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Aufklärung
In "Aufklärung" (12. Jh.) steckt das Adjektiv "klar" das schon als mhdt. "klar" = dt. "hell", "lauter", "rein", "glänzend", "schön", "deutlich", zu finden ist. Dt. "klar" erscheint im Deutschen zuerst am Niederrhein und basiert auf lat. "clarus" = "laut", "schallend", "hell", "leuchtend", "klar", "deutlich", "berühmt". Zur Verwandtschaft gehören lat. "calare" = dt. "ausrufen", "zusammenrufen".
Als weitere Verwandte findet man lat. "concilium" = dt. "Versammlung" (und damit auch dt. "Konzil" und "konziliant"), das über lat. "con-ciliare" = dt. "vereinigen", "verbinden", "geneigt machen", und "*con-caliom" zu lat. "con-calare" = dt. "zusammenrufen "gebildet wurde.
Auch lat. "clamare" = dt. "laut rufen", "schreien", "ausrufen", "verkünden" (und damit auch dt. "Reklame" = dt. "Zurückrufen", "Ins-Gedächtnis-Rufen" (zu frz. "réclame"), "reklamieren") gehört zur Großfamilie von lat. "clarus".
Als Wurzel wird ide. "*kel-", "*kle-", "*skel-", "*skle-" = dt. "rufen", "schreien", "lärmen" postuliert, worauf auch dt. "hell" zurückgeführt wird. Es bezog sich zunächst ausschließlich auf akustische Eindrücke und wurde dann auch auf optische Eindrücke übertragen und als Gegensatz zu dunkel empfunden, (ebenso dt. "grell" = ursprünglich "laut schreiend" und "schreiend" und "knallig", die auf Farbtöne bezogen werden können).
Zur großen Verwandtschaft gesellen sich viele weitere Abkömmlinge, wie:
- dt. "aufklaren", das aus der Seemannssprache übernommene nddt. "aufklaren" = dt. "sich aufheitern", "klar Schiff machen"
- dt. "aufklären" = dt. "klar machen "hell machen", "verständlich machen", "klarlegen", "klarstellen", "erforschen" (16./17. Jh.; häufig reflexiv gebraucht im Sinne von "hell werden", "sich aufheitern", meist vom Wetter
- dt. "Aufklärer" = dt. "Vertreter der Aufklärung" (im 20. Jh. auch militärisches Fachwort für "Aufklärungsflugzeug"
- dt. "aufklärerisch" = dt. "aufklärend", im Sinne der "Aufklärung"
- dt. "Aufklärung (im 18. Jh. als philosophischer Terminus gebildet)
- dt. "Deklaration"
- dt. "deklarieren"
- dt. "einhellig" = dt. "zusammenklingen" (mhdt. "einhellec" = dt. "übereinstimmend", mhdt., ahdt. "einhel", mhdt. "enein hellen", ahdt. "in ein hellan" = dt. "übereinstimmen"
- dt. "erklären" = dt. "klarmachen", "erläutern", "kundgeben" (mhdt. "erklæren" = dt. "klarmachen")
- dt. "Erklärung" = dt. "Erläuterung", "Äußerung", "Feststellung" (15. Jh.)
- dt. "Hall"
- dt. "halten" (ursprünglich "Vieh hüten", "Vieh weiden", also "zusammenhalten")
- dt. "hell" (mhdt. "hel" = dt. "tönend", "laut", "licht", "glänzend, ahdt. "-hel" in Zusammensetzungen, ndl. "hel" (übertragen auch im Sinne von "rasch auffassend", "scharfsinnig", "klug")
- dt. "helldunkel" (18. Jh., zu frz. "clair-obscur" (16. Jh.), das zu ital. "chiaroscuro"
- dt. "Helle" (mhdt. "helle" = dt. "Helligkeit"
- dt. "helle", "helle sein"
- dt. "hellen" in "aufhellen" und "erhellen"
- dt. "hellhörig" (19. Jh.)
- dt. "Helligkeit" (16. Jh.)
- dt. "hellsehen"
- dt. "Hellseher" (Anfang des 18. Jh. zu frz. "clairvoyant"
- dt. "Hellseherei"
- dt. "hellseherisch"
- dt. "hellsichtig" = dt. "scharfsinnig durchschauend", "vorausblickend"
- dt. "holen" (ursprünglich "rufen ", "herbeirufen", "schreien"
- dt. "Kalender" zu lat. "calendae" = dt. "das Ausrufen der Nonen"
- dt. "Klarheit" (mhdt. "klarheit" = dt. "Helligkeit", "Reinheit", "Glanz", "Deutlichkeit"
- dt. "Klarinette"
- dt. "klären" = dt. "klarmachen", "bereinigen" (mhdt. "klæren" = dt. "klarmachen", "verklären", "erklären", "eröffnen"
- dt. "Konzil"
- dt. "Reklame"
- dt. "Schelle"
- dt. "verklären" = dt. "ins Überirdische erhöhen" (mhdt. "verklæren" = dt. "erhellen", "erleuchten", "verklären"
- dt. "verklärt" = dt. "selig entrückt"
- griech. "kalein" = dt. " »rufen", "nennen"
- lat. "calendae" = dt. "das Ausrufen der Nonen"
- lat. "clamare" = dt. "laut rufen", "schreien"
- lat. "classis" = dt. "Aufgebot", "Heer", "Flotte", "Abteilung" (s. die Sippe von Klasse)
Der Begriff "Aufklärung" kam im 18. Jahrhundert auf und bezeichnete die in dieser Zeit in Europa vorherrschende geistige Strömung. Darin kamen die seit der Renaissance zu beobachtenden Ansätze zur Überwindung des christlich geprägten mittelalterlichen Weltbildes zum Durchbruch. Nicht die biblisch offenbarte Wahrheit war jetzt Richtschnur der Erkenntnis und des Handelns, sondern die menschliche Vernunft. Diese stellt alle nur auf Tradition oder Autorität gegründeten Meinungen, Normen, Institutionen usw. in Frage. Dabei ist zur Kritik und Gegenkritik Meinungsfreiheit und Toleranz gegenüber anderen Meinungen unerlässlich. So führte der Kampf gegen Vorurteile und unbefragte Autoritäten zur Gesellschaftskritik und zu politischen Forderungen, die an den Grundfesten des absolutistischen Staates rüttelten. Das Vertrauen auf eine fast unbegrenzte Erkenntnisfähigkeit des Menschen, das durch den eindrucksvollen Aufschwung der Naturwissenschaften gestützt wurde, begründete einen bis weit in unser Jahrhundert wirkenden Fortschrittsglauben. Auf dieser Überzeugung, dass der Mensch imstande sei, seine Verhältnisse zunehmend zu vervollkommnen und einem Zustand irdischer Glückseligkeit anzunähern, beruhte das starke Interesse der Aufklärung an Erziehung und Bildung.
In Deutschland setzte die Aufklärungsbewegung gegenüber Großbritannien und Frankreich mit zeitlicher Verzögerung ein. Auch ging sie in ihren Forderungen nicht so weit. Kennzeichnend war die Ausbildung des aufgeklärten Absolutismus. Die profilierteste Auslegung erhielt die deutsche Aufklärung durch den Königsberger Philosophen Immanuel Kant, der sie in einem 1783 veröffentlichten Aufsatz als »Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit« definierte und daran die Aufforderung anschloss: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«
Bei Adelung ist zu lesen:
Die Aufklärung, plur. die -en.
1) Die Handlung des Aufklärens, besonders im figürlichen Verstande.
2) Der Zustand, da man mehr klare und deutliche, als dunkele Begriffe und Vorurtheile hat; ohne Plural. An der Aufklärung anderer arbeiten. Die Aufklärung befördern, hindern. S. auch Aufgeklärtheit.
3) Klare und deutliche Begriffe in einzelnen Fällen. Alle diese Aufklärungen helfen mir nichts.
Literatur
- Berger, Thomas: Der Humanitätsgedanke in der Literatur der deutschen Spätaufklärung. 2008. XII, 436 S. (Jenaer germanist. Forsch. NF, 27) Gb 73,- ‹978-3-8253-5418-3›
- Bong, Jörg: Texttaumel. Poetologische Inversionen von Spätaufklärung und Frühromantik. 2000. VIII, 424 S. (Frankf. Beitr. z. Germanistik, 35) Kt 50,- ‹978-3-8253-1117-9›
- Eisenbach, Gerhard K: Physische und moralische Weltansicht. Schopenhauer als Kritiker der Aufklärung.
- Frühsorge, Gotthardt/Manger, Klaus/Strack, Friedrich (Hg.): Digressionen. Wege zur Aufklärung. Festgabe für Peter Michelsen. 1984. 198 S., 1 Abb. (Beitr. z. neueren Lit.-Gesch., 63) Ln 63,- ‹978-3-8253-3456-7›
- Heizmann, Wilhelm: Aufklärung und frühes neunzehntes Jahrhundert
- Hurst, Matthias: Im Spannungsfeld der Aufklärung. Von Schillers Geisterseher zur TV-Serie The X-Files: Rationalismus und Irrationalismus in Literatur, Film und Fernsehen 1786-1999.
- Jaspers, Michael: Saint-Evremond als Vorläufer der Aufklärung.
- Jäger, Hans W (Hg.): Europäisches Reisen im Zeitalter der Aufklärung. 1992. 391 S. (Neue Bremer Beitr., 7) Kt 53,- ‹978-3-8253-4524-2›, Ln 68,- ‹978-3-8253-4525-9›
- Jäger, Hans W (Hg.): Europäisches Reisen im Zeitalter der Aufklärung.
- Jürgen von Stackelberg (Hrsg.): Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Europäische Aufklärung III
- Kaiser, Gerhard R/Macher, Heinrich (Hg.): Schönheit, welche nach Wahrheit dürstet. Beiträge zur deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2003. XI, 350 S., 5 Abb. (Jenaer germanist. Forsch. NF, 16) Gb 57,- ‹978-3-8253-1368-5›
- Klaus von See (Hrsg.): Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Europäische Aufklärung II
- Klinkert, Thomas: ePisteMologische Fiktionen - Zur Interferenz von Literatur und Wissenschaft seit der Aufklärung 10/2010. Ca. VIII, 328 S./pp. geb./hc. € 99,95/*US$ 140.00 ISBN 978-3-11-022915-8 eBook RRP € 99,95/*US$ 140.00 ISBN 978-3-11-022916-8 (linguae & litterae 2)
- Koebner, Thomas: Zurück zur Natur. Ideen der Aufklärung und ihre Nachwirkung. Studien. 1993. 377 S., 1 Frontispiz. (Beitr. z. neueren Lit.- Gesch., 121) Ln 42,- ‹978-3-8253-0098-2›
- Kreuzer, Helmut: Aufklärung über Literatur. Ausgewählte Aufsätze Bd I: Epochen - Probleme - Tendenzen. Hg. v. Seibert, Peter/Bäumer, Rolf/Bollenbeck, Georg. 1992. 299 S. (Reihe Siegen. Beitr. z. Lit.-, Sprachu. Medienwiss., 114) Ln 34,- ‹978-3-8253-4563-1› Bd. II: Autoren und Texte (vergriffen).
- Lach, Roman: Characters in Motion. Einbildungskraft und Identität in der empfindsamen Komödie der Spätaufklärung.
- Meincke, Inga: Vox Viva. Die „wahre Aufklärung“ des Dänen Nikolaj Frederik Severin Grundtvig. 2000. 371 S. (Skandinavist. Arb., 17) Gb 50,- ‹978-3-8253-1045-5›
- Objartel, Georg (1985): Studentische Kommunikationsstile im späteren 18. Jahrhundert. In: Kimpel, Dieter (Hg.): Mehrsprachigkeit in der deutschen Aufklärung. Hamburg, 28-41. [Roman. A 1099 WN].
- Rochow, Christian E: Das Drama hohen Stils. Aufklärung und Tragödie in Deutschland (1730-1790). 1994. IV, 236 S. (Reihe Siegen. Beitr. z. Lit.-, Sprach- u. Medienwiss., 122) Ln 25,- ‹978-3-8253-0128-6›
- Schmidt, Jochen: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750-1945. 3., verb. Aufl. 2004. (Beitr. z. neueren Lit.-Gesch., 210) Bd 1: Von der Aufklärung bis zum Idealismus. XVI, 491 S. Bd 2: Von der Romantik bis zum Ende des Dritten Reichs. X, 310 S. Kt zus. 35,- ‹978-3-8253-1675-4›, Gb zus. 42,- ‹978-3-8253-1700-3› Die 1. und 2. Auflage sind erschienen in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt.
- Schmidt, Jochen: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750-1945. | Bd 1: Von der Aufklärung bis zum Idealismus. | Bd 2: Von der Romantik bis zum Ende des Dritten Reichs.
- Segeberg, Harro: Friedrich Maximilian Klingers Romandichtung. Untersuchungen zum Roman der Spätaufklärung. 1974. 213 S. (Probl. d. Dichtung, 14) Ln 46,- ‹978-3-8253-2316-5›
- Segeberg, Harro: Friedrich Maximilian Klingers Romandichtung. Untersuchungen zum Roman der Spätaufklärung.
- Sengle, Friedrich: Aufklärung und Rokoko in der deutschen Literatur. Mit einer Nachbemerkung von Windfuhr, Manfred. Hg. von Bierwirth, Sabine. 2005. 340 S. (Beitr. z. neueren Lit.- Gesch., 215) Gb 32,- ‹978-3-8253-5010-9›
- Sengle, Friedrich: Aufklärung und Rokoko in der deutschen Literatur.
- Staples, Susanne: Zwischen Etymologie und Wortgeschichte: Zur Wortgeschichte des Wortes "Aufklärung", April 2008, GRIN Verlag
- Tauchmann, Christine: Hochsprache und Mundart in den großen Wörterbüchern der Barock- und Aufklärungszeit
- Thoma, Heinz: Aufklärung und nachrevolutionäres Bürgertum in Frankreich. Zur Aufklärungsrezeption in der französischen Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts (1794-1914).
- Urban, Astrid: Kunst der Kritik. Die Gattungsgeschichte der Rezension von der Spätaufklärung bis zur Romantik. 2004. 254 S. (Jenaer germanist. Forsch. NF, 18) Gb 54,- ‹978-3-8253-1610-5›
(E?)(L?) https://www.aphorismen.de/suche?text=Aufkl%C3%A4rung
89 Zitate und 3 Gedichte mit dem Textinhalt 'Aufklärung'.
(E?)(L?) https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017433/2012-12-04/
Das "Zeitalter der Aufklärung" folgte auf die "Epoche des Konfessionalismus" und die "Epoche der Orthodoxie" (Protestantische Orthodoxie, Katholische Reform). An die Stelle der dogmatisch bestimmten Denkkategorien trat die Überzeugung, dass die autonome menschliche Vernunft als letzte Entscheidungsinstanz über Wahrheit und Irrtum zu befinden habe. Alle bisherigen Erkenntnisse waren darum rationaler Kritik zu unterwerfen. Die Aufklärung postulierte Freiheit der Meinungsäusserung und Toleranz.
Inhaltsverzeichnis
- Die Frühaufklärung
- Bereiche und Besonderheiten der Aufklärung in der Schweiz
- Organisierte Aufklärung: die Sozietäten
- Die Aufklärung in der katholischen Schweiz
- Auswirkungen und Nachwirken der schweizerischen Aufklärung im In- und Ausland
- Quellen und Literatur
- Weitere Artikelinformationen
(E?)(L?) http://www.digbib.org/Immanuel_Kant_1724/Was_ist_Aufklaerung_.pdf
Immanuel Kant (geb. 1724): Was ist Aufklärung
(E?)(L?) https://www.gleichsatz.de/b-u-t/begin/geha1.html
GERDA HASSLER
Sprachphilosophie in der Aufklärung
Ein grundsätzlicher Fehler der Metaphysik ist es, um Worte, statt um Dinge zu streiten.
...
(E?)(L?) https://www.gleichsatz.de/b-u-t/trad/kant2.html
IMMANUEL KANT (1724 - 1804)
Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
"Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es andern so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. "
...
(E?)(L?) https://www.gleichsatz.de/b-u-t/spdk/Lecky/WEHL10aufk.html
WILLIAM EDWARD HARDPOLE LECKY
Geschichte der Aufklärung in Europa
...
(E?)(L?) https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie-abitur/artikel/die-aufklaerung-der-beginn-der-neuzeit#
Die Aufklärung – Der Beginn der Neuzeit
Nachdem die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse überwiegend auf vergleichende Beobachtungen und Beschreibungen beruhten, konnten nunmehr die Erkenntnisse anderer Naturwissenschaften wie Mathematik und Physik herangezogen werden, um biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären. Die Erfolge führten allerdings auch zu Überschätzungen der physikalischen Erklärungsmöglichkeiten.
...
(E?)(L?) http://www.philolex.de/aufklaer.htm
Das Zeitalter der Aufklärung
Liste von Philosophen und Wissenschaftlern aus dem Zeitalter der Aufklärung, sowie zur Orientierung wichtige geschichtliche Ereignisse.
...
- Allgemeine Grundzüge der Aufklärung
- Aufklärung als historische Epoche
- Romantik
- Zitate zur Aufklärung
(E?)(L?) http://www.philolex.de/deutaufk.htm
Die Aufklärung in Deutschland
(E?)(L?) https://www.swisseduc.ch/geschichte/aufklaerung/index.html
Aufklärung
- Advance Organizer zur Aufklärung - Powerpoint [6 MB]
- Quiz
- Diskussionsthemen
(E?)(L?) https://www.textlog.de/1354.html
Rudolf Eisler
"Aufklärung" heißt die Verbreitung freierer, selbständiger, klarer Ideen, eine, klares Bewußtsein von der Bedeutung, dem Ursprung, dem Grunde der Dinge und des physischen, geistigen, sozialen, religiösen Lebens verschaffen wollende Tendenz im Denken und Handeln des 18. Jahrhunderts. Die Aufklärung entspricht dem Triebe nach Individualisierung und Autonomie des Denkens und Lebens. Ihren Ausgang nimmt die Aufklärung in England, indem sie hier im Empirismus (s. d.) LOCKEs u. a. wurzelt; zugleich kommt ihr das rationalistische Streben nach Klarheit und Deutlichkeit der Begriffe (DESCARTES), nach »vernünftigen Gedanken« (CHR. WOLF) entgegen. Zu den englischen Aufklärern gehören TOLAND, TINDAL und andere Deisten und »Freigeister«, zu den französischen BAYLE, MONTESQUIEU, VOLTAIRE, ROUSSEAU (zum Teil), HELVETIUS, HOLBACH, GRIMM, die Enzyklopädisten: DIDEROT, D'ALEMBERT u. a.; zu den deutschen FRIEDRICH DER GROSSE, LESSING, MENDELSSOHN, REIMARUS, EBERHARD NICOLAI, ABBT, GARVE, SULZER, ENGEL, FEDER, BAHRDT, LICHTENBERG u. a. Die Philosophie der Aufklärung hat zum Teil den Charakter einer eklektischen Popularphilosophie mit besonderer Berücksichtigung von Fragen, die mit der Religion zusammenhängen, teleologischen und psychologischen Untersuchungen (vgl. ÜBERWEG, Gr. d. Gesch. der Phil. III9, 227 ff.). Nach KANT ist Aufklärung der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit (Was ist Aufklärung? Berlin. Monatsschr. 1784). - Als Reaktion gegen die Aufklärung tritt eine Bevorzugung des Gefühlslebens auf bei ROUSSEAU, HAMANN, JACOBI, den Romantikern. Vgl. LECKY (Gesch. d. Aufklär. in Europa 1873).
(E?)(L?) https://www.textlog.de/32236.html
"Aufklärung". Die Freiheit in der Kritik (s. d.) der Vernunft ist dem Interesse derselben, dem theoretischen wie dem praktischen, nur dienlich. Die Vernunft muß daher in ihren Streitigkeiten sich selbst überlassen, nicht dem Zwange unterworfen werden. "Denn es ist sehr was Ungereimtes, von der Vernunft Aufklärung zu erwarten und ihr doch vorher vorzuschreiben, auf welche Seite sie notwendig ausfallen müsse." Vernunft wird schon von selbst durch Vernunft gebändigt; auch bedarf sie sehr des Streits, der die Kritik hervorruft, durch welche die Streithändel von selbst wegfallen, KrV tr. Meth. 1. H. 2. Abs. (I 624—Rc 771).
...
(E?)(L?) https://www.textlog.de/kant_aufklaerung.html
Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784)
- - Defintion der Aufklärung
- - Unterscheidung zwischen »öffentlichen« und »privaten« Gebrauch der Vernunft
- - Aufklärung ein Recht des Menschen
- - Zeitalter der Aufklärung
(E?)(L?) https://www.textlog.de/1061.html
Friedrich Kirchner
"Aufklärung" ist das Streben des 18. Jahrhunderts, Klarheit des Urteils durch vorurteilfreies Denken zu verbreiten.
...
(E?)(L?) https://www.textlog.de/lichtenberg-aufklaerung.html
Georg Christoph Lichtenberg A 1-50
Aufklärung
- [J 231] Aufklärung in allen Ständen besteht eigentlich in RICHTIGEN BEGRIFFEN VON UNSEREN WESENTLICHEN BEDÜRFNISSEN.
- [J 948] Ich möchte zum Zeichen für Aufklärung das bekannte Zeichen des Feuers vorschlagen. Es gibt Licht und Wärme, es [ist] zum Wachstum und Fortschreiten alles dessen, was lebt, unentbehrlich, allein - unvorsichtig behandelt, brennt es auch und zerstört auch.
- [L 88] Auf den Fenstern der Aufklärung ruht in Deutschland wenigstens eine schwere Taxe.
(E?)(L?) https://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung
Der Begriff "Aufklärung" bezeichnet die um das Jahr 1700 einsetzende Entwicklung, durch rationales Denken alle den Fortschritt behindernden Strukturen zu überwinden. Es galt, Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen. Seit etwa 1780 bezeichnet der Terminus auch diese geistige und soziale Reformbewegung, ihre Vertreter und das zurückliegende "Zeitalter der Aufklärung" ("Aufklärungszeitalter", "Aufklärungszeit") in der Geschichte Europas und Nordamerikas. Es wird meist auf etwa 1650 bis 1800 datiert.
...
Herkunft
Der Begriff "Aufklärung" ist eng verbunden mit der frühmodernen Verurteilung des Mittelalters als einer Epoche der Dunkelheit und des finsteren Aberglaubens, die im Vergleich zur Antike als rückständig galt. Die Neuzeit sollte der Dunkelheit des Mittelalters das Licht der Erkenntnis entgegensetzen. Die Lichtmetaphorik konnte von der Antike übernommen werden: Vom Licht der Erkenntnis wurde in der griechischen Philosophie (zuerst von Parmenides), in der spätantiken Gnostik sowie in der Bibel gesprochen. Der Ausdruck ist zugleich mit einer Bemühung um "Klarheit der Begriffe" ("clare et distincte") als Maßstab der Wahrheit verbunden – etwa bei René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz und Johann Heinrich Lambert.
Der Gebrauch des englischen Verbs "to enlighten" und des Partizips "enlightened" war seit dem 17. Jahrhundert üblich. Sie bedeuten "Verständnis schaffen" und "aufgeklärt" im Sinne von "über eine Sache erhellend informiert". Das Substantiv "Enlightenment" wurde erst im 20. Jahrhundert als Epochenbegriff gängig. Der deutsche Ausdruck "Aufklärung" wurde um 1770 üblich. Immanuel Kants berühmte Beantwortung der Frage: "Was ist Aufklärung?" (Dezember 1784) reagierte auf einen Aufruf der Berliner Monatsschrift zur Klärung eines Begriffs. Auch hier ging der Epochenbegriff aus dem bis dahin unauffälligen Sprechen von "aufklären" im Sinne von "sich über einen Sachverhalt Klarheit verschaffen" hervor. Nach Kant ist "Aufklärung" "der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" (wobei er Unmündigkeit als "Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen" versteht), also die Entwicklung zu einer mündigen Persönlichkeit, zugleich erklärte er "sapere aude" ("wage es, weise zu sein!") zum Wahlspruch der Aufklärung.
...
Jean-Baptiste Dubos sprach 1732 erstmals von einem "Siècle des Lumières" ("Jahrhundert der Lichter"). Jean-Jacques Rousseau und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert (1751 in seiner Einleitung zur Encyclopédie) griffen den Ausdruck auf. Die Vertreter dieser neuen Denkweise wurden "Les Lumières" genannt.
...
(E?)(L?) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_gefl%C3%BCgelter_Worte/A#Aufkl%C3%A4rung_ist_der_Ausgang_des_Menschen_aus_seiner_selbst_verschuldeten_Unm%C3%BCndigkeit.
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.
Diese Definition des Begriffs Aufklärung stammt vom Philosophen Immanuel Kant und steht in der 1784 veröffentlichten Abhandlung Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
(E?)(L?) https://www.wissenschaftsjahr.de/2007/coremedia/generator/wj/de/02__ABC_20der_20Menschheit/A.html
"Man muss diesen ganzen alten Unfug ausrotten! Die Schranken umstoßen, die nicht die Vernunft gesetzt hat! Den Wissenschaften und Künsten eine Freiheit wiedergeben, die für sie so unersetzlich ist!" Wer so sprach, war Denis Diderot, der führende Kopf der großen "Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers" (Enzyklopädie oder vernünftig aufgebautes Wörterbuch der Wissenschaften, der Künste und des Handwerks).
Die 28 Bände und über 70.000 Einträge umfassende Encyclopédie, veröffentlicht in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in Paris, gilt als das zentrale Projekt jener Epoche, die wir heute als "Zeitalter der Vernunft", als das "philosophische Jahrhundert" oder ganz einfach als "Aufklärung" bezeichnen.
Vorausgegangen war ein komplexer Prozess der Emanzipation der Philosophie von der Theologie, als deren "Magd" sie einst bezeichnet worden war. Schließlich überwölbte die Philosophie auch die alten Artes-Disziplinen, stieg im Zeichen des Rationalismus zur neuen Universalwissenschaft auf. Die Philosophie wurde zur entscheidenden Stichwortgeberin für die Vernunft-Revolution: "Aufklärung", das bedeutet in den berühmten Worten Immanuel Kants aus dem Jahr 1784, den "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit". Öffentlich sollten die Bürger von ihrer Vernunft Gebrauch machen und, wenn nötig, die Notwendigkeit von Reformen an ihren König herantragen.
Anders als der vorsichtige deutsche Philosoph nahmen die französischen Aufklärer die etablierten Autoritäten direkt und tatkräftig ins Visier. Ihr größtes Projekt, die Encyclopédie, verkörperte allein durch ihre bloße Existenz einen Triumph des freien Denkens, der Säkularisierung und des privaten Unternehmertums. Betrieben wurde sie von einer Handvoll "hommes des lettres", also Intellektuellen, Bohèmiens und Universalgelehrten. Viele von ihnen stammten aus einfachen Verhältnissen. Von den Zuarbeitern waren etliche zugleich Autoren von illegalen Pamphleten, die heimlich in Wirtshäusern und an Straßenecken verkauft wurden.
Aber bereits die Encyclopédie selbst war Grund genug, dass Denis Diderot und seine Mitstreiter Louis de Jaucourt, Jean d’Alembert und Jean Jacques Rousseau im Polizeistaat Ludwig des XV. bedroht und bespitzelt wurden, dass man sie gefangen nahm, ins Exil trieb und ihren Besitz beschlagnahmte.
Das Unternehmen der Encyclopédie trotzte all diesen Umständen. Schließlich war sie kein gewöhnliches Nachschlagewerk, das zusammengetragene Wissen aus Wissenschaft, Kunst und Handwerk kein Selbstzweck. Die Autoren hatten es auf ein neues Ideal der Bildung des Menschen und eine Reform der Gesellschaft abgesehen.
Statt an die Autorität von König und Kirche glaubten die Enzyklopädisten daran, dass alle Menschen aufgrund ihrer Vernunft gleichermaßen frei seien, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Vor allem in Gestalt dieses Grundgedankens trat die Aufklärung einen Siegeszug über ganz Europa und schließlich weite Teile der Welt an: die Menschenrechte, die Freiheit der Person und der Religion, die Demokratie und der Rechtsstaat bis hin zum Ideal der Toleranz – all dies sind Früchte der Aufklärung.
Die modernen Wissenschaften vom Menschen, die sich im Zuge der Aufklärung entwickelten, gaben den Nährboden ab, auf dem diese Ideen zur Reife gelangen konnten.
Gesellschaftswissenschaften und Geschichtsforschung, der historisch-kritische Umgang mit religiösen Textquellen, die Vorstellung von einer Entwicklung der Kulturen wurden von den Autoren der Aufklärung erst als eigenständige Felder akademischer Tätigkeit etabliert.
Leben wir heute also in einem aufgeklärten Zeitalter? Schließlich sah sich die Aufklärung in den modernen Geisteswissenschaften einer kritischen Überprüfung ausgesetzt: Während die Sozialphilosophie Frankfurter Prägung bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts vor einem immer drohenden Umschlag der Aufklärung zurück in den Mythos warnte, lehnten sich später postmoderne Denker aus Soziologie und Philosophie gegen den Absolutheitsanspruch der aufklärerischen Vernunftdogmatik auf. Genau diese Kritik aber darf als positives Anzeichen gelten: Aufklärung ist kein Zustand, sondern ein lebendiger Prozess.
(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Aufklärung
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "Aufklärung" taucht in der Literatur um das Jahr 1640 / 1760 auf.
(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2021-04