Aprikose
abricot
abricots
abrikoos
al-barquq
albaricoque
albercoc
amarus
Amerille
Aprikosenbaum
armellino
armeniaca
Armenische
Barile
Barille
Baringel
Baringeli
brekókkia
frühreifer Pfirsich
Marille
persicum praecoquum
praecoca
praecoqua
Ämmeli
Ämmerli
Äämbrich
Äämerich
Äämrich
(W1)
Katal. "abercoc", dt. "Aprikose", span. "albaricoque", frz. "abricot", ital. "albicocca", ndl. "abrikoos", engl. "apricot", bot. "Prunus armeniaca", geht über ndl. "abrikoos", frz. "abricots" (Plur.), span. "albaricoque" zurück auf arab. "al-barquq", "al-barqûq" = dt. "die Pflaume". Die Araber sollen es jedoch ihrerseits aus spätgriech., spätlat. "praecoca" = dt. "Pfirsiche", mit der wörtlichen Bedeutung dt. "frühreife (Frucht)", frz. "fruit précoce", (lat. "praecoquus" = dt. "vor der Zeit reif") übernommen haben.
Als Wurzel wird ide. "*pekw-" mit der Bedeutung dt. "kochen", "backen", "braten", "reifen", "reif werden lassen", "reif werden" postuliert.
In den europäischen Sprachen wurde also der arabische Artikel "al" (metanalytisch und verkürzt zu "a") mit zum lateinischen Ausgangswort "praecoca" übernommen.
Die Wanderung der "Aprikose" scheint also in Rom zu beginnen, führt dann nach Griechenland, Byzanz, Arabien, die Iberische Halbinsel, Italien, Frankreich, Deutschland, England, und dann in das restliche Europa, von Skandinavien in den Norden Rußlands und weiter nach Osten.
Übrigens ist es den Arabern (die von 711 bis 1492 mehr oder weniger grosse Teile der baskischen Halbinsel beherrschten) und ihren Bewässerungsmethoden zu verdanken, dass in Spanien und Europa weitere Nutzpflanzen eingeführt wurden, wie etwa Baumwolle, Zuckerrohr, Reis, Spinat, Artischicken, Wassermelonen, Zitronen, Orangen, Aprikosen, Bananen, Datteln, Mandeln, Äpfeln, Birnen, Feigen, Granatäpfel, Safran und andere Gewürze. (nach Karfunkel Nr.58, Juni-Juli 2005)
Als "Abricotine" wird ein Aprikosenbrand", "Aprikosenschnaps" in der Schweiz benannt.
(E?)(L?) https://www.idiotikon.ch/wortgeschichten/aprikose
Aprikose, Barille, Baringeli, Marille, Amerille – und Äämerich
Christoph Landolt Dienstag, 30. Juni 2015
Jetzt sind sie wieder reif, die Aprikosen! Im modernen Schweizerdeutsch gilt dieses Wort wohl überall. Nach den zwischen 1939 und 1957 erhobenen Daten des Sprachatlasses der deutschen Schweiz war "Aprikose" aber erst in der westlichen und in der östlichen Deutschschweiz bekannt; im Kanton Zürich galt damals noch geschlossen "Barile", in Teilen der Innerschweiz und im östlichen Aargau "Baringeli" und im Wallis "Äämerich", "Äämrich", "Äämbrich".
Noch einmal ein paar Generationen früher sah das Bild völlig anders aus: Schauen wir im ersten Band des Schweizerischen Idiotikons nach, dessen Daten noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, sehen wir, dass – vereinfacht ausgedrückt – in grossen Teilen der Ostschweiz (St. Gallen, Appenzell, Glarus, Graubünden) die Worttypen "Amerille" und "Marille", in Teilen der reformierten Ostschweiz, in der ganzen reformierten Nordschweiz und in der westlichen reformierten Deutschschweiz "Barille" und in fast der ganzen katholischen Schweiz von Solothurn über die Innerschweiz und katholisch Aargau bis ins Sarganserland "Baringel" herrschten – für "Aprikose" war da schlicht kein Platz.
Sowohl "Aprikose" als auch "Amerille" / "Marille" / "Barille" haben abenteuerliche Wortgeschichten. Die Römer nannten die Frucht "persicum praecoquum", was "frühreifer Pfirsich" bedeutet. Aus dem Plural "praecoqua" oder jünger "praecoca" machten die Griechen ein "brekókkia", die Araber dann ein "al-barquq". Die Spanier entlehnten daraus ihr "albaricoque" und die Katalanen ihr "albercoc", woraus im Munde der Franzosen "abricot" wurde. Deren Pluralform "abricots" wiederum wurde bei den Niederländern zu "abrikoos" – was die Norddeutschen endlich als "Aprikose" übernahmen.
"Amerille" / "Marille" / "Barille" wurde hingegen aus dem Italienischen entlehnt. Dort ist das Wort heute nur noch dialektal erhalten; der "Aprikosenbaum" beispielsweise heisst in Teilen Italiens "armellino". Grundlage ist wiederum das Lateinische, wo man die Frucht auch "armeniaca", die "Armenische", nannte.
Das walliserdeutsche "Äämbrich", "Äämrich" schliesslich scheint auf einer sachlichen Verwechslung mit der Sauerkirsche zu beruhen, die in der Deutschschweiz mancherorts "Ämmerli", "Ämmeri", "Ämmeli" heisst. Ausgangslage ist hier lateinisch "amarus" = "bitter".
Wie wäre es, wenn wir Deutschschweizer/innen das niederdeutsche "Aprikose" wieder durch das oberdeutsche "Amerille", "Marille", "Barille" ersetzen würden? "Die Armenische" ist doch viel schöner als "die Frühreife" ...
Erstellt: 2024-06