Etymologie
Sehr wahr, der Söldner kommt von Sold.
Soldat wird man aus Pflicht.
Was so ein Händler frei gewollt,
ein Held kriegt so was nicht.
[Kraus, Karl: Gedichte, 1989. Karl Kraus: Schriften, S. 5126
(vgl. Kraus-Schriften, Bd. 9, S. 186)
http://www.digitale-bibliothek.de/band156.htm ]
... Wichtiger freilich als neun Zehntel der »Erläuterungen« - wie etwa die zweifelhafte Etymologie des Affennamens »Mamok« oder das verläßliche Rezept für die Zubereitung einer »Bavaroise« - wäre, daß dem philologischen Aufwand und dem memorialen Aufheben, welches mit dem Anspruch auf Vollständigkeit sie doch niemals erzielen könnte (und wie es selbst an Shakespeares oder Goethes Werk und Leben verschwendet erscheint: indem es ja keinen Schöpfer geben kann, bei dem es nicht ausschließlich auf das Wesentliche ankäme), wichtiger wäre also, daß derartige Mühsal (für Autor wie Leser) wenigstens die tätliche Fortsetzung folgte: in dem Protest gegen die Schändung eines so leidenschaftlich betreuten Textes durch Theaterspekulanten, in dem Versuch, einen Kulturrat zu legislativem Einschreiten zu bewegen. ...
[Kraus, Karl: Theater der Dichtung: Nestroy/Zeitstrophen. Karl Kraus: Schriften, S. 10298
(vgl. Kraus-Schriften, Bd. 14, S. 549-550)
http://www.digitale-bibliothek.de/band156.htm ]
Etymologie
Wenn Monarchisten auf richterliches Verständnis hoffen dürfen, sobald sie Republikaner ermorden, so setzen sie es umsomehr für jene Fälle voraus, wo sie sie nur beleidigen. Denn hier können sie sich sogar damit rechtfertigen, daß sie es nicht so gemeint haben. In dieser Methode werden täglich Fortschritte erzielt. Während aber der Verteidiger des Herrn Hussarek immerhin noch die Möglichkeit offen gelassen hat, daß das Wort »Schurke« nicht nur »geschickt«, sondern auch »ehrlos« bedeute, berief sich jetzt ein anderer monarchistischer Angeklagter, der einen republikanischen Politiker »Schuft« genannt hatte, darauf, daß dieses Wort überhaupt »keine Beleidigung sei: es stamme aus dem Hebräischen ›Schofai‹ und dieses bedeute ›Volksbeauftragter‹ oder ›Heerführer‹«. Damit konnte er natürlich kein Glück haben, immerhin aber durch ehrliches Bestreben Sympathie erwecken. Von vornherein verloren wäre dagegen ein Republikaner, der etwa einen habsburgischen General einen Schurken und Schuft genannt hätte. Denn daß er habe sagen wollen, jener sei ein geschickter Heerführer, würde man ihm gewiß nicht glauben.
[Kraus, Karl: Kanonade auf Spatzen: Glossen 1920-1936. Karl Kraus: Schriften, S. 14086
(vgl. Kraus-Schriften, Bd. 20, S. 49)
http://www.digitale-bibliothek.de/band156.htm ]