Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
VA Staat Vatikanstadt, Estado de la Ciudad del Vaticano, État de la Cité du Vatican, Stato della Città del Vaticano, State of the Vatican City, (esper.) Vatikano
Redewendung, Expresión, Expression, Locuzione, Idiom, (esper.) idiotismoj, parolturnoj

A

ab ovo ad malum (W3)

Lat. "ab ovo ad malum" = dt. "von A bis Z", wörtlich "Vom Ei bis zum Apfel" bezieht sich auf die Speisefolge der Römer, die mit "Ei" oder "Eierspeisen" begann und mit einem "Apfel" endete.

(E?)(L?) http://www.amici-online.eu/Cursor_04

AB OVO AD MALUM - Vom Ei bis zum Apfel
Fruamur deliciis! Wenn Sie sich wie die Teilnehmer und Besucher der feierlichen Siegerehrung beim Bundesbewerb Latein/Griechisch 2006 in Kremsmünster an Köstlichkeiten aus der römischen Küche ergötzen wollen, wünschen wir Ihnen viel Freude beim Nachkochen und Dekorieren! Wir haben die Teller mit einem Zitat verziert, das mit unserem „von A bis Z“ zu vergleichen ist. Viele Vorspeisen wurden mit "Ei" ("ovum") zubereitet, Obst, speziell der "Apfel" ("malum"), war eine beliebte Nachspeise, daher "ab ovo ad malum".
...


Erstellt: 2012-05

ad usum delphini (W3)

Als lat. "ad usum delphini" bzw. "in usum delphini", frz. "à l'usage du dauphin", kennzeichnete man früher jugendfreie Fassungen von Büchern. Diese wurden (sicherlich aber nicht zum ersten Mal) zur Benutzung durch den "Dauphin", lat. "delphinus", den Kronprinzen von Frankreich hergestellt.

Die Redewendung lat. "ad usum delphini" oder "in usum delphini" bezieht sich auf die Bezeichnung frz. "Dauphin" (lat. "Delphinus"), die von 1349 bis 1830 die Kronprinzen, also die französischen Thronfolger bezeichnete. Die Bezeichnung frz. "Dauphin" wiederum bezieht sich auf die historische französische Landschaft "Dauphiné" im Burgund. Diese Landschaft war traditionell der erste Besitz der französischen Thronfolger.

Das geschichtliche Vorspiel geht zurück ins 12. Jh.. Der Beiname frz. "Dauphin" bezog sich auf die Grafen von Albon, dann wurde frz. "Dauphin" zum Titel der Grafen von Vienne, deren Land, die "Dauphiné" im Jahr 1349 an die französische Krone fiel. In diesem Jahr 1349 verkaufte der letzte "Dauphin" die "Dauphiné" an die französische Krone. Diese bestimmte die "Dauphiné" zur Ausstattung (Apanage) des Thronfolgers, verlieh sie aber bald nicht mehr und vereinte sie 1560 mit der Krondomäne.

Die Bezeichnung frz. "Dauphin" bezog sich also zunächst auf den Herrscher der "Dauphiné". Diese wurde ab 1349 dem französischen Thronfolger als "Apanage" (zu lat. "ad" = dt. "zu", "hinzu" und lat. "panis" = dt. "Brot"), als "Zubrot", überlassen, wodurch dieser standardmäßig zum "Dauphin" wurde. Und schließlich bezeichnete frz. "Dauphin" den französischen Thronfolger - und zwar ab 1560 auch unabhängig vom Besitz der "Dauphiné".

Damit war der Weg frei zur Bildung der Redewendung lat. "ad usum delphini" bzw. "in usum delphini", frz. "à l'usage du dauphin". Im Jahr 1668 ließ der von Ludwig XIV. zum Gouverneur des Dauphin ernannte Herzog von Montausier (1610-90) von Bossuet und Huet Ausgaben der alten Klassiker besorgen, worin die anstössigen Stellen aus dem Text weggelassen und erst am Schlusse zusammengestellt wurden. Es entstand also eine spezielle, "entschärfte" Ausgabe "zum Gebrauch des Dauphins". Seitdem wendet man diesen Ausdruck auf alle aus Sittlichkeitsgründen verstümmelte Schriften an.

Bleibt nur noch die Frage, wie die französische Landschaft "Dauphiné" zu ihrem Namen kam.

Es wird vermutet, dass der Graf von Vienne (Comte de Viennois), Guige IV, im 1100, sich und seinen ersten Sohn, zu Ehren eines Heiligen aus dem IV. Jh., auf den Namen "Dauphin" taufte. Bis zum 13. Jh. entwickelte sich "Dauphin" zum Synonym für "Graf", frz. "Comte". Und das Besitztum des Comte "Dauphin" wurde zum "Dauphiné".

Zu erwähnen wäre auch noch, dass das Wappen der "Comtes de Vienne" bzw. "Grafen der Dauphiné" seit 1063 einen "Delphin" im goldenen Schild führten.

Aber anscheinend ist die genaue Entwicklung vom "Delphin", "Delfin", zum frz. "Dauphin" = frz. "Thronfolger" bzw. zur Bezeichnung der Region "Dauphiné" noch nicht abschließend geklärt und wird immer noch diskutiert.

In dem Werk "Trésor du terroir" von Roger Brunet findet man an zwei Stellen etwas zur Namensgebung von "Dauphiné" bzw. "Dauphin":


S.121:

"Dauphin" fut un titre, porté notamment par le premier fils et futur successeur du roi. Le terme semble avoir été le surnom donné au premier fils du comte de Viennois, Guige IV, vers 1100, peut-être en hommage à un saint du IVeme siècle; il s'est ensuite étendu au comté à la fin du XIIIeme siècle puis à d'autres descendants titrés en "Dauphiné" et en Auvergne, a été considéré comme équivalent de "comte", puis est devenu un NP [Nom Personel (?)]. Outre le "Dauphiné" même, et la contrée du Bas-Dauphiné, le conservent les communes de "Dauphin" 04 et "Mont-Dauphin" 05, d'assez nombreux lieux-dits le "Dauphin", deux "Mont-Dauphin" à Colembert 62 et Barney 71, trois "Pont Dauphin" et, par la famille royale, la "Porte Dauphine" à Paris et la "Route Dauphine" dans les Yvelines.

S. 547:

Le "Dauphiné" vient du prénom d'un héritier du Comte de Vienne (début du XIIeme siecle), avant de devenir apanage du fils du roi de France; le prénom était alors rare, et peut-être importé par la mère, anglaise, du premier "Dauphin"; mais le sujet reste discuté.


(E?)(L?) http://anw.inl.nl/article/ad usum delphini

ad usum delphini


(E?)(L?) http://latinum.tantalosz.de/

"Ad usum Delphini": Zum Gebrauch des Dauphin. (Ein Werk, das für den Schulunterricht von anstößigen Stellen gereinigt wurde, Ausgaben griechischer/lateinischer Klassiker, die Ludwig XIV. für seinen Kronprinzen hatte fertigen lassen.)

"Delphinum cauda alligas": Er hält den Delphin am Schwanz (etwas verkehrt anfangen, am falschen Ende anpacken).

"In (ad) usum Delphini": Zum Gebrauch des Dauphins.

"In usum Delphini": Zum Gebrauch des Dauphin.


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/A

25 Ad usum Delphini


(E?)(L?) http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases

Ad usum Delphini


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=ad usum delphini
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "ad usum delphini" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2017-08

Acta est fabula, plaudite! (W3)

Das lat. "acta" = dt. "das Verhandelte", "die Ausführungen", "der Vorgang", geht zurück auf lat. "agere" = dt. "in Bewegung setzen", "führen", "lenken", "ausführen", "betreiben", und insbesondere "Theater aufführen". Lat. "fabula" steht für dt. "Gerede", "Tagesgespräch", "Unterhaltung", "Erzählung", und lat. "fabula docet" bedeutet dt. "die Geschichte lehrt". Zusammen mit lat. "plaudere" = dt. "klopfen", "klatschen", "applaudieren" ergibt sich also die Aufforderung: "Das Spiel ist vorbei, spendet Beifall".

(E?)(L?) http://www.comedix.de/lexikon/db/acta_est_fabula.php

"Acta est fabula"

Der gelangweilte Chef der Sichelschieberbande Gracchus Überdrus kommentiert mit dem als letzte Worte von Augustus auf dem Sterbebett überlieferten Zitat ("Das Geschehene ist eine Fabel", im Sinne von "Vorbei ist vorbei") die Entdeckung seiner Machenschaften auf Seite 43 des Abenteuers "Die goldene Sichel" im Zusammenhang mit der Entführung von Talentix und dem schwunghaften Handel mit goldenen Sicheln.

Bossix kann die Gelassenheit seines Chefs überhaupt nicht ertragen und antwortet ironisch, dass das genau der richtige Moment wäre, Latein zu reden und sich den Bauch vollzuschlagen!


(E?)(L?) http://latinum.tantalosz.de/

Acta est fabula, plaudite!

Das Spiel ist aus (wörtlich, die Geschichte ist vorbei), Applaus!


(E?)(L?) https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases_(A)

acta est fabula plaudite

The play has been performed; applaud!

Common ending to ancient Roman comedies; Suetonius claimed in The Twelve Caesars that these were the last words of Augustus; Sibelius applied them to the third movement of his String Quartet No. 2, so that his audience would recognize that it was the last one, because a fourth would be ordinarily expected.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Acta est fabula, plaudite
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Acta est fabula, plaudite!" taucht in der Literatur um das Jahr 1740 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-03

B

C

condicio sine qua non (W3)

Die Redewendung lat. "conditio sine qua non" oder "condicio sine qua non" (übernommen im 17. Jh.) = dt. "Bedingung, ohne die nicht" bezeichnet eine "unerläßliche Bedingung", "unerlässliche Voraussetzung", eine Bedingung, die absolut vorausgesetzt wird.

lat. "condicio" = dt. "Aufgabe", "Bestimmung", "Beruf", "Verhältnis", "Lage", "Zustand", "Stellung", "Stand", "Beschaffenheit", "Rechtsverhältnis", "Verabredung", "Übereinkunft", "Vertrag", "Vergleich", "Bedingung", "Vorschlag", "Antrag", "Anerbieten", "Heiratsvertrag", "Partie", "Liebesverhältnis"

(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/der/DERC.pdf

"condicio", lat., F., "Bedingung", zu lat. "condicere", V., "verabreden", zu lat. "cum", "con", Präp., Präf., "mit", lat. "dicere", V., "sagen", "sprechen"

"condicio sine qua non", lat., "Bedingung ohne die nicht", 18. Jh. (Rohr 1718)

"condictio", lat., "Ansagung", (im römischen Recht) besondere Verfahrensart des Legisaktionenverfahrens bzw. Formularverfahrens in der u.a. auch eine nichtgeschuldete Leistung (indebitum) zurückverlangt werden kann, zum PPP. "condictus" von lat. "condicere", V., "verabreden", zu lat. "cum", "con", Präp., Präf., "mit", lat. "dicere", V., "sagen", "sprechen"

"conditio", s. "condicio"


(E?)(L?) http://www.oedilf.com/db/Lim.php?Word=condicio sine qua non

Limericks on "condicio sine qua non"


(E?)(L?) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/C#Condicio_sine_qua_non

"Condicio sine qua non"

Die "Condicio-sine-qua-non-Formel" (von lat. "condicio sine qua non"; "Bedingung, ohne die nicht") ist eine Methode in der Rechtswissenschaft und Rechtspraxis sowie der Philosophie, mit der festgestellt wird, ob ein Vorgang oder eine Handlung ursächlich für eine bestimmte Tatsache ist.

Die Beurteilung der Kausalität ist zum Beispiel von Bedeutung im Strafrecht und im Schadenersatzrecht.


(E?)(L?) https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases_(C)

"condicio sine qua non" - "condition without which not"

A required, indispensable condition. Commonly mistakenly rendered with "conditio" ("seasoning" or "preserving") in place of "condicio" ("arrangement" or "condition").


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=condicio sine qua non
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "condicio sine qua non" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-03

conditio sine qua non (W3)

Die Redewendung lat. "conditio sine qua non" oder "condicio sine qua non" (übernommen im 17. Jh.) = dt. "Bedingung, ohne die nicht" bezeichnet eine "unerläßliche Bedingung", "unerlässliche Voraussetzung", eine Bedingung, die absolut vorausgesetzt wird.

(E?)(L?) http://www.blueprints.de/wortschatz/von-canossa-gang-bis-dulzinea/conditio-sine-qua-non.html

Conditio sine qua non

(lat. "Bedingung, ohne die nicht") Mit "conditio sine qua non" bezeichnet man eine Bedingung, von der nicht abgesehen werden kann bzw. von der man nicht abgehen will.

In der Rechtswissenschaft und Rechtspraxis sowie der Philosophie ist die Condicio-sine-qua-non-Formel eine Methode, mit der festgestellt wird, ob ein Vorgang oder eine Handlung ursächlich für eine bestimmte Tatsache ist.


(E?)(L?) http://www.comedix.de/lexikon/db/conditio_sine_qua_non.php

Conditio sine qua non

"...unter der vorraussetzenden (unerlässlichen) Bedingung" nichts über Atlantis zu erzählen, können Miraculix, Asterix und Obelix diese Insel nach dem Hinweis des Hohepriesters Guanchott, der diese Bedingung setzt, verlassen. Sie hatten sich in "Obelix auf Kreuzfahrt" in der Hoffnung dort Obelix' Wachstumsprobleme in den Griff zu bekommen auf den langen Weg gemacht.

Wörtlich übersetzt bedeuten die lateinischen Worte "Eine Bedingung, ohne die nicht ...". Eine Übersicht über alle Zitate aus den Asterix-Heften bietet die Zusammenstellung der Asterix-Zitate.


(E?)(L?) https://neueswort.de/conditio-sine-qua-non/

...
Die Phrase "Conditio sine qua non" beschreibt eine "unabdingbare Voraussetzung" bzw. eine "notwendige Bedingung". Die wortwörtliche Übersetzung des Lateinischen lautet "condicio" ("Bedingung"), "sine" ("ohne"), "qua" ("die") und "non" ("nicht").
...


(E?)(L?) http://www.oedilf.com/db/Lim.php?Word=conditio sine qua non

Limericks on "conditio sine qua non"


(E?)(L?) http://www.owid.de/artikel/405853?module=dfwb&pos=3

Conditio sine qua non

F. (-; ohne Pl.), im frühen 17. Jh. übernommen aus gleichbed. lat. "conditio sine qua non", eigentlich "Bedingung, ohne die (etwas) nicht (geschehen kann)" (zu "conditio" in seiner Bed. "Bedingung", "Voraussetzung"; ? "Kondition"), früher vereinzelt auch in flekt. Form.

Zunächst als Terminus der Logik (als Bezeichnung einer notwendigen Bedingung) und des Rechtswesens (als Bezeichnung für einen äquivalenten Kausalzusammenhang), dann allgemeiner und bildungsspr. in der Bed. "notwendige Bedingung, ohne die etwas anderes nicht eintreten kann", "unerläßliche Voraussetzung für etwas", gelegentlich in der Wendung "etwas ist eine conditio sine qua non".


(E?)(L?) http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?title=Conditio%20sine%20qua%20non&tx_gbwbphilosophie_main%5Bentry%5D=193&tx_gbwbphilosophie_main%5Baction%5D=show&tx_gbwbphilosophie_main%5Bcontroller%5D=Lexicon&cHash=f262dc62d9df55c24494c08e37563c2e

...
Umgekehrt gilt aber nicht, dass aus dem Gegebensein von A auch notwendigerweise B folgen muss. So ist z.B. die Sonnenwärme eine notwendige Bedingung für das Pflanzenwachstum, jedoch für sich allein nicht hinreichend, damit Wachstum zustande kommt.


(E3)(L1) http://www.textlog.de/kirchner.html
(E?)(L?) www.textlog.de/1525.html

Friedrich Kirchner - Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe: "Conditio sine qua non"

"Conditio sine qua non" (lat.) heißt die "unerläßliche Bedingung". - "Posita conditione ponitur conditionatum". ("Wenn die Bedingung gesetzt ist, so wird auch das Bedingte gesetzt") heißt s. a. die Ursache bedingt die Folge.


(E?)(L?) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/C#Condicio_sine_qua_non

"Condicio sine qua non"

Die "Condicio-sine-qua-non-Formel" (von lat. "condicio sine qua non"; "Bedingung, ohne die nicht") ist eine Methode in der Rechtswissenschaft und Rechtspraxis sowie der Philosophie, mit der festgestellt wird, ob ein Vorgang oder eine Handlung ursächlich für eine bestimmte Tatsache ist.

Die Beurteilung der Kausalität ist zum Beispiel von Bedeutung im Strafrecht und im Schadenersatzrecht.


(E?)(L?) https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases_(C)

"condicio sine qua non" - "condition without which not"

A required, indispensable condition. Commonly mistakenly rendered with "conditio" ("seasoning" or "preserving") in place of "condicio" ("arrangement" or "condition").


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=conditio sine qua non
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "conditio sine qua non" taucht in der Literatur um das Jahr 1790 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-03

coram publico (W3)

Die Redewendung lat. "coram publico" steht für dt. "vor dem Publikum", "öffentlich" (lat. "coram" = dt. "in Gegenwart").

(E?)(L?) http://www.blueprints.de/wortschatz/

Der Ausspruch lat. "coram publico" bedeutet dt. "vor allem Volk" bzw. "öffentlich".


(E?)(L?) http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Regeln_2016_veroeffentlicht_2017.pdf

...
E2: In festen adverbialen Fügungen, die als Ganzes aus einer fremden Sprache entlehnt worden sind, gilt Kleinschreibung, zum Beispiel:

"a cappella", "in flagranti", "à discrétion", "de jure", "de facto", "in nuce", "pro domo", "ex cathedra", "coram publico"

Zu Schreibungen wie "A-cappella-Chor", "De-facto-Anerkennung" siehe oben Absatz (1).

(5) für Zahlsubstantive, zum Beispiel:

"ein Dutzend", "das Schock" (= 60 Stück), "das Paar" (aber "ein paar" = "einige"), "das Hundert" (zum Beispiel: "das erste Hundert Schrauben"), "das Tausend", "eine Million", "eine Milliarde", "eine Billion"

Zu "Dutzend", "Hundert" und "Tausend" siehe auch § 58 E5.

(6) für Ausdrücke, die als Bezeichnung von Tageszeiten nach den Adverbien "vorgestern", "gestern", "heute", "morgen", "übermorgen" auftreten, zum Beispiel:

Wir treffen uns "heute Mittag". Die Frist läuft "übermorgen Mitternacht" ab. Sie rief "gestern Abend" an.

Zu Verbindungen wie "(am) Dienstagabend" siehe § 37(1.1).
...


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=coram publico
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "coram publico" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-03

D

dechile.net
Frases y Citas en Latin
Lateinische Redewendungen in ES

(E?)(L?) http://latin.dechile.net/


Erstellt: 2018-03

E

Exercitatio artem paravit
Übung schafft Kunst
Übung macht den Meister (W3)

In seinem Werk "Germania" schreibt römische Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus (55-120) in Kapitel 24 "Exercitatio artem paravit", was wörtlich übersetzt "Übung schafft Kunst" heißt. In den deutschen Sprachschatz ist die Redewendung allerdings in der Form "Übung macht den Meister" eingegangen.

(E?)(L?) http://www.gutenberg.org/ebooks/2995


(E?)(L?) http://www.novatlan-sound.de/facharbeit/fainhaltsverzeichnis.php


(E?)(L?) http://www.novatlan-sound.de/downloads/facharbeit.pdf


(E?)(L?) http://www.thelatinlibrary.com/tacitus/tac.ger.shtml#24


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Germania_(Tacitus)


F

G

H

I

in usum delphini (W3)

Als lat. "ad usum delphini" bzw. "in usum delphini", frz. "à l'usage du dauphin", kennzeichnete man früher jugendfreie Fassungen von Büchern. Diese wurden (sicherlich aber nicht zum ersten Mal) zur Benutzung durch den "Dauphin", lat. "delphinus", den Kronprinzen von Frankreich hergestellt.

Die Redewendung lat. "ad usum delphini" oder "in usum delphini" bezieht sich auf die Bezeichnung frz. "Dauphin" (lat. "Delphinus"), die von 1349 bis 1830 die Kronprinzen, also die französischen Thronfolger bezeichnete. Die Bezeichnung frz. "Dauphin" wiederum bezieht sich auf die historische französische Landschaft "Dauphiné" im Burgund. Diese Landschaft war traditionell der erste Besitz der französischen Thronfolger.

Das geschichtliche Vorspiel geht zurück ins 12. Jh.. Der Beiname frz. "Dauphin" bezog sich auf die Grafen von Albon, dann wurde frz. "Dauphin" zum Titel der Grafen von Vienne, deren Land, die "Dauphiné" im Jahr 1349 an die französische Krone fiel. In diesem Jahr 1349 verkaufte der letzte "Dauphin" die "Dauphiné" an die französische Krone. Diese bestimmte die "Dauphiné" zur Ausstattung (Apanage) des Thronfolgers, verlieh sie aber bald nicht mehr und vereinte sie 1560 mit der Krondomäne.

Die Bezeichnung frz. "Dauphin" bezog sich also zunächst auf den Herrscher der "Dauphiné". Diese wurde ab 1349 dem französischen Thronfolger als "Apanage" (zu lat. "ad" = dt. "zu", "hinzu" und lat. "panis" = dt. "Brot"), als Zubrot, überlassen, wodurch dieser standardmäßig zum "Dauphin" wurde. Und schließlich bezeichnete frz. "Dauphin" den französischen Thronfolger - und zwar ab 1560 auch unabhängig vom Besitz der "Dauphiné".

Damit war der Weg frei zur Bildung der Redewendung lat. "ad usum delphini" bzw. "in usum delphini". Im Jahr 1668 ließ der von Ludwig XIV. zum Gouverneur des Dauphin ernannte Herzog von Montausier (1610-90) von Bossuet und Huet Ausgaben der alten Klassiker besorgen, worin die anstössigen Stellen aus dem Text weggelassen und erst am Schlusse zusammengestellt wurden. Es entstand also eine spezielle, "entschärfte" Ausgabe "zum Gebrauch des Dauphins". Seitdem wendet man diesen Ausdruck auf alle aus Sittlichkeitsgründen verstümmelte Schriften an.

Bleibt nur noch die Frage, wie die französische Landschaft "Dauphiné" zu ihrem Namen kam.

Es wird vermutet, dass der Graf von Vienne (Comte de Viennois), Guige IV, im 1100, seinen ersten Sohn, zu Ehren eines Heiligen aus dem IV. Jh., auf den Namen "Dauphin" taufte. Bis zum 13. Jh. entwickelte sich "Dauphin" zum Synonym für "Graf", frz. "Comte". Und das Besitztum des Comte "Dauphin" wurde zum "Dauphiné".

Zu erwähnen wäre auch noch, dass das Wappen der "Comtes de Vienne" bzw. "Grafen der Dauphiné" seit 1063 einen "Delphin" im goldenen Schild führten.

Aber anscheinend ist die genaue Entwicklung vom "Delphin", "Delfin", zum frz. "Dauphin" = frz. "Thronfolger" bzw. zur Bezeichnung der Region "Dauphiné" noch nicht abschließend geklärt und wird immer noch diskutiert.

In dem Werk "Trésor du terroir" von Roger Brunet findet man an zwei Stellen etwas zur Namensgebung von "Dauphiné" bzw. "Dauphin":


S.121:

"Dauphin" fut un titre, porté notamment par le premier fils et futur successeur du roi. Le terme semble avoir été le surnom donné au premier fils du comte de Viennois, Guige IV, vers 1100, peut-être en hommage à un saint du IVeme siècle; il s'est ensuite étendu au comté à la fin du XIIIeme siècle puis à d'autres descendants titrés en "Dauphiné" et en Auvergne, a été considéré comme équivalent de "comte", puis est devenu un NP [Nom Personel (?)]. Outre le "Dauphiné" même, et la contrée du Bas-Dauphiné, le conservent les communes de "Dauphin" 04 et "Mont-Dauphin" 05, d'assez nombreux lieux-dits le "Dauphin", deux "Mont-Dauphin" à Colembert 62 et Barney 71, trois "Pont Dauphin" et, par la famille royale, la "Porte Dauphine" à Paris et la "Route Dauphine" dans les Yvelines.

S. 547:

Le "Dauphiné" vient du prénom d'un héritier du Comte de Vienne (début du XIIeme siecle), avant de devenir apanage du fils du roi de France; le prénom était alors rare, et peut-être importé par la mère, anglaise, du premier "Dauphin"; mais le sujet reste discuté.


(E?)(L?) http://www.gutenberg.org/files/43759/43759-h/43759-h.htm

"in usum delphini" - "zum Gebrauch für den Dauphin"

Der Herzog von Montausier (1610-90) von Ludwig XIV. 1668 zum Gouverneur des Dauphin ernannt, lies durch Bossuet und Huet Ausgaben der alten Klassiker besorgen, worin die anstössigen Stellen aus dem Texte weggelassen und erst am Schlusse zusammengestellt sind. Seitdem wendet man diesen Ausdruck auf alle aus Sittlichkeitsgründen verstümmelte Schriften an.


(E?)(L?) http://anw.inl.nl/article/in usum delphini

in usum delphini


(E?)(L?) http://www.spamula.net/col/index_lost.html

25.On the Editions of the Classics, in Usum Delphini


(E?)(L?) http://latinum.tantalosz.de/

"Ad usum Delphini": Zum Gebrauch des Dauphin. (Ein Werk, das für den Schulunterricht von anstößigen Stellen gereinigt wurde, Ausgaben griechischer / lateinischer Klassiker, die Ludwig XIV. für seinen Kronprinzen hatte fertigen lassen.)

"Delphinum cauda alligas": Er hält den Delphin am Schwanz (etwas verkehrt anfangen, am falschen Ende anpacken).

"In (ad) usum Delphini": Zum Gebrauch des Dauphins.

"In usum Delphini": Zum Gebrauch des Dauphin.


(E?)(L?) http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases

In usum Delphini


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=in usum delphini
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "in usum delphini" taucht in der Literatur um das Jahr 1820 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2017-08

J

K

L

lateinservice
Geflügelte Worte und römische Spruchweisheiten

(E?)(L?) http://www.lateinservice.de/dicta/dicta.htm




Erstellt: 2012-06

M

N

nolo episcopari (W3)

Der Ausdruck lat. "nolo episcopari" bedeutet wörtlich "Ich möchte kein Bischoff sein.". Es war üblich, dass die Kandidaten die Frage, ob sie Bischoff werden wollten, bescheidenerweise und der Etikette entsprechend, zweimal verneinten um beim dritten Mal die Ernennung anzunehmen. Verneinte der Kandidat die Frage jedoch auch beim dritten Mal, bedeutete es, dass es der Kandidat ernst meinte.

In anderem Kontext kann der Hinweis auf "nolo episcopari" also bedeuten, dass eine Einladung kein viertes Mal ausgesprochen wird. Wer eine Einladung oder ein Geschenk drei mal ablehnt hat seine Chance vertan.

(E1)(L1) https://www.bartleby.com/81/12154.html

Nolo Episcopari. [I am unwilling to accept the office of bishop.]


(E?)(L?) http://www.bookdrum.com/books/tom-jones/183034/bookmark/188795.html

The expression "Nolo Episcopari" is used to describe a modest refusal of something which is actually desired. It translates as ‘I do not want to be bishop.’ Tradition has it that those nominated for the post of bishop would politely decline the offer twice with these words, before accepting.


(E?)(L?) http://blog.inkyfool.com/2010/04/nolo-episcopari-and-rule-of-bellman.html

Nolo Episcopari and the Rule of the Bellman


(E?)(L?) http://content.time.com/time/magazine/article/0,9171,931492,00.html

Education: Nolo Episcopari

Monday, Aug. 08, 1938
...


(E?)(L?) http://en.wiktionary.org/wiki/nolo_episcopari


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=0&content=nolo episcopari
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Engl. "nolo episcopari" taucht in der Literatur um das Jahr 1790 auf.

Erstellt: 2014-08

O

P

Q

R

S

Sic transit gloria mundi (W3)

Die spätlateinische Redewendung lat. "Sic transit gloria mundi" (um 1600) = dt. "So vergeht der Ruhm der Welt" könnte (lt. "www.etymonline.com") auf eine Aussage in dem Werk "Imitatio Christi" (1471) von Thomas Á Kempis zurück gehen.

Auf "de.wikipedia.org" wird die Redewendung bereits als römische Formel beim Triumphzug eines Feldherrn beschrieben. Der Brauch wurde von der katholoschen Kirche übernommen. Beim ersten feierlichen Einzug eines neu gewählten Papstes verbrennt der Zeremoniar dreimal ein Bündel Werg und spricht dreimal die Worte "Sic transit gloria mundi.".

(E?)(L?) http://www.abnihilo.com/


(E?)(L?) http://www.comedix.de/lexikon/alphabet/a.php

Suchergebnis. Der Suchbegriff "sic transit gloria mundi" wurde 1 mal gefunden:
Asterix im Morgenland: S. 16, Bild 8, Sprecher: Dreifuß
"Sic transit gloria mundi. (So vergeht der Ruhm der Welt.)"


(E?)(L?) http://www.etymonline.com/index.php?term=sic transit gloria mundi


(E?)(L1) http://dictionary.infoplease.com/sic-transit-gloria-mundi


(E?)(L?) http://www.infoplease.com/ipa/A0001619.html


(E1)(L1) http://lemotdujour.over-blog.com/article-13604922.html


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/S

...
Diese Erinnerung an die irdische Vergänglichkeit wird schon in einem Buch über die kirchlichen Riten aus dem Jahre 1516 beschrieben, das Augustinus Patricius, Bischof von Pienza, verfasste.
...


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Sic transit gloria mundi
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Sic transit gloria mundi" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.
Span. "Sic transit gloria mundi" taucht in der Literatur um das Jahr 1750 auf.
Frz. "Sic transit gloria mundi" taucht in der Literatur um das Jahr 1800 auf. Engl. "Sic transit gloria mundi" taucht in der Literatur um das Jahr 1750 auf.


Erstellt: 2012-09

sonnenuhren-birkenau.de
Sinnsprüche auf Sonnenuhren

(E?)(L?) http://www.sonnenuhren-birkenau.de/de/theorie-der-sonnenuhr/sinnsprueche.html

In dieser Übersicht finden Sie Sprüche auf und an Sonnenuhren aus aller Welt.


Erstellt: 2017-05

suum cuique (W3)

Das geflügelte Wort lat. "suum cuique" = dt. "jedem das Seine" findet man in "De Officiis" (1,15) des Marcus Tullius Cicero. Es soll auf Cato den Älteren zurück gehen. und wurde später zum preußischen Wahlspruch (Schwarzer Adlerorden, 1701-1918 der höchste preußische Orden, verbunden mit dem Erbadel).

(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2014-1.pdf

S. 44f

Humanismus heute

Vom Mitfuhlen und Staunen

16 Thesen für eine lebenswerte Menschlichkeit Hermann Schulze-Berndt, Bad Bentheim

Der Autor ist Oberstudienrat mit den Fächern Latein und Religion. Seit 1991 gehört er dem Rat der Stadt Bad Bentheim an. Außerdem ist er Textdichter für geistliche Lieder, Singspiele und Oratorien.


(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2013-1.pdf

S.6

Aufsätze

Weltkulturerbe Altgriechisch und Lateinisch

Fragmente einer Kulturgeschichte

"Suum cuique", war die Devise des Schwarzen Adlerordens, den Friedrich I., der erste König in Preußen, zu seinem Amtsantritt stiftete. Ob es vielen am Krönungsorte Königsberg, gar dem Stifter selbst, bewusst war, dass der Wahlspruch letztlich auf ein aristotelisches Philosophem zurückgeht, sei dahingestellt.(1) Doch auch in dem noch nicht allzu traditionskultivierten Lande im Nordosten wird nicht nur in Kreisen der Träger einer solchen Auszeichnung die Inschrift auch in ihrer lateinischen Form geläufig gewesen sein. Schon annähernd hundert Jahre zuvor hatte allerdings der Magistrat der Stadt Augsburg ein lateinisches Motto seiner ganzen Bürgerschaft zugemutet: "Publico consilio publicae saluti MDCXX" steht am Hauptportal der Westfassade des Rathauses. Und wiederum hundert Jahre davor lasen und lesen noch die Gläubigen oberhalb der Uhr am Glockenturm des Trierer Doms die Mahnung "Nescitis qua hora Dominus veniet".
...
(1) Vgl. Nikomachische Ethik 5, 6, insbesondere 1131 a 29.
...


(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2011-3.pdf

S.243f

Duden 11. Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. 3., überarbeitete und aktualisierte Au?age, 960 Seiten. Mannheim: Dudenverlag 2008. 960 S., EUR 21,95 (ISBN: 978-3-411-04113-8).

Ein hier noch nicht besprochener Duden-Band sei wenigstens kurz vorgestellt. Er enthält viel Nützliches, so an Altsprachlichem (ich behalte überall die nicht stets nachvollziehbare Schreibung bei): Mehr über die meisten Lemmata erfahren Sie natürlich in Klaus Bartels’ vorzüglichem „Veni vidi vici“ (zur 12. Aufl.: FC 4/08, 272-274; zur 11. Aufl. ausführlich: Gymn. 114, 2007, 398-402). AltsprachlerInnen werden auf das Buch vor allem für Nichtantikes zurückgreifen, z. B. auf über 100 Wendungen mit „Kopf“. Der Band berührt sich natürlich mit dem Duden-Band 12 „Zitate und Aussprüche“; zu seiner letzten Auflage s. FC 4/08, 272-274. Das hier zu besprechende Buch will „die heute geläufigen“ Redewendungen geben. Aber wer sagt heute noch „stante pede“ und „kundiger Thebaner“? (Diese und andere Lemmata sind als „bildungssprachlich“ charakterisiert.) Oft sind Belege aus Büchern, Zeitschriften usw. gegeben. Zu „blasen“ könnte Tucholsky zitiert werden: „Keine, die wie du die Flöte bliese, Anna-Luise“, zu „Die Axt im Haus…“, „Doof bleibt doof“, „Ehrlich währt…“, „Alter schützt…“ der DDR-Spruch auf fünf Politbüro-Mitglieder: „Der Axen im Haus erspart den Sindermann“, „Sch-toph bleibt Schtoph“, „Erich währt am längsten“, „Walter schützt vor Torheit nicht“. - Informativ und auflockernd sind zahlreich Abbildungen, so bei A… eine Hinterglasmalerei zum „Götz von Berlichingen, zu „Gang nach Canossa“ eine Miniatur aus dem 12. Jh., zu „Dem Fuchs sind die Trauben zu sauer“ ein Holzschnitt aus einer Äsop-Ausgabe des 15. Jhs., zu „jmds. Kreise stören“ Merians Kupferstich „Tod des Archimedes“, zu „Tanz um das Goldene Kalb“ ein Chagall-Gemälde, zu „Jenseits von Gut und Böse“ ein Nietzsche-Porträt. - Ein auch gut aufgemachtes Buch!

Jürgen Werner, Berlin


(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2000-4.pdf

Lateinische Rechtsregeln und Rechtssprichwörter. Zusammengest. [...] von Detlef Liebs [...]. 6., vollst. neub. und verb. Aufl. München (Beck) 1998. 300 S. DM 38,- (ISBN 3 406 42669 7).

„Eine Sammlung lateinischer Rechtsregeln fehlte auf dem deutschen Büchermarkt“ (11) (1). Dabei bedienen sich dieser Regeln „deutsche Juristen auch heute noch, zur rascheren Verständigung untereinander und zur Legitimation ihrer Lösungen“, „und nicht nur deutsche Juristen, sondern alle europäischen“ (12). So hat DETLEF LIEBS, Jura-Professor an der Universität Freiburg i. Br., nicht zuletzt auf Drängen von KLAUS BARTELS (2) und MANFRED FUHRMANN (9), eine solche Sammlung geschaffen. Zuerst 1982 erschienen, liegt sie nunmehr in 6., vollst. neub. und verb. Aufl. vor. Umfasste sie in der 4. Aufl. (1986) 1539 Lemmata (im folgenden kurz: „Sprichwörter“), so jetzt über 1600. (Der im Buch-Titel gemachte Unterschied zwischen Rechtsregeln und Rechtssprichwörtern wird in der Einleitung nicht reflektiert; meist ist von „Rechtsregeln“, seltener von „Rechtssätzen“, je einmal von „Rechtssprichwörtern“ und „Parömien“ [= Sprichwörtern] die Rede.

Vielleicht erfolgte die Titelgebung durch den Verlag im Hinblick auf den 1996 ebenfalls bei Beck erschienenen Titel „Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter“; möglicherweise ist eine Serie geplant.) Das Buch enthält Antikes und Nachantikes, vor allem Spruchgut, das noch heute einen aktuellen Bezug hat: „Grundsätzlich habe ich nur aktuelle Rechtsregeln aufgenommen oder solche, bei denen ich mir vorstellen kann, daß sie heute noch Bedeutung haben könnten“ (12). Das Buch ist „für Juristen wie für Laien bestimmt“ (Einband S. IV). Das Buch enthält nur komplette Sätze, nicht Ein- und Mehrwortlexeme wie: "ususfructus", "bona fide", "in flagranti"; "societas leonina", "ius primae noctis"; L. will „nicht gleichzeitig ein lateinisches juristisches Wörterbuch liefern“ (13).

Auf Vorwort, Einleitung, Abkürzungsverzeichnis folgen der Hauptteil sowie Verzeichnisse der zitierten Autoren, der benutzten Ausgaben, ein lateinisches und ein deutsches Stichwortregister, ein Register der angeführten neuzeitlichen Gesetze. Die alphabetisch angeordneten Lemma geben den lateinischen Text, die Übersetzung, Erläuterungen, Stellenangaben. Viele der Sprüche sind dem Altsprachenlehrer wie überhaupt dem Altsprachler vertraut, meist aus nichtjuristischen Texten, so: aus juristischen Zusammenhängen: Bei manchem auf den ersten Blick rechtlich irrelevantem Satz weist Liebs auf die antike/nachantike juristische Implikation hin, so bei „Beati ...“: „Z. B. muß im Streit um das Eigentum nicht der Besitzer, sondern derjenige, der die Sache beansprucht, sein Recht beweisen [...] s. heute §§ [...] BGB“. In anderen Fällen wird der juristische Gehalt nicht deutlich, so bei „Vox populi ...“; liegen bei solchen Sprüchen nicht doch „allgemeine Lebensweisheiten“ vor, die auch nach Liebs nicht unter die Rechtsregeln gehören (13)? Keine aktuelle juristische Bedeutung hat etwa „Videant consules ...“. Nicht aufgenommen ist das Sprichwort „Quod non rapit Christus, rapit fiscus“; es ist ja auch keine Rechtsregel, aber immerhin ziert eine Illustration dazu den Einband der „Rechtsregeln“. Erwarten könnte man „Reddite ergo quae sunt Caesaris Caesari et quae sunt Dei Deo“4, ebenso eine Aussage wie „Verbum hoc ‚si quis‘ tam masculos quam feminas complectitur“ (Digesten 50, 16, 1), „Der Ausdruck ‚jemand‘ umfaßt sowohl Männer als auch Frauen“: So bei LISELOTTE HUCHTHAUSEN, GOTTFRIED HÄRTEL (Hg.), Römisches Recht, Berlin, Weimar 1975 u. ö. (Bibliothek der Antike, Römische Reihe); die Stelle wird, wobei offenbar gute Lateinkenntnisse aller Beteiligten vorausgesetzt werden, ohne Übersetzung im Impressum von „Forschung und Lehre“, der Zeitschrift des Deutschen Hochschulverbandes, zitiert.

Es ist eine Lösung des feministischen Problems ‚politischer Korrektheit‘ gesonderter Nennung movierter oder nichtmovierter femininer Formen bei Titeln usw.: Muss man „Professoren und Professorinnen“ sagen bzw. - Ladies first - umgekehrt, oder ist beim Maskulinum das Femininum mitgemeint? In einzelnen Fällen kann man ja auf geschlechtsneutrale Bezeichnungen ausweichen, so bei „Studenten und Studentinnen“ auf „Studierende“, und bei schriftlicher bzw. gedruckter Form mag etwa inbezug auf an Hochschulen Lehrende „ProfessorInnen“ genügen, aber oft genug bleiben raum-, zeit- und nervenstrapazierende Probleme. Vgl. auch „Semper sexus masculinus etiam femininum sexum continet“: HELFER5 unter Berufung auf ein Buch von JOSEPH MALL, das mir bisher nicht zugänglich ist.

Die Übersetzung, die „einer wörtlichen Übertragung gängige Formulierungen im Denkstil von heute“ vorzieht (16), liest sich durchweg gut. Jedoch würde ich „Propter scandalum evitan-dum veritas non est omittenda“ mit „Man darf nicht, (nur) um Anstoß zu vermeiden, die Wahrheit beiseitelassen“ wiedergeben. Der Laie, an den sich das Buch ja ebenfalls wendet, ersieht aus Liebs' Erläuterungen z. B., dass „Do ut des“ wertfrei die Gegenseitigkeit vertraglicher Verpflichtungen zum Ausdruck bringt, während neuzeitliches „Do ut des-Politik“ oft auch für fragwürdige gegenseitige Konzessionen steht.

(BISMARCK 1878 im Reichstag: „In allen politischen Verhandlungen ist das ‚Do ut des‘ eine Sache, die im Hintergrund steht, auch wenn man anstandshalber einstweilen nicht davon spricht ...“); dass „Quod non est in actis, non est in mundo“, uns als alltagssprachliche Umschreibung bürokratischer Verhältnisse geläufig, in der Juristensprache neutral „Ausdruck des Schriftlichkeitsverfahrens im Verfahrensrecht“ ist, und dass „Keine Antwort ist auch eine Antwort“ (Qui tacet ...), das heute umgangssprachlich vor allem das unbegründete, ja unhöfliche Nichtantworten charakterisiert, im Rechtswesen schlicht als Einverständniserklärung, ja u. U. als Geständnis gewertet wird.

Erkenntnisgewinn erwächst dem Leser auch aus Bemerkungen zu neuzeitlicher Rezeption (s. den bereits zitierten Hinweis auf das BGB; andere gelten dem Bundesbankgesetz, der Bayerischen Verfassung, dem BadenWürttembergischen Wassergesetz ...), so eine halbe Druckseite zu „Fiat iustitia“: „Meist fehlgedeutet i. S. e. Gerechtigkeitsfanatismus, der den Weltuntergang in Kauf nimmt. Dieses Mißverständnis hat Martin Luther verursacht ...“; weiter ist u. a. von Kaiser Ferdinand I. die Rede.

Zu "Suum cuique" könnte gesagt sein, dass es im 18. Jh. Motto des preußischen Schwarzen Adlerordens wurde und dass die Nazis die Übersetzung zynisch über das Lagertor des KZs Buchenwald schrieben;

zu „Fiscus non erubescit ...“ sei auf das antik nicht belegte „Non olet“ hingewiesen; zu „Punitur ne peccetur“ darauf, dass PLATON den Gedanken noch an anderen als den von Liebs angegebenen Stellen äußert, im doppelten Sinn der Besserung/Abschreckung des Bestraften sowie der Zeugen seiner Bestrafung. - Entbehrlich die Bemerkung zu „Pacta ...“, dass „grundsätzlich alle Verträge“ eingehalten werden müssen (Entsprechendes gilt doch durchweg für Rechtsprinzipien); hier wünscht man sich einen Hinweis darauf, dass „Pacta“ ein Lieblingssprichwort des lateinkundigen Politikers F. J. STRAUß war. Dem Laien muss der Unterschied von „fälschen/verfälschen“ erläutert werden (Reproba pecunia ...): Noch 1956 erklärt Bd. 25 des Grimmschen Wörterbuchs „verfälschen“ wie folgt: „durch die zusammensetzung mit ver- ist die bedeutung des einfachen zeitwortes nicht geändert worden“. Stellenangaben fehlen selten, und dann gewöhnlich auch bei Herausgebern anderer Sprichwortsammlungen: Bei „Abusus“ z. B. haben auch BARTELS und HELFER keine. „Quod non est in actis ...“ erklärt TOSI immerhin unter Hinweis auf HANS WALTHER (L. 21) 25928 a für mittelalterlich. Beim heutigen Stand der Lateinkenntnisse6 sollten Aussprachehilfen wenigstens in Form von Akzenten gegeben werden wie bei LIEBERWIRTH (7).

Zu den Autoren („Urheber“): DIOGENES LAERTIUS und PLUTARCH sind keine „griech.-röm.“ Autoren, der ANTISTHENES-Schüler DIOGENES nicht „Zyniker“, sondern „Kyniker“ (8). Dass der lateinische Kirchenvater TERTULLIAN Jurist („und zumal lateinischer Kirchenvater“; wieso „zumal“?) war, ist umstritten, vgl. zuletzt: Lexikon der antiken christlichen Literatur, 2Freiburg usw. 1999, 582: „Die Identität mit einem gleichnamigen Juristen ist [...] eher unwahrscheinlich. T.s. juristische Kenntnisse sind wohl Teil seiner Allgemeinbildung.“ - Im deutschen Sachregister könnte „Abschreckung“, so wie „Besserung“, ein eigenes Stichwort haben; jetzt ist „Abschreckung“ bei „Strafzweck“ subsumiert. - Das „Gesetzesregister“ umfasst befremdlicherweise auch das NSDAP-Programm. Die „Rechtsregeln“ sind jetzt gebunden statt broschiert - eine günstige Voraussetzung für häufiges Nachschlagen, und nachschlagen wird man häufig in dem nützlichen Buch!

Anmerkungen:

JÜRGEN WERNER, Berlin


(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/MDAV1995-2.pdf

...
5. Der Humanismus setzt neue Akzente. Er bringt auch 1571 aus der Feder von Simon Roth das erste Fremdwörterbuch des Deutschen hervor, von dem schon eingangs die Rede war. Der lateinische Unterrichtsbetrieb hinterläßt nun kräftige Spuren, von A wie "Abitur" bis Z wie "Zensur", in der "Interpretation" wie in der "Exkursion", dem "Pensum" und den "Ferien", im "Diktieren", "Deklamieren", "Demonstrieren" (sic!), im "Präparieren", im "Respektieren" und im "Rezitieren". Das "Studium", die "Universität" mit ihren "Fakultäten", ihren "Professoren" und "Doktoren", dem "Karzer" und dem "Consilium abeundi" genug der Vokabeln!

Dies ist auch die Zeit, in der selbst deutsche Familiennamen ins Latein übertragen wurden, so daß "Fischer" nun "Piscator" hieß und "Bauer" sich "Agricola" nannte. Daneben gibt es freilich auch Namen, die nicht übersetzt, sondern direkt aus dem Lateinischen entstanden sind, wie z. B. "Zabern" aus "taverna". Zuweilen wandte man selbst im Deutschen lateinische Deklinationsformen an („Ich glaube an Jesum Christum“ oder „dem geehrten Publico“) und nahm entsprechende Pluralbildungen vor, sprach also von Tempora und Termini. Es ist auch die Zeit, in der im Jahre 1495 das Corpus Juris durch die Kammergerichtsordnung hierzulande Fuß faßte, so daß man nun "appellieren" und "annullieren" kann, "konfrontieren" und "konfiszieren", "adoptieren" und "alimentieren", "protestieren", "arrestieren" und "inquirieren".

Schließlich ist es auch die Zeit, in der die lateinischen Sprüche und Zitate in der deutschen Sprache heimisch zu werden beginnen. Die Geflügelten Worte Georg Büchmanns in seinem Buch der bürgerlichen Bildungsbelege benötigen, um die aus dem Latein herrührenden Redewendungen aufzulisten, beinahe die doppelte Seitenzahl wie für die aus dem Griechischen stammenden: von "in dulci jubilo" bis "in flagranti", vom "Credo, quia absurdum" bis zum "Alea iacta", vom "Et tu, Brute?" bis zum "Et in Arcadia ego". Ob wir "cui bono?" fragen oder "suum cuique" für angemessen halten, ob wir etwas "sub specie aeternitatis" betrachten oder lieber "O tempora, o mores!" deklamieren - die Sättigung unseres Denk- und Sprachbestandes mit lateinischem Gut ist unübersehbar. Es mögen Dichterzitate oder Rednersätze sein, juristische oder theologische Formulierungen, genau bezeichenbares, einmaliges historisches Gut oder nur vage bestimmbares traditionelles: Es bewirkt in jedem Falle eine formal geschlossene, gedanklich präzisierte Verständigung, die der Kommunikation durch eingeschliffene semantische Werte dient und den Parteien zu rascherem, tieferem und intensiverem Begreifen verhilft. Vergessen wir nicht, daß die Epoche des Humanismus auch die Zeit ist, in der die (westliche) Erfindung des Buchdrucks eine revolutionäre Wandlung der Kommunikationsmöglichkeiten einleitet. Vergessen wir auch nicht, daß es damals ein lateinisches Buch war, welches als erstes von Gutenberg in Mainz 1452-1455 gedruckt wurde: die Bibel, jedoch nicht in der Sprache Christi, dem Aramäischen, auch nicht in der Originalsprache des Buches selbst, dem Hebräischen und dem Griechischen, sondern in der Weltsprache Latein. Anhangsweise ist noch daran zu erinnern, daß auch die Drucker ein ganzes Arsenal lateinischer Fachausdrücke zur Hand haben, wenn es um ihre Kunst geht: das "Exemplar" und das "Faksimile", das "Format" und die "Kolumne", die "Korrektur" und die "Makulatur", vom "Autor" und seinem "Manuskript" ganz zu schweigen. Aber wir wollen hier vorderhand abbrechen.
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(E?)(L?) http://www.amici-online.eu/Cursor_04.pdf

...
Die geflügelten Worte aus den alten Sprachen wie das archimedische "Heureka! Heureka!" oder das heraklitische "Panta rhei", das ciceronische "Suum cuique" oder das horazische "Carpe diem!" sind das meistzitierte, "sit venia verbo": das präsenteste Griechisch und Latein. Man muss nicht unbedingt mit Caesar durch das dreigeteilte Gallien gezogen sein, um einmal ein "Tempora mutantur" oder ein "Pacta sunt servanda", ein "Variatio delectat" oder ein "Si tacuisses ..." in die Diskussion zu werfen; man muss nicht unbedingt sein "amo, amas, amat" durch alle Tempora konjugiert haben, um einmal den "Advocatus diaboli" zu spielen oder auf einem "Ceterum censeo" zu beharren, den "Nervus rerum" anzusprechen oder nach einem "Deus ex machina" Ausschau zu halten. Und wenn ein Referent erklärt, er wolle nicht "ab ovo" beginnen, sondern gleich "in medias res" gehen, heißt das noch lange nicht, dass er seine Vortragskünste an Horazens „Ars poetica“ geschult hat.
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(E?)(L?) http://outils.biblissima.fr/fr/collatinus-web/

"suum cuique": à chacun son bien, à chacun son dû.


(E?)(L?) http://www.bpb.de/politik/grundfragen/sprache-und-politik/42761/jedem-das-seine?p=all

"Jedem das Seine" - zur Aufarbeitung des lexikalischen NS-Erbes

Der Satz "Jedem das Seine" prangte am Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald. In den 1990er tauchte die belastete Redewendung als Werbeslogan erneut auf. Frank Brunssen mit einer Untersuchung zur Aufarbeitung des lexikalischen NS-Erbes.
...
Historisch geht die Inschrift auf eine klassische Gerechtigkeitsformel zurück, deren Ursprünge sich bis in die Antike verfolgen lassen. Während der Bedeutungsakzent von "Jedem das Seine" in Platons Hauptwerk "Der Staat" (ca. 370 v. Chr.) und in Ciceros "Von den Pflichten" (44 v. Chr.) primär auf den Pflichten des Bürgers gegenüber dem staatlichen Gemeinwesen lag, wurden 533 n. Chr. im "wohl wirkungsmächtigsten Rechtstext des Abendlandes" [15], in den vom oströmischen Kaiser Justinian I. verfassten "Institutionen", die Rechte des Individuums gegenüber dem Staat hervorgehoben. [16] Im deutschen Kontext erlangte dieser klassische Rechtsgrundsatz zu Beginn des 18. Jahrhunderts besondere Bedeutung als "Wahlspruch" Preußens, wo er in seiner lateinischen Form "suum cuique" im Hohen Orden vom Schwarzen Adler zur Geltung kam. Der "Endzweck Unseres Reiches und Ordens", ließ Friedrich I. im Januar 1701 in den Ordensstatuten verlauten, ist es, "Recht und Gerechtigkeit zu üben, und jedweden das Seine zu geben". Zu diesem Zweck habe man im Orden über den Kopf des Adlers "Unsern gewöhnlichen Wahlspruch: Suum Cuique zur Ueberschrift verordnet".[17]

In der Folge war die Sentenz in lateinischer oder deutscher Sprache auch in künstlerischen und wissenschaftlichen Texten präsent. Etwa 1715 im Titel der Bach-Kantate "Nur jedem das Seine", oder in Kants "Metaphysik der Sitten" von 1785, worin jeder Person die "Rechtspflicht" auferlegt wird, sich nur in einer solchen Gesellschaft zu bewegen, "in welcher jedem das Seine erhalten werden kann ("suum cuique tribue")" [18], damit keiner Person ein Unrecht angetan werde. Goethe assoziiert den Ausdruck 1797 in "Hermann und Dorothea" mit dem Zugewinn an Gerechtigkeit durch die Französische Revolution, und im 19. Jahrhundert verwenden Hegel und Nietzsche die Sentenz in philosophischen Texten im Horizont der klassischen Gerechtigkeitsformel. Karl Marx benutzt in den 1840er Jahren Briefpapier, in welches das Wasserzeichen "Jedem das Seine" eingelassen ist [19] und Eduard Mörike greift 1861 im Titel eines Gedichts auf die Formulierung zurück, das die leidvollen Gesetzmäßigkeiten der Liebe beschreibt. Das "Deutsche Sprichwörter-Lexikon" von 1880 verzeichnet den Ausdruck als Teil eines Lehrspruchs, der auf die klassische Gerechtigkeitsformel anspielt: "Behaupte das Deine, gib jedem das Seine, doch Unrecht verneine." [20]
...


(E?)(L?) https://buch-findr.de/buecher/suum-cuique-jedem-das-seine/

Macke, Peter: Suum cuique - Jedem das Seine, 2012;

Friedrich der Große zu Fragen des Rechts und der Rechtspflege: ein Thema, das in die Rechtsgeschichte zurückführt, ein Thema aber auch, das an die Gegenwart heranführt. Dem Preußenkönig lag vor allem an der Schaffung eines einheitlichen Rechtsraums für sämtliche preußische Landesteile. Dies hat er durch Initiierung eines Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten in Gang gesetzt. Bei näherer Betrachtung treten Befunde zutage, die das landläufige Bild von Preußen im Allgemeinen und Friedrich II. im Besonderen in einem anderen Licht erscheinen lassen. Der 300. Geburtstag des Preußenkönigs im Jahr 2012 gibt Gelegenheit, den König angesichts seines Eintretens für dieses aufklärerische und epochale Gesetzeswerk zu würdigen. Im Mittelpunkt stehen Ausführungen zur rechtlichen Ausgangslage, der Rolle des Brandenburger Schöppenstuhls sowie der Reformbereitschaft und ersten Schritte in Richtung Allgemeines Landrecht. Aus dem Inhalt: Freiheitliches Menschenbild Ächtung der Sklaverei Vorrang des Gewissens Schutz des sozial Schwächeren Anspruch auf Bildung und Fortbildung Gewaltenteilung und Presse.


(E?)(L?) https://www.dailywritingtips.com/225-foreign-phrases-to-inspire-you/

191. "suum cuique": "to each his own"


(E?)(L?) http://www.gutenberg.org/ebooks/43759

Geflügelte Worte: Der Citatenschatz des deutschen Volkes by Georg Büchmann et al.

"Suum cuique" ("Jedem das Seine") finden wir bei Cicero "de offic." 1, 5; "de natur. deor." 3, 15, 38; "de leg." 1, 6, 19; (vrgl. Tacitus: "Annalen", 4, 35, Plinius: "Natur. hist." 14, 6, 8 und den ähnlichen Gedanken bei Theognis 332 u. 546).

"De finibus" 5, 23, 67 sagt Cicero: "Iustitia in suo cuique tribuendo cernitur", "Die Gerechtigkeit erkennt man daran, dass sie Jedem das Seine zuerteilt"; und "suum cuique tribuere" ist eine Rechtsregel Ulpians ("Corp. iur. civ." "Digest." I, 1 "de iustitia et iure" § 10); daher es in Shakespeares "Andronicus" 1, 2 heisst: "Suum cuique spricht des Römers Recht". Friedrich I. von Preussen wählte das "Suum cuique" zur Inschrift vieler Medaillen und Münzen und zum Motto des am 17. Januar 1701 gestifteten Ordens vom schwarzen Adler, und seitdem blieb es Preussens Wahlspruch.—


(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/Zielwoerterbuch5.htm

"Iuris praecepta sunt haec - honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere" (lat.).

"Die Anweisungen des Rechtes sind: ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen, jedem das Seine zugestehen."

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudoulpian, 3./4. Jh., Digesten 1, 1, 10 § 1); Nörr, D., Iurisperitus sacerdos, (in) Xenion, FS J. Zepos, 1973, Bd. 1, 555

Iustitia est constans et perpetua voluntas suum cuique tribuendi (lat.). Gerechtigkeit ist der stetige und fortdauernde Wille, jedem das Seine zu geben.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 106, Nr. 195 (Pseudoulpian, 3./4. Jh., Institutionen 1, 1, pr.)

Jedem das Seine.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 285 ([Beyer 1985] lat. suum cuique)

Suum cuique (lat.). Jedem das Seine.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gellius, um 120-um 180, Noctes Atticae 13, 24, 1, zu Cato, 234-149 v. Chr.); Macke, P., Jedem das Seine, 2012


(E?)(L?) http://www.phraseo.de/phrase/6803312/

"Suum cuique" - "Jedem das Seine." - (Preußischer Wahlspruch)


(E?)(L?) http://etymologie.tantalosz.de/

"Jedem das Seine" ist ein Grundsatz, der auf das antike griechische Staatswesen zurückgeht. Platon (um 428-347 a.C.) stellte fest, daß jeder nach seinen Möglichkeiten der Gemeinschaft dienen und dafür auch seinen gerechten Lohn erhalten sollte. Auch im römischen Reich war die Formel "suum cuique" ein Ausdruck für Gerechtigkeit. Die Nationalsozialisten entstellten den Begriff zynisch ins Gegenteil, indem sie den Spruch über das Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald schrieben.


(E?)(L?) http://latinum.tantalosz.de/

"Honeste vivere, neminem lædere, suum cuique tribuere"

"Ehrlich leben, niemandem schaden, jedem das Seine zukommen lassen." (Ulpianus)

"Hæc sunt præcepta iuris: honeste vivere, neminem lædere, suum cuique tribuere"

"Dieses sind die Gebote des Rechtes: Ehrenhaft leben, niemanden verletzen und jedem das Seine gewähren."

"Iuris præcepta sunt hæc: honeste vivere, alterum non lædere, suum cuique tribuere"

"Die Anweisungen des Rechts sind: ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen und jedem das Seine zugestehen." (Ulpianus)

"Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi"

"Gerechtigkeit ist der stetige und fortwährende Wille, jedem das Seine zu geben." (Ulpianus)

"Suum cuique (Iuris præcepta sunt hæc: honeste vivere, alterum non lædere, suum cuique tribuere)"

"Jedem das Seine. (Das Recht beruht auf drei Vorschriften: sittlich leben, Mitmenschen nicht verletzen, jedem das Seine zukommen lassen. Corpus Iuris Civilis, Institutiones)"

"Suum cuique (tribue)"

"(Gestehe) jedem das Seine (zu). (Marcus Tullius Cicero, Cato maior)"

"Suum cuique per me uti atque frui licet"

"Von mir aus sei es jedem erlaubt, was er hat zu nutzen und zu genießen." (Marcus Porcius Cato)


(E?)(L?) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/

Münze
...
14) Unter den Preußischen Thalern ist der Ausbeutethaler von 1701 mit der Inschrift: "Suum cuique", ingleichen der Ordensthaler von 1705, mit eben der Umschrift, und der mit dem gekrönten Wapen von Neufchatel und Valengin von 1713 selten zu finden. Man kann hierher den überaus seltenen Souverainitäts=Thaler Churfürst Friedrich Wilhelm' s von 1657 rechnen, welcher die Umschrift hat: Providentiae haec divinae obnoxia. Diese beziehen sich auf das Schwert und Zepter in den Händen des Churfürsten. Auch ist der Thaler K. Friederich Wilhelm' s I von 1713 selten, auf dessen Rückseite ein zur Sonne auffliegender Adler, mit der Um<97, 281>schrift steht: Nec soli cedit. Diese Umschrift war eine Beantwortung der stolzen Franz. Devise: Nec pluribus impar. Der Thaler ist in geringer Anzahl ausgemünzt, und aus gewissen Ursachen wieder eingewechselt, daher man ihn selten zu sehen bekommt. Eben dieses Königs Thaler mit dem Haarzopf sind nicht sehr gemein.
...


(E?)(L?) http://www.wispor.de/wpx-zitl.htm

"Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi."

"Gerechtigkeit ist der beharrliche und dauernde Wille, jedem sein Recht zu geben." (Ulpianus)


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=suum cuique
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "suum cuique" taucht in der Literatur um das Jahr 1810 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-03

T

Tabula rasa (W3)

Die Redensart dt. "Tabula rasa", frz. "faire table rase", beruht auf lat. "tabula rasa" = wörtl. dt. "freigekratze Tafel". Man findet darin lat. "tabula" = dt. "Brett", "Tafel", insbesondere "Schreibtafel" und lat. "radere" = dt. "auswischen", das eng verwandt ist mit dt. "rasieren" und "radieren".

Die "Tabula rasa" war ursprünglich eine "glatt geschabte Wachstafel", die den alten Griechen und Römern als Schreibtafel diente. Es war also so etwas wie eine "gewischte Tafel" oder eben ein "unbeschriebenes Blatt". Der erste schriftliche Beleg scheint allerdings erst im Mittelalter nachweisbar zu sein. Heute wird es jedoch vorwiegend im Sinne von "reinen Tisch machen" also im Sinne von "klare Verhältnisse schaffen" verwendet.

Der Theologe, Philosoph und Naturforscher Albertus Magnus (1200 bis 1280) benutzte es in seinem Werk "Über die Seele". Dort wurde es im religösen Sinn benutzt.

Die Vorstellung von der wieder "glatt gestrichenen und damit unbeschrieben Wachstafel" wurde von verschiedenen Philosophen auch auf den menschlichen Geist übertragen. Man stritt darüber, ob der Mensch mit einem "leeren Bewußtsein" oder mit "eingeborenen Ideen" ("ideae innatae") zur Welt kommt.

Seit dem 16. Jh. sprachen die Philosophen von einer leeren Ausgangssituation als "tabula rasa". Der britische Philosoph John Locke vertrat dieses Konzept in seinem im Jahr 1690 erschienen Werk "Essay Concerning Human Understanding" und trug damit zur Verbreitung der Redewendung bei.

(E?)(L?) https://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2017-2.pdf

In dem Artikel "Auswendiglernen?" von Walter Burnikel findet man Seite 92 den Punkt:

6) Auch wenn die Theorie der "tabula rasa" in der Forschung heute keine Rolle mehr spielt, ist sie als Modell für die Aufnahme von Gedächtnisspuren brauchbar: Die Speicherkapazität des kindlichen Gedächtnisses ist noch nahezu unbegrenzt, sodass es die Engramme besonders tief und nachhaltig aufnehmen kann. Das Kind freut sich dann über seinen kognitiven Fortschritt und aktiviert ihn im Aufsagen des Gelernten. Was mit den Kinderversen beginnt, setzt sich im Schulalter, wo bekanntlich die höchste Aufnahmeschnelligkeit erreicht wird, fort.


(E?)(L?) http://www.blueprints.de/wortschatz/von-quintessenz-bis-tusculum/tabula-rasa.html

"Tabula rasa" (lat. "glattgemachte Tafel")

Der Ausdruck "Tabula rasa" geht auf Aristoteles zurück: "Wie einer Tafel, auf der nichts geschrieben steht."

Heute wird "Tabula rasa" in zwei Zusammenhängen benutzt:


(E?)(L?) https://www.dailywritingtips.com/50-latin-phrases-you-should-know/

48. "tabula rasa" ("scraped tablet"): "blank slate" (the concept of the human mind before it receives impressions from experience)


(E2)(L1) https://www.dictionary.com/browse/tabula rasa

tabula rasa


(E?)(L?) http://www.etymologiebank.nl/trefwoord/tabula rasa

tabula rasa


(E?)(L?) https://www.etymonline.com/word/tabula rasa

tabula rasa (n.)

"the mind in its primary state", 1530s, from Latin "tabula rasa", literally "scraped tablet", from which writing has been erased, thus ready to be written on again, from "tabula" (see "table" (n.)) + "rasa", fem. past participle of "radere" "to scrape away", "erase" (possibly from an extended form of PIE root "*red-" "to scrape", "scratch", "gnaw"). A loan-translation of Aristotle's "pinakis agraphos", literally "unwritten tablet" ("De anima," 7.22).


(E?)(L?) https://www.geo.de/geolino/redewendungen/6862-rtkl-redewendung-tabula-rasa-machen

Tabula rasa machen
...
Auch die Redewendung "reinen Tisch machen" entstand wahrscheinlich durch eine fehlerhafte Übersetzung, weil "Tabula" fälschlicherweise als "Tisch" anstatt als "Tafel" übersetzt wurde. Übrigens vermutet man, dass auch der deutsche Ausdruck "der Schuh drückt" von einer alten lateinischen Redewendung übernommen wurde.


(E?)(L?) http://www.gutenberg.org/files/43759/43759-h/43759-h.htm

Aristoteles ("de anima" 3, 4) sagt: "???" ("wie auf einer Tafel, auf der wirklich nichts geschrieben ist"). Hierzu fügt Trendelenburg das Wort Alexanders aus Aphrodisias (um 200 v. Chr.): "???" ("die Vernunft, einer unbeschriebenen Tafel gleichend"), das Plutarch "Aussprüche d. Philos". 4, 11 ("Blatt" für "Tafel" setzend) den Stoikern zuschrieb. Wir citieren lateinisch:

"Tabula rasa", "abgewischte Schreibtafel"; was nach Prantl ("Gesch. d. Logik") zuerst bei Ägidius a Columnis († 1316) vorkommt.

"Tabellae rasae" lesen wir zwar schon bei Ovid ("Ars Amandi" 1, 437) aber ohne jene Beziehung auf Geistiges.


(E?)(L?) https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/Jason-Seizer-Patience/hnum/7792137

Auf dem Album "Patience" von Jason Seizer findet man auch einen Titel "Tabula rasa".


(E?)(L?) http://depot.knaw.nl/10253/1/Nww_compleet_archief.pdf

"tabula rasa" "een nog onbeschreven blad" - Indonesisch "tabula rasa" "een nog onbeschreven blad"; "nieuwkomer", "novice".


(E?)(L?) http://www.kuriositas.com/search?q=Tabula+rasa

Tabula Rasa

This is rather beautiful and thought provoking. An android, alone on a desert planet, comes across a piece of vegetation which has, somehow, rooted in the arid wasteland. Determined to secure the plant’s future the android goes to great lengths to assist its success.
...


(E?)(L?) https://www.merriam-webster.com/dictionary/tabula%20rasa

...
Did You Know?

Philosophers have been arguing that babies are born with minds that are essentially blank slates since the days of Aristotle. (Later, some psychologists took up the case as well.) English speakers have called that initial state of mental blankness "tabula rasa" (a term taken from a Latin phrase that translates as "smooth or erased tablet") since the 16th century, but it wasn't until British philosopher John Locke championed the concept in his Essay Concerning Human Understanding in 1690 that the term gained widespread popularity in our language. In later years, a figurative sense of the term emerged, referring to something that exists in its original state and that has yet to be altered by outside forces.
...


(E?)(L?) https://www.nextz.de/glossen/tabula-rasa.htm

Tabula Rasa


(E?)(L?) https://neueswort.de/tabula-rasa/

...
Die vergleichsweise häufig gebrauchte Wendung "Tabula rasa" machen ist weiterhin ein Synonym für das deutsche "reinen Tisch machen", also "mit etwas restlos aufräumen" oder "etwas restlos klären" und somit "Klarheit schaffen".
...


(E?)(L?) https://onzetaal.nl/uploads/nieuwsbrieven/tabularasa.html

...
woordfeit

"Tabula rasa" is een Latijnse woordgroep die letterlijk "uitgewist" / "schoongeveegd schrijfplankje" betekent. In de tijd van de oude Romeinen werd er vaak geschreven op plankjes die met een laagje was bedekt waren. Je kon het geschrevene eenvoudig uitwissen als je het plankje opnieuw wilde gebruiken. Je had dan wat in het Nederlands vaak een schone lei of een onbeschreven blad wordt genoemd; net als tabula rasa worden deze uitdrukkingen vooral in figuurlijke zin gebruikt.

"Tabula" betekende in het klassiek Latijn in het algemeen "plank", "plaat"; een specifiekere betekenis was "schrijfplankje". Het woord leeft in het Nederlands voort als "tafel". Het woord "rasa" is de vrouwelijke vorm van het voltooid deelwoord van "radere" "wegkrabben", "uitwissen".


(E?)(L?) http://www.philosophie-woerterbuch.de/stichwortverzeichnis/

Tabula rasa
...


(E?)(L?) http://www.phraseo.de/a-z/

Tabula rasa machen


(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/r.php

Tabula rasa machen


(E?)(L?) http://www.takeourword.com/Issue060.html

...
So much for the literal meaning. While Aristotle would not have used the very words "tabula rasa" (he was Greek, not Roman) the term has been used in connection with his beliefs. He thought that, when we are born, our minds are like blank slates, ready to receive imprints.

The term has been used in English in this figurative sense since at least the mid-16th century.


(E?)(L?) http://etymologie.tantalosz.de/

Kein "unbeschriebenes Blatt" sind umgangssprachlich Angeklagte, die schon mehrere Vorstrafen aufbieten können. Das Synonym für Leute, die schon so einiges "erlebt" haben, geht auf den griechischen Philosophen Platon (um 427-347 a.C.) zurück, der mit "unbeschriebenes Blatt" die ursprüngliche Seele des Menschen, bevor sie Eindrücke von der Außenwelt empfing, bezeichnet. Aristoteles (384-322 a.C.) benutzt ebenfalls dieses Bild von der "unbeschriebenen Wachstafel" "tabula rasa", das auch der Philosoph Plutarch {um 45-125) sowie die Stoiker (Philosophen einer antiken Schule in Athen um 300 a.C.) verwenden.

"Tabula rasa" bedeutet eigentlich "Abgeschabte Tafel", auch "unbeschriebenes Blatt": So wurde im übertragenen Sinne die Seele als vermeintlicher Ort der Erkenntnis der Menschen in ihrem ursprünglichen Zustand, bevor sie Eindrücke von der Außenwelt empfing, bezeichnet. Konkret war "tabula rasa" in der Antike eine wachsüberzogene Schreibtafel, von der nach dem Beschreiben die Schrift wieder vollständig entfernt werden konnte. Der Vergleich der Seele mit der beschreibbaren Wachstafel stammt von Platon, bei Aristoteles findet man Ähnliches. Im Mittelalter wurde dieser Gedanke von mehreren Philosophen aufgegriffen, so von Albertus Magnus, Franciscus Mercurius van Helmont, Pierre Gassendi, Thomas Hobbes und John Locke. Der verwendet diese Vorstellung als Metapher für die menschliche Seele bei der Geburt ("ein unbeschriebenes Blatt"). Diese wird im Verlauf des Lebens durch die Erfahrung geprägt. In der Neuzeit hat Sigmund Freud diesen Begriff in seiner Abhandlung "Notiz über den Wunderblock" (1925) verwendet.


(E?)(L?) http://latinum.tantalosz.de/t.php

"Tabula rasa" - "Leere, unbeschriebene Tafel". (Auch "reiner Tisch" - Römer schrieben gewöhnlich auf Wachstäfelchen, die man radierte, indem man mit dem flachen Ende des Schreibgriffels (Stylus) darüberstrich. John Locke gebrauchte den Ausdruck, um den menschlichen Geist bei der Geburt, vor dem Erwerb jeglicher Kenntnisse, zu beschreiben.)


(E3)(L1) http://www.textlog.de/eisler_woerterbuch.html
(E?)(L?) http://www.textlog.de/5214.html

Rudolf Eisler: "Tabula rasa"

Tabula rasa (leere, unbeschriebene Tafel) ist nach der Ansicht des Sensualismus (s. d.) die Seele vor aller Erfahrung, durch die sie gleichsam erst beschrieben wird. Das will (im extremsten Falle) sagen, die Seele, der Geist habe keinerlei angeborene (s. d.) Erkenntnisse oder Begriffe, keine präempirischen (s. d.) Anlagen und Potenzen, keine Spontaneität (s. d.), sondern verhalte sich den Eindrücken der Außenwelt gegenüber rein rezeptiv, passiv, bringe nichts zur Erfahrung hinzu, trage nichts aus Eigenem zum Zustandekommen der Erkenntnis schöpferisch bei, sondern sammle und ordne nur das von außen Empfangene. Vgl. dagegen: A priori, Erkenntnis, Spontaneität, Rationalismus.
...


(E3)(L1) http://www.textlog.de/kirchner.html
(E?)(L?) http://www.textlog.de/2111.html

Friedrich Kirchner - Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe: "tabula rasa"

"Tabula rasa" (lat.), "unbeschriebene Tafel", nannten du Stoiker und später die Empiristen und Sensualisten die Seele, wie sie bei der Geburt des Menschen ist. Sie verglichen sie also einer "unbeschriebenen Schreibtafel", weil sie noch leer von Vorstellungen ist, und erst in der Entwicklung des Lebens sich mit den Vorstellungen erfüllt. Plut. placit. phil. 4, 11 berichtet: Hoi de Stôikoi phasin: hotan gennêthê ho anthrôpos, echei to hêgemonikon meros tês psychês, hôsper chartês, energôn eis apographên. Eis touto mian hekastên tôn ennoiôn enapographetai. Locke (1632-1704) sagt: Wir wollen - annehmen, die Seele sei, wie man sagt, ein weißes unbeschriebenes Blatt Papier (white paper) ohne irgend welche Vorstellungen. (Essay concerning human Understanding II, 1 § 2.) Vgl. Empirie, Erkenntnis, Rationalismus.


(E1)(L1) http://www.visualthesaurus.com/portlets/wod/?y=2015&m=05&d=1&mode=m
(E1)(L1) http://www.visualthesaurus.com/portlets/wod/?y=2008&m=01&d=1&mode=m

Saturday, May 30th, 2015

"nescience"

Tabula Rasa Word of the Day:

This delightful and underused word means "absence of knowledge". Most folks go with ignorance instead, but "nescience" avoids most of the pejorative associations of that word, while having an air of mystery about it by being so seldom seen or heard.


(E?)(L?) http://www.vocabulary.com/

"tabula rasa": a young mind not yet affected by experience


(E?)(L?) https://en.wiktionary.org/wiki/tabula_rasa

From Latin "tabula" (“tablet”) + "rasa", feminine singular of "rasus" (“scraped", "erased”).


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/T

tabula rasa


(E?)(L?) https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases_(T)

"tabula rasa" - "scraped tablet"

Thus, "blank slate". Romans used to write on wax-covered wooden tablets, which were erased by scraping with the flat end of the stylus. John Locke used the term to describe the human mind at birth, before it had acquired any knowledge.


(E?)(L?) http://www.wordsmith.org/words/tabula_rasa.html

tabula rasa


(E?)(L?) https://www.yourdictionary.com/tabula-rasa

tabula rasa


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Tabula rasa
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Tabula rasa" taucht in der Literatur um das Jahr 1830 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-02

Tunica propior pallio est
Das Hemd ist mir näher als der Rock (W3)

Die Lebensregel dt. "Das Hemd ist mir näher als der Rock" ist eine Lehnübersetzung des lat. "Tunica propior pallio est", wörtlich dt. "Die Tunika ist näher als der Mantel", des römischen Komödiendichters Plautus (-0250 - -0184), aus Trinummus 1154.

(E?)(L?) https://www.projekt-gutenberg.org/


(E?)(L?) http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2037&kapitel=1#gb_found

Titus Maccius Plautus
Der Schaz (Trinummus)

Inhaltsverzeichnis


(E?)(L?) https://www.projekt-gutenberg.org/


(E?)(L?) http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2037&kapitel=7&cHash=70d0c6d3772#gb_found

Zweite Scene.
... ...


(E?)(L?) http://www.thelatinlibrary.com/plautus/trinummus.shtml


(E?)(L?) http://www.ub.uni-bielefeld.de/cgi-bin/neubutton.cgi?pfad=/diglib/aufkl/humanmag/100891&seite=00000241.TIF&werk=Zeitschriften+der+Aufklaerung


(E?)(L?) http://www.ub.uni-bielefeld.de/cgi-bin/neubutton.cgi?pfad=/diglib/aufkl/humanmag/100891&seite=00000303.TIF&werk=Zeitschriften+der+Aufklaerung
Der Dreier, Ein Lustspiel des Plautus

(E?)(L?) http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/4720/pdf/Lefevre_Politics_and_society_in_Plautus.pdf

ECKARD LEFÈVRE
Politics and society in Plautus' "Trinummus"
...


Erstellt: 2010-03

U

V

W

wikipedia
Liste lateinischer Phrasen
Liste lateinischer Redewendungen

(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Redewendungen

Diese Liste lateinischer Phrasen sammelt lateinische Phrasen, Sprichwörter und Redewendungen, beschreibt ihren Gebrauch und gibt, wo möglich, die Quellen an.

Lateinische Wendungen sind ihrerseits oft aus dem Altgriechischen übersetzt und erscheinen deshalb auch in der Liste griechischer Phrasen.

Viele dieser Phrasen werden in Fachsprachen als unübersetzte Versatzstücke weiter gebraucht und haben sogar Eingang in das allgemeine Kommunikationsrepertoire gefunden, bisweilen auch als Verballhornungen. Aufgenommen in diese Liste werden Wörter und Sätze, die entweder: Beispiele Vieles ist schon in den folgenden Listen enthalten und braucht deshalb hier nicht mehr gesondert aufgeführt zu werden: Siehe auch: Literatur Weblinks


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/A




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/B




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/C




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/D




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/E




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/F




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/G




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/H




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/I




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/J

-


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/K

-


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/L




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/M




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/N




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/O




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/P




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/Q




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/R




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/S




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/T




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/U




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/V




(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/W

-


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/X

-


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/Y

-


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/Z

-


Erstellt: 2011-08

X

Y

Z

zum
Lateinische Sinnsprüche

Ein Glossar mit zahlreichen lateinischen Sinnsprüchen.

(E?)(L?) http://www.zum.de/fachportale/latein/feldmann/latein.htm




Erstellt: 2012-05

Bücher zur Kategorie:

Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
VA Staat Vatikanstadt, Estado de la Ciudad del Vaticano, État de la Cité du Vatican, Stato della Città del Vaticano, State of the Vatican City, (esper.) Vatikano
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A

B

Bartels, Klaus
Veni vidi vici
Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen

dtv 216 Seiten
Broschiert
Erscheinungsdatum: September 1992


Die längst zum Standardwerk gewordene Sammlung von rund 500 Geflügelten Worten und rund 300 »Formeln und Floskeln« präsentiert sich in ihrer 11. Auflage in neuer Gestalt: nicht lediglich »durchgesehen«, sondern vielfältig erweitert. Mehr als hundert Einträge sind ausführlicher gefaßt, eine Anzahl Zitate sind neu aufgenommen worden; neu hinzugekommen ist auch ein Essay zur Charakteristik dieser buntgefiederten Vogelschar. Die Sammlung »Veni vidi vici« begnügt sich nicht mit Übersetzung und Stellennachweis; die Zitate werden in ihren ursprünglichen Text- und Sinnzusammenhang gestellt, ihre oft verwickelte Prägungsgeschichte und die nicht seltenen Bedeutungssprünge werden in ausgeschriebenen, durchweg übersetzten Zitaten nachgezeichnet. Zahlreiche Verweise und ein Schlagwortregister erschließen den Band, der Kenner und Liebhaber nicht nur zum Nachschlagen, sondern auch zum vergnüglichen Blättern und Lesen einlädt.

Quicklebendiges und unverwüstliches Griechisch und Latein


(E?)(L?) http://www.amici-online.eu/Cursor_04

S.18

Geflügelt, entflogen:
Habent sua fata ...

„Sie haben ihre Schicksale...“: Das gilt, wie für die Menschen und ihre libelli, ihre „Büchlein“, so für diese geflügelten Worte mit ihren je besonderen, über viele Jahrhunderte hinwegreichenden Zitiergeschichten und Zitierschicksalen.
...
Diesen Text können Sie nachlesen in Klaus Bartels eben neu erschienenem Klassiker „Veni vidi vici“. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen.“


(E?)(L?) http://www.pegasus-onlinezeitschrift.de/2006_2_3/agora_2_3_2006_bartels.html

Pegasus-Onlinezeitschrift VI/2+3 (2006), 84

Klaus Bartels

Geflügelt, entflogen
...
"Geflügelte Worte": Der bildhafte Titel der Büchmannschen Zitatensammlung - nach dem Homerischen, Vossischen Formelvers "... und sprach die geflügelten Worte" -, ist zu einer Art Gattungsbegriff geworden. Doch längst zuvor hat es den Begriff von geläufigen Klassikerzitaten gegeben. Viele der hier gesammelten Worte werden schon in der Antike als „allgemein“ oder „sprichwörtlich“ geläufig eingeführt; Aristoteles, Rhetorik 2, 21. 1395 a 21f., spricht einmal von „im Volk verbreiteten“ Worten wie den Sprüchen der Sieben Weisen; Macrobius, Saturnalien 5, 16, 7, nennt eine Reihe von Homer- und Vergilversen, die „sprichwörtlich in aller Munde seien“. Tausendschaften solcher Zitate aus verlorenen Werken speisen unsere gelehrten Fragmentsammlungen. Aber erst durch Büchmanns 1864 erschienenen, rasch zum Klassiker avancierten "Citatenschatz des Deutschen Volkes" und weitere Sammlungen wie Lipperheides "Spruchwörterbuch" von 1907 und Zoozmanns "Zitatenschatz der Weltliteratur" von 1910 sind Mächtigkeit und Eigenart dieses klassischen Zitatenschatzes so recht in den Blick gekommen. Die "Adagia" des Erasmus, diese weitausgreifende Bestandsaufnahme des lateinischen Sprichwortschatzes, haben durchaus anderen Charakter.

Die Geflügelten Worte aus den Alten Sprachen wie das Archimedische "Heureka! Heureka!" oder das Heraklitische "Panta rhei", das Ciceronische "Suum cuique" oder das Horazische "Carpe diem!" sind das meistzitierte, sit venia verbo: das präsenteste Griechisch und Latein. Man muß nicht unbedingt mit Caesar durch das dreigeteilte Gallien gezogen sein, um einmal ein Tempora mutantur oder ein Pacta sunt servanda, ein Variatio delectat oder ein Si tacuisses ... in die Diskussion zu werfen; man muß nicht unbedingt sein amo, amas, amat durch alle Tempora konjugiert haben, um einmal den Advocatus diaboli zu spielen oder auf einem Ceterum censeo zu beharren, den Nervus rerum anzusprechen oder nach einem Deus ex machina Ausschau zu halten. Und wenn ein Referent erklärt, er wolle nicht ab ovo beginnen, sondern gleich in medias res gehen, heißt das noch lange nicht, daß er seine Vortragskünste an Horazens „Ars poetica“ geschult hat.

Viele dieser Worte aus der antiken Welt haben sich früh aus ihren ursprünglichen Bezügen gelöst; viele haben sich aus einem längst verlorenen oder vergessenen Werk beizeiten in den rettenden Zitatenhimmel aufgeschwungen. Die Geflügelten Worte sind zumeist entflogene, über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg uns zugeflogene Worte, und sie tragen kein Ringlein am Fuß, auf dem Autor und Werk, Buch und Kapitel, Paragraph oder Vers fein säuberlich verzeichnet wäre. Bei dem einen oder anderen Wort ist die Herkunft vollends in Vergessenheit geraten. Wer ein Geflügeltes Wort zitiert, hört oder liest, weiß in der Regel nicht und fragt sich auch nicht lang, wer das wann wo in welchem Sinn einmal gesagt oder geschrieben hat, in welchem Kontext und in welchem Sinne. Die lächelnde Mahnung Principiis obsta! stammt aus Ovids literarischer Hausapotheke gegen Liebesschmerz und Liebesqual, die hintersinnige Frage Quis custodit custodes?, mit leicht zu erratendem Bezug, aus Juvenals berüchtigter „Weibersatire“. Neuerdings sind diese Worte in die politische Arena übergewechselt und dort zu geschliffenen Hieb- und Stichworten geworden; von ihrem ursprünglichen Kontext, von Liebesschmerz und Eifersucht, klingt ihnen da kein leiser Seufzer nach.

Da kann es nicht verwundern, daß manche derart entflogene, zugeflogene Worte - wie jenes eingangs angeführte Habent sua fata libelli - mit ihren Bezügen auch ihre ursprüngliche Bedeutung verändert haben. Das Archimedische "Noli turbare circulos meos!" gilt eigentlich den in feinsten Sand gezeichneten geometrischen Figuren und nicht, wie die geläufige Übersetzung "Störe meine Kreise nicht!" suggeriert, irgendwelchen persönlichen Sphären. Caesars "Alea iacta est(o)" heißt keineswegs "Der Würfel ist gefallen", sondern "Der Würfel ist (sei) geworfen"; der Ausruf meint nicht die Entscheidung, die mit dem Würfel fällt, sondern die für das Wagnis des Wurfs. Das Vergilische "Labor omnia vicit ..."; "Mühsal eroberte alles ..." deutete ursprünglich auf die Ablösung der Goldenen durch die Eiserne Zeit; erst die Schule, offenbar schon die antike, hat dem Wort eine simple Moral abgewonnen, und Büchmann hat noch kräftig nachgedoppelt: "Unablässige Arbeit besiegt alles". Und wieder die „Schule“ hat irgendwann, irgendwo Senecas bittere Schulkritik "Non vitae, sed scholae discimus" in den goldenen Portalspruch "Non scholae, sed vitae discimus" verkehrt. Difficile est satiram non scribere!

Die "Geflügelten Worte" sind eine artenreiche Ordnung. Sie erstreckt sich quer durch die literarischen Gattungen, durch die Zeiten, durch die Fächer und - erstaunlicherweise - auch durch alle Ränge. Von einem alltäglichen Plenus venter non studet libenter bis zu einem bedeutsamen Homo sum, humani nil a me alienum puto, von einem schlichten "Hannibal ante portas" bis zu dem geschliffenen Veni vidi vici sind da alle Grade vertreten. Voltaire hat einmal bemerkt: „Le latin est plus propre au style lapidaire que les langues modernes.“ Worte wie Hic Rhodus, hic salta!; Primum vivere, deinde philosophari; Quot capita, tot sensus; Rem tene, verba sequentur; Ubi bene, ibi patria; Vita brevis, ars longa zeigen diesen charakteristisch lateinischen „lapidaren Stil“. In Summum ius summa iniuria alias Summum ius summa crux kommt noch ein herausforderndes Paradox und der Gleichlaut hinzu. Wortspiele wie Dum spiro, spero; Nolens volens; Nomen est omen; Ora et labora; Qualis rex, talis grex; Urbi et orbi prägen sich durch ohrenfällige lautliche und rhythmische Gleichklänge ein. In dem christlichen Patior, ut potiar spiegeln sich die Vokale und mit ihnen die gleich anlautenden Verben. In die Reihe dieser aufs Äußerste verknappten „lapidaren“ Worte gehört zu guter Letzt auch der hier ehrenhalber unter die Geflügelten Worte aufgenommene, auch unbildlich lapidare Grabspruch Ut moriens viveret / vixit ut moriturus.

Doch die meisten dieser Worte verdanken ihre Flügel keineswegs einer strenggefügten Prägung, sondern ihrer Lebensnähe, so zumal die sprichwörtlichen wie "Fortes Fortuna adiuvat" oder "Gutta cavat lapidem" oder Rechtsregeln wie "Audiatur et altera pars" oder "In dubio pro reo". Je besser ein Zitat zu einer schlagenden oder beziehungsreichen Erwiderung, einem erhellenden oder erlösenden Einwurf taugt, desto höher ist sein Quotation Index. Ein "Errare humanum est" lebt - und lebt gut - von der menschlichen Fehlerhaftigkeit, ein "In vino veritas" von der weinseligen, redseligen Offenherzigkeit, ein "Do, ut des" oder ein "Manus manum lavat" von dem nüchternen Sinn für Gegenseitigkeit. Die Turnerbewegung hat sich Juvenals ... "mens sana in corpore sano" aufs Papier und an die Turnhallen geschrieben und für ihre Zwecke neu gedeutet; Drogenhandel und Geldwäscherei haben dem Vespasianischen "Non olet" neue anrüchige Bezüge gegeben. Manche Worte profitieren von einem speziellen Veredlungs- und Verfremdungseffekt: Ein Catonisches "Ceterum censeo" hat allemal mehr Gewicht als ein "Im-Übrigen-muß-ich-immer-wieder-Sagen"; ein "Alea iacta est" erhebt jedweden Abstimmungsentscheid zum schicksalhaften Schritt über den Rubikon; ein "Veni vidi vici" verleiht jedem raschen Verhandlungserfolg einen Abglanz Caesarischer Fortune. Und manch einer hört allenfalls doch lieber ein lateinisch chiffriertes "Si tacuisses" ... als unverblümten deutschen Klartext.
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Nichtsdestoweniger scheint der Prestigewert der klassischen Antike diese Geflügelten Worte der Werbesprache zu empfehlen. Der Archimedische Entdeckerruf "Heureka!" hat mit seinem Vorderteil für einen "Heuwender" und mit seinem Hinterteil für Schweizer "Reka"- ("Reisekassen"-) Checks herhalten müssen; Caesars "Veni vidi vici" "kam, sah und warb" einmal in der einen Anzeige für Apple und in der anderen für PC’s; eine Zigarettenkampagne lief unter dem Slogan "Veni vidi fumi", die Spaßkampagne für Loriot als Bundespräsidenten unter dem Motto "Veni vidi Vicco". Ein Inserat des alten "Punch" zeigte einen römisch gewandeten Caesar, der seinem ebenso drapierten Gegenüber eine Schachtel Konfekt anbietet, mit einem "Et tu, Brute?" in der Sprechblase. Ein Reisebüro firmiert mit "Quo vadis?", und so geht es fort. "De gustibus non est disputandum." Woher das nun wieder kommt? Da sind wir am Ende unseres Lateins. Stammte das Wort von Lucullus oder von Maecenas, dem Entdecker des Eselsfüllenbratens, oder von Petron, dem elegantiae arbiter an Neros Hof, so wüßten wir es. Vielleicht steckt ja nichts dahinter als ein Beispielsatz für ein verneintes Gerundivum.

Aus: Veni vidi vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen, zusammengestellt, übersetzt und erläutert von Klaus Bartels, 11., durchgehend erneuerte und erweiterte Auflage, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006


Erstellt: 2012-05

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