Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
DE Deutschland, Alemania, Allemagne, Germania, Germany, (esper.) Germanujo
Archaismen, Archaïsme, Archaism
untergegangene Wörter, Archaismen, Arcaísmo, Archaïsme, Arcaismo, Archaism, (esper.) arkaismoj
untergehende Wörter - nur in bestimmten Kombinationen und Formen benutzte Wörter

A

abgefeimt (W2)

= "von Unreinheit befreien" daraus entwickelte sich "geläutert", "geklärt", "schlau", "gerissen", "durchtrieben" und damit nicht mehr gerade "geläutert"; aber vergl. auch "mit allen Wassern gewaschen sein", was nicht unbedingt auf "Sauberkeit" hinweist; oder auch "das hat sich gewaschen" für "schwerwiegend" oder dergleichen.

ableugnen (W3)

Dt. "leugnen" geht zurück auf mhd. "löugenen", "lougenen" und weiter auf ahd. "louganen" und ist verwandt mit "lügen", das über mhdt. "liegen", ahdt. "liogan" zurück geht auf germ. "*leug-a" = dt. "lugen".

Nach Adelung ist "leugnen" verwandt mit "Loch", "Lücke" und geht auf die Bedeutung "verbergen", "verborgen sein" zurück.

Adelung schreibt zu "ableugnen":

"Ableugnen", S. "Abläugnen".

"Abläugnen", verb. reg. act.
1) Durch "Läugnen" zu berauben, zu bestreiten suchen. Einem eine Schuld, ein anvertrautes Gut abläugnen.
2) Wider besseres Wissen verneinen. Einem alles Gute abläugnen. Er schämte sich nicht, es mir abzuläugnen, zu läugnen, daß er es gesagt, empfangen habe u. s. f. Daher die Abläugnung.

(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
ableugnen | geleugnen | missleugnen

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
ABLEUGNEN | FORTLEUGNEN | GELEUGNEN

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/
ableugnen

(E?)(L?) http://www.verben.de/


Erstellt: 2010-11

Ablösung von alten Bezeichnungen durch Abkürzungen

(E?)(L?) http://www.spanishtranslator.org/


(E1)(L1) http://www.worldwidewords.org/
Beispiele: "Auto" für "Automobil"; "Bus" für "Omnibus";

ab
of
aber
abermals
Aberglaube
Afterglaube (W3)

Dt. "ab" geht wie das engl. "of" auf ide. "*apo" = dt. "von", "weg" zurück. Alleinstehend kommt es nur noch selten vor und wurde durch dt. "von" abgelöst, das wiederum auf ide. "*po-ne" = dt. "von", "her" zurückgeführt wird.

In Verbindungen wie dt. "abhanden", "Abkürzung", "Abgrund", "abgöttisch", "ablösen" ist es noch sehr aktiv.

Interessant ist auch die Verbindung zu dt. "aber" = dt. "wieder" (in dt. "abertausend", "abermals"), dt. "aber" = dt. "miß-" (in dt. "Aberglaube" ("Afterglaube"))

Erstellt: 2002-12

abrasseln (W3)

Das etwas antiquierte dt. "abrasseln", das heute vielleicht als "abrattern" bezeichnet wird, setzt sich zusammen aus "ab" = "hinab", "weg" und "rasseln", das über mhd. "razzeln" mit mhd. "razzen" = "toben", aber auch mit mndd. "rateln" = "klappern" in Verbindung steht. Im Englischen findet man das verwandte Verb engl. "rattle" = dt. "rattern", "klappern", "rasseln", "klirren". Im weiteren Verwandtenkreis findet man auch "rütteln", "rattern", vielleicht auch dt. "röcheln" und bewegt sich im Terrain der lautmalerischen Begriffe.

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

abrasseln, crepitando abire, mit geräusch abfahren: der wagen rasselt aus dem thor ab; säbelhiebe pfeifen durch die luft, abrasselnd auf panzer und tartsche. Fr. Müller 1, 359.


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=abrasseln
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "abrasseln" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.

Erstellt: 2011-01

abwimmeln (W3)

Das Wort dt. "wimmeln" konnte ich in meiner Jugend noch öfters hören. Mittlerweile scheint es im Verschwinden begriffen zu sein. Es entwickelte sich über mhd. "wimelen" als Iterativbildung zu "wimmen" = dt. "sich schnell hin und her bewegen". Dt. "wimmen" wiederum geht über mhd. "wimmen", "windemen", und ahd. "windemon" zurück auf lat. "vindemiare" und setzt sich zusammen aus lat. "vinum" = dt. "Wein" und lat. "demere" = dt. "herabnehmen", "wegnehmen". In der Schweiz findet man schweiz. "wimmen" noch für dt. "Trauben lesen". Das so deutsch erscheinende Wort entpuppt sich also auch als lateinisches Erbe.

Zu dem neutralen dt. "wimmeln" wurde einige Zeit später das befreiende dt. "abwimmeln" gebildet.

dt. "abwimmelnd" = engl. "disposing of"
dt. "abgewimmelt" = engl. "gotten rid of"

(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=abwimmeln
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "abwimmeln" taucht in der Literatur um das Jahr 1910 auf.

Erstellt: 2012-05

affiliieren (W3)

Das mittlerweile nicht mehr in Erscheinung tretende dt. "affiliieren" = dt. "anschließen", "beigesellen", geht (vermutlich über frz. "affilier") zurück auf mittellat. "affiliationem", lat. "affiliatio" = dt. "Adoption", lat. "affiliare" = dt. "einen Sohn adoptieren", kirchenlat. "filiatio" = dt. "Sohnwerdung", lat. "filius" = dt. "Sohn" und setzt sich zusammen aus lat. "ad-" = dt. zu" und lat. "filius" = dt. "Sohn" (lat. "ad-filiare" = dt. "zum Sohn machen").

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/

"affiliieren" = "anschließen", "beigesellen"


Erstellt: 2010-12

Allergnädigst (W3)

Ein mittlerweile (höffentlich) nicht mehr anzutreffendes Wort, in dem der ehemalige Kanzleistil voll zum Ausdruck kommt ist "Allergnädigst".

Adelung schreibt dazu:


Allergnädigst, adj. et adv. welches gleichfalls nur in der Courtoisie des Kanzelley-Styles von Kaisern und Königen gebraucht wird. So wohl als ein Adjectiv, in Anreden; allergnädigster Kaiser, König; als auch als ein Adverbium: Ew. Majestät werden allergnädigst geruhen u. s. f.


(E?)(L?) http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1401859/

"Allergnädigste Gewährung der Rechte"

Vor 150 Jahren hob Zar Alexander II. die Leibeigenschaft auf

Von Monika Köpcke

Die adligen russische Gutsherren konnten jahrhundertelang über nahezu jeden Lebensbereich ihrer Leibeigenen in der Landbevölkerung bestimmen. Erst vor 150 Jahren, am 3. März 1861 und damit ein halbes Jahrhundert später als in Europa, schaffte Zar Alexander II. die Leibeigenschaft ab - nicht etwa aus humanistischen Gründen, sondern aus reinem Machtkalkül.
...


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Allergnädigst
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Allergnädigst" taucht in der Literatur um das Jahr 1740 auf.

Erstellt: 2012-08

allgemach (W3)

Wie in "allmählich" steckt in dem untergegangenen "allgemach" "all" = "alt" das ursprünglich etwa die Bedeutung "erwachsen", "ausgewachsen" hatte. Damit wird "allgemach" also ebenfalls zum "ausgewachsen machen" - und das dauert halt seine Zeit.

Adelung schreibt zu "allgemach":


"Allgemach", ein Umstandswort, mit einer sanften gelinden Bewegung, und figürlich, "nach und nach", wie "allmählich". - Bis endlich allgemach Die Wangen und der Mund mit neuen Rosen prangen, Wiel.

Anm. All verstärkt hier bloß die Bedeutung. Die Niedersachsen lassen es weg, und sagen "gemach". S. "Gemach" und "Allmählich".


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
allgemach | allgemachsam

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


Erstellt: 2010-08

allmählich
gemach
Gemach
machen
all (W3)

Wer "allmählich" ohne "h" schreibt ist "nämlich dämlich" - oder so ähnlich.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass "allmählich" allmählich in die Ecke gedrängt wird. Aber man kann es noch hören und lesen. Es geht zurück auf mhd. "almechlich" = "langsam". Vielleicht kennen Sie ja noch "gemach, gemach" für "immer langsam".

Und "gemach" = "langsam" ist nun fast schon weiter in Vergessenheit geraten. Es geht zurück auf ahd. "gimah" = "passend", "bequem".

Interessant finde ich, dass das auch schon etwas in die Jahre gekommene "Gemach" = "Zimmer" ebenfalls hierher gehört und auf das ahd. "gimah" in der Bedeutung "Bequemlichkeit" zurückgeht.

Und natürlich findet man nun auch den Weg zu "gemächlich", das ahd. noch "gimahlh" hieß.

Verwandt sind alle diese Begriffe mit "machen", so daß dahinter in allen Fällen etwa die Bedeutung "gemacht sein" steckt, im Sinne von "alles zur Bequemlichkeit vorbereitet haben".

Bleibt also noch "machen", das ja auch nicht mehr ganz salonfähig ist. Es bezeichnete ursprünglich den Vorgang des "Formens von Lehm für den Hausbau" oder allgemeiner "kneten", was auch das "Teig machen" einschloß. Und nun findet man also wieder den Weg ins "gemachte" Nest, wofür einige Vögel ebenfalls Lehm verarbeiten.

Nun hätte ich beinah noch den ersten Teil von "allmählich" vergessen. Das unscheinbare "all" gehört zur Verwandtschaft von "alt" und hatte ursprünglich etwa die Bedeutung "erwachsen", "ausgewachsen". Damit wird "allmählich" also zum "ausgewachsen machen" - und das dauert halt seine Zeit.

als (W3)

ist die gekappte Form von "also" = "ebenso", "als ob", "weil".

Amboss (W3)

(E1)(L1) http://www.prismenfernglas.de/etymologie.html
Im "Amboß" (einer Lehnbildung zu lat. "incus") steckt das untergegangene mhd. Verb "bozen" = "schlagen".

anbiedern - sich anbiedern (W3)



anheischig (W3)

Das Adjektiv dt. "anheischig" ist kaum noch zu hören. Gelegentlich taucht es noch in der antiquierten Wendung "sich anheischig machen" auf. Die Bedeutung entspricht etwa dt. "sich anbieten", "sich erbieten", "sich verpflichten". Vorgänger von dt. "anheischig" waren mhdt. "antheiec" = dt. "verpflichtet", "durch Versprechen gebunden", mhdt. "antheie", ahdt. "antheii" zu mhdt., ahdt. "anthei" = dt. "Versprechen", "Gelübde".

An der früheren Form kann man erkennen, dass "anheischig" zusammengesetzt ist aus dt. "ant-" = dt. "gegen", "entgegen" und dt. "heischen" = dt. "fordern", "fragen", "heißen". Ähnlich dem dt. "Antwort" = dt. "Gegenwort" kann manin dt. "anheischig" die Grundbedeutung "Entgegenrufen" erkennen.

Die Vorsilbe dt- "ant-" = dt. "gegen", "entgegen" findet man noch in dt. "Antwort", "Antlitz" und versteckt in dt. "anheischig". Die abgeschwächte Form dt. "ent-" findet man noch in vielen heutigen Worten. Dt. "ant-" und dt. "ent-" haben als Vorläufer das Präfix mhdt., ahdt. "ant-", got. "and-", "anda-", altengl. "and-", altisl. "and-" und ist eng verwandt mit griech. "antí" = dt. "angesichts", "gegenüber" und lat. "ante" = dt. "vor". In vielen aus dem Griechischen und und Lateinischen entlehnten Wörtern findet man die griechische Form "anti-". Ganz offen, aber dennoch unauffällig findet man es auch in dt. "antik", das auf lat. "antiquus" = dt. "vorig", "alt" zurück geht.

Als Wurzel wird ide. "*ant-s" = dt. "Vorderseite", "Stirn", "Gesicht" postuliert. Über die Bedeutung "auf die Vorderseite zu", "ins Gesicht", "im Angesicht von" kam es zur Bedeutung "entgegen", "gegenüber", "vor". Auch dt. "Ende", mhdt. "ende", ahdt. "enti", got. "andeis", engl. "end", schwed. "ända", mit der Grundbedeutung "vor einem Liegendes", wird auf ide. "*ant-s" zurück geführt.

Dt. "heischen", mhdt. "heischen", "eischen", ahdt. "eiscon" = dt. "fordern", "fragen", altsächs. "eskon" = dt. "fordern", "fragen", engl. "ask" = dt. "fragen", "bitten", russ. "iskat" = dt. "suchen", "trachten", "fordern", altind. "iccháti" = dt. "sucht", "wünscht" wird auf die Wurzel ide. "*ais-" = dt. "suchen", "trachten nach", "verlangen", zurück geführt. Das im dt. "heischen" zu findende "h" (im Gegensatz zu engl. "ask") wurde durch Vermischung mit dt. "heißen" vorangestellt.

Während also dt. "heischen" auf ide. "*ais-" = dt. "suchen", "trachten nach", "verlangen", zurück geführt, wird dt. "heißen" auf ide. "*kei-", "*keid-" = dt. "in Bewegung setzen" zurück geführt. Dazu gehören auch griech. "kinein" = dt. "in Bewegung setzen" und lat. "ciere" = dt. "in Bewegung setzen".

Im passiven Gebrauch hat sich für dt. "heißen" die Bedutung dt. "genannt werden" entwickelt.

Bei Adelung ist zu lesen:


"Anheischig", von dem veralteten "anheißen", "versprechen", welches aber nur als ein Adverbium und in dem Ausdrucke üblich ist, "sich zu etwas anheischig machen", "sich dazu verbindlich machen". "Sich gegen einen anheischig machen". Es ist indessen mehr in der unterrichtenden und gerichtlichen, als in der edlern Schreibart: üblich. Wachter und Haltaus haben bereits angemerket, daß es mit "heischen", "fordern", nichts gemein hat, sondern von "heißen", "versprechen", abstammet, und daher billig "anheißig" gesprochen und geschrieben werden sollte, indem daß "ß" bloß durch eine gröbere Mundart in das zischende sch verwandelt worden. "An" ist hier entweder die Alemannische Verstärkung, oder zeiget auch den Gegenstand der Richtung an. S. auch Haltaus v. "Antheiß" und "Handheischung", in welchen aber die erste Sylbe von dem gegenwärtigen ganz verschieden ist.

"Heischen", verb. reg. act. "begehren", "verlangen", "bitten", "fordern". Ich wills geben, wie ihrs heischet, 1 Mos. 34, 12. Heische von mir, Ps. 2, 8. Die jungen Kinder heischen Brot, Klagel. 4, 4. Gesundheit heischet ihr sehr wenig, Wollust viel, Opitz. Nach Heischung der Gerechtigkeit, ebend. Im Hochdeutschen ist es veraltet außer daß es noch zuweilen von den Dichtern im Andenken erhalten wird. Der Tod der Müden heischt mein Lied, Gell. Und was hat er von dir geheischt? Weiße. Der Held, der dreymal Frieden heischt, Bevor u. s. f. Raml.

Anm. Es ist ein sehr altes Wort, welches noch im Oberdeutschen gangbar ist, und überhaupt, "verlangen", und dieses "Verlangen an den Tag legen" bedeutet, daher Ottfried "eiskon" auch für "wünschen" gebraucht. Bey eben demselben bedeutet es auch "forschen", "fragen", wie das Angels. "ascian", "aescian", "ahsian", und das Engl. "to ask", "fragen". Im Nieders. ist "esken", "eschen", gleichfalls "bitten", "verlangen", "fordern"; ein Amteschen, "darum anhalten", "bitten"; im Dän. "edske"; im Schwed. "aeska", im Epirotischen "hiesciun", im Griech. "???". Unser "heißen" ist genau damit verwandt, daher auch bey dem Opitz für "verheißen" mehrmahls "verheischen" vorkommt. Im Oberdeutschen wird auch in einigen Gegenden wirklich "heißen" für "heischen", "fordern", gesagt. Da der Übergang des Zischlautes in das "t" etwas sehr gewöhnliches ist, so gehöret auch "haitan", "bitten", bey dem Ulphilas, so wie das Griech "???", hierher. Im Oberdeutschen gehet es in einigen Mundarten irregulär; "ich hiesch", oder "ich iesch", Mittelw. "geheischen" oder "gehieschen". S. "Erheischen" und "Anheischig".


(E?)(L?) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?term=anheischig&index=lemmata

"anheischig" = "verpflichtet", "schuldig"
...
Nebenformen "antheysick", "hantheyssig", "anheizzig", "einheischig", "antheysick", "anheissig"
...


(E?)(L?) http://www.wispor.de/wpx-k-a.htm#anheischig

"Anheischig" ist ein alter Ausdruck für: "sich anbieten", "sich verpflichten".

(Beispiel: "Sich anheischig machen").


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#0&mode=Vernetzung&lemid=GA04051#XGA04051

"anheischig", promittens, recipiens in se, kann mit dem vorhergehenden "anheischen" nichts zu schaffen haben, sondern scheint, nach ihm, verderbt aus "antheiszig", mhd. "antheizec" (Ben. 1, 660a), ahd. "antheizi" (Graff 4, 1087), alts. "andhêti", vovens, devotus. "anheischig werden" sagt man nicht mehr, nur [Bd. 1, Sp. 374]

"sich anheischig machen", geloben, auf sich nehmen: er machte sich anheischig, mit dem gröszten theile des königlichen kriegsheeres zu ihnen überzugehen. Wieland 7, 96; wer so spricht wie Tifan, macht sich anheischig sehr viel zu thun. 7, 186.

"anheischigmachung", f. votum, promissio: dem gewissen des schwörenden wird nichts zugemutet als die anheischigmachung. Kant 6, 156; so gebietet die ethik, dasz ich eine in einem vertrage gethane anheischigmachung, wenn mich der andere theil gleich nicht dazu zwingen könnte, doch erfüllen müsse. Kants rechtsl. 1798 s. xvi. statt dieses schleppenden ausdrucks wie viel schöner war das ahd. mhd. antheiz.


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=GWB&mode=Vernetzung&lemid=JA03114#XJA03114

"anheischig" nur idVbdg "sich anheischig machen": sich (durch Vertrag, Versprechen) verpflichten einen Vergleich .. worinnen Sie sich anheischig machte, ihnen die Schuld ihres Sohnes .. in 4. Terminen abzutragen DjG3 4,214,8 RAnw [25.4.74] Er [Hofmechanikus JChFKörner] wollte sich zwar nicht a. machen bis Johannis das Instrument .. zu liefern, allein versprach doch bis dahin weit vorgerückt zu seyn B30,188,23 Voigt 12.5.15 ein englischer Sprachmeister .. welcher sich a. machte, innerhalb vier Wochen, einen jeden der nicht ganz roh in Sprachen sei, die englische zu lehren 26,194,21 DuW 4 B42,387,10 CarlAug 5.7.27 uö vgl "verpflichten" ("sich verpflichten")


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB&mode=Vernetzung&lemid=RH04029#XRH04069

"heischen" im Rhein. sind ahd. "eiscon" "befehlen" und "heizan" "benamen" begrifflich zusammengefallen, indem für beide Bed. hier nur "heischen", da nur "heissen" gilt, ...
...


(E?)(L?) http://www.wortmuseum.com/Sammlung-1.32.0.html

08. "anheischig": (nur in der Verbindung: "sich anheischig machen") "sich erbieten", "verpflichten"


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=anheischig
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "anheischig" taucht in der Literatur um das Jahr 1640 / 1740 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2018-01

annoch (W3)

Für das zwischen dem 15. und 18. Jh. anzutreffende "annoch" findet man drei Bedeutungsvarianten: "bis jetzt", "noch immer" | "darüber hinaus", "auch noch" | "doch noch". Die am ehesten nachvollziehbare Bedeutung ist meines Erachtens "auch noch", das man in einigen Mundarten "auch noch" heute finden kann. Zusammenfassend wird "annoch" als ein der Kanzleisprache entstammendes Wort bezeichnet, wobei ein normales "noch" mit einem bedeutungsschwangeren "an" aufgebauscht wurde ("müßige Verlängerungen"). Heute wurde man statt dessen vielleicht einen Anglizismus wählen, um Bedeutungsschwere vorzutäuschen.

Setzt man für "noch" die wörtliche Langform "nun auch" ein, so kommt man für "annoch" auf ein Ungetüm "auch nun auch". Die kleinen Partikel mussten und müssen sich annoch einiges gefallen lassen.

Am 24.02.2010 schrieb Herr Heinrich Schlottmann:


...
in einer Urkunde vom 13. Februar 1807, den Bau eines Schulhauses in meinem Heimatdorf Sterley betreffend, findet sich der Satz Zitat:

"Jetzt entsteht die neue *annoch* Hochgefälligst zu bestimmende Frage: ob zu der Conferenz mit den *eingepfarreten* Obrigkeiten... auch die Häuslinge mit eingeladen werden sollen?"

Ich habe Verstehensschwierigkeiten mit dem Wörtern "annoch" und "eingepfarret".

zu "annoch":
dem Satzduktus entsprechend ist es als Adverb im Sinne von "zusätzlich" gebraucht. Als Konjunktion scheidet es hier sicher aus. Unerklärlich bleibt mir die Vorsilbe "an". Ist damit nur eine Verstärkung im Sinne einer Dringlichkeit gemeint, oder verbirgt sich hinter dem heute nicht mehr gebräuchlichen Wort ein mir unbekannter Sachverhalt?


Zunächst kommt mir das in meiner Mutter-Umgangs-Sprache geläufige "aah noch" = dt. "auch noch" in den Sinn. Dies würde im zitierten Kontext für "annoch" durchaus einen Sinn ergeben (- "nun muß auch noch eine weitere Frage geklärt werden").

Der nächste Griff führt zu Osmans "Kleines Lexikon untergegangener Wörter". Demnach war "annoch" im Amtsdeutsch vom 15. bis 18. Jh. in Gebrauch. Als Zitate werden angeführt:


"Annoch", das durch das müßige "an" verlängerte Umstandswort "noch", welches im Hochdeutschen nur noch von den Kanzelleyen gebraucht wird. S. "An" und "Noch".


In der "Digitalen Bibliothek", die auch "Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch" enthält, findet man unter dem Stichwort "Án" einen längeren Artikel, der folgendermaßen beginnt:


"Án", eine Präposition, welche überhaupt die Bedeutungen der Partikeln "in" und "nahe" in sich vereinigt, und so wohl mit der dritten, als mit der vierten Endung gebraucht wird.
... (und dann schließlich)
Anm. 6.
Diese Präposition ist schon in den ältesten Zeiten mit einigen Partikeln zusammen gesetzet worden; denn daß die letzte Sylbe in "oben", "unten", "hinten", "neben", "vorn" oder "vornen", unser "an" ist, erhellet aus den alten Schreibarten "obana", "untana", "hintana", "vorana". Weil es aber hier durch die Aussprache oft sehr unkenntlich wird, so setzet man es in manchen Fällen noch einmahl daran; S. -Anm. 2.

In der Oberdeutschen Mundart wird auch diese Partikel, so wie andere mehr, sehr gemißbraucht, so genannte Nachdrücke zu bilden, die oft weiter nichts als müßige Verlängerungen sind; wohin das "fornen an", für "vorn bey" dem Opitz Ps. 139, das "füran", "hinfüran", im Theuerdank, für "künftig", und das "anher", "ansonst", "anwo", "andurch", "anheut", "annebst", "annebenst", "anbenebenst", "anwiederum", "anforderist", "anmit", "anzu" u.a.m. der heutigen Oberdeutschen gehören. S. "En" 3. "Enhinter" für "anhinter" hat auch Luther 2. Mos 3, 1. aufgenommen, und "anjetzt", "annoch", und "anbey" sind auch unter den Hochdeutschen üblich geblieben.
...


Unter dem Stichwort "Nóch" findet man dann:


"Nóch", eine Partikel, welche im Deutschen von einem großen Umfange ist, und bey einem gehörigen Gebrauche viel zu dem Nachdrucke und zu der Ründe der Rede beyträgt. Sie kommt in einer dreyfachen Hauptbedeutung vor, und stammet in denselben allem Ansehen nach auch aus einer dreyfachen Quelle her.
...
Auch in dieser ganzen Bedeutung lautet es schon bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern "noh", im Nieders. "nog", "nah". Von dem vorigen ist es ganz verschieden, vielleicht auch von dem folgenden. Es scheinet in der Bedeutung der gegenwärtigen Zeit mit "nahe", "nun", und "neu" verwandt zu seyn, zumahl da Kero in dieser Bedeutung "nunoh" für "noch" gebraucht. Die Lateiner drucken es durch "adhuc", "etiam nunc", "etaimnum", "etiam dum" u.s.f. aus. Im Oberdeutschen und zuweilen auch im Hochdeutschen wird dafür auch das verstärkte "annoch" gebraucht. S. dasselbe.
...


Im Goethe-Wörterbuch, das auch online zugänglich ist, findet man:


"annoch" außer B31,218,25 nur in RAnw u amtl Schr 1)

1 temp: "bis jetzt", "noch immer"

... avertiret Unterzeichneter zum letztenmal hiermit allen und jeden, so allhier an die ehemalige .. Buddeische Handlung .. a. (wohl abgekürzt für "annoch") im Rückstande verblieben, sich .. mit der Zahlung .. einzufinden DjG3 4,281,6 RAnw 17.10.74 der beim Fürstlichen Amte Ilmenau a. (wohl abgekürzt für "annoch") befindlichen Rechnungen von den Jahren 1730 bis 1739 A(LA I 1,33,17) NachrBergb Ilmenau 28.8.83 [Eckardt BergwKomm] DjG3 3,389,19 RAnw [27.9.73] uö

2 additiv: "darüber hinaus", "auch noch"
... Übrigens ist zu Gunsten der sämmtlichen Beauftragten a. (wohl abgekürzt für "annoch") anzuführen, daß die Bibliothek .. eifriger wie sonst benutzt worden B31,218,25 CarlAug 11.7.19 K ist durch ein .. Decret .. Gegnerischem Anwaldt auferlegt worden: Die angezogene Hypothek Verschreibung a. (wohl abgekürzt für "annoch") ad Acta zu geben DjG3 3,395,33 RAnw [20.10.73] uö

3 modal iSv "doch noch"
Nun aber habe schließlich hinzu zu fügen, daß diesem Geschäft a. (wohl abgekürzt für "annoch") eine erwünschte Folge gegeben worden. Es ist nämlich mehrgedachtes Werk auf Großherzogl. Bibliothek schon vorhanden .. so beabsichtigen Höchstdieselben die Schenkung gedachten Werks .. zu Weihnachten [an die Universitätsbibliothek Jena] A(Vogel 395) Nachrichtl 8.12.28


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E?)(L?) http://www.digitale-bibliothek.de/band40.htm


Osman, Nabil (Hrsg.): Kleines Lexikon untergegangener Wörter

Erstellt: 2010-02

Archaismen (W3)

(E3)(L1) http://de.wikipedia.org/wiki/Archaismus
Es gibt Sprachen, die vom Untergang bedroht sind.

Es gibt Wörter, die man heute nicht mehr benutzt und auch nicht mehr kennt, aber es gibt auch Wörter, die nur noch selten benutzt werden und von denen vielleicht einige in den nächsten Generationen auch untergehen werden.

Daneben gibt es auch Wörter, die wir zwar "jeden Tag" benutzen, die aber nur noch in Wort-Kombinationen existieren und deren eigene Bedeutung uns gar nicht mehr bewusst ist.

Zunächst einmal ein paar Gründe, weshalb Wörter untergehen können:



Argwohn (W3)

besteht aus zwei Wortteilen, die allein kaum noch auftauchen: "Arg" = "schlimm", "böse" und "Wohn" von "Wahn" = "Vermutung", "Verdacht".

Erstellt: 2003-01

auserkoren (W3)

Dass uns das Wort "auserkoren" noch geläufig ist, ist Martin Luther zu verdanken. Er dichtete 1539 in der zweiten Strophe des Weihnachtsliedes "Vom Himmel hoch":

Euch ist ein Kindlein heut' geboren
von einer Jungfrau auserkor'n

Es gehört zu dem untergegangenen starken Verb "kiesen" mit der Beugung "kiesen", "kor", "gekoren" mit der Bedeutung "auswählen". Ab dem 17. Jh. wurde es durch das schwache Verb "küren", "kürte", "gekürt" ersetzt.

Zur Familie von "kiesen" gehört auch der "Kurfürst", der "Wahl-Fürst", "der zum Wählen berechtigte Fürst".

Im Präsenz heißt "Ich habe mir etwas auserkoren" also "Ich erkiese mir etwas aus".

Der "Grimm" führt "kiesen" zurück auf eine Bedeutung "sehen". Deutlich wird das in der synonymen Aussage "Er hat sie ausersehen".



Bei Adelung findet man:


"Auserkiesen", verb. reg. act. welches im Hochdeutschen völlig veraltet ist, und nur noch in der biblischen Schreibart vorkommt, für "erwählen", "aus mehrern auslesen". Bey den Oberdeutschen Schriftstellern ist dieses Zeitwort häufiger. Der ihm zu handeln auserkiest, Als wie es recht und ehrbar ist, Opitz. Bekennt mir, wen von diesen Ein weiser Mensch wohl muß zu folgen auserkiesen, ebend. Und so in mehrern Stellen. S. "Erkiesen".

Anm. Von diesem und den folgenden mit "auser-" zusammen gesetzten Zeitwörtern gilt eben dasselbe, was schon in der Anmerkung zu Auferbauen angemerket worden. Nehmlich, die eigentlich Form dieser Wörter ist die Zusammensetzung mit der Partikel "er", welche so wohl "aus" als "auf" bedeutete. Um nun diese Zweydeutigkeit zu vermeiden, setzte man eines von diesen beyden Vorwörtern voran; und so entstand aus "erkiesen", "erkören", "erlesen" u. s. f. "auserkiesen", "auserkoren", "auserlesen". Auch in der Conjugation und dem Gebrauche der Zeiten kommen die Verba mit denjenigen überein, welche mit "aufer-" zusammen gesetzet sind.

"Auserkören", verb. irreg. act. welches unter die zum Theil veralteten gehöret, indem von demselben nur noch das Imperfectum, und das Particip. Passiv. mit den davon gemachten Zeiten gebraucht wird, welches aber mit dem vorigen einerley Bedeutung hat. Gott hat uns "auserkoren". Ein von Gott "Auserkorner". Den unsre Göttinn sich zum Schauplatz "aus erkor", Wiel. Ich hab euch "auserkorn" Ein annder ganntz luftig gejaid, Theuerd. Kap. 69. S. "Chur" und "Erkoren". Ingleichen die -Anm. zu "Auserkiesen".


(E?)(L?) http://www.besserwisserseite.de/begrifflichkeiten.phtml


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=auserkoren
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "auserkoren" taucht in der Literatur um das Jahr 1720 auf.

Erstellt: 2013-01

B

baldowern, ausbaldowern (W3)

Dt. "baldowern" kommt hauptsächlich als "ausbaldowern" vor. Es geht zurück auf einen Ausdruck der Gaunersprache "baldower" = dt. "Auskundschafter" in dem das hebr. "ba'al" = dt. "Herr" und "davar" = dt. "Sache" steckt. Somit ist der "baldower" also dt. "Herr der Sache", weil er sich vorher "sachkundig" gemacht hat.

Erstellt: 2003-06

baren (W3)

kenne ich nur in Kombinationen wie "Gebaren" und "gebaren" wobei auch diese kaum noch benutzt werden.

bedrohte-woerter
Bedrohte Wörter

(E?)(L?) http://www.bedrohte-woerter.de/



...
Bedrohte Wörter erkennt man daran, dass sie nur noch selten benutzt werden und einem altmodisch vorkommen. Es können alte Modewörter sein, die sich inzwischen überlebt haben, zum Beispiel "dufte" oder "knorke". Oder Wörter, die in Vergessenheit zu geraten drohen, weil die Dinge, die sie bezeichnen, aussterben, z.B. "Wählscheibe" oder "Jutebeutel". Ebenso alte Wörter, die von neuen Wörtern (Neologismen) verdrängt werden, wie "Hagestolz" (heute "Single") oder "Backfisch" (heute "Teenager").

(E?)(L?) http://www.bedrohte-woerter.de/
Auf der zum Buch gehörenden Website (oder umgekehrt?) findet man folgende Beispiele:

(Zu den aufgeführten Beispielen auf der Website findet man auch - zwar etwas bescheidene - Hinweise zur Herkunft aber immer interessante Geschichten zur (ehemaligen) Verwendung der Wörter.)

| Duttengretel | Elchtest | Flegel | Hupfdohle | intim werden | Jutebeutel | Kreiswehrersatzamt | | Mittelläufer | Neufünfländer | Ober | Philister | Quarre | Rauke | Sommerfrische | tofte | urst | Vollbeschäftigung | Wählscheibe | Xanthippe | Yuppie | zechen


(E3)(L1) http://www.bedrohte-woerter.de/cgi-bin/guestbook.php.cgi
Im Gästebuch kann man ebenfalls einige Hinweise zu "bedrohten Wörtern" finden.

Erstellt: 2005-12

Berggemach (W3)

Vermuten läßt sich, dass das "Berggemach" etwa einem Verwaltungsrat der Berwerke, einer "(Bergwerks-)Verwaltungskammer" entsprach.

Adelung schreibt zu "gemach":


Das "Berggemach", des -es, plur. die -mächer, ein zu Dresden befindliches Collegium, welches über alle Bergwerke in Sachsen gesetzt ist, und seinen Director, Bergräthe u. s. f. hat.


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


Erstellt: 2010-08

Bering (W3)

Die alte Bezeichnung "Bering", basiert auf mhd. "beringen" = dt. "umringen" und steht als Synonym für "Ringmauer" oder auch allgemein für "Burg", "Stadtbefestigung".

(E?)(L2) http://www.mittelalter-lexikon.de/


bering
gering (W3)

Das mittlerweile unbekannte mhd. "bering" bezeichnete einen "Bezirk", "Bann".

Es gab aber auch das adj. "bering" mit der Bedeutung "schnell", "flüchtig", "gewandt", "beweglich", "schlagfertig", "streben" (vgl. "um etwas ringen").

Das heute noch oft benutzte "gering" = dt. "wenig" hängt damit zusammen. Gemeinsam ist ihnen die Abstammung von ahd. "giringi" = dt. "leicht" und ein altes "*rengja" = dt. "leicht" und ide. "renghwa" = dt. "rasch", "behend", griech. "rimpha" = dt. "rasch", "behend".

(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
BERING | BERING, adv. | BERING, m.

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

BERING, levis, facilis, bei MAALER 59a agilis, expeditus, ahd. "ring", "ringi" (GRAFF 2, 530), vgl. "gering":
die wiber anfahend schnöde ding,
zuo rouben, stelen sind bering. (trag. Joh. M 6;)
die drit aigenschaft, die das häslin an im hat, die ist das es beringer und schneller und sicherer ist den berg auf zu laufen, dan den berg ab. KEISERSB. has im pf. Aa 4a; schnell und bering. chr. bilger 132; beringer hand, der schnell von hand ist, bering mit springen, saltatu velox. MAALER 59a.

BERING, adv. leviter, faciliter, subito:
ja gnädiger herr, das thuon ich bering. (trag. Joh. M 8;)
wer do verachtet kleine ding,
dem begegnet schaden bering.
s. "urbering", "urplötzlich".

BERING, m. circulus, circuitus: im "bering", "umkreis der stadt".


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/NLexer/?lemid=NB00818


beringen (W3)

Das mhd. "beringen" = "umringen", "umzingeln", "überwinden", "mit einem Ring versehen" ist - meines Wissens - auch nur noch in der Bedeutung "mit einem Ring versehen" in Gebrauch und dies auch nur in Ornithologenkreisen und Taubenzüchtervereinen. Im Zusammenhang mit einer Eheschließung dürfte niemand mehr von "beringen" sprechen, obwohl dies durchaus korrekt wäre.

Bei Adelung ist zu lesen:


"Beringen", verb. reg. act. "mit einem Ringe versehen", "einen Ring um etwas legen"; im gemeinen Leben, besonders in der Landwirthschaft, wo die Säue und Stuten zuweilen beringet werden, die Befruchtung derselben zu verhindern. Ist der Finger beringt, so ist die Jungfer gedingt, ist ein alter Ausspruch, welcher zuweilen noch im gemeinen Leben gehöret wird, weil ehedem nur verlobte und verheiratete Personen Ringe tragen durften.


(E1)(L1) http://www.code-knacker.de/kaefigvoegel.htm

Käfigvögel-Beringung
...
Für nachgezüchtete Papageien oder Sittiche besteht in Deutschland zum Schutz vor der für Menschen unter Umständen tödlich endenden Papageienkrankheit Psittakose und als Nachweis für eine genehmigte Zucht eine gesetzliche Beringungspflicht. Sie ermöglicht gleichzeitig für zugeflogene Vögel eine eindeutige Identifizierung und über Vogelsuchdienste können Rückschlüsse auf den Eigentümer geschlossen werden. In der Regel wird ein geschlossener Ring angebracht, dessen Buchstaben und Ziffernfolge folgende Bedeutung hat
...


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

BERINGEN
1) "annulo ornare", "mit einem ring ausstatten": ...
2) "cingere", "circumsedere", "umringen", mhd. starkformig: ...


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/BMZ/?lemid=BR01090

beringe swv. umzingeln. si berincten mit irme her den kunic dâ von Persîâ Herb. 11027. des sal man si danne beringin, si werdin lîchte in eine flucht gewant, kunden si dar von gedringin rittersp. 741.


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/BMZ/?lemid=LB01367

be-ringen swv. ( II. 709b) umringen HERB. (11028. 13263). RSP.; erreichen KARLM. 422, 32. - zu rinc.


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/FindeB/?lemid=FB00857


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E?)(L?) http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/bmz/wbgui?lemid=BR01090


(E?)(L?) http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/bmz/wbgui?lemid=BR01119


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/Lexer/?lemid=LB01366


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/Lexer/?lemid=LB01367


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/NLexer/?lemid=NB00820


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/FindeB/?lemid=FB00856


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/FindeB/?lemid=FB00857


beringern (W3)

Das heute nicht mehr verwendete "beringern" = dt. "beeinträchtigen" klingt noch in dt. "verringern" und dt. "gering" an und geht zurück auf ahd. "giringi" = dt. "leicht" und ein altes "*rengja" = dt. "leicht" und ide. "renghwa" = dt. "rasch", "behend", griech. "rimpha" = dt. "rasch", "behend". Auch dt. "überraschen" hatte ursprünglich eine rein negative Bedeutung im Sinne von "jemanden schnell überfallen". Schnelligkeit trug also immer auch eine gewisse Gefahr in sich.

(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

beringern
beeinträchtigen
voraendern, belestigen noch beringernn
1563 MittOsterland 2 (1845/48) 199


bess
*bess
*bass
bass
bass erstaunt (W1)

(E1)(L1) http://www.christianlehmann.eu/ling/wandel/index.html


(E?)(L?) http://www.christianlehmann.eu/ling/wandel/rekonstruktion.php

...
Wir stellen z.B. im Neuhochdeutschen das Komparationsparadigma vom Typ "schön - schön-er - schön-st" fest, und ferner eine Ausnahme wie "gut - bess-er - be-st", wo Suppletion herrscht. Dann können wir vermuten, daß es zu dem Komparativ und Superlativ auch einmal einen Positiv von derselben Wurzel gegeben hat. Er kann "*bess" gelautet haben. Aber wenn wir wissen, daß Komparation Umlaut auslösen kann, wie in "hart - härt-er - härt-est", kann jenes Adjektiv auch "*bass" gelautet haben. Die Form des Superlativs "best" wäre dann durch die im Deutschen allgemeingültige Degemination aus "*bess-st" hervorgegangen.

Bis hierhin ist diese Rekonstruktion weitgehend spekulativ. Bestätigt wird sie dadurch, daß "baß" in der Tat existiert, wenn auch nur in der Kollokation "baß erstaunt" "äußerst erstaunt". Wie bekannt, werden Evaluativa ständig erneuert. Es sieht also so aus, als sei älteres "baß" im Positiv von "gut" verdrängt worden, habe jedoch im Komparativ und Superlativ überlebt. So weit würde die innere Rekonstruktion auf der Basis von Neuhochdeutsch führen. Tatsächlich weisen die deutsche Sprachgeschichte und der germanische Vergleich aus, daß "baß" seinerseits im Althochdeutschen ein Komparativ war, der durch "besser" regularisiert wurde. Das wiederum konnte man durch innere Rekonstruktion nicht herausbekommen.
...


Erstellt: 2005-05

bewenden - etwas bewenden lassen (W3)



bezechet
zechen
Zeche (W1)

Das Wort "bezechet" ist mittlerweile nicht mehr in Gebrauch. Im 16. Jh. bezeichnete es den Zustand nachdem man ausgiebig "gezecht" hatte, als "betrunken".

Das zu Grunde liegende Wort "Zeche" = "Rechnung" (seit dem 15. Jh.) war ursprünglich die Bezeichnung für etwas, das man nicht unbedingt mit "Betrunkenheit" in Verbindung bringen würde. Es geht dabei zurück auf ein ahd. "zehon", "gizehon" = "in Ordnung bringen", "wiederherstellen", "färben" und nahm dann Bedeutungen an wie "geordnetes Arbeiten", "reihum gehende Verrichtung" (woher sich wohl der Zusammenhang zum "reihum gehenden Bierglas" ergibt, bzw. ursprünglich allgemein "gemeinsames Essen und Trinken"), "Ordnung", "Reihenfolge".

Aus der weiteren Bedeutung "Einrichtung", "Gesellschaft" entstanden "Zechen" als "genossenschaftliche Vereinigungen". Dieses waren wohl auch die ersten, die zuerst in einer Grube, dann in richtigen Bergwerken gemeinsam nach Bodenschätzen gruben, woraus dann die "Zeche" = "Bergwerk" entstand.

(E?)(L?) http://answers.google.com/answers/threadview?id=42023


(E?)(L?) http://www.lunaburgia.de/liedertexte/0013.htm


(E?)(L?) http://www.payer.de/kommkulturen/kultur092.htm


Bill, Unbill, Unbilden, billig, billigen (W3)

kommt vor z.B. in "Unbill" = "Unrecht" und "Unbilden" = "(sehr) schlechtes Wetter".
Wahrscheinlich gehen beide auf mhd. "unbil" = "ungemäß" zurück (vgl. das ist mir "billig", "billigen"). Dahinter steht das Bild des "Bildes". Ein Bild, das einem "gemäß" ist kann man durchaus "billigen". Und ein "Bild", das einem nicht "gemäß" ist, tut einem "Unrecht" evtl. in Form von "Unförmigkeit".
"billig" heisst also "im Wert angemessen sein". Heute hat dieses Wort allerdings eine negative Bedeutung erhalten: "Was billig ist kann ja nichts Wert sein." heißt aber genau genommen: "Etwas was seinem Wert entsprechend verkauft wird, kann nichts Wert sein." Man kann sagen, das Wort "billig" ist so "entwertet" worden, dass man heute geradezu von "Unbilligkeit" sprechen müsste.
Ja und "bill" (nicht zu vergessen) ist also etwa das "Gebilde".

Erstellt: 2002-09

bleib - Verbleib (W3)



Bohei, bohei (bohai)

(E?)(L?) http://www.ruhrgebietssprache.de/glossar.html

"Bohei" kenne ich in der Verwendung "Mach' nicht so einen Bohei" oder "Der macht einen Bohei", bedeutet sowas wie viel "Wind" machen, sich aufspielen, Unruhe oder Hektik verbreiten.


(A: woba)

habe ich in keinem Nachschlagewerk gefunden. Ich kenne diesen Begriff in der Verbindung "aus der Bohei kommen" (oder "in die Bohei gehen") im Sinne von "von weit her kommen" (mit abwertender Tendenz). Deshalb wage ich die Vermutung, dass es sich um "Böheim, Boheim" handeln könnte, das einen Landstrich an Elbe und Moldau bezeichnete, in dem es zu wechselnden Besiedlungen während der Völkerwanderung kam.
unsicher!
(A: hoco)

borgen (W3)

Dem Verb dt. "borgen" = dt. "leihen" kann man noch öfter begegnen, das Substantiv dt. "Borg" = dt. "Geliehenes" (mhd. "borc") kommt kaum noch vor. Das Wort "borgen" findet man bereits im Mittelhochdeutschen und ebenso schon als ahd. "boragen", "borgen", mit der Bedeutung "auf etwas Acht haben", "jemanden verschonen".

Zur weiteren Herkunft ist nichts zu finden. Vielleicht gibt es ja eine Verbindung zu dt. "bergen" (ahd. "bergan") dessen weitere Herkunft allerdings auch unsicher ist, aber die ursprüngliche Bedeutung "auf einer Fluchtburg in Sicherheit bringen" nahelegt.

Die Beschreibung dt. "geborgen sein", "verborgen sein" paßt

Bei Adelung findet man:


"Borgen", verb. reg. act. eine bewegliche Sache als ein Darlehen nehmen, und als ein Darlehen geben. 1. Als ein Darlehen nehmen. 1) Eine Sache als ein Darlehen nehmen, um sie wieder zu geben, entlehnen. Etwas von einem borgen. Ein Kleid, einen Hut, Getreide von jemanden borgen. Geld borgen, es als ein Darlehen aufnehmen. Geborgtes Geld. Etwas auf eines andern Nahmen borgen. Er borget bey allen Leuten, nimmt bey allen Leuten Geld auf. Ein geborgter Meister, bey den Handwerkern, ein Obermeister, der in einem außerordentlicher Falle nur auf kurze Zeit erwählet wird. 2) Eine Waare nehmen, um den Werth derselben in einer gewissen Zeit in Gelde zu erstatten, auf Borg, auf Credit kaufen. Waaren borgen, sie nicht gleich bezahlen. 2. Als ein Darlehen geben. 1) Einem eine Sache als ein Darlehen geben, sie ihm leihen. Einem ein Pferd, sein Kleid, Getreide borgen. Einem Geld borgen. 2) Eine Waare geben, so daß der Werth derselben erst nach einer gewissen Zeit bezahlet werde, auf Borg, auf Credit geben; verborgen. Einem Waare borgen. Ich borge nicht, ich gebe keine Waaren ohne bare Bezahlung weg. Sprichw. Lange geborgt ist nicht geschenkt.

Anm. In beyden jetzt angeführten Hauptbedeutungen lautet dieses Wort im Nieders. gleichfalls "borgen", im Engl. to "borrow", im Angels. "borgian", im Holländ. "borghen", im Dän. "borge", im Schwed. "borga". "Borgen" oder entlehnen, kommt in dem Schwabenspiegel vor. Bey ältern Oberdeutschen Schriftstellern wird es sich in dieser Bedeutung wohl nicht leicht finden. Dagegen kommt es bey ihnen in andern Bedeutungen desto häufiger vor. Z. B. 1) Für sich hüthen. Ze porgene ist, man muß sich hüthen, Kero. Piporakemes, wir wollen uns hüthen, ebend. Der iro ne borget, der sich nicht vor ihr hüthet, Notk. 2) Sich erinnern. UUer magiro giborgen, wer mag sich ihrer erinnern? Notker. 3) Ansehen, achten. Niemannis ne borgist, du siehest keines Person an, Notker. 4) Versagen, welche Bedeutung bey dem Ottfried B. 2, Kap. 22, und Kap. 18, vorkommt. 5) Bürge werden, versprechen, gut sagen; welche Bedeutung dieses Wort ehedem im Niedersächsischen hatte, wie aus dem Bremisch-Nieders. Wörterb. und Ölrichs Gloss. ad Stat. Bremens. erhellet. S. Bürge. 6) Harren, warten, welche Bedeutung es noch in Baiern hat. Das ich der rede gegen ir so lange borge Das ist des schuld si ist so guot, Graf Werner von Homberg. Aus diesen zum Theil sehr verschiedenen Bedeutungen erhellet, daß "bergen", "borgen", und "Bürge" genau verwandt sind; ob sich gleich die Grade dieser Verwandtschaft nicht so leicht werden bestimmen lassen. Gottsched, Herr Stosch, die Verfasser der Greifswald. krit. Versuche, und des Hamb. gemeinnützigen Magazins haben den Unterschied zwischen borgen, so fern es als ein Darlehen nehmen oder geben bedeutet, und zwischen leihen und lehnen fest zu setzen gesucht, aber sich dabey um die Erforschung der ersten eigentlichen Bedeutung unbekümmert gelassen, ohne welche doch jener unmöglich bestimmet werden kann. Der Sprachgebrauch entscheidet hier nichts, weil derselbe von keinem andern Unterschiede etwas weiß, als daß borgen mehr der Sprache des Umganges, als der edlern und höhern Schreibart angemessen ist. Das Hauptwort der "Borger", derjenige, welcher von einem andern borget, kommt zwar Es. 24, 2, vor, allein im Hochdeutschen ist es nur in der R. A. üblich: ein Borger muß auf den Zahler denken. Im Nieders. bedeutet "Borge", und "Borgmann" einen Gläubiger.


(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

borgen + D + A


(E?)(L?) http://www.etymologiebank.nl/zoek


(E1)(L1) http://www.koeblergerhard.de/der/DERB.pdf

"borgen", V., "borgen", "leihen", mhd. "borgen", V., "achtgeben", "schonen", "anvertrauen", "borgen", ahd. "borgÅn" (880), V., "schonen", "sich hüten", "sich kümmern", westgerm. "*borgÅn", "*burgÅn", V., "borgen", "bürgen", idg. "*bhergh-", V., "bergen", "verwahren", "bewachen", vgl. idg. "*bher-" (1), V., "tragen", "bringen"?


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

Borgen | Borgen in der Kaufmannschaft


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/RhWB/


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=borgen
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "borgen" taucht in der Literatur um das Jahr 1700 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-01

Borte (W3)



bot - Gebot, Verbot (W3)



Brasselet
Brasselett
Bracelet (W3)

Dt. "Brasselet", "Brasselett" auch "Bracelet" = dt. "Armband" bedeutet in der Gaunersprache auch "Handschelle". Die Bezeichnung dürfte über frz. "bracelet" wohl auf lat. "brachium" = dt. "Arm" zurück gehen.

(E2)(L1) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_1352.html


(E?)(L?) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_1339.html


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/RhWB/
"Arm-brasselet" Hunsr f.: "Armband".

(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=Brasselet
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Brasselet" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.

(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=Brasselett
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Brasselet", "Brasselett" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.
Dt. "Bracelet" taucht in der Literatur um das Jahr 1820 auf.

Erstellt: 2011-01

Bret, Brät, Wildbret, Bratwurst, Rollbraten, Braten (W3)

= "Fleisch"; ist noch zu finden in "Wildbret", "Bratwurst", "Rollbraten" und letztlich in "Braten" = "schieres Fleisch".

Bei Adelung findet man:


Der "Braten", des -s, plur. ut nom. sing. (Diminutivum vulg. "Brätchen") ein, besonders größeres, Stück gebratenen Fleisches. Ein Rindsbraten. Ein Kalbsbraten u. s. f. Ein Lendenbraten, Nierenbraten u. s. f. Braten essen. Den Braten wenden, ihn am Spieße umdrehen, damit er überall gebraten werde; S. Bratenwender. Er riecht, oder merkt den Braten, in einer niedrigen Figur, er bekommt eine dunkele Nachricht von der Sache, muthmaßet sie. Daher Bratenfett, welches von einem Braten abtröpfelt; Bratenfeuer, ein langes helles Feuer, welches zu dem Braten am Spieße nothwendig ist; die Bratenschüssel, Braten darin aufzutragen u. s. f.

Anm. Schon Notker gebraucht "Prato" in der Bedeutung eines "Bratens", und "Pratu" findet sich auch in den Monseeischen Glossen, so wie "Prato" in Boxhorns Glossen.

"Braten", verb. reg. außer daß es in dem Participio der vergangenen Zeit gebraten hat. Es ist in doppelter Gattung üblich.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, gebraten werden. Die Fische braten schon. Der Apfel bratet.

II. Als ein Activum, an oder über dem Feuer "rösten". Butter in der Pfanne braten. Kastanien, Fleisch, Fische, Äpfel braten. Am Spieße braten, im Gegensatze des Bratens auf dem Roste, in einem Bratofen, oder in der Pfanne. Gebratene Äpfel. Gebratene Fische, S. Bratfisch. Gebratenes Fleisch, ein Braten. Gesottenes und Gebratenes. In den Steyermärkischen und Ungarischen Eisenhütten ist "braten" so viel als "rösten", und der "Bratofen" der "Röstofen". Daher Bratäpfel, Bratbirnen, welche gebraten werden können u. s. f.

Anm. "Braten", Nieders. "braden", "braen", bey dem Ottfried "braten", im Angels. "braedan", im Schwed. "braeda", bey den Krimmischen Tataren "braten", kommt mit dem Griech. "urere", überein. Indessen scheinet es doch zu dem Verbo "rösten" zu gehören, welches nicht in allen Mundarten den Zischlaut hat, wie das Franz. "rotir" beweiset. Das Anfangs-"B" ist das Vorwörtchen "be". Eigentlich ist so wohl "rösten" als "braten" eine Nachahmung des Schalles, den solche Körper in diesem Zustande verursachen, der nach Verschiedenheit der Umstände im gemeinen Leben auch durch "brägeln", "prägeln", "bratseln" u. s. f. ausgedruckt wird. S. auch 2. "Rösten". Ehedem ging dieses Wort irregulär: ich brate, du brätst, er brät; im Imperf. ich briet. Von dieser irregulären Form ist nicht nur das Mittelwort "gebraten" ein Überbleibsel, sondern es gibt auch Hochdeutsche, welche das ganze Zeitwort noch jetzt irregulär gebrauchen.


Butterbrot (W3)

(E?)(L1) http://www.butterbrot.de/

Im Zeitalter von Brötchen, Baguette (langes dünnes frz. Weißbrot), Sandwich (belegte doppelte Weißbrotschnitte) und Croissant (Gebäck aus Plunderteig in der Form eines Hörnchens) hat das gute alte "Butterbrot" (belegte Graubrotscheibe) einen schweren Stand. Es ist sozusagen eine bedrohte Spezies und vom Aussterben bedroht.

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C

c/o (W3)

= "Care of" ("bei"); Used when addressing a letter to somebody who is staying with another person.
Heute, wo jeder eine Single-Wohnung hat kommt diese Adressierung aus der Mode.

D

dächtig - bedächtig, verdächtig (W3)



dachteln, tachteln, Dachtel, Tachtel (W3)

In meiner Jugend hörte ich öfters den Ausdruck "dachteln" ("tachteln"). ("Ich dachtel dich gleich." war eine Drohung, die man ernst nehmen mußte.)
Nun ist mir dieses Wort beim Lesen des "MEWD" ("Materialien zu einem Etymologischen Wörterbuch des Dolomitenladinischen") wieder über den Weg gelaufen. Der Autor verwendete es im gleichen Sinn.
Der Hintergrund dieses Ausdrucks ist ein - mir bisher unbekanntes - Wort "Dachtel", "Tachtel" = "das Denken" (mhd. "daht"). Daraus ergab sich zunächst die Bedeutung "Denkzettel". Und aus dem "Denkzettel" uwrde der "Schlag an den Kopf", also die "Ohrfeige".

Dank, danken, revanchieren, Revanche (W3)

Die Wörter "Dank" und "danken" gehören nicht wirklich zu den untergegangenen Begriffen. Sie sind auch nicht gefährdet unter zu gehen. Dennoch meine ich, man sollte öfters dieser beiden Wörter gedenken. Und das genau steckt auch in "danken". Der "Dank" ist eine Substantivierung von "danken"; und dieses geht auf "denken" zurück, im Sinne von "an jemandes Tat denken", "in Erinnerung behalten". Ursprünglich war es eher neutral, d.h. man gedachte auch schlechter Taten und bedankte sich entsprechend. Heute hat "danken" den positiven Part des "Gedenkens" übernommen, während den negativen Part Ausdrücke wie "das werd ich mir merken" übernommen haben.
Dieses entspricht in etwa dem negativen Sinn von "ich werde mich dafür revanchieren". Dabei ist bei "revanchieren" eine Bedeutungsverschiebung vom negativen zum eher neutralen Sinn passiert. Es geht ja auf das frz. "revancher" = "rächen" zurück und weiter auf lat. "re" + "vindicare" = "rächen, strafend einschreiten". Heute kann "revanchieren" auch im positiven Sinn als "sich durch eine (positive) Gegenleistung bedanken" gemeint sein.

darben (W3)



darob (W3)



derben - verderben (W3)



Dieselgedenkminute (W3)

(E?)(L?) http://www.gapinfo.de/gesundheitsamt/alle/umwelt/lex/g/041.htm


(E?)(L?) http://www.surfblau.de/webde_w123.html
Die "Dieselgedenkminute" ist ein untergegangener Begriff, der noch vor einigen Jahren ein Neologismus war.

Beim Starten von Diesel-Fahrzeugen sorgen Glühkerzen in dem noch kalten Verbrennungsraum des Motors für die zur Selbstzündung des Diesel-Luft-Gemischs nötige Temperatur. Anschließend schalten sie sich automatisch wieder ab. Die Glühkerzen gehören zur sogenannten Vorglühanlage von Dieselfahrzeugen, die man bei modernen Kfz - im Gegensatz zum früher oft längeren Vorglühen ("Dieselgedenkminute") - nur noch wenige Sekunden betätigen muß.


driessen
verdriessen
Verdruss
driezen
triezen
verdrossen
Verdrossenheit
unverdrossen
Verdriesslichkeit
Verdruss
Überdruss (W1)

Wenn Sie "driessen" nicht kennen, braucht Sie das nicht zu "verdriessen". - Denn wir gehen jetzt "unverdrossen" auf die Suche nach seiner Herkunft.

Nun - "driessen" ist in den bekannten Nachschlagewerken schon mal nicht zu finden. - Also doch "Verdruss"!?

Zu "verdriessen" findet man dann allerdings "Ärger bereiten" oder "missmutig machen". Und hier taucht auch das mhdt. "driezen" = dt. "drängen", "treiben", "drohen" auf. Und (zumindest im Saarland) gibt es umgs. noch "jemanden driezen", "jemanden triezen" = dt. "jemanden ärgern" oder auch "jemanden stark belasten", "jemanden schinden".

Und nun zeigt sich die grosse Verwandtschaft von "driessen". Da gibt es unterschiedliche Formen in verschiedenen germanischen Sprachen wie u.a. nld. "verdrieten" oder schwed. "tryta" = dt. "mangeln", "fehlen", "ausgehen". Auch im Lateinischen findet man lat. "trudere" = dt. "stossen", "drängen". Selbst im Russischen findet man russ. "trud" = dt. "Mühe", "Arbeit".

Bei den "Indogermanen" gab es angeblich ein ide. "*treud" = dt. "quetschen", "stossen", "drücken".

Die weitere Verwandschaft besteht nun aus dt. "verdrossen" = dt. "mürrisch", "lustlos" und entsprechend dt. "Verdrossenheit". Das Gegenteil ist dt. "unverdrossen" = dt. "unermüdlich". Weiter gibt es dt. "Verdriesslichkeit", "Verdruss" und "Überdruss".

Bevor Sie diesen Wortes nun "überdrüssig" werden möchte ich mit dem Hinweis auf griech. "térys" = dt. "zart", "schwach" nun dem Ende "entgegendrängen".

Erstellt: 2003-01

Druß - Überdruß (W3)



E

Elle (W3)



erkiesen (W2)

"erkiesen" scheint wirklich komplett ausgestorben zu sein. Ich habe es auch nur in einem Nachschlagewerk gefunden. Und dennoch haben Sie sicherlich fast alle schon einmal eine Vergangenheitsform dieses Verbs benutzt. Lebendig ist es noch in Aussagen wie "Er hat sie auserkoren". - Ja - "erkiesen" ist die Präsenzform von "erkoren".

Der "Grimm" führt "kiesen" zurück auf eine Bedeutung "sehen". Deutlich wird das in der synonymen Aussage "Er hat sie ausersehen".

(E?)(L?) http://www.logoslibrary.eu/
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Context information for: kiesen
Match N. 1
Author: Ibsen Henrik
Title: Catilina
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/ibsen.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... AMBIORIX. Und mit gutem Grund. Voll Eifersucht ist Rom auf seine Macht. Und wisse wohl, daß diesem stolzen Weltreich Nicht Häuptlinge gebieten, wie bei uns. Daheim befiehlt der Weise oder Krieger; Im Rat den obersten, im Streit den größten, Ihn "kiesen" wir zum Führer unsres Stamms, Zum Richter und zum Herrscher unsres Volks. Doch hier CATILINA (ruft ihnen von oben zu:) - hier herrscht Gewalt und Eigennutz; Durch List und Ränke wird man Herrscher hier! OLLOVICO. O weh uns, Brüder, er behorchte

Match N. 2
Author: Straßburg Gottfried Von
Title: Tristan
Source: http://gutenberg.aol.de/autneu.htm
Subject: POETRY (811)
... sô nenne wir in Tristan. « nu heizet triste triure, und von der âventiure sô wart daz kint Tristan genant, Tristan getoufet al zehant. von triste Tristan was sîn nam. der name was ime gevallesam und alle wîs gebaere. daz "kiesen" an dem maere. sehen wir trûreclîch ez was, dâ sîn sîn muoter genas. sehen wie vruo im arbeit und nôt ze rucke wart geleit. sehen wie trûreclîch ein leben ime ze lebene wart gegeben. sehen an den trûreclîchen tôt, der

Match N. 3
Author: Wagner Richard
Title: Die Walküre
Subject: DRAMA (812)
... Aug'' erschaute, was tief im Busen das Herz zu heil''gem Beben mir traf. Scheu und staunend stand ich in Scham. Ihm nur zu dienen konnt'' ich noch denken: Sieg oder Tod mit Siegmund zu teilen: dies nur erkannt'' ich zu "kiesen" als Los! Der diese Liebe mir ins Herz gehaucht, dem Willen, der dem Wälsung mich gesellt, ihm innig vertraut, trotzt'' ich deinem Gebot. Wotan So tatest du. Was so gern zu tun ich begehrt, doch was nicht zu tun die

Match N. 4
Author: Wagner Richard
Title: Die Walküre
Subject: DRAMA (812)
... Frau, noch für ihres Schosses Frucht! Brünnhilde Sie wahret das Schwert, das du Siegmund schufest. Wotan Und das ich ihm in Stücken schlug! Nicht streb, o Maid, den Mut mir zu stören; erwarte dein Los, wie sich''s dir wirft; nicht "kiesen" kann ich es dir! Doch fort muss ich jetzt, fern mich verziehn; zuviel schon zögert'' ich hier; von der Abwendigen wend ich mich ab; nicht wissen darf ich, was sie sich wünscht; die Strafe nur muss vollstreckt ich sehn! Brünnhilde

Match N. 5
Author: Wieland Christoph Martin
Title: Oberon
Source: http://gutenberg.aol.de/wieland/oberon/oberon.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... 10 Doch, wenn ihr etwa lieber schwört In seinen Eisenthurm geraden Wegs zu dringen, Und meine Angela allein zurück zu bringen, So habt ihr freye Wahl, und seyd noch Dankes werth. Prinz, sprach der Paladin, was braucht's hier erst zu "kiesen"? Genug, daß ihr die Ehre mir erwiesen! Kommt, einen Ritt mit euch und eurer ganzen Zahl, Vom übrigen ein andermahl! 11 Der schöne Ritter stutzt, doch läßt er sich's gefallen: Sie reiten, die Trompeten schallen, Und, kurz, Herr Hüon legt

Match N. 6
Author: Morgenstern Christian
Title: In Phanta's Schloß
Source: http://gutenberg.aol.de/morgenst/phanta/phanta.htm
Subject: GERMAN SATIRE & HUMOR (837)
... Dämmer keine Muße. Denksam saß ich. Moose stach ich aus des Waldgrunds braunem Tuch. Und der frische Erdgeruch tat mir wohl, und heiter sprach ich: Wahrlich, ich vergleich euch Riesen unerbittlichen Gedanken, die sich ohne weichlich Wanken Höhenluft der Wahrheit "kiesen". Philosophin Mutter Erde hat euch klar und schlicht gedacht, jeglichem zu Lehr und Acht, wie man teil des Lichtes werde. Stolz aus lauem Dämmer flüchten, Rast und Abweg herb verachten, nur das eine Ziel ertrachten also muß der Geist sich

Match N. 7
Author: Arndt Ernst Moritz
Title: Märchen und Sagen
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/arndt.htm
Subject: POETRY (811)
... allen Minschen recht to dhon: denn to schellen un to brümmeln giwt et jümmer watt, solang de Welt steit. Un nu spitzt de Uhren un markt up, Jungs! De Deerde weren eenes Dags uneenig unner sich, wen se tom Köning "kiesen" schullen. De olde Löwe was dood, un eenen Löwen wullen se nich wedder; denn se seden: De hett scharpe Tänen un eenen Buk as een Oss un frett in Eenem furt, un man schall et sich noch as eene Gnad

Match N. 8
Author: Straßburg Gottfried Von
Title: Tristan
Source: http://gutenberg.aol.de/autneu.htm
Subject: POETRY (811)
... sîner bettemaere mit ir pflac, er leite ir aber mit vrâge sîne stricke und sîne lâge unde betrouc si aber dar în. « seht « sprach er « vrouwe künigîn, ich waene, es muoz uns nôt geschehen. nu lât mich "kiesen" unde sehen, wie vrouwen kunnen lant bewarn. vrouwe, ich muoz von dem lande varn, und ir hie derbî bestân bî mînen vriunden, die ich hân. ez sî der mâc, ez sî der man, der mir dekeines guotes gan, der muoz


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Context information for: "erkiesen"

Match N. 1
Author: Richter Johann Paul Friedrich
Title: Jean Pauls Briefe und bevorstehender Lebenslauf
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/jeanpaul.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... geistig ein wenig aufgeblasen. Aber ich und du vergeben leicht den Stolz, besonders einem armen Schelm; und das ist der Spezial. Wie die Gemeinden, bloß um sich das Almosen zu ersparen, gewöhnlich den Ärmsten im Dorf zum Hirten erlesen, ebenso "erkiesen" sie auch den Seelenhirten. Der Lutheraner kann diesen Kirchen-Sparlampen kaum Öl genug, entziehen, um seine Unterscheidungslehre im Gegensatz der fetten Mönche recht ins Licht zu setzen, die im Tempel das Öl nicht als Docht, sondern als Eulen saufen; wenn

Match N. 2
Author: Richter Johann Paul Friedrich
Title: Flegeljahre
Source: http://gutenberg.aol.de/autneu.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... persönliche Unsterblichkeit versäuert, ist, daß mein Name nur lange währt, nicht lang.* O wer es wissen könnte bei der Taufschüssel, daß er sich einen großen Namen machte, würde sich ein solcher Mann, wenn er sonst scherzt, nicht einen der ausgestrecktesten "erkiesen", zum Beispiel (denn der Sinn hat nichts zu sagen) den Namen, den schon ein Muskel führt, nämlich Mr. Sternocleidobronchocricothyrioideus? Belesene Damen kämen zu ihm und redeten ihn an: Herr Sternocl und könnten nicht weiter. Militärs tätens nach und sagten: Herr

Match N. 3
Author: Liliencron Detlev Freiherr Von
Title: Cleopatra
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/lohenstn.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... sind / di den Schmaragd der Auen / Für der Paläste Gold erwehln! Di nicht auf''s Eiß der glatten Ehrsucht bauen / Und sich mit eig''nen Lastern quäln! Di in den Kummer-freien Wiesen / Umb einen Kristallinen Fluß / Di Hürden für den Thron "erkiesen" / Ein frey Gemütte für Verdruß; Di ausser schönen Schäferinnen / Sonst keinen Ab-gott abgewinnen. 1. Gegen-Satz der Schäferinnen. Ja! seelig sind di reine Tugend lieben! Di aller Heuchelei sind feind / Wo reiner Schertz ohn Argwohn wird getrieben / Wo man

Match N. 4
Author: Scheffel Joseph Victor Von
Title: Ekkehard
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/scheffel.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... seßhaft machen durch süße Bande und Haft, Ihr müßt mit solchen Worten bereden Waltharis Kraft: Du trugst in unserm Dienst viel Müh und Fährlichkeit, Drum merk, wie dein Gebieter huldvollen Dank dir beut, Der Hunnentöchter beste sollst du zum Weib "erkiesen" Und reich an Land und Ehren verdienter Ruh'' genießen. Und was du gehrst an Gute, umsonst nicht sei dein Bitten, Gewährt sei volles Maß dir, du hast es wohl erstritten. Das Wort gefiel dem König, es deucht'' ihm fein und

Match N. 5
Author: Scheffel Joseph Victor Von
Title: Ekkehard
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/scheffel.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... Tod, viel besser ist''s, zu streiten, Als Hab und Guts verlustig einsam von dannen reiten. Du, Hiltgund, nimm die Zügel und treib das Goldroß fort, Der dichte Hain dort drüben beut sichern Zufluchtsort. Ich will am Bergeshang mir einen Stand "erkiesen" Und harren, wer da kommt, und ritterlich sie grüßen. Die Jungfrau tat sofort, wie sie Walthari hieß. Der machte unbefangen zurecht itzt Schild und Spieß Und ritt des Weges weiter als wie ein fremder Mann. Da schrie ihn schon von

Match N. 6
Author: Richter Johann Paul Friedrich
Title: Auswahl aus des Teufels Papieren
Source: http://gutenberg.aol.de/autoren/jeanpaul.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... aus dem Staube seiner Geburt aufkam, einen Stammbaum machen lässet und fremde Väter, wie ein anderer fremde Kinder adoptiret: es sollte auch durch Gesetze dafür gesorget sein, daß - so wie nur Leute, die keine eigene Kinder haben, fremde an Kindesstatt "erkiesen" dürfen - auch nur solche Personen fremde Väter adoptiren dürften die keinen eigenen haben. Es wird mich niemals reuen, wenn ich so gut es mit guten Gleichnissen möglich ist, hier ieden lehre, was diese Welt eigentlich ist. Sie kann gar wol

Match N. 7
Author: Fouqué Friedrich Heinrich Karl De La Motte
Title: Der Zauberring
Source: http://gutenberg.aol.de/fouque/zauber/zauber.htm
Subject: GERMAN FICTION (833)
... Stimme, »und stehe nun hier, mein Gelübde von damals zu lösen.« - Gabriele sah wohlgefällig, aber, wie es schien, noch immer zweifelnd auf ihn hin. Da trat Ritter Montfaucon wieder herzu, sprechend: »Dame, wollet diesen edlen Herrn zu Euerm Kämpfer "erkiesen". Ich stehe nicht eben in dem Ruf, ohnmächtige Widersacher zu begehren. Diesen in den Schranken mir gegenüber hätt' ich gern.« - Und alsbald zog Fräulein Gabriele den zierlichen Handschuh von der schwanenweißen Hand, knüpfte ihn an Ritter Trautwangens Feldbinde fest,


F

Fasson, Fassong (W3)

"Fasson" ist vorzugsweise noch in der Schweiz und in Österreich anzutreffen, während sie in Deutschland im Untergehen begriffen ist.
"Fasson" tritt dabei in zwei varianten auf - als "die Fasson" = "Form", "Muster", "Art" und als "das Fasson" = "Revers (an Kleidungsstücken).

Die oder das "Fasson" geht zurück auf frz. "façon" = "Art", "Weise" und weiter auf lat. "factio" = "Machen", "Verfahren", lat. "facere" = "machen".

Es bedeutet also etwa "das Gemachte", "das in Form gebrachte".

(E2)(L1) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_f_1.html


(E2)(L1) http://www.beyars.com/lexikon/lexikon_f_1.html
Fasson | Fassonpreis

(E2)(L1) http://www.beyars.com/lexikon/lexikon_r_1.html
Riviere-Fasson

(E1)(L1) http://www.ensheim-saar.de/ehp_49.htm
Im Saarland nennt man es auch "Fassong".

(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/f.php
Im übertragenen Sinne verwendet man es auch in der Redewendung "jeder nach seiner Fasson" = "jeder nach seiner Art und Weise".

Federleser, Federlesen (W3)

Der "Federleser" war ein "Schmeichler", einer, der dem Umschmeichelten die Federn und Flusen von der Jacke sammelte.

Und jemand der dies nicht nötig hatte, konnte agieren "ohne viel Federlesens".

(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/f.php
ohne viel Federlesens

(E1)(L1) http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/ra-mat.htm
nicht viel Federlesen(s) machen

(E?)(L?) http://www.wispor.de/wpx-rede.htm
Federlesen

feien
gefeit sein (W3)

Ich kenne das Wort "feien" nicht. Allerdings benutze ich ab und zu den Ausdruck "gegen etwas gefeit sein" oder eine ähnliche Form. Dieses fast ausgestorbene "feien" geht zurück auf ein mhd. "veinen" = "nach Art der Feen durch Zauber schützen" (abgeleitet von mhdt. "fei", "feie" = dt. "Fee") - dt "gefeit" (19. Jh.) = dt. "geschützt" (in adjektivische Verwendung übergegangene zweite Partizip des heute veralteten Verbs "feien").

Das alte "feien" gehört zu einer großen Wortfamilie, die auf ide. "*bha-" = dt. "sprechen" zurückgeführt wird. Zur Wortfamilie werden gezählt:

... kann ich bereichern um den gebräuchlichen medizinischen Fachausdruck "Feiung". Eine "stille Feiung" ist das Erwerben einer Immunität nach natürlicher Infektion, ohne dass Krankheitserscheinungen auftreten. [Pschyrembel] (A: S.-H. Zimmermann)

Erstellt: 2003-04

(E?)(L?) https://www.duden.de/rechtschreibung/feien

"feien"
...
Bedeutung: gegen etwas schützen, unverletzlich machen
...


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/etymwb/feien

"feien" Vb. "(durch Feenkraft) unangreifbar, immun machen", fast nur im Part. Prät. "gefeit" = "geschützt", "unempfindlich". Nach dem Vorbild von gleichbed. frz. "féer" (afrz. "faer", zu afrz. "fee" = dt. "Fee") wird "feien" Anfang des 19. Jhs. zu "Fei" gebildet. Ein bereits mhd. bezeugtes gleichbed. "feinen", zu mhd. "fei", "feie", "feine" (s. "Fee"), setzt sich nicht fort.


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/feien

"feien"
...


(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm

"Fee", nhd., F., (12. Jh.): nhd. "Fee", eine Märchengestalt; ne. "fay", "fairy";

Hinweis: s. "feien";

Quellenangaben: 1190-1210 (Albrecht von Halberstadt);

Interferenz: Lw. -;

Etymologie: mhd. "fei", st. F., "Fee"; mhd. "feie", "feine", F., sw. F., "Fee"; mnd. "feie", F., "Fee"; mfrz. "feie", F., "Fee"; lat. "Fata", F., "Schicksalgöttin", "Parze"; vgl. lat. "fatum", N., "Ausspruch", "Götterspruch", "Weissagung"; lat. "fari", V., "verkünden", "kundtun"; vgl. idg. "*bha-" (2), "*beh-", "*bah-", V., "sprechen", Pokorny 105 (169/2) (RB. idg. aus ind., iran.?, arm., gr., ital., germ., slaw., toch.);

Literaturhinweise:

Sonstiges: zweimal aus dem Französischen entlehnt; vgl. nndl. "fee", Sb., "Fee"; nschw. "fe", Sb., "Fee"; nnorw. "fe", M., "Fee"; lit. "f?fa", F., "Fee"; GB.: seit dem Hochmittelalter Bezeichnung für ein weibliches mit Zauberkräften ausgestattetes Märchenwesen; BM.: "sprechen"; F.: "Fee", Feen+FW; Z.: "Fee"

"feien", nhd., sw. V., (13. Jh.): nhd. "feien", "sich feien", "gegen etwas schützen"; ne. "make (V.) proof";

Hinweis: s. "Fee";

Quellenangaben: um 1210 (Tristan des Gottfried von Straßburg);

Interferenz: Lw. -;

Etymologie: Hybridbildung mit Rückgriff auf "Fei", eine alte Form für "Fee"; mhd. "fei", st. F., "Fee"; mhd. "feie", "feine", F., sw. F., "Fee"; mnd. "feie", F., "Fee"; mfrz. "feie", F., "Fee"; lat. "Fata", F., "Schicksalgöttin", "Parze"; vgl. lat. "fatum", N., "Ausspruch", "Götterspruch", "Weissagung"; lat. "fara", V., "verkünden", "kundtun"; vgl. idg. "*bha-" (2), "*beh-", "*bah-", V., "sprechen", Pokorny 105 (169/2) (RB. idg. aus ind., iran.?, arm., gr., ital., germ., slaw., toch.);

Literaturhinweise:

Sonstiges: hauptsächlich in der Form "gefeit" gebräuchlich

GB.: durch Zauberkraft stark oder unverwundbar machen

BM.: "sprechen"; F.: feien, feie, feist, feit, feiest, feiet, feite, feitest, feiten, feitet, gefeit, gefeit, gefeite, gefeites, gefeitem, gefeiten, gefeiter, feiend, feiend, feiende, feiendes, feiendem, feienden, feiender, fei+FW; Z.: fei-en


(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd_a.html

"feinen", mhd., sw. V.: nhd. "feinen", nach Art der Feen begaben, mit Zauberkräften begaben, bezaubern, festmachen;

Hinweis: s. "finen";

Quellenangaben: Suol, RqvI (FB "feinen"), Albrecht (1190-1210), Trist;

Etymologie: s. "fei", "feie";

Weiterleben: nhd. (ält.) "feinen", V., "feinen", "schön machen", DW2 9, 295;

Weiterleben: nhd. (ält.) "feien", V., "feinen", "schön machen", DW2 9, 258;

Literaturhinweise:


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/271230

"feien"
...


(E?)(L?) http://www.projetbabel.org/mots/index.php?p=fable

Les grandes familles de mots

« La faconde du fantassin »

La famille "FABLE"

Patriarche indoeuropéen : *BhA-, « parler » [1]
...


(E?)(L?) https://etymologie.tantalosz.de/n.php

Nicht gefeit sein

...geht auf das mittelhochdeutsche "veien" - durch die Zauberkraft von Feen geschützt sein - zurück. Die geisterhaften Fabelwesen kamen schon in der keltischen Mythologie vor, auch die römische Schicksalsgöttin Fata hatte ähnliche Kräfte und Aufgaben.


(E?)(L?) https://wortschaetze.uni-graz.at/de/wortschaetze/magie/belegdatenbank/f/fee/

"Fee": "vor etwas gefeit sein"

Umschreibung: vor etwas geschützt, von etwas nicht bedroht [DUO: "gefeit"]

Analyse der Bedeutung: "Gefeit sein" leitet sich vom mhd. "feien" mit der Bedeutung "durch Feenkraft unangreifbar machen" [PA: "gefeit"] ab. Die Unempfindlichkeit und Sicherheit gegen Bedrohungen sind in der magischen Vorstellung von feenhaften Wesen abgewehrt. Im heutigen Sprachgebrauch scheint die einstige abergläubische Vorstellung der Feenkraft verblasst zu sein. [RR] - Entstehungszeit: 19. Jh. [KLU: "gefeit"] - Interlingual Kompatibles: engl. "charmed" [LA]; "charmed against"; "immune" [dict.cc]; frz. "être à l’abri de"; "être immunisé contre" [LA] - Querverweis: "eine gute Fee (sein)"


(E?)(L?) http://www.wispor.de/wpx-k-g.htm#gefeit

"Gefeit sein" = "geschützt sein gegen ..."

Ursprünglich war gemeint, dass jemand durch Zauberkraft z. B. unverwundbar war.

Weitere Bezüge: "Fei".


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&lemid=F01987

"FEIEN", "virtute magica imbuere", "fest machen", it. "fatare", "affatare":
...


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=gefeit sein
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "gefeit sein" taucht in der Literatur um das Jahr 1830 auf.

(E?)(L?) http://corpora.informatik.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2024-01

feim - abgefeimt (W3)



feixen, Feix (W3)

Der Ursprung von "feixen" = "grinsend lachen" oder "lachend grinsen" soll auf die Studentensprache des 17.Jh. zurückgehen mit der Verbindung zu nordd. "Feix" = "Unerfahrener, Dümmling".

femen - verfemt (W3)



fringsen (W3)

Der Ausdruck dt. "fringsen" kam in der entbehrungsreichen Zeit nach dem zweiten Weltkrieg auf und ging mit dem Wirtschaftswunder wieder unter. Das Verb "fringsen" = dt. "Kohlen von Eisenbahnwaggons klauen" bezieht sich dabei auf auf den Kölner Kardinal "Joseph Frings", der in der Silvesterrede im Jahr 1946 diese Art von Diebstahl als Akt berechtigter Notwehr der frierenden Bevölkerung verteidigte. Sofern heute "fringsen" noch benutzt wird, wird es in der allgemeinen Bedeutung "Selbsthilfe in der Not trotz gegenteiliger behördlicher Anordnungen" verwandt.

(E?)(L?) http://www.arte.tv/de/europa/karambolage/archiv/103402,year=2005.html

Karambolage 55 - Sonntag, 12.6.2005 - Der "digicode" - fringsen - Alice Schwarzer - das Rätsel

der Ausdruck: fringsen - Sonntag, 12.6.2005 - Der Franzose Gérard Foussier arbeitet in Bonn. Er liebt die deutsche Sprache und stöbert gerne kuriose Redewendungen auf. Heute das Wort "fringsen".


(E?)(L?) https://www.wissenschaft.de/zeitpunkte/die-fringsenpredigt/

31. 12. 1946 - Die „Fringsenpredigt“


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/RhWB/


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=fringsen
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "fringsen" taucht in der Literatur um das Jahr 1955 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-01

Fug - Fug und Recht (W3)



Funzel (W3)

von frühnhd. "voncksel" = "Zündstoff, Zunder".

Furz (W3)

(E?)(L?) http://www.telefurz.de/


G

Gammler, gammeln (W3)

Heute sind die Begriffe "Gammler" und "gammeln" eher selten zu hören.

Der "Gammler" (und "gammeln") gehen zurück auf "gamana" n. "Freude", "Lustigkeit", "Spiel". an. "gaman" n. "Freude", "Lustigkeit", "Wollust"; as. "gaman", ags. "gamen" n. "Freude", "Vergnügen", "Spaß", "Spiel", engl. "gammon" und "game", afries. "game", "gome" f. "Freude"; ahd. "gaman" n., mhd. "gamen" n. m. f. "Spiel", "Spaß", "Lust".

Die Assoziationsverschiebung vom "Lustmolch" zum "arbeitsscheuen Jugendlichen" könnte sich über "Geschlechtslust", "Übermut", "Wohlleben", "Nichtstun" und "Arbeitsscheu" vollzogen haben.


"gammal" ist ein (schwedischer) Ausdruck für "alt", "schwach", "schmuddelig"; wurde in den sechziger Jahren Schimpfwort für angeblich arbeitsunlustige Jugendliche, die oft nur durch eine passive Haltung gegen die Industriegesellschaft protestierten.


Gängelband, gängeln (W2)

(E1)(L1) http://www.blueprints.de/wortschatz/
= "Laufhilfe für Kleinkinder". Aber woher kommt "gängeln"?
Das "Gängelband" ist im Deutschen seit 1716 lexikalisch vertreten. Es bezeichnet das Band, an dem Kinder beim Laufen lernen festgehalten werden.
Es ist benannt nach dem seit Luther bezeugten Verb "gängeln" (ein Kind laufen lehren), was aber ebenfalls im übertragenen Sinne angewendet wurde bzw. wird.
Wenn Sie jemand "am Gängelband führt", dann leitet er Sie nach seinem Willen wie ein Kind, das noch nicht allein gehen kann. Man sagt auch "am Gängelband gehen", wenn man sich von fremdem Willen leiten lässt.
(© blueprints Team)

Das Wort "gängeln" kann weiter zurückgeführt werden auf "gengen" = "gehen machen". Noch im 16.Jh. war es eher neutral und man konnte auch eine Sache/Angelegenheit (im übertragenen Sinne) "gengen". Heute hat "gängeln" nur noch abwertenden Charakter.

(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/g.php


(E1)(L1) http://www.besserwisserseite.de/deutsche-redewendungen-2.phtml


(E1)(L1) http://www.besserwisserseite.de/reddeutsch2.phtml


Gauchei (W3)

"Gauchei" ist eine untergegangene Form von "Kuckucksei".

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


Erstellt: 2010-11

gaukeln - vorgaukeln (W3)



gehöriger Abstand (W3)

Was bedeutet "gehörig" in diesem Zusammenhang genau?

gelackmeiert, abmeiern, Meierrecht, Meier, Meierbrief, Lack, lack, meiern, Gelackmeierter, gelackmeiert sein; der Gelackmeierte sein (W1)

Der eher umgangssprachliche Begriff "gelackmeiert" = "betrogen" ist vermutlich eine Zusammensetzung von "lacken" und "anmeiern". Das einzeln kaum bzw. nur noch in einigen Gegenden bekannte "anmeiern" hat die Bedeutung "betrügen". Vielleicht wurden die Vorläufer der heutigen "Meier", die "Majordomus", die "Hausverwalter" öfter angebettelt oder durch Betrügereien hintergangen. Der Anteil "lacken" könnte auf die Tatsache anspielen, dass "Lack" auch dazu dient, Materialfehler zu überdecken. Zusammen könnte es sich bei "gelackmeiert" also um einen Betrug handeln, der gar nicht oder erst spät zum Vorschein kommt, nachdem die Lackschicht anfängt abzubröckeln.

(E1)(L1) http://etymologie-forum.isthier.de/
Im Etymologie-Forum wurde am 26.07.2004 geposted:

Der Begriff "abmeiern" wurde gebraucht im Zusammenhang mit dem "Meierrecht", nach dessen Bestimmungen ein Bauernhof zur Pacht übernommen wurde. Die Bedingungen der Pacht wurden durch den "Meier" ("Maior" = "Gutsverwalter") im Auftrag des Grundherren in einem "Meierbrief" niedergelegt und für einige Jahre festgeschrieben. Wurde der "Meierbrief" z.B. wegen Unfähigkeit des Bauern nicht verlängert, sagte man: "er wurde abgemeiert". Die Kombination von "Lack" im Plattdeutschen "Fehler", "Makel" (English "lack") mit "meiern" wäre dann, "jemandem einen Makel anhängen". Wir haben den Ausdruck aber immer nur im Passiv benutzt und sprachen von einem "Gelackmeierten"; dabei war auch häufig Schadenfreude im Spiel, weil er es nicht schlau genug angestellt hatte und dadurch den Kürzeren zog.

"Lack" im Sinne von "Mangel" haben wir wohl aus dem Holländischen übernommen.


Das Wort "Lack" im Sinne von "Farbe" kommt ursprünglich aus dem Altindischen "laksa", und ist über persisch "lak", arabisch "lakk", italienisch "lacca" und mittellateinisch "laca" zu und gekommen.

Der Eintrag stammt von: (Kristian Siedenburg) / Peter Siedenburg, der sich hobbymässig mit Sprachforschung beschäftigt.

(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/g.php


gemächlich (W3)

Dt. "gemach" = "langsam" ist fast schon in Vergessenheit geraten. Es geht zurück auf ahd. "gimah" = "passend", "bequem".

Auch das schon etwas in die Jahre gekommene "Gemach" = "Zimmer" gehört hierher und geht auf das ahd. "gimah" in der Bedeutung "Bequemlichkeit" zurück.

Und zur Familie gehört auch dt. "gemächlich", das noch ahd. "gimahlh" hieß.

Verwandt sind alle diese Begriffe mit dt. "machen", so daß dahinter in allen Fällen etwa die Bedeutung dt. "gemacht sein" steckt, im Sinne von dt. "alles zur Bequemlichkeit vorbereitet haben".

Adelung schreibt dazu:


"gemächlich", -er, -ste, adj. et adv. welches im Hochdeutschen statt des größten Theils veralteten "gemach" üblich ist.

1. Eigentlich, "langsam". Sehr gemächlich gehen. Indessen, daß die Rutsche gemächlich fortfuhr u. s. f. So hetzt man die hundt gemeiklich, Theuerd. Kap. 33. Noch mehr aber,

2. Figürlich.
1) "Frey von Mühe", "Frey von Beschwerden". Ein gemächliches Haus, wo man alle seine Verrichtungen ohne Mühe, ohne Hindernisse verrichten kann. Sehr gemächlich wohnen. Der Weg ist gemächlich, ohne Mühe, leicht zu finden. Ein gemächlicher Stuhl, auf welchem man bequem, ohne unangenehme Empfindungen sitzet. Wir haben hier sehr, gemächlich Platz. Das gehet sehr gemächlich an. Sich ganz gemächlich ankleiden.
2) Subjective, geneigt, Mühe und Beschwerden, zu scheuen. Ein gemächlicher Mensch. Er ist ein wenig zu sehr gemächlich. Ingleichen, was diese Neigung an den Tag leget. Ein gemächlicher Gang.

Anm. Im Nieders. ist "maklik" "träge", im Angels. "maccalic" "opportunus", im Dän. "magelig" "bequem", "gemächlich", bey dem Ottfried "kimahhiu" "geschickt", im Schwed. und Isländ. "maklig" "bequem", "commodus", im Oberd. auch möglich "langsam". Siehe "Mählich" und "Allmählich". Um des folgenden Consonanten willen gehet das gedehnte "a" von gemach hier in das geschärfte "ä" über.


(E?)(L?) http://german.about.com/library/definitions/bldef06_0906.htm


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/




(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl


(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/V

44 Vom sichern Port lässt sich’s gemächlich raten.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=gemächlich
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "gemächlich" taucht in der Literatur um das Jahr 1740 auf.

Erstellt: 2012-06

Gemächlichkeit (W3)

Dt. "gemach" = "langsam" ist fast schon in Vergessenheit geraten. Es geht zurück auf ahd. "gimah" = "passend", "bequem".

Auch das schon etwas in die Jahre gekommene "Gemach" = "Zimmer" gehört hierher und geht auf das ahd. "gimah" in der Bedeutung "Bequemlichkeit" zurück.

Und zur Familie gehört auch dt. "gemächlich", das noch ahd. "gimahlh" hieß.

Verwandt sind alle diese Begriffe mit dt. "machen", so daß dahinter in allen Fällen etwa die Bedeutung dt. "gemacht sein" steckt, im Sinne von dt. "alles zur Bequemlichkeit vorbereitet haben".

Adelung schreibt dazu:


Die "Gemächlichkeit", plur. die -en, von dem vorigen Bey- und Nebenworte.
1. Der Zustand, da ein Ding gemächlich ist, in den beyden figürlichen Bedeutungen des vorigen Wortes, und ohne Plural.
1) Die Abwesenheit der Mühe oder Beschwerde bey einem Dinge, oder bey einer Handlung. Die Gemächlichkeit eines Hauses, eines Gebäudes, eines Bettes, eines Stuhles. Hier können die Schiffe mit Gemächlichkeit ausgebessert werden.
2) Die sinnliche Abneigung vor den mit einer Handlung verbundenen Beschwerden, die Fertigkeit Beschwerden zu scheuen. Die Gemächlichkeit lieben. Dieser Gemächlichkeit, die den großen Tugenden so hinderlich ist, diesem Hange zur Bequemlichkeit muß der Lehrer durch Arbeitsamkeit wehren, Gell. Mor. 2. Ein gemächliches Ding, ein gemächlicher Umstand. Ein Haus, welches viele Gemächlichkeiten hat. Ich will dieser Gemächlichkeit gern entbehren.


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/




(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Gemächlichkeit
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Gemächlichkeit" taucht in der Literatur um das Jahr 1740 auf.

Erstellt: 2012-06

genealogy.net
Historische Wörter

(E?)(L?) http://wiki.genealogy.net/index.php/Kategorie:Historische_W%C3%B6rter

Die Artikel dieser Kategorie erklären allgemeine alte Wörter, die nicht einer der spezielle Kategorien wie Krankheiten, Berufe, Latein, Familiennamen, Vornamen, etc. zugeordnet werden können.


geo.de
Kennen Sie diese alten Wörter?

(E?)(L?) https://www.geo.de/mitmachen/quiz/17782-quiz-quiz-kennen-sie-diese-alten-woerter

Die deutsche Sprache unterliegt einem ständigen Wandel - neue Begriffe kommen hinzu und alte Wörter geraten in Vergessenheit. Können Sie diese zehn altertümlichen Begriffe herleiten?


Erstellt: 2018-03

gessen
vergessen (W3)

geht auf eine Wurzel mit der Bedeutung dt. "fassen", "ergreifen" zurück. Und wenn man das "Erfasste" wieder aus dem (geistigen) Besitz verliert, dann hat man es "vergessen".

gestüm, ungestüm (W3)

Das Wort "gestüm" mhd. "gestüeme" = "sanft", "still", "ruhig" kommt heute nur noch in der Negation vor, als "ungestüm" = "heftig", "unbändig". Es geht laut Literatur zurück auf das ahd. "gistemen" = "bezähmen" mit dem Stamm "stem-" = "stoßen", "anstoßen", "stottern", "stammeln", "hemmen". "stem" könnte zurückgehen auf die Wurzel ohne m-Suffix, also ide. "*sta", "*ste" = "stehen", "stellen".

Das "Ungestüm" heißt entsprechend "Heftigkeit", "Unbändigkeit" mit dem mhd "ungestüeme" = "Vorwärtsdrängen", "Anprall", "Drang", "Sturm".

geuden (W3)

Das mhdt. "giuden" = dt. "prahlen" hängt im Sinne von "den Mund aufreissen" mit dt. "gähnen" zusammen. Dies tut man auch oft beim (verwandten) dt. "gaffen".

Dt. "geuden" ist noch sltener anzutreffen als dt. "vergeuden".

Adelung schreibt dazu:


"Vergeuden", verb. reg. act. welches im Oberdeutschen gangbar, im Hochdeutschen aber veraltet ist, "verschwenden", "verthun". Reichthum wird wenig, wo mans vergeudet, Sprichw. 13, 11. So auch die "Vergeudung", die "Verschwendung", der "Vergeuder", der "Verschwender", die "Vergeuderinn", die "Verschwenderinn".

Es ist von dem einfachen, auch noch im Oberdeutschen gangbaren "geuden", "reichlich ausgeben", ingleichen "lustig leben", "prassen", durch welche letztere Bedeutung Frisch bewogen worden, es von [lat.] "gaudere" [= dt. "sich freuen"] abzuleiten.

Allein, es kann auch mit "gießen", Nieders. "geten", verwandt seyn, so daß der Begriff der Verschwendung, und nicht der Lustigkeit, der Stammbegriff ist, wenn es nicht vielmehr das Stammwort von dem intensiven "getzen", in "ergetzen" ist, (S. dasselbe.) Von dem Worte "geuden" und dessen Ableitungen ist Frisch in dem Wörterbuche nachzusehen.


Im "Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste" von "Thieme - Becker - Vollmer" findet man folgende Einträge:


Geudens, Albert, belg. Maler, Pastellzeichner u. Rad., * 1869 Mecheln. Schüler der Akad. Mecheln u. Antwerpen. Interieurs u. Ansichten aus Mecheln.

Lit.: Seyn, I. - LfArt flam. et holl., 1914 p. 77/92, in. 11 Abbn.


(E?)(L?) https://www.biographies.net/biography/charlotte_jacob_geudens/m/0n4jgxm

Who is Charlotte Jacob Geudens?

Charlotte Jacob Geudens is a set decorator.


(E?)(L?) https://www.definitions.net/definition/Kevin+Geudens

Kevin Geudens (born 2 December 1980 in Geel Belgium) is Belgian football midfielder He currently plays for Beerschot Wilrijk in the Belgian Third Division.


(E?)(L?) https://fwb-online.de/lemma/begeuden.s.3v?q=geuden&page=1

frnhdt. "begeuden", V.; zu mhd. "giuden" - "prahlen" (Lexer 1, 1025).

frnhdt. "gegeude", das; zu mhd. "gegiude" - "Prahlerei" (Lexer 1, 782)."Ausgelassenheit", "laute Freude". Strehlke


(E?)(L?) https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/wort/idg/deutsch/v/vergeuden1.htm

Etymologie "vergeuden", nhd. "verschwenden"




(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd.html

mhdt. "giudære"*, "giuder", mhd., st. M.: nhd. "Prahler", "Verschwender";

Quellenangaben: Secr, Teichn (FB "giuder"), Ring, Urk (um 1280);

Etymologie: s. "giude";

Weiterleben: nhd. (ält.) "Geuder", M., "Geuder", DW 6, 4629;

Literaturhinweise: Lexer 73c ("giuder"), Lexer 401a ("giuder"), WMU ("giuder" 402 [um 1280] 10 Bel.)

mhdt. "giude", "göude", "gude", mhd., st. F.: nhd. "Geude" - "Freude", "Jubel", "Verschwendung", "Annehmlichkeit", "Genuss";

Verweise: s. "übergiude";

Quellenangaben: Elis, OvW, Virg (2. Hälfte 13. Jh.);

Etymologie: s. lat. "gaudium", N., "innere Freude"; vgl. idg. "*gau-", V., "sich freuen", "sich brüsten", Pokorny 353;

Weiterleben: nhd. (ält.) "Geude", F., "Geude", "Ruhmredigkeit", "Prahlerie", "Üppigkeit", DW 6, 4618;

Literaturhinweise: Lexer 73c ("giude"), Hennig ("giude")

mhdt. "giudec", mhd., Adj.:

Verweise: s. "giudic"

mhdt. "giudel", "gudel", mhd., st. M.: nhd. "Prahler", "Verschwender";

Hinweis: s. "giudære";

Quellenangaben: Ammenh, Netz, Urk (1293);

Etymologie: s. "giude";

Weiterleben: nhd. (ält.) "Geudel", M., "Geudel", DW 5, 4619;

Literaturhinweise: Lexer 73c ("giudel"), WMU ("gudel" 1687 [1293] 1 Bel.)

mhdt. "giuden" (1), "göuden", "guden", mhd., sw. V.: nhd. "geuden", "prahlen", "großtun", "freuen", "sich freuen", "verschwenden";

Verweise: s. "anegiuden", "ergiuden", "übergiuden";

Hinweis: vgl. mnd. "goiden";

Quellenangaben: Enik, Secr, Jüngl, TvKulm, MinnerI, PsMb, Teichn (FB "giuden"), Berth, BuchdRügen, Elis, Hadam, KvWTroj, Loheng, Neidh (1. Hälfte 13. Jh.), Suchenw;

Etymologie: s. "giude";

Weiterleben: nhd. (ält.) "geuden", sw. V., "geuden", DW 6, 4620;

Literaturhinweise: Lexer 73c ("giuden")

mhdt. "giuden" (2), mhd., st. N.: nhd. "Geuden" - "Prahlen";

Quellenangaben: WvÖst, TvKulm, EvSPaul, Teichn, SAlex (FB "giuden"), Elis, Er (um 1185), Hadam, JTit, KvWTroj, KvWTurn, Roseng, WälGa;

Etymologie: s. "giude";

mhdt. "giudenlich", mhd., Adj.: nhd. "prahlerisch";

Quellenangaben: Ot (1301-1319) (FB "giudenlich"), Hadam;

Etymologie: s. "giude", "-lich";

Literaturhinweise: Lexer 401a ("giudenlich")

mhdt. "giuder", mhd., st. M.:

Verweise: s. "giudære"*

mhdt. "giuderede", mhd., st. F.: nhd. "Prahlrede";

Quellenangaben: Ot (1301-1319) (FB "giuderede");

Etymologie: s. "giude", "rede";

mhdt. "giudic"*, "giudec", mhd., Adj.: nhd. "verschwenderisch";

Quellenangaben: SHort (nach 1298), HvBer (FB "giudec");

Etymologie: s. "giude";

Weiterleben: nhd. (ält.) "geudig", Adj., "geudig", DW 6, 4630;

Literaturhinweise: Lexer 73c ("giudec")

mhdt. "giudiclich", "giuticlich", "giudeclich", mhd., Adj.: nhd. "verschwenderisch", "prahlerisch", "übermäßig";

Verweise: s. "ungiudiclich"*;

Quellenangaben: Ot (1301-1319) (FB "giudeclich");

Etymologie: s. "giude";

Weiterleben: nhd. (ält.) "geudiglich", Adv., "geudiglich", DW 6, 4632;

Literaturhinweise: Hennig ("giudiclich")

mhdt. "giudicliche", "giuticliche", "giudecliche", mhd., Adv.: nhd. "verschwenderisch", "prahlerisch", "übermäßig";

Verweise: s. "ungiudicliche";

Quellenangaben: Frl, Hadam, KvWEngelh (vor 1260);

Etymologie: s. "giudic", "-liche";

Weiterleben: nhd. (ält.) "geudiglich", Adv., "geudiglich", DW 6, 4632;

Literaturhinweise: Lexer 401a ("giudecliche"), Hennig ("giudicliche")

mhdt. "giudiclichen", mhd., Adv.: nhd. "verschwenderisch";

Verweise: s. "ungiudiclichen";

Etymologie: s. "giude", "giudic", "-lichen";

Weiterleben: s. nhd. (ält.) "geudiglich", Adv., "geudiglich", DW 6, 4632;

mhdt. "giudunge", mhd., st. F.: nhd. "Vergeudung", "Verschwendung";

Quellenangaben: Secr (1282) (FB "giudunge"), Vintl;

Etymologie: s. "giude", "-unge";

Weiterleben: nhd. (ält.) "Geudung", F., "Geudung", DW 6, 4633;

Literaturhinweise: Lexer 401a ("giudunge"), Hennig ("giudunge")

mhdt. "giuticlich", mhd., Adj.:

Verweise: s. "giudiclich"


(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mnd/mnd.html

mnddt. "*goiden"?, mnd., V.: nhd. "geuden", "vergeuden";

Verweise: s. "vör-";

Hinweis: vgl. mhd. "giuden" (1);

Etymologie: vgl. mhd. "giuden", sw. V., "geuden" - "grosstun", "verschwenden"; vgl. mhd. "giude", st. F., "Geude" - "Freude", "Verschwendung"; s. lat. "gaudium", N., "innere Freude"; vgl. idg. "*gau-", V., "sich freuen", "sich brüsten", Pokorny 353;

Weiterleben: s. nhd. (ält.) "geuden", sw. V., "geuden", DW 6, 4620?

mnddt. "*guderen"?, mnd., sw. V.: nhd. "vergeuden";

Verweise: s. "vör-";

Etymologie: Herkunft ungeklärt?;

Sonstiges: langes "ü"


(E?)(L?) https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?term=aufgeuden&index=lemmata

"aufgeuden", des auffgeudens oder verschwendens unverdacht


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

"Vergeuden", ein regelmäßiges thätiges Zeitwort, "verschwenden", "verthun". Sein ganzes Vermögen vergeuden, verschwenden. Er vergeudet die Zeit mit eitlen Dingen. In der Bibel, Sprichwörter 13, 11, heißt es: Reichthum wird wenig, wo man' s vergeudet. So auch die "Vergeudung", die "Verschwendung"; der Vergeuder und die Vergeuderin, der Verschwender und die Verschwenderin. Es kommt in der hochdeutschen Sprache weniger vor, als in der oberdeutschen.

Das Wort soll, nach Adelung, von dem einfachen, noch im Oberdeutschen gangbaren "geuden" - "reichlich ausgeben", ingleichen "lustig leben", "prassen", herkommen.


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#0&mode=Vernetzung&lemid=GG12935#XGG12935

"geuden", verb. das wort gehört mit der ganzen sippe der vom gleichen stamme abgeleiteten bildungen wie "geudel", "geuder", "geudig", "geudung", "geudarzt" u. s. w. zu dem wortschatze, der sich erst in der nachblüte der mittelhochdeutschen zeit entfaltet. das vorleben liegt im dunkeln. aus der lautform und aus der muthmaszlichen grundbedeutung läszt sich jedoch der schlusz ziehen, dasz "geuden" auf das engste sich mit "geuen" (s. d.) berührt, das seinerseits wieder mit althochdeutschem "gewôn" Graff 4, 107 und auch mit dem neuhochdeutschen "gähnen" in verbindung steht (vgl. oben sp. 1148 ff.). denn für die begriffsbestimmung von "geuden" darf man nicht von dem heute fast allein übrig gebliebenen compositum "vergeuden" ausgehen, sondern musz sich an die älteren und mannigfaltigen verwendungen des grundwortes halten, die übereinstimmend auf die vorstellung der ruhmredigkeit zurückgehen. erst von hier aus hat sich der allgemeinere begriff "grosz thun", "üppig sein" entwickelt, der unserem "vergeuden" zu grunde liegt. ursprünglich stand die "rede als ausdrucksmittel der prahlsucht" im vordergrunde des bedeutungsgehaltes und von hier aus erklärt sich auch die verwandtschaft mit "geuen", "gienen", "gähnen", "geuden", "den mund weit aufthun", "den mund voll nehmen".
...




(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#0&mode=Vernetzung&lemid=GV01439#XGV01439

"vergeuden", verb. "unnützer weise verwenden", zusammensetzung mit einfachem "geuden", das nhdt. selten nachzuweisen ist, sich aber mhdt. als "giuden", "gûden" noch recht oft findet. die bedeutung in älterer zeit "prahlen", "mit worten groszthun" geht schon früh in die heutige über "verschwenden".
...




(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Lexer&mode=Vernetzung&lemid=LG03647#0

mhdt. "geuden", "geuder", "geudunge" s.Lexer "giuden", Lexer "giuder", Lexer "giudunge".

mhdt. "giuden" swv. (BMZ I. 538b) md. "gûden" - "pralen", "grosstun", "in geräuschiger freude sein" Berth. (83, 35). swer die werlt vliehen wil, der sol niht giuden ze vil Buch d. r. 490. da? dâ sô vil gegiudet wart Troj. 20326. "geuden" Neidh. 63,28. Ls. (2. 538,105). Such. mit disem namen ir lantvolc wol moht geuden Loh. 903. da? ich von im göuden (rühmen) muo? Teichn. 237. dâ von mit nieman göude Hadam. 49. von süe?em jagen göuden ib. 102. von ungelücke göuden mag ich ib. 364. 722. wir gäuden auch in trubsalen Cgm. 300,80; "verschwendung treiben", hie mide sî nû gûden Elis. 8030. — vgl. "giwen" u. Schm. Fr. 1, 873. mit durch-, über-, ver-;

mhdt. "giuden" stn. (BMZ I. 539a) md. "gûden" - "das pralen", "grosstun", "geräuschige freude" Er. (9065). Roseng. 1877. H. 527. 1602. 2020. 72. durch guften und durch giuden j.Tit. 3880. die niht wan geuden suochten ib. 1334. vgl. 472. 5923. meien lustes geuden Loh. 3687. vgl. 976. schallen unde geuden Wg. 304. da? sîn hôhvart ân guot mit geuden niht wol vart 11944. vgl. 3696. 11376. "geuden" und braht Turn. 41,2. wa? sol di? göuden Troj. 8576 mîn göuden ist gar hin getân Msh. 1,345a. wa? ich göudens verlôs ib. 3,290a. vgl. Hadam. 341. 88. 89; "verschwendung" Elis. 8046;

mhdt. "giuden-lich" adj. "pralerisch". durch göudenlîche? jagen Hadam. 609;

mhdt. "giuder" stm. (BMZ I. 539a) "praler", "verschwender". geuder prodigus Voc. 1482. vier menschen komen von got in armuot: der vrâ?, der unkausch, der gauder und der krieger Mone 7,500. hie ist der gouder, dort der karg; der gouder ist ein sölich man, der nichz nit im behalten kan Ring 30c, 41;

mhdt. "giudisch" adj. "geudisch", prodigalis Voc. 1482;

mhdt. "giudisch-heit" stf. "geudischeit", prodigalitas ib.;

mhdt. "giudunge" stf. arrogantia, güftung geudung Cgm. 3985,1; "verschwendung", der tailt sich von der miltikait in die scham und vellet in der geudung urspring Vintl. 1892. der tadel der geudung ib. 1903.

mhdt. "über-giuden" swv. (BMZ I. 539a) "übermässig", "vollständig rühmen", "preisen" Gsm. Hätzl. (lies 1. 133,56). Roseng. 758 (H. 589); im rühmen, grosstun übertreffen Loh. (1153). ein hôhvertic man gedenket, wie er sol die andern über geuden Wg. 11942; "sich übermässig rühmen", "pralen" Reinfr. B. 12563; an ruhm, preis übertreffen, überh. übertreffen: natûren der gestein kanstû mit adel über göuden (: vröuden) Msh. 3,468aa. si brâtet noch ensiudet, alle trahten si übergiudet Mart. 265,14. sîn tugent übergiudet het aller tugenden würde Part. B. 6452. ir bitterlîchen arbeit kein marter übergiudet ib. 7605. an êren übergiudet het er manegen werden lîp ib. 266. zuo puelen, tanzen, springen sie nieman übergeut (: vreut) Wolk. 17. 4,24.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=geuden
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "geuden" taucht in der Literatur um das Jahr 1750 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2019-08

Gewimmel (W3)

Das Wort dt. "wimmeln" konnte ich in meiner Jugend noch öfters hören. Mittlerweile scheint es im Verschwinden begriffen zu sein. Es entwickelte sich über mhd. "wimelen" als Iterativbildung zu "wimmen" = dt. "sich schnell hin und her bewegen". Dt. "wimmen" wiederum geht über mhd. "wimmen", "windemen", und ahd. "windemon" zurück auf lat. "vindemiare" und setzt sich zusammen aus lat. "vinum" = dt. "Wein" und lat. "demere" = dt. "herabnehmen", "wegnehmen". In der Schweiz findet man schweiz. "wimmen" noch für dt. "Trauben lesen". Das so deutsch erscheinende Wort entpuppt sich also auch als lateinisches Erbe.

Zu dem neutralen dt. "wimmeln" wurde das Substantiv dt. "Gewimmel" gebildet.

Adelung schreibt dazu:


Das Gewimmel, des -s, plur. car. ein anhaltendes oder starkes Wimmeln, verworrene Bewegung vieler Dinge auf und unter einander. Wenn ihr (Kinder) an der Schwelle mit frohem Gewimmel mich ruft, Geßn.


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
AMEISENGEWIMMEL, n. | BLÜTENGEWIMMEL, n. | ERDGEWIMMEL, n. | FLOCKENGEWIMMEL, n. | GEWIMMEL, n. | glanzgewimmel, n. | kindergewimmel, n. | laubgewimmel, n.

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=Gewimmel
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Gewimmel" taucht in der Literatur um das Jahr 1650 / 1750 auf.

Erstellt: 2012-05

Gimpel (W3)

(E?)(L?) http://lexicon.ff.cuni.cz/etc/aa_texts.html


(E1)(L1) http://lexicon.ff.cuni.cz/pdf/pgmc_torp/pgmc_torp.pdf
Im "Wörterbuch Indogermanische Sprachen" findet man:


("gemp" und "gemb") "hüpfen". norw. mundartl. "gimpa" = "wippen", "gamp" m. "großer, plumper, schwerfälliger Kerl", "plumpes Pferd"; mhd. "gampf" m. das "Schwanken", und "gampen" "hüpfen", "springen", "gampel-man", "gumpel-man" = "Possenreißer", "gampel-spil" und "gumpelspil", mnd. "gammel-spel" = "Possenspiel", nhd. "Gimpel".


Der "Gimpel" ist also ein ungeschickter eher "hüpfender" als "normal gehender Mensch".

Glimpf
glimpfig
glimpflich
Unglimpf
verunglimpfen (W3)

Dt. "glimpflich" = dt. "behutsam", "ohne großen Schaden", geht zurück auf mhdt. "gelimpflich", ahdt. "gilimpflih". Der heute nicht (oder zumindest kaum) mehr zu findende Substantiv dt. "Glimpf" (mhdt. "gelimpf", "glimpf", ahdt. "gilimpf") bedeutet dt. "Nachsicht", "Fug", "Billigkeit". Weiterhin findet man ein Adjektiv frühnhdt. "glimpf", mhdt. "gelimpf" = dt. "angemessen". Auch ein Verb mhdt. "gelimpfen", ahdt. "gilimpfen" = dt. "rücksichtsvoll sein", "nachsichtig sein", "sich schicklich verhalten", "angemessen sein", findet sich in der Familie. In der Schweiz kannte oder kennt man noch ein schweiz. "glimpfig" = dt. "biegsam", "geschmeidig".

Als weitere Verwandte findet man altengl. "gelimp" = dt. "Zufall", "Schickung" und dt. "Unglimpf" (mhdt. "ungelimpf") = dt. "Mangel an Nachsicht", "Strenge", "Schimpf", "Unnachsicht". Zum "Unglimpf" wurde im 15. Jh. das Verb "verunglimpfen" = dt. "beleidigen", "besudeln", "schmähen", "Strenge spüren lassen", "verächtlich machen", "verleumden", "verunstalten" gebildet.

Als Wurzel wird ide. "*lembh-", "*slembh-" = dt. "schlaff", "locker" postuliert, , woraus sich Bedeutungen wie "weich", "biegsam", "zart", "rücksichtsvoll", "nachsichtig", "angemessen", "schicklich" abgeleitet haben und in dessen Umfeld auch dt. "Schlaf" zu finden ist.



Bei Adelung findet man:


Der "Glimpf", des -es, plur. car. ein im Hochdeutschen in seinen meisten Bedeutungen veraltetes Wort, von welchem nur die Bedeutung der "Gelindigkeit" noch übrig ist, die Mäßigung in dem Betragen gegen andere zu bezeichnen, besonders die Bemühung, ihnen bey einer nothwendigen unangenehmen Behandlung alle unangenehme Empfindungen so viel möglich zu ersparen. Einem mit vielem Glimpfe die Wahrheit sagen. Glimpf gebrauchen, Gelindigkeit. S. "Unglimpf" und "Verunglimpfen".

Anm. Im Nieders. ohne den Gaumenlaut nur Limpe, "Gelimpicheit", im Schwed. "Lempa", im Angels. "Lempe", im Isländ. "Limpa". Ehedem bedeutete es auch, 1) die Anständigkeit, ein geziemendes äußeres Betragen. 2) Einen gütlichen Vergleich, wie Frisch aus dem Königshoven beweiset. 3) Fug und Recht, bey dem Tschudi im Frisch. 4) Gelegenheit, in welcher Bedeutung "Gelimphida" im Tatian vorkommt. 5) Die zarte weiche Beschaffenheit, bey dem Pictorius im Frisch; welches vielleicht die erste Bedeutung ist, da es denn mit "linde", "gelinde", "lenis", aus Einer Quelle herstammen würde. Bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern kommt auch das Zeitwort "glimpfen" vor, bey dem Kero "kelimfan" und "chalimfan", im Tatian "gilimfan", sich geziemen, zukommen, gebühren, im Schwed. "lempa", im Angels, "limpian", "belympan". Mehrere Bedeutungen dieses im Hochdeutschen unbekannten Zeitwortes führet Frisch an.

"Glimplich", -er, -ste, adj. et adv. mit "Glimpf", in dem Glimpfe gegründet, bemühet andern alle unangenehme Empfindungen so viel möglich zu ersparen, und darin gegründet. Die Wundärzte pflegen ihre Patienten nicht alle Mahl glimpflich zu behandeln. Besonders von unangenehmen Empfindungen des Gemühtes. Glumpflich mit jemanden umgehen. Ich habe ihn sehr glimpflich ermahnet. Jemanden auf die glimpflichste Art tadeln.

Anm. Im Nieders. "limpig", "limplik", "lumplik", im Schwed. "lempelig". Bey dem Kero bedeutet "kalimflih", bey dem Ottfried "gelumflih", und in Boxhorns Glossen "kilimflih", in weiterer Bedeutung, "gemäß", "anständig", "der Sache angemessen", "bescheiden".

Der "Unglimpf", des -es, plur. car. der Gegensatz des Glimpfes, die Abwesenheit der nöthigen Mäßigung in dem Betragen gegen andere, abgeneigt, andern alle unangenehme Empfindungen, so viel möglich, zu ersparen; als ein gelinder Ausdruck für "Härte", "Strenge" u. s. f. S. "Verunglimpfen".

"Unglimpflich", -er, -ste, adj. et adv. der Gegensatz von "glimpflich", "abgeneigt, andern alle unangenehme Empfindungen, so viel möglich, zu ersparen", und darin gegründet. Unglimpflich mit jemanden umgehen.

"Verunglimpfen", verb. reg. act. mit Unglimpf behandeln. Man gebraucht es nur noch im engern Verstande, auch in der anständigen Sprechart, jemandes Ehre durch Worte beleidigen, als einen glimpflichen Ausdruck für die härtern "schimpfen", "schmähen", "verleumden", "lästern" u. s. f. Sie fordern ihre böse Sache und verunglimpfen andere, Ps. 36, 3. Im Schwed. "förolämpa". (S. "Glimpf".) So auch die "Verunglimpfung", plur. die -en, von einzelnen Fällen.


(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

verunglimpfen


(E?)(L?) http://www.falter.at/tierderwoche/kolumne.php


(E?)(L?) http://www.falter.at/falter/2012/02/15/totaler-glimpf-072012/

Tier der Woche: Totaler Glimpf - aus FALTER 07/12


(E?)(L?) http://www.falter.at/falter/2007/11/21/verglimpfung-472007/

Verglimpfung - Falter 47/07, erschienen am 21.11.2007


(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/d.php

noch einmal gut / glimpflich davonkommen


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

beglimpfen | ehrenverunglimpfung | Glimpf | glimpf | glimpfbruch | glimpfen | glimpfig | glimpflich | glimpfruehrig | glimpfschrift | verunglimpfen


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

BEGLIMPFEN | GLIMPF


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

Unglimpf | Verunglimpfen


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=glimpflich
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "glimpflich" taucht in der Literatur um das Jahr 1740 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-07

graulen, vergraulen, grauen (W2)

"graulen" kommt von "grauen" = "Furcht empfinden"; und "grauen" bedeutet "grau werden", "dämmern"; und mit der Dunkelheit kommt das "Grauen".
Früher war "vergraulen" vielleicht noch etwas handfester, heute beschränkt man sich (mormalerweise) auf eine unfreundliche Behandlung, um jemanden zu "vergraulen"; d.h. man schafft eine "fürchterliche" Atmosphere.

Grummet, Grumt (W3)

Das Wort "Grummet" ("Grumt") war bei meinen Großeltern, die noch eine Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben, ein oft gebrauchtes Wort. Mittlerweile habe ich es schon lange nicht mehr gehört. Es bezeichnet das "Heu des zweiten (oder dritten) Schnittes des Jahres" und geht zurück auf mhd. "gruonmat", das seinerseits zurückgeht auf "grüejen, ahd. "gruoen" = "grünen" (im Sinne von "wachsen"). Der zeite Teil "mat" geht zurück auf "Mahd" = "das Gemähte", von mhd. "mat", ahd. "mad" = "mähen".

Bleibt die Frage, warum nur der zweite bzw. dritte Schnitt als "grünes Gemähtes" bezeichnet wird. Leider kann ich meine Großeltern nicht mehr fragen. Ich vermute jedoch, dass der erste Grasschnitt noch keine allzu gute (grüne) Qualität besaß/besitzt.

Grütze (W3)



Gugel, cagoule, Kukulle, Gugelbruder, Gugelherr, Hundsgugel (W3)

Den Begriff "Gugel" für eine "Komplett-Kopfmütze", "Kapuze" hörte ich vor einigen Wochen zum ersten Mal. Es ist eine kapuzenartige Kopfbedeckung. Im 14.Jh. entwickelte sie sich aus dem "cucullus", lat. "cuculla", einem langen Umhang, den Reisende, Jäger und Bauern trugen.

Auch die Bezeichnungen dt. "Kukulle" und fr. "cagoule" = "Kapuze" dürfte auf lat. "cuculla" zurück gehen.

(E2)(L1) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_3723.html

"Gugel", "Gugele", "Kogel", "Kugel", von lateinisch "cucullus", "Kapuze",
1) Bezeichnung für die vom 12.-14. Jh. von Männern (zumeist der unteren Schichten) als Schutz getragene Kapuze mit angeschlossenem Schulterkragen. ...
...
2) Helmform; die Variante, bei der das Visier unter dem Sehschlitz wie eine Hundeschnauze spitz ausgebildet ist, heißt "Hundsgugel".


(E?)(L?) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

mnd. "kagel", "kogel", "koggel"; mhd. "gugel", "kogel", "kugel"; mnl. "cogel" = "(Mantel mit) Kapuze", "Mütze".
...


(E?)(L2) http://www.mittelalter-lexikon.de/
"Gugel", "Kukulle" = "Gugel"

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

"GUGEL", f., m., "kapuze", mlat. "cuculla", "cucullus", ahd. "cucalun" "cucullam" kl. ahd. sprachdenkm. 145 Steinmeyer; anu "cugulun" sine "cucullo" ahd. gl. 1, 139, 3; mit ypocrisi preitero blattun witero "chugelun" NOTKER 2, 249 Piper; mhd. "gugel" LEXER 1, 1114; nachtr. 222; ags. "cug(e)le", "cu(h)le" BOSWORTH - TOLLER 173a; suppl. 135b; neuengl. "cowl"; mnd. "kogel", "kagel" SCHILLER-LÜBBEN 2, 512; auf dem gesamten sprachgebiet bezeugt und obd. z. t. noch lebendig, s. FISCHER schwäb. 3, 906; SCHMELLER-FR. 1, 880; STAUB-TOBLER 2, 155.


Als weitere "Gugel-Wörter" sind aufgeführt:

GUGEL, adj. | GUGEL | GUGELFAHRT, f. | gugelfechten, v. | gugelfeuer, f. | gugelfranz, m. | gugelfränzin, f. | gugelfritz, m. | gugelfug, m. | GUGELFUHR(E), f. | gugelgans, f. | gugelgesang, m. | gugelhaube, f. | GUGELHUPF | gugelhupfblech | gugelhupfmodell | gugelhupfstück | gugelhupftanz | GUGELHUT, m. | GUGELIEREN, v. | GUGELKAPPE, f. | gugelkopf, m. | gugelmann, m. | gugelmäuslein, n. | gugelmönch, m. | gugelmütze, f. | GUGELN, v. | GUGELNARR, m. | gugeltuch, n. | gugelzipfel, m. | GÜGER, m. | GUGLE, n. | GUGLER, m.

(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/Lexer/?lemid=LG05992

"gugele", "gugel", "kugel", "kogel" swstf. ( ib.) "kapuze über den kopf zu ziehen am rock oder mantel". "gugele" FRL. KOL. DSP. 2,198. BEH. 99,1. 386,29. 410,8. "gugel" PARZ. TRIST. H. MS. KRONE, LS. (2. 225,553).
...
"gugel", "kugel", "gogel", "kogel" capucium DFG. 99b. "kogel" WEIST. EILH. 7272. GA. 3. 238, 1579. 241,1688. DÜR. chr. 570. 681. aus mlat. "cuculla", lat. "cucullus";


(E?)(L?) http://www.digitale-bibliothek.de/band50.htm
Im "Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon" findet man:

"Gugel", "Kapuze mit Hals- und Schulterstück", Kopfbedeckung der alten ägypt. Mönche, auch der Benediktiner; in Bayern noch jetzt bei königl. Leichenbegängnissen 24 Männer in der Gugel. ("Gugelmänner").


(E?)(L?) http://www.digitale-bibliothek.de/band111.htm
In "Wenz: Lehrreiches Exempelbuch. Merkwürdige Literatur" findet man auch eine "Kaminfegergugel".


...
Der Caminfeger, welcher froh war, daß er Arbeit bekommen, packte alsobald seinen bey sich habenden Bündel aus; zoge die Schuh ab; schürtzte sich um mit einem Vorfell; steckte darzwischen das Feg-Eisen; zoge über den Kopf und Schultern seinen "Caminfeger-Gugel"; sprange auf den Herd hinauf; nahme eine Leiter, und setzte sie an das Camin.


(E?)(L?) http://www.digitale-bibliothek.de/band124.htm
Dem "Atlas Namenkunde" ist zu entnehmen, dass die "Gugel" auch in vielen Familiennamen vorkommt, wie etwa in "Gugel" selbst aber auch in abgewandelten Formen wie ndt. "Kogel", "Kagel" oder in zusammengesetzten Formen wie "Leinkugel", "Leinekugel", "Linnekugel", "Linnenkugel" = "Leinenkapuze", "Riefkogel" = "gestreifte Kapuze", "Stippekohl" = "gesteppte Kapuze", "Blakogel" = "Blaue Kapuze", "Rotkegel" = "rote Kapuze".

Als weitere "Gugel-Wörter" sind aufgeführt:

gugele, swstf. | gugel, swstf. | kugel, swstf. | kogel, swstf. | gugelen, swv. | gugel-giege, swm. | gugel-gopf, stm. | gugel-han, stm. | gugel-huot, stm. | kugel-huot, stm. | gugelîn, stn. | gugel-kotze, swm. | Gugel-miure | gugel-roc, stm. | gugel-vuore, stf. | gugel-zipf, stm. | gugel-zipfel, stm. | gugen, swv. | gugen, swv. | gugen-gêre, swm. | gugen-gouch, stm. | gügerël, stmn. | gugg-aldei, stm. | gugger, stm. | gug-gouch, stm. | gug-gug, stm. | gugken, swv. | gugler, stm.

(E?)(L?) http://www.wispor.de/wpx-k-g.htm


(E?)(L?) http://www.chefkoch.de/
Aus dem Newsletter vom 08.02.2005:

Karnevalumzug: Noch heute ist für den echten Narren eine "Narrenkappe" ein Muss. Den Narren der vergangenen Zeit wurde der Kopf geschoren und eine runde Mütze mit Eselsohren und Hahnenkamm aufgesetzt, die "Gugel". Wir kennen diese Mütze auch vom Till Eulenspiegel. Die heute meist verwendeten Narrenkappen sehen etwas anders aus und gehen auf den Generalmajor Baron von Czettritz zurück, der diese Art von Faschingskappen Anfang 1827 in Köln einführte. Sie haben als Vorbild nicht mehr die alte "Gugel" sondern die Jakobinermützen. Markant dafür ist die nach vorn gebogene Spitze. Der Schmuck aus Federn und buntem Tand sollte die lächerliche Eitelkeit des Narren symbolisieren. Heute hat man oft den Eindruck, dass die Kappenträger vergessen haben, dass sie die Eitelkeiten belächeln und nicht zu ihrem Programm machen sollen.


(E?)(L?) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
Gugelbruder


zu Lüneburg wird die bürgerschaft in vier stände getheilet, als die "geschlechter", "brauer", "kagelbrüder", unter welchen die kaufleute, gewandschneider, factorn, gastgeber und andere vornehme bürger gehören, und endlich "handwercker".
1722 Beier, HdwLex. 204


(E?)(L?) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
Gugelherr


Ordensbruder des gemeinsamen Lebens
"kugelherr"
oJ. DWB. V 2541
Meyer, KonvLex.6 III 487
Rheingau Kdm. 89


(E2)(L1) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_4197.html


(E?)(L2) http://www.mittelalter-lexikon.de/

...
Die "Hundsgugel" bezeichnet eine * Beckenhaube, deren Visier an die Form einer spitzen Hundeschnauze erinnert (vgl. * Gugel).
...


H

halber - einfachheitshalber (W3)



Häme (W3)



Handschuhfach (W3)

Das "Handschuhfach" im Auto dient in den seltensten Fällen zur Ablage von Handschuhen. In früheren Zeiten, als die Autos noch keine Heizung und evtl. auch kein festes Dach besaßen, waren Handschuhe ein notwendiges Hilfsmittel beim Autofahren. Und wenn man sie nicht benötigte, hatten sie ihren Platz im "Handschuhfach".

Das Gegenstück, die "Hutablage" wurde später zur Ablage für den "Wackeldackel" und - für die Klopapierrolle.

(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/194283

Handschuhfach


(E?)(L?) https://www.stern.de/noch-fragen/warum-heisst-das-handschuhfach-handschuhfach-1000565101.html

Warum heißt das Handschuhfach "Handschuhfach"?


(E?)(L?) https://de.wikipedia.org/wiki/Handschuhfach

...
Die Bezeichnung "Handschuhfach" rührt daher, dass in frühen Automobilen (oft ohne festes Dach und Heizung) "Handschuhe" ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand für Autofahrer waren, um die Hände vor kalter Zugluft zu schützen – ähnlich wie heute noch bei Motorradfahrern – und die Kfz-Hersteller daher eine "Aufbewahrungsmöglichkeit für Handschuhe" im Auto erdachten.
...


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Handschuhfach
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Handschuhfach" taucht in der Literatur um das Jahr 1950 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2020-04

hanebüchen (W2)

(E1)(L1) http://www.heinrich-tischner.de/anlag/verz/22spra.htm


(E1)(L1) http://www.heinrich-tischner.de/22-sp/9sp-ecke/fragen/2004/hanebuch.htm
"hanebüchen" = "grob", "unerhört"

(E2)(L2) https://www.nextz.de/glossen/hanebuechen.htm


(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/h.php
Die mittelhochdeutsche "hagenbuochen" = "Hagebuche" bzw. "hanbuchen" = "Hainbuche" hatte ein derbes, knorriges Holz. Was lag näher, Menschen, die aus solchem "Holze geschnitzt" waren, als "haynbüchen", und ihre oftmals "unverständlichen" Handlungen eben auch als "hanebüchen" zu bezeichnen.

(E?)(L?) http://www.hanebuechlein.de/
Literaturmagazin im Internet

Harke (W3)



Harke - jemandem zeigen, was 'ne Harke ist (W3)



Harm
harmlos
abgehärmt (W2)

"Harm" gehört auch zu den Begriffen, die ich noch nicht alleinstehend gesehen habe. Es ist anzutreffen in Verbindungen wie "harmlos" oder "abgehärmt".

"Harm" wird auf eine Wurzel mit der Bedeutung "Kränkung", "Kummer", "Qual", "Scham", "Schande", "Schmach" zurückgeführt. Demnach steht "harmlos" für "ohne Qual", "ohne Leid" und hat wohl über "keinen Kummer bereitend" mittlerweile den Bedeutungsinhalt "unschädlich", "ungefährlich" angenommen.

Und nun finde ich doch im Kluge den Hinweis, dass "Harm" auf Grund von Sprachvergleichen mit "p" angelautet haben muss, und schließlich die Wurzel ide. "*pek" = "die Haare raufen" sein könnte. Jetzt wäre es doch wirklich interessant, die sprachliche Entwicklung von "*pek" in einem Schnelldurchlauf wiederholen zu können und zu beobachten wann und wo die Gabelung in "Fuchtel" und "Harm" erfolgte.

Erstellt: 2002-08

Am 18.04.2005 schrieb Matthias Beck:

Zufällig stiess ich auf Ihre Seite bzgl. der Abstammung des Wortes "Harm". Dort schrieben Sie: '"Harm" gehört auch zu den Begriffen, die ich noch nicht alleinstehend gesehen habe...'

Dieses Wort gibt es aber sehr wohl noch alleinstehend in der englischen Sprache: "to harm" (vgl. http://dict.leo.org/). Folglich scheint es sich um ein Ur-Germanisches Wort zu handeln...

Vielen Dank für den Hinweis. - Allerdings: Die Tatsache, dass ein Wort schon sehr alt ist widerspricht sich ja nicht mit der (individuell empfundenen oder auch statistisch nachweisbaren) Vermutung, dass der Gebrauch des Wortes zurückgeht.

(E1)(L1) http://www.etymonline.com/


(E?)(L?) http://dict.leo.org/?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&relink=on§Hdr=on&spellToler=std&search=harm


Haube (W3)

kennt man kaum noch als Kopfbedeckung. Lebendig ist sie noch in "Motorhaube" und in "jemanden unter die Haube bringen".

Bei Adelung findet man:


Die "Haube", plur. die -n, Diminut. das Häubchen, Oberd. Häublein, welches überhaupt eine jede oberste rundliche Bekleidung eines Dinges zu bezeichnen scheinet; besonders in folgenden Fällen.

1) Eine Bekleidung des Hauptes bey Menschen, eine Mütze. In der Oberpfalz und andern Oberdeutschen Gegenden werden auch die Mützen des männlichen Geschlechtes Hauben genannt, in welcher Bedeutung dieses Wort schon im Schwabenspiegel vorkommt. Daher die im gemeinen Leben üblicher figürlicher R. A. jemanden auf die Haube greifen, ihm scharf zusetzen; einem auf der Haube seyn, oder sitzen, genau auf ihn Acht haben; ihn genau beobachten. Geh aber du dem Feinde auf die Hauben, Opitz. Die Söhne Aarons mußten Hauben, d. i. Hauptbinden, tragen, 2 Mos. 28, 40; Kap. 29, 9; 3 Mos. 8, 13. In den Zusammensetzungen "Bickelhaube" und "Sturmhaube" hat es gleichfalls noch die alte Bedeutung einer jeden Bekleidung des Kopfes. Im Hochdeutschen ist es nur von einer Bekleidung des Hauptes des andern Geschlechtes üblich, wo man in manchen Gegenden bald eine jede Bekleidung des Hauptes, ein Kopfzeug, bald nur eine Art einfacher und ungekünstelter Mützen, bald aber auch nur die leinwandene und gemeiniglich mit Spitzen besetzte Bekleidung unter der Mütze eine Haube zu nennen pfleget. Daher die "Nachthaube" oder "Schlafhaube", "Florhaube", "Spitzenhaube" u. s. f. In einigen Niedersächsischen Gegenden tragen noch die Jungfrauen bloße leinwandene Hauben, die Geschwächten und verehelichten Personen aber Mützen, Nieders. "Hüllen". Daher sagt man in Niedersachsen, mit Ehren "unter die Hülle kommen", d. i. mit Ehren "eine Ehefrau werden", wofür man in Hoch- und Oberdeutschen mit Ehren "unter die Haube kommen" sagt, und alsdann eine "Weiberhaube" oder "Mütze" darunter verstehet. Die Kappe, welche dem Falken aufgesetzet wird, ihn zahm zu machen, heißt bey den Falkenieren gleichfalls die Haube, so wie die Jäger den zugespitzten Sack, worin sie den Dachs in seinem eigenen Loche fangen, eine Haube nennen. Einige nennen den zweyten Magen der wiederkäuenden Thiere, vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit mit einer Mütze, die Haube, und im Nieders. die Hülle.

2) Verschiedene Arten der Bedeckung oder der Bekleidung des obersten Theiles lebloser Körper. So wird der obere Theil des Mühlengehäuses an den Holländischen Windmühlen die Haube genannt. Bey den Kohlenbrennern ist die Haube eines Meilers die obere Schicht, welche aus kleinem Holze gemacht wird. In der Baukunst sind die Wälschen Hauben Arten von Kuppeldächern, welche nach zierlichen ausgeschweiften und eingebogenen krummen Linien zusammen gesetzet sind, am häufigsten bey Kirchthürmen und Lusthäusern gebraucht und auch Helmdächer genannt werden. In weiterer Bedeutung pfleget man auch ein jedes Kuppeldach zuweilen eine Haube zu nennen. S. Kuppel.

3) Der oberste Theil mancher Dinge in einigen einzelnen Fällen. So wird an den Vögeln der obere Theil des Kopfes, welcher aus der Stirn, der Scheitel und dem Hinterkopfe bestehet, die Haube genannt. In einem andern Verstande führet diesen Nahmen der Schopf Federn, welchen einige Vögel auf dem Kopfe haben. S. Haubendrossel, Haubenfink, Haubenlerche, Haubenmeise. An den Hämmern hat der oberste mittelste Theil, in welchem sich das Auge befindet, den Nahmen der Haube. Im Böhmischen werden die Schwämme vermuthlich wegen ihres rundlichen Obertheiles Hauba genannt.

Anm. Dieses Wort lautet in der ersten Bedeutung im Nieders. "Huve", im Dän. "Hue", "Huve", im Schwed. "Hufwa", im Engl. "How", "Coif", im Wallis. "Hwf", im Ital. "Coffia", im mittlern Lat. "Coiffa", "Cuphia", daher das Franz. "Coeffe". Durch Vorsetzung des Zischlautes ist daraus das Ital. "Scuffia" und alte Deutsche "Schaube" entstanden. Wachter leitet es von dem Griech. "???", ein Gewebe, Frisch von Rufe, ein hohles Geschirr, Ihre aber von dem Gothischen "Vaib", eine "Hauptbinde", "Haube", und "vaiban", bekleiden, her. Allein, da dieses Wort in allen Fällen, in welchen es gebraucht wird, sich auf das Obertheil einer Sache beziehet, so scheinet es vielmehr zu "Haupt" und "Hause" zu gehören, so fern sie überhaupt etwas, das in seiner Art das oberste oder höchste ist, ausdrucken. S. auch "Hoch".


Hege, hegen, Hag, Hag (Kaffee) (W2)

(E?)(L?) http://www.hag.de/historie/f_historie.html
Dieses Wort kennt sicherlich noch jeder, dennoch klingt es etwas alltertümlich und kommt eher als "umhegen" oder in dem Wortpaar "hegen und pflegen" vor. Es hat die Bedeutung "mit einem Hag umgeben" wobei "Hag" = "Zaun" bedeutet. Daraus entwickelte sich dann die Bedeutung "pflegen, bewahren".
"Hag", der Name des (zumindest ehemals) bekannten Schonkaffees lässt leicht eine gedankliche Verbindung zu "hegen und Pflegen" zu. Dennoch ist der Name ganz banal die Abkürzung von "Handels-Aktien-Gesellschaft", die im Jahre 1906 das Patent für das Entcoffeinierungsverfahren erteilt bekam. Ludwig Roselius gründete die erste Gesellschaft der Welt, die entcoffeinierten Kaffee auf den Markt brachte.

Erstellt: 2002-10

Hehl
keinen Hehl aus etwas machen
Hehler
hehlen
verhehlen
Hülle
hüllen
Halle
Eukalyptos
Okkultismus
Keller
color
Helm
Hölle
Hülse (W1)

Das Substantiv "Hehl" kommt heute kaum noch frei vor. Es ist nur noch in Gesellschaft zu finden, z.B. als "keinen Hehl aus etwas machen".
Andere Formen führen allerdings noch ein Eigenleben, so der "Hehler" oder "(ver)hehlen".
Die Wurzel ide. "*kel" bedeutete etwa "verhüllen", "verbergen", "schützen". Auf diese Wurzel lassen sich auch "Hülle", "hüllen" und "Halle" zurückführen.
Auch der "Eukalyptos" hängt über das griech. "kalýptein" = "verhüllen" damit zusammen. Das Kunstwort aus dem 18.Jh. für den australischen Baum nimmt Bezug auf den haubenartig geschlossenen Blütenkelch, der sich beim Aufblühen deckelförmig ablöst.
Kaum noch erkennbar ist es als "celere" im Latein zu finden, und diente so - quasi "verhüllt" - als Grundlage für "Okkultismus".
Und auch "cella" = "(Vorrats)Kammer", "Zelle" und "Keller" gehören in diesen Zusammenhang.
Und noch ein bunter Geselle gehört hierher - die Farbe im engl. "color" in der ursprünglichen Bedeutung "Hülle", "Schutz".
Hinweis von H. Zimmermann (10.12.2004):

"color" ist Amerikanisch; der Brite schreibt "colour" nach der französischen "couleur". Die ollen Römer hingegen waren mit der Doppelbedeutung von "color" vertraut.

Aber damit noch nicht genug. Die Verwandtschaft ist groß. Auch der "Helm" ("Beschützer"), "Hölle" (ursprünglich "die Bergende"), "Hülse" ("umschließende Hülle") finden sich wie selbstverständlich ein.
So - lassen wir die Verwandschaft noch etwas feiern. Hehl geht also zurück auf mhd. "haele" = "Verheimlichen" und ahd. "hala" = "das Verbergen".
Und dies alles wollten wir natürlich nicht vor Ihnen verbergen!

Erstellt: 2002-07

heikel (W3)

Die Vergangenheit von dt. "heikel" = dt. "schwierig", "misslich", "bedenklich", "wählerisch" (beim Essen) ist heikel. Es taucht im 16. Jh. im Oberdeutschen Sprachraum spurlos auf. Man kann nur Vermutungen über seine Herkunft anstellen. So wird etwa mhd. "heien", "heigen" = dt. "hegen", "pflegen" in Tateinheit mit dt. "ekel" bemüht.

dt. "am heikelsten" = engl. "queasiest"

(E?)(L?) http://german.about.com/library/definitions/bldef_04_0909.htm


(E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=H


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

HEIKEL, adj. | HEIKEL, m. | HEIKELKRAUT, n. | HEIKLICH, adj.

1) zart, delicat, wählerisch, dasselbe was "hackel", "häckel", vergl. spalte 102, wo die form "heikel" schon besprechung erfahren hat: wann du gesund bist, brauche den leib, und seie nicht zu "haiggel". Schuppius 768; was wunderst du dich, dasz die "haigglere" ("heikleren", comparativ) wanderer biszweilen müd, und der arbeit halber ungeduldig, in die wirtshäuser kommen sein? 741; äuszerst "heikel" in der wahl seines umgangs. Stilling 2, 47; wenn du einen braven mann kriegen kannst, musz du nicht zu "heikel" sein. Auerbach dorfgesch. 1, 309.

2) im 16. jahrh. in der etwas modificierten bedeutung "empfindlich", "besorgt": sein sehr heikel, wie man stettes erfehrt (d. h. empfindlich und besorgt, dasz ihre sünde entdeckt und bestraft werde). Joh. Nas der warnungsengel 102.

"heikel", m. "ekel", bedenklichkeit: keinen "heikel" haben Schm. 2, 165.

"heikelkraut", n. "hauhechel", dasselbe was "heckelkraut" spalte 744: resta bovis, "heickelkraut". Gersdorf 104.

"heiklich", adj. für "heikellich", wählerisch, zart, ekel: die jetzige heikliche welt. Abele unordn. 1, 283; der schatz der jungfrauschaft ist so haiklich als ein spiegel, der von geringstem athem verdunkelt wird. A. a s. Clara Judas 2, 132; ist demnach weit besser, wann die jungfrauen haiklich seind, dann (die begriffe) haiklich und heilig seind zwei blutsverwandte. 133; ich habe, wie sie wissen, in angelegenheiten der musik und oper so wenig competenz und einsicht, dasz ich ihnen mit meinem besten willen und vermögen bei dieser gelegenheit wenig taugen werde; besonders da man es in opernsachen mit sehr heiklichen leuten zu thun hat. Schiller an Göthe 763; als Napoleon in Erfurt war, wünschte er ich möchte ein trauerspiel Brutus schreiben. der groszherzog schickte deshalb eine estafette an mich. der gegenstand war mir zu heikelich, daher unterliesz ich es. Göthe im briefwechsel zwischen ihm u. dem rathe Grüner (Leipzig 1853) 86.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=heikel
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "heikel" taucht in der Literatur um das Jahr 1720 / 1810 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-10

heischen
erheischen
ask (W3)

Dt. "heischen" geht zurück auf die Bedeutung dt. "fordern", "fragen"; ist z.B. noch in engl. "ask" = dt. "fragen" zu erkennen.

historisches-woerterbuch - Historisches Wörterbuch

(E?)(L?) http://www.historisches-woerterbuch.de/woerterbuch/index1.html
Historische Wörter - deutsch Wortliste (Auszug - ohne Wortbeschreibungen) - Rund 10250 obsolete Wörter aus allen Bereichen des täglichen Lebens, aus Haus und Hof, Werkzeuge, Gerätschaften, Tätigkeiten, aus Stadt und Land, Natur und Landschaft, juristische Begriffe und Formulierungen, Begriffe aus dem kirchlichen und politischen Leben, alte botanische und andere wissenschaftliche Fachbegriffe.
(leider sind nur Beispiele von Wortlisten zu finden. Die komplette Ausgabe mit Erklärungen gibt es nur als CD-ROM.)

Hochzeitbitter
Hochzeitsbitter (W3)

Der "Hochzeitbitter" oder "Hochzeitsbitter" hatte einen schöneren Job als der "Leichenbitter" (obwohl oft in Personalunion auftretend). Der bessere Job bestand darin, eine bevorstehende Trauung bekannt zu machen und die Gäste einzuladen. Oft gab er dem Hochzeitspaar auch noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg.

Bei Adelung ist zu lesen:


Der "Hochzeitbitter", des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die "Hochzeitbitterinn", eine Person, welche dazu bestimmt ist, die Gäste zur Hochzeit zu bitten.


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/198926

Hochzeitsbitter


(E?)(L?) http://riesengebirgler.de/

...
Hören wir, was der Jubilar – er ist 79 Jahre alt – selbst hier erzählt: Der "Druschma", "Plampatsch", "Hochzeitsbitter", war vor 50 Jahren eine vielgesuchte Persönlichkeit bei einer Hochzeit. Im Zeitalter der vielen Ziviltrauungen und Ehescheidungen ist allerdings der "Druschma", wie so viele Bräuche, "unmodern" geworden. Wie rührend war es, wenn der "Druschma", bevor der Weg zum Traualtar angetreten wurde, das Brautpaar den Eltern gegenüberstellte, eine Dankrede an die Eltern und eine belehrende Ansprache über den Ehestand an das Brautpaar hielt. Es waren manchmal 40 bis 50 Personen anwesend und es blieb kein Auge trocken, wenn auf meine Aufforderung das Brautpaar niederkniete und von den Eltern und Großeltern oder dem Vormund den Segen empfingen. Tief gerührt dankten dann Braut und Bräutigam den Eltern, dem Vormund oder Angehörigen für die empfangenen Wohltaten seit ihrer Geburt und der Weg zur Kirche wurde im Namen Gottes angetreten.
...


(E?)(L?) https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=lemmata&term=hochzeitbitter

"Hochzeitbitter" - der die Gäste zur Hochzeit (II) lädt

bdv.: "Hochzeiteinlader", "Hochzeitlader"
...


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#1

"HOCHZEITBITTER", m. mann der zu der feier einer vermählung einladet: die hochzeitbitter, musicanten, aufwärter, und andere, deren dienste man sich bei hochzeiten gebrauchet. der stadt Leipzig ordnungen (1701) s. 475; weil sich nun der hochzeitbitter mit einem bunten hutbande gleich einstellete. Chr. Weise kl. leute 375; als ein junger bursche, der hochzeitbitter, langsam .. gegen das haus zu geschritten kam, dessen verlegene miene mit seinem putze und mit dem lustigen busche von gewisz fünfzig farbigen bändern am hute wenig übereinstimmte. Immermann Münchh. 3, 16;
...
"HOCHZEITBITTERIN", f.: der "hochzeitbitterin" sol man über fünf bisz sechs groschen von jedem tische .. nicht bezahlen. der stadt Leipzig ordnungen (1701) 475.


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=GWB#1

"Hochzeitbitter", einmal Getrenntschr, männl Person, die zu einer (ländl.) Hochzeitsfeier einlädt; auch als Figur in "Hanswursts Hochzeit" [Zweiter Jäger zu dem fremden Sänger:] Was willst du denn mit deiner Cither? | Du siehst aus wie ein "Hochzeitbitter" 131,132 ZuWallenstein 4 29,85,14 DuW 18 38,445,38 HanswurstsHochz Plp


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Hochzeitbitter
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Hochzeitbitter" taucht in der Literatur um das Jahr 1790 auf.

(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Hochzeitsbitter
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Hochzeitsbitter" taucht in der Literatur um das Jahr 1830 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2021-10

hökern (W3)

Das Verb dt. "hökern" kann man nur noch selten hören oder lesen. Das Verb dt. "verhökern" ist noch etwas bekannter ist aber wohl auch im Untergehen begriffen. In der Wortfamilie findet man auch dt. "Höker" = dt. "Kleinhändler", "Krämer". Als mögliche Erklärung könnte dt. "Hucke" = dt. "Rücken" und "Rückentrage" herhalten. Der "Höker" wäre demnach wörtlich "ein Händler, der seine Waren in einer Hucke mit sich führt". Dann wäre "hökern" und "verkökern" der Handel mit (auf dem Rücken getragenen) Kleinwaren.

Bei Adelung findet man:


"Aushöken", verb. reg. act. "etwas als ein Höke, d. i. im Kleinen, verkaufen". Salz, Käse, Mehl, Obst, u. s. f. "aushöken". In Niedersachsen "aushökern". Daher die "Aushökung".

Der "Höke", des -s, plur. die -n, oder der "Höker", des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die "Hökinn" oder "Hökerinn", ein nur im gemeinen Leben übliches Wort, eine Person, welche geringe Waaren, besonders aber Eßwaaren im Kleinen verkauft; in der anständigern Sprechart ein "Victualien-Händler", und wenn er besonders mit Obste handelt, ein "Obsthändler", für "Obsthöke". Daher der "Käsehöke", "Häringshöke", "Tobakshöke" u. s. f.

Anm. In den gemeinen Mundarten wird dieses Wort bald "Hocke", "Höcke" und "Höcker", bald "Häker", "Häcker" bald "Hucker" und "Huker" geschrieben und gesprochen. In dem Augsburg. Stadtrechte aus dem 13ten Jahrh. "Hucker", in andern Oberdeutschen Gegenden "Hägler", "Hofer", im Angels. "Hoeca", im Engl. "Hawker", im Dän. "Höker", im Schwed. "Hökare", im Latein. bey dem Festus "Coctio", im spätern Lateine "Cocio", "Coccio", wovon das heutige Franz. "Coquin" abstammen soll. Man hat viele und zum Theil seltsame Ableitungen von diesem Worte in Vorschlag gebracht. Skinner leitet es von "Hawk", ein "Habicht", ab, wegen den Gewinnsucht dieser Leute; Junius von "Hoek", ein "Haken", aus eben diesem Grunde, das Bremisch-Nieders. Wörterbuch aber, weil sie ihre Waaren gemeiniglich an "Haken" hangen haben; Wachter von "Hocken", "niedersitzen", oder auchen, vermehren; Frisch von dem ersten; Haltaus von "Hocke", eine Bürde, und "hocken", gekrümmt einher gehen; Ihre endlich von dem alten Holländ. "Oeker" und "Hoeker", Gewinn, anderer zu geschweigen. Noch eher könnte man auf das alte "heyen", "schreyen", Franz. "hucher", fallen, von welchem "Hucagium" im mittlern Lat. den Ausruf des zum Verkaufe bestimmten Weines, und im Engl. "to hawk" noch jetzt zum Verkaufe ausrufen bedeutet, da denn "Höker" eigentlich einen Krämer bedeuten würde, der seine Waaren ausruft. Übrigens werden die "Höken" oder "Höker" im Oberdeutschen auch "Fratschler", "Pfragner", "Greisler", "Grempen", "Grempler", welches aber überhaupt einen "Krämer" zu bedeuten scheinet, im Nieders. "Schmeerhäker", "Fettspeiser", in Dresden "Büdchensmänner" u. s. f. genannt.

"Höken", oder "Hökern", verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, ein "Höke" oder "Höker" seyn, mit geringen Waaren, besonders mit Eßwaaren im Kleinen handeln. Mit Käse, Hülsenfrüchten, Fettwaaren u. s. f. "höken". Im Nieders. "häkern". S. auch "Aushöken".

Der "Höker", S. "Höke".

Der "Hökerbann", des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, z. B. in Augsburg, diejenige Abgabe, welche die Futterer d. i. die "Höker" mit Hülsenfrüchten und Pferdefutter, jährlich entrichten müssen.

Die "Hökerey", plur. inus. die Lebensart, das Gewerbe eines "Hökers". "Hökerey" treiben.


(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

hökern [intr, hat]


(E1)(L1) http://www.koeblergerhard.de/der/DERH.pdf

"Höker", M., "Kleinhändler"., nd., 1276 Augsburg ("hucker"), zu mhd. "hucke", F., "Verkaufsladen des Kleinhändlers", "Hucke".
"hökern", V., "verkaufen"., 16. Jh., s. "Höker"


(E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=H


(E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=hökern
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "hökern" taucht in der Literatur um das Jahr 1800 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-01

hold (W3)



Horde (W3)

(E?)(L?) http://www.wu-wien.ac.at/usr/h95b/h9505289/sprache.htm


hunzen, verhunzen (W3)

veraltet, noch landsch. für "wie einen Hund behandeln, beschimpfen"; daraus "verhunzen" = "eine Sache durch schlechte Ausführung oder Behandlung zunichte machen".
Es müsste also eigentlich "verhundsen" heissen.

I

irgend
je
irgendein
irgendwann
irgendwas
irgendwer
irgendwie
irgendwo
nirgend
nirgends
nirgendwann
nirgendwer
nirgendwie
nirgendwo
irgendjemand (W2)

Das alleinstehende dt. "irgend" ist irgendwie antiquiert. Zwar ist es wahrscheinlich in jedem Gespräch, in jedem Buch, in jeder Zeitschrift irgendwo zu finden - aber eben immer nur in Zusammensetzungen wie "irgendein", "irgendwann", "irgendwas", "irgendwer", "irgendwie", "irgendwo". Und seltsam ist es auch. Kommt das Adverb doch laut Duden nur im deutschen Sprachgebiet vor. Sonst ist es nirgendwo zu finden.

Im Althochdeutschen hiess es noch "io wergin" = dt. "je irgend(wo)". Und da taucht nun schon wieder ein seltsames unscheinbares Altagswort auf - "je". Dieses kommt zwar auch alleinstehend vor, hat sich aber auch in vielen anderen Begriffen versteckt, z.B. in "immer", "irgend", "jeder", "jeglich", "jemand". Und alle diese "je"-Wörter gehen auf ein Substantiv mit der Bedeutung "Zeit" zurück und hängt mit "ewig" zusammen.

Aber nun sollten wir irgendwann wieder auf "irgend" zurückkommen. Der zweite Teil von "je wergin" setzt sich zusammen aus ahdt. "hwar" = dt. "wo" und einem unbestimmten Partikel "*gin". Wörtlich heisst es also etwa "wo immer" = dt. ("jeder") und entsprechend dt. "irgendein" = dt. "ein wo immer" (= "jeder"), dt. "irgendwann" = dt. "wann wo immer" (= "jederzeit"), dt. "irgendwas" = dt. "wann was immer" (= "jedes (Teil)"), dt. "irgendwer" = dt. "wer wo immer" (= "jeder"), dt. "irgendwie" = dt. "wie wo immer" (= "auf jede Art"), dt. "irgendwo" = dt. "wo wo immer" (= "überall").

Bleibt nun noch die Negierung aller "irgend"-Wörter, also dt. "nirgend" = dt. "nicht wo immer" und entsprechend dt. "nirgendwann" = dt. "nicht wann wo immer" (= "nie"), dt. "nirgendwer" = dt. "nicht wer wo immer" (= "keiner"), dt. "nirgendwie" = dt. "nicht wie wo immer" (= "auf keine Art"), dt. "nirgendwo" = dt. "nicht wo wo immer" (= "an keinem Ort").

Logisch gesehen entspricht allerdings "nicht wo immer" nicht "nirgends" (= "an keinem Ort") sondern "nicht überall", also möglicherweise doch "an einem oder mehreren Orten", aber eben nicht "an jedem Ort".

Aber die Sprache ist nun mal nicht immer logisch.

Interessant ist auch noch dt. "irgendjemand", in dem zweimal das "je" versteckt ist, und das dt. "wo immer immer Mann" = "(jeder) jeder Mann" = "jede Person" bedeutet.

J

K

kaestnerfuerkinder - alte Wörter bei Erich Kästner

(E5)(L1) http://www.kaestnerfuerkinder.net/


(E?)(L?) http://www.kaestnerfuerkinder.net/begriffe.php
Unter "Wörter und Begriffe" findet man einige nicht mehr aktuelle Wörter.


Die Bücher von Erich Kästner sind schon relativ alt und daher gibt es einige Begriffe, die in der heutigen Zeit nicht mehr vorkommen und deren Bedeutung daher nicht ganz klar ist.

Wenn dir ein solcher Begriff über den Weg läuft, schlage doch einfach einmal hier nicht. Vielleicht findest du ihn ja.

Aberration | Allongeperücke | Brillantine | Courage | dezidiert | Frikassee | Haubitze | Hazienda | Impresario | Kalabreser | Kanaille | | Karzer | Katheder | Kolonialwaren | Komißbrot | lakonisch | melancholisch | Mennige | Okular | ondulieren | Orthographie | Parlamentär | Pedell | Pelerine | Pleureusen | Plissee | Pompadour | Prokurist | Reineclauden | renommieren | Renommist | Repertoire | Requisiten | Reseda | Stearin | stenographieren | Taburett | Tremolo | Vertiko | Viktualiengeschäft


Leider findet man nur kurze "Übersetzungen", aber keine etymologischen Hinweise.

kapitelfest (W3)



Kebse (W3)

(E?)(L?) http://www.wu-wien.ac.at/usr/h95b/h9505289/sprache.htm
Die "Kebse" bezeichnete als ahd. "kebis" ursprünglich eine "Sklavin", "Dienerin". Daraus wurde die "Nebenfrau" und die "Konkubine".
Heute trifft man das Wort kaum noch an.

klimmen, erklimmen (W3)



knusen
verknusen
Knust
Knast
Knaus
Knäuschen
kn-Worte
Knauf
Knopf
Knüppel
Knospe
Knödel
Knirps
Knubbel
Knie
kneipen
knappen
knautschen
knutschen
kneten
knuddeln
knüllen
knacken
knicksen
Kneipe
Knoten (W2)

Dt. "knusen" = dt. "zerdrücken", "mit den Zähnen zermalmen" - Die Bedeutung von "knusen" geht also auf "verdauen" zurück; und wenn man eine Sache (auch im übertragenen Sinne) nicht richtig "verdauen" kann, dann kann man sie eben nicht "verknusen".

Beim Verdauen entsteht übrigens auch ein ziemlicher "Knust" (ein "zerdrückter" Verdauungsbrei).

Der "Knast" geht allerdings auf jidd. "Knast" = dt. "Geldstrafe" zurück. Vermutlich ging die Bezeichnung auf die "zwangsweise Einquartierung" über, da diese ersatzweise (bei fehlenden finanziellen Mitteln) verordnet wurde.

Erstellt: 2002-11

Am 03.04.2004 erreichte mich folgender Hinweis:


... möchte ich es nicht versäumen, auf eine Wortverwendung hinzuweisen, die mir aus meiner Kindheit (50er Jahre in Ostwestfalen) noch geläufig ist: "Knust" steht dort für den "Anschnitt bzw. das Endstück eines Laibes Brot".

Da dieser Teil in hohem Maße aus Brotkruste besteht, also vergleichsweise großen Kau-Aufwand benötigt, erscheint mir die Wortverwandtschaft zu "knusen" recht einleuchtend.
(A: miha)


Dieser Zusammenhang erscheint mir recht plausibel. Der "Kluge" führt den dt. "Knust" (auch "Knaus", "Knäuschen") auf eine gemeinsame "kn-"-Wortgruppe zurück, die durch "Knolle" repräsentiert wird. Alle diese "kn-"Wörter haben ein verdicktes Ende gemeinsam, wie etwa dt. "Knauf", Knopf", "Knüppel", "Knospe", "Knödel", "Knirps", "Knubbel" oder auch das "Knie".

Allerdings hat diese Wortgruppe auch eine Verbindung zur Wortgruppe um dt. "kneipen" = dt. "kneifen", wie etwa dt. "knappen", "knautschen", "knutschen", "kneten", "knuddeln", "knüllen", "knacken", "knicksen". Und auch die dt. "Kneipe" geht auf die ein studentensprachliches "Kneipschenke" zurück, in der man in beengten Verhältnissen zusammensaß. Mancherorts wird sie auch "Quetsche" genannt.

Insgesamt scheint mir die Verbindung zwischen den "Knüppel-"Wörtern und den "kneif-"Wörtern gar nicht so weit her geholt. "Knoten" haben immer auch etwas "Drückendes" an sich.

(E?)(L?) http://www.rowohlt.de/hardcover/stefanie-schramm-das-alphabet-des-denkens.html


(E?)(L?) http://www.rowohlt.de/download/file/row_upload/3276577/LP_978-3-498-06062-6.pdf

...
Er hatte bestimmte Muster ausgemacht und seine ganz persönlichen Sprachregeln daraus abgeleitet, die ihm beim Lernen halfen. So hatte Tammet beispielsweise festgestellt, dass kleine runde Dinge im Deutschen häufig mit den Konsonanten "Kn-" anfangen, wie "Knoblauch", "Knolle", "Knoten" oder "Knospe"; lange, dünne Sachen dagegen oft mit "Str", wie "Strand", "Strecke", "Strahlen" oder "Strumpf".
...


Knute
unter jemandes Knute stehen (W3)

Die "Knute" ist heute kaum noch bekannt und wenn dann nur in der Verbindung "unter jemandes Knute stehen". Hier meint die Knute eine "Peitsche", genauer gesagt eine "Knotenpeitsche". Und diese gaben der "Knute" auch ihren Namen.

koeblergerhard.de
Köbler, Gerhard
Germanisches Wörterbuch
Neuhochdeutsch-germanisches Wörterbuch
Neuenglisch-germanisches Wörterbuch

(E1)(L1) http://www.koeblergerhard.de/publikat.html


(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/germwbhinw.html

Köbler, Gerhard, Germanisches Wörterbuch, (3. Auflage) 2007

Das Germanische ist die Vorstufe des Deutschen und damit für dieses das Bindeglied einerseits zu den anderen germanistischen Sprachen (z. B. Friesisch, Englisch, Skandinavisch) und andererseits zum Indogermanischen und dessen zahlreichen Einzelsprachen (z. B. Indisch, Persisch, Slawisch, Griechisch, Lateinisch[, Rumänisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch]). Weil die Sprachwissenschaft kein meinen Vorstellungen vollständig entsprechendes Wörterbuch aufwies, versuchte ich schon 1980 ein germanisches Wörterbuch (2. Auflage 1982) und 1981 ein germanisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-germanisches Wörterbuch. Mit Hilfe der modernen Elektronik kann ich sie im Rahmen meiner Internationalen Germanistischen Etymologischen Lexikothek in maschinenlesbarer Form der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

Das ins Internet gestellte Wörterbuch wird nach den einzelnen Buchstaben aufgeteilt in

(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbuecher/germanischeswoerterbuch/Vorwort-Germanisch.pdf
Vorwort

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T TH U V W X Y Z.

Geordnet ist es streng alphabetisch. Der einzelne Artikel besteht aus dem Lemma in einer normalisierten Hauptform und eventuellen Nebenformen, Sprachangabe (germ.), grammatikalischer Bestimmung, neuhochdeutschen Bedeutungsangaben und Angaben zur Rekonstruktionsbasis (in eckiger Klammer Weiterlebensangaben).

Möge damit die Germanistik um ein weiteres einfaches Hilfsmittel bereichert sein. Fördernde Hinweise werden gern aufgegriffen. Jedermann ist es unbenommen, Besseres zu bieten.

Auf dem germanischen Wörterbuch beruht ein germanisches rückläufiges Wörterbuch. Ebenso baut darauf

(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbuecher/germanischeswoerterbuch/nhd-germ.doc
ein neuhochdeutsch-germanisches Wörterbuch und

(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbuecher/germanischeswoerterbuch/ne-germ.doc
ein neuenglisch-germanisches Wörterbuch auf.

Vielleicht werden eines Tages zusätzliche Erweiterungen möglich.

Als für die Erstellung von Word-Dokumenten in meiner Schrift „Times German“ notwendige Sonderschriftarten können von jedermann jederzeit heruntergeladen werden

Tmsgerno.ttf Times German Normal
Tmsgerbd.ttf Times German Bold (halbfett)
Tmsgerit.ttf Times German Italic (kursiv)
Tmsgerbi.ttf Times German Bold Italic (halbfett kursiv)
Times German Zip-Datei (enthält alle obigen Fonts).

Derzeit ist leider eine einwandfreie Umsetzung aller Zeichen dieser Schrift durch Acrobat Writer und Acrobat Distiller von Adobe noch nicht gewährleistet, so dass in den pdf-Dateien an einzelnen Stellen unrichtige Zeichen erscheinen.


koeblergerhard.de
Sprachen und ihre Geschichte

(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/wikiling/

Wikiling will Wissen kundiger Interessierter über Sprachen (linguarum) und ihre Geschichte jedermann schnell zugänglich machen. Deswegen will Wikiling im Rahmen des geltenden Urheberrechts die bereits als Dateien im Internet über Suchmaschinen greifbaren und bei Zweifeln zwecks Klärung stets im Volltext nutzbaren, zunächst in dem besonderen Zeichensatz Times German geschaffenen Wörterbücher Gerhard Köblers (http://www.koeblergerhard.de/) für und ihre alphabetische Integration in einem zusammenfassenden germanistischen Wörterbuch (zgw) auch datenbankgestützt bieten, wobei für eine möglichst gute Darstellung der allgemein verwendeten, auf den üblichen Tastaturen bzw. in den gegenwärtig gebräuchlichen Zeichensätzen aber nicht unmittelbar vorfindbaren Sonderzeichen die Nutzung einer dem UTF-8-Standard angepassten Schrift (wie etwa Linux Libertine, Junicode, Cardo, Free Serif oder Lucida Sans u. s. w.) erfolgt und die Browser Mozilla Firefox und Google Chrome zumindest derzeit weniger Probleme verursachen als der Microsoft Internet Explorer 8.

Gegliedert sind die grundsätzlich auf dem jeweiligen Literaturstand aufbauenden neuen Werke nach festen, nicht bei allen Sprachen in jeder Hinsicht ausgenutzten Rubriken bzw. Datenbankfeldern: Abgefragt werden kann sowohl umfassend wie auch in einzelnen Datenbankfeldern. Grundsätzlich will die mittlerweile um Latein (einschließlich Mittellatein), Griechisch und das Geschichtliche Ortslexikon Deutschlands (GOLD) erweiterte Datenbank aus sich heraus für jedermann verständlich sein, doch ermöglichen willkommene Verbesserungsvorschläge vermutlich jederzeit ein noch nützlicheres Wikiling.


Erstellt: 2016-01

kraus (W3)



kritteln
bekritteln (W3)

Das Verb dt. "kritteln" = dt. "bemängeln", "beanstanden", "kleinliche Kritik üben", "tadeln" ist seit dem 17. Jh. als "grittelen" = dt. "mäkeln", "unzufrieden sein", "zanken", nachweisbar. Die weitere Herkunft ist unklar. Im 18. Jh. brachte man es mit dr. "Kritik", "kritisch", "kritisieren" in Verbindung [griech. "krinein" = dt. "scheiden", "trennen", "entscheiden", "urteilen"].

Ich könnte mir vorstellen, dass es auch einen Zusammenhang zu mundartl. "grödeln", "grüdeln" = dt. "graben", "scharren" gibt - im Sinne von "nach Fehlern suchen".

Während man "kritteln" eher selten antrifft, kann man die dt. "bekritteln" und "herumkritteln" öfter antreffen. Aber auch diese beiden scheinen langfristig durch "kritisieren" und "herumkritisieren" abgelöst zu werden.

(E?)(L?) https://www.duden.de/rechtschreibung/kritteln

"kritteln", schwaches Verb, abwertend
...


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/bekritteln

bekritteln
...
Etymologie

"kritteln", "bekritteln", "herumkritteln"

"kritteln" Vb. "kleinliche Kritik üben", "tadeln", "nörgeln" entsteht (18. Jh.) unter Einfluß von "Kritik", "kritisch", "kritisieren" aus älterem "gritteln" = "Einwürfe machen", "mäkeln", "unzufrieden sein", "zanken" (Ende 17. Jh.). Dessen Herkunft ist ungeklärt. – "bekritteln" Vb. (18. Jh.), "herumkritteln" Vb. (um 1900).

Thesaurus

Synonymgruppe

bemängeln · kritisch betrachten · kritisieren · tadeln - (etwas/jemanden) aufs Korn nehmen ugs. · (jemanden) zusammenfalten ugs. · auseinandernehmen ugs. · bekritteln ugs. · bemäkeln ugs. · schelten geh., veraltet

Synonymgruppe

(etwas) bekritteln · (etwas) bemäkeln · (seinem) Ärger (über / auf etwas) Luft machen · (sich) beklagen (über) · (sich) beschweren · beckmessern · herumkritisieren (an) · immer (et)was auszusetzen haben · immer (et)was zu meckern haben · murren · mäkeln · räsonieren - reklamieren schweiz. · (seinen) Frust loswerden (wollen) ugs. · (seinen) Frust rauslassen ugs. · (sich) auskotzen (über) derb · Frust ablassen ugs. · abkotzen derb, fig. · granteln ugs., österr., bayr. · maulen ugs. · meckern ugs. · mosern ugs. · motzen ugs. · nölen ugs. · nörgeln ugs., Hauptform · pöbeln ugs. · quengeln ugs. · raunzen ugs., österr. · sich unzufrieden äußern fachspr., verhüllend, mediensprachlich
...


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/herumkritteln

herumkritteln


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/kritteln

kritteln


(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm

"kritteln", nhd., sw. V., (17. Jh.): nhd. "kritteln", nörgeln; ne. niggle (V.);

Quellenangaben: 17. Jh.;

Etymologie: Herkunft ungeklärt, wohl Einfluss von "Kritik";

Literaturhinweise: GB.: herumnörgeln;

F.: kritteln, krittel, krittle, krittelst, krittelt, krittelte, kritteltest, krittelten, kritteltet, gekrittelt, gekrittelt, gekrittelte, gekritteltes, gekritteltem, gekrittelten, gekrittelter, krittelnd, krittelnd, krittelnde, krittelndes, krittelndem, krittelnden, krittelnder, krittel


(E?)(L?) https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/shwb/entry/be-kritteln

be-kritteln


(E?)(L?) https://www.ndr.de/kultur/norddeutsche_sprache/plattdeutsch/woerterbuch101_abc-K.html#alphabetnav

"kritteln" - Kreis Pinneberg - "kritisieren", "nörgeln"


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/122352

bekritteln


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/131793

herumkritteln


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/134168

kritteln


(E?)(L?) https://www.redensarten-index.de/

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Schon im Mittelalter gab es das Wort "kreten" = "zanken", "streiten", im Norddeutschen "kriddeln" = "zanken", "Einwürfe machen", "sich ärgern" und "kriddelig" = "verdrießlich", "zänkisch".
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(E?)(L?) https://edoc.ub.uni-muenchen.de/16001/1/Birk_Bettina.pdf

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2.3 Konnotative Verbsuffixe: Konnotation des Verbsuffixes "-eln"

Aufgrund der engen Wechselbeziehungen zwischen verbaler Wortbildung und Syntax ist Transposition die Hauptfunktion der Verbsuffixe. Modifikation ist nur in geringem Umfang möglich. Nun ist es aber nicht so, dass Verben konnotationslos sind. Im Gegenteil, es lassen sich viele konnotative Verben finden ("kläffen", "pfuschen", "protzen"). Ihre Konnotation wird allerdings von der Basis ausgedrückt. Der Fokus der vorliegenden Untersuchung liegt auf konnotativen Wortbildungsmustern, dadurch ist der Untersuchungsgegenstand deutlich eingeschränkt. Im Wesentlichen handelt es sich um ein einziges verbales Suffix, das konnotative Ableitungen bildet: das Suffix "-eln". Gowerdowskij (2002: 96) charakterisiert den konnotativen Gehalt des Suffixes "-eln" als „krass ausgeprägte Konnotation der mündlichen Rede, die sich in einigen Wörtern in die Pejoration transformiert“. Bereits das erste zur Veranschaulichung angegebene Beispielwort trifft den von ihm beschriebenen Sachverhalt nicht ganz. Mit "blinzeln" liegt nämlich kein Wort des ausschließlich mündlichen Sprachgebrauchs vor, zudem ist keine negative Konnotation erkennbar [153]. Gowerdowskijs weitere Beispiele "dichteln", "französeln", "hüsteln", "kränkeln" sind zwar negativ konnotiert, aufgrund ihrer semantischen Verschiedenheit kann aber keine systematische Struktur des konnotativen Gehalts von "-eln" erkannt werden. Um die Konnotativität des Suffixes erklären zu können, muss ein genauerer Blick auf formale und semantische Eigenschaften der verschiedenen Ableitungen geworfen werden.

(E?)(L?) https://edoc.ub.uni-muenchen.de/16001/1/Birk_Bettina.pdf

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Das Suffix "-eln" weist eine differenzierte Semantik auf und ist nicht in allen Bedeutungen konnotativ. Konnotationslos tritt es in der Bedeutung "etwas in eine bestimmte Form bringen" auf wie in "fälteln", "häufeln", "stückeln" (vgl. Fleischer/Barz 2012: 430).

Eine zweite semantische Möglichkeit ist die diminutiv-iterative Bedeutung wie in "brummeln", "drängeln", "frösteln", "lächeln", "kritteln", "schlängeln", "schwächeln", "streichen", "süffeln", "tröpfeln" (vgl. Kühnhold/Wellmann 1973: 115 f., Fleischer/Barz 2012: 429). Die diminutiv-iterative Komponente von "drängeln", "lächeln", "frösteln", "schlängeln", "streicheln", "tröpfeln" kann als rein denotativ eingestuft werden, die Bildungen sind demnach konnotationslos. Ist mit der diminutiv-iterativen Bedeutung eine Wertung verbunden, können sich die Ableitungen konnotativ aufladen. Die negative Bewertung von Iterativa ist nicht selten, sie tritt auch bei dem Substantivsuffix "-erei"/"-elei"/"-ei" und dem Zirkumfix "Ge-...-e" auf (Zur Konnotation des Substantivsuffixes "-(er/el)ei" vgl. Kap. IV 2.1.2.2 dieser Arbeit, zur Konnotation des Zirkumsfixes "Ge-...-e" vgl. Kap. IV 3.1 dieser Arbeit).

Wie "Kritisiererei" ist auch "kritteln" als "ständiges Kritisieren" negativ konnotiert. Das Verb "kritisieren" ist dagegen neutral. Durch die diminuierende Komponente wird die "Kritik" in "kritteln" als kleinlich und ungerechtfertigt charakterisiert (vgl. GWDS 2012, Eintrag "kritteln").
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(E?)(L?) https://www.kruenitz1.uni-trier.de/

"Verkritteln", ein thätiges Zeitwort, durch Kritteln oder Tadeln schlecht machen. Sie haben mein Werk durch ihre Zusätze verkrittelt, schlechter gemacht. Ihre Verkrittelung (Puristerey) ist nicht Jedermanns Sache etc.


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#1

"BEKRITTELN", carpere, vellicare: das vortrefliche sollte durchaus nicht bekrittelt noch besprochen, sondern genossen und andächtig im stillen bedacht werden. Göthe an Zelter 533. s. "kritteln".

"BEKRITTLER", m. iniquus censor.

"KRITTELN", ein volkswort, das noch nicht lange in die schriftsprache eingetreten ist.

1) "kritteln", "kleinlich mäkelnd urtheilen".

a) intr.: so sind unsere krittler! jetzt kommt keiner mit rath und that, darnach aber wird des krittelns kein ende sein. Bürger 181b; kerls, die in ohnmacht fallen wenn sie einen buben gemacht haben, kritteln über die taktik des Hannibals. Schiller räuber 1, 2 (kr. ausg. 2, 29); da sieht man denn gleich ... dasz der verfasser mit einem krittelnden publicum zu thun hat, über das er sich nach und nach ganz erheben musz. Göthe 38, 265; schon fangt ihr an, mangel zu empfinden, zu kritteln und zu kritisieren. Tieck ges. nov. 5, 40.

b) trans., doch ungewöhnlich:
man krittle mir den dichter, wie man wolle,
sein Pindusborn setzt doch ein edles blut.
Bürger verm. schr. 1798 2, 417 (Bellin 1, 21).
das heiszt sonst "bekritteln", das überhaupt im gebrauch allgemeiner ist als "kritteln".

c) man sieht übrigens, dasz da überall an kritik und zubehör gedacht ist, "kritteln" als ein deutsches "kritisieren" behandelt, und eben dieser anklang hat das wort in den höhern stil gebracht; s. dazu Klopstock unter "kritmann", der dazu i. j. 1774 den anstosz gab, aber schon früher hatte sich der anklang aufgedrängt, das zeigt Alers "gritteler", "homo criticus" 983a, und Frisch, Stieler unter 2, a.

2) verzeichnet ist es doch schon früher, aber mit "g-".

a) bei Frisch 1, 374a "gritteln", vulg., "einwürfe machen", it. "zanken", "dubia movere", it. "rixari", "jurgare", das gritteln curiositas critica (dazu "grittler", "grittlich"). er ist aber dabei von Stieler 705 abhängig: "grittelen", cridare (diesz des etymol. anklangs wegen), rixari, altercari, jurgare, dubia movere et res ad se non pertinentes curiose et cum injuria alterius inquirere, er grittelt in allen sachen omnia rimatur, quaecunque in controversiam vocat; dazu "grittelen" n., "grittelung" f. curiositas, "wortgrittelung" curiositas critica, "naturgrittelung" curiositas physica, der "grittelung" /Bd. 11, Sp. 2339/ ergeben sein nodum in scirpo quaerere; Stielers quelle kenn ich nicht (Henisch, Schönsleder, Hulsius, Faber haben nichts davon), Adelung gibt unter "gricklich" (s. "kricklich") "gritteln" als 'oberd.' ('man könnte leicht auf "kritikos" fallen') d. h. aus Frisch.

b) es ist aber da in der bed. zu "scheiden" [griech. "krinein" = dt. "scheiden", "trennen", "entscheiden"]. Steinbach 1, 644 trennt denn auch zwei bed.: ich grittele, zanke, tadele, altercor, carpo, vellico, und durchgrübele, curiose rimor (er schöpf nur aus Stieler). genauer scheidet schon Aler 982b und führt getrennt auf: "grittelen" zanken, "grittelen" durchgrübelen, "grittelen" tadlen. freilich hat der "krittelnde" unter 1, a zugleich etwas von einem kleinlichen grübler wie vom widerspruchslustigen zänker, aber dasz man jene bedeutungen doch besser scheidet, wird sich unter "krittlich" zeigen (s. d. 2, e).

c) aber auch der echte anlaut bleibt festzustellen. schon Stieler schwankte, denn er hat auszer "grittelicht" auch "kritlich" 1029, ebenso Schmotther, Frisch auszer "gritteln" auch "kritlich"; die erste aufzeichnung fiel in eine zeit und in gegenden, wo "gr-" und "kr-" nicht mehr geschieden waren. Stielers "gr-" ist beeinfluszt durch das fries. "grittmann" (s. unter "kritmann"), das er kannte und an das er jenes anlehnte. auffallend aber ist, dasz Aler trotz der zuziehung von "criticus" (s. 1, c) an "gr-" festhält, vgl. unter "krittlich" 3, e.

3) mundarten bieten es nd. und md.

a) das kleinliche tadeln erscheint nd. im pomm. "kritteln", mit kleinen fehlern unzufrieden sein, he krittelt dorup, hat diesz und jenes daran auszusetzen. Dähnert 255b (ohne erwähnung von "kritik"); ähnlich scheint altmärk. "kritteln" Danneil 226a bei sehr allgemeiner angabe ("verstimmung äuszern"). fürs westliche md. zeugt wol Schmidt westerw. id. 91, der "krittelfax" (s. "krittel" 2) erklärt: wer 'über jede unbedeutende sache seine anmerkungen macht ("krittelt")', freilich ist nicht klar, ob ers nicht blosz als hd. beisetzt; s. auch Göthes "krittel", "krittelei". im osten schles. "kritteln", "krêteln" zanken Weinhold 47b.

b) das "zanken" find ich sonst nur nd., aber in der form etwas abweichend: "kriddeln" brem. wb. 2, 869 (dazu "kriddeler" = "zänker", "kriddelije" = "zänkerei", "kriddelig" = "zänkisch"), zugleich als refl. "sik kriddelen" mit der etwas ausweichenden bed. "sich ärgern"; letzteres aber gött. "sek kritteln" "sich leicht und anhaltend ärgern" Schambach 113b, das tritt wie verbindend zwischen "zanken" und "tadeln". noch anders hamb. (wie schles. vorhin): "kreeteln" = "zanken", "zwisten", die Märker sagen "krekeln" Richey 138; das lehnt sich an nd. "kreet" = "zwist" ebend., Lauremb. 6, 100 (s. 131 Lapp.), mnd. "kyfkret" gwerra Diefenb. 272c, vergl. unter "kreizen" 2, c, wo auch "krit" vorkommt, altn. "kritr" = "zwist" Biörn 1, 477a. s. auch "kritzen" 5, "zanken".

c) in der form zu b, im sinne zu a stimmt nordostd. "kräteln" kleinlich tadeln bei Hermes (sp. 2069). weitere aufklärung brächte vielleicht das merkwürdige "kreter" sp. 2173, wenn es selber erst klarer wäre (zu dem nd. "kreteler" das. nachträglich "kreeteler" streitentscheider beim ballschlagen auf dem eise Schütze holst. id. 2, 346); aber das zanken und das kleinliche mäkeln lieszen sich beide nach dem thun eines solchen procurator, advocatus benannt denken. vgl. auch "krattelei" kampelei und "sich kretten", streiten. weiteres unter "krittlich", das in ausgedehnterem gebrauch ist als "kritteln".

"KRITTLER", m.

1) kleinlich mäkelnder urtheiler.

a) Klopstock empfahl in der gelehrtenrepublik "kritler" für "kritiker" (s. unter "kritmann"), ohne üblen sinn, der sich denn freilich von selbst einstellte: o der theoreyen für dichtende, welche die deutschen
kritler jahr aus jahr ein aus der luft uns greifen ...
Klopstock 7, 321 (epigr. 6);
dank unsern dichtern! da sich des kritlers ohr,
fern von des urtheils stolze, verhörete,
verlieszen sie mich nicht ...
oden 1798 2, 78 (an Voss),
er brauchte es also zugleich für theoretiker, ästhetiker (vgl. Gottscheds 'kritische' dichtkunst, s. "kritisch" 2, b); schäfer und barden und empfindler und "kritler". Sturz 1, 212, auch das einfache "t" stammt von Klopstocks rate (vgl. unter "kritteln").

b) später aber mit "tt": den "krittlern", die manches ohne alle noth undelicat gefunden haben. Bürger 132b, anm.; kunstrichter und "krittler". 354b (die schreibung vom herausg.);
die (meine lieder) schreib ich immer schöner ...
trotz krittler und verhöhner.
Göthe 5, 195 (divan);
dasz sich auch das publicum nicht durch einen mislaunischen krittler werde irre machen lassen. 45, 134, auch 2, 218 als überschrift eines gedichtes;
geschwätzgen krittlern gönne du die kleinheit.
Platen 92.
/Bd. 11, Sp. 2340/

c) in zusammensetzungen:
schon hör ich kritler-mordgeschrei
in meinem stillen grabe:
wer die Lenore doch wol sei?
ob sie gelebet habe?
Bürger 40b,
im gött. musenalm. 1777 s. 196 schrieb er aber nd. kriddlermordgeschrei (vgl. Klopstock unter kritmann);
brecht, denn ihr thuts, ob dem, was er (Gleim) gesungen,
mit eurem krittlertadel los!
Seume (1853) 7, 212;
der krittlerzunft tagscheue fama.
Voss 6, 119,
auch bei Heyne briefe an J. v. Müller 199.

2) "krittler" auszer diesem literarischen gebrauch.

a) im 17. jh. bei Stieler 705 "gritteler" altercator, jurgiosus, litigator, trico; bei Frisch "grittler" dubia movens, altercator, morosus, difficilis, also auszer zänker auch schon kleinlicher mäkler u. ä., wie jetzt; schon bei Aler 983a auch "gritteler", homo criticus, qui omnia carpit. s. dazu unter "kritteln" 2, a und b.

b) mundartlich find ichs nd. bei Danneil 226a, im brem wb. (s. u. "kritteln" 3, a. b), hamb. "krêteler" zänker Richey 138. aber auch oberd., wo doch "kritteln" fehlt: schwäb. "krittler", streitsüchtiger mensch Schmid 327. s. auch "kritzler" 2.

c) merkw. auch schon bei Fischart, doch mit mir nicht klarem sinne: heiszt nicht Plautus (welchen einmal ein gugelkapp für Paulus las) sich vor den maulginenden diätmalenden tagkritlern und tischpropheten h?ten? Garg. 160b ("tagkrittlern" Scheible 298), es ist von ärzten die rede die strenge diät im trinken vorschreiben.

KRITTLERIN", f., bei Stieler 705 "grittlerin" litigatrix.

"KRITTLICH", adj. zu "kritteln".

1) gebrauch und verbreitung.

a) im schriftdeutsch nicht häufig, weit seltener als "kritteln", "krittler": der, der (beim weintrinken) .. alle kleinen scherze krittlich abwägt. Lichtenberg 1, 331 (2, 44); patrioten und philosophen sind krittliche geschöpfe. Thümmel 4, 551 (144); der zimmermann konnte das kindergeschrei nicht leiden, er ward überhaupt immer krittlicher und unzufriedener. Auerbach dorfg. (1846) 1, 227. aber die wbb. geben es häufiger an als "kritteln": "kritlich" jurgiosus, impatiens Stieler 1029, "krittlich", wunderlich, leicht anstössig Ludwig 1075, "krittelicht" rappelicht, wunderlich M. Kramer 1719 2, 128a ("krittlich" in den ausg. 1768. 1787), "krittlich", der leicht zum zanken zu bewegen Frisch 1, 548a, und sie alle haben kein kritteln daneben. Adelung führt es gar nicht auf, nur unter "gricklich" beiläufig "grittelicht" als 'oberdeutsch', d. h. aus Frisch genommen.

b) auch sachlich: "grittelicht" (s. 2, a) controversus, das ist gar eine grittlichte sache, ingentis praejudicii res est, capitosa est quaestio Stieler 705, ein grittliche sach res delicata Aler 983a, eine krittlichte sache a ticklish or slippery business Ludwig, eine krittelichte kitzlichte sache M. Kramer, eine krittliche materie quod facile lites et rixas movere potest Frisch. so z. b. pomm. bei Dähnert 255b ene krittlike sâk, misliche sache, von der es ungewiss ist ob sie gut oder schlecht ausfällt, vgl. auch unter c, a. ß.

c) auch die mundarten bieten es weit häufiger als "kritteln", nd. md. wie oberd.

a) nd. bei Dähnert eben, bei Schamb. 113b "krittelig" zum ärger geneigt, im brem. wb. "kriddelig" zänkisch und 'kützlich', von sachen, 'woraus leicht zank entstehen kann', verdrieszlich, verworren, nordfries. "kreetlagh" zänkisch, nordschlesw. "kritjle" Kok.

ß) auf md. boden find ichs im osten und westen, schles. "kritlich" (und "krötlich") zänkisch Weinh. 47b, nass. "krittelig" empfindlich, wunderlich, ärgerlich Kehrein 247, auch in Coblenz Wegeler 28, westerw. z. b. "krittlich" in essen Schmidt 91; auch luxemb. "krideleg", 'kricklich, gern tadelnd, unzufrieden' Gangler 256, in Aachen '"krötlich" ("krittlich"), zu Köln "krüddelich", von menschen mürrisch, reiszbar, von dingen "kritisch", "kitzlich"' Müller und Weitz 131.

c) als oberd. find ichs nur schwäb., "krittlig" und "krittig" streitsüchtig Schmid 327; aus dem Bregenzerwalde gab mir Felder ein krittischer mensch, der überall schwierigkeiten macht, wobei an eine übernahme des gelehrten "kritisch" kaum zu denken ist, vgl. nd. "kriddsk", eigensinnig, zänkisch brem. wb. 2, 870.

2) andere nebenformen, ursprung.

a) mit "gr-", wie Stieler 705 "grittelicht" rixosus, controversus, freunde müssen undereinander nicht grittlich sein, Frisch 1, 374a grittlich, der gerne einwürfe macht und zankt (s. auch u. 1, b), so in den briefen der Elis. Ch. v. Orleans, die es als pfälzisch, mrh. bezeugen: das ich seider eine zeit her so "gritlich" /Bd. 11, Sp. 2341/ und von bösem humor gewesen bin. bibl. des Stuttg. vereins 88, 15, v. j. 1681; die sach von monsieur Braun mag ma tante woll gritlich gemacht haben. 432; gritlich und incompatible. 355, auch 423. 448; dasz ordinarie den alten jungfern eine rewe ankompt, welches sie hernach trawerig und "gridlich" macht. 279; "gridtlich" 179. 247. 255. auch mit einem eignen vergleich: ich schreib eüch jetzt, ob ich zwar heüte schon so gritlich bin wie eine wantlaus (wanze). 21, auch 392 (noch westerw. bei Schmidt 91 der mensch ist so krittlich wie eine wandlaus). nur ein paarmal mit "kr-": wen ich dan von sachen höre, so ich nicht recht begreifen kan, den werde ich blutsleünisch (launisch) und kritlich wie eine wandtlaus. 239; Valbel .. hat zum könig gesagt mit einen kritlichen thon (gereizt). 5.

b) um 200 jahr älter aber "grüdlig", bei Keisersberg, von ungeruewigen mönschen, die das beichtwee haben (eine plage für die beichtiger wovon er öfter spricht): die erst regel ist beichten kurzlich. es ist sollichen grüdligen mönschen nütz, daß sie nit haben ein zu fil enge conscienz, zu beichten kleine sünd, sunder kurz und in einer gemein die selben sagen. irrig schaf 1510 4° G ija, in einer andern ausg. grüdlechte (s. Schilter thes. 3, 377b); sollichen grüdligen mönschen ist gar nutz, das sie mit rat irer obren .. handlen wider ire scrupul und grüdelikeit. G iiijb. es sind nach der weitern beschreibung religiöse grübler, die ihr thun und denken mit ängstlicher genauigkeit beobachten und so reizbar, nervös, unleidig werden, und jenes gritlich der fürstlichen Pfälzerin, unser krittlich ist darin nicht zu verkennen.

c) dieses "grüdlich" gehört weiter zusammen mit "eschengrüdel", der in der "eschen grüdlet", bei dems. (s. u. "aschengrittel", "eschengrüdelein"), und "grüdlen" musz bedeuten mit den händen stören, stochern, kleinlich arbeiten. daher wol folg. "gritlich" von kleiner fingerarbeit: er verwundere sich über seine (des goldschmidts) "gritliche" arbeit. zeitvertreiber 1668 s. 243. also jenes "grüdlig" eigentlich "grübelig", wie "grübeln" eig. auch von fingerarbeit, dann von ängstlich kleinlichem denken gilt. dasz "ü" zu "i" ward und "gr-" zu "kr-", ist in dem rhein. deutsch vom Elsasz abwärts durchaus begründet, wie im gesamten md., auch "d" und "t" vor "l" wechseln in der aussprache.

d) aber das erklärt nicht alles. das nd. "krittlik", "krittelig", "kriddelig" hat mit jenem oberrh. grüdlig nichts zu thun, ihm musz man einen ursprung für sich suchen (s. "kritteln" 3, b). von beiden aber trennt sich wieder das nrh. "krüddelich", "krötlich" (1, c, ß), letzteres auch schles., und hess. im 16. jh.: wie kompts, dasz ihr mich so anfahrt? ihr seit "krödlich", ubel zufrieden. Gilhusius gramm. 49 (Vilmar hess. id. 228), es gehört zu "krot" beschwerde, verdrusz, s. dort. daher wol auch bei Frisch 1, 548a "krüttlich" neben "krittlich", bei M. Kramer 1719 2, 128a "krüttelicht" neben "krittelicht", auch diesz "ü" gieng in mrh., md. aussprache notwendig in "i" über.

e) so erscheint denn das nhd. "krittlich" wie aus drei verschiedenen quellen, von drei verschiedenen seiten her zusammengeronnen, der zusammenflusz kann auf mrh., md. boden geschehen sein. in den älteren angaben von "gritteln", "kritteln" (s. d. 2, a. b) scheiden sich die begriffe noch deutlich, das 'durchgrübeln' schlieszt sich klar an das oberrh. "grüdlen" unter c an (auch das bei "kritteln" u. a. lange festgehaltene "gr-" könnte eine nachwirkung davon sein), das 'zanken' u. ä. findet sowol in der nd. wie in der nrh. quelle seinen anhalt, nur für das 'tadeln' scheint noch eine vermittelung wünschenswert, wäre sie doch bei criticus zu suchen? auch für das oberd. "krittig", "krittisch" u. 1, c, ? weisz ich keinen rat.

"KRITTLICHKEIT", f. subst. zum vorigen:
so schuf er mit mistraun und krittlichkeit
dem ganzen kloster verdrieszlichkeit.
Scheffel gaudeamus 163.
schon bei Voss Shakesp. 3, 108 für engl. spleen. bei Keisersberg irrig schaf G 5a "grüdelikeit" (s. u. "krittlich" 2, b).

"KRITTLING", m. kleinlicher kritiker (vgl. "kritmann"): dasz diese weichlinge und "krittlinge2 das grosze verkleinern, das starke verschwächen, ja das mächtige vernichtigen. Göthe bei Riemer mitth. 2, 654, v. j. 1830, vgl. sein "krittel".

"ÜBERKRITTELN", v., übermäszig kritisieren Campe 5, 27b. von Ayrenhoff als 'nicht schriftsprachlich' abgelehnt: redensarten wie ... "bekritteln" und "überkritteln2 u. d. m. gehören nicht in ein werk, das verbesserung des geschmackes bezwecket 5, 199.

"VERKRITTELN", verb. mit "kritteln" (s. th. 5, 2333) zubringen: den ganzen abend "verkritteln". Heinsius 4, 2, 1312b.


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=GWB#2

  • Krittelei
  • bekritteln
  • kritteln
  • Krittler



(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=PfWB#1

"kritteln" schw. : 'nörgeln, kritisieren', "krittele" [KU-Kaulb]. Syn. s. PfWb schelten. un frää dich nore, krittel net, / falls 's scheensche Glick e Fehlplatz hett'! [Christmann Grummet 49]. SHW Südhess. III 1851; RhWb Rhein. IV 1541; ElsWb Els. I 527 "krittlen".


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB

"kritteln" PfWb ElsWb -et- Dür, Monsch, Eup, Erk, Dinsl, Rees, Klev, Barm; "krideln" Mettm-Wülfr [ein anderes rhfrk., mosfrk. "krideln", –i- gehört zu rip., nfrk. "krüddeln"] schw.: absol. unzufrieden sein, etwas auszusetzen haben; de hät emmer jet ze "krideln", — hält sech am "krideln"; an jet (enem) "krideln" — Abl.: die "Krettel(er)ei", dat "Gekrettel(s)", der "Kretteler".

"bekritteln": etwas b., bemängeln.

"krittelig" "kretelig" Monsch, Eup, Dinsl, Rees, Klev; "kritelig" Köln-Stdt Adj.: gerne mäkelnd, kritisierend, unzufrieden, empfindlich (bes. im Essen); en "kr." Deng (Kind).

"Kritteljann" "kriteltsjan". Dür m.: einer, der gerne krittelt.

"Krittelkopf" "kretelkop" Dinsl-Hiesf m.: dass.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=bekritteln
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "bekritteln" taucht in der Literatur um das Jahr 1650 / 1790 auf.

(E?)(L?) http://corpora.informatik.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2023-08

Kufe, Kübler, Kübel, Küfer (W2)

von lat. "cuparius"; heute ist daraus "Kübel" geworden.
"Kufen" waren eigentlich die einzelnen Holzscheite, aus denen ein dichter Holzbehälter gebaut wurde. Über den "Kübler" (derjenige, der die "Kufen" zusammenfügte) ging "Kübel" auf den fertigen Behälter über. Wenn "Küfer" heute überhaupt noch verwendet wird, dann zur Bezeichnung eines Handwerkers, der speziell Weinfässer herstellt.
Die "Kufen" findet man heute noch am Schlitten und an den Schlittschuhen.

Kuffnucke, Kuffnukke, Kufnucke, Kufnukke, Kuff, Nucke, nuckeln (W3)

Folgender Eintrag wurde am 10.04.2003 im Etymologie-Forum geposted:
Ich bin wiederholt gefragt worden, wo denn dieses Wort herstamme. Die Bedeutung scheint klar, als pejorative Bezeichnung für (zumeist ausländische) Menschen. Hat jemand eine Idee?!
(A: caot)

Mir ist die Bezeichnung nicht bekannt, aber vielleicht kennt Sie ja ein Besucher.

Als Erklärungsversuch kann man beim ersten Wortteil entweder an "Kuff" = veraltete ostfriesische Bezeichnung für "Küstenboot mit geringem Tiefgang", "plattbodiges Fahrzeug mit zwei Masten" oder an "Kufe" = "Kübel", "Brett" (vgl. "Küfer" = "Böttcher" = "Fassmacher") denken. Beides könnte auf lat. "cupa" = "Tonne", "Stange" zurückgehen.

Es gibt auch ein von frz. "couffe" abgeleitetes "Kuff", "Kuffe", ein Weidenkorb der in der Levante zur Verpackung diente. ("Levante" ist eine veraltete Bezeichnung für die "Mittelmeerländer östlich von Italien", wörtlich etwa "(Länder der) aufgehenden Sonne".

Ein weiteres "Kuff" kommt (in der Architektur bei der Erstellung von Kreuzgewölben) in der Redewendung "auf Kuff" vor und bezeichnet eine Methode der Einwölbung, bei der die Wölbsteine parallel zur Gewölbeachse verlegt werden, z.B. bei Kappen- oder Tonnengewölben. Dabei ist stets eine Lehrschalung erforderlich.

Der zweite Wortteil könnte ein ndd. "Nucke" = "unerwartete, unangenehme Angelegenheit mit einer Sache oder Person". So gibt es den Ausdruck "seine Nücken und Tücken haben" ("Nucke" = "Bosheit", "Falschheit") oder man spricht von einer "Nuckelpinne", wenn man ein klappriges Auto meint, oder von "nuckeln" für "saugen", "in kleinen Schlucken trinken".

Aber wie kann man dies nun zur Herleitung von "Kuffnucke" verwenden. Eventuell als "Kiste mit Kleinigkeiten" bzw. im übertragenen Sinn "Kiste voller unangenehmer Überraschungen".

Am 28.12.2003 erhielt ich dazu folgenden Hinweis:

Hallo, habe ja selbst die E-Mail-Adresse der "Kuffnukke", daher eine kurze Info, wie ich dazu komme:

Im Sprachgebrauch eines weitläufigen Bekannten war "Kuffnukke" Bezeichnung für alles mögliche "Kleinzeug, was irgendwie störte und unangenehm war", (Flusen, kleines Insektenzeug, undefinierbares...). Also schon pejorativ.

Ich selbst habe daraus die Geschichte der "Kuffnukken" gemacht, ein reines Fantasieprodukt: kleine, garstige, sich vom Haarbalgtalg ausgewählter Säugetiere incl. Menschen ernährender Tierchen, die erst vor kurzem entdeckt wurden und zwar zufällig unter Einsatz einer Gegenlichtveredlungskamera usw.usf.

Das gab sogar ein komplettes Referat im Fach Deutsch in der Berufsausbildung... :-) Und seither kursiert die Geschichte und wird immer weiter ausgebaut.

Außerdem hatte ich mal gehört, dass "Kuffnucken" ein Volksstamm in der Mongolei seien.
Und ein Kollege erwähnte mal, dass das im Bereich Mannheim ein ganz besonders übler Ausdruck für Ausländer sei...
(A: si??)

Am 25.10.2004 ergänzte Ralf R. Eichmann:


Der Ausdruck stammt aus dem Ruhrgebiet. Laut meinem früheren Chef (immerhin Direktor einer dt. Großbank), der den Ausdruck ständig verwendete (er stammte allerdings auch nur aus Lippstadt, also nicht aus dem Pütt selbst) bedeutet dieser Ausdruck die Umschreibung für einen "aus- oder fremdländischen Mitbürger ohne regionale Spezifikation". Um es etwas einzugrenzen: EU-15-Europäer dürften keine sein, allerdings sämtliche Osteuropäer, Afrikaner, Asiaten (wahrscheinlich nicht alle) aber ich bin kein Spezialist. Bücher sagen auch nichts dazu, nur das Ruhrgebiets-Deutsch-Lexikon, welches ich leider verkauft habe, enthielt eine Definition für "Kuffnucke". Wahlweise auch nur mit einem "f". Naheliegend, dass der Begriff - allein lautmalerisch wirkt er schon so - in abwertiger bzw. geringschätziger Weise benutzt wird.


Am 06.07.2008 ergänzte Jan Woitas

zum Eintrag Kufnucke (oder Kufnukke oder wie auch immer):

Ich kenne diesen Begriff noch aus DDR-Zeiten. Er wurde bei uns im Zusammenhang mit dem Export von LKWs in irgendwelche Wüstenstaaten gebracht. Es waren an diesen LKWs (W50 und L60) Dachluken verbaut, die ganz klar für militärische Zwecke gedacht waren, uns aber als Belüftung für das Führerhaus verkauft werden sollten.

Jedenfalls sind die Abnehmer dieser LKWs, die Bewohner dieser Schurken-/Wüstenstaaten samt und sonders "Kufnukken" gewesen. Oder "Mutschakken". Oder "Mollukken", je nachdem.
Es ist in jedem Fall negativ konnotiert, allerdings humorvoll/freundlich. Keinesfalls unfreundlich gemeint.

L

Leichenbitter (W3)

Der einst bezahlte (oder zumindest beauftragte) "Leichenbitter" informierte Nachbarn und Bekannte über den Tod eines Mitbürgers, und lud sie zur Teilnahme am Begräbnis ein.

(E?)(L?) https://blogs.taz.de/wortistik/2006/08/21/rote-liste-der-deutschen-sprache-l-m/

VONDETLEF GUERTLER, 21.08.2006

Rote Liste der Deutschen Sprache, L – M

In der 24. Auflage des Dudens als „veraltend“ gekennzeichnete Wörter:


Bei Adelung findet man:


"Bitten", verb, irreg. act. Imperf. ich bath, Mittelwort gebethen, Imperat. bitte.

1) Die Erweisung eines Guten als eine Wohlthat oder Gefälligkeit von jemanden verlangen. Einen bitten. Einen um etwas bitten, und etwas von einem bitten. Fußfällig, demüthig bitten. Er bath ihn mit vielen Thränen. Für jemanden bitten. Um Gnade, um Vergebung, um Verzeihung bitten. Der Feind mußte um Friede bitten. Die vierte Endung der Sache zu setzen, wenn die Person nicht ausgedruckt wird, ist ungewöhnlich; doch höret man zuweilen: bitten sie alles in der Welt, nur das nicht, für um alles. In der R. A. eins bitte ich dich, sind so gar zwey Accusativi üblich, welches außer dem nicht nachgeahmet werden darf. Bey einem um etwas bitten, ich wohl nur in Obersachsen einheimisch. Herr Damon wird es schon vermitteln, daß Herr Simon bey dir um Vergebung bitte, Gell. Aber, zu Gott bitten, wie sich bey einigen Dichtern findet, kommt sonst nur in der Deutschen Bibel vor. Dafür ist schon gebethen, im gemeinen Leben, das wird gewiß nicht geschehen, es ist schon veranstaltet worden, daß es nicht geschehe. O dafür ist gebethen, daß man mirs weiß macht, Less. + Jemanden hinter Gott und vor Gott bitten, für sehr bitten, gehöret in die niedrigste Sprechart.

2) In engerer Bedeutung, Gott um etwas bitten, absolute, welcher Bedeutung dieses Wort aber nur in der Bibel und der biblischen Schreibart üblich ist. Doch sagt man auch im gemeinen Leben: für jemanden bitten lassen, in der Kirche.

3) Einladen. Jemanden zu Gaste, zur Hochzeit, zur Leiche, zur Kindtaufe bitten, ihn bitten, diesen Feyerlichkeiten beyzuwohnen. Einen zum Essen bitten. Ich bin nicht gebethen, nicht eingeladen. Ich habe ihn auf eine Tasse Thee, auf ein Glas Wein zu mir gebethen.

Anm. Statt des Substantives "Bittung" ist "Bitte" eingeführet. Dieses Verbum lautet bey dem Kero "pitten", bey dem Isidor "bitdan", bey dem Ottfried "bittan", bey dem Ulphilas "bidjan", im Angels. "biddan", im Nieders. "bidden", im Schwed. "bedja". Es ist ein Iterativum oder Intensivum, vermuthlich von "bethen", so fern solches ehedem in weiterer Bedeutung überhaupt "wollen", "verlangen", bedeutet haben mag. Von diesem einfachen Zeitworte hat "bitten" noch die jüngst vergangene Zeit "ich bath", und das Mittelwort "gebethen" beybehalten, obgleich nach einer verschiedenen Conjugation, die von einer verschiedenen Mundart herrühren kann. In einigen Oberdeutschen Mundarten wird es indessen regulär abgewandelt; "ich bittete", "ich habe gebittet".

Das Hauptwort der "Bitter", ist nur in den Zusammensetzungen "Hochzeitbitter", "Leichenbitter" u. s. f. üblich.

Der "Leichenbitter", des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die "Leichenbitterinn", eine Person, welche dazu verordnet ist, andere zur Leichenbegleitung zu bitten; in einigen Gegenden "Leidbitter". Nieders. "Dodenbidder", "Doonbidder".

Der "Todtenbitter", des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden ein Nahme des "Leichenbitters".


(E?)(L?) https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/shwb/entry/Leichen-bitter

Leichenbitter


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/205353

Leichenbitter


(E?)(L?) https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=lemmata&term=leichenbitterordnung

Leichenbitterordnung, f.

Rechtsordnung, die die Tätigkeit des Leichenbitters regelt (Benachrichtigung über d. bevorstehende Beerdigung, Ordnungsdienste im Trauerhaus usw.)

1652 Hamburg/ZKulturg. 6 (1899) 176


(E?)(L?) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

"Leichenbitter", "Leichenbitterinn", im Niedersächsischen "Dodenbidder", "Doonbidder"; diejenigen Personen, welche dazu verordnet sind, die zur Leichenbegleitung verlangten Personen einzuladen. An einigen Orten ist dieser Posten mit dem eines "Hochzeitbitters", verbunden. Bey bürgerlichen Leichen in kleinen Städten hat der "Leichenbitter" die Ordnung der Folge zu besorgen, und gewöhnlich schließt er sich bey dem letzten Pare der Leichenbegleiter mit an. Wird vor oder nach dem Leichenbegängnisse ein kleines Traitement gegeben, so übernimmt gewöhnlich, besonders bey Handwerksleuten, der "Leichenbitter" auch die Besorgung der Gäste, damit keiner zu kurz kommt, und zuletzt stattet er im Nahmen der Leidtragenden jedem vom Gastmahle weggehenden Leichenbegleiter den Dank ab. Eben dieser "Leichenbitter" bringt auch der Geistlichkeit die Gebühren ins Haus, und besorgt die Bezahlung des Geläutes, für welches alles er, je nachdem es an einem Orte gebräuchlich ist, entweder 16 Groschen, 1 Thaler oder auch noch mehr erhält.

Nach einer schlesischen Verordnung sollten zu diesem Posten Invaliden genommen werden.

Im Artikel Leichen=Commissarius wird ein Mehreres vom "Leichenbitter" vorkommen, besonders in Hinsicht des demselben zu erlegenden Geldes, so wie auch in "Leichenbestattung".


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#1

"BITTER", m. "petitor": die emsigen bitter erhöret gott; ein grober, unverschämter bitter. Stieler 176. s. "hochzeitbitter", "kindtaufbitter", "leichenbitter".

"BITTER", m. turdus iliacus, die weindrossel, in einigen gegenden.

"LEICHENBITTER", m. der zur begleitung einer leiche im namen der hinterlassenen einladet, praeco feralis Steinbach 1, 96; er giebt einen leichenbitter ab, homines invitat ad exequias alicujus conhonestandas. ebenda. das traurige gesicht, das er bei diesem amte zeigen musz, ist sprichwörtlich:

prinzessin (fängt der ritter mit einer miene, die er von einem leichenbitter geborgt zu haben schien, zu Schatulliösen an), sie sehn sehr aufgeräumt aus.

Wieland 4, 175 (n. Amadis 9, 16);

mit einer wahren leichenbittersmiene. Schiller Fiesko 1, 7.

"LEICHENBITTERIN", f. funera, quae corrogat alios ad exequias. Steinbach 1, 96.


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=PfWB#1

"Leichenbittergesicht", n. : = PfWb "Leichenbittermiene"; e Leichebitte? gesicht mache [Rockhs]. —

"Leichenbittermiene" f. : 'Gesichtsausdruck erzwungener Trauer', "Leichebittemien" [LU-Opp Land], "Leichenbittermiene" [KL-Reichb NW-Kallstdt BZ-Dernb]. Der macht so e triebselich Gesicht, so e echdi "Leichenbittermiene". [KL-Reichb]. SHW Südhess. IV 257.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Leichenbitter
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Leichenbitter" taucht in der Literatur um das Jahr 1790 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2021-10

Leichenbittermiene (W3)

Die "Leichenbittermiene" ist keine "bittere Miene", die "Leichen" aufsetzen. Es ist die "Miene", die einst bezahlte (oder zumindest beauftragte) "Leichenbitter" zur Schau trugen, wenn sie Nachbarn und Bekannte über den Tod eines Mitbürgers informierten, und sie zur Teilnahme am Begräbnis einluden.

Literarische Sanktionierung erhielt die "Leichenbittermiene" durch Schillers Drama Fiesco, in dem er seinen Protagonisten im 7. Auftritt des 1. Akts sagen lässt: "Der Spaß verliert alles, wenn der Spaßmacher selber lacht. Mit einer wahren Leichenbittersmiene!"

(E?)(L?) https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/shwb/entry/Leichenbitter-miene

Leichenbittermiene


(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/56021

Leichenbittermiene


(E?)(L?) https://www.redensarten-index.de/

"eine Leichenbittermiene aufsetzen" = "bewusst traurig gucken"

umgangssprachlich; Auf dem Lande war es früher Sitte, dass die Angehörigen eines Verstorbenen einen "Leichenbitter" von Haus zu Haus schickten, der zur Beerdigung ("Leich") bat. Die "Leichenbitter" waren natürlich selbst von dem Sterbefall nicht betroffen, so dass ihr ernster Gesichtsausdruck sprichwörtlich für ein vorgetäuschtes Leid werden konnte. Die Wendung "mit einer wahren Leichenbittermiene" ist ein Zitat aus Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua", das in anderer Form schon älter ist. Eine Variante ist: "im Leichenbitterton" ("in besonders ernstem Tonfall").


(E?)(L?) https://www.wissen.de/wortherkunft/Leichenbittermiene

Nichts mit dem Adjektiv "bitter", dafür umso mehr mit dem Verb "bitten" hat das Wort "Leichenbittermiene" zu tun, das heute "kummervolles Gesicht" bedeutet. Es gab früher den Brauch der Hochzeits– und der Leichenbitter, die beide auf ihre Weise gesellschaftliche Ereignisse ankündigten. "Leichenbitter" machten zumeist ein tiefernstes Gesicht, das dem Anlass ihres Kommens angemessen sein sollte.

Sie kamen vor allem im Dorf an die Tür der Einwohner und luden diese zur Beerdigung ein. Dabei verwandten sie oft Redeformeln und ließen für die Verstorbenen beten. Sprichwörtlich wurde das demonstrativ kummervolle Gesicht, dem man seinen Gram nicht vollends abnimmt, mit Schillers Drama Fiesco, in dem er seinen Protagonisten im 7. Auftritt des 1. Akts sagen lässt: "Der Spaß verliert alles, wenn der Spaßmacher selber lacht. Mit einer wahren Leichenbittersmiene!"


(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Wander#1

"Leichenbittermiene": Etwas mit einer Leichenbittermiene sagen.


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Leichenbittermiene
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "Leichenbittermiene" taucht in der Literatur um das Jahr 1830 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2021-10

Leisten
leisten
Folge leisten
Gleise
Geleise
Leiste
Leistung
alles über einen Leisten schlagen
Liste, Gewähr leisten (W1)

Die Wörter "Leisten" und "leisten" werden zwar immer noch benutzt, aber mir scheinen sie doch etwas antiquiert zu sein. Zumindest ist der Zusammenhang zwischen dem Substantiv "Leisten" und dem Verb "leisten" in keiner Weise ersichtlich. Und dann gibt es auch noch den Unterschied zwischen "etwas leisten" und "sich etwas leisten". Die lat. Entsprechung ist "lîtra" = "Furche".

Also bleiben wir erst 'mal bei dem "Leisten". Der erste Hinweis auf "Leisten" zeigt, dass die Einordnung in die Rubrik "untergegangene Wörter" gar nicht so verkehrt ist. Und zwar geht der "Leisten" zurück auf ein ahd. "leist" = "Spur", "Weg", "(Fuß)abdruck". Und damit bekommt auch das Verb "leisten" wieder zu seiner alten Bedeutung ahd. "leisten" = "befolgen", "erfüllen", "ausführen" eben in der Bedeutung "einer Spur nachgehen". Dazu gibt es Beispiele im altfrz. "lesta" und als ein postuliertes germ. "*laistija" = "folgen". Und spätestens hier fällt uns der Ausdruck "Folge leisten" ein und wir entdecken darin den "weissen Schimmel" "Folge folgen".

Ein weiterer interessanter Verwandter ist das Wort "Gleise", das eine Verkürzung von "Geleise" ist und eindeutig eine "Spur" durch die Landschaft legt.

Weiterhin findet man die "Leiste", die z.B. als "Randleiste" ihre "Spur" zieht und dabei nicht selten "Spuren" unsauberer Arbeit überdeckt. Und damit erhalten wir auch die ursprüngliche Bedeutung von "Schuster's Leisten", der also die Spur vorgibt, der der Schuster bei der Herstellung oder Reparatur eines Schuhes folgt.

Beinahe hätte ich nun die anfangs gegebenen Beispiele vergessen. Wenn man etwas "leistet" legt man also eine Spur. Und wenn man "sich etwas leisten" kann, dann profitiert man von der vorher "gelegten Spur", der "Leistung".
Und gibt es nicht den Ausdruck "Die Folgen (Spuren) seines Schaffens sind überall zu erkennen."

Der Ausdruck "alles über einen Leisten schlagen", der natürlich auf den "Schusterleisten" zurückgeht, erhält nun aber noch seine tiefere Bedeutung als "alles nach einer Spur ausrichten", "immer den selben Weg nehmen".

Als letztes interessantes Beispiel ist mir die "Liste" aufgefallen. Die "Liste", die über den Umweg ital. "lista" auf das ahd. "lîsta" zurück geht, besteht aus einer Anzahl von querliegenden (manchmal auch vertikal angeordneten) Spuren, Leisten.

Halt! - Noch eins: In dem Ausdruck "Gewähr leisten" erkennt man nun auch das ursprüngliche "Der Wahrheit Folge leisten" oder wie wir nun gelernt haben besser "der Wahrheit folgen".

(E3)(L1) https://www.dw.com/de/leisten/a-1335615

Leisten

Wenn man sich etwas leisten möchte, kann man sich Maßschuhe anfertigen lassen. Die werden in der Schusterwerkstatt nach Leisten angefertigt. Wer sich die finanziell nicht leisten kann, kann sich ja etwas anderes leisten.
...


(E?)(L?) http://www.gartenatelier.de/pflanzenportraets/goldleistengras.htm


(E?)(L?) http://www.mein-schoener-garten.de/de/site/pflanzenlexikon/Pflanzenlexikon.jsp


(E?)(L?) http://www.sandfrauchen.de/10_graslex0.htm
Kennen Sie übrigens das "Goldleistengras"?

leugnen (W3)

Dt. "leugnen" geht zurück auf mhd. "löugenen", "lougenen", "lougen", "lougenen" und weiter auf ahd. "lougnen" (8. Jh.), "louganen", as. "lÌgnian" und ist verwandt mit "lügen", das über mhdt. "liegen", ahdt. "liogan" zurück geht auf germ. "*leug-a", "*laugnjan", "*lougnjan" = dt. "lugen" und weiter auf ide. "*leugh-".

Nach Adelung ist "leugnen" verwandt mit "Loch", "Lücke" und geht auf die Bedeutung "verbergen", "verborgen sein" zurück.

Adelung schreibt zu "leugnen":

"Leugnen", S. "Läugnen".

"Läugnen", verb. reg. act.
1) * Verhehlen, verschweigen; ein größten Theils veraltete Bedeutung. Johannes bekannte und läugnete nicht, und er bekannte: ich bin nicht Christus, Joh. 1, 20.
2) Sein Urtheil von der Unwahrheit oder Unrichtigkeit eines Satzes fällen, verneinen, für falsch erklären. Ich läugne den voraus gesetzten Satz, erkläre ihn für unrichtig. Titius läugnete, daß er Cajum gesehen habe, verneinete, daß er ihn gesehen habe. Ich läugnete die Folge, erkläre sie für falsch unrichtig. In vielen Fällen ist dafür verneinen üblicher, z. B. ein verneinender Satz. Auch die biblische R. A. Gott läugnen, den Vater und den Sohn läugnen, dessen Daseyn verneinen, 1 Joh. 2, 22, 23, fängt an zu veralten, wenn es nicht den Nebenbegriff der folgenden Bedeutung mit einschließet. Indessen sagt man doch ein Gottesläugner, der Gottes Daseyn verneinet.
3) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, wider seine Überzeugung, oder besseres Wissen, verneinen. Da läugnete Sara und sprach: ich habe nicht gelachet, 1 Mos 18, 15. Wer seine Missethat läugnet, dem wirds nicht gelingen, Sprichw. 28, 13. Eine begangene That läugnen. Der Dieb läugnet alles. Läugne es nur nicht.
4) * Figürlich, wider sein Wesen, wider seine Eigenschaften, wider seine wahre Gesinnung handeln; eine veraltete Bedeutung, wofür verläugnen üblicher ist. Sich selbst kann, Gott nicht läugnen, 2 Tim. 2, 13. Statt des ungewöhnlichern Hauptwortes die Läugnung ist außer der Zusammensetzung das Läugnen üblicher, obgleich jenes noch bey dem Opitz vorkommt: Denn daß viel Sachen so haben den Beginn, Ist aller Läugnung frey, kann nicht geläugnet werden.

Anm. In allen obigen Bedeutungen schon bey dem Ulphilas "laugnjan", im Tatian "laugnan", im Nieders. "lögnen", "löchnen", im Oberd. aber "laugnen", im Isländ. "legna" und ohne Gaumenlaut "leyna", bey den nördlichen Engländern "to lean". Die Endsylbe "-nen" zeiget schon, daß dieses Zeitwort ein Intensivum ist. Das Stammwort heißt "laugen", welches in eben dieser Bedeutung schon bey den Schwäbischen Dichtern so wohl, als im Schwabenspiegel und bey dem Hornegk vorkommt. Allein die heutige Bedeutung ist nur noch ein Überbleibsel einer weit ausgebreitetern, indem dieses Wort eigentlich "verbergen", "verhehlen" und "verborgen seyn" bedeutete. Im Wallis ist "liechu" "verborgen seyn", im Schwed. "löna", ehedem "klauna", "verbergen", bey dem Ulphilas "analaugn" "verborgen", "analaugniba" "heimlich", "galaugnjan" "verhehlen", womit auch das veraltete "Lage", "heimliche Nachstellung", verwandt ist. Aus allem erhellet, daß dieses Wort zu dem Geschlechte des Wortes "Loch", "Lücke" u. s. f. gehöret. Da das "a" in allen verwandten Sprachen und Mundarten so merklich hervor sticht, so schreibt man es auch richtiger "läugnen" als "leugnen". S. auch "Lüge", "Lügen" und "Laugold".

(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/


(E?)(L?) http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1164560/

Deutschlandfunk / Kalenderblatt - 25.04.2010
Leugnen unter Strafe
Vor 25 Jahren verabschiedete der Bundestag das Gesetz gegen die "Auschwitz-Lüge"
Von Oliver Tolmein
Heute vor 25 Jahren verabschiedete der Bundestag das 21. Strafrechtsänderungsgesetz, das sich unter anderem gegen die sogenannte "Auschwitz-Lüge" richtete. Ob ein solches Gesetz überhaupt sinnvoll ist und wie es ausgestaltet werden sollte, war in der bundesdeutschen Öffentlichkeit heftig und kontrovers diskutiert worden.
...


(E1)(L1) http://www.koeblergerhard.de/der/DERL.pdf


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

...
Etwas mehr hierüber sehe man in Stoschs Versuch in richtiger Bestimmung einiger gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache, Th. 4. S. 222. wo die Wörter bejahen, bekräftigen, betheuern, leugnen und verneinen ihrer Bedeutung nach untersucht sind.
...


(E?)(L?) http://www.vocabulix.com/conjugation/German-Verbs.html


Erstellt: 2010-11

leumden (W3)

Nach Adelung hängt dt. "leumden" mit lat. "calumniari" = dt. "verleumden" zusammen (vgl. frz. "Calomnie" = dt. "Verleumdung").




Anm. Notker gebraucht es mit dem vor Zeitwörtern sonst unwöhnlichen "un", "unliumenden". Das Lat. "calumniari" ist seiner mittlern und Stammsylbe nach genau damit verwandt; "ca" aber scheint unser "ge" zu seyn, eigentlich "geleumden". (S. "Leumund", wo von der Abstammung schon das nothwendigste gesagt worden.) Bey andern alten Oberdeutschen Schriftstellern heißt "verleumden" "argogimaran", und ein "Verleumder" "Alhoner", bey dem Notker "Anafristar". In den spätern Zeiten kommt "vermeren", von "Märe", "Sage", für "verleumden" vor.


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
beleumden | beleumdung | beleumen | geleumde | geleumdet | leumder | leumdig | leumdung | schandleumde


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

BELEUMDEN | ENTLEUMDEN | ENTLEUMDUNG, f.


Erstellt: 2010-11

lieren - verlieren (W3)



lotter, Lotterleben, *leu-, *sleu, liddrich, liederlich (W3)

Am 03.02.2008 fragte Nina Hänel:

... Ich habe mich auch schon oft gefragt, woher das eine oder andere Wort wohl kommen mag. Zum Beispiel das Wort: "Lotterleben". ...

Diese Frage kostete mich einige Zeit - was kein Wunder ist, bei der großen Verwandtschaft von "lotter", die nach und nach zum Vorschein kam.

Zum "Lotterleben" selbst findet man nur einige schwache Hinweise, wie "lockeres Leben" oder "ein liederliches Leben" oder "faules Leben", "liederlicher Lebenswandel"

Immerhin findet man in "Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache", dass das "Lotterleben" im 19. Jh. aufkam.

Das war alles nicht sehr aufschlussreich, weshalb ich den Fehler beging, nach der Geschichte des losgelöst kaum noch vorkommenden "lotter" zu suchen. Dabei stieß ich auf die postulierten ide. Wurzeln "*leu-" und "*sleu". Und diese beiden sind die Ahnen einer wirklich großen "lockeren" Familie. Je nach Bedarf ändern sie Vor- und Nachsilben und treten in Formen wie "Schluri", "Schliere", "schlottern", "Schlot" ("hohler, wankender Halm"), "schludern", "schleudern", "Schlaraffe(nland)", "schlockern", "Schloße, "schloßen", "locker", "lose", "Loden(mantel)", "verlottern" in Erscheinung.

Von den postulierten Urahnen "*leu-" und "sleu" stammen viele Begriffe ab, die sich nur durch ein "sch" unterscheiden und ähnliche Bedeutungen haben. So etwa "(er)läutern" (wörtlich etwa "herauslösen" (des Wichtigen)) und "schleudern" (von mhd. "sludern" = "schlendern", "schlenkern"), "los" und "Schlosse", "locker" und "schlockern", "(ver)lottern" und "schlottern". Das saarländische "liddrich", dessen Bedeutungspalette man wohlwollend mit "unordentlich" zusammenfassen könnte, enthält Anklänge sowohl von "liederlich" als auch von "lotterlich". Und - was man zunächst weniger vermutet - alle aus dem Griechischen stammenden Wörter mit "lyse" wie "Analyse", "Katalyse", "Paralyse" gehen auf das ide. "*leu-" = "lösen" zurück.

Wenn man nicht päpstlicher ist als der Papst kann man in diese Familie auch engl. "log" = "gefällter Baumstamm", also "losgelöster Baumstamm" aufnehmen, aus dem in der Seefahrt das "Logbuch" entstand, dann das noch sehr junge "weblog" und durch Weglassen von "we" das "Blog", das im Internet wiederum viele Ableger gebildet hat wie "Blogger" und "Blogging".

Und möglicherweise kann man sogar das Wort "Etymologie" in diese Großfamilie aufnehmen. Über das lat. "légein" = "lesen", "zählen", "sagen", besteht durchaus die Verbindung zu "Buchstaben auflesen" und damit zu "loslösen". "Etymologie" = "(die) Lehre von der wahren (Bedeutung eines Wortes)" müßte man demnach wörtlich übersetzen als "(das) Loslösen (Herauslösen) der wahren (Bedeutung eines Wortes)".

Aber zurück zu "lotter", das verwandt ist mit "lieder(lich)" und ursprünglich "schlaff", "schwach" bedeutete. Im Mittelalter trat es als mhd. "loter" oder "lotter", ahd. "lotar" = "locker", "schlaff", "nichtig", "leichtfertig" in Erscheinung.

Diese Eigenschaften sah man auch bei bestimmten Bevölkerungsgruppen und bezeichnete mit "Lotter" auch "Taugenichtse", "Schelme", "Gaukler" und "Possenreißer". Diese traten bei verschiedenen Anlässen (13.-15. Jh.) auf, um Marktbesucher oder Hochzeitsgäste zu unterhalten.

In einigen Mundarten kann "lotter" auch noch auftreten in Bezeichnungen wie "lotterer Zahn", "etwas ist lotter" (= "locker") oder als "Lotter" oder "Lotterer" für "Landstreicher".

In einigen Fällen kann es auch zur Vermengung mit "Laster" gekommen sein, so daß man in älteren Schriften (z.B. bei Notker) auch "Loter" in der Bedeutung "Boßheit", "Laster" findet.

In ferner Vergangenheit findet man als Urahne von "lotter" die Bedeutung "lösen", "teilen". Und diese Bedeutung steckt auch in allen Nachkommen von "Lotterie" bis "Analyse" und in engl. "a lot of" = "eine Menge von", wörtlich "ein (losgelöstes) Teil von" das dann wohl im Sinne von "ein schönes/großes Teil" die Bedeutung "eine große Menge" annahm.

Die folgenden Beiträge anderer Internetquellen führe noch viele weitere Abkömmlinge von "*leu-" und "*sleu" auf.

(E1)(L1) http://web.archive.org/web/*/https://www.bartleby.com/61/roots/IE280.html
Im "American Heritage® Dictionary of the English Language: Fourth Edition." findet man im "Appendix I, Indo-European Roots" das Lemma ide. "*leu-", "*sleu" = "loosen", "divide", "cut apart", also "lösen", "teilen".

Als Abkömmlinge von "*leu-", "*sleu" sind aufgeführt:

"leusa": "verlieren", "forlorn", "forliása", "fraliusan", "verliezen"

(E?)(L?) http://lexicon.ff.cuni.cz/etc/aa_texts.html


(E?)(L?) http://lexicon.ff.cuni.cz/texts/pgmc_torp_about.html


(E?)(L?) http://lexicon.ff.cuni.cz/pdf/pgmc_torp/pgmc_torp_20061216.pdf
In dem 4MB großen PDF-File mit dem Titel "Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen: Dritter Teil: Wortschatz der Germanischen Spracheinheit" von August Fick, findet man den folgenden Abschnitt:

"lûtria" = "nichtsnutzig", "schlecht", "ludra" = "nichtsnutzig", "locker". ags. "lytre" = "nichtsnutzig", "schlecht", "elend"; mhd. "liederlich", "leicht", "geringfügig", "leichtfertig", nhd. "liederlich", ahd. "lotar", mhd. "loter", "lotter" = "locker", "nichtsnutzig", "leichtfertig" (auch "träge", vgl. "loterbank"), nhd. "Lotterbube", "Lotterbank", ags. "loddere" = "Bettler". Vgl. auch mnd. "loi", "loie" (aus "ludja") = "träge", "faul". Vgl. ir. "lott" Hure (aus "*lutna"?).
(375:3)


(E3)(L1) http://www.deutsches-rechtswoerterbuch.de/
"bierlotter" | "herberglotter" | "herbergslotter" | "lotter" | "lotterbuch" | "lotterei" | "lotterer" | "lottern" | "lotterpfaffe" | "lotterregister"

(E?)(L?) http://www.digitale-bibliothek.de/band36.htm

"Lotterleben", n
liederlicher Lebenswandel. Seit dem 19. Jh.
[Wörterbuch: Lotterleben. Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, S. 17050 (vgl. Küpper-WddU, S. 505) (c) Marianne Küpper]



Root / lemma: "*leu-", "*sleu-"

Meaning: "loosely hanging", "loose", "feeble"
Note: esp. with extensions; beyond Germanic only barely provable, in this however, very richly unfolded
Material: Unextended perhaps in: Gothic "slawan" = "keep mum", "keep quiet" ("*slawen" = "*be faint", "languid" from an Adj. "*slawa-"?);

with m-suffix: Norwegian "slum" = "slack", "thin" (from blade of grass), "sluma" = "go limpy and sluggishly", Danish older "slum" = "slumber", Old English "sluma" m. = "slumber", late Middle High German (md.) "slumen", "slummern", "schlummern" = "drowse"; Norwegian "sløyma" = "schnell zu langem, weichen Stroh wachsen";

with n-suffix: Alemannian "schlune" = "drowse", Middle High German "slun" = "idler";

with r-suffix: Norwegian "slure" = "sluggish person", "sluren" = "faint", "languid", "sleepy", "slora", "slura" = "loose hang", "drag", Middle High German "slur" m. = "stroll"; "slacker", "lazy person", Middle Low German "sluren" = "hang loose", "swerve", "be lazy"; Dutch (abl.) "sleuren" ds., "sloor" = "slovenly person"; Middle High German "slier" ("*sleura-") m. n. = "slime", "mud", "loam", "clay" (Modern High German dial. "Schlier" ds., "Schliere" = "slimy mass", Tirol "schlieren" = "glide", "slide", "slip", "stumble"), English "slear", "sleer" = "smear", "slur" = "slime", "mud", Verb. "smear", "glide", "slide".

(s)leug-:

Low German "sluk" = "slack", Dutch "sluik" = "lean", "hager", "smooth", English "slouch" = "sit or stand with the head and shoulders drooping forward", "walk with a relaxed drooping gait"; Old Icelandic "slokinn" = "die", "be extinguished", "slokna" = "be extinguished", "die"; "sløkkva" = "extinguish", "put out", "slay"; Norwegian "sloka" = "be rotten", Low German "slokeren" = "be slack", "hang loose".

with kk: "slukkern" ds. (Modern High German "Schlucker"), "slukk" = "sad", "slokk" = "slack", "weak", Norwegian "slauk" = "limp person", "slauka" = "trudge", "lumber", Old English "sleac" = "slack";

without s-: Old Icelandic "loka" = "let hang down limply", Norwegian "lukr", "lugr" = "loose", "hanging loose"; besides with expressive voiced-nonaspirated gemination Norwegian Swedish "slugga" = "be clumsy" (English "slug", "sluggish" = "sleepy", "idle" is Scandinavian loanword), Middle Low German "luggich" ds.; presumably Lithuanian "slúgstu", "slúgau", "slúgti" = "abate", "become small".

(s)leut-:

Middle Irish "lott" ("lot"?) = "whore" = "Hure" seems Germanic loanword; compare under Old Icelandic "lodda", in addition "lydda" = "laggard woman";

Old English "liedre" = engl. "useless", "evil", "bad", "woeful", "wretched", "miserable", Middle High German "liederlich" = "light and dainty", "slight", "frivolous", Modern High German "liederlich" ("*liuÞri-"); Old High German "lotar", Middle High German "loter", "lotter" = "lax", "frivolous" (Modern High German "Lotterbube"), also "idle" (Modern High German "Lotterbank"), Old English "loddere" = "beggar", Old Swedish "lyddare" f. "incompetent person", Old Icelandic "lodda" f. = "wife", "woman"; here with the meaning "hanging loose cloth", "scrap", "shred" perhaps Old High German "luthara", "ludara" = "diaper", "cradle", Old Saxon "luthara" = "child diaper"; with "u" Old High German "lodera" ds., Old Saxon "lodara" = "scrap", "shred" and Old High German "ludo", "lodo" = " coarse woolen stuff", "mantle", Modern High German "Loden", Old Saxon "lotho", Old English "loÞa" m. = "mantle", Old Icelandic "loði" = "loden coat" (in the meaning influenced by "loðenn", above S. 685,);

Serbian "lûtâm", "lútati" = "amble", vowel gradation Russian "lytát?" = "be on the gad", "wander restlessly"; presumably also altcech. "lútový" = "frail", "fragile", "easily broken"; "unstable", "dilapidated"; "vain", Latvian "lutêt", "lutinât" = "spoil", "pamper";

With s-: Gothic "af-slauÞjan" = "move into dismay" (if "* make slack", "feeble", from an Adj. "*slauÞa-"), "af-slauÞnan" = "get in dismay"; Old Icelandic "sloðra" = "be dragged forward", "slyðra" = "fibre", "filament", Middle High German "slot(t)ern", "sloten" = "wobble", "sway", "tremble", Modern High German "schlottern", Dutch "slodderen" ds., "slodder" = "slovenly person"; Middle High German "sludern" = "swerve", "toss", "fling", "sluder" = "slingshot", "sluderer" = "who works hasty and dissolutely", "slu(de)r-affe" = "bummer", "idler" ("Schlaraffe"), Bavarian "schlaudern" also " drive loose back and forth";

Icelandic "slydda" = "snow and rain in a mess", "sludda" = "clump saliva or nasal mucus", English dial. "slud" = "slime", "mud", South German "schludern" = "to snow and rain at the same time", Middle High German "slate" = "slime", "mud", "thaw", Modern High German dial. "schlott", "schlutt" ds.; vowel gradation Middle High German "slote" = "slime", "mud", "loam", "clay";

Maybe alb. Geg ("*sly") "shkri" = "thaw".

with Germanic t-: Old Frisian "slat", Middle Low German "slot" m. = "moat", "protective body of water surrounding a town or fortress", "puddle", "slop", "swamp", "marsh", English "sleet" (Old English "*sliete"), = "partly frozen rain", "mixture of snow and rain", "graupel", Low German "slöten" = "hail", Middle High German "sloz", "sloze", Modern High German "Schloße", Norwegian "slutr" = "rain and snow in a mess", Old Icelandic "slota" = "hang down", Swedish dial. "be rotten", with lengthened zero grade Old Icelandic "sluta" = "hang down", "hang", "be loose", Modern High German dial. "schlossen" = "become slack", "thaw".

References: WP. II 708 ff., Wissmann Nomina postverb. 84, Vasmer 2, 76.

Page(s): 962-963


(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/v.php
"verlottern"

(E?)(L?) http://www.ling.upenn.edu/~kurisuto/germanic/pgmc_torp_about.html
355 355 laika - leuskan
356 356 lak - lêkia

(E1)(L1) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
Das 1854-1960 erschienene "Deutsche Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm" als Neubearbeitung im Internet
Darstellung des hochdeutschen Wortschatzes seit Mitte des 15. Jahrhunderts


"LOTTER" [Lfg. 12,7], adj. "schlaff", "nicht fest sitzend", "hangend"; ahd. "lotar", cassus, vanus, inanis GRAFF 2, 204; mhd. "loter", "locker", "leichtsinnig", "leichtfertig"; die sinnliche bedeutung tritt im bairischen (hier neben der übertragenen) und im Fuldaischen noch heute auf: "lotter", "locker", "abgespannt" SCHM. 1, 1540; "lotter", "locker", "wackelig", "schlaff" VILMAR 254 (vgl. auch "lottericht", "lotterig"); wann derselbig stein, der doch mit einem kalch oder katt wurd vergossen, anfahe lotter werden und wacken. Zimm. chron. 3, 131, 24; damit aber solche helm und sturmhüt durch die hitz und schweisz des kopfs nicht von einander fallen und "lotter" werden. FRONSPERGER kriegsb. 3, 149b; wickelt das hun mit ein oder zwei kälbernetzlein über und über ein, das netz aber musz ganz lotter über dem hun sein. HOHBERG 3, 3, 54b. auch STEINBACH 1, 1081 kennt "lotter" für "locker".

Der stamm von "lotter" tritt als "lod-" in einer sp. 1116 fgg. aufgeführten und als "lud-" in einer unten folgenden reihe von worten auf, in denen gemeinsam mehr oder weniger deutlich der begriff der "zotte" und des "lumpens" zu tage tritt. das schwanken der dentale wie in dem wol auch verwandten verbum "schlottern", für das sich, namentlich mitteldeutsch, auch "slodern", bei LUTHER "schloddern" findet. [Abschnitt reduzieren]

"LOTTER" [Lfg. 12,7], m. nequam. das wort bezeichnet bei seinem frühesten vorkommen als ags. "loddere", schlechthin einen "zerlumpten kerl": ac se rîca besihð on his pällenum gyrlum, and cwyð: nis se loddere mid his tættecum (lumpen) mîn gelîca. ÄLFRIC Homil. 1, 256; im mhd. und noch später geht "loter", "lotter", "loder" vornehmlich auf den herumziehenden "gaukler" und "spaszmacher", "possenreiszer" um geld, mit schimpflichem nebens ...[weiter]

"LOTTER" [Lfg. 12,7], f. in Baiern die "lotterbank", "faulbank hinter dem ofen". SCHM. 1, 1541 Fromm. in Schwaben aber bezeichnet die "lotter" das "gehänge am schnurrrade". SCHMID 360. in Hessen bedeutet die "lotter" die "latte". VILMAR 253.

"LOTTERBALG" [Lfg. 12,7], m. nichtsnutziges, lasterhaftes weibsbild; hier Bezeichnung einer Pfaffenköchin: die do gern wolten sich zu gott keren, und ein sölchen lotterbalg hant an inen hangen. KEISERSBERG bilg. 192b; ist es nit ein grosze dorheit, d? du dîn bilgerfart underwegen lost und verzerst, do zu alle din hab umb einer sölchen gaffelstirn willen, und ein wüsten loterbalg, die doch so bald din vergiszt, und glich eines andren mer acht nimpt weder din? 193d; du hast ouch din eigen fleisch, d? reizt und stupft dich zu bösem, d? sint die lüsz, wilt du dich diser lüsz erweren durch ein lotterbalg, du wilt ein kellerin han, so uberkümpst du erst wentelen. 213b.

"LOTTERBANDE" [Lfg. 12,7], f. nichtsnutzige bande: die ganze bonapartistische lotterbande. aus einem zeitungsartikel von 1873.

"LOTTERBANK" [Lfg. 12,7], f. faulbank hinter dem ofen. in Baiern. SCHM. 1, 1541 Fromm.

"LOTTERBETTLEIN" [Lfg. 12,7], n.: ein edelmann der lag auf dem lotterbettlein. PAULI schimpf 80.

"LOTTEREI" [Lfg. 12,7], f. wesen und art eines lotters, mhd. loterîe, lotterîe. SCHM. 1, 1540 Fromm.; armut, lumperei: dasz mancher durch spielen um das seinige gekommen, an den bettelstab [12,1213] oder in lotterei gerathen. corpus constitut. Brandenb.-Culmb. 2, 1, 575; liederlichkeit, liederliches thun: ...

"LOTTERHAFT" [Lfg. 12,7], adj. nach art eines lotters; vgl. unter lotterisch.

"LOTTERHOLZ" [Lfg. 12,7], n. holz, welches die lotter führten, zu ihren gaukelkünsten verwendeten, und beim spruchsprechen in der hand hielten: man spricht gemeinlich, hut dich vor dem geteilten. die mit dem lotterholz geben eim das selb holz zwischen beide hend, und machent ein heilant (binde) dorumb, und wettent mit eim, ob es härab gang, oder nit. welches er denn erwelet, so ist es verloren. KEISERSBERG postill (1522) ...[weiter]

"LOTTERHOSE" [Lfg. 12,7], f. vgl. lodderhose sp. 1117.

LOTTERIG [Lfg. 12,7], LOTTERICHT, adj. das da lottert, schlaff ist, lumpig herunterhängt: loddericht laceratus SCHOTTEL 1358; es ward selbst in den unteren ständen im allgemeinen eben so sehr, als man sich jetzt lotterig oder ungezogen gehen läszt, nach einer gewissen vornehmigkeit und zierlichkeit gestrebt. ARNDT leben 12. niederdeutsch loddrig, loddrige arbeit, eine arbeit worauf keine mühe, kein fleisz verwandt ist, dat tüg sitt em so loddrig upp'n lîw, er wendet nicht die geringste sorgfalt auf seinen anzug. DANNEIL 127b; im Waldeckschen ludderig, unordentlich CURTZE 483a. vgl. auch unter lotterei.

"LOTTERISCH" [Lfg. 12,7], adj. und adv. nach der weise eines lotters: lotterisch, leichtfertigklich, mit schamperen schimpfworten, scurriliter MAALER 274d; lotterisch, lotterhaft, scurrilis, vernilis, scurriliter, verniliter STIELER 1174;

"LOTTERKEIT" [Lfg. 12,7], f. art eines lotters: scurrilitas lotirkyt DIEF. nov. gloss. 333a; ...

"LOTTERN" [Lfg. 12,7], verb. 1) schlaff sein, schlaff herabhangen: vertreibt die lottrenden und hangenden brüst der weiber. TABERNAEM. 740; die allerreichesten (Deutschen) ... kennet man an den kleidern, die nicht weit umher lottern, wie die Sarmaten und Parthen, sondern eng sind und jedes glied in seiner gestalt darbieten. abentheur von allerhand mineralien (1656) 924.
2) schlendern, bummeln: lottern, umlottern umher schlendern. SCHMID schwäb. wb. 360; er hatte kein geschäft, sondern lotterte in den wirthshäusern. AUERBACH dorfgesch. 1, 398; wenn es (ein zum ersten male eingespanntes füllen) scharf anzieht .. so macht es den nebengaul nur irr, dasz er gar nichts mehr thut und nur so neben her lottert. 499.
3) wie ein lotter verfahren: lodderen, lotteren, scurrari, risum salsum ab omnibus captare, nulla verecundiae habita ratione. SCHOTTEL 1358.
4) lottern, im Nassauischen, rollen, eine last mittelst eines seiles (lotterseiles), das über eine rolle läuft, in die höhe ziehen. KEHREIN 267.

"LOTTERSEIL" [Lfg. 12,7], n., vgl. lottern 4.

"LOTTIGKRAUT" [Lfg. 12,7], n. huflattich, nach dem niederdeutschen namen dieser pflanze loddik, lödke. NEMNICH 4, 1515. brem. wb. 3, 79; ...

"lottern" (heute meist "verlottern") Vswschwaches Verb erw. erweiterter Standardwortschatz obs. obsolet (16. Jh., "lotar" adj. 8. Jh.)Stammwort. Vgl. ae. "loddere" = "Bettler". Hierzu "Lotter-" in Zusammensetzungen wie "Lotterbett" n., "Lotterbube" m. Ebenso Heidermanns (1993), 386f.; liederlich. deutsch gw


Lotterbube (W3)

(E3)(L1) http://www.deutsches-rechtswoerterbuch.de/

"lotterbube"


(E3)(L1) http://www.textlog.de/johann-eberhard.html


(E?)(L?) http://www.textlog.de/37667.html

988. Lotterbube. Taugenichts
...
Daher heißt dann das Wort soviel wie: "nichtswürdiger Landstreicher", der sich schlaff und schlapp herumtreibt und überall Unfug stiftet.
...


(E1)(L1) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
Das 1854-1960 erschienene "Deutsche Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm" als Neubearbeitung im Internet
Darstellung des hochdeutschen Wortschatzes seit Mitte des 15. Jahrhunderts


"LOTTERBUBE" [Lfg. 12,7], m. "bube eines lotters", "lotter" selbst, "gaukler" (vergl. auch unter "lotterholz"): histrio "lodderboeve" DIEF. 279a; scurra "loterbuob" 522a; in der fürsten hofe vindet man loterbuben, spilleute, schmaicher. A. V. EYBE 41a; begert sich aber mit musziggehn zu erneren, darum übt er sich in reimen und sprechen, wie dann solche lotterbuben vor jaren in sondren deliciis bei unsern vordern sein gewest. Zimm. chr. 3 ...[weiter]

"LOTTERBÜBEREI" [Lfg. 12,7], f.: schandpossen (lotterbüberei) sol mit höchstem fleisz vermeidet werden. COMENIUS sprachenthür von DOCEMIUS § 843. in der form lottersbüberei: glaubet nur, das alles frauenzimmer bei allen kurzweiligen gelagen und zusammenkünften von nichts anderes saget, als von eurer lottersbüberei, wodurch ihr euch alle speranz und hoffnung eines vortheilhaftigen heiraths ganz entziehet und auszlöschet. franz. Simpl. (1683) s. 66.

"LOTTERBÜBISCH" [Lfg. 12,7], adj. und adv.: es schickt sich nicht, wenn einer predigen, leren, oder für gericht reden solt, das er daher keme mit reimen gefaszt, als wolt er ein lied singen, oder lotterbübisch spielen. LUTHER 8, 16a.


Lug - Lug und Trug (W3)



M

maledeien
Maledeiung (W3)

Dt. "vermaledeien", "maledeien" = dt. "verfluchen", "verwünschen" geht zurück auf lat. "maledicere" = dt. "lästern", "schimpfen", "schmähen". Es setzt sich zusammen aus lat. "male" = dt. "schlecht", "schlimm", "böse" und lat. "edicere" = dt. "aussagen", "verkünden", "veröffentlichen", heißt also wörtlich dt. "schlecht reden".

Adelung schreibt dazu:


"Vermaledeien", verb. reg. act. welches aus dem Lat. "maledicere", wie "benedeien" aus "benedicere", verstümmelt ist, und nur im gemeinen Leben für "verfluchen" gebraucht wird, besonders, so fern jenes, als ein fremdes und unbekannteres Wort, nicht so hart klinget, als das Deutsche. Ein vermaledeiter Mensch. Sich verschwören und vermaledeien. So auch die "Vermaledeiung".


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

maledeien | maledeiung


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=maledeien
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "maledeien" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-05

Masarykova Univerzita
Neubelebung - Beispiele

(E?)(L?) http://www.phil.muni.cz/german/mediaev/histsem/nofr-beisp-HS.htm
Als Beispielwörter für "Kirchensprache" findet auf man dieser Seite:


literarische Neubelebung, auch Archaismus
Abenteuer | abschätzig | Ahn | Banner | bieder | eitel | Faustrecht | Fehde | galoppieren | Gau | Gebilde | gehalten | Gestein | gruseln | Hain | Halle | hehr | heim | Hort | Hüne | kosen | lasten | Leich | Leis | Norne | Poesie | Quell | Riege | rüstig | Schenk | siedeln | Sippe | stapfen | Statt | Süße | Tarnkappe ungefüge | Unrast | Unwetter | Ur | | Walküre | wallen | Weib


mässig - regelmässig (W3)



merzen, ausmerzen, Rotte, ausrotten, korrumpieren (W3)

kommt heute nur noch in "ausmerzen" = "ausrotten" vor. In der Schafzucht wurden im März die Schafe sortiert; die guten ins Töpfchen die schlechten ins Kröpfchen. (Wobei es hier vielleicht etwas anders war; die guten in den Pferch, die schlechten in den Topf.) Jedenfalls könnte sich "ausmerzen" aus diesem "Aussortieren im März" gebildet haben. (Allerdings weist der Duden darauf hin, dass es sich hierbei auch um eine volksetymologische Deutung handeln könnte.)

Bei dieser Gelegenheit stellt sich auch die Frage, ob "ausrotten" auf mndd. "rotten" = "faulen" (vgl. "verrotten") zurückgeht oder auf "aus der Rotte aussortieren".
Wenn man allerdings noch etwas weitergeht und berücksichtigt, dass die "Rotte" über mhd. "rot(t)e" und afrz. "rote" auf das lat. "rupta" = "Abteilung, (Räuber)schar" zurückgeht, und dieses wiederum auf lat. "rumpere" = "ab-, zersprengen", kann man die gemeinsame Wurzel durchaus erahnen. Im einen Fall handelt es sich um die "abgesprengte" Menschengruppe im andern Fall z.B. um einen Baumstamm, der sich in Einzelteile auflöst.
Und wenn sich ein Mitglied der Gesellschaft aus dieser "herauslösen" lässt, dann ist er "korrumpierbar" (bestechlich) und wendet sich anderen Zielen und/oder Gruppen zu.

munkeln (W3)



N

netzen (W3)

kenne ich nur als "benetzen"
(A: hoco)

netzen - Klassischer Anglizismus, von Internet oder besonders LAN (Lokales Netzwerkt), Verb für die Benutzung desselben, Jugendsprech für "Laß uns im Netz spielen".
(A: woba)

"Vernetzen" ist bei mir Alltag: Computer, Personen, HTML-Dateien, Organsationseinheiten miteinander kommunizieren lassen. Den Jugendsprech "netzen" habe ich hiermit in meinen aktiven Wortschatz eingesaugt.
(A: S.-H. Zimmermann)

nied - niedlich (W3)



nikola-hahn.com
Untergegangene Wörter im Duden

(E?)(L?) http://www.nikola-hahn.com/duden125.htm
Im Duden Newsletter vom 11.02.2005 ist zu lesen


...
In der jüngsten, der immerhin schon 23. Auflage des Dudens sucht man dagegen vergeblich nach Einträgen wie "Ärnte", "Egypten" oder "Ocean". Auch "eblouieren" - das heißt "durch Glanz blenden", "verblüffen" - ist dem Duden im Laufe seiner Auflagengeschichte verloren gegangen. Die 9. Auflage von 1926 führt es noch und zwar mit dem zarten Hinweis darauf, dass man das anlautende "E" im Notfall sogar abtrennen dürfe - eine Sache, welche durch die neue Rechtschreibung von 1996 vollständig sanktioniert wird und seitdem bei Reformkritikern auf vehemente Ablehnung stößt.
...


Erstellt: 2015-04

Nostalgie (W3)

Frz., dt. "Nostalgie" setzt sich zusammen aus lat. "nostos" = "Rückkehr (in die Heimat)" und "álgos" = "Schmerz". Ursprünglich wurde es bildungssprachlich noch als "Heimweh" (also eher räumlich) verstanden. Heute allerdings versteht man es als zeitliche Angabe. "Schmerz" bereitet die Gegenwart. Die Rückwendung bezieht sich auf die Vergangenheit.

(E?)(L1) http://www.aphorismen.de/
Thema: Nostalgie auswählen

(E?)(L?) http://www.bahnurlaub.de/zugliste.php
Italia-Nostalgie-Express | Nostalgie Glacier Express | Nostalgiedampfzug des Ungarischen Eisenbahnmuseums | Semper-Oper-Nostalgie-Express

(E?)(L?) http://www.bahnurlaub.de/nostalgie-zug-reisen.php


(E2)(L1) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_6395.html


(E?)(L?) http://www.its-coffeetime.de/thema/kaffee-nostalgie....14/


(E6)(L?) http://www.jpc.de/jpcng/home/search?fastsearch=Nostalgie&pd_orderby=score
Ihre Suche nach »Nostalgie« ergab 520 Treffer

(E?)(L?) http://www.nostalgiereisen.de/
Reisebüro mit Nostalgie, Eleganz, Romantik und Abenteuer.

(E?)(L?) http://www.oppisworld.de/morgen/nostalg.html
Christian Morgenstern: Nostalgie

(E?)(L?) http://www.oppisworld.de/ungarn/unostalg.html
Ungarn: Nostalgie

(E?)(L?) http://www.oppisworld.de/poesie/melancho/


(E?)(L?) http://www.oppisworld.de/poesie/melancho/register.html

Melancholie & Nostalgie

Register


(E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=S
Sowjetnostalgie

(E1)(L1) http://www.prismenfernglas.de/woerter.html


(E?)(L?) http://www.surfmusik.de/genre/nostalgie.html
Nostalgie-Radiosender

(E3)(L1) http://www.textlog.de/17013.html


(E?)(L?) http://www.tv-nostalgie.de/


(E?)(L?) http://www.u32.de/inhalt.auto.html
Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie mal war - Eine kurze Geschichte meiner Kleinrechner

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl


(E?)(L1) http://www.wasistwas.de/
Der Strandkorb: Nostalgie an der Waterkant

(E?)(L?) http://www.zeit.de/2007/14/Stimmts-Gemuese
Obstnostalgie - Obst und Gemüse haben seit den siebziger Jahren 70 Prozent ihres Mineralstoff- und Vitamingehalts eingebüßt […] »

(E?)(L?) https://www.zeit.de/2007/14/Stimmts-Gemuese
04. 04. 2007, DIE ZEIT, Christoph Drösser
Obstnostalgie: Haben Obst und Gemüse in den letzten Jahrzehnten den größten Teil ihres Mineralstoff- und Vitamingehalts eingebüßt? [weiter…]

Erstellt: 2010-12

Nostalgie - Rose

Nostalgie (Edelrose, Züchter: Tantau)

Nostalgie rb Red blend, Hybrid Tea 1996

(E?)(L?) http://www.frost-burgwedel.de/index.php?seite=roseauflist&start_=233&ende_=337&startsub_=20&endsub_=39


(E?)(L?) http://www.frost-burgwedel.de/index.php?nummer=1&vergleich1=&vergleich2=&vergleich3=&seite=rose&id=251


(E?)(L?) http://www.helpmefind.com/plant/pl.php?n=36924


(E?)(L?) http://www.hortico.com/roses/roseindex.asp?st=N
NOSTALGIE - Hybrid Teas

(E?)(L1) http://www.kordes-rosen.com/
Nostalgie | Nostalgie® Hochstamm | Nostalgie® Halbstamm

(E?)(L?) http://foto.mein-schoener-garten.de/,foto,4614,bild.html


(E?)(L1) http://www.rosenberatung.de/html/rosenbilder-galerie.html


(E?)(L3) http://www.rosengalerie.de/rliste.htm


(E?)(L?) http://www.rosengarten-forst.de/sixcms/list.php?page=rg_rosen
Nostalgie Tee-Hybride Tantau

(E?)(L?) http://www.rosen-goenewein.de/Rosen-Sortiment/Nostalgie.html


O

obdachlos, Obdach, Dach (W3)

(E?)(L?) http://www.baulexikon.de/Bautechnik/Begriffe_Bautechnik/d/BAUlexikon_dachformen.htm
Die Bezeichnung für ein Leben ohne Wohnung setzt sich zusammen aus dem veralteten "Obdach" und "los". "Obdach" entstammt der Verwaltungssprache für "Überdach". Der Suffix "-los" bedeutet das "Nichtvorhandensein" einer Sache.
"Dach" wiederum geht auf einen Stamm ide. "*teg" = "decken" zurück.

Der "Dachdecker" ist also ein Pleonasmus.
(A: S.-H. Zimmermann)

Omnibus (W3)

(E?)(L?) http://www.spanishtranslator.org/


(E1)(L1) http://www.wordsmith.org/awad


(E1)(L1) http://www.worldwidewords.org/
Dativ Plural von lat. "omnes" = "alle" => "für alle"
(A: roge)

The word "bus", from the Latin "omnibus", is curious in that it's a nominalized inflectional morpheme - the ablative (I believe) of "omni". - Can anyone think of any similar cases?
(ADSL, 30.08.2002)

oostfreeske-taal
Sprachensterben

(E?)(L?) http://www.oostfreeske-taal.de/sprachensterben.htm


(E?)(L?) http://www.geo.de/GEO/kultur_gesellschaft/gesellschaft/2001_02_GEO_sprachwelten_index
Neben untergehenden und untergegangenen Wörtern gibt es auch ganze Sprachen, die bereits untergegangen sind bzw. vom Untergang bedroht sind. Sprachforscher rechnen damit, dass im 21.Jh. zwischen 70 und 90% der Sprachen untergehen werden. Damit bleiben von den 6.000 noch existierenden Sprachen noch 1000 lebendig. Und auch das wird nicht das Ende der Entwicklung sein.

P

passen, aufpassen, verpassen (W3)

"Die Hose passt" kann man noch hören, dennoch hat das Wort "passen" etwas Antiquiertes. Es kommt von frz. "passer" = "passieren" und hatte entsprechend im Mittelhochdeutschen noch die Bedeutung "das Ziel erreichen". Entsprechend hat "aufpassen", die Bedeutung "den richtigen Zeitpunkt abwarten (um ein Ziel zu erreichen)" und "verpassen" geht am Ziel vorbei.

Pech, erpicht - auf etwas erpicht sein, Pech haben, Pechvogel (W3)

Vögel fing man in früheren Zeiten mit "Pechruten" = "Stöcke, die mit Pech bestrichen waren". Die Vögel, die das "Pech" hatten, sich darauf zu setzen, waren so "erpicht" von diesem Gerät, dass Sie sich gar nicht mehr loslösen konnten.
Seit dem 16.Jh. wurde der Ausdruck auch im übertragenen Sinn verwendet.

Pech wurde auch zum Abdichten von Booten benutzt. (Wer da kein Pech hatte, hatte wirklich Pech.)

Zum "Pech haben" könnte auch die Bezeichnung "höllisches Pech" für die "Hölle" beigetragen haben.

Und damit erklärt sich auch die Herkunft des "Pechvogels".

Das "Pech" geht übrigens über mhd. "bech", "pech" auf lat. "pix" zurück.

Erstellt: 2005-03

pönen, verpönen (W3)

"pönen" habe ich noch nicht frei vorkommen gesehen. Es tritt normalerweise in der Form "verpönen", "verpönt" auf. Es geht jedenfalls zurück auf die Bedeutung "Strafe", was noch erkennbar ist in "Pein", lat. "poena" = "Buße", "Sühnegeld", engl. "pain" = "Schmerz", "Qual", "Sorge". "Verpönt" ist also etwas, das "bei Strafe verboten" bzw. etwas abgemildert "verrufen, missbilligt, abgelehnt" ist/wird.

Erstellt: 2002-11

pfarren
einpfarren
auspfarren (W3)

Das nicht mehr anzutreffende "pfarren" ist in alten Schriften meist als "einpfarren" zu finden. Es hat die Bedeutung "zu einer Pfarrei gehörend machen", "in eine Pfarrei aufnehmen". In heutigem Sprachgebrauch (und der eher weltlichen Sichtweise) spricht man von "eingemeinden", "in einen Gemeindeverbund aufnehmen". Im gegenteiligen Fall sprach man von "auspfarren".

Am 24.02.2010 schrieb Herr Heinrich Schlottmann:


...
in einer Urkunde vom 13. Februar 1807, den Bau eines Schulhauses in meinem Heimatdorf Sterley betreffend, findet sich der Satz Zitat:

"Jetzt entsteht die neue *annoch* Hochgefälligst zu bestimmende Frage: ob zu der Conferenz mit den *eingepfarreten* Obrigkeiten... auch die Häuslinge mit eingeladen werden sollen?"

Ich habe Verstehensschwierigkeiten mit dem Wörtern "annoch" und "eingepfarret".

zu "eingepfarret"
Ich habe lange an diesem Wort in Kurrentschrift gerätselt und die einzelnen Buchstaben wiederholt mit anderen aus dem Dokument verglichen. Ich komme zu keiner anderen Lesart. Was meint dieses Wort? Wir kennen heute noch die Substantive "Pfarrer" und "Pfarrei". Verbirgt sich hinter der adjektivisch gebrauchten Verbform der Sinn "eingemeindet"?


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
einpfarren | pfarren

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
AUSPFARREN | EINPFARREN

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
Einpfarren

(E?)(L?) http://www.digitale-bibliothek.de/band40.htm
Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch


"pfarren", verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, "in eine Pfarre gehören". Das Dorf N. "pfarret" nach H. = "gehöret zu der Pfarre" H., "ist dahin eingepfarret". S. auch "Einpfarren".

"einpfarren", verb. reg. act. "zu einer Pfarre schlagen"; im Gegensatze des "auspfarren". Dieses Dorf ist nach Nischwitz "eingepfarret" = gehöret zu der Pfarre Nischwitz. Eingepfarrte Dörfer, die zu einer Pfarre gehören. Eingepfarrte Einwohner, die Eingepfarrten, die sämmtlichen zu einer Pfarre gehörigen Personen, die Kirchgenossen, Pfarrkinder, Pfarrgenossen.

"Auspfarren", verb. reg. act. "aus einer Pfarre nehmen", im Gegensatze des "einpfarren". Eine Gemeinde auspfarren, sie aus dem bisherigen Kirchspiele nehmen.


(E?)(L?) http://www.zeno.org/Kategorien/T/Adelung-1793?fr=Pfarren


Erstellt: 2010-02

Pferge (W3)



pochen (W3)



Q

R

rappen - berappen (W3)



Rast - Rastplatz - ausrasten - Raster (W3)



Ross (W3)



ruchlos, Ruchlosigkeit (W3)

Das Wort "ruchlos" kommt in freier Wildbahn kaum noch vor. Eher trifft man noch die "Ruchlosigkeit" an. Weder "ruchlos" noch die "Ruchlosigkeit" kann man "riechen". Aber nicht etwa, weil sie "ohne Geruch" wären, sondern weil sie auf mhd. "ruochelos" = "sorglos", "unbekümmert" zurückgehen und der erste Teil "ruoch", "ruoche" = "Bedacht", "Sorgfalt" heißt. Heute versteht man unter "Sorgfaltlosigkeit" etwa "Skrupellosigkeit", "Gewissenlosigkeit", "Gemeinheit".

Rüge (W3)

Am 17.12.2007 fragte Herr J. Spautz nach den Wurzeln des Wortes Rüge.

Im Mittelalter hieß die "Rüge" noch mhd. "rüege", ahd. "ruoge", mnd. "wroge" = "Anklage".

Das ist nun lange her. Heute ist die Rüge, die ein rein germanisches Gewächs ist und nur ganz zufällig klanglich an den wesensverwandten Rüffel erinnert, bloß noch ein Tadel, ein Verweis. In der Privatsphäre kommt sie so gut wie gar nicht vor, denn da würde das Aussprechen einer Rüge eher als lächerlich und unangemessen, weil allzu gravitätisch, gerügt werden.

(E?)(L2) http://www.mittelalter-lexikon.de/
Rüge | Rügegericht | Rügegeschworene | Rügelied | Scheltlied - Rügelied

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
"Online-Wörterbuch aufschlagen" anklicken und nach "Rüge" suchen.

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
In
"Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. Leipzig: S. Hirzel 1854-1960. -- Quellenverzeichnis 1971."
findet man folgende "Rüge"-Einträge:


RÜGE, f. | RÜGE, adj. | RÜGEAMT, n. | RÜGEBLICK, m. | RÜGEBUCH, n. | RÜGEFALL, m. | RÜGEGERICHT, n. | RÜGEGERICHTSBARKEIT, f. | RÜGEGRAF, m. | RÜGEHAFER, m. | RÜGEHEER, m. | RÜGELN, v. | RÜGELSAM, adj. | RÜGEMEISTER, m. | RÜGEN, v. | RÜGEN, v. | RÜGEN, v. | RÜGENSWERTH, adj. | RÜGEOPFER, n. | RÜGEORDNUNG, f. | RÜGER, m. | RÜGER, m. | RÜGERICHTER, m. | RÜGERIN, f. | RÜGESACHE, f. | RÜGESCHMERZ, m. | RÜGESCHREIBER, m. | RÜGESCHWERT, n. | RÜGESTRAFE, f. | RÜGESTUBE, f. | RUGET | RÜGETAG, m. | RÜGEURTHEIL, n. | RÜGEWASSER, n. | RÜGEWEIS, adv. | RÜGEWORT, n. | RÜGEZEIT, f. | RÜGEZETTEL, m.

"RÜGE", f. "anzeige", "beschuldigung", "tadel". mhd. "rüege", mnd. "wroge", ahd. noch nicht belegt. die andern dialekte zeigen abweichende bildungen: goth. "wrohs", f. "anklage", altn. "rógr", m., später "róg", n. "verleumdung", "zwist", alts. und angels. "wrôht", f. "streit".

über die etymologie vergl. "rügen".
...
1) zunächst bezeichnet "rüge" die "handlung des rügens", und zwar, den verschiedenen Bedeutungen von rügen entsprechend,
a) die "anzeige eines vergehens", denunciatio ...
b) die "gerichtliche untersuchung", wenig gebräuchlich, s. ADELUNG. eine rüge anstellen.
c) die "gerichtliche ahndung eines vergehens", die "geldbusze", mit der die rüger (s. das.) kleinere vergehen bestraften, besonders im niederd. (s. brem. wb. 5, 295). rug, animadversio in delatos, mulcta. FRISCH 2, 133a.
d) der "tadel", "verweis". in dieser Bedeutung jetzt fast allein gebräuchlich: ...
...


rügen (W3)

Im Mittelalter hieß "rügen" noch mhd. "rüegen", ahd. "ruogen", "ruagen", ndd. "wrugen", "wrogen" = "anklagen".
"rügen" war in vergangenen Zeiten ein "juristischer" Begriff, das die "Anzeige und Bestrafung" eines Vergehens bedeutete, also einen offizieller "Tadel" darstellte. Heute bezeichnet es jede Form von Tadel und hat im Sprachverständnis keine Beziehung mehr zur Gerichtsbarkeit

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
"Online-Wörterbuch aufschlagen" anklicken und nach "rügen" suchen.

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

"RÜGEN", verb. "beschuldigen", "tadeln". goth. "wrohjan", ags. "wrêgan", altfr. "wrogia", alts. "wrôgian", ahd. "ruagen", "ruogen", alle in der Bedeutung "anklagen", "vor gericht anzeigen", mnl. "wroeghen", mnd. "wrogen", "wrugen", mhd. "rüegen", md. "rûgen", "wrûgen": accusare .. "vrowen" (l. "wrogen") .. nd. "wrugen", "wrogen" ... die friesischen und die ihnen benachbarten niederd. mundarten haben das "w" bewahrt, ... in den hd. mundarten erscheint schon in den ältesten belegen kein "w" mehr, ebenso im nordischen: altn. "rœ´gja", schwed. "röja". die neueren mundarten des binnenlandes haben das wort meist nicht mehr, nur lusernisch "rüge" ... (vgl. auch rügetag und rügezettel). der grammatische wechsel im stammauslaut, goth. "h" gegenüber westgermanischem "g" beweist, dasz ihm ein indogermanisches "k" zu grunde liegt, doch sind verwandte wörter in andern indogermanischen sprachen nicht bekannt.

1) als Grundbedeutung wird durch die übereinstimmung aller altgermanischen dialekte erwiesen "etwas vor gericht zur anzeige bringen". ...
a) ein vergehen "rügen", "anzeigen": ...
b) gewöhnlicher ist "einen (um ein vergehen) rügen": ...
2) von da aus ist der begriff des rügens ausgedehnt auf die weitere "gerichtliche verfolgung eines vergehens". so bedeutet es:
a) "ein vergehen untersuchen und darüber ein urtheil fällen": ...
b) "ein vergehen strafen", besonders wenn es sich um leichtere strafen handelt: ...
3) daneben geht schon mhd. eine allgemeinere verwendung, indem die ursprüngliche beziehung auf das gerichtliche verfahren abgeblaszt ist und das wort den sinn bekommen hat "einen eines vergehens beschuldigen", "ihm etwas vorwerfen", "ihn tadeln", "schmähen" u. s. w.
a) "beschuldigen": ... b) "ein vergehen bekannt machen": ... oft mit unpersönlichem subject, "offenbar machen", "an den tag bringen": ...
c) besonders "seine sünden bekennen, in der beichte": ... häufig reflexiv "sich rügen", "beichten", auch "sich seiner sünden rügen": ...
d) "etwas tadeln", "schelten", "etwas an jemand auszusetzen haben": ...
e) endlich geht "rügen" auch hier geradezu in die Bedeutung "strafen" über, namentlich auch vom strafgericht gottes: ...
f) im nd. auch reflexiv "sich zanken": ...
4) noch abgeblaszter ist die Bedeutung des wortes, wenn es in dem sinne "bekannt machen", "öffentlich nennen", "erwähnen" steht, ohne dasz dabei der nebenbegriff des tadelns zur geltung kommt. so besonders im mhd. und älteren nhd. "etwas rügen", "bekannt machen", "melden", "angeben": ...
5) andere verwendungen der gerichts- und verwaltungssprache sind auf das ältere deutsch beschränkt.
a) "gemäsze und gewichte auf die richtigkeit ihrer eichung prüfen", ...
b) "verordnen", als veraltet bei ADELUNG und danach bei CAMPE. vgl. "rüge".


rumoren (W3)

Das Verb "rumoren" (15. Jh.) = dt. "lärmen", "poltern" ist zumindest noch weitgehend bekannt. Das Substantiv "Rumor" = dt. "Lärm", "Unruhe" ist hingegen kaum noch zu hören - nur engl. "rumor", "rumour" mit der Bedeutung dt. "Gerücht", "Gerede" kommt uns manchmal noch zu Ohren. Zu Grunde liegt allen lat. "rumor" = dt. "dumpfes Geräusch", "Gerücht", das im Mittellateinischen auch die Bedeutung dt. "Lärm", "Tumult" erhielt.

In der Verwandtschaft von dt. "rumoren" findet man auch dt. "Rune" = dt. "Geheimnis", "geheime Beratung", "Geflüster", das erst im 17. Jh. wieder neu belebt wurde, nachdem es in mhd. Zeit außer Gebrauch war, got. "runa" = dt. "Geheimnis", "geheimer Ratschluss", altengl. "run" = dt. "Geheimnis", "Beratung", "Runenzeichen", altisl. "run" = dt. "Geheimnis", "Zauberzeichen", "Runenzeichen", und damit das postulierte germ. "*runo-" = dt. "Geheimnis". Es wird - als lautmalerisches Wort - weiterhin mit mhd. "rienen" = dt. "jammern", "klagen", altengl. "reonian" = dt. "heimlich flüstern", "sich verschwören", "murren", "klagen", norw. mdal. "rjona" = dt. "schwatzen" in Verbindung gebracht. Auch das noch bekannte dt. "raunen" findet sich hier ein. Und Adelung stellt auch "Ruhm" und "rühmen" dazu.

In Hamburg scheint man mit "ramentern", "rumramentern" für "Krach machen" zu verwenden. Vielleicht kann man es ja ebenfalls in die Wortfamilie einreihen.

Bei Adelung findet man:


Der "Rumor", des -es, plur. die -e, ein unanständiges Geschrey, ein ungesitteter Lärm, lautes Geräusch. Es ward in der Stadt ein sehr groß (großer) Rumor, 1 Sam. 5, 9-11. Daß er ihn überantwortete ohne Rumor, Luc. 22, 6. Ohn alle (allen) Rumor und Getümmel, Apost. 24, 18. Einen Rumor anfangen, machen. Die Stelle des Tones beweiset, daß wir es zunächst aus dem Ital. "Rumore" entlehnet haben, welches wieder von dem Lat. "Rumor" abstammet, und so wohl mit den vorigen Wörtern, als auch mit "Ruhm", "rühmen", genau verwandt ist.

"Rumoren", verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, "einen Rumor machen", "lärmen", "toben". Sie werden trinken und rumoren als vom Wein, Zach. 9, 15. Im mittlern Lat. "rumare", "adrumare", im Nieders. "ramenten", "rammeln".

Der "Rumorer", des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher rumoret.

Das "Rumorhaus", des -es, plur. die -häuser, in Wien, ein öffentliches Haus, worin sich die Rumorwache aufhält, und in welches diejenigen gebracht werden, welche des Nachts auf den Gassen Lärmen und Rumor anfangen.

Die "Rumorwache", plur. die -n, an einigen Orten, z. B. zu Wien, Stadtsoldaten oder Gerichtsknechte, welche allen Rumor auf den Gassen verhindern, und auch Rumorwächter heißen. Ihr Vorgesetzter wird der Rumorhauptmann, zuweilen auch der Rumormeister genannt.


(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

rumoren [intr, hat], in + D


(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

rumor | rumoren | rumorer | rumorerperson | rumorersperson | rumorhandel | rumorhandlung | rumorhauptmann | rumorisch | rumormeister | rumorsache | rumorsoldat | rumorwacht | rumorwandel


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

Rumor | Rumoren | Rumorer | Rumorhauptmann | Rumorhaus | Rumormeister | Rumorwache | Rumorwächter


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=rumoren
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "rumoren" taucht in der Literatur um das Jahr 1780 / 1820 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2013-10

rünstig, blutrünstig, Runse (W2)

"blutrünstig" bedeutet "gierig nach Blut, schauerlich". Entstand aus dem mhd. "bluotruns" oder "bluotrunsic", was soviel bedeutet wie "blutig wund", eigentlich "das Rinnen des Blutes". Und Menschen, die dieses Blut gern "rinnen" sehen, werden eben als "blutrünstig" bezeichnet. Interessant - vor allem weil im österreichischen Sprachraum noch erhalten - daß auch das Wort "Runse" dieses "Rinnen" noch enthalten hat. Die "Runse" ist so etwas wie ein "Rinnsal", womit wir wieder beim "Rinnen" wären.
(A: gaed)

Rupp - ruppig (W3)

und was hat "Knecht Ruprecht" damit zu tun?

S

Salbader, salbadern, salbungsvoll (W3)

Beim Lesen eines Textes ist mir das Wort "salbadern" aufgefallen, das ich schon lange nicht mehr gehört und gesehen hatte. Es bedeutet - meist abwertend - "feierlich reden". Der "Salbader", der "salbungsvolle Redner" war ursprünglich ein Priester, eben ein "Gesalbter".

Saum (W3)
Blendsaum
Blinder Saum
Obersaum
Quersaum
Saumpilze
Saumpferd
Saumtier
Säumerei

"Saum" gibt es gleich in zweifacher Version. Einmal als "genähter Rand" und zweitens in Verbindungen wie "Saumtier" = "Packtier". Diese beiden "Säume" gehen auf unterschiedliche Wurzeln zurück.

Ein "Saum" geht zurück auf ahd. "soum" bzw. "siuwen" = "nähen", germ. "*sauma", ide. "*sjeu" = "nähen". Diesen "Saum" kennt man noch heute als "angenähten Stoffrand eines Kleidungsstücks" um diesen vor dem Ausfransen zu schützen. Ab und zu hört man "Saum" auch noch in Bedeutungen für "Rand" z.B. in "Waldsaum", "Saumweg" oder wenn die Zuschauer den Rand eines Sportfeldes oder einer Rennstrecke "säumen".

Das zweite "Saum" findet man in "Saumpferd" (ital. "cavallo m da soma") oder allgemein "Saumtier" = "Lasttier". Dieses "Saum" geht zurück auf ahd. "soum", lat. "sauma" = "Packsattel", griech. "ságma" zu "sáttein" = "vollstopfen", "bepacken". Heute ist es veraltet, ist aber z.B. in "ein Pferd säumen" noch als Ausdruck für "Last" zu erkennen.

Auch "Säumer", mhd. "soumaere", "Last" = "soum" eines "Saumtieres", die ein Lasttier tragen kann. Es geht über frz. "somme" auf vlat. "sauma" = "Packsattel" zurück.

Der als Nebenerwerb betriebene Transport über "Saumpfade" wurde als "Säumerei" bezeichnet.

Vor allem in den Ecken des Monitors kann es passieren, daß die Linien einen Farbsaum bekommen. - Hier wird "Saum" also im Sinne von "Rand" verwendet.

Fleckiger Saumpilz | Gesäumter Häubling | Tränender Saumpilz | Wässeriger Saumpilz

Kennzeichen der "Saumpilze" ist der namensgebenden "Saum" am Hutrand.

(E?)(L?) http://www.ahmadiyya.de/faq/islam/allgemeinses-zum-islam/was-sind-die-5-saeulen-des-islam.html
"Saum" ist auch die (vermutlich) arabische Bezeichnung für eine der fünf Säulen des Islam und bedeutet "Fasten".


Saum (das Fasten)
Im Monat Ramadhan, dem 9. Monat des islamischen Kalenders, zu fasten, ist die dritte Pflicht eines Muslims, der dritte Pfeiler des Islam. Gefastet wird von morgens bis zum Sonnenuntergang. Während dieser Zeit verzichtet ein Muslim auf das Essen, Trinken, Rauchen und den ehelichen Beischlaf.
...


(E?)(L?) http://www.broadwayworld.com/people/gallery-person.php?personid=13997
"Saum" findet man auch sowohl als Vornamen als auch als Nachnamen. Worauf diese allerdinsg zurück gehen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Eskandani, Saum

(E?)(L?) http://www.broadwayworld.com/people/gallery-person.php?personid=10477
Saum, Sherri

(E?)(L?) http://www.eslam.de/begriffe/f/fasten.htm

Das Wort "Fasten" ["saum", "siyam"] bedeutet im allgemeinen die Verweigerung einer Handlung. Dabei kann es sich um Handlungen wie Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr handeln oder aber auch Sprechen, Schlafen usw.. Neben der allgemein bekannten Form des Fastens kennt der Islam z.B. auch das Sprachfasten.
...


(E?)(L?) http://www.focus.de/G/GP/GPI/GPIA/gpia.htm
Hier wird "Saum" = "Fasten" als die vierte Säule des Islam bezeichnet.

(E1)(L1) http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25985.php
Hier findet man "Saum" als Massangabe für Wein. Möglich wäre, dass es sich dabei ursprünglich um bis an den "Rand" gefüllte Weinfässer (mit einem festgelegten Inhalt) gehandelt hat.

Saum
Ehem. Transportmass für Wein in der Deutschschweiz und Graubünden, ital. "soma". Der S. im Mittelland, ein Holzfass von ca. 130-180 l Inhalt, enthielt je nach Gegend 90-128 der ortsübl. Mass . Ein S. entsprach in Bern, Solothurn, dem Aargau und der Innerschweiz 4 Eimern bzw. Brenten oder 100 Mass, in Zürich, Glarus und Graubünden 1 1/2 Eimern oder 90 Mass, in der Ostschweiz 4 Eimern oder 120-128 Mass und in der Stadt Basel 3 Ohm oder 96 Mass. Kleiner als diese waren "Saummasse" in Graubünden und im St. Galler Rheintal, wo der S. 80-90 Mass bzw. 90-117 l umfasste; diesen entsprach die "soma" im Bergell zu 80 boccali bzw. 120 l für Weinimporte aus dem Veltlin. Im schweiz. Masssystem wurde der "Saum" 1838 zu 100 Mass auf 150 l festgesetzt. Mit Einführung des Liters 1877 als Masseinheit wurde der Saum aufgegeben (Masse und Gewichte).
Autor: Anne-Marie Dubler

(E1)(L1) http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25985.php
Zur "Säumerei" fehlt noch der entsprechende Artikel im "Historischen Lexikon der Schweiz". (15.02.2009)

(E?)(L2) http://u0028844496.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Gewichte
Hier findet man die Erklärung, dass die Masseinheit "Saum" die Warenlast angibt, die einem Saumtier aufgebürdete werden konnte.

(E?)(L?) http://u0028844496.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Lasttiere
Saumtiere - Lasttiere

(E?)(L?) http://u0028844496.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Saumwege

"Saumwege". Schmale Wege, die von den Karawanen der Säumer begangen wurden, wobei die Lasttiere eines hinter dem anderen geführt wurden.
...


(E?)(L?) http://www.sbrinz.ch/cms/media.php?id=25
In diesem Beitrag über "„Der Sbrinz“ und die verwandten Bergkäse der Schweiz" werden "Saumkolonne", "Säumerfässlein", "Saumweg" und "Saumpferd" erwähnt.

(E3)(L1) http://www.textlog.de/2842.html
Obersaum

(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
baiernsaumfahrt | buergersaum | gerechtigkeitsaum | gerechtigkeitssaum | halbsaum | honigsaum | oelsaum

(E1)(L1) http://www.cis.uni-muenchen.de/cgi-bin/ahdeutsch/lex.pl?buchstabe=s&sprache=ahdvoll
saum | saumara | saumaro | saumum

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
Blend=Saum, siehe unter Saum.

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
Blinder Saum, Blend=Saum, siehe unter Saum.

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

"Obersaum", ist ein Glied oben an dem Schafte einer Säule, wo die Säule aufhört, und das Capitäl anfängt. Dieses Glied gleicht einer Platte, und steht rings herum etwas über den Säulenschaft hervor, ist aber mit dem Schafte durch einen Ablauf verbunden, damit es nicht als ein abgesonderter Theil erscheine.


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

"Quersaum", ein in die Quere, d. i. der Breite nach gehender Saum, dergleichen z. B. die Preischen oder Quader an den Hemdärmeln sind.


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
Gesäumt | Saum | Saum, in der Baukunst | Saum, auf den Blechhämmern | Saum, in der Fischerei | Saum, ein Gewicht | Saum, bei den Hufschmieden | Saum, an den Kleidungsstücken | Saum, ein Maaß | Saum, bei den Nätherinnen | Saum, an den Pferdehafen | Saum, bei den Roßhändlern | Saum, im Schiffsbau | Saum, im Tuchhandel | Saum, bei den Tuchmachern | Saum, der Weiße | Saumachen | Saumblume | Säumchen | Säumen | Säumen, im Forstwesen | Säumen, bei der Nätherinn | Säumen, beim Tischler und Zimmermann | Säumen, beim Zimmermann | Säumer | Saumesel | Saumfarrn | Saumfarrn (Adler-) | Saumfarrn (afterblätrriger) | Saumfarrn (aufwärtssteigender) | Saumfarrn (bandirter) | Saumfarrn (bunter) | Saumfarrn (Calomelartiger) | Saumfarrn (dreitheiliger) | Saumfarrn (eingerollter) | Saumfarrn (eingeschnittener) | Saumfarrn (entenfußförmiger) | Saumfarrn (eßbarer) | Saumfarrn (fächerförmiger) | Saumfarrn (feingesägter) | Saumfarrn (feingespitzter) | Saumfarrn (feingezähnter) | Saumfarrn (fußförmiger) | Saumfarrn (gabelförmiger) | Saumfarrn (gekerbter) | Saumfarrn (geohrlappter) | Saumfarrn (geschwänzter) | Saumfarrn (gezähnelter) | Saumfarrn (großblättriger) | Saumfarrn (haarförmiger) | Saumfarrn (habichtskrautblättriger) | Saumfarrn (halbgefiederter) | Saumfarrn (Kapscher) | Saumfarrn (knöpfchenfarrnartiger) | Saumfarrn (krauser) | Saumfarrn (Kretischer) | Saumfarrn (langblättriger) | Saumfarrn (lanzettblättriger) | Saumfarrn (mehliger) | Saumfarrn (rundblättriger) | Saumfarrn (sägezähniger) | Saumfarrn (schmalblättriger) | Saumfarrn (schwarzrother) | Saumfarrn (silberweißer) | Saumfarrn (spießförmiger) | Saumfarrn (stachlicher) | Saumfarrn (Thalictrumartiger) | Saumfarrn (verdünnter) | Saumfarrn (verschiedenblättriger) | Saumfarrn (verstümmelter) | Saumfarrn (zottiger) | Saumfarrn (zweiöhriger) | Saumfleck | Saumflosse | Saumflügel | Saumhaft | Säumig | Säumigkeit | Saumkost | Saumkosten | Saumlatte | Saummachen | Säumniß | Saumon | Saumpane | Saumpferd | Saumroß | Saumsattel | Saumsattler | Saumschwelle | Saumselig | Saumseligkeit | Saumspinne | Saumtau | Saumthier | Saumutter | Saumwanze | Ungesäumt

(E1)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
In dem Artikel über "Saum" werden mehrere Varianten mit unterschiedlicher Herkunft aufgeführt und behandelt.

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
Untersaum

(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
ANSÄUMEN

(E?)(L?) http://www.unet.univie.ac.at/~a9902976/Sommer00/fwnetz.htm


(E?)(L?) http://web.archive.org/web/20050404064959/http://www.unet.univie.ac.at/~a9902976/Sommer00/fwnetz.htm
Aus dem Lateinischen übernommene Wörter:
Tiere: Esel, Maultier, Saumtier.

(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Saumpilze

Die Gattung der Saumpilze (Lacrymaria) steht den Faserlingen (Psathyrella) recht nahe, zu denen sie früher auch gerechnet wurden. Die Saumpilze unterscheiden sich von diesen durch den namensgebenden Saum am Hutrand.
...


säumen, versäumen, Säumnis, Versäumnis (W2)

Neben dem unter "Saum" aufgeführten "Säumen" gibt es noch eine zweites "säumen" = "zögern". Dieses "säumen" geht jedoch auf keines der "Säume" zurück. Das "(ver)säumen" im Sinne von etwas "verpassen" geht auf das ahd. "(fir)sumen" = "vernachlässigen" zurück. Die weitere Herkunft wird in ide. "*sewa", "*seu" und griech. "éaein" = "lassen", "zulassen" aber auch "unterlassen", gesehen.

Ohne die Vorsilbe "ver-" ist z.B. der (juristische) "Säumniszuschlag" anzutreffen

(E?)(L?) http://german.about.com/library/definitions/bldef07_0822.htm
Säumnisgebühr

(E?)(L?) http://www.aktiengesetz.de/
AktG § 64 Ausschluß säumiger Aktionäre

(E6)(L?) http://help.gv.at/Content.Node/99/Seite.991280.html
Säumnisbeschwerde

(E?)(L?) http://help.gv.at/Content.Node/99/Seite.991345.html
Versäumungsurteil

(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/der/DERS.pdf
säumen | Säumnis | versäumen | Versäumnis | Versäumnisurteil | Versäumung


"säuumen", V., "nicht kommen", "säuumen", "säuumig sein", mhd. "sumen", "soumen", V., "aufhalten", "verzögern", ahd. "sumen" (A. 9. Jh.), V., "nachgeben", germ. "*suman", V., "säuumen", "zögern", zu ide. "*seu-", V., "lassen"

"Säumnis", F., N., "Nichterscheinen oder Nichtverhandeln einer Partei trotz ordnungsgemäßer Ladung zu einem zur notwendigen Verhandlung bestimmten Termin", "Zögerung", "Verzug", "Hindernis"., mhd. "sumnisse", F., "Aufhaltung", "Hinhaltung", "Hinderung", "Säumnis", "Zögerung".


(E3)(L1) http://www.textlog.de/37796.html
1180. Säumen. Zaudern. Zögern

(E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
absaumigkeit | absäumlich | Absäumung

(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
Versäumen | Versäumnißkosten

(E1)(L1) http://www.wortwarte.de/

...
Deshalb nennt er die "Erlebnisgesellschaft" auch lieber eine "Versäumnisgesellschaft" , beherrscht von der Angst, etwas zu verpassen, von dem sie nicht einmal weiß, was es ist. "War es gestern, oder war's im vierten Stock?", heißt das bei Karl Valentin. Also öfter mal ganz abschalten.
...


Schabab (W3)

(E3)(L1) http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adelung/text/band3/@Generic__BookTextView/94666;cs=default;ts=default;pt=94666;lang=de;nh=1?DwebQuery=schabab+inside+%3CORTH%3E#X


(E3)(L1) http://www.ub.uni-bielefeld.de/cgi-bin/button.cgi?pfad=/diglib/adelung/grammati/3/jpeg/&seite=00000655.jpg&werk=


Das mittlerweile schon wieder untergegangene Wort findet man noch bei Adelung, wo es beschrieben wird als:

ein nur im gemeinen Leben einiger Gegenden übliches, von dem Zeitworte "abschaben" gebildetes Wort, das Unnütze oder Unreine zu bezeichnen, was von einem andern Dinge "abgeschabet", und in weiterer Bedeutung, "abgesondert" wird; das "Schabsel", "Abschabsel", Nieders. "Schabels". Dem Frisch zu Folge wird der Raden in einigen Gegenden "Schabab" genannt, weil er als untauglich von dem Getreide abgesondert werden muß. Daher gebrauchte man es ehedem auch figürlich für "Auswurf", "Ausschuß", "Scheusal" u. s. f. Er mußte von jedermann bey der Pfaffheit "Schabab" seyn, Hedion in der Kirchenhist. bey dem Frisch. Ich zeuch dahin du bist "Schabab", Hans Sachs. Wo es in unsern jetzigen Bibel-Ausgaben, 1 Cor. 4, 13, heißt, und ein Fegopfer aller Leute, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , da hieß es in den Ausgaben von 1522, 1524 und 1527, und eyns ydermans "schabab". In dem alten Reimspruche hingegen, da man von einem Verstorbenen sagt; Ein Tuch ins Grab, damit "schabab", scheinet es aus "abschieben", Nieders. "abschuven", sich "abführen", "fortmachen", entstanden zu seyn.


Erstellt: 2004-12

schäbig (W3)

Dt. "schäbig", engl. "shabby" = dt. "abgeschabt", "geizig", "kleinlich", "abgenutzt" geht zurück auf das veraltete Substantiv dt. "Schabe", "Schäbe" = dt. "Krätze", "Schafräude" und damit indirekt auf das Verb dt. "schaben". Das im 18. Jh. aufkommende Wort hat Verwandte in altengl. "sceabb", altisl. "skabb" und lat. "scabies" = dt. "Räude". Bereits mhdt. "schebic" bedeutet dt. "räudig" und wurde auch als Bezeichnung für dt. "abgeschabt aussehend" benutzt. Als anschauliches Beispiel diente etwa ein "räudiges Schaf".

In Hamburg sagt man "schabbich".

In die Wortfamilie gehört auch die Bezeichnung dt. "Schäben" für die beim Aufschluss von Leinfasern anfallenden hölzernen Teile.

Adelung schreibt dazu:


"Schäbig", -er, -ste, adj. et adv. von "Schabe", die "Krätze", ein für krätzig in den niedrigen Sprecharten übliches Wort. Wenn ein Mann oder Weib auf dem Haupt oder am Bart schäbigt (schäbig) wird, 3 Mos. 13, 29. Nieders. "schävisk", "schäfsk", Engl. "shabby". So auch die "Schäbigkeit".




(E?)(L?) http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article2174458/Sprechen-Sie-Hamburgisch.html


(E2)(L1) http://www.mundmische.de/synonyme/sch%C3%A4big


(E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=S

schäbig | Schäbigkeit


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl


(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/DWB/

BLUTSCHÄBIG | BLUTSCHÄBIGKEIT, f. | schäbig, adj. | schäbigkeit, f.


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/Wander

Schäbig Schäbiger


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=schäbig
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "schäbig" taucht in der Literatur um das Jahr 1740 / 1820 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2014-06

Schalk (W3)



Scheffel (W3)



Schelm (W3)



Schied - Unterschied (W3)

kenne ich im Moment nur noch in "Unterschied".

Schilling
Produkt
Product
(= "eine Tracht Prügel") (W1)

(E1)(L1) http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adelung/text/band3/@Generic__BookTextView/104340;cs=default;ts=default;pt=104340;lang=de#X


(E1)(L1) http://www.ub.uni-bielefeld.de/cgi-bin/button.cgi?pfad=/diglib/adelung/grammati/3/jpeg/&seite=00000733.jpg&werk=


(E3)(L1) http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adelung/text/band3/@Generic__BookView;cs=default;ts=default;lang=de?q=product&DwebQueryForm=%24q+inside+%3CORTH%3E


Das mittlerweile schon wieder untergegangene Wort dt. "Schilling" findet man noch bei Adelung, wo es beschrieben wird als:


...
2) Oft bedeutet "Schilling" auch eine "Züchtigung", welche einem Verbrecher mit dem Stocke, der Peitsche oder mit Ruthen gegeben wird. In einigen Oberdeutschen Gegenden wird es daher für den "Staubbesen" gebraucht. Der "Stockschilling" ist in den Gerichten noch jetzt eine "Züchtigung" von dem Stockmeister in dem Stocke oder Gefängnisse. Auch die Züchtigung ungezogener Knaben in den Schulen auf den Hintern führet daselbst den Nahmen des "Schillings". Da Plätzer von platzen in ähnlichem Verstande vorkommt, so könnte man auch "Schilling" in dieser Bedeutung von "schallen" ableiten, wenn es nicht wahrscheinlicher wäre, daß es auch hier von der vorigen Bedeutung entlehnet worden, und ursprünglich "eine bestimmte Zahl Streiche, etwa 12 oder 30", bedeutet habe. S. Pfund.
...
Bei "Nabil Osaman" findet man unter "Schilling" weiterhin die Anmerkung:

Nachdem der "Schilling" zu einem allzu offensichtlichen "Euphemismus" für "eine Tracht Prügel" geworden war, musste ein neuer Ausdruck her. Im 16. Jahrhundert bildete sich schließlich ein "Euphemismus" für den "Euphemismus" heraus. "Produkt", das die "12 Stockhiebe" mit der Vorstellung "3*4" (oder "3*10" für "30 Stockhiebe") umschrieb.

während Adelung den "Product" folgendermaßen erklärt:


... in den Schulen, eine feyerliche Züchtigung ungezogener Schüler vor dem Hintern. Einem Kinde einen "Product" geben. Vermuthlich von dem mittlern Lat. "producere", "productus", "mit Gewalt hervor führen", weil dieses gemeiniglich mit einem "Schul-Producte" verbunden ist, da es denn eigentlich die zur Züchtigung bestimmte Person mag bedeutet haben.


Erstellt: 2004-12

schirren (W3)

Das Verb dt. "schirren" ist nur noch selten anzutreffen. Es gehört zu dt. "Geschirr", das wörtlich dt. "Geschertes", "Geschnittenes", "Zurechtgeschnittenes" bedeutet. Vermutlich ist das Verb dt. "schirren" in Bezug auf das Substantiv dt. "Geschirr" entstanden, im Sinne von "(Tieren) das Geschirr anlegen".

dt. "anschirrend" = engl. "harnessing"

"Schirren" findet man auch als Familiennamen. Der erste Namensträger dürfte etwas mit Pferden zu tun gahabt haben.

Bei Adelung findet man Einträge zu den vielen Bedeutungen und Zusammensetzungen von "schirren":


Abgeschirren, S. Abschirren.

Abschirren, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, den Pferden das Geschirr abnehmen. Die Pferde sind schon abgeschirret. Im Gegensatze des Anschirrens.

Angeschirren, S. Anschirren.

Anschirren, verb. reg. act. dem Zugviehe das Geschirr anlegen, angeschirren, ingleichen aufschirren. Die Pferde sind bereits angeschirret. Daher die Anschirrung. In einer Italiänischen Urkunde von 1218 bey dem du Fresne bedeutet Ascheratus ad bellum, zum Kriege gerüstet; welches vermuthlich dieses Zeitwort anschirren ist, welches du Fresne nicht verstanden hat.

Aufschirren, verb. reg. act. Die Pferde aufschirren, ihnen das Geschirr auflegen.

Ausschirren, verb. reg. act. aus dem Geschirre nehmen. Die Pferde ausschirren, ausspannen. S. Abschirren.

Einschirren, verb. reg. act. in das Geschirre bringen, im Gegensatze des Ausschirrens. Die Pferde sind schon eingeschirret, mit Auslegung des Geschirres von den Wagen gespannet. Daher die Einschirrung.

Geschirren, verb. reg. act. Die Pferde geschirren, ihnen das Geschirr auflegen, sie anschirren. S. Schirren.

Schirren, verb. reg. act. welches auch nur noch in den Zusammensetzungen abschirren, anschirren, ausschirren und geschirren üblich ist, S. dieselben.


(E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

abschirren | anschirren + D + A | schirren


(E?)(L?) http://www.deutsche-biographie.de/blaetternNDB_S.html

| Schirren | Schirren, Carl | Schirrmann, Richard


(E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=S

schirren


(E?)(L?) http://www.sagen.at/doku/lexika/mundart1811/mundart1811_a.html

Angschirren


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

ABSCHIRREN | ANSCHIRREN | AUSSCHIRREN | BAGSCHIRREN | EINSCHIRREN | GESCHIRREN, v.


(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/

abschirren | anschirren | ausschirren


(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

Abgeschirren | Abschirren | Angeschirren | Anschirren | Ausschirren | Einschirren | Geschirren | Schirren


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=schirren
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "schirren" taucht in der Literatur um das Jahr 1750 auf.

Erstellt: 2013-01

schlotz- (W3) *slut
Geschlotz
Gschlotz
Hemdschlotzer
herumschlotzen
Kinderschlotzer
Ohrenschlotzer
schalatzen
schlatz'n
schlatze
schlatzig
schlazi
schletz'n
schlitzig
schlitzkig
Schlosse
schlossen
schlots
schlottern
Schlotz
schlotza
Schlotze
schlotze
schlotzen
Schlotzer
Schlotzerei
schlotzern
Schlotzersch
Schlotzi
schlotzig
schlotzocht
schlotzä
Schloße
schlutz
schlutze
schlutzen
schlutzig
Schlötz
Schlötzi
schlötzig
schlötzlen
Schlötzler
Schlötzlerin
schlützig
slatter
slauta
sleet
sloot
sulzicht
Viertelesschlotzer
Virdalesschlotzer

Die eher umgangssprachlichen Wörter "schlotzen" und "schlotzig" scheinen zumindest im süddeutschen, alemannischen Raum bekannt zu sein. Sie haben alle etwas mit "flüssig", "klebrig", "schmierig", auch "schmutzig" und im übertragenen Sinn "unordentlich" zu tun. Der Wertebereich reicht von plus bis minus (also von meliorativ bis pejorativ). Eine weitere Herkunft scheint jedoch unbekannt zu sein. Vielleicht kann man von einer lautmalerischen Bildung ausgehen.

Allerdings scheint "schlotzen" nicht vollkommen isoliert zu sein. Im "Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen" von August Fick kann man zur Wurzel "*slut" = dt. "schlaff herabhängen", "schlaff", "weich sein" einige Abkömmlinge finden, zu denen auch dt. "schlotzen" gezählt wird. (Dazu wird auch landsch. dt. "Schloße", "Schlosse" (langes "o") = "Hagelkorn" gezählt.)

Das umgangssprachliche dt. "schlotzen" hat etwa die Bedeutung "trinken", "genüsslich trinken", aber auch "lutschen".

Das dt. "schlotzig" hat etwa die Bedeutung "leicht flüssig", "cremig"

In der Schweiz findet man "schlotzä" mit der Bedeutung "essen".

In der Schweiz findet man auch

In einem Newsletter, der schon vor einigen Jahren verschickt wurde, war zu lesen:

Wörter aus allen Regionen kann man im Duden finden. Zum Beispiel das süddeutsche "derblecken" ("verspotten") und das norddeutsche "klönen" ("gemütlich plaudern"); aus dem Sächsischen stammt "Motschekiebchen" ("Marienkäfer") und aus dem Schwäbischen "schlotzen" ("mit Genuss trinken").

Der "Kinderschlotzer" ist eine "Milchflasche für Säuglinge".

Ein "Schmarotzer" wird in einigen Gegenden auch als "Ohrenschlotzer" = "Ohrensauger" bezeichnet.

(E?)(L?) https://pdodswr-a.akamaihd.net/swrfernsehen/feuer-und-pfanne/1468621.l.mp4

ARD - Feuer und Pfanne - Schlotziges Waldpilz-Risotto mit würzigem Bergkäse vom Lagerfeuer - 10.06.2021


(E?)(L?) http://lexicon.ff.cuni.cz/pdf/pgmc_torp/pgmc_torp.pdf

Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen: Dritter Teil: Wortschatz der Germanischen Spracheinheit

by August Fick with contributions by Hjalmar Falk, entirely revised by Alf Torp in 1909.

("*slut") 2. schlaff herabhängen, schlaff, weich sein. an. "sluta" und "slota" schw. vb. herabhängen, lässig sein; nhd. mundartl. "schlossen" schlaff oder weich werden, tauen, "schlotzen" mit Schmutz zu tun haben, nachlässig sein. Hierzu norw. mundartl. "slutr" Regen u. Schnee untereinander, unreine Flussigkeit, und germ. "slauta" (das ubrigens auch zur Wz. "sluth" gestellt werden könnte): engl. "sleet" (= ags. "*sliéte") Regen und Schnee untereinander, Schlamm, nnd. "slöten" Hagel; mhd. "sloss": m. n., "slosse" f., nhd. "Schlossen". Wahrscheinlich auch mnd. "slôt" m. Pfütze, Sumpf, Wassergraben, ndl. "sloot", afries. "slât". Verwandt mit "sluss". (541:5)


(E?)(L?) https://www.dialektwoerter.ch/ch/s.html

schlotzä - essen


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/etymwb/schlotzen

"schlotzen" Vb. "saugen", "lutschen", "genüßlich schlürfen", auch "träge gehen", "schlurfend gehen" (17. Jh.). Herkunft unbekannt.


(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/Schlotzer

"Schlotzer", der = "Schnuller"
...

"schlotzen" = landschaftlich, besonders schwäbisch "genüsslich trinken", "lutschen"
...

"schlotzig"
...

"Viertelesschlotzer", der = schwäbisch, scherzhaft "jmd., der gerne ein Glas Wein trinkt"
...


(E?)(L?) http://www.germanic-lexicon-project.org/pdf/pgmc_torp/pgmc_torp_20061216.pdf

Lemma: "*slut"

2. schlaff herabhängen, schlaff, weich sein. an. "slûta" und "slota" schw. vb. herabhängen, lässig sein; nhd. mundartl. "schlossen" schlaff oder weich werden, tauen, "schlotzen" mit Schmutz zu tun haben, nachlässig sein. Hierzu norw. mundartl. "slutr" Regen u. Schnee untereinander, unreine Flüssigkeit, und germ. "slauta" (das übrigens auch zur Wz. "sluþ" gestellt werden könnte): engl. "sleet" (= ags., altengl. "*slíete" ) Regen und Schnee untereinander, Schlamm, nnd. "slöten" Hagel; mhd. "slô&z-hook"; m. n., "slô&z-hook;e" f., nhd. "Schlossen". Wahrscheinlich auch mnd. "slôt" m. Pfütze, Sumpf, Wassergraben, ndl. "sloot", afries. "slât". Verwandt mit "sluþ".


(E?)(L?) https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id9.htm#!page/90817/mode/1up

  • "Geschlotz" 9,817
  • "Schlotze" 9,817
  • "schlotze" 9,817
  • "Schlotzer" 9,817
  • "Schlötzi" 9,817
  • Gschlotz 9,817
  • Schlotzen 9,817
  • Schlotzi 9,817
  • schlotzocht 9,818
  • schlötzlen 9,818
  • Schlötzler 9,818
  • Schlötzlerin 9,818
  • weitere Formen mit "schloz-" und "schlez-" und ähnlichen Bedeutungen



  • (E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm

    "schlotzen", nhd., sw. V., (16. Jh.): nhd. "schlotzen", "im Mund zergehen lassen"; ne. "suck";

    Quellen: 16. Jh.; Etymologie: Herkunft ungeklärt?;

    Literaturhinweise: Kluge s. u. "schlotzen", DW 15, 793, Duden s. u. "schlotzen";

    GB.: "etwas im Mund zergehen lassen";

    F.: schlotzen, schlotze, schlotzst, schlotzt, schlotzest, schlotzet, schlotzte, schlotztest, schlotzten, schlotztet, geschlotzt, geschlotzt, geschlotzte, geschlotztes, geschlotztem, geschlotzten, geschlotzter, schlotzend, schlotzend, schlotzende, schlotzendes, schlotzendem, schlotzenden, schlotzender, schlotz+EW;


    (E?)(L?) https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsearch/sn/shwb




    (E?)(L?) https://blog.oup.com/2019/03/sluts-slatterns/

    On "sluts" and "slatterns"
    ...
    In the middle of the nineteenth century, Hensleigh Wedgwood, at that time a rising star of English etymology and later the author of an etymological dictionary (now forgotten but far from useless), cited German "schlottern" = “to shiver” and, by inference, “to shake” as a cognate or the source of "slattern". English had the verb "slatter" = “to spill, splash, etc.” The OED cites "slattering" woman and suggests tentatively that "slatter-n" is "slatter" with a suffix added to it. It does not exclude the Scandinavian origin of the English verb. Again, I would prefer to stay away from Scandinavian because of the wide currency of the "slat–" complex on the continent. In this case, we are dealing either with cognates (Scandinavian and West Germanic) or, more likely, with migratory words. Skeat also referred to Scandinavian but cited Bavarian "schlutzen" ~ "schlotzen" = “slut”, along with "schlotzen" “to be careless”.
    ...


    (E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/137916

    schlotzen


    (E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/240257

    Schlotzer


    (E?)(L?) http://www.schwaebisches-woerterbuch.de/default.asp?q=schlotza

    schlotza ...


    (E?)(L?) http://www.schwaebisches-woerterbuch.de/default.asp?q=Schlotzer

    Schlotzer ...


    (E?)(L?) http://www.schwaebisches-woerterbuch.de/default.asp?q=Virdalesschlotzer

    Virdalesschlotzer ("Viertel-Liter-Wein-Trinker") ...


    (E?)(L?) https://www.wdw.uni-trier.de/onlinewb/

    Schlotz, Schlötz m.: Formen: Sg.: Frank. 11.- Pl.: Frank. 15, Frank. 11 Frank. 13. Etym.: Herk. unklar. Lit.: Löwe-Kumpf 1979, 154; WKW 8/28. 9/32.


    (E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#1

    "KINDERSCHLOTZER", s. "kinderdutte".

    "KINDERDUTTE", f. milchfläschchen das säuglingen statt der mutterbrust gereicht wird, mit einer nachbildung der "dutte", "brustwarze" zum saugen, daher der name; östr. "kindertuttel" m., schwäb. "tuttle" n., auch "lämmele", "limele", im Breisgau "memmele", oberschles. "schnäuzel", sächs. "zûtschkännchen", "nûtschkännchen", rheinisch "schnullbüchse", frankf. "suckelbüchse". Campe. bei M. Kramer deutsch-holl. wb. "kindsmämmelein", "kindslülle". bei Stieler 1859 "kinderschlotzer" lagenula siphunculata.

    "OHRENSCHLOTZER", m. "Ohrensauger" (s. "schlotzen"): dann, wie man sagt, "schmarotzer seind gemeinklich ohrnschlotzer". Albertinus hofschul 47b; "schmarotzer hält man gemainklich, für ohrnschlotzer". landleben 70b.

    "SCHLÖTZ", m. mundartliches wort unsicherer herkunft (sieh "schlotzen").



    "SCHLOTZE", f.: "die schlotzen", "die schlutzen", unreinliche weibsperson Schm. 2, 540; "schlutz", f. in gleichem sinne Schröer 288a; s. 1DWb "schlötz" und 1DWb "schlotzig".

    "SCHLOTZEN", verb.

    "SCHLOTZER", m. saugbeutel, saugbeutel der kinder: "schlotzer", der, sive "kinderschlotzer", lagenula, siphunculata Stieler 1859, vgl. Schmid 468. Schm. 2, 540. Birlinger wörterb. z. volksth. aus Schwaben 82; "schlutzer" Kehrein 355, s. 1DWb "schlotzen" 2. "schlotzer" nimmt auch die bedeutung 'der saugende' an. sprichwörtlich: schmarotzer sind schlotzer, vgl. 1DWb "ohrenschlotzer" theil 7, 1259.

    "SCHLOTZIG", adj. (s. 1DWb "schlotzen" 3), nur mundartlich gebräuchlich; eine reihe von formen mit wechselndem stammvocal sind hier zusammenzufassen: "schlötzig", "schlützig", klebrig, schmutzig, morastig, träge, langweilig, "schlatze", schläfrig Schm. 2, 540, "schlutzig", "schlotzig", glatt, schleimig, morastig Schöpf 626, "schlötzig", "schlützig", klebrig Lexer 219, "schlatzig", "schlutzig", schleimig, glatt schlüpfrig Hintner 220, "schlazi" Castelli 244, "schlitzig" Hügel 139b, "schlitzig", "schlitzkig", schlüpfrig, glatt Weinhold /Bd. 15, Sp. 794/ 84b, "schlatzig", "sulzicht", von verdorbenem fleische Klein prov.-wb. 2, 118; s. oben "schlatzig" sp. 501 und "schlitzig" 2, sp. 764.


    (E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=LothWB#1

    "schlotzen" [šlòts? Bi. u. s.] tr. v. ElsWb els. 2, 478 "schlutze", "schlotze"; baier. 2, 540 u. 1DWb Gr. Wtb. 9, 793 "schlotzen".


    (E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=PfWB#1

    "schlotzen" = "schlürfen" s. PfWb "schlutzen".


    (E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=RhWB#0

    "Schlotz" -o- = Schutz (s. d.).

    "Schlotze" das Wort ist am wmosfrk. WRande als "schlots" in Saarbg-Cahren Wilting, Trier-Stdt Hermeskeil Thomm; als "schlots" in Prüm, Malm verbr., Pl. "schlotse(n)" f.:

    "schlotzen" PfWb ElsWb LothWb ebd. schw.: nachlässig, schleppend gehen, bes. von unordentlichen Weibern; (doher-, heran)geschlotzt kommen. — Abl.: "die Schlotzerei", "dat Geschlotz", "der Schlotzer", "die Schlotzersch".

    "schlotzig" ebd. Adj.: unordentlich, nachlässig, bes. von Weibern; e schlotzig Mensch; schlotzig ogedohn sein; schlotzig gohn.


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=schlotzen
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "schlotzen" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.

    (E?)(L?) http://corpora.informatik.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2023-09

    Schmackes (W3)

    scheint mir auch ein Kandidat für die Streichliste zu sein. Es kommt noch vor in "mit Schmackes" = "mit Kraft". Es soll mit "smacken" = "schlagen", "werfen" zusammenhängen, was ich überhaupt nicht kenne. Weiterhin mit "schmatzen" = "laut küssen", "geräuschvoll kauen", das ebenfalls auf "smacken" zurückgeführt wird und letztlich lautmalenden Ursprungs sein soll.
    Ein Zusammenhang zu "schmecken" wird eher nicht vermutet.

    schmähen, Schmach, schmächtig, schmachten, small, schmal (W2)

    (E1)(L1) http://www.etymonline.com/
    "Schmach" hatte im mhd. noch die Bedeutung "Kleinheit", "Geringfügigkeit" (zu ahd. "smahi" = "klein", "gering", "verächtlich"). "schmähen" bedeutet demnach also "klein", "verächtlich machen".
    Auf jeden Fall gehört "schmächtig" hierher.
    Das Verb "schmachten" könnte damit zusammenhängen, etwa im Sinne von "klein werden" (vor Hunger und/oder Durst). Es könnte aber auch eine Verbindung mit ide. "*smog" = "Hitze" eingegangen sein und aus der Bedeutung "austrocknen" entstanden sein.

    Verbindungen zu eng. "small", dt. "schmal" sind unsicher, könnten aber bestehen und entfernt auch mit lat. "malus" = "schlecht" und altnord. "malu" = "klein" zusammenhängen.
    Man beachte auch Ausdrücke wie "sein Konto schmälern", "sein Ansehen schmälern".

    schmausen - verschmausen (W3)



    schmirgeln (W3)

    Das griech. "smyris" = "Schmirgelpulver" wurde über das ital. "smeriglio" im 16.Jh. als "smirgel", "smergel" ins Deutsche entlehnt.

    schmunzeln, schmutziges Lachen (W2)

    lässt sich nur bis zum mhd. "smunzen" bzw. "smutzen" = "lächeln" rückverfolgen, davor verliert sich die Spur.
    Interessant ist jedoch, dass das "schmutzige Lachen" auf diese Wortähnlichkeit zurückgeführt wird und bereits im mhd. als "smutzelachen", also eigentlich "lächeln-lachen" auftritt.

    Schrat (W3)

    Der dt. "Waldschrat", auch "Waldschratt" ist ein dt. "Waldgeist", ital. "spirito dei boschi", engl. "hobgoblin", "wood gnome". Der dt. "Schrat", auch dt. "Schrätel" = engl. "forest goblin", geht über mhd. "schrat", "schratte", ahd. "scrato" zurück auf ahd. "schrot" = dt. "Prügel", "Klotz", und gehört zu dt. "schroten", mhd. "schroten", ahd. "scrotan" = dt. "hauen", "abschneiden", scheren" und hat im alten dt. "Schrot" die Bedeutung "Baumstamm".

    "Schrat" (slaw.) ("Skrzat", "Skrzak") ... Schrate entstehen aus einem Hahnenei oder der Mandragora-Wurzel (Alraun).

    Die Schrate sind, anders als Alben, kein kopfstarkes Volk, sondern sie treten nur vereinzelt auf (GRIMM, I., 397). Ihr wohl bekanntester Vertreter ist der Rübezahl des Riesengebirges.

    "Schrätteli", "Schrecksele" (allg.) Geistwesen

    Viele Namen sind für die Nachtmahre aus allen Teilen Europas bekannt. Außer "Alp" und "Trud" (oder "Drud") heißt er "Stendal", "Waalrüter", "Cauchemar", "Nachtmart", "Cinciut", Le "Rudge-Pula", "Marui", "Painajainen", "Marantule", "Pandafeche", "Shishimora", "Schrätteli", "Toggeli", "Calcatràpole", "Engue", "Quældrytterinde", "Nachtmännle", "Schrecksele" und — polnisch — "Mora" (ebd. u. GRIMM, Bd. I., 384).

    (E?)(L?) http://www.chemie.de/lexikon/Schrattenkalk.html

    Schrattenkalk

    Der "Schrattenkalk" bezeichnet eine geologische Formation aus der Kreidezeit. Sein Name leitet sich von der "Schrattenfluh" ab, einem Gebirgsstock der Voralpen im Kanton Luzern in der Schweiz.
    ...


    (E?)(L?) http://www.deutsche-biographie.de/blaetternNDB_S.html

    | Schratt, Katharina | Schrattenbach, Freiherren und Grafen von


    (E6)(L1) http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Schrat

    ...
    Die Wortherkunft ist unbekannt, aber etymologischische Ursprünge sind:


    (E?)(L?) http://www.mitmachwoerterbuch.lvr.de/
    nicht mehr erreichbar (2022-09-05)


    schrateln

    schwatzen, quatschen, klatschen Guck dir die zwei an, sind mal wieder stundenlang am schrateln. Geschratel Gespräch 2er oder mehrerer (meist sauertöpfischer) Damen, die auf der Straße lautstark über jemanden oder etwas lästern. Geschratelt wird im Bergischen Land und in der Nordeifel.

    Bearbeiter: G. (Velbert), Claudia Böhmer (Mechernich)

    Kommentare

    Claudia Böhmer
    Mechernich, Eifel
    Als "Geschratel" bezeichnet man bei uns das Gespräch 2er oder mehrerer (meist sauertöpfischer) Damen, die auf der Straße z.B. lautstark über jemanden oder etwas lästern. Schrateln ist nicht positiv.


    (E?)(L?) http://www.phil.muni.cz/german/mediaev/histsem/nofr-beisp-HS.htm


    (E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=S

    Schrat | Schratt


    (E?)(L?) http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/steiermark/sagen_steiermark.htm

    Der Schratl beim Hochgreiter | Der Schratl beim Linegger | Der Schratl am Oberschöckl | Der Schratl in St. Radegund | Der Schratl in St. Gotthard | Der Schratlspiegel und das Schratlgatterl | Von Schratln und Hexen bei den Ursulinen


    (E?)(L1) http://www.wochenschau-archiv.de/auswahl.php

    Raderschratt, Prof. Hans


    (E1)(L1) http://www.wortwarte.de/Archiv/Datum/d001006.html#w2

    Jazzschrat


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Schrat
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "Schrat" taucht in der Literatur um das Jahr 1750 auf.

    Erstellt: 2013-01

    Schreppchen (W3)

    Wer kennt den Ausdruck "Schreppchen" für "minderwertigen Gegenstand"?
    Und wo kommt er her?

    schurigeln, schüren (W2)

    = "quälen" ist vermutlich entstanden aus "schurgeln" bzw. "schürgen" = "stoßen"; Hierzu gehört auch das kaum noch gebräuchliche "schüren" (den Ofen schüren). Aber im Zuge der Öl-, Gas- und Elektroheizungen wird dieses Wort auch dem Untergang geweiht sein.

    schwadronieren (W3)

    Dt. "schwadronieren" = dt. "schwafeln", "wortreich reden", "lebhaft reden", "unbekümmert reden" bedeutet wörtlich "beim Fechten wild und planlos um sich schlagen". Es ist eine Wortbildung zu "Schwadron" = dt. "kleinste Einheit der Kavallerie", das zurück geht auf ital. "squadrone" = wörtlich dt. "großes Viereck", und ital. "squadra" = dt. "Viereck", lat. "quadrus" = dt. "Quader".

    (E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

    schwadronieren [intr, hat]


    (E?)(L1) http://www.canoonet.eu/services/WordformationRules/Derivation/To-V/Suffixe-F/ier.html


    (E?)(L?) http://www.kaestnerfuerkinder.net/begriffe.php


    (E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=H

    herumschwadronieren | schwadronieren | schwadroniert | schwadronsweise


    (E?)(L?) http://www.wortmuseum.com/Sammlung-2.33.0.html


    (E?)(L?) http://www.phil.muni.cz/german/mediaev/histsem/nofr-beisp-HS.htm

    Bedeutungsanlehnung auch Volksetymologie: schwadronieren


    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/

    durchschwadronieren | herumschwadronieren


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=schwadronieren
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "schwadronieren" taucht in der Literatur um das Jahr 1790 / 1860 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2013-05

    schwanen
    Schwanenfedern bekommen (W3)

    Den Infinitiv dt. "schwanen" = dt."vermuten" findet man kaum. Ich kenne das Verb jedenfalls nur in der Zusammensetzung "jemandem schwant etwas". Bei Kluge findet man allerdings den Infinitiv dt. "schwanen" und den Hinweis, dass es seit dem 16. Jh. bekannt ist. Der Versuch dt. "schwanen" als Rückbildung aus dt. "wanen", "wähnen" zu erklären, scheint jedoch in die falsche Richtung zu weisen. Mehr Unterstützung erfährt die These, dass es sich um ein Wortspiel aus dem humanistischen Umfeld handelt. So könnte dt. "schwanen" eine bewußte Vermengung von lat. "olor" = dt. "Schwan" und lat. dt. "olere" = "riechen", "wittern", "vorausahnen" (lat. "olet mihi" = dt. "ich rieche") sein.

    Am 17.08.2009 stellt "javelot" folgende Frage im Etymologie-Forum:


    Betreff: Was bedeutet "schwanen"?

    Inhalt: Beispiel: "Mir schwant etwas". Ich las einmal, daß dies mit der Sage betreffend die "Schwanenjungfrauen" zu tun habe, die die Gestalt von "Schwänen" annahmen, wenn sie ihr "Schwanenfederkleid" anzogen. Nach meinem Eindruck hat das von mir gemeinte Wort nichts damit zu tun.


    (E?)(L?) http://www.forumromanum.de/member/forum/forum.php?q=was_bedeutet_schwanen&action=std_show&entryid=1108017621&mainid=1108017621&threadid=2&USER=user_213942&sessionid=7ed55b847ce607d2d9592f78a44be567


    Die Antwort von "astari" am 18.08.2009 lautet:


    Ob die Wendung etwas mit dem "Schwan" zu tun hat, ist nicht geklärt. Sie findet sich zuerst im Mittelniederdeutschen (Braunschweig 1514), aber in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts auch schon im Hochdeutschen. Möglicherweise liegt das Verb "wanen" = "wähnen", "ahnen" zugrunde, wobei zwischen einem vorgestellten Personalpronomen und diesem Verb die Wortgrenze sich verschoben hat ("mir’s wanet" > "mir swanet"). Ähnliches ist - in umgekehrter Richtung - bei dem Wort "Otter" ("Schlange") eingetreten, das auf "Natter" zurückgeht. Hier wurde das anlautende "n" als Ende eines vorangehenden unbestimmten Artikels empfunden ("ein[e] Atter"); das "a" im vermeintlichen Anlaut wurde zu "o" verdumpft.

    Eine andere Herleitungsmöglichkeit bringt doch den "Schwan" ins Spiel: Der Wendung könnte neulateinisch "olet mihi" ("es ahnt mir", von lat. "olere" = "riechen", "sich durch Geruch bemerkbar machen") zugrunde liegen. Von Gelehrten der frühen Neuzeit könnte dieses Verb scherzhaft an das lateinische Wort für den "Schwan", lat. "olor", angeschlossen worden sein, so dass "schwanen" die "wörtliche" Übersetzung von "olere" wäre.


    (E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/showverb.php?verb=schwanen
    schwanen, unp (es) + D

    (E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=S
    schwanen | Schwanendreher | Schwanenpaar | Schwanensaal | Schwanenteich | schwanenweiß

    (E?)(L?) http://www.sprachauskunft-vechta.de/woerter/schwanen.htm


    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

    SCHWANEN, v. | SCHWANENAPFEL, m. | SCHWANENARM, m. | SCHWANENARMIG, adj. | SCHWANENBEINROCK, m. | SCHWANENBESUCH, m. | SCHWANENBETT | SCHWANENBRATEN, m. | SCHWANENBRUST, f. | SCHWANENBUSEN, m. | SCHWANENBUSIG, adj. | SCHWANENDAUNE, f. | SCHWANENEIERBIRNE, f. | SCHWANENFARBE, f. | SCHWANENFARBEN, adj. | SCHWANENFARBIG, adj. | SCHWANENFELL, n. | SCHWANENFITTICH, m. | SCHWANENFLAUM, m. | SCHWANENFLUG, m. | SCHWANENFLÜGEL, m. | SCHWANENFRAU, f. | SCHWANENFUSZ | SCHWANENFUTTER | SCHWANENGEFIEDER | SCHWANENGEHEGE, n. | SCHWANENGESCHLECHT, n. | SCHWANENGESELLSCHAFT, f. | SCHWANENGESTALT, f. | SCHWANENGLANZ, m. | SCHWANENHAND, f. | SCHWANENHEMD, n. | SCHWANENJAGD, f. | SCHWANENKIEL, m. | SCHWANENKISSEN, n. | SCHWANENKLANG, m. | SCHWANENKLEID | SCHWANENLAGER, n. | SCHWANENLAUT, m. | SCHWANENLEIB, m. | SCHWANENLIED, n. | SCHWANENLUST, f. | SCHWANENMÄDCHEN, n. | SCHWANENMÄSZIG, adj. | SCHWANENMEISTER, m. | SCHWANENNACKEN, m. | SCHWANENORDEN | SCHWANENPAAR, n. | SCHWANENPELZ, m. | SCHWANENREIN, adj. | SCHWANENREINHEIT, f. | SCHWANENRING, m. | SCHWANENSALZ, n. |SCHWANENSANFTHEIT, f. | SCHWANENSANG, m. | SCHWANENSCHNEE, m. | SCHWANENSCHWUNG, m. | SCHWANENSILBERFLAUM, m. | SCHWANENSOHN, m. | SCHWANENTAUCHER, m. | SCHWANENTEICH, m. | SCHWANENWEICH, adj. | SCHWANENWEISE, f. | SCHWANENWEISZ, adj. | SCHWANENWEISZE, f. | SCHWANENWIRT, m. | SCHWANENWUCHS, m.


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    Schwanen | Schwanenbett | Schwanenbrust | Schwanenfell | Schwanenfett | Schwanenkiel | Schwanenlaus | Schwanenmismuschel | SchwanenOrden | Schwanentaucher


    Schwang - etwas ist im Schwange (W3)

    verwandt mit "Schwank" oder "schwanger"???

    Sims - Kaminsims (W3)



    sotten - gesotten - hartgesotten (W3)



    Spanne (W3)

    eine (Hand-)Spanne entspricht 20cm

    speichern-unter.net
    speichern unter - Zeichen

    Nachdem der IBM-Entwickler Alan Shugart die Diskette entwickelt hatte wurde sie auch als Symbol für "speichern unter" eingesetzt. Das Disketten-Symbol hat Festplatte, CD-ROMs und USB-Sticks bis heute überlebt. Aber nun gibt es anscheinend Menschen, die meinen, dass dieses Symbol nicht mehr tragbar ist. Junge PC-Nutzer, die keine Diskette mehr kennen gelernt haben fehlt anscheinend der Bezug zu diesem Icon.

    (E?)(L?) http://www.speichern-unter.net/

    Ein Design- und Kreativwettbewerb für ein neues Speichern-Symbol von "Stuttgarter Zeitung" und "Wirtschaftsförderung Region Stuttgart".


    Erstellt: 2014-10

    spenst
    Gespenst
    widerspenstig
    spannen (W3)

    Mir ist kein Fall bekannt, in dem "spenstig" allein auftritt. Es ist nur anzutreffen in Kombinationen wie "Gespenst" oder "widerspenstig".

    Aber was haben "Gespenst" und "widerspenstig" miteinander zu tun?

    Beide gehen zurück auf eine Bedeutung "spannen".

    Das "Gespenst" war etwas, was einen "gespannt" machte, was einen "in Spannung versetzte" entweder zum Fliehen oder zum näher Herantreten. Und so bedeutete ahd. "gispensti" noch "Lockung", "Verlockung", "Trugbild" und das zugehörige Verb ahd. "spanan" = "locken", "reizen".

    In dem adj. "widerspenstig" ist die Spannung fast noch besser erkennbar, als "Gegenspannung", als "sich gegen etwas sträuben". Und so findet man ein mhd. "span" = "Spannung" und mhd. "widerspan" = "Streit", "Zank".

    In dem Ausdruck "jemandem die Freundin abspenstig machen" ist der Zusammenhang zu "ausspannen" noch lebendig.

    Und da nun soviel von "spannen" die Rede war, will ich Sie nicht länger in Spannung versetzen. Das Verb "spannen" geht zurück auf ahd. "spannan", das "dehnen" bedeutete, aber auch schon schon im Sinne von "anspannen", "befestigen" benutzt wurde und auch "ziehen" und "sich ausdehnen" bedeuten konnte.

    (E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/
    abspenstig | abspenstigen

    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
    Widerspenstig

    stauben - abstauben - etwas abstauben (W3)



    sterben (W3)

    Dt. "sterben" (9. Jh.) geht auf die Bedeutung "starr werden", "erstarren", "steif werden" zurück; und gehört in das Umfeld von dt. "starren" = dt. "steif sein", "steif werden".

    Folgende Umschreibungen bezeichnen jeweils ein standesgemäßes Sterben:

    (E?)(L1) http://www.aphorismen.de/


    (E?)(L?) http://www.eslam.de/begriffe/s/sterbender.htm


    (E?)(L?) http://www.redensarten.net/ubs.html


    (E3)(L1) http://www.textlog.de/kant-lexikon.html


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/

    Die Ausstellung "Heute roth, morgen todt" basiert auf den Aktivitäten von rund 30 Studierenden der Projektseminare "Literarische Sterbekultur des Mittelalters" und "Das Wortfeld 'sterben' diachron" geleitet von Prof. Wernfried Hofmeister. Unterstützt wird sie von der Grazer Stadtpfarre zum Heiligen Blut.

    "Heute roth, morgen todt": Dieses alte Sprichwort, das - der "schönsten Jahreszeit" zum Trotz - seit alten Zeiten vor dem immer und überall lauernden Tod warnen will, wendet sich an ein interessiertes Publikum und lädt dieses zu einer kurzen Besinnung ein.

    Das organische Ineinandergreifen von literarhistorischen und sprachkundlichen Informationen über 'unsere' Sterbe-Erfahrungen gilt einem ungeahnten kulturellen Reichtum. Als Verknüpfung zwischen beiden Ausstellungsteilen dienen impulsartige Markierungen von 'Resonanzfeldern' unserer modernen Gesellschaft, zu denen u.a. die aktuellen Debatten rund um Euthanasie, Hospizbewegung, Sterbekarenz, Leben nach dem Tod, Selbstmord, Palliativmedizin oder Trauerarbeit zählen.


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps/wortfeld_sterben.pdf
    Hier findet man 350 Begriffe zum Wortfeld "sterben".

    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps/wf_erg_04-11-08.pdf
    Und 30 Ergänzungen.

    Weitere behandelte "Sterbe-Wörter" in diesem PDF-Dokument sind:

    abkratzen | abmurksen | ausmerzen | auf dem Friedhof landen | unter der Guillotine sterben | Harakiri begehen | auf dem Schafott sterben | umbringen/umkommen | verrecken

    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps_03.html

    Haveri Besa - Das Wortfeld 'Sterben' diachron

    Nach einer kurzen Definition der Begriffe Denotation und Konnotation, stellt diese Arbeit verschiedene Aspekte vor, die das Verständnis des Wortes “sterben” beeinflussen, wie z.B. das Sterben in verschiedenen Ländern und Zeiten und das Sterben bei verschiedenen Lebensalter unter besondere Berücksichtigung von Kindern. Insbesondere werden die verschiedenen Konnotationen behandelt, die das Wort „sterben“ auslöst, wie z.B. das Jenseits, die Trennung, die physische Zerstörung, der Schmerz oder das Gefühl der Endgültigkeit.


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps/haveri_besa.pdf


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps_04.html

    Ikonic Marko - Etymologisch-morphologische Aspekte des Wortfeldes 'sterben'

    Die Projektstudie beschäftigt sich mit Etymologie (Wortherkunft) und Morphologie (Formenlehre) des Wortfeldes "sterben". Am Beginn des ersten, etymologischen Teils steht eine Einleitung mit allgemeinen Vorüberlegungen zu einer möglichst 'publikumswirksamen' Ausstellungsgestaltung. Anschließend werden 10 Ausdrücke (von "abkratzen" bis "verrecken") mit besonders interessanter Entstehungsgeschichte vorgestellt. Im zweiten Teil schließlich liegt das Augenmerk auf morphologischen Aspekten wie den im Wortfeld vertretenen Vorsilben (z. B. "aus-sterben", "hin-sterben", "ver-sterben", "weg-sterben") und Wortarten.


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps/ikonic_marko.pdf

    Etymologisch-morphologische Aspekte des Wortfeldes "sterben".
    Projektstudie am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz
    Vorgelegt von: Marko Ikonic
    SE „Das Wortfeld "sterben" diachron“, SS 2004
    LV-Leiter: Ao.Univ.-Prof. Dr. Wernfried Hofmeister

    ...
    "sterben"

    Hier wäre anzumerken, dass bereits das so gefürchtete Lexem "sterben" (seit dem 9. Jh. bezeugt) eigentlich ein "Euphemismus" ist. Die ursprüngliche Bedeutung "starr werden" muss schon recht früh in Vergessenheit geraten sein. Wie sonst ließen sich die über viele Jahrhunderte hinweg unermüdlichen Bestrebungen erklären, das "verbotene" Wort mittels zahlloser Ausweichbegriffe zu umschiffen?

    Ältere deutsche Formen sind ahd. "sterban", mhd. "sterben" und altsächsisch "stervan". Die rekonstruierte westgermanische Wurzel lautet "*sterb-a-". Als weitere Bezüge sind die zu alt-französisch "sterva", altenglisch "steorfan" und altnordisch "Stjarfi" zu nennen, wobei letzteres Wort mit der Bedeutung "Starrkrampf" noch besonders deutlich auf das semantische Grundkonzept des "Erstarrens" verweist. Ebenso besteht eine Verbindung mit lat. "torpêre" = "steif sein".

    Gegenwartssprachlich ist die Ursprungsbedeutung in russisch "stérbnut" = "hart werden", "erstarren", "absterben" konserviert, während das englische "starve" durch Bedeutungsverengung heute den Tod durch Verhungern bezeichnet.
    ...


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps_07-01.html

    Mayrhofer Jürgen - Das Wortfeld 'sterben' diachron

    Der Projektbericht versucht mittels wissenschaftlicher Methoden einen differenzierten Zugang zur Wortfeldtheorie zu erstellen und bietet gleichfalls eine theoretische und problembezogene Anleitung zur praktischen Umsetzung eines Fragebogens zur Untersuchung eines Wortfeldes, dessen Auswertung im Zuge der Ausstellung zu begutachten sein wird. Um differenzierte Aussagen bzw. signifikante Korrelationen zu bestimmen, wurden 53 Testpersonen zu unterschiedlichen Themenstellungen befragt. Die Quintessenz des Endergebnisses lässt sich auf folgender These zusammenfassen: Jeder Mensch sieht den Tod anders!


    (E?)(L?) http://sterbekultur.uni-graz.at/ps/mayrhofer_juergen.pdf


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=sterben
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "sterben" taucht in der Literatur um das Jahr 1640 auf.

    Erstellt: 2014-11

    stief - Stiefmutter (W3)



    Stränge - über die Stränge schlagen (W3)

    "Strang" ist ein aus einzelnen Fäden gedrehter Strick, Seil, Tau (vgl. ahd. "stranc" = "Zusammengedrehtes")
    Vielleicht geht der Ausdruck zurück auf das Anspannen von Pferden oder Ochsen, das man als "strängen" bezeichnete; wenn das Pferd allzu unruhig war, konnte es durchaus über die "Stränge" schlagen.

    stumpfen, Stumpf, abstumpfen, Stumpe, stumpf (W3)

    das Verb "stumpfen" = "stumpf machen" kenne ich nur in der Form "abstumpfen" = "gefühllos", "teilnahmslos werden".
    Der "Stumpf" geht dabei auf ein ahd. "stumph" = "verstümmelter Rest" zurück. (Im Saarland sagt man zu einer heruntergebrannten Kerze auch "Stumpe" oder "Kerzestumpe".) Das Verb "stumpf" heisst dementsprechend "verstümmelt".
    Demnach bedeutet "abstumpfen" also "stumpf werden" = "verstümmeln".
    Sinngemäss entspricht es auch der Bedeutung "die Spitze verlieren".

    surd, absurd (W3)

    Wenn es "absurd" gibt müßte es eigentlich auch "surd" geben, aber dieses ist mir alleinstehend noch nicht vorgekommen. Aber aus dem lat. "absurdus" = "unrein klingend" kann man eventuell auch auf die Bedeutung von "surd" schliessen.

    T

    trachten
    betrachten (W3)

    Dt. "trachten" gehört zu den Verben, die man nur noch selten allein sieht. In der Zusammensetzung "betrachten" ist es allerdings noch oft anzutreffen.

    Das Verb dt. "trachten" geht zurück auf lat. "tractare" = dt. "behandeln", "traktieren", "betasten", "anfassen", "handhaben", "bearbeiten". In dt. "betrachten" findet man noch die allgemeine Bedeutung "erwägen". Man findet lat. "tractare" auch in dt. "malträtieren" (= dt. "schlecht behandeln", das kann auch in Form einer "Tracht Prügel" geschehen, zu frz. "traiter" = dt. "behandeln", frz. "traiter qn" = dt. "jemanden behandeln"), dt. "Traktat" (= dt. "Abhandlung") und in dem aus dem Italienischen übernommenen ital., dt. "Trattoria" (= dt. "Speiselokal", zu ital. "trattare" = dt. "verpflegen", "beköstigen").

    Bei Adelung findet man:


    "nachtrachten", verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte "haben", von "nach" und "trachten", nach einer Sache trachten, sie gleichsam trachtend verfolgen, mit der dritten Endung des Nennwortes. Er trachtet und jaget ihm nach, Pred. 3, 15. Am häufigsten für nachstellen, d. i. eine Sache in seine Gewalt zu bekommen suchen; wo es doch den Begriff der Hinterlist nicht bey sich führet, wie nachstellen. Die Juden trachteten Jesu nach, Joh. 5, 18, So auch die Nachtrachtung. S. Trachten.

    "Heim trachten", verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, nach Hause trachten.

    "Trachten", verb. reg. act. et neutr. welches im letzten Falle das Hülfswort haben erfordert.

    1 * "Beobachten", "denken", "erwägen", sich das mannigfaltige an einem Dinge vorstellen; lauter längst veraltete Bedeutungen, von welchen die letzte noch in "betrachten" übrig ist, ( S. dasselbe.) Ottfried gebraucht "drahton" noch häufig für "betrachten" und "bemerken", "Drahta" für das "Nachdenken". In der Parän. Tir. kommt "Trahtu" für "Gedanken" vor.

    2. Mit Anstrengung seiner Leibes- und Gemüthskräfte zu erlangen suchen, zum Ziele seiner angestrengten Bemühungen machen, wie streben und zuweilen auch ringen, doch unter andern Bildern. Es kommt in dieser Bedeutung auf gedoppelter Art vor. 1. * Als ein Activum mit der vierten Endung. "trachte nicht Böses wider deinen Freund", Sprichw. 3, 29. Ein loser Mensch trachtet allezeit Böses und Verkehrtes in seinem Herzen, Kap. 6, 14. In dieser Gestalt ist es im Hochdeutschen veraltet.

    2) Als ein Neutrum, sowohl mit dem Infinitiv, oder einer Partikel. Saul trachtete David zu spießen, 1 Sam. 19, 10. Sie trachten Schaden zu thun, Ps. 35, 20. Sie trachteten, wie sie Jesum greifen möchten, Matth. 21, 46. Wir müssen das einheimische Laster der Familie am eifrigsten zu verbessern trachten, Gell. Als auch mit dem Hauptworte und dem Vorworte nach. Nach etwas trachten. Nach Ehre, nach Reichthum, nach einem Amte trachten. Jemanden nach dem Leben trachten. Unsere Eigenliebe trachtet mit allen brünstigen Wünschen nach einer ununterbrochene Freude, Dusch. Ehedem gebrauchte man es auch mit dem Vorworte auf, welche Form aber im Hochdeutschen veraltet sind. Wer auf übrig Reichthum tracht, Der wird weiter nichts erstreben, Logau. So auch das "Trachten".

    Anm.

    Im Schwed. "tragta". Es ist ein vermittelst der Endsylbe "-ten", gebildetes Intensivum von "tragen", wie "schlachten" von "schlagen", wo denn der Übergang des gedehnten "a" in das geschärfte die Verwandelung des gelindern "g" in das härtere "ch" nothwendig macht. Diese intensive Form ist zugleich der Grund des Begriffes der Anstrengung, der mit diesem Worte verbunden ist. Unter andern veralteten Bedeutungen des Zeitwortes "tragen" wurde es auch für "sehen", und figürlich für "denken", "bedenken", "wollen", "verlangen" und andere Wirkungen des Geistes gebraucht. Auf ähnliche Art ist "sehnen" der Form nach ein Intensivum, der Bedeutung aber nach eine Figur von "sehen". "Tragen" selbst ist eine Art eines Intensivi von einem ältern "trahen", Lat. "trahere", welches noch in dem Schwed. "tra", "verlangen", übrig ist, von welchem die Intensiva "träga", "trängta" und "tragta", "sehnlich verlangen" und "trachten" bedeuten. S. "Tragen".


    (E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

    trachten [intr, hat] nach


    (E1)(L1) http://www.koeblergerhard.de/der/DERT.pdf

    "trachten", V., "trachten", "streben", mhd. "trahten", V., "erwägen", "bedenken", "beachten", "trachten", ahd. "trahten" (863-71), V., "betrachten", ahd. "trahton" (nach 765?), V., "betrachten", "trachten", "behandeln", as. "trahton", V., "betrachten", "behandeln", germ. "*trahten", V., "trachten", Lw. lat. "tractare", V., "behandeln".


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    "Trachten", ein regelmäßiges thätiges und ein Zeitwort der Mittelgattung.

    1. Beobachten, denken, erwägen, sich das Mannigfaltige an einem Dinge vorstellen, lauter längst veraltete Bedeutungen, von welchen die Letzte noch in betrachten übrig ist. Ottfried braucht "drahton" noch häufig für "betrachten" und "bemerken", für das "Nachdenken" "Drahta".

    2. Mit Anstrengung seiner Leibes= und Gemüthskräfte zu erlangen suchen, zum Ziele seiner angestrengten Bemühungen machen, wie streben, und zuweilen auch ringen, jedoch unter andern Bildern. Es kommt in dieser Bedeutung auf eine doppelte Art vor.

    (1) Als ein thätiges Zeitwort mit der vierten Endung. Trachte nichts Böses wider deinen Freund, Sprichwört. 3,29. Ein loser Mensch trachtet allzeit Böses und Verkehrtes in seinem Herzen, Kap. 6, 14. In dieser Gestalt ist es im Hochdeutschen veraltet.

    (2) Als ein Neutrum, sowohl mit dem Infinitiv, oder einer Partikel. Saul trachtete David zu spießen, 1 Sam. 19, 10. Sie trachten Schaden zu thun, Ps. 35, 20. Sie trachteten wie sie Jesum greifen möchten, Matth. 21, 46. Pilatus trachtete, wie er Jesum loslassen möchte, Luc. 19, 12. Wir müssen das einheimische Laster der Familie am eifrigsten zu verbessern trachten, Gell. So auch mit dem Haupt= und dem Vorworte nach. Nach Etwas trachten. Nach Ehre, nach Reichthum, nach einem Amte trachten. Jemanden nach dem Leben trachten. Trachtet nicht nach Schaden, 1 Cor. 13,5. Nach solchem Allen trachten die Heiden, Matth. 6, 32. Unsere Eigenliebe trachtet mit allen brünstigen Wünschen nach einer ununterbrochenen Freude, Dusch. Ehemals brauchte man es auch mit dem Vorworte auf, welche Form aber im Hochdeutschen veraltet ist. Wer auf übrig Reichthum tracht, der wird weiter nichts erstreben (Logau).

    Nach Adelungs Anmerkung:

    Im Schwed. "tragta". Es ist ein vermittelst der Endsylbe "ten" gebildetes Intensivum von "tragen", wie "schlachten" von "schlagen", und sollte billig "tragten" geschrieben werden, obgleich dieses nicht gebräuchlich ist. Diese intensive Form ist zugleich der Grund des Begriffes der Anstrengung, der mit diesem Worte verbunden ist. Unter andern veralteten Bedeutungen des Zeitwortes "tragen" wurde es auch für "sehen", und figürlich für "denken", "bedenken", "wollen", "verlangen" und andere Wirkungen des Geistes gebraucht. Auf ähnliche Art ist "sehen" der Form nach ein Intensivum, der Bedeutung nach aber eine Figur von "sehen". "Tragen" selbst ist eine Art eines Intensivi von einem älteren "trahen", Lat. "trahere", welches noch in dem Schwedischen "tra", "verlangen", übrig ist, von welchem die Intensiva "traega", "traengta", und "tragta", sehnlich verlangen und trachten bedeuten. S. "Tragen".


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=trachten
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "trachten" taucht in der Literatur um das Jahr 1640 / 1740 auf.

    Erstellt: 2012-11

    Tross (W3)



    trünnig - abtrünnig (W3)



    tun, Tat
    Untertan, Widerton
    Faksimile, Fazit, Affäre
    Profit, Konfetti
    Fashion, fesch
    Malefiz, modifiziern, Zertifikat
    Theke, Apotheke, Diskothek, Hypothek
    Miete, Tausch, Thunfisch (W1)

    "Tun" oder nicht "tun" - das ist hier die Frage.

    Jeder kennt es, jeder gebraucht es und jeder braucht es. Und dennoch "tut" man sich schwer damit. Man weiss nie, ob man sich damit als Sprachbanause outet. Manche Dinge "tut" man einfach nicht. "Tun" ist eben nicht so richtig salonfähig.

    Und deshalb habe ich es zu den untergegangenen bzw. untergehenden Wörtern gesteckt, obwohl es im Alltag noch quicklebendig seine Arbeit "tut". Da kann man durchaus etwas in die Schublade "tun" oder etwas in den Kofferraum "tun". Aber in die vornehme Gesellschaft darf "tun" nur in Begleitung. Dort ist "tun" etwas, das man "tunlichst" vermeiden sollte. Oder es darf in feststehenden Wendungen erscheinen, wie: 'Sein "Tun und Lassen" war für uns alle segensreich.' Es gibt sogar Fälle, in denen man sich schwer tut, auf "tun" zu verzichten, etwa in "Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun?"

    Also "tun" ist in aller Munde - und dennoch bleibt es einem manchmal im Halse stecken, obwohl man es schon auf der Zunge hatte.

    Damit möchte ich "tun" allerdings nicht einfach abtun. Schliesslich habe ich noch gar nicht von seiner Herkunft gesprochen.

    Der "Kluge" widmet "tun" zunächst nur einen kurzen Abschnitt. Es geht zurück auf Bedeutungen wie "setzen", "stellen", "einrichten". Das griech. "tithemi" = "ich setze", "ich tue" zählt zu seinen Vorfahren. Das lat. "condo" = "zusammensetzen", "zusammentun" (vgl. engl. "do") wird mit "gründen", "erbauen", "anlegen" übersetzt.

    Die Brisanz steckt - wie so oft - im Kleingedruckten. Und da ergreift man einen Faden, der im Gegensatz zum Ariadnefaden nicht aus dem Labyrinth herausführt, sondern in dieses hinein.

    Da sind neben den direkten Verwandten "Tat", "vertun", "abtun", "antun", "umtun", "zutun" auch aufgeführt "infizieren", "Theke", "betulich", "Miete", "-tum", "Untertan" und "Widerton".

    Für "infizieren" = "mit etwas (Gift) anmachen", das auf das lat. "facere" = "machen" zurückzuführen ist, werden nur drei Zeilen spendiert. Aber auch hier geht das Kleingedruckte über eine halbe Seitenlänge. Da finden sich dann Beziehungen zu "Faksimile", "Fazit", "Affäre", "Profit", "Konfetti", "Fashion", "fesch", "Malefiz", "modifiziern", "Zertifikat" und noch viele andere.

    Die "Theke" ist die Kiste, in die man etwas "setzt". Daraus entstand dann die "Lade als Verkaufstisch" und dann der "Schanktisch". (Und in der "Theke" steckt also auch noch ein wenig von der Schub"lade", die oben schon mal in einem Bespielsatz aufgetaucht ist.)

    Und natürlich hat auch die "Theke" wieder Verwandte wie die "Apotheke", die "Diskothek", die "Hypothek" und einige andere.

    Und da war ja auch noch die "Miete", die auf den ersten Blick nichts mit "tun" zu tun hat. Hierzu muss man dann schon in die indogermanische Entwicklungsgeschichte eintauchen. Dort wird ein "*dhe" = "setzen" postuliert, genau jenes, aus dem auch "tun" hervorging. Über die "Tausch-Setzung" kam es zu "*meios" = "Tausch" zu "mizda" = "Lohn", "Bezahlung", "midha", griech "misthós" und etwa im 8.Jh. zu ahd. "mieta" im Sinne von "Entgelt für Wohnungen".

    "Widerton" ist die Bezeichnung für verschiedene Moose und Farne, die zurückgeht auf die Nutzung als Zauberpflanze mit deren Hilfe ein Gegenzauber ausgeübt ("getan") werden konnte.

    Man darf allerdings nicht zu weit gehen. Der "Thunfisch", der eine Verwandschaft geradezu aufdrängt, geht auf hebr. "tannin" = "grosser Fisch" zurück (heisst also "grosser Fisch-Fisch").

    Wie immer bei solchen Begriffen, sollte der interessierte Leser natürlich die entsprechenden Lexika selbst zur Hand nehmen.

    Erstellt: 2003-02

    tünschen (W1)

    Der etwas ältliche Ausdruck für das Bestreichen (von Wänden) mit Kalk geht zurück auf eine Bedeutung "bekleiden" und hängt mit lat. "tunica" = "Untergewand", "Haut", "Hülle" zusammen. Über einen langen Weg zurück zu den Semitern hängt damit auch "cotton" = "Baumwolle" zusammen.

    Tupf (W3)

    Der "Tupf" ist eigentlich im Alltag nicht mehr anzutreffen. Die Verkeinerungsform "Tüpfelchen" schon eher. Aber in der Form "I-Tüpfelchen" hat es bis heute überlebt.
    Im Saarland hat der "Tupf" in Form des "Tuppe" oder "Duppe" überlebt und in der Redewendung "ich glaab du hascht e Duppe".

    Der zu Grunde iegende "Tupf" oder "Tupfen" = "Schlag" hängt zusammen mit dem Verb "tupfen" und bedeutet eigentlich "tief machen", "eintauchen".

    (E?)(L?) http://www.das-i-tuepfelchen.com/


    Türkenhahn (W3)

    Die Bezeichnung "Türkenhahn", die noch bis Ende des 19. Jh. für dt. "Truthahn" benutzt wurde, geht auf die Zeit der Türkenkriege zurück. Alles Unbekannte und / oder Unliebsame wurde während dieser Zeit mit dem Attribut "türkisch" versehen. Im englischsprachigen Raum haben sich bis heute die Bezeichnungen engl. "Turkey", "Turkey cock", "Turkeyfowl", erhalten.

    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Türkenhahn
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "Türkenhahn" taucht in der Literatur nicht signifikant auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2017-02

    U

    unabdingbar
    Ding
    thing
    Bedingung
    unbedingt
    dingfest machen (W3)

    Beim lesen eines aktuellen Dokuments ist mir das Wort "unabdingbar" aufgefallen. Es ist also noch durchaus lebendig. Dennoch kommt es mir eher antiquiert vor. Und was ist das für eine Kombination von "un-", "ab", "Ding" und "bar"?

    Das "Ding", engl. "thing" das heute alles Mögliche sein kann, war ursprünglich wesentlich enger gefasst und bezeichnete eine "Rechtssache". Dieses rechtliche "Ding" geht aber seinerseits weiter zurück auf ein germ. "thing", das möglicherweise mit "dehnen" zusammenhängt und auf eine indoeuropäischen Wurzel mit der Bedeutung "dehnen", "ziehen" zurückgeht.

    Nachweisbare Formen finden sich jedenfalls in "Thing", das man noch in einigen Ortsnamen (vgl. "Althing") finden kann, und das ursprünglich die "Zusammenziehung" aller wehrhaften Männer bezeichnete. Von der Veranstaltung übertrug sich die Bezeichnung auf den Ort, und vom Ort auf einen Teil der Agenda (dieser Versammlungen), nämlich den Teil in dem rechtliche Themen verhandelt wurden, also "Gericht" gehalten wurde.

    Den rechtlichen Aspekt findet man noch in "sich verdingen" = "sich in Dienst begeben", oder in "Bedingung" = "rechtliche Vereinbarung", woraus dann allgemein "Voraussetzung" wurde.

    Hieraus entwickelte sich einmal "unbedingt" im Sinne von "nicht verhandelbar" = "absolut", "unter allen Umständen".

    Und es entwickelte sich "unabdingbar" = "unverzichtbar". Dabei setzt sich "unabdingbar" also zusammen aus "un" = "nicht" und "abdingen" = "Vertrag abschließen", "vereinbaren".

    Und nun schlägt "abdingen" eine kleine Kapriole, indem es nicht nur "abmachen, "vereinbaren" sondern auch "abhandeln" bedeutet. Und daraus ergibt sich für "unabdingbar" = "nicht abhandelbar", "nicht verhandelbar", "absolut vorausgesetzt".

    Interessant ist in diesem Zusammenhang "dingfest machen" = "verhaften" in dem die alte Gerichtsversammlung und der Vollzug ihrer Gerichtsurteile noch spürbar sind.

    Als Ortsnamen mit "Ding-" findet man z.B.: Dingdorf | Dingelstädt | Dingen | Dingolfing | Dingolshausen | Dingsleben | Straßlach-Dingharting | Konstanz-Dingeldorf

    (E?)(L?) http://de.wiktionary.org/wiki/Ding


    (E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Thing


    (E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Althing


    ungeschlacht
    geschlacht (W3)

    Dt. "ungeschlacht" = "roh", "brutal", kann man zwar noch gelegentlich hören oder lesen, aber so richtig alltagstauglich scheint es mir nicht mehr zu sein. Das Augangswort "geschlacht" ist schon nicht mehr zu finden.

    Eine offensichtliche Verbindung besteht natürlich zu dt. "schlachten" und damit zu "schlagen". Und hier stößt man auch auf "Menschenschlag". Und nun hat man das weitere Familienmitglied "Geschlecht" = "das was in die selbe Richtung schlägt" eingekreist.

    Das untergegangene "geschlacht" ist etwas, das "in der Art" liegt, etwas, das "zum selben Geschlecht", "zum selben Schlag" gehört.

    Und das (noch) überlebende "ungeschlacht" ist also die Eigenschaft dessen, was "aus der Art" geschlagen ist. Und mit der Zeit erhielt es auch die Bedeutung "aus der Rolle gefallen", und damit die Konnotationen "ungehobelt", "grob", "roh".

    Die Wortgeschichte von "geschlacht" verläuft über mhd. "geslaht" zu ahd. "gislaht" = "wohlgeartet", "artig", "wohlgestalt", "fein", "schön". Und zu Grunde liegt mhd. "slahte", ahd. "slahta" = "Geschlecht", "Art", "Herkunft".

    Wörter, bei denen der Zusammenhang zwischen "schlagen" und "Art", "Geschlecht", "Richtung" noch erkennbar ist, (Wörter, die also nicht ganz "aus der Art geschlagen" sind), sind etwa "(einen Weg, eine Richtung) einschlagen", das die Richtung ändernde Wetter, der "Wetterumschlag", das "Umschlagen" der Laune, das "einschlagen" einer Studienrichtung und nicht zuletzt der schon genannte "Schlag Menschen".

    Wem diese Wortgeschichte zu lang und ungeschlacht ist, der mag auch an einen unbehauenen Marmorblock denken, der erst geschlagen werden muß, damit daraus ein Kunstwerk entsteht.

    Adelung schreibt dazu:


    "Geschlacht", -er, -este, adj. et adv. "von guter Art", "gut geartet". 1. Überhaupt. Ein geschlachter Knabe. Ich und ein ritter wol geflaht, Dietmar von Ast. In welcher allgemeinen Bedeutung doch der Gegensatz "ungeschlacht" im Hochdeutschen gewöhnlicher ist.
    2. Besonders.
    1) * "Gerade", "geschlank", "wohl gebildet"; im Oberdeutschen. Ir lip vil wol geslaht, Heinr. von Morunge. Ein geschlachter Baum. Eine geschlachte Gestalt.
    2) * "Weich", "mürbe"; auch am häufigsten im Oberdeutschen. Geschlachtes Holz, weiches Holz, welches gut zu bearbeiten ist. Geschlachte Rüben, weiche. Geschlachtes Fleisch, mürbes. Ein geschlachter Boden, ein guter weicher Boden, in welchem das Wild gut eingreifen und die Fährte wohl ausdrucken kann.

    Anm. "Imo ist gislahata", "es ist seinem Geschlechte gemäß", Ottfr. Es stammt von dem veralteten "Schlacht", "Geschlecht", "Art", ab, welches noch im Niedersächsischen üblich ist, wie "artig" von "Art". S. "Geschlecht" und "Schlachten", das Neutrum. Im Oberdeutschen hat man auch das Hauptwort "Geschlachtheit" in allen drey Bedeutungen.

    "Ungeschlacht", -er, -este, adj. et adv. der Gegensatz von "geschlacht", welcher im Hochdeutschen gewöhnlicher ist, als das letztere "von übler Art", besonders für "raub", "wild", "ungebildet". Eine raube und ungeschlachte Luft, Opitz. Ein ungeschlachtes Land, ein rauhes so wohl, als ein unangebauetes, ein wildes. Ein ungeschlachter Boden, der nichts trägt. Ein ungeschlachter Mensch, ein roher, wilder, ungebildeter. Die Heldentugend jener Zeit Ruht nicht auf ungeschlachten Sitten, Uz. So auch die "Ungeschlachtheit".


    (E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/


    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl


    Erstellt: 2010-08

    urbar (W3)

    Das Wort dt. "urbar" tritt kaum noch auf. In der feststehenden Wendung "Land urbar machen" hat es noch seinen Platz. Im Mittelalter hatte es als mhd. "urbar", "urbor" die Bedeutung "zinstragendes Grundstück". Als ahd. "urberan" hatte es noch die Bedeutung "hervorbringen". Damit ist die Verwandtschaft zu "gebären", ahd. "giberan" = "bringen", "hervorbringen", "erzeugen", erkennbar. Der Präfix "ur-" hatte als ahd. "ur-" noch die Bedeutung "aus", "von - her". "Etwas urbar machen" heißt also "etwas zum Hervorbringen vorbereiten".

    V

    vagant (W3)

    Das Wort "vagant" gibt es nicht, aber es gibt ein ausserordentliches "vagant" - "extravagant".


    verbrämen (W3)

    Das heutige "verbrämen" hat die eigentliche Bedeutung "verzieren" und damit auch "verschleiern". Es geht zurück auf mhd. "verbremen" mit dem Stamm "brem" = "Einfassung", "Rand". Es handelt sich dabei um den "Saum" mit dem z.B. Kleidungsstücke oder Tischdecken versehen wurden. Heute wird es vorwiegend in der übertragenen Bedeutung gebraucht.

    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


    vergangen (W3)

    (E1)(L1) http://www.unet.univie.ac.at/~a9902976/Sommer00/fwnetz.htm


    (E?)(L?) http://web.archive.org/web/20050404064959/http://www.unet.univie.ac.at/~a9902976/Sommer00/fwnetz.htm

    "vergangen" ist eine Lehnübertragung aus dem lat. "praeteritus".


    vergeuden (W3)

    Das mhdt. "giuden" = dt. "prahlen" hängt im Sinne von "den Mund aufreissen" mit dt. "gähnen" zusammen. Dies tut man auch oft beim (verwandten) dt. "gaffen".

    Und wenn man sieht, wie manche Menschen ihr Geld "vergeuden" (engl. "trifle away") bleibt einem wirklich der Mund offen stehen. Und wenn man an das eigene Konto denkt überkommt einen das grosse "Gähnen".


    ... , ich bin im Rahmen einer bestimmten Suche hierher geraten. Gesucht habe ich nach dem Wort "vergeuden". Es liegt so nahe, und ich wollte wissen, ob es vielleicht auch mit "Gaudi" verwandt ist. Wenn ich mein Geld nur in "Gaudi" stecke, habe ich es ja auch "vergeudet" (das dann natürlich "vergäudet" geschrieben werden müsste) ...

    Mit freundlichen Grüßen Jörn Schramm, 2005-06-14


    Die Frage nach dem Zusammenhang von dt. "Gaudi" und dt. "geuden", "vergeuden" habe ich mir auch schon gestellt. Aber ich habe hierzu bisher keinen Hinweis gefunden. Jedenfalls würde es mich nicht überraschen, wenn das lat. "gaudium" = dt. "Freude" mit "geuden", "vergeuden" zusammenhängen würde. In beiden Fällen kann man den Mund "aufreissen", sei es zum Jubeln oder zum Prahlen.

    Adelung schreibt dazu:


    "Vergeuden", verb. reg. act. welches im Oberdeutschen gangbar, im Hochdeutschen aber veraltet ist, "verschwenden", "verthun". Reichthum wird wenig, wo mans vergeudet, Sprichw. 13, 11. So auch die "Vergeudung", die "Verschwendung", der "Vergeuder", der "Verschwender", die "Vergeuderinn", die "Verschwenderinn".

    Es ist von dem einfachen, auch noch im Oberdeutschen gangbaren "geuden", "reichlich ausgeben", ingleichen "lustig leben", "prassen", durch welche letztere Bedeutung Frisch bewogen worden, es von [lat.] "gaudere" [= dt. "sich freuen"] abzuleiten.

    Allein, es kann auch mit "gießen", Nieders. "geten", verwandt seyn, so daß der Begriff der Verschwendung, und nicht der Lustigkeit, der Stammbegriff ist, wenn es nicht vielmehr das Stammwort von dem intensiven "getzen", in "ergetzen" ist, (S. dasselbe.) Von dem Worte "geuden" und dessen Ableitungen ist Frisch in dem Wörterbuche nachzusehen.


    (E?)(L?) https://www.blueprints.de/artikel/ziele/eine-vision-du-tagtraeumer.html

    "Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren lässt."

    (Dr. Lee Forest, der Vater des Radios, 1926)


    (E?)(L?) https://conjd.cactus2000.de/showverb.php?verb=vergeuden

    Deutsche Konjugationstabellen: "Vergeuden"


    (E?)(L?) http://lexicon.ff.cuni.cz/pdf/pgmc_torp/pgmc_torp.pdf

    "givo" f. 2. "Großtun" oder "ähnliches". an. "gja", "gjo" f. "wollüstiges Leben" (vgl. ags. "giwian" - "verlangen"); mhd. "giude" f. (aus "givitho") "geräuschvolle Freude", "giuden" - "prahlen", "großtun", "in geräuschvoller Freude sein", "verschwenderisch leben", nhd. "vergeuden". (134:3)


    (E?)(L?) http://www.folklore.ee/rl/date/saksa/teil04.htm

    Du sollst nie eine Stunde nutzlos vergeuden

    Ühte tundi tuluta ära iial kuluta

    EV 12199 - 5 Var.


    (E?)(L?) http://www.g-buschbacher.de/Lyrik/Aphorismen/Liebe_Inhalt.htm

    Von dem Menschen zu träumen der du sein willst, heißt den Menschen vergeuden der du bist.


    (E?)(L?) https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/wort/idg/deutsch/v/vergeuden1.htm

    Etymologie "vergeuden", nhd. "verschwenden"




    (E?)(L?) https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/ghe-2_gh?-_und_ghei-_ghi.htm

    "*ghe-"2 : "*ghe-" und "*ghei-" : "*ghi-"

    English meaning: "to gape", "yawn"

    German meaning: "gähnen", "klaffen"

    General comments: schallmalend für den Gähnlaut (dazu der weitergebildete Stamm "*ghii-a-"); (s. auch u. "*ghans-" "Gans"; ähnlich, aber mit Velar, "gha gha" für "gackern" und dgl., s. dort). Neben "*ghei-" auch "*gheu-" : "*gheu-" (s. dort), entweder als andere Auffassung des Gähnlautes, oder mit ursprüngl. formantischem "u".

    Derivatives:
    ...
    Ähnlich, aber nach den e-Verben, ahd. "gien" - "gähnen" (wäre got. "*gijan-", "-aida"); daneben mit noch klärungsbedürftigem (aber schwerlich aus der Wzf. "*gheu-" stammendem) "w" im Hiat ahd. "anagiwen" - "inhiare", "gewon" - "den Mund aufsperren", "gähnen" (mhd. "gewen", "giwen" ds.), ags. "giwian", "giowian" - "verlangen", "fordern" (aus "*mit offenem Munde", "gierig wonach lechzen"); dazu aisl. "gja" f. ("*giwo") einerseits "Spalte", "Kluft in der Erde", andrerseits (von "lechzen" aus) "wollüstiges Leben", mhd. "giude" ("*giwiþo") "geräuschvolle Freude", "giuden" - "prahlen", "großtun" ("*den Mund weit auftun"); "in geräuschvoller Freude sein", "verschwenderisch leben", nhd. "vergeuden"; ahd. "inginnan" - "auftun", "öffnen", "aufschneiden", "spalten" aus "*ginuan" ist wohl Faktitiv zu ahd. "ginen" (s. unten) in formellem Anschlußan das lautähnliche "biginnan".
    ...


    (E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/ae/ae.html

    altengl. "agíetan", "agetan", ae., sw. V. (1): nhd. "vergeuden", "zerstören";

    Etymologie: s. "a-" (1), "*gíetan";

    Literaturhinweise: Hh 130, Lehnert 11a


    (E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd.html

    mhdt. "vergiuden", "fergiuden"*, mhd., sw. V.: nhd. "vergeuden";

    Hinweis: vgl. mnd. "vörgoiden";

    Quellenangaben: SHort (nach 1298) (FB "vergiuden");

    Etymologie: s. "ver", "giuden";

    Weiterleben: nhd. "vergeuden", V., "vergeuden", DW 25, 425;

    Literaturhinweise: Lexer 479a ("vergiuden"), FB 413a ("vergiuden")


    (E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mnd/mnd.html

    mnddt. "*goiden"?, mnd., V.: nhd. "geuden", "vergeuden";

    Verweise: s. "vör-";

    Hinweis: vgl. mhd. "giuden" (1);

    Etymologie: vgl. mhd. "giuden", sw. V., "geuden" - "grosstun", "verschwenden"; vgl. mhd. "giude", st. F., "Geude" - "Freude", "Verschwendung"; s. lat. "gaudium", N., "innere Freude"; vgl. idg. "*gau-", V., "sich freuen", "sich brüsten", Pokorny 353;

    Weiterleben: s. nhd. (ält.) "geuden", sw. V., "geuden", DW 6, 4620?

    mnddt. "*guderen"?, mnd., sw. V.: nhd. "vergeuden";

    Verweise: s. "vör-";

    Etymologie: Herkunft ungeklärt?;

    Sonstiges: langes "ü"

    mnddt. "vorgoiden", mnd.?, V.:

    Verweise: s. "vörgoiden"*

    mnddt. "vörgoiden"*, "vorgoiden", mnd.?, V.: nhd. "vergeuden", "verschwenden";

    Hinweis: vgl. mhd. "vergiuden";

    Etymologie: s. "vör", "goiden";

    Weiterleben: s. nhd. "vergeuden", V., "vergeuden", DW 25, 425?;

    Literaturhinweise: Lü 501b ("vorgoiden")

    mnddt. "vorguden", mnd., sw. V.:

    Verweise: s. "vörg?den"*;

    Literaturhinweise: MndHwb 1, 826 ("vorgöden"), Lü 502a ("vorguden")

    mnddt. "vorguden", mnd., sw. V.:

    Verweise: s. "vörg?den"*

    mnddt. "vorguderen", mnd., sw. V.:

    Verweise: s. "vörguderen"*

    mnddt. "vörguderen"*, "vorguderen", mnd., sw. V.: nhd. "vergeuden", "verjubeln";

    Etymologie: s. "vör", "guderen";

    Literaturhinweise: MndHwb 1, 827 ("vorguderen");

    Sonstiges: langes "ü", jünger


    (E?)(L?) https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsform/sn/shwb/

    Südhessisches Wörterbuch

    ver-geuden


    (E?)(L?) http://www.le-solutions.de/sprueche.html

    Unpünktliche Menschen vergeuden anderer Leute Zeit, als wäre es ihre eigene.


    (E?)(L?) http://www.logosconjugator.org/item/114624/

    Conjugate a verb: "vergeuden"


    (E?)(L?) http://www.phil.muni.cz/german/mediaev/histsem/nofr-beisp-HS.htm

    Neubelebung, literarische auch Archaismus: "Vergeuden"


    (E?)(L?) https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_M/Musikkonsum.xml

    "Musikkonsum"

    Relativ junger Begriff, abgeleitet von lat. "consumare", das ursprünglich nicht nur "gebrauchen", "verbrauchen" oder "verwenden" bedeutet, sondern auch "vergeuden", "verschwenden" oder "verprassen". Auch "Musikkonsum" hat wenigstens zwei Bedeutungsebenen, die miteinander in Beziehung stehen: 1) eine marktwirtschaftliche, die also mit dem ersten Wortsinn korreliert, und 2) die verhaltensspezifische, die den zweiten Aspekt betrifft.


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    "Vergeuden", ein regelmäßiges thätiges Zeitwort, "verschwenden", "verthun". Sein ganzes Vermögen vergeuden, verschwenden. Er vergeudet die Zeit mit eitlen Dingen. In der Bibel, Sprichwörter 13, 11, heißt es: Reichthum wird wenig, wo man' s vergeudet. So auch die "Vergeudung", die "Verschwendung"; der Vergeuder und die Vergeuderin, der Verschwender und die Verschwenderin. Es kommt in der hochdeutschen Sprache weniger vor, als in der oberdeutschen.

    Das Wort soll, nach Adelung, von dem einfachen, noch im Oberdeutschen gangbaren "geuden" - "reichlich ausgeben", ingleichen "lustig leben", "prassen", herkommen.


    (E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#0&mode=Vernetzung&lemid=GV01439#XGV01439

    "vergeuden", verb. "unnützer weise verwenden", zusammensetzung mit einfachem "geuden", das nhdt. selten nachzuweisen ist, sich aber mhdt. als "giuden", "gûden" noch recht oft findet. die bedeutung in älterer zeit "prahlen", "mit worten groszthun" geht schon früh in die heutige über "verschwenden".
    ...




    (E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=NRhWB&mode=Vernetzung&lemid=AG00600#XAG00600

    "vergeuden", "vergeudig" -ei- Neuw-Datzeroth Adj.: "aus Prahlsucht verschwenderisch".


    (E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=PfWB#0

    Pfälzisches Wörterbuch

    "vergeuden" schw.: wie schd., "vergeide" (-gaid?) [ GH-Kand]; die Zeit "vergeire" [ BZ-Dernb]. Syn. s. PfWB vertun 1 b. Er hot sein ganz Gerschtl vergeit (oder zu PfWB vergeigen?) [ NW-Weish/S]. Südhess. II 493; RhWB Rhein. II 1212; Bad. II 60. [Bd. 2, S. 1165]


    (E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=Wander&mode=Vernetzung&lemid=WV00183#XWV00183

    "Vergeuden": Wer das Seine vergeudet hat, der muss den Gisel essen. (S. Geisselmahl.) – Eiselein, 239.


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=vergeuden
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "vergeuden" taucht in der Literatur um das Jahr 1720 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2019-08

    Vergnügen (W3)

    Je mehr die Menschen dem dt. "Vergnügen" hinterher rennen umso weniger kennen sie das eng verwandte dt. "genug", mhdt. "genuoc". Das mhdt. "vergenüegen" bedeutete ursprümglich dt. "zufrieden stellen", "befriedigen", dann "jemandem eine Freude machen". Als Substantiv bedeutete mhdt. "vergenüegen" = dt. "Bezahlung", "Zufriedenstellung". Mittlerweile ist dt. "Vergnügen" egozentrisch geworden. Statt jemanden zu vergnügen, vergnügt man sich lieber selbst.

    Als Synonyme treten heute auf: dt. "Freude", "Lust", "angenehmer Zeitvertreib", "Spaß", "Amüsement".

    Als Wurzel findet man ide. "*enek-", "*nek-" = dt. "reichen", "erlangen", "langen", "bringen", "tragen" und dazu auch altind. "náksati" = dt. "erreicht", "erlangt" und russ. "nesti" = dt. "tragen".

    Als Verwandte des mhdt. "genuoc", "genüege", ahdt. "ginuog", "ginuogi", findet man got. "ganohs", engl. "enough", schwed. "nog" = dt. "ausreichend" (zu got. "ganaúhan" = dt. "reichen"), dt. "Genüge", "begnügen", "genügsam" (15. Jh.), mhdt. "genuocsam" = dt. "genügend", dt. "genugtun" (zu mhdt. "genuoctun", als Lehnübersetzung von lat. "satisfacere"), dt. "Genugtuung" (15. Jh.), Lehnübersetzung von lat. "satisfactio" (lat. "satis" = dt. "genug" und "facere" = dt. "tun").

    Beispiele für "Vergnügen":

    Bei Adelung ist zu lesen:


    "Genug", adj. et adv. welches in doppelter Gestalt üblich ist.

    1) Als ein eigentliches Adverbium oder Umstandswort, diejenige Beschaffenheit einer Sache oder Handlung zu bezeichnen, da sie zu einem Bedürfnisse, zu einer Kraft, oder zu einer Absicht hinreichend ist, zunächst wohl von der Menge, dann aber auch von einer jeden Beschaffenheit.

    Ich habe genug gegessen, genug geschlafen, genug gearbeitet, genug gegangen, genug gesehen u. s. f. so viel als ich bedurfte, als nöthig war. Sie haben genug zu essen, zu trinken, zu thun, zu arbeiten. Das ist nicht genug. Er wird doch einmahl genug bekommen. Der Geitzige bekommt nie genug. Bald ist es genug. Ich habe genug mit mir selbst zu thun. Eine einzige feyerliche Züchtigung würde bey dem Anfange genug gewesen seyn, hinlänglich, Gell. Ich habe genug erfahren. Der natürliche Trieb der geselligen Eigenschaft, den man nie genug ausbilden kann. Es wäre an Einer genug. Für mich ist es genug; oder mit der dritten Endung, mir ist es genug. Laß dir das genug seyn, laß dich daran begnügen, sey damit zufrieden. Sich genug essen, schlafen u. s. f. im Oberdeutschen, so viel als man verlangte. Sich selbst genug seyn, so viel Kräfte haben, als man zu Erreichung einer Absicht bedarf, oder doch so viel zu haben glauben. Viele glauben, daß sie sich selbst zur Tugend genug sind. Der Weise ist sich selbst genug, ist mit seinem Zustande zufrieden. Wer das thut, was er soll, er thut sich selbst genug, Weiße, der empfindet die angenehme Überzeugung, daß er seine Pflicht erfüllet habe. Einem genug thun, ihm das leisten, wozu man ihm verpflichtet ist. Dem Gesetze genug thun, es wirklich erfüllen, entweder durch Gehorsam, oder durch Erduldung der Strafe; Nieders. "vulldoon". Dem Kläger genug thun. S. "Genugthuung". Ingleichen eines Verlangen, eines Willen erfüllen. Pilatus gedachte dem Volke genug zu thun, Marc. 15, 15. Zuweilen hat es den Begriff der Menge, oder eines ziemlich hohen Grades bey sich, in welchem Falle es auch hinter dem Zeitworte stehen kann. Sie habens ja getrieben genug; und ihr habt euch ja gesperret genug, Weiße. Sehr oft wird es auch andern Nebenwörtern nachgesetzet, eben diesen Begriff der Hinlänglichkeit auszudrucken. Es ist breit, tief, groß, weit genug. Er ist alt genug dazu. Du wirst noch früh genug kommen. Für ihn ist sie artig genug. Er ist mir oder für mich nicht klug genug. Es ist süß genug. Er ist übrig genug, im gemeinen Leben, es ist überflüssig, mehr als hinreichend. Wo es zuweilen, besonders in der vertraulichen Sprechart, den Nebenbegriff der Vielheit, oder eines ziemlich hohen Grades der durch das andere Nebenwort ausgedruckten Beschaffenheit hat. Ich habe ihn oft genug gesehen, schon sehr oft. Ich habe sie oft genug mit der Ruthe aus dem Bette gehohlet, Weiße. Ich habe es theuer genug bezahlen müssen. Schlimm genug, daß man den Neid an so vielen Menschen, gewahr werden muß! Es ist leider gewiß genug! Oft aber auch den Nebenbegriff der Mittelmäßigkeit, für ziemlich. Die Witterung war uns noch günstig genug. Nun, nun, sie mag artig genug seyn, Weiße. Gut genug, wenn man das recht gute dagegen stellt, ist nicht viel mehr als ziemlich schlecht, Less.

    2) Als ein unabänderliches Adjectiv, welches Hauptwörtern beygesellet wird, eben diese Hinlänglichkeit zu bezeichnen, da es denn am liebsten hinter dem Hauptworte stehet.

    Er gibt den Müden Kraft, und Stärke genug den Unvermögenden, Es. 40, 29. So wird der Herr euch Regen genug geben, Zachar. 10, 1. Ich habe Zeit genug dazu. Ist eine gute Erziehung nicht Erbtheil genug? Gell. Ich bin nicht Kenner genug, um davon urtheilen zu können. Ein Liebhaber, den du verstießest, weil er nicht Weltmensch genug war, Dusch. Wenn ich artiger bin, alsdann ist es Zeit genug, Gell. In einigen Fällen auch vor dem Hauptworte. Ich bin nicht genug Kenner, um darüber urtheilen zu können. Er hat freylich selber genug Vermögen, Gell. Genug Mahl, im gemeinen Leben, besser oft genug. Zuweilen, besonders im Oberdeutschen, wird es auch mit der zweyten Endung des Hauptwortes verbunden. Brots genug, Ps. 132, 15. Zorns genug, Esth. 1, 18. Wassers genug, Ezech. 31, 5. Unglücks genug, 4 Esr. 12, 43. Das ist doch wohl Einwurfs gegen meine Deutung genug? Less. Verdienen sie wohl, daß ich noch Freunds genug bin, mit ihnen ohne Verstellung zu reden? ebend. Ist er nicht Freunds genug, mir ungefragt zu sagen? ebend. Oft hat es in der vertraulichen Sprechart auch hier den Nebenbegriff der Menge oder eines ziemlich hohen Grades. Es gibt überall armer Leute, oder arme Leute genug. Es ist Glück genug für ihn, wenn er noch so davon kommt. Ehedem wurde es in dieser Gestalt eines Beywortes ordentlich abgeändert. Mit reinidon genuagen, mit genugsamer Reinigkeit, Ottfr. Genuege leute, Leute genug, Stryk. S. "Genugsam".

    Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried "ginuag", "ginuht", "nug", bey dem Notker "genuoge", im Schwabensp. "genuk", bey dem Ulphilas "ganoh", im Angels. "genog", "genoch", im Nieders. "noog", im Dän. "nok", im Schwed. "nog", im Engl. "enough", im Lettischen "gannu". Das "ge" ist die bloße hauchende Verlängerung. "Genung" für "genug" ist ein bloßer Mißbrauch nieselnder Mundarten, welche vor den Hauchlauten so gern ein "n" vorher schleichen lassen.

    Die "Genüge", plur. car. das Abstractum des vorigen Wortes.

    1) Der Zustand, da man genug hat, d. i. so viel als man bedarf, oder zu Erreichung einer Absicht nöthig hat. Jacob soll wieder kommen, in Friede leben und Genüge haben, Jer. 30, 10. Ich bin kommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben, Joh. 10, 10. Dieser stirbt frisch und gesund im Reichthum und voller Genüge, Hiob. 21, 23. Im Hochdeutschen am häufigsten mit dem Vorworte zu. Zur Genüge haben, genug haben, genug gegessen haben. Es ist zur Genüge, es ist genug. Ich habe für heute zur Genüge gearbeitet, geschlafen u. s. f. Er hat Geld zur Genüge. Dieses erhellet zur Genüge daraus, hinlänglich.

    2) Besonders die Leistung einer schuldigen Pflicht, ohne Artikel, und mit dem Zeitworte thun oder leisten. Dem Beleidigten Genüge thun, ihm genug thun. Dem Gesetze Genüge thun. Ich habe nunmehr meinem Hauptzwecke Genüge gethan. Oft auch mit dem Nebenbegriffe der Zufriedenheit, oder einer damit verbundenen angenehmen Empfindung. Dieser Beweis thut mir keine Genüge, überzeuget, befriediget mich nicht. Seiner Neugierde eine Genüge thun; sie befriedigen. Ich spielte so, daß ich mir beynahe selbst Genüge leistete, mit mir selbst zufrieden war. Ich habe mir damit noch keine Genüge gethan. An dem allen habe ich kein Genüge, so lange u. s. f. Esth. 5, 12, ich bin nicht damit zufrieden.

    Anm. In ältern Oberdeutschen Schriften lautet dieses Wort "Genucht", im Nieders. "Nöge", "Genöge", "Genögte", "Benöge". Bey dem Ottfried ist "Ginuchti" "Sättigkeit", "Überfluß", "Hinlänglichkeit", und bey den Schwäbischen Dichtern wird es auch theils für "Genügsamkeit", theils aber auch für "Vergnügen" gebraucht. S. das folgende. Im gemeinen Leben ziehet man dieses Wort oft in "Gnüge" zusammen, welche Zusammenziehung auch in "begnügen", "Vergnügen" allgemein geworden ist; oft aber gebraucht man es auch als ein Neutrum, das "Genüge", ungeachtet solches wider die Natur der Abstractorum auf "e" ist.

    Das "Genügen", des -s, plur. car. welches der Infinitiv des folgenden Zeitwortes, und besonders in der zweyten Bedeutung des vorigen Wortes üblich ist. Einem ein vollkommenes Genügen, oder vollkommenes, völliges Genügen thun. Das thut mir noch kein Genügen. Davon hab ich noch kein Genügen. Zuweilen auch in dessen erster Bedeutung. Wer lobt dich nach Genügen, O du gewünschte Nacht! Opitz. Im Oberdeutschen wurde es auch für "Vergnügen", der nächsten Wirkung der Genüge oder des Genügens gebraucht, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen veraltet ist. Dieweil der Bösen Maul in Lügen, Der Schalk in Schmähen sucht Genügen, Opitz. Pf. 109.

    "Genügen", verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, genug hinlänglich seyn, als ein unpersönliches Zeitwort, mit der dritten Endung der Person. Es ist noch so viel in dem Glase, als mir genüget. Meinem Herzen will das noch nicht genügen. Was der Natur genügte, der Mensch mit Dank genoß, Dusch. Besonders, unserer Einsicht und Überzeugung nach, mit dem zufrieden seyn, was man hat; S. "Genügsam". Zeug uns den Vater, so genüget uns, Joh. 14, 8. Mir genüget wie Gott es füget. Daran genüget ihm noch nicht, Wiel. Am häufigsten mit dem Zeitworte lassen. Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist, und läßt ihm (sich) genügen, 1 Tim 6, 6. Leß dir an meiner Gnade genügen, 2 Cor. 12, 9. Sich nimmer genügen lassen, Sir. 14, 9.

    Anm. Schon bey dem Kero "kanuagen". Im gemeinen Leben auch oft zusammen gezogen "gnügen". S. "Begnügen" und "Vergnügen".

    "Genüglich", adj. et adv.

    1) Zur Genüge, genügsam, hinlänglich. Die Sache ist durch Zeugen genüglich erwiesen worden. Der noch in gutem Land in seinem Schatten saß Und sein genüglich Brot mit süßem Frieden aß, Logau.

    2) Angenehm, Vergnügen erweckend, im Oberdeutschen. Ein genügliches Wetter, ein genüglicher Ort. Genüglich wohnen, leben. Das Nieders. "genöglik" wird eben so gebraucht. Daher im Oberdeutschen die "Genüglichkeit", die "Annehmlichkeit", das "Vergnügen".

    "Genugsam", adj. et adv. so viel als "genug" ist, als erfordert wird, auf eine hinlängliche Art, so wohl der Menge, als dem innern Grade der Stärke noch; da es denn am häufigsten für das Wort "genug" gebraucht wird, wenn es als ein Beywort stehen sollte. Genugsames Vermögen, genugsame Kräfte haben, Vermögen, Kräfte genug. Eine genugsame Versicherung, Bürgschaft. Sein genugsames Auskommen haben. Eine genugsame Zubereitung machen. Genugsamen Grund vor sich haben. Es fehlet an einer genugsamen Deutlichkeit. Ingleichen, hinlängliche Kräfte, hinlängliche Eigenschaften zu etwas besitzend. Der sich und allen zufälligen Dingen genugsame Gott; wo, von Gott gebraucht, auch "allgenugsam" üblich ist. Im Oberdeutschen, wo man die Wörter nie lang genug bekommen kann, gebraucht man es auch für das Nebenwort "genug". Genugsam arbeiten, essen, schlafen. Er ist genugsam alt dazu, für alt genug. Wo man es aber im Hochdeutschen gar wohl entbehren kann, außer wenn es, auf eine hinlängliche Art, bedeutet. Ich habe es genugsam bewiesen, daß u. s. f. Ich sehe den Unterschied genugsam ein. Der Anstoß ist dabey nicht genugsam vermieden worden. Wo es sich durch die Ableitungssylbe "-sam" hinlänglich von "genug" unterscheidet.

    Anm. Die Niedersachsen haben dafür "nögehaftig". Bey dem Kero bedeutet "Kenuhtsamo", als ein Hauptwort, die "Genugthuung", und "kenuhtsamen" "genug thun".

    "Genügsam", -er, -ste, adj. et adv. geneigt, sich genügen zu lassen, d. i. aus erkannter Hinlänglichkeit einer Sache zu unserer Wohlfahrt, mit derselben zufrieden zu seyn. Ein genügsames Herz haben. Genügsam seyn. Ein redlich Herz, genügsam in Begehren, Kästn.

    Die "Genugsamkeit", plur. inus. die Beschaffenheit einer Sache, da sie zu einem Bedürfnisse oder zu einer Absicht genug oder hinlänglich ist. Die "Genugsamkeit" oder "Allgenugsamkeit" Gottes, dessen hinreichendes Vermögen zu allen Dingen. S. "Genugsam".

    Die "Genügsamkeit", plur. inus. die Fertigkeit, genügsam zu seyn, oder sich genügen zu lassen. Genügsamkeit ist reich bey Brot und Wasser, Dusch. S. "Genügsam".

    Die "Genugthuung", plur. die -en, welches aus der R. A. einem genug thun, zusammen gezogen ist, die Erfüllung einer Pflicht; "Satisfactio". Einem Genugthuung leisten, ihm genug thun, Genüge thun. Die Genugthuung Christi, da er Gott und dessen Gesetzen genug gethan, so wohl durch die Erfüllung der letztern, als auch durch Erduldung der den Übertretern angekündigten Strafe. Einem Beleidigten Genugthuung geben, verschaffen, seine Verbindlichkeit gegen ihn durch Tilgung der Beleidigung oder deren Ersatz erfüllen.

    Das "Mißvergnügen", des -s, plur. inus. die überwiegende Unlust an oder über eine Sache; im Gegensatze des Vergnügens. Ein Mißvergnügen an oder über etwas empfinden. Jemanden viel Mißvergnügen machen.

    "Mißvergnügt", -er, -este, adj. et adv. überwiegende Unlust empfindend; und darin gegründet; im Gegensatze des vergnügt. Mißvergnügt seyn. Über etwas mißvergnügt seyn. Ein immer mißvergnügtes Gemüth.

    "Vergnügen", verb. reg. act. welches von "genug" abstammet.

    1. Im eigentlichsten Verstande, genug geben oder machen, d. i. das fehlende, den Abgang an etwas ersetzen; eine noch hin und wieder im gesellschaftlichen Leben gangbare Bedeutung. David brachte ihre Vorhäute, und vergnügte dem Könige die Zahl, 1 Sam. 18, 26. Du mußt mir den Werth vergnügen, ersetzen.

    2. Jemandes Verlangen oder Forderung befriedigen, ihm genug thun, ihn befriedigen, wo es im gemeinen Leben noch häufig gebraucht wird. Jemanden vergnügen, seine Anforderung, seinen Ansprüchen Genüge thun. Besonders für bezahlen. Seine Gläubiger vergnügen, bezahlen. Ich bin völlig vergnügt, befriedigt, bezahlet. Im Niedersächsis. werden "vernögen" und "nögeln" in eben derselben Bedeutung gebraucht, welche von "nog", "genug" abstammen. Das Mittelwort "vergnugt" wird noch in weiterm Verstande häufig für befriedigt, zufrieden, gebraucht. Mit seinem Stande vergnügt seyn. Die Natur ist mit wenigem vergnügt; wo es den Nebenbegriff der lebhaften Empfindung, der in der folgenden Bedeutung herrscht, nicht hat, sondern die bloße Abwesenheit einer fernern Begierde ausdruckt.

    3. In theils engerer, theils weiterer Bedeutung vergnügt man jemanden, wenn man ihm angenehme Empfindungen erweckt, zunächst durch Befriedigung seines Verlangens, hernach aber auch auf jede andere Art, wo doch das Zeitwort in dieser thätigen Gestalt von nicht so allgemeinem Gebrauche ist, als das folgende Reciprocum und das Hauptwort das Vergnügen. Das vergnügt mich sehr, erweckt mir viele angenehme Empfindungen. Das vergnügt mich von Herzen, Gell. Ingleichen als ein Reciprocum, sich vergnügen, angenehme Empfindungen haben, und sich selbige verschaffen. Sich an der Musik, an der Jagd, am Spiele, mit der Musik, mit der Jagd vergnügen. Ich mache mir eine Ehre daraus, mich an dem günstigen Schicksale meiner Schwester aufrichtig zu vergnügen, Gell. Daher die "Vergnügung", S. solches an seinem Orte. S. "Genug" und "Genügen".

    Das "Vergnügen", des -s, plur. doch nur selten, von mehrern Arten, ut nom. sing. von der letzten Bedeutung des vorigen Zeitwortes und nur allein in derselben, die Empfindung des Angenehmen, zunächst so fern sie aus einem befriedigten Verlangen entstehet, in weiterer Bedeutung aber auch jede angenehme Empfindung, so lange sie noch nicht so lebhaft ist, daß sie die Nahmen der Lust, Wollust, Freude, Ergetzung u. s. f. verdienet; im Gegensatze des "Mißvergnügens". Ein Vergnügen an etwas empfinden. Das macht, verursacht mir ein ungemeines Vergnügen. Jemanden ein Vergnügen machen, sich ein Vergnügen machen. Ein Vergnügen aus etwas schöpfen, daran empfinden, eine R. A. welche wenig mehr gangbar ist. Das erweckt, gewähret mir viel Vergnügen. Das gibt mir Vergnügen, eine veraltete R. A. Die Wissenschaften sind das größte Vergnügen eines lehrbegierigen Geistes. Sein Vergnügen an etwas haben, finden. Sein Vergnügen in etwas suchen. Seinem Vergnügen nachhängen. Machen sie mir das Vergnügen, und gewähren sie mir meine Bitte. Der Plural die Vergnügen kommt selten vor, ob er gleich nicht ganz ungewöhnlich ist, Arten des Vergnügens oder auch einzelne angenehme Empfindungen auszudrucken. In dem Besitze Emiliens hatte ich dir schon süße und reine Vergnügen genug vorbereitet. Zuweilen bedient man sich dafür des Plurals von Vergnügung, die "Vergnügungen", obgleich derselbe eigentlich mehrere Handlungen des erweckten Vergnügens bezeichnet.

    Anm. Das "Vergnügen" bezeichnet eine angenehme Empfindung von gewisser, obgleich nicht starker Lebhaftigkeit, eine Empfindung, welche sich allenfalls durch Heiterkeit in den Gesichtszügen äußert. Entwickelt sie sich von außen durch stärkere Merkmahle, so wird es Lust, Freude u. s. f. Ist hingegen die Empfindung über das befriedigte Verlangen schwächer, und ohne merkliche Äußerung von außen, so sinkt das Vergnügen zur Behaglichkeit, (ein neues aber auf einem guten alten Grunde aufgeführtes Wort,) zum bloßen Gefallen und zur Zufriedenheit hinab. "Ver" scheint in dieser Zusammensetzung eine Intension zu bezeichnen; "Vergnügen" ist wirklich ein lebhafterer Grad der angenehmen Empfindung, als das kältere "Genügen", obgleich auch dieses ehedem für das erstere gebraucht wurde. Dieweil der Bösen Maul im Lügen, Der Schalk im Schmähen sucht Genügen, Opitz Ps. 109.

    Übrigens kommt "Vergnügen" mit allen seinen Ableitungen bey unsern ältesten Oberdeutschen Schriftstellern nicht vor, daher es von neuerer Zusammensetzung zu seyn scheinet.

    "Vergnüglich", -er, -ste, adj. et adv. welches so wohl subjective als objective gebraucht wird, aber in beyden Fällen in der edlern Schreibart der Hochdeutschen selten vorkommt.

    2. Subjective von Vergnügen in der veralteten weitern Bedeutung der Zufriedenheit, ist es, mit dem, was zur Nothdurft gehöret, zufrieden, wofür aber genügsam und vergnügsam üblicher sind. So auch die "Vergnüglichkeit", besser "Vergnugsamkeit".

    2. Objective, Vergnügen erweckend.

    (1) In der zweyten Bedeutung des Zeitwortes befriedigend, Zufriedenheit erweckend; in welchem Falle es noch zuweilen im gemeinen Leben gebraucht wird. Vergnüglich Zahlung leisten, vergnüglich bezahlen, zur Zufriedenheit des Gläubigers.

    (2) In der Bedeutung des Hauptwortes, Vergnügen erweckend, mit Vergnügen. Wir haben daraus vergnüglich ersehen, in den Kanzelleyen, besser mit Vergnügen. Um diese Pilgrimschaft vergnüglich zu vollenden, Haged. besser vergnügt. So auch die "Vergnüglichkeit".

    "Vergnügsam", -er, -ste, adj. et adv. mit der Nothdurft, mit seinen jedesmahligen Umständen zufrieden, ohne ein mehreres zu verlangen, und darin gegründet, im Gegensatze des unvergnügsam; Fertigkeit besitzend, sich an seinen jedesmahligen Umständen zu vergnügen, so daß vergnügsam eigentlich eine lebhaftere Zufriedenheit bezeichnet, als genügsam, obgleich dieses häufiger ist.

    "Vergnügt", -er, -este, adj. et adv. eigentlich das Mittelwort des Zeitwortes "vergnügen", besonders in dessen letzten Bedeutung, wo es so wohl subjective als objective, oder so wohl active als passive, gebraucht wird, nach dem Beyspiele so vieler anderer Mittelwörter dieser Art. Subjective, Vergnügen empfindend, verrathend und darin gegründet. Vergnügt seyn. Ein vergnügter Mann. Eine vergnügte Miene. In engerer Bedeutung ist man vergnügt, wenn man Fertigkeit besitzet, in allen Vorfallenheiten des Lebens zufrieden und vergnügt zu seyn. Objective oder passive, Vergnügen gewährend, wofür doch angenehm üblicher ist. Eine vergnügte Nachricht, eine angenehme. Siehe "Vergnügen", das Zeitwort.

    Die "Vergnügung", plur. die -en, die Handlung des Vergnügens, besonders von dem Reciproco, sich vergnügen, der Zustand, da man angenehme Empfindungen hat, und sich selbige erweckt, ohne Plural. Ingleichen die angenehme Empfindung selbst, wo es zuweilen im Plural statt des ungewöhnlichern Plurals von Vergnügen gebraucht wird. Die Vergnügungen der Freundschaft gehören zu den süßesten moralischen Empfindungen.


    (E?)(L?) https://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Vergn%C3%BCgen

    147 Zitate und 2 Gedichte über "Vergnügen".


    (E?)(L?) https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/chronik-1930.html

    Video: Dokumentation: Berliner Freizeitvergnügen, 1920er Jahre


    (E?)(L?) https://web.archive.org/web/20180426030621/http://www.djfl.de/entertainment/djfl/

    Widows - Erst die Ehe, dann das Vergnügen


    (E?)(L?) https://www.handlungsreisen.de/suche.php

    3 Treffer:


    (E?)(L?) https://www.handlungsreisen.de/buch.php?id=533

    Buchdaten


    (E?)(L?) https://www.lieder-archiv.de/was_gleicht_wohl_auf_erden_dem_jaegervergnuegen-notenblatt_601162.html

    Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen


    (E?)(L?) http://www.metacolor.de/farben/orange.htm#os4

    Assoziationen zu Orange als Hauptfarbe


    (E?)(L?) http://www.textlog.de/aphorismen-i.html

    Georg Christoph Lichtenberg: "Vergnügen"

    [A 61] Unser Leben hängt so genau in der Mitte zwischen Vergnügen und Schmerz, dass uns schon zuweilen Dinge schädlich werden können, die uns zu unserem Unterhalt dienen, wie ganz natürlich veränderte Luft, da wir doch in die Luft geschaffen sind. Allein wer weiß, ob nicht vieles von unserm Vergnügen von diesem Balancement aghängt, diese Empfindlichkeit ist vielleicht ein wichtiges Stück von dem, was unsern Vorzug vor den Tieren ausmacht.

    [C 262] Die Vergnügen der Einbildung sind gleichsam nur Zeichnungen und Modelle, womit die armen Leute spielen, die sich die andern nicht anschaffen können.


    (E?)(L?) https://www.textlog.de/tucholsky-amuesier-kritik.html

    Kurt Tucholsky - Kritiken und Rezensionen, Gesammelte Schriften (1907-1935): Amüsiervergnügen


    (E?)(L?) https://www.textlog.de/33215.html

    Rudolf Eisler - Kant-Lexikon - Nachschlagewerk zu Immanuel Kant (1930)

    "Vergnügen" s. "Gefühl". Das Vergnügen scheint stets in einem "Gefühl der Beförderung des gesamten Lebens des Menschen" zu liegen. Alles wechselnde freie Spiel (s. d.) der Empfindungen vergnügt, weil es das Gefühl der Gesundheit befördert. Das Schöne (s. Schönheit) hingegen "gefällt" bloß in der Beurteilung, KU § 54 (II 188 ff.). Vgl. Angenehm.


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    Unerlaubtes Vergnügen | Vergnügen | Vergnügen | Vergnüglich | Vergnügsam | Vergnügt | Vergnügung | Vergnügungsreise | Vergnügungssucht | Vergnügungssüchtig


    (E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte




    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Vergnügen
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "Vergnügen" taucht in der Literatur um das Jahr 1650 / 1700 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2019-09

    verheddern (W3)

    Vor einigen Tagen ging die Nachricht durch die Medien, dass Menschen am Montblanc in den Gondeln einer Seilbahn übernachten mussten. Die Seile der Seilbahn hatten sich "verheddert".

    Das Wort dt. "verheddern" (Ende des 18. Jh.) = dt. "vertüdeln", "durcheinanderbringen", "sich verhaspeln", "sich verfangen", "(sich beim Sprechen) verwirren", ist zwar allgemein bekannt, klingt aber eher umgangssprachlich und scheint immer weniger in Gebrauch zu sein.

    Das Wort dt. "verheddern" war ursprünglich ein niederdeutsches Verb und wurde von nddt. "Hede" = dt. "Werg", "in der Hechel zurückbleibendes Gewirr kürzerer Fasern", abgeleitet. Nddt. "Hede" = dt. "Flachsabfall", "Hanfabfall" wird auf eine Wurzel ide. "*kes-" = dt. "kratzen", "hecheln", "kämmen" zurück geführt. Als Verwandte treten griech. "késkeon" = dt. "Werg", russ. "cëska" = dt. "Werg", mndt. "hede", ndl. "hede", mndt. "herde" = dt. "Flachsfaser", engl. "hards" = dt. "Werg" und aisl. "haddr" = dt. "Kopfhaar der Frau" in Erscheinung.



    (E?)(L?) http://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2009-1.pdf

    ...
    Die Sau im Porzellanladen: Vom Leben der Wörter

    Das feine Zürcher Zunfthaus zur Waag hat die jüngste, fünfte Wortgeschichtensammlung von Klaus Bartels am 1. Advent 2008 mit einer festlichen Vernissage begrüsst. Wir geben im Folgenden die Vernissagenrede des Autors wieder.

    Majestät! - Der erste Willkommensgruss gilt dem ubiquitären Überraschungsgast auf allen Vernissagen, Königin Berenike II. von Kyrene und Ägypten; verehrte Damen und Herren, verehrte Sprachfreunde, verirrte Porzellansammler: Ich freue mich, dass die Freude an der Sprache, am Leben der Sprache, am Leben der Wörter dem traditionsreichen Zunfthaus zur Waag heute diesen Ansturm beschert hat! Die Sau begrüssen wir später.

    Zum Auftakt ein feineres Exempel, und da ich ja Philologe bin, ein speziell philologisches: die Wortgeschichte vom "Profil". Profile gibt es mancherlei: Da sind zunächst die technischen, die "Reifenprofile" am Auto, die "Sohlenprofile" der Schuhe, die stählernen I- und T-, X- und Y-Profile. Und dann sind da die menschlichen Profile, und da wieder zunächst die leiblichen, die der Silhouettenschneider schneidet. Profil haben wir, notabene, nur vom Scheitel bis zum Adamsapfel; an Brust und Bauch haben wir nicht "Profil", sondern "Figur". Schliesslich ist da das geistige Profil: Nicht die markante Stirn, erst der markante Geist dahinter macht die "profilierte" Personlichkeit.

    Das alles hängt buchstäblich an einem "Faden". Der rote Faden, der sich von den profilierten Sohlen bis zur profilierten Personlichkeit hinaufzieht, heisst im Lateinischen "filum", eben "Faden".

    Sie sehen: unter diesem Stichwort wird der Philologe mit seinem griechischen "Ph" zugleich zum "Filologen" mit einem lateinischen "F", zum "Fadenforscher". Merkwurdige Wortverbindungen wie "forma et filum" oder "figura et filum" deuten darauf, dass dieser Faden mit seinen Schleifen und Schlaufen schon im klassischen Latein den "Umriss" einer Figur nachzeichnen konnte. Der Lobspruch für das "gar nicht so üble filum" eines jungen Mädchens in einer römischen Komödie bezieht sich also keineswegs auf deren Kunstfertigkeit an Spinnrad und Webstuhl.

    In der Spätantike ist das Verb "filare" aufgekommen, "(Wolle) zu einem Faden ausziehen", und im Mittelalter das Kompositum "profilare", "im Seitenriss (vor-) zeichnen". Das italienische Substantiv "profilo", im Sinne eines solchen Seitenrisses, ist im 17. Jahrhundert als "profil" ins Französische und Deutsche und als "profile" ins Englische übergegangen, zunächst als ein Fachwort der Festungsbaukunst, bis das Wort im 18. Jahrhundert bei Lessing und Winckelmann von den Mauerstirnen und Mauernasen auf die Menschenstirnen und Menschennasen übersprang.

    Was hängt seither nicht alles an diesem Faden! Uber die längst abgelaufenen Sohlenprofile und abgefahrenen Reifenprofile hinaus verzeichnet das Wörterbuch jetzt Firmenprofile und Stellenprofile, immer neue Parteiprofile und Kandidatenprofile, Schulprofile und Maturitatsprofile, profilierte Prominente und profillose Allerweltszeitgenossen und zuletzt noch Profilierungssüchtige und Profilneurotiker. Bei den beiden letzten hat sich der Faden wohl vollends "verheddert".

    Als ich vor fast drei Jahrzehnten mit dem Wortgeschichtenschreiben anfing, dachte ich, es gebe vielleicht zwei, drei Dutzend Wörter, deren bunte Lebensgeschichte für eine Tageszeitung taugt. Aber dann gab ein Wort das andere, schärfte eine Entdeckung den Blick für die nächste. Die Geschichte vom "Profil" war die Nr. 208, die jüngste, die von den "Piraten", war die Nr. 546; fünf Sammelbände mit je 77 Wortgeschichten sind aus der Rubrik hervorgegangen.

    Wortgeschichte: Zum einen, strengeren Teil geht es da um Sprachgeschichte: um Sprachverwandtschaften und Lautgesetze, um den grossen Baukasten aus Präfixen vorneweg, Wortstämmen und Suffixen hinterdrein. Zum anderen, bunteren Teil geht es da um Kulturgeschichte: um die so vollkommen menschlichen Lebenswege der Wörter durch die Zeiten und die Sprachen, ihre Bedeutungssprünge und Beziehungskisten, ihr Aufsteigen und ihr Wiederabsinken, ihr abenteuerliches Hakenschlagen querfeldein. Da gilt allemal, frei nach der Lustigen Person im "Faust":

    "Greift nur hinein ins volle Worterleben! ... und wo ihr's packt, da ist's interessant."
    ...


    (E?)(L?) https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/wort/idg/deutsch/0kurz/v/ver/heddern.htm

    "verheddern" 'verwirren (Fäden, Gedanken)'

    mnd. "hede" - germ. "*hezdo(n)" 'Werg' - idg. "*kas-" - "*kër(s)-" - japhet. "*kër-" - noach. "*cër-" 'Haar'


    (E?)(L?) http://www.lateinlexikon.com/lexicon_latinum_hodiernum_07_uvwxyz.pdf

    dt. "(sich durch Aussagen) verheddern" = dt. "implicari", D1 [~vet.; NLL p.396,2]; "dicendo conturbari", 1 pass [NLL p.396,2]


    (E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/288020

    verheddern


    (E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/v.php

    sich verheddern


    (E?)(L?) http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/aufgespiesst-lauter-kleine-zwiebelfischchen-6-a-264303.html

    Aufgespießt
    Lauter kleine Zwiebelfischchen (6)
    SPIEGEL ONLINE - 17.09.2003
    Lesen Sie, was Thai-Mädchen am liebsten tun, wie Ärzte in Hannover sich mit der Behandlung eines Toten strafbar machten; lernen Sie, hart zu kaufen, am besten massive Aktien, und staunen Sie, wie man sich in einer dreifachen Verneinung verheddern kann.


    (E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

    heddern


    (E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Redewendungen

    Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen — sich verheddern oder sich verzetteln, sich vom Wesentlichen durch viele Nebensächlichkeiten ablenken lassen.


    (E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/RhWB/

    "verhättern", Trier-Stdt, Kobl, Neuw, Sieg-NDollend, MGladb-Rheind schw.:




    (E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/RhWB/

    verheddern = in Unordnung bringen s. hättern.


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=verheddern
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "verheddern" taucht in der Literatur um das Jahr 1850 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2022-03

    verhökern (W3)

    Das Verb dt. "hökern" kann man nur noch selten hören oder lesen. Das Verb dt. "verhökern" ist noch etwas bekannter ist aber wohl auch im Untergehen begriffen. In der Wortfamilie findet man auch dt. "Höker" = dt. "Kleinhändler", "Krämer". Als mögliche Erklärung könnte dt. "Hucke" = dt. "Rücken" und "Rückentrage" herhalten. Der "Höker" wäre demnach wörtlich "ein Händler, der seine Waren in einer Hucke mit sich führt". Dann wäre "hökern" und "verkökern" der Handel mit (auf dem Rücken getragenen) Kleinwaren.

    Bei Adelung findet man:


    "Verhäkern", S. "Verhöken".

    "Verhöken", verb. reg. act. im Kleinen, als ein Höke verkaufen, von allerley "Hökerwaaren"; auch "aushöken", und in den gemeinen Sprecharten "verhökern", "verhäkern". Daher das "Verhöken".


    (E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/t.php

    das Tafelsilber verkaufen / verscherbeln / verhökern | etwas verhökern


    (E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=verhökern
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "verhökern" taucht in der Literatur um das Jahr 1810 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2013-01

    verleugnen (W3)

    Noch nicht komplett verschwunden, ab im Untergang begriffe ist das Verb "verleugnen". Der Ausdruck "sich verleugnen lassen", läßt es sich noch nicht "verleugnen". Die Herkunft von "verleugnen", als Verbindung des verstärkenden Suffix "-ver-" und dem Verb "lügen" ist nicht allzu spannend. "Lugen" geht über mhdt. "liegen", ahdt. "liogan" zurück auf germ. "*leug-a" = dt. "lügen".

    Nach Adelung ist "leugnen" verwandt mit "Loch", "Lücke" und geht auf die Bedeutung "verbergen", "verborgen sein" zurück.

    Adelung schreibt zu "Verleugnen:

    Verleugnen, S. "Verläugnen".

    "Verläugnen", verb. reg. act. welches nach Maßgebung der Partikel "ver" eine verschiedene Bedeutung hat.

    1. * Für das einfache "läugnen", doch mit einem Nachdrucke, so daß "ver" hier eine Intension bezeichnet. Hab' ich doch nicht verläugnet die Rede des Heiligen, Hiob 6, 10. Doch in dieser Bedeutung ist es veraltet.

    2. Durch "Läugnen" verbergen, verhehlen, so daß "ver" hier eine Verbergung bezeichnet. Wenn er seinen Nebenmenschen verläugnet - das ihm zu treuer Hand gethan ist, 3 Mos. 6, 2. Dazu haben sie das Verbannte genommen - und "verläugnet", und unter ihre Geräthe gelegt, Jos. 7, 11. Auch diese Bedeutung ist in der anständigen Sprechart veraltet, doch sagt man noch, jemanden "verläugnen", sagen, daß jemand nicht zu Hause, oder an einem Orte befindlich sey, wenn man doch weiß, daß er sich daselbst befindet. "Sich verläugnen lassen". Wenn jemand nach mir fragt, so verläugne mich! Eine Farbe verläugnen, in den Kartenspielen sie nicht bekennen.

    3. So fern "ver" eine entfernende Bedeutung hat, ist "verläugnen",
    (1) wider besser Wissen und Gewissen läugnen, daß man Gemeinschaft, Bekanntschaft, Wissenschaft, mit und um jemanden habe. So verläugnete Petrus Christum. Ihr verläugnetet den Heiligen und Gerechten, Apost. 3, 13. Außer der biblischen Schreibart ist es in diesem Verstande veraltet.
    (2) Aller Gemeinschaft, Verbindung mit einem Dinge förmlich und feyerlich entsagen.
    a) In eigentlichem Verstande, wo es doch außer der biblischen Schreibart gleichfalls wenig mehr gebraucht wird. Gott verläugnen. Den Glauben, die Religion, seinen Herren verläugnen. Das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste verläugnen, Tit. 2, 12.
    b) Figürlich. (aa) Dem Wesen, den Eigenschaften, der Erkenntniß vorsetzlich zuwider handeln. Die Natur verläugnen. Gott kann sich nicht verläugnen.
    (bb) Sich verläugnen, seine gegenwärtige Empfindung, seinen gegenwärtigen Willen einem höhern Gute nachsetzen. Ein Geitziger verläugnet sich, wenn er mit Unterdrückung seines Geitzes freygebig ist, ein Wollüstiger, wenn er seine Begierde unterdrücket u. s. f. S. auch Selbstverläugnung.
    Anm. So auch die Verläugnung. Schon bey dem Ottfried firluoguan. In Ansehung der Rechtschreibung S. "Läugnen".

    (E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/showverb.php?verb=verleugnen


    (E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/v.php
    sich verleugnen lassen

    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    "Verleugnen", s. "Verläugnen"

    "Verläugnen", ein regelmäßiges thätiges Zeitwort, welches, nach Adelung, nach Maaßgebung der Partikel ver eine verschiedene Bedeutung hat.
    1. Für das einfache Läugnen, jedoch mit einem Nachdrucke, so daß ver hier eine Intension bezeichnet. Hab' ich doch nicht verläugnet die Rede des Heiligen, Hiob 6, 10. In dieser Bedeutung ist es veraltet.
    2. Durch Läugnen verbergen, verhehlen, so daß ver hier eine Verbergung bezeichnet. In der Bibel heißt es 3. Mos. 6, 2: Wenn er seinem Nebenmenschen verläugnet - das ihm zu treuer Hand gethan ist. - Dazu haben sie das Verbannte genommen - und verläugnet und unter ihre Geräthe gelegt, Jos. 7, 11. In dieser Bedeutung liegt ganz klar das Verläugnen, und dennoch will sie Adelung auch in der anständigeren Sprechart für veraltet halten. Sie kommt in dieser Sprechart noch täglich vor; denn man sagt, wenn Jemand nicht zu Hause seyn will, es aber dennoch ist: er läßt sich verläugnen. Hätte er doch nur nicht den Kopf zum Fenster hinausgesteckt, so würde man an seine Verläugnung glauben; so würde man in Wahrheit glauben, er sey nicht zu Hause gewesen, als er sich verläugnen ließ. Sich verläugnen lassen. Wenn Jemand nach mir frägt, so verläugnet mich.
    3. Sofern "ver" eine entfernende Bedeutung hat, ist "verläugnen"
    (1.) wider besser Wissen und Gewissen läugnen, daß man Gemeinschaft, Bekanntschaft, Wissenschaft mit und um Jemanden habe. So verläugnete Petrus Christum. Ihr verläugnetet den Heiligen und Gerechten, Apost. 3, 13. Auch hier soll, nach Adelung, dieses Zeitwort außer der biblischen Schreibart in diesem Verstande veraltet seyn. Aber auch hier kommt es jetzt noch vor, und besonders im Kriminalwesen. Ein Dieb verläugnet den andern, ein Betrieger den andern. Hier verläugnet der Falschschwörer wider besser Wissen und Gewissen seinen Genossen; der Dieb seinen Hehler. Oft ein Freund den andern, wenn Letzterer in eine so üble Lage gerathen ist, daß ihn Jener nicht mehr kennen will; sein Stolz es jetzt nicht zuläßt, den gesunkenen Freund, wenn er ihm in seiner ärmlichen Kleidung begegnet, noch zu kennen, obgleich er ehemals, als er noch einen reich besetzten Tisch hielt, sein bester Freund und Bruder war. Seinen Freund verläugnen; seine armen Anverwandten verläugnen, weil man sich zu stolz und vornehm dünkt.
    (2.) Aller Gemeinschaft, Verbindung mit einem Dinge feierlich und förmlich entsagen.
    a. Im eigentlichen Verstande, wo es außer der biblischen Schreibart gleichfalls wenig mehr gebraucht wird. Gott verläugnen. Den Glauben, die Religion, seinen Herren verläugnen. Das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste verläugnen, Tit. 2, 12. - Im Kartenspiele, beim l' Hombrespiele verläugnet man Farbe, wenn man der angespielten Farbe kein ähnliches Blatt in derselben Farbe zuwirft, und solches nicht aus Versehen, sondern mit Fleiß thut, indem man Blätter dieser Farbe hat. Wenn Einer der Spieler Farbe verläugnet, und der folgende Spieler hat schon ein Blatt zugegeben, der Erste bemerkt aber den Fehler, und nähme seine Karte wieder zurück, so steht es dem Folgenden noch frei, ein Gleiches mit seiner Karte zu thun, sie also auch wieder zurückzunehmen, und nach Gefallen ein anderes Blatt zuzugeben. Wer seine Farbe verläugnet, setzt Bete, und der l' Hombre hat sein Spiel gewonnen. Wenn während des Spieles ein Fehler gemacht wird, so kann solcher so lange noch verbessert werden, bis der Stich zusammengelegt, und von Neuem ausgespielt worden; ist dieses Letzte aber schon geschehen, so ist es vorbei, und der Fehler wird nach den Gesetzen bestraft. Wenn ein Gegenspieler eine Farbe verläugnet hat, und es wird vor dem sechsten Stiche entdeckt, so setzt dieser Bete; der l' Hombre kann aber nicht auf die Vole spielen; würde es aber bei dem sechsten Stiche oder später entdeckt, so hat der l' Hombre die Vole gewonnen, wenn auch der Fehler schon früher gemacht wäre. Hat aber der l' Hombre die Farbe verläugnet, und auf die Vole gespielt, so hat er solche verloren.
    b. Figürlich
    a) dem Wesen, den Eigenschaften, der Erkenntniß vorsätzlich zuwider handeln. Die Natur verläugnen. Gott kann sich nicht verläugnen.
    ß) Sich verläugnen, seine gegenwärtige Empfindung, seinen gegenwärtigen Willen einem höheren Gute nachsetzen. Ein Geiziger verläugnet sich, wenn er mit Unterdrückung seines Geizes freigebig ist; ein Wollüstiger, wenn er seine Begierde unterdrückt; eben so vom Spieler, wenn er Meister über seine Begierde im Spiele wird; das Spiel und sein Verlangen darnach der Begierde nachsetzt. So auch die Verläugnung.


    Erstellt: 2010-11

    vermaledeien (W3)

    Dt. "vermaledeien", "maledeien" = dt. "verfluchen", "verwünschen" geht zurück auf lat. "maledicere" = dt. "lästern", "schimpfen", "schmähen". Es setzt sich zusammen aus lat. "male" = dt. "schlecht", "schlimm", "böse" und lat. "edicere" = dt. "aussagen", "verkünden", "veröffentlichen", heißt also wörtlich dt. "schlecht reden".

    Adelung schreibt dazu:


    "Vermaledeien", verb. reg. act. welches aus dem Lat. "maledicere", wie "benedeien" aus "benedicere", verstümmelt ist, und nur im gemeinen Leben für "verfluchen" gebraucht wird, besonders, so fern jenes, als ein fremdes und unbekannteres Wort, nicht so hart klinget, als das Deutsche. Ein vermaledeiter Mensch. Sich verschwören und vermaledeien. So auch die "Vermaledeiung".


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=vermaledeien
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "vermaledeien" taucht in der Literatur um das Jahr 1820 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2013-05

    verwegen (W3)



    Veteran, Vettel (W3)

    Von lat. "vetus", "veteris" = "alt". Verwandt damit die (alte) "Vettel" (lat. "vetus" = "alt"). (A: roge)

    W

    währen (W3)

    "was lange währt ..."

    Waldschrat (W3)

    Der dt. "Waldschrat", auch "Waldschratt" ist ein dt. "Waldgeist", ital. "spirito dei boschi", engl. "hobgoblin", "wood gnome". Der dt. "Schrat", auch dt. "Schrätel" geht über mhd. "schrat", "schratte", ahd. "scrato" zurück auf ahd. "schrot" = dt. "Prügel", "Klotz", und gehört zu dt. "schroten", mhd. "schroten", ahd. "scrotan" = dt. "hauen", "abschneiden", scheren" und hat im alten dt. "Schrot" die Bedeutung "Baumstamm".

    (E?)(L?) http://www.internet-maerchen.de/

    Waldschrat u. Grottennix


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Waldschrat
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "Waldschrat" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.

    Erstellt: 2013-01

    wegen, von wegen (W3)

    Der zwar sehr lebendige aber dennoch antiquiert klingende Ausdruck "wegen" = "in Folge von" hat sich wohl auf dem Weg der saloppen Verkürzung gebildet. Das ahd. "wegen" hatte noch die Bedeutung "in Bewegung setzen", also "auf den Weg bringen". Der Ausdruck "von wegen" könnte sich aber auch aus "von (den) Wegen" gebildet haben und also bedeuten, dass es mehrere Wege gab, die zur Entwicklung einer Situation geführt haben.
    Der "Weg" selbst hängt mit "bewegen" und mit "abwägen" und "wiegen" zusammen. So könnte "von wegen" auch aus der Bedeutung "nach (gründlichem) Abwägen" entstanden sein.

    Einen eindeutigen Lebenslauf von "wegen" und von "von wegen" habe ich allerdings noch nicht gefunden. Deswegen hoffe ich noch auf weitere Hinweise. Auch die damit zusammenhängenden Begriffe wie "deswegen", "meinetwegen", "weswegen" harren noch einer einleuchtenden Erklärung ihres Entstehungsweges, womit die Liste keineswegs abgeschlossen sein dürfte.

    Wehr - Gewehr, sich wehren (W3)

    das "Wehr", die "Gegenwehr"
    aber die "Gewähr" ???

    weigern (W3)

    Dt. "weigern" gehört zu den Verben, die man nur noch in Zusammensetzungen wie "unweigerlich" und "verweigern" oder in konjugierter Form ("ich weigere mich", "er weigert sich") findet.

    Adelung bringt das Verb dt. "weigern" mit dt. "wiegen", "bewegen" in Zusammenhang. Er verweist aber auch auf einen möglichen Zusammenhang mit dt. "wehren". Verfolgt man den Weg zurück trifft man auf mhd. "weigeren", ahd. "weigaron" und das Adjektiv ahd. "weigar" = dt. "widerstrebend", "tollkühn", das widerum eine Bildung zu dem Verb mhd. "wigen" = dt. "streiten" ist. Entsprechend findet man ein altengl. "wigan" = dt. "streiten" und got. "weihan" = dt. "kämpfen". Als Wurzeln werden germ. "*waigron" und ide. "*ueik" postuliert. Eine weitere Verwandtschaft ergibt sich zu lat. "vincere" = dt. "siegen", "besiegen".



    Adelung schreibt dazu:


    "Verweigern", verb. reg. act. "sich weigern" etwas zu bewilligen, oder einem andern zum Besten zu thun, mit der vierten Endung dieses Etwas und der dritten der Person; in der edlern Schreibart "versagen", sonst auch "abschlagen". Ich verweigere dir ja nichts. Es ward mir verweigert, meine Meinung zu sagen. Jemanden seine Hülfe verweigern, sie ihm auf dessen Bitte abschlagen. So auch die Verweigerung. In einigen Mundarten verwegern. Im Schwabenspiegel kommt dafür "veruuidern" vor.

    "Verwegern", S. "Verweigern".

    "Wegern", S. "Weigern".

    "Weigern", verb. reg. act. seine Abneigung, etwas zu thun, an den Tag legen, da es denn auf gedoppelte Art vorkommt.

    1. Als ein eigentliches Activum, welches das Substantiv der Sache im Accusativ erfordert. Eine Bitte weigern; einem seine Bitte weigern. In diesem Verstande ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich, indem in demselben allenfalls "verweigern" gebraucht wird.

    2. Als ein Reciprocum, in welcher Gestalt es im Hochdeutschen allein üblich ist. Sich weigern, etwas zu thun. Ich weigere mich keinen Augenblick. Wird die Sache in Gestalt eines Nennwortes ausgedruckt, so stehet dasselbe im Genitive. Sie weigerten sich dessen, dieser Sache. Daher die "Weigerung" und das "Weigern". Er that es ohne alle Weigerung.

    Anm. In einigen Sprecharten nicht so richtig "wegern", im Oberdeutschen schon sehr frühe "weigeren", im Niederdeutschen "weiern", im Angels. "wyrnan", im Engl. "wern", im Schwed. "vägra". Die Endsylbe verräth ein Iterativum oder Intensivum, daher es nur auf die Wurzel "weg" oder "weig" ankommt, welche denn ohne Zweifel mit der Wurzel in "wegen" einerley ist, so daß "weigern" eigentlich bedeutet, "seine Abneigung durch mehrmahlige Bewegung der Hände oder des Hauptes an den Tag legen". Das Angels. "wyrnan" und Engl. "wern", scheinen mehr von "wehren" gebildet zu seyn, so wie das alte, noch in der Schweiz übliche "sich widrigen" von "wider" gebildet ist.


    (E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz

    verweigern + D + A | weigern, sich


    (E1)(L1) http://www.koeblergerhard.de/der/DERW.pdf

    weigern | Weigerung | Weigerungsklage


    (E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

    abweigern | geweigern


    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/

    AUSWEIGERN | EIDWEIGERND | FORTWEIGERN | weigern


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    Verweigern | Verweigerung | Weigern


    (E?)(L?) http://www.zeit.de/2007/13/Stimmts-Kleingeld

    Gut gemünzt - Darf der Busfahrer die Annahme von Kleingeld verweigern? - 22. 03. 2007


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=weigern
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "weigern" taucht in der Literatur um das Jahr 1640 / 1700 auf.

    Erstellt: 2012-11

    widmen (W3)

    geht auf ein ahd. "widimen" bzw. "widimo, Wittum" zurück. Dieses "Wittum" war nach germanischem Recht eine Vermögensleistung des Bräutigams an die Braut bei der Eheschließung und sollte u.a. im Falle des Falles die Versorgung der Witwe gewährleisten.

    Ob die Zeit, die man einer Sache widmet immer einer Versorgungsvorsorge dient hängt heute allerdings stark von der Sache ab, der man seine Zeit widmet.

    Über das griech. "hedna" ist es mit "Mitgift" verwandt. Und weiter hängt es mit dem Stamm ide. "*uedh" = "heimführen, heiraten" zusammen. Im Litauischen heisst der "Freier" z.B. "vedys".

    (Die Zeit, die ich dem Etymologie-Portal "widme" ist in diesem Sinne sicherlich schlecht investiert und trägt im Sterbensfall sicherlich nicht zur "Witwen"-Versorgung bei.)

    Erstellt: 2003-04

    wimmeln (W3)

    Das Wort dt. "wimmeln" konnte ich in meiner Jugend noch öfters hören. Mittlerweile scheint es im Verschwinden begriffen zu sein. Es entwickelte sich über mhd. "wimelen" als Iterativbildung zu "wimmen" = dt. "sich schnell hin und her bewegen". Dt. "wimmen" wiederum geht über mhd. "wimmen", "windemen", und ahd. "windemon" zurück auf lat. "vindemiare" und setzt sich zusammen aus lat. "vinum" = dt. "Wein" und lat. "demere" = dt. "herabnehmen", "wegnehmen". In der Schweiz findet man schweiz. "wimmen" noch für dt. "Trauben lesen". Das so deutsch erscheinende Wort entpuppt sich also auch als lateinisches Erbe.

    Adelung schreibt dazu:


    Wimmeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. In einer verworrenen undeutlichen Bewegung begriffen seyn, von einer großen Menge beysammen in Bewegung befindlicher Dinge. Sieh, wie die Ameisen wimmeln. Jene Insecten, die ohne Zahl in dem kleinsten Raume wimmeln. 2. Mit einer solchen Menge angefüllet seyn, da denn diese Menge das Vorwort von bekommt. Der Käse wimmelt von Maden. Die Gassen wimmeln von Menschen. Wie wimmeln die Thäler und Hügel Von Herden und Jungem Geflügel! Bernh. Ingleichen unpersönlich. Es wimmelt hier von Menschen. So auch das Wimmeln und Gewimmel.

    Anm. Im Nieders. "wemmeln", "wummeln", im Schwed. "wimla", im Isländ. "wamla". Schon die Form verräth ein Iterativum oder Intensivum eines längst veralteten Verbi, "wimen", "sich bewegen", wovon, obgleich nach andern Formen, auch "Wimpel" und "Wimper" abstammen. In den gemeinen Mundarten ist dafür auch "wibeln" üblich, welches ein ähnliches Iterativum von "weben", "bewegen", ist.


    (E?)(L?) http://conjd.cactus2000.de/index.php?begin=a&end=zzzzz
    wimmeln [intr, hat], (es) von

    (E?)(L?) http://www.scinexx.de/index.php?cmd=focus_rubrik&rubrik=Biowissen
    Meereis - Wimmelndes Leben in salzigen Kanälen

    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
    ANWIMMELN | GEWIMMELT | DURCHWIMMELN | ENTWIMMELN | FISCHWIMMELND

    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/
    durcheinanderwimmeln | durchwimmeln | hervorwimmeln

    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    Wimmeln, 1) von einer Menge Gegenstände in einer verworrenen, undeutlichen Bewegung begriffen sein; -- 2) mit einer Menge solcher Gegenstände angefüllt sein.


    (E1)(L1) http://ngrams.googlelabs.com/graph?corpus=8&content=wimmeln
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "wimmeln" taucht in der Literatur um das Jahr 1730 auf.

    Erstellt: 2012-05

    Wimperg
    Wind
    bergen (W3)

    (E2)(L1) http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_9680.html
    Ein "Wimperg" ist ein Ziergiebel über gotischen Fenstern oder Portalen.

    Sprachlich geht "Wimperg" auf ahd. "wintberga" = "Windberg" ("Wind" + "bergen" = "vor dem Wind bergen"), also "Windschutz" zurück.

    Logisch passen die beiden Begriffe ja nicht ganz zusammen. So kommt "Wind" von "wehen" und "bergen" von "bergan", z.B. "auf eine Fluchtburg bringen". Aber da "bergan", alo oben, der Wind normalerweise mehr "weht" als im Tal, kann man "vor dem Wind bergan (gehen)" nicht so ganz verstehen. Aber nachdem "bergen" den Bezug zu "bergan" verloren hat, kann man sich auch problemlos im Tal "(ver-)bergen".

    2005-12-03:
    Es wurde ein neuer Eintrag im Forum Forum von http://www.etymologie.info geposted.
    Betreff: RE: Wimperg
    Inhalt: Wimperg - "Giebel über Fenstern und Türen".
    Der Eintrag stammt von: astari

    wohl (W3)

    kommt wohl auch recht selten vor und wenn dann in Kombinationen wie "Gemeinwohl" oder formelhaften Ausdrücken wie "auf dein Wohl"
    Und dann kommt es noch in der Bedeutung "wahrscheinlich" vor.

    Woog (W3)

    = "See" ???

    wringen
    auswringen
    *uer
    wrong
    France
    Frankreich
    Franken
    *wer
    Franzose
    wrench (W3)

    Am 30.10.2004 wurde im Etymologie-Forum wurde ein neuer Beitrag gepostet:

    Betreff: der Ursprung von "auswringen"

    ... kann mir hier jemand sagen, was die älteren Formen des Wortes "wringen" bzw. "auswringen" sind? Mit älteren Formen sind althochdeutsch usw. gemeint.
    (A: ennasus)

    In solchen Fällen schaut man zuerst einmal im "Grimm" nach, den die Uni Trier (auch) online bereitgestellt hat. Allerdings sucht man vergeblich nach "auswringen". Unter "wringen" findet man jedoch eine halbe Seite mit Hinweisen.

    Dieses wird auf eine Wurzel ide. "*uer" = "drehen", "zusammenwinden", "würgen", "pressen" zurück geführt.

    Als verwandte Formen findet man aisl. "rangr", aschwed. "vranger", nd. "wrang" = "krumm", "verdreht", "schief", "unrichtig" und andere Beispiele. Auch ein got. "wruggo" = "Schlinge" ist aufgeführt.

    Auf "Take our Word for it" findet man auch den Hinweis, dass "France" = "Frankreich", das auf den Stamm der "Franken" zurück geht, ebenfalls mit "wringen" zusammen hängen könnte.

    Der Name des Stammes geht zunächst auf das alte germ. "franka" = "stolz", "frei" zurück. (Es gibt allerdings auch Vermutungen, dass es sich um einen ursprünglichen Personennamen handelt.) Weitere Zusammenhänge könnten zu germ. "wrang" = "wringen" = "to wring", "to wrench" = "winden" bestehen, was die "Franken" etwa als "vom eigenen Land herkommend" bezeichnen könnte. Damit würde es auf ide. "*wer" zurückgehen und in engl. "wring" = "(aus)wringen", "wrangle" = "streiten", "wrinkle" = "runzeln", "wrong" = "falsch" zu finden sein.

    Interessant ist auch, dass der "Schraubenschlüssel" = engl. "wrench" auch "Franzose" genannt wird.

    (E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/


    (E1)(L1) http://www.etymonline.com/
    wring

    (E1)(L1) http://www.takeourword.com/Issue101.html


    (E?)(L1) http://www.usingenglish.com/irregular-verb-list.html
    wring

    X

    Y

    Z

    zagen - verzagen (W3)



    Zaum (W3)

    Dt. "Zaum" = dt. "Riemenwerk und Trense, die einem Reit- und Zugtier am Kopf angelegt werden" geht über mhdt. "zoum", ahdt. "zaum" = dt. "Seil", "Riemen", "Zügel" auf ein germanisches Wort zurück. Man findet dazu auch ndl. "toom" = dt. "Zaum", "Zügel", altengl. "team" = dt. "Gespann", "Stamm", "Familie" (engl. "team" = dt. "Gespann", "Gruppe"), schwed. "töm" = dt. "Zügel", "Leine". Verwandt sind diese Bezeichnungen mit dt. "ziehen" und bedeutet also etwa "Zugzeug", "Zügel", "das, womit man zieht".

    Bei Adelung findet man:


    Der "Zaum", des -es, plur. die Zäume, Diminut. das Zaumchen, Oberd. Zäumlein.

    1. Ein Band, Strick; eine längst veraltete Bedeutung, welche aber doch die ursprüngliche zu seyn scheinet, indem "Zaummu" in derselben schon bey dem Kero vorkommt. Man gebraucht es noch in einigen wenigen Fällen figürlich, gewisse fleischige, oder häutige Theile zu bezeichnen, welche zwey verschiedene Theile des Leibes mit einander verbinden. So wird so wohl das Zungenband, welches die Zunge mit dem untern Gaumen verbindet, als auch ein ähnliches Häutchen, welches die Vorhaut mit der Eichel verbindet, das Zäumchen genannt.

    2. In der gewöhnlichsten Bedeutung ist der Zaum die Verbindung von Bändern oder Riemen, welche einem Pferde um den Kopf gelegt werden, es vermittelst derselben zu lenken. Zaum bezeichnet hier das Ganze, welches sich wieder in das Kopfgestell und den Zügel theilet. Einem Pferde den Zaum anlegen. Es im Zaume halten. Figürlich ist jemanden, oder seine Begierden, seine Zunge im Zaume halten, sich mäßigen, in den gehörigen Schranken halten. Die Furcht hält die Lasterhaften im Zaume. Mit verhängtem Zaume (besser Zügel) reiten, im Galopp, Sprichw. Er weiß, wo die Zäume hängen, er ist in der Sache bewandert. Wegen einiger Ähnlichkeit wird in manchen Gegenden auch das Leit- oder Gängelband der Kinder der Zaum, oder Leitzaum genannt.

    3. Figürlich, ein Mittel der Einschränkung. Die Gesetze sind ein Zaum für die Lasterhaften.

    Anm. Im Oberd. schon von den frühesten Zeiten an "Zoum", "Zaum", im Nieders. "Toom", im Schwed. "Töm", im Isländischen "Taum", im Engl. "Team". Die gemeinste Meinung leitet es von "zahm", "zähmen" her; allein aus der ältesten Bedeutung eines Strickes, oder Bandes erhellet, daß es mit dem Griech. "???", und dem Lat. "Thomix", "Tomix", ein hänfner Strick, verwandt ist, welches denn doch die älteste Art der Zäume war. Allein, dieses kann wieder ein Abkömmling von "ziehen" seyn, welches auch aus dem Nieders. erhellet, wo "Toom" nicht allein der "Zaum", sondern auch der "Fischzug" mit einem großen Netz, ingleichen die Nachkommen, das Geschlecht, die Zucht ist. Der Unterschied zwischen Zaum und Zügel erhellet sehr deutlich aus dem Theuerdanke, Kap. 35. Da behing im an einem paum Sein pferdt mit dem Zügel am Zaum.

    "Zäumen", verb. reg. act. den Zaum anlegen. 1. Eigentlich. Ein Pferd zäumen. 2. Figürlich. (a) In den Küchen zäumet man die Hühner, Kapaunen u. s. f. wenn man die eine zusammen gebogene Keule durch den Durchschnitt im Bauche, die andere aber durch den über den Rücken hinunter gebogenen Kopf und Schnabel stecket. (b) In den gehörigen Schranken halten. Seine Begierde, seine Zunge zäumen. Ungezäumte Begierden.

    Anm. Im Nieders. "tomen", welches aber auch "krampen" bedeutet; "uptömen", den Hut aufkrämpen, "daal tömen", die Krämpe niederlassen.

    Das "Zaumgeld", des -es, plur. von mehrern Arten, die -er, bey dem Verkaufe eines Pferdes, das Geld, welches der Käufer dem Stallknechte für den Zaum bezahlet, welcher bey dem verkauften Pferde bleibet.

    "Zaumlos", adj. et adv. des Zaumes beraubt. Am häufigsten figürlich, frey von aller nothwendigen Einschränkung, ungezäumt, ungebändigt. Zaumlose Begierden.

    "Zaumrecht", adj. et adv. nur in einigen Gegenden. Ein zaumrechtes Pferd, welches bereits an den Zaum gewöhnet ist, ein zugerittenes.


    (E?)(L?) http://kollokationen.bbaw.de/htm/idioms.html

    jmd. hält seine Zunge im Zaum


    (E?)(L?) http://wiki-de.genealogy.net/Zaumschl%C3%A4ger

    "Zaumschläger" = "Verfertiger von Zaumzeug"


    (E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/h.php

    sich / jemanden im Zaum halten | die Zunge im Zaum halten


    (E?)(L?) http://www.rittertum.de/home/wbuch/windex.html

    Zaumzeug


    (E?)(L?) http://www.termsciences.fr/-/Index/Explorer/Alphabet/?lettre=Z&page=1


    (E3)(L1) http://www.textlog.de/37864.html

    1540. Zügel. Zaum


    (E3)(L1) http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/

    dienstzaum = dt. "Abhängigkeitszwang", (unter den dienstzaum gezwungen"


    (E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl

    Kappzaum | LaufZaum | Pferdezaum | Schnalle (Zaum-) | Stange (Zaum-) | Stangenzaum | Strick (Zaum-) | Zaum | Zaumbinde | Zaumgeld | Zaumzeug


    (E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Zaum
    Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

    Dt. "Zaum" taucht in der Literatur um das Jahr 1710 auf.

    (E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


    Erstellt: 2014-09

    Zehr - Verzehr, zehren (W3)



    zeihen
    verzeihen (W2)

    Da statt "verzeihen" auch "vergeben" benutzt werden kann, könnte "zeihen" etwas mit "geben" zu tun haben. Und "vergeben" ist ja wohl das Gegenteil von "geben" und bedeutet "wegnehmen" und zwar "die Schuld wegnehmen".

    Aber nun zu "zeihen". Dieses mhd. "zihen" hat die Bedeutung "beschuldigen" und hängt mit "verweigern" und in den indoeuropäischen Wurzeln mit "zeigen" zusammen (vgl. griech. "deiknymi" = "ich zeige", "ich erkläre", "ich beweise" und lat. "dicere" = "sagen", "erklären", "meinen").

    Im Germanischen wurde die Bedeutung auf den juristischen Bereich eingeengt. Also heisst "zeihen" "beschuldigen" und "verzeihen" "entschuldigen", also "die Schuld von jemandem nehmen".

    Haben nun aber "zeihen"/"beschuldigen" und "geben" etwas miteinander zu tun?

    Erstellt: 2003-02

    ziemen, Zimmer, zimmern, ziemlich, Zunft, zünftig, zähmen (W1)

    (E?)(L1) http://www.asn-ibk.ac.at/bildung/faecher/geschichte/maike/mittelalter/Malexikon.htm
    Zunft

    (E?)(L?) http://www.rittertum.de/home/wbuch/windex.html


    (E?)(L?) http://www.wasistwas.de/
    "ziemen" geht zurück auf "(zusammen)fügen", "bauen" und hängt mit "Zimmer" zusammen (vgl. "zimmern"). Und demnach ist etwas, das "sich ziemt", etwas, was "sich fügt", "sich (an)passt". Das sich daraus entwickelnde "ziemlich" kann wiederum etwas sein, was gar nicht passend ist, sondern z.b. übermässig gross ist, wenn es "ziemlich" gross ist.
    Auf "ziemen" geht auch die "Zunft" zurück, und da kann es durchaus auch einmal ganz "zünftig" zugehen. Und wenn es zu vorgerückter Stunde zu "zünftig" zugeht, muss man die Gemüter auch einmal "zähmen".

    Das Adverb "ziemlich" ist abgeleitet vom nicht mehr gebräuchlichen Wort "Ziem", welches soviel bedeutete wie "Behauptung" oder "Anspruch". Demnach wäre "ziemlich" eigentlich mit der Bedeutung "angeblich" zu verstehen.
    (A: m?he) - (Eintrag im Etymologie-Forum vom 20.02.2003)

    Bei "wasistwas" findet man einen Artikel "Was ist eine Zunft?". Dieser beginnt: 'Das Wort "Zunft" bedeutet "Regel" und kommt aus dem Mittelhochdeutschen.'

    "Zimmer" leitete ich bisher eigentlich von "camera", "Kammer" ab. Aus persönlichen Gründen finde ich die Erwähnung hier keineswegs "unziemlich" - stellvertretend für die Zimmermannszunft, denn etwas zusammenzufügen und zu bauen würde mich ehren. Gleichwohl erweckt die ziemlich zünftige etymologische Verbindung in mir den Wunsch nach Belegstellen und Nachweisen, der Kontext zu "ziem" jedenfalls entfernt mich nicht von den alten lateinischen "Kameraden" ("Zimmergenossen").
    (A: S.-H. Zimmermann)

    Erstellt: 2002-09

    Zötus (W3)

    ist mir selbst nicht bekannt. Das Lexikon besagt lediglich, dass es (natürlich) aus dem Lateinischen kommt und "Jahrgang, Schulklasse" bedeutet (und dass es veraltet ist).
    Dies ist etymologisch etwas unbefriedigend. Ob es einen Zusammenhang zu "Zote" oder "zotteln" gibt konnte ich nicht herausfinden.

    Bücher zur Kategorie:

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    A

    B

    Binkert, Dörthe
    All die schönen Wörter die wir vor dem Untergang retten sollten

    Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
    Verlag: Thiele; Auflage: 1 (21. Februar 2008)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Sprache ist etwas ungeheuer Lebendiges. Sie schafft neue Wörter und Begriffe und folgt damit den Entwicklungen in Gesellschaft und Politik, Wissenschaft und Technik. Sie verändert die Bedeutung von bestehenden Begriffen und wirft veraltete Ausdrücke auf den Müll der Sprachgeschichte. Geläufige Wörter sind stabil. Sie bilden den Grundwortschatz, auf den wir alle zugreifen, und verändern sich nur wenig. Seltener gebrauchte Wörter sind "anfälliger", sie verschwinden eher von der sprachlichen Landkarte. Es sind aber gerade diese Wörter, die der Sprache ihren Nuancenreichtum, ihre Farbigkeit, ihre Originalität verleihen. Mit den Wörtern, die der Sprachgebrauch ad acta legt, verschwinden auch die Dinge, die sie bezeichnen, die Werte, die sie umschreiben, Denkweisen, die sich in ihnen niedergeschlagen haben. Und damit verschwindet nicht zuletzt auch ein Teil unserer ganz persönlichen Lebensgeschichte. Dörthe Binkert nimmt den Umgang mit der deutschen Sprache ins Visier und spürt den Trends des Sprachwandels nach. Sie kommentiert Begriff e, Redensarten und Wendungen der deutschen Sprache, die immer weniger Verwendung fi nden und vom Aussterben bedroht oder bereits mehr oder weniger aus dem aktiven Wortschatz verschwunden sind. Eine unterhaltsame und anrührende, aber auch eine zum Nachdenken anstiftende Lektüre.

    Über den Autor
    DÖRTHE BINKERT, studierte Germanistik, Politologie und Kunstgeschichte. Sie lebt seit 1975 als freie Schriftstellerin in Zürich und arbeitete lange Jahre als Cheflektorin für ein großes Verlagshaus. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, unter anderen Die Melancholie ist eine Frau, Meine Zeit mit mir, Das süße Leben und Die Lust des Augenblicks.


    (E?)(L?) http://www.thieleverlag.com/cms/programm/sachbuch/all-die-schoenen-woerter/detailseite.html

    Besichtigen Sie die kleine Arche Noah der gefährdeten und bedrohten Wörter unserer Sprache


    Erstellt: 2010-06

    C

    Cnyrim, Petra - DBdfvW
    Das Buch der fast vergessenen Wörter

    (E?)(L?) https://www.m-vg.de/riva/shop/article/11226-das-buch-der-fast-vergessenen-woerter/

    Unsere Sprache ist einem steten Wandel unterworfen. Während jedes Jahr das Jugendwort des Jahres gekürt wird und nicht selten "Wortneuschöpfungen" darunter zu finden sind, die hier zum ersten Mal auftauchen, verschwinden andere Wörter und Phrasen aus unserem Sprachgebrauch. Nicht selten deswegen, weil auch das dazugehörige "Ding" aus unserem Alltag verschwindet. Und plötzlich findet sich kein "Bandsalat" mehr im "Kassettenrecorder", das "Testbild" ist Geschichte, der "Lebertran" schmeckt "abominabel" und für die Parkuhr fehlt der passende "Groschen".

    Dieses Buch stellt solche Wörter zusammen - und lädt ein zum Schwelgen, Erinnern und Schmunzeln.

    Petra Cnyrim, geb. 1975, lebt und arbeitet als Autorin in München. Manchmal vermisst sie die gute alte Zeit, dann kramt sie ihren Walkman heraus und arbeitet an diesem Buch.

    Softcover, 256 Seiten, Erschienen: November 2016, Gewicht: 346 g, ISBN: 978-3-86883-913-5


    (E?)(L?) https://www.kreiszeitung.de/laeuft/diese-woerter-sind-aussterben-bedroht-7085882.html

    „Das Buch der fast vergessenen Wörter“

    Diese Wörter sind vom Aussterben bedroht

    Wörter wie "Vatermörder" oder "Wuchtbrumme" sind nicht mehr zeitgemäß.

    Von "Beelzebub" bis "Gesichtserker": Eine Auswahl der Begriffe, die Petra Cnyrim in ihrem Buch "Das Buch der vergessenen Wörter" vorstellt:




    (E?)(L?) https://www.merkur.de/kultur/petra-cnyrim-aus-muenchen-hat-buch-fast-vergessenen-woerter-geschrieben-7044656.html

    Vergessene Wörter: „Bei Backfisch dachte ich an Fischstäbchen“

    Fanden Sie es noch "dufte", zum "Schwofen" zu gehen? Haben Sie Musik auf "Schallplatte" oder im "Walkman" gehört? Dann kennen Sie Begriffe, die vom Aussterben bedroht sind. Petra Cnyrim, 41, aus München hat für „Das Buch der fast vergessenen Wörter“ viele solcher Ausdrücke gesammelt.
    ...


    Erstellt: 2017-10

    Cnyrim, Petra - DBdlvW
    Das Buch der leider vergessenen Wörter

    (E?)(L?) https://www.m-vg.de/riva/shop/article/13233-das-buch-der-leider-vergessenen-woerter/

    Unsere Sprache ist einem steten Wandel unterworfen. Während heute der Babo eine nice WhatsApp kriegt, erreichte dereinst womöglich eine poussierliche Depesche den Offizianten - natürlich nur, sofern diese unterwegs nicht gefringst wurde.

    Petra Cnyrim hat mit ihrem Bestseller Das Buch der fast vergessenen Wörter bereits gezeigt, wie spannend es ist, alte Wörter wieder hervorzukramen, sich zu wundern und zu erinnern. Mit ihrem neuen Buch begibt sie sich nun in die Welt der Wörter, die komplett in Vergessenheit geraten sind. Was zum Beispiel ist ein Schlotbaron? Was ein Ehegaumer? Und was bedeutet der Ausdruck weidlich?

    Eine spannende Zeitreise durch die (Sprach-)Geschichte unseres Landes.

    Petra Cnyrim, geb. 1975, lebt und arbeitet als Autorin in München. Ihre Bücher Vervollständige die Funktion und Das Buch der fast vergessenen Wörter schafften es in die Spiegel-Bestsellerliste.

    Softcover, 200 Seiten, voraussichtlich ab Oktober 2017 lieferbar, Gewicht: 304 g, ISBN: 978-3-7423-0370-7


    Erstellt: 2017-10

    D

    Denkler, Markus (Herausgeber)
    frischwärts und unkaputtbar
    Sprachverfall oder Sprachwandel im Deutschen

    Broschiert: 246 Seiten
    Verlag: Aschendorff Verlag; Auflage: 1 (September 2008)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Sätze wie "Sie macht nicht mit, weil: sie ist total sauer!" und "Ich hol dich dann gegen 4 ab. Obwohl: das geht ja gar nicht, ich hab ja schon was vor" sind inzwischen fast schon die Regel. Immer häufiger erhält man in letzter Zeit Einladungen mit folgendem Wortlaut: "Wollen wir heute ein lecker Bierchen trinken gehen?" oder "lass uns doch mal ein lecker Eis essen!"Den Deutschen liegt ihre Sprache am Herzen. Spätestens seit der Neuregelung der Rechtschreibung haben Vertreter aus Politik und Wissenschaft zu spüren bekommen, wie emotional die Deutschen über den Zustand 'ihrer' Sprache streiten können. Der Versuch, die Diskussion um eine sprachwissenschaftliche Perspektive zu bereichern, bietet also viel Zündstoff. In einer Vortrags- und Diskussionssreihe 2007 in Münster, an der Vertreter aus Schule, Wissenschaft und Medien teilnahmen, wurde lebhaft über Anglizismen, den Sprachgebrauch in den Medien, sprachhistorische Einsichten und insbesondere schulische Konsequenzen gestritten.

    Wie flexibel können und müssen wir auf diese oft als "Sprachverlotterung" bezeichneten Veränderungen reagieren? Vergleicht man die unterschiedlichen Auflagen der Duden-Grammatiken fällt auf: Was in den 50er Jahren noch kompromisslos als falsch klassifiziert wurde, wird heute toleriert. Lehrerinnen und Lehrer müssen auf diesen Einstellungswandel reagieren, da nicht mehr pauschal auf "richtiges" oder "falsches" Deutsch verwiesen werden kann. Neue Wege im Umgang mit unserer Sprache sind gefragt. Dieser Band gibt dazu wichtige Anregungen.


    Duden - VWs
    Versunkene Wortschätze
    Wörter, die uns fehlen werden

    (E?)(L?) https://shop.duden.de/products/versunkene-wortschatze

    „Lichtspielhaus“, „lustwandeln“, „Ottomane“, „Pennäler“, „sapperlot“ und „Sommerfrische“ – welch wunderschöne Wortschätze, die heute keine Relevanz mehr haben und dadurch kaum mehr in Gebrauch sind. Aber sie allesamt zaubern sofort opulente Bilder einer versunkenen Welt vor Augen. Der Band „Versunkenen Wortschätze“ möchte all diesen Wörtern ein kleines Denkmal setzen und sie vor dem Vergessen bewahren. Zu besonders schönen Exemplaren erzählt die Dudenredaktion eine kleine Geschichte zu ihrer Herkunft oder Entwicklung. Unser besonderer Dank gilt unseren Facebook-Fans, die uns durch ihre rege Teilnahme haben wissen lassen, welche Schätze ihnen besonders am Herzen liegen – so konnten wir viele weitere vermisste Wörter retten.

    Sprache wandelt sich im Laufe der Zeit und es kommen ständige neue Wörter hinzu – und das ist auch gut so! Ebenso verschwinden Wörter, weil die Sache oder der Sachverhalt, den sie bezeichnen, völlig unüblich geworden ist, wie die „Frisierkommode“ oder die „Landpartie“. Andere Wörter spiegeln unsere heute veränderte Auffassung wider: Kein Mensch würde eine gebildete Frau heute als „Blaustrumpf“ bezeichnen. Und wieder andere Wörter sind deshalb verschwunden, weil neue, moderne Bezeichnungen aufgekommen sind: Zur „Vorführdame“ sagt man heute Model, zur „Leibesertüchtigung“ Sport und zum „Backfisch“ Teenie. Alle diese Wörter haben aber gemein, dass sie es wert sind, gesammelt und vor dem Vergessen gerettet zu werden. Zudem laden sie zum Schmökern, Erinnern und Schmunzeln ein.

    ISBN: 978-3-411-71131-4, Erscheinungsdatum: 11.04.2016, 1. Auflage, Seiten: 136, Format: 12.6 x 19 cm


    Erstellt: 2021-11

    Duden
    Hogen, Hildegard
    Wortfriedhof
    Wörter, die uns fehlen werden

    (E?)(L?) http://www.froelichundkaufmann.de/Aktueller-Newsletter/Duden-Wortfriedhof-Woerter-die-uns-fehlen-werden.html

    Mannheim 2013

    Von der "Maulschelle" über den "Mitgiftjäger" bis zum "Gassenhauer": Dieses Wörterbuch lädt ein zum Schmökern und Staunen. Treffen Sie auf altbekannte, lange nicht gehörte Wörter und schmunzeln Sie über so manches kuriose Wort, das heute keiner mehr kennt.

    10 x 16 cm, 80 Seiten, pb.


    Erstellt: 2013-10

    E

    Erpenbeck, Jenny
    Dinge, die verschwinden

    (E?)(L?) http://www.galiani.de/buecher/jenny-erpenbeck-dinge-die-verschwinden.html

    Verlag Galiani Berlin
    112 Seiten
    gebunden mit Schutzumschlag
    ISBN 978-3-86971-004-4

    Leseprobe (PDF) | Über die Autorin

    Was bleibt, ist der Wandel

    »Irgendwann, mitten in der Zeit knallt es dann, und das Jahr, das ein Jahr lang Gegenwart genannt wurde, verschwindet aus dieser Gegenwart und verwandelt sich von einer Sekunde auf die andere in Vergangenheit.«

    »An Abschiede erinnere ich mich«, ist einer der Absätze, mit denen die kurzen Einträge in Jenny Erpenbecks Dinge, die verschwinden beginnen. Die Stichworte, um die es in diesem Buch des Abschieds geht, sind u.a. Palast der Republik, Sperrmüll, Erinnerungen, Kindergarten, Socken, Hof ohne Grenzen, Öfen und Kohle, Käse, Freundinnen, Diebesgut, Mitte von Nirgendwo, Männer, das einfache Leben, Warschauer Ghetto, Höflichkeit, Wörter, Mütter, Tropfenfänger, Jahre, Splitterbrötchen, Friedhofsbesuche, Jugend, kluge Kommentare und der Autor an und für sich.

    Von all diesen Dingen nimmt Jenny Erpenbeck Abschied: manchmal mit tiefer Trauer, manchmal mit einer letzten melancholischen Verbeugung, manchmal aber auch mit Humor. Vieles ist in dieses Buch eingeflossen: Erinnerungen, Reflexionen, »Beobachtungen, die ich während der Recherchen für Heimsuchung gemacht habe, die aber für das Buch aus den oder jenen Gründen nicht geeignet waren«, so Jenny Erpenbeck in einem Interview mit der Literaturzeitschrift Bella Triste, »das reicht von berlinerischen O-Tönen von Leuten, die ich befragt habe, über mich selbst als verschwindende Mutter, die sich als Autorin auf Reisen begibt, bis hin zu einem Spaziergang durchs ehemalige Warschauer Ghetto, das in meinem Buch noch Gegenwart ist, aber nach der Niederschlagung des Ghettoaufstands 1943 buchstäblich vom Erdboden verschwunden ist.« Unterschiedlichstes Material taucht in diesen kurzen Schlaglichtern auf, Berlinisches, Persönliches, aber auch Politisches, Philosophisches und vieles aus Ost und West. Zusammengenommen ergeben die Dinge, die verschwinden ein großes Ganzes - ein Buch über ein sich veränderndes Leben, über ein sich veränderndes Deutschland und eine sich verändernde Welt.

    Jenny Erpenbeck

    Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ostberlin geboren und lebt heute als freie Schriftstellerin und Regisseurin in Berlin. Ihr Prosadebüt Geschichte vom alten Kind war ein sensationeller Erfolg. Im Jahr 2001 folgte der Erzählband Tand, 2005 der Roman Wörterbuch. 2008 erschien der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Roman Heimsuchung. Jenny Erpenbecks Bücher sind in sechzehn Sprachen übersetzt.


    (E?)(L?) https://www.kohlibri.de/xtcommerce/product_info.php/info/p66235_Dinge--die-verschwinden.html

    Galiani, 2009. 96 Seiten, Gebunden

    "Irgendwann, mitten in der Zeit knallt es dann, und das Jahr, das ein Jahr lang Gegenwart genannt wurde, verschwindet aus dieser Gegenwart und verwandelt sich von einer Sekunde auf die andre in Vergangenheit."

    "An Abschiede erinnere ich mich", ist einer der Absätze, mit denen die kurzen Einträge in Jenny Erpenbecks "Dinge, die verschwinden" beginnen. Die Stichworte, um die es in diesem Buch des Abschieds geht, sind u. a. "Palast der Republik", "Sperrmüll", "Erinnerungen", "Socken", "Hof ohne Grenzen", "Freundin", "Öfen und Kohle", "Diebesgut", "Mitte von Nirgendwo", "Männer", "das einfache Leben", "Warschauer Ghetto", "Höflichkeit", "Wörter", "Mütter", "Tropfenfänger", "Jahre", "Splitterbrötchen", "Friedhofsbesuche" und "kluge Kommentare".

    Von all diesen Dingen nimmt Jenny Erpenbeck Abschied: manchmal mit tiefer Trauer, manchmal mit einer letzten melancholischen Verbeugung, manchmal aber auch mit Humor. "Dinge, die verschwinden" hieß die Kolumne in der "Bilder und Zeiten"-Beilage der FAZ, aus der viele der hier versammelten Alltagssplitter stammen - zusammengenommen ergeben sie ein Buch über die Vergänglichkeit alles Irdischen. Jenny Erpenbecks bisher persönlichstes Buch.

    Jenny Erpenbeck wurde 1967 in eine Berliner Schriftstellerdynastie geboren. Nach einer Buchbinderlehre und Tätigkeiten als Requisiteuse und Ankleiderin an der Staatsoper Berlin studierte sie in Berlin Theaterwissenschaften und Musiktheaterregie. Seit 1991 arbeitete sie zunächst als Regieassistentin und inszenierte danach Aufführungen für Oper und Musiktheater in Berlin und Graz. Jenny Erpenbeck lebt als freie Autorin und Regisseurin in der Nähe von Graz, wo sie im Frühjahr 2000 mit großem Erfolg ihr erstes Stück Katzen haben sieben Leben am Schauspielhaus inszenierte. 2008 wurde Jenny Erpenbeck mit dem Solothurner Literaturpreis für ihr feinsinniges erzählerisches Werk sowie dem Heimito von Doderer-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Erstellt: 2017-09

    F

    G

    Graf, Peter - WnmiDs
    Was nicht mehr im Duden steht

    (E?)(L?) https://www.duden.de/Shop/Was-nicht-mehr-im-Duden-steht

    "Flugmaschine", "Überschwupper", "Zugemüse", "Federbüchse", "Fagöttchen" und "Nebelbild" - diese Wörter stehen nicht mehr im Duden. Wann und warum wurden sie entfernt?

    Ein spannendes zeit- und kulturhistorisches Panorama eröffnet sich unter diesem neuen Blickwinkel auf das berühmte Wörterbuch: Es wird einmal nicht beleuchtet, welche Wörter neu aufgenommen werden, sondern nach dem Gegenteil gefragt.

    ISBN: 978-3-411-70384-5, Format: 12,5 x 20,0 cm, Seiten: 224, Marke: Duden, Erscheinungsjahr: 2018


    (E?)(L?) https://gfds.de/von-afterweisheiten-ansteckaermeln-und-angstmaennern-unterhaltsame-geschichten-rund-um-vergessene-woerter/

    Von Afterweisheiten, Ansteckärmeln und Angstmännern – Unterhaltsame Geschichten rund um vergessene Wörter

    Peter Graf: Was nicht mehr im Duden steht. Eine Sprach- und Kulturgeschichte, 2018

    Ein spannendes zeit- und kulturhistorisches Panorama eröffnet sich unter diesem neuen Blickwinkel auf das berühmte Wörterbuch: Es wird einmal nicht beleuchtet, welche Wörter neu aufgenommen werden, sondern nach dem Gegenteil gefragt. Abecedieren, beleibzüchtigen, Flugmaschine, Nashornvogel, Nörgelfritz und Entvolkung – diese Wörter stehen beispielsweise nicht mehr im Duden. Wann und warum wurden sie entfernt? In diesem kleinen Büchlein finden Sie die Antworten auf diese und weitere Fragen rund um unseren Wortschatz.
    ...


    (E?)(L?) https://www.welt.de/kultur/article184451502/Lorette-Rassenschande-nonen-Wie-Woerter-aus-dem-Duden-fallen.html

    Wie Wörter aus dem Duden verschwinden

    Veröffentlicht am 25.11.2018 | Lesedauer: 3 Minuten

    Von Matthias Heine, Feuilletonredakteur

    Bei jeder neuen Auflage des Duden werden still und leise Wörter gestrichen. Manche sind einfach veraltet. Manchmal gibt es aber politische Gründe. Zweimal gab es deshalb regelrechtes Großreinemachen.
    ...



    Erstellt: 2018-11

    Grönbech, Wilhelm (Autor)
    Höfler, Otto (Herausgeber)
    Kultur und Religion der Germanen

    Sonderausgabe
    Gebundene Ausgabe: 428 Seiten
    Verlag: Primus Verlag GmbH; Auflage: 12. A. (1997)


    Der erste Teil des Buches stellt die 'Ideen' der frühen Germanen vor: Frieden, gesellschaftliche Stellung, Seele, Tod, Unsterblichkeit. Der zweite Teil widmet sich den Institutionen, die normgebenden Einfluß in archaischen Gesellschaften besaßen: z.B. Krieggeschehen, Kultbau, Fest, Opfer und Spiel.


    H

    Heidermanns, Frank
    Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive

    Sprache: Deutsch
    Sondereinband - 719 Seiten - Gruyter
    Erscheinungsdatum: 1993

    Heilmann, Jens
    Uhlenbrock, Dirk (Illustration)
    Dinge, die es (so) nicht mehr gibt
    Ein Album der Erinnerungen

    (E?)(L?) http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/capriccio/dinge-die-es-so-nicht-mehr-gibt-100.html#&time=

    Video-Beitrag in der Sendung "Capriccio" - br.de




    (E?)(L?) http://www.kohlibri.de/xtcommerce/product_info.php/info/p727064_Dinge--die-es--so--nicht-mehr-gibt.html


    (E?)(L?) https://www.randomhouse.de/Buch/Dinge,-die-es-(so)-nicht-mehr-gibt/Prestel/e473343.rhd

    Nostalgie pur!

    Man nimmt ein Ding in die Hand und plötzlich tauchen intensive Empfindungen und Erinnerungen auf, lässt sich Zeitgeschichte „begreifen“. Wie anders funktionierte ein Fernsprechgerät, so lange auf einer Scheibe gewählt wurde oder über Tasten ein Gerät bedient, das mittels Schnur mit der Wand und dessen Hörer ebenso mit dem Gerät verbunden war.

    Ein Kommunikationsmittel, über dessen Gebrauch sich eine Familie oder Wohngemeinschaft verständigen musste. Dieser kurzweilige Bildband versammelt ein Album deutscher Dinge seit den späten 1970er-Jahren, die es (so) nicht mehr gibt. Er vergegenwärtigt Objekte, die völlig eigene, sentimentale, heitere und vielleicht auch ganz absurde Geschichten erzählen. Überraschende Erinnerungen tauchen auf, Stimmungen, Atmosphären und besondere Geschichten vermittelt diese anschauliche Geschichte der Dinge, die es nicht mehr gibt - oder dann doch wieder?

    Jens Heilmann arbeitet als Objektfotograf in der Nähe von München. Bekannt ist u.a. seine Serie zu den Weltmeisterschaftsbällen.

    Dirk Uhlenbrock arbeitet in Essen als Grafiker, Illustrator und Typograf in den bereichen Print- und Webdesign.


    (E?)(L?) https://www.randomhouse.de/leseprobe/Dinge,-die-es-(so)-nicht-mehr-gibt-Ein-Album-der-Erinnerungen/leseprobe_9783791381466.pdf




    (E?)(L?) http://www.zeit.de/zeit-magazin/mode-design/2015-05/dinge-retro-design-fs

    "Das gibt's doch nicht" - Bildstrecke auf zeit.de


    Erstellt: 2015-12

    Heine, Matthias - VW
    Verbrannte Wörter
    Wo wir noch reden wie die Nazis - und wo nicht

    (E?)(L?) https://www.duden.de/Shop/Verbrannte-Worter

    "Asozial", "Bombenwetter", "entartet" oder "Volk" - nicht wenige deutsche Begriffe sind im öffentlichen Sprachgebrauch verpönt, weil sie mit der ideologisch und propagandistisch aufgeladenen Rhetorik der Nationalsozialisten in Verbindung gebracht werden. Trotzdem tauchen sie gelegentlich in unserer Alltagssprache auf. Spätestens aber seit in der aufgeheizten politischen Debatte verstärkt sprachliche Grenzen ausgereizt und Tabus gebrochen werden, stellt sich wieder die Frage, welche Wörter man benutzen darf, ohne an die NS-Ideologie anzuknüpfen.

    Der Journalist, Historiker und Linguist Matthias Heine setzt sich deshalb mit der Sprache der Nazis auseinander und geht dazu konkret auf etwa 80 Begriffe näher ein. Manche, etwa "Eintopf", dürften dabei überraschen. Umgekehrt zeigt sich, dass nicht alles in die Nazi-Schublade gehört, was wir dort hineingepackt hätten. Informativ und anschaulich bietet Heines Buch wertvolle Orientierung auf einem heiklen Terrain.

    ISBN: 978-3-411-74266-0, Format: 12,5 x 20,0 cm, Seiten: 224, Marke: Duden, Erscheinungsjahr: 2019


    (E?)(L?) https://www.merkheft.de/index.php?cl=details&anid=1138480

    Berlin 2019, 12,5 x 20 cm, 224 S., geb.


    Erstellt: 2019-03

    Heller-Roazen, Daniel
    Bischoff, Michael (Übersetzung)
    Echolalien
    Über das Vergessen von Sprache

    "Echolalie" bezeichnet das Wiederholen vorgesagter Phrasen.

    Gebundene Ausgabe: 286 Seiten
    Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (12. März 2008)
    Sprache: Deutsch
    Um die Historizität der Sprache, die Geburt und das Sterben von Lauten, Worten und Idiomen geht es in Daniel Heller-Roazens einundzwanzig Essays.
    Suhrkamp Verlag, 286 Seiten, EUR 26,80


    Kurzbeschreibung
    Ludwig Wittgenstein schrieb über die Sprache, sie gleiche einer "alten Stadt", einem "Gewinkel von Gäßchen und Plätzen". In diesem linguistischen Raum bewegen wir uns ganz selbstverständlich, während unmerklich neue Vororte entstehen und alte Viertel renoviert oder abgerissen werden.

    Um die Historizität der Sprache, die Geburt und das Sterben von Lauten, Worten und Idiomen geht es in Daniel Heller-Roazens einundzwanzig funkelnden Essays. Sprachtheoretische Betrachtungen Benjamins, Jakobsons und Freuds schließt er kurz mit poetischen Anekdoten aus der Geschichte der Linguistik: über die Nymphe Io, die - von Jupiter in eine Kuh verwandelt - ihren Namen mit dem Huf in den Sand schrieb, den Turm von Babel und das Geplapper der Kinder (der Begriff Echolalie bezeichnet das Wiederholen vorgesagter Phrasen), Menschen ohne Zunge, einen Schizophrenen, der systematisch seine Muttersprache vergaß, das Verschwinden des h, dem Karl Kraus seine Elegie auf den Tod eines Lautes widmete, und über "tote" Idiome, die keine Sprachen mehr sind, "sondern nur noch Tinte und Papier".


    Holzer, Georg
    Das Erschliessen unbelegter Sprachen
    Zu den theoretischen Grundlagen der genetischen Linguistik

    Broschiert - 230 Seiten
    Erscheinungsdatum: 1996
    ISBN: 363149372X

    Hoppe, Gregor
    Uhlenbrock, Dirk (Illustrationen)
    Rivalen, die es (so) nicht mehr gibt
    Ein Album der Erinnerungen

    (E?)(L?) https://www.randomhouse.de/Buch/Rivalen,-die-es-(so)-nicht-mehr-gibt/Gregor-Hoppe/Prestel/e498384.rhd

    Gebundenes Buch, Pappband
    ISBN: 978-3-7913-8245-6
    Erscheint: 21.11.2016

    Und für wen waren Sie?

    Das Revival von Vinyl und Vintage kann nicht darüber hinwegtäuschen: Viele Dinge und Geräte, die einst ganz selbstverständlich unseren Alltag begleitet haben, sind irgendwann einfach verschwunden. Und mit ihnen all die unglaublich wichtigen Kontroversen von damals: "Dallas oder Denver?" "Geha oder Pelikan?" "Beatles oder Stones?" "Adidas oder Puma?" Jeder Ü40er ist ganz selbstverständlich zwischen diesen scheinbaren Fronten aufgewachsen.

    Dieses amüsante Buch holt heiß umkämpfte Rivalitäten aus der Versenkung hervor und ist gleichzeitig eine Einladung zur freudvollen Nostalgie. Denn die harten Gegensätze von damals erscheinen im heutigen Licht betrachtet eher so lustig, dass man sich die prädigitale Welt beinahe zurückwünschen könnte. Nach dem Erfolgstitel "Dinge, die es (so) nicht mehr gibt" erzählt dieser Band mit tollen Abbildungen und heiteren Texten von den damaligen Gegnern und Rivalen.

    Gregor Hoppe studierte Literatur in München und Cambridge. Er arbeitete als freier Autor und als Radioredakteur beim BR sowie sechs Jahre als ARD-Auslandskorrespondent im Hörfunk-Studio Rom. Seit 2012 ist er Gestalter und Moderator der Bayern 2-Sonntagsbeilage.

    Dirk Uhlenbrock arbeitet in Essen als Grafiker, Illustrator und Typograf in den bereichen Print- und Webdesign.


    Erstellt: 2016-10

    I

    J

    K

    Köhler, Andrea
    Kleines Glossar des Verschwindens
    Von Autokino bis Zwischengas
    Lauter Nachrufe

    (E?)(L1) http://www.chbeck.de/Koehler-Kleines-Glossar-Verschwindens/productview.aspx?product=20931

    3. Auflage 2003. Rund 126 S.: Paperback
    ISBN 978-3-406-49467-3
    Herausgegeben von Andrea Köhler

    In unserer Lebenswelt verschwinden mehr Dinge - und das mit ihnen verbundene Stück Leben - als neu hinzukommen, und wir vergessen überdies, was uns entschwindet. Das können ganz unspektakuläre Dinge sein, eine bestimmte Bewegung, eine Geste der Höflichkeit, eine von der Not erfundene Speise, Markenartikel und unterschiedliche Dienstleistungen und natürlich all die technischen Gegenstände, die inzwischen jede Biographie nach ihren jeweils neuesten Gerätschaften lesbar machen. Daß die Welt enger wird mit jedem Tag und alles sich anscheinend immer ähnlicher, ist die Erfahrung, die hinter dem „Kleinen Glossar des Verschwindens“ steht. In den Beiträgen von Peter Nadas, Adolf Muschg, Brigitte Kronauer, Judith Kuckart, Peter Esterhazy, Ulrike Draesner, Moritz Rinke u.v.a. wird das Verschwundene noch einmal beschworen, Zäune, Hakenleisten, Radio Beromünster, die Stenorette oder das Taschentuch.

    Inhaltsverzeichnis


    Krabs, Otto - VEbS
    Von Erlaucht bis Spektabilis
    Kleines Lexikon der Titel und Anreden

    (E?)(L?) http://www.chbeck.de/Erlaucht-Spektabilis/productview.aspx?product=13695153

    4. Auflage 2014. 167 S.: Broschiert
    ISBN 978-3-406-66913-2

    "Durchlaucht", "Erlaucht", "Hochwürden", "Exzellenz", "Herr Präsident", "Herr Professor" - landauf, landab werden mit diesen Formeln Ehrengäste begrüßt, Veranstaltungen eröffnet und Reden begonnen. Aber sind wir in der Wahl der Formulierungen immer ganz sicher? Wer trägt heute noch einen Titel? Wem gebührt welche Anrede? Wie lautet die Anschrift, wie die Anrede, will man einer Gräfin schreiben, einem Pater oder Dekan? Was tun, führt eine Person mehrere Titel?

    Für den beruflichen Alltag und den gesellschaftlichen Umgang unterrichtet dieses nützliche Lexikon über adlige und geistliche, akademische sowie Amts- und Ehrentitel und ihren korrekten Gebrauch in Anrede und Anschrift. Darüber hinaus erklärt es Entstehung und Herkunft der gebräuchlichsten Titel und führt damit ein in die Hierarchien des Adels und der Geistlichkeit, die Welt der Universität, des Militärs und der Administration.


    Erstellt: 2016-11

    L

    M

    Macfarlane, Robert (Hg.)
    Schalansky, Judith (Hg.)
    Übersetzung: Daniela Seel
    Die verlorenen Wörter

    (E?)(L?) https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/die-verlorenen-woerter.html

    Reihe: Naturkunden Bd. 049
    100 Seiten, 100 Abbildungen, Gebunden
    Illustration: Jackie Morris
    Originaltitel: The Lost Words (Englisch)
    Erschienen: 2018
    ISBN: 978-3-95757-622-4

    Eisvogel, Brombeere, Zaunkönig – was, wenn die Wörter für die lebendige Natur unbemerkt aus der Sprache, den Märchen und Geschichten, der Wirklichkeit verschwänden? Was wir nicht benennen, können wir nicht wertschätzen. Dieses Buch ist der Gegenzauber zu Beton, Feinstaub und Entfremdung. Die prächtigen Aquarelle von Jackie Morris weisen den Weg in einen geheimen Garten, zu dem jeder den Schlüssel besitzt. Glockenblume, Efeu und Lärche harren gleich vor unserer Haustür ihrer Neu- und Wiederentdeckung. Golden strahlt der Löwenzahn auf dem Fußballplatz, neugierig betrachtet uns der Star von seiner Ehrenloge auf dem Telefonmast. Robert Macfarlanes von Daniela Seel ins Deutsche gebrachte Verse erkunden zart und zugleich mit spielerischer Wildheit die kapriziösen Blätter des Farns, den verführerischen Glanz einer frisch aus der Hülle gebrochenen Kastanie und die majestätische Ruhe des Reihers, sie steigen mutig hinab ins Nest der Schlange und betten sich auf den rauen Kissen der Heide. Und irgendwo dort, zwischen satten Farben und traumversunkenen Zeilen, entdecken wir sie vielleicht – die verlorenen Wörter.


    Erstellt: 2018-10

    Mahrenholtz, Katharina
    Parisi, Dawn
    Luftikus & Tausendsassa: Verliebt in 100 vergessene Wörter

    (E?)(L?) https://shop.duden.de/products/luftikus-tausendsassa

    100 verschollen geglaubte Wörter wiederentdeckt!

    Spannende und unterhaltsame Fakten rund um Bedeutung und Ursprung der Wörter

    Liebevoll gezeichnete Illustrationen mit feinem Humor

    "Adamskostüm", "Kokolores", "Schabernack" und "Stelldichein": 100 Wörter, die zum Vergessen viel zu schön sind, stellt dieser liebevoll gestaltete Titel ins Rampenlicht. Zu jedem Wort gibt es spannende und unterhaltsame Fakten rund um Bedeutung und Ursprung sowie Fun Facts für Sprachliebhaber wie Synonyme, Reimwörter und Scrabble-Werte. Die liebevollen Illustrationen begleiten einzelne Wörter mit feinem Humor.

    Sprache wandelt sich im Laufe der Zeit und es kommen ständige neue Wörter hinzu - und das ist auch gut so! Ebenso verschwinden Wörter, weil die Sache oder der Sachverhalt, den sie bezeichnen, völlig unüblich geworden ist, wie die "Landpartie". Andere Wörter spiegeln unsere heute veränderte Auffassung wider: Kein Mensch würde eine gebildete Frau heute als "Blaustrumpf" bezeichnen. Und wieder andere Wörter sind deshalb verschwunden, weil neue, moderne Bezeichnungen aufgekommen sind: Zum "Backfisch" sagt man heute Teenie. Alle diese Wörter haben aber gemein, dass sie es wert sind, gesammelt und vor dem Vergessen gerettet zu werden. Zudem laden sie zum Schmökern, Erinnern und Schmunzeln ein.

    Katharina Mahrenholtz arbeitet als Redakteurin beim NDR, wo sie sich auf die Themen Literatur und Kultur spezialisiert hat. Besonders reizt es sie, Inhalte kurz und knapp zu erzählen, ohne dabei das Spannende und Humorvolle aus den Augen zu verlieren.

    Dawn Parisi ist Buchgestalterin in Hamburg. Die Inspiration für ihre Arbeit hat sie in längeren Aufenthalten in England, Italien und Frankreich gesammelt. Mit ihren Illustrationen vermittelt sie die aufschlussreichen Fakten und verbindet sie mit feinem Humor.

    Die Autorin und Illustratorin haben schon viele erfolgreiche Bücher gemeinsam veröffentlich, wie beispielsweise den Titel „Literatur!".

    ISBN: 978-3-411-71135-2, Erscheinungsdatum: 09.04.2018, 1. Auflage, Seiten: 160, Format: 14.8 x 21 cm


    Erstellt: 2021-11

    Mrozek, Bodo
    Lexikon der bedrohten Wörter 1

    (E?)(L?) http://www.bedrohte-woerter.de/
    rororo
    224 Seiten
    Sprache: Deutsch
    Broschiert - Reinbek: Rowohlt-Verlag - Rowohlt Tb.
    Erscheinungsdatum: Dezember 2005
    8,90 Euro

    Am 13.12.2005 machte mich Herr Mrozek auf sein Projekt "Bedrohte Wörter" aufmerksam. Dieses beschäftigt sich mit vom Aussterben bedrohten Wörtern.

    Veraltende Wörter werden gesammelt und auf einer roten Liste des Verschwindens veröffentlicht.

    Eine Auswahl mit unterhaltsamen Wortgeschichten erscheint am 1. Dezember 2005 im Buchhandel.


    Info:

    Nichts bleibt wie es mal war: Kontinente versinken, Tierarten sterben aus, Bauwerke und Kunstgegenstände zerfallen zu Staub. Artenschutz und Konservierung haben heutzutage eine größere Bedeutung denn je. Den seltenen Tierrassen bleibt der Zoo als letzter Lebensraum, den Kulturgütern das Museum.

    Doch auch zahlreiche Wörter der deutschen Sprache sind mehr und mehr vom Zahn der Zeit bedroht. Sei es, weil die Dinge, die sie bezeichneten, in der heutigen Welt nicht mehr existieren. Oder weil es sich um Modewörter der Vergangenheit handelt, die inzwischen einem Anglizismus unter die Räder gekommen sind.

    Werden unsere Kinder und Kindeskinder noch wissen, was eine "Wählscheibe" ist, wenn sie auf den Tasten ihres Mobiltelefons tippen? Kann sich der aktive Sportler noch daran erinnern, dass sein flottes "Joggen" einstmals als "Dauerlauf" bezeichnet wurde, sein Schweiß treibendes "Fitnessprogramm" schlicht "Trimm Dich" war? Ob sich kommende Generationen noch entsinnen, dass es sich bei "Pomadenhengst" und "Hupfdohle" keinesfalls um seltene heimische Tierarten handelt?

    Dem langsamen aber sicheren Aussterben seltener Wortgattungen tritt der Berliner Autor und Journalist Bodo Mrozek entgegen. Auf der Website "www.bedrohte-woerter.de" hat er ein Auffanglager für all die alten und aus der Mode geratenen Formulierungen erschaffen, die im schnelllebigen Sprachgebrauch der heutigen Zeit keinen Platz mehr gefunden haben.

    Und er bittet auch Sie um Mithilfe: All jene, die noch den einen oder anderen dieser Wortveteranen in ihrem Wortschatz ihr eigen nennen, werden gebeten, ihn auf der genannten Webseite abzugeben. Die Sammlung erscheint im Dezember 2005 als "Lexikon der bedrohten Wörter" im Rowohlt Verlag.


    Erstellt: 2005-12

    Mrozek, Bodo
    Lexikon der bedrohten Wörter 2

    Broschiert: 224 Seiten
    Verlag: Rowohlt Tb. (Dez. 2006)
    Sprache: Deutsch


    ...
    Vom "Allbuch", das noch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts als Synonym für das Nachschlagewerk in Gebrauch war, über den "Beutelschneider", das "Bockshorn", den "Haderlump", die "Kokotte", den "Schmock" bis zum "Zwist" reichen die "jenseits des verbissenen Ernstes der üblichen Sprachkämpfe" konsequent subjektiv kommentierten Einträge diesmal. In der Gesamtschau führen sie uns deutlich vor Augen, wie vergänglich Sprache ist, die gegen das Vergessen deshalb unseres besonderen Schutzes bedarf. Um den hat sich Bodo Mrozek schon jetzt große Verdienste erworben. Doch ist sein "Kampf gegen das Vergessen ist mit diesem Band keineswegs beendet". Im Gegenteil stehen wir nach seinem Dafürhalten beim Wörterschutz immer noch erst am Anfang.

    Dem ebenso amüsanten wie lehrreichen Buch werden also - hoffentlich - regelmäßig neue Bände folgen. Weiterhin Erfolg zu wünschen ist deshalb auch dem vom Autor ins Leben gerufenen Internet-Projekt bedrohte-woerter.de, auf dem die Lexikoneinträge zu einem guten Teil beruhen und an dem sich jeder beteiligen kann, der sich Sorgen um das Fortleben eines vom Aussterben bedrohten Wortes macht oder vielleicht auch einmal seine Freude darüber zum Ausdruck bringen möchte, dass eine bestimmte verhasste Vokabel endlich keine Verwendung mehr findet. -- Andreas Vierecke

    Sie wissen nicht, was eine "Schütteltenne" ist? Ein Tanzlokal, in dem "Schnitten" schon mal "inkommodiert" werden. Als Bodo Mrozek zur Rettung bedrohter Wörter aufrief, erreichten ihn viele tausend Zuschriften. Nun setzt er den Kampf gegen das Vergessen fort - mit neuen unterhaltsamen Wortgeschichten.


    (E?)(L?) http://www.bedrohte-woerter.de/


    N

    O

    Osman, Nabil - KLuW (Hrsg.)
    Kleines Lexikon untergegangener Wörter
    Wortuntergang seit dem Ende des 18. Jahrhunderts

    (E?)(L?) http://www.chbeck.de/Osman-Kleines-Lexikon-untergegangener-Woerter/productview.aspx?product=20031

    16. unveränderte Auflage 2007
    263 S.
    Paperback
    ISBN 978-3-406-56004-0
    Erschienen: 15.03.2007

    Dieses kleine Lexikon - das erste seiner Art - des Germanisten Nabil Osman verzeichnet Hunderte von Wörtern, die seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts aus der deutschen Sprache verschwunden sind. Es gibt Auskunft über die einstige Bedeutung der Wörter und geht den Gründen für ihren Untergang nach. Eine unterhaltsame und anregende Lektüre, die „in die Hand eines jeden, der Deutsch schreibt oder Deutsch zu sprechen versucht“ (Die Zeit), gehört.


    In dem von Nabil Osmann herausgegebenen kleinen Werk findet man eine grosse Anzahl von untergegangenen oder zumindest befremdlich wirkenden Worten. Die Sammlung wird eingeleitet von einer Vorbemerkung von Werner Ross und einem Vorwort mit allgemeinen Hinweisen zum Thema des Buches.

    Interessant ist, dass zu jedem Wort auch der "Untergangsgrund" angegeben ist, z.B. "mißlungene Neubildung", "artikulatorische Schwierigkeiten" oder "Homonymie" und viele andere Gründe.

    Abgeschlossen wird das Werk mit 12 Seiten Hinweisen zu "I. Kulturgeschichtliche Bedingungen", "II. Bewußt wirkende Bedingungen" und "III. Unbewußt wirkende Bedingungen" (zum Untergang von Wörtern).

    Hilfreich ist auch das 7-seitige Literaturverzeichnis mit "Lexikalische Quellen" und "Sekundärliteratur".


    Wörter werden geboren, sie welken und sterben. (O. Violan, Am Quell der Sprache)


    Das "Wörterverzeichnis" enthält die Wörter:

    abergläubig | abfällig | Abgängling | Abgötter | abhelflich | Abhub | ablang | ableeren | Absatz | Absteuer | Abwesen | Afterkind | Afterwelt | ähnlichen | Alberkeit | allerseitig | altvettelisch | Ammern | anderns | Anerkenntnis | Angel (= "Stachel") | Angelöbnis | Angelstern | ängsten | anhaltsam | anheute | anländen | annahen | ansiegen | anstören | Apologist | argwöhnig | artlich | Aufacht | aufenthalten | auferbauen | auferwachen | auffragen | auffußen | aufhüllen | Aufkunft | aufmahnen | ausantworten | ausersinnen | ausfenstern | ausheimisch | aussehen | aussprechlich | austräglich | auswarten | Ballenfieber | bändig | -bäre | Bärmutter | be- (Präfix in heute nicht mehr gebräuchlichen Zusammensetzungen) | beabsichten | bebinden | beblechen | bebluten | bebrämen | bebrücken | beeisen | beekeln | befechten | befeilen | befischen | beflammen | befressen | befrieren | begittern | beglauben | begliedern | begüten | behändigen | behangen | beheulen | behörig | Beichtiger | beidlebig | beiten | bekappen | beklügeln | beleibzüchtigen | beliegen | bemeldet | bemengen | bemorgengaben | benebst | bepurpurn | Bequemheit | berosten | berühmen | berupfen | beschäften | beschälen | beschehen | beschlingen | beschmausen | beschönen | beschulden | beschwängern | bestreifen | bethun | Beute (= "Bienenstock") | Bewegungsgrund | bewitthumen | bezwisten | bidmen | Biergeld | bildern | bittlich | Blume (= "Menstruation") | Brachmonat (= "Juni") | Brandader | brandmahlen | Brast | Brau | bräuchlich | Bruch (= "Hose") | Brühl | Christmonat (= "Dezember") | dahlen | Danknehmigkeit | dannenhero | darsetzen | darwägen | Demütigkeit | Denkzeit | Docke (= "Puppe") | doppelherzig | doppeln | Dränger | DunsDurst (= "Kühnheit") | e-Abstrakta (Die Femininbildungen auf ahd. "-i" und mhd "-e" werden immer häufiger durch andere Ableitungen ersetzt. (Beispiele: ahd. "sconi", suozi", mhd. "schoene", "sueze") | Ehehaft | ehrbarlich | Eidam | Eigenwille (= "Monarchie"), eigenwillig (= "monarchisch") | Eigner | einbildisch | einbinden (= "empfehlen", "einschärfen" | Einkindschaft | Einmuth | einschattig | einschildern | einschläfen | einsten | einverstehen | Einzögling | Eiß (= "Eiter") | Elend (= "Exil") | Empfehl | Empfindnis | Endschaft | englisch (= "engelhaft") | Enthalt | entknüpfen | entküssen | entschlafen | entstehen (= "mangeln", "fehlen") | entwehren | entzwischen | -enzen (als Endung von Zeitwörtern, die eine Nachahmung bedeuten, wie "bockenzen", "kupferenzen", "bergenzen", brenninzen", "schlammenzen", "fischenzen". Benutzt werden z.B. noch "faulenzen" und "kredenzen") | Erdbau | erdummen | erdursten | erfreien | erkennnen (= "beischlafen") | erkriegen (= "bekommen", "durch den Krieg erhalten") | erlauern | Erntemonat (= "August") | errufen | ersingen | erstummen | ertauchen | ertreten | erwerfen | fadennackend | fahen | Fahr | fährlich | Fasson | Faustrecht | federhart | Federleser | Feine | feldschön | feldsiech | festen | festiglich | Feuersäule (= "Pyramide") | flauen | fodern | Fortschreitung | fragselig | fräßig | Freudenleben | freyen | Freyhalter | Frohheit | fruchtbarlich | frühklug | Gaden | ganghaft | Gälpe | Gastgeboth (= "Schmaus") | Gebärerin | Gebefall | Geburtsgeile (= "Hoden") | gegentheils | Gegitter | Gehörkunst, Gehörlehre | gehorsamen | gelenksam | Gelust | Gemächt | Genieß | geschlank | Gesicht (= "Sehkraft") | gevollmächtigen | Gilbe | gilblich | glatzig | Gleiche | gleichgültig (= "gleichbedeutend", "sinnverwandt") | Glockenist | glum | greiflich | gulden | Gutthat | Haarwachs (= "das sehnige Ende der Muskel") | Haberecht | haberechten | Halbe (= "Seite") | Hälberling (= "Bastard") | halbig | Halbscheid | Handelschaft | Harnrophet (= "Arzt") | bärtiglich | bartlehrig | Haupt- (= "Kopf-"; zum Beuspiel in "Hauptbinde", "Hauptbohrer", "Hauptgrind", "Hauptkrankheit", "Hauptküssen", "Hauptpflas=ter", "Hauptpolster", "Hauptschmerz", "Hauptsucht", "Hauptübel", "Hauptweh", "Hauptwunde") | Hauptsprache | hausarm | haushältig | Heimsucht | Heitere | heitern | herbergieren | Herbstmonat (= "September") | Herzenszähmerin (= "Dichtkunst") | Heuchelung | Heumonat (= "Juli") | Hinde | hinum | hinterhältisch | hitzen | hochmögend | "hofieren" (= "Euphemismus" für "kacken") | Hofschranze | höhen | höhlen | Hornung (= "Februar") | -icht (in vielen Wörtern von "beinicht" bis "weihnicht") | idealisch | -ig, -iglich | Insicht (= "Beschuldigung") | jahen | Haherr | Jungfernschloß (= "Hymen") | kalten | kaltsinnig | Kammerlauge (= "Urin") | Kaufschlag | keichen | kennbar | Klageendung (= "Akkusativ") | Kläger (= "Akkusativ") | Kläre | klärlich | Kleine | kleinfügig | Klinge (= "Talschlucht") | Klinggedicht | Klinse | Klöße (= "Hoden") | Kneipschenke | Kosent | kostbar (= "preziös", "gekünstelt") | Kram (= "Laden") | kreisschattig (= "polarisch") | kriegen (= "Krieg führen") | Kriegsbaumeister (= "Ingenieur") | Künfigkeit | kurzweien | Küssen (= "Kissen") | Lächler | läffeln | Lähme | langen | langsichtig | laß (heute noch als "lasch") | Laßdünkel | lauben | Lauer (= "lauernder, listiger Mensch") | lecken (= "laufen", "springen") | Leberreim | ledigen | Lehde | Leibrock | Leibstuhl | Leibzucht | Leichte | leichtern | Lenzmonat (= "März") | Liberey | Lindigkeit | Lustreiz | Mage (= "Verwandte") | Mahlschatz | malmen | maßen | Materie (= "Eiter") | materien | Maul | Maus (= "Muskel") | mausen | Meerschäumer | Miethling | mildiglich | Miselsucht | miß- (in einigen "Miß-bildungen von "Mißbild" bis "Mißzug" bzw. von "mißfassen" bis "mißzieren") | mißbeliebig | mißbieten | mißbündnis | Mißfall | mißgehen | Mißgeboth | Mißschlag | mißschwören | Mißtritt | mißtun | Mißverhalten | Mißverstand | Mönchsschrift | Näber | Nachbild | nächten | Nachtmütze | Näher | Naivheit | namen (= "nennen") | Namenbuch (= "Wörterbuch") | Narrenteidung | Nebenschrift | Nebenmensch | Nehmending (= "Ablativ") | Nehmfall (= "Ablativ") | neidig | Nennendung (= "Nominativ") | Niederkleid | niederträchtig | niedlich (= "lecker", "appetitlich", "schmackhaft") | -nis (Beispiele: "Anerkenntnis" bis "Zerstörnis" und von Heine bevorzugte Wörter von "Begabnis" bis "Zwingnis") | Oberstrich (= "Apostroph") | Obsorge | ohn- (von ohnaufhörlich" bis "ohnverführt") | Orlog (= "Krieg") | Ostermonat (= "April") | pechen | Pedanterey | Pennal | Personendichtung | Pfipps | pflichtbrüchig | Pinkel, Pinken, Pinkendarm (= "Mastdarm") | Pläne (= "Ebene") | Plotz | Poetenkasten (= "Hinterteil des Kopfes") | Poeterey | Porte | Prachtkegel (= "Obelisk") | preislich (= "preiswürdig" | Privet | Produkt (= "Züchtigung") | Quarre | Quehle (= "Tuch") | Rachgrimm | Räder (= "Sieb") | rahmen | Raspelhaus | rathfragen | Rathküssen | Rathschlagung | rauch | Rauhe | Rege | Reimfüller | reitergar | Reitermesse | renten | Rentenierer | resten | ringern | Ritterzehrung | Rooß (= "Wabe") | ruchtbar | Rückenhalter | Rufendung (= "Vokativ") | Ruffall (= "Vokativ") | Sachführer | säcken (= "ertränken") | Sarder | sättig | sauersichtig | Schabab | Schandgemählde | Schandschrift | Scheibeninstrument | Scheidekünstler | Schelsucht | scheusälig | schiel | schiffen (= "navigare") | Schilderey | schildern (= "malen") | Schilling (= "eine Tracht Prügel") | schlägefaul | Schlendergang (= "Spaziergang" | Schmack | Schnur (= "Schwiegertochter") | Schöne | Schrittschuh (= "Schlittschuh") | Schuldherr | schuldigen | Schwäher | Schwertmage | Schwieger | schwind | Secret (= "Abort") | Seelgeräth | segnen (= "verfluchen") | Sehe (= "Sehkraft") | seigern | Selbstheit | Send | Senkler | seuchtig | Sichermahl (= "Ziel") | siech | sint | sintemahl | so (= "welcher", "welche", "welches") | söhnen | Sondersieche (= "Aussätzige") | Sonnenluft | sothan | Span | Spannader (= "Nerv") | Spillmage | Spitzsäule | Sprachlehrer (= "Grammatiker") | Stachelschrift (= "Satire") | Starkgeisterei | Steife (= "Stärke") | strack | Stückgestell | stümmeln | Süße | Tagesatzung | Tagewähler | Tändelwoche | täuben | Terminey | Theiding | Theuere | Tollhaus | träglich | Trau | Trockene | Trügerei | Trümmer | Tünch | überjahrt | überley | übermachen | übermeistern | übermögen | übersommern ("überwintern" wird heute noch benutzt) | übrigen | Uchse | Umschattige | umzechig | un-Bildungen (von "Undienst" bis "unerleidlich") | Unbau | Unbelieben | unbeliebig | Undauung | Undienst | Unehe | unerleidlich | Unfreund | Unfreundschaft | ung-Bildungen (von "Beweisung" bis "Wegnehmung") | Ungeberde | ungemach | ungeschmack | Ungüte | unmeidlich | Unterstrich (= "Komma", "Beistrich") | Unweg | Urgicht | urkunden | Ursacher | Urtheiler | Valant (= "Teufel") | Valetrede | Valetschmaus | ver-Bildungen | Veracht | verarten | verbesserlich | verbösern | verbothschaften | verbuttern | verdringen | verewigt (= "verstorben") | verfuchsschwänzen | vergeringern | vergleichlich | vergrünen | verharrlich | verhausen | verhenkert | verhitzen | verhoffentlich | verköstigen | Verlassenschaft | verlockern | vernützen | verstarren | verstören | vertragsam | Vertraute (= "Verlobte/r" | verunruhigen | vervortheilen | verzüglich | Vieharzt | Vocativus | vogtbar | Vorbewußt | Vorfallenheit (= "Vorfall") | Wornennwort (= "Pronomen") | vorträglich | Vorweser | Worwort (= "Präposition") | waglich | Wahlkind | Währmann | walgen | walten | Wandel (= Fehler") | wannenher, wannenhero | Wannewehr (= "Turmfalke") | waser (= "was für") | waserei | Warthe | Watsack (= "Felleisen") | Wehtage | weiden (= "aus Weidenholz" | Weigand, Wigand (= "Kämpfer") | Weinmonat (= "Oktober") | Weltkörper | Weltling | Wendelstein | Wetterableiter | Widerchrist | widerstehlich | Wildschur | Windmonat (= "November") | Wintermonat (= "November") | wirthbar | Wohlfeile | Wonnemonat (= "Mai") | zärteln | zehrfrei | zernichten | zerscheitern | Zeugfall (= "Genitiv") | Zeugemutter (= "Natur") | Zierling | Zinshaus | Zitternadel | Zobelthier | zollbar | Zollstätte | Zuckerschachtel | züntbiethen | Zufall (= "Anfall") | Zugehör | zunöthigen | Zulp | Zungenheld | zuplumpen | Zurede | Zurückkehr | zusterben | zwagen (= "waschen", "baden") | zwier (= "zweimal")

    (Fehler beim Abtippen dieser ungewohnten Wörter bitte ich zu entschuldigen, bzw. mir mitzuteilen.)

    Erstellt: 2004-12

    P

    Q

    Quilitzsch, Frank
    Weißt du noch?
    Ein Sammelsurium der Dinge, die wir vermissen

    aufbau
    221 Seiten

    In diesem kleinen Buch geht es nicht um etymologische Geschichten. Es geht eher um das Kommen und das Verschwinden bestimmter Gegenstände in unserem Leben. Dies kann man also nur im weitesten Sinne als Wortgeschichten bezeichnen.

    Interessant wird die Wörtersammlung dadurch, dass mit den Gegenständen auch die Wörter vom Verschwinden bedroht sind. Das gibt dem Buch durchaus die Qualifizierung fürs Etymologie-Portal.

    Die Wortliste umfasst folgende Begriffe: (entsprechend dem Inhaltsverzeichnis)

    Poesiealbum | Teppichklopfer | Rechenschieber | Straßenkarte | Schallplatte | Schreibmaschine | Glückspfennig | Leibchen | Brikett | Telegramm | Rollfilm | Hosenträger | Bohnerkeule | Personenwaage | Liebesbrief | Aschenbahn | Sendeschluß | Kofferradio | Wärmflasche | Kunstfasernetz | Telefonzelle | Zeitkine | Kaffemühle | Trabant | Heizsonne | Zinkbadewanne | Apfelduft | Dreiecksbadehose | Zahlbox | Paternoster | Russischolympiade | Einmachglas | Bahnwärter | Fingerhut | Sense | Wetterhäuschen | Eieruhr | Füllfederhalter | Hausbuch | Mann | Rücktrittbremse | Großfamilie | Sonntagssachen | Korrektor | Fahrstuhlführer | Waschbrett | Fräulein | Eisblumen | Tonbandkassette | Schaffnertasche | Milchladen | Vervielfältigungsapparat | Kleinbildwerfer | Korbkinderwagen | Taschentuch | Wecker | Briefmarke | Atstoffhändler | Pendeuhr | Wartehäuschen | Autokino | Hundewagen | Rasiermesser | Stoppuhr | Hühnerschreck | Handschrift | Begrüßungsgeld | Nachtwächter | Postkarte | Bestecktasche | Schlüsselloch

    R

    S

    T

    Thiele, Johannes - LdgW
    Schwarzbuch Deutsch
    Die Liste der untergegangenen Wörter
    Rotbuch Deutsch
    Die Liste der gefährdeten Wörter

    Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
    Verlag: Marixverlag; Auflage: 6., überarbeitete Auflage. (25. Januar 2010)
    Sprache: Deutsch


    Diese beiden Listen - die ersten ihrer Art - verzeichnen Hunderte von Wörtern der deutschen Sprache, die immer weniger Verwendung finden und vom Aussterben bedroht sind ("Rote Liste") oder die bereits aus dem aktiven Wortschatz verschwunden oder verdrängt worden sind ("Schwarze Liste"). Ein Buch, das den Umgang mit der deutschen Sprache ins Visier nimmt und den Trends des Sprachwandels nachspürt. Unterhaltsam und spannend, aber auch eine zum Nachdenken anstiftende Lektüre, die aufzeigt, dass auch Sprache "sterblich" ist! Neben den notwendigen Kommentaren fanden auch in Vergessenheit geratene Begrifflichkeiten aus der ehemaligen DDR Aufnahme.


    U

    V

    W

    Wieprecht, Volker
    Skuppin, Robert
    Das Lexikon der verschwundenen Dinge

    Mit den Dingen verschwinden auch die Wörter.

    Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    Verlag: Rowohlt, Berlin (2. Mai 2009)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Die Welt entgleitet uns, wir werden ihrer nicht mehr Herr. Liebgewonnene Objekte, vertraute Phänomene, unverzichtbare Bestandteile unseres Lebens verschwinden einfach. Eben noch da, sind sie plötzlich weg. Und zum "Zigarettenautomaten" können sie nicht sein. Denn die sind ja auch verschwunden ... Volker Wieprecht und Robert Skuppin sind nicht bereit, den Verlust, den wir tagein tagaus erleiden, kommentarlos hinzunehmen. Deshalb will dieses Buch entlarven, offen legen, es möchte schreien, am liebsten sehr, sehr laut: Wo seid ihr, all ihr "Monokassettenrecorder" und "Schreibmaschinen"? Wo sind sie, die "Käseigel", die "Ado-Gardinen" mit Goldrand, die "Fahrradflicken"? Was ist aus dem guten alten "Schweinesystem" geworden? Von Anstand, Ehre, Loyalität und "Klopapierrollen" auf der Hutablage im Wagen - womöglich ein "NSU"? - ganz zu schweigen. Ob "Flugticket" oder "Postfilialen", ob "Einkaufsnetz", "Trockenshampoo", "Makramé" oder "Lesekreise", ob "Petting" oder "Paternoster" - perdu und passé. Auf ebenso unterhaltsame wie kluge Weise versammeln Wieprecht und Skuppin Dinge, die bereits verschwunden sind oder zu verschwinden drohen: Nie wurde Nostalgie charmanter präsentiert, und nie wurde sie derart intelligent und witzig dargestellt.

    Über den Autor
    Robert Skuppin wurde 1964 geboren und ist Kultmoderator bei radio-eins.
    Volker Wieprecht wurde 1963 geboren und ist Kultmoderator bei radio-eins.


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