Lee (W3)
Das engl. "lee" (900), dän. "læ", ndl. "lij", schwed. "lä", mndt. "lê", "le" = dt. "Ort, wo die See nicht dem Wind ausgesetzt ist", "milde, geschützte Seite", dt. "lee", geht zurück auf altengl. "hleo", "hléo", "hleow" = dt. "stark", "Schutz", "Obdach", und weiter auf altfries. "hli" = dt. "Obdach", "Herberge", "Zuflucht", "Schutz", altisl. "hle" = dt. "Schutz", "windstille Seite", "Lee", altnord. "hly", "hlé", germ. "*hlewo-" = dt. "Obdach", "Herberge", "Zuflucht", "Schutz", "Wärme".Die weitere Bedeutung dt. "sonnige, warme, milde Stelle" verbindet dt. "lee" mit dt. "lau". Damit findet man einen weiteren Zweig der Wortfamilie in dem man mhdt. "la", althdt. "lao", ndl. "lauw" = "leicht warm" findet und weitere Varianten wie altengl. "ge-hleow" = dt. "sonnig", "warm", altisl. "hlær" = dt. "mild" und die Wurzel ide. "*kel-" = dt. "brennend", "warm". Damit führt der Weg weiter zu lat. "calere" = dt. "warm", "heiß sein", lat. "calor" = dt. "Wärme", "Hitze" und dt. "Kalorie". Daran sollte man auch denken, wenn man in Italien den Wasserhahn mit der Aufschrift ital. "caldo" = dt. "warm", "heiß" aufdreht. (Man kann ihn leicht mit dt. "kalt" verwechseln.)
Das dt. "lau" sollte man auch nicht verwechseln mit dem umgangssprachlichen dt. "lau" ("für lau") = dt. "unentgeltlich", das auf jidd. "lau" = dt. "nicht", "kein" zurück geht.
(E1)(L1) https://www.bartleby.com/81/L1.html
Lee. | Lee Hatch. | Lee Shore | Lee-side | Lee Tide, or Leeward Tide
(E?)(L?) https://www.bartleby.com/81/10062.html
Lee.
Under the lee of the land. Under the shelter of the cliffs which break the force of the winds. (Anglo-Saxon, "hleo", a "shelter".)
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(E?)(L?) http://www.hmssurprise.org/dana-lexicon
LEE | LEE-BOARD | LEECH, or LEACH | LEEFANGE | LEE-GAGE | LEEWAY
(E?)(L?) http://southseas.nla.gov.au/refs/falc/0797.html
"LEE", an epithet used by seamen to distinguish that part of the hemisphere to which the wind is directed, from the other part whence it arises; which latter is accordingly called to "windward". This expression is chiefly used when the wind crosses the line of a ship's course, so that all on one side of her is called "to-windward", and all on the opposite side, "to-leeward": and hence, "Under the LEE", implies further "to the leeward", or further from that part of the horizon from whence the wind blows; as, "Under the LEE of the shore"; i.e. at a short distance from the shore which lies to windward. This phrase is commonly understood to express the situation of a vessel, anchored, or sailing under the weather-shore, where there is always smoother water, and less danger of heavy seas, than at a great distance from it.
(E?)(L?) http://diglib.uibk.ac.at/ulbtirol/content/pageview/12148
Kluge, Friedrich: Seemannssprache
"Lee" "die dem Winde nicht zugekehrte Seite des Schiffes": ein nd. Wort, dem in den gleichen techn. Bedeutungen auch engl. "lee" uud nl. "lij" entspricht. Grundwort ein german. "hlewa-" "Schutz" in angls. "hleow" = asächs. "hleo" = altnord. "hlé". In älteren Quellen des 17. Jahrhs. begegnen unter nl. Einfluß auch die Lautvarianten "Ly" und "Ley". Meist gebraucht in der nd. Verbindung "dat schip ligt in lê" "so daß es nicht vom Winde getroffen wird oder daß es nach der Nichtwindseite hin abtreibt" - "dat schip fald in lê" "das Schiff fällt in die Nichtwindseite", d. h. "es treibt vor dem Winde ab oder dahin, wo kein Wind, sondern Stille und Ruhe oder Seestille und kein Seegang herrscht" Doornkaat 1882 Ostfries. Wb. II 480 = "alles, was man in der Gegend, nach welcher der Wind hinweht, sieht, liegt in Lee" Röding II 39.
Belege:
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Dazu neuerdings die Zusammensetzung "Feuerlee" z. B. Fos 1901 Marine-Kunde S. 106 Die Leute waren nicht an den Geschützen zu halten, sondern flüchteten auf den im "Feuerlee" liegenden Dampfer, welcher das Schiff soeben auf die ihm angewiesene Gefechtsstation geschleppt hatte. - 1903 Tägl. Rundschau Nr. 431 2. Beil. S. 1 a Im "Feuerlee" der Linienschiffe folgten zwei Dutzend Torpedoboote. - 1908 Daheim Nr. 27 S. 19 "In Feuerlee", das heist "der dem Feinde abgewendeten Seite" gleiten die Torpedoflottillen durch die Wellen.
Wir schließen hieran gleich einige Zusammensetztungen mit "Lee" als 1. Wortgliede:
"Leebord" "Bord des Schiffes, der dem Wind abgewandt ist"; auch fruhneuengl. "lee-board" = altnord. "hle-bord". Vgl. Goldammer 1858 Litthauen S. 67 Nicht lange darauf tönt ein langer, gellender Pfiff von der Brigg; der ruft die Fischer an ihren "Leebord", und jetzt fahren sie zu Schiff.
"Leebug" vgl. Gerstäcker, Werke IV 342 Mr. Black war indessen selber nach oben gegangen, und sein gleich darauf nichts weniger als tröstlich klingender Ruf: Brandung einen Strich über den "Leebug"! brachte auch den Capitain bald an seine Seite.
"leegierig Goedel 1902: Gegensatz zu "luvgierig".
"Leekleidnng": wenn Schiffe langere Zeit an einem Orte vor Anker liegen, wo Ebbe und Flut geht, so haben sie das Tau gewöhnlich so weit bekleidet, bis wohin es gegen Strom und Wind zugleich ausgestochen wird: dieses längere Ende heißt dann die "Leekleidung" Bobrik 1850 S.30.
"Leeküste" 'Lanb, gegen welches der Wind weht, gesehen von einem Schiffe in See' Paasch 1901 S. 541; schon gebucht bei Noding 1796 als Synonymon von Legerwall.
"Leeseite" 'Seite oder Hälfte des Schiffs, welche unter dem Winde liegt oder dem Winde nicht ausgesetzt ist, wenn man einen Seitenwind hat' Röding II 39 = nd. "lêsîd" 'die dem Winde abgekehrte Seite oder die Seite unter dem Winde, wo das Wasser still und ruhig ist' Dornkaat 1882 Ostfries. Wb. II 498. Vgl. 1795 Handbuch S. 347 nehmlich eine Art von kleinen Kanoe an der Lieseite oder unter dem "Winde, welcher das Fahrzeug im Gleichgewicht hält. - Gerstäcker 1847 Reise um d. Welt III 117 Günther hatte sinnend auf die bewegte Fläche des Meeres hinausgeschaut, als er sah, wie der Koch an dieselbe Seite, auf der er stand - die Leeseite des Schiffs - trat, und etwas über Bord goß - V 146 Der Schooner war indessen, mit wirklich bewundernswerthem Gehorsam, rasch und flüchtig an die Leeseite der Amazone geglitten. - 1908 Hamb. Corresp. (Abendbl.) 3. Okt. Das Boot gelangte glücklich an die Leeseite des Wracks. - Gleichbedeutend mit "Leeküste" auch vom Lande gebraucht; vgl. Campe 1787 Reisebeschr. III 153 Sobald man an die Leeseite der andern Insel gekommen war, schickte man abermals die Bote mit bewafneter Mannschaft und unter Anführung des Lieutenants Fourneaux aus, um einen Ankerplatz zu suchen mit der Fußnote Leeseite einer Insel 'die entgegengesetzte von derjenigen, auf welche der Wind gerichtet ist'.
"leewarts" 'die Richtung nach Lee hin' Tecklenborg 1870 S. 453 = engl. "leeward". Vgl. Ludwig 1716 Teutsch-Engl. Lex. S. 1169 "liewärts" oder "liegwärts" von uns entdeckten wir ein schiff, wir sahen es an derjenigen seite unsers schiffes, da der wind hinwehet. - Mylius 1785 Pickle III 67 Sie brachten ihn auf's Verdek und befalen ihren Leuten das Schif leiwarts bis über die Stückpforten unter Wasser zu sezen. - Kries 1825 Tagebuch S. 274 Nachdem wir ein- oder zweymal umgelegt hatten - wobey wir alle Geschicklichkeit aufbieten mußten - gelang es uns gegen den Wind zu arbeiten (obgleich die Fluth oder Strömung gegen W.S.W. oder fast gerade leewärts mit einer Geschwindigkeit von beinahe drey Knotenlängen gieng). - 1864 Preus. Expedition I 251 Da die Küste von Nippon leewärts in grosser Nähe lag, so suchte der Commodor mit Hülfe der Segel zu halsen. - Wilbrandt, Lotsenkommandeur S. 12 Ich nahm den Mast, die Riemen, die Ruderbänke, alles, was loses Holz war, band's mit Stricken zusammen, wie 'ne Art von Floß, und hängte meine Nusschale durch ein tüchtiges Tau daran, und lies mich nun treiben, leewarts von dem Flos. - Parlow 1902 Kaptaube S. 281 Und wer weiß, wie lange die Grundsee schon mit uns leewarts geht. - 1906 Seestrasenordnung Art. 17 Haben beide Fahrzeuge raumen Wind von derselben Seite, so muß das luvwarts befindliche Fahrzeug dem leewarts befindlichen aus dem Wege gehen.
Hierzu "Leewärtsinseln" 'die am weitesten nach Westen gelegenen Inseln der Antillen' Röding II 40.
"Leeweg 'Abtrift des Schiffes' Brommy 1848 Die Marine S. 224; vgl. ebenda S. 168 Um nicht aus Lagerwall - das Land unter der Lee - getrieben zu werden, ist es nöthig zu prangen, das heisst, soviel Segel als thunlich zu setzen, damit das Schiff auf seinem Course bleibe und nicht zu viel Leeweg mache.
"Leesegel" 'Segel, durch welches ein Raasegel bei günstigem Winde verbreitert wird' (sie werden an der Luvseite des Schiffs beigesetzt) Tecklenborg 1870 S. 453: ein nd. Wort, das mit dem vorigen "Lee" S. 527 vollig unverwandt ist. In den frühesten Belegen zeigt sich eine willkürliche Verhochdeutschung als "Leitsegel". Nach Tecklenborg S. 453 steht "Leesegel" fur "Leistsegel" und Breusing, Jahrb. d. nd. Sprachvereins V 15 formuliert diese Verwandtschaft so, daß er in dem nd. Wort Umbildung eines entlehnten nl. "lystzeil" vermutet (jetzt nl. "lijzeil"). Der Ausdruck fehlt im Engl. (dafur studding-sail).
Belege:
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Wir reihen hieran die folg. Znsammensetzungen:
"Bramleesegel" 'Segel zur Verbreiterung des Bramsegels' Tecklenborg 1870 S. 425. Bgl. 1842 Schiffsjourual (Hamburg, Seewarte) machten Vor- und Kreuzreul fest und nahmen das Bramleesegel ein. - 1843 Schiffsjournal (Hamburg, Seewarte) setzten Oben- und Bramleesegel in beyden Toppen. - Parlow 1902 Kaptaube S.75 Er sah dem Bauch der Zigarre nach und schaute durch ihn hindurch zu den Bramleesegeln des großen Mastes empor.
"Oberleesegel" 'Leesegel, welches an der Marsraa ausgezogen wird, also an der Seite des Marssegels ist' Tecklenborg 1870 S. 460. Vgl. 1843 Schiffsjournal (Hamburg, Seewarte) setzten vorne und hinten Oberleesegel. - Gerstäcker, Werke IV 538 Erst als der Befehl gegeben wurde, das Boven-Leesegel wieder klar zu machen, kam er zu sich selber. - Petersen 1880 Lebens-Gesch. S. 22 das Grosmarssegel wurde erst unterschlagen und gesetzt, das Oberleesegel der Groswant weggenommen. - Red 1908 Fohrenstied S. 57 Med Bowenleeseils in 'n Topp jagden wi dör de Klippen hen na St. Mary. - Nd. bovenleeseil gebucht bei Schütze 1800 Holst. Idiot. I 16.
"Unterlersegel" 'Segel, welches neben der Fock außerhalb des Schiffes beigesetzt wird' Tecklenborg 1870 S. 488.
(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Lee
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "Lee" taucht in der Literatur um das Jahr 1750 auf.
(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2016-01