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XADE_c - Adelung - Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
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Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart




Erstellt: 2021-01

A

Adelung, Johann Christoph
Hochdeutsches Wörterbuch
Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart,
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten,
besonders aber der Oberdeutschen [Adelung]

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Zu den Daten

Hier finden Sie den vollständigen Text des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von Johann Christoph Adelung. Er entspricht der Ausgabe von 1811, die vom Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eingescannt und mit einem Texterkennungsprogramm in Textform überführt wurde. Text und Bilder hat die sogenannte Digitale Bibliothek auf Ihrem Web-Server verfügbar gemacht, jedoch nicht als fortlaufenden Text. Das ist die Lücke, die diese Datei füllen soll.

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Sebastian Koppehel


Erstellt: 2010-02

B

C

C (W3) [Adelung]


C, der dritte Buchstab des Deutschen Alphabetes, von welchem verschiedenes zu bemerken ist, welches sich am füglichsten in drey Abschnitte zusammen fassen lässet.I. Was dessen Aussprache betrifft, so erscheinet er in derselben in einer dreyfachen Gestalt.1. Dienet er zur Verdoppelung des h und k, und nimmt alsdann deren Laut an sich; S. Ch und Ck besonders, jedes an seinem Orte.2. Lautet er wie ein z, vor einem ä, e, i, ö, ü, y und den daraus entstehenden Doppellauten äu, eu, ei, ey und ie; wie in Cäsar, Cäsalpin, Ceder, Citrone, Cicero, Cölius, Cybele, Cypern u. s. f. Von dieser Regel weichen die eigenthümlichen Nahmen Cöln, Cöthen, Cüstrin und Cärnthen ab, wo das C wie ein K lautet. Das letztere schreibt man auch jetzt lieber Kärnthen; Körper aber ist aber schon seit langer Zeit nicht mehr Cörper geschrieben worden.3. Lautet er wie ein k, so wohl vor dem a, o, u und den Diphtongen ai und au, wie in Cadir, Cato, Coblenz, Cur u. s. f. als auch vor einem Consonanten, Client, Clarisse, Credit, Clavier, Ctesiphon, welches doch nunmehr lieber Ktesiphon geschrieben wird; als endlich auch am Ende einer Sylbe, Iccius, Spectakel.Ehedem hatte dieser Buchstab noch ein anderes Amt, denn er dienete auch zur Verdoppelung des z. Dieser Gebrauch findet sich in den ältesten Deutschen Denkmählern sparsam, in den mittlern Zeiten aber desto häufiger; denn da schrieb man Wiez, erczaigen, Pfalezgraff, Maincz, czu, Getänez, churez, chraczen, Arczt, Erczeney u. s. f. In den neuern Zeiten ist das tz, doch mit einigen Einschränkungen, an dessen Stelle getreten. Nur in dem Slavonischen Czar, hat man es noch hin und wieder behalten, ob es gleich wie Tzar gesprochen, und von dem meisten Zar geschrieben wird.II. In Ansehung des Gebrauches, hat dieser Buchstab allerley widrige Schicksale gehabt, und noch jetzt sind die Stimmen über denselben sehr getheilet. ich bin bey dieser Verschiedenheit der Meinungen in dem gegenwärtigen Wörterbuche folgenden Regeln gefolget, wobey ich die Mittelstraße zwischen einer sclavischen Anhänglichkeit an die vorigen Jahrhunderte und der uneingeschränkten Neuerungsliebe der heutigen zu treffen gesucht habe.Die Wörter, in welchen das vorkommt, sind entweder einheimische oder fremde Wörter.1. Sind sie einheimische, so bin ich der Gewohnheit, der unumschränkten Gesetzgeberinn in allen Sprachen, gefolget. Ich habe also Char, Churfürst u. s. f. geschrieben, weil man von undenklichen Zeiten her so geschrieben hat, und noch so schreibt. Der Einwurf, daß Chur von kören herkomme, heißt hier nichts, weil man eher churen und chören, als kuren und kören geschrieben hat, wie aus dem folgenden Abschnitte erhellen wird. Eben so verhält es sich auch mit den eigenthümlichen Nahmen Carl, Conrad, Cunigunde, Canstadt, Creilsheim, und hundert andern, die seit undenklichen Zeiten schon in dem Besitze des C sind. Da so viele kritische Versuche, das K. in diesen Wörtern einzuführen, vergeblich gewesen, so würde es töricht seyn, sich demherrschenden Geschmacke zu widersetzen; ob es gleich um der Gleichförmigkeit willen zu wünschen wäre, daß auch in diesen Wörtern das K angenommen werden möchte, wie es schon in Kreis, Kaldaunen, Kranz u. a. m. geschehen ist, die ehedem von den meisten auch noch mit einem C geschrieben wurden.2. Die fremden Wörter haben entweder schon das deutsche Bürgerrecht erhalten oder nicht.1) In dem ersten Falle, sind sie seit langen Zeiten üblich, und haben in ihrer ganzen äußern Gestalt das Ansehen Deutscher Wörter bekommen, obgleich ihr Stoff ausländisch ist; und das ist es freylich billig, daß man sie auch in der heutigen Schreibart den übrigen Deutschen Wörtern gleich mache, man schreibe also Kaiser, Kanzel, Kloster, Kreuz, Küster, Körper, Kaffeh, Kanone, Kiste, Keller, Krone, Kreatur, Kerker, Kaninchen, Kafiller, Kajüte, Ziffer, Zither, Zingeln, Bezirk, Zinnober, Zimmer, Zins, die Zent, der Zentner, Zirkel, u. s. f. weil dich einmahl die meisten Deutschen Wörter mit diesen Buchstaben geschrieben werden. Es ist nur die Frage, welches wirklich eingebürgerte Wörter sind? In Ansehung der obigen werden wohl nur noch wenige einigen Zweifel haben. Aber es gibt andere, deren Bürgerrecht zweifelhafter ist; z. B. Cloak, Capelle, Clavier, Scepter, Sclave, Ducat, u. s. f. Die Sachen, die diese Wörter bedeuten, sind bey uns allgemein, wir haben auch keine andern Wörter, sie zu benennen, und diese Ausdrücke selbst haben doch schon hinten einen Deutschen Schnitt bekommen, warum wollte man denn ein bedenken tragen, sie vorne Deutsch zu kleiden? Und doch werden viele sie ungern Kloak, Kapelle, Klavier, Zepter, Sklave, Dukat schreiben wollen. Weil die Stimmen hier noch getheilet sind, so kann man es niemanden verargen, er erkläre sich für eine Partey, für welche er will.2) Sind aber diese Wörter erst in den neuern Zeiten eingeführet worden, und haben sie in dem Munde der Deutschen nur eine geringe Veränderung erlitten, die etwa nur die Endsylbe betrifft, so ist es billig, sie mit den Buchstaben zu schreiben, mit welchen die Sprache sie schreibet, aus der man sie entlehnet hat. College, Correspondent, Cicero, Crucifix, Confistorium, Commissarius, Contract, und tausend andere mehr, würden einen seltsamen Anblick manche, wenn man ihnen ihr eigenthümliches C nehmen wollte. Hierher gehören auch die fremden eigenthümlichen Nahmen, die man nie anders schreiben sollte, als sie in ihrem Vaterlande selbst geschrieben werden. Wie wunderlich ist es, den Nahmen Kopenhagen noch jetzt mit einem C zu schreiben, da er im Dänischen nie so geschrieben worden, und über dieß von kiobe, kaufen, abstammet.Ich sage, am müsse die Wörter so schreiben, als die Sprache sie schreibet, aus der man sie entlehnet. Man schreibt also richtig Cavallier, Cabinett u. s. f. weil die Franzosen sie so schreiben, von denen wir sie angenommen haben, und nicht Kaballier, weil es von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kommt, oder Kabinet, weil es von dem alten Kemnate abstammet soll. Ein Wort vorn mit einem Griech. K, und hinten mit einem Franz. ier macht einen wunderlichen Contrast. Über dieß würden wir nie fertig werden, wenn wir erst den Ursprung eines ausländischen Wor- tes aufsuchen müßten, ehe wir uns in Ansehung einer Schreibart bestimmen könnten.Da die meisten diese Wörter eine Deutsche Endsylbe bekommen, so ist es nunmehr auch gewöhnlich, diese, wenn es die Aussprache nothwendig macht, mit solchen Buchstaben zu schreiben, die in andern Fällen im Deutschen gewöhnlich sind. Dieses betrifft so wohl die Endungen, wo das c am Ende wie ein z lautem muß, wo man es mit dem letztern vertauscht, Commerz-Collegium, Sedez, Duodez; als auch die Latein. Endung culus, cula, culum, zumahl da sie im Deutschen ein e bekommen, welches die Aussprache des c verändern würde; Partikel, Matrikel, Artikel, Bakel, Orakel, Spectakel u. s. f. die man ehedem wohl Particul, Articul u. s. f. schrieb. Auch in denjenigen Wörtern, wo das fremde c wie ein gelindes F lautet, ersetzet man es durch das s, um nicht zu einer falschen Aussprache Anlaß zu geben: Sensal, Servellat-Wurst. Eben so ersetzt man das ausländische c im Deutschen am besten nach einem geschärften Vocal durch ein ss und nach einem gedehnten und zu Anfange einer Sylbe durch ein ß: Curassao, Faße, Sauße, Franßois, Fasson.Ein Umstand macht hier nur noch einige Schwierigkeit, nehmlich die Schreibart der ursprünglich Griechischen und Hebräischen Wörter. Unsere Verfahren, die diese Wörter nur aus dem Lateinischen kannten, schrieben das - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - durchgehends mit einem c, weil sie es im Lateinischen so geschrieben fanden. in den neuern Zeiten, da man anfing, mehr zu den Grundsprachen selbst zurück zu gehen, hielt man es sich für eine Schande, sie nach der alten Art zu schreiben, und that daher den Vorschlag, ihnen ihr eigenthümliches K wieder zu geben, da wird diesen Buchstaben einmahl haben. Der Vorschlag fand Beyfall, denn er ließ gelehrt. Man schrieb also nicht mehr Cain, Catechismus u. s. f. sondern Kain, Katechismus, Kadmus, Nikolaus, Katharina, Ktesiphon, katholisch, Katheder, Kritik, Kainan, Kaiphas, Kallai, Kleophas, Korban, u. s. f. weil sie im Griechischen und hebräischen ein - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - oder - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - haben.Allein es äußert sich doch dabey der unangenehme Umstand, daß die Aussprache vieler solcher Wörter durch die verderbte spätere Aussprache des alten Römischen c verfälscht worden ist, so daß man dennoch nicht alle diese Wörter mit ihren eigenthümlichen Buchstaben schreiben kann; welches denn eine verdrießliche Ausnahm von der Regel macht. Wir müssen also noch immer Centaur, Cerberu, Cepheus, Cimon, Cypern, Thucydides u. s. f. ächten Römischen Art Kentaur, Kerberus u. s. f. sondern mit dem spätern Zischlaute aussprechen. In diesen und andern ähnlichen Wörtern auch eine Änderung der allgemeinen Aussprache vorschlagen, stehet nur grammatischen Wagehälsen zu.III. Was endlich die Geschichte diese Buchstabens betrifft, so ist solche freylich sonderbar. den Römern vertrat er die Stell des Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und sie sprachen ihn auch vor allen Vocalen wie ein k aus. Das ist etwas bekanntes, und wer es noch nicht weiß, kann es unter andern auch von dem ehrlichen Priscian lernen. Sie schrieben Cicero, und sprachen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, denn so schrieben auch die Griechen diesen berühmten Nahmen, welchen sie gewiß - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ausgedruckt haben würden, wenn die Aussprache es erfordert hätte. Das Wort Caesar muß auch noch lange - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gelautet haben, weil selbst das Deutsche Kaiser daraus entstanden ist. Vielleicht wich schon die Römische Bauersprache in dem Laute des C ab, doch das ist nur eine Muthmaßung; das aber ist gewiß, daß die Aussprache dieses Buchstabens sehr verderbt wurde, als Italien von fremden Nationen überschwemmt wurde, oder auch, als die Römische Sprache die Hof- und gelehrteSprache so vieler fremden Völker, die nunmehr anfingen, dem c vor dem ä, e, i, ö, ü, y, ihren Zischlaut unterzuschieben.Die meisten Deutschen Sprachlehrer behaupten, das C sey kein Deutscher Buchstab. Dieser Satz ist unrichtig, man mag ihn ansehen, von welcher Seite man will. Die Deutschen haben gar keine eigenen Buchstaben, sondern sie haben ihre Schrift den Lateinern zu verdanken. mit dem Römischen Alphabete bekamen sie auch das C und zwar in dem uneingeschränktesten Gebrauche desselben, so daß das K ihnen lange eben so unbekannt war, als den Lateinern. In dem Salischen Gesetze, dem ältesten Deutschen Denkmahle, findet sich keine Spur eines k. Die Angelsachsen gebrauchten statt desselben beständig ein c. So schrieben sie Cersile, cernan, ceosan, Cinne, citelan, und sprachen Kersille, Kerbel, kernan, buttern, kosan, kiesen, Kinne, Kinn, kiteln, kitzeln u. s. f. Das Longobardische Alphabet kennet gleichfalls kein k. Wie kann man denn sagen, das C sey kein Deutscher Buchstab, da es doch eher von den Deutschen angenommen worden, als das K?Mit den nördlicher gelegenen Völkern verhielt es sich anders. Da die Römer nicht bis zu ihnen kamen, so waren sie auch weit länger ohne Schrift; denn was man ehedem von dem hohen Alter der Runen vorgab, das hat bey einer genauern Untersuchung der neuern Zeiten, eine große Einschränkung gelitten. Als nachmahls die Normannen und Schweden so wohl durch ihre Land- als Seereisen mit dem Griechischen Kaiserthum in Bekanntschaft kamen, so lerneten sie da den Gebrauch des Griechischen Alphabetes, welches nachmahls unter ihnen den Nahmen und die Gestalt der Runen bekam. Und daher rühret es, daß das c in den nordischen Mundarten nie so häufig gebraucht worden, als das k. Aus dieser Ursache wollen auch die heutigen Niedersachsen von keinem c etwas wissen, weil ihre Mundart der nordischen näher kommt als der Oberdeutschen, ob sie es gleich in dem ch nicht entbehren können.Was endlich die Oberdeutschen betrifft, so ist es sehr glaublich, daß sie anfänglich eben so wenig ein anderes k gehabt, als das c, dem sie in Ermangelung anderer Schriftzeichen auch das Amt auftrugen, den ihnen eigenthümlichen Hauchlaut auszudrucken. Kero, der älteste Alemannische Schriftsteller, gebraucht das c ohne Unterschied für k, g, ch und z, denn er schreibt chamsan, kämpfen, churen, kören, cechoroti, geköret, Crimm, Grimm, uuec, weg, Kanc, Gang, Cot, Gott, leccan, legen, Honec, Honig, cernlih, gern, cuat, gut, euuic, ewig, Cold, Gold, Scuala, Schule, scal, soll, Scrifti, Schrift, citi, Zeit, Cello, Zelle. Es ist unbekannt, durch wen das Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - den Alemannen bekannt geworden. Vielleicht ist es durch den Ulphilas geschehen, bey dem es häufiger vorkommt, als das c. Kero hat es schon, aber noch sehr sparsam. Ottfried, ein Franke, gebraucht es schon häufiger, obgleich das c sich bey ihm noch hin und wieder in allen obigen Fällen findet. In diesen Umständen blieb das, bis die Hochdeutsche Mundart sich zu bilden anfing, in welcher es, so fern es den Laut eines k hat, immer mehr von einem Ansehen verlor, bis es endlich in eigentlich Deutschen Wörtern nur auf einige sehr wenige eingeschränkt wurde, aus deren Besitz man es auf einige sehr wenige eingeschränkt wurde, aus deren Besitz man es auch schon mehrmahls zu verdrängen gesucht hat. Ein mehreres S. in meiner Orthographie, und hier in Ch und Ck.


Cabane (W3) [Adelung]


Die Cabane, plur. die -n, nach dem franz. Cabane; auf den Schiffen, eine kleine Kammer in dem Hintertheile, in welcher die Steuerleute schlafen.


Cabel (W3) [Adelung]


Cabel, S. Kabel.


Cabeljau (W3) [Adelung]


Cabeljau, S. Kabeljau.


Cabinett (W3) [Adelung]


Das Cabinett, des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Cabinet; überhaupt ein jedes kleines und geheimes Zimmer. Besonders, 1) in den fürstlichen Wohnungen, ein Zimmer, in welchem sich die Herrschaft aufzuhalten pfleget, wenn dieselbe entweder geheime Audienz gibt, oder allein seyn will. Figürlich, der Landesherr selbst, ingleichen ein Collegium der vornehmsten und vertrautesten Minister, welchen ein Herr die Geheimnisse seines Landes anvertraut. Etwas an das Cabinett berichten. S. Cabinetts-Minister. 2) Ein Zimmer zu Kostbarkeiten und Seltenheiten, welches, wenn es von einem größern Umfange ist, eine Gallerie heißt. Ein Münz-Cabinett, Naturalien-Cabinett, Kunst-Cabinett, Mineralien-Cabinett, Stufen-Cabinett u. s. f. Figürlich, diese Seltenheit selbst, und eine jede Sammlung derselben. Ein Münz-Cabinett sammeln, anlegen.

Anm. Das t wird in der deutschen Declination, wie in mehrern ausländischen Wörtern dieser Art, gedoppelt ausgesprochen, und daher am richtigsten auch im Nominativo verdoppelt, ob man es gleich nur einfach zu schreiben pfleget. Das Franz. Cabinet, das Ital. Cabinetto, und Engl. Cabinet, sind Diminutiva von Cabane, eine Hütte, welches ohne Zweifel von dem Deutschen Koben abstammet. S. dieses Wort.


Cabinetts-Mahler (W3) [Adelung]


Der Cabinetts-Mahler, des -s, plur. ut nom. sing. ein geschickter Mahler, welcher dazu bestimmt ist, Cabinetts-Stücke für seinen Fürsten zu mahlen.


Cabinetts-Minister (W3) [Adelung]


Der Cabinetts-Minister, des -s, plur. ut nom. sing. an verschiedenen Höfen, ein Minister vom ersten Range, der den Zutritt zu den Berathschlagungen in dem Cabinette seine Herren hat.


Cabinetts-Prediger (W3) [Adelung]


Der Cabinetts-Prediger, des -s, plur. ut nom. sing. an den Höfen, ein Hofprediger, welcher den Gottesdienst in dem Cabinette des Fürsten besorget.


Cabinetts-Rath (W3) [Adelung]


Der Cabinetts-Rath, des -es, plur. die -Räthe, ein fürstlicher geheimer Rath, welcher an den Berathschlagungen in dem Cabinette seines Herren Antheil hat. Die heutigen Cabinetts-Minister wurden ehedem nur Cabinetts-Räthe genannt.


Cabinetts-Siegel (W3) [Adelung]


Das Cabinetts-Siegel, des -s, plur. ut nom. sing. das Siegel eines Fürsten, dessen er sich in seinen Zimmern bedienet. Ingleichen, das Siegel des Cabinettes, so fern mit diesem Worte ein geheimes Collegium angedeutet wird.


Cabinetts-Stück (W3) [Adelung]


Das Cabinetts-Stück, des -es, plur. die -e, eine Seltenheit der Natur oder Kunst, welche würdig ist, in einem Cabinette aufbewahret zu werden.


Cabiskraut (W3) [Adelung]


Cabiskraut, S. Kopfkohl.


Cacao (W3) [Adelung]


Der Cacao, indecl. plur. car. oder die Cacao-Bohne, plur. die -n, der dichte trockne, fettige Samenkern eines Amerikanischen Baumes, welcher, wenn es geröstet wird, einen der vornehmsten Bestandtheile der Chocolate abgibt. Die Bohnen geben zugleich ein fettes und süßes Öhl, welches nach dem Erkalten so dick wie Seife wird, und Cacao-Butter heißt. der Cacao-Baum heißt nach dem Linne Theobroma.


Cachelot (W3) [Adelung]


Cachelot, S. Pottfisch.


Cadett (W3) [Adelung]


Der Cadett, des -s, oder -en, plur. die -en, von dem Franz. Cadet; ein junger Mann von Adel, welcher zu Kriegesdiensten gebildet wird. Daher das Cadetten-Haus, in welchem sie erzogen werden; das Cadetten-Corps; das ganze Corps solcher Cadetten; der Cadetten-Prediger u. s. f. Das Franz. Cadet bedeutet eigentlich einen jüngern Bruder. Wird es von jungen Edelleuten gebraucht, so bezeichnet es solche, welche sich freywillig und ohne Gold unter die Armee begeben, die Kriegeskunst zu erlernen.


Caduck (W3) [Adelung]


Caduck, adj. et adv. aus dem Latein. caducus, welches in den Rechten von solchen unbeweglichen Gütern gebraucht wird, welche dem Land- und Lehnsherrn durch Felonie des Besitzers, durch Erblosigkeit oder andere Umstände anheim fallen. Caducke Güter, Bona caduca, welche zuweilen auch wohl caducirte Güter genannt werden. Das Gut ist caduck geworden, ist dem Landesherren anheim gefallen. Im mittlern Lateine hießen dergleichen Güter unter andern auch Escaetae, und wenn sie durch Felonie verwirkt wurden, Bausitae, im Deutschen aber, wie aus dem Haltaus erhellet, niederfällige Güter. Figürlich bedeutet dieses Wort im gemeinem Leben so viel als hinfällig, gebrechlich, verloren, zu Grunde gerichtet. Die Sache ist caduck, d. i. verloren, gegangen. Er ist caduck, er ist in Ansehung seines Nahrungszustandes zu Grunde gerichtet. sein Stück ist caduck, hat ein Ende. Die Franzosen gebrauchen ihr caduc auf eben diese Art.


Caffe (W3) [Adelung]


Caffe, S. Kaffeh.


Cafiller (W3) [Adelung]


Cafiller, S. Kafiller.


Caftan (W3) [Adelung]


Der Caftan, des -es, plur. die -e, ein langer weiter Oberrock ohne Falten, dergleichen die Türken und übrigen Morgenländer zu tragen, und als Geschenke auszutheilen pflegen. In Deutschland führet diesen Nahmen zuweilen auch ein leichter Überwurf, der mit einem Leibe und engen Ärmeln versehen ist, dessen sich die Mannspersonen um der Bequemlichkeit willen statt eines Schlafrockes bedienen. In einigen Gegenden lautet dieses Wort auch Cafter.

Anm. Es ist wohl kein Zweifel, daß wir dieses Wort von den Italiänern bekommen haben, bey denen Caffetano, Caftano, in gleicher Bedeutung üblich ist, eine Art Kleidung zu bezeichnen, die sie mit dem Nahmen zugleich aus der Levante eingeführet haben. Indessen kommen Cabanus und Capa in den mittlern Zeiten schon von einer ähnlichen Kleidung vor. Das Schwedische Kafta, Böhmische Kaftank, und Pohlnische Kaftan, haben wohl auch keinen andern Ursprung, ungeachtet Herr Ihre das erster entweder von Capa, oder von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ableitet.


Calamank (W3) [Adelung]


Der Calamank, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein wollener ein- oder mehrfärbiger Zeug, welcher aber doch mehr gestreift als geblümt ist. Daher calamanken, das Bey- und Nebenwort, von Calamank. der geblümte Calamank auf Damastart ist jetzt unter den Nahmen des wollenen Damastes am bekanntesten.

Anm. Im mittlern Lateine kommt Calamaucus für eine aus Kamehlhaaren verfertigte Art der Hüte oder Mützen mehrmahls vor welches durch Versetzung aus Camelaucus entstanden ist, welches in eben derselben Bedeutung vorkommt. S. des dufresne Glossar, bey dem Worte Camelaucus. Vermuthlich ist hieraus das Franz. Calamanque entstanden, weil man diesen Zeug anfänglich aus Kamehl- oder Ziegenharren webte. Man hat in der Handlung noch eine andere Art Zeuge, welche Calamande, Calamandre, oder Calmandar genannt wird, sehr glänzend ist, einen Faden hat, der kreuzweise gehet, und gemeiniglich ganz von Wolle gemacht wird, die man aber auch oft mit Seide und Ziegenhaaren zu vermengen pflegt. Diese Art Zeug ist in den Niederlanden und Frankreich sehr bekannt. S. auch Camelot.


Caland (W3) [Adelung]


Caland, S. Kaland.


Calander (W3) [Adelung]


Der Calander, S. Galander


Calcant (W3) [Adelung]


Der Calcant, des -en, plur. die -en, aus dem Latein. calcare, bey den Orgeln, derjenige, welcher die Blasebälge tritt; der Orgeltreter, Bälgentreter. Daher das Calcanten-Glöcklein, womit der Organist demselben die ihm nöthigen Zeichen gibt.


Calciniren (W3) [Adelung]


Calciniren, verb. reg. act. aus dem Lat. calcinare, durch das Feuer, und in weiterer Bedeutung auch, durch eine fressende Säure seiner brennbaren Theile berauben, und in Kalk oder in ein feines Pulver verwandeln; verkalken. Bley, Eyerschalen, Steine u. s. f. calciniren. daher die Calcination, diese Verrichtung; die Verkalkung.


Calculiren (W3) [Adelung]


Calculiren, verb. reg. act. aus dem spätern Latein calculare, berechnen, im gemeinen Leben. Etwas calculiren. Daher der Calculator, dem die Berechnung einer Sache aufgetragen ist.


Caldaunen (W3) [Adelung]


Caldaunen, S. Kaldaunen.


Calecut (W3) [Adelung]


Calecut, der eigenthümliche Nahme eines Reiches in Ostindien. Daher der Calecut, des -en, plur. die -en, oder der Calecutische Hahn, die Calecutische Henne, Calecutische Hühner, eine Art großer Hühner, deren Hahn viele Stücke Fleisch am Kopfe herunter hängen hat; Meleagris; L. Gemeiniglich glaubt man, daß sie aus dem Ostindischen Reiche Calecut zu uns gekommen sind, daher man sie von dessen Nahmen auch Calecuten, Calecuter, und nach verderbten Aussprachen Kutschhühner, in Niedersachsen Kalkun, Dän. Kalkun, Holländ. Kalkoen, ingleichen indianische Hühner, und in Oberdeutschland Indianen zu nennen pflegt. Ehedem glaubte man, daß sie aus Afrika herstammeten, daher sie bey dem Martial Numidicae gultatae, und im mittlern Lateine Afrae und Africanae heißen. Allein Salmasius behauptet, daß sie aus keinem von beyden Ländern sind, weil sie in Böotien und Griechenland wild angetroffen werden, und nur um deßwillen indianische Hühner heißen, weil man ehedem alles, was über die See kam, Indianisch zu nennen pflegte. Herr Klein lässet sie gar erst aus Amerika kommen, und führet zum Beweise seines Satzes viele Stellen aus Reisebeschreibern an. In einer derselben behauptet Chardin, daß sie in Ostindien gar nicht angetroffen würden. Dem sey wie ihm wolle, so werden sie bey uns auch Türkische Hühner, Wälsche Hühner, weil wir sie zunächst aus Wälschland bekommen haben, Truten, Truthühner, in Oberdeutschland Grutten, in Niedersachsen Puter, Puterhahn, Puterhuhn, Eng. Turkeypout, Schruten, Schruuthahn, Schrunthahn und Kuhren, in Preußen Kurren genannt; alles als eine Nachahmung ihres natürlichen Geschreyes.


Calender (W3) [Adelung]


Calender, S. Kalender.


Calfatern (W3) [Adelung]


Calfatern, S. Kalfatern.


Caliber (W3) [Adelung]


Der Caliber, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches in verschiedenen Künsten und Handwerken sehr oft vorkommt, undtheils eine gewisse Dicke und deren maß, theils aber auch ein Werkzeug bedeutet. 1) Im ersten Falle wird es in der Geschüßkunst von dem Durchschnitte der Ründung und der Weite eines Feuergewehres, und von dem Durchschnitte der Kugel gebraucht, und alsdann ist es zugleich das Maß, nach welchem alles übrige an einem Geschütze seine verhältnißmäßige Größe bekommen muß. Eine Kanone, ein Geschütz von einem großen Caliber, welches eine weite Seele hat, und daher eine große Kugel schießt. Daher, der Caliber-Stock, des -es, plur. die -Stöcke, ein Maßstab, nach welchem man die zu einem jeden Stücke gehörigen Kugeln finden und bestimmen kann; Calibriren, verb. reg. act. mit dem Caliber-Stocke oder auf andere Art das Maß der Mündung eines Stückes, oder den Durchmesser einer Kugel finden. In der Baukunst wird das Wort von der Dicke der Säulen gebraucht. Säulen von gleichem Caliber, welche einerley Dicke haben. 2) In andern Fällen dienet dieses Wort auch zur Bezeichnung eines Werkzeuges. bey den Büchsenmachern ist der Caliber eine starke stählerne Platte mit Feilenhieben auf einer der breiten Seiten, die unterste Fläche des Schraubenkopfes derjenigen Schraube, welche den Hahn am Schloßbleche befestiget, damit zu glätten und zu ebenen. in der Stuccatur-Arbeit ist es ein ausgeschnittenes Blech oder Bret, wornach die Gypsgesimse gezogen und gebildet werden. Ja bey vielen Handwerkern heißt überhaupt ein jedes Modell ein Caliber.

Anm. Wir haben diese Wort aus dem Französ. Calibre. Dessen Abstammung ist noch unbekannt. Menage leitet es von aequilibrium, Herbelot aber von dem Arabischen Calib, ein Modell, her.


Calmäuser (W3) [Adelung]


Calmäuser, S. Kalmäuser.


Calmus (W3) [Adelung]


Calmus, S. Kalmus.


Calville (W3) [Adelung]


Die Calville, plur. die -n, aus dem Franz. Calville; eine Art gerippter und eckiger Äpfel mit hervor stehenden Kanten, deren man mehrere Arten hat; Sommer-Calvillen, Herbst-Calvillen u. s. f.


Calvinist (W3) [Adelung]


Der Calvinist, des -en, plur. die -en, eine Benennung des Reformirten, von dem Johanne Calvino, ihrem Stifter, welche aber als eine Beleidigung von ihnen angesehen, und daher in der gemäßigten Schreib- und Sprechart nicht mehr gebraucht wird. So auch Calvinistisch, oder Calvinisch, mit der Lehre Calvini überein stimmend, darin gegründet.


Camaldulenser (W3) [Adelung]


Der Camaldulenser, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Mönche in der Römischen Kirche, welche der Regel des heil. Benedicts folgen, weiß gekleidet gehen, und von dem heil. Romuald um das Jahr 1009 gestiftet werden. Sie sollen den Nahmen von ihrem ersten Kloster Camaldoli haben, welches Romuald in einer fürchterlichen Einsamkeit auf den Apenninen im Florentinischen bauete.


Camasche (W3) [Adelung]


Die Camasche, plur. die -n, eine Art Strümpfe ohne Socken, welche über andere Strümpfe getragen, und entweder übergestreift, oder an der Seite mit Camaschen Knöpfen zugeknöpfet werden; in einigen Gegenden Stiefeletten. Aus dem Franz. Camache, und dieß aus dem mittlern Latein. Camasus.


Camee (W3) [Adelung]


Der Camee, des -s, plur. die -n, oder der Cameh, des -es, plur. die -en, eigentlich ein geschnittener Stein, welcher zwey Schichten von verschiedener Farbe hat, deren eine die erhabene Figur geworden, die andere aber der Grund derselben ist. Weil gemeiniglich Onyxe dazu genommen wurden, so werden in weiterer Bedeutung erhaben geschnittene Onyxe, und in noch weiterer alle erhaben geschnittene kostbare Steine Cameen genannt.

Anm. Der Nahme ist aus dem Ital. Cameo. Im Franz. lautet er Camayeu. der Ursprung dieser Benennung ist noch ungewiß. Im mittlern Lateine wird ein solcher geschnittener Stein noch im dreyzehenten und vierzehenten Jahrhunderte Camaeus; Camahutus und Camahelus genannt.


Camelott (W3) [Adelung]


Der Camelott, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eigentlich ein dicht gewirkter Zeug aus Kamehl- oder Ziegenhaaren, und in weiterer Bedeutung auch ein nach Art des Camelottes gewirkter wollener Zeug. Der Nahme ist aus dem Ital. Camelotto, und Franz. Camelot. Weil dieser Zeug in beyden Sprachen auch Ciambellotto und Chamelot lautet, so wurde er im Deutschen ehedem auch Schamlot genannt, wie in einigen Gegenden noch jetzt geschiehet. Im Engl. heißt er Chamlet und Camelot, im Böhm. Shamlat. Dieser Zeug und dessen Nahme ist alt; denn schon in den mittlern Zeiten war er unter den Nahmen Camallotum, Cambellinus, Camelotum, Camelinus u. s. f. bekannt. er wurde nicht eigentlich aus Kamehlhaaren, sondern aus Ziegenhaaren verfertiget; denn eine Art Ziegen wurde ehedem auch Camelus genannt, wie sie denn noch im Franz. Chamois heißen. S. Kamehlhaar und Gems.


Camerad (W3) [Adelung]


Der Camerad, des -s, plur. die Cameraden, im gemeinem Leben, ein Stubengesell, und in weiterer Bedeutung, ein jeder, welcher mit dem andern gleiche Hantierung und Lebensart hat. Besonders pflegen sich Soldaten, Lackeyen, Handwerksgesellen, Schüler u. s. f. mit dieser Benennung zu belegen.

Anm. Wir haben dieses Wort aus dem Ital. Camerata, und Franz. Camarade angenommen, ob es gleich eigentlich Deutschen Ursprunges ist, und von Kammer herkommt. Es bedeutete anfänglich Soldaten, welche mit einander in Einer Kammer wohnen und die man ehedem auch mit einem mehr Deutschen Worte Stallbrüder, Stallgesellen nannte. In Niedersachsen ist dafür das Wort Maat, Maatse, üblich, Engl. Mate. S. auch Compagnie. Zu Carls des Großen Zeiten bedeutete Camaradum ein hölzernes Gewölbe, und die neuern Griechen gebrauchen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - für ein Gezelt.


Cameradschaft (W3) [Adelung]


Die Cameradschaft, plur. die -en. 1) Die Verbindung unter Cameraden, ohne Plural. Cameradschaft machen, Freundschaft machen, einerley Geschäft gemeinschaftlich verrichten. So machen Soldaten, Handwerksgesellen u. s. f. Cameradschaft, wenn sie mit einander in Gesellschaft reisen, ingleichen, wenn sie in Einem Zimmer wohnen und eine gemeinschaftliche Haushaltung führen. 2) Mehrere Personen selbst, welche mit einander in Verbindung oder Cameradschaft stehen. So nennen sich die an Einem Orte befindlichen Müllerbursche zuweilen eine Cameradschaft, wofür bey andern Handwerkern das Wort Brüderschaft üblicher ist.


Cameral (W3) [Adelung]


Cameral, ein aus dem spätern Latein. Cameralis entlehntes Beywort, welches nur in gewissen Zusammensetzungen üblich ist, Dinge anzudeuten, welche die Kammer, d. i. die Verwaltung der Einnahme und Ausgabe eines Fürsten betreffen. Z. B. das Cameral-Wesen, alles was dazu gehöret; die Cameral-Wissenschaft, in weiterer Bedeutung, die Wissenschaft, wie die ganze Einnahme und Ausgabe eines Fürsten klüglich zu verwalten ist; in engerer Bedeutung, da sie von der Finanz- und Kent-Wissenschaft noch unterschieden wird, die Wissenschaft, wie die fürstlichen Domänen und Regalien gehörig genutzet, verbessert und angewendet werden.


Camille (W3) [Adelung]


"Camille", S. "Kamille".


Camin (W3) [Adelung]


Camin, S. Kamin.


Camisol (W3) [Adelung]


Camisol, S. Kamisol.


Campagne (W3) [Adelung]


Die Campagne, (sprich Campanie,) plur. die -n, aus dem Franz. Campagne; ein Feldzug, besonders in Rücksicht auf die dazu bequeme Jahreszeit. Eine Campagne machen, einen Feldzug unternehmen. Eine Winter-Campagne, ein Feldzug imWinter. Die Franz. Campagne bedeutet eigentlich ebenes Land, und dann die Jahreszeit, da die Truppen im Felde bleiben können.


Campeche-Holz (W3) [Adelung]


Das Campeche-Holz, (sprich Campesche-Holz,) des -es, plur. inus. das Holz eines Amerikanischen Baumes, welches zu sehr vielen Farben gebraucht und auch Blauholz genannt wird. Es kommt von einem Baume, welchen Linne Haematoxylum nennet, von der Insel und der Stadt Campeche, davon es auch den Nahmen hat, und wird im gemeinem Leben sehr oft mit dem Brasilien-Holze und Fernambuck-Holze verwechselt.


Campher (W3) [Adelung]


Der Campher, des -s, plur. inus. das weiße, flüchtige, feste, Harz des Campher-Baumes, welcher in Japan zu Hause ist. Das Harz, welches bey uns unter dem Nahmen des Camphers bekannt ist, wird aus den Zweigen und Blättern dieses Baumes destilliret, und erst in Holland gereiniget, indem dasjenige Harz, welches von selbst aus dem Baume schwitzet, sehr selten ist. Daher der Campher-Spiritus, ein in Branntwein oder Weingeist aufgelöseter Campher; das Campher-Öhl, u. s. f. Der Nahme dieses Harzes ist morgenländisch. Einige leiten ihn von dem Hebr. Copher, und andere von dem Arab. Caphur ab. Bey den heutigen Griechen heißt es - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Im Deutschen hieß es ehedem auch Gaffer.


Campher-Pflanze (W3) [Adelung]


Die Campher-Pflanze, plur. inus. eine Pflanze, welche einen gewürzartigen Geruch, fast wie der Campher hat, und wovon die eine Art um Montpellier, die andere aber in Italien und der Tataren wild wächset; Camphorasma, L.


Campiren (W3) [Adelung]


Campiren, verb. reg. neutr. mit haben, im Lager oder im Felde stehen, von Truppen. Aus dem Franz. camper.


Canaille (W3) [Adelung]


Die Canaille, (sprich Canalje,) plur. die -n, 1) Ein niedriges Schimpfwort auf liederliche lasterhafte Leute von der untersten Classe, als ein Collectivum und ohne Plural, in welcher Bedeutung das Franz. Canaille eigentlich von dem niedrigsten Pöbel gebraucht wird. 2) Ein eben so niedriges Schimpfwort auf einzelne, niedrige, lasterhafte und boßhafte Personen. Es ist eine Canaille. Er, oder sie ist eine Canaille. Die Abstammung dieses niedrigen Wortes, welches nunmehr auch der Russe kennet, ist ungewiß. Lipsius leitet es von der ehemahligen Strafe des Hundetragens, andere von Canalicula oder Canalis, einem ehemahligen Orte zu Rom her, wo sich der Pöbel zu versammeln pflegte. Menage erkläret es durch Canalia, eine Kuppel Hunde.


Canal (W3) [Adelung]


Der Canal, des -es, plur. die Canäle. 1) Eigentlich, eine jede Röhre oder Rinne, besonders wenn sie für einen flüssigen Körper bestimmt ist. So werden die Röhren zu den Wasserleitungen zuweilen Canäle genannt. Am häufigsten führen diesen Nahmen in die Erde gegrabene Wasserleitungen, welche man Gräben, wenn sie aber eine gewisse Breite und Tiefe haben, lieber Canäle zu nennen pflegt. Der große Canal in Languedock, der das Mittelländische und Atlantische Meer mit einander vereiniget. Einen Canal graben oder ziehen. In noch weiterer Bedeutung werden das Bett eines Flusses, eine Meerenge, die Röhren, in welchen die flüssigen Körper in den Thieren und Pflanzen ihren Umlauf verrichten u. s. f. Canäle genannt. Der Canal bey Constantinopel, die Meerenge bey dieser Stadt. Der Canal schlechthin, ist derjenige schmale Theil des Atlantischen Meeres, welcher England von Frankreich absondert. Die Canäle in den Orgeln, welche den Wind an die Orte leiten, wo er seine Wirkung thun soll u. s. f. 2) Figürlich, im gemeinen Leben, Mittel und Wege eine Absicht zu erreichen. Ich habe einen Canal gefunden, vor ihn zu kommen. Durch diesen Canal wirst du deine Absicht nicht erreichen. Diese Figur stammet ohne Zweifel noch aus den mittlern Zeiten her, wo Canalis auch die Landstraße, ja einen Weg bedeutete. S. des du fresne Glossar.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Latein. Canalis, aus welchem die Franzosen ihr Canal, und Chenal, die Italiäner ihr Canale, und die Engländer ihr Canal, Channel, Kennel, in gleichen Bedeutungen entlehnet haben. Im Oberdeutschen hat sich dieses Wort dem deutschen mehr genähert, denn da wird Kännel, Kennel häufig für eine jede Rinne oder Röhre gebraucht. Eine Röhre zur Wasserleitung heißt im Oberdeutschen auch Ceuchel. S. auch Graben, Cloak, Röhre, Abzucht, Dohle u. s. f.


Canapeh (W3) [Adelung]


Das Canapeh, des -es, plur. die -e, ein breiter zierlicher Stuhl mit einer Rücklehne, worauf mehrere Personen sitzen können, und welcher auch die Stelle eines Ruhebettes vertreten kann; ein Faulbett. Aus dem Franz. Canape, welches aber in dieser Sprache selbst ein neues Wort seyn soll, dessen Abkunft noch unbekannt ist. Das mittlere Latein. Canapeum bedeutet einen Himmel über das Bett, welche Bedeutung das Engl. Canopy noch jetzt hat. Ein Canapeh in der heutigen Bedeutung hieß in den spätern Zeiten Roms Bisellium, S. auch Sopha.


Canarien-Bastard (W3) [Adelung]


Der Canarien-Bastard, des -es, plur. die -e, bey dem Klein, eine Art Sperlinge, welche einen schwarzen Hals und Kopf, gelben Rücken, schwarzbraune Flügel und Schwanz, eine gelbe Brust und Flügelbedeckung, einen weißen Bauch und schwarze Füße hat; Passerserino affinis. Er stellet Ameisen nach, und gleicht den Canarien-Vögeln.


Canarien-Gras (W3) [Adelung]


Das Canarien-Gras, des -es, plur. inus. eine Art des Glanzgrases, Phalaris canariensis. L. Es ist aus den Canarien Inseln zu uns gebracht worden. Der Same dieses Grases, welcher unter dem Nahmen des Canarien-Samens bekannt ist, ist die liebste Speise der Canarien-Vögel. Von ihm wird auch das Gras selbst zuweilen Canarien-Same genannt.


Canarien-Hecke (W3) [Adelung]


Die Canarien-Hecke, plur. die -n, ein Ort, wo man die Canarien-Vögel hecken uns sich vermehren lässet.


Canarien-Same (W3) [Adelung]


Der Canarien-Same, plur. inus. S. Canarien-Gras.


Canarien-Sect (W3) [Adelung]


Der Canarien-Sect, des -es, plur. inus. ein Sect, welcher auf den Canarien-Inseln zubereitet, und von daher zu uns gebracht wird; Palm-Sect, von der Insel Palma, einer der Canarien-Inseln.


Canarien-Vogel (W3) [Adelung]


Der Canarien-Vogel, des -s, plur. die -Vögel, ein Sangvogel von verschiedenen Farben, welchen die neuern Schriftsteller des Naturreiches zu den Sperlingen rechnen; Passer canarius, Kl. Er ist auf den Canarien-Inseln zu Hause, und nistet bey uns nur in Vogelhäusern.


Canarien-Zucker (W3) [Adelung]


Der Canarien-Zucker, des -s, plur. inus. derjenige Zucker, welcher von den Canarien-Inseln zu uns gebracht, und nach dem Madera-Zucker für den besten gehalten wird.


Canaster (W3) [Adelung]


Der Canaster, des -s, plur. inus. oder der Canaster-Tobak, des -es, plur. inus. der Nahme desjenigen Rauchtobakes, welcher aus den besten Arten des Tobak-Plantagen ausgelesen und bereitet, und daher für die beste Arten des Rauchtobakes gehalten wird. der Nahme ist aus dem Spanischen, und bedeutet weiter nichts, als die aus Rohr gestochenen Kisten, in welchen dieser Tobak aus Amerika gebracht wird. Das Ital. Canestro und Canastrella, und mittlere Latein. Canastellus bedeuten gleichfalls einen solchen Korb. Im gemeinem Leben spricht und schreibt man dieses Wort Knaster.


Cancelle (W3) [Adelung]


Die Cancelle, plur. die -n, in den Orgeln, ein Rahmen oben in der Windlade mit verschiedenen Stäben; aus dem mittlern Latein: Cancellus, welches gleichfalls ein solches Gitterwerk bedeutet.


Candel-Zucker (W3) [Adelung]


Der Candel-Zucker, des -s, plur. inus. ein gereinigter Zucker, welchen man stark einsiedet, und hernach in Krystallen anschießen lässet. Weißer Candel-Zucker, welcher aus Canarien-Zucker zubereitet wird. Brauner Candel-Zucker, der aus dem St. Thomas-Zucker verfertiget wird. Beyde Arten sind auch unter dem Nahmen des Zucker-Cands bekannt. Cand und Candel ist in beyden Wörtern von dem Verbo candiren, eigentlich candirter Zucker.


Candiren (W3) [Adelung]


Candiren, verb. reg. act. mit Zucker überziehen, in Zucker einmachen, und in weiterer Bedeutung, aus Zucker und Kraftmehl allerley Confect bereiten. Früchte, Citronen-Schalen candiren. Candirter, überzogener, Kalmus. Candirter Ingber u. s. f. Daher der Candirter, des -s, plur. ut nom. sing. der aus dieser Arbeit ein Geschäft macht, welches Wort aber am häufigsten Conditey ausgesprochen wird. S. dasselbe. Wir haben dieses Wort nebst der Sache zunächst aus dem Franz. Candir, und Italiänischen Candire. Aber über dessen Ursprung ist man noch nicht einig. Einige leiten es von candidus ab, weil man weißen Zucker dazu nimmt, und die überzogenen Sachen eine weiße Gestalt dadurch bekommen; andere von dem Arab. El Kendit, Zucker; und noch andere von condire, welches wohl die wahrscheinlichste Meinung ist. S. Conditor.


Canehl-Kirsche (W3) [Adelung]


Die Canehl-Kirsche, S. Kornel-Kirsche.


Caninchen (W3) [Adelung]


Caninchen, S. Kaninchen.


Cannevaß (W3) [Adelung]


Der Cannevaß, des -sses, plur. doch nur von mehrern Arten, die -sse. 1) Eine Art ungebleichter flächsener Leinwand, deren man sich zum Unterlegen und Staffiren bey den Kleidern bedienet. Noch mehr aber, 2) ein baumwollenes Gewebe mit erhabenen Streifen, dessen man sich zu verschiedenen Kleidungen bedienet. Daher der Cannevaß-Weber, der diesen Cannevaß verfertiget. In beyden Bedeutungen ist das Wort aus dem Franz. Canevas, woher auch das Engl. Canvass entlehnet ist. Im Ital. heißt dieser Zeug Cannevaccio, Cannevazzo. Schon in den mittlern Zeiten kommen die Nahmen Canabacium, Canevasium u. s. f. vor, eine Art hänfenen Zeuges zu bezeichnen, von Cannabis, in dem mittlern Lateine Canaba, Canava, Canapa, Hanf.


Cannibal (W3) [Adelung]


Der Cannibal, des -en, plur. die -en, ein Einwohner der Karibischen Inseln, welche ihre Feinde zu essen pflegen. Figürlich, ein wilder, grausamer Mensch. Daher Cannibalisch, im höchsten Grade grausam. Cannibalische Wuth.


Canon (W3) [Adelung]


Der Canon, oder Kanon, des -s, plur. die -s, oder Canones, ein aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und Latein. Canon entlehntes Wort, welches überhaupt eine Regel oder Vorschrift bedeutete. Im Deutschen gebraucht man es nur in verschiedenen einzelnen Fällen. So wird das in dem christlichen Alterthume verfertigte Verzeichniß der biblischen Bücher, und diese Sammlung biblischer Büchner selbst, ein Canon genannt. S. Canonisch. In der Römischen Kirche ist der Canon oder der Meß-Canon, die sacramentlichen Gebethe und Worte der Messe, und das Buch, worin sie enthalten sind. Eben daselbst werden auch das Verzeichniß der in der Kirche aufgenommenen Heiligen, die Regel der Mönchsorden, kirchliche Dekrete und Satzungen, besonders die Schlüsse der Concilien, Canons oder Canones genannt. Im mittlern Lateine bedeutet Canon auch oft das Verzeichniß der obrigkeitlichen Einnahmen und deren Vertheilung unter die Unterthanen; daher wird Canon noch jetzt zuweilen für den einem jeden bestimmten Theil der Abgabe oder eines Geldbeytrages gebraucht. In den Buchdruckereyen ist Canon der Nahme der dicksten Deutschen Schrift, die man hat; vermuthlich weil der Meß-Canon ehedem mit derselben gedruckt wurde. Aber als, dann ist es gemeiniglich weiblichen Geschlechtes, die Canon, weil das Wort Schrift darunter verstanden wird.

Anm. Da dieß Wort aus dem Griech. herstammet, so sollte es billig mit einem B geschrieben werden. Allein um der folgenden Ableitungen willen, die noch niemand mit einem B geschrieben hat, habe ich es hier mit einem C geschrieben, weil ich es von diesen nicht gerne trennen wollte. Es gehet dieses desto füglicher an, weil wir dieses Wort nun doch einmahl von den Lateiner erhalten haben.


Canone (W3) [Adelung]


Canone, S. Kanone.


Canonicat (W3) [Adelung]


Das Canonicat, des -es, plur. die -e, die Stelle und Präbende eines Canonici. Ein Canonicat bekommen. Aus dem mittlern Latein. Canonicatus, Franz. Canonicat, Chanoinie.


Canonicus (W3) [Adelung]


Der Canonicus, des -ci, plur. die -ci, ein Weltgeistlicher, welcher eine Präbende an einer Stiftskirche besitzet, und zur Verrichtung des Gottesdienstes in derselben bestimmt ist; ein Chorherr, Capitelsherr, Stiftsherr. Bey den evangelischen Stiftern sind es völlig weltliche Personen, welche nur die Präbenden genießen. Bey einigen vornehmen Stiftern sind die Domherren von den Canonicis unterschieden, indem die letztern alsdann nur die Vicarii der ersten sind. Oft aber werden beyde Benennungen auch als gleichbedeutend gebraucht. S. Domherr. Ehedem wurden alle Geistliche Canonici, und zuweilen auch Canon Ecclesiae genannt. Die Ursache ist ungewiß; vermuthlich führeten sie diesen Rahmen, entweder weil sie einen gewissen Canon, d. i. ein gewisses Jahrgeld, bekamen, oder auch, wie einige Concilien sich ausdrucken, weil sie sub canone ecclesiastico constituti erant. Die heutige Canonici und Domherren waren vor Carls des Großen Zeiten weiter nichts als Priester, welche den Gottesdienst an den Domkirchen besorgten. Man hat in der Römischen Kirche auch eine Mönchsorden, welche Canonici regulares heißen, der Regel des heil. Augustin folgen, und gewisser Maßen zu den Weltgeistlichen gehören, ob sie gleich gewisse Regeln beobachten und gemeinschaftlich leben. S. Chorherr.


Canonie (W3) [Adelung]


Die Canonie, plur. die -n, (viersylbig,) aus dem mittlern Latein. Canonia; die Stelle oder Pfründe eines Canonici, das Canonicat. Zuweilen auch das ganze Corpus der Canonicorum, das Zimmer, in welchem sie sich versammeln, und das Gebäude in welchem sie wohnen. S. Canonissinn.


Canonisch (W3) [Adelung]


Canonisch, adj. et adv. dem Canon gemäß, in der weitesten Bedeutung dieses Wortes. Die canonischen Bücher der heil. Schrift, welche, als unmittelbar von Gott eingegeben, von dem christlichen Alterthume in das Verzeichniß dieser Bücher getragen worden, im Gegensatze der apokryphischen. Ingleichen, den Regeln und Gesetzen der Kirche gemäß. Das canonische Recht, die Sammlung der von den Pöbsten und Concilien gemachten Gesetze. Ein canonisches Leben, welches den Kirchengesetzen gemäß ist. Canonische Strafen, welche die Kirche auflegen kann. Eine canonische Wahl, die den Kirchengesetzengemäß ist. Die canonische Schreibart, in der Musik, die gebundene.


Canonisiren (W3) [Adelung]


Canonisiren, verb. reg. act. in der Römischen Kirche, zum Heiligen erklären. Daher die Canonisirung, noch häufiger aber die Canonisation, die feyerliche Handlung, in welcher solches geschiehet, die Canonisations-Bulle u. s. f. Von Canon, so fern dieses Wort auch das Verzeichniß der Heiligen bedeutet, eigentlich, in dieses Verzeichniß eintragen.


Canonissinn (W3) [Adelung]


Die Canonissinn, plur. die -en, eine Person weiblichen Geschlechtes, welche eine Präbende besitzet. Man hat so wohl in der Römischen als evangelischen Kirchen verschiedene weibliche Stifter, deren Mitglieder diesen Titel führen: z. B. das Stift zu Gandersheim. Dergleichen werden zuweilen auch Canonien genannt.


Canonist (W3) [Adelung]


Der Canonist, des -en, plur. die -en, in der Römischen Kirche, ein Lehrer des canonischen Rechtes.


Cantate (W3) [Adelung]


Die Cantate, plur. die -n, in der Musik und Poesie, ein Gedicht, welches aus Arien und Recitativen bestehet, und dazu bestimmt ist, daß es gesungen werden soll. Im mittlern Lateine bedeutet Cantata einen Kirchengesang.


Cantille (W3) [Adelung]


Die Cantille, (sprich Cantilje,) plur. die -n, in den Stickereyen, kleine hohle Röllchen von Gold und Silberdraht, welche gestickten Sachen das beste Ansehen geben. Perl-Cantillen, welche aus ungeplättetem Drahte verfertiget werden, im Gegensatze der Glanz-Cantillen, wozu der Draht geplättet wird. Daher Cantilliren, Cantillen verfertigen, ingleichen mit Cantillen sticken; der Cantillen-Macher u. s. f. Aus dem Franz. Cantille.


Canton (W3) [Adelung]


Der Canton, (sprich Cantong,) des -s, plur. die -s, eine jede Gegend, oder der Theil eines Landes oder einer Stadt, so fern derselbe als ein Ganzes betrachtet wird. Ein Werbe-Canton, diejenige Gegend, welche einem oder mehrern Werbern angewiesen ist. Am häufigsten werden die neunzehn Schweizer-Republiken, welche zusammen genommen den Schweizerischen Freystaat ausmachen, von den Ausländern Cantons, von ihnen selbst aber Orte und Ortschaften genannt. wir haben dieses Wort zunächst aus dem Franz. Canton, welches von dem alten Gallischen Cant, ein Kreis, abstammet. Im mittlern Lateine werden Canto und Cantonus gleichfalls schon von einer Gegend gebraucht. In einigen Gegenden lautet dieses Wort die Canton; und in andern das Canton.


Cantoniren (W3) [Adelung]


Cantoniren, verb. reg. neutr. im Kriege, in den Städten und Dörfern einer Gegend ausruhen, oder dabey beysammen bleiben, damit man nicht von dem Feinde überfallen werde; und da ist es so wohl dem Campiren als dem Beziehen der Winterquartiere entgegen gesetzet. Bey dem Cantoniren gehet der Dienst wie im Felde fort; in der Winter-Quartieren hingegen wird er wie in den Garnisonen verrichtet. Die Cantonirungs-Quartiere beziehen. Die Armee cantoniret in Böhmen.


Cantor (W3) [Adelung]


Der Cantor, des -s, oder -is, plur. die Cantores, (vulg. Cantors,) überhaupt jemand, der der Vocal- und Instrumental-Musik in den Kirchen und Schulen vorgesetzet ist. Aus dem Latein. Cantor; S. des du fresne Glossar. Daher das Cantorat, des -es, plur. die -e, die Stelle eines Cantors und dessen Wohnung; die Cantorey, plur. die -en, zuweilen auch dessen Wohnung, ferner der Ort wo er musikalische Übungen hält, ingleichen an einigen Orten, gewisse von Alters her gestiftete musikalische Gesellschaften, dergleichen eine zu Roßwein ist, von welcher Frisch im Wörterbuche nachgesehen werden kann.


Canzel (W3) [Adelung]


Canzel, Canzelley, u. s. f. S. Kanzel, Kanzelley.


Canzelley (W3) [Adelung]


Canzelley, S. Canzel


Cap (W3) [Adelung]


Das Cap, des -s, plur. die -s, in der Seefahrt, ein Stück Land, welches in das Meer hinein gehet; ein Vorgebirge. Aus dem Franz. Cap, Ital. Cape, Span. Cabo, von der Ähnlichkeit mit einen Kopfe. Im Nieders. heißt ein solches Vorgebirge daher auch Höfd, das Haupt.


Capaun (W3) [Adelung]


Capaun, S. Kapaun.


Capellan (W3) [Adelung]


Der Capellan, des -es, plur. die Capelläne, in der Römischen Kirche, ein Geistlicher, welcher einer Capelle vorgesetzet ist, oder den Gottesdienst in derselben besorget. So werden so wohl diejenigen Priester, welche in den Häusern der Privatpersonen gewöhnlich die Messe lesen, ein Haus-Capellan, als auch die geistlichen Beamten, welche die geistliche Capelle eines Fürsten bedienen, Capellänen, oder Hof-Capelläne genannt. S. Capelle. In der evangelischen Kirche werden die Diaconi der Pfarrherren an einigen Orten Capelläne, und im gemeinen Leben Kapläne genannt, weil sie ehedem zur Bedienung einer bey der Kirche befindlichen Capelle bestimmt waren. S. des du fresne Glossar. v. Capellanus.


Capellaney (W3) [Adelung]


Die Capellaney, plur. die -en, die Wohnung eines Capellanes; zuweilen auch, besonders in der Römischen Kirche, die Pfründe und Stelle eines Capellanes, ingleichen eine Capelle unter dem Dache einer andern Kirche.


Capelle (W3) [Adelung]


1. Die Capelle, plur. die -n, Diminutivum das Capellchen. 1) Eine kleine Kirche, eine Kirche, welche keine Pfarr- noch Kathedralkirche ist, und entweder an einer größern angebauet ist, oder auch für sich bestehet. In dergleichen Capellen werden in der Römischen Kirche nur Messen gelesen. Capelle halten, heißt bey dem Pabste und den katholischen Fürsten, dem Gottesdienste an gewissen feyerlichen Tagen feyerlich bewohnen. Der Pabst lieset alsdann in eigener Person Messe. Eine Schloß-Capelle, Hof-Capelle, die zum Gottesdienste eines Fürsten gewidmet ist. 2) Die zur Bedienung einer solchen Capelle, bestimmten Geistlichen. In weiterer Bedeutung werden auch die zu deren Bedienung bestimmten Musikanten die Capelle genannt, und in noch weiterer Bedeutung führet die Gesellschaft geschickter Tonkünstler, die ein Fürst oder Herr zu seinem Vergnügen hält, gleichfalls den Nahmen einer Capelle. 3) In den protestantischen Kirchen ist die Capelle ein Nebenzimmer oder vermachter Stuhl in der Kirche.

Anm. Die Geschichte der Bedeutung dieses Wortes ist sonderbar. Capa, Deutsch Kappe, war ehedem eine Art der Kleidung, welchen den Kopf mit bedeckte, und Capella bedeutete als das Diminut. eine solche kleine Kappe. Die Fränkischen Könige machten aus der Kappe des heil. Martini ein besonderes Heiligthum, führet sie überall mit sich herum, und bestelleten besondere Personen zu ihrer Aufsicht, welche zuerst Capelläne genannt wurden. Das Zimmer, in welchem diese Kappe nebst andern Heiligthümern verwahret wurde, erhielt gar bald auch den Nahmen der Capelle, und nach und nach bekam denselben auch ein jedes Bethhaus, welches keine Pfarr- oder Stiftkirche war. Ja man hat Beyspiele, daß auch Pfarrkirchen Capellen genannt worden. S. du Fresne v. Capa und Capella.


Capelle (W3) [Adelung]


2. Die Capelle, plur. die -n, in der Chymie, und Schmelzkunst, flache Ziegeln von Asche und gebrannten Knochen, Silber und Gold darauf abzutreiben. Ein Metall auf die Capelle bringen, es auf der Capelle abtreiben. Eine Capelle schlagen, sie verfertigen. In den Schmelzhütten dienet der Test statt der Capelle, die nur im Kleinen gebraucht wird, obgleich jener auf eben die Art zubereitet wird.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Ital. Copella, oder dem mittlern Latein Cupella, Cupellus, welche eine Art eines kleinen Trinkgeschirres war, und das Diminut. von Copa, Cupa, Deutsch Kufe, ist. Es sollte also in dieser Bedeutung billig Cupelle, und das Verbum cupelliren heißen, wie diese Wörter auchvon einigen, obgleich nur wenigen, wirklich gesprochen und geschrieben werden.


Capellen-Asche (W3) [Adelung]


Die Capellen-Asche, plur. inus. Asche aus leichtem Holze und reinen Beinen oder Fischgräten, woraus die chymischen Capellen verfertiget werden.


Capellen-Futter (W3) [Adelung]


Das Capellen-Futter, des -s, plur. ut nom. sing. die messingene Form, in welcher eine chymische Capelle geschlagen wird. Sie bestehet aus einem Stämpel, welcher der Mönch, und aus einem Ringe, welche die Nonne genannt wird.


Capellen-Klar (W3) [Adelung]


Das Capellen-Klar, des -en, plur. inus. ein aus Beinen gebranntes weißes Pulver, womit die chymischen Capellen bestreuet werden, damit das Silber sich nicht anhänge.


Capellen-Schläger (W3) [Adelung]


Der Capellen-Schläger, des -s, plur. ut nom. sing. in den Schmelzhütten, ein Arbeiter, welcher die Capellen schläget, oder zubereitet.


Capellen-Silber (W3) [Adelung]


Das Capellen-Silber, des -s, plur. inus. Silber, welches auf der Capelle abgetrieben worden, oder Silber, wie es von der Capelle kommt. In den Schmelzhütten wird es Brandsilber genannt.


Capelliren (W3) [Adelung]


1. Capelliren, verb. reg. act. auf der chymischen Capelle abtreiben oder reinigen. Gold, Silber capelliren. S. 2. Capelle.


Capelliren (W3) [Adelung]


2. Capelliren, verb. reg. act. bey den Seidenarbeitern, die Enden der von Seideneyern abgeweisten Sträne aufsuchen und umbinden, zu welchem Ende die Sträne auf das Capellirholz gespannet werden. Hier rühret das Wort aus dem Ital. Capo her, welches auch das Ende eines Fadens bedeutet.


Capell-Meister (W3) [Adelung]


Der Capell-Meister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Tonkünstler, welcher die Aufsicht über die musikalische Capelle eines Fürsten hat. S. 1. Capelle 2.


Caper (W3) [Adelung]


Die Caper, eine Frucht, S. Kaper.


Caper (W3) [Adelung]


Der Caper, des -s, plur. ut nom. sing. ein Anführer eines oder mehrerer Kriegesschiffe, der mit Erlaubniß seines Heeren feindliche Schiffe zu erhaschen und aufzubringen suchet, ein privilegirter Seeräuber, Franz. Armateur. Daher das Caper-Schiff, dessen Schiff, welches zuweilen auch nur schlechthin ein Caper genannt wird. Auch diejenigen, auf deren Kosten ein solches Schiff ausgerüstet worden, führen diesen Nahmen, wenn sie sich gleich nicht mit auf dem Schiffe befinden. Aus dem Franz. Capre, welches entweder von dem Latein. capere, oder auch von Cap, ein Vorgebirge, bekommt, weil dergleichen Seeräuber hinter den Caps und Landspitzen auf die vorbey segelnden Schiffe zu lauern pflegen.


Caperey (W3) [Adelung]


Die Caperey, plur. die -en, die Lebensart, Beschäftigung eines Capers; ohne Plural. Caperey treiben. Auf Caperey auslaufen. Ingleichen einzelne dahin gehörige Handlungen, auch in weiterer Bedeutung, listige Bemächtigung einer fremden Sache.


Capern (W3) [Adelung]


Capern, verb. reg. act. eigentlich, ein feindliches Schiff aufbringen, so fern solches einem Caper geschiehet. Das Schiff ist gecapert worden. Auch figürlich, im gemeinen Leben, sich mit List bemächtigen, wo aber das zusammen gesetzte wegcapern üblicher ist.


Capiskraut (W3) [Adelung]


Capiskraut, S. Kopfkohl.


Capital (W3) [Adelung]


Capital, adj. et adv. aus dem Latein. Capitalis, welches nur in gewissen Zusammensetzungen üblich ist. 1) Was zu Anfange einer Sache befindlich ist; S. Capital-Buchstab. 2) Figürlich, im gemeinen Leben, das vorzügliche in seiner Art. Der Capital-Hirsch, ein Hirsch von acht und mehr Jahren, von besonderm Ansehen und Stärke, ein Haupthirsch. Ein Capital-Schwein, ein Hauptschwein, das wenigstens fünf Jahr alt ist, im Gegensatze der angehenden Schweine. Ein Capital-Verbrechen, ein Hauptverbrechen, welches das Leben verwirket. Ein Capital-Stück, ein vortreffliches Stück; und so im gemeinen Leben in andern Zusammensetzungen mehr.


Capital (W3) [Adelung]


Das Capital, des -es, plur. die -e, Diminut. das Capitälchen, des -s, plur. ut nom. sing. aus dem Capitale des mittleren Lateines. 1) Der oberste Theil einer Sache, So wird in der Baukunst, der oberste Theil eines Säule das Capital oder auch wohl das Capitäl genannt; Latein. Capitulum, Capitella, Ital. Capitello. Bey den Buchdruckern sind die Capitale diejenigen Stege, welche bey Zurichtung einer Form oben, und an den Tiegel geleget werden. Bey den Buchbindern ist das Capital oder Capitälchen; der Streif Pergament, oder das Band oben und unten an dem Rücken eines Buches, welches mit Seide oder Zwirn bestochen wird. 2) Eine Summe Geldes, so fern sie dazu bestimmt ist, Gewinn zu bringen, im Gegensatze dieses Gewinnes oder der Interessen; der Hauptstamm, das Hauptgeld, die Hauptsumme, das Hauptgut, der Hauptstuhl, welche Benennungen ehedem üblich waren, und es zu Theil noch sind. Daher heißt eine jede Summe Geldes, welche man auf Zinsen ausleihet, ein Capital Ich will ein Capital aussetzen, wovon sie mit Ehren leben können. In dieser Bedeutung lautet der Plural gemeiniglich Capitalien. Viele Capitalien haben, d. i. viel bares Geld ausstehen haben, und in weiterer Bedeutung, viel bares Geld besitzen. Ein todtes Capital, das Geld das keinen Gewinn bringt. Auch das Geld, welches in einer Handlung, in einer Fabrik, oder einem andern Gewerbe steckt, wird ein Capital genannt; alles in Rücksicht auf den Gewinn, den es bringen soll. In dieser Bedeutung ist das Latein. Capitale schon lange üblich gewesen.


Capital-Buchstab (W3) [Adelung]


Der Capital-Buchstab, des -ens, plur. die -en, eine Art großer Buchstaben, welche zu Anfange der Capitel oder der Abschnitte eines Buches gebraucht werden; Litterae unciales.


Capitalen (W3) [Adelung]


Capitalen, verb. reg. act. mit einem Capitale versehen. Ein Buch capitalen, dessen Rücken oben und unten mit einem Streifen Pergamente oder einem Bande beleimen.


Capitalist (W3) [Adelung]


Der Capitalist, des -en, plur. die -en, ein Mann, der viele Capitalien, d. i. viel bares Geld besitzet.


Capital-Linie (W3) [Adelung]


Die Capital-Linie, plur. die -n, im Festungsbaue, die gerade Linie, welche von der Kehle oder dem Polygon-Winkel, bis an die Bollwerksspitze gezogen wird; die Hauptlinie, Französ. la Capitale.


Capitän (W3) [Adelung]


Der Capitän, des -es, plur. die -e, oder -s. 1) * Ein jeder vornehmer Befehlshaber im Kriege, in welcher Bedeutung noch das Franz. Capitain üblich ist. Im Deutschen hatte es diesen Sinn ehedem auch, denn Opitz gebraucht dieses Wort noch sehr oft von Gott und Christo: Der du bist unser Herr, du starker Capitein. Und an einem andern Orte: Des Davids, deines Knechtes, Herr, Meister, Capitein. Doch in dieser Bedeutung ist es im Deutschen veraltet, wo man es 2) nur noch von dem Haupte oder Anführer einer Compagnie Fußvolk oder Dragoner gebraucht, ein Hauptmann; dagegen er bey der Reiterey Rittermeister genannt wird. 3) Ein vornehmer Befehlshaber auf einem Kriegsschiffe. In Frankreich sind auf einem Kriegsschiffe; welches von einem Admirale und Vice-Admirale geführet wird, zwey Capitäns. Auf kleinern Kriegsfahrzeugen ist der Capitän der oberste Befehlshaber derselben. Im gemeinen Leben nennet man den Befehlshaber oder Herren eines jeden Kauffahrtenschiffes einen Capitän oder Schiffs-Capitän.

Anm. Wir haben dieses Wort aus dem Franz. Capitain, Ital. Capitano, oder mittlern Latein. Capitaneus, welches ehedem den Statthalter einer Provinz andeutere aber, hernach oftvon einen jeden Aufseher oder Vorgesetzten, besonders bey den Soldaten und der Miliz gebraucht wurde.


Capitel (W3) [Adelung]


Das Capitel, des -s, plur. ut nom. sing. aus dem mittlern Latein. Capitulum, welches das Diminut. von Caput ist. a. Ein Theil eines Buches oder einer Schrift. 1) Eigentlich, Ein Buch in sechs, zehn u. s. f. Capitel eintheilen. Einen Gegenstand in vier Capiteln abhandeln. Wenn von den Capiteln eines biblischen Buches die Rede ist, so vertritt nach alter Art das Vorwort an mehrentheils die Stelle des Vorwortes in. Matthäi am letzten Capitel. Da das Wort in dieser Bedeutung im Deutschen sehr gebräuchlich ist, und bereits das völlige Bürgerrecht erhalten hat, so könnte man es füglich mit einem K schreiben. Allein hier durfte ich es von den folgenden Bedeutungen und Zusammensetzungen nicht trennen, welche theils noch mit einem C am üblichsten sind, theils auch noch ein mehr ausländisches Ansehen behalten haben. 2) Figürlich. (a) Die Materie, der Gegenstand eines Gespräches, oder einer Schrift. Das schöne Geschlecht kann in dem Capitel von der Schönheit keine Nebenbuhlerinnen leiden. Sie helfen mir auf das rechte Capitel, Gell. (b) Ein Verweis. Jemanden ein Capitel lesen, ihm einen derben Verweis geben; welche R. A. aus der klösterlichen Zucht hergenommen ist, wo straffällige Mönchen das übertretene Capitel aus den Ordensregeln vor dem Verweise vorgelesen wird. 2. Eine in Capitel getheilte Schrift. In diesem Verstande werden in den mittlern Zeiten die Wörter Capitula und Capitularia so wohl von den Gesetzen der Könige, als auch von den Sammlungen der Kirchengesetze, ingleichen den Regeln einzelner Orden, Gemeinheiten und Stiftungen häufig gebraucht. Das Wort Capitel ist zwar in derselben im Deutschen nicht üblich; allein um der folgenden Bedeutungen willen mußte solche hier angeführet werden. 3. Die Versammlung gewisser zu einer Gemeinheit oder Gesellschaft gehöriger Personen, in welcher ihre Capitel, d. i. ihre Statuen und Regeln, verlesen werden. In diesem Verstande werden in weiterer Bedeutung die Zusammenkünfte aller geistlichen und weltlichen Orden, worin sie sich über Angelegenheiten ihrer Gesellschaft berathschlagen, ein Capitel genannt, weil dabey gemeiniglich mit Verlesung der Statuen der Anfang gemacht wird. Auch die Versammlung der Canonicorum einer Kathedral- oder Collegiat-Kirche führet diesen Nahmen. Capitel halten, das Capitel versammeln, die dazu gehörigen Glieder zusammen berufen. Eine Stimme in dem Capitel haben. Der König hat Capitel gehalten, wenn er eine Versammlung der Glieder eines Ritterordens gehalten hat. Das General-Capitel, welches aus der Versammlung der Abgeordneten aus allen Provinzen eines Ordens bestehet. Ja es hat sich diese Benennung auch bis auf einige Handwerker ausgebreitet, indem die gewöhnlichen Zusammenkünfte der Tuchscherer und Schleifer, unter welchen beyden Zünften eine besondere Gemeinschaft Statt findet, Capitel genannt werden, welche bey andern Innungen Quartale heißen. Eben diese Zünfte haben auch ein General-Capitel, welches zu Wien, Breßlau und Posen gehalten wird, dagegen ihre Zunftversammlungen zu Leipzig, Wittenberg, Leißnig u. s. f. nur gemeine Capitel, zuweilen aber auch nur Quartale genannt werden. 4. Der Ort, wo sich das Capitel eines solchen Ordens, oder einer solchen Gesellschaft versammelt. In das Capitel gehen. S. auch Capitelstube. In dem Salzwerke zu Halle wird sogar die Stube bey jedem Borne, in welcher die Bornknechte ausruhen, und worin auch das Gebeth verlesen wird, das Capitel genannt. 5. Die Glieder einer solchen Gesellschaft selbst, als ein Ganzes betrachtet. In diesem Verstande werden besonders die Geistlichen, welche zur Bedienung einer Kathedral- oder Collegiat-Kirche bestimmt sind, oder die Canonici, und ihre ganze Stiftung, ein Capitel genannt. Daher das Dom-Capitel, die sämmtlichen Domherren an einer Stiftskirche. S. des du Fresne Glossar. wo noch mehrere Bedeutungen dieses Wortes angeführet werden, aber im Deutschen nicht gangbar sind.


Capitel-fest (W3) [Adelung]


Capitel-fest, adj. et adv. Fertigkeit besitzend, die Stellen der biblischen Bücher nach den Capiteln anzuführen.


Capiteln (W3) [Adelung]


Capiteln, verb. reg. act. Jemanden capiteln, ihm einen derben Verweis geben. S. Capitel. 1. Im mittlern Lateine war capitulare in eben der Bedeutung üblich.


Capitels-Herr (W3) [Adelung]


Der Capitels-Herr, des -en, plur. die -en, an einigen Orten so viel als ein Canonicus oder Dom- und Stiftsherr, ein Mitglied eines Capitels. S. Capitel 5.


Capitel-Stube (W3) [Adelung]


Die Capitel-Stube, plur. die -n, die Stube, oder das Zimmer. in welchem sich das Capitel einer Gesellschaft versammelt. S. Capitel. 4.


Capitular (W3) [Adelung]


Der Capitular, des -en, plur. die -en, ein Canonicus oder Ordensglied, welches das Recht hat, dem Capitel, oder der Versammlung seines Ordens oder seiner Gesellschaft beyzuwohnen; bey den Domstiftern und den Ritterorden auch wohl ein Capitular-Herr. Aus dem mittlern Latein. Capitularis und Capitularius.


Capitulation (W3) [Adelung]


Die Capitulation, plur. die -en, überhaupt eine jede in Capitel getheilte Schrift, in welcher weitesten Bedeutung aber dieses Wort nicht üblich ist, wohl aber in der engern, eines in gewisse Absätze getheilten Vertrages. Besonders wird im Krieg der Vertrag zwischen den Belagerern und der Besatzung einer Festung wegen deren Übergabe eine Capitulation genannt. Sich auf Capitulation ergeben. Die Capitulation halten, brechen u. s. f. Auch der Vergleich, welchen ein Officier mit einem Soldaten schließt, und worin sich dieser zu Kriegsdiensten auf eine gewissen Zeit verpflichtet, führet diesen Nahmen. Daher der Capitulant des -en, plur. die -en, ein Soldat, welcher auf Capitulation dienet. Noch berühmter sind die Capitulationen oder Verträge, welche so wohl verschiedene geistliche Stiftungen mit ihren Vorgesetzten, als auch die Reichsstände und in deren Nahmen die Churfürsten mit einem Kaiser, bey deren Wahl schließen, welche daher auch Wahl-Capitulationen genannt werden. Die Capitulation beschwören.


Capituliren (W3) [Adelung]


Capituliren, verb. reg. act. eine Capitulation, d. i. einen Vergleich in Vorschlag bringen und eingehen. Die Besatzung hat capituliret, hat sich auf Capitulation ergeben. das Feind verlangt zu capituliren. So auch im gemeinen Leben, mit jemanden capituliren, mit ihm wegen eines Vergleiches unterhandeln.


Caporal (W3) [Adelung]


Caporal, S. Corporal.


Cappis-Kraut (W3) [Adelung]


Cappis-Kraut, S. Kopfkohl.


Capriole (W3) [Adelung]


Die Capriole, plur. die -n, leichte und geschickte Sprünge in die Luft, welche die Tänzer gemeiniglich am Ende einer Cadenze zu machen pflegen. Eine Capriole machen; in der niedrigen Sprechart, eine Capriole schneiden. Auf der Reitschule ist die Capriole der Sprung eines Pferdes, bey welchem es, indem es noch in der Luft ist, mit dem Hinterleibe mit aller Gewalt ausschlägt. Schlägt es nur halb aus, so heißt es eine Balotade.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Franz. Capriole oder Cabriole, und dem Ital. Capriola, welche Wörter von Caper, ein Bock, herkommen, und eigentlich Bocksprünge bedeuten.


Cap-Sperling (W3) [Adelung]


Der Cap-Sperling, des -es, plur. die -e, eine Art Sperlinge mit einem gelben Schnabel, schwarzen Kopfe, Halse und Brust,mit röthlichen Flügeln und Rücken, welche auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung angetroffen werden; Passer Capensis, L.


Captur (W3) [Adelung]


Die Captur, plur. inus. in den Rechten, die Verhaftnehmung eines Schuldners oder Verbrechens; aus dem Latein. Captura. Die Captur wider jemanden ergehen lassen, verhängen. Daher der Captur-Befehl, der Befehl, jemanden in Verhaft zu nehmen.


Capuciner (W3) [Adelung]


Der Capuciner, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Mönche von dem Orden des heil. Franciscus, von der engern Observanz, welche sich nicht balbiren, mit bloßen Füßen gehen, und grobe graue Kutten mit spitzigen Kappen tragen. Von diesen spitzigen Kappen, im mittlern Latein. Capucia, welche Bruder Matthäus von Bassy im 13ten Jahrhunderte an die Stelle der runden Kappen der Franciscaner setzte, aber dadurch einen großen Streit unter ihnen veranlassete, welchen selbst Clemens V. nicht schlichten konnte, haben sie auch ihren Nahme. Daher der Capuciner-Orden, das Capuciner-Kloster, der Capuciner-Mönch, das Capuciner-Tuch, grobes graues Tuch, woraus die Kutten der Capuciner gemacht werden u. s. f.


Capusche (W3) [Adelung]


Die Capusche, plur. die -n, ein Kragen an den Mänteln der Manuspersonen und an weiblichen Kleidern, welcher über den Kopf gezogen werden kann; aus dem alten Franz. Capuche, jetzt Capuchon.


Cap-Wachtel (W3) [Adelung]


Die Cap-Wachtel, plur. die -n, eine Art Wachteln mit einem breiten gelben Streifen an den Seiten des Kopfes, einem grünen braun geschuppten Rücken, und einem blauer Steiße; Coturnix Capensis, Kl. Sie wird auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung angetroffen.


Carabiner (W3) [Adelung]


Der Carabiner, des -s, plur. ut nom. sing. ein kurzes Feuergewehr mit einem Luntenschlosse, welches ehedem eine Art der leichten Reiterey führete, die daher in Frankreich Carabiniers hießen. Diese Feuergewehre sind veraltet, denn die heutigen Carabiner sind kurze, drey Fuß lange, gezogene Feuerröhre, welche die Kugel sehr weit tragen. Die Reiter führen sie an dem Carabiner-Haken angemacht, rechter Hand neben sich in dem Carabiner-Schuhe.

Anm. Im Franz. heißt dieses Gewehr Carabine, im Ital. Carabino, in Engl. Carabine. Es ist noch ungewiß, ob das Gewehr von den folgenden leichten Reitern, oder diese von jenem den Nahmen haben. Die gemeinste Meinung ist, daß die Carabiniers durch eine sonst eben nicht ungewöhnliche Verwechselung des l und r, von der bekannten leichten Calabrischen Reiterey abstammen, so daß im Franz. Carabin aus Calabrin oder Calabrien geworden. Im 14ten Jahrhunderte geschiehet einer Art Gewehres Meldung, welche Chavarina genannt wird, nach welchem, dem du Fresne zu Folge, nachmahls die Carabiner benannt worden.


Carabinier (W3) [Adelung]


Der Carabinier, (sprich Carabinje,) des -s, plur. die -s, ein leichter Reiter, welcher mit einem Carabiner bewaffnet ist. Gegenwärtig werden sie wohl mit den Dragonern einerley seyn, obgleich der Nahme noch bey verschiedenen Armeen üblich ist. Aus dem Franz. Carabin, und Carabinier. Die Carabiniers waren eigentlich Spanische oder vielmehr Navarrische Reiter, welche zuerst unter den Königen von Navarra, Jean d'Albret, und Antoine de Bourbon, in Frankreich bekannt wurden, und nachmahls auch in Deutschland Beyfall fanden.


Caraffine (W3) [Adelung]


Die Caraffine, plur. die -n, eine kleine gläserne Flasche mit einem engen Halse, Wasser, Essig, Öhl oder Wein bey der Mahlzeit darin vorzusetzen. Der Schenktisch lächelt zwar auch in Strephons prächtigem Saale, Aus heitern Caraffinen dir zu, Zachar. Aus dem Ital. Caraffa, Caraffina und Franz. Caraffe. Caraffon aber ist in der letztern Sprache eine große dicke gläserne Bouteille mit einem langen Halse. Das Dän. Karaffe bedeutet gleichfalls eine Flasche mit einem langen Halse.


Carat (W3) [Adelung]


Carat, S. Karat.


Caravane (W3) [Adelung]


Die Caravane, S. in K.


Caravelle (W3) [Adelung]


Die Caravelle, plur. die -n, eine Art noch am meisten in Portugall üblicher Schiffe, mit einem viereckigen Hintertheile und kurzen Bauchstücken. Sie sind rund wie die Flüten, führen drey bis vier dreyeckige Segel, haben keinen Mastkorb, an dessen Statt aber Kreuzhölzer, welche oben durch den Mast gehen, und halten gemeiniglich 120 bis 140 Tonnen, werden aber unter allen Schiffen für die besten Segler gehalten. In Frankreich führet eine Art kleiner Schiffe von 25 bis 30 Tonnen, welche an den Küsten auf den Untiefen auf den Häringsfang ausgehen, gleichfalls den Nahmen der Caravellen. Franz. Caravelle, Ital. Caravella, Span. Caravala, Engl. Caravell, Wallis. Corwl, Schwed. Krawel, welche das Diminut. von einem alten Worte sind, so noch in den nordischen Mundarten angetroffen wird. Denn das alte Schwed. Karf, das Irländ. Karbh, das Finnische Carvas, Carpas, bedeuten insgesammt ein kleines Schiff. S. Ihre Gloss. v. Karf und Krawel. Das mittlere Latein. Carabus und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gehören gleichfalls hierher.


Carbunkel (W3) [Adelung]


Der Carbunkel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Nahme des scharlachrothen oder hochrothen Rubins; aus dem Latein. Carbunculus, welchen Nahmen er wegen seiner brennenden hochrothen Farbe erhalten, daher er im mittlern Latein auch nur Carbo heißt. In dem alten Fragmente eines Gedichtes auf Carln den Großen bey dem Schilter, heißt er im Deutschen schon Karbunkel. Von der Farbe werden auch gewisse bösartige, mit heftigen Schmerzen verbundene Blutschwären Carbunkeln genannt; Anthraces.


Carcasse (W3) [Adelung]


Die Carcasse, plur. die -n, aus dem Franz. Carcasse, ein Geripp. 1) Das drähterne Geripp zu den gesteckten Hauben des andern Geschlechtes. 2) In der Geschützkunst, längliche oder runde Kugeln, welche mit Handgranaten, Kugeln, u. s. f. gefüllet und mit einem eisernen Gerippe zur Festigkeit versehenwerden; eine Brandkugel. 3) Das Geripp eines Schiffes auf dem Stapel. Im Ital. ist Carcasso gleichfalls ein Gerippe.


Carcer (W3) [Adelung]


Das Carcer, des -s, plur. ut nom. sing. aus dem Latein. das Gefängniß auf Schalen und Universitäten.


Carcer-Öhl (W3) [Adelung]


Carcer-Öhl, S. Gardseer-Öhl.


Cardätsche (W3) [Adelung]


"Cardätsche", S. "Kartätsche" und "Kardetsche".


Cardinal (W3) [Adelung]


Cardinal, adj. et adv. welches aus dem Latein. cardinalis, und dieß von Cardo, die Angel, entlehnet, im Hochdeutschen größten Theils veraltet ist, ehedem aber in einigen Zusammensetzungen üblich war, das vornehmste in seiner Art zu bezeichnen. Die Cardinal-Tugenden, welche man ehedem auch wohl Angeltugenden nannte, die Haupttugenden, vornehmsten Tugenden, unter welchem Nahmen man die Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigkeit begriff. Die vier Cardinal-Winde, die Hauptwinde, welche aus den vier Cardinal- oder Hauptgegenden kommen. Die Cardinal-Zahlen, die Haupt- oder Grundzahlen, ejns, zwey, u. s. f. im Gegensatze der Ordnungszahlen.


Cardinal (W3) [Adelung]


Der Cardinal, des -es, plur. die -näle. 1) In der Römischen Kirche, ein Ehrentitel der vornehmsten Geistlichen nach dem Papste, welche Fürsten der Kirche und geborne Räthe des Papstes genannt werden, und Glieder des heil. Collegii sind. Es sind ihrer jetzt ordentlich siebzig, wovon sechs Bischöfe, fünfzig Priester, und vierzehn Diaconi sind, welche denn Cardinal-Bischöfe, Cardinal-Priester, und Cardinal-Diaconi genannt werden. Daher die Cardinals-Würde, der Cardinals-Hut, der rothe scharlachene Hut, der das Ehrenzeichen dieser Würde ist u. s. f. Aus dem mittlern Latein. Cardinalis. S. des du Fresne Glossar. 2) Der Cardinal oder das Cardinälchen, heißt auch bey den neuern Schriftstellern des Naturreiches eine Art Finken, welche in China angetroffen wird, und diesen Nahmen von ihrem purpurrothen Kopfe erhalten hat. Der Rücken und die Flügel sind grün; der übrige Leib aber ist gleichfalls roth; Fringilla purpurea, Kl. Auch eine Art Zaunkönige mit röthlicher Platte, Sylvia vertice subrubro, Kl. Motacilla Rubricapilla, L. führet diesen Nahmen. 3) Ein weißer mit gebratenen Pommeranzen angemachter Wein; so wie Bischof ein solcher rother Wein ist.


Cardinals-Birn (W3) [Adelung]


Die Cardinals-Birn, plur. die -en, eine Art wohl schmeckender Birnen, welche ihren Nahmen von dem Cardinal Nic. de Cusa hat, der sie 1451 zu Magdeburg an der Tafel des Erzbischofs Friedrich so lecker fand, daß er sie feyerlich einsegnete.


Cardinals-Blume (W3) [Adelung]


Die Cardinals-Blume, plur. die -n, eine Pflanze mit einem aufrechten Stamme, und einer an dessen Spitze befestigten Blumentraube; Lobelia Cardinalis, L. Sie ist aus Virginien zu uns gebracht worden, und hat den Nahmen von der hochrothen Farbe ihrer Blume bekommen, die der Farbe der Cardinals-Hüte gleicht.


Caressiren (W3) [Adelung]


+ Caressiren, verb. reg. act. schmeicheln, liebkosten, ohne Noth aus dem Franz. caresser.


Cärimonie (W3) [Adelung]


Cärimonie, S. Ceremonie.


Cariole (W3) [Adelung]


Cariole, S. Carriole.


Carl (W3) [Adelung]


Carl, ein Mannsnahme, welcher mit dem Worte Kerl einerley ist, und eigentlich einen Mann bedeutet, aber so fern es ein Nahme ist, sein C von den ältesten Zeiten an behauptet hat, daher auch alle neuern Versuche, die Schreibart dieses Wortes mit einem K allgemein zu machen, vergebens gewesen sind. Im Lateine der mittlern Zeiten ist Carlus daraus geworden. S. Kerl.


Carmelit (W3) [Adelung]


Der Carmelit, des -en, plur. die -en, oder der Carmeliter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Mönch von dem Carmeliter-Orden, welches einer der vier Bettelorden ist, der seinen Nahmen von dem Berge Carmel in Syrien hat. Daher der Carmeliter-Mönch, das Carmeliter-Kloster, die Carmeliter-Nonne, u. s. f.


Carmeliter-Birn (W3) [Adelung]


Die Carmeliter-Birn, plur. die -en, eine Art mittelmäßig großer, kurzer und rundlicher Birnen, welche gelblich-grün und saftig ist, und im August reifet; in andern Gegenden die Kaiserinn, ingleichen Magdalenen-Birn, Franz. Citron des Carmes, St. Madelaine.


Carmeliter-Geist (W3) [Adelung]


Der Carmeliter-Geist, des -es, plur. inus. in den Apotheken, ein zusammen gesetztes Melissenwasser, welches aus Melissen, Citronenschalen, Coriander, Muskaten, Nelken, Zimmet u. s. f. mit Weingeist und Melissenwasser destilliret wird.


Carmesin (W3) [Adelung]


Carmesin, adj. indecl. eine hochrothe Farbe habend, welche ein wenig in das Blaue fällt. Daher die Carmesin-Farbe, Carmesin-Zeug, das diese Farbe hat, Carmesin-roth, u. s. f. Wir haben dieses Wort aus dem Franz. Cramoisi, welches von dem Arab. Kermes abstammet; S. Kermes. Im Span. lautet es Carmesi, im Ital. Chermisi, im Engl. Crimson, und im mittlern Lateine Carmesinus. Diejenigen, welche dieses Wort Carmoisin schreiben, und es dadurch dem Französ. ähnlicher zu machen suchen, sollten es billig Cramoisin schreiben, wodurch sie sich aber von dem wahren Ursprunge dieses Wortes nur noch mehr entfernen würden.


Carmin (W3) [Adelung]


Der Carmin, des -es, plur. inus. ein schönes hochrothes Pulver, welches zum Mahlen gebraucht, und aus der Cochenille, zuweilen aber auch aus Fernambuk oder Brasilienholz verfertiget wird. Aus dem Ital. Carmin, welches gleichfalls von dem Arab. Kermes abstammet. S. Kermes. Daher Carmin-roth, hochroth, ohne Beymischung irgend einer andern Farbe.


Carmosiren (W3) [Adelung]


Carmosiren, Carmusiren, verb. reg. act. ein Kunstwort der Jubelierer, welches eigentlich einfassen, mit einem Rande versehen, bedeutet. Einen Edelstein carmusiren, einen Rand von kleinern Edelsteinen um denselben machen. Carmusir-Gut, sehr kleine Edelsteine, die nur zum Carmusiren taugen. Obgleich dieses Wort zunächst aus dem Französischen entlehnet ist, so hat es doch seinen Ursprung in Norden. Denn Karm bedeutet noch jetzt im Schwed. einen Rand, und karmisera ist in eben dieser Sprache unser carmusiren.


Carnaval (W3) [Adelung]


Das Carnaval, des -es, plur. die Carnavale, in den Kirchengebräuchen, besonders der Römischen Kirche, die Zeit von dem Feste der heil. drey Könige bis zur Fasten, welche von Alters her mit allerley Lustbarkeiten und Ausschweifungen zugebracht worden; im Deutschen Fastnacht. Carnaval halten. Die Carnavals-Zeit, Carnavals-Lustbarkeiten u. s. f. Aus dem Franz. Carnaval, und Ital. Carnavale, Carnevale, Carnovale. Du Fresne leitet dieses Wort von Carn a val ab, und erkläret solches durch Caro abscedit, seu tempus carnes comedendi. Allein da dieses Wort im mittlern Lateine auch Carnelevamen heißt, so kann es auch daraus verderbt seyn. Im Oberdeutschen ist es männlichen Geschlechtes, der Carnaval.


Carneol (W3) [Adelung]


Der Carneol, des -es, plur. die -e, ein Edelstein, der eigentlich ein rother Achat ist, dessen Farbe aber verschiedene Grade der Dunkelheit hat. Aus dem Latein. Carneolus. Ital. Carniola, Franz. Cornaline. Das Ital. Corniola bedeutet auch Horn,daher man behauptet, daß dieser Stein wegen seiner dem Horne ähnlichen Farbe den Nahmen bekommen habe. Allein alsdann müßte man ehedem einen andern Stein Carneol genannt haben, als heut zu Tage. Das Ital. Carne, Fleisch, würde sich wegen der Fleischfarbe vielleicht besser zur Ableitung schicken.


Carnieß (W3) [Adelung]


Carnieß, S. Karnieß.


Carolin (W3) [Adelung]


Der Carolin, des -es, plur. die -en, ein Nahme verschiedener Münzsorten, welche von Fürsten geschlagen worden, die den Nahmen Carl geführet. So ist der Carolin in der Schweiz eine Art Scheidemünze, welche sich wieder in verschiedene Unterarten theilet, davon Frisch einige anführet. Um das Jahr 1477 wurde zu Bern ein guter Caxlin auf einen Fünfer gesetzet. Auch in Italien gibt es geringe Münzen dieses Nahmens, welche etwa zwey gute Groschen gelten, aber auch sehr verschieden sind. Die Deutschen Carolinen in Gold, welche im Reiche 12 Fl. gelten, haben ihren Nahmen von einem Churfürsten zu Baiern, Nahmens Carl, werden aber auch von andern Fürsten geschlagen. Auch in England hat man Goldmünzen, welche Carolinen oder Caroliner heißen, von dem Könige Carl geschlagen worden, und so viel wie ein Jacobiner, nehmlich 7 Fl. 83/4 Kr. gelten. Im gemeinen Leben lautet dieses Wort abgekürzet nur Carlin.


Carosse (W3) [Adelung]


Carosse, S. Carrosse.


Carotte (W3) [Adelung]


Die Carotte, plur. die -n, 1) Ein Nahme, welchen an einigen Orten die rothen Rüben, oder die Beete, im Oberdeutschen Mangold führen, aus dem Ital. Carotta und Carota, welches rothe Rüben bedeutet. Andere machen noch einen Unterschied unter den rothen Rüben und Carotten, der aber wohl nur von der Verschiedenheit des Bodens herrühret. S. Beete und Mangold. 2) Wegen einiger Ähnlichkeit, eine an beyden Enden zugespitzte Stange Tobak aus gerippten Blättern; Franz. Carotte. Daher carottiren, den Tobak in dem Carotten-Zeuge zusammen pressen.


Caroussel (W3) [Adelung]


Caroussel, S. Carrosell.


Carpie (W3) [Adelung]


Die Carpie, plur. inus. bey den Wundärzten, ein Büschel Fasern, welches von der Leinwand abgeschabet, und in die Wunden gelegt wird; aus dem Franz. Charpie, und dieß von carpere.


Carreau (W3) [Adelung]


Carreau, (sprich Carro,) ein unabänderliches Hauptwort, welches nur in der Französischen Karte üblich ist, und die rothen Figuren andeutet, welche ein geschobenes Viereck vorstellen, im gemeinen Leben Caro. Das Carreau-As, der Carreau-König u. s. f. Aus dem Französ. Carreau, ein Quadrat.


Carricatur (W3) [Adelung]


Die Carricatur, plur. die -en, aus dem Franz. Carricature; in den schönen Künsten, 1) die Übertreibung des Fehlerhaften oder Lächerlichen in einer Vorstellung; ohne Plural. 2) Solche übertriebene Bilder selbst. Vermuthlich stammet dieses Wort aus dem Ital. caricare, beladen, her.


Carriole (W3) [Adelung]


Die Carriole, plur. die -n, ein kleines zweyräderiges Fuhrwerk, Personen darauf fortzubringen. Aus dem Ital. Carriola, welches gleichfalls das Diminut. von Carro ist; Franz. Cariole. Im Deutschen ist es zuweilen ungewissen Geschlechtes, das Carriol.


Carrosell (W3) [Adelung]


Das Carrosell, oder nach dem Franz. Caroussell, des -es, plur. die -e, ein Ritterspiel, welches allerley Übungen mit Wagen oder Pferden bestehet, und ein Überbleibsel der alten Thurniere ist; aus dem Ital. Carrosello, oder Franz. Caroussel, welches gleichfalls ein Diminut. von Carro ist, weil man sich dazu ehedem kleiner Wägen oder Karren bedienete.


Carrosse (W3) [Adelung]


Die Carrosse, plur. die -n, eine Staatskutsche, Prachtkutsche. Auch dieses Wort ist, so wie das ganze zur Üppigkeit und zur Bequemlichkeit gehörige Fuhrwesen, eine Italiänische Erfindung. Allein das Ital. Carrozza und Carroccio, und Franz. Carosse, bedeuten eine jede Kutsche, dagegen man es im Deutschen zur Zeit nur noch von den prächtigern Art derselben braucht. Carrocium bedeutete im mittlern Lateine auch den großen Wagen, auf welchem die Hauptsahne in das Feld geführet wurde, welches gleichfalls eine Italiänische Erfindung des zwölften Jahrhundertes ist. Bey einem Deutschen Dichter in Eckarts Script. S. 1557. kommt schon das Wort Karotsche vor, nach dem Ital. Carroccio.


Cartätsche (W3) [Adelung]


"Cartätsche", S. "Kartätsche" und "Kardetsche".


Cartaune (W3) [Adelung]


Cartaune, S. Karthaune.


Cartell (W3) [Adelung]


Das Cartell, des -es, plur. die -e. 1) Ein Vertrag über die Auslieferung des Gefangenen in Kriege, oder der Ausreißer in Friedenszeiten. Ein Cartell errichten, aufheben u. s. f. 2) Ein Ausforderungsbrief zum Duell. Jemanden ein Cartel senden, überbringen u. s. f. In beyden Bedeutungen aus dem Ital. Cartello, Franz. Cartel, Engl. Cartel, welches das Diminut. von Carta ist, und eigentlich eine jede kurze Schrift, bedeutet.


Carthaune (W3) [Adelung]


Carthaune, S. Karthaune.


Carthäuser (W3) [Adelung]


Der Carthäuser, des -s, plur. ut nom. sing. ein Mönch von dem Orden des heil. Bruno, welcher Orden sehr strenge, in einen beständigen Clausur und vollkommenen Einsamkeit lebt. Bruno stiftete diesen Orden 1086. S. das vorige. Daher der Carthäuser-Mönch, der Carthäuser-Orden, das Carthäuser-Kloster u. s. f.


Carthäuser-Nelke (W3) [Adelung]


Die Carthäuser-Nelke, plur. die -n, eine Art Nelken mit gehäuften Blumen, welche eyförmige mit Grannen besetzte Kelchschuppen und drey nervige Blätter habe; Dianthus Carthusianorum, L. Auch die Bartnelken werden zuweilen Carthäuser-Nelken genannt.


Carthäuser-Pulver (W3) [Adelung]


Das Carthäuser-Pulver, des -s, plur. ut nom. sing. in der Chymie, eine der wichtigsten Bereitungen aus dem Spießglase, welche auch mineralischer Kermes genannt wird, und ihren Nahmen von einem Apotheker der Carthäuser, Simon, hat, welcher sie um 1714 in Aufnahme brachte.


Cartoffel (W3) [Adelung]


Cartoffel, S. Kartoffel.


Carton (W3) [Adelung]


Der Carton, (sprich Cartong,) des -s, plur. die -s, aus dem Franz. Carton, und Ital. Cartone, ein großes, starkes Blatt Papier; in der Mahlerey, eine große Zeichnung auf Papier, ge-meiniglich zum Behuf der Tapetenwirker, Fresco-Mahler u. s. f. Ingleichen, ein Behältniß von Pappe, Kupferstiche u. s. f. hinein zu legen.


Cartusche (W3) [Adelung]


Die "Cartusche", plur. die -n.

1) In den bildenden Künsten, eine zierliche Einfassung zu einer Auf- oder Überschrift, eines Sinnbildes, Wapens u. s. f. Aus dem Franz. "Cartouche", weil die ersten Einfassungen dieser Art ein fliegendes aufgerolltes Blatt vorstelleten, dergleichen noch jetzt gewöhnlich sind.

2) Eine kleine Patrontasche der Grenadiere, welche sie vor dem Leibe tragen.

3) Die Patrone, d. i. die aus Pulver und der Kugel bestehende Ladung für Kanonen.

4) Eine mit Musketenkugeln, Stücken Eisen u. s. f. angefüllte Büchse von Pappe, Holz oder Blech, welche aus Kanonen geschossen, und gemeiniglich "Kartätsche" genannt wird, S. dieses Wort. Alle aus dem Franz. "Cartouche".


Casakin (W3) [Adelung]


Der Casakin, (sprich Casakeng,) des -s, plur. die -s, ein kleiner kurzer und enger Überrock, welchen man im Hause zur Bequemlichkeit anziehet; aus dem Franz. Casaquin, und dieß von dem Ital. Casachino, Casachina, welches das Diminut. von Casacca, ein Reitrock ist. Die Bestandtheile dieses Wortes sind in den Europäischen sehr alt, indem - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - schon bey den Xenophon, Pollux und Hesichius vestem coactilem bedeutet. Im Schwed. ist Kasjacka und Kasika ein Brusttuch, oder ein kurzer Mantel, womit auch das Engl. Cassock, das Span. Casaca und das Holländ. Kasacke übereinstimmen. Ihre Hält die letzte Hälfte dieser Wärter für das bekannte Wort Jacke, w. s.


Cascarille (W3) [Adelung]


Die Cascarille, plur. inus. ein Strauch der in beyden Indien angetroffen wird; Clutia Eluteria, L. Die zusammen gerollte Rinde dieses Strauches, welche bey uns unter dem Nahmen der Cascarille bekannt ist, hat einen bittern und gewürzhaften Geschmack, und wird in vielen Fällen als eine heilsame Arzeney gebraucht.


Casel (W3) [Adelung]


Die Casel, plur. die -n, eine ehemahlige Benennung eines Meßgewandes oder Chorhemdes in der Römischen Kirche, aus dem mittlern Latein. Casula. In einigen protestantischen Kirchen wird der schwarze weite lange Priesterrock, der an andern Orten ein Chorrock heißt, noch jetzt eine Casel genannt. In manchen Gegenden bedeutet es eine jede schlechte Bekleidung. S. du Fresne Gloss. v. Casula.


Casematte (W3) [Adelung]


Die Casematte, plur. die -n, im Festungsbaue, niedrige Gewölber unter dem Hauptwalle, besonders in den Bastionen, theils den Graben damit zu bestreichen, ein Kanonenkeller, Wallkeller; theils auch Gegenminen darin anzubringen, Mordkeller. Ital. Casematta, Casa, ein Haus, und matto, blind, verdeckt, oder von dem Span. mata, niedrig.


Caserne (W3) [Adelung]


Die Caserne, plur. die -n, kleine Zimmer in dem Walle einer Festung, zur Wohnung für die Soldaten; auch ein langes am Walle gebauetes Haus zu eben dem Gebrauche. Franz. Caserne, von Casa, ein Haus.


Casse (W3) [Adelung]


Die Casse, plur. die -n. 1) Ein Kasten, besonders ein Geldkasten. Geld in die Casse legen, aus der Casse hohlen. Daher der Cassen-Bestand, das Geld, welches nach dem Schlusse einer Abrechnung in der Casse übrig bleibt, S. Bestand; das Cassen-Buch, ein Rechnungsbuch über die Einnahme und Ausgabe der Casse u. s. f. 2) Das in derselben befindliche Geld, und in weiterer Bedeutung überhaupt bares Geld, besonders bey Kaufleuten und Wechslern. Eine gute, schlechte Casse haben, viel oder wenig bares Geld haben. 3) Zu einem gewissen Gebrauche bestimmte Geldsummen, und die zu deren Verwaltung verordneten Personen. Die Armen-Casse, die Steuer-Casse, die Kriegs-Casse u. s. f. 4) Dasjenige Zimmer, in welchem Geld verwahret und ausgezahlet wird. In die Casse gehen. Aus dem Ital. Cassa, daher es auch im Deutschen oft noch Cassa lautet. Das Ital. stammet entweder von Capsa, oder auch von Kasten her. Daher das Cassen-Geld, des -es, plur. die -er, Geld, oder Gelder, welche zu einer öffentlichen Casse gehören; die Cassen-Münze, plur. inus. eine Münze oder Geldsorte, welche in öffentlichen Cassen angenommen wird u. s. f.


Casserolle (W3) [Adelung]


Die Casserolle, plur. die -n, in den Küchen, eine flache kupferne oder messingene Pfanne ohne Füße mit einem Stiele, Fricasseen, Ragouts und andere Französische Künsteleyen darin zuzurichten. Aus dem Franz. Casserolle, welches aber einen jeden Tiegel ohne Füße bedeutete. In den Küchen lautet dieses Wort gemeiniglich Kastral.


Cassia (W3) [Adelung]


Die Cassia, oder ohne Artikel Cassien, plur. car. ein ausländischer Baum; Cassia, L. Diejenige Art, welche bey uns am bekanntesten ist, und in Ostindien und Ägypten wächset, heißt beym Linn. Cassia Fistula, im Deutschen aber auch Rohr-Cassien, wegen der röhrartigen Frucht, und Purgier-Cassien, zum Unterschiede von andern Arten. Daher die Cassien-Rinde, welche auch Mutterzimmet genannt wird: das Cassien-Röhrlein, die Frucht dieses Baumes, welche in einer langen schwarzen cylindrischen Hülse bestehet, und auch Johannis-Brot genannt wird; das Cassien-Mark, das schwarze, süße, seifenartige Mark in derselben u. s. f.


Cassier (W3) [Adelung]


Der Cassier, des -s, oder der Cassirer, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher die Einnahme und Ausgabe bey einer Casse unter den Händen hat; vom Ital. Cassiere.


Cassiren (W3) [Adelung]


Cassiren, verb. reg. act. 1) Von dem Ital. Worte Cassa, bares Geld in die Casse schaffen, wofür aber eincassiren üblicher ist. 2) Von dem Ital. cassare, für ungültig erklären, abschaffen, aufheben, im gemeinen Leben. Eine Schuldforderung cassiren. Ein Privilegium cassiren, aufheben. Einen Bedienten, Beamten cassiren, ihn mit Unwillen abdanken.


Castanie (W3) [Adelung]


Castanie, S. Kastanie.


Casteien (W3) [Adelung]


Casteien, S. Kasteien.


Castell (W3) [Adelung]


Das Castell, des -es, plur. die -e, von dem Latein. Castellum. 1) Eigentlich, ein kleines Schloß, eine jede kleine Festung, in welchem Verstande dieses Wort in Pohlen und Ungarn, doch mit verschiedenen Einschränkungen üblich ist; S. Schloß. Im Deutschen gebraucht man es nur noch zuweilen von einer kleinen Festung, welche neben einer größern, oder auch nur neben einer Stadt liegt, wofür aber auch Cittadelle üblicher geworden ist. Im mittlern Lateine bedeutete Castellum oft auch eine Stadt, einen Flecken; daher gebraucht Ottfried Kastel mehrmahls für einen Flecken. 2) Auf den großen Schiffen ist Castell eine Erhöhung, welche vorn und hinten auf dem Verdecke angebracht wird; das Vorder-Castell, das Hinter-Castell.


Castellan (W3) [Adelung]


Der Castellan, des -es, plur. die -e, oft auch -äne, der Befehlshaber eines Castelles oder Schlosses, von welchem die Sicherheit und Vertheidigung desselben abhänget. So wurden in den mittlern Zeiten die Burggrafen und Burgmänner mit allen ihren Einschränkungen, besonders im Lateine, sehr oft Castellane genannt. Die Gouverneurs. der Castelle oder Citadellen zu Mailand, Neapel und Antwerpen führen noch diesen Nahmen, und in Pohlen, welches Reich der ehemahligen Deutschen Verfassung noch sehr ähnlich war, sind die Castellane Reichsbeamte, welche die Aufsicht über ein Castell dessen Gebieth hatten, und in Kriegeszeiten die unter ihrer Gerichtsbarkeit befindlichen Edelleute unter dem Commando des Woiwoden, als dessen Lieutenants, in das Feld führeten, da sie denn mit den ehemahligen Deutschen Grafen und Burggrafen überein kamen. Im Deut-schen nennet man in verschiedenen fürstlichen und herrschaftlichen Schlössern und Pallästen denjenigen Bedienten, welcher die Aufsicht über die Zimmer hat, einen Castellan.


Castellaney (W3) [Adelung]


Die Castellaney, plur. die -en. 1) Die Würde und das Amt eines Castellanes, ohne Plural. 2) Das zu einem Castelle gehörige und der Gerichtsbarkeit eines Castellanes unterworfene Gebieth; im mittlern Lateine Castellania, Franz. Chatellainie. In beyden Bedeutungen kommt dieses Wort mehr in den auswärtigen Ländern, als in Deutschland vor.


Castor (W3) [Adelung]


Der Castor, des -es, plur. die -e, ein ausländischer Nahme des Bibers; aus dem Latein. Castor. S. Biber. Daher der Castor-Hut, die Castor-Strümpfe u. s. f. ein Hut oder Strümpfe, welche aus Biberhaaren verfertiget worden.


Castor-Arbeit (W3) [Adelung]


Die Castor-Arbeit, plur. die -en. 1) Eine jede Arbeit oder verfertigtes Stück, welches aus Biberhaaren bereitet ist. 2) Figürlich, eine Art der Mahlerey, da man subtil gehacktes und durchgesiebtes wollenes Garn nach gewissen Figuren mit Beobachtung des Lichtes und Schattens vermittels eines Grundes von Öhlfarbe auf Leinwand träget; auf welche Art man ehedem Tapeten, Spanische Wände u. s. f. machte.


Castrat (W3) [Adelung]


Der Castrat, des -en, plur. die -en, aus dem Ital. Castrato eine verschnittene Mannsperson, dergleichen in Italien sehr gebräuchlich sind, und von daher als künstliche Sänger nach Deutschland geschickt werden. S. das folgende. Ehe man diese Benennung aus dem Italiänischen annahm, nannte man solche Halbmänner im Deutschen Ohngeile, Maden, von dem alten meiden, schneiden, ( S. Mähen,) Kapaune, Logener u. s. f. In dem zu Augsburg 1483 gedruckten Buche der Natur heißt es: Ein Maden oder Kapaun, ist ein Mann der seines gezeugs nit hat.


Castriren (W3) [Adelung]


Castriren, verb. reg. act. 1) Überhaupt verschneiden, eines oder mehrere seiner Theile durch den Schnitt berauben; in welcher allgemeinen Bedeutung dieses Wort nur noch zuweilen figürlich gebraucht wird. Ein Buch castriren, es verstümmeln, Theile und Stellen aus demselben weglassen. 2) Besonders, einen Menschen oder ein Thier seiner Zeugungstheile, besonders seiner männlichen Zeugungstheile berauben; aus dem Latein. und Ital. castrare, verschneiden, entmannen. Im gemeinen Leben und in den Provinzen hat man mehrere Wörter, diese Verrichtung auszudrucken, dahin die Ausdrücke geilen, entgeilen, heilen, verheilen, münchen, das veraltete meiden, ( S. Mähen,) und das Nieders. lubben gehören, welches letztere mit dem Engl. libb, und dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - 4, überein kommt. Bey den Pferden nennet man es auch reißen, wallachen, legen, und im Nieders. runen, runken, Holländ. ruynen; bey den Ochsen, leichten, reißen; bey den Schweinen, gölzen, rein machen, reinigen, die Brust benehmen; bey dem Schafviehe hammeln, leichten; bey dem Hühnerviehe kapaunen u. s. f. So fern Verschneiden bey einigen größern Thieren durch Zerklopfen der Testikeln geschiehet, heißt es auch klopfen und dengeln.


Castrol (W3) [Adelung]


Castrol, S. Casserolle.


Casuar (W3) [Adelung]


Der Casuar, des -s, plur. die -e, oder des -en, plur. die -en, ein Vogel, welcher in Ostindien und den Molucken angetroffen wird, und nach dem Strauße der größte Vogel ist. Er hat drey Zehen und auf dem Kopfe einen harten Höcker. Das Rauche an seiner Federn ist haaricht. Er hat keinen Schwanz, kurze Flügel, und schlägt mit den Füßen hinten aus; Struthio Casuarius, L. Casearius, Kl. Engl. Cassawary, Cassawar Cock.


Casuist (W3) [Adelung]


Der Casuist, des -en, plur. die -en, ein Gottesgelehrter, der sich besonders auf die Entscheidung zweifelhafter Gewissensfälle legt, dergleichen in der Römischen Kirche vor andern häufig sind, der en Wissenschaft aber oft in nichts andern bestehet, als in der Kunst, Gott zu chicaniren. Das Urtheil eines guten Gewissens ist sicherer als alle Entscheidungen der Casuisten. Daher die Casuistik, diese Kunst, und casuistisch, in derselben gegründet


Cäsur (W3) [Adelung]


Die Cäsur, plur. die -en, aus dem Latein Caesura, ein Abschnitt, kurzer Ruhepunct in der Dichtkunst und Musik. In der ersten ist es eine kleine Pause nach der vierten Sylbe in zehnsylbigen, und nach der sechsten in zwölfsylbigen Versen.


Catalogus (W3) [Adelung]


Der Catalogus, des -gi, plur. die -gi, ein Verzeichniß einzelner Dinge, besonders ein Bücherverzeichniß; aus dem Griech. und Latein. Bey vielen auch, obgleich nicht nach der besten Analogie, der Catalog, nach dem Franz. Catalogue.


Catechet (W3) [Adelung]


Catechet, Catechisiren, Catechismus, Catharr, Catheder, Cathedral, Catholik, Catholisch, S. in K.


Catechisiren (W3) [Adelung]


Catechisiren, S. Catechet


Catechismus (W3) [Adelung]


Catechismus, S. Catechet


Catharr (W3) [Adelung]


Catharr, S. Catechet


Catheder (W3) [Adelung]


Catheder, S. Catechet


Cathedral (W3) [Adelung]


Cathedral, S. Catechet


Catholik (W3) [Adelung]


Catholik, S. Catechet


Catholisch (W3) [Adelung]


Catholisch, S. Catechet


Catties (W3) [Adelung]


Catties, Cattun, S. gleichfalls in K.


Cavallerie (W3) [Adelung]


Die Cavallerie, plur. inus. aus dem Französ. Cavallerie, und Ital. Cavalleria, ein Collectivum, reitende Soldaten auszudrucken; die Reiterey. Die leichte Cavallerie, wozu die Dragoner und Husaren gerechnet werden. Die schwere Cavallerie, welche die Kürassier und Carabiniers unter sich begreift. Im Tarock-Spiele werden die vier natürlichen Bilder in Einer Farbe eine Cavallerie genannt, wo auch der Plural üblich ist.


Cavallerist (W3) [Adelung]


Der Cavallerist, des -en, plur. die -en, ein reitender Soldat, ein Soldat zu Pferde; gemeiniglich nur, so fern er zu der schweren Cavallerie gehört.


Cavallier (W3) [Adelung]


Der Cavallier, des -s, plur. die -e, aus dem Franz. Cavallier, eigentlich ein Ritter, im Deutschen aber in weiterer Bedeutung ein jeder Edelmann. Das Cavallier-Papier, die kleineste Art des Papieres, welche von seinem Zeuge verfertiget wird, sehr weiß, und zu Handbriefen bequem ist; Damen-Papier. In Frankreich hat man gleichfalls eine Art Papier, welche Cavallier genannt wird, und nach der königlichen Verordnung 19 Zoll 6 Linien breit und 16 Zoll 2 Linien hoch seyn muß. Das Rieß davon muß wenigstens 15 Pfund wiegen. Die Cavallier-Perspective, eine Art Zeichnungen, wo körperliche Sachen völlig so, wie sie sich dem Auge darstellen, gezeichnet werden, indem sie die Grundlinien parallel laufen lässet; im Gegensatze der Mahler-Perspective. Im Festungsbaue ist Cavallier eine Erhöhung von Erde, welche eine Gegend um sich herum bestreichet; vielleicht als eine Figur von der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes, indem das Franz. Cavallier so wohl, als das Ital. Cavalliero, und das Span. Cavallero, eigentlich einen jeden Reiter bedeuten, von dem Latein. Caballus, ein Pferd.


Cavate (W3) [Adelung]


Die Cavate, plur. die -n. 1) Vermuthlich aus dem Latein. Cavaedium, ein Gewölbe unter einem Gebäude zu bezeichnen. So wird zu Erfurt der mit Mauerwerk und Gewölben eingefaßte Platz des auf einem Berge gelegenen Domes von Alters her die Cavate genannt. Perrault erkläret Cavaedium durch einen Hof oder freyen Platz vor und zwischen den Gebäuden, und übersetzt es durch Cours des maison. 2) In der Musik ist die Cavate, nach dem Ital. cavata, die kurze Wiederholung des Inhaltes eines langen Recitatives, in Gestalt eines Arioso.


Cavel (W3) [Adelung]


Cavel, S. Kabel und Kawel.


Caviar (W3) [Adelung]


Der Caviar, des -s, plur. inus. der eingesalzene Rogen von einigen großen Fischen, besonders von dem Stör, dem Hausen, der Beluga und den Sterletten, welcher Rogen in Rußland in großer Menge bereitet und von da in andere Länder geführet wird. Der Caviar von den Belugen ist unter allen der beste, aber auch der seltenste. Die Benennung ist aus dem Ital. Caviare, Caviaro, Cavialo, weil dieser Rogen in Italien am häufigsten gegessen wird. Die Russen nennen ihn Ikra. Man macht auchden Hecht- und Karpfenrogen auf ähnliche Art ein, und nennet ihn alsdann rothen Caviar.


Caviller (W3) [Adelung]


Der Caviller, S. Kafiller.


Cavitsche (W3) [Adelung]


Die Cavitsche, S. im K.


Causen (W3) [Adelung]


+ Causen, sing. inus. nichtige Ausflüchte, in der niedrigen Sprechart; vermuthlich aus dem Franz. Cause, ein Rechtshandel. Daher ein Causen-Macher, ein Mensch, welcher sich mit solchen Ausflüchten zu behelfen, eine Sache dadurch zu verwirren sucht; besonders ein solcher gewissenloser Advocat.


Cautel (W3) [Adelung]


Die Cautel, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. Cautela, Behuthsamkeit, Vorsicht, besonders in Verträgen, und die Sätze und Worte, worin eine solche Behuthsamkeit enthalten ist.


Caution (W3) [Adelung]


Die Caution, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. Cautio, Bürgschaft. Caution machen, Bürge werden, ingleichen einen Bürgen für sich verschaffen. S. Bürgschaft. Juratorische Caution, ein Eid vor Gericht, daß man das halten wolle, was einem befohlen wird.


Ceder (W3) [Adelung]


Die Ceder, plur. die -n, ein prächtiger und angenehmer Baum, welcher zu dem Geschlechte der Fichten gehöret, bündelweise zusammen gesetzte spitzige Nadeln hat, und auf den Gebirgen Libanon, Taurus und Amanus, noch häufiger aber in Afrika wächset; Pinus Cedrus, L. Zum Unterschiede von den folgenden Ceder-Arten nennet man diese echte Ceder auch die Ceder von Libanon. Daher das Cedern-Holz, der Cedern-Baum, das Cedern-Öhl, das Cedern-Harz u. s. f. Wegen einiger Ähnlichkeit sind von den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches noch verschiedene andere Arten von Blumen und Sträuchen Cedern genannt worden. Dahin gehöret die Sibirische Ceder, Pinus Cembra, L. welche in Sibirien, der Schweiz und Tyrol wächset; S. Zirbelnuß. Die Amerikanische Ceder, Thuja occidentalis, L. S. Lebensbaum. Die rothe Ceder, oder Virginische Ceder, welche nebst den folgenden zu dem Geschlechte des Wachholders gehöret, Juniperus Virginiana, Mill. ein bräunliches wohl riechendes Holz hat, und zu einer ziemlichen Höhe wächset. Die Carolinische Ceder, Juniperus Caroliniana, Mill. welche in Carolina wächset und von der vorigen noch verschieden ist. Die Phönicische Ceder, Juniperus Phoenicea, L. welche gelbliche Beeren träget und im Oriente wächset. Die Lycische Ceder, Juniperus Lycia, L. welche in Sibirien angetroffen wird und große Beeren hat. Die Spanische Ceder, Juniperus Hispanica, Mill. mit schwarzen Beeren. Die Bermudische Ceder, Juniperus Bermudiana, L. Die Ceder von Barbados, Juniperus Barbadensis, L. Auch eine Art Cupressen, welche gleich eine Tanne zu einem hohen Baume wächset, von welcher eigentlich unser schönes wohl riechendes feines Cedern-Holz kommt, und welche in Nord-Amerika angetroffen wird, ist unter dem Nahmen der weißen Ceder, Cupressus thyoides, L. bekannt.

Anm. Der Nahme ist zunächst aus dem Latein. Cedrus. In der Bibel geschiehet der Ceder von Libanon sehr oft Meldung; allein alsdann gebraucht Luther dieses Wort zuweilen im männlichen Geschlechte, der Ceder. Da das Ital. Cedro auch eine Citrone, und einen Citronen-Baum bedeutet, so wird unter Cedro und Cedern-Öhl, oft nichts anders als der Extract oder das Öhl von Citronen verstanden.


Cedern (W3) [Adelung]


Cedern, adj. et adv. von Cedern, dazu gehörig. Cederne Bäume, 2 Sam. 5, 11 und 1 Kön. 9, 11 ist im Deutschen ungebräuchlich. Cederne Bolen, Hohel. 8, 9. Cederne Balken, Kap. 1, 17. Cederne Breter, 1 Kön. 7, 2. 12 u. s. f.


Celle (W3) [Adelung]


Celle, S. Zelle.


Cement (W3) [Adelung]


Das Cement, des -es, plur. von mehreren Arten die -e. 1) Bey den Mäurern, eine Art festen Mörtels, welcher beson- ders im Wasserbaue und an feuchten Orten gebraucht wird. In weiterer Bedeutung werden auch manche Arten des Kittes, Gefäße, die im Feuer aushalten sollen, damit zu bestreichen, ein Cement genannt. 2) In der Chymie und bey verschiedenen Metallarbeitern ist es ein nagendes Pulver, welches zum Cementiren gebraucht wird; das Cement-Pulver. S. Cementiren.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Latein. Caementum, welches schon bey den Römern von einem aus zerstoßenen Steinen zubereiteten Mörtel gebraucht wurde, und von caedere, für caedimentum, herkommen soll. Im gemeinen Leben ist es im Deutschen auch männlichen Geschlechtes. In der zweyten Bedeutung ist es spätern Ursprunges.


Cement-Büchse (W3) [Adelung]


Die Cement-Büchse, plur. die -n, ein flacher irdener Tiegel, worin das Gold cementiret wird; die Cementir-Büchse.


Cement-Feuer (W3) [Adelung]


Das Cement-Feuer, des -s, plur. inus. ein Kohlenfeuer, welches in einem Kreise um die Cement-Büchse gemacht wird, um solche nach und nach zu erhitzen. In weiterer Bedeutung wird in der Chymie ein jedes Kohlenfeuer, welches im Kreise um ein Gefäß gemacht wird, ein Cement-Feuer, oder Cementir-Feuer, genannt.


Cementiren (W3) [Adelung]


Cementiren, verb. reg. act. 1) Vermittelst eines Cementes, d. i. Mörtels oder Kittes, verbinden. Noch mehr aber, 2) in der Chymie und bey verschiedenen Metallarbeitern, vermittelst eines Cementes, d. i. nagenden trockenen Körpers, beitzen lassen. So wird das Gold cementiret, wenn man es mit einem aus fressenden Salzen bestehenden Cement-Pulver bestreuet, und brennet, theils um es zu reinigen, theils aber auch dessen Farbe zu erhöhen. Cementiren bedeutet daher bey Metallen nichts anders als heitzen, und beitzen lassen, nur daß es vermittelst trockener Körper geschiehet. Die Alchymisten cementiren auf ähnliche Art das Silber, um dessen Goldgehalt zu erhöhen. In weiterer Bedeutung gebraucht man dieses Wort auch von dem Eisen, wenn es in einem kupferhaltigen Wasser gebeitzet und dadurch als Kupfer dargestellet wird. S. Cement-Kupfer. So auch die Cementirung.


Cementir-Büchse (W3) [Adelung]


Cementir-Büchse, Cementir-Feuer, S. Cement-Büchse u. s. f.


Cementir-Feuer (W3) [Adelung]


Cementir-Feuer, S. Cementir-Büchse


Cementirer (W3) [Adelung]


Cementirer, des -s, plur. ut nom. sing. in den Schmelzhütten, derjenige Arbeiter, welcher bey dem Treiben den Lehm zubereitet.


Cement-Kupfer (W3) [Adelung]


Das Cement-Kupfer, des -s, plur. inus. Kupfer, welches aus solchem Eisen entstanden ist, das in einem Cement-Wasser gelegen hat, welches das Eisen auflöset, und dagegen seine Kupfertheile zurück lässet; daher denn hier keine eigentliche Verwandelung Statt findet. In weiterer Bedeutung wird auch alles Kupfer, welches sich aus Vitriolwasser von selbst niederschläget, Cement-Kupfer genannt.


Cement-Ofen (W3) [Adelung]


Der Cement-Ofen, des -s, plur. die -Öfen, in der Chymie und bey verschiedenen Metallarbeitern, ein Ofen, der besonders zum Cementiren des Goldes gebraucht wird; der Cementir-Ofen.


Cement-Pulver (W3) [Adelung]


Das Cement-Pulver, des -s, plur. inus. außer wo mehrere Arten bezeichnet werden sollen plur. ut nom. sing. S. Cement 2.


Cement-Wasser (W3) [Adelung]


Das Cement-Wasser, des -s, plur. inus. außer wo mehrere Arten oder Bäche dieser Art angegeben werden, plur. ut nom. sing. ein vitriolisches Wasser, das aufgelösetes Kupfer bey sich führet, welches man durch einen Niederschlag vermittelst des Eisens aus demselben erhalten kann. S. Cement-Kupfer.


Censiren (W3) [Adelung]


Censiren, verb. reg. act. aus dem Lat. censere, seine Meinung über etwas sagen, beurtheilen. Besonders den Inhalt einer Schrift beurtheilen, ob sie der Religion, dem Staate, und den guten Sitten nachtheilig ist, oder nicht. Zuweilen auch censuriren, nach dem Franz. censurer.


Censor (W3) [Adelung]


Der Censor, des -s, plur. die Censoren, oder Censores, Lat. Censor, derjenige, welcher von der Obrigkeit bestellt ist, den Inhalt der Schriften in Ansehung ihres moralischen Gehaltes zu beurtheilen; der Bücherrichter.


Censur (W3) [Adelung]


Die Censur, plur. die -en. 1) Das Urtheil, die Beurtheilung überhaupt. 2) Das Urtheil eines Censors über den moralischen Inhalt einer Schrift. 3) Das billigende Urtheil eines solchen Censors. Jemanden die Censur versagen, verweigern. 4) Das Amt, die Würde eines Censors. 5) Diejenige Polizey-Anstalt selbst, wo Schriften vor dem Drucke censiret werden. Etwas in die Censur geben. 6) Eine von der Kirche verordnete, aufgelegte Strafe, eine Kirchenstrafe.


Centaur (W3) [Adelung]


Der Centaur, des -en, plur. die -en, aus dem Latein. ein erdichtetes Geschöpf der alten Griechischen und Römischen Dichter, welches dem Obertheile nach ein Mann, und dem Untertheile nach ein Pferd war.


Central (W3) [Adelung]


Central, adj. et adv. indecl. aus dem Latein. Centralis, in oder um dem Mittelpunct einer Sache befindlich, nach dem Mittelpuncte wirkend u. s. f. welches aber nur in einigen Zusammensetzungen üblich ist. Das Central-Feuer, welches in dem Mittelpuncte der Erde befindlich seyn soll; die Central-Kraft, in der Mechanik, eine Kraft, nach welcher ein Körper in seiner Bewegung theils von einem gewissen Puncte entfernet, theils aber auch nach einem gewissen Puncte getrieben wird, so daß er eine krumme Linie beschreiben muß: in weiterer Bedeutung, eine jede Kraft, die im Mittelpuncte befindlich ist, oder sich aus demselben thätig erweiset, u. s. f.


Centrum (W3) [Adelung]


Centrum, S. Mittelpunct.


Ceremonie (W3) [Adelung]


Ceremonie, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig.) 1) Überhaupt ein jedes Zeichen dessen, woran man bey einem Vorhaben denken soll. So ist die Musik in den Kirchen eine Ceremonie, d. i. ein Zeichen der Freude, die man über die Wohlthaten Gottes empfinden soll. In engerer Bedeutung, ein jeder außerwesentlicher Umstand einer Handlung, vermittelst dessen sie im Andenken erhalten werden soll. Die Ceremonien bey einer Krönung, bey der Audienz eines Gesandten. Die Taufe des Prinzen geschahe mit vielen Ceremonien. Gottesdienstliche, kirchliche Ceremonien. 2) Gebräuche, Umstände, welche die Höflichkeit im gesellschaftlichen Leben eingeführet hat, führen zuweilen auch diesen Nahmen, zumahl wenn sie übertrieben werden. Er hat es mir mit vielen Ceremonien abgeschlagen. Wir wurden mit vielen Ceremonien empfangen. 3) Eine mit solchen Ceremonien begleitete Handlung. Die Ceremonie der Krönung, der Taufe eines Prinzen u. s. f.

Anm. Die Abstammung des Latein. Wortes Ceremonia, Caeremonia oder Caerimonia, ist noch nicht ausgemacht. Einige leiten es von Ceris munia her, weil diese Opfer mit vielen Feyerlichkeiten vollzogen wurden; andere von einer kleinen Stadt Cere oder Cäre, wo die Römer mit vielem Gepränge zu opfern pflegten. Am wahrscheinlichsten leitet man es noch aus dem Hetruscischen cere, heilig, und mon, Sache, her. Im mittlern Lateine kommt es so wohl von einem Götzenopfer, als von einem feyerlichen Feste vor. Da wir dieses Wort zunächst aus dem Franz. Ceremonie angenommen haben, so behält es auch den Ton auf der letzten Sylbe. Nur wenige sprechen es nach dem Lateinischen Ceremonie, fünfsylbig und mit dem gedehnten o aus, welche Aussprache indessen doch in den Zusammensetzungen Ceremonien-Meister u. s. f. üblich ist.


Ceremoniell (W3) [Adelung]


Das Ceremoniell, des -es, plur. inus. der ganze Umfang aller Ceremonien oder feyerlichen Umstände, und diese auch wohl selbst. Das Ceremoniell der Höfe. Das Ceremoniell beobachten. Aus dem Franz. Ceremoniel, besser, Ceremonial.


Ceremonien-Meister (W3) [Adelung]


Der Ceremonien-Meister, des -s, plur. ut nom. sing. an den Höfen, eine Person, welche das Ceremoniell bey allen vorfallenden Begebenheiten, besonders aber bey den Audienzen der Gesandten, einzurichten hat.


Cervelat-Wurst (W3) [Adelung]


Die Cervelat-Wurst, S. Hirnwurst.


Ch (W3) [Adelung]


Ch, ein aus c und h zusammen gesetzter Buchstab, welcher aber doch nur einen einfachen Laut bezeichnet, der stärker hauchet als g, und in der Aussprache in den meisten Fällen dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gleichet. Daß der Laut, von welchem das ch das Zeichen ist, kein Doppellaut ist, erhellet unter andern auch daher, weil der vorher gehende Vocal durch denselben nicht geschärft wird; denn in Tuch, Fluch, suchen, hoch, u. s. f. ist er gedehnt, welches der Regel nach nicht seyn könnte, wenn das ch ein gedoppelter Buchstab wäre. Was nunI. Die Aussprache dieses Buchstabens betrifft, so hat derselbe einen doppelten Laut.1. Sein eigenthümlicher Laut ist ein starker Hauch, der unserer heutigen Aussprache der Latein. ch und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gleich ist, aber doch einen doppelten Unterschied in der Stärke und Schwäche leidet.1) Gehet ein geschärfter Vocal vorher, so wird das ch stärker gehaucht, oder es wird doppelt ausgesprochen: Loch, Pech, Geruch, ruchlos, rechnen, Dach, Stich, Strich. u. s. f. Welches besonders in der Mitte eines Wortes, wenn ein Vocal darauf folget, merklich wird, wie in sprechen, brechen, lachen, Sache, Gerüche, Löcher, pichen, Stiche, Rechen, welche so ausgesprochen werden, als wenn sie sprechchen, brechchen u. s. f. geschrieben würden. Die Bey- und Nebenwörter auf - lich scheinen hier eine Ausnahme zu machen, besonders wenn der Ton auf der nächsten Sylbe vorher lieget, da denn das ch nur einfach lautet, wenn gleich das i geschärft ist: bildliche Vorstellun-gen, freundliche Rede, täglicher Umgang, weibliche Schwachheiten. Es rühret dieses indessen bloß daher, weil das i in diesen Fällen unbetont ist, daher die Zunge schnell über die ganze Sylbe wegeilet; denn wenn der Ton auf der zweyten Sylbe vorherliegt, so ist die doppelte Aussprache des ch merklich genug, veränderliches Herz, fürchterliche Vorstellungen, abentheuerliche Gedanken, weil alsdann doch ein halber Ton auf die Sylbe lich kommt.2) Ist aber die vorher gehende Sylbe gedehnt, so wird das ch gelinder oder einfach ausgesprochen. Gesuch, suchen, Fluch, fluchen, die Büche, das Buch, brach, die Brache, hoch, Kuchen, ich sprach, die Sprache, das Tuch, die Tücher, der Brauch, der Bauch, hauchen, räuchern, Schläuche, Teich, Streich, und tausend andere unterscheiden sich in der Aussprache von den vorigen sehr merklich; ob es gleich Mundarten gibt, die in diesen Wörtern nur einen geschärften Vocal kennen. Denn so sprechen die Schlesier Büchcher, fluchchen, Kuchchen u. s. f. mit einem kurzen u.2. Hingegen lautet es in manchen Fällen auch nur wie ein bloßes k. Die Fälle sind,1) Wenn es zu Anfange eines ursprünglich Deutschen Wortes stehet, deren aber heut zu Tage nur noch sehr wenige sind. So wird es in Chur, Churfürst, Charfreytag, Charwoche wie ein k gesprochen. Dieser Aussprache folget man auch gemeiniglich in vielen fremden Wörtern, ungeachtet sie in der Sprache, aus welcher sie entlehnet sind, ein Ch oder X haben, wie ein Christ, Christus, Chronik, Charte, Charakter, Cherub, Chrisam, Chor, Chaldäa, Chaleedon u. s. f. die man gemeiniglich so ausspricht, als wenn sie mit einem K geschrieben wären; dagegen die Aussprache in andern, als China, Chamit, Chaos, Chymie u. s. f. dem eigentümlichen Laute des ch getreuer gebliebene ist.2) Wenn ein s darauf folget, welches zu eben demselben Stammworte gehöret; wie in Dachs, Lachs, Fuchs, Flachs, Flächse, Achse, Achsel, Ochs, Wachs, sechs, Büchse, Buchsbaum u. s. f. welche im Hochdeutschen Daks, Laks, Fuks u. s. f. lauten. Gehöret aber das s nicht mit zu eben dem Stammworte, so behält das ch seine gewöhnliche Aussprache, wie in nachsehen, wachsam, Dachspäne u. s. f.Aus dieser unserer Aussprache des ch erhellet unter andern sehr deutlich, daß die Hochdeutsche Mundart das Mittel zwischen der Alemannischen und Sächsischen hält. Die Alemannische spricht alle diese Wörter mit dem, dem ch eigenen starken Hauche aus; das Hochdeutsche hat dafür das gelindere k, und die Niedersächsische lässet es gar weg; denn da lauten diese Wörter Laß, Voß, Flaß, Asse, Os, Waß, föß, Büsse u. s. f. Man könnte3. Noch die Aussprache wie sch beyfügen, die aber nur in eigentlich Französischen Wörtern Statt findet, deren aber doch nunmehr sehr viele im Deutschen gangbar sind, wie Charlotte, Chaluppe, Chagrin, Champignon, Champagner u. s. f. welche Scharlotte, Schaluppe u. s. f. gesprochen werden müssen.II. Da das ch das Zeichen eines einfachen Lautes ist, folglich so wohl nach gedehnten als nach geschärften Vocalen stehen kann, so sollte es in dem letztern Falle auch, wenn es nehmlich nach einem geschärften Vocalen in einer und eben derselben Sylbe allein stehet, verdoppelt werden, wie bey andern Consonanten üblich ist. Man sollte schreiben Stichch, stechchen, Dachch, Löchcher, wie man schreibt still, stellen, Bitte, müssen. Allein da das Zeichen schon aus zwey Buchstaben zusammen gesetzt ist, so würden vier Buchstaben hinter einander zur Bezeichnung eines einzigen verdoppelten Lautes das Auge beleidigen; daher hat man bey dem ch, und aus eben dem Grunde auch bey dem sch, diese Verdoppelung von jeher unterlassen, so daß man die Schärfe oder Dehnung des vorher gehenden Vocales bloß aus der Übung erlernen muß. Daß macht nunIII. Bey der Abtheilung der Sylbe einige Schwierigkeiten. Zwar nicht nach gedehnten Vocalen, denn da theilet man sehr richtig Flü-che, su-chen, Bü-cher, wie man theilet Lie-be, versü-ßen, tra-gen; wohl aber nach geschärften, wo es doppelt lauten muß, und wo man zweifelhaft seyn kann, ob man es zur vorher gehenden oder zur folgenden Sylbe ziehen soll, ob man z. B. lach-en, oder la-chen theilen soll. Man theile, wo man will, so geschiehet der Aussprache Gewalt, weil das ch nicht verdoppelt werden darf. Der schicklichste Ausweg ist hier indessen doch der, daß man es bey der vorhergehenden Sylbe läßt, lach-en, weil die Aussprache dabey mehr gesichert ist, als wenn man la-chen theilt, indem das ch hier dem Auge zu weit entrückt und bis an den Anfang der folgenden Zeile geworfen wird. Mehr davon S. in der Orthographie. Was nunIV. Die Geschichte dieses Buchstabens betrifft, so ist das Vornehmste davon schon bey dem Buchstaben C bemerket worden. Die Lateiner erfanden schon das ch, das Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - auszudrucken. Die Deutschen, die ihre Buchstaben von den Römern bekamen, behielten es bey, weil sie eben denselben Hochlaut hatten. Den häufigsten Gebrauch davon machten die Alemannen, weil sie unter allen Deutschen am stärksten hauchten. Indessen wurde der eigentliche Laut, den das ch in der Mitte der Wörter und am Ende noch jetzt hat, anfänglich nicht durch ch, sondern entweder durch ein bloßes h und durch hh ausgedruckt. Kero schreibt duruh, durch, foraht, Furcht, rihh, Reich, sleht, schlecht iohh, euch, puah, Buch, ambaht, Ambacht, cernlihho, gernlich, cuatlihho, gütlich; und Ottfried fehtan, fechten, thih, dich, ouh, auch, thoh, doch, sprah, sprach, sleihan, schleichen, thahta, dachte, sulih, solch. Doch hat der letztere schon iagilich, jeglich, buachar, Bücher, sechszug, sechzig, uuelicheru, welcher, licham, Leichnam. Desto häufiger gebrauchten die Oberdeutschen das ch anstatt unsers heutigen K, weil sie hier alle Mahl einen stärkern Hauch hören ließen, wie die heutigen Oberschwaben noch thun. Daher schreibt Kero achustio, chind, uuerach, Werk, chuning u. s. f. Die Franken, ein Stamm der Niedersachsen, führeten in diesen Fällen nach und nach das k ein, weil es ihrer Aussprache gemäßer war, und die Hochdeutschen haben das ch, bis auf einige wenige oben angeführte Fälle, nunmehr völlig von der Verbindlichkeit los gesprochen, das k vorzustellen. In den eigentlichen Oberdeutschen Mundarten hingegen behielt man es noch lange bey, weil man daselbst so schrieb, wie man sprach. Daher findet man noch bey dem Hornegk chlaine, Chunst, Chayser, chain, Chraft, chommen, churez, Chnecht, chraczen, Chern, chunt u. s. f. und ein heutiger Oberschwabe würde noch eben so schreiben müssen, wenn er seiner Aussprache getreu bleiben wollte.Die Niedersächsische Mundart gebraucht das ch zu Anfange der Sylben gar nicht, außer in einigen Fällen in dem sch, am Ende aber sehr sparsam, weil sie unter allen Deutschen Mundarten am wenigsten haucht. Sie liebt dafür das k; striken, für streichen, sliken, für schleichen, Book, für Buch, Bunk, für Bauch, söken, für suchen. Doch hat sie es in einigen, obgleich nur wenigen Wörtern, wohin Acht, Berathschlagung, und acht, -octo, Schecht, ein Schaft, Lucht, Luft, sacht, schichten, achter, nach, und andere mehr gehören. S. auch Sch.


Chagrin (W3) [Adelung]


Der Chagrin, (sprich Schagräng,) des -s, plur. inus. 1) Leder von Fischottern, Seehunden, oder auch von dem Rücken oder Kreuze eines Esels, Maulesels oder Pferdes, welches, wenn es noch weich ist, zwischen Senfkörner gepreßt wird, da es denn dieEindrücke von denselben annimmt, und hernach so wohl zu Bücherbänden, als auch zu Degenscheiden, Futteralen u. s. f. verarbeitet wird. 2) Auch ein leichter seidener Zeug mit erhabenen Tüpfelchen auf der rechten Seite.

Anm. Aus dem Franz. Chagrin, welches nach einigen auch der Nahme eines Fisches seyn soll, aus dessen Haut man den ersten Chagrin verfertiget habe. Allein der Ritter Arvieux versichert, daß Sagri im Persischen nicht nur das Kreuz eines Pferdes oder Maulesels bedeute, sondern auch die mit gewissen Körpern zubereitete Haut davon, woraus die Europäer das Wort Chagrin gemacht. So viel ist wohl gewiß, daß die Sache selbst eine morgenländische Erfindung ist. In Österreich heißt der Chagrin Zapp.


Chaise (W3) [Adelung]


Die Chaise, (sprich Schäse,) plur. die -n, aus dem Franz. Chaise, eine halbe Kutsche, ein zweysitziger Wagen ohne Thüren und Vorderwände, welchen man an einigen Orten auch Halb-Chaise oder halbe Chaise zu nennen pflegt, obgleich Chaise wohl nicht leicht von einem ganz zugemachten Wagen üblich seyn wird.


Chalcedon (W3) [Adelung]


Der Chalcedon, des -s, plur. die -e, seltener der Chalcedonier, des -s, plur. ut nom. sing. ein Halbedelstein, der halb durchsichtig ist, dessen Grundfarbe aber milchbläulich ist, wobey er in die dunkelgraue, bräunliche, orangegelbe u. s. f. zu spielen pflegt. Man rechnet ihn unter die Achatarten; allein er ist doch härter und durchsichtiger, springt auch, wenn er zerschlagen wird, nicht in Stücke, die eine halb kugelige Gestalt haben, wie der Achat, daher ihn andere unter die Krystall-Achate rechnen; Latein. Chalcedonius. Die Aussprache des ch in diesem Worte ist getheilt; die meisten sprechen es wie ein k; wenigere lassen demselben seinen eigenthümlichen Laut.


Chaluppe (W3) [Adelung]


Die Chaluppe, (sprich Schaluppe,) plur. die -n, ein kleines hinten und vorn spitziges Fahrzeug, welches die großen Schiffe bey sich führen, Personen und Sachen an Bort oder an Land zu führen, die Anker zu lichten u. s. f. Daher der Chaluppen-Meister, ein Schiffsbedienter, welcher die Chaluppe führet und alles, was zu derselben gehöret, in seiner Verwahrung hat.

Anm. Aus dem Franz. Chalouppe, von welchem Worte die Französischen Sprachforscher wunderliche Ableitungen angeben. Im Engl. heißt dieses Fahrzeug Shallop, im Holländ. Sloep, im Nieders. Sluup, Slupe. Wenn dieses nicht aus dem Französischen verderbt ist, so kann es füglich von schlupfen, Nieders. slupen, abstammen. Im Pohln. ist Chalupa ein Bauerhaus.


Chamäleon (W3) [Adelung]


Das Chamäleon, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Eidechsen, welche sich auf den Bäumen aufhält, und eine lange Zunge hat, mit welcher sie die Insecten fänget; Chamaeleon, L. und Kl. Das merkwürdigste an diesem Thiere ist, daß es seine Farbe nach der Beschaffenheit seiner Leidenschaften und Empfindungen verändert. Wenn es schläferig und träge ist, wird es über den ganzen Leib weiß; wenn es von der Sonne beschienen wird, ist es kohlschwarz, zuweilen auch purpurroth mit weißen Flecken; reitzet man es zum Zorne, so zeiget es sich mit schwarzen Flecken auf einem weißen Grunde; zur andern Zeit ist es gelbgrünlich u. s. f. Um dieses Umstandes willen ist es schon seit langen Zeiten her das Sinnbild eines unbeständigen Menschen gewesen, der seine Gesinnungen alle Augenblicke verändert. Auch in diesem Worte wird das ch von vielen wie ein k, von andern aber mit dem ihm eigentümlichen Laute gesprochen.


Chamille (W3) [Adelung]


"Chamille", S. "Kamille".


Chamit (W3) [Adelung]


Der Chamit, des -en, plur. die -en, aus dem Latein. und Griech. Chamites, eine versteinerte zweyschalige Muschel, welche in ihrem natürlichen Zustande Gienmuschel oder Riesenmuschel genannt wird. S. diese Wörter.


Champignon (W3) [Adelung]


Der Champignon, (sprich Schampinjon,) des -s, plur. die -s, eine aus dem Französischen entlehnte Benennung eines eßbaren Schwammes mit einem Stiele und einem gewölbten, schuppigen, weißlichen Hute, dessen Blätter braunroth sind; Agaricus campestris, L. Wir könnten diesen Französischen Nahmen gar wohl entbehren, indem die einheimischen, Feldschwamm, Herrenschwamm, Drüschling, Heiderling, Brachmännlein, Ehegürtel, schon vorhanden sind. Indessen habe die Slavonischen Mundarten ihr Zampion auch daher entlehnet; vermuthlich weil die Franzosen diesen Schwamm zuerst haben essen gelehrt. das Franz. Champignon ist von dem Latein. Campinio, und bedeutet Feldschwamm. In Österreich nennt man sie Kuckenmucken.


Charakter (W3) [Adelung]


Der Charakter, (sprich Karakter,) des -s, plur. die Charaktere, aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . 1. Eine Figur, welche auf Papier, Erz, Steine u. s. f. gemacht wird, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, eingraben. In dieser Bedeutung werden nicht nur abergläubige magische Zeichen noch Charaktere genannt, sondern diesen Nahmen führen auch die Zeichen, womit Fabrikanten, Kaufleute u. s. f. ihre Waaren zu bezeichnen pflegen. Ja in der weitesten Bedeutung werden oft alle Schriftzeichen und Buchstaben mit dieser Benennung beleget. 2. Figürlich, ein jedes Merkmahl, welches eine Sache von der andern ihrer Art unterscheidet, und der ganze Umfang dieser Merkmahle, in welchem letztern Falle es nur allein im Singular üblich ist. Ein Mahler muß eine jede Sache ihrem Charakter gemäß behandeln. Alle seine Handlungen haben einen rührenden Charakter, zeichnen sich durch etwas Rührendes von andern aus. Das ist wider den Charakter eines ehrlichen Mannes. Besonders, 1) der ganze Umfang aller derjenigen Gemüthseigenschaften, welche einen Menschen von dem andern unterscheiden; die Gemüthsart. Die Denkungsart hängt von der Verschiedenheit der Begriffe ab, der Charakter von der Verschiedenheit der Neigungen. Das ist ein Zeichen eines schlechten Charakters. Brüyere hat Charaktere geschildert. Auch dasjenige in den Handlungen und der Art der selben, was eine Person von der andern unterscheidet. Der Charakter der Hand eines Mahlers, ist das Mechanische in der Behandlung, derjenige Ton des Colorites, wodurch er sich von andern Künstlern seiner Art unterscheidet. 2) Äußerliche Würde, Ehrentitel, wodurch man von andern unterschieden wird; in welchem Verstande dieses Wort nur im gemeinen Leben üblich ist, und alsdann, nach dem Muster des Französischen Caractere, den Ton auf der letzten Sylbe hat. Einen Charakter bekommen, d. i. einen Titel. 3) Bey den Kupferstechern bezeichnet dieses Wort die Deutlichkeit, oder Kenntlichkeit so wohl in den Muskeln, als auch in dem Umrisse. Einer Sache einen mehrern Charakter geben.


Charakterisiren (W3) [Adelung]


Charakterisiren, verb. reg. act. 1) Den Charakter, oder den ganzen Umfang aller Merkmahle einer Sache bestimmen. 2) Mit einem Charakter, d. i. einem Ehrentitel, begaben; in welchem Verstande aber nur das Mittelwort im gemeinen Leben üblich ist. Ein charakterisirter Mann, welcher eine ansehnliche Würde bekleidet, oder auch nur einen Ehrentitel hat.


Charakteristik (W3) [Adelung]


Die Charakteristik, plur. inus. die Wissenschaft, den Charakter der Menschen und ihre Handlungen richtig zu beurtheilen.


Charakteristisch (W3) [Adelung]


Charakteristisch, adj. et adv. genau bezeichnend, was eine Sache von allen andern unterscheidet. Ein Gemählde, ein Ausdruck, ein Bild ist nicht charakteristisch genug, wenn es die Sache, die es vorstellen oder ausdrucken soll, nicht genug von allen andern unterscheidet. Viel Charakteristisches in seinem Gesichte haben.


Charfreytag (W3) [Adelung]


Der Charfreytag, (sprich Karfreytag,) des -es, plur. die -e, der Freytag in der Charwoche, der Freytag vor Ostern, der Todestag Christi.

Anm. In diesem alten Deutschen Worte ist das ch auch in den neuern Zeiten beybehalten worden, obgleich die Aussprache ein k erfordert. Man glaubt, daß die erste Hälfte dieses Wortes das alte Gara, Zubereitung, ist, und daß diese Woche nach den Gebräuchen der Juden die Zubereitungswoche, dieser Tag aber besonders der Zubereitungstag genannt worden, weil sie sich an demselben auf das Osterfest zuzubereiten pflegten; daher der Charfreytag im Griechis. auch dies parasceves genannt wird, von welchem Worte Gartag, oder Garfreytag eine bloße Übersetzung seyn würde, so wie das von Luthern mehrmahls gebrauchte Rüsttag, den Tag vor dem Sabbathe, oder den Freytag zu bezeichnen. Tatian Kap. 198. nennt den Freytag vor Ostern schon Garotag fora Ostrun, und wenn Notker sagen will, mein Herz ist bereitet, so heißt es bey ihm: karo ist min herza. S. Gar, und Gärben. Indessen hat Schilters Meinung, daß Char, Kar, hier Trauer, Klage, Leiden, bedeutet, mehr Wahrscheinlichkeit; denn daß Car ehedem auch Leiden bedeutet habe, erhellet aus einigen einer Handschrift der Predigten des heil. Burchard zu Würzburg beygeschriebenen Glossen. S. Eckards Franciam orient. Th. 1, S. 846. Im Schwedischen ist diese Bedeutung noch gangbar, wo kaera wirklich klagen bedeutet, womit unser Harm und sich härmen nahe verwandt sind. Im Engl. ist Care oder Carrsunday der Palmsonntag, im Schwed. aber bedeutete Kaerusunnudag den fünften Sonntag in der Fasten, von welchem Ihre Gloss. nachgesehen werden kann. Ehedem wurde der Charfreytag auch der gute Freytag genannt, und im Dän. heißt er Langfredag.


Charlotte (W3) [Adelung]


Charlotte, (sprich Scharlotte,) ein aus dem Franz. Charlotte entlehnter Nahme des weiblichen Geschlechtes, welcher so viel als Carolina bedeutet; verkürzt Lotte, Lottchen.


Charnier (W3) [Adelung]


Das Charnier, (sprich Scharnier,) des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Charniere, ein Gewinde, eine einfache oder doppelte Spalte an den äußersten Theilen vieler Werkzeuge, diese Theile dadurch beweglich zu machen.


Charte (W3) [Adelung]


Charte, S. Karte.


Charwoche (W3) [Adelung]


Die Charwoche, (sprich Karwoche,) plur. die -n, die Woche vor Ostern, die stille Woche. S. Charfreytag.


Chatulle (W3) [Adelung]


Die Chatulle, S. Schatulle.


Chaussee (W3) [Adelung]


Die Chaussee, (sprich Schosseh, zweysylbig,) plur. die -n, (dreysylbig,) ein durch Kunst gemachter erhöhter Weg von Kieß oder zerschlagenen Steinen, wodurch sich ein solcher Weg von einem Damme unterscheidet, weicher mit Steinen gepflastert wird. Da wir diese Art der Wegebesserung aus Frankreich bekommen, so haben wir auch den Nahmen mit annehmen müssen. Einige neuere Schriftsteller haben dafür Deutsche Benennungen vorgeschlagen. Straßendamm ist unschicklich, wil es eigentlich eine gepflas=terte Straße bedeutet, dergleichen doch eine Chaussee nicht ist. Kunststraße und Hochweg, letzteres nach dem Engl. Highway, erschöpfen den Begriff auch nicht, und lassen sich auf jede andere Art künstlicher Wege anwenden.


Chavot (W3) [Adelung]


Das Chavot, S. Schaffott.


Chemie (W3) [Adelung]


Die Chemie, S. Chymie.


Chen (W3) [Adelung]


Chen, eine Endsylbe, vermittelst welcher aus Hauptwörter verkleinernde Wörter gebildet werden. Zuweilen kann diese Sylbe dem Hauptworte ohne alle Veränderung angehänget werden, wie in Becherchen, Bretchen, Beetchen, Beinchen, Bettchen, Beutelchen, Bildchen, Bißchen u. s. f. von Becher, Bret u. s. f. Wenn aber die nächst vorher gehende Sylbe ein a, o, u oder au ist, so werden solche in ä, ö, ü oder äu verwandelt: Ämtchen, Altärchen, Äpfelchen, Ästchen, Bällchen von Ball, Bänkchen, Bärtchen, Bäumchen, Öchschen, Blöckchen, Böckchen, Mütterchen, Hündchen, Küßchen von Kuß, Häuschen u. s. f. Doch gibt es einige, obgleich wenige Wörter, wo diese Vocale unverändert bleiben, dahin z. B. Alraunchen und einige andere gehören. Diese Veränderung findet auch in der zweyten Sylbe vor dem chen Statt: Kämmerchen, Füderchen, Klösterchen, Müsterchen, Mäuerchen, Schächtelchen, Täfelchen u. s. f. Ankerchen, Papierchen, und vielleicht noch einige andere machen auch hier eine Ausnahme.Wenn sich das Hauptwort, welches auf diese Art verkleinert werden soll, auf ein e oder en endiget, so werden diese Sylben weggeworfen. So wird aus Ähre, Backe, Affe, Bube, Änte, Base, Beere, Ballen, Küssen, Leisten, Balken u. s. f. Ährchen, Bäckchen, Äffchen, Bübchen, Äntchen, Bäschen, Beerchen, Bällchen, Küßchen, Leistchen, Bälkchen u. s. f.Wenn aber der letzte Consonant des zu verkleinernden Wortes bereits ein Hauchlaut ist, so pflegten die Hochdeutschen alsdann dem Worte noch ein el anzuhängen, um die Zusammenkunst zweyer Hochlaute zu vermeiden; da denn die Verkleinerungsendung -elchen lautet. So wird auch Blech, Sache, Ding u. s. f. ein Blechelchen, Sächelchen, Dingelchen, Buchelchen, Sprüchelchen, Löchelchen, Gängelchen, Strichelchen, Stängelchen, Ängelchen u. s. f. Man findet Diminutiva zwar auch im Oberdeutschen, aber vorzüglich sind sie doch den Hochdeutschen eigen; dagegen die Niedersachsen in solchen Fällen ihrem ken noch ein s vorsetzen, Dingsken, Gängsken, Böksken u. s. f. Gemeiniglich behauptet man, daß solche Wörter doppelte Diminutiva sind, weil die Oberdeutsche verkleinernde Endung lein, im gemeinen Leben oft nur el lautet; Bübel, Närrel, Sächel, für Büblein, Närrlein, Sächlein. Allein die Sylbe el scheinet in dem oben angeführten Falle so wenig ein eigenes Diminutivum zu seyn, als es das s in dem Niedersächsischen sken ist, sondern bloß um des Wohlklanges willen zu stehen.Hierher gehören aber diejenigen Wörter nicht, an welchen -el die gewöhnliche Ableitungssylbe ist, welche ein Werkzeug, Ding, Subject u. s. f. bedeutet: Achsel, Beutel, Ärmel, Winkel, Schachtel, Schüssel, Büschel, und andere mehr, welche der gewöhnlichen Analogie folgen: Ächselchen, Beutelchen, Ärmelchen, Winkelchen, Schächtelchen, Schüsselchen, Büschelchen.Alle Diminutiva, wenn sie es zugleich der Form nach sind, sind im Deutschen ungewissen Geschlechtes, auch wenn sie von weiblichen Nahmen gemacht sind. Liebstes Lorchen. Bestes Dorchen.Alle eigentliche Diminutiva, folglich auch die auf - chen, haben in der zweyten Endung des Singulars ein s, und die erste Endung im Plural ist der ersten Endung im Singular gleich. Das Hündchen, des -s, plur. die Hündchen. Aber es gibt im Hochdeutschen auch einige Diminutiva, welche von dem Plural des Hauptwortes, welches verkleinert werden soll, gebildet werden. Kleine Lichterchen, artige Bücherchen, liebe Kinderchen, närrische Dingerchen, possierliche Männerchen, niedliche Wörterchen. So auch Häuserchen, Weiberchen, Geisterchen u. s. f. Diese Diminutiva finden nur bey solchen Wörter Statt, die sich im Plural auf - er endigen; über dieß sind sie nur in der vertraulichen oder scherzhaften Sprechart üblich.Überhaupt sind alle Diminutiva auf chen nur der Hochdeutschen Mundart eigen, die dadurch die Nieders. Diminut. auf - ken auszudrucken suchet; denn die Verkleinerungswörter der eigentlichen Oberdeutschen endigen sich insgesamt auf lein. Freylich finden sich auch im Oberdeutschen Verkleinerungswörter auf - chen; aber alsdann sind sie entweder von den Niedersachsen angenommen, oder es sind noch Überreste einer ältern allgemeinern Mundart; denn eine nur flüchtige Betrachtung der fremden Sprachen lehret uns, das die verkleinernde Form auf - chen gewiß so alt und allgemein ist, als die auf - lein. Die Niedersachsen und Dänen machen ihre Diminutiva auf ken, einige Oberdeutsche auf ger, z. B. Würmger, Eyerger, Thierger, Zähnger u. s. f. die Engländer und Holländer auf kin, die Slavonischen und Wendischen Mundarten auf ka und ko, wenigstens in einigen Fällen, die Perser auf ke, anderer zu geschweigen. Die eigentliche Bedeutung dieses Wörtchens ist noch unbekannt, weil es sich in dem höchsten Alterthume der Sprache verlieret.Es ist nur noch die Frage übrig, ob die Ableitungssylbe chen oder gen geschrieben werden muß. Diese Frage ist nicht schwer zu beantworten; denn alle Gründe sind für das chen, nicht so wohl, weil diese Schreibart dem Niedersächsischen ken am nächsten kommt, sondern weil die Aussprache aller Hochdeutschen das ch unentbehrlich macht. Manche Mitteldeutsche lassen zwar gern ein g hören; allein das ist ein Fehler ihrer Mundart, der für die übrigen kein Gesetz seyn kann. Wippel gibt in der von ihm besorgten Ausgabe von Bödickers Sprachkunst die Regel, man sollte nach einem gelinden Endbuchstab gen, und nach einem adspirirten chen schreiben. folglich Mündgen, Leibgen, Seelgen, Drähtgen, und Döckchen, Glöckchen u. s. f. Allein alsdann müßten die allermeisten Wörter das g bekommen, welches wider die Aussprache seyn würde. Da nun das ch in der allgemeinen Aussprache aller Hochdeutschen gegründet ist, so muß man es billig in dem Besitze seines so wohl hergebrachten Rechten lassen.Die verkleinernde Form -chen ist, wie schon gesagt worden, vorzüglich der Hochdeutschen Mundart eigen. Allein da sie doch zunächst aus der Niedersächsischen Mundart herstammet, so hat sie auch mit allen übrigen daher entlehnten Formen und Wörtern das gemein, daß sie in der höhern und erhabenen Schreibart für niedrig gehalten wird. In dieser vermeidet man die Diminutiva ohnehin so sehr als möglich; wenn man sie aber ja gebrauchen muß, so werden die mit dem Oberdeutschen lein ihrer Würde allemahl angemessener seyn, als die auf chen. Um deßwillen gab auch Luther in seiner Übersetzung der Bibel den Verkleinerungswörtern auf lein fast überall den Vorzug, ungeachtet sie der Mundart, in welcher er geboren war, und in welcher er schrieb, gleich fremd war. Die vertrauliche Schreibart hingegen darf sich der Wörter auf chen im geringsten nicht schämen. S. Lein.


Cherub (W3) [Adelung]


Der Cherub, plur. die Cherubim, aus dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, stark, seyn, ein Nahme, welcher in der heil. Schrift einer der obersten Ordnung der Engel beygeleget wird. Cherubim ist der Hebr. Plural; aber gemeiniglich gebraucht man es im Singular, der Cherubim, welches selbst in der Deutschen Bibel geschehen ist. Einen Cherubim für den Garten lagern. 1 Mos. 3, 34, wo es billig heißen sollte, einen Cherub. Von den auf der Bundeslade befindlichen, aber uns jetzt unbekannten Gestalten dieser Cherubim, pflegten die Bildhauer und Baumeister eine Figur, die einen Kindeskopf mit zwey Flügeln vorstellet, einen Cherubim zu nennen.


Chicane (W3) [Adelung]


Die Chicane, (sprich Schikane,) plur. die -n, ein künstliches Hinderniß, unerhebliche Einwendung u. s. f. eine Handlung oder Sache zu hindern, oder wenigstens aufzuhalten. Ingleichen die Kunst, eine Sache, besonders einen Rechtshandel, durch dergleichen Mittel aufzuhalten. Die Chicane ist fast eben so furchtbar, als die Ungerechtigkeit. Daher der Chicaneur, (sprich Schikanör,) des -s, plur. die -s, der sich solcher Kunstgriffe bedienet, und chicaniren, solche Kunstgriffe anwenden. Es ist aus dem Franz. Chicane, welches ursprünglich ein Ballspiel zu Pferde war, welches auch die spätern Griechen unter dem Nahmen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kannten. Wir haben im Hochdeutschen keinen schicklichern Ausdruck für diesen Begriff, und müssen uns daher mit dem Französischen behelfen. Aber auf dem Hundsrücke nennt man die Chicane Wicklerey, und einen Chicaneur einen Wickler; in andern Gegenden hat man die Ausdrücke Flausen und Flausenmacher u. s. f.


Chiliast (W3) [Adelung]


Der Chiliast, des -en, plur. die -en, aus dem Griech. und Lat. Chiliasta, ein Verfechter des tausendjährigen Reiches Christi auf Erden vor dem Ende der Welt. Daher chiliastisch, in dieser Lehre gegründet.


Chimere (W3) [Adelung]


Die Chimere, (sprich Schimere,) plur. die -n, eine neue von der Einbildungskraft ohne Wahrscheinlichkeit zusammen gesetzte Idee; ein Hirngespinst. Daher chimerisch, demselben ähnlich, darin gegründet. Aus dem Franz. Chimere und chimerique, und diese aus dem Griech. und Lat. Chimaera, ein erdichtetes Ungeheuer, welches den Kopf eines Löwen, den Leib einer Ziege und den Schwanz eines Drachen hatte.


China (W3) [Adelung]


China, der eigenthümliche Nahme eines großen Reiches in Südosten von Asien, welcher eigentlich Tschina oder Tsina lauten sollte, aber im Deutschen doch nur mit der bloßen Aspiration geschrieben und gesprochen wird. Daher, der China-Apfel, S. Apfelsine; die China-Wurz, plur. inus. die mehlige röthliche Wurzel eines Strauches gleiches Nahmens, Smilax China, L.


China (W3) [Adelung]


Die China, oder China-Chinä, plur. car. die Rinde eines Baumes, welcher auch der China-Baum genannt wird, in dem Königreiche Peru in Süd-Amerika wächset, und durch die kräftige Wirkung seiner Rinde in dem kalten Fieber bekannt geworden ist, die daher auch Fieberrinde, und der Baum der Fieberrindenbaum genannt wird; Cinchona, L. Der Nahme China ist eine Verstümmelung des Amerikanischen Nahmens dieses Baumes.


Chiromant (W3) [Adelung]


Der Chiromant, des -en, plur. die -en, derjenige, welcher die Afterkunst verstehet, aus dem Linien in der Hand wahrzusagen.Daher die Chiromantie, diese Afterkunst; chiromantisch, darin gegründet. Aus dem Griech. und Lat. Chiromanta, Chiromantia.


Chirurgie (W3) [Adelung]


Die Chirurgie, plur. car. die Wundarzeneykunst; aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Daher der Chirurgus, der Wundarzt, und das Bey- und Nebenwort chirurgisch, zur Chirurgie gehörig, derselben gemäß.


Chocolate (W3) [Adelung]


Die Chocolate, (sprich Schockolate,) plur. inus. ein trockener harter braunröthlicher Teig, unter dessen Bestandtheilen Cacao der vornehmste ist, und aus welchem dasjenige Getränke bereitet wird, welches gleichfalls unter dem Nahmen der Chocolate bekannt ist. Franz. Chocolat, Chocolate, Ital. Cioccolata. Der Nahme ist so wie die Sache selbst eine Mexikanische Erfindung, die erst durch die Spanier in Europa bekannt geworden. Das Wort soll im Mexikanischen so viel als Eingemachtes bedeuten. Daher der Chocolaten-Topf, worin die Chocolate gekocht und aufgesetzt wird, die Chocolaten-Tasse, woraus sie getrunken wird, u. s. f.


Chor (W3) [Adelung]


Der oder das Chor, (sprich Kohr,) des -es, plur. die Chöre, aus dem Griech. und Latein. Chorus. 1. Überhaupt mehrere nach einer gewissen Ordnung zugleich singende Person. Besonders die singenden Geistlichen in der Römischen Kirche. In den evangelischen Schulen, mehrere Schüler, welche einen symphonischen Gesang aufführen; in welchem Verstande das Wort, wenigstens in ganz Obersachsen, ungewissen Geschlechtes ist. Das erste Chor, das zweyte Chor u. s. f. wenn sie in mehrere Chöre getheilet sind. Daher, der Chor-Schüler, die Chor-Büchse u. s. f. Auch in andern Musiken, werden viele, welche nach einer gewissen Ordnung zugleich singen, das Chor genannt. Figürlich, das Chor der Musen, der Grazien, der Wissenschaften u. s. f. so fern sie in Verbindung mit einander vorgestellet oder gedacht werden.2. Ein Gesang, der von mehrern zugleich gesungen wird. Das himmlische Geflügel Stimmt an den süßen Chor, Opitz. 3. Der Ort in den Kirchen, wo das Chor der Geistlichen singt, in welchem Verstande das Wort am häufigsten ungewissen Geschlechtes ist; und zwar, 1) der Haupttheil einer Kirche, worin sich der Altar, oder in der Römischen Kirche der Hauptaltar befindet, und in welchem die Priester sitzen, und in der Römischen Kirche die Geistlichen singen; im Gegensatze des Schiffes. In das Chor gehen. 2) Ein erhabener Ort so wohl in den Kirchen, als auch in andern Gebäuden, von welchem gesungen oder musiciret wird. Im Oberdeutschen ist es hier männlichen Geschlechtes, welches auch Luther 1 Kön. 6, 5 gebraucht; daß er beyde um den Tempel und Chor hergieng; und V. 16. und bauete daselbst inwendig den Chor und das Allerheiligste. In dem Tempel Salomonis war es in dem Innern des Tempels befindlicher erhöheter Ort, wo die Chöre der Priester sangen. Die unter den Psalmen, befindlichen Lieder im höhern Chor, find solche Psalmen, die von gewissen dazu bestimmten erhabenen Orten in dem Tempel abgesungen wurden. In den Klosterkirchen sind die Chöre der eigentliche Ort, wo die Mönche und Nonnen den Gottesdienst abwarten. Daher die im gemeinen Leben übliche figürliche Redensarten, jemanden zu Chore treiben, welche R. A. aus dem Klöstern ihren Ursprung genommen hat. In weiterer Bedeutung wird auch eine jede Emporkirche oder Porkirche, wenn sie gleich nicht unmittelbar zur Musik bestimmt ist, ein Chor genannt.

Anm. In dem Geschlechte dieses Wortes sind die Mundarten sehr unbeständig; doch wird es in der dritten Bedeutung, wenn es von dem Orte genommen wird, noch am häufigsten im ungewissen Geschlechte gebraucht. Billig wäre es freylich, daß es überall männlichen Geschlechtes wäre, wie es das Latein. und Griech. Chorus ist.


Choral (W3) [Adelung]


Der Choral, (sprich Korahl,) des -es, plur. die -äle, von dem mittlern Latein. choralis, nehmlich Cantus. 1) Der Ton der Kirchenlieder, die Art und Weise, wie die Kirchenlieder von der anwesenden Menge mit einer anständigen Einfalt gesungen werden, im Gegensatze der künstlichern Gesänge. 2) Ein Kirchengesang selbst. Daher das Choral-Buch, des -es, plur. die -Bücher, ein Buch in den Kirchen, in welchem die Melodie der Kirchengesänge ist.


Choralist (W3) [Adelung]


Der Choralist, (sprich Koralist,) des -en, plur. die -en, der den Choral in den Kirchen zu besorgen hat, und denselben verstehet.


Chor-Altar (W3) [Adelung]


Der Chor-Altar, des -es, plur. die -Altäre, in den Römischen Kirchen, derjenige Altar, welcher in dem Chore einer Kirche stehet; der Haupt-Altar, im Gegensatze der Neben-Altäre.


Chor-Amt (W3) [Adelung]


Das Chor-Amt, des -es, plur. inus. bey den Kathedral- und Stiftskirchen, das Amt, d. i. der Gottesdienst, welcher von den Chorherren in dem Chore der Kirche verrichtet wird; die Horae canonicae.


Chor-Bischof (W3) [Adelung]


Der Chor-Bischof, des -es, plur. die -Bischöfe, in der Römischen Kirche, welcher ein Vicarius eines andern Bischofes ist, und dessen Amt auf dem Lande und in dem Chore seiner Stiftskirche zu vertreten hat, der Weihbischof; nach dem Lat. Chorepiscopus. Oder vielmehr ein Bischof, welcher eines andern Bischofes Amt auf dem Lande verstehet von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, regio, Episcopus regionarius, ein Landbischof.


Chor-Buch (W3) [Adelung]


Das Chor-Buch, des -es, plur. die -Bücher, ein Buch, in welches die Einkünste eines symphonischen Chores in den Schulen verzeichnet werden.


Chor-Frau (W3) [Adelung]


Die Chor-Frau, plur. die -en, eine Augustiner-Nonne vornehmen Standes. In den adeligen weiblichen Augustiner-Klöstern werden die Nonnen Chorfrauen, in bürgerlichen aber nur Chorjungfern genannt, so wie man in den männlichen Augustiner-Klöstern die Mönche aus Achtung auch wohl Chorherren zu nennen pflegt. In weiterm Verstande werden oft eigentliche Nonnen Chorjungfern genannt, weil sie in Chore dienen.


Chor-Geld (W3) [Adelung]


Das Chor-Geld, des -es, plur. inus. 1) Dasjenige Geld, welches ein symphonisches Chor in den Schulen durch Singen erwirbt. 2) Bey einigen Stiftskirchen, dasjenige Geld, welches die Chorherren jährlich zu den Seemessen geben.


Chor-Gericht (W3) [Adelung]


Das Chor-Gericht, des -s, plur. die -e, in einigen protestantischen Gegenden, besonders in der Schweiz, ein Gericht, welches an andern Orten das Consistorium, der Kirchenrath, das geistliche Gericht genannt wird.


Chor-Hemd (W3) [Adelung]


Das Chor-Hemd, des -es, plur. die -en, in der Römischen Kirche, ein weißes leinenes Oberkleid, welches die Geistlichen bey dem Gottesdienste im Chore tragen, und von dem Meßgewande noch verschieden ist. Zuweilen bedeutet Chorhemd auch so viel wie ein Chorrock, w. s.


Chor-Herr (W3) [Adelung]


Der Chor-Herr, des -en, plur. die -en. 1) Bey den Collegiat-Kirchen, ein Geistlicher, der den Gottesdienst in dem Chore abzuwarten hat; ein Canonicus, Stiftsherr, der bey den Kathedral-Kirchen Domherr genannt wird. 2) Regulierte Chorherren, werden die Augustiner-Mönche genannt, nach dem Lat. Canonici regulares.


Chorist (W3) [Adelung]


Der Chorist, (sprich Korist,) des -en, plur. die -en, ein Schüler welcher in dem Chore singet; ein Chor-Schüler.


Chor-Jungfer (W3) [Adelung]


Die Chor-Jungfer, S. Chor-Frau.


Chor-Rock (W3) [Adelung]


Der Chor-Rock, des -es, plur. die -Röcke, in der Römischen Kirche, ein langes weites oft sehr prächtiges Oberkleid, welches die Geistlichen bey dem Gottesdienste in dem Chore tragen. Bey den evangelischen Geistlichen, wird der lange weite schwarze Priesterrock, der statt des Mantels an einigen Orten üblich ist, gleichfalls der Chor-Rock genannt.


Chor-Schüler (W3) [Adelung]


Der Chor-Schüler, des -s, plur. ut nom. sing. S. Chorist.


Chor-Ton (W3) [Adelung]


Der Chor-Ton, des -es, plur. inus. in der Musik, derjenige Ton der Orgeln und andern Instrumente, welcher in den Kirchen gebräuchlich ist, und einen Ton tiefer gehet, als der Kammerton.


Chrisam (W3) [Adelung]


Das Chrisam, des -s, plur. inus. in der Römischen Kirche, geweihtes Öhl, welches am grünen Donnerstage von einem Bischofe mit vielen Ceremonien zubereitet wird, und welches man bey der Taufe, der Firmelung, der Priesterweihe, und der letzten Öhlung gebraucht; aus dem Latein. Chrisma, oder vielmehr Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . In den gemeinen Mundarten lautet dieses Wort auch Kresem, und wird zuweilen auch im männlichen Geschlechte gebraucht, der Chrisam.


Christ (W3) [Adelung]


1. Christ, (sprich Krist,) gen. Christs oder Christes, plur. car. 1) Der eigenthümliche Nahme des Erlösers der Welt, der aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gebildet ist, und einen Gesalbten bedeutet. Dieser abgekürzte Nahme ist im Deutschen nicht mehr üblich, indem derselbe jetzt überall vollständig Christus geschrieben und gesprochen, und am häufigsten nach Lateinischer Art decliniret wird, Christi, Christo, Christum. Indessen kommt derselbe noch in einigen alten Kirchengesängen vor. Ehedem war derselbe üblicher. Thaz ist ther heilige Krist Ther thurch unsih gemarteret ist, in dem alten Fragmente eines Gedichtes auf Carls des Großen Feldzug, bey dem Schilter, V. 3842. Thes heiligen Kristes ere, ebend. V. 2727.Nu si Krist din geleite, Graf Friedrich von Leiningen unter dem Schwäb. Dichtern. In den Zusammensetzungen Christ-Abend, Christ-Kindlein, Christ-Nacht u. s. f. ist dieser abgekürzte Nahme auch noch beybehalten worden; wie auch, 2) in der noch im gemeinen Leben üblicher Benennung des Weihnachtsgeschenkes, der heil. Christ; weil man die Kinder zu bereden pflegte, daß dieses Geschenk von dem Christ-Kindlein herrühre. Den heiligen Christ bekommen, bescheren lassen.


Christ (W3) [Adelung]


2. Der Christ, (sprich Krist, und so in allen folgenden Zusammensetzungen,) des -en, plur. die -en, Fämin. die Christinn, plur. die -en, ein jeder, der auf den Nahmen Christi getaufet ist, und sich zu der von ihm gelehrten Religion bekennet; im Gegensatze eines Unchristen. Ein Christ seyn, werden. In engerer Bedeutung, der der Religion Christi gemäß lebet. Ein rechter Christ, ein wahrer Christ; im Gegensatze der Schein-Christen, oder Nahmen-Christen, und in den niedrigen Sprecharten der Maul-Christen. Schon zu der Apostel Zeiten wurden die Nachfolger Christi nach seinen Nahmen Christen genannt. Im Deutschen kommt diese Benennung zuerst bey dem Kero vor, wo er im Dativo Christunemu, dem Christen, lautet. Bey dem Willeram lautet er im Singular Christa, bey dem Notker im Plural Christana, im Schwabenspiegel aber schon Cristen. Weil man ehedem so wohl im Ober- als Niederdeutschen, als auch im mittlern Lateine und in andern Sprachen das Zeitwort christen, Nieders. karsten, Latein. christianare im Alt-Französ. chretienner, hatte, welches zum Christen machen, und in engerer Bedeutung taufen bedeutete, so kommt Christ, noch mehr aber Christenheit in den mittlern Zeiten zuweilen auch für die Taufe vor. Im Böhmischen bedeutet krest und krtjti, und im Engl. to christen noch jetzt taufen.


Christ-Abend (W3) [Adelung]


Der Christ-Abend, des -es, plur. die -e, der Abend vor dem Christ-Tage, der Weihnachts-Abend, der heilige Abend vor dem ersten Weihnachtstage. Im Dithmarsischen Kaßabend, von Kaß, Christ.


Christ-Auge (W3) [Adelung]


Das Christ-Auge, des -s, plur. inus. eine Pflanze, welche Linne zu dem Geschlechte des Alantes rechnet, und die in Österreich wild wächset; Inula oculus Christi, L.


Christ-Beere (W3) [Adelung]


Die Christ-Beere, plur. die -n, ein Nahme, welchen man auch der glatten Stachelbeere gibt; S. dieses Wort.


Christ-Bescherung (W3) [Adelung]


Die Christ-Bescherung, plur. die -en, das Geschenk, welches man andern am ersten Weihnachtstage macht; in den niedrigen Sprecharten der heil. Christ. S. 1 Christ.


Christ-Dorn (W3) [Adelung]


Der Christ-Dorn, des -es, plur. die -en. 1) Eine Art des Wegedornes mit doppelten geraden Dörnern und eyförmigen Blättern; Rhamnus Christi, L. Er wächst in Palästina und Äthiopien, und führet diesen Nahmen deswegen, weil Christus, einer alten Überlieferung zu Folge, mit Zweigen von diesem Strauche soll seyn gekrönet worden. 2) Eine Art des Kreuzdornes, welche im Herzogthume Krain angetroffen wird, und bey dem Linne Rhamnus Paliurus, sonst aber auch Stechdorn heißt, führet gleichfalls diesen Nahmen. Ingleichen, 3) die gemeine Stechpalme, mit eyförmigen stacheligen spitzigen Blättern, Ilex Aquifolium, L. welche im mittägigen Europa, in Japan und in Virginien wächset.


Christenheit (W3) [Adelung]


Die Christenheit, plur. car. ein Collectivum, alle Christen, als ein Ganzes betrachtet, oder vielmehr alle von Christen bewohnte Länder auszudrucken. Das ist in der Christenheit noch nicht erhöret worden. Die Türken haben von jeher gesucht, die Ruhe der Christenheit zu stören.

Anm. Die Hauptwörter auf heit bedeuten sonst alle Mahl Abstracta, und man wird wenige aufweisen können, die wie dieses, eine concrete Bedeutung haben. Doch, sie ist auch nur eine Figur der ersten eigentlichen Bedeutung, denn in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter kommt dieses Wort noch von der christlichen Religion vor, wofür wir jetzt Christenthum gebrauchen. Aber in eben diesem Gedichte bedeutet Christenhaid schon die christliche Nation. Notker und Willeram gebrauchen es mehrmahls auch für die christliche Kirche. Daß Christenheit ehedem auch von der Taufe gebraucht worden, haben schon Schilter und Frisch bemerket. S. auch des du Fresne Glossar. v. Christianitas.


Christenthum (W3) [Adelung]


Das Christenthum, des -es, plur. car. die christliche Religion. Nach den Lehren des Christenthumes sind wir verbunden, unsere Feinde zu lieben. Ingleichen die Ausübung derselben. Dein Christenthum ist nicht rechter Art. Das thätige Christenthum.


Christ-Fest (W3) [Adelung]


Das Christ-Fest, des -es, plur. die -e, das Weihnachts-Fest.


Christ-Geschenk (W3) [Adelung]


Das Christ-Geschenk, des -es, plur. die -e, Geschenke, die man einander am Christ-Tage macht.


Christian (W3) [Adelung]


Christian, ein Mannsnahme, aus dem Lat. Christianus, welches eigentlich einen Christen bedeutet; im Nieders. Karsten, Kasten. Das Diminut. lautet davon im gemeinen Leben Christel, das Fämin. Christiana, Christina, und das Diminut. gleichfalls Christel, Christchen, und im Nieders. Stiene, Stienchen.


Christisch (W3) [Adelung]


Christisch, S. Christlich, Anm.


Christ-Kindlein (W3) [Adelung]


Das Christ-Kindlein, oder Christ-Kindchen, des -s, plur. inus. im gemeinen Leben, Christus in seiner zarten Kindheit gleich nach seiner Geburt, besonders so fern er den Kindern als der Urheber des Christgeschenkes vorgebildet wird.


Christlich (W3) [Adelung]


Christlich, -er, -ste, adj. et adv. 1) Von Christo herkommend; doch nur in den Ausdrücken, die christliche Religion, die christliche Lehre, der christliche Glaube. 2) Den Lehren Christi gemäß. Ein christliche Gesinnung. Ein christliches Gemüth. Die christliche Moral. Die Demuth ist der Grund aller christlichen Tugenden. 3) Christum bekennend, an Christum glaubend. Europa wird größten Theils von christlichen Nationen bewohnt. Die christlichen Staaten. 4) Nach Art der Christen. Christliche Gebräuche. Christliche Sitten.

Anm. Christenleich findet sich schon in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug und bey dem Stryker. In noch ältern Zeiten kommt auch cristena und cristan vor Luther gebraucht 1 Cor. 1, 12 das Wort christlich für Christo angehörig, welches aber ungebräuchlich ist.


Christ-Messe (W3) [Adelung]


Die Christ-Messe, oder Christ-Mette, plur. die -n, in der Römischen Kirche, der Gottesdienst, der am frühen Morgen des Christtages gehalten wird, welche Benennung auch an einigen protestantischen Orten üblich geblieben ist, zuweilen aber auch nur den Christabend bedeutet. S. Messe und Mette. Im Westphälischen heißt die Christmette Kassucht, von Kaß, Kast, Christ, und Acht, die Dämmerung.


Christ-Monath (W3) [Adelung]


Der Christ-Monath, des -es, plur. die -e, der letzte Monath im Jahre, in welchen das Christ- oder Weihnachtsfest fällt; mit einem Römischen Nahmen der December. S. dieses Wort.


Christ-Nacht (W3) [Adelung]


Die Christ-Nacht, plur. die -Nächte, die Nacht unmittelbar vor dem Christ-Tage.


Christoph (W3) [Adelung]


Christoph, gen -s, dat. -en, ein Mannsnahme, welcher aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - abgekürzet ist, und jemanden bedeutet, der Christentum im Herzen träget. In den gemeinen Mundarten lautet dieser Nahme Christoffel, Töffel, im Nieders. Stoffer und Stoffel, im Engl. aber Keter und Kit. In der Reichsstadt Aachen bedeutet dieses Wort so viel als Constabler. Diese Stadt ist in neun Grafschaften getheilet, deren jeder ein Christoffel, oder wie er auch ehedem hieß, ein Kerstoffel vorgesetzet ist, der die Aufsicht in weltlichen Sachen über seine Grafschaft führet. S. Constabler.


Christ-Schein (W3) [Adelung]


Der Christ-Schein, des -es, plur. die -e, in den Kalendern, der Neumond im Christmonathe, oder December. S. Schein.


Christ-Stolle (W3) [Adelung]


Die Christ-Stolle, plur. die -n, eine gewöhnliche Butterstolle, so fern sie vornehmlich zum Weihnachtsfeste gebacken wird; ein Christ-Weck.


Christ-Tag (W3) [Adelung]


Der Christ-Tag, des -es, plur. die -e, der Tag, da in der christlichen Kirche das Gedächtniß der Geburt Christi gefeyert wird, der Weihnachtstag; besonders der erste Tag des Weihnachtsfestes.


Christus (W3) [Adelung]


Christus, S. Christ.


Chronik (W3) [Adelung]


Die Chronik, (sprich Kronik,) plur. die -en, aus dem Lat. und Griech. Chronicon, ein Geschichtsbuch, welches die Begebenheiten eines Landes oder eines Ortes nach der Folge der Jahre ordnet. Die Bücher der Chronik, ein Nahme zweyer biblischen Bücher des alten Testamentes.


Chronologie (W3) [Adelung]


Die Chronologie, (sprich Kronologie,) plur. die -en. 1) Die Wissenschaft die Zeit auszumessen und ihre Theile von einander zu unterscheiden; ohne Plural. In engerer Bedeutung, die Wis- senschaft, die Begebenheiten so zu ordnen, wie sie der Zeit nach auf einander gefolget sind. 2) Ein Buch, welches diese Wissenschaft lehret, oder auch die Zeitfolge der Begebenheiten bestimmet. Zuweilen, 3) auch die Zeitfolge selbst. Das ist wider die Chronologie, das ist wider die Ordnung, in welcher die Begebenheiten auf einander gefolget sind. Daher der Chronologe, des -n, plur. die -n, der diese Wissenschaft verstehet. Chronologisch, adj. et adv. der Zeitordnung gemäß und dazu gehörig. Chronologische Tabellen, welche die Begebenheiten der Geschichte nach ihrer Zeitfolge darstellen.


Chrysoberyll (W3) [Adelung]


Der Chrysoberyll, des -es, plur. die -e, ein Beryll, welcher bey seiner meergrünen Farbe in das Goldgelbe spielet; aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Gold. Einige rechnen ihn zu den Chrysolithen.


Chrysolith (W3) [Adelung]


Der Chrysolith, des -en, plur. die -en, ein Edelstein, welcher eine grüngelbe oder pomeranzenartige Farbe hat, die etwas in das Grüne schielet. Von dieser goldgelben Farbe hat er auch den Nahmen, von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Gold, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Stein, daher er im Deutschen ehedem auch Goldstein genannt wurde. Er ist der weichste unter allen Edelsteinen, der der Feile nicht widerstehen kann.


Chrysopras (W3) [Adelung]


Der Chrysopras, des -es, plur. die -e, ein Abänderung der Chrysolithen, die sich bloß durch ihre gelbliche Farbe unterscheidet, welche gemeiniglich weiße, rothe oder schwarze Flecken hat, und selten recht durchsichtig ist; aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . S. Praser.


Chrystall (W3) [Adelung]


Chrystall, S. Krystall.


Chur (W3) [Adelung]


Die Chur, (sprich Kur, und so in den Zusammensetzungen,) plur. die -en, ein in dem gemeinen Gebrauche der Hochdeutschen veraltetes Wort, welches ehedem theils die freye Wahl bedeutete, oder die Gewalt zwischen zwey oder mehrern Dingen wählen zu können, die Chur haben, die freye Wahl habe; theils die Wahl oder Erwählung selbst; theils aber auch die durch freye Wahl und Entschließung der Obrigkeit und Unterthanen bestimmten Gesetze und fest gesetzten Strafen auf die Übertretung derselben, S. Willkühr. Diese Bedeutungen hat nicht nur das Nieders. Köhre noch jetzt, sondern sie sind auch noch in verschiedenen Zusammensetzungen üblich, die an manchen Orten noch völlig gangbar sind, und wovon einige im folgenden vorkommen werden.Am häufigsten wurde dieses Wort im Hochdeutschen noch gebraucht, von der freyen Wahl eines Hauptes des Deutschen Reiches, und da bedeutet es nicht so wohl diese selbst, als vielmehr, 1) das Recht, das Oberhaupt des Reiches wählen zu dürfen, nebst allen dazu gehörigen Vorrechten, Würden und Ländern, in welchem Falle es im Plural nicht gebräuchlich ist. Mit der Chur beliehen werden, d. i. mit der churfürstlichen Würde und Ländern. Die Chur haftet auf das Herzogthum Baiern. 2) Dasjenige Land, mit welchem Besitze dieses Recht verbunden ist, auf welches dieses Recht haftet. Mit der Chur Brandenburg beliehen werden. Noch mehr aber in den Zusammensetzungen, Chur-Brandenburg, Chur-Sachsen, Chur-Mainz, Chur-Trier u. s. f. das Churfürstenthum Brandenburg u. s. f. in welchen Zusammensetzungen das Wort Chur als ein eigenthümlicher Nahme angesehen und ohne Artikel gebraucht wird. Oft bezeichnen diese Ausdrücke auch den Fürsten, der ein solches Churland besitzet, oder dessen Gesandten. Chur-Mainz hatte das Directorium auf dem Reichstage zu Regensburg, d. i. der Churfürst zu Mainz. Chur-Baiern erklärete u. s. f. das ist, der Gesandte der Churfürsten von Baiern.

Anm. Dieses Wort stammet von dem Verbo köhren, wählen, her, welches in den ältesten Zeiten nur choren geschrieben und gesprochen wurde. S. Köhren und Kiesen. In demHauptworte hat sich das ch, Trotz aller Versuche der Sprachlehrer und Kunstrichter, beständig erhalten; vermuthlich, weil es in der Bedeutung der Deutschen Königswahl in der Alemannischen Mundart jederzeit am häufigsten gebraucht worden. In vielen Städten heißt die Rathswahl noch jetzt die Chur oder Kühr, und in manchen Obersächsischen Dörfern ist die Kühr eine kleine Geldstrafe, die derjenige erlegen muß, der auf Erfordern des Richters bey der Zusammenkunst der Gemeine ausbleibet.


Churbrief (W3) [Adelung]


Der Churbrief, des -es, plur. die -e, an einigen Orten, die Innungsbriefe der Handwerker, vermuthlich weil sie durch eine freye Chur oder Kühr, d. i. Entschließung der theilhabenden Personen abgefasset werden.


Churerbe (W3) [Adelung]


Der Churerbe, des -n, plur. die -n, 1) Der Erbe eines Churfürstenthums, der älteste Prinz oder nächste Erbe eines Churfürsten; der Churprinz. 2) In manchen Gegenden ist der Churerbe der jüngste Erbe unter mehrern, weil er die Chur hat, d. i. das Recht, unter den Theilen der Erbschaft zu wählen.


Churfürst (W3) [Adelung]


Der Churfürst, des -en, plur. die -en, in dem Deutschen Staatskörper, ein Reichsfürst, welcher das Recht hatte, das Oberhaupt des Deutschen Reiches zu wählen. Es waren dieser Churfürsten neun, wovon drey geistliche, sechs aber weltliche Churfürsten waren. S. Chur.


Churfürstentag (W3) [Adelung]


Der Churfürstentag, des -es, plur. die -e, eine Versammlung der Churfürsten, über ihre und des Reiches Angelegenheiten zu berathschlagen; S. Tag.


Churfürstenthum (W3) [Adelung]


Das Churfürstenthum, des -es, plur. die -thümer, dasjenige Land, welches ein Churfürst besitzet. Das Churfürstenthum Hannover, Baiern u. s. f.


Churfürstenverein (W3) [Adelung]


Der Churfürstenverein, plur. die -e, in dem Deutschen Staatsrechte, einer Verein, oder Verbindung der Churfürsten unter einander.


Churfürstlich (W3) [Adelung]


Churfürstlich, adj. et adv. die Person eines Churfürsten betreffend, demselben gehörig. Die churfürstliche Tafel, die churfürstlichen Länder, die churfürstliche Würde. Ferner, der Würde eines Churfürsten gemäß, anständig. Einen churfürstlichen Staat machen.


Churgericht (W3) [Adelung]


Das Churgericht, des -es, plur. die -e, an einigen Orten, noch der Nahme eines besondern Gerichtes, dessen Richter und Beysitzer von dazu berechtigten Personen gekoren oder erwählet werden. So heißt zu Aachen noch dasjenige Gericht, welches über Todtschlag und Verwundungen richtet, das Churgericht, und die Beysitzer in demselben, Churscheffen oder Churschöppen. Durch das Urtheil dieses Gerichtes an seiner Ehre verletzet werden, wird daselbst verkühret werden genannt.


Churhaus (W3) [Adelung]


Das Churhaus, des -es, plur. die -häuser, ein fürstliches Haus, welches mit der churfürstlichen Würde bekleidet ist. Das Churhaus Sachsen, Brandenburg, Baiern u. s. f.


Churherr (W3) [Adelung]


Der Churherr, des -en, plur. die -en, an einigen Orten, Personen aus dem Rathe oder der Bürgerschaft, welche die übrigen Mitglieder des Rathes wählen, und durch den Churherreneid verpflichtet sind.


Churhut (W3) [Adelung]


Der Churhut, des -es, plur. die -hüte, ein mit Hermelin ausgeschlagener rother Hut, welcher ein Merkmahl der churfürstlichen Würde war.


Churland (W3) [Adelung]


Das Churland, des -es, plur. die -e, ein Land, auf welchem die churfürstliche Würde haftet. In weiterer Bedeutung wurden auch wohl alle Länder, welche ein Churfürst als Churfürst besaß, im Plural die Churlande genannt.


Churmantel (W3) [Adelung]


Der Churmantel, des -s, plur. die -mäntel, ein mit Hermelin gefütterter rother Mantel der Churfürsten.


Churmede (W3) [Adelung]


Die Churmede, S. Kurmede.


Churmeister (W3) [Adelung]


Der Churmeister, des -s, plur. ut nom. sing. zur Polizey gehörige obrigkeitliche Personen in der Reichsstadt Aachen, welche über das Bier, Leder u. s. f. gesetzet sind, so wie die Marktmeister die Aufsicht über das Brot, Fleisch, Korn, Fische u. s. f. haben.


Churnacht (W3) [Adelung]


Die Churnacht, plur. die -nächte, in einigen Städten, z. B. zu Straßburg, diejenige Nacht, in welcher die neuen Rathsherren gewählet werden.


Churprinz (W3) [Adelung]


Der Churprinz, des -en, plur. die -en, der älteste Prinz eines Churfürsten, welcher der nächste Erbe der Churwürde ist. In weiterer Bedeutung wurden zuweilen auch alle Prinzen eines Churfürsten Churprinzen, so wie dessen Prinzessinnen, Churprinzessinnen genannt.


Churscheffe (W3) [Adelung]


Der Churscheffe, oder Churschöppe, des -n, plur. die -n, S. Churgericht.


Churschwert (W3) [Adelung]


Das Churschwert, des -es, plur. die -er, dasjenige Schwert, welches das Ehrenzeichen der Chur Sachsen ist, wegen des Erzmarschallamtes, womit dieselbe beliehen ist. In dem Chursächsischen Wapen bestehet dieses Ehrenzeichen aus zwey kreuzweise gelegten Schwertern, welche alsdann die Churschwerter genannt werden.


Churwürde (W3) [Adelung]


Die Churwürde, plur. inus. die Würde eines Churfürsten, die churfürstliche Würde. Mit der Churwürde bekleidet werden.


Chymie (W3) [Adelung]


Die Chymie, plur. die -en. 1) Die Kunst oder Wissenschaft, natürliche Körper vermittelst des Feuers oder anderer Auflösungsmittel in ihre Bestandtheile aufzulösen, und diese zu neuen Producten zusammen zu setzen, ohne Plural; die Scheidekunst, welcher Ausdruck aber nur die eine Hälfte der chymischen Arbeiten ausdruckt. 2) Ein Lehrbuch, worin diese Wissenschaft vorgetragen wird, mit dem Plurale. Daher chymisch, adj. et adv. in dieser Wissenschaft gegründet; der Chymist, des -en, plur. die -en, der sie verstehet und ausübt; bey einigen ein Scheidekünstler.

Anm. Aus dem Lat. Chymia. Man hat dieses von je her von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich gieße, schmelze, abgeleitet, wovon nach dem in allen Sprachen gewöhnlichen Übergange eines Vocales in den andern - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, was gegossen oder geschmolzen ist, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Saft, Feuchtigkeit, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Vermischung, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, die Kunst, Säfte auszudrucken und zu bereiten, kommen, und wovon die spätern Griechen ihr - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und noch spätere, wie z. B. Suidas, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, die Chymie, und die Araber durch Vorsetzung ihres Artikels Alchymia gemacht haben; bis es dem Bochart einfiel, dieses Wort von dem Arabischen chema, verbergen, abzuleiten, so daß Chemia und Alchemia eine verborgene Kunst bedeuten sollen. So unerwiesen und gewagt diese Ableitung auch ist, so ist sie doch veschiedenen Neuern hinlänglich gewesen; eine Veränderung in der allgemein üblichen Schreibart dieses Wortes vorzunehmen und Chemie zu schreiben und zu sprechen; mit wie vielen Gründen wird jeder aus dem eben gesagten leicht selbst bestimmen können.


Cibebe (W3) [Adelung]


Die Cibebe, S. Cubebe.


Cichorie (W3) [Adelung]


Die "Cichorie", plur. inus. oder ohne Artikel "Cichorien", ein Nahme, unter welchem auch die "Wegewart" nebst ihrer Unterart der "Endivie" bekannt sind. S. diese Wörter. Aus dem Griech. und Latein. "Cichorium".


Cider (W3) [Adelung]


Der Cider, des -s, plur. inus. ein Nahme, womit man am häufigsten in Frankreich und England dasjenige Getränk zu belegen pfleget, welches durch die Gährung aus ausgepreßten Äpfeln und Birnen bereitet wird, Obstwein, Birnwein, Äpfelwein; aus dem Franz. Cidre; und Engl. Cyder. Indessen ist es ein altes Deutsches Wort, welches sich schon bey dem Tatian, wenigstens einigen Lesearten nach, befindet, und noch in einigen Ober-deutschen Gegenden Zitter lautet. Daher Cider-Essig, ein aus Birn- und Äpfelsaft bereiteter Essig.


Ciffer (W3) [Adelung]


Ciffer, S. Ziffer.


Cinnamet (W3) [Adelung]


Cinnamet, S. Zimmet.


Circular-Schreiben (W3) [Adelung]


Das Circular-Schreiben, des -s, plur. ut nom. sing. ein oder mehrere Schreiben einerley Inhaltes, welche an verschiedene Personen entlassen werden, sie von einerley Sache zu unterrichten, besonders wenn sie von einem Höhern erlassen werden; das Circulare, der Umlauf. Aus dem Latein. circularis.


Circuliren (W3) [Adelung]


Circuliren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, sich im Kreise bewegen, umlaufen, doch nur in der figürlichen Bedeutung dieser Ausdrücke. So circuliret das Blut in dem menschlichen Körper, wenn es sich beständig von den innern Theilen nach den äußern, und von diesen wieder nach den innern beweget. Das Geld circuliret, wenn es auch einer Hand in die andere gehet. Daher die Circulation, der Kreislauf. Aus dem mittlern Latein. circulare.


Cirkel (W3) [Adelung]


Cirkel, S. Zirkel.


Cisalien (W3) [Adelung]


Die Cisalien, singul. inus. in den Münzen, die abgeschnittenen Stücke von den Münzen, das Gekrätz; ingleichen verdorbene Gepräge, welche noch ein Mahl geschmelzet werden. Von dem Latein. caedo, caesum, weil die Münzen vor dem Prägen rund geschnitten werden. Das Franz. Cisailles bedeutet gleichfalls solche Abschnittlinge von dem Bleche.


Cise (W3) [Adelung]


Die Cise, plur. die -n, in den Münzen, der Münzstock, oder diejenige Maschine, mit welcher man ehedem aus freyer Hand prägete, und der Ort, wo sich dieselbe befindet. S. Cisalien.


Ciseliren (W3) [Adelung]


Ciseliren, verb. reg. act. aus dem Französ. ciseler, bey den Gold- und Silberarbeitern, erhabene Figuren in dem Silberbleche vermittelst des Bunzens und Hammers schlagen, treiben. Ciselirte Arbeit, getriebene.


Cisten-Rose (W3) [Adelung]


Die Cisten-Rose, plur. die -n, Diminut. das Cisten-Röschen, eine den Rosen ähnliche Pflanze, welche in Italien und Spanien wächset; Cistus, L. die Felsenrose.


Cisterne (W3) [Adelung]


Die Cisterne, plur. die -n, aus dem Latein. Cisterna, ein steinernes oder ausgemauertes Behältniß, worin das Regenwasser gesammelt und aufbehalten wird, vergleichen in den warmen Ländern sehr gewöhnlich sind. Cisternen-Wasser, welches in Cisternen gesammelt worden. In der Anatomie wird auch das gemeinschaftliche Behältniß des Nahrungssaftes und Aderwassers, die Cisterne, oder der Sammelkasten, Cisterna, genannt. Im Schwabenspiegel lautet dieses Wort Zinstern, und ist daselbst zugleich männlichen Geschlechtes.


Cisterzienser (W3) [Adelung]


Der Cisterzienser, des -s, plur. ut nom. sing. in der Römischen Kirche, ein Mönch von dem Cisterzienser-Orden, oder von dem Orden des heil. Bernhard, ein Bernhardiner, oder Bernhardiner-Mönch. Sie haben den Nahmen von ihrem vornehmsten Kloster, Cistertium in Burgund.


Cither (W3) [Adelung]


Cither, S. Zither.


Citiren (W3) [Adelung]


Citiren, verb. reg. act. aus dem Lat. citare und Franz. citer. 1) Kraft habender Gewalt, oder auf eine verbindliche Art, vorladen. So läßt der Richter die Parteyen citiren, vorladen, ihnen vor Gericht zu erscheinen befehlen. Geister citiren, durch Beschwörungsformeln zu erscheinen nöthigen. 2) + Anführen. Eine Stelle aus einem Buche citiren, anführen. Daher die Citation, plur. die -en, in beyden Bedeutungen, die Vorladung, Anführung.


Citronat (W3) [Adelung]


Der Citronat, des -es, plur. inus. eingemachte unreife Citronenschalen; aus dem Ital. Citronata. Zuweilen wird auch eine Art reifer Citronen, welche eine Grüne Farbe haben, nach dem Muster des Italiänischen, mit diesem Nahmen beleget; allein alsdann ist das Wort zugleich weiblichen Geschlechtes, die Citronate, plur. die -n.


Citrone (W3) [Adelung]


Die Citrone, plur. die -n, die Goldgelbe Frucht des Citronen-Baumes, besonders, wenn sie frisch zu uns gebracht wird, dagegen man die eingesalzenen Früchte dieser Art im Deutschen Limonien zu nennen pfleget. Der Citronen-Baum, Citrus, ist in den ehemaligen Medien zu Hause, daher die Alten dessen Früchte auch Mala Medica nannten. Er wurde durch die Perser nach Athen, und von da nach Italien gebracht, wo er jetzt sehr häufig wächset. Zu Virgils Zeiten war es noch ein sehr rarer Baum, und zu des Plinii Zeiten wußte man ihn noch nicht aus dem Samen zu ziehen, sondern man mußte die Stämme aus fremden Ländern hohlen. Der Nahme ist vermuthlich morgenländisch, denn in Malabar wird eine gewisse Art Citronen noch jetzt Kidharen und Kitaraen genannt. S. Limonie und Pomeranze.


Citronen-Brot (W3) [Adelung]


Das Citronen-Brot, des -es, plur. inus. eine Art Zuckergebackenes, zu welchem die äußern Schalen der Citronen auf Zucker abgerieben werden.


Citronengelb (W3) [Adelung]


Citronengelb, adj. et adv. den Citronen an Farbe gleich.


Citronen-Muß (W3) [Adelung]


Das Citronen-Muß, des -es, plur. inus. in den Küchen, ein Muß, welches aus Zucker, Wein, Eyerdottern und Citronen bereitet wird.


Citronen-Wein (W3) [Adelung]


Der Citronen-Wein, des -es, plur. inus. Wein der mit Citronensaft und Zucker vermengt worden.


Citrulle (W3) [Adelung]


Die Citrulle, plur. die -n, ein Nahme der Wasser-Melonen, aus dem Ital. Cedriuolo, und Franz. Citrouilles, S. Wassermelone.


Civil (W3) [Adelung]


Civil, adj. et adv. welches nur in verschiedenen Zusammensetzungen üblich ist, und alsdann so viel als bürgerlich bedeutet. Die Civil-Obrigkeit, die bürgerliche Obrigkeit, im Gegensatze der Militär-Obrigkeit; der Civil-Bediente, eine obrigkeitliche Person in Civil-Sachen, im Gegensatze der Militär-Bedienten u. s. f.


Civilisiren (W3) [Adelung]


+ Civilisiren, verb. reg. act. aus dem Franz. civiliser, gesittet machen. Civilisirte Völker, gesittete.


Ck (W3) [Adelung]


Ck, ein doppelter Buchstab, welcher die Stelle des kk vertritt, und daher auch nur alsdann gesetzt wird, wenn die Aussprache das k wirklich doppelt hören lässet. Dieses geschiehet aber alle Mahl nach einem geschärften Vocal, wenn vor dem k kein anderer Mitlauter vorher gehet. Decke, Backe, drücken, lecken, strecken, hacken, Sack, Schluck, Speck, erfordern so wohl in der Aussprache als Schreibart ein doppeltes k, folglich ein ck. Dagegen nach einem gedehnten Vocal; oder wenn ein Mitlauter vor dem k hergehet, dieses auch nur einfach gesprochen und geschrieben wird, wie in Haken, Laken, Zank, zanken, Volk, trinken u. s. f.Es fragt sich nur, wie diejenigen Sylben getheilet werden müssen, in welchen ein ck vorkommt. Da dieses ein wirklicher doppelter Buchstab ist, so müßte so wohl der grammatischen Regel, als auch der Aussprache zu Folge, die eine Hälfte zur vorher gehenden, die andere aber zur folgenden Sylbe gezogen werden.Man müßte also theilen Dec-ke, lec-ken. Allein, da das c am Ende einer Sylbe im Deutschen ungewöhnlich ist, so behält man es am liebsten ungetheilt zur ersten Sylbe; Deck-e S. die Orthographie, wo auch die Ursache angegeben ist, warum alle bisherige Versuche, statt des ck ein kk einzuführen, keinen Beyfall gefunden haben.


Clarett (W3) [Adelung]


Der Clarett, des -es, plur. inus. 1) Ein noch am häufigsten in Niedersachsen übliches Wort, einen gemachten oder gewürzten Wein anzudeuten, dergleichen Kirschwein, Schleenwein u. s. f. ist; in welcher Bedeutung Claratum und Claretum schon in dem Lateine der mittlern Zeiten vorkommt. S. Hippokras. 2) Ein blaßrother, besonders Französischer Wein; aus dem Franz. Clairet, ein Bleicher.


Classe (W3) [Adelung]


Die Classe, plur. die -n, aus dem Latein. Classis, die Ordnung, nach welcher die Dinge, in Ansehung gewisser gemeinschaftlicher Eigenschaften eingetheilet werden, und diese Dinge einer Art selbst. So theilen die neuern Schriftsteller des Pflanzenreiches die Pflanzen in Classen, die Classen in Ordnung, und diese in Geschlechter. Ein Ungeheuer ist er, würdig zu der niedrigsten Classe der Bösewichter verstoßen zu werden. Besonders ist dieses Wort in den Schulen gebräuchlich, die Ordnung der Schüler nach ihren Fähigkeiten zu benennen, da denn auch wohl das Zimmer, in welchem sich jede Ordnung versammelt, eine Classe genannt wird. Die erste, die zweyte Classe u. s. f.


Classisch (W3) [Adelung]


Classisch, adj. et adv. 1) In seiner Art vortrefflich, so daß es andern zum Muster und zur Richtschnur dienen kann; am häufigsten von den Producten des Geistes. Ein classischer Schriftsteller, der in seiner Wissenschaft der vornehmste ist, darin andern zur Richtschnur dienet. 2) In engerer Bedeutung sind classische Schriftsteller, welche die Regeln des Schönen, so wohl in Rücksicht auf die Gedanken, als auf den Ausdruck auf das genaueste befolgen, und in so fern andern zum Muster dienen, dergleichen Schriftsteller man auch wohl Classiker zu nennen pflegt. Ein classischer Geschmack, der den möglichsten Grad der Richtigkeit und Feinheit hat.

Anm. Aus dem Lat. classicus, nicht so fern als dergleichen Schriftsteller in den Schul-Classen gelesen werden, sondern weil in dem alten Rom die obern Classen der Einwohner vorzugsweise classici hießen, zum Unterschiede von den proletariis, oder den Gliedern des gemeinen Volkes.


Claus (W3) [Adelung]


Claus, Clause, S. Klaus, Klause.


Clausel (W3) [Adelung]


Die Clausel, plur. die -n, aus dem Lat. clausula, ein kurzer Satz, wodurch etwas erkläret, erweitert, und besonders eingeschränket wird. Daher clausuliren, mit solchen Einschränkungen versehen.


Clausur (W3) [Adelung]


Die Clausur, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. Clausura von claudere. 1) In der Römischen Kirche bey einigen Mönchsorden, die Verbindlichkeit, in ihrem Kloster und Zellen eingeschlossen zu bleiben und alle menschliche Gesellschaft zu fliehen. Die Clausur beobachten, halten, dergleichen die Carthäuser und noch einige andere strenge Orden thun müssen. 2) Das Gesperre oder das Beschläge an den Büchern. Daher der Clausur-Macher, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Gürtler, die die Clausuren zu den Büchern verfertigen. 3) Ein Ohr in einem Buche; welches im verächtlichen Verstande ein Eselsohr genannt wird.


Clavicymbel (W3) [Adelung]


Das Clavicymbel, des -s, plur. ut nom. sing. ein musikalisches Saiten-Instrument, eine Art des Claviers, wo die Saiten von Rabenkielen berühret werden; Ital. Clavicembalo, Franz. Clavecin.


Clavier (W3) [Adelung]


Das Clavier, des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Clavier, und dieß von dem Latein. clavus, ein Nagel. 1) Bey den Tuchmachern und Tuchscherern, die eisernen Häkchen an den Tuchrahmen, woran die Tücher eingehenket werden, um sie zu einer gleichen Breite zu ziehen. 2) Ein musikalisches Saiten-Instrument, welches durch Claves, worin sich eiserne oder messingene Stifte befinden, geschlagen wird. Die ähnliche Theil an den Orgeln, vermittelst dessen die Orgel gespielet wird, führet gleichfalls den Nahmen eines Clavieres, und in dieser Bedeutung kommt das Latein. Clavile bey dem Carpentier schon im funfzehnten Jahrhunderte vor.


Clerisey (W3) [Adelung]


Die Clerisey, plur. inus. ein Collectivum, die sämmtlichen Geistlichen eines Ortes oder eines Landes auszudrucken, besonders in der Römischen Kirche; die Geistlichkeit. Der Bischof empfing den König an der Spitze seiner Clerisey, seiner Geistlichen. Die regulirte Clerisey, die sämmtlichen Mönche, im Gegensatze der weltlichen Clerisey, die außer den Klöstern labt. Aus dem Latein. Clerus, Franz. Clerge.


Client (W3) [Adelung]


Der Client, (zweysylbig,) des -en, plur. die -en, Fäminin. die Clientinn, aus dem Lat. cliens. 1) Derjenige, dessen Sache ein Advokat führet, der sich der Fürsprache eines Advocaten überläßt. 2) In weiterer Bedeutung, ein jeder, welcher eines Höhern Schutz oder Fürsprache sucht.


Cloak (W3) [Adelung]


Die Cloak, plur. die -en, aus dem Lat. Cloaca, ein Ort, wo sich die Unreinigkeiten aus den Häusern sammeln, ingleichen der verdeckte Canal, durch welchen sie abgeleitet werden; oft auch das heimliche Gemach selbst. Unsere Deutschen Mundarten sind reich genug an einheimischen Wörtern diesen Begriff auszudrucken, daher man dieses ausländischen Wortes nicht bedarf. So fern durch Cloak ein Canal zur Ableitung der Unreinigkeiten verstanden wird, heißt sie in Wien eine Mehrung, in Obersachsen eine Schleuße, in Schwaben eine Dohle, oder Dolle, bey dem Pictorius ein Ehgraben, in Straßburg die Lache, in dem 1514 gedruckten Deutschen Livius Tobel, in einem Oberdeutschen Vocabulario von 1482 die Burgstraße, u. s. f. So fern es aber nur eine Grube zur Sammlung der Unreinigkeiten ist, heißt sie eine Schwindgrube, in der niedrigen Mundart eine Schundgrube, im Nieders. eine Göringe. In einem 1477 gedruckten Deutsch-latein. Vocabular. Wird tristiga durch eyn volger oder schande, vel cloaca, übersetzt.


Clubb (W3) [Adelung]


Der Clubb, des -s, plur. die -s, eine Gesellschaft mehrerer Personen zu einer gewissen Absicht; ein erst in den neuesten Zeiten ohne alle Roth aus dem Engl. Club erborgtes Wort.


Clystier (W3) [Adelung]


Clystier, S. Klystier.


Cochenille (W3) [Adelung]


Die Cochenille, (sprich Coschenille,) plur. die -n, ein Insect, welches zu dem Geschlechte der Schildläuse, Coccus, L. gehöret, und wenn es gedörret worden, die theure Farbe gibt, womit die Färber Carmesin und Scharlach färben. Wenn von diesem gedörreten Insecte die Rede ist, wird das Wort als ein Collectivum ohne Plural gebraucht. Die echten Cochenillen kommen aus Mexiko, wo sie sich aus einem Gewächs Cactus cochenillifer, L. aushalten. Man findet deren aber auch in Pohlen und Deutschland an andern Gewächsen, da sie denn Pohlnischer Kermes und Johannisblut genannt werden; S. diese Wörter. Der Nahme ist Franz. Cochenille, welches das Diminut. von dem Latein. Coccus ist, gleichsam Coccinula. In den gemeinen Deutschen Mundarten lautet dieses Wort oft nur Gutzenellen.


Cocos-Baum (W3) [Adelung]


Der Cocos-Baum, des -es, plur. die -Bäume, eine Art Palmbäume, welche in Ostindien in großer Menge wächset, und dessen Frucht die Cocos-Nüsse sind, welche den Einwohnern, so wie alle Theile des Baumes, überaus nützliche Dienste leisten. Das Cocos-Öhl, ein durchsichtiges und süßes Öhl, welches manerhält, wenn man die Schale dieser Nuß in Wasser kocht, und das Wasser abdunsten lässet, oder die reifen Kerne presset.


Cofent (W3) [Adelung]


Der Cofent, S. Kofent.


Coffee (W3) [Adelung]


Coffee, S. Kaffeh.


Cölestiner (W3) [Adelung]


Der Cölestiner, des -s, plur. ut nom. sing. ein Mönch aus dem Cölestiner-Orden. Diese Mönche sind weiter nichts als reformirte Bernhardiner, welche der Papst Cölestin der Fünfte im Jahre 1244 reformirte, daher sie auch nach ihm benannt worden.


Colibrit (W3) [Adelung]


Der Colibrit, des -en, plur. die -en, oder das Colibritchen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Amerikanischer Vogel, welcher der kleinste unter allen Vögeln, und wegen seiner schönen bunten Federn ein kleines Wunder der Natur ist. Er ist zuweilen kaum einen Zoll lang, und hat seine Nahrung von dem in den Blumen befindlichen Honige, welchen er, in der Luft schwebend, an sich saugt, daher er auch Honigsauger genannt wird; Mellisuga, Kl. Einige Arten dieses Vogels werden von dem klein zu dem Baumklettern gerechnet.


Colik (W3) [Adelung]


Colik, S. Kolik.


Collationiren (W3) [Adelung]


Collationiren, verb. reg. act. aus dem mittlern Latein. collationare, vergleichen, gegen einander halten. Eine Abschrift mit dem Originale collationiren. Besonders bey den Buchdruckern, Buchhändlern und Buchbindern, die Bogen eines ungebundenen Buches nach der Signatur untersuchen, um zu erfahren, ob es vollständig ist, und die Bogen in der gehörigen Ordnung liegen.


Collecte (W3) [Adelung]


Die Collecte, plur. die -n, aus dem Latein. colligere, und dem mittlern Latein. Collecta. 1) Die Einsammlung der freywilligen oder befohlnen Gaben, und diese Gaben selbst. Besonders die Einsammlung freywilliger Gaben, und dasjenige was gegeben wird. Eine Collecte sammeln. Daher das im gemeinen Leben übliche Zeitwort collectiren, so wohl eine Collecte sammeln, als auch active, die Unterthanen collectiren, d. i. sie besteuern, ihnen eine Abgabe anbefehlen. Eine Collecten-Leiche, an einigen Orten, eine Leiche, bey welcher die Leichenbegleiter nur in die Kirche gehen, einige Gebethe thun, und etwas für die Armen opfern. 2) In der Römischen Kirche, ein Gebeth, welches bey der Messe nach der Opferung gesprochen wird. Daher auch in einigen protestantischen Kirchen, ein Gebeth, welches bey der Austheilung des Abendmahles gesprochen wird. S. des du Fresne Glossar. v. Collecta.


College (W3) [Adelung]


Der College, des -n, plur. die -n, aus dem Latein. Collega, ein Amtsgenoß, Amtsbruder, Berufsgefährte.


Collegial (W3) [Adelung]


Collegial, adj. et adv. welches aus dem mittlern Latein. collegialis entlehnet, und nur in einigen Zusammensetzungen üblich ist. Die Collegial-Kirche, ecclasia collegialis, welche von Canonicis bedienet wird, an welcher sich ein Collegium von Canonicis befindet, die aber keinen Bischof, sondern nur einen Propst oder Dechanten zum Haupte haben, wodurch sie sich von einer Kathedral-Kirche unterscheiden, deren Haupt alle Mahl ein Bischof ist; eine Stiftskirche, ehedem auch ein niederes Stift, oder Niederstift. Durch die Canonicos wird sie von den gemeinen Pfarrkirchen unterschieden. Die Collegial-Kirchen heißen auch Collegial-Kirchen, nach dem Latein. Ecclesia collegiata.


Collegium (W3) [Adelung]


Das Collegium, des -gii, plur. die -gia, eine jede Versammlung oder Gesellschaft gleicher Personen, diese Personen selbst als ein Ganzes betrachtet, und der Ort, wo sich dieselben versammeln. Das churfürstliche, das fürstliche Collegium, auf dem Reichstage zu Regensburg. Das Cabinetts-Collegium, Kammer-Collegium, Justiz-Collegium u. s. f. an den Höfen, die Cabinetts-Räthe, Kammer-Räthe, Justiz-Räthe u. s. f. als ein Ganzes betrachtet, deren Versammlung und der Ort wo sie zusammen kommen. Das Schul-Collegium, das Kirchen-Collegium, die sämmtlichen an einer Schule oder Kirche befindlichen Lehrer, Geistlichen und Aufseher. Das Raths-Collegium u. s. f. Auf Universitäten ist Collegium, nicht nur die Zusammenkunft der Studirenden, den Unterricht eines Lehrers zu hören, sondern auch ein mit Einkünsten versehenes Gebäude, worin die lehrenden und lernenden wohnen, und worin Unterricht in den Künsten und Wissenschaften ertheilet wird. In diesem Verstande heißen die Jesuiten ihre Schulen Collegia. Ja der Vortrag des Lehrers selbst bekommt sehr oft diesen Nahmen. Daher, ein Collegium lesen, nachschreiben, u. s. f. Latein. Collegium.


Collett (W3) [Adelung]


Das Collett, des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Collet, und Ital. Colletto, und dieß von Collum, der Hals. 1) Derjenige Theil der Kleidung, der um den Hals gehet; das Koller. In dieser Bedeutung sagt man nur noch im gemeinen Leben, jemanden bey der Collette fassen. 2) Eine enge kurze lederne Weste der Reiter, eigentlich ohne, oft aber auch mit Ärmeln; vermuthlich, weil sie anfänglich nur zur Bedeckung des Halses dienete; S. Koller.


Colochinte (W3) [Adelung]


Colochinte, S. Coloquinthe.


Colon (W3) [Adelung]


Colon, S. Kolon.


Colonie (W3) [Adelung]


Die Colonie, (dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig,) ein Ort, der von Ausländern angebauet worden; eine Pflanzstadt, Pflanzung, dergleichen die Engländischen Colonien in Amerika sind. Ingleichen diejenigen Einwohner, welche sich an einem fremden Orte niederlassen, als ein Ganzes betrachtet; das Pflanzvolk. Eine Colonie in ein Land schicken. Die Französische Colonie zu Leipzig, zu Berlin u. s. f. die Franzosen, welche sich an diesen Orten niederlassen haben. Daher der Colonist, des -en, plur. die -en, das Mitglied einer Colonie, ein fremder Anbauer; im Oberdeutschen ein Ansiedler. Aus dem Latein. Colonia, welches anfänglich bloß eine Meierey, einen Bauerhof bedeutete.


Colophonium (W3) [Adelung]


Das Colophonium, des -nii, plur. car. ein Harz, welches aus dem Terpenthin durch Kochen erhalten wird; Spiegelharz, Griechisches Pech, weil es zuerst aus Griechenland kam, Geigenharz, weil die Bogen der Geigen damit bestrichen werden. Dem Plinius zu Folge hat es seinen Nahmen von der Stadt Colophone in Jonien, woher es anfänglich gebracht wurde. In den Ungarischen Bergwerken nennet man auch die Blende wegen einiger Ähnlichkeit Colfon.


Coloquinthe (W3) [Adelung]


Die Coloquinthe, plur. die -n, eine Art ausländischer Gurken, wovon man in den Apotheken nur die geschälte und getrocknete Frucht mit ihren Kernen bekommt. Das Mark der Frucht hat einen überaus bittern Geschmack, und verursacht ein heftiges Erbrechen und Purgiren; Colocynthis, L. Ital. Coloquintida. Da ging einer aufs Feld und fand wilde Ranken und las davon Colochinten u. s. f. 2 Kön. 4, 39.


Colorit (W3) [Adelung]


Das Colorit, S. Farbengebung.


Coloß (W3) [Adelung]


Der Coloß, S. Koloß.


Columne (W3) [Adelung]


Die Columne, plur. die -n, aus dem Latein. Columna, eine Säule, bey den Buchdruckern, die Seite eines gedruckten Blattes. Gespaltene Columnen, die in zwey oder mehr Spalten von oben herunter getheilet sind.


Comet (W3) [Adelung]


Comet, Comisch, Comma, S. in K.


Commando (W3) [Adelung]


Das Commando, des -s, plur. -s, aus dem Italiän. 1) Das Recht andern zu befehlen, besonders im Kriege, und ohne Plural. Das Commando haben, unter jemandes Commando stehen. 2) Ein zu einer gewissen Verrichtung abgeschickter kleiner Haufen Soldaten. Ingleichen die Bestimmung einessolchen Haufen. Auf Commando gehen. Daher commandiren, befehlen, besonders bey den Soldaten.


Commendant (W3) [Adelung]


Der Commendant, des -en, plur. die -en, von dem Franz. Commendant, der oberste Befehlshaber in einer Festung, der alles, was den Dienst einer Besatzung, die Unterhaltung der Festungswerke, und die Vertheidigung des Ortes betrifft, anzuordnen hat.


Commende (W3) [Adelung]


Die Commende, plur. die -n, aus dem mittlern Lat. Commenda, von commendare, anvertrauen, leihen, in eines. Schutz geben. In der Römischen Kirche: 1) eine geistliche Pfründe, so fern der Genuß derselben; und auch die Pfründe selbst, einem Weltlichen auf Lebenszeit übertragen wird, oder auch eine reguläre Pfründe, wenn sie einem Weltgeistlichen anvertrauet wird. 2) Die Pfründe eines Ordensritters oder Ritterordens, S. Commenthurey. 3) Zuweilen auch ein Leben oder eine Stiftung zur Unterhaltung des Gottesdienstes auf einem Altare.


Commentchen (W3) [Adelung]


Das Commentchen, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, eine kleine flache Schüssel, Saußen darin aufzutragen, ingleichen ein kleiner flacher unter halb runder Becher, auf reisen daraus zu trinken. Vermuthlich ist dieß Wort aus irgend einer fremden Sprache hergenommen worden; aber im Grunde ist es doch Deutsch. das Nieders. Kumm, Kump, und Holländ. Komme, bedeutet eine tiefe Suppenschüssel, und Spülkumpf den tiefen Spülnapf zu den Theeschalen. Das Diminut. Kumpken, Holländ. Kommeken, und das Hochdeutsche Commentchen bedeuten also einen kleinen Kump. S. Kump.


Commenthur (W3) [Adelung]


Der Commenthur, des -s, plur. die -e, in den geistlichen Ritterorden, ein Ritter, welcher eine Ordenspfründe verwaltet, ein Befehlshaber, der die Güter des Ordens verwaltet; ein Gebiethiger, in mittlern Lateine Commendarius, Commendator. Daher das Haus-Commenthur, ein solcher Ritter, der einem Ordenshause vorgesetzet ist; der Land-Commenthur, der den Commenden einer ganzen Provinz vorstehet, und einer von den Capitularibus ist, welche den Großmeister wählen. S. Balley. Im gemeinen Leben wird dieses Wort oft in Comter und Comthur zusammen gezogen, älterer Verstümmelungen zu geschweigen.


Commenthurey (W3) [Adelung]


Die Commenthurey, plur. die -en, die Pfründe oder Commende eines geistlichen Ordensritters, das Gebieth, worüber derselbe bestellet ist.


Commercium (W3) [Adelung]


Das Commercium, des -cii, plur. die -cia, oder Commerzien, ein sehr ohne Roth aus dem Latein. Commercium entlehntes Wort, die Handlung und das Handlungswesen auszudrucken. Daher der Commerzien-Rath, des -es, plur. die -Räthe, ein fürstlicher Rath, der für die Aufnahme des Handlungswesens zu sorgen hat, oft aber auch weiter nichts ist, als ein Hof-Factor, der für die Anschaffung der Bedürfnisse des Hofes Sorge träget, und alsdann zuweilen auch Commerzien-Commissarius heißt; Commerzien-Collegium, oder Commerz-Collegium, ein Collegium, welches aus Commerzien-Räthen bestehet, und auch wohl collective der Commerzien-Rath genannt wird, u. s. f. Die Abkürzung, das Commerz, ist hart und widrig.


Commiß (W3) [Adelung]


Commiß, ein nur in Zusammensetzung übliches Wort, von solchen Dingen, deren Lieferung oder Verfestigung in Menge andern aufgetragen oder in Commission gegeben wird, besonders für die Truppen. Commiß-Hemden. Commiß-Schuhe, Commiß-Strümpfe, Commiß-Band u. s. f. für die Soldaten. Commiß-Brot, Commiß-Mehl, grobes Brot und Mehl für die Soldaten.


Commissär (W3) [Adelung]


Der Commissär, des -s, plur. die -e, nach dem Französ. Commissaire, oder der Commissarius, des -rii, plur. die -rii, oder Commissarien, nach dem Lateinischen, überhaupt ein jeder, dem ein Geschäft von dem andern aufgetragen ist. Besonders, jemand, den ein Oberherr an seine Unterthanen schickt, ein Geschäft bey denselben auszurichten. Oft sind es auch beständige Würden, die die Besorgung eines gewissen Geschäftes mit sich führen, welches in der Zusammensetzung näher bestimmt wird. Daher Gränz-Commissarius, Marsch-Commissarius, Kriegs-Commissarius, Kammer-Commissarius, Post-Commissarius, Proviant-Commissarius u. s. f. In einigen Gegenden, z. B. in dem ehemaligen Pohlnischen Preußen ist Commissarius ein Unterrichter in Rechtssachen.


Commissariat (W3) [Adelung]


Das Commissariat, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Lateinischen, die sämmtlichen Commissarii einer Armee, welche die Lebensmittel und Lieferung 0anderer Bedürfnisse zu besorgen haben; ingleichen der Ort, wo sie sich nebst den Lebensmitteln u. s. f. befinden. Daher das Commissariat-Wesen, der Commissariat-Medicus, der Commissariat-Wagen u. s. f.


Commiß-Fahrer (W3) [Adelung]


Der Commiß-Fahrer, des -s, plur. ut nom. sing. im Seekriege, ein Seefahrer, der Commission, d. i. Auftrag, Vollmacht hat, auf feindliche Schiffe zu kreuzen; ein Caper, Armateur.


Commission (W3) [Adelung]


Die Commission, plur. die -en, aus dem Franz. Commission, und mittlern Latein. Commissio. 1) Die Vollmacht, Gewalt, die man jemanden gibt, ein Geschäft auszurichten, der Auftrag, ohne Plural. Jemanden Commission geben, etwas zu verrichten. 2) Das aufgetragene Geschäft selbst. Viele Commissionen auf sich haben. 3) Diejenigen Personen, welche von einem Höhern zur Ausrichtung eines Geschäftes abgeschickt worden, oder auch mehrere solcher Personen, als ein Ganzes betrachtet. Sich eine Commission ausbitten.


Commissionär (W3) [Adelung]


Der Commissionär, des -s, plur. die -e, oder -s, aus dem Franz. Commissionaire, wie Commissarius, nur daß Commissionär, mehr unter Privatpersonen, unter Personen gleiches Standes üblich ist.


Commode (W3) [Adelung]


Die Commode, plur. die -n, ein Hausrath, welcher zugleich die Stelle eines Tisches und eines Schrankes mit Schubladen vertritt; aus dem Franz. Commode, wegen der Bequemlichkeit dieser Französischen Erfindung.


Communicant (W3) [Adelung]


Der Communicant, des -en, plur. die -en, Fämin. die Communicantinn, eine Person, welche das Abendmahl empfängt. S. das folgende.


Communiciren (W3) [Adelung]


Communiciren, verb. reg. aus dem mittlern Latein. communicare. 1) Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, das Abendmahl empfangen. 2) Ein Activum, das Abendmahl reichen. Jemanden communiciren. S. des du Fresne Glossar.


Communion (W3) [Adelung]


Die Communion, plur. inus. aus dem mittlern Lateine Communion. 1) Die Gemeinschaft, gemeinschaftlicher Besitz, im gemeinen Leben. 2) Das Abendmahl und dessen Austheilung. Communion halten, dasselbe austheilen. Zur Communion gehen, dasselbe zu empfangen.


Comödiant (W3) [Adelung]


Comödiant, Comödie, S. in K.


Compagnie (W3) [Adelung]


Die Compagnie, (sprich Companie, dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig) aus dem Franz. Compagnie. 1) die Zusammenkunft zweyer oder mehrerer, sich zu unterhalten, und zu belustigen, und dergleichen Personen selbst; in beyden Fällen nur im gemeinen Leben. In Compagnie gehen. Eine lustige Compagnie, Gesellschaft. 2) Die Gemeinschaft der Absichten, Handlungen, Güter, und die daraus entstehende Verbindungen; ohne Plural, und auch nur in gemeinen Leben. Mit jemanden Compagnie machen, einerley Verrichtung mit ihm unternehmen, einerley Weg mit ihm antreten, mit zu einer gewissen Absicht in Verbindung treten. Ich will ihnen Compagnie leisten, sagt man, wenn man einerley Weg mit dem andern zurück zu legen hat. Ingleichen diejenigen Personen, welche sich zu einer-ley Absicht verbinden, besonders in Handlungssachen. Eine Handlungs-Compagnie. Die Ostindische Compagnie u. s. f. 3) Im Kriegswesen, eine gewisse Anzahl Fußvolk, welcher ein Capitän vorgesetzet ist. Bey der Reiterey heißt im Deutschen eine Compagnie gemeiniglich eine Escadron oder Schwadron. Daher die Compagnie-Gasse, in einem Lager, die Gasse zwischen zwey Reihen Zelter der gemeinen; der Compagnie-Zimmermann, Compagnie-Feldscherer u. s. f. die bey einer Compagnie Soldaten Dienste leisten. Compagnia und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, kommen schon in den mittlern Lat. und Griech. von einem kleinen Haufen Soldaten von hundert Mann vor. S. des du Fresne Glossar. In dem Salischen Gesetze bedeutet Companium so viel als Contubernium.

Anm. Dieses Wort hat einerley Schicksal mit so vielen andern gehabt, welche die Franzosen von uns bekommen, und sie uns nachmahls, auf ihre Art zugestutzt, wieder zurück gegeben haben. Kompan, Kumpan, ist ein altes deutsches Wort, welches einen Gefährten, einen Amts- oder Arbeitsgenossen, einen Gesellschafter andeutet, und noch nicht ganz veraltet ist. Die Raths-Kumpane, oder Mitglieder des Rathes, kommen in den mittlern Zeiten häufig vor. Bey einigen Handwerkern heißt ein Innungsglied, oder zünftiger Meister noch jetzt ein Kompe oder Kumpe. Im Nieders. bedeutet Kumpaan, Kump, im Engl. Chum, im Schwed. und Isländ. Kompan, einen jeden Camerad, Collegen, und Kumpanschaft consortium. In den Bergwerken, besonders auf dem Harze ist Kombe oder Kompe ein Bergknappe, der mit einem andern zugleich auf einer Grube arbeitet, und in Thüringen nennet eine Magd ihre Mitmagd, ihre Kumpersche, dagegen im Schwed. Komperska ein Schimpfwort auf ein zänkisches Weibesbild ist. Da nun wohl nicht glaublich ist, daß unsere gemeinen Mundarten dieses Wort aus dem Franz. Compagnon, oder wie es ehedem lautete, Compain, entlehnet haben sollten: so ist auch leicht zu sehen, was von den Ableitungen dieses Wortes zu halten ist, die dabey keine andere als fremde Sprachen zu Hülfe nehmen. Henricus Stephanus leitete es von Benna, eine Art Gallischer Wagen, her, S. Benne, und erklärete es durch Reisegefährten; Nicot und Menage von Panis, Franz. Pain, die einerley Brot essen; Lipsius von combinare; Acarisius von Compages; du Fresne von pagus, Leute die aus einerley pago sind, Compagani, welches Wort in einer alten Aufschrift bey dem Gruter vorkommt; anderer zu geschweigen. Mehrern Beyfall verdient Frisch, der das veraltete Kume, Hülfe, Beystand, für das Stammwort hält.


Compaß (W3) [Adelung]


Der Compaß, des -sses, plur. die -sse, eine Magnetnadel mit ihrer Einfassung. Aus dem Ital. Compasso. Ein See-Compaß, wie er auf den Schiffen gebraucht wird. Frisch leitet dieses Wort von dem lat. Compassus her, weil der Compaß zuerst die sichere Fahrt zur See gelehret habe. Aus dem Carpentier erhellet, daß Compasso im Ital. ehedem auch von einer Seekarte gebraucht worden. Wenn im mittlern Lateine Compassus, im Franz. Compas, im Span. Compas, im Engl. Compass, und im Ital. Compasso, einen Zirkel bedeuten, so wird mit dieser Benennung wohl zunächst auf die Gleichheit der Füße gesehen.


Compaß-Häuschen (W3) [Adelung]


Das Compaß-Häuschen, des -s, plur. ut nom. sing. auf den Schiffen, der kleine Schrank vor der Kajüte, gegen den Besansmast, in welchem sich der Compaß befindet.


Compaß-Rose (W3) [Adelung]


Die Compaß-Rose, plur. die -n, eine runde Zeichnung, auf welcher die 32 Compaß- oder Windstriche vorgestellet sind, welche aus einem gemeinschaftlichen Puncte heraus gehen, wodurch sie denn einige Ähnlichkeit mit einer Rose verursachen; die Windrose.


Compaß-Strich (W3) [Adelung]


Der Compaß-Strich, des -es, plur. die -e, einer von den 32 Windstrichen, die auf dem Compasse bemerket sind. Jeder Hauptstrich hält vier Compaßstriche, ein Halbstrich zwey, und ein Viertelstrich einen. S. Strich.


Compliment (W3) [Adelung]


Das Compliment, des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Compliment, eigentlich eine Verbeugung aus Ehrfurcht oder Hochachtung. Ein Compliment machen. In weiterer Bedeutung, ein Gruß mit einer Verbeugung. Ich habe ihnen noch nicht mein Compliment gemacht. In noch weiterem Sinne, ein jeder Gruß. Mein Bruder Läßt ihnen fein Compliment machen. Ferner, eine kurze Anrede bey feyerlichen Gelegenheiten, zur Bezeigung seines Antheiles. Einem Feldherren wegen einer gewonnenen Schlacht ein Compliment machen. Ein Compliment-Brief, ein Glückwünschungs-Compliment u. s. f. In noch weiterer Bedeutung werden alle äußerliche Bezeigungen der Hochachtung und Höflichkeit im Gesellschaftlicher Leben Complimente genannt; da denn das Wort zuweilen auch in einem nachtheiligen Verstande von dem Überflusse solcher Bezeigungen gebraucht wird. Alle Complimente bey Seite setzen. Ohne Complimente. Ja oft im Gegensatz der thätigen Erweisung seiner Achtung. Es war nur ein Compliment.

Anm. Es ist bekannt, daß dieses Wort erst mit den Französischen Sitten in unsere Sprache gekommen ist, welche bey der einfältigen Redlichkeit und Ausrichtigkeit unserer Vorfahren nicht einmahl ein gleich bedeutendes Wort aufzuweisen hat. Kaisersberg nennet die Complimente Hofworte. Daß der Französische Ausdruck schon vor der Mitte des vorletzten Jahrhundertes im Deutschen müsse eingeführet gewesen seyn, erhellet aus dem 1643 gedruckten unartigen Sprachverderber.


Complott (W3) [Adelung]


Das Complott, des -es, plur. die -e, eine geheime Verbindung zu Begehung eines Verbrechens, und diejenigen Personen, welche sich auf solche Art verbinden; aus dem Franz. Complot.


Compost (W3) [Adelung]


Compost, S. Komst.


Concept (W3) [Adelung]


Das Concept, des -es, plur. die -e, der erste schriftliche Entwurf einer Sache, ein schriftlicher Aufsatz. Das Concept von einer Predigt. Ein Concept von etwas machen. Aus dem Concepte kommen, in der Rede stecken bleiben. Einem das Concept verrücken, die Ordnung seiner Gedanken stören, seine Absicht, sein Vorhaben vereiteln. Daher, das Concept-Papier, eine Art geringern Schreibepapieres, Concepte oder die ersten Entwürfe darauf zu schreiben. Von dem Lat. concipere, conceptum. Wenn der Concept, Im männlichen Geschlechte, zuweilen von einem Begriffe, Gedanken gebraucht wird, so stammet es zunächst von Conceptus her.


Concert (W3) [Adelung]


Das Concert, des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Concert, und Ital. Concerto, überhaupt eine jede Musik von mehrern, wo mehrere zugleich singen oder spielen. Dann würde eine sanfte Morgenluft mich wecken und die frohen Concerte der Vögel, Geßn. Besonders wird eine Musik, die von mehrern zum Vergnügen oder zur Übung aufgeführet wird, und welche mit seinem Tanze verbunden ist, so wohl an Höfen, als auch im Privatleben, ein Concert genannt. Daher der Concert-Meister, ein Tonkünstler, der die Aufsicht über die Concerte und die dazu bestimmten Musicos hat, und der an einigen Höfen noch von dem Capellmeister verschieden ist. Auch eine besondere Art musikalischer Aufsätze führet den Nahmen eines Concertes.


Concilium (W3) [Adelung]


Das Concilium, des -lii, plur. die -lia, oder die Concilien, aus dem Latein. Concilium, eine jede Versammlung mehrerer. Besonders, 1) die Versammlung der vornehmsten Geistlichen und Gottesgelehrten einer Kirche, in Kirchen und Glaubenssachen, deren Schlüsse, und der Ort, wo sie sich versammeln.Das Tridentinische Concilium u. s. f. 2) Auf Universitäten, die Versammlung der zur Rechtspflege bestimmten Personen, das akademische Gericht, und der Ort, wo dasselbe gehalten wird. Vor das Concilium gefordert Werden. In das Concilium gehen.


Concordanz (W3) [Adelung]


Die Concordanz, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. concordantia, ein Buch, worin alle Wörter der Bibel nach den Stellen, worin sie stehen, aufgeführet sind, um durch ihre Vergleichung den Sinn derselben zu erforschen; da man denn so wohl Verbal- als Real-Concordanzen hat.


Concordat (W3) [Adelung]


Das Concordat, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Lat. Concordatum, überhaupt ein jeder Vertrag oder Vergleich. Besonders sind in der Geschichte verschiedene Verträge weltlicher Mächte mit dem Papste über die Vergebung der geistlichen Pfründen unter dem Nahmen der Concordate bekannt. Dahin gehöret das Concordat, welches 1447 und 1448 von dem Kaiser Friedrich III. mit den Päpsten Eugenio IV. und Nicolao V. geschlossen wurde; das Concordat in Frankreich, zwischen Francisco I. und dem Papste Leo X. von 1516, und andere mehr.


Concubinat (W3) [Adelung]


Der Concubinat, des -es, plur. die -e, der Zustand, da man mit einer Person ehelich lebet, ohne mit derselben ehelich verbunden zu seyn; in der Straßburgischen Polizeyordnung, die Unehe.


Concubine (W3) [Adelung]


Die Concubine, plur. die -n, aus dem mittlern Lat. Concubina, eine Person weiblichen Geschlechtes, mit welcher man ehelich lebet, ohne nach den Gebräuchen der Kirche ehelich mit derselben verbunden zu seyn; eine Beyschläferinn, mit einem Französischen Worte, eine Maitresse.


Concurs (W3) [Adelung]


Der Concurs, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Lat. Concursus, eine Zusammenkunft, in den Rechten, die Vereinigung mehrerer Gläubiger, ihre Forderungen von einem Schuldner gerichtlich beyzutreiben. Es wird mit ihm wohl zu einem Concurse kommen. Es sind dieß Mahl viele Concurse ausgebrochen, viele solche Fälle. Einen Concurs machen, von dem gemeinschaftlichen Schuldner, wenn er denselben veranlasset. Daher der Concurs-Prozeß, das in solchen Fällen übliche gerichtliche Verfahren; die Concurs-Masse, das noch übrige Vermögen des gemeinschaftlichen Schuldners.


Conditor (W3) [Adelung]


Der Conditor, des -s, plur. die -s, aus dem Latein. und Ital. condire, würzen, einmachen, der ein Geschäft daraus macht, allerley Sachen in Zucker einzumachen; ein Zuckerbäcker, Canditer. Daher die Conditorey, an den Höfen, die Werkstatt eines Conditors, und die dazu gehörigen Personen. S. Candiren.


Confect (W3) [Adelung]


Das Confect, des -es, plur. inus. als ein Collectivum, aus Zucker gebackene Speisen, Zuckergebackenes; ingleichen mit Zucker eingemachte eßbare Dinge, mit einem Französischen Worte Confitüren, und in weiterer Bedeutung auch wohl der ganze Nachtisch, mit Einschluß des Obstes u. s. f. Aus dem Lat. conficere, bedeutete im mittlern Lateine Confectio eine durch die Kunst zubereitete Arzeney. Doch kommt um das Jahr 1333 Confectae bey dem zu Fresne schon von Früchten vor, die mit Zucker eingemacht worden.


Conferenz (W3) [Adelung]


Die Conferenz, plur. die -en, aus dem Franz. Conference, und mittlern Latein. Conferentia, eigentlich eine jede Zusammenkunft zur gemeinschaftlichen Berathschlagung oder Unterhandlung, und diese Berathschlagung selbst. Conferenz halten, berathschlagen, unterhandeln. Mit jemanden in Conferenz treten. Die Conferenz eröffnen. An einigen Höfen wird die Versammlung der Staats- oder Cabinets-Minister über Landesangelegenheiten gleichfalls eine Conferenz genannt. Daher der Con- ferenz-Rath, der Conferenz-Minister, ein Rath oder Minister, der bey dergleichen Conferenzen den Zutritt hat.


Confisciren (W3) [Adelung]


"Confisciren", verb. reg. act. aus dem Latein. "confiscare", dem "Fisco oder öffentlichen Schatze einverleiben", doch nur von den Gütern eines Verbrechers oder Straffälligen; einziehen. Eines Vermögen, "contrabande Waaren" "confisciren". Daher die "Confiscation", die "Einziehung".


Congreß (W3) [Adelung]


Der Congreß, des -sses, plur. die -sse, aus dem Latein. Congressus, eigentlich eine jede Zusammenkunft, wie Conferenz. Besonders wird die Zusammenkunft der Minister oder Gestanden mehrerer Fürsten oder Mächte zu Berichtigung einer gemeinschaftlichen Angelegenheit ein Congreß genannt. Daher ein Friedens-Congreß, Theilungs-Congreß, Gränz-Congreß u. s. f.


Conrad (W3) [Adelung]


Conrad, ein Deutscher Mannsnahme, dessen erste Hälfte von können oder auch von kühn abstammet, und einen mächtigen oder kühnen Rathgeber bedeutet, wie das Griech. Thrasybulus. Kunz, Kurd, im Nieders. Koord, in den mittlern Zeiten Cono, Cuno, Chuono, Chunzo, Conzo, Chuzo, Cozzilo, u. s. f. sind bloße Verkürzungen dieses Nahmens. S. Frischens Wörterbuch.


Conrads-Kraut (W3) [Adelung]


Das Conrads-Kraut, des -es, plur. inus. eine Art des Johannis-Krautes, mit langen spitzigen Blättern, gelben Blumen und purpurrothen Beeren, welche in England, Languedoc und Italien wächset; Hypericum Androsaemum, L.


Consistorium (W3) [Adelung]


Das Consistorium, des -rii, plur. die -ria, aus dem mittlern Latein. Consistorium, locus in quo consistitur, und hernach ein jeder Ort, in welchem über öffentliche Angelegenheiten berathschlaget wird. 1) An dem päpstlichen Hofe zu Rom, die Versammlung des Papstes und der Cardinäle, Consistorium halten, und der Ort, wo sie sich versammeln. Daher die Consistorial-Pfründe, eine Pfründe höherer Art, welche bey dem Consistorio gesucht und von demselben vergeben wird. 2) In den protestantischen Kirchen, ein geistliches Gericht, welches aus geistlichen oder weltlichen Personen bestehet, und theils die Besetzung der geistlichen Stellen, theils die kirchliche Polizey, theils aber auch die für das geistliche Gericht gehörigen Streitsachen zu besorgen und zu entscheiden hat; der Kirchenrath, (der doch an manchen Orten, wie z. B. in Sachsen, noch von dem Consistorio verschieden ist,) in Breslau das Kirchenamt, in der Schweiz das Chorgericht. Daher der Consistorial-Rath, ein fürstlicher Rath, der im Consistorio Sitz und Stimme hat.


Consonant (W3) [Adelung]


Der Consonant, des -en, plur. die -en, aus dem Latein. consonans, ein Buchstab, welcher durch den Druck irgend eines Theiles des Mundes hervor gebracht wird, zum Unterschiede von den Vocalen, welche durch die bloße Öffnung des Mundes oder sanfte Niederlassung der Lunge entstehen. Im deutschen hat man seit geraumer Zeit die ersten Mitlauter, die letztern aber Selbstlauter genannt. Allein zu geschweigen, daß dieses bloße buchstäbliche Übersetzungen der Lateinischen Ausdrücke sind, so geben sie von beyden einen ganz falschen begriff, und haben wirklich viele verleitet, die Vocale für die wesentlichen Bestandtheile der Wörter, die Consonanten aber nur für unbedeutende Nebenleute zu halten; da doch eine gründliche Untersuchung gerade das Gegentheil lehret. Verlangt man daher ja deutsche Nahmen für beyde, so kann man die Consonanten am richtigsten Hauptlaute, die Vocale aber Hülfslaute nennen; indem jene die wesentlichen Bestandtheile der Wörter sind, diese aber nur die Höhe oder Tiefe des Tones ausdrucken, mit welchem jene hervor gebracht werdensollen, daher auch mehrere alte Sprachen sie gar nicht bezeichnen. S. mein Lehrgebäude der Deutschen Sprache.


Constabler (W3) [Adelung]


Der Constabler, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Gewisse Artillerie-Bediente, welche den Kanoniers Pulver und Kanonen austheilen, und die Stücke wohl selbst losfeuern. Daher die Constabels-Kammer, auf den Schiffen, ein Ort in dem Hintertheile des Schiffes unter der Kajüte, über das Pulverkammer, wo sich die Artilleristen aufhalten; Franz. Sainte-Barbe, weil die Artilleristen die heil. Barbara zur Patroninn haben. 2) In einigen Städten, ein Bürger, dessen Gewerk unter den Classen der Bürger noch nicht aufgenommen ist, der aber doch Rathsheer werden kann. S. Christoph.

Anm. In beyden Bedeutungen ist dieses Wort aus dem mittlern Latein. Constabularius. Da dieses Wort auch so viel als Comes Stabuli oder Stallmeister bedeutet, so haben sich dadurch fast alle Wortforscher verleiten lassen, beyde Wörter mit einander zu verwechseln, woraus denn freylich wunderliche Auslegungen entstanden sind. Frisch ist der erste, der beyde Wörter gehörig von einander unterschieden hat. Ihm zu Folge kommt unser Constabler von Stabulum, eine Stelle, Lagerstatt, her, und Stabularii hießen in den mittlern Zeiten Soldaten, welche einerley Wohnung hatten, Stallbrüder, wie man sie auch nannte, oder Cameraden. König Johann in Frankreich theilete 1351 das Fußvolk in solche Contubernia, oder Constabulia, Franz. Connetablies, von 25 bis 30 Mann, deren Vorgesetzter Constabularius, Franz. Connetable, Deutsch Constabler genannt wurde. In dieser Bedeutung hat sich das Wort noch bey unserer Deutschen Artillerie erhalten. S. Camerad, und Staller, ingleichen Frischens Wörterb. v. Constabel.


Conterfät (W3) [Adelung]


* Das Conterfät, des -es, plur. die -e, aus dem Französ. Contrefait, ein veraltetes Wort, ein Gemählde, besonders ein nach der Natur verfertigtes Gemählde auszudrucken, welches nur noch zuweilen in gemeinen Leben gehöret wird. Es ist sehr frühe in die Deutsche Sprache aufgenommen worden, und kommt in den Schriften der vorigen Jahrhunderte unter allerley seltsamen Verstellungen häufig vor, so wie das Zeitwort conterfaiten, oder conterfeyn. Einer unserer berühmtesten Dichter hat beyde Wörter wieder in die höhere Schreibart aufzunehmen gesucht; allein man sollte sie immer der Vergessenheit überlassen, in der sie schon begraben liegen. In einer andern Bedeutung bezeichnete Conterfey ehedem auch eine Art unechtes Gold oder Silber, wie aus einem Paar Stellen aus dem Matthesius und der Straßburgischen Polizeyordnung bey dem Frisch erhellet. Vermuthlich spielet auf diese Bedeutung Walther von Klingen, einer der Schwäbischen Dichter, an, wenn es bey ihm heißt: Al min froeide ist gunterfeit, d. i. unecht, verstellt.


Conto (W3) [Adelung]


Das Conto, plur. ut nom. sing. ein aus dem Ital. Conto entlehntes und bey den Kaufleuten eingeführtes Wort, eine Rechnung auszudrucken. Daher das Conto-Buch, das Rechnungsbuch, u. s. f.


Contor (W3) [Adelung]


Das Contor, des -es, plur. die -e, gleichfalls aus dem Italiän. Contoro, bey den Kaufleuten, die Schreibstube. In Ostindien führen auch die Niederlagen und Handlungshäuser der Europäer in fremden Gebiethe diesen Nahmen. Nach dem Franz. Comptoir, lautet dieses Wort auch zuweilen im Deutschen Comptor oder Comtor.


Contract (W3) [Adelung]


Contract, adj. et adv. aus dem Lat. contractus, widernatürlich zusammen gezogene Glieder habend, durch lange anhaltende Verkürzung der Sehen und Muskeln an den obern und untern Gliedern unbeweglich. Contract seyn. Ein contracter Mensch. Daher die Contractur, diese widernatürliche Beschaffenheit der Glieder.


Contract (W3) [Adelung]


Der Contract, des -es, plur. die -e, aus dem Latein, Contractus, ein Vertrag, eine freywillige Verbindung zu gegenseitigen Pflichten, im gemeinen Leben. Ein schriftlicher, ein mündlicher Contract. Einen Contract mit jemanden machen. Der Kauf-Contract, Mieth-Contract, Zins-Contract, Pacht-Contract u. s. f.


Contrast (W3) [Adelung]


Der Contrast, des -es, plur. die -e, in den schönen Künsten, die Mannigfaltigkeit in den Bildern und Vorstellungen, in Beziehung auf ihre Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit, ohne Plural. Wenn z. B. von drey Figuren in einem Gemählde, die eine von vorn, die andere von hinten, und die dritte von der Seite vorgestellet wird, so entstehet daraus ein Contract. In engerer Bedeutung, die Verbindung zweyer dem Anscheine nach entgegen gesetzter Vorstellungen, und die eine durch die andere anschaulicher zu machen. Das ist freylich ein seltsamer Contract! Die Vernunft und die Narrheit! Zwey allerliebste Gegenbilder! Weiße. Ingleichen solche Bilder und Vorstellungen selbst, mit dem Plural. Daher das Verbum contrastiren, so wohl als ein Neutrum, eine jede Figur muß mit dem andern Figuren ihrer Gruppe contrastiren, d. i. anders gestellet, angeordnet u. s. f. seyn; als auch ein Activum, den Contrast, d. i. Mannigfaltigkeit, und in engerer Bedeutung, Gegenbilder hervor bringen. Aus dem Franz. und Italiän. Contraste und Contrasto, welches wieder aus dem Latein. contrastatio zusammen gesetzet ist, und eigentlich Entgegenstellung bedeutet.


Contribution (W3) [Adelung]


Die Contribution, plur. die -en, aus dem Latein. Contributio, überhaupt eine jede Abgabe, welches außer den Kammereinkünften, von den Unterthanen zu den Bedürfnissen eines Landes gegeben wird; die Steuer. Contribution geben. Eine Contribution ausschreiben. Besonders, die Auflage, die ein Feind in Kriegeszeiten auf ein Land oder auf eine Stadt macht; die Kriegessteuer. Eine Stadt, ein Land in Contribution setzen, mit Contribution belegen.


Contusche (W3) [Adelung]


Die Contusche, plur. die -n, aus dem Franz. Contouche, ein kurzer Schlafrock der Mannspersonen, noch mehr aber, ein kurzes, weit fliegendes Überkleid des andern Geschlechtes, welches nicht so weit über die Hüften reicht. Frisch glaubt, daß die ehemahlige Medische Kleidung, welche unter dem nahmen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - bekannt war, zu dieser Benennung Anlaß gegeben.


Convenienz (W3) [Adelung]


Die Convenienz, S. Anständigkeit.


Convent (W3) [Adelung]


Der Convent, des -es, plur. die -e, aus dem Latein. Conventus, überhaupt eine jede Zusammenkunft. Besonders ist diese Benennung in den Klöstern üblich, die Versammlung der Mönche in Klosterangelegenheiten zu bezeichnen, und den Ort, wo sie sich versammeln. In dieser Bedeutung kommt Convent schon im Schwabenspiegel vor; anderwärts findet man um eben diese Zeit auch das Wort Sammung. Daher der Conventual, oder die Conventuale, ein Mönch oder Nonne, welche in demConvente Sitz und Stimme hat, ein Convent-Bruder, oder Convent-Schwester, im Gegensatze der gemeinen oder untern Ordensglieder.


Convention (W3) [Adelung]


Die Convention, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. Conventio und Franz. Convention, überhaupt eine jede Zusammenkunft, und die auf derselben gemachten Schlüsse. In Deutschen Reiche sind verschiedene Zusammenkünfte und Verabredungen der Reichskreise und Reichsstände, besonders in Münzangelegenheiten, unter diesem Nahmen bekannt. Daher die Conventions-Münze, eine Münze, welche vermittelst geschlossener Convention seit 1750 von verschiedenen Reichsständen nach dem neuern Wiener Fuße ausgepräget wird. Der Conventions-Thaler, Conventions-Gulden u. s. f. Thaler oder Gulden, welche nach diesem Conventions-Fuße ausgepräget worden, nach welchem 8 1/3 ganze Species-Thaler eine Cölnische Mark machen.


Copal (W3) [Adelung]


Copal, S. Kopal.


Copie (W3) [Adelung]


Die Copie, (zweysylbig,) plur. die -n, (dreysylbig,) aus dem Latein. Copia, und Franz. Copie, eine jede Sache, welche nach einer andern verfertiget wird, im Gegensatze des Originals. Besonders von Schriften; eine Abschrift. Eine Copie von etwas nehmen, verfertigen. Ingleichen von Gemählden, Zeichnungen, und andern Werken der Kunst. Auch figürlich. Du willst ihm nachahmen, aber du bist nur eine schlechte Copie von ihm. Die Unordnung unserer Zeiten sind bloße Copien der vorigen Jahrhunderte. Daher copiiren, abschreiben, und in weiterer Bedeutung, überhaupt nachahmen; der Copist, des -en, plur. die -en, ein Abschreiber, und in weiterer Bedeutung, ein Nachahmer; die Copir-Nadel, Zeichnungen, Risse damit zu copiiren.

Anm. Vermuthlich wurde die Abschrift einer Urkunde oder eines Buches in den mittlern Zeiten zuerst eine Copie genannt, weil dadurch die Sache vervielfältiget und gleichsam in Menge hervorgebracht wurde. Copey für Copie, und copeyen für copiiren, sind veraltete Oberdeutsche Formen.


Copuliren (W3) [Adelung]


Copuliren, verb. reg. act. aus dem Latein. copulare, verbinden. Im Deutschen gebraucht man dieses Wort nur von der ehelichen Verbindung verlobter Personen durch den Priester; ehelich einsegnen, im gemeinen Leben trauen. Daher die Copulation, die eheliche Einsegnung; die Trauung.


Coquett (W3) [Adelung]


Coquett, (sprich kokett,) -er, -este, adj. et adv. aus dem Franz. coquet, von dem andern Geschlechte, bemühet, dem männlichen Geschlechte zu gefallen, um bewundert zu werden. Daher die Coquette, welche nur aus dieser Ursache zu gefallen sucht. Das Deutsche verbuhlt, welches von einigen statt dieses Wortes gebraucht worden, druckt mehr aus, als der franz. Ausdruck eigentlich sagt.


Coralle (W3) [Adelung]


Coralle, S. Koralle.


Corduan (W3) [Adelung]


Der Corduan, des -es, plur. inus. außer von mehrern Arten, die -e, eine Art schwarzen Leders, welches vermittelst des Sumachs oder Schmacks und der Galläpfel aus Bock- und Ziegenfellen bereit wird, und von welchem man zweyerley Arten hat, den glatten oder Glanz-Corduan, der auf der Narbenseite zugerichtet wird, und einen schönen Glanz hat, und den rauchen oder rauchschwarzen Corduan, welcher seine Zurichtung auf der Fleischseite bekommt, und rauch ist. Daher der Corduan-Macher, eine Art Gärber, welche die Häute vermittelst des Sumachs gar machen, und dadurch Corduan hervor bringen.

Anm. Corduanus, Cordewan u. s. f. kommen in dem mittlern Lateine schon seit dem eilften und zwölften Jahrhunderte von solchem Leder vor. Vorher nannte man es auch Cordebisus und Cordoversus. Aus diesem Worte haben die Franzosen ihr Corduan und die Italiäner ihr Cordouano gemacht. Weil man von den ältesten Zeiten die Schuhe aus diesem Leder verfertigte, so wurden daher die Schuster im mittlern Lateine Cordobanarii, Cordoanerii u. s. f. im Französ. Cordonniers, und in Deutschen ehedem auch Kurdeweren, Kordewaner genannt. Die gemeineste Meinung ist, daß dieses Leder von der Stadt Corduba in Spanien seinen Nahmen hat, wo es ehedem am häufigsten und besten verfertiget wurde, ob es man gleich jetzt überall nachmacht, daher die Schuhe von solchem Lader ehedem auch calcei de Corduba genannt wurden. Allein, da die ganze Gärberey, welche die übrigen Europäer aus Spanien bekommen haben, keine Spanische Erfindung ist, sondern erst durch die Mauren aus Afrika dahin gebracht, auch in dem Dienste schon von den ältesten Zeiten her zu einer weit größern Vollkommenheit gebracht worden, als in Europa, indem in der Türkey Corduane von allen Farben verfertiget werden: so stehet es noch dahin, ob der Ursprung dieses Wortes nicht in dem Arabischen zu suchen ist.


Coriander (W3) [Adelung]


Coriander, S. Koriander.


Corinthen (W3) [Adelung]


Corinthen, S. Korinthen.


Cornelbaum (W3) [Adelung]


Cornelbaum, Cornelkirsche, S. Kornelle.


Cornelkirsche (W3) [Adelung]


Cornelkirsche, S. Cornelbaum


Cornett (W3) [Adelung]


Der Cornett, des -es, plur. die -e, in dem Kriegeswesen, der Fähnrich bey der Reiterey, welcher der dritte Officier bey einer Escadron ist; aus dem Franz. le Cornette, dagegen la Cornette in eben dieser Sprache die Standarte der leichten Reiterey bezeichnet.


Cornette (W3) [Adelung]


Die Cornette, plur. die -n, eine Art des Kopfputzes des andern Geschlechtes; gleichfalls aus dem Franz. Cornette. Dieser Kopfputz ist durch die Mode allerley Veränderungen ausgesetzet, gewesen, bis er jetzt zu einem Nachtzeuge herab gesunken ist.


Cornut (W3) [Adelung]


Der Cornut, des -en, plur. -en, bey den Buchdruckern ein Lehrling, der nach vollendeten Lehrjahren zwar los gesprochen worden, aber noch kein Gesell ist, als welches er erst durch das so genannte Postulat wird. Daher das Cornuten-Geld, welches ein Cornut von seinem Verdienste wöchentlich an die Gesellen abgeben muß; der Cornuten-Hut, ein mit Hörnern gezierter Hut, welcher ihm bey dem Postulate aufgesetzet und in der Deposition feyerlich abgestoßen wird u. s. f. Aus dem Latein. Cornutus, als eine Anspielung auf die schon von Alters her eingeführten Depositions-Gebräuche. Zuweilen wird ein Cornut auch ein Cornelius genannt, welcher Nahme aber wohl nichts weiter als ein geschmackloses Wortspiel ist. das Nieders. Kornut, der Camerad eines liederlichen Menschen, ein Mensch von seinem Gelichter, hat hiermit wohl nichts gemein, sondern kommt von dem alten Köhrnote, ein Kohrgenoß, selbst erwählter Freund, der, unter welcher Benennung unter andern auch die Beysitzer des ehemaligen Fehmgerichtes vorkommen. dahin gehöret auch das Latein. Cornutus, welches in Zantfliets Chronik, von dem Afterbischofe von Lüttich, Dieterich von Perweis, und dessen Anhängern, um das Jahr 1405 gebraucht wird, und welches du Fresne nicht verstanden hat.


Corporal (W3) [Adelung]


Der Corporal, des -s, plur. die -e, ein Unterofficier bey einer Compagnie zu Fuß, und bey den Schiffssoldaten, der unmittelbar unter dem Sergeanten stehet, und zwölf bis funfzehen Mann unter seiner Aussicht hat, die daher eine Corporalschaft genannt werden.

Anm. Freylich sollte dieses Wort Caporal lauten, wie es auch in den gemeinen Mundarten ganz richtig ausgesprochen wird, indem es von dem Franz. Caporal und Ital. Caporale kommt, welches wieder von Capo, der Kopf, das Haupt, abstammet, und mit Corpus, der Leib, nichts zu thun hat. Indessen ist das Wort unter dieser Veränderung nicht nur im Deutschen allgemein, sondern auch in andern Sprachen schon alt, indem Corporalis im mittlern Lateine bey dem du Fresne auf ähnliche Art gebraucht wird. Im Englischen lautet es gleichfalls Corporal, und im Französischen zuweilen auch. Caporalis bedeutete ehedem auch einen Anführer höherer Art, wie aus den vom du Fresne angeführten Stellen erhellet.


Correct (W3) [Adelung]


Correct, -er, -este, adj. et adv. aus dem Latein. correctus, den Regeln einer Kunst gemäß, frey von Fehlern; besonders von der Sprache und Schrift, richtig, sprachrichtig. Daher die Correctheit, die Richtigkeit, Sprachrichtigkeit, Abwesenheit aller Sprach- Schreib- und Druckfehler; der Corrector, des -s, plur. die -tores, oder -toren, derjenige, welcher die Correctheit des Druckes besorget; die Correctur, diese Besorgung.


Correspondent (W3) [Adelung]


Der Correspondent, des -en, plur. die -en, der mit einem andern im Briefwechsel stehet. Die Correspondenz, plur. die -en, der Briefwechsel, ohne Plural; ingleichen gewechselte Briefe selbst. Correspondiren, Briefe wechseln. Alles aus dem correspondere der mittlern Lateiner.


Corsar (W3) [Adelung]


Der Corsar, des -en, plur. die -en, ein Seeräuber, und dessen Schiff, besonders ein Seeräuber von den Barbarischen Küsten am Mittelländischen Meere, und hernach auch ein jeder, der ohne Erlaubniß mit seinem Schiffe aus dem Raub ausgehet, ein unprivilegirter Caper. Man hat allerley wunderliche Ableitungen von diesem Worte versucht. Das es in Italien von den Afrikanischen Seeräubern am frühesten gebraucht worden, aus welcher Sprache auch die spätern Griechen ihr - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - entlehnet haben, so ist wohl das natürlichste, es von dem Italiänischen Corso, ein Lauf, Latein. Cursus, abzuleiten, zumahl da in eben dieser Sprache correr il mare, auch das Meer in räuberischer Absicht durchstreifen, und Corso einen solchen Streifzug selbst bedeutet, so wie man im Deutschen das Zeitwort auslaufen auf ähnliche Art gebraucht; daher hier weder an die Corsen, noch an die Curen oder Curländer weiter zu gedenken ist. Im Französischen lautet dieses Wort Corsaire, im Italiänischen Corsaro, Corsale.


Corsett (W3) [Adelung]


Das Corsett, des -es, plur. die -e, ein Stück der Frauenzimmer-Kleidung, welche in einem nach dem Leibe gemachten Oberkleide mit Ärmeln und kurzen Schößen bestehet. Wie schalkhaft verräth Das knappe Corset, Das schließende Mieder Die schlankesten Glieder! Weise. Aus dem Französ. Corset, und dieß von dem Ital. Corsetto, welches das Diminut. von Corazza, ein Brustharnisch, ist. S. Küraß.


Cossath (W3) [Adelung]


Cossath, S. Kossath.


Courier (W3) [Adelung]


Der Courier, oder Curier, des -s, plur. ut nom. sing. aus dem Französ. Courier, und dieß von courir, laufen, ein geschwinder Bothe, welcher sich zu seinem hurtigern Fortkommen der Postpferde bedienet. Der Cabinetts-Courier, der aus dem Cabinette verschickt wird. In der letzten Hälfte des funfzehenten Jahrhundertes druckte man einen Courier im Oberdeutschen durch Schnellläufel aus. Der Ausdruck eilender Bothe oder Eilbothe, durch welchen einige Neuere das ausländische Wort verdrängen wollen, drücket den Begriff nur halb aus.


Couvert (W3) [Adelung]


Das Couvert, des -es, plur. die -e, aus dem Französ. Couvert. 1) Der Umschlag eines Briefes. Daher couvertiren, mit einer solchen Umschlage versehen. 2) Das für Eine Person gehörige Speisegeräth, als Serviette, Teller, Löffel, Messer u. s. f. das Gedeck. Eine Tafel von zwanzig Couverten, von zwanzig Gedecken, auf zwanzig Personen. Gleichfalls aus dem Franz. Couvert, so fern dasselbe auch ein Tischtuch bedeutet; vermuthlich, weil ehedem ein jeder Gast seinen eigenen Tisch, und folglich auch sein eigenes Tischtuch hatte, welchen Gebrauch Tacitus schon von den alten Deutschen anmerket.


Covent (W3) [Adelung]


Covent, S. Kofent.


Cravate (W3) [Adelung]


Die Cravate, plur. die -n. 1) Bey den Jägern, ein Tuchlappen oder langer Riemen, der allzu hitzigen Hunden um den Hals gehänget wird, damit sie im Laufen darauf treten, und sich aufhalten müssen; aus dem Franz. Cravate, und Italiän. Cravata, Caravata, ein Halstuch, eine Halsbinde. In einer Urkunde von 1375 bey dem Carpentier bedeutet Cravatus mit Eisen beschlagen, Vermuthlich gehöret hierher, 2) auch der Ausdruck der Böttcher, da sie einen allzu weiten Reif einen Crabaten nennen. Denn an die Kroaten, wie einige behaupten, ist hier wohl nicht zu denken.


Creatur (W3) [Adelung]


Die Creatur, S. Kreatur.


Credenzen (W3) [Adelung]


Credenzen, verb. reg. act. aus dem Ital. credenzare, die Speisen und das Getränke vorher kosten, ehe man sie einem andern zum Genusse darreicht, welches ehedem an den Höfen üblich war, wo solches von den Mundschenken und Vorschneidern geschahe, die daher auch Credenzer hießen. Und bringet credenzt die aufgetragnen Speisen, Haged. Daher der Credenz-Teller, auf welchem der Mundschenk den Wein credenzte, und überhaupt, ein Teller, auf welchem man jemanden etwas darreicht; der Credenz-Tisch, Ital. Credenza, Credenziera, ein Schenktisch, ein künstlicher Schrank mit einem Tische, die Geräthschaften zum Trinken darin aufzustellen und aufzubewahren; im mittlern Lat. Credentia, und Credenzinus. Von einer andern Bedeutung des Wortes Credenza, im mittlern Latein. Credentia, bedeutet Credenz-Schreiben, oder Creditiv, so viel als das Beglaubigungsschreiben, besonders eines Gesandten oder Ministers.


Credit (W3) [Adelung]


Der Credit, des -s, plur. car. aus dem Franz. Credit, und Ital. Credito, und dieß von dem Lat. credere, glauben. 1) Die Überredung anderer von unserer Glaugwürdigkeit, im gemeinen Leben. Seine Erzählungen finden bey mir keinen Credit, keinen Glauben. Ingleichen, die Überredung anderer von der echten Beschaffenheit einer Sache. Den Credit einer Waare zu erhalten suchen. 2) Besonders, die Überredung anderer von unserm Vermögen, das zu bezahlen, was wir schuldig sind. Der Mann hat guten Credit, man hat von seinem Vermögenszustande einen guten Begriff. Sein Credit hat sich verloren, ist gefallen. Seinen Credit erhalten. 3) In noch engerer Bedeutung, der Borg, oder die Handlung, da man in dieser Überredung einem andern sein Gut anvertrauet. Jemanden Credit geben, ihm Waaren borgen. Waaren auf Credit nehmen, geben. Er hat, oder findet überall Credit, jedermann borgt ihm gern. 4) Ansehen, Macht, Überhaupt. Bey Hofe in großem Credit stehen. S. auch das folgende.


Credit-Brief (W3) [Adelung]


Der Credit-Brief, des -es, plur. die -e, ein Brief, der jemanden Credit verschaffet, in der dritten Bedeutung dieses Wortes.


Creditiren (W3) [Adelung]


Creditiren, verb. reg. act. Credit geben, in der dritten Bedeutung dieses Wortes. Einem Geld, Waaren creditiren, sie ihm borgen. Bey den Kaufleuten bedeutet dieses Wort auch im engern Verstande zuweilen so viel, als auf die Rechnung des andern zu dessen Forderung schreiben, weil das Credit (den Ton auf der ersten Sylbe, von credo, is, it,) auch diejenige Seite eines Rechnungsbuches bedeutet, auf welcher sich dessen Forderung befindet, im Gegensatze des Debet, so seine Schuld enthält.


Crepon (W3) [Adelung]


Der Crepon, (sprich Crepong,) des -s, plur. inus. eine Art Zeuges, welcher im Deutschen am häufigsten Krepp genannt wird; S. dieses Wort. Aus dem Franz. Crepon. Daher der Crepon-Weber, der Kreppweber.


Criminal (W3) [Adelung]


Criminal, verb. reg. act. aus dem Lat. criminalis, welches aber nur in einigen Zusammensetzungen üblich ist. Das Criminal-Gericht, ein Gericht, welches die Verbrechen der Übelthäter untersucht, im Gegensatze der Civil- oder bürgerlichen Gerichte, das Halsgericht; die Criminal-Jurisdiction, diese Gerichtsbarkeit; Criminal-Sachen, welche dahin gehören, welche Leib- und Lebensstrafen betreffen, im Gegensatze der Civil- und bürgerlichen Sachen, peinliche Sache; S. Bürgerlich. Wenn dieses Wort außer der Zusammensetzung gebraucht wird, so lautet es gemeiniglich criminell. Die Sache ist criminell. Eine Sache criminell behandeln.


Critisch (W3) [Adelung]


Critisch, Critisiren, S. in K.


Crocodill (W3) [Adelung]


Crocodill, S. Krokodill.


Crucifix (W3) [Adelung]


Das Crucifix, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Lat. Crucifixum, das Bild Christi am Kreuze, das Bild des gekreuzigten Erlösers.


Crystall (W3) [Adelung]


Crystall, S. Krystall.


Cubebe (W3) [Adelung]


Die "Cubebe", plur. die -n.

1) Die größte Art Rosinen, welche von Damascus in Syrien, am häufigsten aber von der Insel Cypern zu uns gebracht wird, und im gemeinen Leben auch "Cibeben" heißt. Da Frisch in einer alten Handschrift diese Rosinen unter dem Nahmen "Kyper-Beer" gefunden hat, so ist zu vermuthen, daß der Nahme "Cubebe" oder "Cibebe" von den Nahmen der Insel "Cypern" abstammet.

2) Eine Art Gewürz, welches dem Pfeffer gleicht, nur daß die Körner größer und von Farbe aschgrau sind. Es hat einen scharfen Geschmack, der dem Geschmacke des Pfeffers gleicht, und ist die Beere eines Baumes, der auf der Insel Java in Ostindien wächset; "Myrtus Pimenta, L." Die Frucht wird in gemeinen Leben auch "Schwanzpfeffer" genannt, weil die Körner gemeiniglich noch ihre Stiele bey sich haben; ingleichen auch "Schwindelkörner", wegen ihrer Kraft wider den Schwindel. Das Wort "Cubebe", oder "Quabebe", soll im Arabischen "Gewürz" bedeuten. Im Ital. lautet es gleichfalls "Cubebe".


Cubik (W3) [Adelung]


Cubik, Cubisch, S. in K.


Cubisch (W3) [Adelung]


Cubisch, S. Cubik


Cucumer (W3) [Adelung]


Cucumer, S. Gurke.


Cultur (W3) [Adelung]


Die Cultur, plur. inus. die Veredlung oder Verfeinerung der gesammten Geistes- und Leibeskräfte eines Menschen oder eines Volkes, so daß dieses Wort so wohl die Aufklärung, die Veredelung des Verstandes durch Befreyung von Vorurtheilen, als sich die Politur, die Veredlung und Verfeinerung der Sitten, unter sich begreift. Aus dem Latein. Cultura und Französ. Culture, welche zunächst den Feldbau bedeuten.


Cupelle (W3) [Adelung]


Cupelle, S. 2 Capelle.


Cupola (W3) [Adelung]


Cupola, S. Kuppel.


Cupresse (W3) [Adelung]


Cupresse, S. Cypresse.


Cur (W3) [Adelung]


Die Cur, plur. die -en, aus dem Latein. Cura. 1) Die Wiederherstellung, die Heilung eines Kranken, ohne Plural. Jemanden in die Cur nehmen. Sich zu einem Arzte in die Cur begeben. Einen Kranken in der Cur haben. 2) Der Fall, da ein Kranker wieder zu seiner Gesundheit gebracht worden. Außerordentliche Curen thun, von einem Arzte. 3) Der Gebrauch solchen Mittel, die zur Wiederherstellung der Gesundheit dienen, ohne Plural. Eine Cur gebrauchen. Die Cur schlägt wohl an. Die Brunnen-Cur, Bade-Cur u. s. f.


Cüraß (W3) [Adelung]


Cüraß, S. Küraß.


Curator (W3) [Adelung]


Curator, S. Vormund.


Curcuma (W3) [Adelung]


Die Curcuma, oder Curcumey, plur. car. die gelbe Wurzel eines Ostindischen Gewächses, welche sowohl in der Färberey, gelb damit zu färben, als auch in der Arzeney gebraucht wird. Die Pflanze, Curcuma, L. wird im Deutschen auch Gurkumey, Gelbwurz und Schwalbenwurz in Ostindien aber Caha oder Kua genannt. Crucum, wovon auch das Latein. Crocus, Safran, abstammet, soll im Arabischen eine Benennung mehrerer gelben Wurzeln seyn.


Curd (W3) [Adelung]


Curd, S. Conrad.


Cüre (W3) [Adelung]


Cüre, S. Kireh.


Curiren (W3) [Adelung]


Curiren, verb. reg. act. im gemeinen Leben, heilen, die verlorne Gesundheit wieder herstellen; bey dem Willeram arzenen, und im Oßnabrückischen noch jetzt assen, von Asse, ein Arzt. S. Cur.


Currende (W3) [Adelung]


Die Currende, plur. die -n, aus dem Lat. currere. 1) Auf dem Lande in einigen Gegenden, der Umlauf in Kirchensachen, welcher von den Küstern und Schulmeistern von einem Dorfe zudem andern getragen wird; ingleichen die blecherne Schachtel oder Büchse, worin derselbe verwahret wird. 2) Als ein Collectivum, arme Schüler, welche auf den Gassen um ein Almosen singen, und deren ganze Anstalt. In die Currende gehen, einer dieser Schüler seyn. Daher ein Currendaner, oder Currende-Schüler, der in die Currende gehet.


Current (W3) [Adelung]


Current, adj. et adv. gleichfalls aus dem Lat. currere, oder Ital. corrente. Currente Waare, welche im Gebrauche gänge und gebe ist. Noch mehr aber in einigen Zusammensetzungen. Current-Geld, eine gemeine gangbare Münze, welche im täglichen Handel und Wandel üblich ist, im Gegensatze des Wechsel- und harten oder Species-Geldes. Scheidemünze, oder Münzsorten, die noch keinen Groschen gelten, werden gleichfalls nicht mit unter dem Nahmen des Current-Geldes begriffen. Die Current-Schuld, plur. die -en, in den Rechten, eine Schuld, die nicht verbriest ist, sondern von täglichen Ausgaben herrühret, und daher bey einem Concurs-Prozesse in der letzten Ordnung stehet. Der Current-Gläubiger, der Gläubiger solcher Schulden. Die Current-Schrift, die laufende Schrift, so wie man sie schreibt, Im Gegensatze der Kanzelleyschrift und Fractur. Im gemeinen Leben lautet dieses Beywort oft Currant, als wenn es von dem Französ. courir wäre; aber alsdann müßte es courant geschrieben werden.


Curschmid (W3) [Adelung]


Der Curschmid, S. Fahnenschmid.


Cursiv-Schrift (W3) [Adelung]


Die Cursiv-Schrift, plur. inus. aus dem mittlern Lat. Cursiva Scriptura, eine geschobene Lateinische Schrift, die der geschriebenen, welche man in Deutschen Current-Schrift nennet, gleich kommt. Aldus Manutius soll diese Schrift zuerst in die Druckerey eingeführet haben, daher sie von dem Orte seines Aufenthaltes anfänglich auch die Venetianische Schrift hieß. Wenn das Wort Schrift in dieser Zusammensetzung gegossene Buchstaben bedeutet so ist auch der Plural üblich. Cursiv wird auch allen als ein Nebenwort gebraucht. Das ist cursiv.


Custos (W3) [Adelung]


Der Custos, plur. ut nom. sing. oder die Custodes, bey den Buchdruckern, die Sylbe oder das Wort welches bey dem Schlusse einer Seite am Ende der Zeile besonders gesetzt wird, und den Anfang der folgenden Seite zeiget; der Blatthüther, Franz. le Reclame. Aus dem Lat. Custos.


Cylinder (W3) [Adelung]


Der Cylinder, des -s, plur. ut nom. sing. ein gleich runder Körper, der zwey Zirkel von gleicher Größe zu seinen Grundflächen hat; eine Walze, in gemeinen Leben eine Welle, bey I. C. Sturm eine Rundsäule, in den Florentinischen Glossen Wellibloc. In den Naturreiche ist der Cylinder eine gewundene einschälige Schnecke, mit sichtbaren Windungen, niedrigen Spitzen, und einem gespaltenen Hintertheile, die Walzenschnecke, Rolle. Versteinert wird sie die Cylindrit, des -en, plur. die -en, genannt. Das Wort ist aus dem Latein Cylindrus, und dieß wieder aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Daher cylindrisch, diese Gestalt habend.


Cymbel (W3) [Adelung]


Die Cymbel, plur. die -n, eigentlich eine kleine Glocke, oder Schelle, in welcher Bedeutung dieses Wort mehrmahls in der Deutschen Bibel vorkommt, wie 1 Chron. 16, 16, 19, 28, Kap. 17, 5. Ps. 150, 5. Ingleichen ein musikalisches Instrument, welches aus kleinen Glöckchen bestehet, daher unsere Orgeln noch das Cymbel-Register haben. Das Cymbel-Säckchen, an einigen Orten, der Klingelbeutel in den Kirchen. Aus dem Lat. Cymbalum, und dieß von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Zymbo kommt schon bey dem Notker für eine Schelle vor.


Cyper (W3) [Adelung]


Der Cyper, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Benennung der besten Art Baumseide, oder baumseidenen Zeuges, ohne Plural; wo dieses Wort vermuthlich so viel als super fin bedeuten soll. 2) Eine Cyper-Katze, S. dieses Wort.


Cyper (W3) [Adelung]


Die Cyper, plur. die -n, bei einigen, eine Art kleiner Pflaumen, welche rund wie die Schlehen, schwärzlich, zum Theil aber auch grün von Farbe sind, und von der Insel Cypern herstammen, Prunus Juliana, L.


Cyper-Gras (W3) [Adelung]


Das Cyper-Gras, des -es, plur. inus. eine Art Gras, dessen Kelch aus zwey Reihen Bälglein bestehet, die wie Dachziegeln auf einander liegen, ohne Blüthenkrone; Cyperus, L. Vermuthlich, weil wir es von der Insel Cypern bekommen haben. S. auch Cyper-Wurz. Verschiedene Arten des Riedgrases, Carex, L. wie der Pseudo-Cyperus Carex acuta und vesicaria, ingleichen eine Art Binde, Juncus campestris, L. wie auch eine Art Schilf, Scirpus silvaticus, L. werden gleichfalls Cyper-Gras genannt.


Cyper-Katze (W3) [Adelung]


Die Cyper-Katze, plur. die -n, eine graue Katze, mit schwarzen Linien und Flecken, ein Cyper; weil diese Art Katzen mit der Venus ein gemeinschaftliches Vaterland, nehmlich die Insel Cypern, haben.


Cyper-Wurz (W3) [Adelung]


Die Cyper-Wurz, plur. inus. eine Art Cyper-Grases mit knolligen Wurzeln. Die eine Art wächset in Ostindien, Cyperus rotundus, L. Die andere Art wird in den Sümpfen Italiens und Frankreichs angetroffen. Die Wurzeln beyder Pflanzen gleichen an Kräften dem Galganthe, und werden daher zuweilen auch Galganth genannt.


Cypresse (W3) [Adelung]


Die Cypresse, plur. die -n, ein Baum; der Cypressen-Baum, Cupressus, L. Die eine Art bleibet das Jahr über grün, das Holz aller Arten aber widerstehet der Fäulniß, und dauert etliche Jahrhunderte unversehrt. Dieses Gewächs ist dem übrigen Europa von der Insel Cypern bekannt geworden; der Nahme scheint aber doch älter und morgenländisch zu seyn, weil er schon in der Hebräischen Bibel vorkommt, wo dieses Holz wegen seines guten Geruches gerühmet wird. Die Alten gebrauchen diesen Baum und dessen Zweige bey ihrer Trauer, daher ist er noch bey den neuern Dichtern als ein Trauer bekannt.Auch die Venus, und ihr Ideal die Liebe, werden oft in der Gesellschaft von Cypressen gedacht, theils wegen des gemeinschaftlichen Vaterlandes, theils aber auch wegen der immer grünen Beschaffenheit der Blätter dieses Baumes, als ein Sinnbild der Treue und Beständigkeit. Im Deutschen lautet dieses Wort zuweilen Cupreß, und alsdann wird es oft im männlichen Geschlechte gebraucht.


Cypressen-Kraut (W3) [Adelung]


Das Cypressen-Kraut, des -es, plur. inus. eine Pflanze, welche in dem mittägigen Europa wächset, und deren Blätter einen durchdringenden Geruch, wie die Cypresse haben; Santolina, L.


Czar (W3) [Adelung]


Czar, S. Zar.


D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

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Z