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Humor (W3)
Der medizinische Terminus (anfangsbetont "Humor" = "Körperflüssigkeit", "Körpersaft" ist umgangssprachlich kaum bekannt. Dennoch ist dies die eigentliche Bedeutung des Wortes. Zu Grunde liegt lat. "umor" = "Feuchtigkeit" (lat. "umere" = "feucht sein"). In Anlehnung an lat. "humus" = dt. "Erde", "Boden" spendierte man dem lat. "umor" bereits im Mittelalter ein "h-" und machte es zu lat. "humor" = dt. "Feuchtigkeit", "Flüssigkeit", wobei man sich auch von frz. "humeur", afrz. "humour", engl. "humour" inspirieren ließ. In der mittelalterliche Naturlehre stand "humores" für "Feuchtigkeiten". Damit bezeichnete man insbesondere die vier wichtigsten Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle, deren Mischung nach der mittelalterlichen Medizin angeblich die vier Grundtemperamente des Menschen bestimmen.
Bereits im 16. Jh. übertrug man die Bezeichnung "Humor" auf die "Gemütslage", die - nach mittelalterlicher Anschauung - durch die Mischung der Körpersäfte bedingt ist. Dabei bezeichnete "Humor" zunächst allgemein die "Stimmung", das "Temperament", und konnte zunächst sowohl schlechte als auch gute Laune sein.
Nun geschah es aber, dass sich in Enland im 17./18. Jh. eine literarische Stilgattung engl. "humour" genannt, herausbildete, die die Darstellung komischer Situationen zum Inhalt hatte. Und so wandelte sich das Bild von "Humor" ins positive und bezeichnete nur noch die "gute Laune". Parallel dazu kam den Deutschen das endbetonte frz. "humeur" zu Ohren, und so finden wir heute (mit Endbetonung) "Humor" = "gute Laune", "heitere Gelassenheit". Derweil zog sich das anfangsbetonte "Humor" = "Körperflüssigkeit" vollkommen in die medizinische Sphäre zurück. Wieweit es dort überhaupt noch überlebt hat, muß ich bei meinem nächsten Arztbesuch hinterfragen.