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Deutsche Sprache in Namibia
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Die deutsche Sprache in Namibia (ehemals vor allem als Südwesterdeutsch bekannt, heute von Wissenschaftlern auch mit dem Kunstwort Namdeutsch bezeichnet, unter der Jugend in Namibia vor allem auch als Namlish oder Namsläng bekannt), stellt sprachwissenschaftlich gesehen eine Sprachvarietät, eine Sprachinsel und ein Viertelzentrum der deutschen Sprache dar.[4] Letzteres ist eine linguistische Einstufung innerhalb der Sprachzentren des Deutschen. Die heute in Namibia lebenden Nachfahren von Einwohnern der bis 1915 bestehenden Kolonie Deutsch-Südwestafrika sind die einzige verbliebene deutsche Sprachgemeinde der Gegenwart mit einer nennenswerten Anzahl von Muttersprachlern in den ehemaligen deutschen Kolonien.
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Inhaltsverzeichnis...
- 1 Namibisches Bildungswesen
- 2 Geschichte der deutschen Sprache in Südwestafrika
- 2.1 Sprachsituation heute
- 2.1.1 Verbreitung als Muttersprache
- 2.1.2 Alltag
- 2.1.3 Kultur
- 2.1.4 Schilder
- 2.1.5 Ortsnamen
- 2.1.6 Prinzip der Mehrsprachigkeit
- 2.1.7 Deutschsprachige Medien
- 3 Allgemeine Linguistik
- 3.1 Einige typisch namibisch-deutsche Wörter
- 4 Siehe auch
- 5 Literatur
- 6 Weblinks
- 7 Einzelnachweise
Einige typisch namibisch-deutsche Wörter
- abkommen (v.) - 1. Wasser führen (von Rivieren). 2. (Wetter, Wind, Luftzug, Sturm etc.) aufkommen, aufziehen.
- Alte (w.) - (NICHT abfällig) 1. (altersunabhängig) (feste) Freundin; Lebensgefährtin. 2. Mädchen. 3. Frau.
- Alter (m.) - (NICHT abfällig) 1. (meistens) Ehemann. 2. (altersunabhängig) fester Freund.
- anbellen (v.) - (Afrikaans om te bel und Niederländisch opbellen oder bellen) (per Telefon) anrufen.
- anders (adj.) - Komisch, seltsam. Das is aber 'ne andere Story [?t?ri:]: Das ist ja eine seltsame Geschichte.
- aussortieren (v.) - (Englisch to sort sth. out) Etwas besprechen.
- Baas (m.) - 1. Herr, Chef, Boss. 2. Landwirt einer Farm. 3. Redeweise Sein Baas: der Beste, (jmd.) kennt sich aus. Der morscht* so viel NamDollars. Der is moets (= wahrscheinlich, möglicherweise, bestimmt) Geld sein Baas!
- Bakkie (m.) - (afrikaans) Geländewagen mit Ladefläche (Pick Up), Pritschenwagen.
- bedonnert (adj.) - (afrikaans bedonderd/bedonnerd) erbost, verärgert; verrückt.
- besser auch (Redew.) - (afrikaans beter ook) 1. Es wäre besser, wenn …, zu empfehlen, notwendig. 2. Redew. … du besser auch: mach das ja so und nicht anders, sonst … 3. (Drohung). Wer trifft wen? Besser? (Wortspiel; Buchtitel von Marga Vaatz, Windhoek, 1989.)
- biekie oder bikkie (adv.) - (afrikaans bietjie) Ein wenig, ein bisschen, etwas.
- bleddy (adv.) - (englisch bloody) Verflucht, beschissen, Scheiß-.
- Bokkie (s.) - (afrikaans) Allgemeine Bezeichnung für Ziegen und Schafe.
- Braai [bra?] (m.) - (afrikaans) 1. das Grillen, Barbecue. 2. Redewendung Braai oder (afrikaans braaivleis) Braaifleisch: Grillfleisch, Gegrilltes. 3. Bratrost, Grill.
- braain [bra?n] (v.) - (afrikaans braai) Grillen; rösten, braten.
- Brack (m.) - (norddeutsch, afrikaans brak) Hund; abwertend Köter, Töle.
- Buschveld oder Buschfeld (s.) - (afrikaans bosveld) Busch; Savanne.
- Damm (m.) - (englisch) Talsperre, Wasserreservoir, Stausee.
- Dämpers (subst. pl.) - (afrikaans (skok)dempers) Stoßdämpfer.
- Deutschländer oder Jerry, Gerry (m.) - Deutscher (aus Deutschland).
- Donga (w.) - Tiefer Schlot natürlichen Ursprungs.
- Drankwinkel (m.) - (afrikaans) Spirituosengeschäft, Getränkeshop.
- eingeben (v.) - (wahrscheinlich beeinflusst durch englisch to hand in) etwas (vor allem Prüfungen, Aufsätze) abgeben, einhändigen; (manchmal) (Anträge) einreichen.
- erinnern (v.) - (nicht reflexiv, Anglizismus) Redew. Ich erinner, du erinnerst, er, sie, es erinnert etc.: Ich erinnere mich, du erinnerst dich, er, sie, es erinnert sich etc. Erinnerste noch? – Die guten alten Zeiten! – Ich erinner noch, wie wir von Swakop aus bei Sonnenschein zur Beach (= zum Strand) gingen und bei trübem Wetter raus in die Dünen der Namib fuhren. (s. wundern.)
- fangen (v.) - (englisch to catch) Ertappen, erwischen. Ich schlich mich ins Haus und wurde doch von meiner Frau gefangen.
- festkehren [f?stk?:?n] (v.) - (afrikaans vaskeer) 1. In die Enge treiben, aufhalten, zusammentreiben. 2. Stoppen, verhindern.
- fischen (v.) - (englisch to go fishing) Redewendung Fischen gehen: angeln.
- Futsek! [futs?k] (interj.) - (afrikaans „voertsek“) (Ausruf) Verschwinde!, Hau ab!, Verzieh dich!, Geh zur Hölle! - (Synäretisch eigentlich aus Voort sê ek! = „Fort, sag ich!“.)
- gehen (v.) - (afrikaans gaan) (Dient zur Bildung des Futurs) Werden. Ich geh morgen meinen Storch* wiedersehen.
- händeln (v.) - (englisch to handle) 1. Hantieren; zurechtkommen; kompetent sein. 2. Redew. Nicht händeln: nicht vertragen können.
- Heck (s.) - (norddeutsch, afrikaans hek) Tor, Farmtor; Gatter.
- Ist das? oder Isses? - (afrikaans Is dit?) Stimmt’s?
- jobben [d??p(?)n, d??b(?)n] (v.) - 1. Funktionieren, klappen. 2. (englisch „to do a job“) Arbeiten, einer Beschäftigung nachgehen. – Redewendung Overtime jobben: Überstunden schieben.
- Junge (m.) - (englisch boy) (altersunabhängig) Farmarbeiter.
- Kack (m.) - (afrikaans ek vang ’n kak/kak!) Redew. Einen Kack fangen: sich ärgern, die Nase voll haben, keine Lust haben, sich langweilen, überdrüssig sein.
- kalben (v.) - kaputtgehen, den Geist aufgeben.
- Kamp (s.) - (englisch) 1. Lager. 2. Eingezäuntes Weideland.
- Klippe (w.) - (afrikaans klip) 1. Stein. 2. Felsen; Gestein.
- Kombi (m.) - Kleinbus. - (Das im deutschsprachigen Europa umgangssprachlich „Kombi“ genannte Fahrzeug nennt man in Namibia Stationwagon.)
- kriegen (v.) - 1. Redewendung Kalt kriegen: frieren. 2. Redewendung Warm kriegen: (Person) jmd. ist warm; (Tier, Gerät) (sich) überhitzen. Ich krieg warm: Mir ist warm. 3. Redewendung Schwer kriegen: abmühen, sich plagen. 4. Redewendung Seer kriegen: Schmerzen erleiden. 5. Redewendung Lekker* kriegen: Spaß machen, gut gehen. 6. Redewendung Jammer kriegen: leid tun.
- lekker oder lecker (adv.) - (afrikaans) 1. Schmackhaft, gut, schön (nicht nur auf den Geschmack bezogen), amüsant. 2. Redew. Lekker schlafen: eine gute Nacht wünschen; gut, angenehm schlafen. – Redew. Lekker slaap!: Schlaf gut!, gute Nacht! 3. Redew. Lekker Pad!: gute Fahrt!
- Lokasie (w.) - (afrikaans lokasie, englisch location) generelle Bezeichnung für Kleinstdörfer oder abgelegene Stadtteile der Einheimischen. Siehe auch Werft*.
- Lorrie (w.) - (englisch lorry) Lastwagen.
- mall (adj.) - (norddt., afrikaans mal) Verrückt, verärgert, böse.
- Manga (s.) - (portugiesisch mangueira „großes Gehege für Rinder“) Eine Gerätschaft, in die man ein Rind einklemmt. Diese ermöglicht dem Farmer, (meist) medizinische Behandlungen durchzuführen, ohne dass sich das Rind dabei wehren und somit vielleicht verletzen kann.
- (Dieser Lusitanismus drang mit den portugiesischsprachigen Einwanderern aus Angola und Mosambik in den „namibischen“ Gesamtwortschatz. Es gehört zu den „namibischen“ Sprachuniversalien aller in Namibia gesprochenen Sprachen.)
- Morro-tse! (interj.) - (afrikaans môre „Morgen“, nama tse „gut“) Guten Morgen!
- mors (adv.) - (afrikaans) adverbiale Redewendung In mors: kaputt.
- morschen (v.) - (afrikaans mors) Verschwenden; quälen, misshandeln.
- Naafi oder Nafi (m. und w.) - (englisch abgekürzt für no ambition and fuck all interest) Person, die keinen Ehrgeiz und keinerlei Interesse für irgendetwas entwickelt.
- net oder nett [n?t] (adv.) - (afrikaans) Nur.
- nochall (konj.) - (afrikaans nog al) Nämlich, aber.
- Nüffel (m. und w.) - Kind, junges Schulkind. (siehe Stift.)
- Oukie [œuki:, ?uki:] (m.) - (afrikaans outjie) 1. Junge; Typ, Kerl. 2. Häufig in kollektiven Sinnzusammenhängen für z. B. die Namibier, die Deutschen, die Farmer.
- Pad (w.) - (afrikaans) 1. Pfad, Weg, Straße; Schotterstraße, Piste. 2. (afrikaans op pad) Redew. Auf Pad: auf dem Weg; unterwegs. 3. Fig. Thema. Sich von der Pad abkommen lassen.
- Pip (w.) - (norddeutsch) Pfeife.
- Pontok oder Pondok (m.) - (südafrikanisch) Traditionelles Wohnhaus der Einheimischen.
- posten (v.) - (niederländisch posten, afrikaans pos und englisch to post) Ein Poststück abschicken.
- Povian (m.) - 1. Pavian. 2. Hundsaffe. 3. (Fig.) Einfältige Person; jmd., der nachäfft.
- Ramme (m.) - Widder, ein männliches Zuchttier der Schafe. - (Im Standarddeutschen Ramm, Rammel, Rammer „Schafbock“.)
- Regenzeit (w.) - 1. Regnerische Periode während des Sommers. 2. meton. Sommer. (s. Trockenzeit.)
- Rivier (s.) - (afrikaans) Flusslauf, der zeitweilig auf dem Trockenen liegt; Trockenfluss.
- Robot (m.) - (englisch) Verkehrsampel.
- rollen (v.) - (englisch to roll over) (Fahrzeug) Sich überschlagen. An dem Ort der Crashs (= an der Unfallstelle) sah man viele Autos, die gerollt waren (= sich überschlagen hatten).
- Sterbe (w.) - Ausdruck für eine südafrikanische Pferdekrankheit.
- stief [?ti:f] (adv.) - (norddeutsch, afrikaans) 1. Sehr. – (Emotionale Bewegung aus einem Inneren, von der Tiefe in die Höhe bezeichnend; ein Vorgehen von innen her gelegen) er-, ur-. Stiefgemütlich: urgemütlich, „sehr“ gemütlich. 2. Viel, haufenweise. 3. Schön, hübsch.
- Stift [?t?ft] (m.) - (deutsch Stift „Halbwüchsiger; Lehrling“) Jüngeres Kind; kleiner Kerl.
- Storch [?t?rç] (m.) - 1. Junges Mädchen. 2. (Feste) Freundin.
- Trockenzeit oder Kalte Zeit (w.) - Winter. (s. Regenzeit, 2.)
- Tüffie (m.) - (früher allgemein gebräuchlicher südafrikanischer militärischer Ausdruck Tiffie) 1. veraltend Techniker, Experte, Soldat oder Offizier mit technischer oder spezialisierter Ausbildung. – Aspro-Tüffie: Arzt. – Tampax-Tüffie: Sanitäter. – Küchen-Tüffie: Koch. 2. (heute allgemein) Mechaniker.
- Uitlander [œitland?r] (m.) - (afrikaans) Ausländer, nicht Bure.
- Varsity (w.) - (englisch für university) Uni.
- Veld (s.) - (afrikaans) Buschland, Weideland; Flur, Busch. - (Nicht „Feld“ im deutschen Sinne, sondern das unbebaute, offene Land, also die Flur.)
- Vlei oder (hapax) Vley [fl?i] (w.) - (afrikaans) geographisch 1. Bodensenke, Pfanne (besonders Salz-Ton-Pfanne). 2. Seichte Vertiefung, die sich manchmal mit Wasser füllt; Trockenteich. - (Besonders in geographischen Eigennamen: Sossusvlei, Dead Vlei, Hiddenvlei. Zur hapaxen Abwandlung Vley, siehe „Roiland der Wanderer“ (1950) von Adolf Kaempffer.)
- warm (adj.) - 1. Heiß. 2. Verärgert, erbost. 3. Sexy. 4. (Fahrzeug) Frisiert; sehr schnell.
- Wellblech (s.) - 1. Gewellte Straßenoberfläche. 2. Gewelltes, verzinktes Blech.
- Werft (w.) - (norddeutsch; afrikaans werf „Grundstück, Höfe oder Hofstelle“) 1. veraltet Von Palisaden oder Schutzwällen umgebenen Wohnstätten der indigenen Bevölkerung in Deutsch-Südwestafrika. 2. (analog zu 1.) veraltend Wohnplatz der einheimischen Farmarbeiter im südwestafrikanischen Mandatsgebiet der Südafrikanischen Union. 3. (erweiternd zu 2.) Siedlung, meist der Farmarbeiter im heutigen Namibia. Siehe auch Lokasie*.
- Winkel (m.) - (afrikaans) Kleiner Laden.
- wundern (v.) - (nicht reflexiv, Anglizismus bzw. afrikaans ek wonder „ich wüsste gern, ob“) Redew. Ich wunder, du wunderst, er, sie, es wundert etc.: 1. Ich frage mich, du fragst dich, er, sie, es fragt sich etc. Ich wunder, was wohl heute auf dem TV spielt: Ich frage mich, was heute wohl im Fernsehen läuft. (s. erinnern.) 2. Sich fragen, sich nicht sicher sein, sich seiner Sache unsicher sein. Ich wunder, ob der Oukie* weiß, was er da mit seinem Storch* macht!?!
- wüst (adv.) - (intensivierendes Beiwort) Sehr, äußerst; heftig, maßlos. - (Im Hochdeutschen hat es eher die Bedeutung von „wild, verschwenderisch“.)
- zu (adv.) - (deutsch oder beeinflusst durch afrikaans toe „dumm“) 1. Dumm, blöd. Wie kann man nur so zu sein? 2. Verbohrt, schüchtern, unbeholfen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte; zu stand sie da, den Tränen der Verzweiflung nah. – Die weiteren adjektivischen Bedeutungen sind gemeindeutsch: 3. Besoffen. Er kam total zu nach Hause. 4. (Nase) Verstopft. Er spricht mit einer zuen Nase.
- zünden (v.) - Verstehen, begreifen; kapieren.
Erstellt: 2020-11