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Weeber, Karl-Wilhelm
Alltag im Alten Rom - Das Landleben - Ein Lexikon
(E?)(L?) http://www.primusverlag.de/titel.php?artikel_id=133663714712
Neuausgabe 2012, 312 S. mit ca. 135 s/w-Abb., Reg., geb.
Format 16,5 x 24,0 cm
ISBN 978-3-86312-027-6
Wie lebten die Römer auf dem Land? Von A wie Agrarwerkzeuge bis Z wie Ziergarten gibt dieses Lexikon einen ebenso profunden wie unterhaltsamen Überblick über alltägliche Verrichtungen. Dabei hat Karl-Wilhelm Weeber das Leben der ›oberen Zehntausend‹ ebenso im Blick, wie das der Bauern, Hirten, Fischer, Tagelöhner und Landsklaven.
Zu allen Stichwörtern gibt es zahlreiche Quellenbelege und unterhaltsame O-Töne römischer Autoren. Das umfangreiche Register macht das Werk zu einem wichtigen Arbeitsinstrument.
Zum Autor:
Karl-Wilhelm Weeber, Jahrgang 1950, ist Honorarprofessor (Alte Geschichte) an der Universität Wuppertal sowie Lehrbeauftragter für die Didaktik der Alten Sprachen an der Ruhr-Universität Bochum. Außerdem ist er ehem. Direktor des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums Wuppertal. Er hat zahlreiche Bücher zur römischen Kulturgeschichte verfasst.
(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2001-2.pdf
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Karl-Wilhelm Weeber, stellt einen Lebensbereich der römischen Antike in den Mittelpunkt, der im allgemeinen ganz im Schatten der urbanen Zivilisation steht. Obwohl zwischen 80 und 90% der Bevölkerung im Imperium Romanum auf dem Lande gelebt haben, wird dieser Bereich in den meisten Darstellungen zur römischen Kulturgeschichte entweder gar nicht oder nur recht stiefmütterlich behandelt. In manchen Latein-Lehrbüchern - so kritisiert er - findet das Landleben gewissermaßen überhaupt nicht statt! Man weiß freilich, agricola und rosa waren die Lieblingsvokabeln der Lehrbücher der 50er Jahre und sind heutzutage verpönt. Dabei ließe sich höchst Interessantes darüber berichten: dass die Rose als Königin der Blumen der antiken Welt gelten kann, klingt plausibel, dass Rosen nicht als mächtiger Strauß überreicht, sondern als Kränze (coronae) oder Girlanden (serta) präsentiert wurden, stellt schon einen Unterschied zur gängigen Praxis heute dar.
Weeber nennt natürlich auch die Plätze im alten Rom, wo die Floristen-Werkstätten zu finden waren. Beiläufig erwähnt er auch, dass wir wohl in Analogie zum Lehnwort "Rose" das lateinische Wort "rosa" heute meist falsch (nämlich mit langem "o") aussprechen. Dass in den Vesuvstädten eine prosperierende Parfümindustrie existierte, dass Nero über 4 Millionen Sesterze für den Rosenschmuck eines luxuriösen Gastmahls ausgab, dass Rosen aus Paestum bezogen und im Winter aus Ägypten importiert, im 1. Jahrhundert gar in Treibhäusern in Italien gezüchtet wurden, kann man neben vielem anderen in einem einzigen Artikel erfahren.
Weit umfangreicher natürlich der Aufsatz über die Bauern, ihre Geschichte, ihren Alltag, ihre Verklärung in der Literatur, ergänzt durch einen eigenen Artikel „Bauernsprache Latein“, in dem in Erinnerung gerufen wird, wie stark die alltägliche Vorstellungswelt das Lateinische in lexikalischer Hinsicht geprägt hat. Übrigens kommt WEEBER immer wieder auf den kulturellen Hintergrund von Sprache zu sprechen. Wenn etwa Engländer und Franzosen jeden Monat ihr "salary" bzw. "salaire" in Empfang nehmen (das deutsche "Salär" ist etwas aus der Mode gekommen), so spiegelt sich darin die Praxis der Großgrundbesitzer und später dann des römischen Staates, den Unfreien bzw. den Offizieren, Professoren und Ärzten ein "salarium", ein "Salzgeld", ursprünglich eine Naturalien-Bezahlung, zukommen zu lassen.
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Was aber hat, wenn "Römer spinnen", das mit ihrem Nationalstolz als "Pflüger" zu tun? Des Rätsels Lösung liegt in der Etymologie von "de-lirare". Das Verb bezeichnet nämlich ursprünglich ein Abweichen ("de-") vom "lirare", dem "Einfurchen" des Samens mithilfe eines am Pflug angebrachten Streichbretts. ‚Wenn die Samen ... nicht ordentlich zugedeckt werden, spricht man von einer "deliratio"‘, erläutert PLINIUS (NH XVIII 180). Dieses "Verlassen der Furche", "Abweichen von der geraden Linie" wurde schon früh in der übertragenen Bedeutung "verrückt sein", "irre reden" gebraucht. Auch das "delirium" als medizinischer terminus technicus war schon bekannt (Cels. II 6)“ (Art. Pflug, 227f).
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Register mit über 900 Sachbegriffen
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Josef Rabl
(E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/MDAV1995-2.pdf
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Mit dem 450-Seiten-Lexikon über den Alltag im alten Rom hat der Autor sich selbst übertroffen. Gäbe es eine Bestenliste von Neuerscheinungen, die den Lateinunterricht wirklich bereichern und voranbringen, dieses Lexikon müßte derzeit zweifelsfrei die erste Stelle einnehmen. Schon beim Blättern liest man sich unweigerlich fest: da gibt es zunächst Beiträge zu ganz konventionellen Themen wie Bestattung, Buchhandlung, Familie, Freigelassener, Handwerker, Grabmal, Kalender, Kleidung, Lehrer, Preise und Löhne, Schule, Sport, Totengedenken oder Wasserversorgung. Es finden sich aber auch völlig überraschende (und die Neugier weckende) Artikelüberschriften wie Abfallbeseitigung, Arbeitslosigkeit, Freizeit, Fremdenfeindlichkeit, Grundnahrungsmittel, Haustier, Hochhaus, Imbißstuben, Innere Sicherheit, Kindergeld, Krankenversicherung, Kühlverfahren, Lärm, Liebesbrief, Miete, Mittagspause, Obst, Schirm, Sozialleistung, Straßenkriminalität, Süßstoff, Tischsitten, Tourismus, Unterhaltungsmusik, Wette, Zahnersatz oder Zoo und vieles mehr. Insgesamt 213 Artikel bietet dieser voluminöse Band, Artikel, nicht trocken und wissenschaftlich unterkühlt, nicht komprimiert bis zur Unverdaulichkeit, sondern im lockeren Erzählton, amüsant, voller Details. Der Autor komplettiert seine Artikel mit vielen Belegstellen aus der antiken Literatur, mit knappen Hinweisen auf weiterführende Fachliteratur, aufgelockert durch Illustrationen in Schwarz-weiß, beispielsweise eine Abbildung von zwanzig römischen Frauenfrisuren nach Münzportraits (117).
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Josef Rabl, Berlin
Erstellt: 2014-12