Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
FR Frankreich, Francia, France, Francia, France, (esper.) Francio, Francujo
Logik, Lógica, Logique, Logica, Logic, (esper.) logiko

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journaldunet.com
Le case-tête des fruits

Die Firma Apple läßt sich was einfallen um geeignete Neueinsteiger zu finden. Eine Frage, die einem Bewerber gestellt wurde lautete:

Vor Ihnen stehen drei geschlossene Kisten. In einer Kiste sind "nur Äpfel", in einer anderen sind "nur Orangen" und in der dritten sind "sowohl Äpfel als auch Orangen". Die Beschriftung ist jedoch durcheinander geraten, so daß keine Kisten das enthält, was darauf vermerkt ist. Wie kann man durch die Entnahme eines Obstes aus einer der Kisten erkennen, was die drei Kiste jeweils enthalten?

Man fängt mit der als gemischt beschrifteten Kiste an, denn in dieser sind entweder "nur Äpfel" oder "nur Orangen" drin. Hat man einen Apfel entnommen, sind darin also "nur Äpfel". Damit muß die mit "Orangen" beschriftete Kiste "Äpfel und Orangen" enthalten. Und die "Apfel"-Kiste enthält "nur Orangen".

(E?)(L?) http://www.journaldunet.com/management/emploi-cadres/1175091-questions-apple-entretien-embauche/1175587-fruits

Il y a trois boites. L'une contient des pommes, la deuxième des oranges et la troisième un mélange des deux. Les boites sont mal étiquetées, aucune étiquette ne correspond au contenu réel de la boite. En ouvrant juste une boite et sans en regarder le contenu, vous devez retirer un fruit. Comment pourriez-vous, simplement en regardant ce fruit, étiqueter correctement toutes les boites?


Erstellt: 2016-03

K

L

M

N

ne ... pas (W3)

Das Taschenbuch "Le Francais dans tous les sens" von Henriette Walter habe ich mir vor einigen Wochen bei einem Aufenthalt in Nancy gekauft. Da meine Französischkenntnisse nicht wirklich gut sind, lese ich täglich nur ein paar Seiten. Außerdem ist das Buch voller Sprachgeschichten - auf jeder Seite wartet ein Aha-Erlebnis (nach dem ein englischer Gartentyp benannt wurde) - und so muß ich das Gelesene auch inhaltlich "schrittweise" verarbeiten.

Ein Wort noch zum Titel des Buches von Henriette Walter. "Le Francais dans tous les sens" stellt ein schönes Wortspiel dar. Kann doch frz. "sens" sowohl mit dt. "Sinn" (im Sinne von "Empfinden"), mit dt. "Sinn" (im Sinne von "Bedeutung") als auch mit dt. "Richtung" übersetzt werden. Und Henriette Walter galoppiert in jedem Sinn und in allen Richtungen durch die französische Sprache.

Mein lange zurückliegender Französischunterricht hätte mit diesem Hintergrundwissen einiges mehr gebracht.

Nun aber zum Thema der Überschrift dieses Beitrags.

Ein schönes Beispiel sonderbarer Sprachentwicklung ist die Verneinung im Französischen mit "ne ... pas", was sprachlich wie eine doppelte Verneinung daherkommt, logisch (und wörtlich genommen) allerdings eine einfache Verneinung ist. Die Entwicklung der französischen Verneinung stellt auch in der romanischen Welt eine Sonderentwicklung dar. Während die Verneinung im Italienischen mit "no", "non", im Portugiesischen mit "nao" und im Spanischen mit "ni", "no" gebildet wird, muß man im Französischen die Konstruktion frz. "ne ... pas" bemühen.

Wörtlich heißt frz. "ne ... pas" = dt. "nicht ... Schritt". So heißt dt. "Er geht keinen Schritt." etwa frz. "Il ne marche pas un pas." = wörtlich dt. "Er nicht geht Schritt einen Schritt." oder mit angepaßter Wortstellung dt. "Er geht nicht Schritt einen Schritt.".

In dem Dokument "Serments de Strasbourg" (dem Vertrag zwischen Charles le Chauve und Louis le Germanique, (Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche)) aus dem Jahr 842 findet man noch ausschließlich die schlichte Verneinung mit altfrz. "non".

Im 12. Jh. begegnet uns noch ausschließlich das etwas abgeschwächte frz. "ne". Aber im 13. und 14. Jh. fängt man schon an, dem einfachen frz. "ne" etwas Verstärkung mitzugeben, indem man ihm etwas Unbedeutendes beistellt. Und so findet man es in Kombination mit frz. "pas" = dt. "Schritt", frz. "point" = dt. "Punkt", frz. "mie" = dt. "Krume", frz. "goutte" = dt. "Tropfen ", frz. "ail" = dt. "Knoblauch", frz. "clou" = dt. "Nagel", frz. "miette" = dt. "Krümel", frz. "grain" = dt. "Korn". Anfangs dürften die verstärkenden "Hilfswörter" noch zum Kontext gepasst haben. So ging man "keinen Schritt", schrieb nicht mal "einen Punkt", nannte "keine Krume" sein eigen, trank "keinen Tropfen", aß nicht mal eine Zehe Knoblauch, eine Befestigung hielt nicht mal einen Nagel, es gab "keinen Krümel" zu essen und nach dem Unwetter konnte "kein einziges Korn" geerntet werden.

Im 15. Jh. begannen dann frz. "pas" und "point" andere Negationsverstärkungen in den Hintergrund zu drängen. Während man bei den großen Autoren wie Voltaire und La Fontaine ("Fables") noch eine größere Anzahl findet, wurden im Alltag bereits alle Verneinungen mit "pas" und "point" verstärkt. Und ab dem 17. Jh. bis heute hat lediglich noch die Verneinung "ne ... pas" überlebt. Allerdings gibt es auch heute noch ein paar Redewendungen in denen einige der alten Negativverstärkungen weiterleben. Henriette Walter führt folgende drei Beispiele an: frz. "on n'y voit goutte" = wörtlich dt. "man sieht keinen Tropfen", frz. "je ne te hais point" = wörtlich dt. "ich hasse dich keinen Punkt" und frz. "y fait point chaud" = wörtlich dt. "es ist keinen Punkt heiß".

Beim Wiederkäuen des Kapitels "pas, point, mie, goutte, ..." (dt. "Schritt, Punkt, Krume, Tropfen, ...") des genannten Buches ist mir aufgefallen, dass es im Deutschen durchaus ähnliche Entwicklungen gab, auch wenn sie nicht so offensichtlich sind. Leider fehlt mir hier allerdings die Steilvorlage einer Henriette Walter, so daß ich erst einige Hinweise zusammensuchen muß.

Da ist zunächst das unscheinbare Wörtchen dt. "kein", das Heinrich Böll in den "Geschichten von Herrn Keuner" personifiziert hat. Allerdings könnte es sich beim Namen "Keuner" auch um einen "Vetter" von mir handeln, gehen doch Namen wie die Kurzformen "Koine", "Koyne" auf den Namen "Konrad" zurück. Und dann könnte man mit "Herrn Keuner" auch "Hinz und Kunz", den Kurzformen von "Heinrich und Konrad", in Verbindung bringen. Wegen des gehäuften Vorkommens dieser Namen stand "Hinz und Kunz" für "jedermann". Und somit changiert "Keuner" zwischen "Keiner" und "Jeder".

Das kleine Wörtchen dt. "kein" geht jedenfalls zurück auf mhd. "dechein", "dehein", ahd. "dehein" = dt. "irgendeiner" und dessen Negativform mhd. "nechein", "nehein", ahd. "nihein" = dt. "nicht einer". Dt. "kein" enstand also aus der Zusammenziehung von "nicht" und "ein" durch den Verlust von "ni", "ne" und der Verhärtung des "h", "ch" zu "k".

Ist also dt. "kein" schon eine interessante Wortbildung, so kommt man zusammen mit dem dt. "bißchen", "bisschen", als dt. "kein bißchen", der französischen Konstruktion von frz. "ne ... pas" sehr nahe. Dt. "kein bißchen" bezeichnete ursprünglich ganz real "keinen Bissen". Und man fand es wohl zunächst nur in Aussagen wie "Das Kind isst kein bißchen." oder schon etwas verallgemeinert "Er hat kein bißchen zu essen.". Mit der Zeit fraß sich dt. "bißchen durch alle Lebensbereiche und so kann man heute von einem "bißchen Verstand" oder einem "bißchen Regen" sprechen, ohne ein bißchen aufzufallen. Und dt. "kein bißchen" bezeichnet also wörtlich "keinen kleinen Bissen von etwas" (was immer es auch sein mag).

Interessanterweise gibt es im Deutschen auch noch weitere Beispiele dieser Art. So kann man jemandem "ein Körnchen Verstand" zubilligen, obwohl der Betreffende weder Müller ist noch Weizen anbaut. Auch der "Wermutstropfen", der seine Entstehung den Bitterstoffen im Wermut verdankt, kann ganz allgemein "eine Kleinigkeit bezeichnen, die den positiven Gesamteindruck beeinträchtigt".

Weitere Beispiele im Deutschen sind "nicht ein Haar" / "kein Haar", "nicht die Bohne", "nicht ein Blatt" / "kein Blatt", "keinen Pfifferling wert sein", "einen Dreck angehen", "einen Dreck kümmern",

Und auch der dt. "Schritt" ist wie frz. "pas" aus seinem konkreten Umfeld herausgetreten. So können sich Verhandlungspartner sowohl einen Schritt entgegenkommen als auch sich "keinen Schritt" ("nicht einen Schritt") bewegen. Und spätestens hier erkennt man, dass die Konstruktion von frz. "ne ... pas" (wörtlich dt. "nicht ... Schritt") keine französische Sonderentwicklung ist. Das Besondere an frz. "ne ... pas" ist lediglich, dass es (fast) nur noch diese Variante gibt und dass eine Verneinung nur durch diese Doppelform ausgedrückt werden kann.

Das heißt ... : Letzteres muß doch etwas relativiert werden. Und nun schlägt die Entwicklung eine kleine Kapriole (zu ital. "capriola" = dt. "Bocksprung", und lat. "caper" = dt. "Bock"). Seit dem Ende des 19. Jh. bahnt sich eine Entwicklung an, dass in der Umgangssprache das "ne" von "ne ... pas" gar nicht mehr erscheint. Statt "Je ne sais pas." sagt der eilige Franzose "Je sais pas." und meint damit dt. "Ich weiß nicht.". Das ursprüngliche "Hilfswort" bei der französischen Verneinung hat das eigentliche "ne" verdrängt und nimmt dessen Platz komplett ein. Wörtlich sagt der französische Sprecher dt. "Ich weiß Schritt." was ihm nicht bewußt ist, weil der Wortsinn durch jahrundertelange Ab- und Umschleifungen total abgelöst wurde.

Und als Zugabe lohnt es sich in diesem Zusammenhang auch noch dt. "nicht" näher zu betrachten. Dt. "nicht" geht über mhd. "niht", ahd. "niwiht" ("ni io uuiht" = dt. "nicht ein Wicht") zurück auf die Zusammensetzung von ahd. "ni" und "wiht" = dt. "nicht etwas", mit ahd. "wiht" = "Ding", "Sache", das dann als Tabuwort (ähnlich dem "Beelzebub" für "Teufel") auch zu dt. "Wicht" = dt. "Kobold", wörtlich "das Ding (das man nicht beim Namen Nennen darf)", wurde.

Mit dem dt. "nicht" ist also auch eine feststehende Verbindung von wörtlich dt. "nein Ding" entstanden, das bis auf die Satzstellung genau dem frz. "ne ... pas" entspricht: dt. "Ich esse nicht.", wörtlich dt. "Ich esse 'nein' (ein) Ding." entspricht formal frz. "Je ne mange pas." = wörtlich dt. "Ich esse 'nein' (einen) Schritt.".

Anmerkung: Es ist schwierig die Entsprechung deutlich zu machen, da im Deutschen der Stamm "ni", "ne" nicht mehr allein auftritt und dt. "nein" auch bereits aus der Zusammensetzung von ahd. "ni" = "nicht" und "ein" hervorging und also wörtlich dt. "nicht eins" bedeutet. Im saarländischen "nee" hat sich das ahd. "ne" (vgl. lat. "ne") noch erhalten.

(E?)(L?) http://www.grin.com/de/e-book/195114/negationswandel

1. Einleitung

Renate Szczepaniak beschäftigt sich unter anderem mit dem Sprachwandel der Negation. In allen Sprachen ist die Möglichkeit vorhanden, eine Aussage zu negieren oder einem Sachverhalt zu widersprechen. Aus diesem Grund ist die Negation universal. In der deutschen Sprache erneuern sich die Negatoren im Laufe der Zeit sowohl anhand ihrer Position als auch ihrer Form. Zudem zeigen sich immer zahlreichere Negationsformulierungen.

Die folgende Ausarbeitung wird die Entstehungsgeschichte der Negation in der deutschen Sprache erläutern. Die Negation verändert sich in dem Zeitraum vom 9. bis zum 17. Jahrhundert. Zunächst wird explizit auf den "Jespersen-Zyklus" eingegangen, der aufzeigt, wie aus dem ahd. "ni" das nhd. "nicht" entstanden ist. Daraufhin wird beschrieben, wie sich aus dem ahd. Morphem "wiht" die Form "über­haupt nichts" und aus "ni io wiht" das nhd. "nicht" entwickelt hat. Im Anschluss daran wird das Aufkommen der nominalen Negatoren beleuchtet, wie beispielsweise "niemand" oder "nichts". Zum Schluss wird kurz erläutert, wie "kein" entstanden ist, da dieses Morphem formal von den anderen nominalen Negationswörtern Abweichungen zeigt.

2.Der Jespersen-Zyklus

Der "Jespersen-Zyklus", der zurück geht auf "Otto Jespersen", zeigt die Renovation der Negation in der deutschen Sprache. Er verdeutlicht, dass das ahd. freie Morphem "ni", welches das einzige Negationswort zu dieser Zeit ist, zunächst phonetisch abgeschwächt wird zu dem spätahd. "ni" / "ne". Dabei verschmolz dieses Morphem oft mit dem darauffolgendem Verb. Die ahd. Negationsphrase "ni (eo) wiht" entwickelt sich, die oft eine Aussage verstärken soll. Durch Verschmelzung der Wörter verbreitet sich die Negation "ni(o)wiht", die im mhd. zu "niht" wird. Im Mittelhochdeutschen taucht eine Negation auf, die aus einem klitischen Wort "en-", "ne-" oder "-n" und aus dem freien Morphem "niht" besteht ("ne ... niht"). Im Verlauf der Zeit verschwindet allmählich das abhängige unbetonte Morphem "en" / "ne" / "n" und es entsteht das heute verwendete Negationswort "nicht".

Der Jespersen-Zyklus beginnt und endet mit einem „mononegative(m) System“ (Szczepanik 2011: 44). Das bedeutet, dass die freien Morpheme "ni" und "nicht" ausreichen, um eine Aussage zu verneinen. Im Mittelhochdeutschen wird eine „Polynegation“ (ebd.) angewendet, um eine Negierung zu verstärken (vgl. ebd: 43-45).
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Weitere Formulierungen zur Emphase der Negation im Mittelhochdeutschen sind beispielsweise "niht ein blat", "niht ein strô", "niht ein bast", "niht ein hâr", "niht eine".
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(E?)(L?) http://www.sprachlog.de/2016/05/29/blogspektrogramm-212016/

Blogspektrogramm 21/2016
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Wie kam das "Vergissmeinnicht" zu seiner Bezeichnung? Stephan Bopp hat's auf FRAGEN SIE DR. BOPP zusammengetragen. Besonders spannend: »Ebenfalls im 15. Jahrhundert findet sich im Französischen die gleichbedeutende Bezeichnung "ne m’oublie(z) mie" (Modernfrz. "ne m’oubliez pas").«

An den beiden französischen Angaben kann man nämlich eine alte Verneinungsvariante beobachten (und hier verlassen wir das Reich der kommentierten Verlinkung für einen kurzen Exkurs:)

Das, was im Deutschen durch ein einfaches "nicht" ausgedrückt wird, erledigt im Französischen eine zweiteilige Form aus "ne" und "pas" (bzw. in der älteren Form "ne" und "mie"). Geht man ihrer Herkunft nach, so zeigt sich für "ne" eine lange Verneinungsgeschichte, "mie" und "pas" sind aber erst später eingestiegen. "mie" bedeutete im 15. Jh. wörtlich "Krume", "Krümel" und "pas" heißt auch heute noch "Schritt" (z.B. in "Pas de deux").

Zur Verneinung kamen sie wohl durch Übertreibung: Auch im Deutschen kann man sagen, dass einen etwas "nicht die Bohne" interessiert, dass man "keinen Deut" (eine Kupfermünze von geringem Wert) auf etwas gibt oder "keinen Strich" für etwas tut. Man verweist also auf etwas, das klein und von geringem Wert ist und stärkt damit die Verneinung — nicht einmal soooo wenig passiert etwas. Genauso geschah das im Französischen, nur dass sich dort eines dieser Vergleichswörter, der "pas", so sehr etabliert hat, dass es zu einem festen Bestandteil der Negation geworden ist. Neben dem "Krümel" gibt es im Französischen noch weitere Verlierer der Entwicklung, z.B. "goutte" "Tropfen" und das heute noch eingeschränkt gebrauchte "point" "Punkt". Interessant ist, dass sich das Standbein der Negation zunehmend verlagert: Heute wird das "ne" umgangssprachlich zunehmend weggelassen und dem "pas" die ganze Verneinung übertragen. (Wer sich dafür im Detail interessiert, wird unter dem Stichwort »Jespersen-Zyklus« fündig.)
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(E?)(L?) https://kops.uni-konstanz.de/bitstream/handle/123456789/3787/Eckardt.pdf

EINE RUNDE IM JESPERSEN-ZYKLUS

NEGATION, EMPHATISCHE NEGATION UND NEGATIV-POLARE ELEMENTE IM ALTFRANZÖSISCHEN

Regine Eckardt

ZAS / Humboldt-Universität Berlin

1. Einleitung

Spätestens seit den Arbeiten von Jespersen ist bekannt, daß Negationsausdrücke in natürlichen Sprachen die Tendenz zeigen, in zyklischer Folge emphatisch verstärkt und dann als feststehende Wendung konventionalisiert zu werden (Jespersen 1917). Die Entwicklung der zweiteiligen Negation im Französischen bietet ein besonders transparentes Beispiel für diesen Prozess. Im Spätlateinischen noch wurde die Satznegation durch einfaches "non" ausgedrückt. Daneben aber gab es bereits verstärkende Konstruktionen wie "non passum" ("nicht einen Schritt"), "non guttam" ("nicht einen Tropfen") oder "non micam" ("nicht einen Krümel") als Ausdruck emphatischer Negation.

Im Altfranzösischen findet man diese emphatischen Negationsformen als "ne pas", "ne goutte", "ne mie", "ne point", daneben auch "ne personne" und "ne rien" wieder, die mehr und mehr obligatorisch werden und die einfache Negation "ne" auf vereinzelte Kontexte verdrängt haben. Die zweiten Negationsglieder werde ich im Folgenden als “Negationspartikeln” bezeichnen.

Parallel setzt etwa ab 1500 die Entwicklung ein, die Negation unter Auslassung von "ne" durch die Negationspartikel allein auszudrücken (Diez 1877, Meyer-Lübke 1890- 1902, Posner 1997, Ashby 1991, Price 1993). Seit mindestens 150 Jahren wird prognostiziert, daß "ne" vollends aus dem Französischen verschwinde, und obwohl sich "ne" bis heute selbst im gesprochenen Französisch in einigen Kontexten obligatorisch hält, ist sein Rückgang unübersehbar. In verkürzter Form durchlaufen Negationsausdrücke also folgende Art von Zyklus:

(1) ne — ne (pas) — ne pas — (ne) pas — pas

Ein vergleichbarer Entwicklungskreis ist in vielen Sprachen belegt. Da wir uns hier lediglich mit einem Durchlauf dieser Entwicklung befassen, werde ich im Folgenden auch die Bezeichnung "Jespersen-Pfad" verwenden.

Eine weitere universale Tendenz ist, daß die emphatische Negation mit Bezeichnungen für kleine Quantitäten ("pas", "point", "mie", "goutte") oder allgemeinste Eigenschaften ("res", "persona") gebildet wird. Obwohl — oder gerade weil — diese Tendenz intuitiv einleuchtend ist, ist die Bedeutungsseite des Jespersen-Pfades bisher nicht analysiert worden.

Der Jespersen-Pfad ist fürs Französische durch zahlreiche Verwendungen der Negationspartikeln in den Texten des Alt- und Mittelfranzösischen belegt. Daneben aber finden sich “verdächtige” Verwendungen der Negationspartikeln, die nicht stimmig ins Bild passen. Sie sind weder durch die wörtliche Bedeutung der entsprechenden Nomina motivierbar, noch stellen sie Stationen auf dem Jespersen-Pfad dar. In Abschnitt 2.2. werde ich solche Belege vorstellen, die in der bisherigen Literatur zur Sprachgeschichte der französischen Negation entweder ganz ignoriert oder als idiosynkratische Ausreißer in der Rubrik “Ausnahmen” behandelt wurden. Die Frage ist, ob es sich hier um rein zufällige unmotivierte Sprachvariation handelt, sozusagen um eine “statistische Streuung” entlang des Jespersen-Pfades. Dem steht entgegen, daß die in Frage stehenden Verwendungen keineswegs überraschend oder unlogisch wirken, sondern intuitiv ein integraler Bestandteil des Jespersen-Pfades zu sein scheinen.5 Das Schema in (1) spiegelt diese Intuition nicht.
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(E?)(L?) http://www.sardis.uni-saarland.de/abstr-schueler.pdf

Untersuchungen zum Abbau der präverbalen Negationspartikel "ne" / "en" im Mittelhochdeutschen

Julia Schüler, M.A., Universität des Saarlandes

Die Konstruktion der doppelten Negation, bestehend aus präverbaler Negationspartikel "ne" / "en" und freier Partikel "niht", stellt ein syntaktisches Charakteristikum des Mittelhochdeutschen (1050-1350) dar, das kürzlich und aktuell überwiegend aus generativer (genauer: minimalistischer) Perspektive erforscht wird (vgl. Jäger 2013 und 2008 sowie Breitbarth 2013 und 2009).

Belege dieses Negationstyps finden sich nicht nur in literarischen und kirchlichen Texten, sondern auch in altdeutschen Originalurkunden des 13. Jahrhunderts. Sie gelten gemeinhin als Indiz für Phase 2 des Jespersen-Zyklus (Jespersen 1918), mit welchem analog die Entwicklung der Negationspartikel auch in anderen (älteren) westgermanischen Sprachen wie Englisch, Flämisch und Niederländisch (Breitbarth 2009) beschrieben wird.
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(E?)(L?) http://www.sprachlog.de/2016/05/29/blogspektrogramm-212016/

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Das, was im Deutschen durch ein einfaches "nicht" ausgedrückt wird, erledigt im Französischen eine zweiteilige Form aus "ne" und "pas" (bzw. in der älteren Form "ne" und "mie"). Geht man ihrer Herkunft nach, so zeigt sich für "ne" eine lange Verneinungsgeschichte, "mie" und "pas" sind aber erst später eingestiegen. "mie" bedeutete im 15. Jh. wörtlich "Krume", "Krümel" und "pas" heißt auch heute noch "Schritt" (z.B. in "Pas de deux"). Zur Verneinung kamen sie wohl durch Übertreibung: Auch im Deutschen kann man sagen, dass einen etwas "nicht die Bohne" interessiert, dass man "keinen Deut" (eine Kupfermünze von geringem Wert) auf etwas gibt oder "keinen Strich" für etwas tut. Man verweist also auf etwas, das klein und von geringem Wert ist und stärkt damit die Verneinung — nicht einmal soooo wenig passiert etwas. Genauso geschah das im Französischen, nur dass sich dort eines dieser Vergleichswörter, der "pas", so sehr etabliert hat, dass es zu einem festen Bestandteil der Negation geworden ist. Neben dem "Krümel" gibt es im Französischen noch weitere Verlierer der Entwicklung, z.B. "goutte" "Tropfen" und das heute noch eingeschränkt gebrauchte "point" "Punkt". Interessant ist, dass sich das Standbein der Negation zunehmend verlagert: Heute wird das "ne" umgangssprachlich zunehmend weggelassen und dem "pas" die ganze Verneinung übertragen. (Wer sich dafür im Detail interessiert, wird unter dem Stichwort "Jespersen-Zyklus" fündig.)
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(E?)(L?) https://en.wikipedia.org/wiki/Jespersen%27s_Cycle

"Jespersen's Cycle" ("JC") is a series of processes in historical linguistics, which describe the historical development of the expression of negation in a variety of languages, from a simple pre-verbal marker of negation, through a discontinuous marker (elements both before and after the verb) and in some cases through subsequent loss of the original pre-verbal marker. The term originated in the 1979 publication Typology of Sentence Negation by Swedish linguist Östen Dahl. Dahl coined it in recognition of the pioneering work of Otto Jespersen in identifying this pattern of language change.
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(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=7&content=ne pas
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Frz. "ne pas" taucht in der Literatur um das Jahr 1540 auf.

Erstellt: 2012-08

O

P

Q

R

Rasoir d'Occam (W3)

Eine gängige Erklärung für "Oockham's razor" (auch "law of parsimony"), lautet "Generelles Prinzip eine einfache Erklärung einer komplizierten vorzuziehen", "general principle to prefer the simpler of two competing explanantions".

Die Bezeichnung dt. "Ockhams Rasiermesser", frz. "Rasoir d'Occam", engl. "Ockham's razor", auch engl. "Occam's razor", ist eine - wie ich finde - interessante Konstruktion. Sie bezieht sich natürlich auf den Namen des Scholastikers "Wilhelm von Ockham", engl. "William of Ockham" (~1285 - 1349). "Von Ockham" steht hier allerdings weder als Adelstitel noch als Nachname wie heute etwa "Schweitzer". Der Namenszusatz "von Ockham" diente einfach nur als Unterscheidungsmerkmal für die vielen Williams die es gab. "William of Ockham" kam aus dem englischen Ort "Ockham". Die Bezeichnung "William of Ockham" wurde allerdings zum feststehenden Begriff und etablierte sich als Name für ein Individuum.

"Ockham's razor" steht also für "William of Ockham's razor".

Bleibt die Frage, worauf sich der Ortsname "Ockham" bezieht.

Der Ortsname engl. "Ockham" geht zurück auf altengl. "ock", "ac" = engl. "oak" und engl. "ham" = dt. "Dorf". Der Ort entstand an einem Platz mit vielen "Eichen", engl. "oaks".

(E?)(L?) http://agora.qc.ca/dossiers/Guillaume_d_Occam

Occam Guillaume d'


(E?)(L?) http://www.biografiasyvidas.com/biografia/o/index0001.htm

Occam, Guillermo de


(E?)(L?) http://www.dicofr.com/

OCCAM

Définition: Langage de programmation principalement utilisé pour les transputers. Son nom est inspiré du nom du philosophe William d'Ockham (XV ème siècle).


(E?)(L?) http://jargonf.org/wiki/Ockham


(E?)(L?) http://jargonf.org/wiki/Occam

1. [méthode]. Le « rasoir d'Occam », du nom du philosophe qui l'a énoncé au XVème siècle (en réalité William d'Ockham), est un principe qui dit que « les choses essentielles ne doivent pas être multipliées sans nécessité » (« pluralitas non est ponenda sine neccessitate »).

C'est le principe de simplicité des explications.

Sur le même « principe », il existe le rasoir d'Hanlon, qui dit « N'attribuez jamais à la malice ce qui peut être expliqué de façon adéquate par la stupidité ».


(E?)(L?) http://webs.racocatala.cat/filosofia/fil-occam.htm

Guillem d'Occam


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Hallo-Welt-Programmen/Sonstige

"HelloWorld" mit der Programmiersprache "Occam"


(E?)(L?) http://fr.wikipedia.org/wiki/Rasoir_d%27Occam

Le "rasoir d'Ockham" ou "rasoir d'Occam" est un principe de raisonnement philosophique entrant dans les concepts de rationalisme et de nominalisme. Son nom vient du philosophe franciscain Guillaume d'Ockham (XIVe siècle), bien qu'il fut connu avant lui. On le trouve également appelé principe de simplicité, principe d'économie ou principe de parcimonie (en latin lex parsimoniae). Il peut se formuler comme suit :

Pluralitas non est ponenda sine necessitate

« Les multiples ne doivent pas être utilisés sans nécessité. »
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(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=7&content=Rasoir d'Occam
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Frz. "Rasoir d'Occam" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.

Erstellt: 2013-11

S

T

Théorème d'incomplétude de Gödel (W3)

Die "Gödel'schen Unvollständigkeitssätze", span. "Teorema de Gödel", frz. "Théorème d'incomplétude de Gödel", engl. "Gödel's incompleteness theorem", brachten die Mathematik ins Wanken. Besagt doch der "Erste Gödel'sche Unvollständigkeitssatz" (1931), daß "eine mathematische Theorie, die die Arithmetik umfasst, und die widerspruchsfrei ist, nicht alle in ihr wahren Aussagen beweisen kann".

Es gilt also die Aussage, daß nicht jede wahre Aussage bewiesen werden kann.

Der "Zweite Gödel'sche Satz" schlägt in die selbe Bresche und besagt: "Kein formales System, das wesentliche Teile der Mathematik beinhaltet, kann seine eigene Widerspruchsfreiheit beweisen.".

(E?)(L?) http://www.bibmath.net/dico/index.php3?action=affiche&quoi=./t/thmgodel.html




Erstellt: 2012-01

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