Tages sollen sie sich schicken, daß
sie zwiefältig eintragen (das Manna), 2 Mos. 16, 5. 2. Figürlich. 1)
Bey den Webern bedeutet eintragen, die Querfaden, welches das Gewebe
eigentlich ausmachen, in den Aufzug tragen, welches auch einschlagen,
und im Oberdeutschen wiefeln, wäfeln, genannt wird. 2) Einschreiben.
Die Schulden eintragen, in das Rechnungsbuch. Diese Post muß noch
eingetragen werden. Er trägt alles ein, was er sieht und höret, in ein
dazu bestimmtes Buch. So auch die Eintragung. 3) Gewinn bringen. Die
Bergwerke tragen wenig mehr ein. Der Handel trägt noch das meiste ein.
Das Gut trägt ihm ein Ansehnliches ein. Sein Dienst, seine Bedienung
trägt nicht viel ein. Das hat mir viel eingetragen. S. Ertrag.
Einträglich (W3) [Adelung]
Einträglich, -er, -ste, adj. et adv. Gewinn eintragend, von dem
vorigen Verbo. Ein einträgliches Gut. Ein einträglicher Dienst. Dieser
Handel ist sehr einträglich. Dieses Gewerbe ist mir sehr einträglich.
Daher die Einträglichkeit, plur. inus.
Eintränken (W3) [Adelung]
Eintränken, verb. reg. act. 1) In den Trank oder einem andern
flüssigen Körper legen. In dieser Bedeutung tränken die
Scheidekünstler und Schmelzer derbe Erze und feste Metalle ein, wenn
sie selbige in flüssiges Bley werfen, damit sie desto eher in den Fluß
kommen. 2) Ein erlittenes Unrecht vergelten, einem etwas eintränken,
sich deßwegen an ihm rächen, im gemeinen Leben. Ich will es dir schon
wieder eintränken. Er hat mich sehr beleidigt; allein es soll ihm
schon wieder eingetränket werden. Nun spare keine Küsse Und tränk' ihm
den Verdruß des langen Wartens ein, Günth. 3) Von einem flüssigen
Körper durchdringen lassen. So tränken die Mahler eine Fläche, auf
welche sie mahlen wollen, mit Leimwasser ein, ehe sie den Grund darauf
legen. So auch die Eintränkung.
Anm. In der figürlichen Bedeutung heißt
dieses Wort auch im Niedersächsischen indränken. Eigentlich bedeutet
es auszutrinken geben, so wie man in den niedrigen Sprecharten etwas
austrinken oder ausessen muß, wenn man für ein begangenes Unrecht
büßen muß. Ich will es ihm genießen lassen, hat eben dieselbe
Bedeutung als eintränken. Es würde also diese sehr gewöhnliche Figur
keine Schwierigkeit haben. Da indessen indrang im Schwedischen
Bedrückung, Kränkung, Hinderniß bedeutet, so könnte es durch eine
härtere Aussprache auch wohl von drängen abgeleitet werden, obgleich
dieses kein so bequemes Bild für diese Bedeutung gibt als tränken. Das
sind Injurien, die ich dir eindrängen will, Weiße. S. 1 Eintrag.
Einträufeln (W3) [Adelung]
Einträufeln, S. Eintröpfeln.
Eintreffen (W3) [Adelung]
Eintreffen, verb. irreg. neutr. ( S. Treffen,) mit dem Hülfsworte
seyn, in etwas treffen, doch nur in einigen figürlichen Bedeutungen.
1) Zur bestimmten Zeit ankommen, oder in einem Orte gegenwärtig
werden, am häufigsten von Personen. Der Freund, den wir erwarten, ist
noch nicht eingetroffen. Wir sind erst gestern spät hier eingetroffen.
ich weiß nicht, wenn der Courier eintreffen wird. Die Post ist schon
eingetroffen. In einigen Fällen auch von leblosen Dingen. Die Waaren,
die Güter sind noch nicht eingetroffen. Frisch irret sich gewiß, wenn
er behauptet, eintreffen wäre in dieser Bedeutung erst in den neuern
Zeiten von den Zeitungsschreibern aufgebracht worden, indem es noch
die alte Bedeutung des Gehens, Laufens aufbehält. S. Treffen. 2) Mit
etwas übereinstimmig seyn, zutreffen. Die Rechnung trifft genau ein,
mit der Wahrheit. Die Zeit, die er angibt, trifft ein, die angegebene
Zeit ist richtig. Deine Gütigkeit trifft mit meinem Urtheile ein.
Seine Reden treffen nicht ein, bleiben sich nicht gleich. Im
Oberdeutschen hat diese Bedeutung einen noch weitern Umfang, denn da
treffen auch zwey Personen mit einander ein, wenn sie einstimmig,
Eines Sinnes sind. 3) Erfüllet werden. deine Prophezeiungen hat (ist)
nicht eingetroffen. Was ich vorher sagte, traf richtig ein. Meine
Hoffnung traf nicht ein. Wenn anders meine Muthmaßungen eintreffen
sollte.In den beyden letzten Bedeutungen hat dieses Wort bey vielen
Hochdeutschen das Hülfswort haben; andere geben ihm das Hülfswort
seyn, und diese haben die Bedeutung des Ankommens für sich, von
welcher die beyden letzten Arten des Gebrauches nur Figuren sind,
obgleich so wohl das einfache Zeitwort treffen, als auch dessen übrige
Zusammensetzungen insgesammt das haben zu sich nehmen.
Eintreiben (W3) [Adelung]
Eintreiben, verb. irreg. act. ( S. Treiben,) hinein treiben. 1.
Eigentlich. Der Hirte treibt das Vieh ein, in den Stall. Es ist noch
nicht Zeit, das Vieh einzutreiben, 1 Mos. 29, 7. Ingleichen absolute.
Der Hirte wird bald eintreiben. Und ich, ach Sylvia, und ich treib
noch nicht ein, Rost. Einen Keil eintreiben, ihn in das Holz treiben.
Einen Pfahl eintreiben, in die Erde. Die Gräber treiben das Leder ein,
wenn es in das Treibefaß legen. 2. Figürlich. 1) Geld eintreiben,
Geld, welches man zu fordern hat, in seine Gewalt zu bekommen suchen,
es beytreiben. Schulden, alte Reste eintreiben. Die rückständigen
Gefälle sollen mit aller Schärfe eingetrieben werden. 2) In die Enge
treiben, im gemeinen Leben, mit Worten und Gründen in Verlegenheit
bringen. Der Respondent wurde von seinen Gegnern sehr eingetrieben. Er
trieb ihn rechtschaffen ein. Delila trieb den Simson durch ihr Weinen
ein, Richt. 14, 17. Saulus aber ward je mehr kräftiger, und trieb die
Jüden ein, nehmlich mit Gründen, Apostelg. 9, 22. Für die anständige
und edle Schreibart ist diese Figur zu niedrig, wenn gleich Opitz Ps.
70, 2, den David zu Gott sagen lässet: Halt sie zurück und treib sie
ein, Die solche böse Mäuler haben; und Ps. 135: Treib die wie Sünder
ein, Die irrig gehn auf krummen Wegen, wo es in Luthers Übersetzung
heißt: die aber abweichen auf ihre krummen Wege, wird der Herr
wegtreiben mit den Übelthätern. So auch die Eintreibung.
Eintreten (W3) [Adelung]
Eintreten, verb. irreg. ( S. Treten,) welches in doppelter Gattung
üblich ist.I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, hinein treten,
herein treten. 1. Eigentlich, in einen Orte treten. Er war kaum
eingetreten, in das Haus, in das Zimmer. wenn dein Fuß zur Stadt
eintritt, 1 Kön. 14, 12. Aber, da die Jünger versammelt waren, trat
Jesus mitten ein, Joh. 20, 19, 26, für, trat Jesus mitten hinein,
oder, mitten unter sie ist wider den Sprachgebrauch. 2. Figürlich. 1)
Einen Dienst, ein Amt antreten, nur im gemeinen Leben, besonders
Oberdeutschlandes. Der neue Pachter ist noch nicht eingetreten. Die
Magd wird erst morgen eintreten. 2) Gegenwärtig, sichtbar, merkbar
werden. Wenn das neue Licht eintritt, wenn der Neumond zum Vorscheine
kommt. Die Dämmerung trat schon ein. Der Frühling, der Winter, die "Hundstage" werden bald eintreten. Es ist eine heftige Kälte
eingetreten. Es tritt der Fall ein, daß u. s. f. S. Eintritt.II. Als
ein Activum. 1) Hinein treten, durch Treten in etwas befestigen.
Kraut, Waaren eintreten, in das Faß. Die Wurzeln eintreten, die Erde
fest um sie zusammen treten. Das Pferd hat sich einen Nagel
eingetreten, in den Fuß. 2) Einwärts treten, durch Treten zerbrechen.
Die Thür eintreten. Ein Faß, einem Fasse den Boden eintreten. Die
Treppe eintreten. Einer Schlange den Kopf eintreten. 3) Die Schuhe,
die Pantoffeln eintreten, das Fersenleder, anstatt es herauf zu
ziehen, einwärts treten. Daher die Eintretung in den Bedeutungen des
Activi.
Eintrichtern (W3) [Adelung]
Eintrichtern, verb. reg. act. vermittelst eines Trichters einfüllen,
doch nur figürlich im gemeinen Leben. Die Wissenschaften lassen sich
nicht eintrichtern.
Eintritt (W3) [Adelung]
Der Eintritt, des -es, plur. inus. die Handlung des Eintretens, so
fern dieses Wort ein Neutrum ist. Bey dem Eintritt in das Zimmer. Der
Eintritt in die Stadt, in ein Amt. Der Eintritt der Sonne in das Zeichen des Krebses. Der Eintritt des Frühlinges, der "Hundstage" u. s. f.
Eintrocknen (W3) [Adelung]
Eintrocknen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert.
1) Trocken werden und einziehen. Die Tinte ist ganz eingetrocknet. du
wirst wohl wissen, - daß kein Wasser geschwinder eintrocknet, als
Weiberthränen, Opitz. 2) Durch Trocknen kleiner werden. Die Wurzeln,
Rüben trocknen ein, wenn sie lange liegen. Daher die Eintrocknung.
Eintröpfeln (W3) [Adelung]
Eintröpfeln, verb. reg. act. tropfenweise hinein laufen lassen. Öhl
eintröpfeln, in die Wunde. In der höhern Schreibart, einträufeln. Das
Zeitwort eintropfen, von welchem eintröpfeln das Dimin. ist, ist im
Oberdeutschen am häufigsten. Daher die Eintröpfelung.
Eintunken (W3) [Adelung]
Eintunken, verb. reg. act. hinein tunken, in einen flüssigen Körper
tunken. Die Feder eintunken, in die Tinte, oder auch nur absolute,
eintunken. In den niedrigen Mundarten eintütschen, im Nieders.
instippen.
Eintüpfen (W3) [Adelung]
Eintüpfen, im Oberdeutschen eintupfen, eindupfen, einstupfen, verb.
reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, hinein tüpfen. Die Jäger
gebrauchen dieses Wort von den Leithunden, wenn sie im Suchen mit der
Nase auf die Erde tüpfen, oder zeigen. In Schwaben ist eintupfen so
viel als mit einem Handschlage versprechen. S. Tüpfen.
Einung (W3) [Adelung]
Die Einung, plur. die -en, S. Vereinigung.
Einverleiben (W3) [Adelung]
Einverleiben, verb. reg. act. ein nach dem Latein. incorporare
gebildetes Wort, mit einem moralischen oder politischen Körper
verbinden, in eine enge Verbindung mit etwas versetzen. Einem Collegio
einverleibter werden, als ein Glied derselben aufgenommen werden.
Jemanden einer Gesellschaft, einer Zunft
einverleiben. Die der Chur Sachsen einverleibten Lande. Nach einer
noch weitern Figur. Es wurde dem Tractate noch ein Artikel
einverleibet. Etwas seinem Gedächtnisse einverleiben. Etwas der
Vergessenheit einverleiben, übergeben. So auch die Einverleibung.
Anm.
Notker übersetzt das Latein. incorporare noch durch einlichamen, von
Licham, Leichnam, Körper. Einverleiben rühret zunächst aus dem
Oberdeutschen her, und könnte eines seiner beyden Vorwörter gar wohl
entrathen, wenn es nicht schon durchgängig üblich wäre. Luther
gebraucht Ephes. 3, 6, noch das einfachere aber ganz veraltete
einleiben. Verleiben, für eintragen, einschreiben, etwas dem
Protokolle, dem Stadtbuche verleiben, war in den vorigen Jahrhunderten
gleichfalls üblich.
Einverständniß (W3) [Adelung]
Das Einverständniß, des -sses, plur. inus. ein gleichfalls ohne Noth
verlängertes Wort der Kanzelleyen, für Verständniß, gutes Vernehmen,
äußerliches friedfertiges Betragen. In einem guten Einverständnisse
leben. Eben so wird auch das Zeitwort einverstehen gebraucht. Sich mit
ihm einverstehen, oder mit ihm einverstanden seyn, sich mit ihm
verstehen, d. i. in gutem Vernehmen mit ihm leben, ingleichen seiner
Meinung seyn, wie auch mit ihm um eine Sache wissen. Wir hoffen, es
werde jedermann hierüber einverstanden seyn, es werde jedermann darin
mit uns einig seyn. S. Verstehen und Verständniß.
Einvieren (W3) [Adelung]
Einvieren, verb. reg. act. mit einer Vierung einschließen, in eine
Vierung bringen; ein Wort, welches nur selten gebraucht wird. Wie daß
ein Zirkel wohl sey eckig einzuvieren, Opitz, wie die Quadratur des
Zirkels zu erfinden, oder ein Zirkel in ein Quadrat zu verwandeln sey.
So auch die Einvierung.
Einwachsen (W3) [Adelung]
Einwachsen, verb. irreg. act. ( S. Wachsen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, im Wachsen eingeschlossen werden. Der Nagel ist mir
eingewachsen, in die Rinde, in den Baum.
Einwägen (W3) [Adelung]
Einwägen,. verb. reg. et irreg. act. S. Wägen, 1) Wägen, und es
sogleich in ein Gefäß thun, nach dem Gewichte in ein Gefäß, in ein
Behältniß thun. Mandeln, Rosinen einwägen, sie wägen, und in ein Faß,
in einen Sack u. s. f. thun. Auf eben die Art werden in den
Schmelzhütten die Proben von den Erzen eingewogen, d. i. in den
Tiegel. Daher die Wage, vermittelst welcher solches geschiehet, auch
die Einwägwage genannt wird. Du wägest dein Gold und Silber ein, warum
wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwage? Sir. 28, 29. 2) Im
wägen, oder durch mehrmahliges Wägen vermindert werden, als ein
Reciprocum. Es wägt sich alle Mahl etwas ein. Dasjenige, um wie viel
eine Sache im Wägen vermindert wird, heißt zuweilen die Einwage. Zwey,
drey Pfund Einwage auf den Zentner. Im gemeinen Leben ist statt dieses
Zeitwortes einwiegen üblicher. S. Wägen und Wiegen.
Einwalken (W3) [Adelung]
Einwalken, verb. reg. act. 1) Hinein walken, durch Walken einbringen
machen. Den Thran einwalken, in das Leder, bey den Lederarbeitern. 2)
Durch Walken kürzer und dichter machen. Das Tuch einwalken, bey den
Tucharbeitern. So auch die Einwalkung.
Einwand (W3) [Adelung]
Der Einwand, des -es, plur. die -wände, was eingewendet oder
eingewandt wird, in der figürlichen Bedeutung des Zeitwortes. Dieser
Einwand will nichts sagen. Leere, ungegründete Einwände. S.
Einwendung, welches üblicher ist.
Einwandern (W3) [Adelung]
Einwandern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
in ein Land wandern. die in Italien eingewanderten fremden Völker. Bey
jemanden einwandern, bey den Hand-werkern, auf der Wanderschaft bey
jemanden einkehren. So auch die Einwanderung. Bey einigen Handwerkern,
z. B. den Tuchscherern, werden diejenigen Meister, welche die Herberge
haben, Einwanderungsmeister genannt.
Einwärts (W3) [Adelung]
Einwärts, adv. hineinwärts, nach innen zu. Aus dieser Seite
erstrecket sich das Meer einwärts, in das Land hin. Mit den Füßen
einwärts gehen, nach innen zu. Seine Knie stehen einwärts.
Einwässern (W3) [Adelung]
Einwässern, verb. reg. act. in das Wasser legen, von dem Wasser
durchdringen lassen. Häringe, Stockfische, geräuchertes Fleisch
einwässern. So auch die Einwässerung. S. auch Auswässern.
Einweben (W3) [Adelung]
Einweben, verb. reg. act. hinein Weben, im Weben mit in ein Gewebe
bringen, einwirken. Buchstaben, Bilder, Blumen einweben. Figürlich,
genau mit der Anlage und der ganzen Einrichtung einer Sache verbinden.
Die Fehler, welche dieses Gedicht hat, sind in den ganzen Plan zu tief
eingewebt, als daß sie jetzt könnten verbessert werden. So auch die
Einwebung.
Einwechseln (W3) [Adelung]
Einwechseln, verb. reg. act. 1) Durch einen Wechsel an sich, in seine
Gewalt bringen, besonders von Münzen und Geldsorten. Ducaten, harte
Thaler einwechseln, andere Geldsorten dafür geben. So fern eine Sache
dadurch in eines andern Gewalt kommt, heißt solches auswechseln. Ich
will dir die Ducaten auswechseln, ich will dir andere Geldsorten dafür
geben, und dich auf solche Art der Ducaten entledigen. 2) Neue Säulen,
neue Balken einwechseln, in der Zimmermannskunst, die alten mit neuen
vertauschen, neue statt derselben einziehen. So auch die
Einwechselung.
Einwehen (W3) [Adelung]
Einwehen, verb. reg. act. einwärts wehen, durch Wehen einfallen
machen. Ein altes Haus, welches jeder Wind einwehen kann.
Einweichen (W3) [Adelung]
Einweichen, verb. reg. act. zu einem gewissen Gebrauche von einem
flüssigen Körper erweichen lassen. Leim, Leder einweichen. Brot,
Stockfische, schwarze Wäsche einweichen. Ruthen, Reife einweichen,
damit sie geschmeidig werden. So auch die Einweichung.
Einweihen (W3) [Adelung]
Einweihen, verb. reg. act. zu einem gewissen Gebrauche weihen. Eine
Kirche, einen Altar einweihen. In der Römischen Kirche gebraucht man
dieses Zeitwort auch von geistlichen Personen. Einen Papst, einen
Bischof, eine Abt, einen Priester, eine Nonne einweihen.; wofür die
Protestanten das Latein. ordiniren gebrauchen. Ein niedriger Scherz
ist es, wenn man im gemeinen Leben von Dingen, die man zum ersten
Mahle gebraucht, saget, daß man sie einweihe. So auch die Einweihung,
S. Weihen.
Einweisen (W3) [Adelung]
Einweisen, verb. irreg. act. ( S. Weisen,) hinein weisen, doch nur in
einigen figürlichen Arten des Gebrauches. Jemanden in ein Amt
einweisen, ihn in dasselbe einführen und ihm weisen, was er in
demselben zu beobachten hat. Jemanden in eines andern Güter einweisen,
ihm dieselben übergeben, ihn in den Besitz derselben setzen, in
welchem Verstande dieses Wort schon in dem Schwabenspiegel vorkommt.
S. auch Anweisen. Daher die Einweisung.
Einwenden (W3) [Adelung]
Einwenden, verb. reg. et irreg. act. ( S. Wenden,) welches nur in
figürlicher Bedeutung üblich ist, einen Gegengrund gegen des andern
Willen anführen, einwerfen. Du hast immer was einzuwenden. Ich habe
nichts dawieder einzuwenden. Man wandte dagegen ein, daß u. s. f. Hier
möchte jemand einwenden u. s. f. Ich sehe nichts was man dagegen
einwenden könnte. Schwed. inwaenda, im Nieders. wenden. S. auch
Einwerfen, welches mehr von Gegengründen gegen eine
Wahrheit, einwenden aber von solchen Gründen gegen des andern Willen
gebraucht wird.
Einwendung (W3) [Adelung]
Die Einwendung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Einwendens, ohne
Plural. Ohne alle Einwendung. 2) Der Gegengrund gegen des andern
Willen selbst. allerley Einwendungen dagegen vorbringen. Viele
Einwendungen machen. S. auch Einwand
Einwerfen (W3) [Adelung]
Einwerfen, verb. irreg. act. ( S. Werfen,) 1. Hinein werfen. 1)
Eigentlich. Bomben, Granaten, Feuerkugeln einwerfen, in eine Stadt
oder Festung. 2) Figürlich. (a) Flüchtig einnähen, bey den Schneidern.
Einen Ärmel einwerfen. (b) In dem Gemüthe entstehen machen, im
Oberdeutschen. Jemanden einen Zweifel, einen Scrupel einwerfen, in ihm
hervor bringen, veranlassen. (c) Einen Gegengrund gegen eine Wahrheit
anführen. Dawider läßt sich vieles einwerfen. Hier möchte jemand
einwerfen und sagen u. s. f. Ha! wirft ein Klügling ein, Günth. S.
Einwurf. 2. Einwärts werfen, durch einen Wurf zerstören. Die Fenster
einwerfen. die Thür mit Steinen einwerfen. Die Mauer einwerfen. Der
Wind warf viele Häuser ein. So auch die Einwerfung in den eigentlichen
Bedeutungen.
Einwickeln (W3) [Adelung]
Einwickeln, verb. reg. act. 1. Hinein wickeln, in einen Umschlag
wickeln. 1) Eigentlich. Ein Stück Zeug, Geld, Kleider einwickeln.
etwas in Papier, in Stroh einwickeln. Die Haare einwickeln, in Papier.
Ein Kind einwickeln, in die Windeln. sich in seinen Mantel einwickeln.
2) Figürlich. (a) Sich in einen Prozeß, in einen Handel, in eines
Verbrechen einwickeln; wofür doch verwickeln üblicher ist. (b) Sie
wickelt ihre Vertheidigung in lauter Sittensprüche ein, trägt sie in
Sittensprüchen vor, Weiße. 2. Zusammen wickeln, aufwickeln, welche
Bedeutung doch nur einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt. Und
der Himmel entwich, wie ein eingewickelt Buch, Offenb. 6, 14. Und der
Himmel wird eingewickelt werden, wie ein Brief, Es. 34, 4. So auch die
Einwickelung.
Einwiegen (W3) [Adelung]
1. Einwiegen, verb. irreg. act. S. Einwägen.
Einwiegen (W3) [Adelung]
2. Einwiegen, verb. reg. act. in den Schlaf wiegen. Ein Kind einwiegen.
So auch die Einwiegung.
Anm. Ottfried gebraucht statt dieses Wortes
einsueben, wenn er von der Jungfrau Maria sagt: Scono 'nan insuebita,
Inti b'irn 'nan gilegita, schön wiegte sie ihn ein, und legte ihn
neben sich, B. 1, Kap. 11, V. 83; entweder von dem Verbo schweben,
oder auch als eine Nachahmung des summenden Schalles, welchen die
Mütter bey dem Einschläfern der Kinder mit dem Munde zu machen
pflegen. S. Einsäuseln. In Lipsii Glossen wird besuevet durch
soporatus übersetzt.
Einwilligen (W3) [Adelung]
Einwilligen, verb. reg. neutr. mit haben, in etwas willigen, seinen
Willen in etwas geben; am häufigsten absolute. Als der Landesherr neue
Abgaben verlangte, wollten die Stände nicht einwilligen. Nach vielen
Streitigkeiten willigten sie endlich ein. Zuweilen, besonders im
Oberdeutschen, auch mit der vierten Endung der Sache, etwas
einwilligen. So auch, sein Einwilligung geben. Sie haben ihre
Einwilligung dazu gegeben. Es ist ihrer aller Einwilligung geschehen.
Einwindeln (W3) [Adelung]
Einwindeln, verb. reg. act. in die Windeln wickeln. Ein Kind
einwickeln.; in den gemeinen Mundarten einbündeln, im Oberdeutschen
einfätschen. So auch die Einwindelung.
Einwintern (W3) [Adelung]
Einwintern, verb. reg. act. in den Winter bringen, bis zum Winter
durchbringen, im Gegensatze des Auswinterns. Er hatseine Schafe
glücklich eingewintert. Daher die Einwinterung.
Einwirken (W3) [Adelung]
Einwirken, verb. reg. 1) Hinein wirken, mit in ein Gewirke bringen;
als ein Activum. Blumen, Buchstaben einwirken, in das Zeug. 2) In oder
auf etwas wirken; als ein Neutrum, mit haben. Daher die Einwirkung.
Einwittern (W3) [Adelung]
Einwittern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
vermittelst der Witterung, d. i. der unterirdischen Dämpfe hinein
gebracht werden, im Bergbaue. Eingewittertes Erz, welches durch
unterirdische Dünste in das Gestein gebracht worden. Daher die
Einwitterung.
Einwohner (W3) [Adelung]
Der Einwohner, des -s, plur. ut nom. sing. Fäm. die Einwohnerinn,
plur. die -en, der oder die in einem Orte wohnet. Die Einwohner
Leipzigs, Dresdens, Wiens. Die Einwohner eines Landes, einer Insel,
eines Dorfes. Ein Land, eine Stadt mit Einwohnern versehen. Ein Ort,
der wenig Einwohner hat. In engerer Bedeutung werden die Einwohner
eines Ortes zuweilen den Bürgern entgegen gesetzet, und alsdann
verstehet man unter den ersten bloß die Schutzverwandten.
Anm. Der
Gebrauch hat dieses Wort nur auf Länder und deren Theile, Städte,
Flecken und Dörfer eingeschränket. Häuser haben Bewohner. Eben so legt
man der Erde, dem Wasser, der Luft, den Wäldern zwar Bewohner, aber
nicht gern Einwohner bey. Dieser Unterschied hat seinen Gebrauch bloß
in dem Eigensinne des Gebrauches. Ein ist in dieser Zusammensetzung
die Präposition in mit der dritten Endung; denn man sagt in einem Orte
wohnen. Billig sollte es also Inwohner heißen, weil die Präposition
in, in der Zusammensetzung nur in denjenigen Fällen ein lautet, wo sie
den Accusativ erfordert. Allein der Gebrauch hat doch das Einwohner im
Hochdeutschen fast allgemein gemacht, und den meisten würde Inwohner
vermuthlich zu Niedersächsisch klingen. Eben dieses gilt auch von dem
Zeitworte einwohnen, welches aber nur selten, besonders in dem
Kanzelstyle vorkommt. Die einwohnende Gnade Gottes, für die Gnade
Gottes, die in uns wohnet.
Einwühlen (W3) [Adelung]
Einwühlen, verb. reg. act. hinein wühlen. Sich einwühlen, in die
Erde, von wühlenden Thieren. Daher die Einwühlung.
Einwünschen (W3) [Adelung]
Einwünschen, verb. reg. act. S. Anwünschen, Anm.
Einwurf (W3) [Adelung]
Der Einwurf, des -es, plur. die -würfe, was eingeworfen wird, in der
figürlichen Bedeutung des Verbi, ein Grund, welchen man anführet, eine
Wahrheit oder Behauptung zu bestreiten. Einen Einwurf machen,
vorbringen. Eines andern Einwürfe widerlegen, beantworten. Mache mir
keine Einwürfe.
Einwurzeln (W3) [Adelung]
Einwurzeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
in die Erde wurzeln, sich mit den Wurzeln in der Erde befestigen. 1.
Eigentlich. Der Baum ist noch nicht eingewurzelt. Noch mehr aber, 2.
figürlich. 1) Eingewurzelt, unbeweglich, wie eingewurzelt. Ganz
eingewurzelt steht er da, Und gafft ihr staunend nach, Weiße. 2) In
einem Lande befestiget und ausgearbeitet werden, in einen glücklichen
Zustand gerathen, von den Einwohnern eines Landes oder Ortes; welcher
Gebrauch doch bloß biblisch ist. Ich sah einen Tollen eingewurzelt,
und ich fluchte plötzlich seinem Haus, Hiob. 5, 3. Du hast vor ihm die
Bahn gemacht, und hast ihn lassen einwurzeln, daß er das Land erfüllet
hat, Ps. 80, 10. Ich habe eingewurzelt bey einem geehrten Volk, Sir.
24, 16; wo auch das Hülfswort haben wider den Sprachgebrauch ist. 3)
In dem Leibe und Gemüthe befestiget werden, sich dem Gemüthe und Leibe
auf eine beständige Art einverleiben.
Eine alte eingewurzelte Krankheit. Ein eingewurzeltes Übel. Man muß
das Böse nicht einwurzeln lassen. Die Boßheit, das Laster ist schon
tief bey ihm eingewurzelt. Im Hochdeutschen gebraucht man diese Figur,
die von eingewurzeltem Unkraute entlehnet ist, nur in nachtheiligem
Verstande, von Dingen, welche ein Übel sind, oder doch als ein solches
angesehen werden. So auch die Einwurzelung.
Einzählen (W3) [Adelung]
Einzählen, verb. reg. act. 1) Hinein zählen, nach der Zahl in ein
Gefäß oder Behältniß thun. Einem die Äpfel einzählen, in die Tasche,
in das Faß u. s. f. Die Schafe einzählen, in den Stall. 2) Mit in eine
Zahl bringen. Es sind ihrer achtzehn, die letzten mit eingezählet. 3)
Eine im Hochdeutschen ganz ungewöhnliche Bedeutung ist es, wenn Opitz
dieses Wort Ps. 119, gegen das Ende, für einschärfen, einprägen,
gebraucht: Denn dein Befehl ist ganz mir eingezählet, Mein Herz hat
ihn erkoren unverwandt. So auch die Einzählung.
Einzängeln (W3) [Adelung]
Einzängeln, verb. reg. act. mit der Zange fassen, in der Zange
befestigen; ein nur auf den Hammerwerken übliches Zeitwort. Ein Stück
Eisen einzängeln. So auch die Einzängelung.
Einzapfen (W3) [Adelung]
Einzapfen, verb. reg. act. hinein zapfen. 1) Nach Ausziehung des
Zapfens in ein Gefäß laufen lassen, von flüssigen Dingen. Wein, Bier
einzapfen, in ein Gefäß. 2) Einen Zapfen in oder an etwas bilden, bey
den Zimmerleuten und Holzarbeitern. Eine Säule einzapfen. 3)
Vermittelst eines Zapfens in etwas befestigen. Eine Säule einzapfen,
in die Schwelle. So auch die Einzapfung.
Einzäunen (W3) [Adelung]
Einzäunen, verb. reg. act. 1) Mit einem Zaune einschließen, umgeben.
Einen Acker, einen Garten, einen Platz einzäunen. So auch die
Einzäunung.
Einzehren (W3) [Adelung]
Einzehren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, durch Zehren
vermindert werden, von flüssigen Dingen. Der Wein im Fasse zehret ein,
wenn dessen Masse durch Ausdünstung, Eintrocknung u. s. f. vermindert
wird. Auch als Reciprocum, der Wein zehret sich ein. Daher die
Einzehrung.
Einzeichnen (W3) [Adelung]
Einzeichnen, verb. reg. act. hinein zeichnen. Eine Blume einzeichnen,
in ein Spitzenmuster. Figürlich, für einschreiben. Etwas einzeichnen,
es in ein Tagebuch, in eine Rechnung, in den Kalender u. s. f.
schreiben. So auch die Einzeichnung.
Einzeln (W3) [Adelung]
Einzeln, adj. et adv. von dem Zahlworte Ein. 1. Nur Ein Mahl
vorhanden. 1) Eigentlich; theils in der schärfsten Bedeutung, was
überhaupt nur Ein Mahl da ist, für einzig. Gott ist ein einzelnes
Wesen. Gott hat nur eine einzelne Welt erschaffen. Welcher Gebrauch
zwar im Oberdeutschen, aber nicht im Hochdeutschen üblich ist. Theils
in weiterer Bedeutung, was unter gewissen Umständen nur Ein Mahl
vorhanden ist. Es soll kein einzelner Zeuge wider jemand auftreten, 5
Mos. 19, 15; nicht ein Zeuge allein, im Gegensatze mehrerer Zeugen.
wenn zwey bey einander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein einzelner
warm werden? Pred. 4, 4. Daß du die Midianiter schlagen sollst, wie
einen einzelnen Mann, Richt. 6, 16. Ein einzelnes Ding, ein
Individuum, oder ein Ding, welches so wohl in dem, was es an sich hat,
als in dem, was ihm von außen in Ansehung anderer Dinge zufällt,
bestimmt ist. Als ein Nebenwort wird es in dieser Bedeutung wohl nicht
leicht vorkommen. 2) Figürlich. (a) Allein, frey stehend, von andern
Dingen seiner Art abgesondert. Mitten im Walde liegt ein einzelnes
Haus. Das Haus liegt vor dem Thore ganz einzeln. Einzelne Zahlen,
welche allein stehen;zuweilen auch, obgleich eben nicht auf die beste
Art, Einer, Einheiten. Es regnet nicht, es fallen nur einzelne
Tropfen. (b) Einfach, doch nur in einigen gemeinen Mundarten, im
Gegensatze des doppelt, dreyfach u. s. f. Der Zeug liegt einzeln. (c)
Einsam, verlassen, doch nur in der Deutschen Bibel. Ich bin
unfruchtbar, einzeln, vertrieben und verstoßen, Es. 49, 21. (d) Ein
einzelner Mensch, eine einzelne Person, eine Person, die theils
unverheirathet ist, theils keine oder doch wenige Hausgenossen,
Bedienten u. s. f. hat. In diesem Verstande gebraucht schon Ottfried
einluzzo für unverheirathet. (e) Einzelnes Geld, im gemeinen Leben,
Ausgebegeld, Münze, im Gegensatze des harten oder ganzen Geldes. Ich
habe kein einzelnes Geld bey mir. 2. Einer nach dem andern, ein
vertheilendes Zahlwort. Und dauchten ihm als wärens einzelne Tage, 1
Mos. 29, 30; die sieben Jahre verstrichen ihm so geschwinde hinter
einander, als wenn es Tage gewesen wären. Am häufigsten als ein
Nebenwort. Einzeln nach einander will ich sie vor dir her ausstoßen, 2
Mos. 23, 30. Sie kommen ganz einzeln. Einzeln gehen.
Anm. Im Nieders.
lautet dieses Wort enteln, bey dem Ottfried einzen, und bey dem Notker
als ein Nebenwort einzent, in den späten Zeiten einzeling. Die
eigentliche Bedeutung der Endsylbe ist so ausgemacht noch nicht.
Frisch hält das Wort entweder für das Diminut. von eins, oder glaubt,
daß es nach dem Muster von doppelt gebildet sey. Beyde Muthmaßungen
sind zu gezwungen. Eher könnte man noch glauben, daß zel aus Zahl
zusammen gezogen sey. Die ältesten Oberdeutschen Schriftsteller, wie
Kero und Ottfried, gebrauchen für einzeln auch einluzzo und einluzlih,
welches in Oberdeutschland, besonders in Oberschwaben, noch nicht
veraltet ist, wo man noch zuweilen einletzig höret. Im Oberdeutschen
lautet einzeln, so fern es ein Beywort ist, ohne n, einzel, einzele
Person, ein einzeler Mensch, welches auch wohl einige Hochdeutsche
nachahmen. Einzelig für einzeln, und das Hauptwort die Einzeligkeit,
sind gleichfalls nur in Oberdeutschland üblich.
Einziehen (W3) [Adelung]
Einziehen, verb. irreg. ( S. Ziehen,) welches in doppelter Gattung
üblich ist.I. Als ein Activum. 1. Hinein ziehen, in einen Ort ziehen.
Einen Balken, eine Schwelle einziehen, in einem bereits stehenden
Gebäude einen Balken, eine Schwelle befestigen. Einen Faden einziehen,
ihn mit Stichen durch ein Stück Zeuges ziehen. S. Einzug. 2. 2. In
engerer Bedeutung, in seine Gewalt, in seine Gewahrsam ziehen, doch
nur in einigen figürlichen Arten des Ausdruckes. 1) Gelder einziehen,
Geld, welches man zu fordern hat, heben und in seine Verwahrung
nehmen, es beziehen, eincassiren. 2) In gerichtlichem Verstande werden
jemandes Güter von der Obrigkeit eingezogen, wenn sie ihn derselben
beraubet, und sie zum Nutzen des gemeinen Wesens in Besitz nimmt; sie
confisciren. Jemandes Erbschaft einziehen. Sein ganzes Vermögen ist
eingezogen worden. Man hat ihm seine Besoldung eingezogen. In allen
diesen Fällen ist die Einziehung die Folge eines begangenen
Verbrechens. Aber der Landesherr ziehet zuweilen ein Lehen, eine
Besoldung, ein Amt, einen Pacht u. s. f. ein, wenn er das Lehen nicht
weiter verleihet, die Besoldung nicht weiter bezahlet, das Amt nicht
weiter besetzet u. s. f. sondern alle diese Dinge unmittelbar in seine
Verwaltung nimmt, oder doch den Ertrag davon an sich ziehet. 3) Einen
Verbrecher einziehen, ihn in Verhaft nehmen. Man hat die Diebe, die
Ausreißer eingezogen. Gerichtlich zieht er bald des Weibes Ehemann
ein, Gell.
3. Nach innen zu ziehen, einwärts ziehen. 1) Eigentlich. Die Segel
einziehen, in der Schifffahrt. Die Hörner einziehen, wie die
Schnecken.Sonst zieh ich meinen Kopf, als wie die Schnecken ein, Can.
Den Hals einziehen, in den Körper. Die Pfeife einziehen, eine niedrige
Figur, nachgeben, sich in seinem Affecte, in seinen Forderungen
mäßigen, gelindere Saiten aufspannen. 2) Figürlich. (a) Einen Damm,
einen Wall einziehen, ihn besser nach innen zu aufwerfen. So auch eine
Linie, einen Graben einziehen. (b) Nach einer, vermuthlich von den
Schnecken entlehnten Figur, bedeutet das Mittelwort eingezogen, und
das Hauptwort die Eingezogenheit, diejenige Eigenschaft, da man im
Gebrauche des gesellschaftlichen Vergnügens einen hohen Grad der
Mäßigkeit beobachtet, sich des Umganges mit andern entschlägt. Er lebt
sehr eingezogen, er kommt nicht viel aus dem Hause; ingleichen, er
lebt einsam, ohne vielen Umgang. Ein eingezogenes Leben führen. Ein
eingezogenes Frauenzimmer. Sich eingezogen halten, wenig unter die
Leute gehen. Ich wundere mich über ihre Eingezogenheit. In Ansehung
der weitern Bedeutung könnte dieses Wort auch zu der folgenden Art des
Gebrauches gerechnet werden. 4. Zusammen ziehen, in die Enge ziehen,
zusammen ziehen und dadurch enger machen; eine Fortsetzung der vorigen
Bedeutung. 1) Eigentlich. Manschetten einziehen, sie auf einen Faden
reihen, und enger zusammen ziehen. Das Hemd ist zu weit, man muß es
ein wenig einziehen. Das Tuch ziehet sich ein, wenn es naß wird,
kriecht ein. 2) Figürlich. (a) In einen engern Raum bringen. Die
Goldschmiede ziehen das Metall, welches sie bearbeiten, ein, wenn sie
die Schläge unter einem Winkel auf das Blech führen, wodurch der
Körper länger aber auch enger wird. (b) In einen moralisch oder
bürgerlich engern Raum bringen. Den Aufwand einziehen. Er ziehet sich
sehr ein, vermindert seinen Aufwand gar sehr. Seine Haushaltung
einziehen. Er hat alle seine Bedienten bis auf zehen eingezogen. So
auch die Einziehung in allen Bedeutungen dieses Activi.II. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn. 1. Hinein ziehen. 1) Mit einem
Gefolge oder feyerlichen Gepränge in einen Ort ziehen. Der neu
erwählte Kaiser zog gestern ein, in die Stadt; wofür man doch in der
anständigern Schreibart lieber die Redensart gebraucht, seinen Einzug
halten. Doch sagt man noch von Truppen, sie sind eingezogen, in die
Stadt. Die Besatzung wird erst morgen einziehen. S. Einzug 1. 2) Mit
seinem Gepäcke in einen Ort, in ein Haus ziehen. Sind sie schon
eingezogen? Haben sie das Haus, die Miethe schon bezogen? Wir werden
erst morgen einziehen. Die Miethleute sind noch nicht eingezogen. S.
Ziehen. 2. Einwärts ziehen, nach innen zu ziehen, von flüssigen
Körpern, wenn sie in die Zwischenräume eines dichtern dringen. Das
Wasser ist schon eingezogen, in die Erde. Das Öhl will nicht
einziehen. Bestreiche das Leder mit Thran und laß ihn über dem Feuer
einziehen.
Einzig (W3) [Adelung]
Einzig, adj. et adv. Welches vermittelst der Endsylbe ig von dem
Zahlworte Eins gebildet ist, und alle Mahl etwas bedeutet, welches nur
das Eine seiner Art ist. 1) Eigentlich, was entweder in dem schärfsten
Verstande, oder doch unter gewissen Umständen nur Ein Mahl vorhanden
ist. Heil uns, daß unser Morgen in die Tage des einzigen Monarchen
fiel! Raml. O du einzige, in der alle meine besten Wünsche ihr Ende
finden! Dusch. Besonders zur Verstärkung und nähern Bestimmung des
Zahlwortes Ein, welches alsdann sein großes E verlieren kann, weil
durch diese Bestimmung die Verwechselung mit dem Artikel ein ohnehin
wegfällt. Es ist nur ein einziger Mann geblieben.Der einzige Sohn
seiner Ältern. Das ist noch seine einzige Beschäftigung. Nenne mir
einen einzigen, der vollkommen tugendhaft wäre. Das ist noch das
einzige, was mich tröstet. Für sich allein kann es auch im Plural
gebraucht werden. Seine zwey einzigen Kinder. Das sind die einzigen
Bücher, welche ich habe. Als ein Adverbium wird es in dieser Bedeutung
nur selten gebraucht. Das ist in seiner Art einzig, besser, ist das
einzige in seiner Art. 2) Wie allein, eine Sache mit Ausschließung
aller andern anzudeuten, oder mit Ausschließung aller andern Dinge von
ihr zu behaupten; so wohl in Verbindung mit dem allein, als auch ohne
dasselbe. Das ist einzig und allein die Ursache. Mein Vorsatz ist
einzig der gewesen, u. s. f. In welcher Bedeutung es nur allein als
ein Umstandswort gebraucht wird. S. Ein, die Anm.
Einzögling (W3) [Adelung]
Der Einzögling, des -es, plur. die -e, ein nur in einigen Gegenden,
z. B. in dem westlichen Preußen, übliches Wort, einen Einheimischen,
ein Landeskind auszudrucken, einen Einwohner, der in dem Lande selbst
geboren und erzogen ist, im Gegensatze eines Ausländers. Daher das
Einzöglingsrecht, in eben diesen Gegenden, das Indigenat, Jus
indigenatus. S. Zögling.
Einzug (W3) [Adelung]
Der Einzug, des -es, plur. die -züge. 1) Die Handlung des Einziehens
in der ersten Bedeutung des Neutrius. Der Einzug des Landesherren in
die Stadt. Ein feyerlicher Einzug. Einen Einzug, seinen feyerlichen
Einzug halten. Der Einzug der feindlichen Truppen, der Besatzung in
die Stadt. Von dem Einziehen eines Eigenthümers oder Miethmannes in
ein Haus oder in eine Wohnung wird dieses Wort nur selten gebraucht.
2) Was eingezogen wird, in der ersten Bedeutung des Activi. So wird
nun den Zimmerleuten ein eingezogener Balken, eine eingezogene
Schwelle zuweilen ein Einzug genannt.
Einzwängen (W3) [Adelung]
Einzwängen, verb. reg. act. 1) Hinein zwängen, mit Zwang hinein
bringen. 2) Zusammen zwängen. Ein geleimtes Bret einzwängen.
Ingleichen für das niedrige einklemmen. Sich die Hand einzwängen. 3)
Figürlich, einschränken, einschließen, in einen engern Raum bringen.
Die Baukunst zwängt Seen ein, Dusch. So auch die Einzwängung.
Einzwingen (W3) [Adelung]
Einzwingen, verb. irreg. act. ( S. Zwingen,) hinein zwingen, in sich
zu nehmen zwingen. Jemanden die Speise, den Trank einzwingen, entweder
durch eigentliche Gewalt, oder durch wiederholtes Nöthigen.
Eis (W3) [Adelung]
Das Eis, des -es, plur. car. gefrornes Wasser. Es frieret Eis, es ist
so kalt, daß das Wasser in Eis verwandelt wird. Es hat diese Nacht Eis
gefroren. Das Wasser ist zu Eis gefroren. Der Fluß, der See wird mit
Eis belegt. Das Eis trägt, wenn es so dick und stark ist, daß Menschen
und Wagen darüber gehen können. Das Eis gehet auf, wenn es bricht und
anfängt zu schmelzen. Der Fluß gehet mit Eis, wenn das Eis aufgegangen
ist, und stückweise in dem Flusse treibt. Das Eis brechen, figürlich,
die Bahn brechen, den Weg bahnen, die ersten Hindernisse eines
Geschäftes aus dem Wege räumen, eine von der Schiffahrt auf den
Flüssen entlehnte Figur.
Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Is, mit
einem gedehnten I, im Holländ. Ys, im Dän. Iis, im Schwed. Is, im
Angels. Is, Isa, im Engl. Ice, bey dem Notker Is. Wachter leitet es
auf eine seltsame Art von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image -, gleich, ab, wozu ihn nichts als die Ähnlichkeit des
Lautes beweget haben kann. Eher könnte man noch auf das Nieders.
aisen, esen; im Oberdeutschen eißen, schauern, horrere, fallen, weil
die Kälte des Eises wirklich einen Schauer erreget. S. auch Eisen.
Allein das Wort ist zu alt und zu einfach, als daß man dessen
Abstammung mit entscheidender Wahrscheinlichkeit untersuchen könnte.
Die Beywörter eisig und eisicht, sind dem guten Sprachgebrauche
unbekannt.
Eis-Achat (W3) [Adelung]
Der Eis-Achat, des -es, plur. inus. ein Krystall-Achat, der eine
Eisfarbe hat, bey den Schriftstellern des Mineralreiches. S.
Krystall-Achat.
Eisalabaster (W3) [Adelung]
Der Eisalabaster, des -s, plur. inus. eine Art Alabaster im
Hohensteinischen, welcher dem Eise ähnlich stehet.
Eisänte (W3) [Adelung]
Die Eisänte, plur. die -n, eine Art großer weiß und schwarzer
Taucher, welche sich in dem Rheine aufhalten: Mergus brumalis major,
Gesn. Eben derselbe nennet eine andere Art kleinerer Taucher mit einem
röthlichen Kopfe und Halse, weiß und schwarz gesprengten Flügeln, und
aufgerichteten Federn über dem Nacken, das Eisäntlein, Mergus brumalis
minor, capite ruffo. Vielleicht ist eine von beyden die Anas clangula,
L. welche im Deutschen gleichfalls Eisänte, im Schwedischen aber Knipa
genannt wird.
Eisapfel (W3) [Adelung]
Der Eisapfel, des -s, plur. die -äpfel, eine Art Äpfel mit einer halb
grünen und halb gelben Schale, welche wie Eis oder Glas glänzet;
Glasapfel.
Eisbad (W3) [Adelung]
Das Eisbad, des -es, plur. die -bäder, bey den Ärzten, ein Bad von
Eis; das Eis als ein Bad gebraucht.
Eisbahn (W3) [Adelung]
Die Eisbahn, plur. die -en, die Bahn auf dem Eise; besonders die
Bahn, welche sich die Knaben im Winter auf dem Eise machen, darauf
fortzugleiten; die Schleifbahn, Schleife, in den gemeinen Mundarten
Glander, Schlitterbahn, Hutsche, Glitschbahn u. s. f.
Eisbank (W3) [Adelung]
Die Eisbank, plur. die -bänke, in der Seefahrt, große lange Stücken
Eis, welche in der See schwimmen; zum Unterschiede von den Sandbänken,
Felsenbänken u. s. f. S. Bank.
Eisbär (W3) [Adelung]
Der Eisbär, des -en, plur. die -en, eine Art großer zotiger Bären in
den Polar-Ländern, welcher auf dem Eise lebt; der Polar-Bär.
Eisbaum (W3) [Adelung]
Der Eisbaum, des -es, plur. die -bäume, ein Baum, welcher an den
Jochen und Pfeilern der Brücken schräge in das Wasser gestellet wird,
die in dem Flusse treibenden Eisschollen abzuhalten. S. Eisbock.
Eisbecher (W3) [Adelung]
Der Eisbecher, des -s, plur. ut nom. sing. ein aus Eis, besonders aus dem Eise der Schweizerischen Gletscher gedreheter Becher, das Getränk darin frisch und kühl zu halten; dergleichen Becher in Oberdeutschland und Italien gewöhnlich sind, und, wenn sie aus Gletschereise verfertiget worden, nicht so leicht schmelzen.
Eisbein (W3) [Adelung]
Das Eisbein, des -es, plur. die -e, die eine Hälfte des Schlosses
oder Schlußbeines an den zahmen und wilden Thieren; das Hüftbein.
Beyde Eisbeine zusammen genommen machen das Schloß- oder Schlußbein
aus.
Anm. Im Nieders. heißt dieses Bein das Isbeen, im Holl. Is been,
Isch-been, welche Nahmen mit dessen Griech. und Latein. Benennung
Ischium, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, von - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, die Lende, sehr genau verwandt
sind. Aber ist wohl glaublich, daß die gemeinen Mundarten dieses Wort
aus dem Lateinischen hergehohlet haben, und daß sie dieses Bein nicht
eher zu benennen gewußt, als bis sie es von den Griechen und Römern
gelernet? Mit mehr Wahrscheinlichkeit siehet man daher dieses Wort
nebst so vielen andern als einen Überrest einer weit ältern Mundart
an, von welcher die Griechische und Deutsche Sprache zwey Töchter
sind, die durch eine lange Reihe von Jahrhunderten sich freylich sehr
unähnlich geworden.
Eisberg (W3) [Adelung]
Der Eisberg, des -es, plur. die -e, eine hohe Masse Eis in Gestalt
eines Berges, so wohl auf dem festen Lande, als in den nördlichen
Meeren. In Tyrol werden die EisbergeFerner, in der Schweiz Gletscher,
in Kärnthen aber Knäß genannt.
Eisbier (W3) [Adelung]
Das Eisbier, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben, dasjenige Bier,
welches an einigen Orten jährlich für die Aufeisung gefrorner Wasser
gegeben wird. Besonders ist in den Sächsischen Bergwerken unter diesem
Nahmen dasjenige Bier bekannt, welches die Hüttenarbeiter für die
Aufeisung der gefrornen Gräben von dem Landesherren um Pfingsten
bekommen, und welches in andern Umständen und bey andern Arten von
Arbeitern das Pfingstbier genannt wird.
Eisbirn (W3) [Adelung]
Die Eisbirn, plur. die -en, eine Art langer, dicker, gelber Birnen,
deren Schale wie Eis oder Glas glänzet, und welche im November reift;
die Glasbirn.
Eisbock (W3) [Adelung]
Der Eisbock, des -es, plur. die -böcke, hölzerne oder gemauerte
Pfeiler an den Jochen und Pfeilern der Brücken, welche gemeiniglich
pyramidenförmig sind, alle Wahl aber nach dem Wasser zu scharf
zulaufen, damit die großen Eisschollen sich daran zerstoßen, ohne die
Brücke zu beschädigen; der Eisbrecher, Eispfeiler. Wenn diese Eisböcke
aus bloßen Bäumen bestehen, welche schräge in das Wasser gesetzet
worden, so werden sie nur Eisbäume genannt. S. 2, 3 und 4 Bock.
Eisbrecher (W3) [Adelung]
Der Eisbrecher, des -s, plur. ut nom. sing. eine jede Anstalt in
einem Flusse, besonders vor einer Brücke, an welcher sich die großen
Eisschollen zerbrechen, es seyen nun Eisbänke, Eispfähle, Eispfeiler,
oder Eisböcke.
Eisbruch (W3) [Adelung]
Der Eisbruch, des -es, plur. inus. der Bruch des Eises, wenn dasselbe
den gelinder Witterung anfängt zu brechen und aufzugehen.
Eisdach (W3) [Adelung]
Das Eisdach, des -es, plur. inus. in der Landwirthschaft, besonders
Niedersachsens, das Riet oder Schilfrohr, welches im Winter auf dem
Eise geschnitten worden, und zu den Dächern der Häuser gebraucht wird.
Dach ist hier ein Collectivum, und deutet dasjenige an, womit ein
Gebäude gedecket wird.
Eisen (W3) [Adelung]
Eisen, verb. reg. act. das Eis aufhauen, absolute. Die Landleute
erhielten Befehl zu eisen, d. i. das Eis in dem Flusse, in dem Graben
u. s. f. aufzubauen. Noch üblicher ist dieses Zeitwort in den
Zusammensetzungen aufeisen, auseisen und loseisen.
Eisen (W3) [Adelung]
Das Eisen, des -s, plur. ut nom. sing. ein unedles weißgraues Metall,
welches die meiste Härte und Elasticität hat, unter allen Metallen am
häufigsten gefunden, und daher auch am wenigsten geschätzt wird. 1.
Eigentlich. Gediegenes Eisen, welches schon unter der Erde gediegen
gefunden wird. Rohes Eisen, in den Eisenhütten, so wie es aus den
Eisensteinen in Gänse geschmelzet worden, da es noch viele
Unreinigkeiten bey sich hat. Sprödes Eisen, welches nicht die gehörige
Elasticität hat, sondern leicht bricht. Rothbrüchiges, kaltbrüchiges
Eisen u. s. f. S. diese Wörter. Das Eisen schmieden, weil es warm ist,
figürlich im gemeinen Leben, sich die Gelegenheit zu Nutze machen.
Noth bricht Eisen, auch nur im gemeinen Leben. In dieser Bedeutung hat
es in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche, wie andere Nahmen der Metalle,
keinen Plural. Allein in dem Bergbaue, Eisenhämmern u. s. f. pflegt
man nicht nur mehrere Arten dieses Metalles, sondern auch wohl mehrere
Massen desselben, die Eisen zu nennen. 2. Dinge, welche aus Eisen oder
Stahl verfertiget worden, in welchem Verstande auch der Plural sehr
häufig ist. Besonders, 1) allerley Werkzeuge aus Eisen, so wohl im
gemeinen Leben, als auch in den Handwerken und Künsten. So nennen die
Bildhauer, Drechseler u. s. f. ihre Meißel nur schlechthin Eisen;
besonders führen bey den erstern diesen Nahmen die groben stählernen
Meißel, womit sie Stücken
von dem Steine los sprengen. S. auch Dreheisen. Die Amboße der Gold-
und Silberarbeiter sind ihnen nur unter dem Nahmen der Eisen bekannt.
Das Berlinische Eisen, ist eine zum Fange der Raubthiere und besonders
der Füchse bequeme Maschine; S. Schwanenhals. Und hohlte mit der Hand
die Art aus - und das Eisen führe vom Stiel, 5 Mos. 19, 5. Und solle -
einen steinern Altar bauen, darüber kein Eisen fähret, Kap. 27, 5,
kein eisernes Werkzeug. So auch die Zusammensetzungen Brecheisen,
Fuchseisen, Pflugeisen, Bergeisen, Stecheisen, Krauteisen, Bügeleisen,
Brenneisen, Brummeisen, Reibeisen und andere mehr. 2) Das Hufeisen,
womit der Huf der Pferde beschlagen wird, heißt im gemeinen Leben nur
schlechthin das Eisen. Einem Pferde ein Eisen aufschlagen. Dem Pferde
die Eisen abbrechen. Daher der figürliche Ausdruck in den niedrigen
Sprecharten, jemanden beständig in den Eisen liegen, ihm überall auf
dem Fuße nachfolgen, genaue Aufsicht auf ihn haben; wofür Kaisersberg
sagt, jemanden uff die Yssen lugen, d. i. auf die Eisen sehen. 3)
Eiserne Fessel, in welcher Bedeutung es nur allein im Plural gebraucht
wird. Jemanden in die Eisen schmieden, ihn auf immer in eiserne Fessel
schlagen. Sie zwungen seine Füße im Stock, sein Leib mußte in Eisen
liegen. Ps. 105, 18. Gefangen im Zwang und Eisen, Ps. 107, 10. Daher
wird in Nürnberg ein gewisses Gefängniß für schwangere Huren die
Eisen, und in Baiern der Schließer oder Gefangenwärter der
Eisenamtmann genannt.
Anm. Die älteste Gestalt dieses Hauptwortes ist
Isar und Isarn, denn so lautet es schon bey dem Kero. Die Angelsachsen
kannten dieses Wort mit und ohne r, Isen und Isern; auf gleiche Art
sagen die Niedersachsen noch Isen und Isern, und die Holländer Iser,
obgleich im Hochdeutschen das letzte nur in der Gestalt eines
Beywortes üblich ist, S. Eisern. Viele nordische Mundarten verbeißen
den Zischlaut, wie das Schwedische Jern, das Angels. Iren, das Dän.
Jern, das Engl. Iron, das Wallis. Hajarn, das Irländ. Jarann, wohin
auch das Span. Hierro gehöret. Das Lat. Ferrum und unser Deutsches
ehern sind mit dieser Form genau verwandt, so wie unser Hochdeutsches
Eisen dem Lat. aes, ehedem aesis, nahe kommt, welches eine allgemeine
Benennung aller Metalle, besonders aber auch des Eisens und Stahles
war. Ob dieses Wort ursprünglich zu dem Worte Eis gehöret, läßt sich
wegen des Alterthumes nicht entscheiden.
Eisenader (W3) [Adelung]
Die Eisenader, plur. die -n, eine Ader Eisenerz in einem
Eisenbergwerke, die, wenn sie von beträchtlicher Stärke ist, ein
Eisengang genannt wird.
Eisenarzeney (W3) [Adelung]
Die Eisenarzeney, plur. die -en, eine jede Arzeney, welche aus dem
Eisen und dessen Roste verfertiget wird.
Eisenbart (W3) [Adelung]
Der Eisenbart, des -es, plur. die -bärte, S. Eisvogel.
Eisenbaum (W3) [Adelung]
Der Eisenbaum, des -es, plur. die -bäume. 1) In den Eisenhämmern,
eine hölzerne mit Eisen beschlagene Stange, die Theile und Stücke
damit vor den Hammer zu heben. 2) Ein Baum, welcher schwarze saftige
Beeren bringet, und in dem südlichen Afrika, Malabar und Carolina
wächset; Sideroxylon L. Er hat seinen Nahmen der großen Härte seines
Holzes zu danken, welche der Härte des Eisens nahe kommt, daher er von
einigen auf Eisenholz genannt wird. 3) Auch eine Art des
Drachenbaumes, welche in China einheimisch ist und lanzettförmige
spitzige Blätter trägt, wird, vermuthlich auch wegen der Härte ihres
Holzes, Eisenbaum genannt; Dracaena ferrea L.
Eisenbeerbaum (W3) [Adelung]
Der Eisenbeerbaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Gegenden,
eine Benennung der Rainweide oder des Beinholzes,Ligustrum vulgare, L.
ohne Zweifel auch wegen des zähen harten Holzes. S. Hartriegel.
Eisenbeitze (W3) [Adelung]
Die Eisenbeitze, plur. von mehrern Arten, die -n, in den
Eisenhämmern, eine Beitze, worein das abgeschmiedete Eisen gelegt
wird, damit es die schwarze Rinde verliere, ehe es verzinnet wird.
Eisenbergwerk (W3) [Adelung]
Das Eisenbergwerk, des -es, plur. die -e, ein Bergwerk, in welchem
Eisenstein gegraben wird.
Eisenbeschlag (W3) [Adelung]
Der Eisenbeschlag, des -es, plur. inus. S. Eisenblüthe.
Eisenblech (W3) [Adelung]
Das Eisenblech, des -es, plur. inus. außer von mehrern Arten, die -e,
eisernes Blech, aus Eisen geschmiedetes Blech, zum Unterschiede des
Messingbleches, Kupferbleches u. s. f.
Eisenblumen (W3) [Adelung]
Die Eisenblumen, sing. inus. S. Eisenblüthe.
Eisenblüthe (W3) [Adelung]
Die Eisenblüthe, plur. inus. ein weißer spathartiger korallenförmig
angeschossener Tropfstein, der zuweilen auf den Eisensteinen, oft aber
auch auf andern Mineralien angetroffen wird; daher der Nahme
Eisenblüthe sehr unbequem ist, es müßte denn damit auf dessen Härte
gezielet werden, woran er alle übrige Arten des Tropfsteines
übertrifft. Andere nennen ihn Eisenblumen, Eisenbeschlag und
Eisenfluß. S. 2 Blüthe.
Eisenbrand (W3) [Adelung]
Der Eisenbrand, des -es, plur. die -brände, ein Nahme, der von
einigen dem Magnet gegeben werden soll, weil er das Eisen an sich
ziehet. Matthesius nennet ihn Eisenbraut. Beyde Benennungen, wo nicht
eine derselben ein Druckfehler ist, sind veraltet.
Eisenbrech (W3) [Adelung]
Das Eisenbrech, des -es, plur. inus. S. Mondraute.
Eisenbruch (W3) [Adelung]
Der Eisenbruch, des -es, plur. die -brüche, ein Ort über der Erde, wo
Eisenstein gebrochen wird.
Eisendraht (W3) [Adelung]
Der Eisendraht, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, eiserner
Draht, aus Eisen gezogener Draht, im Gegensatze des Messingdrahtes u.
s. f.
Eisendruse (W3) [Adelung]
Die Eisendruse, plur. die -n, in den Naturalien-Cabinettern, ein
krystallinisch angeschossenes Eisenerz.
Eisenerde (W3) [Adelung]
Die Eisenerde, plur. die -n, die eisenhaltige Erde, eine Erde, welche
verwittertes Eisenerz in sich enthält. Der Plural ist nur von mehrern
Arten dieser Erde üblich.
Eisenerz (W3) [Adelung]
Das Eisenerz, des -es, plur. von mehrern Arten die -e, überhaupt ein
jedes Erz, welches Eisen in sich enthält; im gemeinen Leben die
Eisenminer. In engerer Bedeutung wird nur das geringhaltige Eisenerz,
welches die Schmelzkosten nicht überträgt, Eisenerz genannt, zum
Unterschiede von dem Eisensteine, womit man alsdann das reichhaltige
Eisenerz zu benennen pfleget.
Eisenfarbe (W3) [Adelung]
Die Eisenfarbe, plur. inus. eine weißgraue Farbe, welche der Farbe
des Eisens gleicht. Daher das Bey- und Nebenwort eisenfarbig. S.
Eisengrau.
Eisenfeil (W3) [Adelung]
Das Eisenfeil, des -es, plur. car. zu Spänen gefeiltes Eisen, was von
dem Eisen im Feilen abgehet; Eisenspäne, im gemeinen Leben
Eisenfeilicht.
Eisenfleck (W3) [Adelung]
Der Eisenfleck, des -es, plur. die -e, oder der Eisenflecken, des -s,
plur. ut nom. sing. ein Fleck oder Flecken, der von gerostetem Eisen
in dem leinen oder baumwollenen Geräthe entstehet; im gemeinen Leben
ein Eisenmahl.
Eisenfluß (W3) [Adelung]
Der Eisenfluß, des -sses, plur. inus. S. Eisenbluthe.
Eisenfresser (W3) [Adelung]
Der Eisenfresser, des -s, plur. ut nom. sing. in den gemeinen
Sprecharten, ein Prahler, der seine Tapferkeit zur Ungebühr erhebet,
und gleichsam Eisen fressen zu können vorgibt. Gevatter, hilf, und
wirf das Glas Dem Eisenfresser ins Gesichte, Haged.
Eisenfunke (W3) [Adelung]
Der Eisenfunke, des -n, plur. die -n, Funken, welche von dem
glühenden Eisen springen, wenn es geschmiedet wird.
Eisengang (W3) [Adelung]
Der Eisengang, des -es, plur. die -gänge, in dem Bergbaue, ein Glanz,
der Eisenerz enthält.
Eisengans (W3) [Adelung]
Die Eisengans, plur. die -gänse, S. Gans 1.
Eisengart (W3) [Adelung]
Der Eisengart, des -es, plur. die -gärte, S. Eisvogel.
Eisengehalt (W3) [Adelung]
Der Eisengehalt, des -es, plur. inus. der Gehalt eines Körpers an
Eisen, was ein Körper von Eisen in sich enthält. Der Eisenstein ist
von einem guten Eisengehalte.
Eisengießer (W3) [Adelung]
Der Eisengießer, des -s, plur. ut nom. sing. auf den Eisenhämmern,
ein Arbeiter, der Öfen, Töpfe, Grapen u. s. f. aus Eisen gießet, und
auch nur schlechthin der Gießer genannt wird.
Eisenglanz (W3) [Adelung]
Der Eisenglanz, des -es, plur. von mehrern Arten, die -glänze, im
Bergbaue, 1) ein einfarbiger Glanz oder Glimmer, ein glänzendes,
abfärbendes und zuweilen staubiges Eisenerz, welches von einem
schlechten Eisengehalte ist; Eisenglimmer. S. Eisenmann und
Eisenschwärze. 2) Der rothe Eisenstein, welcher glänzende Flächen hat,
wird zuweilen gleichfalls Eisenglanz genannt.
Eisenglas (W3) [Adelung]
Das Eisenglas, des -es, plur. inus. im Bergbaue, ein Eisenerz,
welches wie Glas zerspringet.
Eisenglimmer (W3) [Adelung]
Der Eisenglimmer, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. S.
Eisenglanz und Glimmer.
Eisengranaten (W3) [Adelung]
Die Eisengranaten, sing. inus. eisenhaltige Granaten, zum
Unterschiede von den so genannten Goldgranaten.
Eisengrau (W3) [Adelung]
Eisengrau, adj. et adv. grau wie Eisen, der grauen Farbe des Eisens
gleich; eisenfarbig.
Eisengraupe (W3) [Adelung]
Die Eisengraupe, plur. die -n, ein den Zinngraupen ähnliches
Eisenerz, welches den Bergleuten unter dem Nahmen des Wolframs bekannt
ist. In engerer Bedeutung führet den Nahmen der Eisengraupen ein
schwarzbraunes Eisenerz, welches zwischen den Kupfer- und Eisenerzen
zu Berg-Gieshübel in Gestalt der Graupen bricht. S. Graupe.
Eisengrube (W3) [Adelung]
Die Eisengrube, plur. die -n, ein Ort, wo Eisenerz oder Eisenstein
gegraben wird, besonders wenn solches über der Erde geschiehet.
Eisenhaltig (W3) [Adelung]
Eisenhaltig, -er, -ste, adj. et adv. Eisen in sich enthaltend.
Eisenhaltige Erde. Eisenhaltige Steine. Eisenhaltige Wasser, welche
die Landleute rostige Wasser oder Rostjauche zu nennen pflegen.
Eisenhammer (W3) [Adelung]
Der Eisenhammer, des -s, plur. die -hämmer. 1) Eigentlich, ein großer
Hammer, mit welchem das Eisen in den Eisenhütten in großen Stücken
geschmiedet wird. 2) Figürlich, die Hütte oder das Gebäude, in welchem
solches geschiehet, die Hammerhütte; und in weiterer Bedeutung, der
Umfang aller Gebäude und Hütten, wo der Eisenstein gepocht,
geschmelzet, das Eisen gereiniget, gegossen und zu allerley groben
Geräthschaften verarbeitet wird, von welcher Fabrik die Hammerhütte
nur ein Theil ist.
Eisenhandel (W3) [Adelung]
Der Eisenhandel, des -s, plur. car. der Handel mit Eisen oder
eisernen Waaren.
Eisenhändler (W3) [Adelung]
Der Eisenhändler, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die
Eisenhändlerinn, plur. die -en, der mit Eisen oder eisernen Waaren
handelt, und dessen Ehegattin; im Österr. ein Eisler.
Eisenhart (W3) [Adelung]
Eisenhart, adj. et adv. so hart wie Eisen. Ein eisenhartes Holz.
Einsenhart (W3) [Adelung]
Das Einsenhart, des -es, plur. inus. ein Nahme eines Krautes. S.
Eisenkraut.
Eisenhart (W3) [Adelung]
Der Eisenhart, des -es, plur. inus. ein Nahme, welchen man in
Steiermark demjenigen Goldsande gibt, welcher aus der Trau gewaschen
wird, weil er sehr eisenschüssig ist. Die Bedeutung der letzten Sylbe
in diesem Worte ist dunkel. Vielleicht ist siedas alte Hore, Hort,
welches nicht allein Roth, sondern auch Lehmen, Thoa, und vielleicht
auch Sand bedeutete.
Eisenhieke (W3) [Adelung]
Die Eisenhieke, S. Hieke.
Eisenholz (W3) [Adelung]
Das Eisenholz, des -es, plur. inus. S. Eisenbaum.
Eisenhütchen (W3) [Adelung]
Das Eisenhütchen, oder Eisenhütlein, des -s, plur. ut nom. sing. 1)
Eigentlich, ein kleiner Eisenhut, mit welchem Worte ehedem auch die
Helme benannt wurden. In diesem Verstande kommt es nur noch in der
Wappenkunst vor, wo die Figuren solcher Helme, dergleichen besonders
in den Wappen der Grafen von Öttingen und Pappenheim vorkommen, noch
Eisenhütchen genannt werden. 2) Figürlich. Eine Pflanze, welche wegen
ihrer giftigen Eigenschaften bekannt ist; Aconitum L. Den Deutschen
Nahmen hat sie der Gestalt ihrer Blumen zu danken, daher sie auch
Sturmhut, Kappenblume, Narrenkappe, von andern aber auch Wolfswurz und
Teufelswurz genannt wird. Sie wächset auch in Deutschland, Schweden,
Frankreich u. s. f. wild.
Eisenhütte (W3) [Adelung]
Die Eisenhütte, plur. die -n, im Bergbaue, diejenige Hütte, wo der
Eisenstein gepocht und geschmelzt wird. In weiterer Bedeutung wird
auch wohl der ganze Umfang aller zur Zubereitung des Eisens gehörigen
Werkstätten eine Eisenhütte genannt. S. Eisenhammer 2.
Eisenkalk (W3) [Adelung]
Der Eisenkalk, des -es, plur. von mehrern Arten desselben, die -e,
ein in Kalk verwandeltes Eisen, in allen den Bedeutungen, in welchen
das Wort Kalk in der Chymie genommen wird; S. dasselbe.
Eisenkies (W3) [Adelung]
Der Eisenkies, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, ein
eisenhaltiges Kies, der mit dem Stahle Feuer gibt, und nach der
Röstung schwarz wird.
Eisenkitt (W3) [Adelung]
Der Eisenkitt, des -es, plur. von mehrern Arten die -e, 1) Ein Kitt
von gebrannten Gyps und Eisenfeil, mit Essig zu einem Teige gemacht.
Steine im Wasser damit zu verbinden; Steinkitt, Wasserkitt. 2) Eine
rothbraune eisenhaltige Erde aus Pozzuolo in Neapel, welche einen sehr
festen Kitt unter dem Wasser abgibt.
Eisenkloß (W3) [Adelung]
Der Eisenkloß, des -es, plur. die -klöße, S. Rasenstein.
Eisenknecht (W3) [Adelung]
Der Eisenknecht, des -es, plur. die -e. 1) Auf den Kupferhämmern, ein
schmales Eisen auf dem Amboßstocke, worauf die Kupferscheibe ruhet. 2)
Eine Art Bader, S. Eisern 2.
Eisenkram (W3) [Adelung]
Der Eisenkram, des -es, plur. inus. der Kram, d. i. Handel, mit
Eisenwaaren; der Eisenhandel.
Eisenkrämer (W3) [Adelung]
Der Eisenkrämer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die
Eisenkrämerinn, plur. die -en, der oder die mit Eisenwaaren handelt;
der Eisenhändler.
Eisenkraut (W3) [Adelung]
Das Eisenkraut, des -es, plur. inus. eine Pflanze, welche an den
Zäunen und Wegen wild wächset, und kleine bleichblaue Blumen träget;
Verbena, L. Sie wird auch Eisenhart, ingleichen Taubenkraut genannt.
Sie hat eine anziehende Kraft, und wird im gemeinen Leben als ein
Wundmittel gebraucht, daher sie vielleicht den Nahmen hat. Die Crepis
tectorum L. wird von einigen auch großes Eisenkraut, von andern aber
Berghabichtskraut genannt. Auch der Ackerandorn, Stachys annua L. ist
unter dem Nahmen des Eisenkrautes bekannt.
Eisenkrystallen (W3) [Adelung]
Die Eisenkrystallen, sing. inus. Krystallen, welche man aus dem Eisen
erhält, wenn dasselbe in Säuren aufgelöset worden.
Eisenkuchen (W3) [Adelung]
Der Eisenkuchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Gebackenes von
Schmalz, Zucker und Eyern, welches in einer eisernen Form mit einem
langen Griffe gebacken wird.
Eisenkütte (W3) [Adelung]
Die Eisenkütte, S. Eisenkitt.
Eisenmahl (W3) [Adelung]
Das Eisenmahl, des -es, plur. die -mähler. 1) Ein Flecken von
gerosteten Eisen, S. Eisenfleck. 2) Im Bergbaue führet diesen Nahmen
so wohl eine dunkle, braune, taube Berg-
art, welche dem Eisensteine gleicht, und auch Eisenschuß genannt wird,
als auch ein ähnliches taubes Gestein, welches bey den Zwittern oder
Zinnerzen bricht. In dieser Bedeutung ist der Plural ungewöhnlich.
Eisenmann (W3) [Adelung]
Der Eisenmann, des -es, plur. car. im Bergbaue, ein schwarzer
Eisenglimmer, welcher Schwefel und Arsenik bey sich führet, sehr
strengflüssig ist, und zum Schwärzen der Öfen gebraucht wird, daher er
auch Eisenschwärze heißt. Mann scheinet in dieser Zusammensetzung das
alte Man oder Mein, im Angels. Man, zu seyn, wodurch ehedem etwas
falsches, unechtes, im Gegensatze des Echten ausgedruckt wurde. S.
Meineid und Mangold. Eisenmann würde also ein Eisenerz bedeuten,
welches nur den Schein des Eisens hat, ein unechtes Eisenerz, einen
Eisenglimmer.
Eisenminer (W3) [Adelung]
Die Eisenminer, plur. die -n, im gemeinen Leben, das Eisenerz; von
dem Lat. Minera.
Eisenmohr (W3) [Adelung]
Der Eisenmohr, des -es, plur. inus. in der Chymie, ein durch bloßes
Wasser in sehr feine Theile verwandeltes Eisen, wegen seiner schwarzen
Farbe; Lat. Aethiops mineralis.
Eisenoccher (W3) [Adelung]
Der Eisenoccher, des -s, plur. inus. ein Occher, der aus aufgelöseten
oder verwitterten Eisen entstehet. S. Occher.
Eisenofen (W3) [Adelung]
Der Eisenofen, des -s, plur. die -öfen, auf den Eisenhämmern, ein
Ofen, in welchem das Eisen geschmelzet wird.
Eisenplatte (W3) [Adelung]
Die Eisenplatte, plur. die -n, eine eiserne Platte, dergleichen z. B.
zu den Öfen gebraucht werden.
Eisenprobe (W3) [Adelung]
Die Eisenprobe, plur. inus. 1) Die Probirung eines Erzes auf Eisen.
2) In den mittlern Zeiten, eine Art des Ordalii, da der Beklagte zum
Beweise seiner Unschuld ein glühendes Eisen tragen mußte.
Eisenrahm (W3) [Adelung]
Der Eisenrahm, des -es, plur. inus. ein schwarzgrauer oder
dunkelrother Eisenglimmer mit glänzenden abfärbenden Theilen, welcher
sich fettig anfühlen lässet, und von dem Eisenmann oder der
Eisenschwärze wenig unterschieden zu seyn scheinet. Er gibt wenig und
dabey sprödes Eisen. Er hat den Nahmen nicht daher, weil die Gänge
damit als mit einem Rahmen eingefaßt zu seyn pflegen, sondern ohne
Zweifel von dem Worte Rahm, Ruß, Schwärze, weil er am häufigsten von
schwärzlicher Farbe ist, und daher auch Eisenschwärze genannt wird. In
dem Munde der Bergleute lautet dieses Wort bald Eisenrohm, bald auch
Eisenraum.
Eisenrahmig (W3) [Adelung]
Eisenrahmig, adj. et adv. Eisenrahm bey sich führend. Ein
eisenrahmiges Erz. Ingleichen dem Eisenrahme ähnlich, und in weiterer
Bedeutung, den Schein eines Eisenerzes habend; eisenschweifig.
Eisenrost (W3) [Adelung]
Der Eisenrost, des -es, plur. inus. der Rost des Eisens, gemeiniglich
nur schlechthin der Rost. S. dieses Wort.
Eisensafran (W3) [Adelung]
Der Eisensafran, des -es, plur. inus. ein aus dem Eisen verfertigter
Saftan, Crocus Martis, der nichts anders als ein Rost oder eine
unvollkommene Auflösung des Eisens ist. S. Safran.
Eisensalz (W3) [Adelung]
Das Eisensalz, des -es, plur. inus. ein Salz, welches man erhält,
wenn man Eisen in Vitriol-Öhl auflöset, und die Auflösung abdünstet;
Eisen-Vitriol, Sal Martis, Vitriolum Martis.
Eisensand (W3) [Adelung]
Der Eisensand, des -es, plur. inus. ein eisenhaltiger Sand, der von
allerley Farben, am häufigsten aber schwärzlich oder braunroth ist.
Eisensau (W3) [Adelung]
Die Eisensau, plur. die -säue, oder -sauen, bey dem Schmelzen auf
Schwarzkupfer, dasjenige Eisen, welches nicht mit verschlacket worden,
Kupfer und andere fremdartige Theile enthält, und sich in unförmlichen
Klumpen an die Wände des Schmelzofens anhänget.
Eisenscheibe (W3) [Adelung]
Die Eisenscheibe, plur. die -n, in der Markscheidekunst, eine
messingene Scheide, welche wie ein Gruben-Compaß eingetheilet ist, und
dessen Stelle in solchen Gruben vertritt, wo Eisenerze oder
Magnetsteine brechen, welche die Magnetnadel aus ihrer Richtung
bringen, und dadurch den Gebrauch des Gruben-Compasses unsicher machen
würden; die Stundenscheide.
Eisenschicht (W3) [Adelung]
Die Eisenschicht, plur. die -en, auf den Eisenhämmern, so viel Eisen,
als auf ein Mahl durchgesetzet und geschmelzet wird.
Eisenschimmel (W3) [Adelung]
Der Eisenschimmel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schimmel, d. i.
weißes Pferd, dessen weiße Farbe mit einer Eisenfarbe durchsetzt ist.
Eisenschlacke (W3) [Adelung]
Die Eisenschlacke, plur. die -n, die Schlacke von dem geschmiedeten,
und noch mehr von dem geschmelzten Eisen.
Eisenschlag (W3) [Adelung]
Der Eisenschlag, des -es, plur. inus. 1) Diejenigen dünnen Schlacken,
welche von dem Eisen im Schmieden abspringen, und unter dem Nahmen des
Hammerschlages am bekanntesten sind. 2) An einigen Orten, das Recht,
mit Eisenwaaren zu handeln, und Fremde von diesem Handel
auszuschließen; welches Recht zuweilen den Kleinschmieden zustehet.
Den Eisenschlag haben.
Eisenschlich (W3) [Adelung]
Der Eisenschlich, des -es, plur. inus. ein Eisenerz in Gestalt eines
Schliches, dergleichen sich zuweilen in den Sümpfen findet, da denn
gutes Eisen daraus verfertiget werden kann.
Eisenschmid (W3) [Adelung]
Der Eisenschmid, des -s, plur. die -schmiede, ein Schmid, der in
Eisen arbeitet, zum Unterschiede von den Kupferschmieden und
Goldschmieden. Daher die Eisenschmiede, plur. die -n, die Werkstätte
eines solchen Schmids.
Eisenschneider (W3) [Adelung]
Der Eisenschneider, des -s, plur. ut nom. sing. in den Münzen, ein
Künstler, der die Stämpel zu den Münzen schneidet; der
Stämpelschneider.
Eisenschuß (W3) [Adelung]
Der Eisenschuß, des -sses, plur. von mehrern Arten die -schüsse, im
Bergbaue, eine Steinart, welche eisenhaltig zu seyn scheinet, es aber
nicht, oder doch nur sehr geringe ist; ein Eisenglimmer, Eisenmahl, S.
das letztere. In weiterer Bedeutung, werden zuweilen auch alle
Eisenerze Eisenschüsse genannt.
Eisenschussig (W3) [Adelung]
Eisenschussig, -er, -ste adj. et adv. im Bergbaue, dem Eisen und
Eisenerze gleich, Eisen enthaltend. Eisenschüssiger Sand,
eisenschüssiges Gestein, welches Eisenerz enthält. Eisenschüssiger
Stahl, der dem Eisen noch so sehr gleichet, der nicht genug gereiniget
und gehärtet worden; welcher Fehler am Bruche erkannt wird.
Eisenschwärze (W3) [Adelung]
Die Eisenschwärze, plur. von mehrern Arten, die -n. 1) Im Bergbaue,
ein schwärzlicher Eisenglimmer, S. Eisenmann und Eisenrahm. 2) Eine
aus Eisen zubereitete Schwärze. So ist die Eisenschwärze der
Buchbinder, womit sie die Lederbände schwarz färben, eine schwarze
Farbe, welche vermittelst des Essiges aus altem Eisen, Hammerschlage,
und wälschen Nußschalen gezogen wird.
Eisenschweif (W3) [Adelung]
Der Eisenschweif, des -es, plur. inus. im Bergbaue, ein klarkörniger
Eisenglimmer, und zuweilen auch ein jeder Eisenglimmer.
Eisenschweifig (W3) [Adelung]
Eisenschweifig, adj. et adv. Eisenschweif enthaltend, dem
Eisenschweife gleich. Ein eisenschweifiges Erz. In weiterer Bedeutung
so viel als eisenschüssig, den Schein eines Eisenerzes habend.
Eisensinter (W3) [Adelung]
Der Eisensinter, des -s, plur. inus. ein Nahme, der zuweilen auch den
Eisenblumen oder der Eisenblüthe gegeben wird, weil sie ein wirklicher
Sinter ist; Erdkobalt.
Eisenspath (W3) [Adelung]
Der Eisenspath, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, ein
eisenhaltiger Spath, welcher gemeiniglich weiß, zuweilen auch
hellbraun ist, am Tage eine schwärzlich braune oder schwarze
Verwitterung und im Feuer eine schwärzliche Farbe bekommt.
Eisenspiegel (W3) [Adelung]
Der Eisenspiegel, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein
Eisenstein, welcher aus lauter über einander liegenden glänzenden
Schalen bestehet, und von einigen zu dem Glaskopfe gerechnet wird.
Eisenstahl (W3) [Adelung]
Der Eisenstahl, des -es, plur. inus. in den Eisenhämmern, derjenige
Hammerschlag, welcher unter dem Hämmern des Eisens abspringt, und von
den Schmieden zum Stählen gebraucht wird.
Eisenstein (W3) [Adelung]
Der Eisenstein, des -es, plur. die -e, ein jeder Stein, welcher Eisen
enthält. In engerer Bedeutung werden nur die reichhaltigen
Eisensteine, welche schmelzwürdig sind, mit diesem Nahmen beleget. S.
Eisenerz. Ottfried nennt den Eisenstein Isiner Steina. Daher der
Eisensteingang, des -es, plur. die -gänge, ein Gang, auf welchem
Eisenstein bricht; der Eisensteinmesser, des -s, plur. ut nom. sing.
im Bergbaue, ein Geschworner, welcher darauf siehet, daß der
Eisenstein gehörig gemessen wird; die Eisensteinzeche, plur. die -n,
eine Zeche, wo Eisenstein gebrochen wird u. s. f.
Eisenstufe (W3) [Adelung]
Die Eisenstufe, plur. die -n, eine Stufe Eisenstein oder Eisenerz.
Eisensumpf (W3) [Adelung]
Der Eisensumpf, des -es, plur. die -sümpfe, in einigen Gegenden, z.
B. in Steiermark, Sümpfe oder Schrote, welche in das ausgehauene
Gebirge geschlagen werden, worein sich ein eisenschüssiges Wasser
sammelt, welches in einigen Jahren zu Schlich, und hernach zu
Eisenstein wird, und den besten Stahl liefert.
Eisensyrupp (W3) [Adelung]
Der Eisensyrupp, des -es, plur. inus. ein mit weißem Weinsteine
gemachte Eisen-Tinctur, welche bis zur Syruppdicke eingekocht wird,
und süß ist; Syrupus Martis.
Eisen-Tinctur (W3) [Adelung]
Die Eisen-Tinctur, plur. von mehrern Arten, die -en, ein von
aufgelösetem Eisen oder Eisenroste gefärbter flüssiger Körper;
Tinctura Martis.
Eisen-Vitriol (W3) [Adelung]
Der Eisen-Vitriol, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, ein von
einem Sauern Salze aufgelösetes und wieder zu Krystallen verdicktes
Eisen, welches so wohl von der Natur, als auch von der Kunst hervor
gebracht wird; Vitriolum Martis. Der natürliche Eisen-Vitriol ist
grün, und unterscheidet sich dadurch von dem Kupfer-Vitriole, welcher
blau, und von dem Zink-Vitriole, welcher weiß ist. Der künstliche
Eisen-Vitriol wird auch Eisensalz genannt.
Eisenwaare (W3) [Adelung]
Die Eisenwaare, plur. die -n, eine jede Waare von Eisen, eisernes
Geräthe, als eine Waare betrachtet. Mit Eisenwaaren handeln.
Eisenwasser (W3) [Adelung]
Das Eisenwasser, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein
jedes Wasser, welches aufgelösete Eisentheilchen, oder einen
aufgelöseten Eisen-Vitriol bey sich führet, und auch Stahlwasser und
Sauerbrunnen genannt wird. Auch dasjenige Wasser, worin glühendes
Eisen abgelöschet worden, wird Eisenwasser genannt.
Eisenweinstein (W3) [Adelung]
Der Eisenweinstein, des -es, plur. inus. ein in Weinsteinsäure
aufgelösetes und daraus niedergeschlagenes Eisen.
Eisenwerk (W3) [Adelung]
Das Eisenwerk, des -es, plur. die -e. 1) Ein Werk, d. i. durch die
Kunst verfertigtes Geräth, aus Eisen; als ein Collectivum, ohne
Plural. Thubalkain, der Meister in allerley Eisenwerk, 1 Mos. 4, 22.
Dan und Javan - haben auf deine Märkte bracht Eisenwerk, Ezech. 27,
19. 2) Ein Werk, eine Fabrike, wo Eisen zubereitet und verarbeitet
wird; in welchem Verstande dieses Wort am häufigsten in weiterer
Bedeutung gebraucht wird, den ganzen Umfang aller an einem Orte
befindlicher und mit einander in Verbindung stehender Werkstätten
dieser Art zu bezeichnen.
Eisenzeug (W3) [Adelung]
Das Eisenzeug, des -es, plur. car. im gemeinen Leben, ein
Collectivum, allerley aus Eisen zubereitete Werkzeuge und
Geräthschaften auszudrucken.
Eisern (W3) [Adelung]
Eisern, adj. et adv. von Eisen, aus Eisen verfertiget. 1. Eigentlich.
Eiserne Ketten. Ein eiserner Ring. Ein eiserner Ofen u. s. f. Das
Gitter ist eisern. 2. Figürlich. 1) Fest, dauerhaft, im gemeinen
Leben. Ein eisernes Pferd, welches alle Beschwerlichkeiten ertragen
kann. 2) Im gemeinen Leben werden diejenigen Dinge, welche bey einer
Sache unveränderlich und beständig bleiben, und wenn sie verderben,
wieder hergestellet werden müssen, eisern genannt. Eisernes Vieh,
eiserne Pferd, eiserne Kühe, welche als Stücke des Inventarii zu einem
Gute u. s. f. gehören, und von dem Besitzer bey dessen Abtritte wieder
mit eingeliefert, oder an deren Stelle andere Stücke von eben der Güte
angeschaffet werden müssen. Dergleichen Vieh wurde schon im mittlern
Lateine Bestia ferri, im Franz. aber ehedem Beste de fer genannt. So
auch eisernes Geschirr, eiserne Werkzeuge, eisernes Geräth u. s. f.
welche Dinge im gemeinen Leben auch Inventarien-Stücke genannt werden,
ehedem aber auch stählernes Vieh, stählernes Geräth u. s. f. hießen.
Daher der eiserne Brief, eine Urkunde, worin sich jemand anheischig macht, die ihm anvertraueten Stücke in eben dem Zustande wieder
abzuliefern. Auf ähnliche Art sind an einigen Orten, z. B. zu
Straßburg und Frankfurt eiserne Knechte oder Eisenknechte, eine Art
unzünftiger Bader, welche an dem Orte, wo sie einmahl sind, bleiben
müssen, und nicht wandern können, auch nur für geringe Leute kleine
Badstuben halten, daher sie in den gemeinen Mundarten auch nur
Stüblesbader heißen. 3) Ein eiserner Pacht, ist in einigen Gegenden
ein Pacht auf sehr lange Zeit, der einem Erbpachte sehr nahe kommt. 4)
Ein eiserner Brief, eine Urkunde, worin der Landesherr einen
verschuldeten Unterthan auf einige Zeit wider seine Gläubiger in
Schutz nimmt, und ihn dadurch gleichsam eisern, d. i. unverletzlich
macht; ein Anstandsbrief, Literae moratoriae, Von einem solchen in
Schutz genommenen Schuldner pflegt man auch wohl zu sagen, er sey
eisern geworden. 5) Die eiserne Zeit, das eiserne Jahrhundert, bey den
Dichtern der Griechen und Römer, das vierte schlechteste Alter der
Welt, welches auf das eherne folgte. In weiterer Bedeutung in der
dichterischen Schreibart, eine schlechte, unfruchtbare, traurige Zeit.
Wie eisern sind doch ohne dich die Zeiten, O Jugend, holde Führerinn!
Haged. - Freund, unsre Zeit von EisenIst sehr an Menschen arm,
obgleich sehr reich an Weisen, Gieseke. 6) Fühllos. Ein eisernes Herz
haben, ein unempfindliches, grausames.
Anm. Dieses Wort lautet schon
bey dem Isidor, Kero, und in dem alten Gedichte auf den h. Anno isarn,
isirn. Es ist von dem Hauptworte Isar, welches ehedem für Eisen üblich
war, ganz regelmäßig gebildet, daher Frischens Tadel hier sehr
unzeitig ist. Von dem Hauptworte Eisen kommt bey dem Ottfried, Notker,
Stryker und andern auch das Beywort ilinin, iseninro, eisnein, eyßnin,
vor, welches in den gemeinen Mundarten Oberdeutschlandes noch
vorkommt, eisene Riegel, im Hochdeutschen aber ungewöhnlich ist.
Eisfahrt (W3) [Adelung]
Die Eisfahrt, plur. die -en, S. Eisgang.
Eisfeld (W3) [Adelung]
Das Eisfeld, des -es, plur. die -er, in der Seefahrt, eine große
Fläche von Eis in den nördlichen Gewässern.
Eisfisch (W3) [Adelung]
Der Eisfisch, des -es, plur. die -e, eine Benennung derjenigen
Wallfische, welche sich an und unter dem Eise des Nordpoles aufhalten,
und in die Südeisfische, Westeisfische und Nordkaper getheilet werden.
Eisfischerey (W3) [Adelung]
Die Eisfischerey, plur. die -en, diejenige Fischerey, welche im
Winter mit Eisnetzen, auf dem Eise der gefrornen Teiche, Seen und
Flüsse angestellet wird.
Eisgang (W3) [Adelung]
Der Eisgang, des -es, plur. die -gänge, der Zustand, da ein Fluß mit
Eis gehet, d. i. wenn bey dem Anfange des Thauwetters die zerbrochenen
Eisschollen von dem Wasser mit fortgetrieben werden; die Eisfahrt.
Eisgrau (W3) [Adelung]
Eisgrau, adj. et adv. grau wie Eis, doch nur von den vor Alter grau
gewordenen Haupthaaren. Er hat einen eisgrauen Kopf, eisgraue Haare.
Wie es denn seinem hohen Alter und eisgrauen Kopf - - auch gemäß war,
2 Macc. 6, 23. Ein alter eisgrauer Mann.
Eisgrube (W3) [Adelung]
Die Eisgrube, plur. die -n, eine Grube, in welcher das Eis
aufbehalten wird, das Getränk im Sominer damit abzukühlen.
Eisholz (W3) [Adelung]
Das Eisholz, des -es, plur. von mehrern Arten, die -hölzer, im
gemeinen Leben einiger Gegenden, alles harte Holz von solchen Bäumen,
welche keinen Jahrwuchs zeigen. Eis bedeutet hier so viel als Eisen,
wegen der Festigkeit und Dauer solcher Holzarten.
Eiskalt (W3) [Adelung]
Eiskalt, adj. et adv. so kalt wie Eis. Eine eiskalte Hand. Der
Verstorbene ist bereits eiskalt.
Eiskessel (W3) [Adelung]
Der Eiskessel, des -s, plur. ut nom. sing. ein kupferner zierlich
gearbeiteter Kessel, das zur Kühlung des Getränkes bestimmte Eis darin
in das Speisezimmer zu tragen.
Eiskluft (W3) [Adelung]
Die Eiskluft, plur. die -klüfte, im Forstwesen, eine Kluft, d. i. ein
Riß, welcher von einem starken Froste zuweilen in den Bäumen
entstehet; eine Wetterkluft.
Eisklüftig (W3) [Adelung]
Eisklüftig, adj. et adv. Eisklüfte habend. Ein eisklüftiger Baum.
Eisklüftiges Holz.
Eisknochen (W3) [Adelung]
Der Eisknochen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Eisbein.
Eiskraut (W3) [Adelung]
Das Eiskraut, des -es, plur. inus. eine Art der Afrikanischen Feige,
mit eyförmigen Blättern, welche mit kleinen Blasen, die wie
durchsichtige Krystalltropfen aussehen, dergestalt bedeckt sind, daß
sie mit Eis überzogen zu seyn scheinen; Mesembryanthemum crystallinum,
L.
Eislauf (W3) [Adelung]
Der Eislauf, des -es, plur. car. das Laufen auf dem Eise mit
Schrittschuhen.
Eismarkt (W3) [Adelung]
Der Eismarkt, des -es, plur. die -märkte, ein Jahrmarkt, der in
einigen nordischen Gegenden außer Deutschland zuweilen auf dem Eise
gehalten wird, dergleichen der Eismarkt zu Upsal ist.
Eismeer (W3) [Adelung]
Das Eismeer, des -es, plur. die -e, der Theil des großen Weltmeeres
um die Pöle, besonders um den Nordpol, welcher die meiste Zeit des
Jahres über mit Eis bedecket ist.
Eismewe (W3) [Adelung]
Die Eismewe, plur. die -n, eine Art großer Mewen in den nördlichen
Gewässern.
Eisnebel (W3) [Adelung]
Der Eisnebel, S. Frostrauch.
Eisnetz (W3) [Adelung]
Das Eisnetz, des -es, plur. die -e, ein großes Netz, auf gefrornen
Seen, Teichen und Flüssen damit unter dem Eise zu fischen.
Eispfahl (W3) [Adelung]
Der Eispfahl, des -es, plur. die -pfähle, ein Pfahl, der zur
Abhaltung der Eisschollen in das Wasser geschlagen wird; S. Eisbaum.
Besonders die Pfähle vor den Mahlgerinnen, welche die Eisschollen und
andere schädliche Dinge von den Wasserrädern abhalten.
Eispfeiler (W3) [Adelung]
Der Eispfeiler, des -s, plur. ut nom. sing. ein Pfeiler zur Abhaltung
und Zerbrechung des Eises in einem Flusse. S. Eisbock.
Eispflug (W3) [Adelung]
Der Eispflug, des -es, plur. die -pflüge, eine Maschine in Gestalt
eines Pfluges, das Eis eines Grabens oder Flusses damit zu
durchschneiden und zu öffnen.
Eispunct (W3) [Adelung]
Der Eispunct, des -es, plur. die -e, der feste Punct auf der Scala
des Thermometers, welcher den Grad der Kälte bezeichnet, in welchem
das Wasser zu gefrieren pflegt; der Gefrierpunct.
Eissäge (W3) [Adelung]
Die Eissäge, plur. die -n, eine solche Maschine in Gestalt einer
Säge, welche von Menschen in Bewegung gesetzet wird.
Eisscholle (W3) [Adelung]
Die Eisscholle, plur. die -n, eine Scholle, d. i. ein Stück Eis; im
Nieders. Glander, Isglander.
Eisschuh (W3) [Adelung]
Der Eisschuh, des -es, plur. die -e, eine Art Schuhe, oder Bekleidung
der Fußsohlen, damit auf dem Eise zu gehen, oder vielmehr zu gleiten
und zu schreiten; daher sie auch nur Schlittschuhe, Schreitschuhe,
Schrittschuhe genannt werden. S. das letztere.
Eisspiegel (W3) [Adelung]
Der Eisspiegel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Zuckerbäckern,
eine Art eines Gusses auf Torten und anderm Gebackenen, welche einem
glänzenden Eise gleicht, aus Zuckermehl und Rosenwasser verfertiget
wird, und auch Zuckereis, heißt.
Eissporn (W3) [Adelung]
Der Eissporn, des -es, plur. die -e, eiserne Stacheln oder Zacken,
welche unter die Schuhe gebunden werden, um sicher auf dem Eise gehen
zu können.
Eissprießel (W3) [Adelung]
Der Eissprießel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Jägern,
diejenigen Enden an jeder Stange des Hirschgeweihes, welche sich
unmittelbar über den Augensprossen befinden. In den gemeinen Mundarten
der Jäger werden diese Sprossen bald Eisprüßel, Eisprässel, bald nur
Prüsel, Prässel, Sprüsel u. s. f. genannt. S. Sprießel. Die Bedeutung
des Wortes Eis ist in dieser Zusammenfassung dunkel.
Eisstecher (W3) [Adelung]
Der Eisstecher, des -s, plur. ut nom. sing. ein spitziges Eisen mit
einem Häft, die Stücken Eis auf den Tafeln damit zu zerstechen.
Eisstein (W3) [Adelung]
Der Eisstein, des -es, plur. inus. eine Steinart bey Lüneburg, welche
dem Eise gleicht, aber eigentlich ein rauher Kalkspath ist, welcher
hin und wieder rothe Flecken hat, und zum Kalkbrennen gebraucht wird.
Eisvogel (W3) [Adelung]
Der Eisvogel, des -s, plur. die -vögel, eine Art Wasservögel, welche
die Größe einer Wachtel hat, oben grün, unten roth, auf dem Rücken und
am Schwanze aber blau ist. Er sucht auch im Winter seine Nahrung,
welche aus Fischen bestehet, an und auf dem Eise, daher er den Nahmen
bekommen hat; Ispis, Alcyon, L. Ispida, Kl. Klein will ihn lieber den
Königsfischer nennen, und führet verschiedene Arten desselben an. In
einigen Oberdeutschen Gegenden kennet man diesen Vogel unter dem
Nahmen des Eisenbartes, Eisengartes und Golanders. Der letzte Nahme
scheinet zu dem Nieders. Glander, eine Eisscholle, zu gehören.
Eiszapfen (W3) [Adelung]
Der Eiszapfen, des -s, plur. ut nom. sing. wie das vorige, in den
anständigern Sprecharten. Die Eiszapfen entstehen aus langsam herunter
fallenden Wassertröpfen, wenn selbige zu Eis frieren.
Eiszucker (W3) [Adelung]
Der Eiszucker, des -s, plur. inus. ein Nahme des weißen
Kandelzuckers, weil er hell und durchsichtig wie Eis ist.
Eitel (W3) [Adelung]
Eitel, eitler, eitelste, adj. et adv. leer, der Gegenwart anderer
Dinge beraubt. Eigentlich, im physischen Verstande leer. So quement
Romani ouh ubar thaz nement thaz lant allaz, ioh ouh thes giflizent,
iz italaz lazent, über dieß werden alsdann auch die Römer kommen, das
ganze Land besetzen,
und sich befleißigen, es leer zurück zu lassen, Ottfr. B. 3, Kap. 25.
Thie odegun alle firliaze er itale, die Reichen alle ließ er leer,
ebend. B. 1, Kap. 7; welches auch bey dem Tatian Kap. 3, heißt: Otage
forliez itale. De ydele wagen sal rumen dem geladenen, der leere Wagen
soll dem geladenen ausweichen, im Sachsensp. und den Goslar. Statuten.
Wenn jemand eines andern Sacke idel edder full van der Moelen foeret,
in den Brem. Statuten. In dieser eigentlichen Bedeutung kommt es nur
noch hin und wieder in den gemeinen Mundarten vor. Es ist mir so eitel
in dem Magen, sagt man im Oberdeutschen, wenn man eine unangenehme
Leere in demselben empfindet. Das Brot eitel essen, im Oberdeutschen,
es leer, ohne Butter essen.2. Figürlich. 1) Aller andern Dinge oder
Prädicate entblößet, für lauter. Bey eytler vinster Nacht, Theuerd.
Kap. 29. Eitele Butter, eiteles Brot, eiteles Fleisch essen, lauter
Butter, Butter allein u. s. f. essen, ohne Brot essen, in den gemeinen
Mundarten Oberdeutschlandes. Am häufigsten wird es in dieser Bedeutung
so wohl im Niedersächsischen als Oberdeutschen als ein Nebenwort für
nichts als gebraucht, welches sich noch häufig in der Deutschen Bibel
findet. Die machten beyde Isaac und Rebecca eitel Herzleid, 1. Mos.
26, 35. Und war eitel Segen des Herren in allem, Kap. 39, 5. Esset
eitel ungesäuert Brot, 2 Mos. 12, 20. Da eitel Dürre und kein Wasser
war, 5 Mos. 8, 15. Es ist eitel Boßheit unter ihrem Haufen. Ps. 55,
16. Es ist eitel nichts und ein verführisch Werk, Jer. 10, 15. Und so
in vielen andern Stellen mehr. Ihm träumt von eitel Rache, Uz. Allein
in der guten Schreibart der Hochdeutschen ist es veraltet. 2) Im
moralischen Verstande leer, leer an Gründlichkeit, an Wahrheit, an
Dauer, an Nutzen. (a) Leer an Gründlichkeit und Wahrheit. Es ist ein
eiteles Gedicht, ein leeres Gedicht, eine bloße Erdichtung. Ein
eiteles (grundloses,) Geschwätz. Eine eitele (ungegründete,) Hoffnung.
Ihre Götzen sind Wind und eitel, Es. 41, 29. Und weichet nicht dem
Eiteln nach, denn es nutzet nicht, und kann nicht erretten, weil es
ein eitel Ding ist, 2 Sam. 12, 21. Wie habt ihr das Eitel so lieb, und
die Lügen so gern? Ps. 4, 3; wo es in der Michaelischen Übersetzung
heißt: wie lange wollt ihr leere Erdichtungen lieben? Auch in dieser
Bedeutung wird es in der anständigern Schreibart der Hochdeutschen
wenig mehr gebraucht. (b) Leer an Dauer, vergänglich, welche Bedeutung
auch in der edlen Schreibart noch gangbar ist. Es ist alles eitel. So
lange du das eitle Leben hast, Pred. 9, 9. Denn alles was ihm begegnet
ist eitel, Kap. 11, 18. Eitele (vergängliche,) Freuden, eitele
Schönheit, eitele Wollüste. Eitele (zeitliche, vergängliche,) Ehre,
welche nur von kurzer Dauer ist. Eitler Ruhm u. s. f. In welchem
Verstande ital Ruam schon bey dem Kero vorkommt. (c) Leer an wahrem
Nutzen, unnütz, vergeblich. Thaz sin tod ubaral ni uuese in uns so
idal, daß sein Tod an uns keineswegs vergebens sey, Ottfr. B. 3, Kap.
36. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, 1
Cor. 15, 17. Eitele, brotlose Künste, die keinen wahren Nutzen
bringen. Mache dir nicht solche eitele (vergebliche,) Gedanken. (b)
Leer an Tugend, leer an Frömmigkeit, lasterhaft; doch nur an einigen
Stellen der Deutschen Bibel. Ich sitze nicht bey den eiteln Leuten,
ich habe nicht Gemeinschaft mit den Falschen, Ps. 26, 4; wo es bey
Michaelis heißt: ich sitze nicht bey denen die Böses thun. 3) Neigung
zu eiteln Dingen habend, so fern eitel, leer an Gründlichkeit, Dauer
und bleibendem Nutzen bedeutet, als eine Fortsetzung der vorigen
Figur. So nennet man eine Person eitel, wenn sie dem Putze, der
Eigenliebe, dem Lobe mehr ergeben ist als diese Dinge eswerth sind,
und als der Wohlstand es erfordert. Sie ist sehr eitel, sie ist dem
Putze zu sehr ergeben. Ingleichen, diese Neigung an den Tag legend,
darin gegründet. Ein eiteler Anzug, eine eitele Kleidung, ein eiteles
Betragen.
Anm. Eitel ist, wie aus dem vorigen erhellet, ein Wort,
welches sich so wohl in der eigentlichen, als figürlichen Bedeutung
schon bey unsern ältesten Schriftstellern findet. Im Angels. lautet es
idel, aidlige, aydlige, im Nieders. Holländ. Schwed. und Dän. idel.
Das Nieders. bedeutet über dieß auch flüchtig, munter, lebhaft. Im
Engl. ist idle müßig. Das Zeitwort aritalen gebraucht Tatian als ein
Neutrum für dumm, kraftlos, unbrauchbar werden, von dem Salze; aber
bey dem Isidor heißt es so viel als erniedrigen, und wird daselbst von
Christo gesagt. S. Vereiteln. Ihre hält das Wallisische eidil, dünn,
geschlank, für das Stammwort des Beywortes eitel; wenn es aber so viel
als lauter, nichts als, bedeutet, soll es von dem Schwed. Id, ein
Werk, Geschäft, und ida, handeln, wirken, bewegen, abstammen; allein
dieser Unterschied ist unnöthig und ein wenig zu spitzfindig. Beyde
Bedeutungen lassen sich vermittelst der Ableitungssylbe -el ganz
bequem von einem einzigen Stammworte ableiten, welches das Wort öde zu
seyn scheinet, S. dasselbe. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image -, Possen, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
schlecht, geringe, und das Latein. futilis, sind wenigstens dem Klange
und der Bedeutung nach diesem Worte verwandt.
Eitelkeit (W3) [Adelung]
Die Eitelkeit, plur. die -en, von dem vorigen Beyworte, die eitele
Beschaffenheit der Sachen und Personen, und eitele Dinge selbst. 1.
Die eitele Beschaffenheit, ohne Plural. 1) Die eitele Beschaffenheit
der Dinge, in allen Bedeutungen des Beywortes, und unter den daselbst
schon gedachten Einschränkungen. In der eigentlichen Bedeutung, von
der physischen Leere ist es im Deutschen völlig veraltet. Man
gebraucht es nur noch figürlich, (a) von der Leere an Wahrheit und
Gründlichkeit; wohin doch nur einige Stellen der Deutschen Bibel zu
gehören scheinen. Hab ich gewandelt in Eitelkeit, oder hat mein Fuß
geeilet zum Betrug? Hiob 31, 5. Im Hochdeutschen ist es in diesem
Verstande veraltet. (b) Von dem Mangel der Dauer, für Verträglichkeit.
Die Eitelkeit unsers Lebens. Ich sahe die Eitelkeit unter der Sonnen,
Pred. 4, 7. So lang der Mensch lebt in seiner Eitelkeit, Pred. 7, 1.
Sintemahl die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit, Röm. 8, 20. (c)
Mangel des wahren Nutzens, zuweilen noch im gemeinen Leben. (d) Mangel
der Frömmigkeit, Tugend, für Bosheit, in einigen Stellen der Deutschen
Bibel. Wie die Heiden wandeln in der Eitelkeit ihres Sinnes, Ephes. 4,
17. Sie wandelten ihrer Eitelkeit nach und wurden eitel den Heiden
nach, 2 Kön. 17, 15. 2) Eitele Beschaffenheit einer Person, die
übertriebene Neigung zu Dingen, die keinen wahren und bleibenden
Nutzen haben, besonders zum Putze, zur Schönheit, zum Ruhme u. s. f.
Er besitzt eine große Eitelkeit. Das lässet ihre Eitelkeit nicht zu.
Besonders eine ungeordnete Neigung gelobt, geehrt oder bewundert zu
werden. 2. Eitele Dinge, Dinge welche keine Dauer, keinen wahren
Nutzen haben. 1) Von einzelnen Dingen dieser Art; da auch der Plural
üblich ist. Die den nichtigen Eitelkeiten dienen, hasse ich, Ps. 31,
6, nach der Michaelischen Übersetzung. Das sind Eitelkeiten. Ein
Weiser hängt sein Herz nicht an dergleichen Eitelkeiten. 2) Der ganze
Umfang aller eiteler, d. i. vergänglicher Dinge, im Gegensatze der
Ewigkeit, ohne Plural; in welchem Verstande dieses Wort doch außer dem
Kanzelstyle wenig gebraucht wird. So lange wir noch in dieser
Eitelkeit leben. Aus der Eitelkeit in die Ewigkeit versetzet werden.
Anm. In dem 1514 zu Mainz gedruckten Deutschen Livius lautet dieses
Wort Yttelkeit. Isidor gebraucht dafür Idalnisse, die Angelsachsen
Idlenesse, und die heutigen Niedersachsen Idelheit. Notker übersetzt
vanitas durch Vuehsalheit.
Eiter (W3) [Adelung]
Der Eiter, des -s, plur. car. die dicke, weiße oder gelbliche
Materie, welche sich von dem Geblüte absondert, und sich in einer
Wunde oder in einem Geschwüre sammelt. Eiter setzen, anfangen zu
schwären; wenn sich das Blut in Eiter auflöset. Den Eiter (die
Auflösung des Blutes im Eiter,) befördern.
Anm. In der heutigen
Bedeutung lautet dieses Wort im Nieders. Etter, im Holländ. Eyter und
Etter, in Dän. Edder, und in einigen Gegenden Englands Atter. Im
Deutschen scheinet es in diesem Verstande so gar alt nicht zu seyn;
wohl aber kommen Eitar und Eitter bey dem Isidor, Notker und Ottfried,
und Aetter und Ater im Angels. für Gift vor, welche Bedeutung das
Schwed. Etter noch hat; S. Otter. Ohne Zweifel stammet dieses Wort von
dem alten Eit, Feuer, und eiten, brennen, ab, welches bey dem Notker,
den Schwäb. Dichtern und andern vorkommt, und sich zu der brennenden
Empfindung, welche so wohl ein Geschwür, als auch das Gift verursacht,
ganz wohl schicket. S. Eiternessel, Heiß, Hitze, und Heiter. Im
Oberdeutschen ist dieses Wort ungewissen Geschlechtes, das Eiter. In
eben dieser Mundart hat man noch ein anderes Wort, ein Geschwür zu
benennen, welches Aiß, Eiß lautet, und vermittelst einer gewöhnlichen
Vertauschung des s und t mit Eiter aus einer Quelle herstammet, oder
auch zu dem Oberdeutschen und Niedersächsischen eisen, aisen, eißen,
grauen, schauern, gehöret. S. Eis und Haß.
Eiterbäule (W3) [Adelung]
Die Eiterbäule, plur. die -n, eine Bäule, worin sich Eiter sammelt,
eigentlich eine brennende Bäule; im Schwed. Etterböld, Oberdeutsch ein
Ais, oder ein Aißen.
Eiterbrust (W3) [Adelung]
Die Eiterbrust, plur. inus. bey den Ärzten, eine Brustentzündung,
welche sich mit einer Vereiterung endigt; Empyema.
Eiterfluß (W3) [Adelung]
Der Eiterfluß, des -sses, plur. die -flüsse. 1) Der Fluß des Eiters,
ohne Plural. Den Eiterfluß befördern. 2) Der Ort, die Bäule, aus
welcher Eiter fließt; welche Bedeutung doch außer der Deutschen Bibel
wenig vorkommt. Alle die Eiterflüsse haben, 4 Mos. 5, 2; 2 Sam. 3, 29.
Eiterfraß (W3) [Adelung]
Der Eiterfraß, des -es, plur. inus. das um sich Fressen des Eiters,
und die Stelle des Leibes, die von solchem bösartigen Eiter
angefressen worden. Meine Haut, dieser Eiterfraß, wird eine andere
seyn, Hiob 19, 26, nach der Michaelischen Übersetzung.
Eitericht (W3) [Adelung]
Eitericht, adj. et adv. dem Eiter ähnlich. Eine eiterichte
Feuchtigkeit.
Eiterig (W3) [Adelung]
Eiterig, adj. et adv. Eiter enthaltend. Eine eiterige Wunde. Ein
eiteriges Geschwür.
Eitern (W3) [Adelung]
Eitern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, Eiter geben, das
Blut in Eiter verwandeln. Die Wunde eitert. Eine Wunde, ein Geschwür
zum Eitern bringen. Daher die Eiterung. Die Eiterung einer Wunde
befördern.
Eiternessel (W3) [Adelung]
Die Eiternessel, plur. die -n, eine im gemeinen Leben übliche
Benennung der Brennnessel, besonders der kleinesten Art derselben,
welche am empfindlichsten brennet, Urtica urens, L. und auch
Heiternessel, im Nieders. Hiddernettel, im Schwedischen Etternässla
genannt wird.
Anm. Die erste Hälfte dieses Wortes ist das alte Verbum
eitern, brennen, welches das Iterativum von dem veralteten eiten,
brennen, ist, und noch zuweilen im Nieders. vorkommt, wo es hiddern
lautet. Das Zeitwort eiten, kommt so wohl als ein Neutrum für brennen,
bey dem Notker, als auch als ein Activum für hitzen, bey den
Schwäbischen Dichtern vor. In demo eiteirsuochtest du mich, im Feuer
prüfetest du mich, Notker Kap. 16. S. Heiß, Hitze und Heiter. Das
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, brennen, hat
mit diesem eiten eine sehr sichtbare Übereinstimmung. Die
Stachelbeeren werden wegen ihrer Stacheln, welche so wie die Stacheln
der Nessel eine brennende Empfindung verursachen, in Baiern und
Österreich Eiterbutzen genannt, von Butz, ein runder Körper.
Eiterruhr (W3) [Adelung]
Die Eiterruhr, plur. inus. eine Art der Ruhr, in welcher mit dem
Blute zugleich Eiter abgehet.
Eiterstaar (W3) [Adelung]
Der Eiterstaar, des -es, plur. inus. der graue Staar, wenn sich
derselbe in eine dem Eiter ähnliche Materie verwandelt, welche bey der
Operation heraus fließt; der Milchstaar.
Eiterstock (W3) [Adelung]
Der Eiterstock, des -es, plur. die -stöcke, der dickere verhärtete
Theil in einer Eiterbäule, welcher im Oberdeutschen der Eiterbutzen,
im Nieders. aber der Paddik, Peddik genannt wird, welches Wort
eigentlich das Mark, das Innere einer Sache bedeutet.
Eiterweiß (W3) [Adelung]
* Eiterweiß, adj. et adv. weiß wie Eiter, die Anwesenheit des Eiters,
besonders des aussätzigen Eiters, durch die weiße Farbe verrathend;
ein Wort, welches nur in der Deutschen Bibel vorkommt. Wenn ein Mensch
schäbicht oder eiterweiß wird, als wollt ein Aussatz werden, 3 Mos.
13, 2. Wenn aber etwas eiterweiß ist an der Haut seines Fleisches, B.
4, 19. Wo dieses Wort auch als ein Hauptwort von einer unter diesen
Umständen weißen Stelle gebraucht wird. Bleibt aber das Eiterweiß also
stehen und frißt nicht weiter, V. 23, 39; Kap. 14, 56.
Ekel (W3) [Adelung]
Der Ekel, des -s, plur. car. 1) Eigentlich, diejenige unangenehme
Empfindung, welche vorher gehet, wenn man sich übergeben will; die
Übelkeit. Einen Ekel bekommen. Der Ekel ist wieder vergangen. Jemanden
einen Ekel verursachen, eine Neigung zum Erbrechen bey ihm erregen.
Noch mehr aber, 2) in weiterer Bedeutung, ein sinnlicher Abscheu gegen
solche Gegenstände, welche durch den Geschmack und Geruch empfunden
werden, weil sie ein Erbrechen, folglich auch einen Ekel in der
eigentlichen Bedeutung, erregen können. Einen Ekel vor gewissen Arten
von Speisen haben. Einen Ekel vor etwas bekommen. Dieser Ekel
entstehet nicht nur von gewissen dem Geschmacke und Geruche
widerwärtigen Dingen, sondern auch von einem Übermaße der Sättigung,
weil man sich auch bis zum Ekel satt essen kann, so daß man von allen
Arten von Speisen einen Ekel empfindet. Vermöge einer sehr
gewöhnlichen Verbindung der Begriffe können auch Gegenstände, die
durch das Gesicht, durch das Gefühl und durch das Gehör empfunden
werden, einen Ekel erwecken. Körper, welche widerwärtig weich
anzufüllen sind, häßliche, scheusliche Gegenstände für das Gesicht,
öftere Mißtöne und lauter Consonanzen können figürlich gleichfalls
einen Ekel erwecken; obgleich in Ansehung des Gehöres die Figur ein
wenig hart zu seyn scheinet. Bis zum Ekel häßlich seyn. Jemanden mit
Ekel ansehen. In allen diesen Fällen druckt Ekel den hohen Grad eines
sinnlichen Abscheues aus. Nach einer noch weitern Figur, gebraucht man
dieses Wort, 3) auch von einem hohen Grade des geistigen Abscheues,
des Unwillens, Widerwillens. Und meine Seele wird an euch Ekel haben,
3 Mos. 26, 30. Daß ihre Seele an meinen Satzungen Ekel gehabt hat, V.
43. Darum hatte er einen Ekel wider Israel, 1 Kön. 11, 25. Doch ist
die Wortfügung mit den Vorwörtern an und wider im Hochdeutschen
ungewöhnlich. 4) Ein Gegenstand, welcher sinnlichen, noch mehr aber
geistigen Ekel erwecket. Dein Betragen, deine Aufführung ist mir ein
Ekel.
Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Ekern, bey dem Pictorius
Erkung, der auch das Beywort erklich, für ekelig, und das
Zeitwort erkeln, für Ekel erwecken, hat. Die Neigung zum Erbrechen ist
wohl die erste Bedeutung dieses Wortes, und da kann es figürlich als
eine Onomatopöie angesehen werden. Doch lässet es sich auch zu der
zahlreichen Familie des Wortes Eg, Eck, rechnen, da es denn die
stechende oder drückende Empfindung ausdrücken würde, welche man bey
dem Ekel in dem Magen empfindet, S. Ekeln und Jucken. Die Endsylbe -el
ist bloß die Ableitungssylbe. In der heutigen Bedeutung kommt es bey
den alten Schriftstellern nicht vor, indem diese Mazleidi, von Mazze,
Speise, Unwille u. s. f. für Ekel, und maßleidig, unwillig, für Ekel
empfindend gebrauchen. Dagegen findet sich von des Kero Zeiten an Ege,
Ekiso Egiso, sehr häufig für Schrecken, egan, für schrecken, drohen,
egebare, ekislih, für fürchterlich, schrecklich. Ob auch das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, ekeln, und - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, der Ekel, hierher gehöret,
mögen andere entscheiden. Ist Eckel eine Nachahmung des mit der
Neigung zum Erbrechen verbundenen Schalles, so sind sie gewiß
verwandt. Was die Rechtschreibung dieses Wortes betrifft, so lautet
das erste E im Hochdeutschen durchgängig wie ein gedehntes Ä. Es ist
also unrichtig, wenn man es, wie häufig geschiehet, Eckel schreibet,
dieses würde ein geschärftes E voraus setzen.
Ekel (W3) [Adelung]
Ekel, -er, -ste, adj. et adv. von dem vorigen Hauptworte. 1. Ekel
erweckend, in der ersten und zweyten Bedeutung des Hauptwortes;
bestimmter ekelhaft. Ein ekler Gegenstand, Less. Es ist ein ekler
Anblick, wenn man eine Spinne die andere fressen siehet, ebend. Ich
muß ihnen sagen, daß sie mir von Herzen ekel sind, daß ich sie kaum
ausstehen kann, Weiße. Der Speisen ekle Menge, Die fesseln Scherz und
Freude nicht, Uz. Noch mehr aber, 2. Ekel empfindend. 1) In der
eigentlichen Bedeutung des Hauptwortes, Neigung zum Erbrechen
empfindend, im gemeinen Leben. Mir ist so ekel. 2) Figürlich gebraucht
man dieses Wort von solchen Personen, welche leicht zum Ekel zu
bewegen sind, und da druckt es eine Unart aus, welche sich zunächst
bey der Wahl der Speisen und des Getränkes äußert, wenn die Abneigung, deren hoher Grad ein Ekel heißt, aus Eigensinn oder Wollust
übertrieben, und auf Gegenstände angewendet wird, die solche nicht
verdienen. Er ist sehr ekel, d. i. er isset nicht alles, ist in der
Wahl seiner Nahrungsmittel sehr eigensinnig; welche Unart die
Oberdeutschen durch häkel, häkelig, wählerisch, uretzen und uretzig,
die Niedersachsen aber durch quäletisch, eigentlich wählessend,
körisch, körsk, bekörisch, krüsk, köretig, klistern, klestern,
gleichsam gelüstern, kiessättig, kiesfretig u. s. f. ausdrucken. In
weiterer Bedeutung wird dieses Wort auch von allen andern Gegenständen
gebraucht. In der Wahl seiner Vergnügungen, seiner Freunde u. s. f.
ekel seyn. In dieser ganzen Bedeutung ist es in Gestalt eines
Nebenwortes am häufigsten, als ein Beywort aber nur selten üblich,
vermuthlich um die Zweydeutigkeit mit der ersten Bedeutung, Ekel
erweckend, zu vermeiden. Denn ein ekeler Mensch, könnte auch einen
Menschen bedeuten, der Ekel gegen sich einflößet. 3) Nach einer noch
weitern Figur gebraucht man dieses Wort im gemeinen Leben auch von
leblosen Dingen, welche leicht Schaden nehmen, leicht verderbt werden
können, mit denen man also sehr behuthsam umgehen muß. Roth ist eine
sehr ekele Farbe, welche leicht fleckt. Das ist eine ekele
(bedenkliche kitzliche,) Sache. Im Oberdeutschen heikel, häkel,
häkelig, welches in dieser Mundart noch von einem weitern Umfange der
Bedeutung ist, und sich von dem folgenden ekelig bloß durch den voran
gesetzten Hauchlaut unterscheidet.
Ekelhaft (W3) [Adelung]
Ekelhaft, -er, -este, adj. et adv. 1) Ekel erweckend, wie ekel 1.
Eine ekelhafte Speise. Ein ekelhafter Geruch. Ein ekelhafter Mensch,
der durch seine Gestalt, durch seine Unreinlichkeit Ekel einflößet.
Das ist mir ekelhaft. Garstige, ekelhafte Dinge. 2) * Ekel empfindend,
leicht zum Ekel zu bewegen, wie ekel 2 2). Er ist sehr ekelhaft, ekel.
Sie ist ein wenig ekelhaft. Welche Bedeutung doch nur allein im
Oberdeutschen üblich ist.
Ekelig (W3) [Adelung]
Ekelig, -er, -ste, adj. et adv. welches mit dem Beyworte ekel
einerley Bedeutung hat, aber nur im gemeinen Leben gebraucht wird. 1)
Ekel erweckend, für ekelhaft 1. Eine ekelige Sache. Eine ekelige
Verrichtung. 2) Leicht zum Ekel zu bewegen, wie ekel 2 2). Ein
ekeliger Mensch, der leicht einen Eckel vor etwas empfindet.
Ekeln (W3) [Adelung]
Ekeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. Ekel erwecken.
1) Sinnlichen oder geistigen Ekel erwecken, mit der dritten Endung der
Person. Der Zepter ekelt ihm, wie dem sein Hirtenstab, Hall. Wo aufgethürmte Speisen Ihm ekeln, Cron. Ingleichen absolute. Wollust
ekelt, Reichtum macht uns müde, Hall. Güter, Die nimmer ekeln, nimmer
fehlen, ebend. Doch diese ganze Bedeutung ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich, und läßt sich höchstens in der höhern Schreibart
entschuldigen. 2) * Figürlich, Unwillen, Verdruß erwecken; ein im
Hochdeutschen gleichfalls unbekannter Gebrauch. Dieß ekelt mich, daß
der König vor andern eine solche Person ausliest, Opitz, für, dieß
ärgert mich. Auf eben diese Art gebrauchen die Niedersachsen ihr
echeln. Dat echelde mi, das ärgerte mich. Im Angelsächsischen ist
aeglan gleichfalls ärgern. 2. Ekel empfinden. 1) Eigentlich,
sinnlichen oder geistigen Abscheu im hohen Grade empfinden, als ein
unpersönliches Zeitwort. Mir ekelt, dergleichen anzurühren, Hiob 6, 7,
nach der Michaelischen Übersetzung. In Luthers Übersetzung heißt es:
Was meiner Seele widerte, anzurühren. Den Egyptern wird ekeln zu
trinken des Wassers aus dem Strom, 2 Mos. 7, 18. Daß ihm für (vor) der
Speis ekelt, Hiob 33, 20. Zuweilen, aber nicht so richtig, mit der
vierten Endung der Person, mich eckelt davor. Mit der ersten Endung
ist es im Hochdeutschen eben so ungewöhnlich: Unsere Seele ekelt über
dieser losen Speise, Hiob 33, 20; als in der reciproken Gestalt: wenn
er sich zum voraus an jeder Rettung ekelt, Herd. 2) * Eine unerlaubte
oder doch unzeitige Begierde nach etwas empfinden; S. das Beywort Ekel
2 2). Ihr Vorwitz ekelt nicht nach unerlaubten Gütern, Hall. Den
Hochdeutschen ist diese Bedeutung fremd.
Anm. Im Engl. bedeutet it
irketh me gleichfalls, es ekelt mich, verdrießt mich, und irksome ist
in dieser Sprache ekelhaft, verdrießlich. Im Oberdeutschen war für
ekeln ehedem auch unwillen üblich. Also daß dem Menschen darob
unwillet, Buch der Natur. Augsb. 1482. S. Ekel, das Hauptwort.
Ekelnahme (W3) [Adelung]
Der Ekelnahme, des -n, plur. die -n, im gemeinen Leben, ein
Schimpfnahme, ein Beynahme, welche man jemanden aus Verachtung oder
zur Beschimpfung gibt; ein Spitznahme, Ökelnahme, im Nieders.
Ökernahme, im Schwed. Ökname, im Dän. Öyenavn. Da Ekel auch überhaupt
Verdruß, Unwillen, kurz alles was ein hoher Grad der unangenehmen
Empfindung ist, bedeutet, so lässet sich dieses Wort auch ganz füglich
von demselben herleiten; zumahl da hohneken und ausecken in den
gemeinen Mundarten auch für verspotten gebraucht werden. In-
dessen hat auch Ihres Ableitung ihre Wahrscheinlichkeit, der es von
dem alten Zeitworte aukan, vermehren, abstammen lässet, ( S. Auch,) so
daß Ekelnahme eigentlich einen jeden Beynahmen bedeuten würde. Es ist
nur dabey zu bedenken, daß dieses Wort jederzeit im nachtheiligen
Verstande für einen Spottnahmen gebraucht wird; daher die erste
Ableitung doch immer mehr Wahrscheinlichkeit hat.
Ekliptik (W3) [Adelung]
Die Ekliptik, plur. inus. ein aus dem Griechischen entlehntes Wort,
in der Astronomie und Geographie den jährlichen Sonnenweg um die Erde,
oder vielmehr den jährlichen Weg der Erde um die Sonne zu bezeichnen;
die Sonnenbahn. Sie bestehet aus einem Zirkel, welcher den Äquator an
zwey Orten durchschneidet.
Ekloge (W3) [Adelung]
Die Ekloge, plur. die -n, ein gleichfalls nach dem Griechischen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gebildetes Wort, welches
eigentlich eine Sammlung auserlesener Stücke bedeutet, aber hernach
eine Benennung des Schäfergedichtes geworden ist. Man hat die Eklogen
von den Idyllen noch unterscheiden wollen, und in jenen mehr Handlung,
in diesen aber mehr Bilder und Empfindungen verlangt.
Elastisch (W3) [Adelung]
Elastisch, -er, -te, adj. et adv. aus dem Griech. bemüht, nach dem
Drucke oder nach der Biegung seinen vorigen Raum wieder einzunehmen,
von gewissen Körpern; federhart, weil diese Eigenschaft an den
stählernen Federn am merklichsten ist. Daher die Elasticität, plur.
von mehrern Arten, die -en, diese Eigenschaft; die Federkraft,
Schnellkraft.
Elbbutte (W3) [Adelung]
Die Elbbutte, plur. die -n, in Niedersachsen, besonders in Hamburg,
ein Nahme der Glattbutte, Pleuronectes Rhombus, L. weil sie in die
Elbe geht.
Elbe (W3) [Adelung]
Die Elbe, plur. inus. der eigenthümliche Nahme eines großen Flusses
in Deutschland, der auf dem Riesengebirge entspringet, und sich in der
Nordsee ergießet. Daher der Elbdeich, des, -es, plur. die -e, ein
Deich an der Elbe u. s. f.
Anm. Der Nahme dieses Flusses ist ein altes
Deutsches Nennwort, welches noch in den mitternächtlichen Ländern
üblich ist. Denn im Dänischen bedeutet Elve, und im Schwed. und
Isländ. Elf, einen jeden großen Fluß. Es ist daher zu verwundern, wie
man auf so viele zum Theil ungereimte Muthmaßungen verfallen, und den
Nahmen unserer Deutschen Elbe bald von albus, weiß, bald von den
vorgegebenen eilf Quellen, bald von Alpen, bald aber auch, wie Frisch,
von Halbe, die Seite, herleiten können.
Elbkage (W3) [Adelung]
Die Elbkage, S. Fleiß
Elbling (W3) [Adelung]
Der Elbling, des -es, oder der Elblinger, des -s, plur. inus. eine
Art Weinstöcke, welche große Trauben mit hellen dünnschäligen Beeren
tragen, aber einen schlechten wässerigen Wein geben; in Meißen
Elbricht.
Anm. Im gemeinen Leben wird dieser Wein auch Elbisch genannt. Die
Bedeutung dieses Nahmens ist unbekannt, er müßte denn von dem
veralteten Worte elb, weiß, herkommen, von welchem der Schwan bey
alten Oberdeutschen Schriftstellern noch häufig Elbsch genannt wird.
Wenigstens haben die Trauben dieses Weinstockes eine helle weißgrüne
Farbe. Coler sagt in seinem Hausbuche, dieser Wein werde Lateinisch
Vitis elbolia genannt.
Elbogen (W3) [Adelung]
Der Elbogen, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige Theil des Armes,
wo sich das Armbein bieget, oder einen Bug hat, das mittlere Gelenk
des Armes, der Ort, wo die beyden Beine zusammen stoßen und dieses
Gelenk bilden. Sich auf den Elbogen stützen. In weiterer Bedeutung
auch der ganze Theil des Armes von diesem Gelenke an Ibis zur
Handwurzel. Daher die Elbogenröhre, oder die große Elbogenröhre, plur.
die -n, das lange Bein, welches den Elbogen oder diesen Theil des
Armes ausmacht; Focile majus. Die kleine Elbogenröhre, oder die
Schiene, welche andere auch die Spindel heißen; Focile minus, das
daneben liegende kleinere Bein. Auch an den Pferden pflegt man den
Knochen, der den Kegel mit dem Schenkel verbindet, oder das Gelenk
zwischen dem Schenkel und dem Kegel, den Elbogen zu nennen.
Anm. Im
Nieders. lautet dieses Wort Elbogen, im Angels. Elboga, im Holländ.
Ellebooge, im Dän. Albue, im Engl. Elbow, im Isländ. Olenbogo. Die
letzte Hälfte dieses Wortes bedeutet so viel als Bug oder Biegung,
daher es in einem alten Oberdeutschen Vocabulario aus dem funfzehnten
Jahrhunderte auch Ellenböch lautet. Die erste Hälfte ist das alte Wort
Ell, Ellen, bey dem Raban Maurus Helina, im Schwed. Aln, welches
gleichfalls den Theil des Armes bedeutet, den wir jetzt Elbogen
nennen. Es stammet entweder von dem alten Worte El, Al ab, welches
ehedem überhaupt einen langen dünnen Körper bedeutet, S. Ahl, Ahle;
oder auch von dem gleichfalls veralteten Ellen, Stärke, große Kraft,
Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - weil der Mensch in
diesem Theile des Armes eine vorzügliche Kraft besitzet; S. Elle. In
einigen gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes lautet dieses
Wort Ellenbogen, welche Form auch in der Deutschen Bibel vorkommt. Im
Sachsenspiegel heißt der Elbogen die Gare.
Elbthier (W3) [Adelung]
Das Elbthier, S. Iltiß.
Elderitz (W3) [Adelung]
Elderitz, S. Elritze.
Elektrisch (W3) [Adelung]
Elektrisch, -er, -te, adj. et adv. aus dem Griechischen, fähig, nach
geschehenen Reiben andere Körper an sich zu ziehen, und leuchtende und
stechende Funken von sich zu geben. Daher die Electricität, plur. von
mehreren Arten, die -en, diese Eigenschaft, ingleichen deren Ursache;
elektrisiren, verb. reg. act. einen Körper durch Reiben in diesen
Zustand versetzen; die Elektrisir-Maschine, wodurch dieses geschiehet;
der Elektrometer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Veranstaltung, die
Stärke oder Beschaffenheit der Electricität zu bestimmen; der
Elektrophor, des -s, plur. die -e, ein von Volta 1775 erfundenes
Instrument, vermittelst dessen man lange Zeit elektrisiren kann, ohne
die Electricität aufs neue erregen zu dürfen.
Elegie (W3) [Adelung]
Die Elegie, (dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig,) aus dem Griech.
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, die Klage, in der
Dichtkunst der Alten und der Neuern. 1) Eigentlich, ein Klagegedicht,
ein Gedicht, in welchem der Dichter klaget, oder sich über etwas
beklaget. 2) In weiterer Bedeutung war die Elegie schon bey den Alten
ein Gedicht, welches den sanften Empfindungen der Traurigkeit oder
Freude, besonders den verliebten Empfindungen einer so wohl
glücklichen als unglücklichen Zärtlichkeit gewidmet war. 3) In der
weitesten Bedeutung hieß bey den Lateinern die Elegie ein jedes
Gedicht, welches aus abwechselnden Hexametern und Penta-metern
bestand, weil diese Versart am häufigsten zu den eigentlichen Elegien
gebraucht wurde. Daher das Bey- und Nebenwort elegisch.
Element (W3) [Adelung]
Das Element, des -es, plur. die -e, aus dem Latein. Elementum. 1.
Inder schärfsten metaphysischen Bedeutung, die einfachen Theilchen der
Materie, welche nicht mehr aus andern trennbaren Theilen zusammen
gesetzt sind, die kleinsten Substanzen, woraus alle Körper zusammen
gesetzt sind, und die sich, wenigstens durch menschliche Kraft, nicht
weiter theilen lassen; der Grundstoff, Urstoff, die Bestandtheile. In
dieser Bedeutung ist der Singular ungewöhnlich. 2. In weiterer
Bedeutung, werden so wohl in den Wissenschaften als auch im gemeinen
Leben verschiedene Körper, die man aus Bequemlichkeit oder aus
Unwissenheit für die ersten einfachen Bestandtheile aller oder doch
gewisser Körper hält, Elemente genannt. Dahin gehören die vier
Elemente der alten Naturforscher, Feuer, Luft, Erde, und Wasser, aus
welchen alle übrige Körper zusammen gesetzt seyn sollen. Die Luft ist
ein sehr elastisches Element. Daß ich weiß, wie die Welt gemacht ist,
und die Kraft der Elemente, Weish. 7, 17. Die Elemente gingen durch
einander, Kap. 19, 17. Die Elemente aber werden für Hitze
zerschmelzen, 2 Petr. 3, 10, 12. Bey den mittlern Lateinischen
Schriftstellern kommen die Himmelskörper, besonders die Sonne und der
Mond mehrmals unter dem Nahmen der Elemente vor. Die alten
Scheidekünstler hielten das Quecksilber, den Schwefel, das Salz, das
Phlegma und eine taube Erde für die Elemente aller Metalle. S.
Elementsgang. 3. Figürlich. 1) Was zum thierischen Leben unentbehrlich
ist, vermuthlich in Anspielung auf Luft und Wasser, zwey Elemente,
ohne welche kein Thier leben kann; ohne Plural. Wasser ist das Element
der Fische. Das ist kein Element, oder jetzt ist er in seinem
Elemente, sagt man im gemeinen Leben von jemanden, der sich in seinem
Zustande befindet, der seinen Wünschen gemäß ist. Der Hof ist sein
Element, die Gegenwart am Hofe ist in seinen Augen das höchste Gut. 2)
Die ersten Anfangsgründe einer Wissenschaft, doch mehr im Lateinischen
als Deutschen; ohne Singular. 3) In den niedrigen Sprecharten ist,
beym Element, zum Element, Gotts oder Potz Element, im Nieders.
Salement, eine Art des Fluches, oder vielmehr eines sinnlosen
Ausdruckes einer heftigen Leidenschaft; wovon man auch das eben so
niedrige elementisch hat.
Elementarisch (W3) [Adelung]
Elementarisch, adj. et adv. in der ersten engsten Bedeutung des
vorigen Wortes. Das elementarische Feuer, oder Elementar-Feuer, ein
sehr feines, menschlichen Sinnen unempfindbares Feuer, welches durch
alle Körper vertheilet seyn soll.
Elements-Gang (W3) [Adelung]
Der Elements-Gang, des -es, plur. die -Gänge, im Bergbaue, Gänge,
welche zwar kein Erz, aber doch auch nicht ganz taube Bergarten
führen, sondern Flüsse, Spath, Blende u. s. f. enthalten; vermuthlich,
weil die Bergleute diese Bergarten für die Elemente, oder den
Grundstoff der Erze und nutzbaren Mineralien halten.
Element-Stein (W3) [Adelung]
Der Element-Stein, des -es, plur. die -e, ein Nahme, der zuweilen dem
Opale gegeben wird, der allerley Regenbogenfarben spielet, und auch
Augenstein, Katzenauge, Sonnenauge, genannt wird.
Elendhirsch (W3) [Adelung]
Der Elendhirsch, des -es, plur. die -e, bey den neuern
Schriftstellern des Naturreiches, besonders dem Klein, eine Art
Elende, welche an Hals und Kopf den Damhirschen gleichen, die Größe
eines Stieres haben, und in Nordamerika einheimisch sind, wo sie von
den Wilden Moose genannt werden.
Elendig (W3) [Adelung]
Elendig, S. Elend das Beywort in der Anm.
Elendrecht (W3) [Adelung]
Das Elendrecht, des -es, plur. inus. 1) An einigen Orten so viel als
Armenrecht; S. dieses Wort. 2) An andern Orten, z. B. in Bremen, so
viel als das Gastrecht; von Elend, fremd, ein Fremder. S. 2 Elend und
Gastrecht.
Elendthier (W3) [Adelung]
Das Elendthier, des -es, plur. die -e, S. Elend.
Elephant (W3) [Adelung]
Der Elephant, des -en, plur. die -en, ein fünfhusiges vierfüßiges
Thier, welches das größte unter allen Landthieren ist, einen langen
Rüssel, kurzen Hals, kleine Augen, große, weite herab hangende Ohren
und eine dicke Haut hat. Er lebt in Ostindien und Afrika, frißt Gras
und Zweige von den Bäumen, und erreicht oft eine Höhe von 16 Schuhen.
In dem Schachspiele wird der Koche von einigen der Elephant genannt,
dagegen der eigentliche Elephant in dem Schachspiele der Morgenländer
bey uns zum Läufer geworden ist. S. Roche.
Anm. In den mittlern Zeiten
lautete dieses Wort im Deutschen Helphant, Olbande, Olbend,
Olhenthier, welches ver-derbte Anssprachen des Lateinischen und
Griechischen Eleph und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
sind, von welchem Worte auch die Dänen ihr Elefant und die Schweden
ihr Elfant haben. Dieses Wort hat mit dem Nahmen des Elendthieres
vermuthlich einerley Ursprung; daher man sich nicht wundern darf, daß
es mit demselben auch einerley Schicksale gehabt hat, indem es bey
verschiedenen Völkern von mehrern großen Thieren gebraucht wird. Das
Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - bedeutet einen
Ochsen, daher die Lateiner die Elephanten auch Boves nannten. Das
Kamehl hat diesen Nahmen sehr frühe und in mehreren Sprachen geführet.
Bey dem Ulphilas beißt es Ulband, im Angels. Olfend, bey dem Tatian
Olbem, in den Monseeischen Glossen Olbentar, bey den spätern
Oberdeutschen Schriftstellern, Olbenthier, Olbentin, Olbend, im
Isländ. Ullfold, Ulfbald. Im Hehr. Heißt der Elephant - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - im Arabischen - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - woher den auch der Schwed. und
Isländ. Nahme Fil stammet, den dieses Thier gleichfalls führet. S. 1
Elend und Elfenbein.
Elephantenfuß (W3) [Adelung]
Der Elephantenfuß, des -es, plur. inus. bey den neuern
Schriftstellern des Naturreiches, der Nahme einer indianischen
Pflanze; Elephantopus, L.
Elephantenkopf (W3) [Adelung]
Der Elephantenkopf, des -es, plur. inus. eine Art des Hahnenkammes,
mit Blumen deren pfriemenförmige Oberlippe gerade in die Höhe stehet,
und einiger Maßen einem Elephantenkopfe gleichet; Rhinanthus Elephas,
L. Er wächset in den sandigen Gegenden Europens.
Elephantenlaus (W3) [Adelung]
Die Elephantenlaus, plur. die -läufe. 1) Eine Art Läufe, welche bey
den Elephanten angetroffen werden. 2) Wegen einiger Ähnlichkeit in der
Gestalt, die Frucht eines Ostindischen Baumes, welcher bey den ältern
und neuern Kräuterkennern unter dem Nahmen Anacardium bekannt ist. Die
Frucht bestehet aus einer nierenförmigen Nuß, welche auf der Spitze
eines fleischigen, eyförmigen, gleichsam gewundenen Körpers sitzet,
und einen eßbaren Kern nebst einem scharfen beißenden Safte enthält.
Elephantenorden (W3) [Adelung]
Der Elephantenorden, es -s, plur. ut nom. sing. ein Dänischer
Ritterorden, der 1190 von dem Könige Canut IV, als er wider die
Saracenen im Morgenlande zu Felde ging, gestiftet, 1458 von Christian
I wieder erneuert worden. Das Ordenszeichen bestehet in einem goldenen
weiß emaillirten Elephanten mit goldenem Rüssel und Zähnen.
Elephantenpapier (W3) [Adelung]
Das Elephantenpapier, des -es, plur. inus. eine Art großen starken
Schreibpapieres, welches einen Elephanten zum Zeichen führet, und nach
dem königl. Französischen Tarif so Zoll breit und 24 Zoll hoch seyn
soll. Das Rieß nicht unter 80 Pfund wiegen.
Elephantenzahn (W3) [Adelung]
Der Elephantenzahn, des -es, plur. die -zähne. 1) Die langen hervor
stehenden Hundszähne der männlichen Elephanten, welche das bekannte
Elfenbein geben; S. dieses Wort. 2) Eine Art einschaliger ungewundener
Schnecken, welche zu den Meerröhren (Tubulis) gehören, und einiger
Maßen einem Elephantenzahne gleichen; Dentalis.
Elf (W3) [Adelung]
Elf, das Zahlwort, S. Eilf.
Elfe (W3) [Adelung]
Die Elfe, die -n, ein Seefisch, S. Alose.
Elfenbein (W3) [Adelung]
Das Elfenbein, des -es, plur. car. die seine weiße harte Substanz,
woraus die langen hervorragenden Hundszähne der männlichen Elephanten
bestehen, und welche wegen ihres seinen Gewebes, ihrer Festigkeit, und
blendenden Weiße von je her sehr hoch geschätzet worden. Daher der
Elfenbeindrechsler, eine Art Kunstdrechsler, die nur Elfenbein,
Knochen und andere harte Körper bearbeiten; das Eifenbeinschwarz,
subst. indecl. plur. car. eine schwarze Farbe der Mahler, welche aus
gebranntem Elfenbein bereitet, und auch Sammtschwarz genannt wird;
elfenbeinen oder elfenbeinern, adj. et adv. aus Elfenbein
bereitet.
Anm. Die erste Hälfte dieses Wortes ist aus Elephant zusammen
gezogen. Ottfried nennet diese Masse Helphantes bein, und bey dem
Notker und Willeram kommt das Beywort helfentpeinin, elfenbeinern,
vor. Helfenbein für Elfenbein ist im Hochdeutschen veraltet.
Elfte (W3) [Adelung]
Die Elfte, plur. die -n, der Nahme eines Seefisches, S. Alose.
Elisabeth (W3) [Adelung]
Elisabeth, ein weiblicher Taufnahme, der aus dem Hebr. Elischeba, von
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Gott, und - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, der Eidschwur, unter den
christlichen Völkern üblich geworden, und so viel als einen Eidschwur
Gottes bedeutet. In den gemeinen Mundarten wird dieser Nahme in
Isabelle, Ilsebe, Ilse, Lise, Lieschen, im Engl. aber in Betty, Bess,
verwandelt.
Elixier (W3) [Adelung]
Das Elixier, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, bey den Ärzten
und in den Apotheken eine dicke undurchsichtige Essenz, welche aus
Theilen der Pflanzen bestehet, die vermittelst des Weingeistes aus
denselben gezogen werden; aus dem Lat. elixare, sieden, auslaugen.
Elldritz (W3) [Adelung]
Die Elldritz, S. Elritze.
Elle (W3) [Adelung]
Die "Elle", plur. die -n.
1) * Eigentlich, der Theil des Vorderarmes von dem Elbogen bis zur Handwurzel; in welcher Bedeutung es aber längst veraltet ist.
2) Ein Längenmaß, welches in den ältesten Zeiten der Länge dieses Theiles des Armes glich, aber nachmahls allerley Veränderungen ausgesetzet ist, und noch jetzt in Deutschland von ungleicher Länge ist; ingleichen der Maßstab, welcher dieses Längenmaß enthält und vorstellet. Etwas mit der Elle messen.
3) Die nach dem Ellenmaße bestimmte Sache. Eine Elle Tuch. Sechs Ellen Band.
Anm. Dieses Längenmaß wird am häufigsten bey Zeugen gebraucht. Von der Abstammung dieses Wortes in der ersten Bedeutung, S. "Elbogen",
Anm. In der zweyten Bedeutung lautet es bey dem Tatian "Elina", im Goth. "Alleina", im Dän. "Aln", "Alen", im Engl. "Ell", im Schwed. "Aln", im Wallis. "Elin", im Angels. "Eln", im Isländ. "Aln", im Franz. "Aune", im Ital. "Alna", im Griech. "???", im Lat. "Ulna", und im mittlern Lat. "Alna", wo auch "Ala" einige Mahl von einer Klafter vorkommt. Die Oberdeutschen geben dem ersten "e" einen gedehnten Ton, als wenn das Wort "Ehle" geschrieben wäre.
Ellenbogen (W3) [Adelung]
Der Ellenbogen, S. Elbogen.
Eller (W3) [Adelung]
Die Eller, S. Erle.
Elleritz (W3) [Adelung]
Die Elleritz, S. Elritze.
Elms-Feuer (W3) [Adelung]
Das Elms-Feuer, S. Helenen-Feuer.
Elritze (W3) [Adelung]
Die Elritze, plur. die -n, vornehmlich in Sachsen, der Nahme eines
eßbaren kleinen Bach- und Flußfisches, welchen Linne zu dem
Geschlechte der Karpfen rechnet; Cyprinus Phoxinus, L. In
Oberdeutschland wird dieser Fisch Pfrill, Pfrüll, Pfellen, ingleichen
Bambele, Bachbambele und Haselung genannt; eine Menge anderer Nahmen
zu geschweigen, die bey dem Geßner angetroffen werden.
Anm. In dem
Munde des großen Haufens lautet dieser Nahme bald Elleritz, bald
Eldritz, bald Elderisse, bald wieder anders. Die Abstammung muß
entscheiden, welche Sprechart die wahre ist. Einige behaupten, daß
dieser Fisch den Nahmen von den Ellern oder Erlen habe, deren Same ihm
eine angenehme Speise ist. Alsdann müßte er billig Elleritz oder
Ellritz heißen. Allein, da dieser Fisch in Norwegen Elveritze genannt
wird, weil er nur allein in den Elven oder Strömen gefangen wird, so
leitet man ihn wahrscheinlicher von diesem Worte her. Nur die letzte
Hälfte bedarf noch einer Aufklärung.
Els (W3) [Adelung]
Die Els, ein Seefisch, S. Alose.
Else (W3) [Adelung]
Die Else, plur. die -n. 1) Ein Seefisch, S. Alose. 2) Ein Nahme der
Erle, S. Erle.
Elsebaum (W3) [Adelung]
Der Elsebaum, des -es, plur. die -bäume, S. das folgende.
Elst (W3) [Adelung]
Die Elst, ein Seefisch, S. Alose.
Elster (W3) [Adelung]
Die Elster, S. Älster.
Elte (W3) [Adelung]
Die Elte, ein Flußfisch, S. Alant.
Eltern (W3) [Adelung]
Die Eltern, S. Ältern.
Eltis (W3) [Adelung]
Der Eltis, S. Iltis.
Em (W3) [Adelung]
Em, ein untrennbares Vorwort, welches sich theils bey dem
Umstandsworte empor befindet, theils einigen Verbis vorgesetzet wird.
In jenem ist es ohne Zweifel das Vorwort in, welches um des
Wohlklanges willen in im und nachmahls in em verwandelt worden. S.
Empor. Der Zeitwörter, welche dieses Vorwort bekommen, sind
gegenwärtig nur noch vier, nehmlich empfahen, empfangen, empfehlen,
und empfinden. In diesen ist es das Vorwort ent, so fern es eine
Bewegung in und nach einem Gegenstand ausdruckt, ( S. Ent - 2) welches
in den spätern Zeiten, als man auf den Wohlklang zu sehen anfing, um
des folgenden f willen, in em und emp verwandelt worden. Wenn aber
dieses ent eine beraubende Bedeutung hat, so bleibet es unverändert,
wenn sich gleich das folgende Verbum mit einem f anfängt. Daher sagt
man nicht empfallen, empfahren, empführen, sondern entfallen,
entfahren, entführen. Ein mehreres S. bey Ent- und den mit Emp-
anfangenden Zeitwörtern.
Email (W3) [Adelung]
Die Email, (sprich Emalj,) plur. inus. aus dem Franz. Email, Schmelz
oder Schmelzglas, ingleichen, was durch Schmelz vermittelst des Feuers
gemahlet werden. Daher emailliren, in Schmelzwerk arbeiten, mit
Schmelz mahlen, oder im Feuer mahlen, die Email-Mahlerey, der
Email-Mahler, der in Schmelzwerk, oder mit Schmelzglas mahlet, der
Emailleur, Franz. Emailleur, der in Email oder Schmelzwerk arbeitet.
S. Schmelz und Schmalte.
Embargo (W3) [Adelung]
Das Embargo, subst. indecl. aus dem Spanischen, der Befehl des
Landesherren, Schiffe; welche in einen Hafen einlaufen, an- und zurück
zu behalten; im Deutschen der Beschlag, S. dieses Wort. Ein Embargo
auf die Schiffe legen, einen Beschlag.
Ember-Gans (W3) [Adelung]
Die Ember-Gans, plur. die -gänse, eine Art wilder Gänse, welche sich
auf den Schottlands-Inseln aufhält, und von welcher man die
unwahrscheinliche Erzählung hat, daß sie ihr Nest unter dem Wasser
bauen, und daselbst auch ihre Eyer ausbrüten soll. Der Nahme ist nach
dem Engl. Embergoose.
Emberitz (W3) [Adelung]
Der Emberitz, Embritz, ein Vogel, S. 1 Ammer.
Emblem (W3) [Adelung]
Das Emblem, des -es, plur. die -e, aus den Griechischen, ein Sinnbild
mir einer Denk- oder Überschrift; z. B. die Sonne mit der Überschrift:
nec pluribus impar, das bekannte Emblem Ludwigs XIV. In engerer
Bedeutung nennt man das sinnliche Bild das Emblem oder Sinnbild, und
die Überschrift die Devise.
Embryo (W3) [Adelung]
Der Embryo, plur. die Embryonen, aus dem Griechischen, die
menschliche oder thierische Frucht, so lange sie noch in dem Leibe der
Mutter verschlossen ist.
Emigrant (W3) [Adelung]
Der Emigrant, des -en, plur. die -en, aus dem Lat. emigrare,
Personen, welche aus ihrem Vaterlande ausgewandert sind. So auch die
Emigration, die Auswanderung; emigriren, auswandern.
Emilia (W3) [Adelung]
Emilia, indecl. oder Emilie, genit -ns, plur. car. ein guter alter
Deutscher weiblicher Taufnahme, welcher aus Irmengard zusammen gezogen
ist. Emilia vel Immula, seu Irmengardis dicta fuit, heißt es in dem
Annalista Saxo bey dem Jahre 1036.
Eminenz (W3) [Adelung]
Eminenz, aus dem mittlern Lat. Eminentia, ein abstracter Ehrentitel,
den ehedem Kaiser und Könige führten, den aber Papst Urban VIII. im
Jahr 1630 den Cardinälen und Churfürsten beylegte. Die erstern
bekommen ihn jetzt von jedermann; die letztern aber vielleicht nur aus
der Römischen Kanzelley. S. des du Fresne Glossar.
Emmel (W3) [Adelung]
Die Emmel, plur. die -n, der Niedersächsische Nahme der Baumläuse, S.
Baumlaus. In andern Gegenden sind die Emeln eine Art kleiner bloßen
Augen unsichtbarer Würmer, welche das Haupthaar abfressen. Im
Angelsächsischen bedeutet Haemil den Kornwurm.
Emmerling (W3) [Adelung]
Der Emmerling, des -es, plur. die -e, 1) Ein Vogel, S. 1 Ammer. 2)
Die Made, woraus der Maykäfer wird. S. auch Engerling. 3) In einigen
Gegenden führen auch die schwarzen sauern Kirschen, welche eigentlich
unter dem Nahmen der Amarellen bekannt sind, den Nahmen der
Emmerlinge. S. Amarelle, 1.
Emmern (W3) [Adelung]
Die Emmern, sing. inus. glühende Asche, S. Ammern.
Empfahen (W3) [Adelung]
Empfahen, verb. irreg. act. ( S. Fahen,) welches im Hochdeutschen
veraltet ist, nur noch in der Deutschen Bibel vorkommt, und zuweilen
auch in der höhern Schreibart, besonders von den Dichtern gebraucht
wird. Es hatte ehedem alle Bedeutungen mit empfangen gemein, durch
welches es im Hochdeutschen verdränget worden. Der wird den Segen vom
Herren empfahen. Ps. 24, 5. Sein Amt müsse ein anderer empfahen, Ps.
109, 8. Die Erde empfähet Segen von Gott, Ebr. 6, 7. Wer da bittet,
der empfähet, Matth. 7, 8. Ihn freundlich zu empfahen, 1 Macc. 7, 23.
Sie wird ihn empfahen, wie eine junge Braut, Sir. 15, 2.
Anm. Die erste
und älteste Form dieses Wortes ist infahan, denn so lautet es bey dem
Kero, bey dem Übersetzer Isidors, in dem Gesetze Ludwigs und Lothars
von 840, und selbst noch bey dem Ottfried. Indessen findet man doch so
wohl bey dem letztern, als auch bey dem Kero intfahen. Notker schreibt
zuerst inphahen und so findet sich dieses Wort auch noch bey den
Schwäb. Dichtern. Alle die Vogel froeliche den sumer singende enpfant,
für empfahen, Heinr. von Veldig. Wol mich dirre
stunde die solde enpfahen mit gesange, der Schenk von Limpurg. In den
folgenden Zeiten räumete man dem Wohlklange noch mehr ein, und so ward
empfahen daraus. Aus allem erhellet, daß em oder emp hier das Vorwort
in oder an ist, welches den Gegenstand, oder auch nur eine Verstärkung
der Bedeutung ausdruckt. S. Empfangen.
Empfang (W3) [Adelung]
Der Empfang, des -es, plur. inus. die Handlung, da man eine Person
oder Sache empfängt, oder in seine Gewalt bekommt. Eine Sache in
Empfang nehmen. Er läugnet den Empfang, daß er es empfangen habe.
Daher der Empfangschein, ein Schein, worin man bezeuget, daß man eine
Sache empfangen habe; ein Recepisse. Ingleichen; die Aufnahme einer
Person. Es sind schon alle Anstalten zu seinem Empfange gemacht
worden. In der dritten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes ist
Empfang nicht, wohl aber Empfängniß üblich.
Empfangen (W3) [Adelung]
Empfangen, verb. irreg. act. S. Fangen. 1. Eigentlich, in seine
Verwahrung bekommen, von einem anderen an sich nehmen. Geld empfangen.
Ich habe das Geld noch nicht empfangen. Wir haben die Waaren bereits
empfangen. Einen Theil von der Beute empfangen. Almosen, seinen Sold,
seinen Theil empfangen. Empfangene Wohlthaten läugnen. Briefe
empfangen. Ein Lehen empfangen. Das heilige Abendmahl empfangen. S.
Bekommen und Erhalten, welche einige Bedeutungen mit diesem Worte
gemein haben. 2. Figürlich. 1) Oft auch von solchen Dingen, die einem
Gegenstande von außen widerfahren, wenn er sich gleich leidend dabey
verhält. Einen Befehl empfangen. Vergebung der Sünde, die heilige
Taufe, den heiligen Geist empfangen, u. s. f. Eindrücke von außen
empfangen. Freylich findet dieses Gebrauch nur in einigen bereits
eingeführten Fällen Statt, weil das Zeitwort bekommen in dieser
Bedeutung üblich ist. Indessen wird empfangen so wohl in der Deutschen
Bibel, als auch im Oberdeutschen noch häufig in solchen Fällen, selbst
von leblosen Körpern gebraucht, wo man sich im Hochdeutschen lieber
des Zeitwortes bekommen oder eines andern Ausdruckes bedienet. Die
Erde, die deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen, 1 Mos. 4,
11. Wenn die Erde den Samen empfängt, 4 Est. 9, 34. Die Verdammniß
empfangen, Matth. 23, 14; Luc. 20, 47. Vierzig Streiche empfangen. 2
Cor. 14, 24. Von solchen Veränderungen, die sich aus dem Innern eines
Dinges selbst entwickeln, ist nur allein bekommen, niemahls aber
empfangen üblich. Blätter, Laub, die Blattern, das Fieber bekommen u.
s. f. 2) Einen Ankommenden bewillkommen, ohne Rücksicht auf die Art
und Weise. Jemanden mit vieler Ehrerbiethung, mit großer Pracht
empfangen. Der Landesherr wurde von der Obrigkeit vor der Stadt
empfangen. Er empfing mich mit offenen Armen aber weinenden Augen.
Jemanden kaltsinnig, mit Vorwürfen, mit Schlägen empfangen. 3)
Schwanger werden, so wohl als ein Activum, als auch als ein Neutrum,
mit dem Hülfsworte haben. Die Frau hat empfangen. Von jemanden
empfangen. Das Kind ist von seiner Mutter empfangen worden. In der
anständigern Sprechart gebraucht man dieses Zeitwort auch von den
Thieren; im gemeinen Leben aber sind dafür die Zeitwörter ansetzen,
aufnehmen, zukommen u. s. f. üblich.Das Hauptwort die Empfangung wird
wenig gebraucht, weil dafür Empfang und in der letzten Bedeutung
Empfängniß eingeführet sind.
Anm. Die erste Sylbe diese Wortes hat mit
der ersten Sylbe in empfahen einerley Schicksale gehabt. Kero
gebraucht antfangan, Notker und Ottfried aber wechselsweise infangan
undintfangan; die heutige Form ist neuer. Empfangen ist vermuthlich
nach dem Muster des Lat. accipere und concipere gebildet worden. S.
Ent- und Fangen. Im Niedersächsischen der vorigen Zeiten kommt auch
untfangen vor. In eben dieser Mundart bedeutete entfangen ehedem auch
Feuer fangen, in Brand gerathen.
Empfänger (W3) [Adelung]
Der Empfänger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Empfängerinn,
plur. die -en, der oder die etwas empfängt, in der ersten eigentlichen
Bedeutung des Verbi. Der Empfänger des Geldes, eines Wechselbriefes,
u. s. f.
Empfänglich (W3) [Adelung]
Empfänglich, -er, -ste, adj. et adv. fähig, geschickt, eine Sache zu
empfangen, in der eigentlichen und ersten figürlichen Bedeutung des
Verbi. Sich der Gnade Gottes empfänglich machen. So auch die
Empfänglichkeit.
Empfängniß (W3) [Adelung]
Die Empfängniß, plur. car. der Zustand des weiblichen Geschlechtes,
da es empfänget, oder schwanger wird, so wohl active, als auch
passive. Die Empfängniß der Jungfrau Maria. Die Empfängniß Christi, da
er von seiner Mutter empfangen wurde. Ehedem war in diesem Verstande
auch das Wort Bekleibung üblich; S. Bekleiben
Anm. Der alte Übersetzer
Isidors gebraucht Infancnissa für assumptio.
Empfehl (W3) [Adelung]
Der Empfehl, der -es, plur. die -e, ein Oberdeutsches Wort, welches
in dieser Mundart für Empfehlung üblich ist, aber auch von einigen
Hochdeutschen Schriftstellern gebraucht worden. Macht ihr meinen
Empfehl, Less. Bleibt die nur, wenn ich sterbe, Mein Nahme zum
Empfehl, und meine Zucht zum Erbe, Schleg.
Empfehlen (W3) [Adelung]
Empfehlen, verb. irreg. act. ( S. Befehlen,) eines Schutz, Liebe oder
Vorsage mit Worten und bittend anvertrauen und übergeben. Ich habe ihm
meinen Freund auf das angelegentlichste empfohlen. Er ist mir sehr
dringend empfohlen worden. Ich empfehle ihnen diese Sache. Jemanden
Gottes Schutz empfehlen. Besonders pflegt man sich bey dem Abschiede
des andern Liebe und Andenken zu empfehlen, daher dieses Wort in der
Modesprache der Höflichkeit oft für Abschied nehmen gebraucht wird.
Ich will mich ihnen empfehlen, d. i. Abschied von ihnen nehmen. Nein,
denn sie fängt schon an, sich bestens zu empfehlen, Gell. Figürlich,
der Grund von dem Wohlwollen anderer seyn. Seine gute Meine empfiehlt
ihn. Sein Unglück empfahl mir ihn nachdrücklich. Ein empfehlendes
Gesicht.So auch das Hauptwort die Empfehlung, welches über dieß auch
die Formel bedeutet, mit und in welcher man sich jemanden empfiehlet,
und in diesem Verstande auch den Plural leidet.
Anm. Enpfelan kommt
zuerst im Schwabenspiegel vor. Indessen ist dieses Wort so neu doch
nicht. Denn Anafilhan bedeutet schon bey dem Ulphilas, eines Sorge und
Aufsicht anvertrauen, und Anafilh die Übergabe. S. Befehlen, und
Anbefehlen. Die erste Sylbe ist auch in diesem Worte das Vorwort an
oder in, welches nachmahls in ent und in den spätern Zeiten in emp
verwandelt worden. S. Em und Ent.
Empfindbar (W3) [Adelung]
Empfindbar, -er, -ste, adj. et adv. 1) Fähig, vermögend zu empfinden.
Die Nerven sind empfindbar. 2) Fähig, empfunden zu werden. Das Licht
ist unsern Sinnen empfindbar. 3) Was empfunden wird. Ein empfindbares
Vergnügen, welches lebhaft empfunden wird. Bis ich mir Die Art erst
ausgedacht, die ihm der Tod Empfindet machen soll, Weiße.
In allen drey Bedeutungen ist dieses Wort richtig gebildet, aber
dennoch wenig gebräuchlich. S. Bar. Daher die Empfindbarkeit.
Empfindeley (W3) [Adelung]
Die Empfindeley, plur. die -en. 1) Der Hang zu rührenden sanften
Empfindungen ohne vernünftige Absicht und über das gehörige Maß; ohne
Plural. 2) Die Äußerung dieses Hanges in einzelnen Fällen; mit
demselben.
Empfindeln (W3) [Adelung]
Empfindeln, verb. reg. neutr. mit haben, das Iterativum und zugleich
Diminutivum des folgenden, rührende und sanfte Empfindungen ohne
vernünftige Absicht und über das gehörige Maß haben und äußern.
Empfinden (W3) [Adelung]
Empfinden, verb. irreg. act. S. Finden 1. In der weitesten Bedeutung,
sich einer Sache als gegenwärtig bewußt seyn. So empfindet man den
Schall, das Licht einen Schmerzen, seine eigenen Gedanken u. s. f. Er
empfindet nichts davon. Freude, ein großes Vergnügen über etwas
empfinden. Hunger und Durst, Hitze und Kälte empfinden. 2. In engerer
Bedeutung. 1) Zärtlichkeit empfinden. O, wüßten sie, was ich alles für
sie empfinde, oder, wie viel ich für sie empfinde! 2) Etwas
Unangenehmes empfinden. Er soll es zu anderer Zeit schon empfinden,
was das heißt, mich beleidigen. Dergleichen Leute sind gefährlich, ich
habe es empfunden. 3) Übel nehmen, sich durch etwas für beleidiget
halten, mit den Nebenwörtern übel und hoch. Er wird es übel empfinden.
Wer bist du, der den Schimpf So hoch empfindet? Weiße. Daher die
Empfindung, S. hernach besonders.
Anm. Bey dem Notker lautet dieses
Wort inphinden, wo es zugleich mit der zweyten Endung verbunden wird;
Ist einimo lide uue, des inphindent alliu diu andrin. Em ist auch hier
das Vorwort an oder in; gleichsam an und in sich finden. S. Em und
Ent.
Empfindlich (W3) [Adelung]
Empfindlich, -er, -ste, adj. et adv. 1) Fähig, leicht zu empfinden;
besser empfindsam. Das Auge ist sehr empfindlich, es empfindet alles
sehr leicht. Kinder haben sehr empfindliche Nerven. Er ist sehr
empfindlich, er empfindet alles sehr bald und lebhaft. Besonders,
fähig leicht Unlust, Zorn zu empfinden, fähig sich bald beleidiget zu
finden, in der Sprache des Umganges. Ein empfindlicher Mensch. Wer
wollte so empfindlich seyn! 2) Wirklich Empfindungen habend, doch nur
in engerer Bedeutung, Empfindungen des Zornes, des Unwillens habend.
Empfindlich werden. Darüber ward er empfindlich, und sagte mir die
unverschämtesten Dinge, Gell. Die Mama möchte sonst empfindlich
werden, wenn er erst zu mir käme, ebend. 3) Was empfunden wird,
besonders was lebhaft empfunden wird. Ein empfindliches Vergnügen.
Besonders von den Empfindungen des Schmerzens, der Unlust, des Zornes.
Das ist ein empfindlicher Schmerz. Ich will ihn empfindlich strafen.
Der Tod deines Vaters war mir sehr empfindlich. Sie scherzt
empfindlich und doch fein, Less. Er gab mir sehr empfindliche Reden.
Wenn sie mir noch ein empfindliches Wort sagen. 4) Empfindung
verrathend, an den Tag legend. Wenn sie mich nur mit einer
empfindlichen (zärtlichen) Miene belohnet hatte, Gell. Ich weiß ihre
Großmuth durch nichts, als die empfindlichsten Thränen zu belohnen,
ebend.
Empfindlichkeit (W3) [Adelung]
Die Empfindlichkeit, plur. inus. das Vermögen, die Fähigkeit,
empfindlich zu seyn oder zu werden, in allen obigen Bedeutungen.
Besonders, die Fähigkeit, bald Unlust und Zorn zu empfinden.
Empfindniß (W3) [Adelung]
Die Empfindniß, plur. die -sse, ein von einigen Neuern gewagtes Wort,
eine Idee zu bezeichnen, welche nicht durch sinnliche Eindrücke von
außen, sondern durch die Vorstellungskraft und Fantasie hervor
gebracht wird; zum Unterschiede von der Empfindung, welche man alsdann
bloß auf die Sinne einschränket. Ob es gerade nothwendig ist, diesen
Unterschied durch einzelne Wörter zu bezeichnen, weiß ich nicht; aber
das weiß ich, daß er, etymologisch betrachtet, bloß willkührlich ist,
und daß in der Ableitungssylbe niß kein Grund dazu vorhanden ist. In
dem gewöhnlichen Sprach gebrauche druckt Empfindung beyde Begriffe
ohne Unterschied aus. Der Sylbe niß angemessener wäre es, Empfindniß
von dem Vermögen zu empfinden, zu gebrauchen, um es von der
Empfindsamkeit zu unterscheiden, welche nur in engerer Bedeutung
gebraucht wird; allenfalls auch von dem Zustande, da man empfindet.
Empfindsam (W3) [Adelung]
Empfindsam, -er, -ste, adj. et adv. ein in den neuern Zeiten sehr
richtig gebildetes und durch Yoricks empfindsame Reisen in Aufnahme
gebrachtes Wort. 1) Fähig, leicht sanfte Empfindungen zu bekommen,
fähig leicht gerührt zu werden; für das gemeinere und vieldeutige
empfindlich. Die Seinigen gegen das Glück eines guten Nahmens
empfindsam machen. 2) Sanfte Empfindungen verrathend, erweckend. Eine
empfindsame Komödie. Empfindsame Reisen, welche aber nur zu oft in
empfindelnde ausgeartet sind. So auch die Empfindsamkeit, die
Fähigkeit, leicht zu sanften Empfindungen gerühret zu werden. Das
weibliche Geschlecht hat eine größere Empfindsamkeit, als das
männliche.
Empfindung (W3) [Adelung]
Die Empfindung, plur. die -en, das Verbale des Zeitwortes empfinden.
1) Der Zustand, da man sich einer gegenwärtigen Sache, oder einer
Sache als gegenwärtig bewußt ist; ohne Plural. Die Empfindung des
Lichtes, der Schmerzen, der Liebe, des Todes u. s. f. 2) Das Vermögen,
sich gegenwärtiger Dinge, oder der Dinge als gegenwärtig bewußt zu
seyn, die Empfindungskraft, das Empfindungsvermögen; auch ohne Plural.
Er hat keine Empfindung mehr. Er liegt ohne alle Empfindung. S.
Empfindniß. 3) Die Vorstellung einer gegenwärtigen Sache selbst, die
Wirkung, welche dadurch in der Seele hervor gebracht wird; mit dem
Plurale. Ich habe keine Empfindung davon. Das Licht der Sterne erweckt
eine geringere Empfindung, als das Licht der Sonne. Eine stärkere
Empfindung verdunkelt die geringere. Wir müssen die Empfindungen
annehmen, wie sie kommen. Lauter angenehme Empfindungen haben wollen.
In engerer Bedeutung, eine lebhafte Vorstellung solcher Dinge und
deren Ausdruck. In diesem Verstande sagt man, ein Gedicht, eine Rede
sey voller Empfindungen, wenn sie auch bey andern lebhafte
Empfindungen zu erregen fähig ist.
Empfindungslos (W3) [Adelung]
Empfindungslos, -er, -ste, adj. et adv. der Empfindung beraubt, so
wohl im schärfsten Verstande, keiner Empfindungen fähig; als auch in
weiterer Bedeutung, unfähig leicht gerührt zu werden, im Gegensatze
des empfindsam. Empfindungslos gegen das Schicksal anderer seyn. So
auch die Empfindungslosigkeit.
[Adelung]
Empor (W3) [Adelung]
Empor, ein Umstandswort des Ortes, in die Höhe, in der Höhe, welches
in den gemeinen Sprachgebrauche veraltet, und nur noch in einigen
Ableitungen und Zusammensetzungen, ingleichen in der höhern Schreibart
mit einigen Zeitwörtern, anstatt der mit auf zusammen gesetzten
Zeitwörter, so wohl in eigentlicher, als figürlicher Bedeutung
vorkommt. Die vornehmsten Verba, mit welchen dieses Umstandswort noch
zuweilen gefunden wird, sind:
Bleiben. Empor bleiben, in der Höhe bleiben, nicht untersinken;
ingleichen figürlich, in Ehren, in Ansehen bleiben.Bringen. Empor
bringen, in die Höhe, ingleichen zu Ansehen bringen, aufbringen.Gehen.
Mein Herz geht empor, wie Meereswogen im Sturm, Weiße.Halten. Dieweil
Mose seine Hände empor hielt, 2 Mos. 17, 11. Eine Art, die ihre Augen
hoch trägt, und ihre Augenlieder empor hält, Sprichw. 30, 13.Heben.
Datum wird er das Haupt empor heben, Ps. 110, 7. Du kränkest dich über
das, was trösten und uns über die Widerwärtigkeiten empor heben
sollte. Kaum heb' ich meine Hand empor. So steigt hier ein Pallast und
dort ein Thron hervor, Gell. Helfen. Der den Betrübten empor hilft,
Hiob 5, 11.Kommen. Empor kommen, in die Höhe kommen; ingleichen
figürlich, zu Ehren, zu Ansehen kommen.Schweben. Wie die Vögel
schweben empor, Hiob 5, 7. Ihre Widersacher schweben empor, Klagel. 1,
5.Schwingen. Sich durch seine Tapferkeit zur Höchsten Würde empor
schwingen.Starren. Sein Auge starrte empor, er athmete ganz schwach,
Weiße.Stehen. Hoch stehet dein Wipfel empor, Geßner, von der
Eiche.Steigen. Empor steigen, in die Höhe steigen; ingleichen
figürlich, zu Ehren, zu Ansehen gelangen.Stellen. - Denn wer jetzt
kleinen Schein Erwählet, soll hernach empor gestellet seyn, Opitz.
Tragen. Und die Wasser wuchsen, und huben den Kasten, und trugen ihn
empor über der Erden, 1 Mos 7, 17.Treten. Und Abjathar trat empor, 2
Sam. 15, 24, trat auf.Wachsen. Und die Dornen wuchsen empor, Marc. 4,
7.Wallen. Wo der Rauch in die Luft empor wallt, Geßn.Wollen. Empor
wollen, in die Höhe wollen, so wohl eigentlich, als figürlich.
Anm.
Dieses Wort lautet unter den Schwäbischen Kaisern enbor, bey dem Hans
Sachs entbor, in dem Theuerdank aber schon empor. Die letzte Hälfte
gehöret zu dem Verbo bären, tragen, welches in dem Munde der neuern
Oberdeutschen, denen dieses Nebenwort vorzüglich eigen ist, sein b in
ein p verwandelt hat. S. Bahre und Borwisch. Die erste Sylbe ist
gleichfalls das Vorwort in, welches um des folgenden Lippenbuchstabens
willen, sein n in nt und nachmahls in m verwandelt hat. S. Em und Ent.
Empören (W3) [Adelung]
Empören, verb. reg. act. erheben, in die Höhe heben. 1) Eigentlich.
Die Furcht, die mein Haar empört, Dusch. 2) Noch häufiger, in
figürlicher Bedeutung, zur thätigen Widersetzlichkeit gegen jemanden
bewegen, besonders Untreue zur Widersetzlichkeit gegen ihre Obern
bewegen. Die Stadt, das Volk, die Unterthanen empören. Ingleichen als
ein Reciprocum; sich empören, sich jemanden, besonders aber seinen
Obern thätig widersetzen. Die ganze Stadt hat sich wider ihre
Obrigkeit empöret. S. Aufstand, Aufruhr. Nach einer noch weitern
Figur, in der höhern Schreibart, sich widersetzen. So bald sie ihren
Irrthum sehen wird, so wird sich die Vernunft wider ihre Liebe
empören, Gell. Und doch empöret sich ihr Hochmuth wider dich, Weiße.
Ingleichen, einen hohen Grad des Umwillens erwecken. Das empöret alle
Empfindungen. Einen empörende That. So auch die Empörung, plur. die
-en.
Anm. Von dem Auflaufe mehrerer wider eine Person, die kein
Vorgesetzter ist, wird dieses Wort im, Hochdeutschen nicht mehr
gebraucht, ungeachtet sich Apostelg. 48, 12, die Juden wider Paulum,
und Kap. 21, 31, ganz Jerusalem wider ihn empören. In Altensteigs
Vocabulario wird exultare durch sich embören übersetzet, welches noch
ein Überbleibsel der eigentlichen Bedeutung ist. Für Empörung in der heutigen Bedeutung kommt in einem Diplom Kaiser Heinrichs von 1107
Burinne vor, so wie Willeram und andere buren, buiren, für erheben im
eigentlichen Verstande gebrauchen. Unser Zeitwort lautet noch in dem
1514 gedruckten Deutschen Livius. sich enbören; hingegen wird es in
dem 1523 zu Basel gedruckten neuen Testamente Luthers, als ein
unbekannter Wort durch erheben, strensen, erkläret. S. Empor.
Empörer (W3) [Adelung]
Der Empörer, des -s, plur. ut nom. sing. so wohl der andere empöret,
als auch, und zwar am häufigsten, der sich empöret.
Emporkirche (W3) [Adelung]
Die Emporkirche, plur. die -n, die erhabenen Sitze in der Kirche,
welche gemeiniglich das Chor genannt werden; im gemeinen Leben die
Porkirche.
Emporscheune (W3) [Adelung]
Die Emporscheune, plur. die -n, in der Landwirthschaft, der obere
Theil einer Scheune, von dem Balken über der Scheuntenne an, bis an
die Kehl- oder Hahnbalken; im gemeinen Leben die Porscheune.
Emsig (W3) [Adelung]
Emsig, -er, -ste, adj. et adv. einer Sache mit Standhaftigkeit und
Fleiß ergeben. Er arbeitet sehr emsig. Er ist emsig in seiner Arbeit.
Ein emsiger Arbeitet. Aus der Liebe entstehen die emsigen Bemühungen,
sich einander verbindlich zu machen. Eine kleine Biene flog emsig hin
und her, und sog Süßigkeiten aus allen Blumen, Gleim.
Anm. Hr. Stosch
hat den Unterschied zwischen arbeitsam und emsig sehr gut angegeben.
Arbeitsam gehet auf die Neigung des Gemüthes, niemahls müßig zu gehen,
sondern allezeit zu arbeiten; emsig aber auf die Sorgfalt und
Standhaftigkeit, die man auf seine Arbeit wendet. Dieser Unterschied
wird durch den Gebrauch der Alten bestätiget. Emmezico heißt bey dem
Kero, oft, häufig, emmizzen bey dem Ottfried, beständig, sorgfältig,
emezhic bey andern, täglich. Bey dem Kero kommt auch das Zeitwort
emizzigen, fortfahren, und bey dem Notker das Zeitwort emezen, üben,
vor. Die Abstammung dieses Wortes ist noch ungewiß. Wachter hält es
für eine Zusammenziehung von unmüßig. Frisch leitet es von dem alten
ambachten, arbeiten, Ihre von dem alten nordischen jämte, sorgfältig,
fortwährend, her, wovon auch immer abstammen soll. Einige haben dieses
Wort mit einem ä schreiben wollen: allein die das e behalten, haben
den Gebrauch aller alten Schriftsteller für sich, und so lange man die
Abstammung dieses Wortes nicht mit mehrerer Wahrscheinlichkeit
darthut, als bisher geschehen ist, wird man sie auch deshalb nicht
tadeln können; denn die Ableitung einiger von Ameise verdient nicht
erwähnt zu werden.
Emsigkeit (W3) [Adelung]
Die Emsigkeit, plur. inus. 1) Ein anhaltender Fleiß. Ingleichen 2)
eine mit Emsigkeit verfertigte Arbeit, obgleich diese Bedeutung eben
nicht gewöhnlich ist; plur. die -en. Kleiner Geister Emsigkeiten Sind
noch immer ungemein, Kästen.
Emsiglich (W3) [Adelung]
* Emsiglich, ein veraltes Nebenwort für emsig, welches aber noch
Apostelg. 26, 7, und bey dem Opitz vorkommt, bey dem Hornegk aber
eneziglich lautet.
En (W3) [Adelung]
En, eine Endsylbe vieler Deutschen Wörter, welche aber von
verschiedener Bedeutung, und vermuthlich auch von verschiedenem
Ursprunge ist.1. Bey den Verbis ist sie, 1) die gewöhnliche Endung des
Infinitives der heutigen Hochdeutschen Zeitwörter, welche darin mit
den Griechischen Zeitwörtern auf - - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - überein kommen. Auch die Zeitwörter der Persischen, der
Krimmisch-Tartarischen, und anderer, dem Ansehen nach sehr entfernter
Sprachen endigen sich auf en, den und ten. Dieses Deutsche en der
Infinitive ist sich indessen nicht zu allen Zeiten gleich geblieben,
und noch jetzt wird es von manchen, besonders rauhern Mundarten im
Deutschen sehr verschieden ausgesprochen. Bey den ältesten Alemannen,
bey den Pontischen Gothen bey den Angelsachsen lautet es an; bey den
Alemannen der mittlern Zeiten und noch in einigen Schwäbischen
Mundarten ent und und, sattend, sättigen, wohnund, wohnen, frewund,
freuen, werdent, werden, u. s. f. Andere gemeine Mundarten, wie die
Thüringische, Fränkische, Schlesische, Pfälzische u. s. f. verbeißen
n, und verwandeln das e wohl gar in ein a, wie esse und essa, für
essen, gehe, geha, für gehen, lebe, leba, leben u. s. f. Auf ähnliche
Art endigen sich noch jetzt die Zeitwörter der Schweden und Isländer
auf ein a, und der Dänen auf ein e; flya, fliehen, flyta, fließen,
gelda, gelten, ende, enden, tinge, dingen u. s. f. Auch die Infinitive
in der alten Bretagnischen Sprache endigen sich auf ein a, anderer zu
geschweigen. 2) Aber nicht allein der Infinitiv, sondern auch die
erste und dritte Person des Plurals nehmen diese Endung an; wir haben,
sie haben. Die mittlere Alemannische Mundart hatte auch hier ein ent;
die sich ergebent, die sich encziehent. Diese Form näherte sich,
wenigstens in der dritten Person, der Lateinischen Sprache; habent,
amant, legunt. Einige Niedersächsische Mundarten der vorigen
Jahrhunderte verbeißen das n ganz, wy bekennet unde betüget, wir
bekennen und bezeugen; und noch jetzt spricht man in einigen Gegenden
Niedersachsens so.2. Was die Substantive betrifft, so endigen sich
nicht nur viele derselben auf ein en, sondern andere, die diese Sylbe
in der ersten Endung des Singulars nicht haben, nehmen solche in den
folgenden Endungen an. Doch dabey wollen wir uns hier nicht
aufhalten.3. Wichtiger ist der Gebrauch dieser Sylbe, aus Substantiven
Adverbia und Adjective zu bilden, da sie denn die Materie andeutet,
woraus eine Sache bestehet. Sie wird alsdann nur an das Hauptwort
angehänget, doch so, daß, wenn sich in der nächst vorher gehenden
Sylbe ein a, o oder u befindet, diese gemeiniglich in ä, ö und ü
verwandelt werden. Hären, von Haar, messingen, von Messing, leinen,
von Lein oder Leinwand, ahörnen oder ahornen, zwillichen, hörnen, von
Horn, flächsen, hänfen, golden, ehedem gülden, pergamenten, tuchen u.
s. f. Wenn sich das Hauptwort bereits auf ein e endiget, so wird Ein e
weggeworfen; wie in eichen für eicheen, fichten, büchen, irden,
seiden, tännen, wöllen u. s. f. Auch fällt das e der Endsylbe weg, wenn das Hauptwort am Ende ein r hat; kiefern, küpfern, silbern,
ledern, alabastern. Die alten und mittlern Oberdeutschen machen diese
Beywörter auf in und ein, welche Form in Oberdeutschland noch jetzt
hin und wieder angetroffen wird; güldin, silberin; hurnein, hörnen,
hänfin, sichtin, seidin u. s. f. Auf eine sehr übereinstimmige Art
bildeten die Lateiner dergleichen Beywörter vermittelst der Endung
inus. asininus, caninus, bovinus, faginus, figulinus, faemininus, u.
s. f. S. auch -enzen. In andern Wörtern ist dafür die Sylbe ern
üblich, besonders im Hochdeutschen; hölzern, ströhern, drähtern,
eisern, fleischern, zinnern, knöchern, beinern,steinern, wächsern,
gläsern u. s. f. Die Oberdeutschen haben einige dieser Beywörter auch,
viele derselben aber rechnen sie den Obersachsen als einen Fehler an,
und sagen dafür wächsen, beinen, steinen, knöchen u. s. f. Von dieser
Endsylbe ern soll an ihrem Orte noch etwas gesagt werden. Hier ist
noch zu untersuchen, was die Sylbe en an solchen Beywörtern eigentlich
bedeutet. Ein leerer Schall ist sie gewiß nicht. Hr. Rammler hält sie
für das Vorwort in. Ein Recensent in der neuen Hamburger Zeitung
läugnete solches, und behauptete, dergleichen Wörter würden in der
Deutschen Sprache Monstra seyn. Und doch sind diese Monstra so selten
eben nicht. Wir haben wenigstens viele Partikeln, in welchen die
Endsylbe en unläugbar aus dem Vorworte an oder in entstanden ist,
welche in dieser Zusammensetzung terminum a quo, und in weiterer
Bedeutung einen Ort überhaupt bedeutet. Dergleichen sind oben, Schwed.
ofwan, Isländ. ofan, hinnen, Schwed. hädan, Isländ. hiedan, dannen,
Schwed. thädan, nieden, Schwed. nedan, unten, ferren, oder nach der
neuern Mundarten fern, Schwed. fiärran, außen, innen u. s. f. wohin
auch die Wörter Norden, Osten, Süden, Westen gehören. Sollte denn nun
dieses Vorwort, nach einer gewiß nicht monströsen Figur, an den
Hauptwörtern nicht auch materiam ex qua bedeuten können, zumahl wenn
man das Vorwort an in der noch üblichen Bedeutung der Ähnlichkeit
nimmt? S. Ähnlich, An,
Anm. 6. und -enzen. Doch bey dem hohen
Alterthume dieser Endung bleibt dieses freylich nur eine Muthmaßung.
Die Comparative und Superlative werden von diesen Beywörtern wenig
gebraucht, weil die Sache selbst sie unnöthig macht. Ganz ungewöhnlich
sind sie aber doch nicht, zumahl in figürlicher Bedeutung. Die
eisernste Stirn. Das ehernste Herz. Die hölzernste (unempfindlichste)
Mensch.4. Endlich ist auch des alten noch in Oberdeutschen üblichen
Gebrauches dieser Sylbe zu gedenken, da sie der Beywörtern auf lich
angehänget wird, Adverbia daraus zu bilden; bittlichen, für bittlich,
willkührlichen, endlichen, jämmerlichen, wirklichen, schriftlichen,
gänzlichen u. s. f. Ja man findet sie häufig an andern Nebenwörtern,
wenn sie gleich nicht als Beywörter üblich sind; abermahlen,
jedesmahlen, sintemahlen, alldieweilen, gleichwohlen, gestalten,
warummen u. s. f. Dieser Anhang, der bloß auf Rechnung der
Alemannischen Weitschweifigkeit zu schreiben ist, ist den
Hochdeutschen fremd und anstößig, ungeachtet einige derselben ihn auch
in indessen, sonsten und andern Wörtern aufgenommen haben.
Endabsicht (W3) [Adelung]
Die Endabsicht, plur. die -en, die letzte Absicht einer vernünftigen
Handlung. So hält man die Verherrlichung des höchsten Wesens für die
Endabsicht Gottes bey der Schöpfung der Welt. S. Endursache und
Endzweck.
Ende (W3) [Adelung]
Das Ende, des -s, plur. ut nom. sing. und die -en, das Letzte, so
wohl dem Orte, als der Zahl, ingleichen der Zeit und Dauer noch.1. Dem
Orte oder körperlichen Raume nach. 1) Eigentlich, das Letzte in der
Länge eines körperlichen Dinges. Das Ende eines Tisches. Der Stein
liegt ganz am Ende des Ackers. Am Ende des Dorfes wohnen. Am Ende des
Grabens, des Gartens, der Wiese u. s. f. 2) Das Letzte in der
Ausdehnung eines Körpers nach allen Seiten. Hier hat der Wald ein Ende
Von einem Ende der Stadt bis zum andern gehen. Er wohnet fast am Ende
der Welt, im letzten, äußersten Raume. Die Stadt wurde an drey Enden
(Seiten) bestürmet. Etwas an dem rechten Ende angreifen. Er siehet die
Enden der Erden, Hiob 28, 24. 3) Die Grenze eines Landes, und in
weiterer Bedeutung, eine Gegend, ein Land, ein Ort selbst, am
häufigsten im gemeinen Leben. Die Sache ist in allen Ecken
und Enden bekannt. Das Volk aus allen Enden, 2 Mos. 19, 4. Gott thut
große Dinge an allen Enden, Sir. 50, 24. Von allen Enden kommen, Marc.
1, 45. Sey Herrscher aller Enden, So weit es Volk von deinen Feinden
hat, Opitz. Ps. 110. Der Enden, für daselbst, in den dortigen
Gegenden, ist Oberdeutsch. Schon bey dem Tatian heißt es: In then
entin Zabulon, in den Grenzen oder Gegenden Sabulon. Auf ähnliche Art bedeutet nicht allein das Latein. "Finis", sondern auch das Deutsche
Ort, nicht nur das Äußerste eines Dinges, sondern auch die Grenze,
eine Gegend selbst, locum. 4) Das gewöhnliche oder gehörige Ende eines
Dinges, der Beschluß; ohne Plural. In diesem Verstande sagt man von
einem Buche, daß es kein Ende habe, wenn dessen Beschluß, oder
dasjenige fehlet, was eigentlich dessen Ende ausmachen sollte. 5) Ein
kleines Stück eines länglichen Körpers. So nennet man im gemeinen
Leben einen kurzen Überrest eines Dinges oft ein Ende, und im
Diminutivo ein Endchen. Ein Ende Strick. Ein Endchen Licht. Die
Weingärtner nennen jede Ruthe oder jeden Zweig, den der Weinstock an
seinen Stein heraus treibt, ein Ende, und bey den Jägern heißt der
kurze Schwanz des Hirsches oft das Ende oder der Sturz. Noch häufiger
werden bey ihnen die Zacken an den Stangen des Rothhirsches, an den
Schaufeln des Tannhirsches, und an dem Gehörne des Rehbockes Enden
genannt. Den Hirsch nach seinen Enden ansprechen, dessen Größe und
Stärke nach der Zahl dieser Zacken bestimmen. Ein Hirsch von zwölf
Enden, der an jeder Stange sechs Enden hat. Ein Hirsch von vierzehn
falschen Enden, wenn er an einer Stange sieben, an der andern aber nur
sechs Enden hat.2. Der Zahl nach; ohne Plural. Und des Volkes war kein
Ende, Pred. 11, 16. Die Leute wolle kein Ende nehmen. S. Unendlich.3.
Der Zeit nach, das Letzte in der Zeit und Dauer einer Sache; ohne
Plural. 1) Eigentlich. Das Ende des Jahres, des Frühlinges, eines
Monathes, einer Woche, einer Rede, einer Lust u. s. f. Das Ende der
Welt, wenn sie, wenigstens ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung nach
aufhören wird. Warum beklagest du ihn ohne Ende? ohne Aufhören. Das
Ende meines Lebens ist da. Die Rede war so lang, daß man das Ende
nicht absehen konnte. Die Oper, die Komödie, die Predigt, das Lied ist
zu Ende. Das Spiel, die Lust hat ein Ende. Die Feyertage haben ein
Ende, sind zu Ende, haben aufgehöret. Das Morden hat kein Ende. Zum
Ende eilen, zum Beschlusse einer Sache eilen. Eine Schraube ohne Ende,
deren schraubenförmige Bewegung unaufhörlich fortdauern kann. Es wird
dieses Wort so wohl in der Sprache des täglichen Umganges, als in der
anständigern Schreibart mit manchen Zeitwörtern auf eine sonst
ungewöhnliche Art verbunden, wovon die vornehmsten Arten des
Ausdruckes etwa folgende seyn möchten. Einer Sache, einem Streite,
einer Lust ein Ende machen, machen, daß sie aufhöret, mit dem
Nebenbegriffe einiger Gewaltsamkeit. Mach meiner Furcht ein Ende,
Less. Machen sie dem Dinge ein Ende, wenn wir Freunde bleiben sollen,
Weiße. Es gehet zu Ende, die Sache wird bald aufhören. Es gehet damit
zu Ende. Ein Ende nehmen, aufhören. Es will gar kein Ende nehmen. Die
Sache hat ein trauriges Ende genommen. Es wird noch mit ihm, (mit
seinem Wohlstande, ingleichen mit seinem Leben,) ein betrübtes Ende
nehmen. Was hat das Spiel für ein Ende genommen? Seines Arbeitens ist
kein Ende, Pred. 4, 8. Wenn wirds einmahl ein Ende werden? Sonst wird
des Briefschreibens kein Ende werden. Mit solchen Leuten ist des
Redens immerkein Ende. Es wird ja des Finstern etwa ein Ende, Hiob,
23, 3. Doch gehören die letztern Redensarten mit den Zeitwörtern seyn
und werden nur in die vertrauliche Sprache des Umganges. Am Ende,
stehet häufig als ein Nebenwort für endlich, oder nach einer genauern
Untersuchung. Er wird es am Ende doch erfahren. Am Ende habe ich mich
betrogen. Am Ende ist es noch die Frage, ob sie jemahls eine Gemahlinn
gehabt haben, Weiße. 2) Das gehörige Ende einer Sache. Etwas zu Ende
bringen, es vollbringen, zu Stande bringen, welches mehr sagt, als
einer Sache ein Ende machen. Er bringt keine Arbeit zu Ende. Ich kann
mit ihm nicht zu Ende kommen, nicht zur Berichtigung der Sache. 3) Die
Art und Weise des Endes, d. i. des Ausganges einer Sache. Das Ende des
Krieges ist ungewiß. 4) Das Ende des menschlichen Lebens, der Tod. Er
behauptete es bis an sein Ende. Ein seliges Ende. Ich war bey dem Ende
meines Freundes gegenwärtig. Mein Ende werde wie dieser Ende, 4 Mos.
23. "Ein erschreckliches Ende nehmen", "eines schrecklichen Todes sterben". Ein Pleonasmus ist es, wenn dem Hauptworte zuweilen das
Beywort legt beygefüget wird. Bis an sein letztes Ende.4. Figürlich
bedeutet dieses Wort auch zuweilen den Endzweck, nach dem Muster des Lateinischen "Finis"; gleichfalls ohne Plural, und nur mit dem Vorworte
zu. Zu was für einem Ende? Ich habe es zu dem Ende gesagt, daß er es
wieder erfahren soll. Des Ends, für zu dem Ende, ist Oberdeutsch, so
wie die Formeln, Endes gesetzter, Endes genannter, Endes
unterschriebener, der am Ende der Schrift gesetzte, genannte oder
unterschriebene.
Anm. Bey dem Kero und Ottfried lautet dieses Wort
Enti, in Oberschwaben Änta, bey dem Ulphilas Andei, im Schwed. Aenda,
im Isländ. Dän. und Nieders. Ende, im Engl. und Angels. End. Raban
Maurus und Ottfried nennen auch die Stirn Eindo, Andin, Enti,
vermuthlich weil sie der äußerste Theil des menschlichen Körpers ist.
Im Epirotischen bedeutet Vend so wohl das Ende, als einen Ort, eine
Gegend, S. Wenden. Wachter leitet dieses Wort von dem alten
Alemannischen anen, berauben, her, ( S. Ohne,) Frisch aber von dem
Vorworte an. Beyde Ableitungen sind gezwungen und unsicher; daher man
besser thut, wenn man sich bey einem so alten Worte, welches seit mehr
als tausend Jahren keine merkliche Veränderung erlitten hat, mit dem
Ihre aller Ableitungen enthält. Im Plural lautet dieses Wort so wohl
Ende, als Enden; doch ist das letztere im Hochdeutschen üblicher,
besonders von dem Letzten an oder von einem körperlichen Dinge.
Endelhocke (W3) [Adelung]
Die Endelhocke, plur. die -n, in der Landwirthschaft einiger
Gegenden, besonders Niedersachsens, diejenigen Hocken am Ende des
Ackers, deren weniger als zehen sind, von welchen also auch der
Zehente nicht genommen werden kann; an andern Orten Endelstiege,
Freyhocken, und in Friesland Schäffer.
Endelich (W3) [Adelung]
* Endelich, oder Endlich, adj. et adv. welches im Hochdeutschen
veraltet ist, arbeitsam, emsig, hurtig, und doch dabey pünctlich. Die
Anschläge eines Endelichen bringen Überfluß, Sprichw. 21, 5. Ein Mann
endlich in seinem Geschäfte, Kap. 22, 29. Maria ging über das Gebirge
endelich, Luc. 1, 39, eilig, eilfertig. Die Ameise, ein endlich
Thierlein, Marthes. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist dieses Wort
noch nicht veraltet, denn Cramer und Steinbach führen es nicht nur als
ein gangbares Wort an, sondern Günther sang noch: Die Falschheit hielt
es nicht mit dem geschwinden Volke, Und zog so endelich als eine trübe
Wolke.
Anm. Dieses Wort lautet schon bey den Schwäbischen Dichtern endelich,
und bedeutet daselbst emsig. Auch in der Niedersächsischen Mundart
hatte man ehedem das Wort endig und endigen, welches so viel als
hurtig, eilig, schnell, bedeutete. Gemeiniglich leitet man es von
enden her, da es jemanden bedeuten soll, der eine Sache bald endet.
Allein natürlicher und dem Sprachgebrauche gemäßer, siehet man
entweder das alte, noch im Schwed. und Isländ. übliche anna, arbeiten,
eilen, Annur, das Eilen, Ant, Aendt, Geschwindigkeit, oder auch das
alte Alemannische einon, Schwed. ena, sich etwas standhaft vorsetzen,
beschließen, für das Stammwort an, von welchem letztern die Schweden
und Isländer noch das Wort enteligen, endeliga, standhaft, emsig,
haben. S. Emsig.
Enden (W3) [Adelung]
Enden, verb. reg. so in dreyfacher Gestalt gefunden wird. 1. Als ein
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, aufhören, besonders aufhören zu
reden. Hier endet Zevs, verneigt sich tief und geht, Wiel. Welche Form
aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. 2. Als ein Reciprocum, sich
enden, aufhören sich auszudehnen, ingleichen von der Dauer, aufhören
zu seyn. Die Grenze endet sich am Meere, Jos. 17, 9. Wenn wird sich
der Streit enden? Im Hochdeutschen ist dafür das folgende endigen
üblich. 3. Als ein Activum. 1) Einer Sache ein Ende machen, machen daß etwas aufhöret zu seyn. Sein Leben enden, sterben. Seine Regierung
enden, aufhören zu regieren. 2) In engerer Bedeutung, zu Ende bringen,
zu Stande bringen und beschließen, vollbringen. Wir wollen die Sache
mit Gottes Hülfe schon enden. Wir wollen die Sache zu unserm Vortheile
enden, Gell. Kaum daß der Zofe Hand den langen Anputz endet, Zachar.
In beyden Bedeutungen ist im Hochdeutschen, auch endigen übliche 3)
Mit einem Ende, dem Raume nach versehen, besonders bey den Böttchern,
wo die Dauben geendet werden, wenn man sie auf dem Endstuhle an beyden
Enden stämmet. Daher die Endung, S. unten besonders.
Anm. Bey dem Kero lautet dieses Zeitwort mit der Partikel "ge", "kianton", "keentan", bey dem Tatian "gienton", bey dem Übersetzer Isidors "endon", bey dem Ottfried "enton", im Angels. "endian", im Holländ. "enden", im Dän. "ende", im Engl. "to end", im Schwed. "aenda". In der alten Alemannischen Mundart war es auch absolute für "sterben" üblich. Ther geendido, der Verstorbene, in den
Fränkischen Capitul. Pilatus wuntrota oba her ju entuti, bey dem
Tatian, Pilatus wunderte sich, daß er schon gestorben sey; von welcher
Bedeutung noch bey den Jägern das Zeitwort verenden üblich ist, S.
dasselbe.
Enderling (W3) [Adelung]
Enderling, S. Engerling.
Endigen (W3) [Adelung]
Endigen, verb. reg. act. et recipr. welches das Intensivum von enden
und neuern Ursprunges ist, aber im Hochdeutschen in den meisten Fällen
statt desselben gebraucht wird. 1. Als ein Reciprocum, sich endigen,
ein Ende haben, aufhören, so wohl dem Orte, als der Zeit und Dauer
nach. Hier endiget sich der Wald. Hier endiget sich das erste Buch.
Das Wort endiget sich mit einem Selbstlauter. Wenn wird sich meine
Noth endigen? 2: Als ein Activum.
1) Überhaupt, machen daß etwas aufhöre, ohne Rücksicht auf die Art und Weise, wie es geschiehet. "Sein Leben endigen", "sterben", es sey nun eines natürlichen oder gewaltsamen Todes. Das Leben durch Hunger endigen. Den Streit endigen.
2) Eine
Sache zu Ende bringen, sie vollbringen, sie auf die gehörige Art
endigen. Einen Streit endigen, ihm durch einen Rechtsspruch ein
Endemachen. Eine Sache endigen. Er fängt viel an, endiget aber nichts.
Eine Rede, einen Brief endigen.
Endigung (W3) [Adelung]
Die Endigung, plur. die -en. 1) Die Handlung, da man eine Sache
endiget; ohne Plural. Die Endigung eines Geschäftes, eines Streites.
2) Dasjenige, worauf oder womit sich etwas endiget, am häufigsten nur
von den Wörtern. Die Endigungen der Wörter, wofür doch Endung üblicher
ist.
Endlich (W3) [Adelung]
Endlich, ein Wort, welches in gedoppelter Gestalt üblich ist.1. Als
ein Bey- und Nebenwort. 1) Ein Ende habend, der Dauer nach, in der
höhern Schreibart. Meine Freude, unser Leben ist endlich. In der
weitesten Bedeutung, was so wohl seinem Wesen, als seiner Dauer nach
eingeschränket ist; im Gegensatze des unendlich. Ein endlicher Geist,
dessen Wesen eingeschränket ist; im Gegensatze des unendlichen
Geistes; oder Gottes. In der Mathematik werden Zahlen und Größen in
engerer Bedeutung oft endlich genannt, so bald man sie bestimmen kann;
im Gegensatze der unendlichen, welche man nicht bestimmen kann, wenn
gleich auch diese im schärfsten Verstande endlich sind. 2) Was das
Letzte in einer Sache ist, oder seyn soll, auf welches nichts von
dieser Art mehr folgen soll. Das ist mein endlicher Entschluß, mein
letzter. Besonders in den Rechten. Ein endlicher Bescheid, der letzte,
wodurch eine Sache zu Ende gebracht wird. Eine endliche Ladung,
citatio finalis. Die endliche Ursache, für Endursache, ist
ungewöhnlich. 3) Was am Ende, oder nach geraumer Zeit geschiehet, bey
einigen, obgleich nicht nach den besten Mustern. Der endliche
Untergang der Stadt. Ihre endliche Bekehrung, Raben.2. Als ein
Nebenwort allein. 1) Am Ende, zuletzt, der Dauer und Ordnung nach.
Endlich wird gar nichts daraus. Endlich wird er doch kommen. Was soll
endlich daraus werden? Was willst du endlich anfangen? Er muß endlich
betteln gehen. O Sohn, was werd' ich endlich hören? Gell. 2) Zum
Beschlusse. Endlich seyd allesammt gleich gesinnet, 1 Petr. 3, 8.
Endlich wollen wir noch bemerken u. s. f. 3) Nach langer, oder doch
geraumer Zeit. Endlich hat er sich entschlossen. Kommst du endlich
einmahl? Endlich wird es wiederum schönes Wetter. 4) Oft, besonders in
der Sprache des Umganges, werden die jetzt gedachten Bedeutungen
ziemlich unscheinbar, und endlich wird zu einer bloßen Partikel, die
sich entweder auf vorher gegangene Einwürfe beziehet, oder doch den
Nachdruck befördert. Ich will es endlich wohl thun, aber u. s. f. ich
will es aller Schwierigkeiten ungeachtet wohl thun. Läugne es nur
nicht, ich kann endlich auch lesen, du magst sagen, was du willst, ich
bin überzeugt davon, denn ich kann auch lesen. Machen sie mir das
nicht weiß, ich kenne endlich ihre Hand, Weiße.
Anm. Bey dem Winsbeck,
bey den Schwäbischen Dichtern, und noch bey den heutigen Oberdeutsch
lautet das Nebenwort endelichen. S. -en 4. Das e in der Mitte behält
auch das Dänische endelich bey.
Endlichkeit (W3) [Adelung]
Die Endlichkeit, plur. inus. die Eigenschaft eines Dinges, nach
welcher es endlich ist. S. Endlich 1. 1).
Endlos (W3) [Adelung]
Endlos, adj. et adv. kein Ende habend, in der höhern Schreibart der
Neuern. Du siehest noch nicht die ganze endlose Tiefe meines Elendes.
Holländ. endeloos, Schwed. ändelos. So auch die Endlosigkeit.
Endreim (W3) [Adelung]
Der Endreim, des -es, plur. die -e, in der Dichtkunst, der Reim am
Ende der Zeilen, zum Unterschiede der ehemahligen
Künsteleyen, da man die Zeilen auch am Anfange und in der Mitten
reimte.
Endschaft (W3) [Adelung]
Die Endschaft, plur. car. das gehörige Ende einer Sache, der Dauer
nach, so fern es durch deren Vollendung gewirket wird; ein größten
Theils veraltetes Wort, welches mit dem Zeitworte erreichen noch am
üblichsten ist. Die Sache, der Prozeß hat seine Endschaft erreicht.
Die Ausdrücke zur Endschaft kommen, zur Endschaft bringen, der Sache
eine Endschaft geben u. s. f. sind in der guten Schreibart der
Hochdeutschen unbekannt, wenn gleich noch Hagedorn singt: Dieß macht
Die Endschaft alles Widerstrebens; wo es über dieß für Ende überhaupt
stehet. S. -schaft.
Endsylbe (W3) [Adelung]
Die Endsylbe, plur. die -n, die letzte Sylbe eines Wortes.
Endung (W3) [Adelung]
Die Endung, plur. die -en, von dem Zeitworte enden. 1) Die Handlung,
da man eine Sache endet, oder zu Ende bringet; ohne Plural. Die Endung
eines Streites, eines Geschäftes; wofür aber Endigung im Hochdeutschen
üblicher ist. 2) Das Ende einer Sache, so wohl dem Raume als der Zeit
nach. Die Wohlthat wird stets währen, So weit sich ewig nicht in
Endung wird verkehren, Opitz. Auch diese Bedeutung ist im
Hochdeutschen ungewöhnlich, wo man das Wort 3) nur noch in der
Sprechkunst von den Endsylben und Endbuchstaben der Wörter gebraucht.
Beywörter dreyer Endungen. Besonders werden bey den Nennwörtern ihre
Abänderungen in der Declination Endungen genannt, welche bey den
Lateinern Casus heißen, wofür einige durch eine ungeschickte
Übersetzung die Ausdrücke Fälle oder Fallendungen einführen wollen.
Die erste Endung, der Nominativ; die zweyte Endung, der Genitiv u. s.
f.
Endursache (W3) [Adelung]
Die Endursache, plur. die -n, die letzte Ursache bey einer Handlung,
der letzte Zweck, welchen man durch eine Handlung erreichen will, so
fern derselbe noch zukünftig ist. Die Endursache, warum man Speise zu
sich nimmt, ist die Erhaltung des Lebens, die mittlere Ursache, die
Sättigung, der Bewegungsgrund aber der Hunger. S. Ursache.
Endurtheil (W3) [Adelung]
Das Endurtheil, des -es, plur. die -e, das letzte Urtheil des
Richters, wodurch eine Sache völlig geendiget wird. S. Urtheil.
Endzweck (W3) [Adelung]
Der Endzweck, des -es, plur. die -e, überhaupt alles dasjenige, was
ein vernünftiges Wesen durch seine Handlungen zu erreichen sucht,
besonders dasjenige, was es mit Bewußtseyn und deutlicher Erkenntniß
zu erreichen sucht. So wohl in Rücksicht auf das Wesen selbst; die
Absicht, der Zweck. Der Endzweck Gottes bey der Schöpfung war seine
Verherrlichung. Ich habe meinen Endzweck dabey nicht erreicht. Was
hast du bey dieser Sache für Endzwecke gehabt? Als auch in Rücksicht
der Handlungen, oder der Mittel, wodurch man diese Absicht zu
erreichen sucht; der Zweck. Der Endzweck der Welt ist die
Verherrlichung Gottes. Die Erbauung der Zuhörer ist der Endzweck der
Predigt. Der Endzweck der Feldzüge ist der Sieg. S. Zweck.
Anm. Die
letzte Hälfte dieses Wortes ist das Wort Zweck, welches den Nagel in
der Scheibe, wornach man zielet, bedeutet, und figürlich wohl allein
für Endzweck gebraucht wird. Das Wort Ende kann hier so wohl das letzte bedeuten, da denn Endzweck so viel als "finis ultimus", die
Endabsicht, seyn würde, zum Unterschiede von den Mittelzwecken; oder,
welches noch wahrscheinlicher ist, es kann hier auch die vierte
figürliche Bedeutung des Zieles haben, da denn Endzweck eigentlich den
Nagel in dem Ziele bedeuten würde. Im Schwed. bedeutet
Aendemalgleichfalls den Endzweck, die Niedersachsen aber haben dafür
das Wort Toleg, welches eine aus der Schifffahrt entlehnte Figur ist,
und das Ziel bedeutet, worauf man zuleget, oder wohin man seine Fahrt
richtet.
Engbäuchig (W3) [Adelung]
Engbäuchig, -er, -ste, einen engen Bauch habend, besonders bey den
Pferden, wenn sich der Bauch nach dem Hintertheile zu erhebt, wie bey
den Windhunden.
Engbrüstig (W3) [Adelung]
Engbrüstig, -er, -ste, adj. et adv. eine enge Brust habend, nicht den
gehörigen Raum in de Brusthöhle empfindend, und daher einen schweren
Athem habend; Nieders. amburstig. Engbrüstig seyn. Daher die
Engbrüstigkeit, plur. inus. welche Beschwerung in den gemeinen
Mundarten der Dampf, der Dumpfen, ingleichen der Hinsch genannt wird;
S. Dampf.
Enge (W3) [Adelung]
Enge, -r, -ste, adj. et adv. wenig Raum habend, im Gegensatze dessen,
was weit ist. 1. Eigentlich. Ein enges Glas, ein Glas mit einem engen
Halse. Ein enger Eingang, ein enger Weg, ein enger Paß. Das Zimmer,
das Haus ist mir zu enge. Ihm wird die ganze Welt zu enge. Enge
Schuhe, enge Kleider. Ein Kleid enger machen. Ein enger Kamm, dessen
Zähne wenig Raum zwischen sich lassen, nahe bey einander stehen. Ein
enges Sieb, welches enge, kleine Öffnungen hat. Man sitzet gar zu enge
bey Tische. Enge schreiben, die Zeilen und Wörter nahe einander
rücken. Ein enges Gewissen, figürlich, in welchem für böse Handlungen
wenig Raum vorhanden ist; im Gegensatze des weiten Gewissens. Jemanden
enge einschließen, einsperren, ihn in enge Verwahrung bringen. Die
Truppen enge zusammen ziehen, so daß wenig Raum zwischen ihnen
bleibet. Es ist mir so enge um das Herz, wenn man nicht den gehörigen
Raum zum freyen Athemhohlen empfindet. 2. Figürlich. 1) Die engere
Bedeutung eines Wortes, wenn dessen Bedeutung sich auf weniger Dinge
erstrecket, im Gegensatze der weitern. Eine Erklärung, eine Definition
ist zu enge, wenn man nach derselben nicht alle Dinge darunter
begreifen kann, welche doch darunter gehören. 2) Zuweilen wird dieses
Wort auch von einer Zahl gebraucht. Besonders in einigen Ländern, z.
B. in Sachsen, der engere Ausschuß der Landstände, eine geringere
Anzahl aus den Ständen erwählter Personen, im Gegensatze des weitern
Ausschusses.
Anm. Bey dem Kero lautet dieses Wort enke, enga, bey dem
Ottfried ango, bey dem Notker und Tatian eng, im Wallisischen ing, im
Bretagnischen anc, im Lettischen ank, im Gothischen aggon, im Griech.
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Das Griech. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich drücke, und das Latein.
angere und angustia, sind genau damit verwandt. Das e am Ende ist das
e euphonicum, welches wohl härtere Mundarten, nicht aber die
Hochdeutsche, entbehren können. Im Nieders. ist statt dieses Wortes
knapp, dunn, nau, und in einigen Oberdeutschen Gegenden auch pfräng
üblich. S. Engen und Engern.
Enge (W3) [Adelung]
Die Enge, plur. die -n. 1) Die enge Beschaffenheit eines Raumes oder
Ortes; ohne Plural. Die Enge des Weges, des Gewissens. 2) Ein enger
Ort. Die Enge des Flusses, 4 Esr. 13, 43. Jemanden in der Enge
einholen, in einem engen Passe. Etwas in die Enge bringen, in einen
kleinen Raum. Dahin auch die Zusammensetzungen Landenge, und Meerenge.
Noch häufiger gebraucht man dieses Wort im gemeinen Leben figürlich
und ohne Plural, von einer jeden Verlegenheit; noch einer von dem
Jagdwesen entlehnten Figur. Jemanden in die Enge bringen oder treiben.
In die Enge kommen oder gerathen. In dero engi bin unir, heißt es
schon bey dem Notker Ps. 117, 5. In note unde in engi hareta ih in
ana in uuiti, ebend. 3) Der engere Anschuß, in einigen Gegenden. Des
Raths Enge.
Engel (W3) [Adelung]
Der Engel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Engelchen, aus
dem Latein. angelus, und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - . 1. Überhaupt, ein jeder Bothe und Gesandte Gottes; daher in
der heil. Schrift die Propheten, Lehrer und Prediger noch mehrmahls
Engel genannt werden, welche Bedeutung aber außer der biblischen
Schreibart ungewöhnlich ist. 2. In engerm Verstande führen diesen
Nahmen, 1) eigentlich, gewisse Geister höherer Art, welche nach dem
christlichen Lehrbegriffe von Gott zur Vollziehung seiner Befehle
gebraucht werden; besonders diejenigen von ihnen, welche in der ihnen
anerschaffenen Güte beharret sind, und daher die guten Engel, die
heiligen Engel, gemeiniglich aber auch nur die Engel schlechthin
genannt werden, zum Unterschiede von den bösen Engeln oder Teufeln.
Sie ist so schön wie ein Engel, sie singt wie ein Engel, er schreibt,
hat Verstand wie ein Engel u. s. f. sind in der vertraulichen Sprache
des Umgangs übliche Beschreibungen vorzüglicher Eigenschaften. S.
Englisch. 2) Figürlich und in der vertraulichen Sprache der Liebe,
eine Benennung geliebter Personen beyderley Geschlechtes. 3) Ein Nahme
einiger Seefische, welche zu dem Geschlechte der Haien und Rochen
gehören, S. Engelfisch und Engelroche.
Anm. Bey dem Ulphilas lautet
dieses Wort noch Aggilos, aber bey dem Kero, Ottfried, Notker und
Tatian schon Engil, bey dem Isidor Angil, im Dän. Engel, im Schwed.
Aengel, im Böhm. und Krainischen Angel, im Franz. Ange, im Engl.
Angel. Notker nennet die Engel auch Chundare, gleichsam Verkündiger,
d. i. Bothen, und Metpotin.
Engelblume (W3) [Adelung]
Die Engelblume, plur. inus. eine Blume und deren Pflanze, wovon eine
Art auf den Europäischen Gebirgen, eine andere aber in Sibirien und
Kappadocien wächset; Trollius, L. Auch das Mausöhrchen, oder
Feldkätzlein, Myosotis, L. führet bey einigen den Nahmen der
Engelblume.
Engelbrot (W3) [Adelung]
Das Engelbrot, plur. car. ein Wort, welches nur in der Deutschen
Bibel vorkommt, wo das Manna, welches die Juden in der Arabischen
Wüste aßen, Ps. 78, 25; 4 Est. 1, 19, diesen Nahmen führet. Der Nahme
Engelspeise, welcher Weisheit 16, 20 in eben diesem Verstande
vorkommt, ist außer dieser Stelle eben so ungewöhnlich.
Engelfisch (W3) [Adelung]
Der Engelfisch, des -es, plur. die -e, eine Art Haifische, welche
zuweilen die Größe eines Menschen erreicht, und eine scharfe Haut hat,
die von den Tischlern und Künstlern zum Poliren gebraucht wird;
Squalus Squatina, L. Er wird auch Meerengel, ingleichen Mönch genannt.
Im mittlern Lat. heißt er Angelus, im Franz. aber Ange, und im Engl.
Angelfish, weil er einem gemahlten Engel mit ausgebreiteten Flügeln
ähnlich sehen soll.
Engelgroschen (W3) [Adelung]
Der Engelgroschen, des -s, plur. ut nom. sing. eine ehemahlige
Silbermünze, welche den Nahmen von den darauf geprägten zwey Engeln
hat, welche den Wapenschild halten. Der alten Sächsischen
Engelgroschen gingen 52 auf die Mark, und galten 4 Gr. Meißnisch. Sie
wurden auch Schreckenberger, von dem gemeinen Manne aber Mühlsteine
genannt, weil sie anfänglich neben der neuen Mühle zu Annaberg
gemünzet wurden.
Engelland (W3) [Adelung]
Engelland, zusammen gezogen England, plur. car. der Nahme eines
bekannten Landes in Europa, welches seinen heutigen Nahmen von den
Angeln hat, die dasselbe ehedem mit den Sachsen in Besitz nahmen.
Daher der Engelländer, zusammen gezogen Engländer; Engelländisch,
Engländisch, S. Englisch.
Engelot (W3) [Adelung]
Der Engelot, des -en, plur. die -en, oder die Engelotte, plur. die
-n, eine ehemahlige Engländische Goldmünze, welche 1559 auf 2 Fl. 12
Gr. gesetzt wurde, und 23 Karat 8 Grän seinGold hielt. Sie hat den
Nahmen von dem darauf geprägten Erzengel Michael, war schon 1340
üblich, wurde aber von verschiedenem Werthe geschlagen, wie denn 1666
ein Stück 4 Fl. 28 Kreuzer galt. Im mittlern Lateine hießen sie
Angelotti, Franz. Angelots, welches das Diminutivum von Angelus ist.
Stumpf nennet die Engländer Angelotten.
Engelrein (W3) [Adelung]
Engelrein, adj. et adv. so rein, d. i. unschuldig, wie ein Engel.
Engelroche (W3) [Adelung]
Der Engelroche, des -n, plur. die -n, eine Art Rochen, welche bey dem
Geßner Squatoraja heißt, vermuthlich derjenige Fisch ist, der bey dem
Linne Raja Rhinobatos, im Deutschen aber auch Seeengel heißt, und eine
Reihe Stacheln auf dem Rücken hat.
Engelsat (W3) [Adelung]
Der Engelsat, des -es, plur. inus. ein ehemahliges Gewebe der
Zeugwirker, welches eine Art Rasch war und 9 Pfund wog. Der Nahme ist
vermuthlich aus Englischen Satin verderbet worden.
Engelspeise (W3) [Adelung]
Die Engelspeise, plur. inus. S. Engelbrot.
Engelsüß (W3) [Adelung]
Das Engelsüß, subst. indecl. plur. inus. eine Pflanze, welche zu den
Farrenkräutern gerechnet wird, und verschiedene Unterarten begreift,
deren Fructificationen aus rundlichen Puncten auf der Unterfläche des
Blattes bestehen; Polypodium, L. Das gemeine Engelsüß, Polypodium
vulgare, welches diesen Nahmen am gewöhnlichsten führet, wächset in
den Ritzen der Klippen, daher es auch Steinwurzel genannt wird. Die
Wurzel hat einen süßen aber dabey zusammen ziehenden Geschmack, und
gehöret unter die abführenden Mittel.
Engelthaler (W3) [Adelung]
Der Engelthaler, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art ehemahliger
Chursächsischer Thaler, welche so wie die Engelgroschen den Nahmen von
den darauf geprägten Engeln hatten, und auf 40 Gr. geschlagen waren.
Engeltrank (W3) [Adelung]
Der Engeltrank, des -es, plur. inus. eine Pflanze. S. Wohlverley.
Engelwurz (W3) [Adelung]
Die Engelwurz, plur. inus. S. Angelike.
Engen (W3) [Adelung]
Engen, verb. reg. act. von enge, enge machen, und figürlich
schmälern, in die Enge treiben, drücken; ein im Hochdeutschen
veraltetes Zeitwort, welches schon bey dem Ottfried engen lautet. In
Oberdeutschland sagt man noch, die Schuhe engen mich, für drücken. S.
Beengen und Engern.
Engerling (W3) [Adelung]
Der Engerling, des -es, plur. die -e, 1) Eine dicke weiße Made,
welche sich in der Haut des Rothwildbretes und des Hornviehes
erzeuget, und daselbst ein Geschwür hervor bringet, worin sie den
Winter durch lebet, im Sommer aber sich heraus begibt, um sich in der
Erde wieder in eine Fliege verwandelt. Sie entstehet aus einem Eye,
welches eine gewisse Brämse, Oestrus Bovis, L. in die Haut dieser
Thiere sticht. Sie werden auch Ängerlinge, Ender, Enderlinge, im
Schwed. aber Enger genannt. Bey den Weißgärbern führen die von diesen
Würmern in der Haut verursachten Löcher gleichfalls diesen Nahmen. 2)
Die Wagenwürmer der Pferde, welche ihnen durch den Hintern abgehen,
und den eigentlichen Engerlingen ähnlich sind, werden im gemeinen
Leben gleichfalls so genannt, wie auch diejenigen Maden, welche die
Hirsche im Frühlinge oft durch die Nase und durch den Schlund von sich
geben. 3) Die Maden, woraus die May- und andere Käfer entstehen. 4)
Auch eine Art des Kornwurmes, welche sich unter der Erde aufhält, und
daselbst die Wurzeln der jungen Saat, besonders der Gerstensaat
abfrisset, ist dem gemeinen Manne unter dem Nahmen des Engerlinges,
des Erdengerlinges, des Gerstenwurmes, Schrotwurmes, Gräbings, von dem
Graben, Werren, Erdwürmer u. s. f. bekannt. Schon in den
Florentinischen Glossen heißen sie Engiring. S. Erdgrille.
Engern (W3) [Adelung]
Engern, verb. reg. act. welches das Iterativum des Zeitwortes engen
ist, und eben dieselben so wohl eigentlichen als figürlichen
Bedeutungen hat. Wer seines Nächsten Grenze engert, d. i. schmälert, 5
Mos. 27, 17. Im Hochdeutschen ist auch dieses Zeitwort fremd und
ungewöhnlich geworden.
England (W3) [Adelung]
England, S. Engelland.
Engländer (W3) [Adelung]
Der Engländer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Engländerinn,
plur. die -en, für Engelländer; eine Person, welche aus England
gebürtig ist. Auch Thiere aus diesem Reiche werden im gemeinen Leben
Engländer genannt.
Engländern (W3) [Adelung]
Engländern, verb. reg. act. welches nur von Pferden gebraucht wird.
Ein Pferd engländern, demselben ein Paar Schwanzgelenke abschlagen,
und ihm dadurch das Ansehen eines Englischen Pferdes geben.
Englisch (W3) [Adelung]
1. Englisch, adj. et adv. welches aus Engelländisch und Engländisch
zusammen gezogen worden, oder vielmehr das Engl. English ist, aus
England herrührend, nach Art der Engländer u. s. f. Englisches Zinn,
feines Zinn, welches aus England zu uns gebracht wird. Die Englische
Kirche, die herrschende Kirche in England, welche die bischöfliche
Regierung für eine apostolische Anordnung hält, daher sie auch die
bischöfliche genannt wird. Die Englische Krankheit, eine Krankheit der
Kinder, welche eine Art der Gicht ist, die die Knochen angreift;
Rhachitis. In England wird sie the Rickets, Franz. Noveure genannt.
Der Englische Haken, an den Uhren, ein Anker, der in das Steigerad
greift, und daran immer ein Zahn in der Luft schwebet, wenn der andere
das Steigerad hemmet, den ungeduldigen Lauf des Räderwerkes zu hemmen;
die Hemmung, Französ. L'Echappement. Das Englische Salz, ein aus dem
Bitterwasser in England zubereitetes Salz. Englische Sitten, Englische
Gewohnheiten u. s. f.
Englisch (W3) [Adelung]
2. Englisch, adj. et adv. von dem Hauptworte Engel. 1) Eigentlich, von
Engeln herkommend, den Engeln eigen, ähnlich u. s. f. Der englische
Gruß, der Gruß, mit welchem der Engel Gabriel die Jungfrau Maria
anredete. 2) Figürlich, vortrefflich. Eine englische Schönheit, ein
englischer Verstand, eine englische Stimme. O, das ist englisch! Bey
dem Ottfr. lautet dieses Wort noch engilichaz.
Engster (W3) [Adelung]
Der Engster, S. 2 Angster.
Enhinter (W3) [Adelung]
* Enhinter für anhinter, eine veraltete Partikel, welche noch in
einigen Ausgaben 2 Mos. 3, 1 für das einfache hinter vorkommt. S. An,
Anm. 6.
Enke (W3) [Adelung]
Der Enke, des -n, plur. die -n, in der Landwirthschaft einiger
Gegenden, besonders Ober- und Niedersachsens, ein junger Knecht, der
nur als ein halber Knecht dienet, und den Großknecht über sich hat;
ein Pferdeknecht, Ackerknecht. Auf großen Gütern hat man einen
Oberenken oder Großenken, einen Mittelenken und einen Unterenken oder
Kleinenken. Figürlich bedeutet dieses Wort zuweilen auch eine Grütze,
besonders eine Gabel an dem Pfluge, worauf die Ackerleine ruhet;
dergleichen Stütze in andern Mundarten ein Knecht genannt wird.
Anm.
Daß dieses Wort sehr alt seyn müsse, erhellet aus den bey den Römern
üblichen Diminut. desselben, anculus, ancula, ancilla, und dem
Zeitworte anculare. Anculus kommt im mittlern Lateine auch von einem
Dichter höherer Art, von einem Hofbedienten vor. Ob aber dieses Wort,
wie du Fresne will von dem alten Bretagnischen anc, klein, niedrig,
enge, abstamme, muß man dahin gestellet seyn lassen. S. das
folgende.
Enkel (W3) [Adelung]
1. Der Enkel, des -s, plur. ut nom. sing. des Kindes Kind, in beyderley
Geschlechtern. Sie ist mein Enkel. Er ist mein Enkel. Noch häufiger
unterscheidet man beyde Geschlechter durchEnkel und Enkelinn. In
weiterer Bedeutung, besonders in der höhern Schreibart, sind die Enkel
die Nachkommen überhaupt.
Anm. Enkel ist ohne Zweifel mit dem vorigen
verwandt, so fern dasselbe ehedem einen jungen Menschen überhaupt
bedeutet haben mag. In Oberdeutschland lautet dieses Wort Enikel,
Enenkel, Änenchel, welches, wie Frisch will, so viel bedeutet, als des
Ahnen oder Großvaters, Knecht oder Knabe. S. Ahnen. Für Enkel ist in
einigen Oberdeutschen Gegenden auch Großsohn und Großtochter, und in
andern der Tiechter, Dichter, üblich, welches ohne Zweifel zu Tochter
gehöret.
Enkel (W3) [Adelung]
2. Der Enkel, des -s, die Biegung des Fußes an dem Knorren, S. Änkel.
Enkel (W3) [Adelung]
* Enkel, adj. et adv. ein Nieders. Wort, welches so viel als einfach
bedeutet, und auch in einigen Fabriken, z. B. in den Blechhämmern,
üblich ist, wo Enkel einfache Bleche bedeutet. Das Dänische und
Schwedische enkel bedeutet gleichfalls einfach. S. Einzeln.
Enkerzunft (W3) [Adelung]
Die Enkerzunft, S. Ankerzunft.
Ent (W3) [Adelung]
Ent, - eine untrennbare Partikel, welche nur in der Zusammensetzung
mit Verbis und einigen wenigen andern Partikeln üblich ist. Sie
bedeutet,1. Eine Bewegung von einem Orte, da sie denn so wohl den
Verbis neutris, als activis vorgesetzet werden kann. 1) Eigentlich,
für weg, und in einigen Fällen ach für aus und ab. Dahin gehören,
entarten, sich von seiner Art entfernen, ausarten, entfahren,
entfallen, entfernen, entfliegen, entführen, entgehen, entheben,
entkommen, entlassen, entlaufen, entlegen, entlehnen, entlocken,
entnehmen, entreißen, entrinnen, entrücken, entsagen, entschlagen,
entsetzen, entsinken, entsteigen, entwachsen, entwehren, entweichen,
entwenden, entwischen, entwöhnen, entziehen, entzücken u. s. f. 2)
Figürlich, eine Beraubung, welche durch das folgende Verbum näher
bestimmt wird, oder das Gegentheil von der Bedeutung des folgenden
Verbi, für los, ab oder auch ver. In diesem Verstande sind die mit ent
zusammen gesetzten Zeitwörter in den meisten Fällen das Gegentheil von
denjenigen, welche die Partikel be vor sich haben. Dergleichen sind,
entbinden, los binden, entbrechen, entdecken, entehren, enterben,
entfalten, entfärben, entbehren, entfesseln, enthaupten, entheiligen,
enthüllen, entkleiden, entleiben, entkräften, entladen, entlasten,
entmannen, entmasten, entrathen, enträthseln, entrunzeln,
entschuldigen, entseelen, entsiegeln, entstehen, fehlen, entsündigen,
entvölkern, entwaffnen, entweihen, entwickeln, entwölken, entwurzeln,
u. s. f. In beyden Bedeutungen ist diese Partikel schon alt. Denn es
finden sich nur bey dem Ulphilas dergleichen mit and und anda zusammen
gesetzte Zeitwörter, sondern sie kommen auch bey den Alemannischen und
Fränkischen Schriftstellern von des Kero Zeiten an beständig vor, wo
aber die Partikel ant, int, unt, bald nur en und in, und wenn ein f
folgt, zuweilen inp oder emp lautet. So sagte man ehedem inpfaren, für
entfahren; empfliehen, für entfliehen u. s. f. Doch diese Form ist
veraltet, und man hat sie nur noch bey einigen Zeitwörtern in der
folgenden zweyten Bedeutung behalten. Im Angelsächsischen lautet diese
untrennbare Partikel aet, et, and, im Dänischen und und inde, im
Holländ. ont, und im Nieders. unt. Das t scheinet bloß um des
Wohlklanges willen eingeschaltet zu seyn, und es ist wahrscheinlich,
daß diese Partikel zu dem Geschlechte der Wörter un, ohne und von,
vielleicht auch zu dem Latein. inde, gehöret. Das Schwed. Nebenwort
undan bezeichnet gleichfalls eine Bewegung von einem Orte. In beyden
Bedeutungen können vermittelst dieser Partikel,
neue Verba gebildet werden. Da über dieß mit derselben zusammen
gesetzten edler und anständiger sind, als die mit den gleich
bedeutenden Wörtern weg, ab, los u. s. f. so wissen sich die Dichter
dieser Freyheit sehr gut zu bedienen, worin man sie auch nicht tadeln
darf, wofern nur diese Zusammensetzung nicht wider die Analogie
geschiehet.2. In einigen, obgleich wenigen, Zeitwörtern scheinet diese
Partikel eine Bewegung in und nach einem Orte auszudrucken, und
vermittelst des t euphonici aus den Vorwörtern an und in entstanden zu
seyn. Dergleichen sind entbiethen für anbiethen, entrichten, sich
enthalten, an sich halten, enthalten, in sich halten, das Nebenwort
entgegen, ehedem ingegen, engegen, das im gemeinen Leben übliche
entlang, längs, in die Länge, und die Zeitwörter empfahen, empfangen,
empfehlen, und empfinden, wo das ent um des Wohlklanges willen in emp
verwandelt worden. S. Em. Von mehrerer Erweislichkeit ist.3. Diejenige
Bedeutung, nach welcher ent den Ursprung, den Anfang einer Handlung
oder eines Zustandes ausdruckt. Dahin gehören, entbrennen, entglimmen,
entschlafen, einschlafen, entschlummern, entspinnen, entsprießen,
entspringen, entstehen, anfangen zu seyn, entzünden, und vielleicht
auch entrüsten. Vermutlich ist auch hier die Partikel aus dem Vorworte
an entstanden, weil man in eben der Bedeutung auch sagt, anbrennen,
anglimmen, anspinnen, und anzünden. Die erstern sind auch in dieser
Bedeutung von edlerm Gebrauche, als die mit andern gleich bedeutenden
Partikeln zusammen gesetzten Zeitwörter; nur daß diese Bedeutung so
wenig als die vorher gehende neue willkührliche Zusammensetzungen
leidet.4. In vielen Zeitwörtern scheinet die Partikel bloß eine
intensive Kraft zu haben, und die Bedeutung des folgenden Zeitwortes
zu verstärken. Dergleichen sind, entäußern, entblöden, ehedem auch
erblöden, entblößen, entledigen entleeren, entübrigen, entscheiden
entsinnen, entsprechen, entwerfen, entlernen für erlernen u. s. f.
Doch wenn man die Sache genau untersucht, so wird man finden, daß sich
alle diese Zeitwörter zu einer von den beyden Bedeutungen der ersten
Classe rechnen lassen; nur daß man auch in dieser Bedeutung mit dem
ent keine neuern Zusammensetzungen wagen darf.5. Man leget dieser
Partikel vor den Zeitwörtern noch verschiedene andere Bedeutungen bey,
vornehmlich aber die Bedeutung des Vorwortes gegen oder wider nach dem
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ; allein diese
und andere Bedeutungen sind so erwiesen noch nicht. In entzwey, und
dem veralteten entzwischen, ist ent das Vorwort in, weil man auch sagt
inzwey und inzwischen. In entweder ist die erste Sylbe das Zahlwort
ein, welches im Oberdeutschen einte lautet, S. Ein II. Das
Oberdeutsche enthalb, auf jener Seite, jenseit, ist aus dem
Oberdeutschen Nebenworte enthen, dort, daselbst, zusammen gesetzet,
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Anderer
veralteter Bedeutungen dieser Partikel nicht zu gedenken.
Anm.
Überhaupt ist noch von dieser Partikel zu merken, daß sie in den mit
derselben zusammen gesetzten Zeitwörtern niemahls den Ton hat; dagegen
die zwey noch mit ant zusammen gesetzten Wörter Antlitz und Antwort,
denselben jederzeit auf der ersten Sylbe haben. S. diese Wörter.
Entadeln (W3) [Adelung]
Entadeln, verb. reg. act. des Adels berauben, so wohl in
eigentlicher, als auch in figürlicher Bedeutung. Das Laster entadelt
den Geist.
Entädern (W3) [Adelung]
Entädern, verb. reg. act. der Adern berauben. Die Juden entädern, das
geschlachtete Vieh, wenn sie die Spannadern aus dem Buge schneiden.
Daher die Entäderung.
Entarten (W3) [Adelung]
Entarten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, in der höhern
Schreibart, aus der Art schlagen, ausarten. Die entartete Schöne,
Zachar.
Entäußern (W3) [Adelung]
Entäußern, verb. reg. recipr. mit der zweyten Endung des Nennwortes.
Sich einer Sache entäußern, sich derselben begeben, sich ihrer
enthalten. Er hat sich nicht der alten Mode gänzlich entäußert, Less.
Christus entäußerte sich selbst, begab sich freywillig alle göttlichen
Vorzüge. Indessen wird doch dieses Wort in der edlen Schreibart der
Hochdeutschen wenig mehr gebraucht. In Oberdeutschland sagt man auch,
sich aller schuldigen Pflicht, sich des Gehorsams entäußern, sich
demselben entziehen. So auch die Entäußerung. Ent zeiget hier den
terminum a quo an, gleichsam von sich weggeben. S. Äußern.
Entbehren (W3) [Adelung]
Entbehren, verb. reg. act. etwas nicht haben, Mangel daran leiden, in
Beziehung auf die Art und Weise, wie man denselben erträgt, so wohl
mit der zweyten, als mit der vierten Endung der Sache. Die Luft,
welcher sie doch nicht entbehren konnten, Weish. 17, 9. Man kann ihrer
in der Stadt nicht entbehren, Sir. 38, 36. Ich will diese Sache gerne
entbehren, sie nicht haben. Entbehret Damis ja gewisse Freuden, so
entbehret er sie weil er sie nicht bedarf, Gell. Seltener absolute und
ohne Beziehung auf die Art und Weise, wie man das nicht haben erträgt.
Die Gelassenheit zieht ihre Stärke aus dem Bewußtseyn höherer Güter,
als die sind, die wie entbehren, Gell. Die Pflanzstadt ungeborner
Söhne, die deiner milden Kunst entbehret, Raml.
Anm. Bey dem Ottfried,
Notker und den spätern Schriftstellern lautet dieses Wort inberan,
inberen, enpern, emperen, umberen, embearen, im Holländ, ontberen, im
Dän. undväre, im Schwed. ombaera. Mit der vierten Endung kommt es
schon bey der Winsbeckin vor: Wil es diu minne niht entbern. Die
letzte Hälfte ist vermuthlich das alte Zeitwort baren, beren, tragen,
welches unter andern auch thun, wirken, bringen bedeutete. Davon
kommen die Zusammensetzungen verbaren, verwirken, urbaren, genießen,
und dessen Gegensatz entbaren oder entbehren, ermangeln. S. 1 Bar. Im
Oberdeutschen bedeutet sich entbehren, auch sich verstecken. S. Bahre.
Entbehrlich (W3) [Adelung]
Entbehrlich, -er, -ste, adj. et adv. dessen man entbehren kann. Ein
entbehrlicher Mensch. Ausländische Gewürze sind entbehrlich. Daher die
Entbehrlichkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Sache, nach welcher
man sie entbehren kann.
Entbiethen (W3) [Adelung]
Entbiethen, verb. irreg. act. S. Biethen. 1) So fern biethen befehlen
bedeutet, Befehl ertheilen. Und entboth den Klägern auch, daß sie vor
dir sagten, was u. s. f. Apostelg. 23, 30. Alles, was du deinem Knecht
entbothen hast, will ich thun, 1 Kön. 20, 9. Sie thaten, wie ihnen
Jesebel entbothen hatte, Kap. 21, 11. In dieser Bedeutung ist es im
Hochdeutschen veraltet. Doch sagt man noch, jemanden zu sich
entbiethen, ihm befehlen, zu ihm zu kommen. Schon bey dem Ottfried
bedeutet Imbot, einen Befehl. 2) Vermelden, bekannt machen. Durch
dieselben kannst du mir entbiethen, was du hören wirst, 2. Sam. 15,
36. Und sie entbothen Isebel und ließen ihr sagen, 1 Kön. 21, 14. Der
König Alexander entbeuth seinem Bruder Jonathä seinen Gruß, 1 Macc.
10, 18. Auch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen veraltet, außer daß
die Redensart jemanden seinen Gruß entbiethen, noch zuweilen in den
Kanzelleyen von Höhern gegen Geringere gebraucht wird. Ich enbuite in
allen minen gruos, der Burggraf von Linnz. Er enpeutet eu er sei hie,
er vermeldet euch, Stryker. 3) Anbiethen. Als Aster sich diesem Könige
zu Dienst entbiethen ließ, Haged. Ihm wird die jüngste der Charitinnen
sich zur Führerinn entbiethen, Raml. So auch die Entbiethung.
Anm. Im
Niedersächsischen lautet dieses Wort entbeen. Ent druckt in allen drey
Bedeutungen den Gegenstand aus, auf welchen die Handlung gerichtet
ist, und stehet daher für an. S. Ent. 2.
Entbinden (W3) [Adelung]
Entbinden, verb. irreg. act. ( S. Binden,) los binden. 1. Eigentlich,
in der höhern Schreibart. 2. Figürlich. 1) Aus der Verbindung mit
andern Dingen bringen. So entbindet sich in der Chymie z. B. die fixe
Luft, wenn sie von demjenigen Körper, mit welchem sie verbunden war,
befreyet wird. 2) Von einer unangenehmen, beschwerlichen Sache
befreyen, in einigen Fällen, und mit der zweyten Endung oder dem
Vorworte von. Jemanden von dem Gesetze, von seiner Pflicht entbinden.
Aller Noth entbunden seyn, gestorben seyn. 3) In der anständigen
Schreibart, von dem weiblichen Geschlechte, von der Bürde des Leibes
befreyen. Gott wolle sie ihrer weiblichen Bürde gnädig entbinden, eine
gewöhnliche Formel der Vorbitte für Schwangere. Sie ist bereits
entbunden worden. Von einem Sohne, von einer Tochter entbunden werden,
wo einige unrichtig das Vorwort mit gebrauchen. So auch die
Entbindung, besonders von der Geburt, in Ansehung der Mutter. Die Zeit
ihrer Entbindung ist nahe. Eine leichte, eine schwere Entbindung
haben. Die Entbindungskunst, die Kunst zu entbinden, die Geburt durch
Handreichung zu erleichtern; die Hebammenkunst, Geburtshülfe.
Anm. Bey
dem Kero lautet dieses Zeitwort anpintan, der es auch für los sprechen
gebraucht. Bey dem Ottfried stehet intbindan figürlich für befreyen
mit der zweyten Endung der Sache. Enbinde mich von sender not, Jacob
von Warte. Will si mih nicht von herzelide enbinden, Walther von
Tiufen. In der letzten Bedeutung des Gebärens gebrauchen die
Niedersachsen dafür verlösen. Opitz gebraucht dieses Wort in einigen
im Hochdeutschen ungewöhnlichen Verbindungen: Wir irren allesammt;
kein Mensch kann sich entbinden, Als sey er Tadel frey, d. i.
ausnehmen; und Ps. 89: Du hast dein wahres Wort im Himmel
eingegründet, Da seinen festen Stand und Glauben nichts entbindet, d.
i. auflöset, entkräftet.
Entblättern (W3) [Adelung]
Entblättern, verb. reg. act. der Blätter berauben, in der höhern, besonders dichterischen Schreibart. Sie hatte selbst den Schmuck von Rosmarin entblättert, Gryph. Im Scherze auch von Blättern eines Buches. Und was entblättern nicht der Haare Kräuseley, Tobak und Käsekram, Confect und Specerey? Hag.
Entblecken (W3) [Adelung]
* Entblecken, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen ungewöhnlich
ist, und nur bey dem Opitz vorkommt, für entblößen. S. 2 Blecken.
Entblöden (W3) [Adelung]
Entblöden, verb. reg. recipr. 1) Sich entblöden, sich von der
gehörigen Furcht, Ehrerbiethung und Schamhaftigkeit entfernen. Er
entblödete sich, mir in das Gesicht zu sagen, er erkühnete sich.
Entblöde dich nicht, unterstehe dich nicht, dieses zu thun. 2) In der
entgegen gesetzten Bedeutung, sich scheuen, sich schämen. Er
entblödete sich nicht, mir dieses in das Gesicht zu sagen. Frisch
tadelt diese Bedeutung, weil in derselben nur allein erblöden üblich
sey. Allein ent und er wurden ehedem oft für einander gesetzet; über
dieß haben wir auch ein intensives ent; S. Ent - 4. Indessen fangen
beyde Bedeutungen an im Hochdeutschen zu veralten. S. Blöde.
Entblößen (W3) [Adelung]
Entblößen, verb. reg. act. bloß machen. 1) Eigentlich. Einen Gang
entblößen, im Bergbaue, ihn von der obern Dammerde befreyen, ihn
entdecken. Den Degen entblößen. Ein entblößeter (bloßer) Degen. Du
entblößtest die Grundfeste bis an den Hals, Habac. 4, 13. Besonders
der Kleider berauben. Und soll das Weib vor den Herrn stellen und ihr
Haupt entblößen, 4 Mos. 5, 18. Den Arm, den Fuß entblößen. Sich
entblößen, sich bloß machen. 2) Figürlich, mit dem Vorworte von, in
einigen Fällen auch mit der zweyten Endung der Sache. Von Freunden
entblößet seyn, keine Freunde haben. Aller seiner Güter entblößet
seyn, beraubt. Eine Festung, ein Land entblößen, es der Besatzung, des
Schutzes berauben. Sich vom Gelde entblößen, alles vorräthige Geld
ausgeben. Ich kann mich nicht entblößen, nehmlich vom Gelde. Daher die
Entblößung.
Anm. Die Niedersachsen gebrauchen statt dieses Wortes nur
das einfache blöten. Ent scheinet hier bloß eine intensive Bedeutung
zu haben. S. Ent 4.
Entblühen (W3) [Adelung]
Entblühen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, in der Blüthe
entrissen werden, in der höhern Schreibart. Als sie dem jungen Leben
entblühend u. s. f. Klopst.
Entbrechen (W3) [Adelung]
Entbrechen, verb. irreg. recipr. ( S. Brechen,) sich mit Gewalt von
etwas los brechen, mit der zweyten Endung der Sache. 1. Eigentlich,
sich einer Sache mit Gewalt entschlagen. Sich alles Gehorsames, aller
Pflicht entbrechen. Was Weise hat sie denn des Lebens sich entbrochen?
Opitz; d. i. sich selbst getödtet. Doch diese Bedeutung ist im
Hochdeutschen ungewöhnlich. 2. Figürlich. 1) Sich enthalten, den
Umgang mit einer Person, den Gebrauch einer Sache vermeiden. Du mußt
dich oder willst dich meiner selbst entbrechen, Günth. Denn sich
meiner zu entbrechen,Ist sie schon gestraft genug, ebend. 2) Zurück
halten, sich enthalten. Ich kann mich kaum der Thränen entbrechen. Ich
konnte mich nicht entbrechen, ihm das Gegentheil zu versichern. Im
Oberdeutschen sind in dieser Bedeutung auch entlegen und entschütten
üblich.
Anm. Ent druckt in diesem Zeitworte den Terminum a quo aus. Da
Brechen einen großen Umfang der Bedeutung hat, so würde es leicht
seyn, entbrechen in dem gedoppelten figürlichen Sinne auch von andern
Bedeutungen des einfachen Zeitwortes herzuleiten. So ferne brechen
ehedem auch für verbrechen gebraucht wurde, bedeutete entbrochen auch
ohne Schuld, unschuldig. Welcher nun nit volgt meinem rat,Gen den will
ich embrochen sein, Theuerd. Kap 110; gegen den will ohne Schuld seyn.
Entbrennen (W3) [Adelung]
Entbrennen, verb. irreg. neutr. ( S. Brennen,) welches das Hülfswort
seyn zu sich nimmt, anfangen zu brennen, in der höhern Schreibart. Auf
daß der Topf heiß werde, und sein Erz entbrenne, Ezech. 24, 11. Am
häufigsten figürlich, von heftigen Begierden und Leidenschaften,
besonders der Liebe und Zorne. Vor Liebe brennen. Gegen eine Person in
Liebe, vor Liebe entbrennen. Wenn Gottes Zorn über uns entbrennen
wird. Er entbrannte vor Zorn. Und nun entbrannt' ihr Durst nach mehr
Eroberungen, Gieseke.
Anm. Schon Ottfried gebraucht das Neutrum
inbrennan von der Leidenschaft des Zornes. Ehedem war dieses Wort auch
in der thätigen Gattung für anzünden, entzünden üblich, und so
lautet es bey dem Tatian intprennan, und bey den Schwäbischen Dichtern
enbrennen.
Entbürden (W3) [Adelung]
Entbürden, verb. reg. act. der Bürde, ingleichen einer beschwerlichen
Sache berauben, in der höhern Schreibart. Uns der Leiden zu entbürden.
Entdecken (W3) [Adelung]
Entdecken, verb. reg. act. Des Daches, der Decke, oder alles dessen,
was einem Dinge zur Decke dienet, berauben. 1. Eigentlich, in welcher
Bedeutung es im Hochdeutschen nur zuweilen in der höhern Schreibart
vorkommt. Es ist aber bloß und entdeckt vor seinen Augen, Ebr. 4, 13.
Im Oberdeutschen ist es auch in dem gemeinen Sprachgebrauche nicht
selten; denn da sagt man ein Haus oder ein Dach, entdecken, abdecken,
an einigen Orten auch entdachen. Einen Topf, ein Glas entdecken, den
Deckel wegnehmen u. s. f. Entblöße den Fuß, entdecke den Schenkel, Es.
47, 2. In Obersachsen gebraucht man es an einigen Orten von dem
Abdecken des umgefallenen Viehes, so fern es unbefugter Weise von
Personen geschiehet, die von der Polizey nicht dazu berechtiget sind,
z. B. von Hirten. In diesem Verstande wird es dem abdecken, welches
die dazu berechtigten Personen sich allein anmaßen, entgegen gesetzet.
Solche unbefugte Abdecker selbst heißen daher auch Entdecker. 2.
Figürlich. 1) Eine unbekannte, vorher nicht empfundene Sache gewahr
werden, empfinden, so wohl von allen Sinnen, besonders von dem Sinne
des Gesichtes, als auch von den Kräften des Verstandes. Jetzt entdecke
ich die Spitze des Thurmes, wenn man sie von weiten erblicket. Je mehr
ich die Sache ansehe, desto mehr. Vollkommenheiten entdecke ich an
derselben. Man wollte die Sache geheim halten; allein sie wurde
dennoch entdeckt. Columbus hat eine Menge neuer Länder entdeckt.
Entdecken setzt alle Mahl Dinge voraus, die schon da sind, aber noch
nicht bemerket waren; erfinden aber Dinge, die noch nicht da sind.
Seit dem das Mikroskop erfunden worden, hat man die Samenthierchen
entdeckt. 2) Eine verborgene Sache bekannt machen, besonders im
Vertrauen bekannt machen. Ich will dir mein Herz entdecken. Einem sein
Anliegen, sein Vorhaben entdecken. Man hat mir ein großes Geheimniß
entdeckt. Die Verschwörung wurde der Obrigkeit entdeckt. Die
Verschwörer sind noch nicht entdeckt worden. Sich einem Freunde
entdecken, ihm sein Anliegen bekannt machen; ingleichen, sich ihm zu
erkennen geben.Daher die Entdeckung, plur. die -en. 1) Die Handlung
des Entdeckens, in allen obigen Bedeutungen; ohne Plural. 2) Die
entdeckte Sache, in der ersten öffentlichen Bedeutung. Eine Entdeckung
machen. Hätte ich doch diese unglückliche Entdeckung nie gemacht! In
den neuern Zeiten sind in der Naturkunde viele wichtige Entdeckungen
gemacht worden.
Anm. Dieses Zeitwort lautet bey dem Kero Indecchan, bey
dem Übersetzer Isidors antdecchan, und bey dem Ottfried intheken, und
kommt bey ihnen so wohl in der eigentlichen, als figürlichen Bedeutung
vor. In dem mittlern Lateine wurde deoperire auf eben die Art
gebraucht.
Entdecker (W3) [Adelung]
Der Entdecker, des -s, plur. ut nom. sing. der etwas entdecket, so
wohl eigentlich. S. Entdecken 1. als auch figürlich, S. Entdecken 2.
Ente (W3) [Adelung]
Die Ente, plur. die -n, S. Änte.
Entehren (W3) [Adelung]
Entehren, verb. reg. act. der Ehre berauben. 1) Eigentlich. Einen
Adeligen, einen Priester, einen Soldaten entehren, ich seiner
adeligen, priesterlichen oder militärischen Würde berauben, ihn
degradiren; welcher Gebrauch aber nur im Oberdeutschen üblich ist.
Doch sagt man auch im Hochdeutschen in der anständigen Sprechart, eine
Jungfrau entehren, für sie schänden, sie schwächen. 2) In weiterer
Bedeutung, etwas thun, das widerdie Ehrerbiethung, die man einer
Person oder Sache schuldig ist, streitet. Den Nahmen Gottes entehren.
Durch dergleichen Betragen entehrest du deinen Stand. Den Tempel, das
Haus entehren. Ein entehrendes Betragen. So auch die Entehrung.
Anm. Im
Nieders. lautet dieses Wort unteren, bey dem Ottfried interen.
Enteilen (W3) [Adelung]
Enteilen, verb. reg. act. mit dem Hülfsworte seyn, von etwas hinweg
eilen, in der höhern Schreibart. Den Armen des Freundes enteilen.
Enterben (W3) [Adelung]
Enterben, verb. reg. act. erblos machen, so fern es von einem
Erblasser geschiehet. Einen Sohn, einen ungerathenen Verwandten
enterben. Ein enterbter Sohn. In weiterer Bedeutung wird im Bergbaue
ein Stollen enterbet, wenn dessen Besitzer die Einkünste von demselben
verlieret. S. Erbstollen. So auch die Enterbung.
Anm. Bey dem Kero
lautet dieses Wort erurerben, oder nach einer vielleicht bessern
Leseart erereben. Im Schwabenspiegel wird enterben mit der zweyten
Endung der Sache verbunden. Bey dem Hornegk kommt es auch als ein
Neutrum, für erblos werden, vor.
Entfahren (W3) [Adelung]
Entfahren, verb. irreg. neutr. ( S. Fahren,) welches das Hülfswort
seyn erfordert. 1) Eigentlich in der weitesten Bedeutung des Wortes
fahren, von einer schnellen unerwarteten Bewegung von einem Orte weg.
Die Art entfuhr dem Stiele. Der Fisch entfuhr mir unter den Händen.
Noch mehr aber, 2) figürlich, von Worten und Tönen, wenn sie plötzlich
und wider Willen, wenigstens ohne Bewußtseyn hervor gebracht werden.
Bey diesen Worten entfuhr ihm ein Seufzer. Wie leicht kann uns nicht
im Affect ein Wort wider unser Willen entfahren! Bist du nicht selber
Schuld, wenn mir ein Wort im Zorne entfähret? Wie denn einem Menschen
ein Schwur entfahren mag, ehe denn ers dachte, 3 Mos. 5, 4.
Anm. Bey
dem Ottfried und Notker bedeutet intfuarin und inpharen auch
entfliehen. In einigen Niedersächsischen Urkunden kommt den Zoll
entfahren, active, für verfahren vor.
Entfallen (W3) [Adelung]
Entfallen, verb. irreg. neutr. ( S. Fallen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, sich durch den Fall von etwas entfernen. 1.
Eigentlich, in der anständigen Schreibart. Vor Schrecken entfiel ihm
der Degen, fiel ihm aus der Hand. Und hub auf den Mantel Eliä, der ihm
entfallen war, 2 Kön. 2, 13. Daß ihm das Schwert aus seiner Hand
entfallen muß. Ezech. 30, 22. Ungewöhnlich ist der absolute Gebrauch
dieses Wortes mit Verschweigung des Dativs: wo ists entfallen, 2 Kön.
6, 6; wohin ist es gefallen, oder, wo ist es abgefallen? 2. Figürlich.
1) Plötzlich verlieren, fahren lassen. Es ist mir in der Hitze ein
Wort entfallen; wofür doch entfahren üblicher ist. Es entfiel ihnen
der Muth. Es entfalle keinem Menschen das Herz um deßwillen, 1 Sam.
17, 32. Wohl dem, dem seine Zuversicht nicht entfallen ist, Sir. 14,
2. 2) Besonders aus dem Gedächtnisse entfallen, vergessen werden. Die
Sache ist mir wieder entfallen. Ich habe seinen Nahmen gewußt;
all ein er ist mir längst wieder entfallen. Im Präsenti und Imperf.
ist es in diesem Verstande ungewöhnlich.
Anm. Bey dem Ottfried lautet
dieses Zeitwort intfallen, bey dem Notker infallen, in den folgenden
Jahrhunderten empfallen. Der Gebrauch 2 Petr. 3, 17, daß ihr nicht
durch Irrthum verführet werdet, und entfallet aus eurer eigenen
Festung, ist ungewöhnlich.
Entfalten (W3) [Adelung]
Entfalten, verb. reg. act. die Falten aus einander legen, auffalten,
in der dichterischen Schreibart. Bald wird sich diese Rose entfalten,
aufblühen. Alle seine Züge verkündigten den kommenden Tod; doch
herrschte eine Gelassenheit in ihren, die seine ganze edle Seele
entfaltete. Die Räthsel des menschlichen Herzens entfalten. Jetzt
entfalten das Nachtinsect die mehligen Flügel, Zachar. So auch die
Entfaltung. Intfaldan, wird schon in Boxhorns Glossen durch explicare
erkläret.
Entfärben (W3) [Adelung]
Entfärben, verb. reg. act. 1) Der Farbe berauben; in welcher
Bedeutung doch dieses Zeitwort veraltet ist. Die Färber gebrauchen
dafür abklören, abziehen. 2) Sich entfärben, die Farbe verändern,
besonders von der Farbe des Gesichtes, so fern selbiges durch eine
heftige Gemüthsbewegung der Furcht, der Scham, des Schreckens u. s. f.
auf eine kurze Zeit verursachet wird. Da entfärbte sich der König, und
seine Gedanken erschreckten ihn, Dan. 5, 6. Laß dich deine Gedanken
nicht so erschrecken, und entfärbe dich nicht also, V. 10. Er
entfärbte sich vor mir, vor meiner Gegenwart.
Entfernen (W3) [Adelung]
Entfernen, verb. irreg. act. von einem Gegenstande, in die Ferne
bringen. 1) Eigentlich, dem Orte nach. Verdächtige Leute aus der
Stadt, aus dem Lande entfernen. Sich entfernen, weggehen. Sich von dem
rechten Wege entfernen. Jemanden von seinen Freunden entfernen. Ein
entfernter, weit entlegener, Ort. Beyde Städte sind nicht weit von
einander entfernt. 2) Figürlich, der Neigung, der Verbindung, der
Ähnlichkeit nach. Sich von der Wahrheit entfernen. Die Sünde entfernet
den Menschen von Gott. Je weiter man sich von dem Laster entfernet,
desto näher kommt man der Tugend. Dieß entfernte mein Herz täglich
mehr von ihm. Die besten Freunde entfernen sich von dem Armen,
entziehen sich seiner, entsagen ihm ihre Hülfe; Sprichw. 19, 7. Auf
eine entfernte oder entferntere Art, wo weniger Verbindung oder
Ähnlichkeit Statt findet; im Gegensatze der nähern. 3) Seltener von
der Zeit, für aufschieben. So oft ich sie noch geprüft, hat sie ihre
Vermählung mehr zu entfernen als zu beschleunigen gesucht, Weiße.
Anm.
Notker gebraucht so wohl das einfache ferren, als das zusammen
gesetzte irferren, für entfernen. Das Nieders. entfeernen wird auch
für entwenden gebraucht. S. Entfremden.
Entfernung (W3) [Adelung]
Die Entfernung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Entfernens, in
beyden Bedeutungen. 2) Der Raum, um welchen zwey Örter oder Dinge von
einander entfernet sind, so wohl eigentlich als figürlich. Man kann
den Thurm in einer sehr weiten Entfernung sehen.
Entfesseln (W3) [Adelung]
Entfesseln, verb. reg. act. von den Fesseln befreyen, in der höhern
Schreibart. Du hast dich noch nicht genug von den alten Vorurtheilen
entfesselt.
Entflammen (W3) [Adelung]
Entflammen, verb. reg. act. in Flammen setzen, in der höhern
Schreibart; besonders figürlich, heftige Begierden, Leidenschaften
erregen. Doch muß euch auch ein edler Zorn entflammen, Zachar. Seine
Begierde zu entflammen.
Entfliegen (W3) [Adelung]
Entfliegen, verb. irreg. neutr. ( S. Fliegen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, wegfliegen, davon fliegen, in der edlernSchreibart.
Der Vogel ist mir entflogen. Ingleichen figürl. Selbst die Zufälle,
welche wir ungefähr nennen, gleichen nicht der Bewegung eines
geworfenen Steines, die von äußerlichen Ursachen gestöret wird, wenn
er schon der Hand, die ihn warf, entflogen ist, Kästn.
Entfliehen (W3) [Adelung]
Entfliehen, verb. irreg. neutr. ( S. Fliehen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, davon fliehen, sich durch die Flucht von, einem
Gegenstande entfernen, in der edlern Schreib- und Sprechart. David
entflohe den Nachstellungen Sauls. Der Gefahr entfliehen. Der
göttlichen Strafe wirst du nicht entfliehen. Aus der Schlacht, aus dem
Gefängnisse, aus einem Orte entfliehen. Auf die Dächer, in die Wälder
entfliehen. Ingleichen absolute. Hier konnte niemand entfliehen. Die
Gefangenen versuchten zu entfliehen. Bey dem Ottfried intfliahen und
infliahen, in den folgenden Jahrhunderten empfliehen.
Entfließen (W3) [Adelung]
Entfließen, verb. irreg. neutr. ( S. Fließen,) mit dem Hülfsworte
seyn, sich fließend von etwas entfernen, in der höhern Schreibart.
Eine wehmüthige Thräne entfloß seinem Auge. Wie wohl riechende Düfte
dem Öhlbaum entfließen, Klopst.
Entfremden (W3) [Adelung]
Entfremden, verb. reg. act. 1) Entfernen, eine im Hochdeutschen
veraltete Bedeutung. Sie sind entfremdet von dem Leben, das aus Gott
ist, 1 Tim. 5, 6. Und meine Bekannten werden von mir entfremdet, Hiob
19, 13, nach der Michaelischen Übersetzung. Bey den Schwäb. Dichtern
kommt das einfache fremden in diesem Verstande so wohl active, als
auch ein Neutrum für meiden, entfernet seyn, vor. Es tuot ir froemden
mir so we, Rudolph von Rothenburg. Sin froemden tuot mir den tot,
Reinmar der Alte. Das ich si froemde, ebend. 2) Entziehen. Das si di
guote enpfremde mir ir steten minne, Friedr. von Husen. Im
Hochdeutschen gebraucht man es nur noch für entwenden, als einen
gemilderten Ausdruck für das härtere stehlen. Einem etwas entfremden.
Die Sache ist mir entfremdet worden. Aber, ich bin der Kleider
entfremdet worden, für beraubt, wie es bey Hans Sachs heißt, ist im
Hochdeutschen ungewöhnlich. So auch die Entfremdung.
Anm. In dem ersten
Verstande erhält dieses Wort noch die ursprüngliche Bedeutung des
Wortes fremd, nach der es so viel als fern ist, von welchem Worte es
auch abstammet. S. Fremd.
Entführen (W3) [Adelung]
Entführen, verb. reg. act. wegführen, davon führen. 1) Eigentlich. Es
wurde viel Holz von dem Wasser entführet, Bluntschli. Einem Vieh, Geld
entführen. In diesem eigentlichen Verstande kommt es im gemeinen
Sprachgebrauche nur im Oberdeutschen vor. Im Hochdeutschen gebraucht
man es am häufigsten von der heimlichen und gewaltsamen Wegführung
einer Person, besonders des andern Geschlechtes. Eine Jungfrau
entführen. Einem Vater seine Tochter, dem Bräutigam seine Verlobte
entführen. 2) Figürlich, in der höhern Schreibart. So wird auch keine
Zeit dir diesen Ruhm entführen, Hofmannsw. So auch die Entführung,
ingleichen der Entführer, der eine Person weiblichen Geschlechtes
entführet.
Anm. Ottfried gebraucht intfuaren in allgemeiner Bedeutung
so wohl für educere, als auch für auferre. Nieders. untfören.
Entgegen (W3) [Adelung]
Entgegen, eine Präposition, welche die dritte Endung erfordert, den
Nenn- und Fürworte jederzeit nachgesetzet wird, und eine Bewegung
gegen einen Gegenstand bezeichnet, obgleich mit verschiedenen
Einschränkungen. 1) Eine Bewegung, welche gerade auf einen andern
Gegenstand zu gerichtet ist, dessen Bewegung ihre Richtung wieder
gerade auf diese hat. Dem Winde entgegen reiten. Dem Strome entgegen
schiffen. Die Ägypter flohen dem Strome entgegen, Mos. 14, 27. Dem
Flusse
entgegen fahren. Der Wind ist uns entgegen, oder gehet uns entgegen.
Besonders, so fern es zur Bewillkommnung, zur Verkürzung des Weges u.
s. f. geschiehet. Einem entgegen gehen, fahren, reiten, schiffen,
kommen, ziehen, laufen. Die halbe Stadt kam ihm frohlockend entgegen.
Jemanden etwas entgegen bringen. Ingleichen figürlich. Dem Tode, der
Gefahr herzhaft entgegen gehen. Eines Ankunft froh entgegen sehen.
Glücklich ist der, der dem Tode getrost entgegen sehen kann. In der
dichterischen höhern Schreibart auch mit andern Verbis. Einem entgegen
segnen, Klopst. Kaum lachet uns die Welt entgegen, Gell. Die Fächer
rauschen ihm Beyfall entgegen, ebend. 2) In weiterer Bedeutung
zuweilen auch, wenn der Körper, auf welchen die Bewegung gerichtet
wird, in Ruhe ist. Die Hölle zitterte vor dir, da du ihr entgegen
kamest, Es. 14, 19; welcher Gebrauch aber im Hochdeutschen veraltet
ist. 3) Auch mit solchen Zeitwörtern, welche keine Bewegung
ausdrucken, und alsdann bedeutet die Partikel so viel als gegen über.
England liegt Frankreich entgegen. Dem Kranken entgegen sitzen.
Ingagon der halpo, gegen über, in den Monseeischen Glossen. Dieser
Gebrauch ist noch im Oberdeutschen üblich, im Hochdeutschen aber
gänzlich veraltet. 4) Besonders mit dem Nebenbegriffe der Hinderniß,
des Widerstandes, u. s. f. Dem Strome einen Damm entgegen setzen.
Ingleichen figürlich, eine entgegen gesetzte Bewegung, die das
Gegentheil von der andern ist. So auch entgegen gesetzte Begriffe,
Neigungen u. s. f. Neue Hindernisse setzen sich unsern Wünschen
entgegen, Gell. Was seiner eingebildeten Glückseligkeit entgegen
stehet, Dusch. Sehr häufig gebraucht man es mit dem Worte seyn im
figürlichen Verstande, für zuwider. Einem entgegen seyn, sein Vorhaben
zu hindern suchen. Ich will dir darin gar nicht entgegen seyn. Er ist
mir in allen Stücken entgegen. Die Sache ist mir nicht entgegen;
mißfällt mir nicht, ist mir nicht zuwider. Mit andern Verbis wird es
im Hochdeutschen nicht gern gebraucht. Daher die Ausdrücke, die
Israeliten wandelten Gott entgegen; 3 Mos. 26, 21; Gott wandelte den
Israeliten entgegen, V. 28, ungewöhnlich sind. Doch sagt man noch,
eines Befehl entgegen handeln. Für das einfache wider oder gegen
gebraucht man es nur in Oberdeutschland, ob man gleich auch in
Hochdeutschen Gerichten oft höret, Caius entgegen Sempronius, und es
auch noch Col. 2, 14 heißt: die Handschrift, welche wider uns war -
und uns entgegen war.
Anm. Bey dem Ottfried lautet dieses Wort
getheilet in gegini, in gegin, bey dem Notker ingagane, und in den
folgenden Jahrhunderten entgegen. Ent ist hier ohne Zweifel das
Vorwort in, gegen aber nicht so wohl das Vorwort, als vielmehr das
Hauptwort Gegend; welches ehedem nur Gegene und Gegen lautete. Ehedem
wurde es auch mit der vierten Endung für das einfache gegen gebraucht,
eine Richtung nach einem Gegenstande auszudrucken. Min minna engegen
dich, meine Liebe gegen dich, Willer. Im Oberdeutschen ist diese
Partikel über dieß noch theils für zugegen, theils aber auch für
hingegen gangbar.
Entgehen (W3) [Adelung]
Entgehen, verb. irreg. neutr. ( S. Gehen,) welches das Hülfswort seyn
zu sich nimmt, von einem Orte weggehen, sich von einem Orte entfernen.
In dieser eigentlichen, aber veralteten Bedeutung, kommt ingan für
abire, weggehen, bey dem Ottf. vor. Im Hochdeutschen gebraucht man es
noch, 1) figürlich, in den Redensarten: die Kräfte sind ihm entgangen,
er hat seine Kräfte verloren; der Athem entgehet mit; wenn einem Mann
im Schlafe der Same entgehet, 3 Mos. 15, 16. Er lässet sich nicht
leicht einen Vortheil entgehen. 2) In eingerer Be-deutung, einer
unangenehmen Sache ausweichen. Einem Übel entgehen. Einer großen
Gefahr entgehen. Dem Feuer kann man wohl entgehen, aber nicht so
leicht dem Wasser. Gottes Händen Kann niemand entgehen. Er ist der
Strafe entgangen, hat ein Mittel gefunden mit der Strafe verschont zu
werden.
Anm. Bey dem Ottfried lautet dieses Wort ingan und intgan, im
Nieders. untgaan. Veraltete, aber doch im Hochdeutschen ungewöhnliche
Bedeutungen sind: 1) Nicht entgehen können, nicht umhin können, im
Oberdeutschen. 2) Nicht umhin können zu gestehen, einzuräumen. Ich
aber sage dieß, daß niemand kann entgehen, Daß diese That doch nicht
unmöglich könne seyn, Opitz. 3) Vor Gerichte frey gesprochen werden,
sich einer Anklage entledigen, im Nieders. Mit seinem Eide entgehen,
sich los schwören. 4) Ausgleiten. Es sollten bald die Füße mir Durch
falschen Tritt entgangen seyn, Opitz.
Entgeistern (W3) [Adelung]
Entgeistern, verb. reg. act. welches nur in der Schreibart üblich
ist. 1) Der Lebensgeister berauben, entseelen. 2) Entzücken, der Sinne, des Bewußtseyns berauben. Der Wollust süßer Traum entgeistert
mein Gemüthe, Can. Ja Doris, ja ich sah uns beyde Für Zärtlichkeit
entgeistert seyn, Rost.
Entgeld (W3) [Adelung]
Das Entgeld, ein Hauptwort, welches nur mit der Präposition ohne in
einigen Redensarten vorkommt. Jemanden ohne Entgeld dienen, umsonst.
Er hat es ohne Entgeld, umsonst, ohne Geld, bekommen. S. auch
Unentgeldlich.
Anm. Dieses Hauptwort scheinet aus Ungeld entstanden zu
seyn, welches ehedem nicht nur gewisse obrigkeitliche Abgaben, sondern
auch Unkosten, Aufwand überhaupt bedeutete; S. Ungeld.
Entgelten (W3) [Adelung]
Entgelten, verb. irreg. neut. ( S. Gelten,) büßen, Strafe leiden,
welches nur im Infinitive, und am häufigsten mit den Zeitwörtern
müssen, sollen und lassen gebraucht wird. Es wird im Hochdeutschen mit
der vierten Endung der Sache verbunden. Lassen sie es mich nicht
entgelten, lassen sie mich nicht dafür büßen. Du sollst es mir schon
entgelten. Das soll er mir entgelten, Less. dafür soll er mir büßen.
Was andere verbrochen hatten, das mußten wir entgelten.
Anm. Im
Hochdeutschen gebraucht man es am häufigsten nur dann, wenn sich der
Accusativ der Sache mit es, oder höchstens mit dem Pronomine der, die,
das ausdrucken lässet. Im Oberdeutschen nimmt es auch die zweyte
Endung der Sache zu sich. Des engilte ich sere semmir Got, Reinmar der
Alte. Ihr sollt dessen nicht entgelten. Welche Wortfügung auch noch in
der Deutschen Bibel vorkommt. Unsere Väter haben gesündiget - und wir
müssen ihrer Missethat entgelten, Klagel. 5, 7. Sie lassen uns deß
entgelten, 2 Chron. 20, 11. Intgeltan kommt schon bey dem Ottfried für
büßen, Strafe leiden, vor. Eigentlich bedeutet es ehedem, so wie
büßen, einen zugefügten Schaden ersetzen, mit Gelde dafür genug thun,
und war in diesem Verstande auch als ein Activum üblich. Dat he eme
nicht entgilt, in einer Nieders. Urkunde. Aus welchem Gebrauche auch
die Bedeutung der Partikel ent deutlich wird. S. Gelten. Bey dem
Notker ist Ingaltniss Strafe, im Schwed. aber omgelda Strafe erlegen.
Entglimmen (W3) [Adelung]
Entglimmen, verb. irreg. neutr. ( S. Glimmen,) welches das Hülfswort
seyn, erfordert, anfangen zu glimmen. Es ist ein neues Licht
entglommen, Gryph. Die Liebe muß darauf entglommne Kohlen streun,
Günth.
Im Hochdeutschen wird es nur in der höhern und dichterischen
Schreibart, und am häufigsten in figürlicher Bedeutung gebraucht. In
diesen ist zuerst der Deutsche Muth entglommen; Schleg. Ich spür' es,
fast wär ich entglommen, Cron. Von hoher Lust entglommen, Ruft dir das
ganze Volk den lauten Beyfall zu, Weiße.
Entgöttern (W3) [Adelung]
Entgöttern, verb. reg. act. der göttlichen Würde, auch wenn sie nur
in der Einbildung beruhet, berauben, in der höhern Schreibart. Durch
diese wirst du nun, elender Tropf, entgöttert, Gryph.
Enthaaren (W3) [Adelung]
Enthaaren, verb. reg. act. der Haare berauben, in der höhern
Schreibart. Er sieht des Hundes Hals entharrt und abgeschabt, Haged.
Enthalt (W3) [Adelung]
* Der Enthalt, des -es, plur. inus. 1) Für Aufenthalt, der Ort; wo
man sich aufhält. Die Welt ist dein Enthalt, das Kloster ist für mich,
Hofmannsw. 2) Für Inhalt. Der Enthalt des Briefes, im Oberdeutschen.
In beyden Bedeutungen ist dieses Wort im Hochdeutschen ungewöhnlich.
Enthalten (W3) [Adelung]
Enthalten, verb. irreg. ( S. Halten,) welches in einer vierfachen
Bedeutung üblich ist. 1. Für in sich halten, als ein Activum, dem Orte
und Raume nach in sich fassen, oder in sich fassen können. Das Faß
enthält 60 Kannen. Die Stadt enthält viele gute Häuser. Das Buch
enthält viel Gutes. Der Brief enthält viele Neuigkeiten. Diese
Bedingung ist bereits in der vorigen enthalten. In dieser Schrift ist
wenig Neues enthalten. In sich enthalten ist ein Pleonasmus, weil ent
hier schon, aus dem Vorworte in entstanden ist; wie unter andern auch
aus dem Hauptworte Inhalt erhellet, welches zu dieser Bedeutung des
Zeitwortes enthalten gehöret. Im Präsenti und Imperfecto ist das
Passivum nicht gebräuchlich. In dieser Bedeutung kommt für enthalten
bey dem Notker inthaben vor. 2. * Für, sich aufhalten, als ein
Reciprocum, sich an einem Orte enthalten, sich daselbst aufhalten. Die
Soldaten enthielten sich auf dem Felde. Da zog Abraham hinab in
Egypten, daß er sich daselbst als ein Fremdling enthielte, 1 Mos. 12,
10. Das Land Gosen, da sich mein Volk enthält, 2 Mos. 8, 22. Die
Hauptleute, so auf dem Felde sich enthielten, Jer. 40, 7, 13, und in
andern Stellen mehr. Immer fragten wir nach Neuem, weil sich Krieg bey
uns enthält, Logau. Im Hochdeutschen ist diese ganze Bedeutung
veraltet. S. Aufenthalt und Aufenthalten. Das Nieders. entholden ist
noch in derselben üblich. Ent hat auch hier die Bedeutung des
Vorwortes in, sich an und in einem Orte halten. 3. * Für erhalten, ein
im Hochdeutschen gleichfalls völlig veralteter Gebrauch. 1) Sich durch
Halten vor dem Falle bewahren. Doch enthielt er sich vor dem vall,
Theuerd, Kap. 26. 2) Zusammen halten. Der ganze Leib enthält sich an
einander durch Gelenke und Fugen, Col. 2, 19. 3) Bewahren. Gelobet sey
Gott - der seinen Knecht enthalten hat für dem Übel, 1 Sam. 25, 39.
Also half der Herr Hiskia und denen zu Jerusalem - und enthielt sie
für allen umher, 2 Chron. 32, 22. Tröste mich wieder mit deiner Hülfe
und der freudige Geist enthalte mich, Ps. 51, 14. Indeß enthalte uns
dein Wort, Jer. 15, 16. Ent und er wurden ehedem mehrmahls mit
einander vertauscht. Ent dienet hier entweder zur Verstärkung des
folgenden Hauptwortes, oder es deutet den terminum a quo an, zurück
halten, abhalten, nehmlich von derGefahr, von dem Untergange. 4.
Zurück halten, als ein Reciprocum. 1) Den Gebrauch einer Sache,
ingleichen eine Handlung unterlassen, mit der zweyten Endung der
Sache. Sich des Essens, des Trinkens, des Schlafes enthalten. Sich des
Weines enthalten, keinen Wein trinken. Du mußt dich solcher
anzüglichen Wörter enthalten. Sich einer Person enthalten, mit ihr
nicht ferner umgehen, ihren Umgang meiden. Daß sie sich des Ortes
enthalten sollten, 3 Esr. 6, 27. Daß er sich dessen (dieser Handlung,)
bey Strafe zu enthalten. Man findet es zwar auch häufig mit dem
Vorworte von. Daß sie sich enthalten von dem Heiligen, 3 Mos. 22, 2.
Wenn sich nur die Knaben von Weibern enthalten hätten, 1 Sam. 21, 4.
Daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer, Apostelg. 15, 29. Allein
dieser Gebrauch ist zuverlässig nicht der beste, zumahl da ent in
dieser Bedeutung schon eine Entfernung und Absonderung von dem
Gegenstande ausdruckt, die nochmahlige Beyfügung des von also wirklich
ein Pleonasmus ist. 2) Sich zurück halten, den Ausdruck einer
Gemüthsbewegung u. s. f. hindern, auch mit der zweyten Endung der
Sache, oder mit einem Verbo. Ich konnte mich des Lachens nicht
enthalten, oder, konnte mich nicht enthalten zu lachen. Sich des
Weinens, sich der Thränen nicht enthalten können. Ich konnte mich
nicht enthalten, ihm einen derben Verweis zu geben. Kaum konnte ich
mich enthalten, daß ich nicht vor Freuden vom Pferde riß, Weiße. Ich
schweige wohl eine Zeit lang und bin still und enthalte mich, Es. 42,
14; Kap. 48, 9. Indessen ist der absolute Gebrauch mit Verschweigung
der Sache im Hochdeutschen selten, noch mehr aber der active: enthalte
die Zungen für dem Fluchen, Weish. 1, 11.In beyden Arten dieser
Bedeutung kommt bey dem Kero und Ottfried inthaben, entheben, vor.
Inthaban sih zaharin, sich der Zähren enthalten, Ottfr. Stryker
gebraucht sich enthalten auch für schweigen.
Enthaltsam (W3) [Adelung]
Enthaltsam, -er, -ste, adj. et adv. Fertigkeit besitzend, sich des
Genusses einer Sache zu enthalten, oder den Trieb nach dem Genusse auf
die gehörige Art einzuschränken, in dem ersten Falle der vierten
Bedeutung des Zeitwortes. Sehr enthaltsam seyn. Ein enthaltsamer
Mensch. Daher die Enthaltsamkeit, plur. inus. die Fertigkeit, sich des
Genusses anderer Sachen zu enthalten; abstinentia, bey dem Notker und
in Boxhorns Glossen Furiburte, gleichsam Ver- oder Entbehrung.
Enthaltung (W3) [Adelung]
Die Enthaltung, plur. inus. das Enthalten, auch nur in dem ersten
Falle der vierten Bedeutung. Mäßigung und freywillige Enthaltung sind
das sicherste Mittel gegen Überdruß und Erschlaffung. Die Gabe der
Enthaltung, die Enthaltsamkeit.
Enthärten (W3) [Adelung]
Enthärten, verb. reg. act. der Härte berauben, in der anständigen
Schreibart. Vielleicht hat jetzt ein Mädchen dein Herz enthärtet,
Geßn.
Enthaupten (W3) [Adelung]
Enthaupten, verb. reg. act. des Hauptes berauben, in der anständigen
Schreibart von Menschen, anstatt des niedrigern Köpfen. Der Gefangene
ist enthauptet worden. Daher die Enthauptung. Die Aphaeresis, eine
grammatische Figur, die Enthauptung zu nennen, wie sich ein
Sprachlehrer einkommen ließ, war wohl ein sehr geschmackloser
Einfall.
Anm. In dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem
Schilter, in dem Schwabenspiegel und andern Denkmählern kommt dafür
nur das einfache houbeten vor, welches mit dem Angels. haefdian
überein stimmt. Inthalsen für enthaupten braucht Notker.
Entheben (W3) [Adelung]
Entheben, verb. irreg. act. ( S. Heben,) eigentlich wegheben, von
einer Sache oder von einem Orte durch Heben entfernen; ein
veraltetes Zeitwort, welches nur noch im Oberdeutschen und einigen
Hochdeutschen Kanzelleyen, mit der vierten Endung der Person und der
zweyten der Sache, für überheben üblich ist. Jemanden einer Sache
entheben. Entheben sie mich dieser Arbeit, ersparen sie mir dieselbe,
verschonen sie mich damit, befreyen sie mich davon. Im Oberdeutschen
gebraucht man statt des Genitives der Sache auch wohl das Vorwort von,
einen von etwas entheben. S. Enthalten.
Entheiligen (W3) [Adelung]
Entheiligen, verb. reg. act. der Heiligkeit berauben, doch nur
figürlich, etwas thun, welches wider die Heiligkeit einer Sache
streitet. Den Sabbath, den Nahmen Gottes, die Kirchen entheiligen. So
auch die Entheiligung.
Anm. Intheiligon findet sich schon bey dem
Notker. In den folgenden Zeiten kommt dafür auch vermeinen, von
gemein, vor, und im gemeinen Leben sagt man auch verunheiligen.
Enthüllen (W3) [Adelung]
Enthüllen, verb. reg. act. der Hülle, der Decke, der Bekleidung
berauben, im figürlichen Verstande und in der höhern Schreibart. Wenn
sich die Zukunft unsern Augen enthüllen wird. In Boxhorns Glossen
kommt schon das einfache hellen für entdecken vor.
Enthusiast (W3) [Adelung]
Der Enthusiast, des -en, plur. die -en, der Enthusiasmus, plur. car.
Enthusiastisch, adj. et adv. S. Schwärmer, Schwärmerey und
Schwärmerisch.
Entian (W3) [Adelung]
Der Entian, S. Enzian.
Entjochen (W3) [Adelung]
Entjochen, verb. reg. act. des Joches berauben, in der höhern
Schreibart.
Entjungfern (W3) [Adelung]
Entjungfern, verb. reg. act. der Jungfrauschaft berauben; ein
Zeitwort, welches schon Logau im Scherze gebraucht und Rost
nachgeahmet hat. Ein Mädchen entjungfern, Rost.
Entkerkern (W3) [Adelung]
Entkerkern, verb. reg. act. des Kerkers berauben, aus dem Kerker
befreyen, in der höhern Schreibart. Du bist es, Gott, - dein Hauch
entkerkert Sturm und Meer.
Entkleiden (W3) [Adelung]
Entkleiden, verb. reg. act. die Kleider ausziehen, in der edlen und anständigern Schreibart. Jemanden entkleiden. Sich entkleiden, die Kleider ablegen, für das niedrige sich ausziehen. Nach einer sonst ungewöhnlichen Figur wird es 2 Cor. 5, 4 für sterben gebraucht. Daher die Entkleidung. Kero gebraucht statt dieses Zeitwortes intuuatan, von Watt, Gewand.
Entknüpfen (W3) [Adelung]
Entknüpfen, verb. reg. act. in der höhern Schreibart, für aufknüpfen,
das zusammen geknüpfte auflösen, und dadurch frey machen.
Entkommen (W3) [Adelung]
Entkommen, verb. irreg. neutr. ( S. Kommen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, davon kommen, wegkommen, in der anständigen
Schreibart. Der Hund ist mir entkommen, ich weiß nicht wie. Aus dem
Gefängnisse entkommen. Die Gefangenen sind glücklich entkommen.
Entkörpern (W3) [Adelung]
Entkörpern, verb. reg. act. von dem Körper los und frey machen, in
der höhern Schreibart. In der Mystik entkörpert man die Seele, wenn
man die Einbildungskraft so sehr auf die innere Empfindung zurück
ziehet, daß man sich selbst seines eigenen Körpers nicht mehr bewußt
zu seyn glaubt. So auch die Entkörperung.
Entkräften (W3) [Adelung]
Entkräften, verb. reg. act. der Kräfte berauben. Zu viele Arbeit
entkräftet den Menschen. Die Krankheit hat ihn ganz entkräftet.
Ingleichen figürlich. Das Land entkräften, es seines Vermögens, seiner
Kräfte berauben; im gemeinen Leben es aussaugen. Entkräftete
Unterthanen. Der Krieg entkräftet die Länder. Daher die Entkräftung,
plur. inus. so wohl von der Handlung des Entkräftens, als auch von dem
Zustande, da man entkräftet ist.
Anm. Im Oberdeutschen ist statt dieses
Wortes auch abkräften und abkräftigen, im Niedersächsischen aber
verkräftigen üblich.
Entküssen (W3) [Adelung]
Entküssen, verb. reg. act. abküssen, in der dichterischen Schreibart
der Neuern. Und entküssen die männliche Thräne dem Auge der Väter,
Klopst.
Entladen (W3) [Adelung]
Entladen, verb. irreg. act. ( S. Leben,) von der Ladung, oder dem,
womit etwas beladen war, befreyen, in der höhern Schreibart. Ein
Schiff entladen; im gemeinen Leben es ausladen. Einen Wegen entladen;
in gemeinen Leben ihn abladen. Ingleichen figürlich von einer
unangenehmen, beschwerlichen Sache befreyen; mit der zweyten Endung
der Sache, oder dem Vorworte von. Sein Gewissen entladen. Jemanden der
Furcht, oder von der Furcht entladen. Intladen kommt schon bey dem
Notker vor. Das ir sein werdet entladen, daß ihr von ihm befreyet
werdet, Stryk.
Entlang (W3) [Adelung]
Entlang, adv. welches nur im gemeinen Leben, besonders
Niedersachsens, mit vierten Endung des Hauptwortes üblich ist, für
längs, in die Länge, der Länge nach, von dem Raume. Den Wald, den Weg
entlang. Angels. andlong, Schwed. aendalongs, Nieders. entlangs. Ent
ist hier ohne Zweifel das Vorwort in, für in die Länge.
Entlarven (W3) [Adelung]
Entlarven, verb. reg. act. der Larve berauben, die Larve abziehen,
figürlich und in der edlern Schreibart. Das Laster entlarven, es in
seiner wahren Gestalt darstellen. Daher die Entlarvung.
Entlassen (W3) [Adelung]
Entlassen, verb. irreg. act. ( S. Lassen,) weglassen, von einer
Verbindung los lassen, in einigen figürlichen Ausdrücken der
anständigern Schreib- und Sprechart, mit der zweyten Endung der Sache.
Einen Sclaven entlassen, ihn frey lassen. Jemanden seines Dienstes,
seines Amtes, seines Eides, seiner Pflicht entlassen, ihn von einem
Dienste u. s. f. befreyen. S. Abdanken. Bey den Eisenarbeitern wird
der Stahl entlassen, wenn er zu sehr gehärtet worden, und man ihn über
einem mäßigen Feuer wieder anlaufen und weicher werden lässet. So auch
die Entlassung. Das nezze intlazzen, für, es auswerfen, Tatian. S.
Erlassen.
Entlasten (W3) [Adelung]
Entlasten, verb. reg. act. von einer Last befreyen, in der edlern
Schreibart, so wohl eigentlich als figürlich, mit der zweyten Endung
der Sache. Jemanden seiner Bürde entlasten. Auch das Iterativum
entlästigen kommt in diesem Verstande zuweilen vor. Sich seiner
Pflichten zu entlästigen, Rabener.
Entlauben (W3) [Adelung]
Entlauben, verb. reg. act. des Laubes berauben, in der dichterischen
Schreibart. Der Herbst entlaubte schon den bunten Hain, Kleist.
Entlaufen (W3) [Adelung]
Entlaufen, verb. irreg. neutr. ( S. Laufen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, weglaufen, davon laufen, in der anständigern
Schreibart. Es sind ihm zwey Bediente entlaufen. Aus der Schlacht
entlaufen. Eine Gefahr entlaufen.
Entledigen (W3) [Adelung]
Entledigen, verb. reg. act. von etwas ledig, d. i. frey, los machen,
mit der zweyten Endung der Sache. Und nach denselbigen Tagen
entledigten wir uns, und zogen gen Jerusalem, Apostelg. 21, 15, wir
legten unsere Geräthschaften ab. Sich der Sorgen entledigen. Jemanden
der Bande entledigen. Sich seiner Zusage, seiner Pflicht entledigen,
sich durch deren Erfüllung von ihrer Verbindlichkeit befreyen. Ja, ja,
ich will reden, ich will mein Herz entledigen. Zuweilen auch mit dem
Vorworte von. Da ich ihre Schulter von der Last entledigt hatte, Ps.
81, 7. Sich von einer Beschuldigung entledigen, ihren Ungrund darthun.
Von der Sorge für etwas entledigt
seyn, Mosh. Daher die Entledigung. Im Niedersächsischen lautet dieses
Wort entleggen. S. Erledigen.
Entleeren (W3) [Adelung]
* Entleeren, verb. reg. act. leer machen, ein ungewöhnliches Wort,
welches bey dem Logau vorkommt; Andre füllen, sich entleeren.
Entlegen (W3) [Adelung]
* Entlegen, verb. reg. recipr. welches nur im Oberdeutschen für sich
entbrechen, umhin können, üblich ist. Wir haben uns also nicht
entlegen können u. s. f.
Entlegen (W3) [Adelung]
Entlegen, -er, -ste, adj. et adv. welches eigentlich das Participium
des ungewöhnlichen Zeitwortes entliegen ist, und in der anständigern
Schreibart für abgelegen, enfernt, von Dingen gebraucht wird, denen
man ein Liegen zuschreiben kann. Der Ort ist zehn Meilen von hier
entlegen. Noch häufiger; für - weit abgelegen. Ein entlegener Ort. Der
Acker ist mir zu weit entlegen. Daher die Entlegenheit, plur. inus.
die Entfernung liegender Dinge, dem Raume nach. Die Entlegenheit eines
Ortes, eines Gartens, eines Ackers.
Entlehnen (W3) [Adelung]
Entlehnen, verb. reg. act. von jemanden lehnen, d. i. als ein
Darlehen nehmen, in der anständigern Sprechart, für das niedrigere
borgen. Er hat es von mir entlehnt. Mir entlehnten Kleidern prangen.
Wenn jemand von seinem Nächsten entlehnet, 2 Mos. 22, 14. Lasset uns
Geld entlehnen auf Zins, Nehem. 5, 4. Ich will von der Vernunft Geduld
und Trost entlehnen, Cron. Daher die Entlehnung, und der Entlehner,
Fämin. die Entlehnerinn; im Gegensatze des Leihers. Entlehnen findet
sich schon im Schwabenspiegel Kap. 13. S. Lehnen und Entleihen.
Entleiben (W3) [Adelung]
Entleiben, verb. reg. act. des Leibes, d. i. des Lebens
widerrechtlich berauben, tödten; ein Wort, welches ein gemilderter
Ausdruck anstatt des härtern ermorden, umbringen ist. Der Entleibete,
der Ermordete. Sich selbst entleiben. Am häufigsten gebraucht man es
von der Tödtung seines Gegners in einem Zweykampfe. Jemanden
entleiben, ihn in einem Duelle tödten. Daher die Entleibung. S.
Ableben und Leib.
Entleihen (W3) [Adelung]
Entleihen, verb. irreg. act. ( S. Leiben,) welches mit entlehnen
einerley Bedeutung hat, aber im Oberdeutschen am üblichsten ist. Etwas
von einem entleihen. Zu seinem (des Wiesen) Wesen wird vom Zufall
nichts entliehen, Haged. Auf eben die Art kommt intlihan schon bey dem
Notker und Tatian vor, die es aber auch für leihen, als ein Darlehn
geben, gebrauchen. S. Leihen.
Entlocken (W3) [Adelung]
Entlocken, verb. reg. act. 1) Heraus locken, ablocken, figürlich, und
in der dichterischen Schreibart. Des Mitleids edle Thräne, entlockt
aus Männer Augen, trieft nieder, Dusch. Ihr, die ihr den Augen
Oftmahls Thränen entlockt, Zachar. 2) Weglocken, gleichfalls in der
höhern Schreibart. Einem seine Leser entlocken.
Entmannen (W3) [Adelung]
Entmannen, verb. reg. act. der Mannheit berauben, von Menschen; ein
anständiger Ausdruck für das niedrigere castriren. Jemanden entmannen.
Daher die Entmannung.
Entmasten (W3) [Adelung]
Entmasten, verb. reg. act. in der Seefahrt, des Mastbaumes berauben.
Ein Schiff entmasten, den Mastbaum abschießen, abkappen u. s. f. Daher
die Entmastung.
Entnebeln (W3) [Adelung]
Entnebeln, verb. reg. act. von dem Nebel befreyen, in der
dichterischen Schreibart. Hohe durchsichtige Walder entnebeln ihr
Antlitz und glänzen, Klopst. Der entnebelte Strand des ruhig
schweigenden Weltmeers, Zachar.
Entnehmen (W3) [Adelung]
Entnehmen, verb. irreg. act. ( S. Nehmen,) welches im Oberdeutschen
für wegnehmen, entziehen, üblich ist, aber auch in einigen
Hochdeutschen Kanzelleyen gebraucht wird. 1. Eigentlich. Einem etwas
entnehmen, es ihm entziehen, benehmen. Ach Fürst, ich bin verschenkt,
und bin mir selbst entnommen, Hofmannsw. Auch die Hochdeutschen
Kaufleute pflegen ihren Vorschuß auf ihren Freund zu entnehmen, wenn
sie solchen Vorschuß auf ihn trassiren. 2. Figürlich. 1) Von etwas
befreyen. Jemanden der Gefahr, der Strafe entnehmen. 2) Geld von
jemanden entnehmen, es von ihm entlehnen. 3) Abnehmen, verstehen,
ersehen, vernehmen. Wie uns daraus zu entnehmen gewesen. In allen
diesen Bedeutungen kommt es im Hochdeutschen nur selten vor.
Entnerven (W3) [Adelung]
Entnerven, verb. reg. act. der Nerven, d. i. Kräfte berauben,
schwächen, entkräften, in der höhern Schreibart. So auch die
Entnervung.
Entohnigen (W3) [Adelung]
* Entohnigen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen veraltet ist,
einer Sache entschlagen, berauben, mit der zweyten Endung der Sache.
Sich einer Sache entohnigen; sie von sich schaffen. Eines Dinges
entohniget seyn, desselben beraubet seyn, dessen ermangeln.
Anm. Dieses
Wort ist das Intensivum, von dem alten entahnen, berauben. Der winter
hat mich entanet miner sinne, Walther von Tiufen. Enie bedeutete
ehedem auch beraubt, so wie anen im Niedersächsischen ermangeln, und
anig, onich, bey dem Willeram, arm, beraubt. S. Ohne, zu dessen
Familie alle diese Wörter gehören. Einer Sache anig werden können, ist
noch im Niedersächsischen derselben entehren, ermangeln können.
Entpurpern (W3) [Adelung]
Entpurpern, verb. reg. act. der Purpurfarbe, ingleichen des Purpurs
als eines Zeichens der höchsten Würde berauben, in der höhern
Schreibart.
Entrasen (W3) [Adelung]
Entrasen, verb. reg. act. des Rasens berauben, auch im gemeinen
Leben. Einen wilden Boden entrasen, den Rasen abstechen, ihn
abschälen.
Entrathen (W3) [Adelung]
Entrathen, verb. irreg. neutr. welches nur im Infinitiv für entbehren
üblich ist, und mir der zweyten Endung der Sache, im Hochdeutschen
auch wohl mit der vierten Endung gebrauchen wird. Wir können euer
schon entrathen. Einer Sache entrathen müssen. Ich kann es entrathen.
Wenn daß der Sonne Licht soll entrathen, Opitz.
Anm. Dieses Wort ist
der Gegensatz von berathen, welches ehedem auch geben, verleihen,
bedeutete, und bey dem Kero, wo es schon untraatan lautet, auch
active, für entziehen, entnehmen, vorkommt. S. Gerade und Rathen. Im
Oberdeutschen ist für entrathen auch gerathen üblich.
Enträthseln (W3) [Adelung]
Enträthseln, verb. reg. act. ein Räthsel auflösen, ingleichen in
weiterer Bedeutung, vor der Dunkelheit befreyen, klar und deutlich
machen, in der höhern Schreibart. Selbst des Kometen Reise enträthselt
sie (die Sternkunde,) durch Zahlen, Dusch.
Entreißen (W3) [Adelung]
Entreißen, verb. irreg. ( S. Reisen,) welches in doppelter Gestalt
üblich ist. 1) * Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, für
ausreißen, flüchtig werden. Der Gefangene ist entrissen. Der Bär
entreißt. Die Geduld ist ihm entrissen, ist ihm ausgerissen. Des
großen Carlens Knecht ist die Geduld entrissen, Hofmannsw. In dieser
Bedeutung ist es im Hochdeutschen, nicht aber im Oberdeutschen
veraltet. 2) Als ein Activum, wegreißen, in der
anständigern Schreibart, mit Gewalt entziehen. Dem Wolfe ein Lamm
entreißen. Er hat mir das Lob entrissen, welches mir gebührete.
Jemanden dem Tode, der Gefahr entreißen. Die Augenblicke, welche die
Natur dem Grame entriß, um sie dem Schlummer zu widmen, wurden durch
fürchterliche Träume geschreckt. Keines Engels Arm kann mich dem Grabe
entreißen.
Entreiten (W3) [Adelung]
Entreiten, verb. irreg. neutr. ( S. Reiten,) mit seyn, davon reiten,
ingleichen durch Reiten entkommen, in der edlern Schreibart. Dem
Feinde entreiten.
Entrichten (W3) [Adelung]
Entrichten, verb. reg. act. was man zu geben schuldig ist, geben.
Seine Schulden entrichten, sie bezahlen. Ich habe die Summe bereits
entrichtet. So auch die Entrichtung.
Anm. Schon das einfache richten
wurde ehedem häufig für bezahlen gebraucht, welche Bedeutung auch das
Nieders. wederrichten hat. Ent druckt hier den terminum a quo aus,
oder verstärket bloß die Bedeutung. Bey dem Pictorius bedeutet
entrichten, entrüsten, zornig machen, irritare, bey andern alten
Schriftstellern aber ist eine Fehde entrichten, so viel als sie
schlichten; endigen.
Entriegeln (W3) [Adelung]
Entriegeln, verb. reg. act. aufriegeln, in der höhern Schreibart. So
auch die Entriegelung.
Entrinnen (W3) [Adelung]
Entrinnen, verb. irreg. neutr. ( S. Rinnen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, und in der anständigern Schreibart für das niedrigere
entlaufen gebraucht wird. Aus der Schlacht entrinnen. Du wirst seinen
Händen nicht entrinnen. Er ist dem Schwerte entronnen. Der Gefahr,
einem Unglücke entrinnen. Schon bey dem Notker lautet dieses Zeitwort
indrinnen, und in dem alten Gedichte auf den heil. Anno intrinnen.
Entrollen (W3) [Adelung]
Entrollen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, wegrollen,
hinab rollen. Wenn eitler Hitze voll mir Thränen oft entrollten, Cron.
Entrücken (W3) [Adelung]
Entrücken, verb. reg. act. von etwas hinweg rücken, doch nur
figürlich, und in der höhern Schreibart, besonders der Oberdeutschen.
Das Kind ward entrückt zu Gott, Offenb. 12, 5. Kann dich kein
schneller Tod der Welt noch heut entrücken? Gell. Im Oberdeutschen
entrücket man auch einem etwas, wenn man es ihm entwendet.
Entrunzeln (W3) [Adelung]
Entrunzeln, verb. reg. act. der Runzeln berauben, in der
dichterischen Schreibart. Ein Blick entrunzelt sein Gesicht, Uz.
Entrüsten (W3) [Adelung]
Entrüsten, verb. reg. act. zornig machen, zum Zorne reitzen. Sie
erzürnten ihn gar oft in der Wüsten, und entrüsteten ihn in der
Einöde, Ps. 78, 40. Ein Volk das mich entrüstet, Ps. 65, 3. Ingleichen
als ein Reciprocum, sich entrüsten, zornig werden.
Anm. In dem gemeinen
Sprachgebrauche der Hochdeutschen ist dieses Wort veraltet. Ent
scheinet hier die Bedeutung des Anfanges zu haben, wie in entzünden,
entbrennen und andern, so daß entrüsten so viel ist als in die
Rüstung, in den Harnisch bringen, ( S. Rüsten,) wenn es anders nicht
nach dem Lat. irritare gebildet ist. Das vorhin gedachte entrichten
des Pictorius, irritare, scheinet gleichfalls hierher zu gehören.
Entsagen (W3) [Adelung]
Entsagen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, sich einer
Person oder Sache völlig begeben, für das niedrigere absagen, mit der
dritten Endung der Sache. Einem Anspruche, einer Forderung, einem
Eigenthume, einem Vorsatze entsagen. Seinen Lastern entsagen. Einer
Person entsagen, sich von aller Gemeinschaft mit ihr, von allen
Ansprüchen auf dieselbe los sagen. Entsagest du dem Teufel? in der
Tauf-Formel. Da-her die Entsagung. Wolt ich mich der entsagen, Rudolf
von Niuwenburg.
Anm. Statt dieses Zeitwortes war ehedem von des Kero
Zeiten an forsahhan, versagen, im Angels. forsecgan, im Engl. forsake,
im Nieders. versäken, im Schwed. försaka üblich. Doch kommt aetsacan,
andsacan, onsakan in dieser Bedeutung schon im Angels. vor. Veraltete
oder doch im Hochdeutschen ungewöhnliche Arten des Gebrauches des
Zeitwortes entsagen sind: 1) Nicht annehmen wollen, verwerfen,
ausschlagen, mit der vierten Endung der Sache, im Nieders. Den Bürgen
entsagen, ihn verwerfen. 2) Etwas entsagen, es verreden, geloben, es
nie wieder zu thun, im Oberdeutschen. 3) Drohen, welche Bedeutung das
Schwed. undsaega hat. 4) Entschuldigen, in welchem Verstande intsagen
bey dem Notker vorkommt, nach dem Muster des Lat. excusare, von Sage,
Sache, causa. 5) Verbiethen, untersagen. Einem das Wasser entsagen. Im
Oberdeutschen.
Entsatz (W3) [Adelung]
Der Entsatz, des -es, plur. inus. 1) Die Handlung des Entsetzens, d.
i. der Befreyung von einer Belagerung. Einer Stadt zum Entsatze
kommen. Den Entsatz eines Ortes vornehmen. Sich zum Entsatze rüsten.
2) Truppen, die einem belagerten Orte zum Entsatze kommen. Der
belagerten Stadt einen Entsatz zuschicken. Der Feind konnte keinen
Entsatz haben. Die Belagerten hoffeten vergeblich auf den Entsatz. S.
Entsetzen.
Entsceptern (W3) [Adelung]
* Entsceptern, verb. reg. act. des Scepters, d. i. der Regierung
berauben, von dem Throne stoßen; ein ungewöhnliches Zeitwort, welches
Ein Mahl bey dem Opitz vorkommt.
Entschädigen (W3) [Adelung]
Entschädigen, verb. reg. act. einen erlittenen Schaden ersetzen.
Einen entschädigen. Wir sind völlig entschädiget worden. Daher die
Entschädigung, nicht nur von der Handlung des Entschädigens, sondern
auch von demjenigen, wodurch ein erlittener Schade ersetzet wird. Im
mittlern Lateine dedamnificare.
Entscheiden (W3) [Adelung]
Entscheiden, verb. irreg. act. S. Scheiden. 1) * Unterscheiden. Das
Böse von dem Guten unterscheiden. Im Oberdeutschen. 2) * Für das
einfache scheiden, trennen, auch nur im Oberdeutschen. Sich von
jemanden entscheiden. Weit von einander entschieden leben. Mich
enscheide ein uuib von dirre klage, Reinmar der Alte. 3) In einer
zweifelhaften oder streitigen Sache ein Urtheil fällen. Eine
zweifelhafte Frage entscheiden. Einen Streit entscheiden. Die Sache
ist längst entschieden. Eine entscheidende Antwort, bey welcher kein
Zweifel mehr Statt findet. Nur mit der vierten Endung der Person, wie
Opitz dieses Wort gebraucht, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich: Er
wird die Völker um und an, Wie recht und billig ist, entscheiden, Ps.
96. d. i. richten. Wohl aber gebraucht man es in der edlen Schreibart
figürlich. Dieser Tag entscheidet mein Unglück auf immer, gibt
demselben den Ausschlag, macht, oder überzeuget mich, daß mein Unglück
unvermeidlich ist. Ingleichen als ein Reciprocum, sich über etwas
entscheiden, einen festen Schluß über etwas fassen. Er hat sich über
die meisten Dinge schon viel zu früh entschieden, als daß u. s. f.
Less. Daher die Entscheidung, in dem engern Gebrauche der dritten
Bedeutung. Ingleichen der Entscheidungsgrund, der Grund, welcher eine
zweifelhafte Sache entscheidet, oder beweiset, welchem unter zweyen
Zweifelsgründen der Vorzug gebühre.
Entschlafen (W3) [Adelung]
Entschlafen, verb. irreg. neutr. ( S. Schlafen,) welches das
Hülfswort seyn erfordert, in den Schlaf gerathen, in der edlern
Schreibart, für das niedrigere einschlafen. Er ist bereits ent-
schlafen. Da ließ Gott einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen,
und er entschlief, 1 Mos. 2, 21. Und da sie schifften, entschlief er, Luc. 8, 23. Figürlich auch, eines sanften Todes sterben. Der Kranke
ist bereits entschlafen. David entschlief mit seinen Vätern, 1 Kön. 2,
10.
Anm. Bey dem Notker und Tatian inslafan und intslafan, im mittlern
Lat. addormire.
Entschlagen (W3) [Adelung]
Entschlagen, verb. irreg. act. ( S. Schlagen,) welches nur als ein
Reciprocum mit der zweyten Endung der Sache gebraucht wird. Sie wurden
ihrer Haft entschlagen, davon befreyet. Sich der Sorgen entschlagen,
sich von ihnen befreyen, los machen. Sich der Geschäfte entschlagen,
die Geschäfte vermeiden, sich von denselben los machen. Der
ungeistlichen Fabeln entschlage dich, 1 Tim. 4, 7. Sich einer Person,
einer Gesellschaft entschlagen, sie meiden. Ich will mich seiner ewig
entschlagen. S. Schlagen.
Entschleichen (W3) [Adelung]
Entschleichen, verb. irreg. neutr. ( S. Schleichen,) welches das
Hülfswort seyn bekommt, davon schleichen, wegschleichen, in der höhern
Schreibart. Sucht jüngre Buhler auf, mit denen sie entschleicht,
Haged.
Entschleyern (W3) [Adelung]
Entschleyern, verb. reg. act. von dem Schleyer befreyen, in der
höhern Schreibart. Figürlich, was dunkel war, klar und deutlich
machen. Die Zukunft entschleyern.
Entschließen (W3) [Adelung]
Entschließen, verb. irreg. act. S. Schließen. 1) Für aufschließen,
doch nur im Oberdeutschen. Das Schloß, die Thür entschließen. Einen
Brief entschließen, d. i. entsiegeln. Dieser entschloß die Lippen vor
mir mit ernstlichen Worten, Noah. Min herze dir entsliessen, Winsb.
Wenn sich die Wolken entschließen in regen, Buch der Natur 1482, d. i.
auflösen. Von dem Frost entschließen sich Dünst in süsse feuchtin,
ebend. 2) Sich entschließen, nach vorher gegangener Überlegung einen
Vorsatz fassen, beschließen. Endlich hat er sich entschlossen. Ich
kann mich noch nicht entschließen, ich habe noch Gegengründe, die mich
keinen festen Vorsatz fassen lassen. Sich nach guter Freunde Rath
entschließen. Sich zu etwas entschließen. Ich habe mich sehr ungern zu
dieser Reise entschlossen. Entschlossen seyn, sich entschlossen haben.
Ich bin entschlossen, eher alles zu leiden. Ich bin entschlossen, eine
weite Reise vorzunehmen. Zuweilen druckt dieses Mittelwort auch die
Fertigkeit aus, sich in allen Fällen geschwinde zu entschließen. Ein
entschlossener Mensch. Der active Gebrauch etwas entschließen, für
beschließen, ist zwar im Oberdeutschen, nicht aber im Hochdeutschen
üblich. Daher die Entschließung, so wohl von der Handlung des
Entschließens, als auch von dem gefaßten Vorsatze selbst. S. auch
Entschluß.
Entschlossenheit (W3) [Adelung]
Die Entschlossenheit, plur. inus. die Fertigkeit, sich in allen
Fällen bald und fest zu entschließen. Ein Mensch von vieler
Entschlossenheit. Auch der Zustand, da man in einzelnen Fällen
entschlossen ist. Er starb mit vieler Entschlossenheit.
Entschlummern (W3) [Adelung]
Entschlummern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, in einen
Schlummer gerathen, in der edlern Schreibart, für einschlummern. Der
Kranke ist entschlummert.
Entschlüpfen (W3) [Adelung]
Entschlüpfen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
wegschlüpfen, eigentlich von Dingen, die eine sehr glatte Oberfläche
haben. Der Aal entschlüpft dem, der ihn halten will. Figürlich auch
von andern Dingen. Und Seufzerchen, wie Liebesgötter, entschlüpfen
ihr, Wiel. Die kurzen Sommernächte entschlüpfen leicht, ebend. Bey dem
Ottfried intslupfan.
Entschluß (W3) [Adelung]
Der Entschluß, des -sses, plur. die -schlüsse, von dem Zeitworte
entschließen, der Vorsatz, der nach vorher gegangener Überlegung
gefasset worden. Einen Entschluß fassen. Seinen Entschluß ändern,
fahren lassen. Bey seinem Entschlusse bleiben, im Oberdeutschen, des
festen Entschlusses bleiben. Er kann zu keinem Entschlusse kommen,
kann sich nicht entschließen.
Entschmeicheln (W3) [Adelung]
Entschmeicheln, verb. reg. act. durch Schmeicheley entziehen, bey den
neuern Dichtern. Entschmeichelt euch dem nahen Rachen, Haged.
Entschuldigen (W3) [Adelung]
Entschuldigen, verb. reg. act. 1) Von aller Schuld befreyen, frey
sprechen, doch nur in einigen figürlichen Ausdrücken. Das
entschuldiget seinen Fehler. Doch sind sie damit nicht entschuldigt,
Weish. 13, 8. Und doch keine Sache vorhanden ist, damit wir uns
solcher Aufruhr entschuldigen möchten, Apostelg. 19, 40; welche
Wortfügung mit der zweyten Endung der Sache doch bloß Oberdeutsch ist,
und schon in dem Schwabensp. vorkommt. 2) Von aller Schuld zu befreyen
suchen, Gründe anführen, warum man nicht für schuldig gehalten seyn
will. Entschuldige seine Thorheit nicht, Sir. 30, 11. Da trat Lysis
öffentlich auf, und entschuldigte den König, 2 Macc. 13, 26.
Besonders, Gründe anführen, warum man jemanden nicht Folge leisten,
seine Einladung nicht annehmen kann u. s. f. Die Geladenen fingen an,
sich zu entschuldigen, Luc. 14, 18. Sich mit der Krankheit, mit seinen
Geschäften entschuldigen. Sich entschuldigen lassen. Daher die
Entschuldigung, plur. die -en, so wohl von der Handlung des
Entschuldigens, ohne Plural, als auch von den angeführten Gründen
selbst. Etwas zu seiner Entschuldigung vorbringen. Eines
Entschuldigung annehmen. Es fehlet ihm nie an Entschuldigungen. Leere,
ungegründete Entschuldigungen.
Anm. Dieses Zeitwort ist das Frequent.
des noch im Oberdeutschen üblichen Zeitwortes entschulden. Die Alten
hatten statt desselben andere ähnliche Ausdrücke. So kommt bey dem
Kero antrahchon, bey dem Ottfried intzellen, bey dem Hornegk entsagen,
bey andern ursagen, im Nieders. entreden, vor, welche insgesammt nach
dem Lat. excusare gebildet sind.
Entschütten (W3) [Adelung]
* Entschütten, verb. reg. act. welches nur im Oberdeutschen üblich
ist. 1) Für beschützen. Der sy schirmet und endtschüttet, und vor
allem gewalt errettet, Theuerd. In engerer Bedeutung, für entsetzen.
Die belägerte Stadt entschütten, Bluntschli. 2) Für entladen,
befreyen. Sich der Furcht entschütten. Einen andern seines Kummers
entschütten. Ich will mich des Handels entschütten. Sich eines
Verdachtes entschütten. 3) Für entbrechen. Wir können uns um so
weniger entschütten u. s. f. S. Schütten und Schützen.
Entschwellen (W3) [Adelung]
Entschwellen, verb. irreg. neutr. ( S. Schwellen,) mit dem Hülfsworte
seyn, anschwellen und entzogen werden, in der dichterischen
Schreibart. Dem Ufer entschwollen die Ströme, Kleist, die
angeschwollenen Ströme überschritten das Ufer.
Entschwinden (W3) [Adelung]
Entschwinden, verb. irreg. neutr. ( S. Schwinden,) mit dem Hülfsworte
seyn, ein ungewöhnliches Zeitwort für verschwinden. Bis langsam sie
dem wachen Aug' entschwand, Schleg.
Entschwingen (W3) [Adelung]
Entschwingen, verb. irreg. recipr. ( S. Schwingen,) sich von etwas
schwingen, in der dichterischen Schreibart. Mein Geist soll sich dem
Tand der Erde kühn entschwingen, Kleist.
Entseelen (W3) [Adelung]
Entseelen, verb. reg. act. der Seele, d. i. des Lebens berauben, von
welchem aber nur das Mittelwort entseelt, in der anständi-
gern Schreibart, für todt üblich ist. Der entseelte Leichnam, der
todte Körper.
Entsehen (W3) [Adelung]
Entsehen, verb. irreg. recipr. ( S. Sehen,) sich scheuen, sich
entblöden. Er entsahe sich nicht, mir Unwahrheiten vorzusagen.
Entstehest du dich nicht, vor mir zu erscheinen?Anm. Im Nieders. sik
entseen, im Holl. ontzien, Nieders. Entsag, und Holl. Ontzag, die
Scham, der Scheu. Sehen scheinet in dieser Zusammensetzung nicht das
Activum videre, sondern das Neutrum scheinen zu seyn. Sich entsehen
würde also eigentlich bedeuten, seine Gesichtsfarbe verändern, sich
entblöden. Ehedem bedeutete dieses Wort auch gewahr werden, sehen;
ingleichen ersehen, nach einer nicht seltenen Verwechselung des ent
und er. Also ward ich von grosser libe entsehen Von der besten u. s.
f. Heinr. v. Morunge.
Entsetzen (W3) [Adelung]
Entsetzen, verb. reg. act. welches noch in einer dreyfachen Bedeutung
üblich ist. 1) Von einem Amte setzen, eines Amtes berauben, mit der
zweyten Endung der Sache und der Voraussetzung eines begangenen
Fehlers. Jemanden seines Dienstes, seines Amtes entsetzen, in der
anständigen Schreib- und Sprechart, für das niedrigere absetzen. Der
Hofmarschall, der Bürgermeister ist entsetzet, oder seiner Würde
entsetzet worden. Entsetzen und absetzen sind in diesem Verstande bloß
in der Würde, nicht aber in der Bedeutung verschieden, daher sich
dieses Wort von bloßen Ehren und Würden im Hochdeutschen so wenig
gebrauchen lässet als absetzen. So auch die Entsetzung. In dieser
Bedeutung kommt intsezzan schon bey dem Kero und Notker, im mittlern
Latein aber depossidere vor. 2) Einen belagerten Ort durch Anrückung
mit einem Corps Truppen von der Belagerung befreyen, die Belagerer zu
Aufhebung der Belagerung zwingen. Eine Stadt entsetzen. Das Hauptwort,
welches zu dieser Bedeutung des Zeitwortes gehöret, ist Entsatz.
Ehedem war dieses Wort von einem weitern Umfange der Bedeutung, weil
man auch einen Gefangenen entsetzte, wenn man ihn aus dem Gefängnisse
befreyete. Ja es muß sogar helfen überhaupt bedeutet haben, weil es
noch bey dem Opitz heißt: Wir Menschen leben drum, einander zu
entsetzen. S. auch Entschütten, welches im Oberdeutschen für entsetzen
üblich ist. 3) Einen mit Erstaunen verbundenen hohen Grad des
plötzlichen Schreckens, oder Abscheues über ein gegenwärtiges Übel
empfinden, als ein Reciprocum. Sich entsetzen. Sich vor, oder über
eine Sache entsetzen. Sich vor der Gefahr, vor dem Tode, über eines
Anblick entsetzen. Die Oberdeutsche Wortfügung mit der zweyten Endung
der Sache, sie werden erschrecken und sich entsetzen deines
plötzlichen Falles, Ezech. 26, 16, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.
Das Hauptwort für diese Bedeutung ist das Entsetzen. Ich kann es ohne
Entsetzen nicht ansehen. Dieses Wort scheinet eigentlich von etwas weg
setzen, d. i. springen, zu bedeuten, welches oft die Wirkung eines
großen Schreckens zu seyn pfleget; zumahl da in Fausts Lüneburg.
Chron. enschupfet werden so viel ist als sich entsetzen. In der
Deutschen Bibel kommt dieses Wort noch in der veralteten irregulären
Conjugation vor, ich entsatzte mich, S. Setzen. Schon seit dem neunten
Jahrhunderte findet sich intsetzen, etsetzen und antsazzan in der
Bedeutung eines großen Schreckens. Allein man gebrauchte es theils
active mit der vierten Endung der Sache, etwas entsetzen, für vor
demselben, theils war es auch in weiterer Bedeutung für fürchten,
Ehrfurcht gegen etwas hegen, zürnen, üblich, in welchen sämmtlichen
Bedeutungen auch entsitzen ge-braucht wurde. Das wir dehaine geste
nimmer mer entsitzen, Stryker.
Entsetzlich (W3) [Adelung]
Entsetzlich, -er, -ste, adj. et adv. Entsetzen verursachend. Eine
entsetzliche Geschichte, ein entsetzliches Getöse, ein entsetzliches
Geschrey, ein entsetzlicher Anblick. Entsetzlich schreyen, fluchen.
Daher die Entsetzlichkeit, plur. inus. Die Alten bildeten dieses
Beywort vermittelst der Endsylbe ig, antsazig, terribilis, Notker.
Entsiegeln (W3) [Adelung]
Entsiegeln, verb. reg. act. aufsiegeln, in der höhern Schreibart.
Einen Brief entsiegeln. Ingleichen figürlich. Der Bach, den Eis
verschloß und Sonn' und West entsiegeln, Haged.
Entsinken (W3) [Adelung]
Entsinken, verb. irreg. neutr. ( S. Sinken,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, von etwas wegsinken, in der edlern Schreibart. Welchem Baum entsinkt dann das sterbende Laub auf mein ruhiges Grab? Geßn.
Alle Kraft entsinket mir, Opitz. Da entsank dein Hirtenstab der
zitternden Hand, Geßn.
Entsinnen (W3) [Adelung]
Entsinnen, verb. irreg. act. S. Besinnen. 1) * Der Sinne berauben;
eine nur bey einigen Oberdeutschen Dichtern übliche Bedeutung, in
welcher das Zeitwort zugleich regulär abgewandelt wird. Ein entsinnter
Körper, ein entseelter. 2) Sich erinnern, als ein Reciprocum, mit der
zweyten Endung der Sache. Wo ich mich recht entsinne, so hat u. s. f.
Man kann sich eines solchen Wetters nicht entsinnen. Ich kann mich
dessen nicht entsinnen. Ich entsinne mich nicht, daß ich es gehöret
hätte. S. Besinnen und Sinnen.
Entspinnen (W3) [Adelung]
Entspinnen, verb. irreg. act. ( S. Spinnen,) hervor bringen, in
gehässigem Verstande, für das unedlere anspinnen. Einen Krieg
entspinnen. Und in der Eintracht Schooß Unfrieden zu entspinnen,
Schleg. Wir brachten seinem Groll von einer Meuterey, Die Mustapha
entspönn, den ersten Funken bey, Weiße. Ingleichen als ein Reciprocum,
sich entspinnen, hervor gebracht werden, nach und nach entstehen.
Daraus wird sich nichts Gutes entspinnen. Es hat sich ein großer
Streit entsponnen. Daraus entspann sich ein Prozeß. Das hat sich alles
von euch entsponnen. S. Anspinnen und Spinnen.
Entsprechen (W3) [Adelung]
Entsprechen, verb. irreg. neutr. ( S. Sprechen,) welches das
Hülfswort haben erfordert. 1) * Läugnen, eine im Hochdeutschen
unbekannte, im Oberdeutschen aber in einigen Gegenden noch übliche
Bedeutung. Etwas entsprechen. 2) Antworten, mit der dritten Endung der
Sache. Auch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen unbekannt, doch kommt
sie in Wurstisens Baseler Chronik vor. Figürlich wird es nach dem
Muster des Latein. respondere, nach welchem es auch in der Bedeutung
des Antwortens gebildet ist, im Oberdeutschen für überein kommen,
gleich, gemäß seyn, gebraucht; im Gegensatze des widersprechen. Die
Getät und der Nom sollen einander entsprechen, Kaisersberg. Diese
Landgegene und des Dorfs Name entsprechen dem Wörtlein Kentbratien,
Bluntschli. Neuere Schriftsteller haben diese Bedeutung im
Hochdeutschen gangbar gemacht. Die Übersetzung entspricht dem
Originale. Der Titel des Buches entspricht dessen Inhalte gar nicht.
Entsprießen (W3) [Adelung]
Entsprießen, verb. irreg. neutr. ( S. Sprießen,) mit dem Hülfsworte
seyn, hervor sprießen, eigentlich von Gewächsen, in der höhern
Schreibart. Er, unter dessen Tritt ein Lorberwald ent-
sproß, Weiße. Figürlich auch von andern Dingen. Die Wahrheit wird hier
entsprießen weit und breit, Opitz. Das Böse so entsprießet, Wie
frisches Gras beginnt, ebend. Ps. 92. Aus dem Hochmuthe entsprießen
viele andere Laster. Aus königlichem Geblüte, von Fürsten, von
geringen Ältern entsprossen. Bey dem Jeroschin lautet dieses Zeitwort
yntspruistn.
Entspringen (W3) [Adelung]
Entspringen, verb. irreg. neutr. ( S. Springen,) welches das
Hülfswort seyn erfordert. 1) Davon springen. Aus dem Kloster springen.
Der Gefangene ist der Wache entsprungen. Er ist entsprungen wie ein
Reh aus dem Netz, Sir. 27, 22. 2) Hervor kommen, entstehen, eigentlich
von Bächen und Quellen. Hier entspringt eine Quelle, dort ein Bach.
Sin (des Winters) betwingen Lat nich bluomen entspringen, Graf Kraft
von Toggenburg. Die bluomen entspringent an der heide, Heinr. v.
Veldig. Figürlich auch von andern Dingen. Von Helden entsprungen. Die
Langeweile entspringt aus der Unthätigkeit der Seele. Daraus wird viel
Unglück entspringen. Der reciproke Gebrauch sich entspringen, für
entspinnen, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Sinds nicht die Engel
schöner Art, um die sich viele Krieg entspringen? Günth.
Entstammen (W3) [Adelung]
Entstammen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, welches von
einigen neuern Dichtern für herstammen, abstammen, gebraucht worden.
Entstecken (W3) [Adelung]
* Entstecken, verb. reg. act. welches nur bey einigen Oberdeutschen
Dichtern für anzünden, entzünden, oder das niedrigere anstecken
vorkommt. Wird dich der Geist des Himmels nur entzünden, Der jede
fromme Seele entsteckt, Gryph. O süße Liebesflammen, Entsteckt mit
Brunst mein in dem Frost begrabnes Herz, ebend. Das Nieders.
entsticken ist ein Neutrum, und bedeutet sich entzünden.
Entstehen (W3) [Adelung]
Entstehen, verb. irreg. neutr. ( S. Stehen,) welches auf gedoppelte
Art gebraucht wird. 1) Mit dem Hülfsworte seyn, seinen Anfang nehmen,
in welchem Verstande es ein sehr allgemeiner Ausdruck ist, den Anfang
des Daseyns einer jeden Sache auszudrucken, wenn Dinge zusammen
kommen, wie sie vorher nicht beysammen waren. Es entstehet ein
Gewitter. Die Wolken entstehen aus Dünsten. Es entstand eine heftige
Feuersbrunst. Es entstand ein Gelächter, ein Geschrey, ein heftiger
Wind. Daraus entstehet die Faulheit. Aus einem Irrthume entstehen
viele andere. Daraus kann eine gefährliche Krankheit, ein großer
Schaden, vieler Nutzen entstehen. Der daraus entstandene Schaden.
Daher das Entstehen, denn die Entstehung ist in dieser Bedeutung nur
in den Zusammensetzungen Entstehungsart, u. s. f. üblich. Stehen hat
in dieser Zusammensetzung die allgemeinste Bedeutung des Seyns, ent
aber des Anfanges. 2) Mit dem Hülfsworte haben, mangeln, fehlen, mit
der dritten Endung der Person. Das kann mir nicht entstehen. Was
entstehet dir? Ich werde dir mit meinem Rathe nicht entstehen. In
Entstehung des Rathes. Herr, meine Pflicht kann niemahls dir
entstehen, Schleg. Im Hochdeutschen kommt es in dieser Bedeutung nur
selten, und größten Theils nur im Infinitive vor; im Oberdeutschen ist
es von einem größern Gebrauche. Das Glück hat allen entstanden. Es
entstehet den Vätern an Hülfe. Ent hat hier die Bedeutung der
Entfernung und figürlich der Beraubung. Mich duhte der sommer wolt
entstan, Ulrich von Guotenberg, d. i. aufhören. Man sagte ehedem auch,
sich einer Sache entstehen, sich derselben begeben, entschlagen. Sie
entstat so mengereren sich, der von Gliers. Notker gebraucht für
entstehen, fehlen, entweren, entwerden, welches noch jetzt in
Niedersachsen üblich ist.
Entsteigen (W3) [Adelung]
Entsteigen, verb. irreg. neutr. ( S. Steigen,) mit dem Hülfsworte
seyn, von etwas wegsteigen, in der dichterischen Schreibart. So wie
sie dem Meer entstieg, Gleim. Blumen, die der offnen Erd' entsteigen,
Raml.
Entstellen (W3) [Adelung]
Entstellen, verb. reg. act. die Gestalt eines Dinges verderben, eine
andere nachtheilige Gestalt ertheilen, in der anständigern Schreib-
und Sprechart für die gemeinern verstellen und verunstalten. Die Liebe
hat sie am Leibe und Gemüthe entstellt. Gell. So auch die Entstellung.
Einstürzen (W3) [Adelung]
Einstürzen, verb. reg. neutr. mit seyn, von etwas wegstürzen, in der
dichterischen Schreibart.
Entsündigen (W3) [Adelung]
Entsündigen, verb. reg. act. in der Sprache der Gottesgelehrten, von
der Schuld und Strafe der Sünde befreyen. Entsündige mich mit Isopen,
daß ich rein werde, Ps. 51, 9. Und sollt den Altar entsündigen, wenn
du ihn versöhnest, 2 Mos. 29, 36. Wer - einen todten Menschen
anrühret, - der soll sich entsündigen, 4 Mos. 29, 11. Den irdischen
Trieb der Lüsternheit Entsündigte des Ehstands Schuldigkeit, Haged.
Daher die Entsündigung.
Entthronen (W3) [Adelung]
Entthronen, verb. reg. act. von dem Throne stoßen, in der
dichterischen Schreibart; bey dem Opitz entthrönen. Daher die
Entthronung.
Entübrigen (W3) [Adelung]
Entübrigen, verb. reg. act. 1) Übrig behalten; für das bessere
erübrigen. Jährlich etwas von seinen Einkünften entübrigen. Ich
entübrige nichts. 2) Mit einer unangenehmen Sache verschonen; nur im
Participio, mit dem Zeitworte seyn und der zweyten Endung der Sache.
Ich hätte dieser Arbeit entübriget seyn können, hätte dieselbe
ersparen können, sie nicht verrichten dürfen. Ich kann dessen nicht
entübriget seyn, kann dessen nicht überhoben seyn. Ich möchte der
Reise gern entübriget seyn. Dieser Mühe kannst du entübriget seyn, du
kannst sie sparen. Bey dem Opitz kommt das einfache übrigen in einer
ähnlichen Bedeutung vor. Welches Theil meines Leibes ist der Marter
geübriget worden? ist damit verschonet worden. S. Übrig.
Entvölkern (W3) [Adelung]
Entvölkern, verb. reg. act. des Volkes, d. i. der Einwohner,
berauben, von dem Plurale des Wortes Volk, so wie das nur noch im
Oberdeutschen übliche entvolken von dessen Singular ist; im Gegensatze
des bevölkern. Ein Land entvölkern. Ein entvölkertes Land. Im mittlern
Lat. depopulare. Daher die Entvölkerung.
Entwachsen (W3) [Adelung]
Entwachsen, verb. irreg. neutr. ( S. Wachsen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, von etwas wegwachsen, figürlich, und in der
anständigern Sprechart. Der Knabe ist den Kleidern entwachsen, im
gemeinen Leben, ist aus den Kleidern gewachsen. So bald die Mädchen
der Ruthe entwachsen sind, so sind ihnen die Mütter im Wege, Weiße.
Entwaffnen (W3) [Adelung]
Entwaffnen, verb. reg. act. der Waffen berauben, die Waffen abnehmen.
Die Gefangenen wurden entwaffnet, man nahm ih-
nen das Gewehr ab. Die Bürger entwaffnen. Ingleichen figürlich. Seinen
Freund durch Wohlthun entwaffnen, ihm durch Wohlthun die Neigung zu
schaden benehmen. Daher die Entwaffnung. Entwaffen findet sich in
dieser Bedeutung schon in Strykers altem Gedichte bey dem Schilter.
Entwässern (W3) [Adelung]
Entwässern, verb. reg. act. der wässerigen Theile berauben, besonders
wenn es durch Verdunstung in offenen und Destilliren in verschlossenen
Gefäßen geschiehet; für das fremde dephlegmiren.
Entweder (W3) [Adelung]
Entweder, ein unterscheidendes Bindewort, welches gebraucht wird, 1)
wenn unter zwey oder mehrern Dingen Eines mit Ausschließung der
übrigen seyn oder geschehen muß, so daß die Glieder einander aufheben.
Entweder wird alsdann dem ersten Satze vorgesetzet, und hat alle Mahl
das oder nach sich. Man muß es entweder mit Gewalt, oder mit List
versuchen. Entweder auf diese oder auf jene Art. Entweder kann in
einigen Fällen auch verschwiegen werden. Vogel friß oder stirb. Man
muß es mit Gewalt oder mit List versuchen. Gehorche, oder du wirst
gestraft. 2) Wenn eine Eintheilung mehrerer Dinge ausgedruckt werden
soll. Alle lebendige Geschöpfe sind entweder Menschen oder Thiere.
Wenn mehr als zwey Glieder vorhanden sind, wird oder mehrmahls
wiederhohlet, und demselben zuletzt wohl noch ein auch, oder endlich
zugesellet. Die Thiere sind entweder vierfüßige Thiere, oder Vögel,
oder Fische, oder Schlangen, oder Insecten, oder auch Würmer.
Anm. Ent
ist in dieser Zusammensetzung das Zahlwort Ein, welches im
Oberdeutschen in einigen Fällen einte lautet, S. Ein II. Daher lautet
es bey dem Notker noch einuueder, im Dänischen aber nur unten. Im
Schwabenspiegel und noch in der heutigen Mundart der Schweizer
bedeutet einetweder, einer von beyden, keinetweder oder dwäders keiner
von beyden. S. Weder.
Entwehren (W3) [Adelung]
Entwehren, verb. reg. act. 1) In einigen Gegenden, für erwehren, mit
der zweyten Endung der Sache. Ich kann mich seiner nicht entwehren.
Ich kann mich des Hungers, des Feindes kaum entwehren. 2) Einige
Oberdeutsche Dichter haben es auch für entwaffnen gebraucht; alsdann
aber stammet es unmittelbar von Wehr, Gewehr ab, und ist der Gegensatz
von bewehren. 3) In den Rechten einiger Gegenden ist entwehren, eine
erkaufte Sache dem Käufer auf Ansuchen des wahren Besitzers durch
richterliche Gewalt wegnehmen, und die Entwehrschaft diese Wegnahme,
die Eviction; im Gegensatze des gewehren, der Gewehr oder
Gewehrschaft.
Entweichen (W3) [Adelung]
Entweichen, verb. irreg. neutr. ( S. Weichen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert. 1) Ausweichen, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen
ungewöhnlich ist. Der Fuß ist mir entwichen, ausgewichen,
ausgeglitten. Ingleichen figürlich, einem entweichen, ihm ausweichen,
im Schwabenspiegel, der Gefahr entweichen, entgehen, im Oberdeutschen.
2) Von einem Orte wegweichen. Und der Himmel entwich, wie ein
eingewickelt Buch, Offenb. 6. 14. Unter den Schwäbischen Kaisern
bedeutete einem entweichen oder einem geschwichen zuweilen so viel als
ihn verlassen. Im Hochdeutschen gebraucht man dieses Wort nur für in
der Stille von einem Orte weichen. Er ist aus der Stadt entwichen.
Böslich entweichen. Ein entwichener (ausgetretener,) Schuldner. Die
dicke Finsterniß entweicht, Uz. So auch die Entweichung. In diesem
Verstande, in welchem es nach dem Latein. elabi gebildet ist, lautet
es schon bey dem Ottfried intweichan, bey dem Willeram intuuichan, und
in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter
untwiken und untwigen. S. Weichen.
Entweihen (W3) [Adelung]
Entweihen, verb. reg. act. der Weihe berauben. 1) Eigentlich. Einen
Priester entweihen, ihn des geistlichen Ordens, der Priesterweihe
berauben, besonders in der Römischen Kirche, wo es mit vielen
Feyerlichkeiten verbunden ist. 2) Wider die Heiligkeit eines Ortes
handeln. Eine Kirche, einen Altar, heilige Örter entweihen. Für, den
Sabbath entweihen, Es. 56, 6. gebraucht man im Hochdeutschen lieber
entheiligen. Daher die Entweihung. S. Weihen.
Entwenden (W3) [Adelung]
Entwenden, verb. reg. et irreg. act. S. Wenden. 1) Wegwenden,
entziehen, mit der dritten Endung der Person. Also hat Gott die Güter
euers Vaters ihm entwandt und mir gegeben, 1 Mos. 31, 9, 16. Es wird
das Scepter von Juda nicht entwendet werden, Kap. 49, 10. Du sollt den
Knecht nicht seinem Herrn überantworten, der von ihm zu dir sich
entwandt hat, 5 Mos. 23, 15. Einen einer Sache entwenden, ihn von dem
Besitze derselben ausschließen, Pictorius. In allen diesen Arten des
Gebrauches ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es 2) nur noch als
einen gemilderten Ausdruck für das härtere stehlen, doch nur von
leblosen Dingen gebraucht. Geld aus der Casse entwenden. Einem Geld u.
s. f. entwenden. Entwendete Sachen verkaufen. So auch die Entwendung.
Entwerden (W3) [Adelung]
* Entwerden, verb. irreg. neutr. ( S. Werden,) welches das Hülfswort
seyn erfordert. 1) Aufhören zu seyn, seines Daseyns, seiner Existenz
beraubet werden. Daß wir entwerden und zu nichte gehen, in der
Schweizerischen Übersetzung des Milton. Außer dem gänzlichen
Entwerden, ebend. Was geworden ist, muß entwerden. 2) Seiner Sinne,
seines Bewußtseyns beraubt werden. Ich fande sie, mein Lamm hier bey
den Heerden, Da ich mir selbst mußt ersten Blicks entwerden, Aramena.
3) Eine Sache, oder einer Sache entwerden, dieselbe los werden,
ingleichen verlieren. 4) Einem entwerden, ihm entgehen. In allen
Bedeutungen ist dieses Wort nur hin und wieder im Oberdeutschen
üblich, im Hochdeutschen aber unbekannt. In den beyden ersten
Bedeutungen bedeutet ent eine Beraubung, in der vierten eine
Entfernung, in der dritten aber ist es aus ohnwerden, anig werden,
entstanden, wofür in einigen Gegenden noch anwerden üblich ist, S.
dieses Wort.
Entwerfen (W3) [Adelung]
Entwerfen, verb. irreg. act. S. Werfen. 1) Die wesentlichen Theile
eines künftigen Ganzen ordnen, oder abbilden. So entwirft der Mahler
ein Gemählde, der Baumeister ein Gebäude, wenn er dessen Theile nicht
nur in seinen Gedanken ordnet, sondern sie so geordnet auch abbildet.
Und er nahm sie von ihren Händen, und entwarfs mit einem Griffel und
machte ein gegossen Kalb, 2 Mos. 32, 4. Das Gemählde ist nur noch
entworfen. Einen Brief, eine Rede, die Friedens-Artikel entwerfen, die
Theile, aus welchen sie bestehen sollen, wählen und ordnen. S.
Entwurf. 2) In weiterer Bedeutung auch flüchtig abbilden. Guot wib in
eines jungen mannes muote Diu entwirfet dem sinne vil tugendliche
bilde, Burkh. von Hohenfels. Mit gedanken sie in entwerfen kan
Wunneklich in sime sinne, ebend. Nimm einen Ziegel, den lege vor dich,
und entwirf darauf die Stadt Jerusalem, Ezech. 4, 1. So oft mir meine
Sinnen dein Angesicht entwerfen, Opitz. Ingleichen, schriftlich
aufsetzen, flüchtig zu Papiere bringen. Seine Gedanken entwerfen.
Anm. Das Zeitwort werfen, jacere, scheinet von beyden Bedeutungen zu
weit zu seyn, als daß sie sich ohne eine harte und ungewöhnliche Figur
von demselben sollten herleiten lassen. Wachter behauptete daher, daß
werfen ehedem auch anfangen bedeutet haben müsse, konnte aber sein
Vorgeben mit nichts beweisen. Wahrscheinlicher wäre es geworden, wenn
er sich auf das veraltete Werb, ein Geschäft, Werk, und werben,
welches ehedem auch thun, verrichten überhaupt bedeutete, und
mehrmahls werfen geschrieben wurde, besonnen hätte, S. Bewerben und
Gewerbe. Im Nieders. bedeutet Warf noch ein jedes Geschäft, und
verwarven besonders auch einen Vortrag machen, etwas vortragen.
Entwerfen könnte also bedeuten, anfangen etwas zu thun oder zu
verrichten. Wem diese Ableitung nicht gefällt, dem könnte das noch
übliche Werft, der Aufzug eines Gewebes, ein bequemes Bild an die Hand
geben; zumahl da mehrere figürliche Ausdrücke von dieser Beschäftigung
entlehnet sind, z. B. anspinnen, entspinnen, anzetteln, einfädeln u.
s. f. Bey dem allen wäre doch noch zu untersuchen, ob unser entwerfen
und Entwurf nach dem Franz. Projet und projetter, und dem mittlern
Latein. Projestum, ein Vorsatz, Anschlag, oder diese nach jenem
gebildet worden. Das mittlere Latein. Projestum kommt schon in einer
Urkunde Carls des Großen von 805 vor. In dem erstern Falle würde
entwerfen anfänglich einen Vorsatz fassen, und Entwurf einen Vorsatz,
propositum, bedeutet haben, welche Ausdrücke ein ähnliches Bild
enthalten. Vor den Schwäbischen Kaisern finden sich die Wörter
entwerfen, Entwurf in unsern alten Denkmählern nicht; wohl aber
gebraucht Ottfried intuuerfen eigentlich für wegwerfen, abjicere.
Entwickeln (W3) [Adelung]
Entwickeln, verb. reg. act. was ein- oder zusammen gewickelt ist, aus
einander wickeln. 1) Eigentlich, doch nur selten. Und gab das Haupt,
das eingehüllt in schwarzer Decke lag, dem Kaiser hin, der eilig sie
entwickelt, Zachar. Cortes. 2) Zusammen gelegte Theile aus einander
legen und sie dem Auge darstellen, in der edlern Schreibart, so wohl
eigentlich als figürlich. So entwickelt die Rose ihre Blätter, oder
sie entwickelt sich, wenn sie aufblühet, oder in der höhern Schreibart
sich entfaltet. Von sieben Larven entwickelten sich deren vier zu sehr
schönen Schmetterlingen. Ingleichen figürlich. Es gehören günstige
Umstände dazu, die Anlagen, welche in der Seele verborgen sind, zu
entwickeln, nach und nach thätig zu machen und darzustellen. Soll die
Seele sich entwickeln und in rechter Größe blühn, O, so muß kein
klügelnd Meistern ihr die Majestät entziehn, Haged. Einen Gedanken aus
den vorher gegangenen Vorstellungen entwickeln, nach allen seinen
Theilen deutlich machen. 3) Nach einer noch weitern Figur, eine
verworrene Sache durch Darstellung der einzelnen Theile klar und
deutlich machen; im Gegensatze des verwickeln. Eine Sache entwickelt
sich, wenn sie uns deutlich zu werden anfängt. Jetzt entwickelt es
sich, (wird es mir klar,) warum er es mir so lange verschwiegen hat.
Daher die Entwickelung in allen Bedeutungen; ingleichen der klare oder
deutliche Ausgang einer dunkeln oder verworrenen Sache.
Entwinden (W3) [Adelung]
Entwinden, verb. irreg. act. ( S. Winden,) wegwinden, in der
dichterischen Schreibart. Die halb zerquetschte Schlange entwindet
sich dem Arm, Mich. In figürlichem Verstande sang schon Burkhard von
Hohenfels: Die entwundent und entwindent Sich us leide.
Entwinken (W3) [Adelung]
Entwinken, verb. reg. act. von etwas wegwinken, in der höhern
Schreibart. Der du ihn dem Tode entwinktest, von dem nahen Tode
befreytest.
Entwischen (W3) [Adelung]
Entwischen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
sich in einer heimlichen Geschwindigkeit von einem Orte entfernen, in
der vertraulichen Sprechart. Der Vogel ist mir entwischt. Der
Gefangene ist der Wache entwischt. Du wirst die Gelegenheit gewiß
entwischen lassen. Ich habe ihn genau erforscht, es ist mir kein Zug
von seiner Denkungsart entwischt, entgangen.
Anm. In dem Fragmente
eines alten Gedichtes auf Carln den Großen bey dem Schilter lautet
dieses Wort untwisgen, im Oberdeutschen entwuschen. Wischen ist in
dieser Zusammensetzung nicht wischen, tergere, sondern es kommt von
dem noch im gemeinen Leben üblichen wisch, wits, eine geschwinde mit
einem Zischen verbundene Bewegung auszudrucken, wovon auch das Franz.
viste, vite, geschwinde, und das Ital. guizzare, squizzare, eben diese
Bewegung auszudrucken, abstammen. S. Erwischen und Wischen.
Entwohnen (W3) [Adelung]
Entwohnen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
durch die Gewohnheit verlieren, nicht mehr gewöhnt seyn, für das
niedrigere abgewohnen, mit der zweyten Endung der Sache. Der Arbeit
entwohnen. Das Kind ist der Zucht, der Arbeit entwohnet.
Entwöhnen (W3) [Adelung]
Entwöhnen, verb. reg. welches das Activum des vorigen ist, aber nur
in engerm Verstande gebraucht wird. Ein Kind entwöhnen, es von der
Muttermilch zu andern Speisen gewöhnen; es gewöhnen, in den niedrigen
Sprecharten es abgewöhnen. Ein entwöhntes Kind. Daher die Entwöhnung.
Bey dem Notker intuuenan, im Engl. to wean. S. auch Abspänen.
Entwölken (W3) [Adelung]
Entwölken, verb. reg. act. von den Wolken befreyen, in der
dichterischen Schreibart. Der trübste Tag entwölkte sich, Giseke. Doch
wie schön entwölkt, wie verklärt lächelt der Himmel wieder! ebend.
Ingleichen figürlich, der Dunkelheit berauben, deutlich machen.
Sprich, was entwölkte dir Apollens Heiligthum? Haged.
Entwurf (W3) [Adelung]
Der Entwurf, des -es, plur. die -würfe, von dem Zeitworte entwerfen,
die Abbildung, die Anordnung der wesentlichen Theile eines künftigen
Ganzen. Der Entwurf eines Gemähldes, eines Gebäudes, einer Predigt,
eines Gedichtes, eines Briefes u. s. f. Ingleichen der erste Aufsatz
einer Schrift. Der Entwurf eines Friedens-Instrumentes, eines
Tractates, eines Briefes u. s. f. Einen Entwurf von etwas, zu etwas
machen. Der Entwurf muß vor dem Ausführen eines Kunstwerkes hergehen.
Im Schwed. utkast, von kasta, werfen, nach dem Deutschen, im Nieders.
Bestik, S. Besteck.
Entwurzeln (W3) [Adelung]
Entwurzeln, verb. reg. act. mit der Wurzel ausreißen, ausrotten, in
der Sprache der Dichter. Entwuorzen kommt schon um das Jahr 1400 vor.
Entziehen (W3) [Adelung]
Entziehen, verb. irreg. act. ( S. Ziehen,) wegziehen, eine Sache von
einem Orte oder von einer andern Sache ziehen. 1. Eigentlich, in
welchem Verstande doch dieses Zeitwort im Hochdeutschen wenig
gebraucht wird. Entzeuch deinen Fuß vom Hause deines Nächsten,
Sprichw. 25, 17. 2. Figürlich. 1) Einem etwas entziehen, überhaupt,
ihn hindern, dasselbe zu besitzen oder zu gebrauchen. Jemanden seine
Hülfe entziehen, ihm seine Hülfe versagen, ihm nicht helfen. Die
besten Männer werden dem Vaterlande entzogen, werden aus demselben
weggezogen, außer Stande gesetzet, demselben zu dienen. Im
Oberdeutschen auch mit Verschweigung der dritten Endung der Person.
Er ließ eine Theurung in das Land kommen, und entzog allen Vorrath des
Brotes, Ps. 105, 16. 2) In engerer Bedeutung, mit dem Nebenbegriffe
der Unrechtmäßigkeit, einem etwas entziehen, das ihm gehöret oder
zukommt. Den Bürgern die Nahrung entziehen. Dem Pferde sein Futter
entziehen. 3) Sich einer Sache entziehen, sich von derselben
entfernen; im Oberdeutschen auch mit dem Vorworte von. Sich den Sorgen
entziehen, sie vermeiden. Sich den Geschäften, der Arbeit, dem
Geräusche der Welt entziehen. Sich einer Person (im Oberdeutschen von
einer Person,) entziehen, die Gemeinschaft mit ihr ganz oder eine Zeit
lang aufheben. Ingleichen, jemanden seine Hülfe entziehen, ihm seine
Hüfse versagen. Meine Nächsten haben sich entzogen, und meine Freunde
haben mein vergessen, Hiob 19, 14. Daher die Entziehung in den beyden
ersten figürlichen Bedeutungen.
Anm. Ottfried gebraucht das Reciprocum
sih intzihan noch für, sich wegbegeben. An andern Orten stehet bey ihm
irziehen statt des Activi entziehen.
Entzücken (W3) [Adelung]
Entzücken, verb. reg. act. wegzücken, d. i. wegziehen, eigentlich das
Intensivum des vorigen, welches aber nur figürlich gebraucht wird. 1)
Des Bewußtseyns berauben, und zugleich in den Zustand übernatürlicher
Empfindungen versetzen, gleichsam jemanden sich selbst entziehen, in
welchem Verstande aber nur das Mittelwort entzückt üblich ist. So ward
Petrus entzückt, Apostelg. 10, 10; Paulus bis in den dritten Himmel,
Kap. 22, 17; und in das Paradies, 2 Cor. 12, 2, 4. 2) In weiterer
Bedeutung, von angenehmen Empfindungen, wenn sie uns gleichsam das
Bewußtseyn unser selbst rauben, den höchsten Grad des Vergnügens
auszudrucken; da es denn nach einer sehr gewöhnlichen Vergrößerung
auch von geringern Graden des Vergnügens gebraucht wird. Die Musik hat
mich ganz entzückt. Die Schönheit des Mädchens entzückt ihn. Er ist
ganz entzückt vor Vergnügen. Ein entzückendes Vergnügen, eine
entzückende Schönheit u. s. f. Ein entzückter Liebhaber. So bald ich
dich gesehn, so hast du mich entzückt, Gell. So auch das Entzücken,
plur. car. der Zustand, da man den höchsten Grad des Vergnügens
empfindet, zum Entzücken schön; und die Entzückung, plur. die -en, so
wohl von dem Zustande einer übernatürlichen Empfindung, Ecstasis, als
auch von den Empfindungen eines großen sinnlichen Vergnügens.
Anm. In
der eigentlichen Bedeutung für entziehen ist dieses Wort noch im
Oberdeutschen üblich. Einem seine Nahrung entzücken. Auch Gryphius
singt noch: Warum entzückst du mich nicht ganz und gar zu dir? d. i.
ziehest. In der ersten heutigen Bedeutung kommt das einfache zucchan
schon bey dem Notker vor. Aber eben derselbe nennet eine Entzückung
noch ein Hinauuorten des muotes, und an einem andern Orte ein
Hinairbrottini. Das letztere ist noch das heutige Norische Hirnbrüten,
welches einen mit Handlungen verbundenen Mangel des Bewußtseyns,
besonders das Fantasiren in hitzigen Krankheiten bedeutet.
Entzündbar (W3) [Adelung]
Entzündbar, -er, -ste, adj. et adv. fähig entzündet zu werden, in der
eigentlichen Bedeutung, wie entzündlich. So auch die Entzündbarkeit.
Entzünden (W3) [Adelung]
Entzünden, verb. reg. act. anzünden, brennen machen. 1. Eigentlich,
in der höhern Schreibart. Ein Haus entzünden. Entzündet theure Sachen,
Opitz. Am häufigsten, als ein Re-ciprocum, sich entzünden, in Brand
gerathen. Das Feuer entzündet sich bald im Stroh. 2. Figürlich. 1) In
eine heftige Bewegung gerathen, besonders in der Arzeneywissenschaft,
wo sich ein Glied, ein Theil des Leibes entzündet, wenn das Blut in
den kleinern Gefäßen stockt, und wegen des übrigen darauf stoßenden
Blutes eine größere Wärme in dem Theile entstehet, worauf derselbe
anschwillet und von außen roth wird, welcher Zustand alsdann eine
Entzündung oder Inflammation genannt wird. Daher das
Entzündungsfieber, welches dergleichen Entzündungen zuweilen zu
begleiten pfleget, ingleichen ein jedes Fieber, welches aus einer
Entzündung oder ungewöhnlichen Wärme des Blutes entstehet, dergleichen
Fieber gemeiniglich hitzige Fieber genannt werden. Ein entzündetes
Geblüt, ein entzündetes Glied. Die Entzündung des Gehirnes, S.
Hirnwuth. 2) Von heftigen Leidenschaften, besonders der Liebe und der
Eifersucht. Eines Herz mit Liebe, eines Gemüth mit Eifersucht
entzünden. Er ist entzündet gegen sie. Und der Eifergeist entzündet
ihn, daß er um sein Weib eifert, 4 Mos. 5, 14, 30. Da sie vor ihn kam,
ward er so bald entzündet gegen ihr, Judith 10, 19, vor Liebe. Weil
die Figur von den Dichtern der vorigen Zeit zu sehr abgenutzt worden,
so wird sie wenig mehr gebraucht; am häufigsten kommt sie noch im
nachtheiligen Verstande von heftigen bloß sinnlichen Begierden vor. In edlerm Verstande sang ehedem Heinrich von Morunge: Mich entzuindet ir
vil liehter ougen schin. 3) Von dem Entstehen anderer Dinge, welche
sonst auch mit einem Feuer verglichen werden. Es hat sich ein Krieg
entzündet.
Anm. Bey dem Notker lautet dieses Zeitwort inzunden. Im
Oberdeutschen ist es auch ein Neutrum, für sich entzünden, entbrennen.
Das Haus entzündet. Er entzündet vor Liebe.
Entzündlich (W3) [Adelung]
Entzündlich, -er, -ste, adj. et adv. was sich entzünden oder anzünden
lässet, in der eigentlichen Bedeutung des Zeitwortes, wie das bessere
entzündbar. Ein entzündlicher Körper.
Entzwey (W3) [Adelung]
Entzwey, adv. welches eigentlich, in zwey Theile getheilet, bedeutet,
aber nur im gemeinen Leben für zerbrochen überhaupt, zuweilen auch für zerrissen gebraucht wird. Das Band, das Schiff, die Tasse, das Bein
ist entzwey. Das Sehrohr, alles ist entzwey, Gell. wo man in der
edlern Sprechart lieber sagt, ist zerbrochen. Das Kleid, der Zeug ist entzwey, ist zerrissen. Die Tasse ging entzwey, Gell. zerbrach. So
auch mit den Zeitwörtern entzwey brechen, entzwey fallen, entzwey
schlagen, entzwey reißen u. s. f. wo sich die anständigere Schreibart
lieber der mit zer zusammen gesetzten Zeitwörter zerbrechen,
zerschlagen, zerreißen u. s. f. bedienet.
Anm. Entzwey, in dem
Fragmente eines alten Gedichtes auf Carln den Großen bey dem Schilter
enzwai, bey dem Stryker entzwai, bey den Schwäbischen Dichtern
entzwein, ist vermittelst des t euphonici aus in zwey, d. i. in zwey
Theile, entstanden. Im Nieders. lautet es entwei, oder nur twei, wo es
aber zugleich ein Beywort ist, entweie oder tweie Potte, zerbrochene
Töpfe.
Entzweyen (W3) [Adelung]
Entzweyen, verb. reg. act. eigentlich theilen, welches aber im
Hochdeutschen nur für uneins machen gebraucht wird. Eheleute
entzweyen, sie uneins machen, verhetzen. Ingleichen als ein
Reciprocum, sich entzweyen, uneins werden. Sie haben sich entzweyet.
Im Oberdeutschen sich zweyen. Sie redet nicht zu viel, pflegt ungern
sich zu zweyen, Opitz. In dem Schwabenspiegel bedeutet zuuaien so wohl
trennen, als auch sia zuuaien, verschieden seyn. Im Oberdeutschen
gebraucht man es noch in eigentlicher Bedeutung. Das entzweyte
Stück Eisen, das entzwey geschlagene, Scopoli. Ingleichen für theilen.
Der Feinde Macht entzweyen, theilen.
Entzwischen (W3) [Adelung]
Entzwischen, S. Zwischen und Inzwischen.
-enzen (W3) [Adelung]
-enzen, eine Endung gewisser Zeitwörter, welche eine Nachahmung
bedeuten, und aus Hauptwörtern gebildet werden. Bockenzen, nach dem
Bocke riechen, kupferenzen, nach Kupfer schmecken, bergenzen, sich auf
bergmännische Art betragen, brenninzen, in Schlesien, nach dem Brande
schmecken, schlammenzen, fischenzen, nach dem Schlamme schmecken, nach
Fischen riechen, u. s. f. Im Hochdeutschen sind diese Zeitwörter,
wenigstens in der guten Schreibart, völlig unbekannt. Faulenzen ist
auch im Hochdeutschen, doch nur in den niedrigen Sprecharten gangbar.
Im Oberdeutschen kommen sie häufiger vor, wo in einigen Gegenden auch
dafür - einen üblich ist, wenn von der Ähnlichkeit des Geschmackes
oder Geruches die Rede ist: kupfereinen, nach Kupfer schmecken,
biereinen, nach Bier riechen, raucheinen, räucherig schmecken. Frisch
glaubt, daß diese Endung von ein komme, und so viel bedeute, als mit
etwas überein kommen. Vielleicht rechnet man sie richtiger zu der
adjectivischen Endung -en, welche die Materie bedeutet, aus welcher
eine Sache bestehet, und die im Oberdeutschen noch jetzt ein lautet,
oder zu dem alten Zeitworte ahnen, überein kommen. S. Ähnlich, Anm.
und -en 3.
Enzian (W3) [Adelung]
Der Enzian, des -s, plur. car. 1) Eine Pflanze, welche auf den hohen
Gebirgen Europens und Asiens wächset, und verschiedene Unterarten hat;
Gentiana, L. Weil die meisten Arten dieser Pflanze, besonders der
gelbe Enzian, bittere Wurzeln haben, so werden sie auch Bitterwurz
genannt. Der kleine Enzian, Kreuz-Enzian, Gentiana cruciata, L. führet
im gemeinen Leben auch die Nahmen Sparenstich, und Himmelstengel. Das
Laserpitium latifolium, L. heißt gleichfalls weißer Enzian. Der Nahme
ist nach dem Latein. Gentiana gebildet. 2) Im gemeinen Leben wird der
weiße Hundskoth zuweilen auch weißer Enzian genannt.
Ephemere (W3) [Adelung]
Die Ephemere, plur. die -n, aus dem Griechischen, ein gewisses
Insect, welches nur Einen Tag lebt; im gemeinen Leben, das Haft, das
Uferaß.
Ephemeriden (W3) [Adelung]
Die Ephemeriden, singul. inus. in der Astronomie, ein Jahrbuch, worin
die täglichen Stellen der Sterne und die Erscheinungen am Himmel
angegeben werden. Bey manchen, aber sehr ohne Noth, wird es von einer
jeden periodischen Schrift gebraucht. Es ist gleichfalls aus dem
Griechischen.
Epheu (W3) [Adelung]
Der Epheu, des -es, plur. car. eine staudenartige Pflanze, welche in
Europa auf den Bäumen und Zäunen wohnet, an den Wänden und alten
Stämmen hinauf klettert, und ihr Laub auch im Winter behält, daher sie
auch Wintergrün genannt wird; Hedera Helix, L. Schon in den
florentinischen Glossen heißt diese Pflanze Ebah und Ebeheue, bey dem
Pictorius Äböw und Ebhöw, bey dem Matthesius Ebheuw, in andern
Deutschen gemeinen Mundarten Eppich, Ewig, Ive, Ivenblätter, Ivenlaub
oder Ilaub, (Nieders. Iloof,) Waldeppich, Mauerpfau, Mauerewig,
Baumwinde, im Nieders; Klimmup, u. s. f. im Angels. Iv, und im Engl.
Ivy. S. Äppich und Eibenbaum, welche mit dem Nahmen dieser Pflanze
verwandt zu seyn scheinen.
Epheuharz (W3) [Adelung]
Das Epheuharz, des -es, oder Epheu-Gummi, plur. car. ein glänzendes,
aber nicht durchsichtiges, hartes und festes Harz, von einem
erdhaften, etwas zusammen ziehenden und scharfen Geschmacke. Von außen
siehet es dunkelgrün, bräunlich, eisenfarbig oder schwärzlich,
inwendig aber gelb- oder rothbraun aus, und wird aus Indien zu uns
gebracht; indessen ist es noch unge-wiß, ob es aus dem Epheu, oder
einem andern Gewächse, fließet.
Epikur (W3) [Adelung]
Epikur, Genit. -s, Dat. -en, ein bekannter Griechischer Philosoph,
welcher lehrte, daß das höchste Glück in dem geistigen Vergnügen
bestehe, welches aus der Zufriedenheit mit dem Bewußtseyn der Tugend
herfließe; welchen sehr wahren Satz seine Feinde und spätere
Wollüstlinge dahin verdreheten, als wenn er das höchste Glück des
Menschen in den Genuß sinnlicher Wollüste gesetzt habe. In dieser
letzten Bedeutung ist ein Epikurer, (nicht Epikuräer,) noch jetzt ein
Mensch, welcher die gröbern Arten des sinnlichen Vergnügens für sein
höchstes Gut hält, und Epikurisch, (nicht Epikuräisch,) in dieser
Denkungsart gegründet.
Epilepsie (W3) [Adelung]
Die Epilepsie, plur. inus. aus dem Griechischen, eine Krankheit,
welche in Zuckungen der Muskeln, mit Betäubung ohne Bewußtseyn
bestehet; im gemeinen Leben die fallende Sucht, das böse Wesen, in der
niedrigsten Sprechart die schwere Noth.
Episch (W3) [Adelung]
Episch, adj. et adv. aus dem Griechischen. Ein episches Gedicht, ein
Heldengedicht.
Episode (W3) [Adelung]
Die Episode, plur. die -n, in der Dichtkunst, eine kleine Handlung
eines historischen Gedichtes, welche der Haupthandlung untergeordnet
ist, um der Geschichte eine neue Mannigfaltigkeit zu geben, die nicht
zur Mannigfaltigkeit der Materie selbst gehöret; die Nebenhandlung,
Nebenbegebenheit. Auch in der Mahlerey wird eine Nebenhandlung, welche
zuweilen zur Haupthandlung gesetzt wird, eine Episode genannt; z. B.
der Besessene in Raphaels Gemählde der Verklärung Christi. Aus dem
Griech. welches eigentlich eine Erzählung bedeutete, worunter man
lyrische Gesänge zum Lobe der Götter mischte.
Epistel (W3) [Adelung]
Die Epistel, plur. die -n, aus dem Griech. - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - . 1) Ein jeder Brief; in welchem Verstande es aber
nur in der Bibel von den Briefen der Apostel gebraucht wird. 2)
Derjenige Theil dieser apostolischen Briefe, welcher zu ordentlichen
Texten für Sonn- und Feyertage verordnet worden, zum Unterschiede von
den Evangelien; daher in der Römischen Kirche die Subdiaconi zuweilen
auch die Epistler genannt werden, weil sie das Ablesen der Episteln
verrichten müssen. Jemanden die Epistel lesen, im gemeinen Leben, ihm
einen scharfen Verweis geben, weil die Episteln mehrentheils
ernstliche Sittenlehren enthalten.
Epoche (W3) [Adelung]
Die Epoche, plur. die -n, in der Zeitrechnung, der Anfang, von
welchem man die Jahre zählet; der Zeitpunct. So ist die Geburt Christi
die Epoche der christlichen, die Schöpfung der Welt der Jüdischen, die
Flucht Mahomeds der Mahomedanischen Jahrzahl. Figürlich auch wohl von
einem jeden wichtigen Zeitpuncte. Ein Zeitraum, welchen zwey Epochen
einschließen, heißt eine Periode. Wolf machte eine Epoche in der
Geschichte der Weltweisheit. Aus dem Griech. - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - Wenn einige dieses Wort Epoke schreiben und
sprechen, so geschiehet es nach dem Franz. Epoque.
Epopee (W3) [Adelung]
Die Epopee, plur. die -n, S. Heldengedicht.
Eppich (W3) [Adelung]
Der Eppich, des -es, plur. car. S. Äppich und Epheu.
Er (W3) [Adelung]
1. Der Er, plur. ut nom. sing. ein Hauptwort, welches eines der ältesten
in den Europäischen Sprachen ist, und einen Mann, besonders einen
Ehemann bedeutet. Im Hochdeutschen ist es veraltet. Man gebraucht es
nur noch in den gemeinen Mundarten so wohl Ober- als
Niederdeutschlandes, das männliche Geschlecht mancher Thiere,
besonders der Vögel auszudrucken. Ist es ein
Er oder eine Sie? ist es ein Männchen oder ein Weibchen? Es ist ein
Er.
Anm. Schon bey den alten Scythen bedeutete - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image -, dem Herodotus zu Folge, einen Mann, womit das
Latein. Vir, das Gothische Vair, das Isländ. Ver, das Finnische Uro,
das alte Schwed. Wair, und vielleicht auch der Griechische Nahme des
Mars - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, sehr deutlich
überein kommen. S. Wärwolf. Obgleich dieses alte Wort in der Gestalt
eines Hauptwortes größten Theils bey uns veraltet ist, so lieget es
doch noch in dem folgenden Pronomine, wie auch in der Endsylbe vieler
Nennwörter zum Grunde. S. die beyden folgenden Artikel. Im
Niedersächsischen heißt das Männchen der Thiere und besonders der
Vögel de He, und im Diminut. dat Heken. Daß dieses Wort von dem
Oberdeutschen Er nicht verschieden ist, wird bey dem Fürworte gezeiget
werden. S. auch Hahn
Er (W3) [Adelung]
2. Er, das persönliche Pronomen der dritten Person im männlichen
Geschlechte, welches im Singular auf folgende Art abgeändert wird:
Nom. Er.
Gen. Seiner.
Dat. Ihm.
Accus. Ihn.
Von dem Plural, der allen drey Geschlechtern gemein ist, S.
Sie.Eigentlich ist dieses Pronomen ein beziehendes, welches alle Mahl
auf eine vorher genannte Person oder Sache männlichen Geschlechtes
deutet, und sich am liebsten zu Zeitwörtern gesellet. Was macht dein
Bruder? Antw. Ich weiß nicht, was er macht. Wäre ich doch auch so
glücklich wie er! Der Acker ist fruchtbar; allein er liegt mir zu
weit. Wenigstens kann die dritte einfache Person der Zeitwörter, wenn
sie männlichen Geschlechtes ist, dieses Pronomen nicht entbehren, es
müßte denn durch ein anderes Nennwort unnöthig gemacht werden. Er
schlägt. Er liebt. Er ging nach Hause. Wir suchten unsern Freund,
allein wir fanden ihn nicht. Er bath mich, ich möchte mich seiner
annehmen. Wenn mehrere Zeitwörter in der dritten Person zusammen
kommen, kann es auch zuweilen verschwiegen werden. Tiren sagte, er
wohne auf dem Lande, sey ein Schäfer und brauche keinen Puder. Den Ton
hat dieses Fürwort nie, außer wenn es denselben wegen eines besondern
Nachdruckes erfordert. Er hat es gesagt, er, und niemand anders. Er,
dem ich so viele Wohlthaten erwiesen habe, ward mein Feind. Der Genit.
seiner wird im Oberdeutschen und in der höhern Schreibart gern in sein
abgekürzet. Erbarmen sie sich doch sein. Zuweilen kann dieses Pronomen
auch als ein Hauptwort gebraucht werden. Mein ander Ich ist todt; o
ich, sein ander Er, Ich wünschte, daß ich er, er aber ich noch wär,
Logau. Von der Verwechselung dieses Fürwortes mit dem Reciproco sich,
S. Sich.Als man vor einigen Jahrhunderten anfing, diejenigen Personen
männlichen Geschlechtes, welchen man Achtung schuldig zu seyn glaubte,
nicht mehr du und ihr, sondern er zu nennen, so ward aus diesem
eigentlich demonstrativo-relativen Pronomine wirklich ein
persönliches. Es verdiente untersucht zu werden, wenn und bey welcher
Gelegenheit das du und ihr von demselben verdränget worden. Da endlich
auch dieses er nicht mehr hinlänglich schien, und man statt dessen die
dritte vielfache Person einführete, so bedienet man sich des er jetzt
nur gegen geringere Personen, die man aber doch höher achtet, als daß
man sie mit ihr und du anreden sollte. Guter Freund, was macht er da?
Unter den Landleuten, so wohl Ober- als Niederdeutschlandes,wo die
modische Höflichkeit noch nicht hingekommen ist, ist das er noch das
einzige bekannte Pronomen, höhere und vornehmere Personen
anzureden.
Anm. Bey dem Übersetzer Isidors lautet dieses Wort ir, bey
dem Ottfried er, bey andern Oberdeutschen Schriftstellern her. Die
Nieders. und die damit verwandten Mundarten verbeißen das r, behalten
aber dafür das h, wie das Nieders. he, das Angels. und Engl. he, das
Holländ. hy, das Dän. han, und das Schwed. han. Bey dem Oberdeutschen
Pöbel lautet es gar nur a oder ä. Dieses er, und das Pronomen der
scheinen der Abstammung nach genau mit einander verwandt zu seyn.
Unter den Schwäbischen Kaisern wurden er, sie, es, sehr häufig nicht
nur für derselbe, dieselbe, dasselbe gebraucht. Er sundet swer des niht geloubet, Kais. Heinrich. Ir stirbe twerre mer die niht minnent,
Burggr. von Kilchberg; sondern auch für den bloßen bestimmten Artikel,
Si selig wib enspreche sinc Niemer me gesinc ich liet, Reinmar der
Alte. Si reiner hort des hat si pris, Hadloub. S. 1 Der 4. und das
folgende - Er II. Im alten Schwed. und Isländ. bedeutet aer welcher,
und alsdann ist es eine unveränderliche Partikel. Sa er, derjenige
welcher, their er, diejenigen welche. Noch deutlicher erhellet diese
Übereinstimmung, wenn man das Niders. he mit dem Hebr. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, ille, dem Pers. ein, an, dem
Wallis. hwn, hon, hyn und yn, und dem Slavonischen on, ona, ono, ille,
illa, illud vergleicht. S. 1 Er. Wer, Hahn, Ihr, Sie, Es.
Er (W3) [Adelung]
3. Er, ein Ehrentitel, S. Ehr.-
Er (W3) [Adelung]
4. Er, eine Endsylbe der Deutschen Nennwörter, welche theils zu ihrer
Bildung, theils zu ihrer Beugung dienet.I. Was die Bildung betrifft,
so ist sie eine derjenigen Endsylben, durch welche die Deutsche
Sprache mit einer Menge neuer Wörter bereichert worden, und zum Theil
noch bereichert werden kann.1. Die meisten Wörter dieser Art sind
Hauptwörter, doch scheinet die Endsylbe in denselben nicht überall von
einerley Ursprung und Bedeutung zu seyn.1) In einigen ist sie sehr
deutlich das alte Hauptwort Er, ein Mann, und alsdann wird sie dem
weiblichen oder vielmehr dem gemeinschaftlichen Geschlechte
verschiedener Thiere angehänget, das männliche zu bezeichnen. Der
Anter, von Änte oder Ant, der Er, oder Mann der Änte. Der Ganser, von
Gans. Der Täuber, von Taube. Der Kater, von Katze, Nieders. Kat.
Einige Mundarten hängeten dem er noch ihren Hauchlaut an, und da ward
aus Anter, Ganser, Täuber u. s. f. Änterich, Gänserich, Täuberich.2)
In vielen andern bedeutet sie eine Person männlichen Geschlechtes, die
etwas thut, oder ihr Geschäft aus derjenigen Verrichtung macht, die
das Wort, dem sie angehänget wird, bezeichnet. Die Wörter dieser Art
sind, (a) aus Zeitwörtern gebildet, indem die Endsylbe en des
Infinitives weggeworfen, und dafür die Sylbe er angehänget worden.
Bader, von baden, Bäcker von backen, Bettler, Bauer, der das Feld
bauet, Färber, Henker, Jäger, Lügner, Mahler, Richter, Schneider,
Träger, Diener, Läufer, Vater, Lehrer, und tausend andere. Oder (b)
aus Nennwörtern, wie Einsiedler, von Einsiedel, Gärtner von Garten,
Gesellschafter, Hüter, der Hüte verfertiget, von Hut, Sattler, Riemer,
Seiler, Sporer, Thäter, Bothschafter, der Bothschaft bringet,
Barfüßer, der barfuß gehet, Schäfer, der die Schafe hüthet, Bürger u.
s. f. Ingleichen die Oberdeutschen Eyerer, Hühnerer, Häringer,
Schmälzler u. s. f. der Eyer, Hühner, Häringe, Schmalz verkauft. In
vielen nimmt die Sylbe er noch das n voran; wie in Schuldner, Bündner,
der in Bunde stehet, Büttner, von Butte, Glöckner, Kellner, Zöllner,
Mautner, Meßner, Pförtner u. s. f. In einigen schleichet sich auch der
vorhin schon gedachte Hauchlaut mit ein, Wütherich, für Wüther, der da
wüthet.Aus allen Wörtern dieser Art kann ein Fämininum durch Anhängung
der Sylbe inn gebildet werden. Baderinn, Bäckerinn, Bettlerinn,
Lügnerinn u. s. f.Daß die Sylbe er in diesen Wörtern kein anderes Wort
ist, als das schon gedachte alte Er, Mann, erhellet unter andern auch
daher, daß diesen Wörtern statt der Sylbe er oft auch die Sylbe mann
angehänget wird, ohne ihre Bedeutung zu ändern. Bürger und Burgmann,
Schuldner und Schuldmann, Reiter ehedem auch Reitmann, Bauer ehedem
auch Baumann, Bettler und Bettelmann, Kaufer und Kaufmann, Schiffer
und Schiffmann, Arbeiter und Arbeitsmann u. s. f. Hieher gehören auch
viele Lateinische Wörter auf -er, besonders aber die Verbalia auf -or,
wie adulator, apparitor, adorator, amator u. s. f.3) Eben dieselbe
Bedeutung hat diese Sylbe auch, wenn sie den Nahmen der Länder und
Städte angehänget wird, die Herkunft einer Person, zuweilen auch eines
Thieres und leblosen Dinges anzudeuten. Ein Römer, der aus Rom
gebürtig ist; so auch ein Frankfurter, Hamburger, Holsteiner,
Berliner, Leipziger, Österreicher, Schweizer, Engländer, Holländer,
Märker, Pfälzer u. s. f. Die sich auf e, en, und n endigen, werfen
solches vor dieser Zusammensetzung gemeiniglich weg, wie Lothringer
von Lothringen, Spanier, Thüringer; nur Meißen behält solches, ein
Meißener oder Meißner. Andere nehmen ein n eigenmächtig an, wie
Gothaner, von Gotha, anderer Veränderungen nicht zu gedenken. Indessen
darf diese Zusammensetzung nicht willkührlich versucht werden, weil
viele Gentilia in andern Formen hergebracht sind; z. B. ein Böhm,
Kroat, Däne, Preuße, Pommer, Franke, Franzose, Pohle, Sachse, Schwede,
Tartar, Deutscher, nicht Deutschländer, Ungar, Westphale, Indianer,
Italiäner, Jenenser, Hallenser, u. s. f. Übrigens lassen sich von
allen diesen Gentilibus auf -er auch Fäminina auf -inn bilden.
Römerinn, Frankfurterinn, Schweizerinn, Tirolerinn u. s. f.Oft werden
die Gentilia auf -er wie Beywörter gebraucht; Schweizer Käse,
Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Hamburger Rindfleisch,
Leipziger Lerchen, Braunschweiger Würste, Berliner Blau, die Wiener
Landwehre. Allein diese Art des Ausdruckes macht die gedachten Wörter
gewiß nicht zu wahren Beywörtern. Sie stehen vielmehr nach Art der
Lateiner in der unbestimmten zweyten Endung des Plurals, gleichsam
Käse der Schweizer, so wie man auch in andern Fällen sagt, wer
Menschen Blut vergießt, Weiber Zorn ist heftig, Gottes Güte, Herren
Dienst geht vor u. s. f. Daher man sie allenfalls auch mit dem
Verbindungszeichen schreiben könnte. Meißner-Porzellän, Berliner-Blau,
Berger-Thran, Berger-Fische.4) Nach sehr gewöhnlichen Figuren bedeutet
die jetzt gedachte Endsylbe er, besonders so fern sie eigentlich
jemanden ausdruckt, der etwas thut, auch, (a) das Werkzeug, womit
etwas gethan wird. Kiefer, maxilla, Bohrer, Schnitzer, Hammer,
Klammer, Leuchter, Folter, Halfter, Zünder, Klapper, Leyer u. s. f.
Daß dieses er in manchen Wörtern in el übergehet, ist schon bey dieser
Ableitungssylbe angemerket worden. (b) Dasjenige, was gethan oder
hervor gebracht wird. Der Donner,Fehler, Seufzer, Ableger, Absenker,
Ausputzer u. s. f. (c) Den Gegenstand, dem etwas gethan wird. Der
Ächter, der geächtet wird, Tagelöhner, der Tagelohn empfängt u. s. f.
(d) Den Gehalt, das Alter u. s. f. besonders bey Zahlwörtern. Ein
Zweyer, eine Münze, welche zwey Pfennige hält, ein Dreyer, ein
Sechser, ein Siebener, eine Münze von sieben Kreuzern, ein Funfzehner,
ein Siebzehner, eine Münze von funfzehen, von siebzehen Kreuzern, ein
Achter, von acht Pfennigen; ein Einer oder Einser, die Zahlfigur eins;
ein Achtziger, ein Mann von achtzig Jahren; ein Zentner, ein Gewicht
von hundert Pfunden u. s. f. Dahin gehören auch die Wörter, ein
Achter, ein Vierer, ein Sechziger u. s. f. ein Mitglied einer
Gesellschaft von acht, vier, sechzig Personen anzudeuten, wofür an
andern Orten Achtmann, Viermann u. s. f. üblich ist. (e) Ein
Abstractum. Die Feyer, die Dauer, die Heuer, Miethe u. s. f. (f) In
manchen Wörtern ist die Bedeutung dieser Sylbe freylich noch dunkel,
wenigstens ungewiß, zu welchem der vorhin gedachten Fällen sie zu
rechnen ist; wie in das Wetter, der Jammer, der Sommer, das Ufer, das
Wasser, die Ader, die Natter, der Hafer, der Schlummer, das Alter u.
a. m. gehören. Doch bey einer genauern Untersuchung wird vielleicht
noch vieles von der vorgegebenen Dunkelheit verschwinden.5) In einigen
Wörtern ist sie aus Aar, ein großer Vogel, entstanden, wie in den
Nahmen Adler, Sperber, Reiher, Geyer, für Adelaar, Sperbaar u. s. f.
In andern ist sie das verkürzte Herr, wie in Junker, für junger Herr,
Pfarrer, für Pfarrherr, Kastener, für Kastenherr. In noch andern ist
sie bloß aus der Endung -ern mancher Zeitwörter mit Wegwerfung des n
gebildet worden. Das Geklapper, von klappern, das Geklimper, von
klimpern. Endlich gibt es auch viele Wörter, wo sie fremden Ursprunges
ist. Dergleichen sind Kaiser von Caesar, Kerker von carcer, Körper von
corpus, Priester von Presbyter, Fenster von fenestra, Zepter von
sceptrum, Fieber von febris, Pflas=ter von emplastrum, Pulver von
pulvis, Letter von littera u. s. f.Die meisten Hauptwörter auf er
bleiben im Hochdeutschen in der ersten Endung des Plurals unverändert,
der Bürger, die Bürger, der Adler, die Adler, außer daß einige den
vorher gehenden Selbstlaut verändern, der Bruder, die Brüder, der
Vater, die Väter. Einige nehmen im Plural ein n an. Der Vetter, die
Vettern, die Schwester, die Schwestern. Im Oberdeutschen hängt man den
erstern noch ein e an, vermuthlich um den Plural desto sicherer von
dem Singular zu unterscheiden. Die Bürgere, die Bürgermeistere, die
Besitzere. Und dieß auch wohl bey solchen Wörtern und in solchen
Endungen, wo keine Verwechselung zu befürchten ist. Den Töchteren, die
Brüdere. Einige Hochdeutsche Kanzelleyen ahmen solches gleichfalls
nach; allein alle Mahl zu einem großen Ärgernisse seinerer Ohren.2. Es
gibt aber auch Beywörter, die sich in der ersten Staffel mit dieser
Sylbe endigen, wie bitter, finster, sauer, sauber, u. s. f. wo aber
der eigentliche Sinn derselben nicht so leicht mit Gewißheit zu
bestimmen seyn möchte.3. Hier muß auch des Oberdeutschen Gebrauches
gedacht werden, wo man sich dieser Sylbe bedienet, Nebenwörter aus
Bey- und Mittelwörtern zu bilden. Er ist so kranker fortgereiset, für
krank. Er hat mich unbekleideter angetroffen. Sie wurde todter hinaus
getragen. Wir haben ihm die Nothdurft wiederhohlter zu erkennen
gegeben. Die Hochdeutschen kennen dergleichen Nebenwörter nicht. S.
-en, wo einer ähnlichen Bildung der Nebenwörter gedacht worden.II. In
Ansehung der Beugung ist diese Endung bey den Nennwörtern von einem
großen Gebrauche.
1. Die Beywörter nehmen sie an, wenn sie ohne den bestimmten Artikel
stehen, und zwar das männliche Geschlecht in der ersten Endung des
Singulars, großer Mann, weißer Zucker, ein junger Mensch, das
weibliche aber in der zweyten und dritten des Singulars, meiner Seele
eitler Ehre Tant, zu großer Ehre. Alle drey Geschlechter aber bekommen
sie in der zweyten Endung des Plurals, wenn selbige keinen Artikel vor
sich hat, grüner Gärten Pracht, voller Fluren Reitz, frommer Kinder
Wohlergehen. Es ist wohl gewiß, daß er hier der alte Articulus
postpositivus er ist, der statt des präpositivi der in den nordischen
Sprachen noch merklicher ist, bey uns aber nur noch einige wenige
Spuren zurück gelassen hat. S. 1. Der 4. und 2 Er.2. Ist diese Endung
ein allgemeiner Comparativ aller Adverbien, welche dieselbe dem
Positivo anhängen, und dadurch den Comparativ bilden; klein, kleiner,
arm, ärmer, groß, größer. In der Declination bekommt dieses er
allerley Zusätze. Der größere Mann, dein ärmerer Bruder, ein feinerer
Leib, eine bessere Gestalt. Bey den Griechen lautet diese
vergleichende Endung - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
bey den Lateinern or, und bey den Angelsachsen er, era, or. Woher
dieses er abstamme, und was es eigentlich bedeute, will ich hier nicht
untersuchen; es scheinet das alte Nebenwort er, eher, zu seyn, S.
Ehe.3. Wenigstens eben so wichtig ist das Amt dieser Endung, wenn sie
bey vielen Hauptwörtern den Plural bilden hilft. Bad, Bäder, Glied,
Glieder, Bild, Bilder, Kind, Kinder, Loch, Löcher, Reis, Reiser.
Dieser Plural stammet ohne Zweifel zunächst aus den nördlichen
Gegenden her, indem er die gewöhnliche Endung des Plurals im Dänischen
und Schwedischen ist. Unter den Deutschen Mundarten ist er in der
Sächsischen und ihren Töchtern am häufigsten, und aus derselben auch
in die Hochdeutsche gekommen. Daher rühret es denn, daß viele Wörter,
die im Hochdeutschen Plural ein -er bekommen, bey den ältern und
mittlern Oberdeutschen ein bloßes -e haben. Die Manne, die Wibe oder
Weibe, die Pfande, die Wälde, die Würme, die Zelte, die Fasse, die
Rinde, die Leibe, die Orte u. s. f. welches e auch wohl weggeworfen
wurde, die Thal, die Gemüth, die Geist, die Licht u. s. f.Die
Hochdeutschen haben diesen verkürzten Plural in vielen Wörtern
beybehalten, welche ein Maß, Gewicht, Zahl u. s. f. bedeuten. Sechs
Faß Wein, für Fässer. Hundert Mann, für Männer. Zwanzig Pfund, für
Pfunde. Dreißig Ahm Wein u. s. f.
Viele Wörter sind im Hochdeutschen mit einem doppelten Plural üblich. Bande und Bänder, Lande und Länder, Lichte und Lichter, Mahle und Mähler, Worte und Wörter, Orte und Örter, Dornen und Dörner, Sträuche und Sträucher.
Der ganze
Unterschied bestehet zunächst in der Mundart, obgleich nunmehr bey
manchen Wörtern jede Art des Plurals durch den Gebrauch genau bestimmt
ist. Ein Mehreres ist bey jedem dieser Wörter besonders gesagt
worden. Ob nun gleich der Plural auf -er in den ältesten Oberdeutschen,
besonders Alemannischen Schriften sehr sparsam vorkommt, so ist er
ihnen doch nicht ganz fremd; vermuthlich weil die Deutschen Mundarten
schon in den ältesten Zeiten manches von einander entlehnet haben. In
den mittlern Zeiten kommt er öfter vor; ja man findet bey neuern
Oberdeutschen Schriftstellern diesen Plural bey Wörtern, die ihn nicht
einmahl im Hochdeutschen haben. Bether, Betten, Gesänger, Gesänge,
Bluntschli. Schon in dem Salischen Gesetze findet man Spuren dieses
Plurals; aber bey dem Ottfried und andern Schriftstellern, zu deren
Zeit die Fränkische Mundart schon fast ganz Oberdeutsch geworden war, ist er seltener. Die "Longobarden", ein Niederdeutsches Volk,
brachtendiesen Plural mit nach Italien, und hängten ihn sogar vielen
Lateinischen Wörtern an; pratora, gradora, fundora, arcora, campora,
censora u. s. f. für prata, gradus, fundi, arcus, campi, census.5.
Er (W3) [Adelung]
Er-, eine untrennbare Partikel, welche nur in der Zusammensetzung mit
Zeitwörtern üblich ist, außer dem aber nicht mehr vorkommt. Sie ist
von mannigfaltiger Bedeutung.1. Bedeutet sie so viel als auf, eine
Bewegung in die Höhe anzudeuten. Erheben, in die Höhe heben, erstehen,
aufstehen, erhöhen, erbauen, aufbauen, erhängen, aufhängen, errichten,
aufrichten, ersprießen, aufsprießen, erwachsen, groß wachsen,
erziehen, aufziehen, groß ziehen, erschrecken, aufschrecken, ernähren,
eigentlich groß nähren. Auf ähnliche Art sagten die Lateiner irritare,
irrogare, arrigere u. s. f. Ar, er, ist ein altes Wort, welches in
vielen Sprachen nicht nur hoch, sondern auch auf, über u. s. f.
bedeutet. Im Wallisischen hat ar noch die beyden letzten
Bedeutungen.2. In andern, obgleich nur wenigen, hat sie die Bedeutung
des Nebenwortes offen oder auf. Erbrechen, aufbrechen, eröffenen.
Ehedem sagte man auch irbaren, für offenbaren, eigentlich entblößen.3.
Etwas größer ist die Anzahl derjenigen Zeitwörter, in welchen diese
Partikel so viel als aus bedeutet. Dahin gehören erwählen, auswählen,
erkiesen, erlesen, sich ergießen, ermessen, ersehen, ertheilen,
ernennen, gleichsam unter mehrern auswählen und nennen. Ingleichen in
einer andern Rücksicht, erschöpfen, ganz ausschöpfen, erfüllen,
ausfüllen. Er, ir, yr, war noch bis nach des Ottfried Zeiten ein
bekanntes Vorwort, welches aus bedeutete, und auch außer der
Zusammensetzung gebraucht wurde. Ir themo riche, aus dem Reiche,
Ottfr. Ehedem gab es auch noch weit mehrere Zeitwörter, in welchen das
er diese Bedeutung hatte. Aruuorzalen, auswurzeln, Tatian.
Armeinsamen, excommunicare, Kero. Irrofzen, eructare, Notker.
Arscutten, ausschütten, Tatian. Arthenon, ausdehnen, ebend.
Aruuurphen, auswerfen, ebend. Irbannen, ausschließen, verbannen,
Ottfr. Irdriban, austreiben, vertreiben, ebend.Von diesen drey
Bedeutungen, besonders der ersten und dritten, sind die folgenden
vermuthlich bloße Figuren. Denn er bezeichnet zuweilen auch,4. Eine
Annäherung, wie in erreichen, erstrecken, erbiethen, eigentlich
anbiethen, offerre, sich ergeben, erleben, ereilen, ermahnen,
admonere, adhortari, jemanden erschreyen, errufen, etwas erlangen.
Ingleichen eine Bemächtigung, ergreifen, erhaschen, erschnappen,
ertappen, erwischen, erschleichen, Ferner, die Überkommung des
Besitzes, eine Erwerbung, deren Art und Weise durch das Zeitwort
bestimmt wird. Erwerben, ersparen, erstehen, erschwingen, erbetteln,
erpressen, erträumen, erschiffen, ersiegen, erfahren, erarbeiten,
erbeuten, erborgen, ergeitzen, erhandeln, erobern, erkaufen, erringen,
erschmeicheln, erzwingen, erwarten, erübrigen, ererben, ertauschen,
erjagen, erkargen. Ingleichen überhaupt die Erreichung einer Absicht
mit Überwindung der Hindernisse, welche Zeitwörter im Oberdeutschen
sehr häufig sind. Ich kann es nicht erbeißen, durchbeißen, jemanden
erbitten, der Ast läßt sich nicht erbiegen, im Oberdeutschen. Auch die
Lateiner sagten accipere, arripere, acquirere, arrogare u. s. f. und
die ältern Sprachlehrer versichern uns, daß das Vorwort, ad in den
ersten Zeiten Roms ar gelautet habe.5. In andern Zeitwörtern scheinet
es für her, dar zu stehen. Geld erlegen, darlegen, herlegen, erzählen,
herzählen, der Ertrag, reditus, ertragen, eintragen, erscheinen,
erzeigen, erweisen, ergehen das Neutrum, erfolgen, erfordern, erklingen, erschallen, erklecken. Irholon stehet bey dem Ottfried für
herhohlen.6. Oft deutet es die Hervorbringung einer Sache an, die
vorher nicht da war, wie das Vorwort aus. Erdichten, erdenken,
ersinnen, erfinden, erlogen, ergrübeln, erkünsteln, erschaffen,
errathen. Noch öfter eine Bewerkstelligung, die Versetzung in einen
Zustand, der durch das Zeitwort näher bestimmt wird, in welchem Falle
die meisten Zeitwörter dieser Art aus Bey- und Nebenwörtern gebildet
sind. Erlängen, verlängern, länger machen, erleichtern, ermüden, müde
machen, ermuntern, erniedrigen, ersättigen, erwärmen, erweichen,
erweitern, ergänzen, ereifern, erfrischen, erschweren, ergetzen,
erlustigen, erhellen, erklären, erläutern, erleuchten, erledigen,
erzürnen, erheitzen, erhitzen, erkälten, erquicken, erschüttern,
erbittern, erfreuen u. s. f.7. Mit diesen sind die Neutra genau
verwandt, die ein Kommen oder Gerathen in einen Zustand andeuten, und
oft auch aus Bey- und Nebenwörtern gebildet werden. Erwarmen, warm
werden, erschlaffen, schlaff werden, erstarren, erstummen, erkranken,
erblassen, erbleichen, erarmen, erblinden, sich erboßen, ergrimmen,
erhärten, erkalten, erlahmen, ermüden, ernüchtern, im Oberdeutschen
nüchtern werden, erröthen, erstaunen, erwachen, ermatten u. s. f. Alle
Neutra dieser Art nehmen, wenn sie nicht Reciproca sind, das Hülfswort
seyn zu sich. Sie gleichen den Lateinischen Zeitwörtern dieser Art mit
in- und ir-, inarescere, bey dem Ottfried, irdorren, incalescere,
erwarmen, incanescere, im Oberdeutschen ergrauen, incedere, ergehen,
einher gehen, inclarescere, erhellen, incurvescere, im Oberd.
erkrummen, indurescere, erharten, ingrandescere, ingravescere,
innotescere, integrascere, sich erneuen, inveterascere, im
Oberdeutschen eralten, veralten, irraucescere, irrugare u. s. f.8. In
manchen bedeutet diese Partikel so viel als wieder, und die Zeitwörter
dieser Art scheinen nach dem Lat. mit re - zusammen gesetzten gebildet
zu seyn. Ersetzen, reddere, erstatten, restituere, erlassen,
remittere, erneuern, renovare, erinnern, reminiscere, sich erhohlen,
recolligere, erquicken, recreare, reficere. Erkeban, wieder geben,
reddere, Kero. Arwegen, wieder kommen, redire, Isidor.9. Ehedem wurde
diese Partikel auch häufig gebraucht, eine Entfernung von einem
ausdrücklich genannten, oder auch als bekannt voraus gesetzten
Gegenstande auszudrucken, in welchem Verstande noch heut, zu Tage das
ent - üblich ist. Arfirran. Tat. eruirran, Kero, entführen, arfaran,
Tat. entfahren, arwizin, entwischen, ebend. ercheren, entrücken, Kero,
erfliuhan, entfliehen, ebend. erkezzan, vergessen, ebend. Daher rühret
es auch, daß die mit ent und er zusammen gesetzten Zeitwörter ehedem
so oft mit einander verwechselt wurden, und im Oberdeutschen noch
jetzt verwechselt werden. Erlösen, erretten, u. a. scheinen noch diese
Bedeutung zu haben. Figürlich bedeuten dergleichen Zeitwörter oft eine
Zerstörung, eine Aufhebung des Daseyns einer Sache; welcher Sinn auch
die Partikeln ver- und zer- ausdrucken. Irfullun, verfaulen, Ottfried,
arqueman, aus sich selbst kommen, Tat. ardilen, vertilgen, Isidor,
ergehan, vergehen, Tat. aritalen, vereiteln, ebend. Unter den noch gangbaren gehören dahin, erschlagen, erstechen, erfrieren, ersterben,
erliegen, das Oberdeutsche sich erfallen, sich zu Tode fallen,
erlöschen, ermorden, ersaufen, ersäufen, erschießen, ersticken,
ertränken, ertrinken, erworgen, erwürgen, erdrosseln, erdrücken u. s.
f.10. Bey dem so mannigfaltigen Gebrauche dieser Partikel ist es kein
Wunder, daß ihre eigentliche Bedeutung in manchen Fäl-len zweifelhaft
wird. Dahin gehören diejenigen Zeitwörter, wo man ihr eine bloß
intensive und verstärkende Kraft beyleget, welche sie mit der Griech.
Partikel - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gemein haben
würde. Dergleichen sind vielleicht erachten, erlauben, erkennen,
erhören, ertragen, erdulden, erleiden, erlaben, erwägen, erlernen,
erkühnen, sich ermannen, erbeben, erschüttern u. s. f. welche
wenigstens zum Theil nach Latein. mit per - zusammen gesetzten
Zeitwörtern gebildet sind, percipere, permittere, perferre, perpeti,
perpendere u. s. f.
Anm. Aus demjenigen, was bisher gesagt worden,
erhellet, daß diese Partikel bereits sehr alt ist. Der Selbstlaut in
derselben ist von den ältesten Zeiten an durch alle übrigen
Selbstlaute durchgegangen, und noch jetzt lautet sie in einigen
Wörtern ur, S. Ur. - Im Engl. ist for daraus geworden, und selbst das
Deutsche ver - und zer - gehören zum Theil hierher. Zur Erläuterung
des letztern dienet, daß noch in einigen rauhen, besonders
Alemannischen Mundarten für er, der üblich ist, derfüllen,
derschlagen, derkennen. Von dem d zum z aber ist der Übergang sehr
leicht und gewöhnlich. Wenn er in der Zusammensetzung auf und aus
bedeutet, so nimmt es in einigen Zeitwörtern auch noch diese Vorwörter
vor sich an, wovon die Ursache schon bey den Wörtern Auferbauen, und
Auferkiesen angezeiget worden. Übrigens ist noch dieses zu bemerken,
daß die mit er - zusammen gesetzten Zeitwörter edler und anständiger
sind, als die mit andern gleich bedeutenden Partikeln. Erbauen ist
edler als aufbauen und bauen, erlesen edler als auslesen und
aussuchen, erlöschen edler als auslöschen, erschlagen edler als todt
schlagen u. s. f. Auch bekommt diese Partikel, die an sich kurz ist,
und niemahls ohne Mißklang lang gebraucht werden kann, nie den Ton.
Erachten (W3) [Adelung]
Erachten, verb. reg. act. dafür halten. Ich erachte es für
nothwendig. Es ist für dienlich erachtet worden. Ingleichen,
begreifen, einsehen, doch nur noch in den R. A. das ist leicht zu
erachten, es stehet leicht zu erachten. Der thue ihm meines Erachtens,
d. i. so wie ich dafür halte, keinen geringen Dienst. Im Hochdeutschen
fängt dieses Wort, so wie achten in den ähnlichen Bedeutungen, an zu
veralten. Irahton hat schon Ottfried für existimare, nach welchem
Latein. Worte es auch gebildet zu seyn scheinet, so daß er bloß die
Bedeutung verstärkt.
Erarbeiten (W3) [Adelung]
Erarbeiten, verb. reg. act. durch Arbeit erwerben. Wer nichts hat,
muß sich etwas erarbeiten. Daß wir nicht verlieren, was wir erarbeitet
haben, 2 Joh. V. 8. Erarbeiten kommt schon im Schwabenspiegel vor.
Ehedem war statt dessen auch erarnen üblich.
Erarmen (W3) [Adelung]
* Erarmen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, arm werden, im
Oberdeutschen; wofür im Hochdeutschen verarmen üblicher ist, S. dieses
Wort.
Eräugnen (W3) [Adelung]
Eräugnen, S. Ereignen.
Erbacker (W3) [Adelung]
Der Erbacker, des -s, plur. die -äcker, ein ererbter Acker, 3 Mos.
27, 28. Ingleichen ein freyer eigenthümlicher Acker; zum Unterschiede
von einem Zehentacker.
Erbadel (W3) [Adelung]
Der Erbadel, des -s, plur. car. die von den Vorältern ererbte
adeliche Würde, der Geburtsadel, Standesadel; zum Unterschiede von dem
Brief- oder Papieradel. S. Buchadel.
Erbällen (W3) [Adelung]
Erbällen, S. Verbällen.
Erbamt (W3) [Adelung]
Das Erbamt, des -es, plur. die -ämter, eigentlich ein erbliches Amt.
Am häufigsten werden die Hof- und Landesämter ansehnlicher Länder und
deren Besitzer in engerer Bedeutung Erbämter genannt, weil gewisse
Familien erblich damit beliehen werden. Wenn aber von Erbämtern des H.
R. Reichs die
Rede ist, so werden die Unterämter des Reichs und deren Besitzer
verstanden, welche anstatt der Churfürsten die Reichsämter verwalten;
zum Unterschiede von den Erzämtern. S. Erzamt, und einige der gleich
folgenden Artikel.
Erbarmen (W3) [Adelung]
Erbarmen, verb. reg. Barmherzigkeit empfinden, und diese Empfindung
an den Tag legen. Es ist in einer doppelten Gestalt üblich. 1) Als ein
Reciprocum, mit der zweyten Endung der Sache. Sich jemandes erbarmen.
Weß ich mich erbarme, deß erbarme ich mich, 2 Mos. 33, 19. Gott
erbarme dich unser! Ach, sprach er, erbarmt euch mein! Gell.
Ingleichen mit dem Vorworte über. Erbarmen sie sich doch über mich.
Der Herr wird sich erbarmen über seine Knechte, 5 Mos. 32, 36. 2) Als
ein Impersonale, mit der vierten Endung der Person und der ersten der
Sache, für jammern. Es möchte einen Stein in der Erde erbarmen, im
gemeinen Leben. Und jeden Stein erbarmt mein ungewisser Tritt, Günth.
Der Himmel ist gerecht und ihn erbarmt Orest, Schleg. Indessen ist
doch diese Wortfügung in der guten Schreibart der Hochdeutschen
selten. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch mit der zweyten Endung
der Sache. Mich erbarmet dieses Elenden. Was gilts, nun wird dichs
erst der frommen Treu erbarmen? Günth. Daher die Erbarmung, S. hernach
besonders; ingleichen das Erbarmen, plur. car. der hohe Grad des
Mitleidens bey dem Elende anderer. Nun ist alles Erbarmen aus. Er
wurde ohne alles Erbarmen niedergemacht.
Anm. Bey dem Ulphilas lautet
dieses Zeitwort arman, bey dem Ottfried irbarmen, im Schwed. barma, im
Angels. feormian, im Nieders. verbarmen, im Holländ. und alten
Nieders. ontfermen, entfermen, fermen. Die Impersonal-Form ist den
alten Oberdeutschen Schriftstellern vorzüglich geläufig. Laz sie thih
ouh irbarmen, Ottfr. Thaz ire leid sie irbarme, ebend. Es erbarmet
mih, das si alle iehen, Reinmar der Alte. Frowe Venus las erbarmen
dih, Herz. Joh. von Brabant. Von der Abstammung dieses Wortes S.
Barmherzig. Der große Haufe in Meißen gebraucht das einfache barmen
für jämmerlich thun, wehklagen.
Erbarmer (W3) [Adelung]
Der Erbarmer, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur in der Deutschen
Bibel und der biblischen Schreibart übliches Wort, Gott damit zu
bezeichnen: Es. 49, 10; Kap. 54, 10; Jac. 5, 11.
Erbärmlich (W3) [Adelung]
Erbärmlich, -er, -ste, adj. et adv. 1) Des Mitleidens, der Erbarmung
werth. Ein erbärmlicher Anblick. Es ist erbärmlich anzusehen. Ein
erbärmlicher Zufall. Jemanden erbärmlich mißhandeln. Auf eine
erbärmliche Art hingerichtet werden. 2) Sehr schlecht, elend, im
gemeinen Leben. Erbärmlich singen, schreiben u. s. f. Ein erbärmliches
Geschmiere. Bey dem Ottfried armalih.
Erbarmung (W3) [Adelung]
Die Erbarmung, plur. car. die Empfindung eines hohen Grades des
Mitleidens bey der Noth anderer, und dieses Mitleiden selbst. Jemanden
zur Erbarmung bewegen. Ohne alle Erbarmung. Die mehrere Zahl, die
Erbarmungen Gottes, Klopst. klingt freylich sehr hart.
Anm. Bey den
Schwäb. Dichtern findet sich das einfache Barmunge, welches auch noch
Hans Sachs hat. Außer dem sind im Oberdeutschen auch noch die
Hauptwörter die Erbarmniß und die Erbärmde in eben dieser Bedeutung
üblich. Das letzte hat schon Notker, Irbarmeda; das erste unter andern
auch Opitz.
Erbauen (W3) [Adelung]
Erbauen, verb. reg. act. von er und bauen, aufbauen, in die Höhe
bauen. 1) Eigentlich. Ein Haus, eine Kirche, einen Tempel erbauen;
wofür im Hochdeutschen doch das einfache bauen üblicher ist. Eine
Stadt erbauen. 2) Figürlich, zum Guten bewegen und darin befestigen,
gottselige Empfindungen hervor bringen, in der biblischen Schreibart.
Diese Predigt hat mich sehr erbauet. Ich bin durch seinen Wandel gar
sehr erbauet worden. Ingleichen als ein Reciprocum. Ich habe mich sehr
daran erbauet. So auch die Erbauung, plur. inus. so wohl in
eigentlichem Verstande, vor Erbauung der Stadt Rom, als auch im
figürlichen, von der Hervorbringung gottseliger Empfindungen. Ich habe
ihn mit vieler Erbauung gehöret. Die Erbauung befördern. 3) Von bauen,
colere, durch den Feld- oder Gartenbau erzeugen. Früchte, welche man
selbst erbauet hat.
Anm. Im Oberdeutschen ist statt dessen in den
beyden ersten Bedeutungen auferbauen üblich; S. dieses Wort. Erbauen
ist in der figürlichen Bedeutung nach dem mittlern Latein. aedificare
und exaedificare gebildet, welche in diesem Verstande schon sehr frühe
üblich gewesen seyn müssen. Kero muß sehr in Verlegenheit gewesen
seyn, wie er das Lateinische übersetzen sollte, bis er endlich
zimbere, für Erbauung, und zimbirrono sprahho, für eine erbauliche
Rede heraus brachte. Die biblischen Arten des Gebrauches, Rahel
erbauen, ihr Nachkommen geben, eine Wüste erbauen, für anbauen u. s.
f. sind ungewöhnlich. In der ersten Bedeutung kommt auch das Hauptwort
der Erbauer vor, der ein Haus oder einen Ort erbauet.
Erbaulich (W3) [Adelung]
Erbaulich, -er, -ste, adj. et adv. in der natürlichen Bedeutung des
Zeitwortes erbauen, Erbauung hervor bringend, der Erbauung gemäß.
Erbaulich predigen. Ein erbaulicher Wandel. Im Oberdeutschen,
auferbaulich, im mittlern Lat. aedificarius, aedificativus,
aedificatorius. So auch die Erbaulichkeit.
Erbausträge (W3) [Adelung]
Die Erbausträge, singl. inus. in dem Deutschen Staatsrechte, erbliche
Austräge, d. i. befreyete willkührliche Gerichte gewisser
Reichsstände, welche sie für sich und ihre Nachkommen erwählet haben.
S. Austrag 2.
Erbaxt (W3) [Adelung]
Erbaxt, S. Erbexe.
Erbbannerherr (W3) [Adelung]
Der Erbbannerherr, des -en, plur. die -en, ein Erbbeamter, dessen Amt
darin bestehet, das Banier, d. i. die Landesfahne, bey feyerlichen
Gelegenheiten seinem Lehenherren vorzutragen. Dergleichen
Erbbannerherren gibt es in Österreich. Daher das Erbbannerherrenamt.
S. Bannerherr.
Erbbau (W3) [Adelung]
Der Erbbau, des -es, plur. inus. in dem Bergbaue, der gesetzmäßige
Bau eines Erbes, d. i. einer eigenthümlichen Lehn- und Fundgrube, wenn
sich derselbe mit einem Stollen anfänget, und zuweilen auch die Grube
selbst, welche auf diese Art gebauet wird.
Erbbeamte (W3) [Adelung]
Der Erbbeamte, des -n, plur. die -n, eigentlich ein Beamter, der ein
Amt erblich besitzet. Indessen gebraucht man dieses Wort nur in
engerer Bedeutung von denjenigen, welche ein Erbamt, d. i. ein
erbliches Hofamt, besitzen, und ehedem Erbhofgesinde genannt wurden.
So haben vornehme Stifter, ansehnliche Reichsstände ihre Erbbeamten.
Die Erbbeamten des H. R. Reichs, dergleichen die weltlichen, nicht
aber die geistlichen Churfürsten, zur Verwaltung ihres Erzamtes
hatten.
Erbbegräbniß (W3) [Adelung]
Das Erbbegräbniß, des -sses, plur. die -sse, ein erbliches Begräbniß,
eine Grabstätte, welche jemand eigenthümlich für sich und seine Erben
besitzet; zum Unterschiede von einem Familien-Begräbnisse, welches wie
ein Lehen, nur den männlichen Nachkommen gehöret.
Erbbereiten (W3) [Adelung]
Das Erbbereiten, des -s, plur. car. oder die Erbbereitung, plur. von
mehrern Handlungen, die -en, in dem Bergbaue, die feyerliche
Bereitung, d. i. Vermessung einer erbwürdigen Fundgrube; gleichsam das
Bereiten des Erbes, d. i. des Eigenthumes, der eigenthümlichen Grube,
weil selbiges ehedem zu Pferde geschahe. Daher das Erbbereitungsbuch,
worein die Handlungen des Erbbereitens verzeichnet werden; das
Erbbereitungsfeld, die Gegend welche vermessen wird; die
Erbbereitungsgebühren, welche dafür erleget werden, u. s. f.
Erbbeschloßt (W3) [Adelung]
Erbbeschloßt, adj. in der Mark und Pommern, das Recht habend, Bürge
oder Schlösser erblich zu besitzen; ein Erbschlosser. S. Beschlossen.
Erbbestand (W3) [Adelung]
Der Erbbestand, des -es, plur. inus. in einigen, besonders
Oberdeutschen Gegenden, der Erbpacht, ( S. dieses Wort;) auch wohl das
Erbbeständniß, der Erbbestand. Daher der Erbbeständer, des -s, plur.
ut nom. sing. der Erbpächter, derjenige, welcher ein Grundstück in
Erbpacht hat, S. Erbpächter; das Erbbestandsgeld, oder Erbstandsgeld,
so wohl dasjenige Geld, welches bey erster Antretung eines in
Erbbestand gegebenen Grundstückes erleget wird, und dessen wahrem
Werthe angemessen ist, als auch diejenige Summe, welche als ein Pacht
jährlich dafür bezahlt wird; das Erbbestandgut, oder Erbstandgut,
welches in Erbbestand gegeben wird u. s. f.
Erbbrotspender (W3) [Adelung]
Der Erbbrotspender, des -s, plur. ut nom. sing. ein ehemahliger
Erbbeamter des Stiftes Bremen, S. Brotspende. Daher das
Erbbrotspenderamt.
Erbbuch (W3) [Adelung]
Das Erbbuch, des -es, plur. die -bücher, in einigen Gegenden, ein
Buch, in welchem die Erde, d. i. die eigenthümlichen Grundstücke der
Unterthanen, nach ihrer Lage, ihren Besitzern, Abgaben u. s. f.
verzeichnet sind; das Erbregister, Grundbuch, Saalbuch.
Erb-Capellan (W3) [Adelung]
Der Erb-Capellan, des -es, plur. die -Capelläne, ein Erbbeamter des
Erzherzogthums Österreich, welcher bey feyerlichen Begebenheiten das
Amt eines Capellanes verwaltet. Die Pröpste von St. Pölten bekleiden
diese Würde seit langen Zeiten.
Erbdeich (W3) [Adelung]
Der Erbdeich, des -es, plur. die -e in den Marschländern, der
erbliche und eigenthümliche Theil eines Deiches.
Erbdrescher (W3) [Adelung]
Der Erbdrescher, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten,
besonders Obersachsens, Häusler, welche für den Besitz ihrer Häuser
das herrschaftliche Getreide für einen gewissen gesetzten Lohn
ausdreschen müssen; Zwangdrescher, Hofdrescher.
Erbdrost (W3) [Adelung]
Der Erbdrost, des -en, plur. die -en, in Westphalen und an dem
Niederrheine, ein Drost, der seine Würde erblich besitzet. S. Drost.
Erbe (W3) [Adelung]
Das Erbe, des -s, plur. ut nom. sing. ein altes Wort, welches seit
tausend Jahren mancherley Veränderungen in seinen Bedeutungen erlitten
hat. Dem Ihre nach folgen dessen Bedeutungen so auf einander. 1.
Ursprünglich bedeutete es die Erde, wie aus dem Latein. arvum, dem
Wallis. ar, Erde, und erw, ein Acker, dem Isländ. urfa, pflügen, und
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - erhellet, S. Ären
und Erde. Im Deutschen ist diese allgemeinste Bedeutung veraltet,
außer daß noch einige im Bergbaue übliche zusammen gesetzte Wörter
etwas davon aufzubehalten scheinen, wo das Wort Erbe aber auch die
Bedeutung eines Eigenthumes leidet. S. Erbbau, Erbbereiten, Erbfluß u.
s. f. 2. Eigenthümliche Grundstücke, Grund und Boden mit seinem
Zubehör, welche Bedeutung noch in dem gemeinen Sprachgebrauche vieler
Gegenden Deutschlandes übrig ist. Diese Bedeutung hat Arbe bey dem
Isidor, Erbe bey dem Ottfried,das Angels. Yrfe, Arf, Arft, Erue bey
den ältern und neuern Schweden, und Arve, Erve im Niedersächsischen.
1) Eigenthümliche Grundstücke überhaupt. Erbe und Eigen, wo Erbe ein
ererbtes Gut bedeutet, welches man ohne Einwilligung seiner Kinder und
muthmaßlichen Erben nicht veräußern kann, Eigen aber ein selbst
erworbenes Gut, womit man nach Belieben schalten kann; beyde im
Gegensatze des Lehens. Baide ir Erbe und ir aigen Vnd darzu alle ir
varende habe, in Strykers altem Gedichte. Darum sollen die Leviten
kein Theil noch Erbe haben mit ihren Brüdern, 5 Mos. 10, 9. Ich will
euch ein Land zum Erbe geben, darin Milch und Honig fleußt, 3 Mos. 20,
24; und so in andern Stellen mehr, wo es auch zuweilen für ein jedes
Eigenthum gebraucht wird. Daß du unserer Missethat gnädig seyest, und
lässest uns dein Erbe seyn, 2 Mos. 34, 9. Sprichw. Biedermanns Erbe
liegt in allen Landen. 2) Ein eigenthümliches Gut, im Gegensatze eines
Lehengutes, allodium; welche Bedeutung in den vorigen Jahrhunderten
häufig vorkommt. Es ist Erbe und nicht Lehen. Sucht Pallas Liebling
auf, der für sein Erbe streitet, Raml. 3) Ein Gut, besonders ein
Bauergut, welches der Theilung unterworfen ist. Daher gibts in
Thüringen ganze, halbe und viertel Erbe. 4) Ein Haus, welches man
eigenthümlich besitzet, welche Bedeutung noch in vielen Gegenden
üblich ist. Daher ein Backerbe, ein Backhaus, ein Brauerbe, ein
Brauhaus, u. s. f. in Hamburg und an andern Orten. 3. Arbeit,
besonders die Feld- und Ackerarbeit; welche veraltete Bedeutung Erf
und Erfid noch bey den Isländern hat, wo auch erfida arbeiten, und
arswid arbeitsam ist. Ihre ziehet auch die Stelle aus dem Ottfried B.
1, Kap. 5 hierher, wo von der Jungfrau Maria gesagt wird: Jh bin, quad
siu, Gotes thiu, zi erbe geboraniu, ich bin, sprach sie, Gottes Magd,
zur Arbeit geboren; wo es Schilter übersetzt hatte, zu Hause geboren.
S. Arbeit. 4. Alles was man durch seine Arbeit erwirbt, welche
gleichfalls veraltete Bedeutung mit der vorigen zweyten zusammen
fließt. Daher bedeutet Yrf, Yrfe, im Angelsächsischen eine jede
erworbene Sache, selbst das Vieh, und aerfwa erwerben, welche
Bedeutung auch erben 4 Mos. 32, 19 hat: wir wollen nicht mit ihnen
erben jenseits des Jordans. Selbst das Deutsche werben scheinet
hierher zu gehören. 5. Güter, welche uns von andern erworben worden,
besonders wenn sie uns nach ihrem Tode als ein Eigenthum überlassen
werden, in welchem Verstande dieses Wort noch häufig für Erbschaft
gebraucht wird. Das väterliche, das mütterliche Erbe, dasjenige was
jemand von seinem Vater, von seiner Mutter erbet. Das dritte
Gebethbuch hat sie aus dem väterlichen Erbe bekommen, Gell. Wenn die
Zeit kommt, daß er seinen Kindern das Erbe austheile, 5 Mos. 21, 16.
Wenn jemand stirbt, und hat nicht Söhne, so sollt ihr sein Erbe seiner
Tochter zuwenden, 4 Mos. 27, 8; und so in andern Stellen mehr.
Anm.
Vielleicht ließen sich die jetzt angeführten Bedeutungen dieses Wortes
richtiger so ordnen. 1) Erde. 2) Deren Bearbeitung. 3) Was dadurch
erworben wird, jedes Eigenthum; besonders 4) eigenthümliche
Grundstücke. 5) Fremder Erwerb, so fern er nach des Erwerbers Tode
unser Eigenthum wird.
Erbe (W3) [Adelung]
Der Erbe, des -n, plur. die -n, Fämin. die Erbinn, plur. die -en, ein
Wort, welches nur noch in der fünften Bedeutung des vorigen Wortes
üblich ist. 1) Ein jeder, der eines andern Vermögen nach dessen Tode
als ein Eigenthum erhält. Jemanden zu seinem Erben einsetzen. Er ist
mein Erbe. Sein Vermögen kommt an lachende (d. i. fremde,) Erben. 2)
In
engerer Bedeutung, leibliche Kinder, weil sie die natürlichen Erben
des Vermögens ihrer Ältern sind, daher sie auch oft Leibeserben
heißen, zum Unterschiede von den Testaments-Erben, Lehenserben u. s.
f. Er ist ohne Erben gestorben, ohne Kinder. Besonders ein leibliches
Kind männlichen Geschlechtes. Seine Frau hat ihm einen jungen Erben
gebracht, ein Knäbchen. 3) In einigen Gegenden ist Erbe so viel als
ein Eigenthümer eines Grundstückes, z. B. ein Holzerbe. An andern
Orten wird der Erbe dem Fremden entgegen gesetzet.
Anm. Eribu kommt in
der Bedeutung eines Erben schon bey dem Kero, und Erue im 9ten
Jahrhunderte vor. Im Niedersächsischen lautet dieses Wort Arve. S.
auch Erbnehmer.
Erbeben (W3) [Adelung]
Erbeben, verb. reg. neutr. welches im Perf. und Plusquamperf.
ungewöhnlich ist, durchaus in eine bebende Bewegung versetzet werden,
von dem Zeitworte beben, in der höhern Schreibart. So werden deine
Mauern erbeben von dem Getümmel seiner Rosse, Ezech. 26, 10. Ihre
Gäule schreyen, daß das ganze Land davon erbebet, Jer. 8, 16. Bey dem
Notker irbibenen, bey dem Willeram erbiben, bey den heutigen
Oberdeutschen erbidmen.
Erbeigen (W3) [Adelung]
Erbeigen, adj. et adv. welches noch in einigen Gegenden für erblich
und eigen üblich ist. Ein erbeigenes Gut, welches von den Vorältern
herkommt. Ein Erbeigener, ein eigenthümlicher Besitzer. S. Erbexe.
Erbeinigung (W3) [Adelung]
Die Erbeinigung, plur. die -en, in dem Deutschen Staatsrechte, eine
Einigung, d. i. ein Vertrag, zwischen mehrern Geschlechtern, wegen
gegenseitiger Freundschaft und Hülfe; ein Erbvertrag, Erbverein,
welcher von der Erbverbrüderung noch verschieden ist. Das Haus Sachsen
stehet in Erbeinigung mit Böhmen, aber in Erbverbrüderung mit
Brandenburg und Hessen.
Erbeißen (W3) [Adelung]
Erbeißen, verb. irreg. act. S. Beißen. 1) Danieder beißen, d. i. todt
beißen, im Oberdeutschen. Der Fuchs hat die Hühner erbissen. Hat dich
ein Thier erbissen? Opitz. In welcher im Hochdeutschen ungewöhnlichen
Bedeutung dieses Wort schon in Strykers altem Gedichte vorkommt. Die
Bergleute gebrauchen es noch figürlich. Das Gestein hat ihn erbissen,
getödtet. Sich die festen Knauer erbeißen lassen, wegen Härte des
Gesteines von der Arbeit ablassen. 2) Aufbeißen. Eine Nuß erbeißen. 3)
Mürbe beißen, durchbeißen, im gemeinen Leben. Das Fleisch ist so hart,
man kann es nicht erbeißen.
Erbellen (W3) [Adelung]
Erbellen, S. Verbällen.
Erben (W3) [Adelung]
Erben, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. I. Als ein
Activum. 1) * Den eigenthümlichen Besitz einer Sache überkommen, in
welcher veralteten Bedeutung dieses Wort noch in der Deutschen Bibel
und der biblischen Schreibart üblich ist. Daß er ihn den Stuhl der
Ehren erben lasse, 1 Sam. 2, 8. Das Land, darein ihr kommt, zu erben,
ist ein unrein Land, Esr. 9, 11. In der Ernte, wenn du die Mandeln
sollt erben, Es. 17, 11. S. das Erbe 2. 2) Eines Verstorbenen Güter
eigenthümlich bekommen, in welchem Sinne dieses Wort am üblichsten
ist. Ein Landgut, einen Garten erben. Wer wird die großen Reichthümer
einmahl erben? Etwas von einem erben. Ingleichen figürlich, durch die
Zeugung, mit der Geburt überkommen, von Eigenschaften und Umständen
des Leibes und des Gemüthes. Er hat den Geitz von seinem Vater, die Wollust von seiner Mutter geerbt. Er hat diese Krankheit von seinen
Ältern geerbt. Schwed. ärfwa, Nieders. arven. Wofür auch zuweilen
ererben üblich ist. 3) Als ein Erbtheil übertragen, nachlassen; wofür
doch vererben gebräuchlicher ist. Er soll sein eigen Gut auf seine
Kinder erben, Ezech. 46, 15. Ihr Nahme wird gepreiset in ihren
Kindern, auf welche er geerbet ist, Sir. 16, 15. Haus und Güter erben
die Ältern, aber ein vernünftig Weib kommt vom Herrn, Sprichw. 19, 14.
Mine kinde wil ich erben dise not, Heinr. von Morunge. Eben diese
Bedeutung hatte ehedem auch das Nieders. arven, Myn Landt - alse idt
myn Vader my ervet hefft, in einer Urkunde von 1398. S. Beerben 3.II.
Als ein Neutrum, 1. mit dem Hülfsworte haben. 1) Eines Erbe seyn, von
einem erben, mit der vierten Endung der Person. Jemanden erben. Er hat
seinen Vetter geerbt. Dein Same wird die Heiden erben, Es. 4, 3. Auch
wenn der Erbfall noch künftig ist. Wer erbt ihn? wer ist einmahl sein
Erbe? S. Beerben 2. 2) * Jemanden zum Erben haben, eine veraltete
Bedeutung. Der Todte erbt den Lebendigen, ein bekannter rechtlicher
Satz. 2. Mit dem Hülfsworte seyn, als ein Erbgut zu Theile werden;
ingleichen, erblich fortgepflanzet werden. Die Güter erben auf ihn,
fallen als ein Erbtheil auf ihn. Diebische Art erbet ins Geschlecht.
Sprichw. Kunst erbet nicht. Herren Gunst erbet nicht. Diese Krankheit
erbet, pflanzt sich erblich fort. Sein Theil soll allein auf seinen
Sohn erben, Ezech. 46, 17.
Erberschleicher (W3) [Adelung]
Der Erberschleicher, S. Erbschleicher.
Erbethen (W3) [Adelung]
Erbethen, verb. reg. act. durch Gebeth von Gott erhalten. Ich will es
noch erbethen. Ich habe es mir von Gott erbethen. Die Ältern deines
Kindes erbethen dir schon Segen, Günth.
Erbetteln (W3) [Adelung]
Erbetteln, verb. reg. act. durch Betteln erhalten. Sein Brot
erbetteln. Erbetteltes Geld. Ingleichen, durch unverschämtes Bitten
erhalten. Einen Dienst erbetteln.
Erbeuten (W3) [Adelung]
Erbeuten, verb. reg. act. durch Beuten, d. i. Beute machen, erhalten.
Im Kriege große Schätze erbeuten. Erbeutetes Geld. Die Soldaten haben
viel erbeutet.
Erbexe (W3) [Adelung]
Der Erbexe, des -n, plur. die -n, ein nur in einigen Westphälischen
Gegenden übliches Wort, den eigenthümlichen Besitzer eines
Grundstückes, besonders einer Holzmark, oder eines Theiles derselben,
zu bezeichnen; ein Erbeigener, im Nürnbergischen Walde ein Erbförster,
Forsthübner, in andern Westphälischen Gegenden ein Erbmann. Weil Exe
im Niedersächsischen auch eine Axt bedeutet, so haben Schilter,
Frisch, Lodtmann in der Schrift de Jure Holzgraviali, und andere
behauptet, daß dieses Wort von Axt herstamme, und eigentlich das Recht
bedeute, welches man mit der Art in einem Walde ausübe, daher sie es
auch im Hochdeutschen Erbaxt geschrieben wissen wollen. Allein, 1) ist
noch nicht erwiesen, daß dieses Wort jemahls von einem Rechte
gebraucht worden, indem es beständig eine Person andeutet. 2) Ist es
alle Mahl männlichen Geschlechtes; dagegen Exe im Niedersächsischen so
wie Axt weiblichen Geschlechtes ist. So wollen wir als der Landfürst
und oberster Erbexe u. s. f. sagt Herzog Philipp Sigmund, postulirter
Bischof von Osnabrück und Verden. Und 3) sind dergleichen Bildungen
der Wörter und ihres Gebrauches ganz wider die Analogie unserer und
der damit verwandten Sprachen. Ohne Zweifel stammet dieses Wort von
eigen, Griech - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, her, und
ist eine verderbte Aussprache von Erbeigener. Das x darf niemanden
irre machen, der die Westphälische und Holländische Mundart kennet, wo
auch aus solches sulx, aus gleich glyks, aus desgleichen desgelyx u.
s. f. wird. S. Eigen.
Erbfall (W3) [Adelung]
Der Erbfall, des -es, plur. die -fälle. 1) Der Fall, da jemand Erbe
wird, eine Erbschaft empfänget. 2) Das Recht, nach dem Tode eines
Unterthanes etwas von ihm zu erben, S. Baulebung.
Erbfeind (W3) [Adelung]
Der Erbfeind, des -es, plur. die -e, ein langwieriger, gleichsam
geerbter Feind. So pflegte man ehedem nur die Türken den Erbfeind des
christlichen Glaubens zu nennen. Wider den Erbfeind Krieg führen,
wider die Türken.
Erbfeuerherr (W3) [Adelung]
Der Erbfeuerherr, des -en, plur. die -en, ehemahlige Erbbeamte des
Reiches, deren Amt auch das Feuereisenamt hieß. Sie hatten an dem
kaiserlichen Hoflager auf Feuer und Licht zu sehen. Noch zu Carls V
Zeiten wurde dieses Amt von einem Herren von Plesse verwaltet, mit
dessen Familie es aber auch aufgehöret hat. S. Feuerherr.
Erbfluß (W3) [Adelung]
Der Erbfluß, des -sses, plur. die -flüsse, in dem Bergbaue, ein Fluß,
welcher das Gebirge und die in demselben befindlichen Gänge
abschneidet, und einen Gegentrumm macht.
Erbfolge (W3) [Adelung]
Die Erbfolge, plur. inus. die Folge in dem Besitze der Güter und
Würden einer Person nach dem Rechte der Geburt, successio ab
intestato, und die Art und Weise derselben; im Oberdeutschen der
Erbgang. Die Erbfolge berichtigen. Zur Erbfolge kommen, d. i. einem
Verstorbenen in dem Besitze seiner Güter und Würden folgen. Daher die
Erbfolgsordnung, das Erbfolgsrecht, im Oberdeutschen das
Erbgangsrecht, das Recht jemanden zu folgen.
Erbförster (W3) [Adelung]
Der Erbförster, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Nürnbergischen
Reichswalde, der eigenthümliche Besitzer eines Theiles in demselben.
S. der Erbe 3, Erbere und Förster.
Erbfrau (W3) [Adelung]
Die Erbfrau, plur. die -en, S. Erbherr.
Erbfrohn (W3) [Adelung]
Der Erbfrohn, des -es, plur. die -e, oder des -en, plur. die -en, in
Soest und einigen andern Westphälischen Städten, gewisse Unterrichter,
welche die Urtheile des Großrichters oder Richters in bürgerlichen
Sachen, zur Vollziehung bringen, und auch Unterrichter, Erbrichter,
Pfandrichter heißen; entweder, weil sie ihr Amt erblich besitzen, oder
auch weil sie über das Erbe, d. i. Eigenthum, erkennen.
Erbfürst (W3) [Adelung]
Der Erbfürst, des -en, plur. die -en, ein erblicher Fürst, der sein
Fürstenthum erblich besitzet; zum Unterschiede von einem Wahlfürsten.
Daher das Erbfürstenthum. Zuweilen auch nur ein Fürst, der zum Erbe
eines andern bestimmt ist, wie Erbprinz.
Erbgang (W3) [Adelung]
Der Erbgang, des -es, plur. inus. S. Erbfolge.
Erbgeld (W3) [Adelung]
Das Erbgeld, des -es, plur. die -er, ein jedes geerbte oder aus einer
Erbschaft überkommene Geld. An einigen Orten in engerer Bedeutung,
dasjenige Geld, welches der Erbe an seine Miterben bezahlen muß. S.
Ausspruch.
Erbgenoß (W3) [Adelung]
Der Erbgenoß, des -ssen, plur. die -ssen, der Genoß an einer
Erbschaft; der Miterbe, welche Benennung üblicher ist.
Erbgerechtigkeit (W3) [Adelung]
Die Erbgerechtigkeit, plur. inus. 1) Das Recht, jemanden zu erben,
das Erbrecht. 2) Im Bergbaue ist die Erbgerechtigkeit eines Stollen,
dasjenige, was ein Erbstollen von den nahe liegenden Berggebäuden zu
erheben oder einzunehmen hat.
Erbgericht (W3) [Adelung]
Das Erbgericht, des -es, plur. die -e, oder auch im Plural die
Erbgerichte, ohne Singular. S. Gericht. 1) Überhaupt eine jede
Gerichtsbarkeit, welche auf dem Grunde und Boden haftet, oder erblich
und eigenthümlich besessen wird, und dasjenige Gericht, welches sie
ausübet, es sey nun die obere oder die untere Gerichtsbarkeit. In
diesem Verstande wird auch die Gerichtsbarkeit der Städte über ihr
Eigenthum, und das Gericht, durch welches sie selbige verwalten
lassen, das Erbgericht, oder im Plu-ral die Erbgerichte genannt. 2) In
engerer Bedeutung werden in Ober- und Niedersachsen die Erbgerichte
den Ober-Gerichten entgegen gesetzt, und alsdann druckt dieses Wort
bloß die Grundgerichte, oder die niedere Gerichtsbarkeit aus, die auf
einem Erbe, d. i. einem freyen Erbgute haftet; im Gegensatze des
Blutbannes, oder der peinlichen Gerichtsbarkeit, welche gemeiniglich
ein kaiserliches oder königliches Lehen ist. Alsdann werden die
Erbgerichte auch die Untergerichte, die niedern Gerichte, die
Grundgerichte, die Vogtey u. s. f. genannt. 3) Das Gericht eines
Erbrichters, besonders auf dem Lande.
Erbgerichtsbarkeit (W3) [Adelung]
Die Erbgerichtsbarkeit, plur. inus. 1) Eine Gerichtsbarkeit, welche
erblich und eigenthümlich besessen wird, wie Erbgericht 1. 2) Die
niedere Gerichtsbarkeit, wie Erbgericht 2.
Erbgerichtsherr (W3) [Adelung]
Der Erbgerichtsherr, des -en, plur. die -en. 1) Ein Gerichtsherr, der
seine Gerichtsbarkeit erblich und eigenthümlich besitzet, sie sey von
welcher Art sie wolle. 2) Ein Gerichtsherr, der nur die niedere
Gerichtsbarkeit besitzet. 2. S. Erbgericht.
Erbgesessen (W3) [Adelung]
Erbgesessen, adj. et adv. welches an einigen Orten für ansässig
üblich ist, Erbe, d. i. eigenthümliche Grundstücke, besitzend. S. das
Erbe 2.
Erbgewinn (W3) [Adelung]
Der Erbgewinn, des -es, plur. inus. S. Auffahrt Anm.
Erbgraf (W3) [Adelung]
Der Erbgraf, des -en, plur. die -en, ein junger Graf, so fern er als
der nächste Erbe seines gräflichen Vaters betrachtet wird; wie
Erbprinz, der nächste Erbe eines Fürsten.
Erbgrind (W3) [Adelung]
Der Erbgrind, des -es, plur. car. im gemeinen Leben, ein anhaltender
Grind, der schwer und oft gar nicht zu heilen ist, und daher als ein
angeerbtes Übel angesehen wird; Schuppengrind, Achores.
Erbgrund (W3) [Adelung]
Der Erbgrund, des -es, plur. die -gründe, ein eigenthümliches
Grundstück, S. das Erbe 2.
Erbgulden (W3) [Adelung]
Der Erbgulden, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten das
Abzugsgeld, welches von Erbschaften, die einem Fremden anheim fallen,
abgezogen wird, weil man anfänglich nur einen Gulden von hundert
abzuziehen pflegte. S. Abzug und Erbkauf.
Erbgut (W3) [Adelung]
Das Erbgut, des -es, plur. die -güter. 1) Ein jedes ererbtes Gut. 2)
Ein eigenthümliches Gut, im Gegensatze eines Lehens; ein Allodium. 3)
Zuweilen auch ein Erbzinsgut, welches zwar erblich, aber mit einem
gewissen Zinse beschweret ist.
Erbhäuer (W3) [Adelung]
Der Erbhäuer, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, ein Häuer, der
seine Kunst rechtmäßig erlernet hat; zum Unterschiede von den
Lehrhäuern.
Erbherr (W3) [Adelung]
Der Erbherr, des -en, plur. die -en, der Eigenthumsherr eines
ansehnlichen Grundstückes; der Lehenherr, und weil derselbe
gemeiniglich auch die Gerichte über dasselbe Grundstück hat, der
Gerichtsherr oder Erbgerichtsherr. "Die Schöppenstühle," heißt es in
den 1599 zu Frankfurt gedruckten Consult. Sax. Bl. 200, "halten den
für den Erbherren, von dem die Leut ihre Güter in Lehen nehmen müssen,
die andern, sie haben Ober- oder Untergericht, sind nicht Erbherren,
sondern Gerichtsherren." Die Erbfrau, wenn einer Person weiblichen
Geschlechtes das Eigenthum zustehet. Im höhern Verstande werden auch
Landes- und Oberherren mit diesem Nahmen beleget, da denn im
weiblichen Geschlechte gleichfalls Erbfrau üblich ist, welchen Titel
unter andern auch die Kaiserinn Königinn von Ungarn und Böhmen führte.
Ps. 82, 8, heißt Gott der Erbherr über alle Heiden.
Erbhofamt (W3) [Adelung]
Das Erbhofamt, des -es, plur. die -ämter, S. Erblandesamt.
Erbhofmeister (W3) [Adelung]
Der Erbhofmeister, des -s, plur. ut nom. sing. an verschiedenen
Höfen, ein Erbbeamter, der den Vorsitz und Rang vor allen übrigen
Erbbeamten hat. Dergleichen Erbhofmeister gibt es im Clevischen. Auch
das Haus Österreich hat seine Erbhofmeister, welche Würde Kaiser
Ferdinand I im Jahr 1539 errichtet, und die von Roggendorf damit
beliehen hat, nach deren Abgang selbige an die Grafen Trautson
gekommen ist. S. Hofmeister.
Erbhuldigung (W3) [Adelung]
Die Erbhuldigung, plur. die -en, die Huldigung, welche man dem Erb-
und Landesherren und seinen Erben leistet; die Erbpflicht.
Erbjagd (W3) [Adelung]
Die Erbjagd, plur. inus. der erbliche Besitz einer Jagd, oder eines
Jagd-Districtes.
Erbiegen (W3) [Adelung]
Erbiegen, S. Erbügen.
Erbiethen (W3) [Adelung]
Erbiethen, verb. irreg. recipr. ( S. Biethen,) äußern, daß man willig
und bereit sey, etwas zu thun oder zu leisten. Sich zu allen möglichen
Diensten erbiethen. Sich zur Ersetzung des Schadens, zu einer Summe
Geldes, zur Hülfsleistung erbiethen. Er erboth sich für das Vaterland zu sterben. Wir sind noch des Erbiethens, im Oberdeutschen. Daher die
Erbiethung.
Anm. Irbieta heißt bey dem Ottfried und Jeroschin nicht
allein anbiethen, sondern auch erweisen, anthun; einem Ehre erbiethen.
Nieders. erbeen, Schwed. erbjuda. S. Anerbiethen und Urbede.
Erbiethig (W3) [Adelung]
Erbiethig, adv. sich erbiethend. Wir sind es noch erbiethig, d. i.
noch bereit, es zu thun. Ich bin erbiethig dazu. Von einer andern Zeit
dieses Verbi ist im Hochdeutschen auch erböthig auf eben die Art
üblich, und beynahe noch üblicher. Ich bin es erböthig. Schwed.
öfwerbödig.
Erbinn (W3) [Adelung]
Die Erbinn, S. der Erbe.
Erbitten (W3) [Adelung]
Erbitten, verb. irreg. act. S. Bitten. 1) Durch Bitten erhalten.
Etwas von einem erbitten. Sich jemandes Gewogenheit erbitten. Ich habe
es endlich noch erbethen. Darum gebe ich ihn dem Herrn wieder, weil er
vom Herrn erbethen ist, 1 Sam. 1, 18. Zeugen zu einer Handlung
erbitten. Die Zeugen sind dazu erbethen worden. Erbethene Zeugen. 2)
Los bitten, frey bitten. Einen Verurtheilten erbitten. Der Übelthäter
ist erbethen worden. 3) So lange bitten, bis man seine Absicht bey
jemanden erreicht. Ich habe ihn endlich noch erbethen, so lange
gebethen, bis er mir meine Bitte bewilliget hat. Helfen sie mir meinen
Vater erbitten, daß er meinem Glücke nicht länger hinderlich ist. Ich
kann ihn nicht erbitten. In dieser letzten Bedeutung kommt irbiten
schon bey dem Ottfried vor. Das Bey- und Nebenwort erbittlich ist
nicht gewöhnlich, wohl aber dessen Gegensatz unerbittlich.
Erbittern (W3) [Adelung]
Erbittern, verb. reg. act. bitter machen, doch nur figürlich, zum
Hasse, zum Zorne bewegen. Jemanden erbittern. Das Volk durch
Grausamkeit erbittern. Erbittere mich nicht. Sich erbittern, zornig
werden. Er wird erbittert. Ein erbittertes Gemüth. Willst du dich in
deinem Grimm wider einen Wurm erbittern? Gryph. Im gemeinen Leben auch
verbittern, welches aber auch noch in einem andern figürlichen
Verstande üblich ist. Auf etwas verbittert seyn, auch im hohen Grade
darnach begierig seyn, wie das niedrige erpicht. Daher die
Erbitterung, so wohl von der Handlung des Erbitterns, als auch von der
Leidenschaft eines heftigen mit Haß verbundenen Zornes. S. Bitter.
Erbittlich (W3) [Adelung]
Erbittlich, adj. et adv. geneigt sich erbitten, d. i. durch Bitten
bewegen zu lassen. S. Erbitten.
Erbkämmerer (W3) [Adelung]
Der Erbkämmerer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Erbbeamter
verschiedener ansehnlichen Stifter und Länder, dessen Amt daher das
Erbkämmereramt genannt wird. S. Kämmerer. Die Erbkämmerer des H. K.
Reichs sind den Erzkämmerern untergeordnet, und verrichten deren Amt
an ihrer Stelle.
Erbkammerthürhüther (W3) [Adelung]
Der Erbkammerthürhüther, S. Erbthürhüther.
Erbkauf (W3) [Adelung]
Der Erbkauf, des -es, plur. die -käufe. 1) Nur noch in einigen
Gegenden, diejenige Art des Abzuges anzudeuten, vermittelst deren der
fremde Erbe oder an dessen Statt der Erblasser, die Erbschaft, die
sonst dem Fiscus verfallen war, von dem Landesherren los kaufen
konnte. Erbkauf war der erste Nahme, den diese Abgabe führete, und der
schon im 12ten und 13ten Jahrhunderte vorkommt, bis im 15ten
Jahrhunderte die Ausdrücke Nachsteuer und Abzug üblich wurden. S.
Erbgulden. 2) Ein erblicher Kauf, der auch Erb- und Todkauf genannt
wird, im Gegensatze des Kaufes auf Wiederkauf.
Erbkönig (W3) [Adelung]
Der Erbkönig, des -es, plur. die -e, ein König, der seine Würde und
sein Königreich erblich besitzet; im Gegensatze eines Wahlköniges.
Daher das Erbkönigreich, in welchem die königliche Würde erheblich
ist.
Erbkoth (W3) [Adelung]
Der Erbkoth, des -es, plur. car. die Unreinigkeit, welche ein neu
gebornes Kind durch den After von sich gibt; Meconium.
Erbkoth (W3) [Adelung]
Das Erbkoth, des -es, plur. die -e, ein Koth, welches erblich
besessen wird. S. das folgende.
Erbkothsaß (W3) [Adelung]
Der Erbkothsaß, des -ssen, plur. die -ssen, in Sachsen, ein Kothsaß,
der sein Koth erb- und eigenthümlich besitzet, im Nieders. Erbkossäte,
Erbköther, zum Unterschiede von dem, der nur zur Miethe darin wohnet.
Erbkretzschmar (W3) [Adelung]
Der Erbkretzschmar, des -s, plur. ut nom. sing. S. die Erbschenke.
Erbkrug (W3) [Adelung]
Der Erbkrug, des -es, plur. die -krüge, S. ebendas.
Erbküchenmeister (W3) [Adelung]
Der Erbküchenmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Erbbeamter
verschiedener Stifter und fürstlichen Häuser. S. Küchenmeister. Der
Erbküchenmeister des H. K. Reichs und die Erbtruchsesse, denn beyde
Würden sind verschieden, sind dem Erztruchseß untergeordnet. Beyde
Würden bekleiden jetzt die Grafen v