Bassena
Bassenagerücht
Bassenastreit
Bassenatratsch
Bassenawohnung
(W3)
Nachdem mit Suess in der zweiten Hälfte des 19.Jh. die Wasserversorgung von Wien in neue Bahnen - oder vielmehr: Leitungen - gelenkt wurde, veränderte sich auch das soziale Leben in der Stadt. In Mietskasernen wurde in jedem Stockwerk ein Emailbecken installiert. Diese wurden nach dem frz. "bassin" = dt. "Becken", "Hafenbecken", in Wien "Bassena" genannt. Aus dem Wasserhahn kam frisches, sauberes Alpenwasser. Die Hausbewohner trafen sich nun beim Wasserholen an diesen Wasserstellen. Dabei blieb es nicht aus, auch ein wenig nachbarschaftlichen Kontakt zu pflegen, und während sich die Eimer füllten, vertrieb man sich die Zeit mit "Bassena-Klatsch". Diese Zeiten sind mittlerweile auch in Wien Geschichte. Aber bis heute gibt es die Bezeichnung "Bassenawohnung". In der heutigen Amtssprache wird damit eine Wohnung mit "Wasser und Klo am Gang" bezeichnet.
(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/Bassena
"Bassena" wird heute oft in Namen für Lokale, Kneipen oder öffentliche Einrichtungen verwendet, die als gesellschaftlicher Treffpunkt dienen.
Beispiele:
Die "Bassena-Gespräche" drehten sich nicht nur darum, ob das Gang-Klo von der Hauspartei, die gerade »Klo-Dienst« hatte, ordentlich geputzt worden war. Beim Wasserholen an der "Bassena" schüttete man auch sein Herz aus über den schweigsamen Mann oder die Angst vor Geldmangel. [Kronen Zeitung, 20.12.2020]
Die Menschen sind Bewohner, […] in den Wiener Arbeitermietshäusern. Sie treffen sich in der Schlange vor der Gemeinschaftstoilette oder der "Bassena", der gemeinsamen Wasserstelle, wo sie sich Wasser und "Bassenatratsch" teilen. [Kurier, 22.02.2020]
Viele alte Mietshäuser in Wien zeugen noch von Zeiten, als man sich die Toilette am Gang mit den Nachbarn teilte und die "Bassena" vor der Wohnungstür die einzige Wasserquelle (und oft auch das Zentrum nachbarschaftlicher Beziehungen) war. [Der Standard, 23.05.2012]
Neben fließendem Wasser gehörten Gemeinschaftsbäder und Waschküchen zum Programm des sozialen Wohnbaus. Die Bewohner vieler Mietskasernen mussten jedoch weiterhin mit "Bassenas" am Gang auskommen. [APA-Meldungen digital, 02.02.2011]
Rund 1.700 Schilling »Miete« zahlt die Frau, […], im ersten Stock für die Zimmer-Küche-Substandardwohnung: 30 Quadratmeter, Gemeinschaftsklo am Gang neben der "Bassena". [Salzburger Nachrichten, 18.02.1992]
(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/Bassenatratsch
"Bassenatratsch" bezeichnet ursprünglich das ungezwungene, belanglose Gespräch von Mietern in den Wohnungen eines Mietshauses, die sich an dem gemeinsamen Waschbecken – der "Bassena" – im Treppenhaus unterhalten.
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Was […] jetzt die Quatschforen […] [im Internet] sind, waren vor Beginn des Digizeitalters der "Bassenatratsch", das Mauscheln im Kaffeehaus oder die Leserbriefe […]. [News, 05.04.2012]
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(E?)(L?) https://www.dwds.de/wb/Bassenawohnung
Bassenawohnung, die
österreichisch, besonders wienerisch "Altbauwohnung ohne eigene Wasserleitung und Toilette"
(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/169504
Bassena
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Zwischen den Fabriksanlagen entstanden typisch gründerzeitliche Arbeiterhäuser mit kleinen Wohnungen, WC am Gang und der berühmten "Bassena". Die Lebensbedingungen in den oft überfüllten Wohnungen waren mehr als bescheiden. ...
(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Bassena
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "Bassena" taucht in der Literatur um das Jahr 1880 auf.
(E?)(L?) http://corpora.informatik.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2024-09