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Deutscher Michel
Michael
Michel (W3)
Der "Deutsche Michel" soll auf den Schutzpatron der Kirche und des deutschen Volkes, den Erzengel "Michael" zurück gehen.
Der "Deutsche Michel" tauchte erstmals 1541 in der Sprichwörtersammlung des deutschen Dichters Sebastian Franck für einen "ungebildeten, einfältigen Menschen"auf. "Michael" fand im Mittelalter in der christlichen Welt als Name des Erzengels "Michael" Verbreitung. Dieser galt als Schutzheiliger des (deutschen) Volkes. Städtische Bildungsbürger haben die Kurzform "Michel" höchstwahrscheinlich zuerst satirisch auf die Landbevölkerung bezogen. Mit dem Attribut "deutsch" = "zum Volk gehörig", "volksmäßig" fand es schließlich Verwendung für den "redlichen, aufrechten Deutschen". Im 19.Jh. wird der "Michel" dann zum "gutmütigen, einfältigen, verschlafenen Deutschen".
Adelung schreibt zu "Michael" und "Michel":
"Michael", ein ursprünglich Hebräischer eigenthümlicher Nahme, welcher etwa durch "wer ist wie Gott" erkläret wird, ob es gleich immer sehr wahrscheinlich ist, daß er mit dem folgenden "michel", "groß", Eines Geschlechtes ist. Die Hebräische Etymologie bedarf, so wie die Etymologie aller Sprachen, noch einer großen Aufräumung. Ein anderer Hebräischer weiblicher Nahme, "Michal", welcher vermuthlich auch hierher gehöret, wird gemeiniglich von "Wasser" und "all", abgeleitet, und soll "lauter Wasser" bedeuten. Besonders ist in der christlichen Kirche der "Erzengel Michael" berühmt geworden, dessen Fest, welches das "Michaelis-Fest", der "Michaelis Tag", im gemeinen Leben aber nur "Michäl" heißt, im Herbste den 29sten Sept. gefeyert wird. Daher das "Michaelis-Huhn", ein Zinshuhn, welches um die Zeit dieses Festes, oder im Herbste entrichtet werden muß; das "Herbsthuhn". Durch den Nahmen des Erzengels ist dieses Wort auch ein männlicher Taufnahme geworden, welcher im gemeinen Leben nur "Michel" lautet, Wend. "Micha", aber auch in den niedrigen Sprecharten mit allerley Beysätzen, zuweilen im verächtlichen Verstande gebraucht wird. Ein "dummer Michel", ein "dummer Mensch". Ein "grober Michel", ein "grober Mensch". Ein "Deutscher Michel", welcher nur allein seine Muttersprache verstehet, da er auch andere Sprachen verstehen sollte, oder welcher in andern Sprachen fehlerhafte Germanismen macht. Welches Schicksal dieser Nahme mit Hans Matz Drews und so vielen andern gemein hat, daher man nicht nöthig hat, mit G. Zennern den bekannten protestantischen General dreyßigjährigen Kriege, Hans Michael Obentraut, mit in das Spiel zu mengen, oder Michel hier für das folgende Wort zu halten, weil die alten Deutschen große starke Leute gewesen.
* "Michel", adj. et adv. welches "groß" bedeutete, im Hochdeutschen aber völlig veraltet ist, dessen Spuren sich aber noch in verschiedenen eigenthümlichen Rahmen erhalten haben, wohin unter andern auch "Micheldorf" in Österreich, "Meklenburg", ehedem nur "Mechelburg" u. a. m. gehören. Bey dem Kero und Ottfried "mihhil", "mihil", im Angels. "micl", "micel", im Engl. "mickle", im Schwed. "magle" und "mycken", im Isländ. "mickle", bey dem Ulphilas "mikil", im Griech. "???". Es ist ein sehr altes Wort, welches vermittelst der Ableitungssylbe "-el", von dem alten "ma", "groß", herstammet, und wovon mit andern Endsylben auch das Pers. "mih", "groß", "mihter", "größer", das Pohln. "moc", Dalmat. "moech", Wallis. "myg", das Lat. "magnus", das Engl. "much", "viel", Span. "mucho", Isländ. "mick" und Schwed. "mycken" herkommen. Sogar im Malabarischen ist "maga" und "maha", und im Indostanischen "mahja", "mai", "groß". S. "Macht", "Menge" und "Mogen", welche gleichfalls zu dem Geschlechte dieses Wortes gehören.
(E2)(L2) http://www.blueprints.de/wortschatz/
Der "Deutsche Michel" ist die "Darstellung des Deutschen" vor allem als Karrikatur. "Michel" ist die Kurzform von "Michael" (Erzengel und Schutzpatron der Deutschen). Der "Deutsche Michel" ist das Gegenteil des strahlenden Gotteskämpfers. Er ist ein Bauernbursche in Zipfelmütze und Kniehosen, der Innbegriff der Einfalt und der gutmütigen Schwerfälligkeit.
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(E?)(L?) http://www.duden.de/deutsche_sprache/sprachberatung/newsletter/archiv.php?id=56
Der deutsche Michel
Erstellt: 2010-08