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Flurname (W3)
"Flurnamen" oder auch "Mikrotoponyme" sind Bezeichnungen aller unbewohnten Örtlichkeiten wie Äcker, Wiesen, Berge, Täler, Wald, "Riednamen", "Flurstück"‚ "vermessenes Land", "kleinräumiges geographisches Raumelement, "Gemarkungen", "einzelne Parzellen", "Gewanne", "Gaue", "Gefilde", "Forststücke".
"Flurnamen zählt man zu den "Mikrotoponymen" und zu den "Choronymen" (griech. "chora" = dt. "Land", "Raum" und griech. "ónyma" = dt. "Name"). Auch findet man die Ordnungsbegriffe "Anoikonyme" (nicht besiedelte Flächen) und "Agronyme" (lat. "ager" = dt. "Acker", "Feld", "Flur").
Als dt. "Flur" (altgerm. Substantiv) bezeichnet man ein "offenes, unbewaldetes Kulturland" bzw. eine "in Parzellen eingeteilte landwirtschaftliche Nutzfläche eines Siedlungsverbandes", "freies Feld". Die Bezeichnung dt. (die) "Flur" ist eng verwandt mit mhdt. "vluor" = dt. "Bodenfläche", "Saatfeld", ursprünglich "flacher, festgestampfter Boden", mndt. "flor" = dt. "Diele", "Estrich", ndl. "vloer", engl. "floor" = dt. "Fußboden", "Tenne", norw. (mundartl.) "flor" = dt. "Stallboden". Seit dem 17. Jh. nahm (norddt.) (der) "Flur" auch die Bedeutung "Vorraum", "Gang im Hause" an. Im mitteldeutschen und oberdeutschen Raum entstand dagegen die Bedeutung "Feldflur".
Als Wurzel wird ide. "*pel-" = dt. "platt", "eben", "breit", "ausbreiten", "breit schlagen" postuliert (auf dem langen Weg zu dt. "Flur" kam es irgendwann zur "Metathese", zur "Lautumstellung"). Auf die gleiche Wurzel wird auch dt. "Feld" über mhdt. "veld", ahdt. "feld", ndl. "veld", engl. "field", aisl. "fold" = dt. "Erde", "Weide", asächs. "folda" = dt. "Boden" zurückgeführt. Weiter Verwandte sind aslaw. "polje" = dt. "Feld" (dazu auch der Landesnamen "Polen"), lat. "palma" = dt. "flache Hand", "Palme", lat. "planus" = dt. "glatt", "eben", "flach", dt. "plan", aisl. "flana" = dt. "umherlaufen", dt. "flanieren".
Im weiteren Umfeld findet man (im Sinne von "breit schlagen", "aufstreichen") auch griech. "plássein" = dt. "aus weicher Masse bilden", griech. "émplastron" = dt. "Pflaster" und demzufolge auch dt. "plastisch" und "Pflaster" und dazu auch dt. "flach", "fluchen" (eigentlich "auf die Brust schlagen"), "Plage", "flackern", "Flagge", "Fleck", "Fladen" = dt. "flacher Kuchen", weiterhin dt. "Flunder", "Flöz", "platt", "Platz", "Pflanze" und einige mehr.
(E?)(L?) https://www.flurnamenlexikon.de/index.php?id=5261
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Flurnamen sind Benennungen für Einzelflächen in der Ortsgemarkung. Mit Flurnamen werden Äcker, Wiesen, Weideland, Weingärten, Brachland, Wälder, Sümpfe, Berge und Hügel, Täler, Uferbereiche und anderes mehr benannt. Wer weiß heute noch was zum Beispiel eine "Schindkaute" ist? Der Name bezeichnet Stellen, an denen früher der Schinder das verendete Vieh vergraben hat. Flurnamen sind ein historisches Archiv: Sie bewahren Informationen aus der Vergangenheit.
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(E?)(L?) https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007855/2016-04-04/
Orts- und Flurnamen
Version vom: 04.04.2016
Autorin/Autor: Thomas Franz Schneider
"Namenforschung" oder "Onomastik" ist die Wissenschaft von den Eigennamen. "Eigennamen" bezeichnen als Personennamen ("Anthroponyme") menschl. Individuen, als "Ortsnamen", "Gewässernamen", "Bergnamen" und "Flurnamen" ("Toponyme") einmalige Objekte in der Landschaft. Die Namenforschung ist in erster Linie eine sprachwissenschaftl. Disziplin im Bereich der allg. Linguistik, der Dialektologie und der Sprachkontaktforschung. Zu ihren Aufgaben zählt die systemat. Sammlung und Deutung des über Jahrhunderte gewachsenen Namenguts. Als Hilfswissenschaft liefert sie Ergebnisse für die Volks- und Landeskunde, für die Siedlungs-, Wirtschafts-, Rechts- und Kirchengeschichte und stellt Fakten und Argumente für Nomenklatur, Archäologie, Denkmalpflege und Raumplanung sowie für Familiengeschichte und Heimatkunde bereit.
Inhaltsverzeichnis...
- Forschungsgeschichte
- Forschungsergebnisse: die Namenschichten
- Quellen und Literatur
- Weitere Artikelinformationen
(E?)(L?) https://www.linguist.de/Deutsch/fln.htm
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2.1 Was sind Flurnamen?
2.1.1 Die Flur
Als "Flur" bezeichnet der Geowissenschaftler die "parzellierte landwirtschaftliche Nutzfläche eines Siedlungs- oder Wirtschaftsverbandes". (Diercke, S. 217). Die Unterteilung der Natur in Flächen, für die eine bestimmte Nutzung vorgesehen ist, macht sie zu etwas, das genauer und kleinräumiger bezeichnet werden muss. Die "Flur" selbst ist unterteilt in "Parzellen" und "Parzellenkomplexe", die i.d.R. an Besitzer gebunden sind, wenn sie nicht gemeinschaftlicher Besitz (sog. "Allmende") des Siedlungsverbandes sind. Fluren gibt es in vielen unterschiedlichen Ausprägungen, wobei diese Flur(formen)typen anhand ihrer Form und den Verlauf der (Besitz)Parzellengrenzen unterschieden und klassifiziert werden. (vgl. Diercke, S. 217f.)
2.1.2 Der Flurname
Nach Bach (1952) werden Namen unterschieden in "Ortsnamen" (ON) und "Personennamen" (PN) sowie vier weitere kleinere Klassen, die an dieser Stelle nicht weiter relevant sind. Die ON unterteilt er weiter in "Siedlungsnamen", Namen für unbesiedeltes Gebiet (Flurnamen i.w.S.) und "Gewässernamen". Im engeren Sinne bezeichnen Flurnamen das menschlich (für Forst- und Landwirtschaft) genutzte unbesiedelte Land, die Fluren (s.o.).
Die Großgruppen der Flur-, Siedlungs- und Personennamen sind teilweise miteinander verwoben, da oft eine Besitz-, Herkunfts- oder Abstammungsrelation durch wechselseitige Nachbenennung ausgedrückt wurde. (Man denke nur an den Familiennamen Vorderlandwehr bzw. vor der Landwehr.)
Im Gegensatz zu den Gebirgs-, Gebiets-, Landschafts-, Länder-, Fluss- und Meeresnamen etc. werden Flurnamen (FlN) zu den sogenannten "Mikrotoponymen" eingestuft, da sie kleinräumige Gebiete bezeichnen (vgl. Bach, Bd. II.1 §1), und zwar die meisten der verschiedenen sogenannten Flurelemente. Das sind:
"alle außerhalb geschlossener Ortschaften vorkommenden Bestandteile in der --> Flur, (Wege, Straßen, Bäume, --> Hecken, Kies- und Sandabbaustellen, einzeln stehende Wirtschaftsgebäude, Gewässer, Gräben, Teiche, Ödlandstücke, Hohlformen, etc.)" (Diercke, S. 217; Hervorhebungen im Original.)
Unter diese Elemente fallen aber dann auch solche, die nur mittelbar der (land)wirtschaftlichen Nutzung unterliegen, wie Plätze, Wege und Straßen, sowie Elemente, die nicht mehr genutzt bzw. besiedelt werden (Wüstungen) und nicht direkt nutzbares Land inmitten der Flur (Ödland, Unland).
Unter diesem Aspekt müsste man eigentlich von Flurelementnamen sprechen, da weniger der Parzellenverband oder die Gesamtheit aller Elemente einer Flur bezeichnet werden, sondern vielmehr jedes der Elemente einzeln mit einem Namen versehen wird. Im Sprachgebrauch hat sich jedoch die Form Flurname etabliert, die ich daher auch in dieser Arbeit verwenden werde.
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(E?)(L?) https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Flurnamen
"Flurnamen": Landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden nach Größe, Form, Nutzungsart, Bodenqualität, Lage, Besitzer oder nach einer Widmung benannt. Diese "Flurnamen" haben sich durch Jahrhunderte erhalten und sind teilweise heute noch gebräuchlich, wenn auch der ursprüngliche Bezug in vielen Fällen durch Umgestaltung der Landschaft nicht mehr erkennbar ist. Einige Flurnamensbeispiele (in der oben angeführten Reihenfolge der Benennungsart): "große Wiese", "langes Tagwerk"; "krummes Äckerlein", "Zeilenacker"; "Weinleite", "Hutweide"; "Sandgraben", "Steinwiese"; "Mühlgraben", "Seewiese"; "Michelswiese", "Pfarracker"; "Marienäckerlein". In vielen ober- und mitteldeutschen Gegenden kommt der Flurnamen "Point" (auch "Beunt", "Peunt", "Bund" oder "Binde") vor, der auf das ahd. "piund" zurückgeht, welches soviel wie "eingehegtes, freies, nicht dem Flurzwang unterstelltes Grundstück" bedeutet.
(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Flurname
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "Flurname" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.
(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2020-07